Risiko-Dialoge: Wirksamkeit und Erfolgskriterien Erfahrungen der Stiftung Risiko-Dialog acatech – Dialog vs. Partizipation 24. November 2011
Matthias Holenstein, MSc ETH, MAS PSM Mitglied der Geschäftsleitung Stiftung Risiko-Dialog
Gliederung
1. Einleitung: Wirksamkeit und Erfolg von RisikoDialogen? 2. Wirkung - am Beispiel konkreter Dialoge I. II. III.
Wissen, worum es geht: Geothermie St. Gallen Prozesse gestalten: Dialogforum Nano Befähigen, (wieder) zu arbeiten: Geothermie Basel
3. Erfolgsfaktoren: Was braucht es?
Matthias Holenstein
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Die Stiftung Risiko-Dialog: Ziele und Kompetenzen • Die neutrale und gemeinnützige Stiftung Risiko-Dialog führt seit 1989 frühzeitig Akteure unterschiedlicher Interessengruppen zusammen. Ziel ist, zu einem kompetenten Umgang der Gesellschaft mit Risiken (d.h. Chancen und Gefahren) beizutragen und Lösungen zu entwickeln. • Kernkompetenzen: Risikowahrnehmung und kommunikation, Expertise in öffentlichen Risikodebatten, in den Bereichen Energie und Infrastruktur, Naturgefahren, öffentliche Sicherheit und Nano
Matthias Holenstein
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Tätigkeit der Stiftung
Prozessbegleitung und -beratung
Beratung, Begleitung
Bürgerdialoge Stakeholder-Dialoge Dialog-Plattformen Exkursionen, Tagungen, Symposien
Studien und Publikationen Screening und Analysen von Risikodebatten
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Dialoge
Research
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«Welche Wirkung erwarten Sie vom Risikodialog?»
• Jede(r) fühlt sich ernst genommen • Jede(r) kann mitreden / mitentscheiden • Jede(r) hat Veto • Jede(r) ist zufrieden mit dem Verfahren / Resultat • Projekt ist akzeptiert / verhindert / (Neue) Lösung • Vertrauen ist vorhanden • Keine Konflikte
• Etc.
Matthias Holenstein
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Voraussetzungen für tragfähige Akzeptabilität / Konzeption von Projekten
1. Früherkennung von Projekt(elementen), bei denen Chancen und Gefahren umstritten sein können
Unterschiedliche Wahrnehmungen (und deren Hintergründe) ermitteln
2. Partizipative Dialoge zu umstrittenen Aspekten führen
(Frühzeitige) Einbindung der Bevölkerung und Interessensgruppen Neutrale und professionelle Begleitung resp. Moderation Ergebnisoffenheit (in zu definierenden Aspekten)
Keine einfachen oder schnellen Lösungen erwarten (lassen)! Matthias Holenstein
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Wahl der adäquaten Risiko-ManagementStrategie – am Bsp. Risikocharakter Untiefe Geotherme
Tiefe Geotherme
Nutzung Kernenergie
Quelle: IRGC (http://www.irgc.org)
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Fallbeispiel 1: Geothermie St. Gallen (CH)
Quelle: http://www.geothermie.sg.ch Matthias Holenstein
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Früherkennung: Wissen, was bewegt, Wahrnehmung Geothermie St. Gallen Hoffnungen / Chancen
Sorgen / Gefahren
• Saubere Energieversorgung
• Unsicherheiten Technik, Projekt, Geologie, Finanzen
• Abkehr von nichterneuerbaren Energien
• Unbegreifbares: Was spielt sich dort unten ab?
• Unabhängigkeit: Technik, Preise, Firmen / Staaten
• Grossprojekt in allen Dimensionen zu stemmen?
• Aufbruch von Stadt und Region • Bewusstseinswandel hin zum „besseren Menschen“
• Emissionen und Erschütterungen • „Reinhypen“ / Profilierung?
Individuelle / gesellschaftliche Ambivalenz Matthias Holenstein
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Wirksamkeit des Projekts Geothermie St. Gallen, CH 1. Wissen, was (warum) konkret bewegt 2. Hintergründe verstehen 3. Identifikation von potentiellen „Verlierern“
4. Signal: Wir interessieren uns für euch. 5. Entscheidungsgrundlage weiteres Vorgehen (inkl. Volksabstimmung und Kommunikation) Im Fall St. Gallen: Bedarf für „traditionellen“ RisikoDialog eher gering, aber „runder Tisch“, „Kongress“, „Ausstellung“, „Einzelgespräche“ etc. Matthias Holenstein
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Fallbeispiel 2 BASF Dialogforum Nano • Stakeholder-Dialog zur Kommunikation von Nanotechnologien • Beteiligt waren rund 40 Akteure aus Wissenschaft, NGO, Industrie, Gewerkschaft Kirche und Verbraucherorganisationen • Thema: Information und Transparenz entlang des Produktlebensweges von Nanomaterialien
• Ziel: Kommunikationsempfehlungen zu einem umstrittenen Technologiefeld, die von allen Stakeholdern akzeptiert sind. • Ergebnis: Gemeinsamer Abschlussbericht mit Empfehlungen zu einer proaktiven und transparenten Kommunikation
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Wirksamkeit BASF Dialogforum Nano 1. Signal zwischen den Stakeholdern und an Gesetzgeber zu proaktiver Verantwortungsübernahme 2. Persönliche Kontakte erleichtern Kommunikation der Delegierten 3. Abschlussbericht gibt konkrete Empfehlungen für die verschiedenen Stakeholder 4. Orientierungshilfe in sehr komplexen nur beschränkt staatlich regulierten Bereichen
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Fallbeispiel 3 Risikodialog Geothermie Basel
Quelle: Neue Zürcher Zeitung Matthias Holenstein
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Risikodialoge Geothermie Basel • Bürger- und Parlamentarier-Dialoge zur weiteren Nutzung der Geothermie in Basel nach den induzierten Erschütterungen (2008/2009) • Zielsetzung ● Basis für risikokompetente Entscheidung zur Nutzung der tiefen Geothermie ● Integration der Meinungen, Hoffnungen und Sorgen, um Vertrauen aufzubauen ● Keine Verfestigung der Meinungen, ergebnisoffener Dialog • Format mit Face-to-face-Dialogstationen ● Geschlossene Veranstaltungen für Parlamentarier ● Zwei öffentliche Anlässe für die Bevölkerung inkl. Medienkonferenz Matthias Holenstein
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Wirksamkeit des Risikodialog Geothermie Basel 1. Risikokompetente Entscheidung für eine differenzierte Risikoanalyse (Politik) 2. Vertrauen in Akteure wiederhergestellt – Weiteres Vorgehen ermöglicht 3. Wissensgleichstand gestärkt / aktive Auseinandersetzung mit Technologie
4. Kritikpunkte / Handlungsfelder identifiziert 5. Lehren für andere Geothermieprojekte etc.: Umfassende Risikokommunikation
Matthias Holenstein
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Wirksamkeit von Dialogen (allg.) • Dialoge gewährleisten Verlässlichkeit der Ergebnisse und ermöglichen umfassenderes Risikomanagement • Persönlicher Austausch erleichtert Anschlusskommunikation / «Aufeinander-Zugehen» • Wahrnehmungs- und Bewusstseinsschärfung • Erhöhung gesellschaftlicher Risikokompetenz • Klarheit für Abstimmungen resp. politischen Prozess Matthias Holenstein
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Erfolgsfaktoren für partizipative Dialoge • Breites spezifisches Risikomanagement (technische, ökonomische, soziale, ökologische Aspekte) inkl. Risikokommunikation im konkreten Kontext • Ergebnisoffenheit, Transparenz und Allparteilichkeit; Grundhaltung: Partizipation zu einem akzeptables Projekt • Spielräume klären und eigene Positionen deklarieren: Worüber soll diskutiert werden? Was wollen wir? • „Verlierer“ / andere Perspektiven frühzeitig einbinden
• Handlungswissen vermitteln: Was kann ich tun? • Lokaler Nutzen für Betroffene, lokale Verankerung z.B. via Stadtwerke (vs. Nimby), politischer Prozess
• Vertrauen und wenig (Zeit-)Druck hilft, Haarspalterei kaum Matthias Holenstein
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Fragen und Kontakt
Stiftung Risiko-Dialog St. Gallen Zürcherstrasse 12 8400 Winterthur +41 52 262 76 16
www.risiko-dialog.ch
[email protected]
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