Psychotherapie und Bewusstsein. Spirituelle und transpersonale Dimensionen der Psychotherapie

Joachim Galuska Albert Pietzko (Hrsg.) Psychotherapie und Bewusstsein Spirituelle und transpersonale Dimensionen der Psychotherapie 3 Albert Piet...
Author: Matthias Flater
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Joachim Galuska

Albert Pietzko (Hrsg.)

Psychotherapie und Bewusstsein Spirituelle und transpersonale Dimensionen der Psychotherapie

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Albert Pietzko Vorwort 7 Joachim Galuska Auf dem Weg zu einer Psychotherapie des Bewusstseins 17 David Orlinsky Die Spiritualität von Psychotherapeuten 39 Hinderk Emrich Neurobiologie – Bewusstsein – Spiritualität 63 Wilfried und Eugenia Kuhn Neurobiologie veränderter Bewusstseinszustände 101 Andrew Cohen Der evolutionäre Kontext der Spiritualität 133 Bettina Schroeter Wer geht durch die Tür – oder was nennen wir Spiritualität? 143 Hans Kreis/Dorothea Galuska Bewusst Vision sein – Visionen der Seele verwirklichen 161 Gabrielle St. Clair Eros und Präsenz im multidimensionalen Bewusstsein 187 Ingrid Riedel Die Spiritualität C.G. Jung’s 208 Jakob Bösch/Anouk Claes Versöhnung – der wiederentdeckte Weg zur Heilung 237 Guido Peltzer Kashmirischer Shaivismus und transpersonale Psychotherapie 259 Sylvester Walch Holotropes Atmen zwischen Therapie und Spiritualität 283 Lotte Hartmann-Kottek Das Ganze, seine Teile und die bunte Spielwiese dazwischen 307

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Vorwort A LBERT P IETZKO

In der Psychotherapie haben sich in den letzten Jahren transpersonale Aspekte und Spiritualität fest etabliert. Eine steigende Zahl von Therapeuten versteht sich als „spirituell“ und berichtet, dass sie in ihrer therapeutischen Arbeit die spirituelle Dimension thematisieren. In der klinischen Praxis wurden eine Vielfalt von therapeutisch anwendbaren und effektiven Methoden und Konzepten entwickelt. Viele therapeutische Ausbildungscurricula der letzten Jahre stellen eine Verbindung von Psychotherapie, Spiritualität und Bewussteinentwicklung her. Zahlreiche Veröffentlichungen und empirische Studien zeigen das enorme Interesse und auch den Bedarf an der Erforschung von Bewusstseinsprozessen. Doch Forschung mit dem Gegenstand des „Unbekannten“, des „Transzendenten“ oder der „Seele“ ist schwierig, und so gibt es eine große Zurückhaltung in der akademischen und wissenschaftlichen Szene. Wenn sich Therapieforschung und Naturwissenschaft mit Spiritualität befassen, wird betont, dass es sich um die Annäherung an einen hochinteressanten Forschungsgegenstand handelt. Dem gegenüber stehen die Erfahrungsberichte von Klienten und Therapeuten, die den Wert von spirituellen Erfahrungen und deren Bedeutung für die psychische Gesundheit im therapeutischen Alltag erleben und beschreiben. Es ist zu beobachten, dass die Bedeutung der spirituellen und transpersonalen Dimension in der Psychotherapie derzeit von den klinisch arbeitenden Therapeuten und der empirischen Forschung unterschiedlich eingeschätzt wird, bzw. eine schlüssige Theoriebildung für die subjektiv heilsam erlebten Phänomene und Erfahrungen fehlt. Die wissenschaftlichen Beiträge in diesem Buch zeigen eine Reihe unterschiedlicher Forschungsfelder und interessanter Ergebnisse auf, was Hoffnung für einen fortschreitenden kreativen Dialog zwischen Praxis und Wissenschaft gibt.

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Albert Pietzko

Die wissenschaftliche Psychotherapie hat sich in den letzten Jahrzehnten erfolgreich der Erforschung der Psyche zugewandt. Wir verfügen über ein umfangreiches Wissen über die Entstehung innerer und äußerer Konfliktkonstellationen und der Behandlungsmöglichkeiten neurotischer Blockaden und psychosomatischer Erkrankungen. Wir wissen um die Abgründe und die dunklen Seiten der Psyche und um die Folgen traumatischer Erfahrungen in der Lebensgeschichte. Wir verfügen über eine Fülle von Methoden der unterschiedlichen Therapierichtungen, um diese Wunden zu heilen und dem Menschen die Reifung seiner personalen Identität zu eröffnen. Doch der traditionelle Begriff der „Seelenheilkunde“ hatte ursprünglich nicht ausschließlich nur die Heilung der erkrankten Psyche gemeint. Der Seelenbegriff verweist vielmehr auf die Ganzheit, Weite, Grenzenlosigkeit und den göttlichen Aspekt der menschlichen Seele. Und dazu gehören auch die Offenheit des Menschen zur Transzendenz, die Fragen des Menschen nach dem Seinsgrund und die Erfahrung von Einheit. Diese Dimensionen sind im Menschen ebenso wirksam, wie neurotische Konflikte und destruktive Interaktionsmuster. Unser Bewusstsein ist in der Lage, sowohl zu erforschen, wie ich geworden bin, so wie ich bin, als auch zu erforschen, was sich entwickeln will, wohin die eigene Existenz strebt und was sich durch uns verwirklichen will. Eine bewusstseinsorientierte Psychotherapie richtet seine Fragen und Aufmerksamkeit auf diese Dimension. Die Bewusstseinsorientierung verstehen wir als den „neuen Geist“ in einer integrierten Psychotherapie. Es ist eine Psychotherapie, die sich phänomenologisch, wissenschaftlich und methodisch der Seele als den „Ort“ der Heilung zuwendet. Sie fokussiert die Bewusstseinsorientierung und erforscht das Bewusstsein selbst, wozu es eigene Fragestellungen und Forschungsmethoden braucht. Sie spannt einen weiten Bogen, der die Spiritualität, die transpersonale Psychotherapie, die moderne Hirnforschung, die Philosophie und die Bewusstseinsforschung einschließt. Eine solche Psychotherapie wird in den nächsten Jahrzehnten die Konzeptentwicklung und die therapeutische Praxis stark beeinflussen. Es ist eine Psychotherapie des Wesentlichen, der Freiheit und der Seele in ihrem umfassendsten Sinn.

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Vorwort

In diesem Buch werden Grundüberlegungen und Methoden dargestellt, die aus der praktischen Arbeit erfahrener Therapeuten entwickelt wurden und in der Psychotherapie angewandt werden. Sie zeigen Wege auf, wie aus einem spirituellen und transpersonalem Bewusstsein psychische Konflikte zu verstehen sind und transformiert werden können. Die Artikel zeigen deutlich, dass eine solche Bewusstseinorientierung unabhängig von den verschiedenen Psychotherapieschulen ist. Die Dimension des Bewusstseins erschließt sich aus allen Perspektiven und wird in den nächsten Jahren die empirische Forschung, die Theoriebildung und die klinische Praxis stark beeinflussen. Von einer Psychotherapie als angewandter Bewusstseinswissenschaft sind aber auch Antworten auf gesellschaftliche Fragen zu erwarten. Im Fortbildungssektor und im Coaching in der Wirtschaft haben sich die von der Psychotherapie entwickelten Methoden und Modelle fest etabliert. Psychologisches Wissen wird in der Unternehmensführung umfassend angewandt. Eine Öffnung und Hinwendung vieler Führungskräfte und Unternehmer zur Spiritualität und zu Sinnfragen ist deutlich spürbar. Es wird erkannt, dass die kulturellen, wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen der Globalisierung eine tief greifende Bewusstseinsveränderung erfordern, um in der Lage zu sein, diese enormen äußerlichen Umgestaltungen in der Welt in unserem Inneren zu ordnen und zu verankern. Zur Entwicklung eines solchen erweiterten Bewussteins bedarf es effektiver Methoden und Instrumente, die in den Organisationen und Unternehmen praktisch anwendbar sind. Personale Reifung und spirituelles Wachstum von Menschen, die in politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Verantwortung stehen ist notwendig, um sich in der komplexen Wirklichkeit zu orientieren und die vorhandenen Konfliktkonstellationen in Wirtschaft und Gesellschaft zu lösen und zu transformieren. Wenn wir den Blick in die Zukunft richten, stellt sich die Frage: Welche Hoffnungen liegen in der Bewusstseinsorientierung der Psychotherapie?

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Die Dimension „Bewusstsein“ kann die verschiedenen therapeutischen Schulen wie Tiefenpsychologie, Verhaltenstherapie, Systemische Therapie und Humanistische Psychotherapie auf diesen gemeinsamen Aspekt hin integrieren. Das hat die Chance, den überflüssigen Schulenstreit innerhalb der Psychotherapie aufzulösen. Aus einer integralen Perspektive können die Stärken der jeweiligen Schulen in eine „integrierten Psychotherapie“ münden, so dass es eine Psychotherapie gibt, die der Linderung seelischen Leids und der Förderung von menschlichem Wachstum dient. Diese integrierende Dimension ist die Bewusstseinsorientierung. Es bedarf gemeinsamer Forschung, wie veränderte Bewussteinszustände entstehen und induziert werden können und wie diese für die Therapie nutzbar gemacht werden können, sowohl für die Heilung psychischer Verletzungen, als auch für eine individuelle und kollektive Bewusstseinsentwicklung. Als Menschheit werden wir uns derzeit bewusst, dass wir herausgefordert sind, auf dieser einen Erde zusammenzuwachsen. Aus interkulturellen und globalen Perspektiven wird es daher zunehmend wichtig, Zusammenhänge und Wechselwirkungen von individuellem und kollektivem Bewusstsein zu verstehen und Ansätze für die Auflösung kultureller und kollektiver Dissoziationen und Traumata weiterzuentwickeln. Eine bewusstseinsorientierte Psychotherapie kann sich zu einer Kraft entwickeln, die über die Anwendung im psychotherapeutischen und klinischen Bereich hinausgeht. Gesellschaftliche Felder wie Kunst und Kultur, Friedensarbeit, Wirtschaft, Pädagogik und Politik brauchen Impulse für ein neues Denken. Ein Denken das durchdrungen ist von Weisheit, Transzendenz und Spiritualität. Ein solches Bewusstsein ist sich seiner eigenen Polarität und Dualität ebenso bewusst wie seiner Größe, Unbegrenztheit und Freiheit. Egozentrik, Machtmissbrauch, Ausgrenzung und Gier können letztlich nur aus einem solchen Bewusstsein heraus transformiert werden, was für das Fortbestehen der Menschheit grundlegend ist. Eine solche Psychotherapie hat somit nicht nur die Aufgabe psychische Wunden zu heilen, sondern sich

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Vorwort

dem Leben selbst und dem Überleben der Menschheit in den Dienst zu stellen. Das Bewusstsein selbst kann zu einem gemeinsamen Forschungsgegenstand von Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften werden. Die Erforschung des Bewusstseins kann die Strukturen, Ausdehnungsräume und Grenzen des Denkens selbst erkennen und eine Integration und Transformation von naturwissenschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Weltbildern eröffnen. Die Forschung selbst sowie ihre Fragestellungen und Methodik sind durch die Struktur und Ausdehnung des Bewusstseins der Forscher definiert. Die Möglichkeiten einer Bewusstseinswissenschaft bestehen darin, die Entfaltung, Begrenztheit und Entwicklung des eigenen menschlichen Bewusstseins zu erkennen und zu verstehen und diese Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der Wissenschaftstheorie, der Grundlagenforschung und des Forschungsdesigns naturwissenschaftlicher und geisteswissenschaftlicher Problemlösungen anzuwenden. Die Akademie Heiligenfeld hat es sich zur Aufgabe gemacht, fördernd auf die Entwicklung eines neuen Bewusstseins einzuwirken und diesen Prozess mitzugestalten. Das vorliegende Buch entstand aus Beiträgen zum Kongress „Psychotherapie des Bewusstseins – spirituelle und transpersonale Dimensionen der Psychotherapie“ den die Akademie Heiligenfeld vom 2.-5. Juni 2005 in Bad Kissingen durchführte. Die Artikel dieses Bandes bilden die thematischen Schwerpunkte des Kongresses ab: Die ersten Beiträge beschäftigen sich mit grundlegenden Fragen zur Psychotherapie des Bewusstseins und der Perspektiven für die Psychotherapie, die in einer Bewusstseinsorientierung liegen. Die wissenschaftlichen Beiträge zeigen die Herangehensweise an den Forschungsgegenstand des Bewusstseins auf und stellen interessante und umfangreiche Ergebnisse aus der Psychotherapeutenforschung und der Neurobiologie vor.

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Albert Pietzko

Im mittleren Teil des Bandes stellen die Autoren ihre persönlichen Perspektiven und klinischen Erfahrungen im Zusammenhang mit der Bewusstseinsdimension vor: So wird die Frage aufgeworfen, was wir eigentlich „Spiritualität“ nennen, wie sich die Visionen der Seele entfalten können und was Merkmale einer evolutionären Erleuchtung in diesem Jahrhundert sind. Die Beiträge über die Bedeutung von Versöhnung und von Eros für Heilung und Transformation zeigen Möglichkeiten für die eigene Entwicklung und Anwendung im psychotherapeutischen Feld auf. Im letzten Teil des Buches werden aus der Sicht verschiedener Psychotherapieschulen deren Perspektiven auf die spirituelle und transpersonale Dimension und der Bedeutung für die klinische Psychotherapie und die Bewusstseinsentwicklung dargestellt: Die spirituelle Dimension bei C. G. Jung, das holotrope Atmen und Grundgedanken der Gestaltpsychologie werden beschrieben. Alle Autoren dieses Buches und auch die anderen Referenten unseres Kongresses sind Vorreiter für eine Psychotherapie des Bewusstseins, die sich weiter entfalten und etablieren wird. Der gute Geist, der sich während des Kongresses entfalten konnte, war von Offenheit, Achtsamkeit, Weite, Herzlichkeit und einer spürbaren tiefen Verbindung zum eigenen Sein getragen. Die Akademie Heiligenfeld wird diesen Prozess weiterhin mit Kongressen und Veröffentlichungen fördern und ist Forum für einen inspirierenden, kritischen und kreativen Dialog.

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Vorwort

Albert Pietzko, geboren 1953, Dipl.Päd., Dipl.Soz.Päd, Klinischer Gestalttherapeut, Coaching und Training für Führungskräfte, in der Strategischen Leitung der Heiligenfeld Kliniken, bis 2005 Leiter der Akademie Heiligenfeld. Ziel meiner Arbeit ist die Förderung eines ganzheitlichen Bewusstseins bei Menschen in Führungsverantwortung und die Entwicklung von Spiritualität in der persönlichen Lebensführung. Im Bereich Coaching und Training arbeite ich schwerpunktmäßig mit Führungskräften im Gesundheitswesen. In Seminaren und im Einzelcoaching vermittle ich Themen, die sowohl für eine ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung als auch für eine gesunde Personalentwicklung gleichermaßen relevant sind: • Mut zu Kreativität und Selbstverwirklichung • Reflexion persönlicher Werte und Ziele in der Arbeit • Achtsamkeit für Wachstum und Wachstumsgrenzen • Förderung von Selbstverantwortung und Kooperationsfähigkeit • Hinwendung zu Sinnfragen und ethischem Bewusstsein. In einem von mir entwickelten Curriculum „Spirituelle Lebensund Sterbebegleitung“ fördere ich die professionelle Kompetenz von Menschen, die andere in existenziellen Krisen begleiten. Diese Arbeit fördert das Bewusstsein, dass in der kreativen Auseinandersetzung mit Krisenphasen des Lebens ein bedeutsames Potenzial für ein persönlich und beruflich erfülltes Leben liegt. In der Unternehmensgruppe Heiligenfeld konzipiere ich Kongresse zu den Themenfeldern: Spiritualität, transpersonale Psychotherapie und ethisches Handeln in der Wirtschaft. Einen besonderen Schwerpunkt meiner derzeitigen Aufgaben sehe ich in der Entwicklung eines Wertemanagements im Unternehmen Heiligenfeld. Mein persönliches Interesse liegt derzeit in der Erforschung menschlicher Arbeit. Dabei beschäftigen mich Fragen wie: Was ist beseelte Arbeit? Was ist das Wesen einer guten Arbeit? Wofür lohnt es sich wirklich, seine persönliche Ressourcen einzusetzen, um sich und sein Tun in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen? Mein spiritueller Weg führte mich durch eine tiefe Lebenskrise zur christlichen Mystik und den Weg des ZEN.

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Akademie Heiligenfeld Die Akademie Heiligenfeld ist die Bildungseinrichtung der Unternehmensgruppe Heiligenfeld. Sie bietet Veranstaltungen zu wesentlichen Themen für die Bewusstseinsentwicklung, persönliches und spirituelles Wachstum, professionelle Fachkompetenz und ethische Verantwortung in der Gesellschaft an. Ein besonderes Anliegen ist die Integration der spirituellen Dimension in gesellschaftliche Felder wie Psychotherapie, Medizin, Wirtschaft, Pädagogik und Kultur. Die Akademie Heiligenfeld bietet ein Forum für „Neues Denken“ und einen „Neuen Geist“. Sie will Menschen ansprechen, die nach neuen Perspektiven in Psychotherapie, Bewusstseinsforschung, Unternehmensführung und Mitgestaltung gesellschaftlicher Felder suchen. Zu den regelmäßig stattfindenden Kongressen und Symposien werden Wissenschaftler, Praktiker und spirituelle Lehrer als Referenten eingeladen, die Pioniere für diesen „Neuen Geist“ sind.

Akademie Heiligenfeld GmbH Bismarckstr. 40 Tel: +49 (0) 971 8206-3600 Fax: +49 (0) 971 8206-3601 e-mail: [email protected]

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D-97688 Bad Kissingen Mobil: +49 (0) 160 97822668 www.akademie-heiligenfeld.de

Auf dem Weg zu einer Psychotherapie des Bewusstseins J OACHIM G ALUSKA

Siehe, ich wusste es sind solche, die nie den gemeinsamen Gang lernten zwischen den Menschen; sondern der Aufgang in plötzlich entatmete Himmel war ihr Erstes. Der Flug durch der Liebe Jahrtausende ihr Nächstes, Unendliches. Eh sie noch lächelten weinten sie schon vor Freude; eh sie noch weinten war die Freude schon ewig. Frage mich nicht wie lange sie fühlten; wie lange sah man sie noch? Denn unsichtbare sind unsägliche Himmel über der inneren Landschaft. Eines ist Schicksal. Da werden die Menschen sichtbarer. Stehn wie Türme. Verfalln. Aber die Liebenden gehn über der eignen Zerstörung ewig hervor; denn aus dem Ewigen ist kein Ausweg. Wer widerruft Jubel? RAINER M ARIA RILKE

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Hintergründe der Transpersonalen Orientierung Wird dieses Jahrhundert ein Jahrhundert des Bewusstseins? Und welchen Beitrag kann eine transpersonale Orientierung in der Psychotherapie dazu leisten? Um diese Fragen zu beantworten, möchte ich zunächst eine kurze Standortbestimmung machen. Die transpersonale Orientierung hat mindestens vier Hintergründe: 1. Sie entwickelte sich aus der humanistischen Psychologie. Forscher wie Sutich und Maslow erkannten, dass die menschliche Entwicklung über die Fähigkeit zur Selbstverwirklichung, Authentizität, Begegnung und Weltverantwortung hinausgeht und einen Bezug zur Transzendenz entwickelt. Das Persönliche wird überschritten zum Transpersönlichen, zu einer Struktur größerer Weite und Offenheit für den Seinsgrund, das Göttliche, das Absolute. 2. Eine transpersonale Orientierung versucht in wissenschaftlicher Weise das Wissen der spirituellen Wege zu verbinden mit der modernen Psychotherapie. Daraus entstanden eine Fülle neuer Methoden, wie etwa die Initiatische Therapie Graf Dürkheims, die Ridhwan-Arbeit von Almaas und viele andere. Meditation wird im klinischen Kontext eingesetzt und therapeutisches Wissen für den spirituellen Weg fruchtbar gemacht. 3. Eine transpersonale Orientierung nutzt veränderte und erweiterte Bewusstseinszustände für den Heilungs- und Entwicklungsprozess. Am bekanntesten dafür sind die Arbeiten von Stan Grof. Hier ist aber auch das riesige, bei weitem nicht ausgeschöpfte Feld der Erforschung schamanischer und anderer Methoden der Bewusstseinsveränderung und ihre Nutzung für die Therapie zu beachten (z. B. in der Ethnomedizin). 4. Die transpersonale Orientierung entstammt der geisteswissenschaftlichen Tradition unserer Kultur, wie Ken Wilber (1996) ausführlich erläutert hat. In Frankls Logotherapie

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oder der Daseins-Analyse lässt sich dies noch sehr deutlich erkennen, spiegelt sich aber auch in Grundfragen, mit denen ein transpersonal orientierter Therapeut arbeitet, wie: Wer bin ich? Was ist Sein und Nicht-Sein, Leben und Sterben, unsere Lebensaufgabe, ein gutes und erfülltes Leben? In den letzten 30 Jahren hat die transpersonale Orientierung eine Fülle von therapeutisch anwendbaren Methoden und Konzepten entwickelt und sich um deren wissenschaftliche Erforschung bemüht. Davon zeugen die von Edith Zundel und mir seit 1995 herausgegebene Fachzeitschrift „Transpersonale Psychologie und Psychotherapie“, das von Wilfried Belschner initiierte „Deutsche Kollegium für Transpersonale Psychologie und Psychotherapie“ und andere Aktivitäten. Sie wird jedoch bisher nicht von der akademischen Psychologie und Psychotherapie in dem Maße beachtet, wie es ihr gebührt, und sie hat bisher auch nicht die akademischen Wissenschaften entsprechend beeinflusst. Die abwertende Besetzung des Esoterik-Begriffs, die sich auf eine flache spekulative Esoterik bezieht, wird, wie in den USA, in etwas abgeschwächter Form auch bei uns auf den Begriff des Transpersonalen übertragen. Und es ist uns letztlich bisher noch nicht gelungen, das enorme Potenzial aufgeklärter Spiritualität wirksam in das Gesundheitswesen und in andere gesellschaftliche Felder hineinzutragen. Ich denke es ist gegenwärtig noch offen, ob sich eine transpersonale Orientierung in der Psychotherapie, der Medizin und anderen Feldern der Gesellschaft, wie z. B. Coaching, Unternehmensführung, Kunst, Kultur und Friedensarbeit ausbreiten wird, oder ob sie durch abwegige Methoden und spekulative Konzepte einer beliebig verstandenen Spiritualität zunehmend verwässert wird und sich auflöst.

Die Seele Dabei verweist die transpersonale Orientierung und der Begriff des Transpersonalen auf einen Entwicklungsprozess, der uns für die Psychotherapie etwas Fundamentales und Bedeutendes geben kann. Als Psychotherapeuten können wir heute ganz gut

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die reife personale Identität eines Erwachsenen beschreiben. Sie besteht aus einem komplexen Gefüge von Rollen und Bildern von uns selbst, die zusammenpassen und zu einer gewissen Kohärenz führen müssen. Die erwachsene Persönlichkeit besitzt eine Integrität im Sinne eines Erlebens des Ganzseins und des Integriertseins, was natürlich auch Konflikte beinhalten kann. Entscheidend ist, dass ich im Zentrum einer passenden Konzeption von mir selbst und der Welt stehe und sich dies in meinen Begegnungen und Beziehungen aktualisiert und weiterentwikkelt. Ein wesentliches Merkmal unseres erwachsenen Ichs ist die Fähigkeit zur Selbstreflexion, zur Selbstbeobachtung und zur Weltreflexion, zur Weltbeobachtung, also die Beobachtungsfähigkeit, die Bewusstheit für all das, was man ist und was einem zustößt. Diese Fähigkeit kann wachsen und uns in die Position versetzen, bewusst Erlebende und Handelnde in unserem eigenen Leben zu sein. Wird nun diese innere Position untersucht und vertieft, so finden wir Charakteristika, die wir als Eigenschaften unserer Seele beschreiben könnten (Galuska, 2003a). Ich verankere mich in meiner Bewusstheit, in einem aufmerksamen Raum, innerhalb dessen alles stattfindet, was ich erlebe. Hier fühle ich mich zu Hause, fühle ich mich zentriert und voller innerer Ruhe. Hier bin ich offen und weit und verbunden mit allem Geschehen, das mich in der Tiefe berühren kann. Hier kann ich spüren, was geschieht, wenn ich meine Souveränität verliere und mich in einer Teilidentität, einer Rolle oder gar einem Konflikt zwischen Teilrollen verliere, und wie sich dies wieder auflösen kann. Hier kann ich spüren, dass da etwas Größeres und Tieferes ist, das mich trägt. Diese Entwicklung zur stabilen Bewusstheit für das Spiel von Identifizierung und Desidentifizierung ist ein enormer Schritt in der menschheitsgeschichtlichen Entwicklung. Er ermöglicht uns eine neue und fundamentale innere Freiheit und ist eine entscheidende Voraussetzung für eine Flexibilität in einer sich wandelnden Welt, die wir vorher nicht hatten. Die reife erwachsene Alltagsidentität des Gebundenseins an Rollen und Identifizierungen nennen wir personal, und die tiefere Ebene der Bewusstheit, die das Personale überschreitet, kann daher als transpersonal bezeichnet werden.

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Ich würde jedoch heute lieber davon sprechen, dass wir in dieser Entwicklung unsere Seele wecken (Galuska, 2003b). Ich meine damit einen Seelenbegriff, der nicht auf die Funktionen der Psyche reduziert wird oder auf den Umgang mit den eigenen Gefühlen oder den eigenen Kognitionen beschränkt wird, wie es die moderne Psychotherapie tut. Die Seele ist mehr als der Ort der inneren Konflikte zwischen den verschiedenen Persönlichkeitsinstanzen, zwischen Bewusstem und Unbewusstem. Wir haben in unserer eigenen Tradition eine Geschichte des Seelenbegriffs, die sehr viel weiter geht. Die Seele hatte immer eine religiös-spirituelle Dimension. Sie war so etwas wie ein Mittler zwischen Diesseits und Jenseits, ein Bote zwischen den Welten. Sie hatte immer etwas Spirituelles und Göttliches. Sie ist dem Menschen als Hauch Gottes eingeatmet. Dies ist natürlich ein Bild. Kein aufgeklärter Mensch wird glauben, dass die Seele etwas Konkretes ist, das man irgendwo im Gehirn oder im Zwerchfell findet. Wir Menschen haben den Seelenbegriff immer religiös interpretiert. Heute könnte man sagen, finden wir in uns eine Struktur, die offen und transparent ist für das Transzendente, wie Graf Dürkheim (1973) es formuliert hat. Diese Struktur können wir spüren und verwirklichen. Wir können verankert in unserer Seele sein und dies ausstrahlen. Mit Begriffen lässt sie sich jedoch nicht greifen, sie entzieht sich einer allzu strengen Konzeptionalisierung. Eine der vornehmsten Aufgaben der transpersonalen Orientierung könnte im Moment sein, den Seelenbegriff wieder in den Stand zu setzen, der ihm zukommt, und die Reduzierung, die der Seelenbegriff durch die wissenschaftliche Psychologie und Psychotherapie seit dem 19. Jahrhundert erfahren hat, wieder aufzuheben. Man könnte eigentlich sagen: Die transpersonale Psychologie und Psychotherapie sind die Psychologie und Psychotherapie der Seele. Dies meint zum einen, dass eine Psychotherapie der Seele einem Menschen hilft, seine Seele zu wecken, zu entfalten und zu entwickeln. Und zwar ist dies in einem umfassenderen Sinn gemeint, sowohl die Identität der Persönlichkeit zu tragen, als aber auch offen zu sein für das Unbekannte und Transzendente. Sie hilft ihm, diesen Reifungsschritt zu machen, zunächst als Erfahrung und dann zunehmend als Haltung, als innere Sicherheit in der

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Seele verankert zu leben, das eigene Leben beseelt zu leben, beseelt zu arbeiten, beseelt Beziehungen zu gestalten. Und zum anderen kann eine transpersonale Psychotherapie dazu beitragen, dass ein Psychotherapeut beseelt Psychotherapie macht, dass also z.B. ein Verhaltenstherapeut oder Psychoanalytiker mit der gesamten Kraft seines Wissens und seiner methodischen Kompetenz beseelt handelt. Dann begegnet er dem Menschen anders, als wenn er ihn nur als psychodynamisches, von miteinander in Konflikt stehenden Triebkräften gesteuertes Wesen sieht, oder als eine Person, die mit ihren Kognitionen bessere Wege gehen muss, oder als einen Menschen, der in familiensystemischen Zusammenhängen gefangen ist und dafür neue Lösungen finden muss. Dies alles ist auch richtig, aber eben nur ein Teil unseres Menschseins. Und die Frage ist, was ist eigentlich das Umfassende, das alle diese Teile und Aspekte in sich trägt? Und dafür finde ich das Wort „Seele“ eigentlich passend. Viele Menschen fühlen sich intuitiv von diesem Wort angesprochen: „Wenn ich auf die Stimme meiner Seele höre, dann sagt sie mir ...“ Menschen meinen damit, dass dies eine tiefere Wirklichkeit beschreibt als die ihres Alltagsbewusstseins. Aber der Seelenbegriff ist für die gegenwärtige wissenschaftliche Welt, die sich in ihren Konzepten und Messungen verliert, zu virtuell, zu weich und zu unpräzise. Und obwohl wir dies dringend brauchen, eine Psychotherapie, die beseelt ist und hilft ein beseeltes Leben zu führen, ich fürchte der transpersonalen Orientierung wird es nicht gelingen, dies in der Breite zu vermitteln.

Integrales Denken Ken Wilber und die von ihm ausgehende Bewegung versuchen daher, zunächst ein integrales Denken in die Welt zu bringen, im Sinne einer integralen Psychologie (Wilber, 2001) oder integralen Psychotherapie. Dieses Denken trifft – bezogen auf die Psychotherapie – auf den Zustand eines wissenschaftlichen Fachgebietes, das noch weitgehend im perspektivischen Denken gefangen ist. Damit meine ich die Identifizierung mit einer Schule oder

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einem Theoriemodell. Psychotherapeuten in der Praxis sind da oft schon weiter, denn sie haben ganz verschiedene Methoden und Paradigmen gelernt und wenden sie intuitiv an. Sie wissen im Grunde nicht, welche innere Struktur sie dazu bringt, jetzt körperorientiert, psychodramatisch, tiefenpsychologisch deutend oder beratend, informativ oder übend zu intervenieren. Sie tun es einfach, haben aber noch kein Bewusstsein über ihre integrale Struktur. Aber sie bestimmen natürlich nicht den wissenschaftlichen Entwicklungsprozess, der immer noch von den Puristen der jeweiligen Schule dominiert wird. Dies sind bei uns an den Universitäten vorwiegend Verhaltenstherapie und Psychodynamik. Und diese denken perspektivisch in dem Sinne, dass alle anderen Paradigmen für sie unwissenschaftlich sind, nur das eigene sei wissenschaftlich. Integral wäre es, komplexe Modelle zu entwickeln oder zumindest bereit zu sein, die eigene Perspektive zu wechseln und zu sehen, was geschieht, wenn ich aus der Perspektive eines völlig anderen Denkmodells mein Tätigkeitsfeld betrachte. Integrale Theoretiker würden nun sagen: wenn ich nur oft genug die Perspektiven wechsele, dann entsteht in mir eine Struktur der Fähigkeit zum Perspektivwechsel, und diese ist eigentlich erst das Integrale. Eine integrale Struktur ist in der Lage, Identifizierungen aufzulockern, aufzugeben und den inneren Platz zu finden, der desidentifiziert ist und damit völlig offen ist für das Fachgebiet, für das Leben, für das Unbekannte. Und diese Position ist im Grunde transpersonal. So besitzt also die transpersonale Orientierung eine integrative Kompetenz, ein integratives Potenzial, und dies könnte ein sehr wertvoller Beitrag zur Weiterentwicklung der Psychologie und der Psychotherapie sein. Darüber hinaus könnte sie auch helfen, altes Wissen unserer eigenen Kultur und anderer Fachdisziplinen, wie das der Philosophie oder der Religionswissenschaften mit einzubeziehen in den Strom der wissenschaftlichen Weiterentwicklung. Dieses Potenzial wird zurzeit nicht gut genutzt. Es liegt natürlich oft an den Sprachbarrieren der wissenschaftlichen Gebiete. Man müsste eben Begriffe, wie den Begriff der Seele, in umfassenderer Weise neu definieren, vielleicht wie ich es ausgeführt habe, oder man müsste den wunderbaren Begriff des Geistes wieder aufnehmen. Wer in der Psychologie und

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der Psychotherapie spricht heute noch vom menschlichen Geist? Und das bedeutet, dass das ganze geisteswissenschaftliche Erbe für die Psychologie und die Psychotherapie kaum genutzt wird. Vieles von dem, was wir Menschen an solchen Begriffen, wie Geist, abgearbeitet haben, haben wir in unserer Wissenschaft verloren. Geist ist reduziert worden auf Kognitionen, wenn es hoch kommt auf Denken.

Das Bewusstsein Doch durch die moderne Hirnforschung erfährt ein anderer philosophisch noch relativ neuer Begriff eine besondere Aufmerksamkeit: das Bewusstsein. Er wurde von Christian Wolff erst 1719 in die Philosophie eingebracht (nach Metzinger, 1995). Und hier meine ich ist gegenwärtig die wichtigste Aufgabe einer transpersonalen Orientierung, nämlich beizutragen zu einer Psychologie und einer Psychotherapie des Bewusstseins. Der Entwicklungsprozess, den ich beschrieben habe, von der erwachsenen Ich-Struktur hin zum Bewusstwerden dieser inneren Struktur, die wir die Seele nennen können, ist eigentlich eine Weiterentwicklung des Erkennens, des Geistes, unseres Bewusstseins. Das menschliche Bewusstsein eignet sich in diesem Prozess die nächste Bewusstseinsstruktur, nämlich die Seele, an. Und das menschliche Bewusstsein wird sich dann weiterentwickeln, der Geist entfaltet sich weiter – hin zu dem, was die Seele noch als transzendent empfindet, zum Absoluten oder Unbekannten. Die transpersonale Orientierung kann etwas sagen über die Richtung, in die sich das menschliche Bewusstsein entwickelt, und sie kann dazu beitragen, allerlei Verwirrungen über den heutigen Bewusstseinsbegriff wieder auszugleichen, denn er wird leider von der Neurobiologie reduziert auf eine Gehirnfunktion, krass gesagt, auf eine Absonderung des Gehirns. Aber wie ist eigentlich der Geist strukturiert, der das Gehirn untersucht und seine Funktionen interpretiert? Wieso können wir überhaupt ein Gehirn konzipieren, beobachten und untersuchen? Welche innere Struktur erfasst diese Untersuchungsergebnisse? Dafür besitzt die transpersonale Orientierung eine

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ganze Reihe von Werkzeugen, die es ermöglichen, diesen Ausgangspunkt des Erforschens, den Forschergeist unseres Gehirns zu beobachten. Die wichtigste Aufgabe einer transpersonalen Orientierung besteht also meiner Meinung nach zur Zeit darin, ihren Beitrag dazu zu leisten, das Bewusstsein mit all seinen Strukturen, seinem Aufbau, seiner Dynamik, seinen Entwicklungsmöglichkeiten mit zu erklären und dies für ein umfassenderes Verständnis zur Verfügung zu stellen. Und deshalb möchte ich im Folgenden versuchen, ein paar grundlegende Aspekte einer Psychotherapie des Bewusstseins zu skizzieren. Evolution entfaltet sich im menschlichen Bewusstsein. Wir sind aus archaischen, magischen und mythischen Bewusstseinsstrukturen heraus gereift, und nun wird sich das menschliche Bewusstsein dieses Vorgangs bewusst (Gebser, 1986). Unser Bewusstsein spürt sich also als Ausdruck der Evolution. Es entfaltet sich, und dieses Entfalten ist ein evolutionäres Geschehen. Unser Bewusstsein vergegenwärtigt sich seiner selbst. Vergegenwärtigung ist Realisierung, was es heißt, Mensch zu sein und ein menschliches Bewusstsein zu haben. Wir merken also, wer wir sind, verstehen und durchdringen, wie wir Realität konstruieren, gestalten und verändern. Dabei geht es nicht nur um kognitive Analyse oder logische Rückschlüsse, sondern darum, von innen her die Wirklichkeit zu durchdringen und zu spüren, wer wir sind. Dies ist ein umfassendes inneres Spüren unseres Seins, unseres Erlebens und Verhaltens, eine wirkliche Präsenz. Es geht darum, aufzuwachen zu unserem Menschsein, zu unserem Wesen, zu unseren Möglichkeiten, zu unserer Entfaltung – von innen her – und Ideologien, Schulen, Modelle, auch integrale und transpersonale Modelle, nur als Perspektiven und Hilfsmittel zu sehen. Theorien sind Instrumente. Es geht darum, wie und wozu wir sie anwenden, nicht, ob wir an sie glauben. Weltanschauungen, Religionen und spirituelle Wege sind nützlich oder nicht! Wollen wir sie nutzen, um unsere einzigartige Qualität in die Evolution einzubringen? Was haben wir wirklich dem Kosmos, diesem Planeten oder uns gegenseitig zu geben?

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