Programm heute: Umgang mit Texten und Medien - Literaturunterricht

RVL-DU heute - Umgang mit Texten - 1 Programm heute: Umgang mit Texten und Medien „Literaturunterricht“ RVL-DU heute - Umgang mit Texten - 2 1. Le...
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RVL-DU heute - Umgang mit Texten - 1

Programm heute: Umgang mit Texten und Medien „Literaturunterricht“

RVL-DU heute - Umgang mit Texten - 2 1.

Lesen als Schlüsselqualifikation der Mediengesellschaft

2.

Thema ‚Umgang mit Texten‘: Integrierter DU als Leit-Orientierung

3.

Literaturdidaktik heute - gemeinsame Grundsätze und neue Ansätze

4.

Das neue Paradigma KompetenzOrientierung nach PISA

RVL-DU heute - Umgang mit Texten - 3 Lesen als Schlüsselqualifikation der Mediengesellschaft: •Deswegen Ziele des ‚Umgangs mit Texten‘: •dauerhafte Lesemotivation •Disposition zu kultureller Teilhabe

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Ziele des ‚Umgangs mit Texten‘: •maximale Lesekompetenz, zumindest aber Erreichen der Basisstufe •wissenschaftliche Propädeutik •Literarisches Wissen, Literaturkunde

RVL-DU heute - Umgang mit Texten - 5 Integrativer Deutschunterricht bedeutet systematische Integration der Lernbereiche •‚Umgang mit Texten‘ •Sprechen und Schreiben •Reflexion über Sprache – Grammatik

RVL-DU heute - Umgang mit Texten - 6 Dies bedeutet z.B. für Schreiben als Operation die Ausformung als 1. handwerkliches Schreiben, Anstreichen etc. (Bsp. „Unverhofftes Wiedersehen“) 2. epistemisches, heuristisches Schreiben im Umgang mit Texten

RVL-DU heute - Umgang mit Texten - 7 Schreiben im Umgang mit Texten: 1. Wiedergeben: ‚schreibendes Arbeiten im Text‘ 2. Beschreiben: in eigenen Worten und Begriffen über den Text schreiben 3. Deuten: in eigenen Worten und Begriffen den Textsinn darstellen

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1. Wiedergeben, Textgenaues Lesen: •‚schreibendes Arbeiten im Text‘: Anstreichen, Unterstreichen, Zitieren, Exzerpieren •Resümieren (Übergang zum Beschreiben)

Textbeispiel J. P. Hebel: „Unverhofftes Wiedersehen“: Textbeginn - 9 In Falun in Schweden küsste vor gut fünfzig Jahren und mehr ein junger Bergmann seine junge hübsche Braut und sagte zu ihr: „Auf Sankt Luciä wird unsere Liebe von des Priesters Hand gesegnet. Dann sind wir Mann und Weib, und bauen uns ein eigenes Nestlein.“ – „Und Friede und Liebe soll darin wohnen“, sagte die schöne Braut mit holdem Lächeln, „denn du bist mein einziges und alles, und ohne dich möchte ich lieber im Grab sein, als an einem anderen Ort.“ Als sie aber vor St. Luciä der Pfarrer zum zweitenmal in der Kirche ausgerufen hatte: „So nun jemand Hindernis wüßte anzuzeigen, warum diese Personen nicht möchten ehelich zusammenkommen.“ Da meldete sich der Tod.

Textbeispiel J. P. Hebel: „Unverhofftes Wiedersehen“ - 10 Anstreichungen im Abschnitt Küsst (...) junge hübsche Braut

ohne dich möchte ich lieber im Grab sein,...

unsere Liebe wird gesegnet

Hindernis wüßte anzuzeigen, warum diese Personen nicht möchten ehelich zusammenkommen.“

Mann und Weib, Friede und Liebe eigenes Nestlein, (..) du bist mein einziges und alles

Da meldete sich der Tod.

Textbeispiel J. P. Hebel: „Unverhofftes Wiedersehen“ - 11 Semantische Struktuierung (Isotopie-Bildung) im Abschnitt Leben, Liebe

Tod

RVL-DU heute Umgang mit Texten - 12 Integration von Sprechen: Mündliche Kommunikation, Sprechen im LU als •‚Verständigung über die Textbedeutung‘ (Wieler 1989) und als •dialogischer Erkenntnisweg der Schüler/innen (Merkelbach u.a. 1995)

Beispiel: U-Gespräch (Ausschnitt) über Borchert: Nachts schlafen die Ratten doch - 13 Helge: Mit dem Mann da, der gesagt hat, äh, heut abend komm ich und hol dich, ich weiß net ganz genau, ob der, vielleicht will der dem irgendwas antun oder so. Heike: Ich glaub nicht. Also ich glaub, der will eher, daß er, also der Mann will, glaub ich, den Jungen ablenken. Und er will Kaninchen mitbringen, damit er also nicht mehr so dran denkt. Damit er's irgendwann mal vergißt.

Gemeinsame Grundsätze von Literaturdidaktik/ DU heute - 14

Geschichtlicher Rückblick 1945-2000 1945: Methodik Tradierung didaktischen Brauchtums (Bsp. Korrektur, Rezepte, Meisterlehre) 1965: Didaktik Umsetzungsdidaktik, Anwendungsdidaktik

Gemeinsame Grundsätze von Literaturdidaktik/ DU heute - 15

Geschichtlicher Rückblick 1945-2000 Positionen: 1980ff. •Poststrukturalismus •Kognitivismus •Konstruktivismus •Neuropsychologie

Gemeinsame Grundsätze von Literaturdidaktik/ DU heute - 16

Geschichtlicher Rückblick 1945-2000 Paradigmen: 1970-1980 Erfahrungswissenschaftliche Didaktik 1980ff. empirische Didaktik

Gemeinsame Grundsätze von Literaturdidaktik/ DU heute - 17

Gemeinsame Grundsätze •Empirie: Gebot empirischer Überprüfung und Verifizierung •Veranschaulichung - Stützung durch Textbeispiel

Gemeinsame Grundsätze von Literaturdidaktik/ DU heute - 18

Gemeinsame Grundsätze •Orientierung am Lerner, am literarischen Lernen •Orientierung an Kompetenz - an Aufgaben - an linearer Progression

Ziele der Literaturdidaktik heute - 19

1. Erforschung der Literatur: Weiterentwicklung des Gegenstandsfelds des Literarischen: stets neue Bestimmung, Beispiel Ausweitung in die Neuen Medien 2. Erforschung des Lernens: Erforschung ungesteuerter literarischer Lernprozesse, um sie für den Unterricht fruchtbar zu machen.

Ziele der Literaturdidaktik heute - 20

3. Praxis: Erprobung neuer Modelle und neuer Verfahren

literarischer Aneignung (z.B. Kommentar, Lektürebiographie).

4. Lehrerbildung: Einführung in die bestehende Praxis/

Anleitung zu alternativer Praxis.

Literaturdidaktik seit 1990 - 21 NEUE ANSÄTZE SEIT 1990

Textnahes Lesen

Neurophysiologische Fundierung des Lesens

Verbindung TA und HPO

Literatur und Medien

Literaturdidaktik heute: Fünf neue Ansätze - 22 1. Integration von Literatur und Medien 2. Handlungs- und Produktionsorientierung (HPO) 3. Verbindung HPO - Textanalyse 4. Textnahes Lesen 5. Neuropsychologische Fundierung des Lesens

Definition „Integration Literatur und Medien“

- 23

Systmatisch integrierte, d.h. nicht bloß additive Vermittlung von ‚Literatur‘ , literarischem Wissen und von kultureller Teilhabe über beide Medien: Print- und AV- bzw. digitale Medien (d.h. im Medienverbund)

Definition Handlungs- und Produktionsorientierung

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Aneignung und Vermittlung von Literatur in einem aktiven Handlungsprozess, der in einem Lernprodukt objektiviert wird (Text, szenische Realisation etc.), über das reflektiert und das analysiert sowie mit dem Ausgangstext in Beziehung gesetzt wird.

Imants Ziedonis: In einer Stadt In einer _______________, _____________ Stadt War eine _______________, _____________ Straße. Auf dieser _______________, _____________ Straße Stand ein _______________, _____________ Haus. In diesem _______________, _____________ Haus war ein _______________, _____________ Zimmer. In diesem _______________, _____________ Zimmer stand ein _______________, _____________ Stuhl. Auf diesem _______________, _____________ Stuhl saß ein _______________, _____________ Mensch. Er streckte seine _______________, _____________ Hand aus und ..........................................................................................

Definition Verbindung HPO-Textanalyse

- 26

HPO und Textanalyse werden systematisch aufeinander bezogen: HPO als • motivationaler oder heuristischer Vorlauf mit dem ‚eigentlichen‘ Ziel werkimmanenter Interpretation oder als • Anschluss an zur Lernkontrolle.

Bertolt Brecht: Vergnügungen 01 Der erste Blick aus dem Fenster am Morgen 02 Das wiedergefundene alte Buch 03 Begeisterte Gesichter 04 Schnee, der Wechsel der Jahreszeiten 05 Die Zeitung 06 Der Hund 07 Die Dialektik 08 Duschen, Schwimmen 09 Alte Musik 10 Bequeme Schuhe 11 Begreifen 12 Neue Musik 13 Schreiben, Pflanzen 14 Reisen 15 Singen 16 Freundlich sein.

Definition Textnahes Lesen- 28 Gegenbewegung zur Leser-Orientierung bei HPO: genaue Textlektüre. Zwei Spielarten: • genaue Textlektüre mithilfe neuerer Ansätze wie Poststrukturalismus und Dekonstruktion • genaue Textlektüre in Verbindung mit Schreiben als Aneignungsverfahren

Beispiel Textnahes Lesen mithilfe

Dekonstruktion - 29 Sarah Kirsch Meine Worte gehorchen mir nicht kaum hör ich sie wieder mein Himmel Dehnt sich will deinen erreichen Bald wird er zerspringen ich atme Schon kleine Züge mein Herzschlag Ist siebfach geworden schickt unaufhörlich Und kaum verschlüsselte Botschaften aus.

Definition Neuropsychologische Fundierung - 30 Lernerorientierte Optimierung des Leseprozesses: textgenaues Lesen durch effiziente Eröffnung, Unterstützung und Förderung des Leseprozesses unter Nutzbarmachung von Erkenntnissen der Gehirnforschung

Neuropsychologie - 31 Zuckermann: 1984: Stufen der Aktivität nach Willenberg 1999 1. Depressivität: Geringe Aktivität 2. Langeweile, Apathie: Begrenzt aktiv, introvertiert 3. Positive Gefühle, Anregung: Aktiv, sozial tätig 4. Euphorie: Sehr aktiv bis hyperaktiv 5. Angst, Stress: Ziellos, unsozial, angespannt 6. Panik: Stereotyp, paranoid, ungeordnet

Verfahren und Ziele ‚Neuro‘ - 32 1. Weckung von Wachheit, von Lernbereitschaft, von positiver Einstellung, z.B. durch Stimulierung des Kortex, mittels •Sensorik •Akustik •Gerüchen •Drogen

Verfahren und Ziele ‚Neuro‘ - 33 2. Berücksichtigung verschiedener Lerntypen (”Kognis” und ”Emis”) nach Howard Gardner 3. Ziel analytisches, genaues Lesen (Textsorten Krimis, Mietverträge) 4. Ausbildung und Einübung von Lesestrategie(n), von Metakognition (Lesen = Lernen)

Verfahren und Ziele ‚Neuro‘ - 34 5. Unterstützung des Leseprozesses durch

Vorstellungsbildung (Bilderreise)

6. Realisierung Textverstehen durch Verknüpfung von

Textelementen (aufsteigende Verstehensbildung)

Verfahren und Ziele ‚Neuro‘ - 35 Neuropsychologische Konsequenzen für gelingendes Textverstehen: •Aktivierung Parameter Emotionale Basis •Aktivierung Parameter Motorische Umsetzung •Aktivierung Parameter Kopplung Rechts-Links •Verdichtung sprachlicher und imaginativer Aspekte in Begriffen, deren Merkmale mit Textpartikeln übereinstimmen •Langandauer der Parameter

Verfahren und Ziele ‚Neuro‘ - 36 Deckengemälde des G.B. Tiepolo (1753) im Treppenhaus der Würzburger Residenz (Totale und Ausschnitt)

Verfahren und Ziele ‚Neuro‘ - 37 Arbeitsaufgaben zum Ausschnitt aus Tiepolos Deckengemälde (Ausschnitt) Versuchen Sie, sich die Figur genauer anzusehen, ihre Mimik und ihre Körperhaltung. Wohin blickt die Figur? Wo befindet sich die Figur? Vor welchem Hintergrund? Fertigen Sie eine Bildbeschreibung des Figuren-Bildes an.

Verfahren und Ziele ‚Neuro‘ - 38 Leitfragen zur Beurteilung von Bildbeschreibungen Fünf Textdimensionen 1. Präzision: Sind die Beschreibungen genau? 2. Variation sprachliche Register: Benutzen sie verständliche Fachwörter? 3. Aktivierung Visualität: Können sie bildliche Reize hervorheben? Vermitteln sie ein Raumgefühl?

Neurophysiologie - 39 Leitfragen zur Beurteilung von Bildbeschreibungen Fünf Textdimensionen 4. Aktivierung Emotionalität: Äußern die Beschreibungen Gefühle? 5. Aktivierung kognitive Strukturen: Vermitteln die Beschreibungen kulturelles Wissen? 6. Kontextuierung und Verknüpfung: Realisieren die Bildbeschreibungen ‚Rahmungen‘ ? - Realisieren sie Verknüpfungen zwischen den fünf Textdimensionen?