Pressespiegel Freitag, 11. Mai 2012 Der Tagesspiegel Traum einer Tochter Claudia Lenssen In „Schildkrötenwut“ folgt eine Berlinerin ihrem fremd gewordenen Vater nach Pary El-Qalqili weist ihrem Vater mit ausgestrecktem Finger den Platz auf dem Sitzkissen an. Vor der Kamera soll das Gespräch stattfinden, von dem sich die Tochter eine Annäherung an den fremd gebliebenen, fremd gewordenen Vater erhofft. Zwischen den tief verletzten Dickköpfen entbrennt ein Streit – unverstellt, nicht inszeniert. Die junge Regisseurin des Dokumentarfilms „Schildkrötenwut“, Tochter eines Palästinensers und einer Berlinerin, will wissen, warum der Alte seine Familie in Berlin verließ, um für Jahre nach Palästina zurückzukehren. Wo ist seine Heimat? Im Gaza-Streifen, bei den Beduinen der Negev-Wüste, in jordanischen Flüchtlingslagern, im Schatten der israelischen Sperrmauer in Qalqilia im Westjordanland – wo immer sein zerstreuter Clan Zuflucht fand? Was meint er, wenn er sagt, er kämpfe für Palästina? Seit der Vater zornig verstummt wiederauftauchte, wohnen die Eltern in verschiedenen Etagen ihres Berliner Siedlungshäuschens. Miteinander zu reden, scheint kaum möglich. Die drei „blonden Geschwister“, die die Filmemacherin erwähnt, bleiben in ihrer heiklen Familienaufstellung außen vor. Sie ist es, die ein besseres Verhältnis sucht. Ihr trauriger Kindertraum, den Vater vor seinem lähmenden Unglück beschützen zu müssen, gab den Anstoß zum Film. Pary El-Qalqili beschreibt die explosiven Emotionen, die das Flüchtlingsschicksal hinterlassen hat. Ihr westlich geprägter psychologischer Redefluss prallt auf den gedemütigten Stolz des Vaters. Eine Reise zu seinen Wurzeln soll aus dem Dilemma heraushelfen. Die Dokumentaristin macht sich auf die Suche, als stille Beobachterin: der Vater im Hotelbett, mit fernen Verwandten, beim Schwatz mit Taxifahrern. Die Bilder der Kamerafrau Aline László zeigen, wie nervös und euphorisch er auf die Eindrücke reagiert. Die Verlorenheit bleibt spürbar. Claudia Lenssen Eiszeit-Kino (10.05.12)

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20 Minuten Online Hungerstreik in Palästina sorgt für Wirbel 1600 Gefängnis-Insassen in Palästina weigern sich zu Essen. Die Uno zeigt sich besorgt um deren Zusatand uns setzt Israel unter Druck. Die Vereinten Nationen haben sich sehr besorgt über den gesundheitlichen Zustand von knapp 1600 palästinensischen Häftlingen geäussert, die in einen Hungerstreik getreten sind. Auch die Schweiz zeigte sich besorgt. Israel müsse eine angemessene Lösung für das Problem finden, forderte Filippo Grandi, Generalbeauftragter des Uno-Hilfswerks für Palästinaflüchtlinge im Nahen Osten (UNWRA), am Donnerstag nach Angaben der Nachrichtenagentur DPA. Zwei Häftlinge im Hungerstreik seien unmittelbar vom Tod bedroht. Auch Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte am Mittwoch grosse Sorge über den Zustand der Gefangenen geäussert und eine sofortige Lösung gefordert. Mit der im April begonnenen Massen-Protestaktion wollen die Palästinenser gegen die Haftbedingungen sowie die sogenannte Verwaltungshaft protestieren. Dabei können Verdächtige ohne Anklage nur aufgrund geheimer Ermittlungsergebnisse für jeweils verlängerbare Zeiträume von sechs Monaten festgehalten werden. Davon sind zurzeit rund 300 Häftlinge betroffen. Schweiz: Völkerrecht einhalten Das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) brachte am Donnerstag ebenfalls seine Sorge über die Situation der Hungerstreikenden zum Ausdruck. Die zuständigen Behörden müssten die medizinische Betreuung der Gefangenen im Hungerstreik sicherstellen, schreibt das EDA in einer Mitteilung. Zudem erinnerte die Schweiz daran, dass Staaten das humanitäre Völkerrecht und die Menschenrechte respektieren müssten. Gemäss Völkerrecht könne Verwaltungshaft nur in Ausnahmefällen angeordnet werden. Zudem müsse eine solche regelmässigen überprüft werden und es müsse eine Rekursmöglichkeit bestehen. Die häufigen Verletzungen des Völkerrechts durch die verschiedenen Konfliktparteien im Nahost-Konflikt machten eine Lösung desselben immer schwieriger, schrieb das EDA. Die Schweiz rufe alle Seiten dazu auf, ihren Verpflichtungen nachzukommen und sich in «ernsthaften Verhandlungen» um eine Lösung zu bemühen. Lebensgefahr bestritten

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Nach Angaben der israelischen Gefängnisbehörde vom Donnerstag befinden sich knapp 1600 palästinensische Häftlinge im Hungerstreik. Gemäss deren Sprecherin ist keiner von ihnen in Lebensgefahr. Alle bekämen Infusionen mit lebensnotwendigen Nährstoffen. Zwölf seien in intensiverer medizinischer Behandlung. Die israelische Organisation Ärzte für Menschenrechte (PHRI) warnte jedoch, die Leben des 27-jährigen Bilal Diab und des 33- jährigen Thaer Halahla seien nach mehr als 70 Tagen Hungerstreik in Gefahr. Die beiden Mitglieder der radikalen Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad verweigern schon seit Ende Februar die Nahrungsaufnahme. (10.05.)

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Der Standard Sorge um palästinensische Häftlinge im Hungerstreik Ban Ki-moon fordert von Israel rasche Lösung Ramallah/Tel Aviv/Bern - Die Vereinten Nationen haben sich sehr besorgt über den gesundheitlichen Zustand von knapp 1600 palästinensischen Häftlingen in Israel geäußert, die in einen Hungerstreik getreten sind. Israel müsse eine angemessene Lösung für das Problem finden, forderte der Generalkommissär des UNO-Hilfswerks für Palästinaflüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA), Filippo Grandi, am Donnerstag. Zwei Häftlinge im Hungerstreik seien unmittelbar vom Tod bedroht. Auch UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon hatte am Mittwoch große Sorge über den Zustand der Gefangenen ausgedrückt und eine sofortige Lösung gefordert. Mit der im April begonnenen Massen-Protestaktion wollen die Palästinenser gegen die Haftbedingungen sowie die sogenannte Verwaltungshaft in Israel protestieren. Dabei können Verdächtige ohne Anklage nur aufgrund geheimer Ermittlungsergebnisse für jeweils verlängerbare Zeiträume von sechs Monaten festgehalten werden. Davon sind derzeit rund 300 Häftlinge betroffen. Menschenrechte respektieren Als Depositärstaat der Genfer Konventionen brachte die Schweiz ebenfalls Sorge über die Situation der Hungerstreikenden zum Ausdruck. Die zuständigen Behörden müssten die medizinische Betreuung der Gefangenen im Hungerstreik sicherstellen, erklärte das Außenministerium in Bern. Staaten müssten das humanitäre Völkerrecht und die Menschenrechte respektieren. Nach dem Völkerrecht könne Verwaltungshaft nur in Ausnahmefällen angeordnet werden. Zudem müsse eine solche regelmäßig überprüft werden und es müsse eine Rekursmöglichkeit bestehen. Nach Angaben der israelischen Gefängnisbehörde vom Donnerstag befinden sich knapp 1600 palästinensische Häftlinge im Hungerstreik. Keiner von ihnen sei in Lebensgefahr. Alle bekämen Infusionen mit lebensnotwendigen Nährstoffen. Zwölf seien in intensiverer medizinischer Behandlung. Die israelische Organisation "Ärzte für Menschenrechte" (PHRI) warnte jedoch, die Leben des 27-jährigen Bilal Diab und des 33- jährigen Thaer Halahla seien nach mehr als 70 Tagen Hungerstreik in Gefahr. Die beiden Mitglieder der radikalen Organisation Islamischer Jihad verweigern schon seit Ende Februar die Nahrungsaufnahme. Nach Angaben der israelischen Menschenrechtsorganisation B'tselem hat sich die Zahl der in Administrativhaft gehaltenen Palästinenser seit dem Vorjahr um ein Drittel erhöht, 18 von ihnen seien über zwei Jahre in Haft, einer sogar über fünf Jahre. Auch der Vorsitzende des palästinensischen Legislativrats, Aziz Dweik, wurde von den Israelis in Verwaltungshaft genommen. (APA, 10.5.2012)

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Aero Telegraph Palestinian Airlines fliegt wieder Stefan Eiselin Sieben Jahre lang war die Flotte der palästinensischen Fluglinie gegroundet. Nun startet sie vorerst mit einem Flug pro Woche. Flugreisen waren für Palästinenser bislang eine mühselige Sache. Rund 400 Kilometer weit entfernt lag der nächste Flughafen - der von Kairo. Doch seit Mittwoch (9. Mai) gibt es für die rund vier Millionen Menschen im zweigeteilten Land eine Alternative. Die staatliche Fluggesellschaft Palestinian Airlines nahm ihre Linienflüge wieder auf. Sie fliegt künftig zwei Mal wöchentlich vom Flughafen im ägyptischen al-Arisch nahe der Grenze zum Gaza-Streifen in die jordanische Hauptstadt Amman. «Zuerst setzen wir die kleineren Flugzeuge ein, für 40 oder 50 Passagiere lohnt sich der Einsatz der größeren nicht», erklärte Generaldirektor Zeyad Albad der israelischen Zeitung Yediot Aharonot. Die Airline besitzt eine Flotte von zwei Fokker 50, einer Boeing B727 und einem Airbus A320. Wenn sich die Nachfrage gut entwickelt, kann er sich zudem auch eine Erhöhung der Frequenzen vorstellen. Palestinian Airlines wurde 1995 gegründet und flog einst vom Yasser Arafat International Airport im Gaza-Streifen aus Ziele im ganzen Nahen Osten an. Der Flughafen wurde aber 2001 während der Zweiten Intifada von Israel geschlossen und kurz darauf von der israelischen Armee weitgehend zerstört. In der Folge musste die Fluglinie nach al-Arisch ausweichen. 2005 war sie dann aber ganz am Ende und groundete ihre Flugzeuge. Ausbau des Streckennetzes Doch nun hat das Unternehmen wieder größere Pläne. Nach den Flügen nach Jordanien will sie eventuell schon nächste Woche auch Linienangebote nach Jeddah in Saudi Arabien, nach Istanbul in der Türkei und in die Vereinigten Arabischen Emirate anbieten. Auch Charterflüge für Pilger nach Mekka werden derzeit geprüft. Palestinian Airlines, die der palästinensischen Autonomiebehörde gehört, ist nach eigenen Angaben hoch verschuldet.

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Der Standard Kinderarbeit im Jordantal: Wie Landwirtschaft aus Armut Profit schlägt Andreas Hackl Armut und ein Mangel an Alternativen treiben Palästinenser im Jordantal in die Lohnabhängigkeit der Siedlungen Im Jordantal machen Firmen Geld aus Armut: Palästinensische Kinder und Jugendliche arbeiten für rund 13 Euro am Tag in israelischen Landwirtschaftsbetrieben, ohne Rechte, und ohne Versicherung. "Jeden Tag arbeite ich von sechs Uhr morgens bis ein Uhr nachmittags auf der Farm. Die Arbeit ist hart, aber es gibt hier keine anderen Jobs", sagt der 15-jährige Mohamed aus dem palästinensischen Dorf Fasa‘il im Jordantal. Für den Landwirtschaftbetrieb der Siedlung Tomer, die nach internationalem Recht illegal ist, da sie auf besetztem palästinensischen Gebiet liegt, pflückt er für knapp 300 Euro im Monat Paprika und anderes Gemüse. Und das jeden Tag bis auf eine dreimonatige Sommerpause. "Eigentlich würde ich gerne eine Ausbildung zum Automechaniker machen. Aber das geht nicht", sagt er während dem Gespräch im Haus seiner Familie. Das Haus ist so gut wie ohne Einrichtung. Nur ein Fernseher ziert das Wohnzimmer. Doch selbst der steht auf einer gebrauchten Kiste, in denen die Firmen das gepflückte Gemüse exportieren. Mohameds Vater Khalid meint, dass er seinen Sohn nicht ins nahegelegene Jericho schicken kann, um dort eine Ausbildung zu machen. "Ich verdiene als Angestellter in einer Schule 350 Euro. Nur mit Mohameds Einkommen schaffen wir es über die Runden zu kommen", sagt er. Das besetzte Jordantal 87 Prozent des Jordantals stehen als unter vollständiger israelischer Kontrolle und sind damit Teil der Zone C, die 60 Prozent des Westjordanlandes einnimmt. In dieser Zone liegen auch alle israelischen Siedlungen, was sich oft negativ auf die Bewegungsfreiheit und die Wirtschaft der palästinensischen Bevölkerung auswirkt. So auch im Jordantal. "Die palästinensischen Bauern und Händler im Jordantal schaffen es kaum ihre Produkte zu verkaufen, weil ihre Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt ist, und sie immer weniger Land und Wasser zur Verfügung haben", erklärt Isra Muzaffar, die Leiterin des UN-Büros für die Koordinierung Humanitärer Hilfe (OCHA) im zentralen Westjordanland. Dutzende Kontrollpunkte und militärische Sperrzonen erschweren hier das Leben und den Transport. Viele Viehzüchter haben keinen Zugang zu Weideboden und das Wasser ist extrem ungleich verteilt. Während die meisten Viehzüchter pro Kopf nur 20 Liter Wasser pro Tag zur Verfügung haben, liegt der durchschnittliche Wasserverbrauch in den Siedlungen bei 300 Liter pro Kopf. Seite 6 von 7

Keine Alternative Armut und ein Mangel an Alternativen treiben Palästinenser im Jordantal in die Lohnabhängigkeit der Siedlungen, die im Auftrag von israelischen und internationalen Firmen großen Gewinn machen. Eigentlich wären israelische Firmen auch an das nationale Arbeitsrecht gebunden, wenn sie in den besetzten Palästinensischen Gebieten produzieren, meint Dror Etkes, ein israelischer Experte für rechtliche Angelegenheiten rund um Siedlungsfragen. Doch die Realität sieht anders aus. "Ich habe Angst, dass mein Sohn einmal einen Unfall hat. Versichert ist er nicht", sagt Liga, eine Beduinenfrau und Mutter eines 15-jährigen, der auch Mohamed heißt, und in Tomer arbeitet. Doch auch die Familienstrukturen machen den Söhnen das Leben schwer. Ligas Ehemann ist über 70 und noch dazu mit zwei weiteren Frauen verheiratet. Weil der Vater nicht mehr arbeiten kann, muss Mohamed auch noch die Kinder, die sein Vater mit den anderen Frauen hat, ernähren. Am Weg von Ligas Haus geht es eine trockene Schotterstraße entlang in Richtung Siedlung, wo naturgemäß eine gut ausgebaute Asphaltstraße beginnt. Ein Traktor nach dem anderen fährt aus der Siedlung heraus, beladen mit palästinensischen Arbeitern und Kisten voll mit Gemüse. Einer der Jungs, die auf der Ladefläche eines Traktors stehen, ist ebenfalls erst 15. Er sagt, dass er schon seit drei Jahren auf der Farm arbeitet. Wo es sonst keine Einkommensquellen gibt, sorgt Kinderarbeit für familiären Wirtschaftsaufschwung. "Es gibt so wenige Beschäftigungsmöglichkeiten im Jordantal, dass Palästinenser die Wahl haben entweder daheim zu bleiben, oder in einer Siedlung zu arbeiten, um so wenigstens ihre Familie ernähren zu können", sagt Christopher Whitman, vom palästinensischen Ma'an Development Center.

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