Paulchen. Eine lustige Weihnachtsgeschichte

ServusTV präsentiert: Paulchen. Eine lustige Weihnachtsgeschichte. von Julia-Maria Warkentin Inhaltsverzeichnis Paulchen. Eine lustige Weihnachtsge...
Author: Hinrich Geisler
1 downloads 2 Views 1MB Size
ServusTV präsentiert:

Paulchen. Eine lustige Weihnachtsgeschichte. von Julia-Maria Warkentin

Inhaltsverzeichnis Paulchen. Eine lustige Weihnachtsgeschichte. 

3

Da Schutzengl 

5

Hoameligkeit 

6

Des weiße Gwandl 

7

2

Paulchen.

Eine lustige Weihnachtsgeschichte. von Julia-Maria Warkentin

Jedes Jahr an Heiligabend statteten uns die unverheirateten Tanten meiner Mutter ihren Besuch ab. Nach Umarmungen und Küssen ging ich in die Küche, um einen Apfeltee mit Zimt zu kochen und einen Christstollen anzuschneiden. „Du wirst mir gar nicht glauben, was ich heute im Supermarkt gehört habe“, redete Tante Frieda aufgeregt auf meine Mutter ein und fasste sie dabei mit ihren behandschuhten Händen an, die nach einem alten, blumigen Parfüm dufteten. „Wir! Wir haben gehört“, unterbrach Tante Minna und wurde von einem missbilligenden und ungeduldigen Seitenblick von ihrer Schwester belohnt. „Ich stehe also an der Kasse in der Schlange…“ Tante Minna öffnete den Mund und nickte so eifrig mit dem Kopf, dass die staubigen Federn auf ihrem altmodischen Hut im Takt wippten. „… und die Frau Müller steht also vor mir und sagt zur Kassiererin: „Ja, dieses Weihnachtsfest muss ich mehr einkaufen.“ „Ach!“, sagt die Kassiererin darauf. „Ja, unsere Grit ist aus Brasilien wieder zurück. Mit Paulchen“, sagt die Müller. „Oh!“, sagt die Kassiererin verschwörerisch und kein Wort mehr! Was sagst du nun dazu? Die verheimlichen doch etwas! Wer ist denn dieses Paulchen? Hat sie ein uneheliches Kind bekommen?! Sie hat doch erst vor kurzem die Schule abgeschlossen.“ Tante Frieda dämpfte ihre empörte Stimme zu einem Flüsterton. „Also zu unserer Zeit, da war alles noch viel strenger“, fing Tante Minna wieder an. „Ja, jetzt erinnere ich mich auch wieder. Ich ging vor kurzem an ihrem Haus vorbei und hörte eine Frauenstimme rufen: „Paulchen!“ Aber sie haben die große Hecke, da konnte ich nichts erkennen!“, teilte Tante

3

Frieda ihre Entdeckung mit und ihre Wangen glühten rot. „Sie war ein ganzes Jahr lang weg. Bestimmt ist sie ins Ausland gefahren, um dort ihr uneheliches Kind zu bekommen! Und ihr armer Vater hatte deswegen vor einem Jahr einen Herzinfarkt. Was werden denn jetzt die Nachbarn sagen, denn man kann ja so ein Kind nicht ewig verbergen. Aber ist sie nicht deine beste Freundin?“ Drei Augenpaare richteten sich auf mich. „Grit hat keinen Freund und sie hat auch kein Kind. Sie war in Brasilien, weil sie dort ihr freiwilliges soziales Jahr gemacht hat, in einem Kinderheim.“ „Ja, aber Paulchen?“ „Paulchen ist ein Hund. Er ist ihr in Brasilien auf der Straße zugelaufen und sie hat ihn nach Deutschland mitgenommen.“ Tante Frieda und Tante Minna sahen sich verlegen an und die Schamröte bedeckte ihre verdutzten Gesichter.

4

Da Schutzengl von Herbert Gschwendtner*

Wenn ma so im Advent in da Stubn alle beinandagsessn san, dann is oft de Red gwesn von de Engln. Des is oganga bei de Schutzengln bis hi zum Erzengl Gabriel. In meiner Kindheitsvorstellung is ma viakemma, dass ma den, der oan beschützt, eigentlich a sechn müassat. Aba so sehr i man am Abnd im Bett oft herbeigwunschn hätt, damit i eam meine Sorgn und Nöte vazöhn kunnt, er hat si nia oschaun lassn. Dabei hab i ma einbüdt, dass i genau woaß, wia mei Schutzengl ausschaut. Und dann bin i auf oameu verunglückt und hättn ganz notwendig braucht, weil i beim Schlittnfahrn von der Bahn abkemma und übern Hang abakuglt bin, bis mi a Bam bremst hat. Da Fuaß hat weh to, nass bin i durch und durch gwen und neamd hats gwusst, dass i da in dem Grabn glegn bin. Irgendwann hab i dann nit ameu mehr an mein Schutzengl denkt und wia i munta wordn bin, da is de Muatta an mein Bett gsessn und hat gsagt: “Sche, dass d’wieder de Aufn aufmachst, Bua, hast a riesengroßes Glück ghabt, dass d’so an guatn Schutzengl hast.” schaut.

Er war euso da, mei Schutzengl, und i hab man wieder nit oda-

5

Hoameligkeit

von Herbert Gschwendtner*

Im Ofn de knisterndn Scheita, de helfn da Keutn scho weita. Hinterm Vorhangl, am Fensterbrett, findts de Katz gmüatlich und nett, drum bleibt a da Hund auf da Ofenbank und sucht mit ihr koan Streit und Zank. Am Ofn des Teewasser dampft ganz leicht, und wann a Tropfn de hoaße Plattn erreicht, da zischts ameu, dann zreißtsn a scho und de Kügei dampfn auf alle Seitn davo. De damische Floign auf da Fensterscheibn lasst des Aufikraxln oafach nit bleibn. Warum ihr des eppa so guat gfeut, wanns dann eh wieder gach abafeut. Da Pfeifnrach hängt in da Stubenluft und vabroat so an angenehmen Duft. Aufn Tisch liegt de Zeitung aufgschlagn, de Wanduhr heat ma de Stundn osagn. Da Vata legt sei Lesebrille auf d’Seit und brummelt eppas vo de bösn Leit. Wann de Muatta a Reih abgstrickt hat, machts a ganz a kloane Bewegung grad, dabei macht da Sessel so an Quergetsa, eus wa eam des gringe Leitl scho zschwa. A Murra vom Hund, beud er si draht. Nachat is glei scho wieder sche stad. Grad des hoamelige Tickn vo da Uhr mischt si drei in de beschauliche Ruah.

6

Des weiße Gwandl von Herbert Gschwendtner*

De Natur hat wieder ihr weiß Gwandl kriagt, und dawei da Wind um de Hauseckn ziagt, druckn de Kinder eane Nasn an de Scheibn, und schaun a wengerl außi ins Schneetreibn, wia de Flockn um de Hauseckn umaziagn und de Zaunstempel kloane Häuberl kriagn. De Natur hat wieder ihr weiß Gwandl o, da wachsn a de erstn Schneemänna scho, und am Hügl entn, da gehts kreizlustig zua, ziagns mit de Schlittn scho so manche Spur. Zum Trüabseu blasn bleibt da gwiss koa Zeit, da erste Schnee is übareu de größte Freid.

7

literaTOUR. Das Literatur-Magazin bei ServusTV. AUTOREN UND IHRE WERKE IM PORTRAIT.

Thomas Rottenberg fährt mit seinem roten Bücherbus durch Stadt und Land und trifft außergewöhnliche Persönlichkeiten der Literaturszene. literaTOUR. Samstag | 18:25

Sie haben eine Sendung im TV verpasst? Unter www.servustv.com/literatour stehen Ihnen alle Sendungen der Reihe literaTOUR bei ServusTV zur Verfügung.

* aus dem Buch „Stubenadvent G‘schichtn von früher“ Erschienen im Verlag ANTON PUSTET, Salzburg

8