Oberfinanzdirektion Niedersachsen 

26135 Oldenburg, 13. Februar 2013

­ O 1739 ­ 1 ­ St 2 ­ Niederschrift  über die 148. Sitzung des Arbeitskreises der Angehörigen der steuerberatenden Berufe (AdstB) und der Steuerverwaltung für den Bereich der Oberfinanzdirektion Niedersachsen (OFD) am 12. November 2012 in den Räumen der OFD in Hannover Teilnehmer der AdstB: Präsident Dr. Grürmann Präsident Prof. Dr. Korth

Steuerberaterkammer Niedersachsen Steuerberaterverband Niedersachsen Sachsen­Anhalt e. V.  (zeitweise)

Steuerberater Böke Steuerberater Dr. Flick Steuerberaterin Knühmann Steuerberater König Steuerberater Poppinga Steuerberater Zerwer

Braunschweig Aurich Oldenburg Hannover Emden Zeven

Teilnehmer der Steuerverwaltung: Staatssekretärin Hermenau Finanzpräsident Arntz Finanzpräsident Meyer AD Trömer StOAR Diekmann

Niedersächsisches Finanzministerium (zeitweise) OFD ­ Zentrale Aufgaben ­ Hannover (zeitweise) OFD ­ Steuerabteilung ­ Oldenburg OFD ­ Zentrale Aufgaben ­ Hannover OFD ­ Steuerabteilung ­ Oldenburg

LRD Hapke RD Kaiser AD'in Langemann LRD'in Mährlein MR Pohlmann LRD Zimmermann

Finanzamt Hannover Süd OFD ­ Steuerabteilung ­ Oldenburg OFD ­ Steuerabteilung ­ Oldenburg Finanzamt Cloppenburg Niedersächsisches Finanzministerium OFD ­ Zentrale Aufgaben ­ Hannover

Die Teilnehmer einigten sich auf die Tagesordnung. Das Ergebnis ihrer Erörterung ist nachfolgend zusammengefasst.

­ 2 ­

­ 2 ­

TOP 1 ­

Anrechnungsverfügung in Einkommensteuerbescheiden mit Widerrufs­ vorbehalt

Die Vertreter der AdstB stellten dar, dass Anrechnungsverfügungen in Einkommensteuer­ bescheiden seit kurzem in Zusammenveranlagungsfällen mit folgendem Widerrufsvorbe­ halt versehen seien: „Die in diesem Bescheid enthaltene Anrechnungsverfügung steht  unter dem Vorbehalt des Widerrufs gemäß § 120 Abs. 2 Nr. 3 AO.“ Nach ihrer Ansicht sei  dieser Widerrufsvorbehalt rechtlich zweifelhaft, da die Anrechnungsverfügung als gebun­ dener Verwaltungsakt anzusehen sei und die Voraussetzungen des § 120 Abs. 1 AO nicht  vorlägen. Es fehle für diese belastende Verfügung an einer Gesetzesgrundlage und es  liege ein Verstoß gegen § 130 Abs. 2 Nr. 1 bis 4 AO vor, weil dessen Voraussetzungen für  eine Rücknahme ­ und nicht eines Widerrufs ­ nicht beachtet würden. Zudem führe die  automationsgestützte Beistellung des Widerrufsvorbehalts zum Ermessensnichtgebrauch.  Darüber hinaus eröffne der Widerrufsvorbehalt lediglich die Änderbarkeit der Anrech­ nungsverfügung für die Zukunft, deren Wirkungen aber lediglich in der Vergangenheit  lägen. Schließlich dürfe die Zahlungsverjährungsfrist nicht erst mit Erlass der geänderten  Anrechnungsverfügung, sondern bereits ab Erlass der im Steuerfestsetzungsverfahren  ergangenen Entscheidung beginnen. Unter Bezugnahme auf das Schreiben des Deut­ schen Steuerberaterverbandes e. V. vom 24. Juli 2012, das diese Argumente gegenüber  dem Bundesfinanzministerium (BMF) darstelle, fragten die Vertreter der AdstB nach dem  Stand der rechtlichen Diskussion und schilderten, dass der im Festsetzungsteil des Ein­ kommensteuerbescheides pauschal aufgenommene Widerrufsvorbehalt zu erheblichem  Erläuterungsbedarf seitens der Mandantschaft führe, weil eine Widerrufssituation sich den  meisten Steuerpflichtigen nicht erschlösse und auch nicht vorliege. Daher stelle sich die  Frage, ob die Aufnahme dieses Widerrufsvorbehalts nicht unterbleiben könne. Die Vertreter der Verwaltung erläuterten, dass mit dem Urteil des Bundesfinanzhofs vom  22. März 2011 ­ Az. VII R 42/10 (BStBl II S. 607) ­ eine Fortentwicklung der Rechtspre­ chung zur Anrechnung von gemeinsamen Vorauszahlungen ohne individuelle Tilgungsbe­ stimmung im Fall der getrennten Veranlagung eingetreten sei. Daher würden seit Frühjahr  2012 bei Veranlagungen von Ehegatten entsprechend dem Schreiben des BMF vom  30. Januar 2012 ­ Az. IV A 3 ­ S 0160/11/10001 ­ (Nr. 4) ­ Anrechnungsverfügungen unter  dem Vorbehalt des Widerrufs erteilt, wenn Vorauszahlungs­ oder Steueranrechnungsbe­ träge vorlägen. Der Widerrufsvorbehalt solle sicherstellen, dass eine korrespondierende  Änderung der Anrechnungsverfügung gegenüber dem anderen Ehegatten möglich bleibe,  wenn hinsichtlich der Aufteilung der fraglichen Beträge die Anrechnungsverfügung  zugunsten eines Ehegatten geändert werden müsse. Im Erläuterungsteil des Bescheides 

­ 3 ­

­ 3 ­

werde dementsprechend darauf hingewiesen, dass der Vorbehalt des Widerrufs aufge­ nommen werde, um ggf. Änderungen bei der Anrechnung bei Ehegatten nachvollziehen  zu können. Erfahrungen bei tatsächlichem Widerruf der Anrechnungsverfügung und darauf  gestützter geänderter Anrechnung lägen bisher nicht vor. Spätestens in diesem Verfahren  würden die Argumente der AdStB im Einzelfall im Wege der Ermessensentscheidung  gewürdigt. Die Regelungen des o. a. BMF­Schreibens bestünden weiterhin fort und seien daher für  die Verwaltung bindend. Allerdings werde gegenwärtig auf Bund­Länder­Ebene geprüft, ob  in den Fällen der Zusammenveranlagung weiterhin eine durchgängige Aufnahme des  Widerrufsvorbehalts erforderlich sei und ob bzw. inwieweit hier ­ auch technisch ­ eine Dif­ ferenzierung möglich sei. Die weitere Entwicklung sowie die Antwort des BMF auf das von  den AdstB angeführte Schreiben des DStV blieben abzuwarten1. Ergänzend wiesen die  Vertreter der Verwaltung darauf hin, dass Probleme bei der Anrechnung bzw. in Bezug auf  den Erstattungsanspruch vermieden werden könnten, falls eine rechtzeitige, individuelle  Tilgungsbestimmung für jede Zahlung vorliege (Hinweis auf Nr. 3.2 und 3.4 des o. a. BMF­ Schreibens). TOP 2 ­

Elektronische Übermittlung von Steuererklärungen: Probleme und Erfah­ rungen aus der Praxis 

Es liege aus dem Kreis der AdstB eine Vielzahl von Beschwerden vor, wie beispielsweise: 2.1

Es gebe ELSTER­komprimiert (ELSTER I) und ELSTER­authentifiziert (ELSTER II)  nicht für alle Steuerarten, daher bestünden unterschiedliche Authentifizierungsre­ geln bei elektronischen Einkommensteuererklärungen und Körperschaft­ bzw.  Gewerbesteuererklärungen.

2.2

Es erfolge keine elektronische Rückübertragung geänderter Bescheide, kein elek­ tronischer Bescheidabgleich.

2.3

Zu Abweichungen fehlten Erläuterungen oder sie seien unvollständig.

2.4

Es bestünden Probleme bei ELSTER II, wenn die erklärte Reihenfolge der Perso­ nengesellschafter nicht mit der von der Finanzverwaltung vorgenommenen überein­ stimme, welche Eingaberegeln gebe es?

1

Zum Widerrufsvorbehalt wurden zwischenzeitlich durch BMF­Schreiben vom 31. Januar 2013 ­ Az. IV A 3 ­ S 0160/11/10001; BStBl. 2013 I S. 70 ­ (vgl.  dort die Nr. 6) die bisherigen Vorgaben u. a. insofern angepasst, als bei einer Zusammenveranlagung die Anrechnungsverfügung nicht mehr unter dem  Vorbehalt des Widerrufs erteilt wird  und ein derzeit noch vorhandener Widerrufsvorbehalt in Fällen der Zusammenveranlagung auf Antrag, ansonsten  bei der nächsten aus anderem Anlass erforderlichen Korrektur der Anrechnungsverfügung von Amts wegen (bei einer Änderung der Steuerfestsetzung  automationsgestützt) aufgehoben wird. 

­ 4 ­

­ 4 ­

Die Vertreter der Verwaltung erläuterten wie folgt: 2.1

ELSTER sei eine bundesweit entwickelte Software, demzufolge sei auch der Ein­ satzumfang bundesweit abgestimmt. Für die Authentifierung gebe es drei Arten der  Zertifizierung (Softwarezertifikat, Sicherheitsstick und Signaturkarte), die unter­ schiedliche Sicherheitsstufen hätten.

2.2

Die Ursache liege in den KONSENS­I­Umstellungsprozessen, somit hätten Baden­ Württemberg und Hessen die gleichen Einschränkungen. Erweiterungen und Ver­ besserungen des Verfahrens seien in Planung. Wegen des Umfangs der Planungs­ arbeiten könne keine konkrete Aussage getroffen werden.

2.3

Die Thematik sei der Verwaltung bekannt und daher würden die Bearbeiterinnen  und Bearbeiter der Finanzämter regelmäßig gebeten, vorgenommene Änderungen  zu erläutern.

2.4

Hierzu gaben die Vertreter der Verwaltung die Empfehlung, die aus dem letzten  Feststellungsbescheid ersichtliche Abfolge von Gesellschaftern und deren Anteilen  bei der Erklärung einzuhalten.

Die Vertreter der AdstB verwiesen bei dieser Gelegenheit auf diverse praktische Schwie­ rigkeiten bei der Erklärungsabgabe und der elektronischen Übermittlung von Steuererklä­ rungen:  Bei der Bearbeitung der bevorzugt angeforderten Steuererklärungen wäre es wün­ schenswert, wenn bei Überschreiten der in der Praxis üblichen 5 % bevorzugt ange­ forderter Steuererklärungen das Finanzamt geeignete Hinweise zu Umfang und Zeit­ punkt der darüber hinaus bevorzugt angeforderten Steuererklärungen geben könne. Die Vertreter der Verwaltung erläuterten, dass dies im Rahmen der Klimatagungen  bereits überwiegend geschehe. Auf eine Staffelung der Termine der bevorzugt  angeforderten Erklärungen sei bereits in der Vergangenheit geachtet worden und  werde auch zukünftig geachtet.  Zudem ergebe sich die Frage, ob nicht eine allgemeine Fristverlängerung vom  31. Dezember auf den 28. Februar des Zweitfolgejahres als Abgabetermin in  Betracht kommen könne. Soweit dies kurzfristig nicht möglich sei, werde statt einer  allgemeinen Fristverlängerung eine (verspätungs­)zuschlagsfreie Abgabe bis zum  28. Februar des Zweitfolgejahres vorgeschlagen. Diese sei wegen der umfangrei­ chen KONSENS­Umstellungsauswirkungen auf den Berufsstand erforderlich. Hierzu erläuterten die Vertreter der Verwaltung, dass man der Bitte um eine allge­ meine Fristverlängerung vom 31. Dezember auf den 28. Februar des Zweitfolgejah­ ­ 5 ­

­ 5 ­

res derzeit wegen bundeseinheitlicher Vorgaben leider nicht folgen könne. Allerdings  werde auf Bund­Länder­Ebene mit der Bundessteuerberaterkammer ein Modell ent­ worfen, welches zum einen spätere Abgabetermine und zum anderen automatische  Verspätungszuschläge bei Überschreiten der (einheitlich verlängerten) Fristen vor­ sehe. Eine solche Änderung könne aber frühestens für den VZ 2013 greifen. Hin­ sichtlich der Festsetzung von Verspätungszuschlägen bei Abgabe der Steuererklä­ rungen zwischen dem 31. Dezember und dem 28. Februar des Zweitfolgejahres  sagten die Vertreter der Verwaltung zu, über entsprechende Anträge wegen der Fol­ gen der Einführung des Verfahrens KONSENS I mit Augenmaß zu entscheiden.  Hinsichtlich der von den AdstB geschilderten Schwierigkeiten bei der elektronischen  Abgabe von Steuererklärungen sagten die Vertreter der Verwaltung zu, diese an die  zuständigen Gremien weiterzuleiten. Nach einer bundeseinheitlich durchzuführen­ den Priorisierung würden die notwendigen Programmierungen dann sukzessive  durchgeführt. TOP 3 ­ Erfüllung der Kontierungsfunktion auf Belegen  Unter Bezugnahme auf TOP 5 der 147. Sitzung des Arbeitskreises wurde übereinstim­ mend die Auffassung vertreten, dass die ursprünglich unter TOP 7 der 58. Sitzung des  Arbeitskreises der Angehörigen der steuerberatenden Berufe und der Steuerverwaltung  für den Bereich der Steuerabteilung Oldenburg am 20. November 2001 besprochene spe­ zielle Regelung auch nach den allgemeinen Ausführungen in der 147. Sitzung weiterhin  gelte: Stelle ein Steuerpflichtiger/Angehöriger der steuerberatenden Berufe durch organisatori­ sche Maßnahmen (z. B. Verwendung des Programms „Kontoauszugs­Manager“ verbun­ den mit einer entsprechenden Belegablage) sicher, dass die Geschäftsvorfälle auch ohne  Kontierung auf den Belegen in angemessener Zeit nachprüfbar seien, so dürfe aus diesem  Grund die Buchführung nicht als nicht ordnungsgemäß verworfen werden. Diese Prüfung  erfolge im jeweiligen Einzelfall. Das Erfordernis der Kontierung auf dem Beleg ergebe sich aus den Grundsätzen ord­ nungsmäßiger Buchführung und den Grundsätzen ordnungsmäßiger DV­gestützter Buch­ führungssysteme (GoBS ­ Schreiben des Bundesfinanzministeriums vom 7. November  1995 ­ BStBl I S. 738). Die GoBS seien 1995 von der Arbeitsgemeinschaft für wirtschaftli­ che Verwaltung e.V. (AWV) erarbeitet worden.

­ 6 ­

­ 6 ­

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie habe die AWV, in der die Bundes­ steuerberaterkammer Mitglied ist, beauftragt, vor dem Hintergrund des aktuellen Stands  der IT und des rechtlichen Umfelds die GoBS zu überarbeiten. Vorsitzender des hierfür  zuständigen Arbeitskreises sei Dr. Meyer­Pries von der Firma DATEV e.G.(s. a.  http://www.awvnet.de/cms/indexb80136.html). Die niedersächsische Sitzungsteilnehmerin der Bund­Länder Arbeitsgruppe „Zweifelsfra­ gen Datenzugriff“ sei über die Anregungen der AdstB unterrichtet worden, um diese  Gesichtspunkte im Rahmen der Überarbeitung der GoBS zu vertreten. TOP 4 ­ Aufbewahrungs­ und Dokumentationspflichten zu Angeboten aller Art Zur Frage, ob Unterlagen über Werbemaßnahmen, die jedoch zu keinem Vertragsab­ schluss geführt hätten, aufbewahrungspflichtig seien, stellten die Vertreter der AdstB Ein­ zelsachverhalte dar. Die Vertreter der Verwaltung erläuterten zunächst allgemein, dass sich eine Aufbewah­ rungspflicht ergeben könne, wenn die Unterlage Grundaufzeichnungen enthalte oder zur  Nachverfolgbarkeit eines Geschäftsvorfalls unerlässlich sei. Zu den Aufzeichnungs­ und  Aufbewahrungspflichten habe das BFH­Urteil vom 24. Juni 2009, Az.: VIII R 80/06 (BStBl  2012 II S. 452 ff.) ausführlich Stellung genommen. In den Leitsätzen 1 und 3 zum Urteil  heiße es: „1. Die Befugnisse aus § 147 Abs. 6 AO stehen der Finanzbehörde nur in Bezug auf  Unterlagen zu, die der Steuerpflichtige nach § 147 Abs. 1 AO aufzubewahren hat. 3. Der sachliche Umfang der Aufbewahrungspflicht in § 147 Abs. 1 AO ist grundsätzlich  abhängig vom Bestehen und vom Umfang einer gesetzlichen Aufzeichnungspflicht. Aufzu­ bewahren sind danach alle Unterlagen, die zum Verständnis und zur Überprüfung der für  die Besteuerung gesetzlich vorgeschriebenen Aufzeichnungen im Einzelfall von Bedeu­ tung sein können. ...“ Auf Seite 454 Buchstabe cc) werde ausgeführt: „Der sachliche Umfang der Aufbewah­ rungspflicht in § 147 Abs. 1 AO wird grundsätzlich begrenzt durch die Reichweite der  zugrunde liegenden Aufzeichnungspflicht. Die Pflicht zur Aufbewahrung von Unterlagen ist  akzessorisch. Das heißt, sie setzt stets eine Aufzeichnungspflicht voraus und besteht  grundsätzlich nur im Umfang der Aufzeichnungspflicht. Eine eigenständige Pflicht zur Auf­ bewahrung von Unterlagen, die nicht mit einer Pflicht zur Aufzeichnung von Daten in  Zusammenhang stehen, ist § 147 Abs. 1 AO nicht zu entnehmen. Durch die Abhängigkeit 

­ 7 ­

­ 7 ­

der Aufbewahrungspflicht von einer im Gesetz angeordneten Aufzeichnungspflicht wird  der Umfang der aufzubewahrenden Unterlagen sachgemäß begrenzt ...“. Im Rahmen der Betriebsprüfung sei somit in jedem Einzelfall zu prüfen, ob eine Aufzeich­ nungspflicht und eine daran anschließende Aufbewahrungspflicht bestehe. Soweit eine  Aufzeichnungspflicht nicht eingehalten werde, könne dieser formale Mangel in die Bewer­ tung „Die Buchführung ist nicht ordnungsgemäß“ einfließen. Bei nur unerheblichen Einzel­ verstößen werde diese Bewertung im Regelfall nicht vorgenommen. Sollten gehäuft for­ melle Mängel festgestellt werden, weise der Prüfer darauf hin, und er beurteile die Mängel  nach ihrem sachlichen Gewicht. Soweit die Schwere der formellen Mängel als so gravie­ rend beurteilt werde, dass an der sachlichen Richtigkeit des erklärten Buchführungsergeb­ nisses zu zweifeln sei, komme eine Hinzuschätzung im Einzelfall in Betracht. Somit ergebe sich in Einzelfällen zur Aufbewahrungs­ und Dokumentationspflicht Folgen­ des: 4.1 Erfolgloses schriftliches Angebot eines Handwerkers mit schriftlicher Absage: Grundsätzlich sei eine Aufbewahrung erfolgloser Angebote nicht erforderlich. Dies  gelte nicht, wenn erfolglose Angebote in einem Sachzusammenhang mit geltend  gemachten Betriebsausgaben stünden. 4.2 Telefonische Aufgabe einer Kleinanzeige bei einer Zeitung. Die Belastung des Verla­ ges auf dem Kontoauszug stelle die Rechnung dar: Im Rahmen der Außenprüfung würden Belastungen des Kontoauszugs durch den  Zeitungsverlag für ein Inserat im Allgemeinen als Betriebsausgaben anerkannt. Im  Zweifel sei die Finanzbehörde jedoch berechtigt, sich die betriebliche Veranlassung  nachweisen zu lassen (z. B. durch Kopie des Inserats). 4.3 Schriftliche Aufgabe eines Inserats, für die Anzeigenschaltung erfolge eine Rech­ nungstellung, die per Überweisung gezahlt werde: Die schriftliche Aufgabe eines Inserats und die erhaltene Rechnung seien aufbewah­ rungspflichtig. 4.4 Kaufangebot werde bei ebay eingestellt, sowohl über die Anzeigenschaltung als  auch über die Mitteilung, dass kein Käufer das Angebot angenommen habe, erhalte  der Auftraggeber eine E­Mail: Hinweis auf 4.1. Insbesondere seien die ebay­Gebührenrechnungen mit allen Anla­ gen originär elektronisch aufzubewahren.

­ 8 ­

­ 8 ­

4.5 Kaufangebot bei Mobile.de/AutoScout 24. Die Eingabe der Fahrzeuge erfolge direkt  am PC, der Auftraggeber der Platzierung erhalte über den Eintrag keine Benachrich­ tigung: In Abhängigkeit vom Vertragsverhältnis zwischen dem Anbieter der Online­Plattform  und dem Unternehmer seien alle Unterlagen im Sachzusammenhang mit Einstellge­ bühren oder Verkaufsprovisionen aufbewahrungspflichtig. Ferner sei gerade beim  Kfz­Handel die Aufzeichnungsverpflichtung des Wareneingangs gem. § 143 AO zu  beachten (beim Eigengeschäft). Handele es sich hingegen um einen Agenturverkauf,  seien alle relevanten Unterlagen aufbewahrungspflichtig, um die Differenzbesteue­ rung gem. § 25a UStG in Anspruch nehmen zu dürfen. Weiter erklärten die Vertreter  der Verwaltung: Soweit sich ein Steuerpflichtiger auf einen unüblichen Sachverhalt  berufe (z. B. dass er nur Testangebote geschaltet habe oder die angebotenen Fahr­ zeuge entgegen den Nutzungsbestimmungen der Internetplattform nicht in seiner  unmittelbaren Verfügungsmacht gehabt habe), sei er für diesen Sachverhalt beweis­ pflichtig. Aus Gründen der Beweisvorsorge sei diesen Steuerpflichtigen anzuraten,  die notwendigen Beweisvorkehrungen zu treffen und möglichst alle Beweisanzeichen  aufzubewahren. Der Steuerpflichtige sei primärer Wissensträger und habe die größte  Beweisnähe. 4.6 Einstellen im Amazon Marketplace, ob und in welchem Umfang der Auftraggeber per  E­Mail Nachrichten erhalte, sei nicht bekannt: Die monatliche Gebührenrechnung für alle Amazon­Dienstleistungen sei originär  elektronisch aufzubewahren. Die Bezahlung der Ware erfolge durch eine Inkasso­ Dienstleistung durch Amazon. Die 14­tägige elektronische Inkasso­Abrechnung sei  ebenfalls originär elektronisch mit allen Anhängen aufzubewahren. 4.7 Betreiben eines Online­Shops auf der eigenen Internetseite, die Preise würden direkt  im „Online­Shop­Programm“ erfasst: Alle im Sachzusammenhang mit Betriebseinnahmen oder ­ausgaben stehenden  Unterlagen seien aufzubewahren. Wurden die Unterlagen originär elektronisch  erzeugt, reiche eine papierne Aufbewahrung nicht aus. TOP 5 ­ Kassenbons und Kontoauszüge auf Thermodruck  Die Vertreter der AdstB forderten, dass auch Thermobelege zur Erfüllung der Aufbewah­ rungspflicht anerkannt würden, auch wenn Belege auf Thermodruck nach einiger Zeit ver­ blassten und der Mandant nicht immer rechtzeitig eine Kopie des Belegs anfertige.

­ 9 ­

­ 9 ­

Die Vertreter der Verwaltung nahmen Bezug auf Abschnitt 14b.1. Absatz 5 des Umsatz­ steuer­Anwendungserlasses in der konsolidierten Fassung vom 31. August 2012 (UstAE),  der für Rechnungen auf Thermopapier folgendes ausführe: „Die Rechnungen müssen über  den gesamten Aufbewahrungszeitraum die Anforderungen des § 14 Absatz 1 Satz 2 UStG  ­ Echtheit der Herkunft, Unversehrtheit des Inhalts und Lesbarkeit der Rechnung ­ erfüllen.  Nachträgliche Änderungen sind nicht zulässig. Sollte die Rechnung auf Thermopapier aus­ gedruckt sein, ist sie durch einen nochmaligen Kopiervorgang auf Papier zu konservieren,  das für den gesamten Aufbewahrungszeitraum nach § 14b Absatz 1 UStG lesbar ist.  Dabei ist es nicht erforderlich, die ursprüngliche, auf Thermopapier ausgedruckte Rech­ nung aufzubewahren.“ Diese Verwaltungsauffassung für auf Thermopapier erstellte Rechnungen sei auch seitens  der Unternehmen und der AdStB anerkannt, weil ansonsten Belege mit gesetzlich vorge­ schriebenen Pflichtangaben nicht mehr nachprüfbar wären. Diese Verwaltungsauffassung  gelte auch für weitere aufbewahrungspflichtige Thermobelege wie Kontoauszüge oder  empfangene Kassenbons, weil nur hierdurch eine gesetzeskonforme Aufbewahrung mög­ lich sei. Für den Fall, dass Unterlagen für den Vorsteuerabzug nicht mehr vorhanden bzw. nicht  vorhanden gewesen oder unvollständig seien, erläuterten die Vertreter der Verwaltung,  dass dieser Verstoß gegen die Aufbewahrungspflicht nicht zwangsläufig zur Versagung  des Vorsteuerabzuges führe. Vielmehr gelte der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz, im Einzel­ fall sei eine Vervollständigung oder nachträgliche Beschaffung der Unterlagen denkbar.  Sollte dies unmöglich oder unzumutbar sein, komme eine Anerkennung des Vorsteuerab­ zuges aus Billigkeitsgründen in Betracht2. Die Verwaltungsvertreter wiesen darauf hin, dass nach dem gegenwärtigen Gesetzge­ bungsstand des Jahressteuergesetzes 2013 die Aufbewahrungspflicht von zehn auf acht  Jahre (ab 2015 auf sieben Jahre) verkürzt werde solle3. Ergänzend kamen die AdStB unter Bezugnahme auf Top 4 der Niederschrift des  147. Arbeitskreises auf die Fragestellung, unter welchen Voraussetzungen ein elektroni­ scher Kontoauszug akzeptiert werde, zurück und plädierten für eine Anwendung der Ver­ waltungsauffassung mit Augenmaß.

2 3

Zu weiteren Details s. Abschnitt 15.11 Absatz 7 des UstAE. Redaktionelle Anmerkung: Das Jahressteuergesetz 2013 ist vom Bundesrat am 1. Februar 2013 erneut abgelehnt worden.

­ 10 ­

­ 10 ­

TOP 6 ­ Erfahrungen mit KONSENS  Die Vertreter der AdstB baten um Stellungnahme zu folgenden Punkten: 6.1 Elektronische Kontoabfrage 6.2 Gibt es eine Regelung hinsichtlich der Vollmacht bei Beendigung des Mandats? 6.3 Kurzfristige Anpassungen der Vorauszahlungen, abweichende Anpassung der Jah­ resvorauszahlungen 6.4 Beraterdatei Die Vertreter der Verwaltung berichteten, dass der Umstieg auf KONSENS I grundsätzlich  gelungen sei. Die Eingewöhnungsphase sei allerdings noch nicht abgeschlossen und  dauere ­ wie erwartet und auch aus den anderen betroffenen Bundesländern Hessen und  Baden­Württemberg grundsätzlich bestätigt ­ an. Beeinträchtigungen in der neuen Anwen­ dung würden ständig evaluiert. Verbesserungen müssten jedoch mit anderen Bundeslän­ dern hinsichtlich der Prozessdauer und der ­intensität abgestimmt werden. 6.1 Das Verfahren zur elektronischen Kontenabfrage sei angenommen worden und habe  sich bewährt. Nach Bearbeitungsrückständen infolge hoher Antragszahlen sei die  Stelle personell verstärkt worden. In der Regel würden ­ bereits seit Längerem ­ ein­ gehende Anträge binnen vier Wochen bearbeitet. Dies solle auch zukünftig so  gewährleitest werden. Die Arbeitsrückstände seien mittlerweile abgearbeitet. 6.2 Unter der Adresse „www.elster.de“ (Benutzergruppe Steuerberater ­ Kontoabfrage ­  Bundesland Niedersachsen) sei der Vordruck für die Erteilung einer Vollmacht  gegenüber der OFD Niedersachsen ­ Zentralstelle ElsterKontoabfrage ­ abrufbar. Auf  diesem Vordruck befinde sich folgender Hinweis: „Diese Vollmacht gilt, solange ihr  Widerruf bei der Zentralstelle ElsterKontoabfrage (OFD Niedersachsen) nicht in Text­ form angezeigt worden ist, vgl. § 80 Abs. 1 Satz 4 AO) ­ ein Widerrufsvordruck sei  ebenfalls über die Adresse abrufbar. 6.3 Der Verwaltung seien die gegenüber dem bisherigen Verfahren eingeschränkten  Möglichkeiten bekannt, über eine Verbesserung könne jedoch keine Zeitaussage  getroffen werden. 6.4 Die Nutzungen würden für die Finanzämter teilweise wieder zur Verfügung gestellt,  wobei die volle Funktionalität noch nicht wieder hergestellt sei. Auf die Frage der Ver­ treter der AdStB, ob die Mandantenlisten statt nach dem 1. Dezember eines Jahres  nicht schon ab dem 1. November an die AdStB zu deren besserer Zeitplanung ver­ sandt werden könnten, entgegneten die Vertreter der Verwaltung: Der Versand der­ ­ 11 ­

­ 11 ­

artiger Listen mache nur in den Finanzamtsbezirken Sinn, wo der jeweilige AdStB  seinen Schwerpunkt an abzugebenden Steuererklärungen habe und die Zahl der  AdStB insgesamt noch für das Finanzamt zu bewältigen sei. Ein früherer Versand  scheide ­ als hierdurch mitgeteiltes Ergebnis nachgelagerter Prüfung ­ aus techni­ schen Gründen leider aus: Frühestens zum 1. Dezember eines Jahres seien die  erforderlichen Daten landesweit technisch verfügbar. Die FÄ sollten im Zweifelsfall  vor Ort bilateral mit den AdStB einen raschen Versand der Listen ab dem 1. Dezem­ ber vereinbaren. TOP 7 ­

Rettung von KSt­Guthaben durch Antrag auf Festsetzung des Endbetra­ ges EK 45 bei bestandskräftigen Feststellungen gem. § 36 Abs. 7 KStG? 

Die Vertreter der AdstB machten geltend, dass die geänderte Umgliederungsrechnung  gem. § 36 KStG nicht nur bei Körperschaften anzuwenden sei, bei denen die letztmalige  Feststellung der Eigenkapitalanteile noch nicht bestandskräftig sei, sondern auch für  bereits bestandskräftige Festsetzungen. Hierzu fragten sie nach dem Stand der Diskus­ sion auf Länderebene. Unter Bezugnahme auf TOP 8 der 145. Sitzung des Arbeitskreises vom 3. Mai 2011 erläu­ terten die Vertreter der Verwaltung, dass die unterschiedlichen Argumente der Steuer­ pflichtigen von den obersten Finanzbehörden des Bundes und der Länder in der Sitzung  KSt/GewSt II/11 im Juni 2011 erörtert und abgelehnt worden seien. Die eindeutige Anwen­ dungsregelung in § 34 Abs. 13 f KStG sehe vor, dass eine geänderte Umgliederungsrech­ nung entsprechend der Neufassung des § 36 Abs. 6 a KStG im Jahressteuergesetz 2010  nur dann erfolgen dürfe, wenn die letztmalige Feststellung der Eigenkapitalanteile noch  nicht bestandskräftig sei. Die Handhabung der Finanzämter entspreche dieser Beschluss­ lage. TOP 8 ­

Marktprämie nach § 33 g des Gesetzes für den Vorrang Erneuerbarer  Energien (EEG)/Handhabung Poolungsfälle

Die Vertreter der AdstB fragten, wie die Marktprämie umsatzsteuerlich behandelt werde  und wann ggf. mit einer Entscheidung zu rechnen sei. Die Vertreter der Verwaltung stellten dar, dass die umsatzsteuerliche Behandlung der  Marktprämie, die mit Wirkung vom 1. Januar 2012 in § 33g des Gesetzes für den Vorrang  Erneuerbarer Energien eingeführt worden sei, als Entgelt, Entgelt von dritter Seite oder als  echter, nicht umsatzsteuerbarer Zuschuss zunächst umstritten gewesen sei. In Nieder­ sachsen sei die Marktprämie als Entgelt von dritter Seite beurteilt und von den Finanzäm­ ­ 12 ­

­ 12 ­

tern der Umsatzsteuer unterworfen worden. Nach der im September 2012 erfolgten Erörte­ rung durch die Umsatzsteuer­Referatsleiter der obersten Finanzbehörden des Bundes und  der Länder handele es sich bei Zahlungen der Marktprämie um echte, nicht umsatzsteuer­ bare Zuschüsse. Aufgrund der bislang uneinheitlichen Behandlung werde es jedoch für vor dem 1. Januar  2013 erfolgte Stromlieferungen, bei denen die Marktprämie als Entgeltbestandteil unter  Ausweis von Umsatzsteuer abgerechnet worden sei, auch für Zwecke des Vorsteuerab­ zugs nicht beanstandet, wenn eine Berichtigung der zugrunde liegenden Rechnung unter­ bleibe. Diese bundeseinheitlich abgestimmte Verwaltungsauffassung sei den Finanzäm­ tern mit Verfügung vom 19. September 2012 ­ Az.: S 7104 ­ 141 ­ St 172 ­ bekannt gege­ ben und im BMF­Schreiben vom 6. November 2012 ­ GZ IV D 2 ­ S 7124/12/10002 ­  (BStBl I S. 1095) niedergelegt worden. Darüber hinaus fragten die AdstB nach der Handhabung sog. Poolungsfälle, bei denen  eine Abrechnungsgesellschaft in die Leistungsbeziehungen zwischen mehreren Strompro­ duzenten und einem Stromhändler eingeschaltet und die Marktprämie von dem Netzbe­ treiber vereinnahmt werde. Die Vertreter der Verwaltung vertraten die Auffassung, dass sich die Umsatzsteuer für die  Stromlieferung der Stromproduzenten an die Abrechnungsgesellschaft nach dem zwi­ schen den Beteiligten vereinbarten Entgelt bemesse. Die Zahlung der Abrechnungsgesell­ schaft an die Stromproduzenten unterliege daher auch dann vollständig der Umsatzsteuer,  wenn die Abrechnungsgesellschaft das zu zahlende Entgelt teilweise aus der vereinnahm­ ten Marktprämie bestreite. Die Abrechnungsgesellschaft sei aus der Stromlieferung unter  den weiteren Voraussetzungen des § 15 UStG zum Vorsteuerabzug berechtigt. TOP 9 ­ Wirkung unverbindlicher Zolltarifauskünfte für Umsatzsteuerzwecke  Die Vertreter der AdstB baten um Darstellung, welche rechtlichen Wirkungen unverbindli­ che Zolltarifauskünfte in Umsatzsteuerfragen (uvZTA) gegenüber der Steuerverwaltung  entfalteten. Die Vertreter der Verwaltung erläuterten, dass der ermäßigte Umsatzsteuersatz auf  Umsätze solcher Gegenstände angewandt werden könne, die in der Anlage 2 zu § 12  Abs. 2 Nr. 1 und 2 UStG aufgeführt seien. Die Abgrenzung der begünstigten von den nicht begünstigten Gegenständen richte sich nach dem Zolltarif. Bei Zweifeln, ob die Liefe­ rung oder der innergemeinschaftliche Erwerb eines bestimmten Gegenstandes unter die  Steuerermäßigung falle, hätten Lieferanten bzw. innergemeinschaftliche Erwerber sowie 

­ 13 ­

­ 13 ­

Landesfinanzbehörden die Möglichkeit, bei der zuständigen Dienststelle des Bildungs­ und  Wissenschaftszentrums der Bundesfinanzverwaltung eine uvZTA einzuholen. Das ent­ sprechende Vordruckmuster sei im Formular­Management­System der Bundesfinanzver­ waltung abrufbar. Die erteilende Dienststelle habe einen Hinweis auf den zutreffenden Umsatzsteuersatz  aufzunehmen und auf den unverbindlichen Charakter der uvZTA hinzuweisen. Die uvZTA  seien für die Steuerverwaltung grundsätzlich nicht bindend, sie hätten nicht den Charakter  eines Grundlagenbescheides. Dennoch würden die uvZTA in der Regel von der Steuerver­ waltung übernommen, da die Dienststellen des Bildungs­ und Wissenschaftszentrums der  Bundesfinanzverwaltung über ausgebildete Fachexperten (Chemiker, Biologen, Techniker  etc.) für die Einreihung von Waren in jedes Kapitel/in jede Position des Zolltarifs verfügten.  Auf entsprechendes Expertenwissen könne die niedersächsische Steuerverwaltung nicht  zurückgreifen. Auf Nachfrage der AdstB wiesen die Vertreter der Verwaltung darauf hin, dass Steuer­ pflichtige und Landesfinanzbehörden jederzeit die Möglichkeit hätten, durch eine Anfrage  bei der zuständigen Dienststelle der Bundesfinanzverwaltung zu klären, ob für einen  Gegenstand bereits eine uvZTA vorliege bzw. in dem Fall, in dem bereits eine uvZTA vor­ liegen würde, ob diese ggf. aktualisiert worden sei. TOP 10 ­ Umsatzsteuersätze bei Tanzschulen Die Vertreter der AdstB baten um Information zum Erörterungsstand zu den unterschiedli­ chen Voraussetzungen der Umsatzsteuersätze bei Tanzschulen/Tanzschulen als Bil­ dungseinrichtung. Die Vertreter der Verwaltung differenzierten wie folgt: Umsatzsteuerpflichtige Umsätze der  Tanzschulen unterlägen dem Regelsteuersatz von 19 v. H.. Allerdings könnten Ballett­ und  Tanzschulen als allgemein bildende oder berufsbildende Einrichtungen beurteilt werden.  Eine Steuerfreiheit von Ballett­ und Tanzschulen nach § 4 Nr. 21 UStG könne insoweit in  Betracht kommen, als vergleichbare Leistungen in Schulen erbracht würden und diese  Leistungen nicht der bloßen Freizeitgestaltung dienten (vgl. Abschnitt 4.21.2 Absatz 8  UstAE, konsolidierte Fassung vom 31. August 2012). Zwar sollte ursprünglich mit dem  Jahressteuergesetz 2013 eine Steuerbefreiung von Tanzschulen künftig entfallen. Jedoch  solle nach derzeitigen Presseinformationen die von der Bundesregierung vorgeschlagene  Neuregelung der Umsatzbesteuerung von Bildungsleistungen aus dem Gesetzentwurf des  Jahressteuergesetzes 2013 gestrichen worden sein.

­ 14 ­

­ 14 ­

TOP 11 ­ Umsatzsteuernachschau gem. § 27b Abs. 1 UStG Die Vertreter der AdstB bemängelten, dass Prüfer anlässlich einer Umsatzsteuernach­ schau immer häufiger ohne vorherige Anmeldung erschienen, obwohl gemäß § 27b Abs. 1  UStG keine gesetzliche Verpflichtung bestehe, auf die Ankündigung zu verzichten. Hierzu stellten die Vertreter der Verwaltung die Vorschrift § 27b UStG dar. Diese sei als  Ermessensnorm formuliert. Die Verwaltung könne Umsatzsteuernachschauen durchfüh­ ren. Die Teilnehmer des Arbeitskreises diskutierten sodann den Anwendungsbereich, das  „ob“ der Norm. Die Vertreter der Verwaltung erläuterten weiter Satz 4 im Abschnitt 27b.1.  Absatz 1 des UstAE (konsolidierte Fassung vom 31. August 2012): „Die Umsatzsteuer­ Nachschau wird nicht angekündigt.“ Die wortgleiche Regelung sei im BMF­Schreiben vom  23. Dezember 2002 ­ IV B 2 ­ S 7420 ­ 415/02 (BStBl 2002 I S. 1447) enthalten und ent­ falte für die Verwaltung Weisungscharakter. Die Vertreter der Verwaltung konzidierten,  dass eine Ankündigung in Einzelfällen auch im Interesse des Finanzamts stehe (z. B. bei  einer hohen Wahrscheinlichkeit, den Steuerbürger nicht anzutreffen). Die Vertreter der  AdStB sprachen sich für mehr Augenmaß bei der Frage der Ankündigung aus. TOP 12 ­ Gesonderte Feststellung beim Betrieb von Photovoltaikanlagen Die Vertreter der AdstB stellten die Frage, ob nicht bei Gesellschaftern, die eine Photovol­ taikanlage betreiben und Umsatzsteuererklärungen abgeben würden, auf das in § 180  Abs. 1 Nr. 2. a) AO geregelte gesonderte Gewinnfeststellungsverfahren wegen geringer  Bedeutung gemäß § 180 Abs. 3 Nr. 2 AO verzichtet werden könne. Die Vertreter der Verwaltung erläuterten, dass mit der Ausnahmeregelung des § 180  Abs. 3 S. 1 Nr. 2 AO Verfahren vermieden werden sollten, die unzweckmäßig oder unöko­ nomisch seien. Nach ständiger Rechtsprechung des BFH sei ein Fall von geringer Bedeu­ tung auch anzunehmen, wenn es sich um einen leicht überschaubaren Sachverhalt han­ dele, die Ermittlung der Einkünfte bzgl. der Höhe und Zurechnung verhältnismäßig einfach  und die Gefahr widersprüchlicher Entscheidungen nahezu ausgeschlossen sei.

Im Falle der Erzielung von umsatzsteuerpflichtigen gewerblichen Einkünften aus einer  gemeinschaftlich z. B. von Ehegatten betriebenen Photovoltaikanlage liege jedoch regel­ mäßig kein leicht überschaubarer Sachverhalt vor, weil die Gefahr widersprüchlicher Ent­ scheidungen nicht gänzlich ausgeschlossen werden könne. Dies sei darin begründet, dass  sich durch die Inanspruchnahme des Vorsteuerabzugs gem. § 15 UStG bspw. im  Falle einer abweichenden steuerlichen Beurteilung größerer Investitionen und der  ­ 15 ­

­ 15 ­

damit einhergehenden Zuordnung der Vorsteuer oder einer Änderung der Nutzungs­ verhältnisse auch ertragsteuerliche Auswirkungen ergäben,  die an das Finanzamt gezahlte oder von diesem erstattete Umsatzsteuer Ausgabe  bzw. Einnahme bei den Einkünften aus Gewerbebetrieb darstelle, und  es bei unterschiedlichen Steuernummern (gewerbe­ und ertragstuerlich) zu einer  (zeitlich) abweichenden Bestandskraft der Umsatzsteuerfestsetzung kommen  könne. Daraus ergäben sich Risiken für die Gleichbehandlung der umsatzsteuerli­ chen und der ertragsteuerlichen Festsetzung. Dies gelte, so betonten die Vertreter der Verwaltung, unabhängig davon, ob es sich um  umsatzsteuerpflichtige gewerbliche Einkünfte handele, wie im Fall einer gemeinschaftlich  betriebenen Photovoltaikanlage oder bei Verzicht auf die Besteuerung als Kleinunterneh­ mer gem. § 19 Abs. 2 UStG, oder um umsatzsteuerpflichtige Einkünfte aus Vermietung  und Verpachtung infolge Verzichts auf die Steuerbefreiung nach § 4 Nr. 12 UStG (Option  gem. § 9 Abs. 1 UStG). TOP 13 ­ Verschiedenes Neues zur 1 %­Regelung Nach der Sitzung des Arbeitskreises ist Rdnr. 12 des BMF­Schreibens vom 18. November  2009 (BStBl I S. 1326) durch BMF­Schreiben vom 15. November 2012 in Bezug auf die  Glaubhaftmachung bestimmter Kraftfahrzeuge neu gefasst, s. hierzu BStBl 2012 I S. 1099 f.. Termin des 149. Arbeitskreises Als Termin für die nächste Sitzung des Arbeitskreises wurde Freitag, der 3. Mai 2013,  10:00 Uhr (Ausweichtermin: Dienstag, der 7. Mai 2013, 10:00 Uhr), bestimmt. Der Arbeits­ kreis trifft sich in den Räumen der Oberfinanzdirektion Niedersachsen ­ Steuerabteilung ­  in Oldenburg.

(Langemann)