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Author: Viktor Krüger
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5001 AARAU Bahnhofstrasse 55 Telefon 062 838 22 22 www.trotteraarau.ch

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STERNSCHNUPPEN

DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU

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INHALTSVERZEICHNIS

Ausgabe März 2016

IMPRESSUM ..............................................................................................

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EDITORIAL ................................................................................................

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HISTORIKERGRUPPE AVA .........................................................................

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Das Venus-Pentagramm

AUS DER AVA ............................................................................................

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Protokoll der 61. Generalversammlung der AVA

AVA-FACHGRUPPE "METEORITEN" .........................................................

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Bei den grönländischen Inuit: Meteorite der CAPE-YORK-Gruppe

BUNTER STRAUSS VON WELTRAUM-NEWS ...........................................

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1. Alles Gute kommt von oben! – Meteoriten! 2. Schreiben wie Albert Einstein?

VERANSTALTUNGS-KALENDER ................................................................

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NACHGEDACHT .........................................................................................

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Astrophysik und Spiritualität

DAS STERNSCHNUPPEN-BILD ...................................................................

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AUS DER AVA – VERÄNDERLICHE STERNE............................................... Messung einer Lichtkurve

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SCHLUSSPUNKT ........................................................................................

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REDAKTIONSSCHLUSS FÜR DIE NÄCHSTE AUSGABE: 1. Juni 2016

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DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU

IMPRESSUM

Redaktion und Layout Manfred Koch Sonnhalde 23 5018 Erlinsbach [email protected] Abonnemente und Adressen Fritz Maurer Zopfweg 12 5033 Buchs [email protected] Druck und Verlag Rohr Reprografie Kasinostrasse 25 5001 Aarau Präsident Jonas Schenker Rütiweg 6 5036 Oberentfelden [email protected] Internet AVA www.sternwarte-schafmatt.ch PostFinance-Konto 50-16754-7 Bank Raiffeisenbank Aarau–Lenzburg 5742 Kölliken IBAN/Konto-Nr. CH75 8069 8000 0039 8765 6

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EDITORIAL

Liebe Leserinnen, liebe Leser „Gravitationswellen“ - vielleicht DIE Jahrhundert-Entdeckung !? Fast hundert Jahre nach Albert Einsteins Vorhersage ist es Astronomen nun gelungen die Existenz von Gravitationswellen nachzuweisen. Am 14. September 2015 fingen die LIGO-Detektoren das umjubelte Signal auf. Diese Entdeckung erweitert unser Wissen über das Universum enorm. LIGO bedeutet Laser Interferometer Gravitation Wave Observatory (oder kurz auf Deutsch: Gravitationswellen-Observatorium). Eigentlich handelt es sich dabei um 2 Observatorien: in Hanford (Staat Washington) und in Livingstone (Louisiana). Stolz verkündete David Reitze, LIGO-Direktor, in einer Pressekonferenz in Washington die wissenschaftliche Sensation. Er bestätigte, das Signal komme aus der Richtung der Magellanschen Wolken und es müsse von zwei kollidierende Schwarzen Löchern ausgegangen sein. „Erstmals sprach das Universum durch Gravitationswellen zu uns“, so David Reitze. Damit eröffnet die Gravitations-Astronomie ein neues Beobachtungsfenster. Bisher konnten die Astronomen das All beispielsweise im sichtbaren Licht beobachten oder mit Hilfe von Radiowellen oder über Gammastrahlen. Dank der Gravitationswellen werden sie möglicherweise in Zukunft Botschaften von Ereignissen empfangen, die sich zum Grossteil im Dunkeln abspielen, wie etwa die Kollision schwarzer Löcher. Wissenschaftliche Aussagen gehen sogar soweit, dass Gravitationswellen künftig bei der Raumschiff-Navigation wichtig sein könnten. Jedenfalls ist damit ein grosser wissenschaftlicher „Schritt nach vorn“ gemacht, und nun wird man wohl bald sehen, was er der Menschheit alles bringen wird. Ich für meinen Teil bin gespannt darauf. Herzliche Grüsse Manfred Koch

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HISTORIKERGRUPPE AVA von Hans Tschopp, Riniken

DAS VENUS-PENTAGRAMM Leit-Thema unserer letzten Zusammenkunft war „die Venus“. In seinem Bestseller Der Davinci-Code erwähnt der Autor Dan Brown, dass die Venus am Himmel ein perfektes Pentagramm beschreibt. – So wäre es nun durchaus möglich, dass an einem Demonstrationsabend auf unserer Sternwarte die Frage auftaucht, wo denn nun dieses Pentagramm zu sehen sei. Damit hat es folgende Bewandtnis: 13 Venusjahre entsprechen ziemlich genau 8 Erdjahren. In dieser Zeit ergeben sich 5 untere Konjunktionen, d.h. fünfmal stehen Erde, Venus und Sonne in einer Linie. Wir alle erinnern uns noch an die beiden Venustransits vom 8. 6. 2004 und vom 6. 6. 2012, also 8 Jahre später. Bei der nächsten unteren Konjunktion wird aber die Venus die Sonne verfehlen, dann wird also kein Transit zu beobachten sein! Die folgende Grafik diene zum besseren Verständnis: Im Zentrum steht die Sonne; auf der inneren Bahn läuft die Venus, auf der äusseren die Erde. Die blauen Geraden bezeichnen die Orte der unteren Konjunktionen.

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HISTORIKERGRUPPE AVA von Hans Tschopp, Riniken

Die Venusbahnebene ist gegenüber der Erdbahnebene leicht verkippt - die Schnittpunkte werden Knoten genannt. Nur wenn sich die Venus in der Nähe dieser Knoten befindet, ist von der Erde aus gesehen ein Transit möglich - ein sehr kleines Zeitfenster von weniger als 2 Tagen beidseits der Knoten. In der Grafik ist dieses Zeitfenster (rechts und links) gelb gefärbt. Die roten Linien in der Grafik ziehen von einer (unteren) Konjunktion zu nächsten und formen so ein fast perfektes Pentagramm (= fünfzackiger Stern). Aber eben nur fast perfekt, die fünfte Konjunktion fiel hier zwar noch knapp ins Transitfenster des Knotenpunktes, aber nach weiteren 8 Jahren wird sich der Konjunktionsort weiter in Uhrzeigerrichtung verschoben haben, sodass sich die nächsten Transits erst um 2117 und 2125 ereignen werden und zwar im gegenüberliegenden Knoten, im Dezember. Falls eine untere Konjunktion gerade in die Mitte des Knotenfensters fällt, wird sich nur ein einzelner Transit und kein Transitpaar ereignen. Wäre das Pentagramm perfekt, so hätten wir alle 8 Jahre einen Transit zu beobachten - oder aber gar nie, was viel wahrscheinlicher wäre. In diesem Falle würden sich die Sternzacken bzw. die Konjunktionsorte gar nie verschieben. Die obige Grafik ist als äusserst lehrreiche Animation im Internet zu googeln unter: The Almost Venus-Earth Pentagram - https://www.uwgb.edu/dutchs/AstronNotes/Earth-Venus.htm Gemäss François Lombard finden wir sogar in Goethes Faust einen Hinweis auf das nicht ganz perfekte (Venus)-Pentagramm:

Mephisto:

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HISTORIKERGRUPPE AVA von Hans Tschopp, Riniken

Das Pentagramm war also auf der Türschwelle von Faustens Studierzimmer angebracht, und zwar mit der offenen Seite nach aussen, sodass der Teufel wohl herein, nicht aber wieder hinaus konnte. Interessanterweise war das Pentagramm in der Antike das Symbol der Venus, sowohl des Planeten als auch der Göttin. Es wurde auf einem Krug aus der mesopotamischen Djemdet-Nasr-Zeit, d. h. um 3000 v. Chr., als Ideogramm der sumerischen Göttin Inanna/Ištar gefunden. (Quelle: Gordon Childe - New Light on the most ancient East 1928/1958)

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AUS DER AVA

61. Generalversammlung der Astronomischen Vereinigung Aarau

Protokoll der 61. Generalversammlung der AVA 22. Februar 2016, 19.30 (Apéro) bzw. 20.00 Uhr im Restaurant «Schützen», Aarau Vorsitz: Vorstand:

Jonas Schenker Jürg Studerus (Leiter Sternwarte) Fritz Maurer (Kassier) Ueli Rapold (Einsatz-Koordinator) Heiner Sidler (Medienarbeit) Mani Koch (Redaktor STERNSCHNUPPEN) Andy Mazoll (Veranstaltungen) (vakant: Leiter Jugendgruppe)

Aktuar :

Peter Grimm

Revisoren:

Heinz Blatter Hansueli Sommer

Anwesende Mitglieder:

37 Mitglieder gem. Präsenzliste (im Anhang)

Entschuldigte Mitglieder:

Daniel Frey, Peter Wiehl, Heinz Bühlmann, Herbert Wetter, Kurt Suter, Dieter Hofer, Fritz Hirschi, Heinz Blatter

Traktanden

1. Begrüssung und Traktandenliste 2. Protokoll der letzten GV 3. Jahresberichte 4. Jahresrechnung und Revisorenbericht 5. Budget und Festsetzung des Jahresbeitrages 6. Anteilscheine 7. Ehrungen und Anerkennungen 8. Veranstaltungen 2016 9. Verschiedenes und Anträge

1. Begrüssung und Traktandenliste Nach dem vom Verein spendierten Apéro begrüsst der Präsident Jonas Schenker um 20.00 Uhr die Anwesenden und zeigt sich über die grosse Zahl Anwesender erfreut. Ulrich Grebien wird als Stimmenzähler gewählt. Die Traktandenliste erfährt keine Veränderungen. 2. Protokoll der GV vom 23. Februar 2015 Das Protokoll der letztjährigen GV ist in der STERNSCHNUPPEN-Ausgabe vom Juni 2015 zu finden; es wird von der Versammlung einstimmig genehmigt. Der Präsident dankt Peter Grimm mit einem Präsent für die gute Aktuariatsarbeit.

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STERNSCHNUPPEN

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AUS DER AVA

61. Generalversammlung der Astronomischen Vereinigung Aarau

gemütlicher AVA-Apèro

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AUS DER AVA

61. Generalversammlung der Astronomischen Vereinigung Aarau

3. Jahresberichte Jonas Schenker liest den Bericht des Präsidenten vor. Highlight des Jahres war wohl die partielle Sonnenfinsternis vom 20. März: Hier standen die Besuchenden buchstäblich Schlange vor der Sternwarte! Für die AVA war dies ein wichtiges Ereignis, denn unser Verein mit seiner Sternwarte war bei diesem Anlass in verschiedenen Medien sehr präsent. Am darauffolgenden Tag musste allerdings die Sternwartenöffnung am schweizerischen „Tag der Astronomie“ des schlechten Wetters wegen abgesagt werden. Neben gut besuchten Vorträgen erwähnt der Präsident auch die wichtige und kontinuierliche Arbeit in den verschiedenen Fachgruppen. Ihm liegt ebenfalls die nun immer vermehrt mögliche wissenschaftliche Arbeit auf der Sternwarte am Herzen, denn hier zeigen sich laufend mehr Betätigungsfelder, in denen die Arbeit von Amateurastronomen möglich und wissenschaftlich gefragt ist. Die AVA soll in der Öffentlichkeit auch als regionales Kompetenzzentrum für astronomische Belange wahrgenommen werden. Jürg Studerus verliest den Bericht des Sternwartenleiters und erläutert die Besucher-Statistik 2015. Zur bereits erwähnten partiellen Sonnenfinsternis besuchten uns gegen 240 Personen auf der Schafmatt!! Im Laufe des Jahres haben 1190 Gäste anlässlich von 59 Führungen und 3 Sonnen-Apéros unsere Sternwarte genutzt und der Sternwarten-Kasse zu 8571 Franken Einnahmen verholfen – und dies obwohl das schlechte Wetter vor allem die Freitagsführungen massiv eingeschränkt hat. Insgesamt 88-mal war die Sternwarte belegt; davon 29-mal für Wartungsarbeiten. Erfreulich ist in diesem Zusammenhang, dass alle wichtigen (und teuren) Wartungsarbeiten vereinsintern und damit kostengünstig vorgenommen werden konnten. Der Sternwartenleiter ruft abschliessend dazu auf, doch den Mut zu haben, sich als Demonstrator bzw. Demonstratorin zu melden. Die Einführung erfolgt jeweils sorgfältig und ausbildungsmässig sehr seriös. Im Anschluss daran überreicht Ueli Rapold (Einsatzleiter des Demonstratoren-Teams) den „Studerus-Pokal“ an Mani Koch: Dieser hat im Vereinsjahr 2015 die meisten Demonstratoren-Einsätze auf der Sternwarte geleistet.

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AUS DER AVA

61. Generalversammlung der Astronomischen Vereinigung Aarau

Hans Tschopp informiert über die Aktivitäten der Fachgruppe Astronomie-Geschichte. An 5 Treffen behandelten die 6 Mitglieder die Themenkreise Galilei – Frauen in der Astronomie – Solstitien – Kuriose astronom. Vorstellungen – die Zeit. Dazu kam eine Exkursion nach Zürich in die Ausstellung „Kosmos“ im Rietbergmuseum und an die Bahnhofstrasse zur berühmten Türler-Uhr. Hans Tschopp wirbt auch für neue Mitglieder: Interessierte können sich an ihn wenden.

Die Aktivitäten der Fachgruppe Astro-Fotografie stellt Sepp Käser vor. Die Gruppe weist 20 Mitglieder auf. Der Wissensstand und die technische Ausrüstung der Mitglieder sind hervorragend, ebenso die privat oder im Gruppenrahmen gemachten Aufnahmen!

Werner Keller informiert über die Tätigkeiten der Fachgruppe Meteoritenkunde. Die 9 Mitglieder tauschen sich via E-Mail aus; weitere 5 Interessierte erhalten die Mitteilungen ebenfalls. Highlight des Jahres war die Feuerkugel vom 15. März bzw. die Bestimmung des Flugweges und des „Absturzorts“ durch Gruppenmitglieder. Leider führten die erfolgten Exkursionen von AVA-Mitgliedern (noch) zu keinem Fund-Erfolg. - 2 Treffen mit der SAG-Meteorastronomie-Gruppe sowie 3 Vorträge belegen die rege Aktivität der AVAler.

Die Versammlung nimmt die Jahresberichte einstimmig und mit Applaus an. Anschliessend verdankt der Präsident den Ressort-Leitern die ausgezeichnete Arbeit im Dienste des Vereins und überreicht ihnen je eine Flasche Wein. (Die Jahresberichte sind dem Original dieses Protokolls angehängt.)

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AUS DER AVA

61. Generalversammlung der Astronomischen Vereinigung Aarau

4. Jahresrechnung und Revisorenbericht 2015 Fritz Maurer präsentiert die Vereinsrechnung und die Schlussbilanz 2015. (Für genauere Infos können AVA-Mitglieder beim Kassier nachfragen). Die Rechnung 2015 blieb im normalen Rahmen, allerdings war es nicht ganz einfach, alle Aktivitäten schon im Voraus zu budgetieren. Schön, dass auch der gesellschaftliche Anteil grösser geworden ist - auch wenn dabei mehr (aber vertretbare) Ausgaben entstehen. 2015 ergibt sich eine Vermögensvermehrung von Fr. 3093.45.

Mitgliederzahl: 8 Austritten stehen 11 Neueintritte gegenüber. Am 1.1.2016 zählt die AVA 122 Mitglieder: 110 Vollmitglieder, 4 Jungmitglieder, 7 Ehrenmitglieder, 1 Freimitglied. Die Neumitglieder werden namentlich erwähnt und – falls anwesend – vorgestellt sowie mit Applaus begrüsst: Monica Rümbeli, Chistian Wernli, Sabine Ekatodramis, Guillermo Bluvol, Heidi Aeschlimann, Jean-Pierre Bolengo, Kurt Suter, Fritz Hirschi, Thomas Lerch sowie (Wiedereintritt) Erika Feistle Scheibler. 1 Neumitglied ist im selben Jahr wieder ausgetreten.

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AUS DER AVA

61. Generalversammlung der Astronomischen Vereinigung Aarau

Die beiden Revisoren Hansueli Sommer und Heinz Blatter haben die Rechnung am 12.02.16 geprüft und den Kassenbestand sowie sämtliche Belege detailliert mit der Rechnung verglichen. Gemäss dem von Hansueli Sommer vorgelesenen Revisorenbericht ist die Rechnung sauber und ordnungsgemäss geführt und gibt zu keinen Beanstandungen Anlass. Er bedankt sich für die gute Zusammenarbeit mit dem Kassier. Die Revisoren beantragen der Versammlung, die vorliegende Jahresrechnung zu genehmigen und dem Kassier sowie dem Vorstand unter bester Verdankung seiner Dienste Décharge zu erteilen. Der Präsident verdankt die zuverlässige Arbeit und überreicht den Revisoren je eine Flasche Wein. Die Jahresrechnung 2015 wird einstimmig angenommen und dem Kassier sowie dem Vorstand Décharge erteilt.

5. Budget 2016 und Festsetzung des Jahresbeitrages Fritz Maurer stellt das Budget 2016 vor. Die Vereinsbeiträge werden nicht verändert. Die Versammlung heisst das Budget 2016 ohne Diskussion einstimmig gut. Als Dank für seine wertvolle Arbeit als Kassier und mit der Mitglieder-Verwaltung erhält Fritz die traditionelle Flasche Wein. 6. Anteilscheine Eine Auslosung der nun auszuzahlenden Anteilscheine ist unnötig, denn mittlerweile sind nur noch deren 5 vorhanden: die Nummern 25 - 55 - 67 - 72 - 77. Fritz Maurer wird diese Anteilscheine im Wert von je Fr. 200.- demnächst auszahlen. Nun ist der seinerzeitige Sterwarten-Bau also ganz abbezahlt!!

7. Ehrungen und Anerkennungen Der Präsident verdankt auch das grosse Engagement und die vielen wertvollen Dienstleistungen Einzelner zu Gunsten unseres Vereins. Als Zeichen der Anerkennung ehrt er die folgenden Mitglieder speziell und überreicht ihnen je eine Flasche Wein:

- Fabienne Dubler als Webmasterin der AVA. Sie pflegt unsere schön gestaltete und von ihr stets aktuell gehaltene Homepage und besorgt auch unseren Facebook-Auftritt.

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AUS DER AVA

61. Generalversammlung der Astronomischen Vereinigung Aarau

- Manfred Koch für Gestaltung und Redaktion der Vereinszeitung STERNSCHNUPPEN sowie für die jeweils sehr schönen Bilder, die er als „regelmässiger Hoffotograf der AVA“ macht.

- Peter Steiner für seine Arbeiten an der Gebäudetechnik und den elektri- schen Installationen auf der Sternwarte. In diesem Zusammenhang wurde Albert Fuchs als „Mitarbeiter des Monats“ erkoren.

- Ueli Rapold als Einsatzkoordinator der Demonstratoren auf der Stern- warte sowie für die Bewirtschaftung der Anmeldungen.

- Hans Roth für das wiederum feine Sternenhimmel-Jahrbuch.

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AUS DER AVA

61. Generalversammlung der Astronomischen Vereinigung Aarau

- Heiner Sidler für seine Medienarbeit.

Zur Wertschätzung ihrer zahlreichen und zuverlässigen Einsätze während des ganzen Jahres erhalten die Demonstratoren jeweils ein Exemplar des Jahrbuchs Der Sternenhimmel gleich nach dessen Erscheinen im Herbst.

Nun meldet sich Jürg Studerus zu Wort und spricht dem Präsidenten im Namen des Vorstandes und auch der Mitglieder den herzlichen Dank aus für seine grosse Arbeit und die umsichtige Vereinsführung. Er überreicht ihm unter dem grossen Applaus der Anwesen-den ein Jahresabo der neuen Zeitschrift „Abenteuer Astronomie“.

8. Veranstaltungen 2016 Der Präsident stellt den Veranstaltungskalender 2016 vor, soweit dieser schon festgelegt ist. „Höhepunkte“ dürften wohl der „Tag der Astronomie“ (Sa 19. März) sowie der Merkur-Transit (Mo 9. Mai) sein. - Der aktualisierte Kalender kann jederzeit auf unserer Homepage www.sternwarte-schafmatt.ch eingesehen werden und ebenso im ORION. Zuständig für diesen wichtigen Bereich des Vereins ist Andy Mazoll; der Präsident verdankt seine Arbeit mit einem Präsent.

Für die SAG-Delegiertenversammlung vom 21. Mai in Zürich, bei der die AVA über 3 Stimmen verfügt, stimmt die Versammlung der Vertretung des Vereins durch Jonas Schenker, Mani Koch und Andy Mazoll zu.

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AUS DER AVA

61. Generalversammlung der Astronomischen Vereinigung Aarau

9. Verschiedenes und Anträge - Von Vereinsmitgliedern sind keine Anträge eingegangen. - Der Präsident kommt kurz auf unsere nicht (mehr) vorhandene Jugendgruppe zu sprechen: Der Vor- stand hat im zu Ende gehenden Vereinsjahr versucht, mit persönlichen Einsätzen eine Zwischenlösung zu finden. Diese ist aber aus verschiedenen Gründen nur bedingt zufriedenstellend ausgefallen. Im neuen Vereinsjahr sind daher neu spontan kommunizierte Mitmachmöglichkeiten geplant. - Hans Roth informiert, dass die Jugendgruppe der Berner Astronomen die Jugendgruppe der SAG weiterführt und Anlässe organisiert. Er wünscht, dass die jeweils verschickten Unterlagen gleich an unsere Jungmitglieder weitergeleitet werden, damit sie sich allenfalls anmelden können.





Als SAG-Vorstandsmitglied informiert er auch darüber, dass der Dachverband momentan in eine unge- wisse Zukunft blickt. Der AVA-Präsident möge doch die monatlichen SAG-Newsletters per Mail gleich auch an die Vereinsmitglieder schicken, damit möglichst alle stets den neuesten Informationsstand haben. - Hans Tschopp berichtet aus eigener Erfahrung, dass die Vereinsmitglieder mit eigenen Instrumenten doch bei astronomischen Anlässen (Bsp. partielle SoFi oder jetzt dann der Merkurtransit) „zu den Leuten gehen“ könnten: Irgendwo bei einem Schulhaus, im Dorf, in der Stadt das Instrument aufstellen und die Passanten zum Durchschauen ermuntern. Das finde jeweils grossen Zuspruch!

Die GV 2017 ist auf Montag, den 27. Februar 2017 festgelegt. Schluss der GV: 22.00 Uhr

Auenstein, 26. Februar 2016



Der Präsident:



Jonas Schenker Peter Grimm

Der Aktuar:

Anhänge beim Original-Protokoll: - Präsenzliste (Original) - Jahresberichte

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AVA-FACHGRUPPE „METEORITEN“ von Heiner Sidler, Safenwil

BEI DEN GROENLÄNDISCHEN INUIT: METEORITE DER CAPE YORK-GRUPPE erste Finder: Inuit stellen Werkzeuge aus Meteor-Eisen her Entdecker: Inuit der Siedlung Savigsivik (Savissivik) zeigen dem Polarforscher Robert Peary 3 grosse Meteoriten Fundort: Koordinaten: TKW: Typ:

rund um die Melville-Bucht im Nordwesten Grönlands ca. 76° Nord, 65° West 58’000 kg Oktaedrit III AB

Nachdem 12 Teilstücke aufgefunden worden waren, konnte vom Meteoritenschauer ein elliptisches Streufeld von etwa 100 x 15 km nachgezeichnet werden. Die Auswertung lässt den Schluss zu, dass vor etwa 10'000 Jahren ein Meteoroid vom mindestens 200 Tonnen Urspungsmasse in die Erdatmosphäre eingetreten ist. Erste kleine Bruchstücke fielen in der Nähe der heutigen US-amerikanischen Luftwaffenbasis Thule auf den Erdboden. Grosse Stücke erreichten das Küstengebiet nördlich der Melville-Bucht. Die heute bekannten Meteorite lassen sich aber nicht zusammenfügen, um Form und Grösse des Ursprungskörpers rekonstruieren zu können. Es ist davon auszugehen, dass grosse Meteoriten-Stücke noch in Eis und Gesteinsschutt verborgen sind, ins Meer fielen oder durch die Wanderung des Eises ins Meer transportiert wurden. Die Funde: Name Ahnighito Das Zelt Woman Die Frau Dog Der Hund Savik I

Gewicht kg 31'000 3’000 400 3’400

Akpohon

1,66

Northumberland

0,29

Thule

48,6

Savik II Agpalilik Der Mann Tunorput

7,8 20’140 250

Fundort Meteorite Island 76°04’ N – 64°58’ W Saveruluk 76°09’ N – 64°56’ W Saveruluk 76°09’ N – 64°56’ W Saveqarfik 76°08’ N – 64°36’ W Ellesmere Land Kanada (von Inuit transportiert) Northumberland

Finder

FundJahr

Robert Peary

1894

American Museum New York

Robert Peary

1894

American Museum New York

Robert Peary

1894

American Museum New York

Knud Rasmussen

1913 Kopenhagen

W.E. Eckblaw Vagn Buchwald erkennt Zugehörigkeit

1914

(von Inuit transportiert)

Geschenk der Inuit an Knud Rasmussen

1928

Thule

Mark Meier

1955

Auge Suerssaq

1961

Vagn F. Buchwald

1963

Jeremias Petersen

1984

Saveqarfik 76°08’ N – 64°36’ W Agapalilik 76°09’ N – 65°10’ W Meteorite Island bei Ebbe im Wasser

Museum

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Geolog. Museum Uni Kopenhagen

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AVA-FACHGRUPPE „METEORITEN“ von Heiner Sidler, Safenwil

Weitere Fragmente der Cape York-Gruppe sind bei archäologischen Grabungen entdeckt worden. Meteoritisches Eisen gehörte eben zu den ersten Metallen, welche der Menschheit zur Verfügung standen. So erstaunt es nicht, dass aus dem „Geschenk des Himmels“ Harpunen, Waffen und Werkzeuge hergestellt wurden. Ein reger Tauschhandel mit dem wertvollen Rohstoff kann bis in die kanadische Hudson Bay verfolgt werden. Zum Teil wurden kleinere Splitter mit Steinhämmern kaltverformt. Bald liessen sich aber keine handlichen Stücke mehr finden, und nun musste versucht werden, von den grossen Brocken Stücke abzuschlagen. Jede Schlittengruppe war gezwungen, von weit her neue Basaltsteine zu holen und nach Cape York zu transportieren, jeder Steinhammer musste viele Kilos schwer sein, um damit dem Eisen zu Leibe rücken zu können, denn die in der Umgebung vorkommenden Gneise waren für diesen Zweck viel zu brüchig. - Der dänische Metallurge Vagn Fabritius Buchwald überflog im Sommer 1963 auf der Suche nach weiteren Meteoriten der Cape York-Gruppe die bereits bekannten 4 Hauptfundstellen. „Diese waren an den grossen Mengen herumliegender blauschwarzer Basalthämmer leicht zu erkennen“ berichtete er. Zum 100-jährigen Bestehen der Commission for Scientific Research in Greenland wurde 1978 eine Briefmarke herausgegeben, die das Fellschaber-Werkzeug Ulo aus meteoritischem Eisen und mit Handgriff aus einem Walrossknochen zeigt. Das Hintergrundbild der Marke bildet eine polierte und geätzte Scheibe des Cape York-Meteoriten, auf welcher das Widmannstättensche Gefüge deutlich zu sehen ist. Die Inuit berichteten Peary, dass sich Jahre zuvor durch das Abmeisseln kleiner Fragmente der Kopf des Meteoriten Die Frau löste. Eine Gruppe Männer aus Peterahwik schnallte den schweren Brocken für den Abtransport auf einen Hundeschlitten. Künftig würden sie sich die beschwerliche Reise nach Cape York ersparen können, so hofften sie. Doch weit draussen, auf dem Packeis, brach unter dem grossen Gewicht die Scholle plötzlich auseinander und Der Kopf der Frau verschwand im kalten Wasser samt Schlitten und Hundegespann. Einen Meteoriten zu finden ist die eine Sache, einen so schweren Fund abzutransportieren eine andere: Nachdem Peary im Mai 1894 die 3 Meteorite erstmals zu Gesicht bekommen hatte, unternahm er im Sommer 1894 einen ersten Versuch, mit seinem Schiff Falcon die kleineren Meteorite Women und Dog einzuschiffen. Infolge von Sturmwetter, hohem Seegang und Eis in der Melville Bay gelang es ihm jedoch nicht näher als 30 nautische Meilen an die Fundstellen heranzukommen, wehalb die Bergung auf das kommende Jahr verschoben werden musste. Im August 1895 liess Peary die zwei Meteorite Women und Dog 500 Meter bis zum Strand transportieren. Er war dabei mit dem Schiff Kite unterwegs, und tatsächlich konnte er die wertvolle Fracht auf das Schiff heben. Peary war ja Ingenieur, was ihm nun bei seinen Unternehmungen sicherlich zugute kam

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AVA-FACHGRUPPE „METEORITEN“ von Heiner Sidler, Safenwil

Women und Dog waren die ersten Grönland-Meteorite, die in den Vereinigten Staaten eintrafen. Für das Jahr 1896 charterte Peary die SS Hope, ein grösseres Schiff, das der zu erwartenden Belastung durch den 31 Tonnen schweren Fund Ahnighito gewachsen war. Peary und seine Offiziere, sowie eine 100 Mann starke Inuit-Truppe arbeiteten im Schichtbetrieb rund um die Uhr. Nach 10 Tagen war der Meteorit freigelegt. Mit hydraulischen Hebeböcken wurde nun der Block aus seinem gefrorenem Bett gehoben und Zentimeter um Zentimeter zum nur 100 Meter entfernten Strand gewuchtet. Trotz höchster Anstrengung konnten die Arbeiten allerdings erst im darauffolgenden Jahr abgeschlossen werden. Zuvor musste eine Verladerampe und eine schwere, mit Gegengewichten ausbalancierte Brückenkonstruktion gebaut

werden. Danach dauerte es 6 Tage, um den Koloss an Bord zu ziehen, und viele weitere Tage, um ihn im Schiffsbauch zu versorgen und fest zu verkeilen. Der Schwerpunkt des Schiffes musste zudem so tief wie möglich gelegt werden. In seinem Bericht würdigt Peary die unschätzbare Hilfe seiner treuen Eskimotruppe, die alle ihre Kräfte daran setzte, den Eisernen Berg ihrer Vorväter in seinen Besitz zu bringen. Die Bergung von Eisenmassen dieser Grösse war auch 1963 noch keine Kleinigkeit. 1963 entdeckte Vagn Buchwald einen weiteren über 20 Tonnen schweren Cape York-Meteoriten, der zuvor den Inuit noch nicht bekannt war. Dieser Fund wurde später Agpalilik – Der Mann - genannt. Der 2,1 x 2 x 1,25 Meter grosse Eisenklotz lag an einem Abhang zwischen und teilweise auch unter grossen Gneisbrocken im Permafrost fest verankert. Buchwald liess einen stählernen Schlitten bauen, mit dem er Agpalilik langsam und sicher über die 15° geneigte Geröllhalde 500 Meter bis zur Küste bewegen wollte. Zuvor hatte er mit einem Modell im Massstab 1:10 experimentiert. 1964 blieb allerdings die dänische Buchwald-Expedition schon 30 km vor der Melville-Bucht im Eis stecken. Der MS Elfy North musste nun ein Eisbrecher der USA zu Hilfe kommen, damit sie aus dem Eis befreien werden konnte. Im Jahr darauf gelang Buchwald und seiner Truppe der Schwertransport auf dem Spezialschlitten bis zur Küste. 1966 lag erneut zu viel Eis in der Melville-Bucht, doch 1967 konnte Agpalilik auf ein Lastschiff der amerikanischen Luftwaffe verladen werden, das den gewichtigen Fund bis zu der vor der Küste wartenden MS Edith Nielsen brachte. Im September 1967 wurden Buchwald und sein Fund in Kopenhagen jubelnd empfangen. www.sternwarte-schafmatt.ch

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AVA-FACHGRUPPE „METEORITEN“ von Heiner Sidler, Safenwil

Der Wissenschafter stellte sich sogleich einer neuen Aufgabe: Wie schneidet man einen Eisenmeteoriten dieser Grösse entzwei? - „Erst als ich sah, wie man in Arzo (Tessin) den Marmor sägt, kam ich auf die Idee, eine ähnliche Technik bei Eisenmeteoriten anzuwenden“, erklärte Buchwald. Mit einem umlaufenden Drahtseil und Carborundum-Schlamm wurde eine 560 kg schwere, 1,4 m2 grosse und 5 cm dicke Scheibe herausgeschnitten. Der Cape York-Meteorit ist als mittlerer Oktaedrit der chemischen Gruppe III AB klassifiziert und besteht aus 91 % Eisen, 7,58 % Nickel, 19,2 ppm Gallium, 36 ppm Germanium und 5 ppm Iridium. Seine Schnittfläche zeigt ein ausgeprägtes Widmannstättensches Gefüge mittlerer Breite und zahlreiche zentimetergrosse Troilit-Einschlüsse. Troilit ist ein fast ausschliesslich in Meteoriten vorkommendes Sulfid (Metall-Schwefel-Verbindung).

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EIN BUNTER STRAUSS VON WELTRAUM-NEWS ausgewählt und kommentiert von Peter Grimm, Auenstein

1 – ALLES GUTE KOMMT VON OBEN! – METEORITEN!

Dringen Nachrichten aus Ostanatolien bis zu uns, ist man beim Lesen auf Belastendes gefasst. Die in der östlichen Türkei gelegene Landschaft gilt als äusserst ärmlich; Reisen in diesen Teil der Türkei werden zudem momentan nicht empfohlen, v.a. in den Grenzbereich nach Syrien. Ende letzten Jahres war allerdings aus dieser Gegend – genauer: zur Ortschaft Saricicek, in der die rund 3000 Einwohner weitgehend von Viehzucht leben - Erstaunliches zu lesen. Die Neue Osnabrücker Zeitung (hier als Beispiel für viele ähnlich lautende Texte) schreibt beispielsweise am 17. November: Wenn einem der Himmel auf den Kopf fällt, muss das nicht unbedingt schlecht sein. Die Bewohner des Dorfes Saricicek im verarmten Südosten der Türkei können bezeugen, dass tatsächlich alles Gute von oben kommt: Ein unerwarteter Geldsegen aus dem Weltall hat aus den Dörflern stolze Besitzer von Autos und Wohnungen gemacht. Der Reichtum fiel in Saricicek eines Nachts mit einem lauten Knall vom Himmel. Einen kurzen Moment lang blitzte in der Dunkelheit helles Licht auf. Die Bewohner des Dorfes schreckten aus dem Schlaf hoch und dachten zuerst, in der Nähe sei ein Gefecht zwischen den kurdischen PKK-Rebellen und der türkischen Armee ausgebrochen. Doch nach dem einen Knall war alles wieder ruhig. Am nächsten Morgen fanden die Leute in ihren Gärten und auf den Feldern um das Dorf merkwürdige dunkle Steinbrocken. Einige aus Saricicek schauten sich die niedergegangenen Steine genauer an. Dann informierten sie die Experten an der Universität im nahen Bingöl. Und die meldeten die Sache der US-Weltraumagentur Nasa, die einige Wochen später auf Saricicek aufmerksam wurde. Die Amerikaner schickten einen Experten in das ostanatolische Dorf, der die Bruchstücke als Weltraumgestein identifizierte, das wahrscheinlich vor langer Zeit vom Asteroiden Vesta abgebrochen war, Richtung Erde raste und beim Eintritt in die Atmosphäre explodierte. Seitdem ist in Saricicek nichts mehr, wie es vorher war. Innert kürzester Zeit fielen nun aus der ganzen Welt angereiste „Meteoritenjäger“ in das Dorf ein und versuchten zu ergattern, was erhältlich war. Als die Einwohner nämlich gemerkt hatten, was der Fall für sie bedeuten könnte, suchten sie auf ihren Feldern alles zusammen, was nach Meteorit aussah. Einzelne waren sogar nachts unterwegs, weil sie gehört haben wollten, dass solche Steine im Dunkeln leuchten! Und natürlich gehören auch schöne Geschichten über Einzelschicksale zu diesem Nachrichtenbündel – so etwa diese: www.sternwarte-schafmatt.ch

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Der 30-jährige Hasan Beldek zum Beispiel wollte sich der Suche zunächst nicht anschliessen. Doch dann nörgelte seine Schwiegermutter so lange herum, bis er trotzdem seine Jacke nahm und auf die Felder ging. Inzwischen dürfte Beldek seiner Schwiegermutter sehr dankbar sein. Nach mehreren Stunden vergeblicher Suche stiess er auf den bisher grössten Brocken überhaupt: 1,5 Kilogramm schwer ist das schwarz glänzende Prachtstück. Jetzt träumt der Hilfsarbeiter Beldek, der drei Kinder zu ernähren hat, vom grossen Geld. Ein Angebot von mehr als 100’000 Euro für den Stein hat er ausgeschlagen, weil er auf einen noch grösseren Erlös hofft. „Ich warte auf bessere Kunden“, sagte er laut türkischen Medienberichten. Ein Haus und einen Imbiss-Laden will er sich kaufen, wenn es so weit ist. Die einen machen es wie Hasan Beldek und warten ab, auf höhere Preise hoffend. Andere packten das rasche Glück beim Schopf und verkauften das Gesammelte sofort. Bald schon wurde eine Summe von rund 300‘000 Euro genannt, die der Geld- - nein: Stein-Segen – von oben aufs Dorfgebiet geworfen hatte bzw. von den Einwohnern beim Verkaufen eingenommen worden war. Und dann war da natürlich auch noch die Frage, wer denn als Erster gemerkt hatte, was der Himmel dem Dorf bescherte: Mehmet Nezir Ergün aus Saricicek ist überzeugt, dass seine Nachbarn ihren plötzlichen Reichtum nur ihm zu verdanken haben. Er habe gleich gewusst, dass es sich bei dem Steinhagel in jener Nacht im September um etwas Besonderes gehandelt habe, sagte er türkischen Medien. Trotzdem sei er im Ort wochenlang wie der Dorfdepp behandelt und verhöhnt worden, wenn er von einem Meteoriten geredet habe. Quelle: www.haberturk.com

Über das Finanzielle wusste die NZZ vom 1. Dezember Genaueres: Seit dem nächtlichen Steinfall im September hat sich in der Gemeinde ein lebhafter Handel etabliert. Sammler in Europa und Russland zahlen pro Gramm zwischen 20 und 60 $. Neben federleichten Steinchen ernteten die Dörfler Brocken von über einem Kilo. Das Dorf, wo manche im Monat weniger als 300 $ verdienen, soll damit im Nu 200 000 $ eingenommen haben. Den Behörden blieb das Dorfglück nicht verborgen. Das Finanzministerium in Ankara entsandte Steuerinspektoren in die Provinz. Von Gesetzes wegen ist der Sachverhalt klar: Jedwede Verkäufe, die 7000 $ übersteigen, sind steuerpflichtig. Doch die Einwohner von Saricicek wehren sich. Meteoriten seien ein Geschenk Gottes und als solche nicht steuerbar, argumentiert einer. Des Streits nahm sich der Finanzminister Mehmet Simsek höchstpersönlich an. In einer Volksbefragung über den Kurznachrichtendienst Twitter wurde die Meinung der türkischen Öffentlichkeit eingeholt. 72% sprachen sich – wenig erstaunlich – gegen eine Besteuerung aus. Simsek liess sich aber nur teilweise vom Volkswillen leiten. Von der Abgabepflicht befreit werden die Dörfler, da diese keine kommerzielle Organisation etabliert hätten. Wer sich indes von anderen Landesgegenden nach Saricicek begebe, tue dies aus rein kommerziellen Überlegungen und mache sich dadurch steuerpflichtig. Diese Unterscheidung mag nicht restlos überzeugen. Aber es bleibt noch Zeit, eine stringente Steuerpraxis in Sachen Meteoriten zu entwickeln. Schliesslich fallen nicht alle Tage Steine vom Himmel.

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Und wie verhielte es sich bei einem solchen Meteoritensegen bei uns im Land? Im Zusammenhang mit dem abendlichen „Meteor-Knall“ vom 15. März 2015 war die Gratiszeitung 20 Minuten der Frage nachgegangen, welche Regeln in der Schweiz bei Meteoritenfunden gelten, und hatte sich bei unserem Präsidenten Jonas Schenker nach der rechtlichen Situation erkundigt. Hier das Resultat: Wem gehören in der Schweiz gefundene Meteoriten? - Das ist kantonal geregelt, wie Jonas Schenker erklärt. Im Aargau zum Beispiel gehören Meteoriten dem Kanton. Der Finder wird allerdings «angemessen entschädigt». So dürfte er wohl die Hälfte des Meteoriten behalten können, während der Rest der Wissenschaft übergeben wird. Wer zahlt, wenn ein Haus durch einen Meteoriten beschädigt wird? - Die meisten Hausrat- und Gebäudeversicherungen versichern Schäden durch Meteoriteneinschläge im Rahmen der Feuerversicherung. Allerdings gibt es einige kantonale Gebäudeversicherungen, die Schäden durch Meteoriten von vornherein ausschliessen. - Ob man die Meteoritenversicherung jemals in Anspruch nehmen muss, ist unwahrscheinlich: Seit 1886 hat man in der Schweiz offiziell nur 8 Meteoriten gefunden. Schäden wurden seit Menschengedenken nie gemeldet.

2 – SCHREIBEN WIE ALBERT EINSTEIN? Die Entdeckung der schon von Albert Einstein vorausgesagten Gravitationswellen war in den verflossenen drei Monaten wohl DAS wissenschaftliche Thema schlechthin und in – fast – aller Munde. Doch ob man weiss, dass Albert Einstein auch über eine sehr schöne Schrift verfügte, sei dahingestellt. Harald Geisler, ein Schrift- und Typographie-Künstler aus Frankfurt, hat sich das Ziel gesetzt, mit Einsteins elegant geschwungenen Buchstaben eine Computer-Schrift herzustellen – als Font, wie dies fachspezifisch heisst. Das Nachrichtenmagazin SpiegelOnline hat sich mit ihm darüber unterhalten und schrieb in einem Beitrag: Auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter hat Geisler bereits die 15’000 Dollar eingesammelt, die er für den Start des Projekts benötigt. "Die Idee dazu entstand vor 4 oder 5 Jahren", sagt Geisler. Das Projekt bewege sich zwischen Kunst und Typografie. "Einstein hat eine ordentliche, sehr klare Schrift." Die Abstände zwischen den Zeilen seien sehr gleichmässig - auch in seinen Notizbüchern. "Die Schrift ist sehr rund und sehr flüssig." Einen Prototypen des Einstein-Fonts gibt es bereits. Geisler will ihn aber noch erweitern und sich das Geld dafür nun durch Crowdfunding beschaffen. Ein ähnliches Projekt mit der Handschrift Sigmund Freuds hat er bereits abgeschlossen. Eine Schreibschrift in eine Computerschrift umzuwandeln, soll nach Auskunft des Frankfurter Künstlers sogar noch einfacher sein als eine herkömmliche Druckschrift bestehend aus separaten Buchstaben neu zu entwickeln. "Das detaillierte Einstellen der Abstände zwischen den Buchstaben entfällt komplett", meint Geisler. Von jedem Buchstaben des Alphabets möchte Geisler 8 verschiedene Varianten in seinen Font aufnehmen - jeweils 4 Grossbuchstaben und 4 Kleinbuchstaben. Dies soll ein besonders natürliches Schriftbild ermöglichen, weil beispielsweise nahe beieinander stehende "a" stets unterschiedlich aussehen - so wie bei einer echten Handschrift.

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Das Bild zeigt eine Schriftprobe von Albert Einstein (braune Schrift) und dazu jeweils denselben Text in der neuen Schrift (schwarz).

Handschriftliche Dokumente Einsteins gibt es zuhauf. Das Einstein-Archiv hat Tausende Seiten digitalisiert, die von dem grössten Physikgenie des 20. Jahrhunderts stammen. Für das Projekt hat Geisler bei der Hebrew University Jerusalem die Rechte zur Nutzung der Handschrift erworben. Der Font soll dann kommerziell angeboten werden. Wer sich am Kickstarter-Projekt beteiligt, bekommt eine private Lizenz für 15 Dollar und eine kommerzielle ab 50 Dollar. http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/albert-einstein-schreiben-wie-das-physik-genie-a-1032414.html

Die Schrift ist nun hier erhältlich: https://haraldgeisler.com/2015/04/14/albert-einstein-font-on-kickstarter/

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DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU

VERANSTALTUNGS-KALENDER DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU Samstag, 19. März 2016: Thema:

Tag der Astronomie Der Mond



Vier Tage vor Vollmond steht der Erdenmond im Mittelpunkt. Jetzt ist er gut zu beobachten, und mit blossem Auge, Fernglas und Teleskop erschliessen sich immer mehr Details auf seiner Oberfläche.

Ort:

Sternwarte Schafmatt oberhalb Oltingen

Beginn:

20.00 Uhr (Die Führung findet nur bei schönem Wetter statt, ab 18.00 Uhr erteilt Tel. 062 / 298 05 47 Auskunft über die Durchführung)

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Montag, 11. April 2016 Referent:

Simon Birrer Master Physik, Doktorand am Astronomischen Institut der ETH Zürich

Thema:

Vortrag: Vom Urknall bis zum leeren Ende – Das Universum aus Sicht der modernen Kosmologie.



Kann man sagen, wo genau der Urknall war? Wie sieht man, dass das Universum sich immer weiter ausdehnt? Ist unser Universum endlich? Wie kann man Distanzen im Univer- sum messen? – Der Referent gibt einen spannenden und kompetenten Überblick über die Grundlagen der Kosmologie und auf welchen Beobachtungen diese beruhen.

Ort:

Restaurant Schützen, Aarau (Schachen)



Beginn:

20.00 Uhr (Beginn Vortrag)

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Montag, 9. Mai 2016: Thema: Merkurtransit Ort:

Sternwarte Schafmatt oberhalb Oltingen

www.sternwarte-schafmatt.ch

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VERANSTALTUNGS-KALENDER DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU Beginn:

Beginn der Bedeckung: 13.12 MESZ Maximale Finsternis: 16.56 MESZ Ende der Bedeckung: 20.40 MESZ



Die Sternwarte Schafmatt öffnet um 12.30 Uhr (Die Führung findet nur bei schönem Wetter statt, ab 11.00 Uhr erteilt Tel. 062 / 298 05 47 Auskunft über die Durchführung).

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Sonnen-Apéros: Sonntag, 19. Juni 2016 Sonntag, 24. Juli 2016 Sonntag, 21. August 2016 Thema:

Beobachtung der Sonnenflecken und Protuberanzen im H-alpha- und im Weisslicht

Ort:

Sternwarte Schafmatt, Oltingen

Beginn:

ab 11:30 Uhr (Die Führung findet nur bei schönem Wetter statt, ab 10 Uhr erteilt Tel. 062 / 298 05 47 Auskunft über die Durchführung).

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DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU

NACHGEDACHT von Werner Keller, Wohlen

ASTROPHYSIK UND SPIRITUALITÄT

Letztes Jahr im Herbst fand im Seminarhotel und Bildungshaus in Kappel eine Weiterbildung zum Thema Astrophysik und Spiritualität statt. Referenten waren Prof. Arnold Benz, Astrophysiker, und seine Partnerin, Ruth Wiesenberg Benz, Pfarrerin. Da mich das Thema „von Haus aus“ sehr interessierte (der Mensch lebt nicht von Brot allein), hatte ich mich angemeldet. Wie zu erwarten, waren die beiden Ansätze nicht leicht unter einen Hut zu bringen. Zum einen haben zuerst einmal Astrophysik und christliche Theologie zusammenzufinden. Naturgemäss sind die Ansätze zu einer Kosmologie in der jüdisch-christlichen Überlieferung nur spärlich, denn die Fragestellungen des gläubigen Menschen früher unterschieden sich erheblich von denen der Naturwissenschaften heute. Allenfalls können wir für eine „christliche Kosmologie“ die Schöpfungsmythen aus Genesis 1 und 2 heranziehen, die im weitesten Sinn von der Entstehung des Menschen handeln. Es ist aber auch hier klar: Die Verfasser der Schöpfungserzählungen wollten keine naturwissenschaftlichen Erklärung zur Entstehung der Welt liefern und sie haben ihre Erkenntnisse mit dem Wissen der damaligen Zeit (vor 2500 bzw. 3000 Jahren) ausgedrückt. Frau Wiesenberg wies darauf hin, dass das Wort „Spiritualität“ auf das lat. „spiritus = Geist“ und auf das Verb „spirare = atmen“ zurückgeht. Man kann also Spiritualität als „Geist aus meinem Atmen“ übersetzen. Es ist der Geist, der in mir wirkt, solange ich lebe (atme), der mich bewegt und eine Beziehung zu einem höheren Ganzen schafft, das mein persönliches Sein überschreitet. Spiritualität in diesem Sinn schafft eine Beziehung zwischen der Immanenz (das, was unserem Sein innewohnt) und der Transzendenz (das, was unser Sein überschreitet). Prof. Benz ist ein Naturwissenschaftler, der seine Position im Erkenntnisgebäude klar definiert und auch erklärt, warum Naturwissenschaft nicht in der Lage ist, alles zu erklären. Die Naturwissenschaft setzt sich selber Erkenntnisgrenzen, indem sie nur gelten lässt, was beobachtbar und messbar ist und was sich jederzeit überall reproduzieren lässt. Spiritualität ist nicht Teil des naturwissenschaftlichen Weltbildes, weil sie die vorgegebenen Prämissen nicht erfüllt. Deshalb aber behaupten zu wollen, es gäbe sie nicht, wäre dann doch zu kurz gegriffen und entspräche keineswegs der wahrnehmbaren Wirklichkeit.

www.sternwarte-schafmatt.ch

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NACHGEDACHT von Werner Keller, Wohlen

„Säulen der Schöpfung“ im Carina-Nebel “Mystic Mountain”, Entfernung 7’500 Lj.; Säulenhöhe 3 Lj. (HUBBLE SPACE TELESCOPE - Wide Field Camera 3)

Dann kehrten wir aber zu dem zurück, was auch wir verstehen. In der Bibel hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Schöpfung nicht ein einmaliges Ereignis war, sondern sich immer wieder neu ereignet (Creatio continua). Angesichts der „Säulen der Schöpfung (Pillars of creation)“ wurde uns klar, was das im kosmischen Zusammenhang heissen könnte. Dass dieses ständige Neu-Werden alles andere als selbstverständlich ist, erläuterte uns ein „staunender“ Prof. Benz anhand der 25 Naturkonstanten, die sind, was sie sind, die aber die Existenz eines Universums, wie wir es kennen, in Frage stellen würden, wenn sie nur leicht anders wären, als sie sind. „Für mich ist das Entstehen eines neuen Sterns ein ständig neues Wunder. Und auch wenn wir viel über die Sternentstehung wissen, sind wir noch weit davon entfernt, wirklich zu verstehen, was hier vorgeht!“ Man kann diese wunderbaren Naturerscheinungen einfach als gegeben hinnehmen und zur Tagesordnung schreiten. Man kann sich aber auch von diesen wunderbaren Vorgängen berühren lassen. In der inneren Anteilnahme entsteht dann eine neue Beziehung zu diesen Gegebenheiten, die neben Staunen auch Dankbarkeit auslösen, denn ihnen verdanken wir letztlich unsere Existenz. Jeder Entwicklungsschritt vom Urbeginn (dem „Big Bang“) bis heute war und ist wichtig, dass so etwas wie der Mensch entstehen konnte, der heute über das Universum nachdenkt. Prof. Benz rechnete uns vor, wie wahrscheinlich es bei den bekannten Parametern ist, die die Entstehung von intelligentem Leben auf der Erde ermöglicht haben, dass es im Universum eine zweite Erde gibt. Unter mehrmaliger Betonung, es handle sich nur um eine grobe Schätzung, kam er auf eine Wahrscheinlichkeit von 10 - 20. Bei einer geschätzten Gesamtzahl von 1022 Sternen im Universum wird es für eine zweite Erde schon ziemlich eng. Albert Einstein soll einmal von einem Journalisten gefragt worden sein, ob er glaube, dass es auf anderen Planeten Leben gebe. Freimütig antwortete er: „Ja.“ Studenten, die zufällig anwesend waren, fragten ihn später im Kolloquium, wie er dazu komme, diese Frage so eindeutig mit „Ja“ zu beantworten. Einstein antwortete: „In dieser Frage ziehe ich die interessantere Antwort vor!“ Auch wenn die Verbindung zwischen Astrophysik und Spiritualität nicht immer einfach ist, bin ich der Überzeugung, dass beide - Naturwissenschaft und Theologie - sich gegenseitig befruchten können, indem die Spiritualität in der persönlichen Beziehung zum Gegenstand das Staunen fördert, das nach Aristoteles am Beginn der Wissenschaften steht. Einen sehr hilfreichen Link hat Prof. Benz noch ganz am Schluss geschaffen, indem er uns einlud, die wunderbaren Bilder des Hubble-, des Spitzer- oder WISE-Observatoriums als Ikonen zu sehen. Zur Erinnerung: Ikonen sind Kultbilder der Ostkirche, die die Aufgabe haben, eine Beziehung zwischen den Betrachter und dem, was hinter (!) dem Bild der Ikone liegt, herzustellen. In der Ikonografie geht es nicht darum, das anzubeten, was dargestellt ist, sondern eher ein „Fenster“ zu schaffen zwischen der Realität des Betrachters und einer transzendenten Realität „hinter dem Bild“.

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DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU

NACHGEDACHT von Werner Keller, Wohlen

Wozu wir im Gespräch nicht gekommen sind, ist, das Verhältnis von Geist zu Materie zu beleuchten. Geist ist nicht messbar und deshalb in der Naturwissenschaft abwesend. Ich bin aber nach einem Jahr Studium und Lektüre zum Thema zur Überzeugung gelangt, dass die ausschliesslich materielle Sichtweise nicht in der Lage ist, die Wirklichkeit als Ganzes befriedigend zu erklären, dass es neben der physikalischen materiellen Ebene noch eine nicht-physikalische geistige Ebene geben muss. Dass eine so hochkomplexe Realität wie biologisches Leben (hiermit meine ich alles - von pflanzlichen Leben über das tierische bis zum Menschen) entstanden ist, aus meiner Sicht von Vernunft weder physikalisch (Entropiegesetz) noch statistisch (Zufall) zu deuten ist, auch nicht über einen Zeitraum von 4 Milliarden Jahren. Und hier bin ich bei dem Satz, den ich an Anfang der Veranstaltung „Astrophysik und Spiritualität“ formuliert habe: „Ein Grund, warum ich hier bin, ist, dass ich mich weigere zu glauben, dass ich in direkter Linie von einem Bakterium abstamme und durch Mutation und Selektion „zufällig“ zu dem geworden, was ich heute bin.“ Einige der Zuhörer fanden diese Aussage „arrogant“, aber das – auch das ist ein Zeichen der Evolution – ist mir heute eher egal. Eine für mich ebenfalls unbeantwortete Frage ist, ob es richtig ist, die Schnittstelle zwischen materieller „realer“ Wirklichkeit und immaterieller geistiger Wirklichkeit auf der Ebene der Quantenphysik zu suchen, wo die eindeutig fassbare materielle Wirklichkeit in eine nur noch statistisch fassbare Wirklichkeit (Wahrscheinlichkeit) übergeht, die in der Quantenfluktuation zwischen Sein und Nicht-Sein oszilliert. Es gibt anglo-amerikanische Autoren (z.B. Polkinghorn, Barbour…), die diese Ansicht vertreten. Prof. Benz legt an dieser Stelle sein Veto ein: Die Grenze der (momentan) wahrnehmbaren physikalischen Wirklichkeit brauche nicht zwangsläufig schon auf eine „geistige Welt“ hinzudeuten, sondern zeige eher, dass unsere physikalisch beobachtete oder beobachtbare Wirklichkeit unvollständig ist.

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STERNWARTE SCHAFMATT

Öffnungszeiten

Jeden Donnerstag-Abend

Jeden Freitag-Abend

Die Sternwarte kann für individuelle Gruppenführungen reserviert werden.

Öffentliche Führungen - die Sternwarte ist bei guter Witterung für jedermann und jedefrau geöffnet.

Benutzen Sie dazu die Online-Anmeldung auf http://www.sternwarte-schafmatt.ch

Sommer Winter

Bitte beachten Wir empfehlen Ihnen nebst warmer Kleidung (sogar Sommernächte können empfindlich kühl werden) auch eine Taschenlampe mitzubringen. Der Fussweg vom grossen Parkplatz führt via Naturfreundehaus Schafmatt bis zur Sternwarte und ist ausgeschildert, aber nicht beleuchtet.

ab 21:00 Uhr MESZ ab 20:00 Uhr MEZ

Die Öffnungszeiten Sommer/Winter wechseln mit der Umstellung auf die Sommer- bzw. Winterzeit) Bei zweifelhafter Witterung gibt die Telefon-Nr. 062 298 05 47 jeweils ab 18:00 Uhr Auskunft, ob die Führung stattfindet.

Koordinaten (WGS84) Breite: 47.420240° N (47°25‘12,9“) Länge: 7.950819° O (07°57‘03.0“) Höhe: 820 M.ü.M

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STERNSCHNUPPEN

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DAS STERNSCHNUPPEN-BILD Sepp Käser, Leiter unserer Astro-Foto-Gruppe, schreibt uns zu seinem Bild: Noch bietet sich Gelegenheit den Kopf der himmlischen Hexe zu fotografieren. Zu finden als IC 2118 (Hexenkopfnebel) westlich vom hellen Stern Rigel (Orion). Aber wie es Hexen so in sich haben, sie verbergen sich gerne.

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AUS DER AVA – VERÄNDERLICHE STERNE Hendrik Pruijs, Villigen

MESSUNG EINER LICHTKURVE

Die Messung der Lichtkurve eines Bedeckungsveränderlichen ist mit einfachen Mitteln möglich. Ein Beispiel mit grosser Magnitudeänderung ist der Doppelstern RW Tau. In diesem System wird ein HauptreiheB-Stern (Magnitude 8.0) von einem K-Typ Unterriesen (Magnitude 12.0) vollständig bedeckt. Die Umlaufperiode ist 2.77 Tage. (UBVR1 LIGHT CURVES OF RW TAURI, Beverly B. Bookmyer, Publ. of the Astronomical Society of the Pacific 89:533-540, August 1977).

Die Messungen erfolgten mit einer CANON EOS 600D und einer 150mm-Telelens (SIGMA 500) (ISO 1600, f/8, t = 20 - 60 s). Die Kamera war auf einem CELESTRON ADM-Stativ mit RA-Motor montiert. Die gemessene Intensität von RW Tau wurde mit den gemessene Intensitäten von Reverenzsternen (Magnituden von 7.43 bis 11.66, siehe Abb. 1) verglichen und daraus die Magnitude von RW Tau bestimmt. Die Messungen wurden am 16.11. und 30.11.2015 durchgeführt. Das Resultat ist in Abbildung 2 zu sehen, wobei die Messdaten vom 16.11. um 5 Perioden verschoben sind. Die Eclipse dauerte etwa 10 Stunden (30.11.16 Uhr bis 01.12. 2 Uhr), die vollständige Bedeckung etwa 80 Minuten. Die Messungen wurden mit einem einfachen Modell verglichen (durchgezogene Kurve in Abb. 2). Darin bewegen sich zwei kugelförmige Sterne auf einer Kreisbahn umeinander (Abstand r = 10). Wir beobachten das System genau von der Seite. Die Parameter des Systems sind: B-Stern, Radius r1 = 1.9, Intensität S1 = 1000; K-Stern r2 = 2.5 S2 = S1/39. Da nur Verhältnisse relevant sind, sind die Einheiten willkürlich (z.B. Magnitudedifferenz m2 - m1 = 2.5xlog( (S1 + S2)/S2 = 4). Für die Diskussionen und Anregungen der Mitglieder der Astrofoto-Gruppe bedanke ich mich herzlich – vor allen bei Ulrich Grebien, der uns auf das interessante Gebiet der Bedeckungsverändertlichen geführt hat.

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SCHLUSSPUNKT

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Aarau-Lenzburg Telefon 062 737 07 37 www.begegnungsbank.ch [email protected]