Meine lieben Freunde!

Meine lieben Freunde! Nun sind es schon drei Monate, die ich hier in Uganda bin, das heißt, offizielle Zeit für meinen ersten Rundbrief! Seit dem Ausr...
Author: Albert Sommer
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Meine lieben Freunde! Nun sind es schon drei Monate, die ich hier in Uganda bin, das heißt, offizielle Zeit für meinen ersten Rundbrief! Seit dem Ausreisekurs im Juli ist viel passiert, von dem ich hier berichten möchte. Bitte nehmt es mir nicht all zu übel, wenn meine Gedanken nicht zu jeder Zeit geordnet sind, es fällt mir schwer, all das, was hier so passiert, was meine Gedanke beeinflusst, was mich bewegt irgendwie klar in Worte zu fassen. Und natürlich ist all das, was ich euch hier berichte aus meiner Sicht. Ich werde aber versuchen, an den notwendigen Stellen so objektiv wie möglich zu sein. Lasst mich mit mit dem etwas verzögerten Start anfangen. Eigentlich sollte es ja am 8. August schon losgehen. Uns erreichte dann jedoch ca. eine Woche vorher die Kunde, dass etwas mit unserem Visum nicht stimmt, dass sich die Ausreise also etwas verzögert. Für mich war diese Zeit ein Geschenk. Zeit, um doch noch ein paar der Dinge zu tun, die ich unbedingt noch machen wollte, aber doch nicht geschafft habe. Auch wenn es ein bisschen komisch war, sich von manchen Menschen zwei mal zu verabschieden. Am 1. September ging es dann also endgültig los. Ich bin sehr froh, dass ich den Abschied von den Liebsten schon in Lüneburg am Bahnhof hinter mich gebracht habe! Denn ein Zug fährt ab. Und durch die Sicherheitskontrolle am Flughafen muss man selber gehen. Der Flug war eine irre Sache. Das Gefühl: Ich fliege jetzt nach Uganda, das, wovon ich die ganze Zeit rede, was mir immer im Kopfe herum schwirrt. Und jetzt soll ich da gleich wirklich landen... Ich habe so viel gehört, so viele Bilder gesehen, und doch habe ich keine Ahnung von dem, was sich da abspielt. Am Flughafen Entebbe gelandet - zum Glück tagsüber, denn so konnte man was sehen! - starteten wir die erste Autofahrt durch den Traffic Jam der der Stadt Kampala. Ein Erlebnis für sich! Auf dem Weg wurden wir von einem „Officaaaa“ angehalten, so grüßte der Taxifahrer ihn. Sein Problem war nicht etwa, dass die vielen Gepäckstücke auf dem Dach nur mit einem Sisal-Bändchen befestigt waren, nein, im Innenraum waren die Taschen zu hoch gestapelt. (Bild 2) Wir kamen dann allerdings nett mit ihm ins Gespräch. Er fragte, wo es denn hin geht und was wir denn hier vor hätten. Letzten Endes verzichtete er auf eine Strafe, da der Fahrer ja so nette (weiße...) Passagiere habe. Dann folgte ein 2-tägiges „Uganda-kennlern-Seminar“, in dem wir mit Einheimischen durch Kampala gezogen sind, die öffentlichen Verkehrsmittel erprobt haben und ugandisches Essen kennengelernt haben. Zu den Hauptfortbewegungsmitteln ist denke ich interessant zu sagen, dass es hier in Kampala hauptsächlich Boda Bodas und Taxis gibt. Bodas sind Motorräder, die man für sich anheuern kann und die einen dann direkt an den gewünschten Ort fahren. Praktischer sind sie, weil man so am schnellsten durch das städtische Verkehrschaos kommt. Billiger sind jedoch Taxis, kleine Sammelbusse, die auf bestimmten Routen fahren. In der Innenstadt gibt es mehrere Taxi-Parks (Bild 3), hier fahren alle Taxis aus der Umgebung hin und von hier kann man welche in alle Richtungen bekommen. Man muss einfach nur sagen, wo man hin möchte und wir dann zum richtigen Automobil gebracht. Dort wartet man dann, bis es mit 15 Leuten vollgestopft ist und los geht’s.

Die ersten Erkundungstouren durch die Innenstadt waren total überfordernd, denn die Stadt weist keine klaren Muster auf, es gibt überall kleine Gassen (Bild 4), Durchgänge und jede Fläche, die eigentlich frei wäre ist vollgepflastert mit Marktständen, an denen man alles von Strumpf über Heiligenbildchen bis Thermoskanne kaufen kann. In diesen Tagen machte ich natürlich auch die ersten Erfahrungen mit ugandische, Essen und im allgemeinen – der ugandischen Esskultur. Den die Nahrungsaufnahme ist hier eine der zentralen Dinge! Aber erst einmal zu meinem ersten Gericht(Bild 5): Ich fange mal mit dem Reis an, den kennt jeder. Im Uhrzeigersinn: Eggplant, also ähnlich, wie Aubergine, nur grün; „greens“, d.h. alles, was grün ist so wie Spinat gekocht; das gelbe ist Matooke, also Kochbanane, darauf gekochte Erbsen; French Beans und zu guter letzt Poscho, das ist Maismehl mit Wasser so lange gekocht, bis es eine feste Masse ergibt. Dazu gibt es dann auch noch Beans, in der Art, wie man sie bei uns als Baked Beans kennt. Und wer will, bekommt noch Fleisch oder Fisch. Und nun zur Esskultur. Ich weiß nicht, wie oft ich mittlerweile schon gehört habe: „You come and we eat“. Alles Essen wird geteilt. Es ist unhöflich, während des Gehens zu essen oder zu trinken, da man die Nahrung so nicht würdigt, genau so, wie es sich nicht schickt, angebotenes abzulehnen. Und wenn man einen Besuch gehen lässt, ohne etwas zu serviert zu haben, so sagt man, derjenige wird nicht wieder kommen. Das zubereiten der Lebensmittel und die Aufnahme ist einfach eine Art Heiligtum, etwas, das zu würdigen ist. Das finde ich im Grunde eine sehr gute Sache, die Umstellung von 'eben schnell mal was essen' auf 'ich setzt mich hin und sehe die Nahrungsaufnahme als ein Ritual' ist allerdings manchmal ein wenig schwierig. Nun, nach den ersten erlebnisreichen Tagen ging es dann endlich in die Gartenbauschule(Bild 6) im vergleichsweise angenehm ruhigen und grünen Muyenga, einem Stadtteil Kampalas. Nikola, meine Chefin, war zu der Zeit aus gesundheitlichen Gründen noch in Deutschland, also war ich in der ersten Zeit ein wenig auf mich allein gestellt und habe alles erkundet. Zudem waren in der ersten Woche noch Ferien, d.h. ich hatte genügend Ruhe, mir das Gelände anzuschauen. Die Schule besteht aus zwei Klassenräumen, 3 Büros und einer EcoSan-Toilette auf einem großen Gelände. Angestellt sind 5 Lehrer, eine Köchin, ein Guard und 5 Gärtner, die allerdings hauptsächlich Kundengärten pflegen. Finanziert wird die Schule von MISEREOR und einer Bochumer Organisation namens Aktion Canchanabury, von denen ich später noch mehr berichten werde. Die EcoSan-Toilette wurde von der GIZ gesponsert. In der EcoSan-Toilette werden die Fäkalien kompostiert, sodass sie dann als Dünger verwendet werden können. Außerdem wird Geld eingenommen, indem die oben genannten Gärtner und die Schüler in Kundegärten arbeiten, vor allem für Botschaften und Hotels. Viele der Schüler sind AIDS-Waisen, d.h., beide Elternteile sind durch AIDS gestorben. Für diese jungen Erwachsenen ist es schwierig, Bildung zu erlangen, da all jene Einrichtungen der höheren Bildung in Uganda Geld kosten. Die Aktion Canchanabury übernimmt ich glaube für insgesamt 20 Schüler mit diesem Hintergrund die Schulgebühren. Gegründet wurde die Schule im letzten Jahr, die Pionierklasse ist im zweiten Jahr

der zweijährigen Ausbildung, die neue Klasse startete mit mir. Insgesamt lernen ca. 35 Schüler an der Schule. Die Haupt-Unterrichtsfächer sind Botany, Plant Identification, Vegetable Production, Herb Production, Garden Design und Business English. Insgesamt sind etwa 50% der Unterrichtszeit Praxis, die andere Hälfte Theorie. Zur Zeit arbeiten wir, wenn ich das so sagen kann, denn ich bin weniger der, der das tut, daran, die Anerkennung der Prüfung vom Ministerium zu bekommen, d.h., dass auch das Ministerium auch die Prüfungsfragen stellt, damit die Schüler am Ende ein staatliches Zertifikat in der Hand haben. Während der ersten der beiden Wochen wohnte ich bei Desiré, dem Mann meiner Chefin, 40 min Fußweg zur Schule. Dort habe ich in einer guten eingewöhnungsMischung aus ugandisch und deutsch gelebt. Die zweite Woche war ich dann bei Benedikt, einem Freund von ihnen, deutscher Entwicklungshelfer. Was in diesen beiden Familien etwas fremd war, waren die bediensteten. Bei beiden gab es eine Maid, die für den Haushalt sorgte und Wächter, die die Tore öffnen. Generell hinter einer Mauer, die einen von der Umwelt abgrenzt zu leben. Und das, wenn man auf dem Weg all die armen Menschen sieht. Sowieso sind die Differenzen oft sehr klar zu sehen. Neben dem großen Haus mit dicker, hoher Mauer stehen die kleinen Bretterbuden mit Plastikfolie abgedeckt, vor denen die Menschen sitzen und versuchen, durch Dienste aller Art Geld zu verdienen. Und die Kinder und Krüppel, die durch leidende Blicke versuchen, sich Geld zu erbetteln. Und trotzdem sind all die Menschen so gastfreundlich und vor allem die ärmeren sind die, die zu allererst mit einem teilen wollen, die einem zu erst von ihrem Essen anbieten. In der dritten Woche startete für uns dann der Sprachkurs Luganda im Mandela National Stadium Namboole, unter den Tribünen. In unserer Gruppe waren wir 6 Leute, die anderen Eirenies, die in Mbarara wohnen, lernten Runyankole. In Uganda gibt es nämlich über 40 Stämme und auch ähnlich viele Sprachen. Während dieser Zeit lebten wir alle in Gastfamilien rund um das Stadion. Die Familienverhältnisse in meiner Familie waren recht verworren, aber ich denke, das sollte einiges sagen, wenn ich sie hier mal versuche zu beschreiben. (Bild 7) Der Vater, den man da auch auf dem Bild sieht, ist eigentlich die einzige Konstante. Die Frau auf ist eine seiner Frauen, mit ihr hat er glaube ich 3 Kinder, die aber noch zur Primary-School gehen. Das Mädchen links im Bild, und 2 Söhne, die nicht zu sehen sind, sind auch seine Kinder, jedoch von einer vorherigen Frau, Schwester von der zu sehenden. Eine andere Gastschwester hat das Bild geschossen, sie ist von einer anderen Frau. Dann gibt es noch ein kleines Kind in einem Dorf, das er mir vorgestellt hat, sein last born. Eine andere Frau. Und dann noch eine, die er mir als eine Schwester vorgestellt hat, die sich dann aber auch also Frau oder zumindest Freundin herausgestellt hat. Und ich will nicht wissen, von wie vielen ich nichts weiß. Der kleine Junge auf dem Bild ist aber nur ein Nachbarsjunge. Die Familie lebt in Kireka, einem mittelständischen bis ärmeren Viertel Kampalas. Direkt vor der Haustür wurde Sand, der vom Land kam von großen LKW auf kleinere verlaten, natürlich per Hand. Außerdem hat der Gastvater eine Werkstatt für diese großen Trucks. Das heißt, vor der Tür war immer was los, zumal der kleine Shop, den die Mutter mit den Töchtern betreibt, ein Treffpunkt zum PoolSpiel, Kartenspiel und Nachmittags-Schnack.

Was ich in der Gastfamilie gelernt habe, ist unter anderem, dass es in Uganda, genauer dem Königreich Buganda, das in Zentral-Uganda liegt, (tut mir Leid, wenn das kompliziert ist, ich habe aber auch ein paar Wochen gebraucht, um dahinter zu kommen) bestimmte Stämme gibt, auch Clans genannt. Diese haben dann immer ein Totem, also ein bestimmtes Tier. Und jeder, der im gleichen Clan ist, wird Brother oder Sister genannt. Und das hat dann bei Eike einen Aha-Moment gegeben, denn mir wurden während der Zeit in der Gastfamilie pro Person ca. 15 Brüder und Schwestern vorgestellt, da hat sich Eike schon etwas gewundert. Dazu fällt mir folgendes ein: der Vater der Frau, die auf dem Bild zu sehen ist hat 80 Kinder gezeugt, oder wie ein Ugander sagen würde: produced. 80!! Kinder! Mit der Zeit in der Gastfamilie kam auch die Zeit der Handwäsche, die Zeiten der Maid und Waschmaschine in Nikolas Familie und bei Benedikt waren vorbei. Meine Gastschwester war sehr geduldig mit mir, und mittlerweile, nach vielen Muskelkatern in den Unterarmen, klappt es sogar sehr gut. Doch so richtig sauber wird die Wäsche doch nicht. Das Wasser ist am Ende doch immer noch grau und nie klar. Ich berichte gerade so viel von der Gastfamilie, weil die Dinge mehr hängen geblieben sind, weil einfach mehr passiert ist, alles so anders war. Der Sprachkurs an sich ging auch gut voran, nach und nach haben wir alle ein bisschen LugandaGrundlagen gelernt. Vielleicht für die, die interessiert sind: hier ein ganz paar Sachen: Das Grüßen: Wasuze otyanno? How did you spend the night? (Für den Morgen) Als Zeichen des Respekts kann man für einen Mann ssebo und für eine Frau nnyabo anhängen. Ossibye otyann, nnyabo? How did you spend the day, madame? (Und für den Tag) Man antwortet: Bulungi, nnyabo/ssebo. Was so viel heißt wie gut. Siiba bulungi. Good day. Im Sinne einer Verabschiedung Sula bulungi, ssebo. Good night, mister. Weeraba. Bye. Dann gibt es noch die Möglichkeit, informell zu grüßen: Gyebaleko, nnyabo. Well done, madame. Kale, naawe gyebaleko. Ok, you too well done. Ki kati. What's up? Tewali. Nothing. Ogamba ki? What do you say? Tewali. Nothing. Das Grüßen ist eigentlich das wichtigste, ansonsten gibt es nur noch sowas wie: Webale nnyo. Thank you very much. Ofumbye nnyo. You cooked a lot. Wobei a lot mit gut gleichzusetzen ist! Webale kufumba. Thank you for cooking. Ich glaube, das sind so die Sachen, die interessant sein könnten. Und: ganz wichtig!! Das Wort Mzungu [gespr.: Musungu] , das aus dem Swaheli kommt und so viel bedeutet wie: here and there, weil die Menschen hier festgestellt haben, dass alle Weißen immer in Hast sind und keine Ruhe haben.

Das ist also der Name, bei dem man an einem Tag ca. 20 mal genannt wird. In der Kultur der Baganda, hier in Zentral-Uganda, ist es so, dass die Frauen bei der Begrüßung vor den Männern niederknien. Das ruft in mir ein total irritierendes und auch nicht so schönes Gefühl hervor. Ich kann gar nicht genau sagen. In der Gastfamilie wollte mein Gastvater natürlich, dass ich mein Luganda auch erprobe. Dazu hat er jeden und jede, der/die vor dem Shop, an dem ich immer meinen nachmittäglichen Ingwer-Tee eingenommen habe gebeten oder eher gezwungen, mich zu grüßen. Das hieß auch, dass jede Frau niederknien musste... In der Nacht war es üblich, dass meine Gastschwester so um 3 Uhr aufstand, um Hausarbeit zu verrichten. Auf meine Frage hin, warum sie denn immer mitten in der Nacht aufstehe, erklärte sie mir, dass man sie von der Schule aus gezwungen hätte in der Nacht aufzustehen, um zu lernen. Das sei jetzt so drin. Das hieß dann auch, dass sie mitten in der Nacht in mein Zimmer kam, um den Boden zu moppen, meine Wäsche zu bügeln und alles schön aufzuräumen. Da es in dem Haus keine Decke gab, man also (zur Anschaulichkeit) über die Wände hätte springen können(Bild 8), und meine „Tür“ nur ein Vorhang war, habe ich sie auch im Nebenzimmer den Abwasch machen hören,... Dazu kam, dass der Herr Gastvater mal bei der Armee war. Das hat ihn in sofern etwas geschädigt, als dass er nur noch maximal eine Stunde am Stück schlafen kann. Und die restliche Zeit der Nacht war er dann am rotieren oder hat in die Ferne geschaut. Vor dem Haus verläuft auch eine Bahnlinie, die aber nur sehr rar befahren ist. Es gab jedoch an dem nahegelegenen Übergang mal ein Zugunglück, welches er mit reichlich Bildern und Videos dokumentiert hatte. Dazu kamen dann noch einige schöne Beschreibungen, als er mit ausschweifend davon erzählte, ganz sachlich. Ein wenig abgestumpft, ich denke auch durch die Armee-Zeit. Alles in allem bin ich jedoch sehr froh, diese Erfahrung gemacht zu haben, da ich auch sehr viele schöne Momente in der Familie verbracht habe. Und ich habe einen wirklich guten Einblick in einen Teil der ugandischen Kultur bekommen, an den ich sonst nie gekommen wäre! Nach dem Sprachkurs bin ich dann wieder in das Haus von Benedikt, der nun in Deutschland zu einem Seminar war. Eine Oase, was die nächtliche Ruhe anging, nicht nur, weil ich nicht gestört wurde, sondern auch, da Muyenga einfach Nachts total still ist. Am Wochenende ging es dann mit der Frisbee-Nationalmannschaft nach Entebbe an den Strand des Viktoriasees. Jedoch eher ein nicht so schönes Erlebnis, da an diesem Tag mein Rucksack geklaut wurde. Samt Kreditkarte, Schlüssel, Mobiltelefon und meinem Lieblingshemd. Ein Ereignis, das mich ein bisschen mitgenommen und eine schlaflose Nacht bereitet hat. So ein tief in mir sitzendes Gefühl von Unsicherheit. Das ist jedoch mittlerweile wieder verzogen und mir ist bewusst geworden, dass ich einfach vorsichtig sein muss. Meine unklare Wohnsituation hat sich dann nach 3 Wochen geklärt; ich bin mit ins Projekt von Lena, einer anderen Eirene-Freiwilligen hier in Kampala, dem Rainbow House of Hope gezogen. Von hier sind es 30 Minuten Fußweg zur Gartenbauschule, ein guter Einstieg in den Tag und ein guter Übergang von Arbeit

zu Freizeit. Hier wohne ich mit ihr und einem ugandischen Trompeter zusammen. Mittlerweile sind allerdings auch noch 2 deutsche Tischler und ein anderer deutscher Freiwilliger gekommen um hier zu arbeiten, es ist also immer was los. Mein Zimmer(Bild 9) ist auch schon recht wohnlich eingerichtet, so langsam gibt es so etwas wie ein zu Hause. Am Samstag haben wir angefangen, das Fundament für unseren Lehmofen zu legen. Mal sehen, was das wird, ich hoffe, dass es dann bald leckere Weihnachtsplätzchen und ein gutes selbstgebackenes Brot gibt, denn das ugandische labber-Weißbrot hängt einem schnell zum Halse raus! In der Gartenbauschule habe ich auch mein eigenes Gartenstück bekommen, in dem ich schon fleißig am gärtnern und versuchen bin. Wachsen tuen schon Mais, Bohnen, Kürbis, Zucchini, Maracuja, Papaya, Banane, Mangold, Tomaten und ein paar Kräuter. Vor ein paar Tagen waren die besagten Bochumer Spender mit einer Gruppe von Läufern hier in Kampala, um eine Mischung aus Marathonlauf, Projektbesuch und Urlaub zu machen. Da hatte ich das Glück, einige Male mit ihnen aus Kampala heraus zu kommen. Ein Ausflug war eine Radtour durch ein paar Dörfer in der Nähe des Nils(Bild 10). Ein wundervolles Erlebnis, nach den Monaten im dreckigen und lauten Kampala. Viel Grün und schöne kleine Dörfer mit vielen nach Mzungus schreienden Kindern. Bestimmt ein merkwürdiges Bild, wenn auf einmal 15 Weiße auf Mountainbikes durch die Pampa gepeest kommen. Doch nach zwei Stunden Radfahren tat der Hintern schon reichlich weh, merkt man mal, wie schnell man sich das abgewöhnt. Danach waren wir noch im Mabira Forest, einem größeren Regenwaldgebiet zwischen Kampala und Jinja, der Quelle des Nils. Total irre war, dass man bei gefühlten 20°C schon nach 10 Minuten tierisch ins schwitzen gekommen ist, weil die Luftfeuchtigkeit einfach so hoch ist. Und so ein Regenwald mit Affen und Lianen ist schon etwas anderes als ein guter deutscher Mischwald. Hat beides seinen Charm! Ein Wochenende waren wir auf einer Introduction nahe Mbarara, im Westen des Landes. Bei einer Introduction stellt die Braut den Bräutigam das erste Mal (und das ist wirklich so!) den Eltern vor und umgekehrt. Außerdem wird der Preis, den die Familie des Mannes für die Frau zahlt ausgehandelt, denn schließlich wird die Frau ja in eine andere Familie gegeben. Dazu wird die Familie des Bräutigams, das heißt, die männlichen Vertreter, zur der der Braut eingeladen und es gibt viel zu Essen. Dieses Fest ist nur im familiären Kreise, das heißt, es sind 'nur' ca. 80 Leute da gewesen. Die nächste Veranstaltung ist dann 'Give Away', bei der die Braut offiziell in die Familie des Mannes übergeben wird und der Gegenwert ausgetauscht wird, zu der dann 800-1000 Menschen eingeladen werden. Und dann kommt die Hochzeit, noch einmal ein gleichwertiges Fest. Der Gegenwert in diesem Fall waren 6 Kühe und 1 Mio. Shilling, was ungefähr 250-300€ sind. Auf dem Bild 11 ist ein Bodafahrer auf dem zu sehen. Ich hab ihn leider nur genau von der Seite erwischt, denn sonst könnte man sehen, dass das nicht nur ein Sessel sondern ein Sofa ist.

Ich glaube, damit überhaupt noch jemand diesen Brief liest, muss ich so langsam mal zu einem Schluss kommen. Aber jedem, der es bis hier hin geschafft hat danke ich für die Minuten, die er oder sie mir durch das Lesen gewidmet hat. Ich hoffe, dass ihr einen kleinen Einblick bekommen konntet, in das, was ich hier so treibe, was mich beschäftigt und wie mein Umfeld so ist. Falls ihr etwas wissen möchtet, Anregungen habt, für meinen nächsten Rundbrief etc. dann meldet euch gern!! Also, ich grüße euch alle, wo auch immer auf der Welt verstreut ihr seid, aus der ugandischen End-Regenzeit, ich vermisse die richtigen Jahreszeiten, aber auch gut, denn jetzt lerne ich sie mal so richtig zu schätzen! Mokt dat man gout und bis bald, euer Eike