Mein Auslandssemster an der California State University Long Beach 2015

1 Mein Auslandssemster an der California State University Long Beach 2015 Von Nikolas Baumgartner 2 Die Zeit die ich in Kalifornien verbracht hab...
Author: Ilse Weber
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Mein Auslandssemster an der California State University Long Beach 2015

Von Nikolas Baumgartner

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Die Zeit die ich in Kalifornien verbracht habe war nicht nur studienbezogen bereichernd und Wegweisend, sondern auch Lebenswertvoll für mich. Zuerst skeptisch auf Los Angeles schauend; „Da sind doch alle oberflächlich und man kann keine Freunde finden!“; Nix da! Kulturgeschockt war ich definitiv die ersten Tage, aber das war ich eigentlich mindestens genauso, als ich wieder zurückkam. Durch das WeBuddy Programm hatte ich bereits ein Semester davor einen Freund gefunden, der in New Orleans studiert, aber ursprünglich aus LA kommt. Ich wurde direkt am Flughafen abgeholt und habe mit ihm meine ersten Amerikanischen Tage verbracht. Comedy Show in Downtown, Wandern in den Malibu Mountains, Sonnen am Strand in Santa Monica oder feiern mit den Stars im W Hotel in Hollywood. Danach ist er wieder nach New Orleans gefahren und ich bin nach Long Beach gedüst. Auf Öffentliche Verkehrsmittel wird zwar immer geschimpft, aber bei den Distanzen und Verkehr, den man bewältigen muss, wenn man durch LA fährt, geht das voll klar. Zu meiner Person vielleicht an dieser Stelle. Ich bin ein sehr weltoffener Mensch und erprobter Backpacker. Durch meine offene und freundliche Art gehe ich gerne abenteuerlustig durch die Welt, und finde schnell neue Kontakte. Amerika mag etwas smalltalk lastiger sein, aber dadurch auch kontaktfreudiger. Man kann dadurch auch zu interessanten Gesprächen in Kürze mit deinem Gegenüber im Bus kommen. Es laufen dort natürlich die unterschiedlichsten Menschen rum und das tolle an LA ist einfach, dass sie von überall auf der Welt kommen. Alle Nationen sind vertreten, bringen ihre Kultur mit und treffen aufeinander in einem dauerhaft sonnigen Wetter am oder in der Nähe vom Strand. Diese Energie macht neben der ganzen Scheiße, die Amerika verbockt, Kalifornien zu einem Paradies. Ich hatte durch Craigslist.org mir schon von Deutschland aus zwei Kontake für Wohnungen geholt in Long Beach. In der ersten die ich besuchte blieb ich gleich. Mein Mitbewohner ein pummeliger Ami, Fotograph, wohnte zu der Zeit noch mit einer funky Russin zusammen. Ich durfte mietfrei erstmal bei ihm auf dem Boden pennen bis unsere Russin wieder in die Heimat flog. Mit meinem Mitbewohner Jon, hab ich einen Glücksgriff gemacht. Er zeigte mir gleich die Stadt, half mir bei Allem; wir konnten auch zusammen über unsere „Arbeit“ reden und ich half ihm auch hier und da mal als Assistent bei seinen Shoots. Für mich war es auch einfach wichtig ein normales amerikanisches Leben zu führen und nicht zum Beispiel mit anderen internationalen Studenten in einem Zimmer zu wohnen. Mein Gepäck bestand aus nur einem 15kg schweren Backpack, einem kleinen Rucksack und meinem Longboard. Long Beach sowie ganz LA ist so fett mit dem Longboard zu befahren. So erkundigte ich auch viel, cruiste zum Zeitvertreib am Strand herum und konnte weil ich so nah am Strand wohnte, mir auch jeden Tag den Sonnenuntergang anschauen. Meine erste geile Party in Long Beach hatte ich dann auf dem Pier (Subtract on the Pier) gefunden. Eine Day Party, versteckt hinter einem Häuschen am Ende vom Pier. Ich bin ein großer Liebhaber der elektronischen Musik; vom Setting, den Leuten, der Musik, der Gemeinschafft.. Es war definitiv eines meiner Lieblingspartys! Damit mal genug vom groben Ankommen in Amerika!

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Es geht los in die Uni! Die erste Woche, die man dort ist, ist fast komisch, denn dieser riesen große Campus ist leer. Alle anderen Studenten sind noch in den Ferien, und so hat man die Uni erstmal für sich um sie zu entdecken. Die Betreuung ist super freundlich und hilfsbereit in der CSULB. Die International Office ist immer besetzt und kümmert sich nicht nur am Anfang um alle Fragen und Anliegen. Ich hab mich am ersten Tag gleich mit ein paar Franzosen angefreundet, mit denen ich einen Family Plan aufgemacht habe. Heißt, alle zusammen gingen wir zu T-Mobile (eines der Marktführenden Mobilfunkanbieter auch in Amerika) und richteten uns zu 5 einen billigen Handyvertrag ein. Es kostet einfach bisschen was, mit Prepaid ist da nicht viel in den Staaten, aber wir haben mit unserem Deal unglaubliche 10GB Datenvolumen, Telefon und SMS Flat für 32$ pro Person im Monat bekommen. Viele andere, der Internationals, haben sich in der Zeit auch noch in Hotels eingemietet und sind dann zusammen gezogen. Ein Hostel gibt es in Long Beach nicht, daher kümmert euch am besten vorher schon mal online um eine Unterkunft, wenn ihr kein „on-campus housing“ macht und selbst dann dürft ihr erst zum Semsterbeginn einziehen. Die Kurswahl, die man davor treffen musste, geht hinten und vorne in dieser Zeit nicht auf. Aber keine Sorge! Ihr als Exchange students seid immer gerne gesehen bei Professoren. Geht einfach in der ersten Woche in die erste Vorlesung des Professors und redet mit ihm. So bin ich in alle meine Kurse reingekommen. Vorgegeben sind ja vier Kurse. Ich war nur vom Kursangebot so begeistert, dass ich sechs Kurse nahm. (Mehr ist leider nicht möglich, aber vom Arbeitsaufwand auch kaum zu bewältigen)

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Zu den Kursen! FEA 322 Diverse Media: Writing/Product Klingt cool! Sollte aber eigentli h YouTu e Class heiße . Da e O’Bria hat diese Kurs or nicht allzu langer Zeit ins Leben gerufen, da diese Generation ja auch erst mit uns angefangen hat. Dave ist ein saunetter Kerl. Motiviert dir sein Wissen zu vermitteln und selbst neues mit seinen Schülern zu entdecken. Er ist selbst YouTuber und hat schon einige Webshows gemacht und kennt sich in dieser Welt aus. Praktisch vermittelt wird einem alles was man braucht um YouTube Star zu werden, einen Channel zu erstellen, diesen zu führen und Erfolgreich zu machen. In kleinen Gruppen erstellt jeder einen eigenen Channel. Ich hatte das sowieso vor und konnte andere von meinen Ideen begeistern. Check out my Channel  NBNow  and please subscribe ;)

THEA 113 Introduction to Acting Ich hatte selbst davor noch keinen Schauspielunterricht deswegen hat der Kurs ganz gut gepasst bei mir. Letztendlich ist man in einer riesen Gruppe und lernt spielerisch sich seinen Ängsten zu stellen, erste Improvisationen zu machen und Spaß zu haben. Mein Professor, Simon Brooke, war mir ein bisschen zu bürokratisch für so ein menschliches Fach, ist aber auch ein mega netter Kerl. Man lernt in diesem Kurs viel über sich selbst. Am Ende des Kurses entwickelt man, in einer kleinen Gruppe, seine eigene Theaterszene und stellt diese vor dem Kurs vor. Viele der Studenten in diesem Kurs sind noch jünger oder nehmen diesen Kurs, weil es „geschenkte Punkte“ sind. Die Uni weiß das und hat es auch Teil dieses Kurses gemacht vier Theateraufführungen auf dem Unigelände im Laufe des Semsters mit dem Kurs zu besuchen. Diese gingen von einer schlechten Shakespeare „Mac Beth“ Aufführung bis hin zu einem auf dem Campus, durch Improvisation selbst erstelltes Stück, das unglaubliche Weltanschauungsweisen der jetzigen Menschheitsepoche gezeigt hat. Ich war begeistert und kann auch nur jedem, der nicht Teil dieses Kurses ist, einmal in das Theater auf dem Campus zu gehen. Die Gebühr für die vier Stücke waren 60$, die Ihr investieren müsst, wenn ihr an diesem Kurs teilnehmen wollt.

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FEA 244 Directing Wenn Ihr die Chance habt, dann geht in Tom Blomquists Kurs! Ich kannte ihn schon davor aus Deutschland, wo er einen Workshop an unserer Uni gegeben hat. Er ist ein kleiner Star im Department und wurde von uns in der ersten Vorlesung, als er wie üblich mit Hawaiihemd ins Klassenzimmer gekommen ist, mit Beifall empfangen. Er liebt Deutschland und wird auch so oft es geht seinen kleinen Wortschatz mit euch erproben. Ich hab mich mit ihm angefreundet und hab auch Thanks Giving mit Ihm und seiner Familie verbracht. Tom bringt einem so viel nützliches in diesem Kurs bei. Am Anfang hält er noch Vorträge oder lädt Schauspieler ein und macht sozusagen ein Probecasting zum Zuschauen. Danach werden in jedem Vorlesungsblock drei eigene „In-class theatreplays“ von jeweils drei Studenten aufgeführt. Ihr dürft euch selbst ein Drehbuch raussuchen oder schreiben, müsst die passenden Schauspieler aussuchen und mit Ihnen ein Meisterwerk erschaffen. Die Qualität der Stücke wurde immer besser, weil der ganze Kurs jedes Stück kritisch beurteilt, Tom dann nochmal seine Intuitionen dazu gibt, und dann das Theaterstück direkt ein zweites Mal aufgeführt wird, um zu sehen, was sich geändert hat, und ob es sich positiv auswirkt.

Tom

Studentin die für den Thanks Giving Braten herhalten musste

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FEA 382 Digital Documentary Production I Dieser Kurs ist eigentlich ein Zweiteiler, der sich im Semester darauf fortsetzt. Dies war mir leider au h i ht ögli h. Kursleiter ist ieder Da e O’Brian. Meine Auffassung zu Dokumentarfilmen hat sich komplett verändert durch diesen Kurs. Ich habe den Filmemacher einer Doku nie als Künstler gesehen und dieses Medium nie so erfassen können, wie es einem in diesem Kurs beigebracht wird. Über das Semester verteilt müssen in dreier Gruppen, mit wechselnden Aufgabenbereichen, drei Übungs- oder Vorbereitungsdokumentationen erstellt werden. Es wird darauf hingearbeitet am Semesterende einen Dokumentationsvorschlag vor einem Hollywood Gremium zu pitchen um sich für Teil II dieses Kurses Finanzierungsgelder für einen richtigen Dokumentarfilm zu erwerben. Ab diesen Teil könnt Ihr leider nicht mehr richtig mitmachen, wenn Ihr nur ein Semester da seid. Macht aber nix!

FEA 304 Writing the Short Script Mein lieber Freund Reed Moran, der davor schon einen Workshop in Deutschland gehalten hatte, leitet diesen Kurs. Der Weg zum erfolgreichen Drehbuchautor ist lange, nach Reed erreicht man sowieso nichts richtig, außer vielleicht einen Partner zu finden mit dem man glücklich ist, bevor man 30 wird. Ob Ihr schon den Draht zum Schreiben gefunden habt oder nicht; In diesem Kurs bildet sich eine Gemeinschaft, in der man sich wohl fühlt und kreativ an Storys arbeiten kann. Wie man an sowas ran geht, wird einem schnell vermittelt. Danach schreibt man dann entweder zusammen an einem Konzept für eine Story oder stellt seine Story vor, oder Teile davon und lässt sich von Reed und dem Kurs helfen, weitere Ideen zu finden.

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FEA 438 Television Studio Directing Das war mein zweiter Kurs mit Tom Blomquist und der hats auch in sich. Durch unser Medientechnik Studium haben wir schon einige Hilfreiche Vorkenntnisse, die man gut anwenden kann. Aber dieser Kurs zielt, wie eigentlich auch alle anderen Kurse die ich hatte, auf das praktische Arbeiten in der Berufssparte Fernsehproduktion mit mehreren Kameras. Am Anfang des Semesters bekommt man Wissen aus Toms Vorlesung angeeignet und erprobt danach im Studio, wie man an jeder Liveproduktionsposition arbeitet und miteinander kommuniziert. Die Kursgruppe ist etwas kleiner und man arbeitet direkt miteinander, was auch zu einer tollen Gruppendynamik führt. Tom hat einige Kontakte nach Hollywood, was den Vorteil hat, dass wir mehrere Fieldtrips dorthin gemacht haben. Zum Beispiel waren wir mal mit im Nachrichtenstudio von NBC4 während die Abendnachrichten aufgezeichnet, beziehungsweise gestreamt wurden. Oder einen Tag backstage bei der TV Show „The Doctors“. Das ist eine exklusive Möglichkeit, die auch keine andere Universität bekommt. Das komplette Team erklärt einem alles und ist richtig stolz euch wissbegierigen von Ihrem Beruf zu erzählen. Am Beeindruckendsten ist dabei definitiv die Regisseurin, die mit einer Lässigkeit die Show schmeißt und dabei noch Witze mit dem Team macht und es noch schafft euch nebenher eure Fragen zu beantworten. Sie hat an der CSULB studiert, ist mehrfache Mutter und ein Beispiel für eine nicht abgehobene Führungsposition in Hollywood. Die Creme de la Creme ist dann auch noch, dass Ihr massig Preise an dem Tag nach Hause nehmen dürft. Ein weiterer Aspekt des Kurses sind die „Remotes“, die sich die Gruppe selber aussuchen darf. Das können Musik-, Kultur- oder Sportevents sein, die Ihr zusammen plant, dann aufnimmt und zu guter Letzt nachbearbeitet um eine schöne Aufzeichnung zum Beispiel von einem Eishockeyspiel oder einem Steal Drum Konzert zu bekommen. Durch die professionelle Ausführung so einer Aufzeichnung macht Ihr Erfahrungen die nicht nur für später hilfreich sind sondern auch für euer Final Projekt. Da muss man nämlich eine eigene mindestens Halbstünde Fernsehproduktion produzieren und mindestens 15 Minuten Regie dabei führen. Hierfür steht euch ein Studio auf dem Campus zu Verfügung.

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Ein paar allgemeine Worte zur Uni und des Studiums! Anders als Ihr es gewohnt seid, werdet Ihr in vielen verschiedenen Klassen sitzen mit meistens unterschiedlichen Leuten. Für mich war das wunderbar, weil ich umso mehr Freunde gefunden habe. Amerikaner gehen mit einer anderen Mentalität ans Studieren. Das ist allein so, weil die natürlich zahlen müssen dafür. Es gibt unglaublich viele Hausaufgaben, die sinnvoll gestellt sind und mir auch Spaß gemacht haben, aber auch immense Zeit in Anspruch nehmen. Zur Mitte des Semesters gibt es eine Mid-Term Prüfung, und zum Ende die Finals, die bei mir ausschließlich aus Projekten bestanden hat. Generell, und das ist sehr positiv, bereitet dich der Professor auf den Beruf später vor. Meistens arbeitet der Professor sogar nebenher noch in diesem Beruf. In Deutschland hat man allgemein mehr das Gefühl von unbrauchbarer Theorie überhäuft zu werden, aber dafür lernt man es auch richtig und tiefgründig. In Amerika kann das Niveau oft sehr niedrig liegen.

Der Campus.. Es ist wirklich wie eine kleine Stadt, mit eigener Polizei, Museen und Theater, Fressmeilen, Sportplätze aber auch viel Grünflächen und sogar einem Japanischen Garten. Man kann auch auf dem Campus wohnen, wenn man das möchte. Das hat natürlich Vorteile aber auch Nachteile, die mir die Entscheidung leicht gemacht haben. Man wohnt mit einer anderen Person auf einem Zimmer, hat keine eigene Kochmöglichkeit und muss immer das essen, was es gerade in der Mensa gibt, natürlich nur wenn diese geöffnet hat. Der Preis liegt mit dem Essen, das man dazu buchen muss, bei über 1000$ pro Monat. Wer voll und ganz ins amerikanische Studentenleben eintauchen möchte, wird damit schon glücklich werden, weil man natürlich immer nur von anderen Studenten umgeben ist, aber es gibt noch so viel mehr zu entdecken, dass es die Sichtweise nach meiner Meinung nach einschränkt und den Amerikanern auch die Möglichkeit nimmt, nachdem sie von zu Hause ausziehen, Selbstständig zu werden. Essen gibt es in Massen auf dem Campus. Subway, Carls Junior, Panda Express und viele weitere Ketten bieten reichlich Abwechslung an. Aber auch die vielseitigen Ketten befriedigen nicht den Wunsch nach einer guten deftigen Mahlzeit. Im Nugget, der Bar auf dem Campus, gibt es nicht nur Bier, sondern auch gutes amerikanisches Essen, wie Burger oder Sandwiches. Wer sich zu Hause etwas vorbereitet, kann auch in einer der Mikrowellen, die es überall auf dem Campus gibt, sein essen aufwärmen. Ein absolutes Highlight sind die Sportmöglichkeiten. Jede erdenkliche Sportart, kann entweder auf dem Campus betrieben werden oder in einem Club, von denen es richtig viele gibt. Im „rec center“ kann Sportequipment ausgeleit werden, wie zum Beispiel Tennisschläger, Volleybälle etc. Es gibt sogar einen Kletterbereich, indem ihr umsonst einen Kletterschein machen könnt. Außerdem gibt es drei Pools und eine Hot Tub, in der es sich lässig nach einem anstrengenden Uni Tag, oder einfach in der Pause, entspannen lässt. Ich habe in der Zeit vor Allem viel Tennis gespielt und bin dem Quidditch Team beigetreten. Ja auch der Sport aus Harry Potter ist ernst zu nehmen und ist nicht nur unglaublich anstrengend sondern macht auch extrem viel Spaß.

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In einer Millionenstadt! Egal aus welcher Stadt man in Deutschland kommt, wer in die Nähe von LA zieht, wird Großstadt nochmal anders kennenlernen. Da alles für das Auto ausgelegt ist streckt sich die Stadt mit unendlicher Weite aus. Vom Getto ins Nobelviertel, ins Industriegebiet, an den Strand, nach Downtown, hoch auf einen kleinen Berg, über ein vertrocknetes Kanalbett, durch eine Obdachlosensiedlung am Straßenrand, zu einem abgeriegelten Luxuskomplex.. Es fiel mir zuerst schon schwer den Draht dazu zu finden. Man kommt auch nicht richtig raus, mal ins Grüne, denn eigentlich ist LA auf eine Wüste gebaut. Parks gibt es nicht wirklich, oder fühlen sich einfach anders an. Aber nach einer Zeit lernt man die Juwelen der Stadt kennen. Knüpft so viele Kontakte mit Locals wie es nur geht und nehmt die Chancen wahr die euch geboten werden. So kommt man auch mal auf eine Villaparty in den Glendale Mountains oder fährt in den Freizeitpark Magic Mountain. Die Energie und Leichtigkeit der Leute ist unglaublich. So habe ich auch Long Beach immer mehr kennengelernt und verschiedenste Einblicke in Szenen gewonnen.

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Da ich großer Fan der elektronischen Musikszene bin, in Amerika „EDM“ (Elektronik Dance Music), habe ich nach einiger Zeit auch dort meine Kreise gefunden. So einfach wie in Hamburg ist das nicht. Auf der „Reeperbahn“ von Long Beach (2nd Street) kann man sich nicht wohl fühlen. Bars und Clubs haben bis glaub ich maximal 3 offen; Wenn überhaupt. Doch auch in Long Beach gibt es neben ein paar schönen Bars auch ein paar gute versteckte Clubs. Die Technoszene ist exklusiver und man kennt sich. Eine Adresse in Long Beach ist zum Beispiel das „Que Sera“. Noch geiler sind aber Underground oder Warehouse Partys. Hierfür braucht ihr Connections um diese ausfindig zu machen. Sie sind aber ständig und überall verteilt. Nur Open Airs gibt es nicht. Dafür unglaublich schöne Festivals. Das Burning Man ist denk ich jedem ein Begriff. Aber auch kleinere Festivals, wie zum Beispiel das Desert Hearts, verzaubern! Dabei habe ich das Gefühl, dass Leute dort reflektierter Drogen konsumieren und sich spirituell weiterbilden. Eine sehr angenehme Atmosphäre ohne Prolo Campingplatz Flunkyball. Wer Bierliebhaber ist kann das Oktoberfest in Torrance besuchen. Teuer aber auch witzig, wie die Amis versuchen das Original zu kopieren. Zu Halloween gibt es überall Gruselkabinette. Langweilig wird es definitiv nicht!

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Raus aus der Millionenstadt! So aufregend LA auch ist. Kalifornien hat auch andere Seiten zu bieten. Alleine mit der Fähre von Long Beach nach Catalina Island zu fahren lohnt sich. Man schaue zurück und siehe den Smog! Verschiedenste Naturspektakel sind in wenigen Stunden Autofahrt zu erreichen. Zu meinen Ausflugszielen gehörte: Zion National Park in Utah, Red Rocks in Nevada, Yosemite, Sequoja und Big Sur in Kalifornien. Ich hab das Wandern total für mich entdeckt und es tut auch einfach gut mal im Zelt in der Wildnis zu schlafen, wenn man sonst nur von Häusern und Autos umringt ist. Wochenendausflüge bieten sich vor allem mit dem Auto an. Auch die Nationalparks selbst sind meistens wie Freizeitparks aufgebaut. Der Attraktionsgeilheit der Amerikaner kann man aber dann auf unglaublich schönen Wanderungen aus dem Weg gehen und sich von der Naturschönheit verschlingen lassen.

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Wer in LA ist sollte auch nach San Francisco fahren. Von dieser Stadt kann ich einfach nur schwärmen. Man merkt, dass hier, im Durchschnitt, die gebildetsten Amerikaner wohnen. Fastfood Essen wird mit Lokalen und Internationalen Restaurants verdrängt. Lebensfrisches Klima macht die Stadt zum wärmeren Hamburg. Parks, Höhenunterschiede, Steilküsten und Architektur bilden das Stadtbild. Es tut sogar gut mal die kühlere, feuchtere Luft mit etwas Wolken zu genießen, wenn man aus dem Dauersonnenschein aus Long Beach kommt. Früher oder Später wird sich auch mal ein Trip nach Las Vegas anbieten. Zocken und Nutten sind da legal. In der imposanten künstlichen Stadt mitten in der Wüste gibt es massig Shows, Casinos und Hotels. Alkohol darf auf der Straße getrunken werden. Wenn man das einem ganzen Land sonst verbietet, ist es ja klar, dass es an diesem legalem Platz dann eskaliert. Überhaupt nicht meine Stadt, aber sicherlich trotzdem eine Reise wert mit richtiger Begleitung. Von San Diego war ich nicht sehr begeistert und nach Mexiko habe ich es leider nicht geschafft. Habe aber von anderen erfahren, dass Tijuana eine verrückte Grenzstadt ist und nicht das wahre Mexiko wiederspiegelt. Santa Barbara ist eine nette Küstenstadt. Die ganze Küste entlang gibt es immer wieder Sehenswertes. Wer die 1 mal entlangfährt; Ein Halt in Pismo Beach und eine typische Muschelsuppe auf der Durchreise ist sehr zu empfehlen. Ich als Longboarder bin komischerweise noch nie auf den Surftrip gekommen. Die Welle hat mich einfach noch nicht mitgerissen. Aber Kalifornien ist auch für Wintersportler ein gutes Ziel. Keine 3 Stunden von LA kann man auf dem Big Bear Snowboarden oder Ski fahren. Das kommt zwar nicht an die Alpen ran, aber die Parks lassen sich ganz gut sehen. Man kann auch weiter in den Norden des Bundesstaates fahren und dort riesige schneebedeckte Gebirge finden.

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Und so hab ich es ausklingen lassen! Das Semester geht viel zu schnell um. Ein paar andere Internationals haben dann noch ein zweites Semester vor sich; Sehr beneidenswert! Ich hab mich aber auch wieder auf Europa gefreut. Einiges wie zum Beispiel der historische Kulturelle Hintergrund fehlen einfach; Die Vielzahl der Kulturen der unterschiedlichen Länder! Eine gewisse soziale Grundordnung harmonisiert das Leben in der Gesellschaft. Amerika ist ein Spielplatz für individuelles Lebensglück, dass in vielerlei Hinsicht sehr hinterher hinkt. Ich habe das große Glück eine Familie zu besitzen, die mit mir zusammen Weihnachten feiern wollten, sodass meine Eltern mit Schwester nach Long Beach kamen und wir uns ein AirBnB Haus gemietet haben für die Feiertage und danach mit Wohnmobil durch den Staat gereist sind. Das war auf engsten Raum natürlich manchmal anstrengend, auch ist es nicht einfach diese unglaubliche Freiheit und Autonomie wieder einzuschränken, aber wir haben auch wertvolle Erlebnisse gemeinsam geteilt und mal wieder nach Jahren einen Familienurlaub gemacht. Danach sind meine Eltern wieder nach Deutschland geflogen. Meine Schwester und ich sind mit meinem Kumpel vom WeBuddy Programm, der über Weihnachten nach LA kam, wieder zurück nach New Orleans gefahren. Die Fahrt haben wir relativ zügig durchgezogen. Es sind unglaublich Weiten die zwischen den zwei Städten liegen. Das Leben wird konservativer je mehr man ins Landesinnere kommt. Die Städte haben mich nicht überzeugt. Austin in Texas war ganz interessant. Aber ist eher für den Sommer zu empfehlen. Die Vegetation verändert sich zwischendurch sogar in eine afrikanische Flachbaumlandschaft in der man sich gut Giraffen und Zebras vorstellen könnte. Und dann kommt man in den Sumpf nach Louisiana. New Orleans ist bekannt, die am europäischste Stadt der Staaten zu sein. Die Mentalität der Menschen ist:“ Das Leben mit der Seele zu genießen". Jeder wird akzeptiert so wie er ist. Es findet nicht die tägliche Competition aus Hollywood statt. Die Essenskultur ist einmalig! Die Architektur prunkvoll und alte Bäume können Geschichten von Hurrikanen erzählen. Musik ist ein Teil von jedem der Stadt. In sämtlichen Bars wird live Musik gespielt; Jazz, Funk, Blues; der Ursprung oder Abwandlungen der Musikarten ist hier entstanden. Musikparaden finden mindestens an jedem Wochenende statt. „Madi Gras“, das Festival von Nola findet im Frühjahr statt und verzaubert die ganze Stadt in eine kunterbunte Karnevalswelt, in der jeder sein kann wer er möchte. Wir haben das leider nicht mehr mitbekommen, aber die ersten Paraden gingen schon los. Die Stimmung in unserem Hostel im French Quarter war lebhaft und mitreisend. Hier kommen natürlich vor allem jüngere Menschen unter aber auch Musiker der ganzen Welt sind hier zu Gast um sich von der Stadt inspirieren zu lassen. Dabei fallen die soziale Ungerechtigkeit und der korrupte Straßenbau, den es in der Stadt am Ende des Mississippi gibt, gar nicht so stark auf. Ich verbrachte noch schöne zwei Wochen mit meiner Schwester hier, bis mein Visum abgelaufen ist und flog dann wieder ins winterliche Deutschland zurück. Auf das graue Deutschland mit Stock im Arsch kam ich dann erst mal nicht zurecht, aber nach einer Zeit und etwas Sonne zwischendurch, der eigenen Wohnung mit seinen Sachen, Freunden und schönen Dingen, wie zum Beispiel Brötchen vom Bäcker, kann man sich schon wieder ganz gut einfinden.

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