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Gemeinsam Initiative ergreifen. Mehr Informationen erhalten Sie im Internet unter: www.zweitechance.eu Phänomen Schulverweigerung D as Phänomen ...
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Gemeinsam

Initiative ergreifen.

Mehr Informationen erhalten Sie im Internet unter: www.zweitechance.eu

Phänomen Schulverweigerung

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as Phänomen Schulverweigerung ist durch die zunehmende öffentliche Debatte vom schulischen zum bildungspolitischen Thema geworden. Inwieweit die Zahl der Schulverweigerer in der letzten Zeit zugenommen hat, lässt sich nicht belegen, da es an aussagekräftigen Erhebungen bzw. statistischem Datenmaterial mangelt.

Unterrichts und allgemeiner Leistungsverweigerung bis zu regelmäßigem oder dauerhaftem Rückzug bzw. psychischer Abwesenheit im Unterricht sowie gehäuft auftretendem formal entschuldigtem Fehlen. Bei einem Großteil der betreffenden Schüler bestehen schulische Probleme schon seit der Grundschule und es vermischen sich aktive und passive Verweigerungsformen.

Bundesweit schätzt man, dass ca. 300.000 Kinder und Jugendliche nicht mehr regelmäßig zur Schule gehen und bezeichnet ungefähr 10.000 Jugendliche als „Totalaussteiger“ 1. 2008 haben in Hamburg 8,7% der Schulabgänger die Schule ohne Abschluss verlassen.2 Schulverweigerung reicht von unentschuldigtem wiederholtem, regelmäßigem bzw. dauerhaftem Fernbleiben von der Institution Schule, Störung des

Als Hauptgrund für Schulverweigerung wird Angst angegeben. Angst vor Lehrern, Eltern, Schulversagen oder den Mitschülern. Allen Formen der Schulverweigerung ist gemeinsam, dass sich den Anforderungen der Institution Schule entzogen bzw. widersetzt wird. Schulverweigerndes Verhalten sollte als Indikator verstanden werden für Probleme, für die den verweigernden Kindern und Jugendlichen keine anderen Lösungen möglich scheinen.

Die 2. Chance wird unterstützt und gefördert von

1. Vgl. Schreiber (Hrsg.) 2005 und Glinka, Faltermeier, Bylinski u.a. 2006 2. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein Nr. 125/2009

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Folgen der Schulverweigerung … für den Schüler/die Schülerin

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ie Eltern bzw. Familien von schulverweigernden Jugendlichen sind überwiegend von Arbeitslosigkeit und Hartz IV, unzureichenden Wohnbedingungen, Bildungsarmut, gesellschaftlicher Isolation, Sucht und Gewalt, Kultur- und Sprachschwierigkeiten u.ä. sozialen Problemen betroffen. Individuell gesehen, gehen für diese

Jugendlichen schon im Alter von 15 Jahren jegliche Perspektiven verloren. Gesellschaftliche Teilhabe und soziale Anerkennung bleiben ihnen verwehrt. Viele entwickeln psychische Erkrankungen und bleiben tendenziell auch im Erwachsenenalter abhängig von medizinischen, psychiatrischen und sozialen Hilfesystemen 4.

… für die Schulen

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chulen und Lehrer sind für die Öffentlichkeit beim Thema Schulverweigerung die Sündenböcke. Übersehen wird, dass deren Handlungsspielraum durch bildungs- und finanzpolitische Dimensionen erheblich eingeschränkt ist und einzelne Lehrer angesichts ihres täglichen Arbeitspensums schnell an ihre Grenzen geraten. Auch die vorgesehenen Maßnahmen des Schulgesetzes bei Verweigerung sind wenig wirkungsvoll. Einerseits sollen die Schulen das allgemeine Bildungsniveau heben und die Schüler immer schneller fit machen für eine pluralistische Gesellschaft und deren Arbeitsmarkt, andererseits sollen sie individuelle und soziale Besonderheiten der Schüler berücksichtigen, ehemalige Förderschüler inkludieren, sowie neue Schulstrukturen und Unterrichtsmethoden umsetzen.

„…Wir Lehrer bekommen großen Druck (…), so dass wir kaum noch Zeit für unsere eigentliche Arbeit haben. Ständig gibt es neue Erlasse ohne ein pädagogisches Konzept dahinter. Dabei müsste man sich um unsere Schüler viel besser kümmern. Aus den Grundschulen werden nur noch die zwei, drei schlechtesten Schüler zu uns überwiesen. Auch (…) kriegen wir nur das, was andere Schulen „entsorgen“. An Gymnasium und Realschule werden schlaue, aber verhaltensgestörte Schüler mit schlechten Noten bestraft und einfach zu uns durchgereicht. Wir müssen dann zusehen, wie wir sie in die Klasse integrieren. Doch bei manchen Kindern greifen wir ins Leere, weil wir sie einfach nicht mehr erreichen können. Dann zerstören ein oder zwei Kinder die Lernatmosphäre für 25 andere. Gute Hauptschüler gehen so zwangsläufig unter“. (vgl. http://www.sueddeutsche.de/thema/Lehrer)

… für unsere Gesellschaft

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ei der Aufgabe Chancengleichheit unter Schülern herzustellen und den heteronomen Anforderungen des Schulalltags gerecht zu werden, sowie insgesamt die soziale Teilhabe der Jugendlichen zu ermöglichen, müssen die verschiedenen Institutionen Hand in Hand arbeiten. Um dies erfolgreich umzusetzen, sollte von der Kooperation der Institutionen übergegangen werden in eine institutionalisierte Kooperation aller am Bildungsprozess beteiligten Akteure. Auch wenn die geplante Schulreform in ihrer Gänze nun erst einmal gestoppt wurde, sollten wir nicht dem Stillstand verfallen, sondern einhalten was wir

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von den Jugendlichen fordern: Lernen und uns weiter entwickeln. An Stadteilschulen bedarf es vieler tragender Stützen, damit alle Schüler am Bildungsprozess beteiligt werden können. Unsere Gesellschaft sollte fähig sein Schwächere zu integrieren und nicht nur spätere Konsequenzen der Exklusion bemängeln. Bildung ist die Chance, die wir jedem einzelnen Mitglied der Gesellschaft offen halten müssen! Damit der Einzelne befähigt wird diese Chance zu ergreifen, müssen wir unsere Kräfte bündeln und Unterstützungsnetwerke aufbauen, die stabil und flexibel zugleich sind.

3. Dokumenta­tion einer Informationsveranstaltung des BMFSFJ vom 16.05.2008 4. Vgl. Deutsches Ärzteblatt PP 9, Ausgabe Februar 2010, Seite 74

60%

aller Langzeitarbeitslosen haben keinen Schulabschluss

Was wir tun Das Modellprojekt „Schulverweigerung – Die 2. Chance!“

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eit September 2006 haben sich verschiedene Hamburger Jugendhilfeträger dem bundesweiten Modellprojekt angenommen. Ziel des vom Europäischen Sozialfonds (ESF) und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) initiierten und finanziell geförderten Programms ist die Reduzierung der Anzahl von Jugendlichen, die die Schule ohne Abschluss verlassen. Primär geht es um die (Re-) Integration in die Ursprungsklasse bzw. -schule innerhalb der vorgesehen Projektteilnahme von 1 Jahr. Die Methode der Projektführung ist die des Case Managements, das die notwendigen und komplexen Unterstützungsleistungen koordiniert, orga-

nisiert und auswertet. Ausgangspunkt ist hierbei immer der konkrete Einzelfall. Um diesem gerecht werden zu können, bedarf es einer umfassenden Netzwerkarbeit zur Schaffung eines nachhaltigen Hilfesystems und einer zentralen Ansprechperson für alle Beteiligten. Zudem ist dringend geboten interdisziplinär vorzugehen, damit alle Aspekte in den Prozess miteinbezogen werden. Durch die Bündelung der verschiedenen Hilfeziele stellt das Case Management einen konkreten Bildungs- und Entwicklungsplan auf, der schulische, soziale und individuelle Bereiche berücksichtigt und aufeinander abstimmt.

Die 2. Chance in Hamburg Wir sind inzwischen 6 Jugendhilfeträger, die an 9 Projektstandorten arbeiten. Von Anfang an war es uns ein Anliegen in regelmäßigem Austausch trägerübergreifende Standards für die Arbeit mit Schulverweigerern zu entwickeln und tragfähige Konzepte auszubauen. Die Standards in den Projekten:

68%

aller 2. Chance Teilnehmer in Hamburg nehmen nach Beendigung der Maßnahme wieder am Regelschulsystem teil.

• • • • • • •

Sozialräumliche Orientierung Netzwerkarbeit Ressourcenorientierung Elternkooperation Hausbesuche Individuelle Förder- und Entwicklungsplanung Standardisierte Falldokumentation (mpuls wasko)

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e nach institutionellen, personellen, sozialräumlichen und fallspezifischen Begebenheiten, haben wir an unseren Projektstandorten die inhaltliche Ausgestaltung entwickelt und vorangetrieben. So reichen die Schwerpunkte der Standorte von schulersetzenden über schulbegleitende Maßnahmen, von musikpädagogischen und erlebnispädagogischen Angeboten, über Durchführung der Erziehungsbeistandschaften nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz und Sozialen Kompetenztrainings oder Coolnesstrainings bis hin zur Durchführung externer Hauptschulabschlüsse. Generell gibt es keine Einschränkungen, solange die Angebote durch interne oder externe Ressourcen vor Ort durchführbar sind und der Zielgruppe entsprechen. Wir verstehen uns als Experten für Jugendliche mit schulverweigerndem Verhalten

• Teilnahme an spezifischen Gremien • Evaluation – und Erfolgskontrolle • zielgruppenorientierte Veranstaltungen und Workshops • Einzelfallarbeit • Soziale Gruppenarbeit

und konnten bisher 293 von ihnen in unseren Projekten unterstützen, wovon 136 als Schüler bereits wieder am Regelschulsystem teilnehmen. Erfolgreich sind ebenso unsere Anbindung an Projekte und Maßnahmen der Jugendhilfe, sowie die generell gute und verbindliche Zusammenarbeit mit den Jugendlichen und ihren Familien. Wir konnten die Lebenswelt der Jugendlichen und die jeweiligen Stadtteilstrukturen besser kennen lernen und gelingende Kooperationen mit den Schulen erproben. Zudem haben wir uns durch den fachlichen Austausch in verschiedenen Gremien, die jahrelange Praxiserfahrung, durch Fort- und Weiterbildungen einen hohen Kenntnisstand erworben, der die zukünftige Arbeit mit Schulverweigerern erleichtern und bereichern wird.

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Wer wir sind Die 6 Träger und ihre 9 Standorte Grone Bildungszentrum für Ernährung und Gastronomie gGmbH – gemeinnützig – Koordinierungsstelle „Schulverweigerung – Die 2. Chance“ in der Otto-Hahn-Schule Standort: Jenfelder Allee 53, 22043 Hamburg Ansprechpartnerin: Ilona Wedhorn, Tel. 040 / 428873-508 E-Mail: [email protected]

Hamburger Kinder- und Jugendhilfe e. V. Standort: JHZ Nord, Lohkoppelstraße 36, 22083 Hamburg Ansprechpartnerin: Martje Bruweleit, Tel.:  040 / 29 99 29 17 Email:[email protected]

Internationaler Bund e.V. Standort Hamburg-Bergedorf: Am Beckerkamp 4, 21031 Hamburg Tel.: 040 / 72004871, Fax: 040 / 72541360 Ansprechpartner: Daniela Rüther, Guido Schmidt Email: [email protected]

IN VIA Hamburg e.V.  Projektleitung: Beate Martens, Email: [email protected] Standort Harburg Kern: Küchgarten 19, 21073 Hamburg Ansprechpartnerin: Antje Kramer, Tel.: 040 / 54 80 791 31 Standort Süderelbe: Neugrabener Bahnhofstr. 27, 22149 Hamburg Ansprechpartnerin: Karla de la Barra, Tel.: 040 / 86 69 13 70 31

Landesbetrieb Erziehung und Berufsbildung Standort Altona: „MäiBi- Die 2. Chance“, Thedestraße 39, 22767 Hamburg Ansprechpartnerin: Claudia Hoyer, Tel.: 0172 / 41 39 220 E-Mail: [email protected] Standort Nord: „JuiBi- Die 2.Chance“, Jugendparkweg 58, 22415 Hamburg Ansprechpartner: Holger Wolter, Tel.: 0172 / 407 64 73 E-Mail [email protected]

Stiftung Das Rauhe Haus Standort Billstedt: Steinfeldtstraße 1, 22119 Hamburg Ansprechpartnerin: Vera Koritensky, Tel.: 040/73113006 E-Mail: [email protected] Standort Mümmelmannsberg: Mümmelmannsberg 75, 22115 Hamburg Ansprechpartnerin: Ute Biesterfeldt, Tel.: 040/53305361 E-Mail: [email protected]

8

37%

aller Teilnehmer haben durch die 2. Chance eine Hilfe zur Erziehung angenommen.

Feedback und Referenzen Hand in Hand für eine schülerfreundliche Zukunft RÜCKMELDUNGEN VON SCHÜLERN „Die helfen mir bei meinen Problemen und interessieren sich für mich!“ Schüler (15) vor der Reintegrationsphase mit aktivem Verweigerungsverhalten – „Das Projekt gibt mir Sicherheit.“ Schülerin (13) in der Reintegrationsphase mit passivem Verweigerungsverhalten – „Ich komm gern zur 2. Chance, weil es hier bockt!“ Schülerin (14) zu Projektbeginn mit aktiver Verweigerungshaltung – „Gut fand ich, dass ich hier in Ruhe arbeiten konnte und bei Fragen nahm man sich viel Zeit mir zu helfen.“ Schüler (13) mit passivem Verweigerungsverhalten.

10–20%

aller Schüler in Deutschland zeigen schulverweigerndes Verhalten.

RÜCKMELDUNGEN VON ELTERN „Ich rate jedem, der solche Probleme hat in die 2. Chance zu gehen – mein Sohn wäre sonst verloren gegangen.“ – Mutter eines Jungen (14) mit passiver Verweigerungshaltung. „Benny zeigt zu Hause eine größere Offenheit, hat mehr Fragen und zeigt eine Leichtigkeit. Er wirkt glücklicher.“ – Vater eines Jungen (15) mit passiver Verweigerungshaltung. „Das Projekt ist wichtig um Mädchen wieder neuen Mut zu machen, das Selbstbewusstsein zu stärken und die Eingliederung in die Schule zu begleiten. Toll ist, das die Eltern Unterstützung bei Gesprächen mit Lehrern und der Schulleitung bekommen.“ – Mutter eines Mädchens (14) mit aktiver Schulverweigerung. RÜCKMELDUNGEN VON SCHULEN „Durch die 2. Chance werden Prozesse beschleunigt – sonst hätten wir Jahre gebraucht!“ – Lehrerin an einer Schule in Lurup. „Die 2. Chance bietet ein sehr enges und weit verzweigtes Netzwerk für Schulverweigerer! Eine so umfangreiche, individuelle und schnelle Unterstützung ist an einer Schule nicht zu leisten.“ – Sonderschullehrerin der Schule Hauskoppelstieg. „Wir finden die 2. Chance ist absolut notwendig und wichtig. Unsere Zusammenarbeit ist schnell, gut und unkompliziert.“ – Leitung Stadtteilschule Horn. „Das Projekt ist genau der Weg – DAS weiterführende Hilfesystem, wie belasteten Schülerinnen geholfen werden kann und wie sie gut begleitet werden.“ – Lehrerin an einer Schule in Lurup. „Das Projekt bietet eine realistische Chance zur Reintegration.“ – Schulleitung Altona.

Reintegration und Anschlussmaßnahmen 8%

Regelschulsystem

7%

Projekte der Jugendhilfe

6%

schul- und berufsbildende Maßnahmen

11%

Abbruch 68%

Stand: März 2010, Quelle: Trägerverbund 2. Chance Hamburg

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