Kinderschutz an der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln
Medizinische Kinderschutzambulanz Dr. Tanja Brüning
Dr. Tanja Brüning Medizinische Kinderschutzambulanz
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Drogen und Eltern sein • • •
Situation des Kindes in der Familie Gefährdung für das Kind aus medizinischer Sicht Zusammenarbeit mit den Drogenkonsumenten in ihrer Rolle als Eltern
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Hamburger Modell • Flächendeckende Haaranalysen von Kindern drogenabhängiger Eltern gefordert • Gefordert durch den Dachverband Substituierender Ärzte
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Bedenken • Ggf. lange Expositionsdauer bis zur Klärung • Schädigung der Organe und insbesondere Auswirkung auf Entwicklung • eher der Ansatz für völlig unkooperative Eltern im Verlauf
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Vorgehen in der VKJK • Konzept entstand aus mehreren negativen Beobachtungen • Kinder aus substituierenden oder drogenabhängigen Haushalten mit Verletzungen, Verwahrlosung, Vernachlässigung oder Deprivation • Retrospektiv viele Kinder, bei denen der Konsum der Eltern bei Geburt bekannt war
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8 Monate alter Junge • Im Drogenrausch mehrfach vom Arm gefallen • Haaranalyse mit positiven Befunden für alles außer Cannabis
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3 Monate altes Mädchen • Ausbleibendes Gedeihen • Unter Drogenkosum Mahlzeiten ausgefallen
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8 Wochen alter Junge • Ausbleibendes Gedeihen • Nur ein Viertel der üblichen Pulvermenge in die Flaschen gefüllt • Nahrung wurde von der ARGE bezahlt • Packung hielt dann länger • Gespartes Geld in Drogen und Spielcasino investiert
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3 Monate alter Junge • Aufnahme mit Hirnblutung • V.a. Schütteltrauma • Mutter nach Aufnahme „verschwunden“
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2 Jahre alter Junge • Vorstellung wegen Juckreiz • Sei tagsüber müde gewesen • Aufnahme mit Bewusstseinstrübung und Atemdepression auf Intensivstation • Blasenhochstand, im Katheterurin Drogennachweis • Insgesamt lebensgefährliche Situation • Haaranalyse ebenfalls positiv
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5 Jahre alter Junge
• • • •
Husten, von der Oma Mukosolvansaft gekriegt Schneller Bewusstseinsverlust und Atemdepression Vater hatte sein Methadon in der Flasche des Kindes versteckt Ebenfalls lebensbedrohliche Situation
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Verstärkte Beobachtung • Säuglinge mit konsumierenden Familien • V.a. Entzug der Kinder nach Geburt, während der Konsum der Eltern verneint wird • In Nachbeobachtung viele Wiedervorstellungen mit Auffälligkeiten • Kein eindeutiger Zusammenhang zu Einschätzung der Versorgung während des stationären Aufenthaltes
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Zugegeben • Sicher weiß man das nie, welches Kind gefährdet ist • Aber eine bestehende Sucht der Eltern ist für das Kind ein großes Risiko • Kinder nach neonatalem Entzug sind oft unruhiger, öfter Frühgeborene und hatten oft einen schwierigen Start • Somit Risikokinder, da Kinder mit mehr Bedürfnissen auf Eltern mit mehr Problemen treffen • Vorgehen gilt aber auch für Familien mit anderen Problemen als Drogen
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Bedürfnisse jedes Kindes • • • •
24-stündige zuverlässige Betreuung Flexibles Handeln bei Problemen Sichere Einschätzung der Bedürfnisse Schutz vor gefährdenden Substanzen
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Schutz vor gefährdenden Substanzen • Ist schon vor Geburt nicht gegeben • Hohe Leistung, die die Kinder bei einem Entzug durchmachen, den die Eltern noch nicht geschafft haben • Beurteilung durch Finnegan Score • Erfolg erhalten
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Finnegan Score
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Betreuung • Zuverlässige Betreuung, Einschätzung der Bedürfnisse der Kinder und flexibles Handeln sind durch bewusstseinsverändernde Substanzen nicht sicher gewährleistet
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Vorgehen • • • • •
Frühzeitige Kontaktaufnahme mit den Eltern Information über Hilfsangebote und Unterstützung Helferkonferenz mit Jugendamt Standardisiert, soll nicht stigmatisieren Transparenz des gesamten Procedere
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Für die Eltern • Keine Rechtfertigung, warum sie konsumieren • Keine Vorverurteilung der Elternkompetenz • Klare Formulierung der Sorge um die Familie
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Ziel • • • •
Familien frühzeitig zu unterstützen Kindern die bestmögliche Prognose zu ermöglichen Gutes Gedeihen, gute Förderung Letzlich auch Erfolgserlebnis für die Eltern
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Initiale Reaktion • Häufig kein klarer Hilfsbedarf • Gefühl, dass Hilfen „kontrollieren“ und nicht „unterstützen“ sollen • Häufig in der Vergangenheit wenig Hilfen gesucht oder zugelassen • Ausführliches Erklären der Hilfen und Betonung des Elterninteresse
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Formulierter Hilfsbedarf • Ausstattung für das Kind • Unterstützung bei spezieller Nahrung etc. • Bei Frühgeborenen oder Säuglingen mit Problem Hilfe bei Terminen oder auch ambulante Pflege zuhause • Probleme in der Partnerschaft • Finanzielle Probleme • Wohnung • Betreuung von Geschwisterkindern
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Begründung der Hilfen • Bedürfnisse des Kindes • Ggf. mehr Anforderungen durch Frühgeburt oder unruhiges Kind • Betonen der Wichtigkeit der Anleitung und sicheren Einschätzung
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Verlauf • Meist Versorgung sehr liebevoll • Oft keine Mitaufnahme der Eltern • Probleme mit verlässlichen Terminabsprachen und Motivation zu 24 stündiger Mitaufnahme vor Entlassung • Wird öfter wahrgenommen, wenn das komplette Helfersystem die Eltern darin bestärkt
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„Probezeitraum“ • Bei Problemen frühzeitige Hilfe • Ziel ist, dass es zuhause klappt • Manchmal ist der Bedarf des Kindes höher als das, was die Eltern zur Zeit leisten können • Das heisst definitiv NICHT, dass die Eltern das Kind verlieren
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Helferkonferenz • Bericht über den Verlauf • Positive und negative Aspekte werden benannt • Gefährdungseinschätzung
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Status vor Entlassung • Z.B. Unterstützung für Entzug gesichert • Probleme mit Wohnung, Ämtern, Geldern etc. geregelt • Intensive Anleitung in Versorgung des Kindes mitgemacht
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Frage • Zuhause zu gewährleisten oder nicht • Falls ja, mit oder ohne Hilfen • Falls nein, Möglichkeiten besprechen
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Beispiel 1 • Guter Verlauf • Kind kann sicher eingeschätzt und versorgt werden • Eventuelle Probleme konnten vor Entlassung geklärt werden • Eltern erhalten Ansprechpartner
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Beispiel 2 • Bedarf des Kindes höher, als das, was alleine geleistet werden kann • Ambulante Hilfen aber möglich • Je nach Situation Festlegung von unterstützenden oder kontrollierenden Maßnahmen • Zielformulierungen • Evaluation nach festgelegtem Zeitraum
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Beispiel 3 • Bedarf des Kindes höher, als das, was alleine geleistet werden kann • Ambulante Hilfen NICHT möglich, weil Schutz, Einschätzung oder Kooperation nicht sicher gewährleistet, so dass eine höchstwahrscheinliche Gefahr für das Kind besteht
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Beispiel 3 • Erste Möglichkeit Unterbringung mit dem Kind, sofern Eltern damit einverstanden sind • Andernfalls ZEITWEISE Unterbringung des Kindes • Zielformulierung und Evaluation im Verlauf • Ziel ist immer die Rückführung in die Familie, wenn die Probleme geklärt sind bzw. geklärt werden können
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Beispiel 4 • • • •
Eltern möchten Kind nicht betreuen Gesellschaftlich nicht anerkannt Sollte dennoch respektiert und nicht beurteilt werden Ist auch eine verantwortungsbewusste Entscheidung
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Kinder • • • •
Eltern, die Konsum zugeben Frühgeborene, die lange stationär sind Säuglinge, die einen Entzug durchmachen Kinder, mit Problemen nach Entbindung und langem Aufenthalt (Schwangerschaft auch oft schwierig)
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Verpasste Kinder • Reif geborene Kinder, die schnell entlassen werden • Frühgeborene mit sehr angepassten Eltern
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Zusammenarbeit • In der Schwangerschaft schon vorbereiten auf Hilfsangebot • Bedarf mit Kind ist deutlich anders als ohne • Bedarf mit zwei Kindern ist auch höher als mit einem • Viel mehr Termine und Verpflichtungen • Kinder nach Drogenexposition sind oft sehr unruhig und Frühgeborene sind ebenfalls pflegeintensiver
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Transparenz von beiden Seiten • Offenheit ist immer positiv • Verheimlichen schadet dem Kind und langfristig der Familie • Offenheit zeigt Verantwortung • Angst vor schneller Herausnahme des Kindes ist unberechtigt • Dafür müssen deutliche und schwere Gründe vorliegen
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Bedürfnisse des Kindes • • • •
Kind wurde unverschuldet schon geschädigt Kind muss geschützt werden Kind sollte nicht „mitlaufen“ müssen Insbesondere die Säuglings- und Kleinkindzeit sollte eng begleitet werden
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Zeitpunkt nach Entbindung • Gut, um über Hilfen zu sprechen • Motivation ist sehr hoch • Bedarf kann komplett ermittelt werden
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Kooperierendes Helfersystem • Je früher die Hilfe ansetzen kann, umso effektiver • Bei eingetretener Gefährdung zunehmend schwieriger, die Eltern zu unterstützen • Ggf. haben die Eltern dann auch eine Strafanzeige • Schädigungen bei den Kinder vermeiden • Frühe Intervention heißt auch nicht, dass es keine Rückführung gibt oder dass es keine Kontakte gibt
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Begleitung nach Entbindung • Bestärken, die Hilfen anzunehmen und zu nutzen • Unterstützen, jeden Beikonsum zu vermeiden, insbesondere wenn gestillt wird • Überforderung frühzeitig formulieren
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Beispiel 5 • • • •
Mutter, die ihr Kleinkind selber ärztlich vorstellt Kind hat vermutlich Drogen geschluckt Mutter berichtet, die Symptome von sich zu kennen Sagt, das wäre das erste und sicher einzige Mal passiert
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Beispiel 5 • Vorbildliches Handeln • Deutlich verantwortungsvoller als die Eltern, die Drogen verneinen und Kind „cold turkey“ durch den Entzug gehen lassen • Bei vorbildlichem Handeln kann man guten Gewissens sagen, das sind tolle Eltern, die eben selber noch ein Problem haben. Aber eben tolle Eltern.
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Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
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