magische Welt. auch noch nichtedenn es tritt noch nicht aktiv in die Welt,da es von seiner Mutter "besorgt" wird

II.Differenzierung die und magische Ordnung- Welt. Die Aussonderung des Einzelnen. In der ursprünglichen Betroffenheit durch die Totalität des Se...
Author: Ingrid Seidel
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II.Differenzierung die

und

magische

Ordnung-

Welt.

Die Aussonderung des Einzelnen. In der ursprünglichen Betroffenheit durch die Totalität des Seienden ist zwar eine Tönung des sich-Befindens möge: lich,so daß die Welt als freundliche oder feindliche er= fahren werden kann,aber dies erlattlb:t noch keine Orientierung. F)eu; ganz kleine Kind bedarf Ihrer . auch noch nichtedenn es tritt noch nicht aktiv in die Welt,da es von seiner Mutter "besorgt" wird. in erstes Zeichen,daß Einzelnes wahrgenommen und im Bewu-tsein festgehalten wirdeist das WAererkerinen.Es drückt sich in dem Lächeln aus,mit dem das Kind seine Mutter be= grüßt.Damit ist ein erster Teilbereich aus dem Ganzen des umgebenden Seienden ausgegrenzt.Dies ist ddr Anfang der Auf= gliederung der Welt.Sie ist nötig,wenn sich das Kind in der Welt zurechtfindr'n und in ihre heimisch werden soll. 'Tiere orientieren mich an Signalen der Auenwe/thauf die sie dann instinktiv reagieren.Orieritierung ist nur mögt:: lich,wo sich solche Signale als Markierungspunkte aus dem E

Einerlei der Umwelt hervorheben.So werden wohl auch die ersten Einzelercheinungen,die sich dem Kind aufdrängen, Signalcharakter haben,und es bedarf vermutlich eines langen und vielschichtigen Prozesseselaie aus Signalen konturierte Gegenstände werden.D ies manifestiert sich schließlich un= widerleglich in der Sprache,im Verfügen über Worte und da= mit über däs diesen zugeordnete Einzelne. Wenn ein Gegenstand einmal benannt werden kann,ist er als solcher da.Er ist damit noch nicht in derselben •eise vor= handen wie für den Erwachsenen unserer Kulturwelt,also als gleichbleibendes Objekt im neutralen Raum mit bestimmten physikalischen Eigenschaften.!-:orte sind zunächst auch noch nicht einfach konventionelle Zeichen,die . bestimmte Dinge bedeuten, sondern wirkungsvolle,weltordnende Klänge, denen man sich unterordnet,wie man ja auch seinerseits bannende Kräfte besitzt,indem man sich ihrer bediente

t)



. Aber sei es nun machtvolles Zauberwort oder blutleerer Begriff,immer verhilft das Wort zur Orientierung im Dschunm

gel des Seienden. Immer wieder wird auch die Welt für jeden einzelnen Menschen durch das Wort neu erschaffen.Wo es zuvor einzeln ne auerleuchtende Signale im Dunkel des Seinsmeeres gab,he= ben sich nun Gestaltungen ab,die in bestimmten Ordnungen oder auch in rätselhafter Spontaneität das Leben des Kindes wie einst des Urmenschen - umkreisen und doch durch ihren Namen verläßliche Dauer bekunden. Bei den meisten Menschen war wohl das erste Wortedessen gestammelter Laut einer einzelnen Erscheinung zugeordnet wurm de,eine Bezeichnung für ihre Mutter.So wird die Mutter nicht nur zum ersten erfahrenen,sondern auch zum ersten gewußten Orientierungspunkt im Dasein des Kindeazur Mitte der Welt. D le.erste Weltorientierung durch das Wort hat in der Hauptsache praktische Bedeutung,sie gestattet die verläß= lichen und die bedroheIden Dinge zu scheiden. Darum ist auch die durch das Wort herausgehobene Erscheinung kein "Objekt", sondern eine kraftgeladene "Wesenheit",an die sich Emotionen und Affekte haften können.So bedeutet der Besitz eines Wortes auch immer eine neue Beziehung zu der dadurch gekennzeich= 1. netten "Wesenheit". ras ich mit Namen kenne und,indem iCh'es benenne,hervorholen kann,kommt ja gewissermanen anf mich zu und wendet sich an mich.Nennen ist immer eine Brücke zwischen dem Benennenden und dem Benannten. Die Aussonderung des Einzelnen bringt naturgemäß eine Ent= fremdung von der Totalität des Seins.Denn Einzelnes wird ja nur erkannt,wenn man sich gegenüber der Totalität des Seins= zusammenhangs mindestens für Augenblicke abschirmt und vera schließt.Das Wort eröffnet gewissermaßen eine neue Welt,die nurmehr anis identischen Einzeldingen besteht,deren Verläß= lichkeit S icherheit verleiht.D ie Abschirmung gegen die To= talitiit des ungeteilten Seins durch das benennende Wort ben deutet so den Beginn des menschlichen Kampfes gegen die Angst. Doch hat sich mit der Entstehung der S prache noch etwas an= deres ereignet,wenn wir sie unter dem Gesichtspunkt mensch= heitlicher Entwicklung betrachten: Das Wort als solches hat ja immer auch etwas Willkürliches,

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es ist hinsichtlich seines Klangbildes aus keiner Natur= gesetzlichkeit abzuleiten.Es ist kein Grund vorhandenewarum etwas so und nicht anders heißen soll.Schließlich bezeichnen ja auch die verschiedenen Sprachen dieselben Dinge mit völ= lig ver p.chiedenen . Lautbildern.Zu Beginn der Menschheitege= schichte müssen Menschen von unbegreiflicher Freiheit und Schöpferkraft vorhanden gewesen sein,nach deren erstmaligem Vorbild einzelnen Dingen bestimmte Klangbilder zugeordnet wurden. Diese Vorgänge lassen sich nicht mehr rekonstruieren. Dennoch können wir nicht umhin,die Entstehung der Sprache als ein Geschehen aus menschlicher Freiheit zu verstehen.Mit dem Wort war etwas in die Welt gesetzt,das so nicht der Natur entstammteound damit beginnt . die Geschichte des Menschen. Das Wissen um die Ganzheit des Seins. Die Aussonderung des Einzelnen,seine Herauslösung aus der Totalität des Seinseist zunächst noch nicht sehr stabil. Auch beim Kind schwankt ja am Anfang die Zuordnung von Wort und Sache:Verschiedenes kann mit gleichem Wort bezeichnet wer= den oder Gleiches mit verschiedenen Wörtern,wenn der Gegen= stamtd durch eine zufällige Veränderung das Kind anders "an= mutet".Die allseitige Verbundenheit alles Seienden als eines großen Seinszusammenhangs ist immer noch von größerer Ein= drttcklichkeit als die monadenhafte Existenz einzelner Phäno= mene. In der Menschheitsgeschichte hat diese Stufe des"sympathe= 2) jahrtausendelang bestan= tischen Zusammenhangs" alles Seienden den.Uier wirkt alles auf allesonichts muß gleichbleiben und in seiner Identität: verharren,alles ist offen für jede Art von Verwandlung.Der Menschoder sich stets im Kraftfeld möglicher Strahlungen befindet,muß versuchen,sich zu behaupteneindem er sich selbst als Kraftfeld fUhlt oder sich eines solchen bei dient.Nur so vermag er in der "Magischen Welt" zu existieren. Es kann im Nahraum des alltäglichen Umgangs mit bestimm= ten Gegenständen und bei ihrer Herstellung schon sehr früh ein versachlichter Bezug zu einzelnen Dingen bestanden habeni denn nur so konnte der Kampf ums Dasein aufgenommenoMerk=

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zeuge erfunden und Jagdmethoden erdacht werden. Zugleich war der Mensch in seiner ganzen Existenz gegenüber allen ausströmenden Kräften seiner Umwelt von einer uns nahezu un= vorstellbaren Aufgeschlossenheit.Alle Sinne waren gleichsam Antennen,die Botschaften aus dem Dunkel des Seins empfingen, von desen ungeteilter Macht der Mensch zu jener Zeit noch wußte,da es ihm als Tremendum und Fascinans begegnete.Dennnah besteht aber nicht mehr jenes traumhafte Eingebettetsein • der ersten Menschheitsfrühe A denn nun ist bereits kraftgelade= nee Einzelnes in Erscheinung getreten und hat sich zu "We= senheiten" kristalllsiert.Anfänge eines Denkens in Kausalzu= sammenhängeweisen auf Beziehungen hinederen Beherrschung das Leben unendlich kompliziert macht.Magie spielt ja auch noch heute im Leben primitiver Stämme eine große Rolle,so daß dieses äWierst anstrengend wird durch die Beobachtung ungezählter Vorschriftenedie dem Einzelnen im Dickicht wir'

derstrebender Mächte Schutz gewähren sollen. Zwar ist durch das Wort eine erste Ordnung in das Chaos des Seins gebracht worden,eine erste Distanzierung gegen= über den Erscheinungen,gleichzeitig konnte'aber dadurch die Angst erst namhaft gemacht werden als W irkung dämonischer wl, resenheiten",was ihr Ausmaß noch verstärkte. D lese Welt des allgemeinen kraftgeladenen Zusammenhangs, in die man unausweichlich hineinverflochten ist,ist die Welt des kleinen Xindea,das seine ersten Schritte ins Leben macht. Langsam tritt Einzelnes in Erscheinung,manches wird verläß= lich,anderes behält seinen bedrohlichen Charakterealles aber ist geheimnisvoll und undurchschaubar.Darum müssen auch beim Kind umständliche Vorschriften beachtet werden,nicht nur sol= che der Erwachsenen,sondern auch solche,die das Kind selbst als bannenden Zauber erfunden hat.4) In dieser -elt kann es einen tröstlichen Ort,ein verlaß= liches Wesen geben,die Mutter.In sehr viel stärkerem Maß als in der ersten unbewußten Lebenszeit bedeutet die Mutter jetzt Sicherheiteeine ausgegrenzte lichte . Welt inmitten eines ganzen Weltalls voll unbegreiflicher Dunkelheit. Immer noch ist das,was bei der Mutter gesucht wird,der Zu= stand wohliger Geborgenheitefast möchte man sagenedie Sicher= heit der vorgeburtlichen Existenz.

Die Mutter selbst ist nun zu einer bestimmten "Wesen= heit"geworden,von der alles Glück und alles Leid der kind= lichen Existenz abhängt,aber sie ist auch ein Wesen,das man bezaubernebetören und beherrschen möchte.Kleine Kinder vera wenden nicht wenig Kraft und Mühe auf diesen Versuch und ha= ben sehr oft Erfolg damit.Dadurch daß die Mutter aus dem Dunkel des Allgemeinen in das helle Licht des Einzelnen gese treten isteist sie nicht nur bedeutsamer,kraftgeladener, sondern auch zum Objekt und damit manipulierbar geworden. Hier sind grundlegende Phänomene menschlichen Daseins= vollzugs zu sehen,die das Wesen geschichtlichen Existie= rens schon auf der frühesten Stufe des Menschseins zeigen. Der Mensch reagiert auf wesenhaft Erscheinendes nie nur im Schema eines bestimmten Reaktionsmechanismusesonder versucht immer im Rahmen seiner Möglichkeiten gestaltend und beherr= sehend einzugreifen,indem er seine eigene Macht ausspielt. Schon das ganz kleine Kind ist Prometheus,der den Zeus über= listet. Für den Menschen ist alles Gegebene nie nur Gabe oder Last, sondern immer auch Aufgabe,Herausforderung.Material zu ei= gener Gestaltung.Schon das ganz kleine Kind lebt nicht nur in der Welt, sondern schafft sich auch eine eigene Welt. A ussonderung als "Werk". Die Aussonderung des Einzelnen,die Vorausstzung der magirg schen Welt,mu • aber noch unter einem andern Aspekt betrahhst tet werden: Damit das Einzelne herausgelöst werden kann,muß es zuerst zum "Etwas",zum Objekt geworden sein.Dabei spielt es keine Rolle,daß die ersten Objektvorstellungen kraftgeladene "we= senheiten" meinen,die 'wenig Ähnlichkeit mit dem haben,was wir als "Objekt" begreifen. Jedes "Etwas" ist schon durch seine Aussonderung ein De= greifbares und damit mindestens für das Denken Verfügbares geworden.Selbstdas Objekt der

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urcht kann nunegerade wenn

es real 'nicht anwesend ist,vom vorwegnehmenden Denken er= griffen und bewältigt werden.Andrerseits gibt es allerdings nun auch die Möglichkeit vorwegnehmender Furcht,die auch ohne akute Gefahr das Denken ständig überschatten kann.Gerade die=

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ses Beispiel zeigt die Ambivalenz aller menschlichen Mögm. lichkeitentNur vorwegnehmendes objektivierendes Denken vermm mag Gefahren frühzeitig erfassen und effektiv zu bekämpfen, aber auch erst das vorwegnehmende Denken kann die Angst zur alles beherrschenden Macht machen. Alle Aussonderung . von Einzelnem,also alles Objektivieren ist primäres menschliches "7erk"..rst dieses ' . 4:trkediese Tat ermöglicht Orientierung in der Weltenicht nur indem sie aus dem ungeteilten Chaos des .2eienden einen geordneten und ges gliederten Kosmos schafft,sondern sie ermöglicht auch erst die Verknüpfung von Objektivierungen,die Erkenntnis von Be= ziehungen,sei es in der Praxis werkenden Gestaltens oder im denkenden Umgang mit Vorstellungen und Begriffen. Das Gemeinsame aller Objektivierungen ist ihre grund= sätzliche Verfügbarkeit f damit.auch die Möglichkeit,sie an= dern zur Verfügung zu stellen und zum Aufbau einer gemein= samen Welt zu beniitzen.Dies bedeutet ihre Ablösbarkeit von der Person dessen,der sie als erster konzipiert und ver= wendet hat.Damit haben "Werke" eine ontologische Sonderexil stenz bekommen.Es ist allerdings fraglich und twtt; noch wei= ter beschäftigen f ob diese mit dem Wort "Eigengesetzlichkeit" richtig definiert ist."Werke" können immer - zum Heiloder zum Unheil - in den Dienst eines völlig anderen Existenz= vollzugs treten. Die magische Welt weit!, noch um den Zusammenhang von Exi= stenz und Werk.Darum werden Formeln geheimgehaltenebedarf es anstrengender Initiationariten f die den Menschen in jenen existenziellen Zustand versetzen sollen,der zur Einweihung in das Wissen der Gemeinschaft erforderlich ist. Jede Objektivierung als Ausonderung von Einzelnem ist "werk" und damit benützbar. • as als L inzelnes gedacht werden kann f ist dadurch für das Denken verfügbares kann damit unk= gehen.Uies gilt auch für den als Einzelnen wahrgenommenen Menschen.Gedanken und Wünsche können um ihn kreisen,und nicht zuletzt kann man ihn beeinflussen und shliefjiich manipulier ren. Beeinflussung,Manipulation,Beherrschung eines andern ist nicht primär Aus•lruck eines verkehrten Gesellschaftssystems,

sondern grundsätzliche Möglichkeit menschlichen Daseins« vollzugs t die auf der Fähigkeit beruht,Einzelnes auszusondern und als Objekt zu begre.ifen,jene Fähigkeit,die alles, was wir menschliche Kultur heißen t eleo die gesamte sekun= däre,vom Menschen geschaffene Welt erst ermöglicht hat. Daß sie sich negativ auswirken kenn t zeigt die Ambivalenz

jeder menschlichen Möglichkeit und damit jenen,oft mini= malen,Bereich von Freiheit,auf den wir immer wieder gesto= ßen sind. Das Fortbestehen des magischen Weltbezugs. W ir sind sehr schnell bereitealle Formen magischer Welt=

begegnung abzulehnen,zumal wenn wir die mangelhaften und fel= schen Vorstellungen bedenken,auf Grund derer hier die Welt= wirklichkeit gedeutet wird.Dennoch hat die Menschheit auf dieser Stufe Erfahrungen gesammelt und Wissen erworbentdas nur zum Schaden für die Menschheit wieder verloren gehen kann. Da ist einmal das Wissen um die Ganzheit der Welt.Die gegenseitige Beeinflussung alles in der Welt Geschehenden ist Realität,ob wir sie auf magische oder auf.chemisch-physika= lische oder auf geschichticieh Vorgänge'zurückführen.Das Weltganze ist kein Mosaik aus einzelnen Steinen,sondern ein lebendiges Strukturgefügeeund der Mensch ist keine Monade ohne Fenater,sondern existierend in den Weltzusammenhang hineinverwoben. D ies wußte der Mensch:der magischen Welteuf seine Weise.

Er glaubte sich aber auch im Besitz von lormeln,die sein Leben im Bereich widerstrebender Kraftströme sielherten, indem sie hilfreiche Mächte auf den Plan riefen. Der Mensch (1,us Gegenwart glaubt nicht weniger an For= mein - Ideologien,wisenschaftliche TheorientSchlagworte,aber er weiß im allgemeinen nichts mehr von hilfreichen Mäch=

ten. So vermißt er sicheentweder allein die Verantwortung zu tragen,oder er sucht sich jeder Beziehung und damit jeder Verantwortung zu entziehen,indem er sich in das Ghetto sei= ner Individualität flüchtet.Beide lege werden der Weltwirk= lichkeit nicht gerecht und sind darum existenziell falsch. Die Wahrheit des magischen Weltbilds liegt in seiner Rela=

tion zur Totalität des Seine.Es handelte sich um eine Welt, in d.er zwar Einzelnes schon aufleuchtete,aber doch die Macht des Seinsobedrohend und zugleidh hilfreichenoch präsent war. Dortowo diese Relation verloren gegangen istoknnen z ar noch Reste des magischen Weltverständni

s

ses übrig geblieben

seinedie sich in den verschiedenen Formen des Aberglaubens kundtun.Aber dies sind sehr armselige Versucheedie Bedrohung des WIseins durch magische Praktiken zu besiegen.Grundsätz• lieh unterscheiden sich diese jedoch nur in den Vorstellungen und Mitteln,nicht aber hinsichtlich ihrer existenziellen Hem deutung von dem bereits erwähnten modernen Glauben an Ideom

logien und der Ehrfurcht des Laien vor wissenschaftlichen Formeln. Dabei geht es allerdings nicht nur um die Abwendung des Dedrohendenosondern auch darumoMühe zu vermeidnn.Das Schul« buch unterm Kopfkissen soll die Mühe des Lernens ersparen, das gebrauchsfertige Schlagwort die Anstrengung des eigenen Denkens. Aber auch hier enthält das magische DaseinsverstMndnie eine grundlegende Wahrheit:So falsch es isteeich einer mühevollen Aufgabe durch unangemessene Praktiken entziehen zu wollen, so falsch ist es andrerseite auchoin übersteigerter Veranta wortlichkeit zu meinen,man müsse sich um alles selbst bemühen. Darin spricht sich letztlich ein grenzenlosesMiütrauen gegen= 6)

über andren und der Möglichkeit"hilfreicher Mächte" aue. Gerade in der Beziehung zum andern Menschen ist der Fortl. bestand von Einstellungen und Vollzugsformenedie aus der ma= gihchen Denk- und 1-xistenzweise kommenovon entscheidender Bet. deutung. In der magischen Welt tritt der Mensch noch in seiner une geteilten Ganzheit dem Andern gegenüber. Zwar ist er aus dem Ganzen der Welt ausgesondert und kann darum als Einzelner erkannt werdeneunter Umständen auch beherrscht und ausgeben.. tet,abor man weih doch noch um die Strahlungskraft ursprtin lichen Menschseins.Kinder bsietzen noch dieses Wissenewenn es ihnen nicht durch allzufrühe Rationalisierung aller Er« scheinungen un

,

durch zu aufdringliche Kameraderie der El=

tern zerstört wurde.11ier ist der Mensch noch nicht auf eine

- 84Formel gebracht,noch nicht als Vertreter eines Type eingen stuftesond•rn er besitzt noch die rätselhafte Macht eines Urphänomenalaer ist noch das Wissen um dee Geheimnis dee Menschseins vorhanden.Die . Voraussetzung für jede echte Mensch. lich Bogegritingetür jede echte Partnerschaft ist aber,daß noch eine letzte Scheu vor dem Anderssein dee Andern gewahrt wird. Damit soll nichtgegen das Bemühen gesagt seinemenschliches Verhalten rational verstehen zu wollenees soll nur auf jene letzteeunübersteirbare Grenze hingewisen werden,die jedem Verstehenwollen gesetzt ist. Doch wirkt sich im allgemeinen das "Magische" viel mehr nen gativ auf den per ' onalen Bezug aus. tann bleibt der Andere auf der Stufe einer konturlosen "esenheit",was ebenfalls echte Partnerschaft unmöglich macht.Die fortschreitende Aufn lösung der Umwelt in immer dif f 'erenziertere Phänomene darf nicht ausgerechnet vor dem Menschen Halt machen und den ans. den lediglich als ungegliedertes Kräftepotential betrachten und behandeln. D lese Haltung wird dem Andern nicht gerecht,aie gefährdet aber auch den,der in ihr verharrt,ohne Abstand zu gewinnen, und so keiner kritischen Beurteilung mehr fähig ist.Selbst. zerstörerisches Verfallensein an einen andern Menschen

7)

,

blindes Vertrauen auf einen "Führer"ezeigenedaß sich der Mensch 'der Gegenwart hinsichtlich seiner personalen Bezüge durchaus noch auf der Stufe des "magischen" Menschen befinden kann. Die Aufgabe der mütterlichen Erziehung; ist darum eine dop= peltessie hat zu erhalten und zu überwinden.Erhalten bleiben mu2 die Wahrheit der magischen Welt:Die Einbettung des Linzedi= nen in die T otalität des Seins und die Ehrfurcht vor dem Gen heimnis des Menschen. 1 berwunden werden müssen natürlich die magischen Vorstelm lungen.noch führt einseitige rationale Aufklärung sehr oft dahin,daß die ursprüngliche Ehrfurcht des Kindes vor dem Wunder alles Seienden eine•J überheblichen und naturgemäß oberflichlichen Wissen weichtet/an ec h te Begegnung unmöglich macht. Die magische Welt wird aber erst dort richtig überwunden

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und zugleich ihre Wahrheit erhalten,also "aufgehoben",wo man sich weniger um Aufklärung als vielmehr um Ermutigung zu einem Daseinsvollzug bemüht,.der bereit ist,wo es nottut, Mühe auf sich zu nehmen und der ein "Jenseits der Angst" kennt.Andernfalls wird das Kindesolange es entwicklungsge= mäß auf der Stufe des magischen Weltverständnisses lebt, alle Erkenntnisse,die ihm mitgeteilt werden,in magische Praktiken und Formeln verwandelnedie dazu dienen,die Welt= angst zu überwinden. D fiese wird nur dort besiegtog o es gelingt ,das Kind da: von zu überzeugen,daß es von "guten Mächten" wunderbar gebor: gen ist,

8)

Überzeugung eines andern ist aber nur aus der Überzeu= gung,der. Sicherheit der eigenen Existenz heraus möglich, Wenn in unserem Fall, die Mutter sich selbst geborgen weiß. Wieder zeigt es sich,daß Erziehen kein Anwenden von Mitteln und Verfahrensweisen,sondern existenzielle Begegnung inner= halb eines Entwicklungsgefälles ist. Anmerkungen: 1)Das zeigt sich bei der Beschäftigung mit völlig anders gen. arteten Sprachen. Dazu M.Granet:Das chinesische Denken.Seite 23 ff. 2)Arnold Gehlen zieht diesen Ausdruck dem bekannterenebe= quemeren und hier vorzugsweise benützten "magischen Den= ken" vor.Fiir ihn bedeutet die "magische Welt" eine Ver= fallserscheinung,die sich am Ende jenes groGen Zeitraums des "sympathetischen Zusammenhangs" zeigt.Ba wird der Glaube an solche Zusammenhänge zum Instrument egoistischer und gruppenegoistischer Interessen. Arnold Gehlen:Urmensch und Spätkultur.Seite 275. Es erscheint allerdings fraglich,ob es jemals eine Zeit gang geben hat,in der auf Grund solchen Glaubens keine Zall= berei getrieben wurde. 3)Daß ein versachlichter Bezug zu den Dingen des täglichen Umgangs besteht - sonst könnten sie gar nicht benützt wer= den, - schließt nicht aus,daß der archaische Mensch ihren Gebrauch zur; Lelch als Teil einer rituellen Handlung an= sah,daß also die ]singe nicht in ihrer sachlichen Dedeu= tunk; aufgingen. Mircea Eliade:Kosmos und Geschichte.Seite 29 ff. LG1L.ezu Karl Zeininger:Magische Geisteshaltung im Kindesalter und ihre Bedeutung für die religiöse Entwicklung.

- 86 5)Alles was in der Innerlichkeit des Menschen durch sein objektivierendes Denken ausgesondert wurde,bezeichnen wir als "Werk w , ineofern als es dadurch benutzbar und verfügbar geworden ist.Da dies eine Ausweitung des ge= wöhnlichen Gebrauchs ist,der vor allem sichtbar Gestalte= tes meint,setzen wir das Wort zwischen Anführungszeichen. Alle Begriffe sind "Werk",Sachen nur,soweit sie vom Men= schen bewirkt oder mitbewirkt wurden.Daß Handlungen "werk" sind,entspricht dem gewöhnlichr:n Sprachgebrauch. 6)Da es hier um eine Beschreibung der Wirklichkeit aus der Sicht des magischen Weltverständnisses geht,vermeiden wir noch das Wort"Gottvertrauen" und lassen es bei der Unklarheit des Begriffs "hilfreiche Mächte" bleiben. 7)Die Morde in dem Kreis um Manson,aber auch die Wirkung Hitlers auf die Massen müssen in diesem Zusammenhang ge= sehen werden.

8)Dietrich Bonhoeffer :Widerstand und Ergebung:Seite 297