Kosten von DarmkrebsErkrankungen in der Schweiz
Symposium „Dickdarmkrebs nie! Aber wie?“ 13. September 2007 Krebsliga Schweiz Kultur-Casino Bern
Kosten von Dickdarmkrebs-Erkrankungen in der Schweiz
Dr. med. Reto Guetg, Vertrauensarzt santésuisse
Projekt:
Datum: 10.09.2007
Folie: 1
Häufigkeit der Erkrankung im Krebsregister
Colorektale-Karzinome (CRC) 3705/Jahr Magen-Karzinom Pankreas-Karzinom
1105/Jahr 845/Jahr
Leberzell-Karzinom 469/Jahr Oesophagus- Karzinom 366/Jahr Gallenblasen-Gangs Karzinom 326/Jahr
Jährlicher Durchschnitt 1981-2001 CH Krebsregister 2
1
Häufigkeit / Todesfälle in der Statisik
Neue Erkrankungen
pro Jahr:
4‘100
Office of National Statistics. Cancer statistics: registrations,series MB1 for 1999.
Todesfälle
pro Jahr:
1‘660
Krebsmortalität in der Schweiz. (Accessed 9/1/2005)
3
Klassifikation der Tumoren
UICC- Klassifikation § Stadium I (a und b): Beschränkung der Infiltration bis auf die Tunica muscularis § Stadium II:
Primärtumorgrösse T3 oder T4 ohne Lymphknotenmetastasierung
§ Stadium III:
Lymphknotenmetastasierung in „Tumornähe“
§ Stadium IV:
Tumor mit Fernmetastasen (Leber, Lunge etc.)
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2
Fortschritte in der Therapie Wandel der Therapiekonzepte bei Diagnosestellung je nach Stadium
Stadium I und II: Mit wenigen Ausnahmen fast ausschliesslich chirurgische Behandlung. Eine adjuvante Therapie erfolgt in der Regel nicht. Stadium III: Erkrankungen werden fast immer „unterstützend oder vorbeugend“ (adjuvante) therapiert. Die Konzepte zeigt aber relativ grosse Unterschiede, je nach Zentrum. Stadium IV: Je nach persönlicher Situation des/der Betroffenen werden von abwartenden Strategien bis zu palliativen „Erhaltungstherapien“, welche bis zum Nachweis von Tumorwachstum weitergeführt werden und gezielter „Metastasen-Chirurgie“ ganz verschiedene Methoden mehr oder weniger erfolgreich eingesetzt. Die Lebenserwartung kann bei guter Lebensqualität über mehrere Monate verlängert, bzw. verbessert werden.
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Pharmakologische Fortschritte in der Therapie des Dickdarmkrebses
1957
5 FU
1989
Leukovorin
1998
Irinotecan
1999
Oxaliplatin
2000
Capecitabine
2003
Cetuximab
2004
Bevacizumab
Gastrointestinale Tumoren. Staatsexamen Repetitorium 2006. Prof. Reto Obrist, Sitten 6
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Direkte Kosten
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Medikamentenkosten im Fokus der Krankenversicherer – Warum?
Die fünf grossen Kostenblöcke in der Grundversicherung 2005 in Millionen Franken und Prozenten
4'677 ; 23%
2'976 ; 15%
Apotheken Medikamente der Ärzte Ärzte (Behandlungen) Spital ambulant Spital stationär Übrige Leistungserbinger
1'416 ; 7%
4'834 ; 23%
2'842 ; 14% 3'667 ; 18%
Quelle: santésuisse
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4
Medikamentenkosten im Fokus der Krankenversicherer – Warum?
Bruttoleistungen pro Versicherten in der Grundversicherung 2001 - 2005 1200 Kostensteigerung 2001-2005 Kosten 2001 In Franken pro Versicherten
1000 243 800
600
64 96 806
400 564 200
47
476
19
222
205
Pflege (Pflegeheim, SPITEX & Pflege im Spital)
Übriges
0 Medikamente (Apotheke + Arzt)
Arzt (Behandlungen)
Spital (ambulant + stationär) Quelle: santésuisse
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Medikamentenpreise im Fokus der Krankenversicherer – Warum?
Gesamt- und Medikamentenkostenentw icklung im V ergleich z um LIK 200
190
180
Medikamente amb. OPK total
170
Landesindex der Konsumentenpreise
Index
160
150
140
130
120
110
100 1997
1998
1999
2000
2001 Jahr
2002
2003
2004 10
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Medikamentenkosten im Fokus der Krankenversicherer – Warum?
¾ Pharmakologie und Medizin entwickeln immer neuere Behandlungsmöglichkeiten. Die positiven Wirkungen sind unbestritten und zu begrüssen. ¾ Aber: Steht der Grenznutzen, der mit neuen Arzneimitteln realisiert wird, im Verhältnis 1:1 zu den Grenzkosten? ¾ Würden die in teure Medikamente investierten Prämiengelder in anderen gesellschaftlichen Bereichen einen höheren Nutzen bringen?
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Medikamentenkosten im Fokus der Krankenversicherer – Warum? Hinzu kommt: ¾ Ist es notwendig, dass neue, innovative Produkte immer teurer sind als ihre Vorgänger? Computer Automobile Telekommunikation
Wie weit sollen staatlich vergebene Innovationszuschläge gehen? Welchen Zweck erfüllen sie?
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Wo setzen wir unser Geld im Hauhalt ein?
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Probleme mit der Preisbildung neuer Arnzeimittel
Wie werden die definitiven „Baukosten“ eines neuen Arzneimittels vom Anbieter berechnet?
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„Die Substitutionsmethode“
¾ Die Kosten der bestehenden Therapie werden aufgerechnet und in den Medikamentenpreis eingerechnet: Beispiel: Umstellen von i.v. Applikationen auf perorale Formen (Behandlung der Eisenspeicherkrankheit, Abkürzung von Hospitalisationszeiten etc.) ¾ In der Wirtschaft ausserhalb des Gesundheitswesens kostet ein neueres Produkt oft weniger als der Vorgänger und kann erst noch mehr (Natel, PC, Swatch etc.) sonst sind die Chancen auf dem Markt zu bestehen ganz gering ¾ Eine nachvollziehbare Preisberechnung ist von aussen aus diesem Grund gar nicht möglich.
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„Die Hightech- Methode“
¾ Das Herstellungsverfahren des neuen Produktes wird so kompliziert abgefasst, dass eine Berechnung des Produktionsaufwandes gar nicht nachvollziehbar ist: Beispiele sind gentechnisch hergestellte Mittel, wie Monoklonale Antikörper, Enzyme etc.
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8
Krebsmittel
¾ Die hohen Kosten der neuen Mittel stehen in einem schlechten Verhältnis: Gewinn an Leben bei guter Lebensqualität ¾ Da die Bevölkerung nicht unbeschränkt höhere Prämien bezahlen kann, werden andere Leistungen abgebaut werden müssen, wenn sich die Kostenspirale weiter so rasch dreht. Damit entstehen neue Ungerechtigkeiten, welche das KVG verletzen würden. ¾ Die Diskussion um Kosten und Verlängerung des Lebens muss auf breiter Basis geführt werden. Das kann nur in der ganzen Gesellschaft diskutiert und geklärt werden.
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Übe rle be nsze it nach Diagnose ste llung be im me tastasie re nde n CRC
2005 Chemotherapie + Antikörper 2004
Therapie
2001
FOLFOX 2001
Krebsmittel
2000
5-FU /LV Oxaliplatin (2000) 5-FU /LV Irinotecan (2000)
2000
5 FU /LV (1990) 1990
Best supportiv care (1980)
1980
0
5
10
15
20
25
30
Mona te m ittle re s Übe rle be n Me dika m e nte nkoste n 1000 sFR/Mt
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9
Übe rle be nsze it nach Diagnose ste llung be im me tastasie re nde n CRC
2005 Chemotherapie + Antikörper 2004
Therapie
2001
FOLFOX 2001
Krebsmittel
2000
5-FU /LV Oxaliplatin (2000) 5-FU /LV Irinotecan (2000)
2000
5 FU /LV (1990) 1990
Best supportiv care (1980)
1980
0
5
10
15
20
25
30
Mona te m ittle re s Übe rle be n Me dika m e nte nkoste n 1000 sFR/Mt
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Stadieneinteilung neu diagnostizierter CKC in Kantonen St.Gallen/Appenzell 1997-1999
¾ Stadien:
Männer
Frauen
¾ I und II
45.6%
30.9%
38.3%
¾ III und IV
48.5%
57.7%
53.1%
¾ Unbekannt
5.9%
11.3%
8.6%
¾ Total (N)
202
213
Durchschnitt
(ungewichtet)
Schweizer Krebsbulletin (Dezember 2003, Seiten 187-191; T. Fisch, F. Neuweiler, Krebsregister St. Gallen Appenzell)
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Häufigkeiten absolut, ganze Schweiz, aufgeteilt in Stadien bei Diagnosestellung pro Jahr
¾ Stadien:
Absolut
¾ I und II
1‘570
¾ III und IV
2‘177
¾ Unbekannt ¾ Total (N)
(hochgerechnet)
353 4‘100
Schweizer Krebsbulletin (Dezember 2003, Seiten 187-191; T. Fisch, F. Neuweiler, Krebsregister St. Gallen Appenzell)
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Direkte Kosten für die Therapie (alle Stadien) für die ersten 3 Behandlungsjahre in der Schweiz
¾ Total alle Stadien, pro Jahr neu diagnostizierte Dickdarmkrebsfälle 4‘100
¾ Die durchschnittlichen Kosten für die Behandlung in den ersten 3 Jahren einer Dickdarmkrebserkrankung werden für die Schweiz mit Fr. 45‘000 bis 50‘000 geschätzt. Das gibt pro Jahr 184 Mio ¾ Der Aufwand, welcher durch die Behandlung entsteht wird als direkte Kosten bezeichnet Krähenbühl M. Ermittlung der tatsächlichen Kosten der ambulanten Behandlung des kolorektalen Karzinoms in der Schweiz (Dissertation, Medizinische Fakultät): Universität Zürich 2005 Delco F, Egger R et al.:Hospital health care resource utilization an costs of colorectal cancer during the first 3-year period following diagnosis in Switzerland. Aliment Pharmacol Ther 2005; 21:615-622.
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Indirekte und intangible Kosten des Dickdarmkrebses in der Schweiz
¾ Die „Folgekosten“ indirekte (Arbeitsausfälle) und intangible Kosten (Schmerzen, Ängste, Sorgen etc.) müssen mit berücksichtigt werden. ¾ Im Gegensatz zur Unfallversicherung spielen diese aber in der Buchhaltung der Krankenversicherer keine Rolle. ¾ Diese betragen nach Ansicht von Gold, Russell et al. Etwa gleich viel, wie die direkten Kosten. Für unsere Berechungen ergibt dies total pro Jahr ca. ¾
386 Mio Fr.
MR Gold JS, LB Russell, MC Weinstein. Cost-effectiveness in Health an Medicine. New York: Oxfod Unversity Press; 1996 23
Steigende Kosten durch Fortschritte mit neuen Medikamenten
¾ Etwa die Hälfte aller Patienten und Patientinnen „kommt“ erst zur Diagnosestellung in einem fortgeschrittenen Stadium ( III oder IV). Fast alle brauchen in dieser Situation eine adjuvante oder pallitive Therapie. ¾ Die Kosten dieser Therapien für die ersten 6 Monate haben in den letzten Jahren zugenommen: ¾ Ältere Therapie:
Fr. 1‘600 bis 12‘000
¾ Neue Therapie:
Fr. 25‘000 bis 35‘000
¾ Neueste Therapie
Fr. 40‘000 bis 70‘000
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Steigende Kosten durch Fortschritte mit neuer kombinierter „Metastasen Chirurgie“
¾ Im Stadium IV können Patienten von einem kombinierten Verfahren: Metastasen Reduktionstherapie/Chemotherapie profitieren. Da kommen neu Opertationskosten hinzu, welche nach DRG Suisse wie folgt aussehen: ¾ „Diagnostische Eingriffe an Leber/Galle bei malignen Neoplasien“ CW 1,875 ¾ Die Base Rate beträgt für die Krankenversicherer Fr. 3‘840.- (48%) ¾ Der Investitionsanteil beträgt Fr. 1‘200.- (15%) ¾ Die ganze Base Rate (incl. Kantonsanteil) Fr. 8‘000.- (100%) ¾ ¾ ¾ ¾ ¾
Kosten pro Eingriff z.B. an der Leber: Fr. 9‘000 für die Krankenversicherer Öffentliches Spital Fr. 9‘750 für den Kanton Subventionsanteil Fr. 2‘250 Universitätsspitäler plus 15% Total Fr. 21‘000 wobei der Kanton den Hauptteil übernimmt. Privates Spital: Base Rate 8‘800 Fr. 16‘500.-
¾ Die Kosten sind doch auch recht erheblich, nicht nur die Arzneimittel
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Capecitabine gleichwirksam wie 5-FU/LV, aber weniger toxisch (Xeloda) Höhere Ansprechraten
(p