Konzeption. von: Regine Zweifel und Lukas Schempp

Konzeption Anti-Gewalt-Training / Coolness-Training Speziell für Gewalttaten im Straßenverkehr bzw. als Rechtsfolge der Nötigung, Vorbereitung bzw. Er...
Author: Emilia Adler
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Konzeption Anti-Gewalt-Training / Coolness-Training Speziell für Gewalttaten im Straßenverkehr bzw. als Rechtsfolge der Nötigung, Vorbereitung bzw. Ergänzung zur MPU, sowie als Prophylaxe.

von: Regine Zweifel und Lukas Schempp

Kurzbeschreibung AGT allgemein .......................................................................... 2 1 Einleitung ins Thema ......................................................................................... 3 1.1 Kurze Definition von Gewalt allgemein, sowie speziell bezüglich Gewalt im Straßenverkehr ............................................................................................. 3 1.2 Hypothese .................................................................................................... 3 1.3 Idee ............................................................................................................... 4 2 Zielgruppe........................................................................................................... 5 3 Lerninhalte / Lernziele / Lernmethoden ........................................................... 5 3.1 Lerninhalte ................................................................................................... 5 3.2 Lernziele ....................................................................................................... 6 3.3 Lernmethoden.............................................................................................. 6 4. Qualitätsstandards............................................................................................ 7 5 Rahmenbedingungen / Ablauf .......................................................................... 7 5.1. Teilnehmer .................................................................................................. 7 5.2 Kurs / Sitzungsdauer ................................................................................... 8 5.3 Ablauf / Training .......................................................................................... 8 6 Evaluation ........................................................................................................... 9 7 Kooperationspartner.......................................................................................... 9 8 Kosten ................................................................................................................. 9 9 Quellenverzeichnis ............................................................................................ 9 10 Referenzen…………………………………………………………………………...10

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Kurzbeschreibung AGT allgemein Anti-Gewalt-Training (AGT) ist ein soziales Training bzw. eine Delikt-, Defizit- und ressourcenorientierte sozialpädagogische Interaktions- und Trainingsmaßnahme für Menschen mit hohem Gewaltpotenzial und Gewalttäter. Die sozialpädagogisch-psychologischen Wurzeln sind im Wesentlichen

von

folgenden Maßnahmen geprägt worden: x Glen Mills Schools (S. Ferrainola) x Geschlechtsrollenseminar (M. Hilmann IR-Pern) x Provokative Therapie (F. Farelly) Das AGT findet bisher hauptsächlich Anwendung bei der Bewährungs- und Jugendgerichtshilfe, sowie im Strafvollzug. Meist erfolgt es auf richterliche Weisung, was bedeutet, dass die betreffende Person nicht gezwungen wird am AGT teilzunehmen, eine Nichtteilnahme aber unverzüglich zu einer Negativierung der Bedingungen führt. Es gründet sich auf aggressions-, lerntheoretische und kognitive Grundannahmen.

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1 Einleitung ins Thema Nachfolgend werden die zentral relevanten Begriffe für die vorliegende Konzeption eingeführt. Im Anschluss daran wird die zentrale Annahme in Hypothesenform gebracht aus welcher sich schließlich die Idee zur Konzeption ableitet. In dieser wird auch auf Weiterentwicklungspotenziale des Programms eingegangen.

1.1 Kurze Definition von Gewalt allgemein, sowie speziell bezüglich Gewalt im Straßenverkehr Der Begriff Gewalt bedeutet etwas mit Zwang, vor allem psychisch und physisch, durchzusetzen. Dabei gibt es zwei Parteien. Zum einen den Täter, der die Gewalt ausübt und auf der anderen Seite das Opfer. In der Rechtsprechung wird Gewalt definiert als körperlich wirkender Zwang, durch die Entfaltung von Kraft oder durch sonstige physische Einwirkung, die nach ihrer Intensität dazu geeignet ist, die freie Willensentschließung oder Willensbetätigung eines anderen zu beeinträchtigen (BGH NJW 1995, 2643). Im Sinne der Rechtsphilosophie ist Gewalt gleichbedeutend mit Macht (vgl. englisch = power; lateinisch = potentia)! Unter Gewalt wird ebenfalls der Einsatz körperlicher Kraft zur Beseitigung eines wirklichen oder vermuteten Widerstandes verstanden. Zur Ausübung der Gewalt kann sich der Täter auch eines Werkzeugs bedienen. Anerkannter weise stellt auch ein Fahrzeug (KFZ) ein solches Werkzeug dar. Mit seiner Hilfe kann durch eine beigefügte Zwangslage ein verwerfliches Ziel verfolgt werden oder ein Täter sein Opfer an der freien Willensentfaltung hindern. Eine solche Handlung wird vom Gewaltbegriff des Nötigungsgesetzbestandes erfasst (Quelle Verkehrsrecht / Gewaltanwendung im Straßenverkehr).

1.2 Hypothese Gewalttätige Menschen im Straßenverkehr sind allgemein gewaltbereite Menschen. Das eine ist nicht losgelöst vom anderen zu sehen!

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1.3 Idee Resultierend aus der Hypothese wurde eine Trainingsform gewählt, welche beide Komponenten beinhaltet: Ein Basis AGT plus speziell ausgerichtetes Training bezogen auf Straßenverkehrssituation. Diese Form des Anti-Gewalt-Trainings wird prinzipiell als sinnvoll erachtet x

in der Begleitung, sowie in der Vorbereitung zur MPU,

x

als Gerichtsbeschluss bevor es zu einem Führerscheinentzug kommt,

x

als letzte Chance beziehungsweise um überhaupt einen Führerschein nach mehreren Gewalttaten erwerben zu dürfen,

Denkbar wäre, um lernen am Modell zu ermöglichen, eine Gruppenmischung gewaltbereiter Menschen, z.B., Körperverletzungstäter / Straßenverkehrstäter (noch ohne Führerschein / Führerschein entzogen). Hier kann das AGT auf die Erfahrung, sowie Lernergebnisse einzelner Teilnehmer insoweit zurück greifen, dass Teilnehmer authentisch berichten können, wie sich der Alltag ohne Führerschein anfühlt, zum Beispiel bei der Arbeitssuche. Die Motivation der Probanten an ihrem Gewaltproblem zu arbeiten ist hier sehr hoch, da der Führerschein für sehr viel Freiheit steht und im Allgemeinen „heilig“ bzw. „wertvoll“ ist. Ausblick:

Zukünftige

Ahndung

von

häuslicher

Gewalt

durch

Entzug

des

Führerscheins. Auch hier wäre das vorliegende Kombinierte AGT sinnvoll. Ebenfalls denkbar sind prophylaktische Seminare für Berufskraftfahrer, wie zum Beispiel Speditionen, Taxiunternehmen oder Testfahrer der Automobilkonzerne. Weitere Berufsgruppen, welche alltäglich auf ihr KFZ angewiesen sind können hier Berücksichtigung finden.

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2 Zielgruppe x

Jugendliche / junge Erwachsene / Erwachsene (im Führerscheinalter), die durch zerstörerisches, aggressives Verhalten auffällig geworden sind.

x

Verurteilte Straftäter, die ein Training per Auflage absolvieren müssen

x

Bei drohendem Führerscheinentzug

x

Bei Führerscheinentzug um diesen wieder zu erhalten

x

Freiwillige Seminarteilnehmer gefährdeter Berufsgruppen (zum Beispiel Berufskraftfahrer) als Prophylaxe.

3 Lerninhalte / Lernziele / Lernmethoden In diesem Teil werden die theoretischen und praktischen Grundlagen des Konzepts benannt.

3.1 Lerninhalte „Gewalt ist eine Lösung.“ Sagt der Kriminologe F.J. Robertz. Wer aggressive Menschen verstehen und ihnen helfen will, müsse lernen, wie sie „ticken“. Gewalt fasziniert, schafft rauschartige Zustände und Gewalt ist gleichbedeutend mit Macht. x

Kennenlernen

der

Existenz

von

Aggressionen

als

natürlichen

Persönlichkeitsanteil x

Auseinandersetzung mit positiven und negativen Persönlichkeitsanteilen.

x

Gewalt vermeiden durch erlernen unterschiedlicher Strategien, zum Beispiel aktive Kommunikation von alternativen Handlungsstrategien im Umgang mit Konflikten

x

Steigerung der Frustrationstoleranz

x

Anheben des Selbstwertgefühls

x

Auseinandersetzen mit persönlicher Empfindlichkeit (z.B. Beleidigungen / Provokationen)

x

Täter / Opfer Empfindungen erleben um die Empathiefähigkeit zu steigern

x

Soziale Defizite sollen erkannt und adäquat verändert, Gewaltneigungen sollen abgebaut werden

5



Tatkonfrontation

3.2 Lernziele Gewaltreduktion: x

Neutralisierungs- sowie Rechtfertigungsstrategien sollen aufgezeigt werden und in Folge abgebaut werden

x

Verantwortung für das eigene Handeln soll erkannt und eingeübt werden

x

Die Wahrnehmung der Entstehung körperlicher, aggressiver Gefühle

x

Erkennen der eigenen Stärken und Schwächen

x

Selbstwahrnehmung / Fremdwahrnehmung

x

Gruppe als natürliches Regulativ erleben

x

Erkennen

und

Anerkennen

der

eigenen

persönlichen

Möglichkeiten,

Selbstakzeptanz (wer bin ich / was kann ich) x

Akzeptanz der Anderen, sowie des anderen Seins

x

Aushalten von Provokationen / Frustrationstoleranz

x

Aushalten von Konfrontationen, sich dem Problem stellen

x

Erleben „ich bin nicht allein“

x

Erkennen von vielen subjektiven Wahrheiten

x

Die Möglichkeit entdecken / erwägen in Zukunft gewaltfrei leben zu wollen und hierfür Handwerkzeug zu erwerben / zu entwickeln

3.3 Lernmethoden x

Spiele (Kennlernspiele zur Gruppenfindung)

x

Freizeitpädagogische Angebote

x

Rollenspiele

(Provokationsspiele,

Nachspielen

von

Straßenverkehrs-

situationen) x

Biographiearbeit (z.B. soz. Atom, Lebensfluss)

x

Tatkonfrontation (heißer Stuhl)

x

Gespräche(konfrontative Ressourcenarbeit, Deeskalationstraining)

x

Boxtraining (Kämpfen als pädagogische Disziplin, Kämpfen nach Regeln)

x

Einsatz von Medien (z.B. Filme)

x

Simulationsspiel mit alltäglichen Provokationen aus dem Straßenverkehr > Verkehrsübungsplatz 6

x

Entspannung (Meditation)

x

Auswertung / Evaluation (z.B. FAF-Bogen vorher / nachher)

4. Qualitätsstandards x

Der gesamte Prozess wird von zwei ausgebildeten Trainern idealer Weise Mann / Frau mit zertifizierter Ausbildung zum AGT (Berufsbegleitende Ausbildung, 2 Jahre durch Institut Kompass) im Tandem geplant, geleitet und durchgeführt.

x

Boxtraining mit Max Herfort (Europameister im Schwergewicht)

x

Verpflichtende Selbsterfahrung auf dem „heißen Stuhl“

x

Jeder Teilnehmer erhält ein T-Shirt mit Trainingslogo, welches verpflichtend während des Trainings getragen werden muss

x

Das Training umfasst 120 Stunden (100 Stunden Basis-AGT) plus 20 Stunden Spezialtraining (Straßenverkehrsdelikte)

x

Evaluation

x

Abschlusszertifikat + Autoaufkleber (siehe Logo)

x

Nachbetreuung durch das Trainerteam

5 Rahmenbedingungen / Ablauf Um ein erfolgreiches AGT plus Zusatzbaustein anbieten zu können, sind an das Trainings Setting bestimmte Voraussetzungen geknüpft. Auf diese wird im Folgenden eingegangen.

5.1. Teilnehmer Potenzielle

Probanden

für

das

AGT

mit

Zusatzbaustein

Gewalttaten

im

Straßenverkehr erfüllen folgende Voraussetzungen: x

ab 18 Jahren

x

Nachgewiesene Eignung (geprüft durch standardisierte Eingangsinterviews)

x

Potenzielle Teilnehmer müssen in der Lage sein, den Inhalten sprachlich sowie kognitiv folgen zu können 7

x

Nicht geeignet für das Training sind z.B. psychisch kranke, akut Alkohol- und Drogenabhängige, sowie Personen mit Suizidgefährdung

5.2 Kurs / Sitzungsdauer x

mindestens 6 / maximal 10 Teilnehmer

x

Geschlechtsgemischt

Das AGT erstreckt sich über einen Zeitraum von ca. 5 Monaten, es finden wöchentliche Einheiten (3-4 Stunden) statt. Zu jedem Kurs gehören zwei zeitintensive Blöcke von bis zu 7 Stunden (voraussichtlich samstags), sowie ein Boxtraining von mindestens 3 Stunden.

5.3 Ablauf / Training Die folgend genannten Stunden sind als ungefähre Zeitangaben zu verstehen. Zeit in Kategorie Inhalt Stunden Vortreffen Informationen bezüglich des Trainings 3 Einstieg

Gruppenregeln, Ziele, Vereinbarungen, Vertrag,

3

Ausgabe der T-Shirts Hauptphase

Konfrontationsphase, inkl. Boxtraining

60

Spezialtraining

Straßenverkehrsdelikte

20

Verabschiedungsphase Auswertung Nachsorge

Nachtreffen / Ausblick

Sitzungen des

Vor- und Nachbereitung, Dokumentation

10 4 20

Trainerteams gesamt

120

8

6 Evaluation x

Während des Trainings werden fortlaufend Fragebögen von den Probanten zur Einschätzung des Gewaltpotenzials ausgefüllt. Am Ende des Trainings kann

der

Erfolgsquotient

der

einzelnen

Teilnehmer

festgestellt

und

dokumentiert werden. x

Innerhalb eines Nachtreffens werden die Veränderungen und Erfahrungswerte der Teilnehmer thematisiert und von uns dokumentiert.

7 Kooperationspartner x

Gerichte, Jugendamt, Polizei

x

Boxtraining Max Herfort

x

Fahrschulen, MPU-Stellen, TÜV, Verkehrspsychologen, Verkehrsübungsplätze

8 Kosten Die aufgeführten Gebühren umfassen die unter 5.2 und 5.3 beschriebenen Leistungen. Im Kursverlauf können darüber hinaus individuell weitere Kosten entstehen. Diese werden zu Beginn eines jeden Kurses benannt. Die Kosten für den Basiskurs belaufen sich auf circa 2500,- Euro. Der darauf aufbauende Spezialkurs „Anti-Gewalttraining im Straßenverkehr“ wird circa 500,- Euro kosten. Das Gesamtpaket liegt so bei ungefähr 3000,- Euro.

9 Quellenverzeichnis • R. Morath und andere: schlaglos schlagfertig, München 2004 •

www.verkehrsrecht-ratgeber.de



BGH NJW 1995



Siehe anhängige Literatur und Filmliste des Institut Kompass

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10 Referenzen Aktuell wird ein gemischtes AGT durchgeführt. Ein Teilnehmer entspricht der Zielgruppe Straßenverkehrsdelikte und benötigt das AGT, um seinen Führerschein überhaupt machen zu dürfen (Originalzitat MPU Stuttgart).

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