Kasse - 100,00 Eigenkapital - 100,00. BGA - 500,00 Eigenkapital - 500,00. Bank ,00 Eigenkapital ,00. Rechnungswesen endlich verstehen

Rechnungswesen endlich verstehen Lernschritt 20: Privat Kapitaleinlagen und -entnahmen Eigenkapital stellt Vermögen dar, auf das der bzw. die Unterne...
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Rechnungswesen endlich verstehen

Lernschritt 20: Privat Kapitaleinlagen und -entnahmen Eigenkapital stellt Vermögen dar, auf das der bzw. die Unternehmenseigentümer einen Herausgabeanspruch haben. Beispiel: Der Inhaber einer Schreinerei überführt einen PC aus seinem Privatvermögen in das Betriebsvermögen. Gleichzeitig hat er auch das Recht, diesen Vermögenswert wieder aus seinem Unternehmen herauszunehmen. Dies gilt natürlich auch für Eigenkapital, dass durch den Gewinn des Unternehmens gebildet wurde.

Werteinlagen des bzw. der Unternehmenseigentümer (z. B. Überführung von Bar- und Buchgeld, Wertgegenständen aus dem Privat- in das Unternehmensvermögen) mehren das Eigenkapital, sind jedoch kein Ertrag, da diese nicht vom Unternehmen erwirtschaftet wurden. Der bzw. die Unternehmenseigentümer können folgende Entnahmen vornehmen: • materielle Entnahmen (Gegenstandsentnahmen), z. B. Bargeld, Waren und Erzeugnisse, Gegenstände des Anlagevermögens. • immaterielle Entnahmen als Leistungsentnahmen, z. B.: Arbeitsleistungen von Mitarbeitern, Privatnutzung von Betriebsvermögen • immaterielle Entnahmen als Geldentnahmen, z. B. Buchgeldüberweisung auf das Privatkonto, Überschreibung von Wertpapieren Beispiel 1: Der Eigentümer einer Einzelunternehmung entnimmt aus der Kasse 100 € zur privaten Verwendung. Die Barentnahme führt dazu, dass • sich der Kassenbestand um 100 € verringert und • sich der Wert des Eigenkapitals um den gleichen Wert verringert. Beispiel 2: Der Gesellschafter einer OHG entnimmt aus dem Betriebsvermögen einen gebrauchten Schreibtisch zum Buchwert von 500 € zur privaten Verwendung. Die Barentnahme führt dazu, dass • sich der Bestand der BGA um 500 € verringert und • sich der Wert des Eigenkapitals um den gleichen Wert verringert. Beispiel 3: Der Gesellschafter einer KG überträgt 10.000 € von seinem privaten Girokonto auf das Geschäftskonto seines Unternehmens, um einen Liquiditätsengpass zu überbrücken. Die Einlage des Buchgeldes führt dazu, dass • sich der Bestand der Bank um 10.000 € erhöht und • sich der Wert des Eigenkapitals um den gleichen Wert erhöht.

Aktiv

Kasse

Aktiv

BGA

Aktiv

Bank

Bilanz - 100,00

Eigenkapital

Bilanz - 500,00

Eigenkapital

Bilanz + 10.000,00

Passiv

- 100,00

Passiv

- 500,00

Passiv

Eigenkapital + 10.000,00

Es existieren zwei Ursachen, die sich auf das Eigenkapital eines Unternehmens auswirken: • Der Unternehmenserfolg Der Leistungseinsatz im Unternehmen verursacht Aufwendungen, der Leistungsertrag Erträge. Aus dem Verhältnis von Aufwendungen und Erträgen ergibt sich der Unternehmenserfolg (Gewinn/Verlust). Ein Gewinn führt zu einer Erhöhung des Eigenkapitals, ein Verlust zu einer Verringerung des Eigenkapitals. • Die Privateinlagen und -entnahmen Unternehmenseigentümer können direkten Einfluss auf die Höhe des in ihrem Unternehmen eingesetzten Eigenkapitals nehmen. Privateinlagen erhöhen das Eigenkapital, Privatentnahmen verringern das Eigenkapital. Jörg Bensch

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Rechnungswesen endlich verstehen Beispiel 1: Der Inhaber einer Einzelunternehmung stellt im ersten Geschäftsjahr mit einem Gesamtaufwand in Höhe von 80.000 € (netto) 1.000 Fertigerzeugnisse her. Davon verkauft er 800 Stück zum Preis von 120 € pro Stück (netto). Zu Beginn des Geschäftsjahres hatte er 10.000 € Eigenkapital in sein Unternehmen eingesetzt. Während des Geschäftsjahres entnahm er jeden Monat 2.500 € für die private Lebensführung. Zu Beginn des Geschäftsjahres betrug der Bankbestand 15.000 €. Die Aufwendungen führten innerhalb des Geschäftsjahres zur Geldauszahlungen vom Bankkonto, die Umsatzerlöse zu Geldeinzahlungen auf dem Bankkonto.

Beispiel 2: Im nächsten Geschäftsjahr stellt der Unternehmer mit einem Gesamtaufwand von 64.000 € (netto) 800 Fertigerzeugnisse her. Davon verkauft er 900 Stück zum Preis von 120 € pro Stück (netto). Während des Geschäftsjahres entnahm er jeden Monat 2.600 € für die private Lebensführung. Wieder führten die Aufwendungen innerhalb des Geschäftsjahres zur Geldauszahlungen vom Bankkonto, die Umsatzerlöse zu Geldeinzahlungen auf dem Bankkonto.

Beispiel 3: Das dritte Geschäftsjahr läuft nicht so erfolgreich ab. Der Unternehmer stellt 1.000 Erzeugnisse her, sodass wiederum Aufwendungen in Höhe von 80.000 € (netto) anfallen. In diesem Geschäftsjahr kann er jedoch nur 500 Stück zum Preis von 120 € (netto) davon verkaufen. Da während des Geschäftsjahres immer wieder Liquiditätsengpässen kam, musste der Unternehmer privat einen Kredit in Höhe von 10.000 € aufnehmen und auf das Bankkonto des Unternehmens einzahlen.

Jörg Bensch

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Beispiel 4: Im vierten Geschäftsjahr entschließt sich der Unternehmer, 500 Erzeugnisse herzustellen, sodass Aufwendungen in Höhe von 40.000 € anfallen. In diesem Geschäftsjahr kann er 800 Fertigerzeugnisse zum Preis von 120 € verkaufen. Um den aufgenommenen Kredit tilgen zu können, entnimmt der Unternehmer monatlich 3.000 € durch Überweisung vom, Bankkonto des Unternehmens auf sein privates Girokonto.

Sowohl der Unternehmenserfolg als auch Privateinlagen und -entnahmen beeinflussen die Höhe des Eigenkapitals, das im Unternehmen eingesetzt ist. Entnimmt der Unternehmer für private Zwecke genau so viel Eigenkapital, wie das Unternehmen als Gewinn erwirtschaften kann, bleibt das eingesetzte Eigenkapital wertmäßig gleich hoch. Sind die Entnahmen geringer als der Gewinn, steigt das eingesetzte Eigenkapital. Auf diese Weise steigt das im Unternehmen investierte Vermögen und/oder verringert sich das im Unternehmen eingesetzte Fremdkapital. Nicht entnommene Gewinne können somit im Unternehmen investiert werden (z. B. als "Liquiditätspolster" auf dem Bankkonto oder in neue, leistungsfähigere Maschinen). Verluste, die zu einer Verringerung des eingesetzten Eigenkapitals führen, kann der Unternehmer durch Kapitaleinlagen "auffangen". Langfristig sollte das Unternehmen jedoch so rentabel sein, dass es auf der einen Seite den Anteilseignern ausreichende Privatentnahmen gewährleistet und gleichzeitig die Eigenkapitalbasis stärkt. Jörg Bensch

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Jörg Bensch

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Neben Bar- und Buchgeldentnahmen können Eigentümer von Unternehmen auch Gegenstände und Leistungen unentgeltlich entnehmen. Hierunter fallen die folgenden drei Alternativen. Leistungsabgaben: • Sachabgaben Der Unternehmer entnimmt Gegenstände des Anlage- und Umlaufvermögens, z. B.  Fertigerzeugnisse, Waren,  gebrauchte Fahrzeuge und Geschäftsausstattung • Nutzungsabgaben Der Unternehmer nutzt Vermögensgegenstände, z. B. Nutzung von  Maschinen u. Werkzeugen,  Fahrzeugen,  Kommunikationsgeräten (z. B. Smartphones, Faxgeräte). • Dienstabgaben Der Unternehmer nutzt Leistungen von Mitarbeitern des Unternehmens für private Zwecke, z. B.  Reparaturen,  Wartungsarbeiten. Bei den Sach- und Nutzungsabgaben ist zu prüfen, ob das Unternehmen für den Bezug der entnommenen oder genutzten Gegenstände einen Vorsteuerabzug vorgenommen hat. In diesem Fall muss eine entsprechende Korrektur der Umsatzsteuer vorgenommen werden. Ansonsten hätte der Unternehmen bei der privaten Nutzung einen Steuervorteil, da er diese zum Nettowert vornehmen könnte. Da er jedoch als "Privatperson" Verbraucher ist, muss er die Umsatzsteuer tragen. Aus Sicht des Unternehmens ist die private Leistungsentnahme ein Ertrag, denn die Leistung wird an den Unternehmer abgegeben, der in diesem Fall wie ein Kunde behandelt wird. Für die buchhalterische Erfassung wird daher das Ertragskonto "Entnahme von Gegenständen und sonstigen Leistungen" vorgenommen. Buchung von Sachabgaben Buchung Soll

Beispiel: Der Unternehmer entnimmt Fertigerzeugnisse zum Herstellungswert von 1.000 €.

Privat

Wert Soll

1.190,00

Buchung Haben

Entnahme vGusL.

Wert Haben

1.000,00

Umsatzsteuer

190,00

Um die Umsatzsteuer in der richtigen Höhe ausweisen zu können, muss der Wert der Sachabgabe bestimmt werden • Bei beschafften Gütern des Umlaufvermögens (z. B. Ware) werden die Anschaffungskosten angesetzt. • Bei beschafften Gütern des Anlagevermögens (z. B. Bürogeräte) werden die fortgeführten Anschaffungskosten (Anschaffungskosten abzgl. Abschreibungen) angesetzt. • Bei selbst hergestellten Gütern (z. B. Fertigerzeugnisse) werden die Selbstkosten angesetzt.

Buchung von Nutzungsabgaben Buchung Soll

Beispiel: Der Unternehmer nutzt den Telekomanschluss seines Unternehmens zu 40 % privat. Die Monatsrechnung des Telekomanbieters beläuft sich auf 1.000 € netto zzgl. 190 € USt.

Wert Soll

Buchung Haben

Telekomun.kosten

600,00

Vorsteuer

190,00

Umsatzsteuer

Privat

476,00

Bank

Wert Haben

76,00 1.1190,00

Besonderheiten bei der privaten Nutzung von Betriebsvermögen: • Für das nebenstehende Beispiel gilt überdies: Beim Kauf von Telekommunikationsgeräten (Fax, Telefon usw.) ist der Privatanteil für den Unternehmer umsatzsteuerpflichtig. • Für die private Nutzung von Pkw, die zum Betriebsvermögen gehören, existieren gesonderte Regelungen, die insbesondere steuerrechtlich unbedingt beachtet werden müssen. Jörg Bensch

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Buchung von Dienstabgaben Beispiel: Der Unternehmer lässt von einem Betriebselektriker im privaten Wohnhaus eine Elektroinstallation vornehmen, Wert 1.000 € netto.

Buchung Soll

Privat

Wert Soll

1.190,00

Buchung Haben

Entnahme vGusL. Umsatzsteuer

Wert Haben

1.000,00 190,00

Menschen werden aus den unterschiedlichsten Gründen Unternehmer (z. B. Selbstständige, von anderen unabhängige wirtschaftliche Handlungen und Entscheidungen). Um ein Unternehmen gründen und führen zu können, ist der Einsatz von Kapital notwendig. Dieses wird zum Teil vom Unternehmensinhaber, zum Teil von außenstehenden Dritten (z. B. Banken, Lieferanten) zur Verfügung gestellt. • Außenstehende Dritte stellen dem Unternehmen Kapital zur Verfügung, um hierdurch einen Er-trag (und letztlich auch einen Gewinn) zu erwirtschaften. Banken gewähren beispielsweise Kredite und erhalten im Gegenzug dafür Zinsen. Lieferanten gewähren Sachkredite (Lieferung von Gütern auf Ziel), da sie auf diese Weise Kunden gewinnen. Durch die Nutzung dieses (Fremd-)Kapitals entstehen dem Unternehmen Aufwendungen, die den Gewinn schmälern. • Der Unternehmensinhaber setzt in erster Linie Kapital in sein Unternehmen ein, damit sein Unternehmen "funktioniert". Ohne Eigenkapital wird er beispielsweise wenig bzw. kein Fremdkapital er-halten. Und ohne Eigenkapital wird er daher auch kaum in der Lage sein, die notwendigsten Vermögensgegenstände (z. B. Gegenstände der Betriebseinrichtung) zu finanzieren. Letztendlich muss sich der Unternehmer jedoch fragen, ob sich der Einsatz seines Kapitals überhaupt lohnt. Die Frage, ob sich ein Kapitaleinsatz lohnt, lässt sich wirtschaftlich objektiv damit beantworten, wie hoch im Gegenzug die Leistung ist, die durch den Kapitaleinsatz erbracht werden kann. Der Einsatz von Fremdkapital ist somit beispielsweise dann lohnend, wenn der zu zahlende (Fremdkapital-)Zins-satz niedriger ist als der zusätzliche Gewinn, der durch den Einsatz des (Fremd-)Kapitals erwirtschaftet wird. Beispiel: Ein Unternehmer erhält eine Rechnung über 10.000 €, die er innerhalb von 30 Tagen ausgleichen soll. Wenn er innerhalb von 10 Tagen überweist, darf er laut Zahlungsbedingung 3 % Skonto abziehen (= 300 €). Im Moment hat er kein Geld mehr auf seinem Kontokorrentkonto und er rechnet auch erst in 30 Tagen mit einer Gutschrift durch einen Kunden in Höhe von 20.000 €. Seine Bank würde ihm jedoch sofort eine Kontoüberziehung bis zu 10.000 € gestatten. Für dieses Fremdkapital müsste der Unternehmer dann jedoch 15 % p. a. Zinsen zahlen. Würde sich der Skontoabzug unter diesen Bedingungen wirtschaftlich lohnen?

Der Unternehmer muss für 20 Tage sein Konto in Höhe von 9.700 € überziehen. Dafür fallen folgende Zinsen an:

9.700 € • 20 Tage • 15 % 360 • 100

= 80,83 €

Vorteil des Skontoabzugs: 300 € Finanzierungsvorteil: 300 € - 80,83 € = 219,17 € Ebenso verhält es sich mit dem Einsatz von Eigenkapital. Der Einsatz ist immer dann "lohnend", wenn der durch den Einsatz erwirtschaftete Gewinn höher ist als der Ertrag, der bei alternativen Anlagen erwirtschaftet werden könnte. Beispiel: Ein Unternehmer verfügt privat über ein Bankguthaben in Höhe von 10.000 €. Dieses Geld hat er zurzeit in einem Sparbrief angelegt und er erhält dafür 5 % Zinsen p. a. Für das Geld könnte er in seinem Unternehmen auch eine neue, leistungsstärkere Maschine kaufen. Durch den Einsatz dieser Maschine würde der Jahresgewinn um 560 € steigen. Sollte der Unternehmer das Kapital in sein Unternehmen investieren?

"Zinssatz" der Kapitalinvestition:

560 € • 360 • 100 10000 € • 360

= 5,6 %

Die Investition in die Maschine erbringt einen Vorteil von 0,6 Prozentpunkten. Jörg Bensch

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Die „Leistung“ des durch den Unternehmer bzw. die Gesellschafter eingesetzten Eigenkapitals lässt sich messen. Beispiel 1: Eine Geldanlage bringt nach einem Jahr Zinsen in Höhe von 600 €. Beispiel 2: Ein Unternehmer erwirtschaftet nach einem Jahr einen Gewinn in Höhe von 48.000 €.

Ob ein Kapitaleinsatz sich gelohnt hat hängt von zwei Faktoren ab: • von der Höhe des eingesetzten Kapitals und • von der Höhe des innerhalb eines bestimmten Zeitraums damit erwirtschafteten Ertrags. Ein anderes Wort für "lohnen" ist das Wort "rentieren". Bei der Beurteilung der Leistung, die durch den Einsatz des Eigenkapitals entsteht, berechnet man daher die sogenannte Eigenkapitalrentabilität. Dabei handelt es sich im einen Prozentsatz. Eigenkapitalrentabilität =

Gewinn • 100 eingesetztes Eigenkapital

Ein Unternehmer setzt Eigen- und Fremdkapital in sein Unternehmen ein. Zur Ermittlung der Rentabilität des Eigenkapitals wird dessen Höhe mit der Höhe des erwirtschafteten Gewinns ins Verhältnis gesetzt. Um nun zu bewerten, welche "Leistung" das gesamte Kapital erbracht hat, verwendet man die Gesamtkapitalrentabilität. Gesamtkapitalrentabilität =

(Gewinn + Fremdkapitalzinsen) • 100 eingesetztes Gesamtkapital

In der Formel werden die Fremdkapitalzinsen berücksichtigt, weil das eingesetzte Fremdkapital diese (mindestens) erwirtschaften muss. Erst wenn das Gesamtkapital (also auch das Fremdkapital) in der Lage ist, die Fremdkapitalzinsen zu erwirtschaften, kann auch ein Gewinn erzielt werden. Beispiel: Zwei Unternehmen erwirtschaften Erträge in Höhe von 100.000 € und Aufwendungen 98.000 €. Unternehmen A setzt jedoch zu 100 % Eigenkapital und Unternehmen B zu 100 % Fremdkapital ein, sodass bei Unternehmen A noch zusätzlich 2.000 € Fremdkapitalzinsen anfallen. In beiden Fällen beträgt das eingesetzte Kapital 40.000 €. Welches Unternehmen ist leistungsstärker? Gesamtkapitalrentabilität A

=

(2.000 € + 0 €) • 100 (40.000 € + 0 €)

=5%

Gesamtkapitalrentabilität B

=

(0 € + 2.000 €) • 100 (0 € + 40.000 €)

=5%

Obwohl nur das Unternehmen A einen Gewinn erzielt sind beide Unternehmen gleich leistungsstark, denn das Unternehmen B erwirtschaftet die Zinsen für das eingesetzte Fremdkapital.

In der unternehmerischen Praxis stellt sich die Frage, ob für eine Investition Fremdkapital aufgenommen werden sollte. Der Einsatz von Fremdkapital ist dabei immer dann sinnvoll, wenn dadurch die Eigenkapitalrentabilität gesteigert werden kann. Um dies entscheiden zu können, nutzt man die Gesamtkapitalrentabilität. Beispiel: Ein Unternehmen kann durch den Einsatz einer neuen Maschine den Gewinn um 10.000 € jährlich steigern. Die Maschine hat einen Wert von 100.000 €. Der Fremdkapitalzinssatz beträgt zunächst 8 % p.a. Finanzierungsalternative A: Die Maschine wird zu 100 % mit Eigenkapital finanziert. Eigenkapitalrentabilität

=

10.000 € • 100 100.000 €

= 10 %

Gesamtkapitalrentabilität

=

10.000 € • 100 100.000 €

= 10 %

Finanzierungsalternative B: Die Maschine wird zu 60 % mit Eigenkapital und zu 40 % mit Fremdkapital finanziert. Jahreszinsen = 40.000 € • 0,08 = 3.200 € Eigenkapitalrentabilität

Jörg Bensch

=

6.800 € • 100 60.000 €

= 11,3 %

Gewinn = 10.000 € - 3.200 € = 6.800 € Gesamtkapitalrentabilität

=

10.000 € • 100 60.000 € + 40.000 €

= 10 %

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Rechnungswesen endlich verstehen Finanzierungsalternative C: Die Maschine wird zu 60 % mit Eigenkapital und zu 40 % mit Fremdkapital finanziert. Der Fremdkapitalzins steigt jedoch auf 12 %. Jahreszinsen = 40.000 € • 0,12 = 4.800 € Eigenkapitalrentabilität

=

5.200 € • 100 60.000 €

= 8,7 %

Gewinn = 10.000 € - 4.800 € = 5.200 € Gesamtkapitalrentabilität

=

10.000 € • 100 60.000 € + 40.000 €

= 10 %

Merke: Die Eigenkapitalrentabilität steigt bei zunehmender Fremdkapitalfinanzierung an, so lange der Fremdkapitalzins unter der Gesamtkapitalrentabilität liegt. Man spricht vom so genannten "Hebel-Effekt" (angloamerikanisch: "Leverage-Effekt"). Jedoch hat die Fremdfinanzierung auch Nachteile • Abhängig von den Kapitalgebern: Durch langfristige Kreditlaufzeiten müssen kontinuierlich über die Laufzeit entsprechende Zinsen erwirtschaftet werden. Sinkt die Produktivität der Investition (Rückgang des Gewinnes), so kann sich der Leverage-Effekt in das Gegenteil umwandeln. • Zinszahlungen belasten regelmäßig die Liquidität des Unternehmens. Eine Finanzplanung muss zu einer ausgeglichenen Ausgaben-Einnahmen-Rechnung führen.

Das folgende Beispiel zeigt Ihnen, dass Ihnen das Rechnungswesen auch im Alltag begegnet. Melanie hat 10.000 € gespart. Im Moment hat sie es auf einem Sparbuch angelegt und erhält 2 % Zinsen pro Jahr. Das erbringt ihr jährlich 200 € Zinsen (10.000 € • 0,02). Bisher hat sie die Zinsen immer auf dem Sparbuch belassen, so dass diese sich jedes Jahr mitverzinst haben. Sie weiß, dass wenn sie die Zinsen abhebt, nur ihr ursprünglich angelegtes Kapital „wächst“. Sie findet, dass 2 % Zinsen zu wenig sind. Die Rendite ist ihr zu gering. Ein Bekannter, der selbstständig ist, bietet ihr an, dass Melanie das Geld in sein Unternehmen investieren soll. Als Mitgesellschafterin in seinem Unternehmen bekäme sie zwar keine garantierte Verzinsung, sollte das Unternehmen - wie in den Jahren zuvor auch - jedoch einen Gewinn erzielen, könnte sie einen Teil des Gewinns erhalten. Der Bekannte erklärt, dass er bei einem Einsatz von 500.000 € Eigenkapital durchschnittlich in den letzten Jahren einen Gewinn von 25.000 € erzielt habe. Das entspricht einer Eigenkapitalrendite von 5 %. Melanie überlegt: Das Geld in ein Unternehmen investieren? Lohnt sich das? Bei einer Eigenkapitalrendite von 5 % würde sie für ihre 10.000 € „Zinsen“ in Höhe von 500 € erhalten. Also mehr als auf dem Sparbuch. Gleichzeitig könnte sie einen Teil des Gewinns im Unternehmen belassen - es also nicht als „Privatentnahme“ aus dem Unternehmen herausziehen. In diesem Fall würden sich die Zinsen in den nächsten Jahren weiter verzinsen. Das wäre dann genauso wie auf dem Sparbuch. Melanie hält fest: Die Kapitaleinlage im Unternehmen „verzinst“ sich, wenn das Unternehmen Gewinn macht. Je mehr Eigenkapital in das Unternehmen investiert ist, desto „profitabler“ wird es, denn es muss - unter ansonsten gleichbleibenden Bedingungen - weniger Fremdkapital aufnehmen und deshalb weniger Fremdkapital-Zinsen zahlen. Entnimmt sie ihren Gewinnanteil oder gar das eingesetzte Eigenkapital, dann „schwächt“ sie das Unternehmen unter Umständen und es wird weniger profitabel. Der bekannte von Melanie lacht: „Ja, das hast du gut verstanden. Ich als Unternehmen habe aber in der Praxis gar keine andere Wahl: Ich muss Eigenkapital entnehmen, denn von irgendetwas muss ich ja leben. Die monatlichen Privatentnahmen sind wie ein „Gehalt“. Ich muss halt nur schauen, dass ich nicht zu viel entnehme!“

Jörg Bensch

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