10000 STUNDEN IN ARGENTINIEN ARGENTINIEN

Was nach so viel Zeit klingt, ging in den letzten Monaten doch viel schneller vorbei als gedacht. Dieser Bericht soll einen kleinen Einblick geben, was vor der Abfahrt auf jeden Fall zu erledigen ist, wie man im argentinischen Unidschungel überlebt und was man sonst noch in Argentinien beachten sollte.

LRIKE JANUAR RAUER 2009

IN DEUTSCHLAND PAPIERKRAM Vor der Abreise muss man in Deutschland bereits diverse Dokumente sammeln, doch der richtige Bürokratiespaß kommt dann erst in Argentinien. Man braucht keine weiteren Dokumente als die hier aufgeführten. Jedoch muss man unbedingt darauf achten, dass die Kopien jeweils beglaubigt und in allen Fällen (außer beim Notenspiegel) mit der Apostilla de la Haya („Apostille von Den Haag“) versehen sind. Nicht nur die spanische Bezeichnung, sondern leider auch die deutsche Übersetzung ist in Einwohnermeldeämtern von kleineren Gemeinden meist eine völlig unbekannte Wortgruppe. Die Migrationsbehörde in Córdoba ist streng und entdeckt mit Vorliebe eine fehlende Apostille als Grund für die vorläufige Ablehnung des Visums. Die Dokumente müssen nicht vorher in Deutschland übersetzt werden, sondern können direkt vor Ort zum Übersetzer gebracht werden. Es gibt etwa 8-10 Übersetzer sowohl für Englisch als auch für Deutsch, die zu günstigen Preisen alles ins Spanische bringen. Vor Abreise muss man also folgende Dokumente zusammensammeln: •

Notenspiegel (englisch und deutsch) Wir haben ein Viadrina-Template von Frau Gropp bekommen, in das wir die Kurse in Englisch eingetragen haben. Anschließend hat sie dann alle Dokumente gesammelt dem Dekan zur Unterschrift vorgelegt. Gut macht es sich, auch den deutschen Hisportal-Auszug anzuheften und mitzuschicken. Man muss später in Córdoba die Noten von der Uni sowie das Abizeugnis übersetzen lassen. Hat man also dann eine englische Version der Noten von der Uni und ein deutsches Abizeugnis, muss man zu zwei verschiedenen Übersetzern gehen – das kostet später Zeit und auch Geld, da man keinen Mengenrabatt herausschlagen kann.



Kopie vom Abizeugnis Die beglaubigte Kopie vom Abiturzeugnis muss die Apostille von Den Haag haben. Der ganze Beglaubigungsprozess richtet sich nach dem (Bundes-)Land, in dem man sein Abitur gemacht hat. In Brandenburg muss man erst zum Schulministerium, damit die Unterschrift auf dem Abiturzeugnis mit der Unterschriftenprobe des Ministeriums verglichen wird. Danach geht man mit dem fertigen Produkt zum Innenministerium, wo die Apostille dann ausgestellt wird. In einigen Ländern wie z.B. Sachsen-Anhalt wird die Apostille nicht für Kopien ausgestellt, sondern nur für Originale. Also lässt man sich die Apostille an sein Original heften und kopiert das Original anschließend zusammen mit der Apostille. Funktioniert problemlos!



Internationale Geburtsurkunde Man ruft an seinem Geburtsort an und beantragt mündlich eine „Geburtsurkunde mit Überbeglaubigung“. Die Urkunde wird dann von dort direkt an das Landesverwaltungsamt zur Ausstellung der Haager Apostille geschickt, sodass man die fertige Urkunde nach rund zwei Wochen per Post zugestellt bekommt.



Deutsches Führungszeugnis Das Führungszeugnis muss persönlich am Hauptwohnsitz beantragt werden. Dabei muss man unbedingt darauf achten, dass man das Führungszeugnis ebenfalls mit Überbeglaubigung Überbeglaubigung beantragt, auch wenn im Einwohnermeldeamt felsenfest behauptet wird, dass es das nicht gebe. Das Dokument ist eigentlich nur drei Monate gültig, aber so eng eng wird das hier auch nicht gesehen. Dennoch sollte es halbwegs neu sein: Wer es also einen Monat vor Abreise bestellt, hält dann rechtzeitig ein aktuelles Zeugnis in den Händen.

WOHNUNGSSUCHE Schon von Deutschland aus kann man über die Webseite der UCC eine Wohnung suchen und die Vermieter per Mail oder per Telefon kontaktieren. Die Preise lagen im Jahr 2008 zwischen 700 und 1000 Pesos je nach Anforderungen. Jedoch können sich die Preise hier schnell ändern, die Inflation macht eine vernünftige Prognose schwierig. Meist wohnt man in diesen Wohnungen mit anderen Austauschstudenten zusammen, aber man kann den Vermieter natürlich problemlos kontaktieren und nachfragen, aus welchen Nationen die anderen Mitbewohner stammen, um nicht unbedingt eine deutsche Kolonie in Córdoba zu bilden. Ich selbst habe in einem Haus in der Straße Paraná 236 gewohnt und kann die Vermieterin Sonia Ruiz ([email protected]) uneingeschränkt empfehlen. Alle Zimmer können zugeschlossen werden, haben ein privates Badezimmer und auch einen schnellen Internetanschluss. Alles lief unproblematisch ab, auch Sonderwünsche in Bezug auf die Ausstattung des Hauses werden zügig und unbürokratisch erfüllt.

Küche im Haus Paraná 236

IN ARGENTINIEN In Argentinien angekommen, wird man in der Einführungswoche mit großem Engagement vom Internationalen Büro der UCC im Crash-Kurs zum Argentinier ausgebildet: Das Spektrum reicht von Fragen des alltäglichen Lebens bis hin zu den Kursen, die man belegen möchte. Auch innerhalb des Jahres bekommt man natürlich von Graciela, Gabriel oder Milton immer eine Hand gereicht, wenn es nötig ist.

PAPIERKRAM Wie bereits angedeutet, ist die argentinische Bürokratie eine gewisse Herausforderung. An den verschiedensten Stellen müssen Fingerabdrücke abgegeben werden – mehrmals, da die Behörden untereinander nicht vernetzt sind. Dazu kommen die Übersetzungen, diverse nochmalige Überbeglaubigungen… und eine Migrationsbehörde, die jede Woche neue Vorschriften zur Erteilung des Visums entdeckt. Nach fünf Monaten hatte ich endlich das Visum in der Hand. Die Erteilung der Staatsbürgerschaft wäre wohl auch nicht mehr weit entfernt gewesen… Mit diesem Visum kann man dann sowohl die Prüfungen an der Católica ablegen, als auch mehrfach aus dem Land ausreisen und anschließend wieder einreisen. Die Aufenthaltsdauer von 90 Tagen, die man bei einem Touristenvisum bekommt, muss nicht mehr eingehalten werden.

UNIVERSITÄT Zunächst muss man einige grundsätzliche Konzepte kennen, die es an argentinischen Hochschulen gibt. In jedem Fach gibt es Parciales (Teilprüfungen), in denen meist ein umfangreiches Teilgebiet des Stoffes abgefragt wird. Je nach Länge des Kurses und Entscheidung des Professors gibt es ein bis drei Parciales pro Fach. Am Ende des Jahres gibt es ein Final (Endprüfung), das unterschiedliche Formen annehmen kann. Einerseits gibt es mündliche und schriftliche Prüfungen, andererseits gibt es das System der Promoción (Beförderung). Bei einer Promoción directa (direkte Beförderung) wird einem die Endprüfung erlassen, wenn man eine bestimmte Durchschnittsnote (meist über 7,0) in den Teilprüfungen erreicht hat. Die Note ergibt sich in diesem Fall aus dem Durchschnitt der Teilprüfungen. Bei einer Promoción indirecta (indirekte Beförderung) wird ab einer bestimmten Durchschnittsnote in den Teilprüfungen dann nur ein bestimmter Teil des Stoffes in der Endprüfung abgefragt. In anderen Fächern gibt es diese Regelung gar nicht, man muss also in jedem Fall die Endprüfung schreiben. Der Professor legt einfach am Anfang des Jahres fest, was er für richtig hält. In jedem Fall muss man allerdings seine Endprüfung unterschreiben. Ist die Unterschrift des Studierenden nicht auf einer bestimmten Liste, gilt die Prüfung als „nicht abgelegt“. Selbst wenn man also die direkte Beförderung hat, muss man am Tag der Endprüfung in die Uni kommen und unterschreiben. Dann kann man einfach gehen. Darüber hinaus gibt es ein weiteres Konzept, das an deutschen Hochschulen nicht direkt in dieser Form existiert: Es gibt Anuales (Jahresfächer über zwei Semester) und Semestrales (Semesterfächer). Da im Doppelabschluss 10 Fächer enthalten sind, von denen 4 Anuales sind, hat man also immer 7 Fächer zur gleichen Zeit – 4 Anuales und 3 Semestrales im ersten Semester, und danach die gleichen 4 Anuales und 3 neue Semestrales im zweiten Semester.

Eingang zum Hauptgebäude auf dem Campus

Die Universität hat als private Einrichtung in ganz Lateinamerika einen sehr guten Ruf. Normalerweise studiert man fünf Jahre, um die Licenciatura zu bekommen. Bei Teilnahme am Doppelabschlussprogramm belegt man folgende Fächer:

Seminario de Actualización y Tendencias Profesionales (Marina Fausti)

Ein ungewöhnlicher Kurs, den man in Deu Deutschland tschland so nicht kennt und für den ich bis jetzt noch keine schöne deutsche Übersetzung gefunden habe. Es werden verschiedene eintägige Kurse angeboten, denen ein Punktwert von durchschnittlich etwa 5 Zeitpunkten zugewiesen wird. Insgesamt ergeben alle Ku Kurse rse 60 Zeitpunkte, und man darf sich nun selbst Kurse aussuchen, die man machen möchte. Dabei muss man mindestens 30 Zeitpunkte sammeln. Thematisch reichen die Kurse von Benutzersoftware wie MS Visio oder Adobe Flash über Bewerbungstrainings bis hin zu ganzen Exkursionen zu einem Wirtschaftskongress in Buenos Aires. Neben den ganzen Wahlveranstaltungen gibt es zwei feste Kurse: Einen ganztägigen Workshop zum Thema „Teamwork“ sowie einen journalistischen Kurs, der sich mit Stilfragen und Ausdrucksmöglichkeiten Ausdrucksmöglichkeiten befasst. Aus diesen beiden Pflichtteilen besteht am Ende dann auch die Endnote: Zu den Erfahrungen des Teamwork-Tages muss – natürlich in Teamwork – eine Hausarbeit zu theoretischen Fragen der Gruppenarbeit angefertigt werden. Mit dem angehäuften journalistischen Basiswissen muss ein Text aus 500 Wörtern verfasst werden. Egal, wie gut man Spanisch spricht: Es empfiehlt sich, einen Muttersprachler gründlich über diesen Text schauen zu lassen. Bewertet wird schlichtweg Ausdruck und Originalität in Wortspielen, sodass ein Muttersprachler dem Text sicherlich doch noch einmal einen guten „letzten Schliff“ geben kann.

Seminario de Plan de Negocios (Marcelo Gravano) Wahrscheinlich einer der schönsten Kurse im Doppelabschlussstudium - zumindest am Schluss. Ein Jahr lang untersucht, analysiert und entwickelt man eine Geschäftsidee mit zahlreichen Analysen in einem Team von rund fünf Studenten. Am Ende gibt es ein großes Wirtschaftsforum in einem schönen Hotel (bei uns damals im Sheraton von Córdoba) auf dem man seine Idee vorstellt. Als Austauschstudent gibt es eine besondere Aufgabe: Man muss innovative Konzepte suchen, die bereits im eigenen Land existieren, aber noch nicht in Argentinien. Das können Sachen wie Call A Bike, die Mitfahrzentrale, Billigfluglinien oder Mobile Ticketing sein. Diese jetzt aber natürlich nicht mehr, denn die hatten wir ja schon… jedes Jahr sollen neue Ideen dabei entstehen und auf ihre Erfolgsfaktoren sowie ihre Umsetzbarkeit in Argentinien analysiert werden.

Seminario de Gestión de Operaciones (Jorge Moyano) Der Kurs ähnelt inhaltlich etwa den Fragestellungen, mit denen man sich auch im Produktions- und Dienstleistungsmanagement beschäftigt. Thematisch ist der Kurs wirklich nicht die Herausforderung, eine gute Note ist jedoch nur mit relativ viel Fleiß möglich. Die Fragen sind sehr korrekt gestellt, und nur mit Logik rangehen hilft hier leider nicht zwangsweise, wenn man nicht bildlich die richtige Folie vor Augen hat.

Taller de Contabilidad para la Gestión (Celso Hugo Picco) Wer das HGB schon manchmal kompliziert findet, hat in diesem Kurs so seinen Spaß. Es geht sanft mit ein paar Buchungssätzen und dem argentinischen SAP-Verschnitt „Tango“ los, und es endet mit der Lektüre von den Resoluciones Técnicas (Bilanzierungsvorschriften) und deren Anwendung. Letztendlich ist natürlich auch dieses Spanisch verständlich, aber erfordert schon etwas Fingerspitzengefühl. Die Bewertung ist bei dem komplizierten Stoff aber vergleichsweise fair, sodass man über die direkte Promotion (ab 7,0 Punkten) recht gute Chancen hat, nicht mehr die Endklausur schreiben zu müssen.

Dirección y Estrategia de Empresas (Raúl Rennella) Einer der sinnvollsten, aber gleichzeitig auch schlimmsten Fächer des gesamten Studiums an der Católica. Auch die Argentinier sind hier an die Grenze des Schaffbaren gestoßen, weil es einfach ein Kurs ist, der unglaublich viele Stunden pro Woche verschlingt. Der gesamte Kurs wird in acht Gruppen eingeteilt, die jeweils eine Monografie von 40 bis 60 Seiten Umfang erstellen zu den folgenden Themen erstellen: Unternehmertum, Globalisierung, komparativer Vorteil, Struktur, technologische Entwicklung, Profile der Unternehmensleitung, Strategie und Management. Diese Monografie muss schriftlich eingereicht werden sowie mit einer umfangreichen Präsentation ergänzt werden, die inhaltlich nicht die Monografie wiedergeben darf, sondern ergänzen soll. Denn jeder der Studenten hat diese Monografie bereits zu Hause gelesen (jede Woche eine neue) und muss dazu eine unangekündigte Kurzkontrolle schreiben. Mal gibt es also eine – und mal nicht. Natürlich sind die Fragen nicht unbedingt allgemein, sondern fragen nach Details aus der jeweiligen Monografie. Dazu kommt jede Woche die Bearbeitung einer Fallstudie aus dem lateinamerikanischen Wirtschaftsumfeld. Diese „casos“ sind superinteressant und wahrscheinlich eine der besten Vorbereitungen auf das Arbeitsleben danach, aber natürlich sehr umfangreich. Zu 10 Seiten Text kommen meist noch 20 Seiten Anhang mit quantitativen Daten. Nach der Lektüre der Fälle muss man ca. 8-10 Instrumente auf den Fall anwenden (SWOT, 5 Kräfte von Porter, 7 S,

Wertschöpfungskette, BCG-Matrix etc.) und Problemfelder sowie eine Lösungsstrategie entwickeln, sodass man dann jede Woche ein Paper von 10-15 Seiten abgibt. Gerade die lateinamerikanischen instabilen Wirtschaftsbedingungen machen die Fälle oft zu spannenden und herausfordernden Consulting-Fragen – aber wie gesagt, die Balance zwischen ordentlicher Bearbeitung und Effizienz ist überlebenswichtig im Unidschungel der Católica, denn schließlich hat man ja noch jede Menge andere Fächer und die wöchentliche Monografie zum Lesen.

Materia Optativa: Mercados Financieros (Leticia Tolosa) Eigentlich ist es schwierig, über den Kurs ein fundiertes Gesamturteil abzugeben. Thematisch geht es um Kapitalund Agrarmärkte, deren Funktionsweise, Institutionen und Möglichkeiten als Investor, auch aus strategischen Gesichtspunkten. Kein leichter Kurs, aber gut verständlich, wenn man sich halbwegs an den Finanzmärkten zurechtfindet. Den Knackpunkt am Kurs bildet die Bewertung. Folgefehler werden nicht anerkannt, und wenn man auch nur den kleinsten Rechenfehler in der Aufgabe hat, gilt die komplette Aufgabe als falsch (0 Punkte). Das macht sich natürlich irgendwie bemerkbar, wenn es nur 2-3 Aufgaben in der Klausur gibt. Die Professorin hat übrigens auch an der Viadrina schon Kurse gegeben.

Taller de Negociación (Martin Giorgis) Aus wissenschaftlicher Sicht ist der Kurs sicherlich nicht der tiefschürfendste, da er eigentlich mehr wie ein Workshop aufgebaut ist. Aus praktischer Sicht war der Kurs aber unschlagbar. Man lernt Verhandlungstechniken und auch ihre praktische Anwendung – in vielen Rollenspielen oder auch in Analysen von realen oder verfilmten Verhandlungen. Im Semester schreibt man ein Parcial und 3 TPAs (Trabajos Prácticos de Avance): Eine Hausarbeit zu einem Verhandlungsmodell und deren Anwendung auf eine argentinische Thematik, eine Filmszenenanalyse einer Verhandlung und einer Analyse eines Rollenspiels, das in der Vorlesung mit verschiedenen Studenten durchgeführt wurde. Bei einem Jahresdurchschnitt von mehr als 7,0 Punkten darf man am Ende eine reale Verhandlung als Hausarbeit analytisch mit den Werkzeugen aus dem Semester untersuchen und seine Ergebnisse am Prüfungstag verteidigen. Ansonsten gibt es eine verschärfte Fragerunde über den Stoff des kompletten Semesters.

Proyectos de Inversión (María Teresa Galfione) Unter Argentiniern der oft als die “Königsdisziplin“ angesehen, da hier die Anzahl der Durchfaller oft im zweistelligen Bereich liegt. Banal ausgedrückt macht man ein Jahr lang immer nur eine Sache: Investitionsrechnung. Es gibt eine zweiseitige Aufgabe, an deren Ende gefragt wird, ob die Investition rentabel sei. Die Schwierigkeit liegt natürlich an den unzähligen Teilaspekten: Hier fließen diverse steuerliche und regulatorische Probleme ein, dazu kommen Sensibilitätsanalysen, verschiedene Kreditvergabeverfahren und oft auch eine Portion Logik, die zum korrekten Verständnis der Aufgabe und der daraus resultierenden Investitionsentscheidung hilft.

Formación Teológica III (Lic. Fernando Yunes) Das Fach ist gut mit Basiswissen zu kirchlichen Fragen zu meistern, da es thematisch vor allem um die kirchliche Lehraufgabe in der Gesellschaft und verschiedene Ethikschulen geht. Der Unterricht ist eher weniger spannend,

aber der Professor wertet den Kurs enorm auf. Am Ende sucht man sich ein Thema aus der Gesellschaft (Sterbehilfe, Abtreibung, Gentechnik) und schreibt zwischen 10 und 20 Seiten mit allgemeinen Überlegungen sowie der Stellung der Kirche zu diesem Thema. Fachlich wirklich kein schwieriger Kurs, und mit Fleiß und gesundem Menschenverstand bekommt man auch eine gute Note.

Seminario de Sistemas Administrativos y de Sistemas de Información (MBA Cecilia Saad) In der langen Liste der vorgeschriebenen Fächer gibt immerhin auch ein Wahlfach. Wenn ihr IBA studiert und noch nicht möglicherweise freiwillig MIS an der Viadrina belegt habt, dann wird euer Wahlfach mit Sicherheit „Sistemas“ sein. Das Fach vermittelt sehr gute Grundlagen im Bereich Prozessoptimierung in Firmen und Systemdesign, ist aber vor allem vom Volumen auch sehr anspruchsvoll. Für ein Parcial – und es gibt im Jahresverlauf gleich drei davon – lernt man ungefähr so viel wie normalerweise für eine Klausur. Jede Formulierung muss exakt und schön sein, sonst gibt es Punktabzug. Ab einem Durchschnitt von 8,0 Punkten bekommt man die indirekte Promoción und muss dann am Ende nur den letzten Themenblock für die Endprüfung lernen. Ansonsten steht in der Endklausur der Stoff des ganzen Jahres auf dem Plan… den Lernaufwand kann sich jeder etwa hochrechnen. Nebenbei muss über das Jahr hinweg diverse kleinere Assignments bearbeiten und einreichen sowie in Gruppenarbeit eine reale Firma aus Argentinien oder Deutschland begleiten, ihre Prozesse untersuchen, Verbesserungspotenziale aufdecken und davon ausgehend das computergestützte System der Firma neu designen. Eine spannende Aufgabenstellung, aber es sind doch recht viele der 10.000 Stunden in Argentinien in dieses Projekt geflossen. Kurz gesagt: Die Fächer sind alle machbar, erfordern jedoch neben einer Portion Intelligenz und wirtschaftlichem Grundwissen vor allem Fleiß. Mit sieben Fächern gleichzeitig, unzähligen Teilprüfungen, Präsentationen und Hausarbeiten ist der Doppelabschluss wirklich kein Zuckerschlecken und sehr umfangreich. Aber wenn einem dann nach einem Jahr getreu dem argentinischem Brauch die Eier und das Mehl über die Haare geklettert werden, weil man seine Licenciatura abgeschlossen hat, hat es sich dann doch auf jeden Fall gelohnt.

LEBEN Wie schön das Auslandsjahr in Argentinien ist, kann sicherlich nicht mit wenigen Worten zusammengefasst werden. Reisen durch das unendlich riesige Land, neue Begegnungen, entspannende Materunden, Asados mit halben Kühen auf dem Grill… die Beschreibung würde den Rahmen sprengen. Einige praktische Hinweise sind dennoch wichtig: In Argentinien und auch in anderen südamerikanischen Staaten ist mit Kreditkarten von VISA oder Mastercard immer für das nötige Bargeld im Portemonnaie gesorgt. Allerdings sollte man sich (mit ausreichend Vorlauf!) vor seiner Abreise erkundigen, wie viele Gebühren beim Abheben im Ausland anfallen. Je nach argentinischem Banksystem darf man nämlich nur einen bestimmten Peso-Betrag pro Abhebung abholen (300 oder 500 Pesos). Fallen von Seite der deutschen Bank Gebühren pro Abhebung an, kann man sich gut überschlagen, dass auf 60 bis 100 Euro etwa 5 Euro Gebühren kommen, die sich im Laufe des Jahres auf ein stattliches Kapital hochsummieren. Ein Konto der DKB oder der Citibank (oder auch einigen anderen Banken) umgeht das Problem. Im Bezug auf die Sicherheit habe ich mich in Córdoba und auch Argentinien nie wirklich unwohl gefühlt, jedoch bestätigen Ausnahmen die Regel. Eine andere Viadrina-Studentin wurde von zwei halbwüchsigen Jungs in einem Außenbezirk von Córdoba so verprügelt, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden musste – und natürlich nur, um

ihre Tasche zu ergattern. Anderen Studierenden wurden Drogen in die Getränke in einer Bar gemischt, was in Deutschland natürlich mit Sicherheit ebenso passieren kann. Mir selbst wurde „nur“ das Handy geraubt. Auch wenn in Argentinien manche Sachen ziemlich langsam und wenig effizient sind: Beim Klauen geht es dann doch alles recht flott. In dem Moment, in dem man die Berührung am Rucksack fühlt und sich umdreht, guckt man schon in den leeren Rucksack – und sieht weit und breit keinen Dieb mehr. Zur falschen Zeit am falschen Ort kann man immer sein, jedoch kann man das Risiko mit ein paar logischen Maßnahmen zumindest gut eindämmen und muss sich auch nicht ständig unsicher fühlen. Also: Elektronische Geräte, Geld und Kreditkarten am besten so wegpacken, dass jeder vermutet, vermutet, man hätte sie gar nicht dabei. In entlegenen Stadtteilen von Córdoba ist eine rote Rundumleuchte auf dem Kopf wohl weniger auffällig als blonde Haare – also sollte man diese Gegenden besser meiden. Wer auf den Schwarzmarkt (Galería Norte, San Martin 350) geht, ist mit argentinischer Begleitung vielleicht auch gut beraten. Während des Semesters bietet die Universität jede Menge Aktivitäten an, die von Tango und Salsa über Freiwilligenarbeit bis hin zu Fußball reichen: Es ist garantiert für jeden etwas dabei, der sich engagieren möchte. Auch wer sich für kirchliche Themen und Aktivitäten interessiert, wird an der Católica ein breites Angebot finden. Ich selbst habe in der Fußballmannschaft mitgespielt und war vor allem von einem Highlight in der Mitte des Austauschjahres beeindruckt: Alle katholischen Universitäten des Landes treffen sich ein einee Woche lang, um sich im Fußball, Basketball, Volleyball und Hockey zu messen. Eine einmalige Erfahrung!

Frauenfußballmannschaft der UCC

Auch um seine Gesundheit muss man sich zumindest in Argentinien im Normalfall keine Sorgen machen. Ich habe leider unfreiwillig in diversen Provinzen die Krankenhäuser ausgetestet, am Ende noch die Gallenblase in Córdoba gelassen und kann aus dieser Erfahrung das Sanatorio Allende in Córdoba ausdrücklich empfehlen. Die Semesterferien und langen Wochenenden eignen sich perfekt zum Reisen – empfehlenswert ist es dennoch, wenn möglich schon vor Unibeginn zum Reisen nach Südamerika zu fahren, da es einfach so viele verschiedene Ziele gibt, die natürlich alle nur durch unendlich lange Strecken verbunden sind. Im wahrsten Sinne des Wortes geht es auf den Busfahrten stundenlang „durch die Pampa“. Zusammengerechnet habe ich fast 40.000 Kilometer in diesem Jahr in Bussen und Autos verbracht und dabei bei weitem nicht alle Ecken von Südamerika gesehen.

Salzwüste „Salinas Grandes“ im Norden Argentiniens

Sollten weitere Fragen bestehen, bin i problemlos unter zu errei en und beantworte natürlich auch gern Fragen zum Land, zum z Studium oder zu jedem anderen Thema rund um das d Auslandsstudium in