Jahreswechsel in Russland [Video-Classics]

Jahreswechsel in [Video-Classics] Russland russland.TV existiert schon seit 2007 – als ein Pionier des Web-TV – und so haben wir uns natürlich auch ...
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Jahreswechsel in [Video-Classics]

Russland

russland.TV existiert schon seit 2007 – als ein Pionier des Web-TV – und so haben wir uns natürlich auch mit dem russischen Jahreswechsel schon häufiger beschäftigt. Hier einige unserer schönsten Videos zum Thema. Der Auftakt der russischen Jahresend-Saison ist stets Väterchen Frosts Geburtstag, der in Weliki Ustjug, seinem sagenhaften Wohnort begangen wird. 2010 haben wir das Ereignis miterlebt: https://www.youtube.com/watch?v=XqAN_KxkKlw Am 24.12. – in Russland noch kein Weihnachtstermin – reist das Väterchen Frost dann erstmals nach Moskau, wo wir im Folgejahr 2011 dabei waren https://www.youtube.com/watch?v=x5J_WwOfETs Sehr beliebt sind in Russland Freizeitparks aus Eis zum Jahreswechsel – einen solchen haben wir in Tscheljabinsk im Ural – ebenfalls 2011 – besucht https://www.youtube.com/watch?v=D0-pzM_JpXs In Russland gibt es eine Reihe von traditionellen Silvestergerichten – 2014 haben wir zum Nachkochen „Hering unter dem Pelzmantel“ zubereitet, was sich auf vielen russischen Festtagstafeln befindet https://www.youtube.com/watch?v=EznLYt90lTc Weihnachtsmärkte sind in Russland ein moderner Import und nur in Metropolen verbreitet – Anna Smirnowa hat 2015 den in Sankt Petersburg besucht und wir den mit Deutschland verglichen – sie finden zeitversetzt näher am Jahreswechsel statt, denn

dieser ist in Russland der Höhepunkt der Saison https://www.youtube.com/watch?v=HhLvT6DGVe0 Und was uns noch bevorsteht: Zum russischen Dreikönigsfest die rituellen Eisbader – hier ebenfalls in Sankt Petersburg. Wir wünschen einen Guten Rutsch nach 2017! https://www.youtube.com/watch?v=QJ5q-yZFaTM

Russisch: Feste feiern und Party! [Video] Natürlich ist die letzte Woche vor dem Jahreswechsel von Anna´s lustiger Russischreihe dem Feiern gewidmet – denn das tun die Russen nun einmal zu diesem Termin sehr heftig. Ihr Wortschatz hilft aber auch aus Notfällen bei Betriebs- und Geburtstagsfeten heraus, weiter gibt es nützliche Tips, wie die Betriebsfeiern heißen, die ganz anders laufen als in Deutschland und wie man bei den üblichen Party-Spielen am besten immer gewinnt. Anna´s Russischreihe gibt es mit weiten Sprachtips und Infos unter http://www.russisch.life – unterstützt wird ihre Sprachreihe von den Sprachschulen Liden & Denz, wo Ihr in Moskau und Sankt Petersburg vor Ort Russisch lernen könnt http://www.lidenz.ru https://www.youtube.com/watch?v=86HsjFimRds

Russisch vs. Silvester [Video]

Deutsch:

In Russland ist der Jahreswechsel für die Menschen der wichtigste Feiertag im ganzen Jahr – und noch bedeutender als das russische Weihnachtsfest, das erst nach Neujahr am 7.1. stattfindet. Unsere beiden Mädels mit der größten deutsch-russischen Erfahrung Anna Smirnowa und Ariana Bathon haben für Euch einmal zusammengestellt, was einem Deutschen beim russischen Weihnachten bekannnt vorkommen dürfte und was wirklich ganz anders, wenn nicht außergewöhnlich wirkt. Eine Sache steht fest: Beim russischen Jahreswechsel fühlt man sich als Deutscher integriert in die richtige Feier richtig wohl. Übrigens ist Anna Germanistin, Ariana ist Deutsche und Russin und hat den Jahreswechsel auch in beiden Ländern schon mehrfach mitgemacht. Alle Aufnahmen sind von OriginalSilvesterfeiern zwischen Mitteleuropa und Sibirien. https://www.youtube.com/watch?v=no5-NYt_BWM

Charkiw: Vor dem nach dem Fest

Fest

ist

[Eine vorösterliche Nachweihnachtsposse von Michael Barth/russland.RU] – Nürnberg/Charkiw – Der Weihnachtsmann hat seinen Rentierschlitten wieder in der Garage eingeparkt und der Osterhase eiert jetzt auf Hochtouren. Nur im ukrainischen Charkiw hat man ganz andere Sorgen. Dort hat man nämlich den Festtagsbraten noch nicht einmal richtig verdaut, da stößt er

auch schon wieder auf. Stein des Anstoßes ist ein „Aggressor“ und dessen Geschenke zum Fest der Liebe. Nicht dass Sie jetzt glauben wir würden den Weihnachtsmann eines Schurkenaktes bezichtigen, der Fall geht weit tiefer. So tief gleich, dass er sogar die städtepolitischen Niederungen betritt, die eigentlich gar nicht so richtig ins friedvolle Bild des Christenfestes passen wollen. Noch alberner wird es, wenn man einen genaueren Blick auf das anstößige Corpus Delikti wirft. Die Posse dreht sich um Matrjoschkas. Der Tatort liegt am Nürnberger Hauptmarkt, als Tatzeit lassen sich zweifelsfrei die vier Adventswochen vor dem 24.Dezember eingrenzen. Seit dem 17. Jahrhundert bezieht hier das Christkind temporär seine „Stadt aus Tuch und Holz“, deshalb heißt dieser weltgrößte und wohl auch bekannteste Weihnachtsmarkt, ganz profan Christkindlesmarkt. Das alleine wäre ja noch kein Eklat, aber kaum mischen Auswärtige mit, gibt es bereits die ersten Scherereien. Christkind sollte perfide unterwandert werden Weltoffen wie Nürnberg schon immer war, unterhält man hier eine ganze Reihe an Städtepartnerschaften. Was liegt da näher, als einen Teilbereich des mit Lebkuchen- und Glühweinduft geschwängerten Terrains, als „Markt der Partnerstädte“ zu etablieren? Das harmonische Miteinander ging auch lange Zeit gut, venezianische Salami und schottischer Whisky beißen sich ja nicht unbedingt mit Bratwürsten und Bierschnaps. Jetzt ist es aber so, dass auch das ukrainische Charkiw eine Partnerstadt von Nürnberg ist. Also haben die da auch einen Weihnachtsstand. Das wäre vorerst noch gar nicht das Problem gewesen. Das Problem lag sozusagen auf dem Verkaufstresen. Die Vorgabe für die Stände sind landestypische Produkte, am Besten noch aus der Region. Autsch, und hier wird’s eng für Charkiw. Was gibt

es dort an regionaltypischen Besonderheiten, die sich gediegen verschenken lassen? Qietschbunte Lackmalerei auf Döschen und Tellerchen und eine handvoll Gesticktes. Auch hübsch gestaltete Ostereier, auch wenn wir jetzt eine geniale Brücke geschlagen haben, sind zwar landestypisch, aber dennoch nicht zwingend des Pudels Kern an Heiligabend. Charkiw spricht Machtwort Was weiß schon der Fremde, dachte man sich, und schwupps waren die Matrjoschkas auf dem Tisch. Die verkaufen sich gut, schauen typisch aus und alles ist prima. So dachte man sich das jedenfalls, bis, ja bis eben eine Delegation Ukrainer aus Nürnberg recht unfestlich auf die Barrikaden ging. Geradewegs empört haben sie sich wegen dem Verkauf der Schachtelpuppen. Denn, die kämen gar nicht aus Charkiw, nein, noch nicht einmal aus der Ukraine. Vielmehr seien es Erzeugnisse eines „Aggressor Staates“! Und auch der ganze Rest ließe sich nicht eindeutig Charkiw zuordnen und stammt daher, auweia ausgerechnet aus Russland. Ja mei, was weiß ein Fremder. In der Heimat aber wissen sie nun was zu tun ist. Deshalb gab es zuallererst eine Pressekonferenz. Sollen doch alle Bescheid wissen, um diese teuflischen Aggressor-Matrjoschkas. Anschließend steckte man die Köpfe zusammen, bis sie rauchten. Der dabei gefasste Beschluss klingt eigentlich recht vernünftig. Künftig solle es eine öffentliche Ausschreibung geben, um sicherzustellen, dass nur noch hochwertige, typisch ukrainische Dinge aus Charkiw in Nürnberg angeboten werden und so Charkiw würdig vertreten würde. Wir als Konsumenten können diesen Entschluss nur begrüßen, denn jetzt ist es amtlich. Quasi in Stein gemeißelt, dass wir ab sofort vor perfiden Aggressor-Geschenkartikeln beschützt werden. Überhaupt, was können wir den Charkiwern dankbar sein, Stellen Sie sich nur vor, wir würden geradewegs unter dem Christbaum vom Aggressor-Russen infiltriert. Heiliges Lametta,

der Untergang des Abendlandes konnte gerade noch abgewendet werden, Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.Dafür können die Ukrainer jetzt ohne Bedenken ihre folkloristisch bemalten Eier auf dem Ostermarkt feilbieten, denn: Vor dem Fest ist nach dem Fest. Und ganz unter uns, dem Osterhasen ist Weihnachten eigentlich herzlich wurscht…

Feiertage in Russland: Wie das Gesetz für mehr Freizeit sorgt [Ostexperte.de] – In Russland gibt es einige Regelungen für gesetzliche Feiertage, die sich von denen in Deutschland unterscheiden. Hier haben wir die Besonderheiten für Sie aufgelistet. Zunächst lässt sich die Aussage treffen, dass Feiertage in Russland generell deutlich arbeitnehmerfreundlicher als in Deutschland sind. Der Gesetzgeber sorgt nämlich dafür, dass diese in jedem Fall zur Erholung genutzt werden können. Statt mühsamer Verhandlung über Urlaub an Brückentagen ist in Russland nämlich Folgendes üblich: Feiertage, die auf ein Wochenende fallen, werden auf Werktage verschoben Diese Regelung ist sehr praktisch. Fällt der Feiertag auf das Wochenende, so ist dafür ein Wochentag (meist der nächste) frei. So heißt ein Feiertag immer auch einen freien Tag, auch wenn er auf einen Samstag oder Sonntag fällt. weiter bei Ostexperte.de >>>

Russland: Neue Konflikte im neuen Jahr Noch ist das Jahr jung, in Russland ist es der zweite Arbeitstag, da häuft sich wenig Aktuelles. Die liberale Moskauer Online-Zeitung Gazeta.ru ist einem Trend nachgegangen und hat sich die über die Jahre zunehmenden Konflikte zwischen der Russischen Föderation und Drittstaaten, vor allem den unmittelbaren Nachbarn, angeschaut. Dass die Beziehungen zu den neuen NATO-Staaten in Mittelosteuropa und im Baltikum angespannt sind, weiß die Welt zur Genüge. Das hat nicht zuletzt mit dem weltanschaulichen Konflikt zwischen Russland und dem Westen zu tun. Auch die Beziehungen zu Georgien, die im Grunde eine über zweihundertjährige Tradition zäher Konflikte fortschreiben, sind durch den geopolitischen Wettbewerb um Verbündete und Parteigänger angeheizt. weiter bei den Deutsch-Russischen Wirtschaftsnachrichten >>>

Nach Silvester kommt das Alte Neue Jahr „Wenn schon lieben, dann von Herzen, wenn schon drohn, dann nicht zum Scherzen, (…)

wenn schon strafen, dann gerecht, wenn schon feiern, dann bezecht!“, schrieb der russische Dichter Alexei Tolstoi über seine Landsleute und brachte so ihr Entweder-Oder –Lebensgefühl zum Ausdruck. Wenn die Russen etwas richtig können, dann feiern. Oder ist es doch nur ein uraltes Klischee wie Wodka und Kasatschok? Wenn man sich den russischen Kalender anschaut, dann muss man schon feststellen, dass es genügend Gründe gibt, dies oder jenes zu feiern. Es gibt z.B. den Tag der russischen Wissenschaft oder den Tag der Metromitarbeiter. Wie der alte russische Witz besagt, man findet immer einen Anlass, um sich ein Gläschen Wodka zu genehmigen. Vor allem hat der russische Staat eine sehr schöne Tradition: fällt ein Feiertrag auf Samstag oder Sonntag, wird ein Freitag davor bzw. ein Montag danach zum freien Tag. Die Russen verzichten eben nicht gern aufs Feiern. Nach dem Zerfall der Sowjetunion sind zu alten Festen neue aus dem Westen dazu gekommen, wie Valentinstag oder Halloween. Alte sowjetische Festtage sind dabei zu patriotisch-russischen mutiert. Wie z.B. der Tag der sowjetischen Armee am 23. Februar. Heute heißt er „Tag des Heimatverteidigers“ und ist eigentlich ein Männertag. Wie der 08. März ein Tag der obligatorischen Geschenke an alle Frauen ist und wenig an den „internationalen Frauentag“ erinnert. Das beliebteste Fest ist und bleibt aber Silvester. Und weil die Russen es so lieben, feiern sie es eben zweimal. Und zwar am 13. Januar. Diese Möglichkeit haben sie der Kalenderreform zu verdanken. Erst 1918, ein Jahr nach der Oktoberrevolution, haben die Bolschewiken den Gregorianischen Kalender in Russland eingeführt. Die Russisch Orthodoxe Kirche behielt jedoch den Julianischen Kalender. Damals war das ein Akt der geistlichen Opposition zur kommunistischen Macht, die sich zum Ziel setzte, das alte Regime und damit auch die Kirche zu zerstören. Dadurch entstand die Differenz von 13 Tagen, und so feiern die russischen Gläubigen ihr Weihnachtsfest am 07.

Januar. Vor allem für sie bietet das Alte Neue Jahr eine Möglichkeit, Silvester richtig „nachzufeiern“, denn Weinachten gehen 40 Tage der Fastenzeit voran. Am Heiligabend wird am strengsten gefastet: Man darf bis zum Erscheinen des ersten Sterns nichts essen. Dabei feiert die ganze Welt eine Woche davor das Neujahrfest. Und lecker essen und feiern ist für die meisten Russen ein Synonym. Eine große Versuchung für orthodoxe Gläubige also. Allerdings nicht nur für strenge Gläubige hat das Alte Neue Jahr eine Anziehungskraft. Denn dieses Fest war schon zu Sowjetzeiten sehr beliebt. Warum, kann man gar nicht erklären. Vielleicht, weil es endgültig die winterlichen Feierlichkeiten und die Schulferien abschließt. Denn am 31. Dezember beginnen in Russland die Neujahres-Feiertage an. Offiziell sind die Tage vom 1. bis zum 10 Januar 2016 arbeitsfrei. Vielleicht, ist es auch eine Art Silvester für Erwachsene, denn zum „normalen“ Neujahr am 31. Dezember dreht sich alles mehr oder weniger um die Kinder und ihre Bescherung. Allerdings, beschenken sich auch die Erwachsenen zu Silvester. Und so ist das Alte Neue Jahr ein Fest ohne Geschenke und auch ohne Feuerwerk. Es wird nicht mit einer Wucht dafür aber gemütlich und viel Liebe gefeiert. Eigentlich hat man keine Kraft mehr zum Feiern. Man ist immer noch nach Silvesterfeierlichkeiten mehr oder weniger verkatert. Und dennoch werden wieder Sektflaschen entkorkt. Schon wieder sitzt man an einer obligatorischen Festtafel, aber an einer nicht so üppigen. Auch der Weihnachtsbaum bleibt bis zum 14. Januar traditionell geschmückt. Laut verschiedenen Umfragen bekennt sich die Mehrheit der russischen Bevölkerung zu diesem alten Fest. Denn die Liebe der Russen zu ihren Traditionen scheint stärker zu sein als ihr Überdruss an Feierlichkeiten. Daria Boll-Palievskaya – russland.RU

Es weihnachtet in Russland: Putin als Kirchgänger im Dorf seiner Ahnen Während Wladimir Putin eine Dorfkirche aufsuchte, zelebrierte Patriarch Kirill die nächtliche Weihnachtsmesse feierlich in der Moskauer Christ-Erlöser-Kirche im Beisein von Premier Dmitri Medwedew. Der live vom Staatsfernsehen übertragene Festgottesdienst unter Leitung des Patriarchen begann traditionell kurz vor Mitternacht. Das Kirchenoberhaupt hatte zuvor in einer kurzen TV-Ansprache den orthodoxen Christen zu Weihnachten gratuliert und sie aufgefordert, sich mit Feinden zu versöhnen und Beziehungen vernünftig zu gestalten, so dass auf der Welt Frieden statt Streit herrsche. Dann gebe es mehr Licht und Ruhe nicht nur im Familienleben, „sondern auch im Leben der Völker und Staaten auf unserem Planeten“. Allein in Moskau besuchten über 300.000 Gläubige die Weihnachtsgottesdienste in den 389 orthodoxen Kirchen und Klöstern der russischen Hauptstadt. Insgesamt verfügt die russisch-orthodoxe Kirche weltweit über etwa 30.000 Gemeinden in 70 Ländern. Auch auf dem Stützpunkt Chmeimin bei Latakia, von wo die russische Luftwaffe Angriffe auf Ziele in Syrien fliegt, hielt ein Militärgeistlicher einen Weihnachtsgottesdienst in einer kurz zuvor eingerichteten Feldkirche ab. Patriarch: Beten für Frieden in der Ukraine

In seiner offiziellen Weihnachtsbotschaft, die vom Patriarchat in 20 Sprachen veröffentlicht wurde, wandte sich Patriarch Kirill explizit an die Bevölkerung der Ukraine: „ Der brudermörderische Konflikt, der im ukrainischen Land entstanden ist, soll die Kinder der Kirche nicht teilen, indem er in den Herzen Hass erregt. Echte Christinnen und Christen können weder Nächste noch Ferne hassen“, sagte das Kirchenoberhaupt. Kirill forderte „alle Kinder der multinationalen Russischen Orthodoxen Kirche“ auf, für ein schnellstmögliches Ende der Feindschaft in der Ukraine zu beten. Im größten Gotteshaus von St. Petersburg, der IsaakKathedrale, wurde dieses Jahr zum ersten Mal seit 1928 wieder eine nächtliche Weihnachtsmesse abgehalten. Dabei läutete erstmals eine erst im November installierte 17 Tonnen schwere Glocke, die nach historischen Zeichnungen rekonstruiert worden war. Die Russisch-orthodoxe Kirche hatte im vergangenen Jahr um die Rückgabe der vom Staat als Museum betriebenen Kathedrale gebeten, die 12.000 Menschen Platz bietet. Die St. Petersburger Stadtverwaltung lehnte dies jedoch Rückendeckung durch das Kulturministerium ab.

mit

Weihnachten auch auf höchster politischer Ebene In Russland ist Weihnachten der einzige kirchliche Feiertag, der auch gesetzlicher Feiertag ist. Seit 1992, als der damalige Präsident Boris Jelzin erstmals einen Weihnachtsgottesdienst besuchte, ist es üblich, dass Vertreter der Staatsführung an der Weihnachtsmesse des Patriarchen teilnehmen. In der Hauptkirche der russischen Orthodoxie, der Moskauer Christ-Erlöser-Kirche, war aber nur Premierminister Dmitri Medwedew zugegen. Wladimir Putin besucht die Weihnachtsmesse üblicherweise in Kirchen irgendwo im Land. Dieses Jahr erschien er, für die Gläubigen völlig unerwartet, in der Kirche des Dorfes Turginowo im Gebiet Twer. Dort wurden Putins Eltern getauft,

seine Großmutter ist in dem Dorf begraben. Der Kreml-Chef hatte diese Kirche 2011 einmal besucht. Nach dem Gottesdienst besichtigte Putin ein neben der Kirche neu errichtetes geistliches Bildungszentrum für Kinder, um dessen Errichtung der Dorfpriester Putin bei dessen ersten Besuch gebeten hatte. Das Gebäude verfüge auch über Fitnessräume und ein Schwimmbad, berichtete Ria Novosti. Auch die orthodoxen Kirchen von Georgien, Serbien und Jerusalem, die Athos-Klöster in Griechenland sowie die ukrainische griechisch-katholische Kirche feiern Weihnachten am 7. Januar. Ihre Festtage richten sich nach dem alten Julianischen Kalender, der inzwischen 13 Tage hinter dem Gregorianischen Kalender zurückbleibt. [ld/russland.RU]

Russische Weihnacht – eine andere Welt [Hanns-Martin Wietek] Um 22 Uhr soll am 6. Januar 1993 die Christmette beginnen und schon jetzt, eineinhalb Stunden vor Beginn, ist die Kathedrale des russisch-orthodoxen Patriarchen von Moskau und ganz Russland, Bogojavlenskij sobor v Jelochove brechend voll. (Damals lag an der Stelle, an der heute wieder die riesige Christerlöserkathedrale steht, noch das von Stalin nach der Sprengung der alten Kathedrale angelegte Schwimmbad.) 3.000 Menschen haben in der Jecholowskaja Platz und dennoch stehen Jung und Alt dicht gedrängt – in den russischorthodoxen Kirchen gibt es keine Bänke und Stühle – und viele werden außerdem die ganzen vier Stunden draußen vor den weit geöffneten Toren in Schnee und Kälte ausharren müssen.

Ein monotoner Wechselgesang von Frauenstimmen empfängt uns schon am Eingang. Mein Freund Nikolai – er ist Opernsäger (tiefster russischer Bass), und auch alle anderen Chormitglieder sind Profisänger – führt uns auf eine Seitenempore. Der Chor, bestehend aus etwa 50 bis 60 Sängern und Sängerinnen, ist auf die beiden Seitenemporen aufgeteilt, von wo die Gruppen abwechselnd singen werden, jede ungefähr 20 Minuten lang, immer im Wechsel, bis zum Schluss. Der gesamte Gottesdienst ist ein ununterbrochener Wechselgesang zwischen den Geistlichen – dem zelebrierenden Priester und zwei Diakonen – und dem Chor. Jetzt wird mir erst bewusst, dass es in russisch-orthodoxen Kirchen keine Orgel gibt. Auf meine Nachfrage wird mir erklärt, dass die Gesänge keine Ausschmückungen des Gottesdienstes seien, sondern feste Bestandteile der Liturgie, d. h. sie tragen für den Gottesdienst fest vorgeschriebene Hymnen und Texte vor; sie seien „gesungenes Wort“. Instrumentalmusik dagegen sei wortlose Musik, und wortlos könne man weder gemeinsam beten, noch die Lehre Gottes verkünden. Ich gehe zu den wenigen Auserwählten auf die Mittelempore. Der gesamte Raum, alles in der Kirche, ist ausgerichtet auf eine Seite, auf die Ikonenwand: eine unvorstellbare Pracht in Gold und Edelsteinen. Viele Ikonen – die russischen Heiligenbilder – sind, kunstvoll in Gold und Silber eingefasst, über diese Wand verteilt, so dass es aussieht, als ob diese Wand nur aus Ikonen bestünde. In der Mitte der Wand ist ein großes zweiflügliges Tor aus Gold, das Königstor, das nur während des Hauptteils des Gottesdienstes geöffnet wird und hinter dem sich der eigentliche Altarraum befindet. Gegenüber dem Königstor, im Mittelgang, steht der ebenfalls aus Gold, Silber und Edelsteinen gefertigte Thron des Patriarchen. Zu beiden Seiten des Tores stehen besonders große Ikonen und Reliquienschreine hinter Glas; auch sie sind von Gold und Edelsteinen eingerahmt. Der Glanz dieser Ikonenwand ist von

atemberaubender, fast überirdischer Schönheit – von einer Pracht, die aus den Märchen von Tausendundeiner Nacht zu kommen scheint. Vor der Wand stehen wie auch an vielen anderen Stellen in der Kirche goldene, etwa mannshohe schlanke Ständer, die doppelstöckig angeordnete große Scheiben tragen (und daher den früher gebräuchlichen – ich bitte für diesen profanen Vergleich um Entschuldigung – zweistöckigen Tortenplatten ähnlich sind), auf denen Kränze von dünnen, langen Bienenwachskerzen mit unverwechselbarem aromatischen Duft spratzend und knisternd brennen. Über allem, in der Mitte des Raumes, hängt ein weit ausladender, ebenfalls goldener Lüster mit unzähligen Lichtern.

russisch-ortodoxe Nonne Obwohl die Gläubigen schon ununterbrochen betend singen, wird überall noch fleißig poliert; schwarz gekleidete Frauen mit Tüchern auf dem Kopf – in der russisch-orthodoxen Kirche müssen Frauen den Kopf bedecken – laufen unentwegt hin und her, polieren hier, wischen dort und nehmen von den Gläubigen diese dünnen, langen Kerzen entgegen, die dann auf einen der

großen Kerzenständer gesteckt werden (wofür andere wieder weggenommen werden); sie kommandieren auch die Leute hierhin, dorthin, werfen Mäntel, Hüte oder Schals, die unerlaubt auf einem Gitter oder der Abtrennung zur Ikonenwand abgelegt sind, herunter – sie erinnern mich unwillkürlich an die Erinnyen, die Rachegöttinnen in der griechischen Mythologie. Bei alledem schlagen sie vor jeder der großen Ikonen, an denen sie vorbeikommen, das russisch-orthodoxe Kreuz und verbeugen sich tief, und da es viele Ikonen sind, bekreuzigen und verbeugen sie sich unentwegt. Vor den ganz großen Ikonen und Reliquienschreinen bleiben sie immer wieder stehen und küssen die sie abdeckende Glasscheibe, die dann von der nächsten „Erinnye“, die vorbeikommt, sofort wieder geputzt wird. Zwei Priester in goldenen, weiten Gewändern stehen in der Menge, und unablässig drängen Gläubige zu ihnen; dann sprechen Priester und Gläubiger miteinander, wobei beide manchmal mit den Köpfen unter dem Umhang des Priesters verschwinden, den dieser über sich und den wohl Beichtenden legt. Danach küssen die Gläubigen das Kreuz, das der Priester auf seiner Brust trägt, bekreuzigen sich vielmals und verschwinden wieder in der Menge. Über allem schwebt dieser endlose monotone Wechselgesang der Frauen; eine unwirkliche Stimmung. Der Glanz, der Gesang, der Duft der vielen brennenden Kerzen und das Treiben der „Erinnyen“ lassen mich alles andere vergessen und zu einem Teil des Geschehens werden. Gespannt sind alle meine Sinne nur noch auf das gerichtet, was da unten geschieht und was da noch kommen soll; ich empfinde keine Zeit mehr. Ich stehe ganz vorn an der Brüstung auf der Mittelempore, genau gegenüber dem goldenen Tor und bin Teil eines überirdischen Fluidums; ich entgleite mir langsam selbst. Ich versuche, mich gegen den ewig gleichen monotonen Singsang zu wehren, der mich wegtragen will, der mich benebelt, in Watte einhüllt; ja, ich versuche mich sogar über das „rosenkranzgleiche Geleier“ zu ärgern – es gelingt mir nicht.

Endlich verstummt das monotone Grundrauschen und der große Moment ist gekommen: Der Patriarch, die russisch-orthodoxen Metropoliten und Erzbischöfe und Bischöfe aus der ganzen Welt halten Einzug. Alle tragen prunkvolle goldene und reich bestickte Gewänder, kostbare Kreuze aus Gold und Edelsteinen auf der Brust und Hüte (oder sind es Kronen oder Mitras, Mitren?). Alle tragen gewaltige, meist graue Bärte; langsam und würdevoll ziehen sie in die Kathedrale ein, schreiten auf die Ikonenwand zu. Einer von ihnen singt mit gewaltiger, tiefer Bassstimme; ein Chor setzt ein, es beginnt ein Wechselgesang. Erst einmal muss alles und jeder geheiligt werden: die Ikonen, die Ikonenwand, das Buch, der der aus dem Buch „liest“, natürlich der Patriarch und die Metropoliten und Bischöfe, einfach alles muss für die kommende Feier mit Weihrauch gereinigt und vorbereitet werden. Dabei ist man nicht sparsam, wahre Schwaden von Weihrauch vernebeln beinahe die Sicht – und meinen Kopf. Dann wird eine Lesung nach der anderen vorgetragen, einmal in tönendem Bass, dann im strahlenden Tenor, immer von einem Diakon oder Archidiakon; der Chor antwortet, und immer wieder wird dem Patriarchen das Buch gebracht, er segnet, seine Hand wird geküsst, Kerzen werden gebracht, manchmal in Kreuzform gehalten und herumgetragen und immer wieder Weihrauch, Weihrauch, Weihrauch. Während das alles unter mir geschieht, habe ich hinter mir an der Wand einen kleinen Vorsprung entdeckt, auf den ich mich setzen und nachdenken kann. Wie kommt dieser eigenartige, nur dem russischen Gesang eigene Klang von Sängerstimmen und Chören zustande? Die Bässe dröhnen in Tiefen, dass man meint, die Sänger sängen im Kontrabass, die Tenöre strahlen in Höhen, in denen sie den Stimmlagen von Frauen nahe kommen, und die Frauenstimmen im Chor haben einen fast schneidenden Klang. Jeder Sänger lernt bei uns, er (oder sie) müsse auf eine gute Mischung aus Kopf- und Bruststimme achten, d. h. der

Resonanzraum der Töne sollten Kopf und Brust sein. Russische Bässe benutzen bevorzugt den Resonanzraum Brust (das kann man lernen); das führt zu so volumenreichen Tönen, dass Tischplatten vibrieren (man kann es tatsächlich mit der Hand spüren); Tenöre verstärken den Resonanzraum Kopf – bis hin zum Countertenor, dessen Stimme von einer Frauenstimme nicht mehr zu unterscheiden ist; Frauen, die in den höchsten Tönen mit reiner Kopfstimme singen, können so hohe Töne „produzieren“, dass Gläser zerspringen – wie die Callas gezeigt hat. In russischen Chören singen die Frauenstimmen zudem häufig zeitgleich die gleiche Melodie, aber in unterschiedlichen Tonlagen, was für uns ungewohnt ist und seltsam klingt. Das ist das Geheimnis dieses eigenartigen, viele Menschen in den Bann ziehenden Klanges. Etwas erholt wende ich mich wieder dem Geschehen zu. Erstaunt stelle ich fest, dass Jelzin (mit verschiedenen Ministern) nun sehr weit vorn an der Ikonenwand steht. Wie sich die Zeiten ändern; das hat dem vormaligen Herrn Parteisekretär und heutigen Präsidenten sicher niemand an der Wiege gesungen.

Weihnacht in der ChristerlöserKarhedrale Moskau 2009 Inzwischen ist das Königstor geöffnet worden und der Patriarch und seine Konzelebranten sind im Altarraum um den Altartisch versammelt: Die Kommunion wird vorbereitet und von den Priestern eingenommen, dann werden Brot und Wein an die Gläubigen ausgeteilt, alles begleitet von den Gesängen des Chores, der die Liturgie des Heiligen Basilius des Großen (*330, †379) singt. Nach wie vor bin ich vom Glanz, dem Gesang, der ganzen Atmosphäre beeindruckt – und auch von der Standfestigkeit der Menschen, denn es geht jetzt in die vierte Stunde – aber langsam ist mein Vorrat an Gefühlen aufgebraucht, staunend verfolge ich das Geschehen, ich bin nur noch benommen, leer, zufrieden … und glücklich. Und als sich dann nach über vier Stunden die Menschen im verschneiten Moskau die Worte „Christos raždaetsja – slavte“ („Christus ist geboren – verehrt ihn“) oder „S raždestvom christovym“ („Frohe christliche Weihnachten“)

zurufen, bin ich bei aller Heiligkeit der Ereignisse nun doch recht froh, in absehbarer Zeit etwas zum Essen und vor allem zum Sitzen zu bekommen. _______________________________ Weihnachten im Wandel der Zeiten An dem Tag, an dem sich das oben Geschilderte in ganz Russland – von Wladiwostok bis St. Petersburg und meist nicht so prachtvoll, aber ebenso feierlich – ereignet, ziehen in Deutschland die Heiligen Drei Könige als Sternsinger durch die Straßen (und politische Parteien prügeln wortgewaltig aufeinander ein). In der russisch-orthodoxen Kirche gilt noch heute (wie bis zur Oktoberrevolution in ganz Russland) der julianische Kalender, der von Gajus Julius Caesar (*100 v. Chr., †44 v. Chr.) eingeführt wurde. Weltweit – mit den Ausnahmen weltliches Russland (seit 1918) und Türkei (seit 1926) – gilt seit 1582 der am Sonnenjahr ausgerichtete gregorianische Kalender, den Papst Gregor XIII (*1502, †1585) durchgesetzt hat. Dass das orthodoxe Russland diesen Wechsel damals nicht mitmachte, hing mit der kalendarischen Festlegung des Osterdatums zusammen: Nach der biblischen Überlieferung starb Jesus (Karfreitag) am Vorabend des Hauptfestes der jüdischen Pessachwoche und ist am Tag danach (Sonntag) auferstanden. Im ersten ökumenischen Konzil von Nicäa (325) wurde festgelegt, dass das christliche Ostern nach diesem jüdischen Fest zu feiern sei, da ein Feiern vor dem jüdischen Pessachfest nicht mit den biblischen Aussagen in Einklang zu bringen wäre. Das Pessachfest findet (variabel, nach Berechnung des jüdischen Kalenders) im Monat des Frühlingsvollmondes statt; somit wurde festgelegt, dass das christliche Osterfest stets nach dem Frühlingsvollmond, am Sonntag nach dem Pessachfest gefeiert werden würde. Durch die gregorianische Kalenderreform liegt das Osterfest heute aber fast immer vor dem in der Bibel angegebenen Tag des jüdischen Pessachfestes, denn der

Frühlingsanfang wurde fest auf den 21. März und Ostern auf den ersten Sonntag nach dem darauf folgenden Vollmond gelegt. Die Orthodoxie, in der Ostern das mit Abstand heiligste Fest ist, bestand auf der einmal ökumenisch getroffenen Regelung und lehnte mit dieser Begründung den gregorianischen Kalender ab. Da das julianische Jahr 11 Minuten und 14 Sekunden länger ist als das gregorianische – d. h. das gregorianische Jahr ist eher zu Ende als das julianische, so dass das neue gregorianische auch eher beginnt –, hinkt das julianische Jahr dem gregorianischen kalendarisch immer mehr hinterher. Seine „Verspätung“ summiert sich alle 128 Jahre auf einen ganzen Tag; bis heute sind auf diese Weise 13 Tage zusammengekommen, und ab 2100 werden es 14 sein. So kommt es, dass der 24. Dezember (Heiligabend) des nachhinkenden julianischen Kalenders der russischen Orthodoxie zur Zeit (und noch bis 2100) auf den 6. Januar des weltweit gültigen gregorianischen Kalenders fällt. Aber damit nicht genug: Zwar hat es in Russland noch nie den heute zumindest im Westen ausgelebten Kauf- und Geschenkrausch gegeben – es gab an Heiligabend Kleinigkeiten, vor allem für die Kinder: Süßigkeiten und Gebasteltes, das man sich gegenseitig schenkte, denn ein Geschenke bringendes Christkind gab und gibt es dort nicht –, doch heute gibt es an Heiligabend meist gar keine Geschenke mehr. Es gibt sie an Silvester und dann bringt sie nicht der Weihnachtsmann, sondern Väterchen Frost (Ded Moros, gesprochen: Died Maross) mit seiner Enkelin, dem Schneemädchen (Snegurotschka). An diesem Tag wird in Russland auch der Weihnachtsbaum aufgestellt, der meist bis zum 14. Januar greg. stehen bleibt, denn an diesem Tag ist nach dem russisch-orthodoxen Kalender der 1. Januar

jul.

, sprich Neujahr.

Und das kam so: Wie ein kleines Bäumchen Geschichte machte Im Jahr 1700 verlegte Peter der Große den Jahresbeginn

(Neujahr) vom bis dahin üblichen 1. September auf den 1. Januar; gleichzeitig brachte er aus „Theutschen Landen“ den von Luther in den evangelischen Gegenden eingeführten Tannenbaum mit. (In katholischen Gegenden kam der Baum übrigens erst über hundert Jahre später zu Ehren, denn er war mit dem Makel behaftet, von dem Ketzer Luther eingeführt worden zu sein.) Es wurde nun in Russland bei Hofe und in den gehobenen Kreisen üblich, an Neujahr einen Tannenbaum aufzustellen und wahrscheinlich auch zu schmücken. Nach und nach wurde das auch der Tag, an dem Beförderungen erfolgten und Auszeichnungen und Ernennungen durch den Zaren ausgesprochen wurden, was mit Geschenken verbunden war; und so wurden an diesem Tag allgemein Geschenke üblich – in den gehobenen (adeligen) Kreisen, das „niedere Volk“ und später auch die Kaufmannschaft, die sehr orthodox oder sogar altgläubig geprägt war, nahm davon keine Notiz. In diesem Zusammenhang – zunehmend im 19. Jahrhundert – bekam auch die gütige, gerechte Märchenfigur Ded Moros (Väterchen Frost) – ein alter Mann mit großem weißem Bart – seine neue Rolle zugewiesen: Er brachte den Kindern nun zu Neujahr Geschenke, was sicher eine Anlehnung an das deutsche Weihnachtsfest war, ebenso wie das Aufstellen des Christbaums, das in diesen Kreisen jetzt ebenfalls Mode wurde. (Auf Glückwunschkarten aus dieser Zeit wird explizit auf das „Deutsche Weihnachten“ hingewiesen). Im Jahr 1852 verlieh Nikolai I. dem von Peter dem Großen eingebürgerten Brauch des Jolkafestes die kaiserlichen Weihen (fast seine gesamte Familie und nahezu alle nächsten Anverwandten waren ja schließlich deutschstämmig oder gar ehemalige Deutsche) und erklärte den 1. Januar zum Jolkafesttag (Tannenbaumfest; Nikolai II. schreibt z. B. am 31. Dezember 1905 in seinem Tagebuch: „Heute 4 Uhr 30 mit den Offizieren Jolka gefeiert“). Erst sehr viel später sickerte dann der Tannenbaum nach und nach als Christbaum ins Brauchtum des einfacheren Volkes ein. Das arme Bäumchen hatte im Russland des späten 19. Jahrhunderts also zwei Funktionen: Es kam als Jolka für das

weltliche Tannenbaumfest und als geheiligter Weihnachtsbaum zum Einsatz. Dann kam 1918, die Revolution. Die neuen kommunistischen Machthaber konnten ein religiöses Hochfest wie Weihnachten natürlich nicht dulden, denn Religion war bekanntlich „Opium für das Volk“; folgerichtig wurde dieser Feiertag abgeschafft, er war nun ein ganz normaler Arbeitstag. Und das Jolkafest war eine verdammenswerte bourgeoise Einrichtung und wurde daher ebenfalls abgeschafft. Das Feiern mit Tannenbaum wurde unter schwere Strafe gestellt (anfangs konnte man dafür sogar erschossen werden). Das arme Bäumchen war damit erledigt.

Erst ab 1929 wurde das Aufstellen des Bäumchens zu Neujahr – und nur zu Neujahr – wieder geduldet – und wirklich nur geduldet, nicht gefördert. Im Gegenteil: Es war (zumindest in Großstädten) schwierig, ein Bäumchen und Schmuck zu bekommen. Sich zum Weihnachtsfest ein Bäumchen zu kaufen, hätte niemand gewagt, aber nun, nach der Einführung des gregorianischen Kalenders durch die Revolutionäre, lag witzigerweise das weltliche Neujahr vor dem orthodoxen Weihnachtsfest, also blieb das Bäumchen in den Familien einfach stehen und war dann eine Woche später insgeheim der Weihnachtsbaum. Erst im Jahr 1954 gab es im Kreml zu Neujahr wieder einen großen Tannenbaum und den gibt es seitdem jedes Jahr. Auch wird seitdem im Kreml an diesem Tag ein Fest für Kinder gefeiert, bei dem diese Geschenke bekommen; und auch in den Familien konnte man sich wieder gefahrlos beschenken. Ein Weihnachtsmann – wie er im Westen üblich geworden war – durfte diese Geschenke natürlich nicht bringen, aber das brachte keine großen Probleme mit sich, denn schon immer gab es ja in Russland Väterchen Frost (Ded Moros), bekanntlich auch ein alter Mann mit großem weißem Bart, der seit dem 19. Jahrhundert zu Neujahr sogar als Geschenkbringer unterwegs war. Leider veränderte Väterchen Frost nach und nach seine

ursprüngliche Gestalt und sah schlussendlich genau so aus wie der westliche Weihnachtsmann. So kommt es, dass auch heute noch zu Silvester Väterchen Frost Geschenke unter den Jolka/Weihnachtsbaum legt oder sie persönlich abgibt – allerdings brachte er sie früher nur den reichen, adeligen Kindern; heute bringt er sie allen. Aus dem kleinen, zum Sterben verurteilten Bäumchen ist wieder ein großer starker Tannenbaum geworden und aus Väterchen Frost ein Coca-Cola-Weihnachtsmann. Es ist also nicht so, wie allerorten zu lesen ist: dass die Kommunisten den Jolka zu Neujahr an Stelle des Weihnachtsbaumes eingeführt hätten; im Gegenteil, die Bevölkerung hat sich ihren Neujahrsjolka und Weihnachtsbaum beharrlich von den Machthabern zurück erobert.

Doch es geht noch weiter: Weihnachten total Seit Beginn der neuen Zeit nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gehen immer mehr und insbesondere „Neue Russen“ dazu über, auch das „säkularisierte“ Weihnachten – wie im Westen üblich – mit Geschenk- und sonstigen Räuschen zu feiern. So kommt es, dass einige durchtrainierte Russen am 24. Dezember Weihnachten feiern, das weltweite Silvester und Ded Moros am 31. Dezember, als orthodoxe Christen (denn als solche sehen sich die meisten) am 6. und 7. Januar ihr Weihnachtsfest begehen und in der Nacht vom 13. zum 14. Januar das orthodoxe Neue Jahr begrüßen, das man das alte Neue Jahr nennt. Ganz Hartgesottene feiern noch bis zum 19. Januar weiter, dem Dreikönigsfest, dem Ende der Weihnachtszeit in der Orthodoxie. Letzteres ist insofern nicht abwegig, da an diesem Tag auch die 12 (heidnischen) Raunächte zuende gehen, die in den Städten mit Maskenbällen und in ländlichen Gebieten mit mehr oder weniger bösartigem Schabernack begangen werden und in etwa der westlichen Faschingszeit vergleichbar sind (weiter unten mehr).

Wohl dem, der eine gesunde Konstitution hat. Weihnachten in der Literatur Unschwer ist zu erkennen, dass sich das russische Weihnachtsfest in seinem Brauchtum doch deutlich von dem in Deutschland zur Zeit der Romantik und des aufstrebenden Bürgertums gewachsenen Fest unterscheidet, was natürlich seinen Niederschlag in der Literatur gefunden hat. Nikolai Gogol (*1802, †1852) ist wohl einer der ersten – wenn nicht gar der erste – gewesen, der explizit eine Weihnachtserzählung geschrieben hat; sie heißt Die Nacht vor Weihnachten und ist eine der acht ukrainischen Erzählungen, die unter dem Titel Abende auf dem Vorwerke bei Dikanka (1831) zusammengefasst sind. Für westliche Leser völlig unverständlich, ja gar absurd: Es ist eine Teufels- und Hexengeschichte, bei der Weihnachten allein im Titel vorkommt. Und damit ist Gogol nicht allein; immer wieder erscheinen Spuk-, Geister- und Gespenstergeschichten, die den Begriff Weihnachten nur im Titel oder Untertitel tragen oder gar nur im Text an einer fast nebensächlichen Stelle auf Weihnachten verweisen (was auch für Weihnachtserzählungen allgemein gilt). Nur einige wenige seien genannt: Anton Tschechows (*1860, †1904) Die Nacht der Schrecken. und Wanka. Nikolai Leskow (*1831, †1895) nennt seine Erzählungen richtiger „Weihnachtszeiterzählungen“ und definiert Erzählung Das Perlenhalsband (1885) so:

sie

in

seiner

Von einer Weihnachtszeiterzählung verlangt man, dass sie an Ereignisse eines Abends zwischen Weihnacht und hl. drei Könige gebunden sei, dass sie etwas fantastisch sei, irgendeine Moral, wäre es auch nur die Widerlegung eines Vorurteils, in sich trage und schließlich – dass sie unbedingt lustig ende. An diesen Worten wird deutlich, dass viele russische Weihnachtserzählungen mit der westlichen Vorstellung von einer Weihnachtserzählung nur wenig zu tun haben. Hintergrund sind die schon oben erwähnten Raunächte, die an Heiligabend beginnen und mit dem Dreikönigstag enden. Nicht nur in

Russland, auch in Westeuropa haben bzw. hatten bei der ländlichen Bevölkerung diese zwölf Nächte magische Bedeutung. In ihnen trieben sich der Teufel, Hexen und Gespenster herum und versuchten, den Menschen zu schaden; Ställe und Häuser mussten daher mit Weihrauch geschützt werden. (Andererseits waren in dieser Zeit besonderer Magie auch Wetter- und Erntevoraussagen für das kommende Jahr möglich.) Grundlage für diese Vorstellung war die unterschiedliche Länge von Mond- und Sonnenjahr: Das Mondjahr umfasst nur 354, das Sonnenjahr bekanntlich 365 Tage; das ergibt eine Differenz von 11 Tagen respektive 12 Nächten. Diese Tage und Nächte, die eigentlich nirgendwo so richtig hingehörten, nicht ins alte, nicht ins neue Jahr (auch bei uns heißt heute die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr die Zeit „zwischen den Jahren“): Es waren verlorene Tage; das nutzte das Böse aus, es hatte jetzt viel mehr Macht als im übrigen Jahr. Die gefährlichsten Nächte waren Heiligabend, Silvester und die Nacht vor Dreikönig. Auf diese heidnischen Bräuche im Detail einzugehen, ist hier nicht der Ort; nur soviel ist wichtig: Daraus entwickelten sich, ausgehend von der schon von Haus aus recht emotionalen Ukraine, besonders in bäuerlichen Gebieten die Traditionen der Maskenumzüge (die es auch in Westeuropa gab) und des wilden, manchmal schon gefährlichen „Schabernacks“. Bei den gehobenen Schichten wurde mit Maskenbällen, Kartenlesen und anderen „Gepflogenheiten“ der russische „Fasching“ daraus. Es gibt verschiedene Beispiele für Schilderungen der Raunächte-Bräuche. Lew Tolstoi (*1828, †1910) hat z. B. in Krieg und Frieden die Episode Die Vermummte aus Otradnoje geschrieben, die in der Weihnachtszeit auf einem russischen Gut spielt. Und auch Iwan Gontscharow (*1812, †1891) beschäftigt sich in Das Weihnachtsfest (1875; in: Ein Monat Mai in Petersburg. Erzählungen und Erinnerungen, 1875–1891) mit den heidnischen Festtraditionen. (Das Fantastische gibt es übrigens auch in der westeuropäischen Weihnachtsliteratur – siehe Charles Dickens und andere –, nur nicht so ausgeprägt.)

Viele andere russische Weihnachts- sind eigentlich Wintererzählungen, in denen die Freude über den eingezogenen Winter zum Ausdruck kommt. Auch in deutschen Erzählungen zur Weihnacht spielt der Schnee sehr häufig eine große Rolle, allerdings aus romantischen Gründen. In Westeuropa wird man sich verständlicherweise fragen, wie sich die Russen auf eine Zeit freuen können, in der Temperaturen von bis zu –30° Celsius herrschen. Abgesehen davon, dass die trockene Kälte von z. B. -20° aufgrund des kontinentalen Klimas in Russland bei Weitem nicht so unangenehm ist wie nur wenige Grade Minus im feuchten, gemäßigten Klima hierzulande, gibt es noch eine ganz praktische Erklärung: Der nasse Herbst ist in Russland (noch heute) die schlimmste Jahreszeit; alles versinkt in Matsch und Sumpf, ein Reisen auf den unbefestigten Straßen – und sei es auch nur für kurze Strecken – war insbesondere in der Zeit der Kutschen (aber auch heute noch, trotz Allradantrieb) eine mühselige und schlammige Angelegenheit. Erst wenn der Boden durch kräftige Minusgrade bis in die Tiefe durchgefroren war und dicker Schnee darauf lag, war es ein Genuss, mit der Schlittentroika durch die Gegend zu jagen. Von der Liebe zum Winter zeugen die zahlreichen Wintermärchen wie Ded Moros oder Snegurotschka oder Das Schneemädchen – alle von Alexander Afanasjew (*1826, †1871), dem russischen Pendant zu den Gebrüdern Grimm, gesammelt. Zu guter Letzt werden in der Rubrik Weihnachtsgeschichten noch viele Tiergeschichten erzählt, in denen häufig die unverdorbene Nächstenliebe zwischen Mensch und Tier dargestellt wird – wobei der eigentliche Bezug zu Weihnachten manchmal ein völlig nebensächlicher ist. Ein herausragendes Beispiel hierfür ist Leskows Erzählung Das Tier (1883) auch unter dem Titel Sganarell der Bär, eine (auch mich immer wieder) zu Tränen rührende (manche sagen rührselige) Geschichte. Und

dann

gibt

es

da

noch

die

Erinnerungen

vieler

Schriftsteller an ihre Kindheit, die – wie bei alten Männern so üblich – oft mehr oder weniger verklärt sind, aber dennoch kulturhistorisch wertvolle Aufzeichnungen und literarisch glänzende Erzählungen sind. Einige Beispiele sind: Maxim Gorki (*1868, †1936): Bevor ich ein Schulkind wurde aus Maxim Gorki, Meine Kindheit (1913) und Kirchgang aus Maxim Gorki,Unter fremden Menschen (1914) Alexej Tolstoi (*1883, †1945) Der Tannenbaum aus Alexej Tolstoi, Nikitas Kindheit (1921) Tatjana Tolstaja (*1864, †1950) Weihnachten bei uns zu Hause aus Tatjana Tolstoi, Ein Leben mit meinem Vater. Erinnerungen an Leo Tolstoi. Konstantin Paustowskij (*1892, †1968) Wie wenig braucht der Mensch zu seinem Glück aus Konstantin Paustowskij, Unruhige Jugend (1955) Fürst Pjotr Alexejewitsch Kropotkin (*1842, †1921) Weihnachten auf Vaters Gut aus Fürst P. Kropotkin, Memoiren eines Revolutionärs (1899) Alexander Herzen (*1812, †1870) Orgie am Nikolaustag aus Alexander Herzen, Mein Leben. Memoiren und Reflexionen (1851) Iwan Schmeljow (*1875, †1950) Die Vorfasten und Weihnachten aus Iwan Schmeljow, Wanja im heiligen Moskau. Der Roman meiner Jugend (1933) Erinnerungen an ein Weihnachtsfest ganz besonderer Art, nämlich an Weihnachten im sibirischen Straflager, hat Fjodor Dostojewskij (*1821, †1881) in der Episode Das Weihnachtsfest (Aus einem Totenhaus, 1861) festgehalten. С Рождеством Христовым! (S Raždestvom Christovym!) wünscht Hanns-Martin Wietek

Weihnachtsgeschichten aus Russland Diedrichs, Ulf [Hrsg.], Wenn

Väterchen

Frost

kommt,

Weihnachtsfreuden in Rußland. dtv 1999 Blume, Monika [Hrsg.], Weihnachten in Russland, Erzählungen von Dostojewskij bis Tolstoi. Sanssouci Verlag 1997 Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung Русская Православная Церковь mospat.ru/ru/

Betrogene Weihnachtsmänner in St. Petersburg [Von Eugen von Arb/SPZ] – Mehr als 130 potentielle Weihnachtsmänner und „Snegurotschki“, wie die Begleiterin von Santa Claus in Russland heisst, wurden Opfer einer Betrügerbande. Sie heurte die Frauen und Männer zum Einsatz in der Neujahrsnacht an und verlangte einen Pfand für das Kostüm, mit dem sie dann verschwand. Bis zu 100.000 Rubel Verdienst hatte die Firma „Prasnik Plus“ den Arbeitssuchenden bei ihrem frohen Dienst für Familien und Kinder versprochen. Die Strohfirma hatte mit Gratisannoncen auf der Inseratenseite Avito.ru nach Interessenten gesucht. Darauf meldeten sich mindestens 135 Personen, mit denen man einen Arbeitsvertrag unterschrieb und dabei ein Depot von 4500 Rubel für das Arbeitskostüm einzog. Als die Leute dann am vereinbarten Tag zur Einkleidung am Tranportny Pereulok erschien, war die Tür verschlossen und das Telefon abgeschaltet. Erst als sich immer mehr Leute an der Adresse versammelten und niemand öffnete, merkten die Leute, dass sie belogen worden waren und die Betrüger mit den angeblichen Depot-Geldern von insgesamt 600.000 Rubel verschwunden waren.

Gemeinsam wandten sich die Opfer an die Polizeu, die mittlerweile gegen die vierköpfige Bande ermittelt. Wie die Nachrichtenagentur Rosbalt schreibt, ist die Identität der vier Frauen bereits bekannt. Der Artikel erschien zuerst beim St. Petersburger Herold >>>