JahresBerIcht Der stiftung BerlIner MaUer

2013 JahresBerIcht Der stIFtUnG BerlIner MaUer © Stiftung Berliner Mauer, Foto: J. Hohmuth Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde Gedenkst...
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2013 JahresBerIcht Der stIFtUnG BerlIner MaUer

© Stiftung Berliner Mauer, Foto: J. Hohmuth

Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde

Gedenkstätte Berliner Mauer

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Jahresbericht der Stiftung Berliner Mauer 2013

Jahresbericht der Stiftung Berliner Mauer 2013

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung 6

8.

Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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8.1. Pressemitteilungen, Termine und Interviews 47 2.

Die Stiftung Berliner Mauer 10

8.2. Medienanfragen 48

2.1.

Stiftungsauftrag und Standorte

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8.3. Veröffentlichungen und Marketing 49

2.2.

Gremien 11

8.4. Digitales Angebot 49

2.3.

Finanzierung und Verwaltung 13

2.4.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

3.

Die Erweiterung der Gedenkstätte Berliner Mauer und der Umbau

10. Veranstaltungen 52



des Dokumentationszentrums 17

10.1. Veranstaltungen und Tagungen 53

3.1.

Baumaßnahmen

10.2. Regelmäßige Führungen 66

3.2.

Neue Dauerausstellung im Dokumentationszentrum Bernauer Straße 111

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9. Besucherservice 50

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11. Publikationen 67

4. Forschung und Bibliothek 23

11.1. Publikationen in den Reihen der Stiftung

67

4.1.

11.2.

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Forschungs- und Ausstellungsprojekte 23

Publikationen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

4.2. Bibliothek 25 12. Vorträge 69 5.

Sammlungen und Archiv 25

5.1. Bestände und Datenbanken 25 5.2. Dokumentation

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5.3.

Nutzung der Bestände für Veranstaltungen und Fachgespräche

31

6.

Zeitzeugenarbeit und Biografieforschung 33

6.1. Allgemeine Entwicklungen 34 6.2. Forschungs- und Dokumentationsprojekte 36 6.4.

Todesopfer an der Berliner Mauer



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6.5. Anfragen und Fachgespräche 39 7. Historisch-politische Bildungsarbeit 40 7.1.

Führungen, Seminare und Projekte am Standort Erinnerungsstätte

Notaufnahmelager Marienfelde 41 7.2.

Führungen, Seminare und Projekte am Standort Gedenkstätte Berliner Mauer

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© Stiftung Berliner Mauer, Foto: G. König

6.3. Besondere Veranstaltungen des Arbeitsbereichs 37

7.3. Erweiterung des Bildungsangebotes 43

Michelle Obama besucht die Gedenkstätte Berliner Mauer

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Jahresbericht der Stiftung Berliner Mauer 2013

Jahresbericht der Stiftung Berliner Mauer 2013

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Mit dem Jahr 2013 geht für die Stiftung Berliner Mauer ein richtungsweisendes Jahr zu Ende. Bleibenden Eindruck haben die Feierlichkeiten zu „60 Jahre Notaufnahmelager Marienfelde“ hinterlassen: Ein Jubiläum, das nicht nur auf die Geschichte des Notaufnahmelagers zurückblickte, sondern auch die Arbeit der Erinnerungsstätte würdigte und die Aktualität und Brisanz der Themen Migration, Flucht und Integration hervorhob. Neben Podiumsdiskussionen, Buchvorstellungen, einer wissenschaftlichen Tagung und einer geführten Bustour, fand am 14. April der offizielle Festakt mit Bundespräsident Joachim Gauck, dem Bürgermeister und Senator für Inneres und Sport von Berlin, Frank Henkel, sowie zahlreichen Zeitzeugen und 140 geladenen Gästen aus Gesellschaft und Politik statt. Die nationale und internationale Akzeptanz der Gedenkstätte Berliner Mauer stellt ein besonderer Besuch am 19. Juni 2013 unter Beweis: Gemeinsam mit ihren zwei Töchtern besichtigte Michelle Obama in Begleitung von Prof. Joachim Sauer, dem Ehemann von Bundeskanzlerin Angela Merkel, im Rahmen des offiziellen Berlin-Besuchs von US-Präsident Barack Obama die Gedenkstätte. Mit insgesamt rund 850.000 Besuchern in der Gedenkstätte Berliner Mauer und der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde 1 konnte die Stiftung Berliner Mauer 2013 erneut einen Besucherrekord verzeichnen. Bereits bis Ende August kamen mehr als 500.000 Menschen in die Gedenkstätte Berliner Mauer. Diese erfreuliche Entwicklung ist für die Stiftung Bestätigung und Ansporn zugleich: Sie zeigt, dass das Konzept, umfassende historische

© Stiftung Berliner Mauer, Foto: G. Simons

1. Einleitung

Axel Klausmeier, Direktor der Stiftung Berliner Mauer, begrüßt die letzte Besucherin vor dem Umbau des Dokumentationszentrums

Information mit individuellen Perspektiven zu verbinden, in großem Maße angenommen wird. Gleichzeitig arbeiten die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen daran, das Angebot mit Seminaren, Sonderführungen und Veranstaltungen kontinuierlich und generationsgerecht an neueste Forschungsergebnisse anzupassen und dabei touristische Anforderungen zu berücksichtigen. Denn es geht nicht nur um die Quantität an Besuchern, sondern gerade auch um die Qualität des Informationsangebots. Insgesamt fanden 2013 mehr als 80 Veranstaltungen und Sonderführungen auf Initiative der Stiftung Berliner Mauer statt. Dabei bildete das Programm anlässlich des 50. Jahrestages des Besuchs von John F. Kennedy in Berlin einen besonderen Höhepunkt. Gemeinsam mit dem

1 Die Zahl der Gesamtbesucher bezieht sich auf die Ausstellungen der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde, das Besucher- und das Dokumentationszentrum und die Kapelle der Versöhnung sowie die Außenausstellung der Gedenkstätte Berliner Mauer im ehemaligen Grenzstreifen in der Bernauer Straße.

Bundespräsident Joachim Gauck besucht die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde

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Jahresbericht der Stiftung Berliner Mauer 2013

Jahresbericht der Stiftung Berliner Mauer 2013

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Das Jahr 2013 brachte auch einige einschneidende Veränderungen mit sich: Nach mehr als zwölf Jahren wurde am 3. Oktober das sanierungsbedürftige Dokumentationszentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer für 13 Monate geschlossen. Am letzten Öffnungstag nutzten noch einmal mehr als 2.500 Menschen die Gelegenheit, die dort gezeigte Ausstellung zum Mauerbau 1961 zu sehen. Sanierung und Umbau des Dokumentationszentrums sollen bis zum 25. Jahrestag des Mauerfalls am 9. November 2014 abgeschlossen sein. Dann wird das Haus mit einer neuen Dauerausstellung wieder eröffnet. Am Ende des für die Stiftung überaus erfolgreichen Jahres stand ein herber Verlust. Am 6. Dezember verstarb Pfarrer Manfred Fischer (1946–2013), der von 1975 bis 2013 Pfarrer der Evangelischen Versöhnungsgemeinde war. Als Spiritus Rector der Gedenkstätte Berliner Mauer hat er sich mit Vehemenz und Verve wie kein anderer für einen Gedenkort in der Bernauer Straße eingesetzt. Er war intellektueller und kreativer Ratgeber sowie unermüdlicher Kämpfer für ein angemessenes Gedenken an die Opfer der Berliner Mauer. Die Stiftung verlor mit seinem Tod völlig unerwartet einen enorm wichtigen Ansprechpartner, Ratgeber, Inspirator und Mentor. Noch zu Beginn des Jahres hatte die Stiftung ein wissenschaftliches Kolloquium zu Ehren von Manfred Fischers 65. Geburtstag ausgerichtet, bei dem unter dem Titel „Erinnerungsarbeiten“ viele Weggefährten, Freunde und Kollegen gemeinsam sein Wirken reflektierten. Im März 2013 hatte der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, ihm das Verdienstkreuz 1. Klasse der

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Bundesrepublik Deutschland überreicht. Die Stiftung Berliner Mauer wird das Andenken an Manfred Fischer in Ehren bewahren und alle Anstrengungen darauf setzen, die von ihm angestrebte Erweiterung der Gedenkstätte Berliner Mauer zum 25. Jahrestag des Mauerfalls fertig zu stellen. Zugleich wird es darum gehen, auch zukünftig das Angebot weiterhin offen zu gestalten, Flexibilität im Denken zu bewahren: Manfred Fischer hatte immer wieder vor der irrigen Vorstellung gewarnt, man könne mit einer Gedenkstätte jemals „fertig werden“. Dieser intellektuellen Herausforderung werden sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung auch zukünftig stellen.

Prof. Dr. Axel Klausmeier Direktor der Stiftung Berliner Mauer

© Stiftung Berliner Mauer, Foto: G. Simons

Alliiertenmuseum initiierte die Stiftung das stadtweite Veranstaltungsprogramm „50 Jahre John F. Kennedy in Berlin“ und beteiligte sich mit einer Fotoausstellung und zwei Diskussionsabenden daran. Die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde nahm 2013 erstmals an der 33. Langen Nacht der Museen teil.

Besucher entzünden Kerzen am Denkmal zum Jahrestag des Mauerfalls am 9. November

Jahresbericht der Stiftung Berliner Mauer 2013

Jahresbericht der Stiftung Berliner Mauer 2013

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2. Die Stiftung Berliner Mauer „Zweck der Stiftung ist es, die Geschichte der Berliner Mauer und der Fluchtbewegungen aus der Deutschen Demokratischen Republik als Teil und Auswirkung der deutschen Teilung und des OstWest-Konflikts im 20. Jahrhundert zu dokumentieren und zu vermitteln, sowie deren historische Orte und authentische Spuren zu bewahren und ein würdiges Gedenken der Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft zu ermöglichen.“ Stiftungsgesetz, §2, (1)

2.1. Stiftungsauftrag und Standorte Nach Verabschiedung des Gesetzes über die Errichtung der Stiftung Berliner Mauer und der Konstitution des Stiftungsrats im Jahr 2008 hat die Stiftung im Januar 2009 ihre Arbeit aufgenommen. Ihre Gründung ist Teil des 2006 vom Berliner Senat verabschiedeten dezentralen Gedenkstättenkonzepts. In der Stiftung wurden die beiden bestehenden Institutionen, Gedenkstätte Berliner Mauer und Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde, zusammengeführt. Sie bilden heute die beiden Standorte der Stiftung. Mit dem Ziel, in Zukunft die Arbeitsstrukturen an beiden Standorten der Stiftung zu optimieren, wurden im Jahr 2013 gezielt die Arbeitsbereiche Archiv/Sammlungen sowie Marketing/Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für beide Standorte zusammengeführt. Eine Chance hierfür bietet die Tatsache, dass die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde aufgrund der Umbauarbeiten in den Büroräumen der Gedenkstätte Berliner Mauer für einen Teil der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zum Arbeitsort geworden ist. Für die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde selbst hat eine Stärkung und langfristige Sicherung des Standorts oberste Priorität. Da im November 2013 der langjährige Nutzungsvertrag mit der Bundesimmobiliengesellschaft (BIMA) ausgelaufen ist und sich nur noch jeweils um ein Jahr verlängert, bemüht sich die Stiftung um eine zeitnahe Lösung. Dies hat umso größere Bedeutung, da von der BIMA ein Verkauf des Geländes des ehemaligen Notaufnahmelagers vorgesehen ist. Die Stiftung Berliner Mauer strebt deshalb in jedem Fall in Abstimmung mit Bund und Land eine langfristige vertragliche Regelung an. Eine Stärkung des Standorts in Marienfelde soll auch durch den kontinuierlichen Ausbau der Vermittlungs- und Bildungsarbeit erreicht werden. Vor diesem Hintergrund wurde gezielt Kontakt zu politischen Entscheidungsträgern auf den verschiedenen Ebenen aufgenommen. Dabei konnten auch neue Optionen der Zusammenarbeit beim Besuch von Partnerstädten und im internationalen Jugendaustausch ausgelotet werden. Einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit der Erinnerungsstätte stellen die jährlich geplanten Sonderausstellungen dar. Der Umbau des Dokumentationszentrums der Gedenkstätte Berliner Mauer und die geplante Einrichtung einer neuen Dauerausstellung erforderte eine komplette Räumung des Dokumentationszentrums ab Oktober 2013 für etwa ein Jahr. Es mussten sowohl Arbeitsplätze für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefunden werden als auch Räumlichkeiten zur Einlagerung des Archivs, von Sammlungsgegenständen und auch teilweise Büroeinrichtungen. Es wurde entschieden, einen

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Jahresbericht der Stiftung Berliner Mauer 2013

Außenansicht der Gedenkstätte Bernauer Straße

Dauerausstellung in der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde

Teil der Arbeitsplätze in die Erinnerungsstätte nach Marienfelde zu verlagern und die andere Hälfte der Büros in Containern unterzubringen, die hinter dem Besucherzentrum aufgestellt wurden. In Vorbereitung des Umzugs mussten zahlreiche logistische Aufgaben gelöst werden. Mit dem Umzug wurde das Computernetzwerk neu konzipiert, so dass von beiden Standorten und von allen Häusern ein Zugriff auf das Netzwerk möglich ist. Ziel war es, eine tragfähige Netzwerkstruktur zu etablieren, die auch nach dem Rückumzug ein häuserübergreifendes flexibles Arbeiten absichert.

2.2. Gremien Die drei gesetzlichen Organe der Stiftung Berliner Mauer sind der Stiftungsrat, der Vorstand und der Beirat. Der Stiftungsrat beschließt alle Angelegenheiten von grundsätzlicher oder besonderer Bedeutung sowie den Haushaltsplan. Vorsitzender ist laut Gesetz das für kulturelle Angelegenheit zuständige Mitglied des Berliner Senats. Der Stiftungsrat, der sich in seiner ersten Sitzung am 7.11.2008 konstituierte, tagte 2013 zwei Mal. Die beiden Sitzungsprotokolle liegen vor. Stiftungsrat Vorsitzender Staatssekretär André Schmitz Der Regierende Bürgermeister von Berlin / Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Vertreten durch: Dr. Christine Regus, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten Stellvertreterin (bis April 2013) Ministerialdirektorin Dr. Ingeborg Berggreen-Merkel Abteilungsleiterin beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Vertreten durch: Dr. Susanne Olbertz, BKM Stellvertreter (seit April 2013) Ministerialdirektor Dr. Günter Winands Abteilungsleiter beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) Vertreten durch: RD Dr. Thomas Wagner, BKM

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Mitglieder (alphabetisch)

Mitglieder (alphabetisch)

Dr. Petra Bahr Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Vertreterin der Evangelischen KircheBerlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO)

Marianne Birthler Ehemalige Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik Prof. Dr. Monika Flacke Deutsches Historisches Museum, Berlin

Pfarrer Manfred Fischer († 6.12.13) Vorsitzender des Fördervereins Gedenkstätte Berliner Mauer Vertreten durch: Rudolf Prast

Dr. Hans-Hermann Hertle Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam Dr. Helge Heidemeyer Vorsitzender des Fördervereins Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde Vertreten durch: Harald Fiss, Ehrenvorsitzender des Fördervereins Prof. Dr. Klaus-Dietmar Henke

Vorsitzender des Beirats der Stiftung Berliner Mauer, Prof. em. Technische Universität Dresden Vertreten durch: Prof. Manfred Wilke, Berlin

Prof. Dr. Hans-Walter Hütter Präsident der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn Dr. Anna Kaminsky Geschäftsführerin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin Holger Kulick

Evangelische Kirchengemeinde Sophien, Berlin

Vorstand der Stiftung Vorstand der Stiftung ist der Direktor der Stiftung. Er wird vom Stiftungsrat bestellt und führt die laufenden Geschäfte der Stiftung. Er ist dabei an die Beschlüsse und Weisungen des Stiftungsrats gebunden.

Petra Morawe

Arbeitsstelle der Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur

Dr. Ehrhart Neubert

Bürgerbüro e.V., Berlin

Beirat der Stiftung Der Beirat berät den Stiftungsrat sowie den Vorstand in allen inhaltlichen und gestalterischen Fragen. Ihm gehören Vertreterinnen und Vertreter von Gedenkstätten, Einrichtungen, Gruppen und Initiativen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie weitere qualifizierte Persönlichkeiten an, die mit dem Stiftungszweck befasst sind. Die Mitglieder werden vom Vorsitzenden des Stiftungsrats im Einvernehmen mit dem für Angelegenheiten der Kultur zuständigen Mitglied der Bundesregierung berufen. Der Beirat der Stiftung, der sich bereits in den Jahren 2007 und 2008 etabliert und die umfangreichen Vorbereitungen für die Gedenkstättenerweiterung an der Bernauer Straße wesentlich mitgetragen hat, tagte 2013 zwei Mal unter der Leitung des Vorsitzenden, Professor Dr. Henke (6.9. sowie 6.12.2013). Die Protokolle liegen vor. Der Beirat wurde, dem Stiftungsgesetz von 2008 folgend, im Oktober 2010 für die nächsten fünf Jahre neu berufen und im Zuge dessen auf 15 Mitglieder reduziert. Er setzt sich seit der konstituierenden Sitzung am 1. Oktober 2010 wie folgt zusammen:

Prof. Dr. Leo Schmidt Brandenburgische Technische Universität Cottbus, Lehrstuhl Denkmalpflege

Vorsitzender Prof. Dr. Klaus-Dietmar Henke Prof. em. Technische Universität Dresden

2.3. Finanzierung und Verwaltung

Prof. Dr. Waltraud Schreiber Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt Rainer Wagner Vorsitzender der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG) Prof. Dr. Hermann Wentker Institut für Zeitgeschichte, Berlin Prof. Dr. Manfred Wilke

Prof. em. Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin

Die Stiftung Berliner Mauer ist laut Gesetz eine selbstständige Stiftung öffentlichen Rechts. Sie wird institutionell zu gleichen Teilen vom Land Berlin und von der Bundesrepublik Deutschland finanziert. Geldgeber sind auf Berliner Seite der Regierende Bürgermeister von Berlin (Senatskanzlei / Kulturelle Angelegenheiten) und auf Bundesseite der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Stellvertreter Prof. Dr. Karl F. Schumann Prof. em. Universität Bremen

Die Stiftung gehört zum Kreis der institutionellen Zuwendungsempfänger. Sie erhält regelmäßige

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Jahresbericht der Stiftung Berliner Mauer 2013

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jährliche Zahlungen von insgesamt rund 1,5 Millionen Euro. Die Aufstellung des Haushalts erfolgt nach den haushaltsrechtlichen Bestimmungen der Zuwendungsgeber.

Freiheit, Stephanie Besucherservice / Sekretariat (Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde)

Seit dem 17. September 2008 ist die Stiftung für die Verwaltung der ihr zur Verfügung gestellten Haushaltsmittel selbst verantwortlich. Der Vorstand, also der Direktor der Stiftung, legt dazu jedes Jahr einen Entwurf für den Haushaltsplan vor, den der Stiftungsrat bestätigen muss. Die Anmeldung des Vorstandes berücksichtigt alle nach seiner Einschätzung notwendigen Mittel für die Erfüllung der Stiftungsaufgaben. Der Plan wird sodann zwischen Land und Bund für das jeweilige Haushaltsjahr verhandelt. Die Höhe der Zuwendungen bemisst sich jedoch letztlich an den Möglichkeiten der öffentlichen Haushalte. Die Ausgaben der Stiftung lassen sich in Personal- und sächliche Verwaltungsausgaben unterteilen. Die Personalausgaben umfassen die Gehälter und Löhne der fest angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Mittel für Honorar- und Zeitarbeitskräfte sowie Aushilfen.

Hähnel, Wolfgang

Hausmeister (Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde)

Harris, Julia

Besucherservice (Gedenkstätte Berliner Mauer)

Hüttig, Maren

Verwaltung ab 1. September 2013

Kimmel, Dr. Elke

Neue Dauerausstellung

Klausmeier, Prof. Dr. Axel

Direktor

Die sächlichen Verwaltungsausgaben umfassen die Aufwendungen für die gesamte inhaltliche Arbeit, den laufenden Betrieb sowie die Bewirtschaftungskosten für Grundstücke und Gebäude der Stiftung. Über diese institutionellen Haushaltsmittel hinaus erhielt die Stiftung im Jahr 2013 auf Antrag weitere, projektgebundene Zuwendungen und Sondermittel von öffentlichen Geldgebern. Ergänzende Angaben hinsichtlich der Finanzen werden zu gegebenem Zeitpunkt nachgereicht, da das vorliegende Zahlenmaterial noch nicht durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft und damit noch nicht vom Stiftungsrat genehmigt ist.

Korsak, Karina

Koordination Besucherservice (Gedenkstätte Berliner Mauer)

Kufeke, Dr. Kay

Forschung und Bibliothek (Gedenkstätte Berliner Mauer)

Merkel, Barbara

Verwaltung (Gedenkstätte Berliner Mauer)

2.4. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter In der Leitung der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde hat sich 2013 eine Neuerung ergeben: Dr. Maria Nooke, die stellvertretende Direktorin der Stiftung Berliner Mauer, übernahm ab Juli 2013 für drei Jahre die Leitung der Erinnerungsstätte, da Bettina Effner mit 70 Prozent ihrer Arbeitszeit von ihrer bisherigen Tätigkeit freigestellt wurde, um das neue Forschungsprojekt „Im Westen angekommen? Die Integration von DDR-Zuwanderern als historischer Prozess“ mit einem Einzelprojekt zu unterstützen (siehe Kapitel 3). In einem begrenzten Zeitrahmen steht Frau Effner neben ihrer Forschungstätigkeit auch weiterhin für Aufgaben der Erinnerungsstätte zur Verfügung. Folgende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren 2013 in der Stiftung Berliner Mauer beschäftigt: Berger, Hannah

Leitung, Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Bilger, Judith Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde) Dollmann, Lydia

Zeitzeugenarbeit, Biografieforschung (Gedenkstätte Berliner Mauer) ab 15. Juli 2013

Effner, Bettina

Leitung Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde ab 1. Juli 2013 zu 70% für ein Forschungsprojekt freigestellt

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Muhle, Dr. des. Susanne Neue Dauerausstellung / Historisch-Politische Bildungsarbeit (Gedenkstätte Berliner Mauer) Nooke, Dr. Maria

Stellvertretende Direktorin, Leitung Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde, Leitung Zeitzeugenarbeit / Biografieforschung (Gedenkstätte Berliner Mauer)

Olsson, Natascha

Besucherservice (Gedenkstätte Berliner Mauer)

Pamperin, Antonia

Besucherservice (Gedenkstätte Berliner Mauer)

Passens, Dr. Katrin

Historisch-Politische Bildungsarbeit (Gedenkstätte Berliner Mauer)

Ramm, Ljubov

Reinigung (Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde)

Richter, Steffen

Verwaltung (Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde)

Ronis, Oksana**

Koordination Besucherservice (Gedenkstätte Berliner Mauer)

Sälter, Dr. Gerhard***

Forschung und Dokumentation (Gedenkstätte Berliner Mauer)

Schlusche, Dr. Günter

Planungs- und Baukoordination (Gedenkstätte Berliner Mauer)

Steinhausen, Kathrin Historisch-Politische Bildungsarbeit (Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde) Thielecke, Kathrin

Besucherservice (Gedenkstätte Berliner Mauer)

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Voigt, Ralf

Hausmeister (Gedenkstätte Berliner Mauer)

Waldow-Buchmeier, Rainer Leitung Verwaltung Wichmann, Dr. Manfred

Leitung Sammlungen und Archiv

Buchstand Besucherzentrum Gedenkstätte Berliner Mauer Frederich, Norbert Schwarzer, Gertrud

Besucherservice Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde Ebeling, Yvonne Endres-Vesivalo, Helga Görke, Jutta Hähnel, Juliane Klaudies, Maria Seimann, Jasmin Sekulla, Doris

Wissenschaftliche Volontärinnen und Volontäre Böhme, Katja Hoffmann, Nadine Thiele, Cornelia Villinger, Clemens

Studentische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Baumann, Kathrin Flämig, Katharina* Fleischhauer, Thea Galle, Susanne Joachim, Josephin König, George* Wengler, Margarethe Wolf, Annette * ** ***

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Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Zeitzeugenarbeit und Biografieforschung Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Historisch-politische Bildung Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Grafik) Forschung und Dokumentation Direktion, Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

im Berichtszeitraum ausgeschieden im Berichtszeitraum beurlaubt im Berichtszeitraum für ein Forschungsprojekt freigestellt

Jahresbericht der Stiftung Berliner Mauer 2013

3. DIE ERWEITERUNG DER GEDENKSTÄTTE BERLINER MAUER UND DER UMBAU DES DOKUMENTATIONSZENTRUMS 3.1. BaumaSSnahmen Die Grundlage für die Baumaßnahmen der Stiftung stellt das Erweiterungskonzept des Senats vom Mai 2006 dar. Bis auf die letzten zwei Abschnitte der Open-Air-Ausstellung im ehemaligen Grenzstreifen und den Umbau des Dokumentationszentrums (Bernauer Straße 111) sind von den darin genannten Erweiterungselementen alle Elemente realisiert worden.

Erweiterung der Außenausstellung der Gedenkstätte Berliner Mauer im ehemaligen Grenzstreifen Gemäß der Abstimmung zwischen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, der Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten und der Stiftung Berliner Mauer wurde nach der erfolgreichen Fertigstellung der Abschnitte D2 (Ruppiner – Swinemünder Str.) und D3 (Swinemünder – Wolliner Str.) entschieden, dass die bauliche Durchführung der Erweiterung im Abschnitt zwischen Wolliner und Schwedter Str. (D 4) im Jahr 2013 und im Abschnitt zwischen Brunnen- und Ruppiner Str (D 1) im Jahr 2014 erfolgen soll. Der dementsprechend geänderte Kostenplan wurde mit den Vertretern der Zuwendungsgeber abgestimmt (15.11.2012). Der damit korrespondierende Antrag der Stiftung auf Mittelumschichtung wurde vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien positiv entschieden. Die positive Entscheidung des Zuwendungsgebers der EU-EFRE-Mittel erhielt die Stiftung im Oktober 2013. Damit ist die Projektlaufzeit von allen Zuwendungsgebern auf den 31. Dezember 2014 und die maximale Höhe der Gesamtkosten der Außenausstellung auf 5.6 Mio Euro brutto einvernehmlich festgelegt. Planungsrechtliche Situation Der das gesamte Gebiet der Gedenkstätte erfassende Bebauungsplanentwurf 1-40 wurde Ende 2010 nach der 2. öffentlichen Auslegung in den unstrittigen Teilplan 1-40 a für den Kernbereich und den Teilplan 1-40b für den erweiterten Bereich zwischen Brunnen- und Schwedter Straße geteilt. Parallel wurde von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (SenStadtUm) 2010/11 die Einleitung eines Mediationsverfahrens beschlossen, das im Februar 2012 abgeschlossen wurde. Diese Verfahrensentscheidung hat zu einer wesentlichen Verzögerung bei dem erforderlichen Grunderwerb geführt, da einige Eigentümer die Verkaufsverhandlungen während der Dauer dieses Mediationsverfahrens ausgesetzt haben und ihre Bereitschaft zum Verkauf der ihnen gehörenden Teilflächen für die Gedenkstättenerweiterung von einer verbindlich reduzierten Festsetzung der Bebauungsdichte bzw. -höhe abhängig machen. Im August 2012 hat SenStadtUm die Entscheidung getroffen, den Teil-Bebauungsplan 1-40b ein weiteres Mal zu teilen; in den gemäß den Ergebnissen des Mediationsverfahrens geänderten Teilplan 1-40ba für den Abschnitt zwischen Ruppiner- und Schwedter Straße (Bereich D 4) und den Teilplan 1-40bb für den Abschnitt zwischen Brunnen- und Ruppiner Straße (Bereich D 1). Mit dieser Verfahrensentscheidung war für SenStadtUm die Erwartung verbunden, den Verfahrensabschluss für den Teilplan 1-40ba im 1. Halbjahr 2013 und für den Teilplan 1-40bb im 1. Halbjahr 2014 zu erreichen. Jedoch konnte auch dieses Ziel nicht erreicht werden. Stattdessen entschied SenStadtUm sich für eine

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erneute Teilung des B-Plans in einen Teilplan 1-40 bba für den unstrittigen und einen weiteren Teilplan 1-40 bbb für den nach wie vor strittigen Teil des Abschnitts zwischen Brunnen- und Ruppiner Straße. Statt des im Jahr 2005 beschlossenen übergreifenden B-Plans für die gesamte Erweiterungsfläche zwischen Gartenstraße und Schwedter Straße wird die Erweiterung der Gedenkstätte nun in vier B-Planverfahren geregelt, von denen bis heute kein einziger festgesetzt ist. Für den Kernbereich zwischen Garten- und Brunnenstr. kann frühestens Mitte 2014 mit einer Festsetzung des B-Plans 1-40a und für den ersten Teil des Erweiterungsbereichs frühestens Anfang 2015 mit einer weiteren Festsetzung des B-Plans 1-40 ba gerechnet werden. Zur Festsetzung der zwei restlichen B-Pläne 1-40bba und 1-40 bbb ist derzeit keine zeitliche Aussage möglich. Vor diesem Hintergrund erklären sich auch die Verzögerungen bei der Realisierung der Gedenkstätte, die sich vor allem in zwei Bereichen auswirken: Im Bereich des Grunderwerbs und in einem erhöhten planungs- und baurechtlichen Regelungsbedarf. Seit Abschluss des Mediationsverfahrens ist die Stiftung Berliner Mauer sehr bemüht, die eigentumsrechtlichen Voraussetzungen für die Erweiterung der Gedenkstätte zu klären. Dabei konnten im noch fehlenden Bereich zwischen Brunnen- und Ruppiner Straße wesentliche Fortschritte erzielt werden. Im Fall der Teilflächen der Grundstücke Schönholzer Straße 13/14, Schönholzer Straße 19 und Schönholzer Straße 20 (Gesamtfläche 282 m²) steht eine abschließende Einigung über den Verkauf an die Stiftung noch aus. Sofern diese nicht erfolgt, könnte die Erweiterung der Gedenkstätte in diesem Bereich entlang des Postenwegs nicht vollständig umgesetzt werden, so dass der Postenweg nicht durchgängig öffentlich begehbar ist („Sackgassenlösung“). Nach sorgfältiger Abwägung ist die Stiftung zu dem Ergebnis gekommen, auch mit diesem Risiko die Erweiterung der Gedenkstätte fortzuführen. Ausschlaggebend für diese Entscheidung ist die Tatsache, dass die Stiftung Berliner Mauer den ihr erteilten Auftrag zur Erweiterung der Gedenkstätte möglichst vollständig und weitgehend umsetzen möchte; auch als Verpflichtung ihren Zuwendungsgebern gegenüber. Zudem zeigt der sehr große Erfolg der bisherigen Erweiterungen der Gedenkstätte, der sich erneut in einem starken Anstieg der Besucherzahlen niedergeschlagen hat, dass der politische Auftrag und die gestalterische Konzeption der Gedenkstätte in hohem Maß öffentlich angenommen und verstanden wird. Es besteht Grund zu der Annahme, dass bei den bisher nicht verkaufsbereiten Eigentümern mittelfristig doch ein Sinneswandel eintritt, z.B. durch Fluktuation innerhalb der Eigentümerstruktur oder durch Abbau bisher gepflegter Vorurteile. Die städtebauliche und gestalterische Qualität und die damit einhergehende Aufwertung der betroffenen Grundstücke sowie der positive Impuls der bisherigen Erweiterung auf das nachbarschaftliche Umfeld führen – wie in den bereits realisierten Bereichen klar zu beobachten ist – zu steigender Akzeptanz bei den Anrainern. Die 2011 erfolgte Erweiterung des Denkmalschutzes auf den gesamten Verlauf des Postenwegs lässt sich nur dann wirksam einlösen, wenn die Stiftung die entsprechenden Teilflächen erwirbt, fachgerecht bewirtschaftet und der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt. Die Fertigstellung des letzten Abschnitts der Außenausstellung im ehemaligen Grenzstreifen ist wie die Eröffnung der neuen Dauerausstellung im Dokumentationszentrum in der Bernauer Str. 111 für den 25. Jahrestag des Mauerfalls im November 2014 geplant.

Denkmalschutz stehende ehemalige Postenweg verläuft. Gemäß diesem Konzept sollen in der Regel die für den drei Meter breiten Postenweg zuzüglich eines 1-Meter-Streifens nördlich und eines 1-Meter-Streifens südlich benötigten Flächen erworben werden. Dort, wo der Postenweg so über das Grundstück verläuft, dass anderweitig nicht mehr nutzbare Restflächen entstehen, wird das gesamte Grundstück erworben.

Bauarbeiten im Kernbereich an der Bernauer Straße

Mit den Grunderwerbsverhandlungen zugunsten der Stiftung ist der Liegenschaftsfonds Berlin auf Basis eines Geschäftsbesorgungsvertrags beauftragt. In den Fällen, in denen die benötigten Flächen im Besitz des Bundes (d.h. der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, BIMA) sind, haben BIMA und Stiftung direkt die Kaufverträge abgeschlossen. Der Grunderwerb in den Abschnitten D 2 (Ruppiner Str. – Swinemünder Str.) und D 3 (Swinemünder Str. – Wolliner Str.) wurde bereits im Jahr 2011 abgeschlossen, so dass die bauliche Realisierung der Gedenkstättenerweiterung dort bis Mitte 2012 durchgeführt und der Öffentlichkeit übergeben werden konnte.

Stand des Grunderwerbs Der Grunderwerb im erweiterten Bereich der Gedenkstätte Berliner Mauer zwischen Brunnenstraße und Schwedter Straße ist gemäß dem Senatsbeschluss 3710/06 auf diejenigen Teilflächen der Grundstücke beschränkt, auf denen der großenteils noch erhaltene und seit 2011 unter

Im Bereich D 4 beträgt die Gesamtfläche aller für die Stiftung zu erwerbenden Grundstücke bzw. Grundstücksteilflächen gemäß der in Abstimmung mit der Stiftung von der SenStadtUm erstellten Flächenübersicht 1.896 m² (Basis Kaufverträge – Vermessungsbedingte Abweichungen zu früheren Angaben aufgrund neuer Flächenermittlungen). Davon konnten bis Anfang 2013 bis auf drei Teilflächen alle Grundstücke bzw. Grundstücksteilflächen erworben werden. Anfang Mai 2013 wurde auch für die noch offenen drei Teilflächen die Verfügbarkeit für die bauliche Erweiterung sichergestellt. Für die 55 m² große Postenweg-Teilfläche des Grundstücks Wolliner Straße 20/Kremmener Straße 8 wurde

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Ende April 2013 ein Kaufvertrag abgeschlossen, der Nutzen- und Lastenübergang an die Stiftung hat bereits stattgefunden. Für die 171m² große Fläche des Flurstücks 195 hinter der Kremmener Straße 1 steht der einvernehmliche Abschluss eines Kaufvertrags bevor. Aufgrund der komplizierten Eigentumsverhältnisse wurde bis zum Vollzug des Kaufvertrags ein Nutzungsvertrag abgeschlossen, der ab dem 1.5.2013 die uneingeschränkte Nutzung dieses Flurstücks zugunsten der Stiftung und der von ihr zu beauftragenden baulichen Erweiterungsmaßnahmen bis zum Eigentumsübergang sicherstellt. Die Eigentümergemeinschaft der letzten noch offenen Postenweg-Teilfläche hat mehrfach – auch auf öffentlichen Veranstaltungen im Rahmen des von SenStadtUm 2011/12 durchgeführten Mediationsverfahrens – erklärt, dass sie zum Verkauf dieser Teilfläche bereit ist, wenn der entsprechende Bebauungsplan 1-40 ba festgesetzt wird. Da dies nach Auskunft von SenStadtUm erst Anfang 2015 der Fall sein wird, hat die Stiftung Nutzungsverträge mit den Eigentümern der nördlich angrenzenden Teilflächen abgeschlossen, die ab dem 1.5.2013 die uneingeschränkte Durchführung aller für die Erweiterung notwendigen Baumaßnahmen erlauben. Die faktische Begehbarkeit dieser Teilfläche ist ohnehin durchgängig sichergestellt. Erhöhter bau- und planungsrechtlicher Regelungsbedarf Das fehlende Planungsrecht im erweiterten Bereich führt dort, wo ein privater Bauherr in Nachbarschaft zu Grundstücken der Stiftung bauen will, zu einem erhöhten planungs- und baurechtlichen Regelungsbedarf. Dann müssen die – in der Innenstadt häufig vorzufindenden – Abstandsflächenüberschreitungen, die ansonsten durch den B-Plan pauschal geregelt werden, durch bau- und planungsrechtlich verbindliche Übernahmeerklärungen auf den stiftungseigenen Flächen fallbezogen geregelt werden. Hinzu kommen Regelungen für die Baustellenzufahrt, für die Baustelleneinrichtung, für die Feuerwehrzufahrt, für Entfluchtungswege sowie für Geh- und Leitungsrechte. Im Erweiterungsbereich ist dies auf 15 Grundstücken der Fall (s. Aufstellung unten). Ohne diese Vereinbarungen können die Baugenehmigungen für die jeweiligen privaten Vorhaben nicht erteilt werden und es käme zu umfänglichen Verzögerungen bzw. zum Investitionsstau. Trotz des sehr hohen Aufwands, der dabei entsteht, ist die Stiftung auch von Seiten des Bezirksamts gehalten, derartige Vereinbarungen zeitnah mit dem jeweiligen Bauherrn abzuschließen. Den Vereinbarungen liegt ein von Juristen abgefasster Mustervertrag zugrunde, der auf die jeweilige Situation angepasst wird. Durch den Abschluss derartiger Vereinbarungen wird jedoch auch der Bauablauf auf den stiftungseigenen Flächen beeinflusst, so dass auch die von der Stiftung beauftragten Planungsbüros und Firmen in derartige Absprachen einzubeziehen sind. Im Gegenzug wird in einigen Fällen jedoch auch die Regelung von Belangen möglich, die im Stiftungsinteresse liegen (z.B. Nachzeichnungen des Verlaufs der Grenzmauer, Gestaltung von Brandwänden). Der Preis dafür ist allerdings eine umfangreiche und zeitintensive Abstimmung aller beiderseitigen Bauabläufe. Im erweiterten Bereich wurden bzw. werden 15 derartige Vereinbarungen abgeschlossen. Baudurchführung Im 1. Halbjahr 2013 stand die Baudurchführung auf den zum Kernbereich gehörenden Teilflächen der Grundstücke Brunnenstr. 138-140 im Vordergrund, die zum 2. Baumodul (Abschnitt C zwischen Strelitzer und Brunnenstr.) gehören, aber wegen fehlender Grundstücksverfügbarkeit erst ab Ende 2012 bearbeitet werden konnten. Diese Arbeiten konnten im September 2013 abgeschlossen werden. Außerdem wurden während des gesamten Jahres die Arbeiten zur Nachzeichnung der Grenzelemente im Bereich des öffentlichen Straßenlands in Abstimmung mit dem Bezirk Mitte durchgeführt. Zum Abschnitt D 4 im Erweiterten Bereich hat die Stiftung SenStadtUm mitgeteilt, dass der

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Durchführung der für den Zeitraum Juli bis Dezember 2013 geplanten baulichen Erweiterung in diesem Abschnitt in grundstücksbezogener Hinsicht keinerlei Hindernisse mehr im Weg stehen (Vermerk vom 15.5.2013). Im September 2013 hat die beauftragte Firma mit den Bauarbeiten im Abschnitt D 4 begonnen. Diese Arbeiten konnten witterungsbedingt bis Jahresende nicht vollständig abgeschlossen werden. Zudem verhinderten schwere bauliche Mängel die Ausführung einer Brandwandbemalung an dem für die Gedenkstätte wichtigen östlichen Zugangsbereich (Bernauer- /Ecke Schwedter Str.). Diese sind erst vom Grundstückseigentümer zu beseitigen, bevor die Bemalung zum Abschluss gebracht werden kann. Ende Juli 2013 ist der Bauherr des zum Stiftungsgrundstück Bernauer Str. 47C-49 – Teilfläche „Mauerpark-Fenster“ benachbarten Bauvorhabens Bernauer Str. 49 an die Stiftung herangetreten mit dem Wunsch, einen Teil der Stiftungsfläche für die Baustelleneinrichtung dieses Bauvorhabens (Verbaufläche, Aufstellfläche für Gerüst, Aushub etc.) ab 1.10.2013 für ca. ein Jahr zu nutzen, da das Bauvorhaben nur bei Inanspruchnahme dieser Fläche durchführbar sei. Auch nach Auffassung des Bezirksamts Mitte gibt es in bautechnischer Hinsicht praktisch keine Alternative dazu. Nach Rücksprache mit dem Bezirksamt Mitte hat sich ergeben, dass dieses Bauvorhaben im Übrigen mit den Zielen des im Aufstellungsverfahren befindlichen B-Plan-Entwurfs 1-40-ba steht und auch in gestalterischer Hinsicht grundsätzlich abgestimmt ist. Die Stiftung ist deswegen nach Rücksprache mit den übrigen Beteiligten zu der Auffassung gekommen, die benötigte Teilfläche von ca. 170m² diesem Bauherrn bis zum im August 2014 vorgesehenen Abschluss des Bauvorhabens zur Verfügung zu stellen, um die Bebauung des benachbarten Grundstücks Bernauer Straße 49 zu ermöglichen. Das bedeutet jedoch, dass die auf dieser Teilfläche vorgesehenen Baumaßnahmen nicht im Jahr 2013, sondern erst im Jahr 2014 ausgeführt werden können, deren Umfang von dem mit der Ausführungsplanung beauftragten Landschaftsplanungsbüro sinai mit 45.000 Euro angesetzt wird. Aus diesem Grund wird sich der bewilligte Zahlungsmittelabfluss der von Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung (SenWTF) bereitgestellten Mittel der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ in 2013 um diesen Betrag reduzieren. Insgesamt ergibt dies für den Zahlungsmittelabfluss folgendes Bild: Von den ca. 5,6 Mio Euro (hier und im Folgenden gerundete Zahlen), die für die Gesamtmaßnahme der Ausstellung im ehemaligen Grenzstreifen zur Verfügung stehen, sind bis Ende 2013 ca. 4,9 Mio. Euro abgeflossen, davon 2013 ca. 0,46 Mio. Euro. Für die übrigen Baumaßnahmen (Abschnitt D1, Nachzeichnungen, noch ausstehende Restarbeiten) stehen im Jahr 2014 ca. 0,7 Mio Euro zur Verfügung. Mit dieser Summe können alle noch 2014 möglichen Baumaßnahmen finanziert werden.

3.2. Neue Dauerausstellung im Dokumentationszentrum Bernauer StraSSe 111 Der Umbau des Hauses Bernauer Straße 111 und die Einrichtung einer neuen Dauerausstellung zur Berliner Mauer sind ebenfalls Bestandteil des Erweiterungskonzepts des Berliner Senats. Das Haus Bernauer Straße 111 wurde nach einem Teilumbau im Erdgeschoß und dem Anbau des Aussichtsturms mit der Ausstellung „Berlin, 13. August 1961“ im Jahr 2003 eröffnet und hatte im ersten Jahr rund 40.000 BesucherInnen. Seitdem hat sich die Besucherzahl nahezu verzehnfacht und der Forschungs- und Wissensstand zu dem zeitgeschichtlichen Themenkomplex Mauer und Teilung

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ist rapide gewachsen. Daher war eine umfassende Ertüchtigung und energetische Sanierung des Gebäudes und eine substantielle Vergrößerung und wissenschaftliche Neukonzeption der Dauerausstellung unerlässlich. Nach mehrjährigen Vorplanungen und Klärung der Finanzierung wurden die von der SenStadtUm benannten Architekten ZHN (Zerr Hapke Nieländer) Ende 2012 mit der Aufstellung der Bauplanungsunterlagen (BPU) beauftragt. Nachdem im Jahr 2012 die Arbeitsgemeinschaft Christian Fuchs ON architektur (Gewinner des internationalen Wettbewerbs für die Open-Air-Ausstellung von 2007) mit Martin Bennis und Berthold Weidner (ausgewähltes Büro für die grafische Gestaltung der Open Air-Ausstellung nach engerem Auswahlverfahren 2009) ausgewählt wurde, konnte die bereits begonnene Abstimmung zwischen der Stiftung und den Gestaltern 2013 intensiv fortgeführt werden. Das Team des Arbeitsbereichs Forschung und Dokumentation (siehe Kapitel 3) erarbeitete das inhaltliche Konzept für die neue Dauerausstellung, das als „Blaupause“ für die Recherche diente. Intensive Diskussionen um Themen und Schwerpunkte führten zu einem konkreteren Feinkonzept. In Abstimmung mit den Gestaltern konnten die einzelnen Ausstellungsbereiche entwickelt und die Planung präzisiert werden. Zur Vorbereitung der Dauerausstellung gehörte auch die Fertigstellung einer Bauzaunausstellung am Dokumentationszentrum, die ab Mitte November 2013 aufgestellt wurde. In einer kurzen Präsentation von Fotografien und Texten informiert sie die Besucherinnen und Besucher bis zur Wiedereröffnung des Dokumentationszentrums über den Mauerbau in Berlin, aber auch über die Umbaumaßnahmen am Dokumentationszentrum. Über das gesamte Jahr wurde das Feinkonzept für alle Bereiche der Ausstellung inhaltlich entwickelt, gestalterisch bearbeitet und das Drehbuch vorgelegt. Grundlage des Drehbuchs war die ergiebige Recherche der Wissenschaftler in Archiven und bei Zeitzeugen. Die Recherchen zur Ausstellung ergaben eine große Menge an historischem Audio- und Filmmaterial. Sie erfolgten unter anderem im Landesarchiv Berlin, im Stadtmuseum Berlin, im Robert-Havemann-Archiv, in der Polizeihistorischen Sammlung Berlin, im Archiv des BStU, bei vielen Bildagenturen und Zeitzeugen. Zudem konnten Zeitzeugen-Aussagen auf Film dokumentiert und in das Ausstellungskonzept einbezogen werden. Aus beidem ergab sich ein gegenüber dem ursprünglich geplanten Ansatz verstärkter Einsatz multimedialer Mittel. So sind AV-Medien nun an fast allen Stationen der Ausstellung eingeplant. Eine eigene Station mit Zeitzeugenaussagen, das „Archiv der Erinnerung“, war schon Bestandteil des Siegerentwurfs im beschränkten Wettbewerb für die Ausstellungsgestaltung 2012. Ebenso ergab sich eine unerwartete Anzahl von Original-Objekten, die nun ebenfalls in der Ausstellung gezeigt werden können. Der wissenschaftliche Beirat der Stiftung Berliner Mauer beriet auf mehreren Sitzungen (6.9.2013, 6.12.2013) über die inhaltlichen und gestalterischen Vorschläge und billigte schließlich das vorgelegte Feinkonzept sowie das auf dieser Grundlage entwickelte Drehbuch mit der Objektauswahl für die Dauerausstellung.

des Landes Berlin erforderlich. Diese konnten jedoch geklärt werden, ohne dass der für die Stiftung verbindliche Zeitplan für die Ausstellung in Frage gestellt wurde.

4. FORSCHUNG UND BIBLIOTHEK 4.1. Forschungs- und Ausstellungsprojekte Die Tätigkeit des Bereiches Forschung und Bibliothek stand 2013 verstärkt im Zeichen der Vorbereitungen für die geplante neue Dauerausstellung im Dokumentationszentrum in der Bernauer Straße 111, die im November 2014 eröffnet werden soll (siehe Kapitel 3.2). Nahezu alle Kräfte des Arbeitsbereichs richteten sich auf die Recherchen für die künftige Ausstellung. Ergänzend zu den ab November 2012 für die Ausstellung hinzugezogenen zwei Volontärinnen arbeiteten ab Januar 2013 auch zwei Wissenschaftlerinnen jeweils mit einer halben Stelle an der Ausstellung mit. Hilfe leisteten dabei auch zwei Honorarkräfte und einige Praktikanten. Die Ausstellungsvorbereitungen werden auch im Jahr 2014 weitergehen. Seit Oktober 2013 arbeitet das Ausstellungsteam in Baucontainern, da das Dokumentationszentrum umgebaut wird. Neben dem Konzept für die neue Dauerausstellung wurde 2013 folgendes Forschungsprojekt bearbeitet: Forschungsprojekt „Im Westen angekommen?“ Am 1. Juli 2013 startete die Stiftung Berliner Mauer unter demTitel „Im Westen angekommen? Die Integration von DDR-Zuwanderern als historischer Prozess“ ein umfangreiches neues Forschungsprojekt das von der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde angeregt worden war. Das Vorhaben mit einer dreijährigen Laufzeit wird in Kooperation mit der Justus-Liebig-Universität Gießen durchgeführt und von der VolkswagenStiftung im Rahmen ihres Förderprogramms „Forschung in Museen“ finanziert. Sie stellt für das Projekt insgesamt 526.800 Euro bereit. Beteiligt sind als wissenschaftlicher Leiter Prof. Dr. Dirk van Laak (Gießen) sowie als Forschende Bettina Effner (Stiftung Berliner Mauer), Dr. Andrea Genest (Stiftung Berliner Mauer, zugleich Projektkoordinatorin) und Florentin Mück (Gießen). Während letzterer die „Integration von DDR-Zuwanderern in Hessen 1949-1989“ untersucht,

Parallel zur Vorbereitung der Ausstellung erfolgten die Planungs- und Baumaßnahmen zum Umbau des Dokumentationszentrums, geplant durch das Büro ZHN (Zerr/Hapke/Nieländer) als Architekten des Gebäudeumbaus. Die regelmäßigen Projektbesprechungen zur Umbaumaßnahme des Hauses Bernauer Straße 111, an denen das Team der Ausstellungsarchitekten und die Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten beteiligt sind, wurden fortgeführt. Nachdem beim Umbau der Gebäudehülle Kostensteigerungen auftraten, wurden intensive Absprachen mit der zuständigen Fachverwaltung

Das Dokumentationszentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer vor dem Umbau

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konzentrieren sich die beiden Forscherinnen auf Fragen der Integration in West-Berlin und nehmen dabei mit den 1950er/60er Jahren (Genest) und den 1970er/80er Jahren (Effner) unterschiedliche Phasen in den Blick. Die Arbeit von Andrea Genest ist als Post-Doc-Projekt, die beiden übrigen sind als Dissertationsvorhaben angelegt. Ein wichtiges Fundament aller geplanten Untersuchungen bildet der umfangreiche Bestand der Stiftung Berliner Mauer an Zeitzeugeninterviews, die auf Integrationserfahrungen der Betroffenen hin ausgewertet werden sollen. Ziel des Gesamtvorhabens ist es, sowohl Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Integrationsverläufe in West-Berlin und Westdeutschland wie auch Kontinuitäten und Wandel in den Jahren zwischen doppelter deutscher Staatsgründung und Vereinigung herauszuarbeiten.

4.2. Bibliothek Im Bereich der Bibliothek waren auch im Jahr 2013 zahlreiche Neuzugänge zu verzeichnen. Zwei mit dem Thema Mauer eng verbundene Personen schenkten der Gedenkstätte einen Teil ihrer themenbezogenen Bücher. Zusätzlich wurde weiterhin Literatur zu den Themen Berliner Mauer, aber auch zu weiteren Themen aus der Geschichte von DDR und Bundesrepublik angekauft. Es konnten etwa 130 neue Titel verzeichnet werden. Die Anzahl der Datenbank-Einträge (Bücher und Artikel) erhöhte sich dadurch auf ca. 3.630 Einträge. Anfragen von Kollegen, Wissenschaftlern, Studenten und interessierten Laien Die Zahl der Anfragen an den Forschungsbereich zu „Mauerthemen“ aus aller Welt hielt ebenfalls an. Das Interesse von Laien richtete sich dabei vor allem auf Informationen zur genaueren Beschaffenheit der Grenzanlagen. Studenten und Doktoranden erfragten Hilfe und Informationen für ihre Studienarbeiten oder suchten Kontakte zu Zeitzeugen. Wissenschaftliche Anfragen richteten sich auf verschiedenste Themen, unter anderem auf Flüchtlingszahlen, die „Geisterbahnhöfe“, die Geschichte der Mauer-Gedenkfeiern seit 1990 oder auf das Thema „Mauer und Literatur“. Kollegen aus dem Stadtmuseum Berlin und vom Verein historischer Hafen Berlin e.V. erbaten Auskünfte über Objekte und Fotografien.

5. Sammlungen und Archiv Der Bereich Sammlungen und Archiv stellt eine Schnittstelle der wissenschaftlichen und dokumentarischen Arbeit der Stiftung Berliner Mauer dar und dient mittelbar der öffentlichen Vermittlungsund Erinnerungsarbeit in Form von Ausstellungen, Publikationen und Veranstaltungen sowie für die historisch-politische Bildungsarbeit der Stiftung. Grundlage dafür ist eine enge und kontinuierliche Kooperation mit den anderen Abteilungen: Forschungs-, Zeitzeugen- und Ausstellungsrecherchen bilden häufig die Initiative zu Erwerbungen im Sammlungsbereich und der Erweiterung des Dokumentenarchivs, und die verschiedenen Sammlungsbestände liefern wiederum die notwendige breite Quellenbasis für die praxisorientierte und fachliche Vermittlungsarbeit der Stiftung. Gleichzeitig ist der Sammlungsbereich für eigene Projekte verantwortlich, hier sind vor allem die OnlinePräsentationen zu nennen.

5.1. Bestände und Datenbanken

Rekonstruierte Flüchtlingswohnung mit Originalmobiliar in der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde

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Ein vorrangiges Ziel in diesem Bereich stellt die Vereinheitlichung der bestehenden heterogenen Sammlungen und eine entsprechende Zusammenführung der bisherigen Datenbanken dar. Dabei konnten wichtige Schritte und Teilerfolge erzielt werden. Mit der inhaltlichen und technischen Überarbeitung der Datenbanken konnte der Zugriff und die Recherche in den Sammlungsbeständen vereinfacht und deutlich verbessert werden. Dies war vor allem für die Arbeit an der neuen Dauerausstellung wichtig, hat aber auch die Recherche von externen Nutzern und die Beantwortung von Anfragen erleichtert. Im Zusammenhang mit der gleichfalls begonnenen Standardisierung der Verzeichnung sind damit die ersten Schritte auf dem Weg zu einer einheitlichen, umfassenden Samm-

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lungsverwaltung für beide Standorte geleistet worden. Dies ging einher mit der gezielten Aufarbeitung und Inventur der verschiedenen Sammlungsbestände, die sich aus den Bereichen Forschungsarchiv, Objekte, Fotografien, Dokumente, Medien, Karten/Pläne, Pressearchiv und den Zeitschriften zusammensetzen. Ein Großteil der unverzeichneten Bestände konnte neu in die Datenbanken aufgenommen und fachgerecht deponiert werden, womit die Verfügbarkeit für die internen und externen Nutzer ermöglicht wird. Damit einhergehend sind relevante Teilbestände digitalisiert worden und können so in Zukunft auch über Datenbankanwendungen abgerufen werden. sammlung der erinnerungsstätte notaufnahmelager Marienfelde Im Bereich der Sammlung der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde konnte nahezu der komplette unaufgearbeitete Altbestand inventarisiert werden. Dies waren vor allem Mustersammlungen von Erstausstattungen für Flüchtlinge, Materialien der Flüchtlingsseelsorge in Marienfelde sowie eine Reihe von Zeitzeugen-Konvoluten. Zu letzteren gehört der umfangreiche Bestand der Familie Nieske. Ein Teil der Objekte war bereits in der Sonderausstellung „Weihnachten W. Germany“ im Jahr 2010 zu sehen, nun konnte der Gesamtbestand als Dauerleihgabe in die Sammlung aufgenommen werden. Die zahlreichen Objekte stammen überwiegend aus der Zeit der frühen 1950er Jahre und dokumentieren das Leben der 1953 aus der DDR geflohenen Familie. Dank einer engen Zusammenarbeit mit den Angehörigen sind die biografischen und zeithistorischen Hintergründe gut dokumentiert, so dass sich an diesen Objekten konkrete individuelle Geschichten erzählen lassen. Auch im Bereich der historischen Zeitungsartikel erfolgten umfangreiche Ergänzungen aus einem Zeitraum von fünf Jahrzehnten in der Datenbank. Ein bedeutendes Einzelprojekt war die Erfassung und Digitalisierung des Forschungsbestandes „Berufliche und soziale Integration von DDR-Zuwanderern 1989“ unter der Leitung von Prof. Karl Schumann an der Universität Bremen. Erfasst wurden 960 Fragebögen und die zu der Studie gehörigen Interviewtranskriptionen. sammlung der Gedenkstätte Berliner Mauer Bei der Objektsammlung der Gedenkstätte Berliner Mauer wurde im Jahr 2013 der komplette Bestand erstmals zusammengetragen und inventarisiert. Es handelt sich bei den Objekten neben Mauer- und Grenzrelikten u.a. um diverse Trümmerreste von der Versöhnungskirche, zahlreiche Originalobjekte des frühen Gedenkens an die Maueropfer – vor allem die originalen Holzschilder und die weißen Holzkreuze von der Bernauer Straße –, um Ausrüstung von Grenztruppen und Fundstücke aus dem Mauerstreifen sowie Einzelexponate zu diversen Aspekten der Teilung Berlins und der Grenzanlagen im Besonderen. Die durchgängig erfolgte Fotodokumentation stellt für die Objektrecherche eine deutliche Verbesserung dar und schont den Erhaltungszustand der Originalmaterialien. Durch die erstmalig komplette Begutachtung und Zustandsprotokollierung sowie die anschließend erforderlichen bestandserhaltenden konservatorischen Maßnahmen, die ein externes Restauratorenteam vornahm, wurden die Voraussetzungen für die dauerhaft fachgerechte Magazinierung der Objekte am Standort Marienfelde geschaffen. Im Bereich des am häufigsten genutzten Sammlungsbereiches, den historischen Fotografien, wurden die zahlreichen neuen Schenkungen und Weitergaben weiterhin direkt eingearbeitet und digitalisiert, so dass sie für Recherchezwecke unmittelbar zur Verfügung standen. Im Zuge eines Kooperationsprojektes mit der Evangelischen Versöhnungsgemeinde konnte der umfangreiche Bildbestand eines Fotografen erschlossen und per Digitalisierung gesichert werden, der die innerstädtische Grenze und die Auswirkungen der Teilung im Bezirk Wedding dokumentiert.

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Mediathek Die Mediathek ist 2013 teilweise neu strukturiert und die Datenbank um die Bestände in der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde ergänzt worden. Dabei wurden auch alte Videokassetten gesichtet und beurteilt, um deren Inhalte durch eine standardisierte Digitalisierung im Haus dauerhaft zu bewahren. Die digitalen Medien (DVD, CD) wurden komplett in die nun gemeinsame Mediendatenbank aufgenommen. Damit ist fortan von beiden Standorten aus der gesamte Medienbestand der Stiftung recherchierbar. zeitschriften Beim Zeitschriftenbestand wurde die Datenbank ebenfalls überarbeitet und vereinheitlicht. Sie enthält als wichtigste Neuerung die nationale ZDB-Identifikationsnummer, mit der man unmittelbar alle relevanten Angaben über die Zeitschrift und die entsprechenden Bestände in anderen Bibliotheken über den ZDB-OPAC im Internet recherchieren kann. hausarchiv Mit dem Hausarchiv wurde ein neuer Sammlungsbereich eingeführt, der nicht zuletzt dank des Umzuges aus dem Dokumentationszentrum gleich einen beträchtlichen Bestand beinhaltet. Dabei wurden nicht nur beispielhafte Stücke der verschiedenen Ausstellungen bewahrt – zusammen mit Plänen, Modellen und Konzeptionen zu den jeweiligen Neugestaltungen – sondern es konnten auch diverse Zeugnisse aus der Vor-Stiftungs-Zeit zusammengetragen werden. Diese dokumentieren die Arbeit der beiden Vereine, die den Grundstein für die Erinnerungsarbeit an der Bernauer Straße und in Marienfelde legten. Das Hausarchiv enthält die Einladungen, Broschüren, Programme und Plakate aus fast 15 Jahren sowie die Objekte zu besonderen Anlässen wie etwa die Präsenttaschen vom 9. November 2011 oder einen Ansteckbutton vom Jubiläum 50 Jahre Eröffnung Notaufnahmelager Marienfelde. neuerwerbungen Durch die Etablierung als eigene Abteilung konnte eine definierte Sammlungspolitik und die entsprechend konstante Erweiterung der Bestände initiiert werden. Im vergangenen Jahr lag dabei ein Schwerpunkt auf der neuen Dauerausstellung. In Zusammenarbeit mit dem Ausstellungsteam erfolgten gezielte Erwerbungsinitiativen und Objektrecherchen zur Bestandserweiterung. Erfreulich ist die steigende Zahl von Anfragen und Angeboten von Privatpersonen und Zeitzeugen, die Objekte, Fotografien, Dokumente und andere Materialien zur dauerhaften Bewahrung zur Verfügung stellen. Der Besuch der Gedenkstätte in der Bernauer Straße oder in der Erinnerungsstätte in Marienfelde ist dabei oft der direkte Anlass für Schenkungen und Dauerleihgaben. Damit können die hiesigen Sammlungen ihren Quellen- und Objektfundus deutlich verbreitern, was deren Nutzbarkeit und Bedeutung sowohl für Wissenschaft und Forschung als auch die historische Bildungsarbeit steigert. Gleichzeitig etabliert sich die Stiftung Berliner Mauer auf diese Weise als Ansprechpartnerin und zentraler Sammelpunkt für die historischen Zeugnisse der Teilungsgeschichte. Im Folgenden zeugen einige ausgewählte Neuerwerbungen von der Vielfalt der Sammlungsbestände:

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Erfolgreich war vor allem der Erwerb der im Winter 2012/13 im Besucherzentrum gezeigten Fotoausstellung „Die Bernauer Straße“ mit den stadtarchäologischen SchwarzWeiß-Aufnahmen von Karina Raeck und Gary Rieveschl. Durch eine einvernehmliche Lösung mit den beiden Künstlern konnte die Stiftung nicht nur die 14 Großabzüge der Ausstellung in ihren Bestand übernehmen, sondern erhielt auch die Digitalisate der gesamten um 1980 entstandenen Fotoserie. Bei der Übergabe an den Sammlungsbereich wurden die Großabzüge zudem komplett von Karina Raeck signiert.

lutes aus den 1970er Jahren zu erwähnen. Diese bemerkenswerte Erweiterung für einen Themenbereich, der per se kaum historische Zeugnisse oder Originaldokumente hinterlässt, stellt nicht nur für die Forschung eine wichtige Ergänzung dar, sondern wird sich auch in einer Sonderausstellung in Marienfelde widerspiegeln.

Dokumente zur Fluchthilfe, Nachlass Bodo Köhler

Als Schenkung kam ein umfangreiches Konvolut zur WestBerliner Zoll- und Grenzverwaltung neu in den Bestand. Dazu gehört eine große Dia-Sammlung aus den 1970er und 1980er Jahren, die komplett digitalisiert und in der Fotodatenbank inventarisiert wurde, sowie eine Presseausschnittsammlung vorrangig zu Kontrollabschnitten und Grenzübergangsstellen. Ergänzt wird dieser Bestand durch Originalobjekte und -dokumente der Zollbehörden.

Neuerwerbung: Die Fotoserie „Bernauer Straße“ von Karina Raeck und Gary Rieveschl

Stifter Hubert Hohlbein mit seinem selbstgefertigten Taucheranzug

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Beachtliche Zuwächse konnten die Sammlungen und das Archiv zum Themenkomplex Flucht aus der DDR verzeichnen, vor allem durch die enge Zusammenarbeit mit den anderen Abteilungen. Ein sicher einmaliges Konvolut zum Thema Flucht aus Ost-Berlin stellt die Schenkung von Hubert Hohlbein dar, die gleich zwei Aspekte mit Originalobjekten dokumentiert. Im November 1963 durchschwamm Hohlbein nachts mit einem selbstgefertigten Taucheranzug den Jungfernsee und floh auf diese Weise in den Westen. Später war er am Bau des „Tunnel 57“ beteiligt, durch den seine Mutter entkommen konnte. Sämtliche Einzelteile des Taucheranzuges (samt selbstgegossener Bleistücke und handbemalten Schnorchels) sowie der Mantel seiner Mutter bei der Flucht durch den Tunnel sind nun Teil der Sammlungen und werden auch in der neuen Dauerausstellung zu sehen sein. Ebenfalls das Thema Flucht dokumentiert der sehr umfangreiche und bereits aufgearbeitete Nachlass von Bodo Köhler, zusammen mit Detlef Girrmann und Dieter Thieme einer der aktivsten Fluchthelfer im ersten Jahrzehnt nach dem Mauerbau. Auch dieser Bestand mit zahlreichen Dokumenten, Berichten, Flugblättern, Fotos und Briefen konnte über die Zeitzeugenarbeit für die Stiftung akquiriert werden. Dazu chronologisch und inhaltlich anschließend ist der Ankauf eines Fluchthelferkonvo-

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Grenzübergang Invalidenstraße. Aus der Fotoserie der Zollverwaltung, Schenkung von Hans-Joachim Grimm

Heimliche Aufnahme vom Mauerbau an der Bernauer Straße von Ost-Berliner-Seite, Schenkung von Ingeborg Richter

Die Fotosammlung erhielt zahlreiche Zuwächse von ganz unterschiedlichen Seiten und zu verschiedenen Aspekten der Berliner Mauer und zu einzelnen Fluchtgeschichten. Dazu gehören zahlreiche Privatfotos, semiprofessionelle Bilddokumentationen, Schnappschüsse und Reporterbilder sowie Kunstfotografien. Nur beispielhaft aus diesen Neuerwerbungen, die überwiegend als Schenkungen oder mit Nutzungsfreigabe an die Sammlungen übergeben wurden, können hier zwei Bestände genannt werden. Erstens ein kleiner Satz von Schwarz-Weiß-Fotografien, die von der Ost-Berliner Seite aus den Bau der Mauer an der Bernauer Straße dokumentieren. Zweitens hat Michael Reiner Ernst seine beeindruckende private Bildersammlung – den Besuchern der Gedenkstätte Berliner Mauer spätestens seit der Sonderausstellung zum Kennedy-Besuch bekannt – dem Fotoarchiv überlassen. Als privater Fotograf mit professionellem Anspruch hat er über vier Jahrzehnte die Geschichte und städtebauliche Entwicklung während der Teilung dokumentiert. Nachdem Michael-Reiner Ernst der Stiftung bereits im Jahr 2009 über 900 Aufnahmen mit Schwerpunkt Berliner Mauer gestiftet hat, ist mit der Übergabe von weiteren 913 Fotografien – als Dias, Negative und Digitalisate – nun diese besondere fotografische Sammlung vollständig bewahrt. Im Bereich der Dokumente konnte die erste und einzige vollständige Postkartenbox mit allen Werken an der East Side Gallery von 1991 für die Sammlung erworben werden. Darin finden sich nicht nur die 106 einzelnen Werke vom Stand 1990/91, sondern auch großformatige Kunst-Postkarten und eine Broschüre mit der Auflistung aller 118 Künstler, die dort bis September 1990 aktiv waren. Die selbstgestaltete Box ist in dieser Vollständigkeit eine Dokumentation der East Side Gallery in ihrem frühesten Zustand und gleichzeitig ein Beispielobjekt der frühen (Selbst-)Vermarktung der Kunstwerke.

Postkartenbox mit allen Orginalwerken der East Side Gallery im Jahr 1991

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Ein „Wurfbriefchen“ von 1961, Schenkung von Christa Arndt

Tagebuch aus der Flüchtlingsseelsorge im Notaufnahmelager Marienfelde, Schenkung von Werner Humberg

Peter Rosendahl und seine Frau aus Florida mit „ihrem“ Mauerstück von 1962

Aus der Zeit des Mauerbaus hingegen stammt eine besondere Schenkung einer Stifterin, die damals mit ihren Eltern in der Nähe der Bernauer Straße wohnte. In den Monaten nach dem 13. August 1961 war ihr Vater häufig direkt an der damals noch überschaubaren Mauer und tauschte mit Grenzsoldaten über kleine Kassiber Nachrichten aus, die zu einem kurzfristigen, illegalen Warenhandel führten. Neun dieser originalen „Wurfbriefchen“, die sich im Nachlass ihres Vaters befanden, haben nun Eingang in die Sammlungen gefunden. Noch etwas älter ist ein handschriftliches Tagebuch, das im Original der Stiftung übergeben wurde. Der Stifter absolvierte im März 1961 ein Praktikum bei der Evangelischen Flüchtlingsseelsorge im Notaufnahmelager Marienfelde und hat seine Eindrücke damals unmittelbar festgehalten. Neben dem Einblick in den Alltag der Seelsorgearbeit sind auch die persönlichen Einschätzungen hinsichtlich der Motive und der Einstellungen der Flüchtlinge als Quelle sehr interessant, ebenso wie die Einschätzung der Stimmung im Notaufnahmelager und die Betonung einzelner Details. Zu der Schenkung gehören auch noch einzelne Druckwerke aus der damaligen Zeit. Originale Teile der Mauer und Grenzanlagen erweiterten den Bestand im Lapidarium, dem Sammlungsaußenbereich. Hier sind vor allem ein Lichtmast aus Stahlprofilen mit vier Leuchtkörpern, der zur Ausleuchtung der Grenzanlagen und umgebenden Infrastruktur diente, sowie ein gut erhaltenes L-förmiges Segment der letzten Grenzmauergeneration zu nennen. Auch kleinere Mauerrelikte kamen im vergangenen Jahr als Schenkungen in die Sammlungen. Erwähnenswert ist dabei ein Stück Hohlblockstein, das ein amerikanischer Student im Frühjahr 1962 an der Stresemannstraße mitnahm und das nach einem halben Jahrhundert seinen Weg aus Amerika nach Berlin zurückfand.

5.2. Dokumentation Im Bereich der systematischen und inhaltlichen Dokumentation wurde die komplette Überarbeitung der Verschlagwortung und Systematik begonnen, die eine unabdingbare Voraussetzung für einheitliche Datenbankstandards darstellt. Die Schlagwortvergabe orientiert sich nun an der gemeinsamen Normendatei der Deutschen Nationalbibliothek, dem seit kurzem etablierten einheitlichen Bezugsystem für die Inventarisierung in Archiven, Museen und Kultureinrichtungen. Damit gliedert sich die inhaltliche Erschließung der Bestände der Stiftung Berliner Mauer in die nationalen und internationalen Standards ein, die eine Voraussetzung für die Mitarbeit in übergreifenden Archiv- und Geschichtsportalen wie der Deutschen Digitalen Bibliothek oder der europäischen Kulturgutdatenbank europeana sind. Für die Objektdokumentation und die professionelle Erstellung von Objektbildern stehen mit einer neuen Repro-Station erweiterte Möglichkeiten zur Verfügung: Mit wechselnden Hintergründen, gleichmäßiger diffuser Ausleuchtung und der Vermeidung von Schatten- und Kanteneffekten können Objekte zielgerichtet fotografiert und in Szene gesetzt werden. Variable Beleuchtungsmodi für verschiedene Präsentationsformen von Exponaten, etwa für Publikationen oder im Web, sind nun im eigenen Haus vorhanden. Die mobile Repro-Station steht im Sammlungsbereich zur Nutzung zur Verfügung.

Mobile Repro-Station

Schließlich ist mit der Erstellung einer eigenen Stifter-Datenbank und einer Registratur der Erwerbungsakten die interne Verwaltung der Schenkungen und Leihgaben an die Stiftung Berliner Mauer deutlich verbessert worden.

5.3. Nutzung der Bestände für Veranstaltungen und Fachgespräche

Fotoarchiv 2013 wurden rund 1.800 Fotos in die Datenbank aufgenommen. Auf das schnell wachsende Fotoarchiv beziehen sich die meisten externen Anfragen zur Recherche und Nutzung der Sammlungsbestände. Die Anfragen kamen dabei von ganz unterschiedlichen Gruppen: Privatpersonen, Schüler und Projektgruppen, Künstler, Wissenschaftler, Journalisten und Medien, darunter ARTE und der RBB, sowie Landes- und Bundesbehörden. Fotos und Objektbilder aus dem Sammlungsbestand fanden auf diese Weise vielfachen Eingang in Publikationen und Online-Präsentationen, außerdem in anderen in- und ausländischen Museen und Gedenkstätten.

Die heterogenen Sammlungen der Stiftung standen bei verschiedenen Veranstaltungen und Fachgesprächen im Blickpunkt externer Besucher. Mehrfach waren in- und ausländische Studentengruppen für eine Kuratorenführung und ein Praxisgespräch über kulturgeschichtliche Sammlungs- und Dokumentationspraxis zu Gast in den verschiedenen Häusern der Stiftung, darunter französische Studierende vom Centre Marc Bloch. Im Rahmen des Volontärsnetzwerkes fanden verschiedene Führungen und Diskussionsrunden von und mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Sammlungsbereich statt. Vor allem die alltagsgeschichtlichen Objekte waren für viele Volontäre aus anderen Häusern als kulturgeschichtliches Sammlungsgut von besonderem Interesse. Auch eine Gruppe junger ausländischer Diplomaten erhielt im Rahmen des vom Auswärtigen Amt durchgeführten Aus-

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Die Bestände der stiftung Berliner Mauer

tauschprogramms „International Futures“ eine ausführliche Einführung in die Sammlungs- und Vermittlungsarbeit der Stiftung. Ein Workshop der Südosteuropa-Initiative des Deutsch-Französischen Jugendwerkes zur Erinnerungskultur in Berlin wurde durch den Sammlungskurator inhaltlich begleitet. Für das öffentliche Publikum boten die Spezialführungen „Einblicke in die Sammlungen“ im Rahmen der Langen Nacht der Museen die Möglichkeit, einmal hinter die Kulissen zu blicken und die individuellen Geschichten hinter den Objekten zu erfahren, was reges Interesse hervorrief. Im berufsfachlichen Austausch war die Stiftung vor allem bei der Herbsttagung „Dokumentation“ vom Deutschen Museumsbund und bei verschiedenen Tagesfortbildungen des Kompetenznetzwerkes Bestandserhaltung Berlin/Brandenburg (KBE) vertreten. Zu Fragen der nationalen Kulturgut-Sicherung waren die Sammlungsmitarbeiter der Stiftung bei einem Fraktions-Fachgespräch „Kulturgut und Katastrophenschutz“ im Bundestag geladen. Selbst als Veranstalter fungierte der Sammlungsbereich bei zwei Fachworkshops im Rahmen des KBE, bei denen Archivare und Bibliothekare aus Berlin und Brandenburg zu Gast in Marienfelde waren. Dieser Workshop fand in Kooperation mit der Stiftung Stadtmuseum statt und beinhaltete die Frage nach Chancen und Risiken bei Umzügen von Sammlungen. Die Ergebnisse werden 2014 veröffentlicht.

zuwachs nach einzelnen teilbeständen

zahlen und Fakten Die Sammlungsbestände der Stiftung Berliner Mauer umfassten im Jahr 2013 (in Klammern der Zuwachs der verzeichneten Einheiten seit 2012 in Prozent) — — — — — — — —

Forschungsarchiv: 570 Akteneinheiten (Zuwachs: 4,6 %) sammlung enM: 7687 Objektdatensätze (Zuwachs: 12,9 %) objektsammlung: 263 Einzelobjekte (Zuwachs: 49,4 %) Fotografien: 14221 Fotodatensätze (Zuwachs: 8,9 %) Kartensammlung: 457 Karten und Pläne (Zuwachs: 17,5 %) Mediathek: 959 Medieneinheiten (Zuwachs: 22,5 %) zeitschriftensammlung: 71 Zeitschriften (Zuwachs: 2,8 %) Dokumentensammlung: Einzelverzeichnung im Aufbau

6.

Restaurierung des „Stalin-Rasens“ für die neue Dauerausstellung

32

Depotführung während der Langen Nacht der Museen in der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde

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zeItzeUGenarBeIt UnD BIoGraFIeForschUnG

Die Arbeit mit Zeitzeugen gehört an beiden Standorten der Stiftung Berliner Mauer zu den Tätigkeiten, die sowohl dokumentarischen als auch Forschungscharakter haben. Die Dokumentation von Zeitzeugenberichten bildet eine Schnittstelle zur Vermittlungsarbeit und zur Sammlungstätigkeit. In der Gedenkstätte Berliner Mauer war eine wissenschaftliche Mitarbeiterin in Vollzeit tätig, die gleichzeitig den Arbeitsbereich häuserübergreifend leitete. In der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde oblag die Betreuung der Zeitzeugen der Mitarbeiterin für historisch-politische Bildungsarbeit mit einem Anteil an 16 Prozent ihrer Tätigkeit. Zusätzlich waren ein Volontär und eine studentische Mitarbeiterin für den Arbeitsbereich tätig. Nachdem die Leiterin des Arbeitsbereichs Dr. Maria Nooke im Juli 2013 für drei Jahre die Leitung der Erinnerungsstätte übernommen hat, wurde eine wissenschaftliche Mitarbeiterin für diesen Zeitraum befristet eingestellt. Die Leitung der Zeitzeugenarbeit liegt weiterhin in den Händen von Dr. Maria Nooke.

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fassungen durch die Zeitzeugen kontinuierlich weitergeführt. Von 71 Zeitzeugen und Zeitzeuginnen sind autorisierte Interviews bereits im Archiv der Gedenkstätte einsehbar. Für 62 weitere Interviews liegen die Lesefassungen vor und sind von den Interviewpartnern zu autorisieren. Der Schwerpunkt im Bereich Zeitzeugendokumentation in der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde lag auf der Pflege und Erweiterung der Zeitzeugendatenbank, deren Bestand nunmehr Datensätze von 585 Zeitzeugen umfasst. Erfasst sind relevante persönliche Daten, die durch eine Kurzfassung der jeweiligen Flucht- bzw. Ausreisegeschichte komplettiert werden. Zu 94 dieser Zeitzeugen liegen Interviews vor, von denen inzwischen 64 transkribiert sind. Die Auswertung eines Teils der Interviews soll im Rahmen des von der VW-Stiftung geförderten Forschungsprojekts zur Integration von DDR-Zuwanderern erfolgen. Für die perspektivische Zusammenlegung der Zeitzeugenbestände beider Standorte der Stiftung wurde ein Projektpapier erarbeitet, das auf eine Vereinheitlichung bei der Erfassung, Dokumentation und Auswertung der Datenbestände ausgerichtet ist. Mit der Übernahme der Transkriptionsregeln der Gedenkstätte für die seit 2013 transkribierten Zeitzeugeninterviews der Erinnerungsstätte wurde mit dieser Vereinheitlichung der Zeitzeugendokumentation begonnen.

Zeitzeugencafé am 17. März mit Susanne Schädlich und Denise Kernert. moderiert von Dr. Maria Nooke

6.1. Allgemeine Entwicklungen Ausbau der Zeitzeugendokumentation Die Sammlung von Zeitzeugenberichten und der Ausbau des Zeitzeugenarchivs hatte in beiden Häusern der Stiftung weiterhin Priorität. Insgesamt liegen Adressen von 1.024 Zeitzeugen vor. Der Bestand des Zeitzeugenarchivs der Gedenkstätte Berliner Mauer hat sich auf 227 lebensgeschichtlich-narrative Interviews mit 233 Zeitzeugen erhöht, zusätzlich wurden in 14 Fällen Zweitinterviews geführt. 209 der Interviews und alle Zweitinterviews wurden transkribiert und 207 inhaltsanalytisch ausgewertet. Das Themenspektrum der Lebensberichte umfasst eine Vielzahl von Aspekten der Teilungsgeschichte: Flucht, Fluchthilfe, Zwangsräumung, Alltagsleben vor und nach dem Mauerbau in Ost und West, Protest, Ausreise, Haft, Polizei, Feuerwehr, Politik/Verwaltung, Opposition und Mauerfall. Für die zukünftige Dauerausstellung im Dokumentationszentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer wurden mit 15 im Zeitzeugenarchiv bereits vertretenen Zeitzeugen zusätzliche Videointerviews geführt. Neun weitere Videointerviews wurden in das Zeitzeugenarchiv integriert und nach den üblichen Regeln dokumentiert und teilweise bereits inhaltsanalytisch ausgewertet.

Neuerwerbungen für das Zeitzeugenarchiv Im Juni 2013 überließ ein Zeitzeuge dem Archiv der Gedenkstätte Berliner Mauer eine von ihm im Jahr 1986 zusammengestellte Dokumentation mit Fotos von den Berliner Grenzanlagen. Die Schenkung des zeithistorisch außerordentlichen Materials ist unter der Bedingung erfolgt, es als Fotodokumentation in ihrem Gesamtzusammenhang öffentlich zu machen. Die 80 Fotos nahm der Ost-Berliner in der Zeit von 1978 bis 1986 auf. In seiner Dokumentation sind die Aufnahmen systematisch von Nord nach Süd verlaufend angeordnet und gewähren einen außerordentlichen Einblick in die Grenzanlagen von der Ostseite. In Vorbereitung auf eine geplante öffentliche Präsentation und eine Publikation wurde mit dem Zeitzeugen ein biografisches Interview geführt sowie eine Befahrung der Strecke des ehemaligen Grenzabschnitts vorgenommen, den er dokumentiert hat. Dabei wurden die Standorte aufgesucht, von denen die Fotos aufgenommen wurden. Der Zeitzeuge schilderte bei dieser Fahrt an den historischen Orten seine Intentionen, sein Vorgehen und die Gefahrensituationen bei der Erstellung der Fotos, die ebenfalls digital dokumentiert wurden. Die Fotos und dazugehörigen Zeitzeugenberichte bilden die Grundlage für die geplante Veröffentlichung. 2013 konnten der Nachlass des 2011 verstorbenen Fluchthelfers Detlef Girrmann und der Vorlass des Journalisten Hans-Otto Sauber erfasst, ausgewertet und geordnet werden. Der Nachlass von Detlef Girrmann wurde als Bestand NDG in Erweiterung der Erfassung des Nachlasses von Bodo Köhler (Bestand NBK) in das Archiv der Gedenkstätte Berliner Mauer übernommen. Das erstellte Findbuch (51 Seiten) verzeichnet alle Stücke des Nachlasses, der in sechs Verzeichnungseinheiten eingeteilt ist und Bestände unterschiedlicher Provenienz aus dem Zeitraum von 1952 bis 2010 enthält. Der Nachlass umfasst sowohl private als auch berufliche Unterlagen von Detlef Girrmann sowie umfangreiche Materialien und Korrespondenzen zur Arbeit der studentischen Fluchthilfegruppe, die von Detlef Girrmann, Bodo Köhler und Dieter Thieme organisiert und geleitet wurde.

Der in der Datenbank erfasste Interviewbestand ist für Ausstellungs- und Bildungszwecke der Stiftung sowie inhaltliche Recherchen zu den verschiedensten Themen der Teilungsgeschichte nutzbar. Um die Interviews auch für externe Nutzung bereitstellen zu können, wird die Autorisierung der Text-

Der Vorlass von Hans-Otto Sauber umfasst Unterlagen, die nach der Grenzschließung am 13. August 1961 für die geplante, aber nicht realisierte Fernsehsendung „’Diesseits und jenseits der Zonengrenze’ – Sie wollten nicht zurück!“ in den Jahren 1962 bis 1964 recherchiert und zusammengestellt wurden. Im Mittelpunkt der Sendung sollte die Flucht von DDR-Bürgern stehen, die während eines Aufent-

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halts im westlichen Ausland oder in sogenannten neutralen „Drittländern“ geflohen waren. Das erstellte Findbuch (29 Seiten) verzeichnet alle Stücke des Vorlasses, der als Bestand NHOS in das Archiv der Gedenkstätte Berliner Mauer übernommen wurde. Der Vorlass enthält Bestände aus dem Zeitraum von 1960 bis 2011. Er umfasst berufliche Unterlagen, Manuskripte, Korrespondenzen, Berichte über geglückte Fluchten im Ausland, eine diesbezügliche Zeitungsartikelsammlung und Presse-Fotos.

6.2. Forschungs- und Dokumentationsprojekte Fern der Heimat – Diplomaten erleben den Herbst 1989 Das Zeitzeugenprojekt, das vom wissenschaftlichen Volontär im Bereich Zeitzeugenarbeit maßgeblich bearbeitet wurde, hatte das Ziel, die persönlichen Erinnerungen der Botschafter beider deutscher Staaten an den Mauerfall zu sammeln und in geeigneter Form der Öffentlichkeit zu präsentieren. Das Projekt knüpfte daran an, die einzigartige Perspektive der oft in großer geografischer Distanz zum damaligen Geschehen eingesetzten diplomatischen Vertreter zu dokumentieren, um der Betrachtung und Bewertung der tiefgreifenden Umgestaltung der deutsch-deutschen Innen- und Außenpolitik in den Jahren 1989 und 1990 eine neue Facette hinzuzufügen. Zur Durchführung des Projekts wurden Fragebögen an über 180 ehemalige Botschafterinnen und Botschafter versandt. Nach Erfassung der Antworten konnten in einigen Fällen lebensgeschichtlich-narrative Interviews geführt werden. Um die Ergebnisse mit autobiografischen Texten zu ergänzen, wurde eine ausführliche Literaturrecherche und Auswertung vorhandener Ego-Dokumente vorgenommen. Die Ergebnisse wurden unter dem Titel „Fern der Heimat – Diplomaten erleben den Herbst 1989“ in einem wissenschaftlichen Artikel zusammengefasst (Erscheinungstermin: 30. Mai 2014 in der Onlineausgabe des Deutschland Archivs und auf der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung). Mauerorte-Terminal Das Mauerorte-Terminal ist ein Angebot im Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer, an dem seit 2010 Informationen zu den Themengebieten „Berliner Mauer“, „Innerdeutsche Grenze“ und „Eiserner Vorhang“ abzurufen sind. Da die Benutzeroberfläche unübersichtlich und die Anwendermöglichkeiten fehlerbehaftet waren, fand 2013 eine umfangreiche Überarbeitung des Terminals statt. Neben der gestalterischen Überarbeitung erfolgte die Umstellung der Kartenbasis auf google-maps, die Bereitstellung eines eingeschränkten Internetzuganges, die Verknüpfung der Terminaldatenbank mit google-maps, die Überarbeitung des eingezeichneten Grenzverlaufs und die Gewährleistung eines barrierefreien Zugangs zu den Inhalten des Terminals. Die Aktualisierung der Informationsinhalte und die Korrektur der Lokalisierungsmarkierungen der „Mauerorte“ sind begonnen worden und werden 2014 abgeschlossen.

6.3. Besondere Veranstaltungen des Arbeitsbereichs Veranstaltungsreihe „Zeitzeugencafé“ Die Veranstaltungsreihe im Zeitzeugencafé richtet sich an zeitgeschichtlich interessierte Besucherinnen und Besucher, die im Rahmen dieses Angebots Menschen kennen lernen können, die von ihren Erinnerungen und Erfahrungen mit der Mauer erzählen. Die Veranstaltungen werden mitgeschnitten und sind auf der Homepage der Gedenkstätte abrufbar. Drei Veranstaltungen im Frühjahr standen unter dem Thema „Gehen oder Bleiben?“. Sie griffen damit eine Frage auf, die sich zahllose Ostdeutsche während der Mauerzeit gestellt haben. Manche von ihnen wagten eine Flucht oder stellten einen Ausreisantrag. Andere entschieden sich bewusst, in der DDR zu bleiben und sich für Reformen und Meinungsfreiheit einzusetzen. Einige dieser Querdenker wurden zwangsweise in den Westen abgeschoben. Im Gespräch über ihre Erfahrungen von Ausreise und Ausweisung gaben der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen Roland Jahn und der Berliner Innensenator Frank Henkel Einblick in ihr persönliches Schicksal. Denise Kunert und Susanne Schädlich wiederum erzählten, wie sie als Kinder prominenter DDR-Künstler ihre Kindheit zwischen Ost und West erlebt haben und mit welchen Schwierigkeiten sie nach der Ausweisung ihrer Eltern zu kämpfen hatten. Monica Walendy und Ralph Hirsch berichteten von ihren Erfahrungen nach dem Übergriff der Staatssicherheit am Rande der offiziellen Demonstration zu Ehren von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg im Januar 1988. Während Monica Walendy zu den Ausreiseantragstellern gehörte, die mit ihrer Teilnahme an der staatsoffiziellen Demonstration ihr Anliegen in die Öffentlichkeit bringen wollten, gehörte Ralph Hirsch zu den Dissidenten, die gegen ihren Willen in den Westen abgeschoben wurden.

Zeitzeugencafé am 17. Februar mit Roland Jahn (r.) und Frank Henkel (l.) , moderiert von Dr. Maria Nooke

Zeitzeugencafé am 8. Dezember mit Lutz Rathenow und Johanno Strasser, moderiert von Clemens Villinger

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Im Herbst standen die Veranstaltungen unter dem Thema „Ost-West-Begegnungen“. Die Veranstaltungsreihe startete mit einem Gespräch zwischen den Brüdern Lothar und Wilfried Seiring. Die beiden berichteten aus ihrer jeweiligen Perspektive, wie sie nach der erzwungenen Flucht von Wilfried Seiring den Kontakt auch über die geschlossene Grenze aufrecht erhielten und mit welchen Methoden die Stasi sie überwachte. Im Dezember waren die Literaten Lutz Rathenow (Ost) und Johanno Strasser (West) eingeladen, um über ihre Begegnungen und die damit verbundenen Erfahrungen während der Zeit der Teilung zu berichten. Die dritte Veranstaltung dieser Reihe brachte den ehemaligen Generalsuperintendenten Martin-Michael Passauer aus Ost-Berlin mit seinem West-Berliner Kollegen Superintendent a.D. Lothar Wittkopf über die grenzüberschreitenden Kirchenkontakte ins Gespräch. Filmveranstaltung „Die vergessenen. tod, wo andere Urlaub machen“ Im Rahmen des abendlichen Veranstaltungsprogramms der Gedenkstätte Berliner Mauer wurde eine Filmveranstaltung mit anschließendem Gespräch zum Dokumentarfilm „Die Vergessenen. Tod, wo andere Urlaub machen“ angeboten, in der die Problematik von Fluchten über die bulgarische Grenzen aufgegriffen wurde, von denen viele tödlich ausgingen. Neben der Filmemacherin Freya Klier und dem Zeitzeugen Thomas von Grumbkow, dessen Fluchtversuch mit der Verhaftung scheiterte, berichtete die bulgarische Journalistin Milkana Dehler über die Bemühungen in ihrem Land, die Geschichte von Diktatur und Grenzregime aufzuklären.

Sonderführung TunnelfluchTen Termine:

2013

Sonntag, 09.06., 14.07., 11.08., 08.09. 15.00 uhr

TreffpunkT:

Besucherzentrum Bernauer Straße 119 13355 Berlin

dauer:

2 Stunden Sonderführung mit Zeitzeugen, anschließend Vorführung des dokumentarfilm „heldentod“ (ca. 50 min)

koSTen:

5 € pro person, Schülerinnen kostenfrei

sonderführung „tunnelfluchten“ In den Monaten Juni bis September wurde monatlich eine Sonderführung zu den Tunnelfluchten in der Bernauer Straße unter Einbeziehung von Zeitzeugen angeboten. Bei dem Gang entlang der Bernauer Straße erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmern an den historischen Orten Informationen zu erfolgreichen und gescheiterten Fluchtaktionen. Verschiedene Fluchthilfegruppen, die in der Bernauer Straße aktiv waren, wurden dabei vorgestellt, die Vorbereitung und Abläufe der Fluchtaktionen dargestellt sowie die Geschichten ihrer Protagonisten erzählt. Eingegangen wurde ebenso auf die Abwehrmaßnahmen des Ministeriums für Staatssicherheit zur Verhinderung von Tunnelbauten. Im Anschluss an die Führung erfolgte im Besucherzentrum die Präsentation des Dokumentarfilms „Heldentod“, der die Geschichte des berühmten „Tunnels 57“ thematisiert.

6.4. toDesoPFer an Der BerlIner MaUer Im Rahmen der Forschungen zu den Todesopfern an der Berliner Mauer wurde die bisher angenommene Gesamtzahl durch das Auffinden von Stasi-Unterlagen zu zwei weiteren Todesopfern, die bei ihrem Fluchtversuch in der Spree ertrunken sind, korrigiert. Zum einen handelt es sich dabei um den in Berlin geborenen und zuletzt in Halle/Saale wohnhaften Kellner Hans Joachim Zock, dessen Leiche am 17. Dezember 1970 in Höhe des Heizkraftwerkes in Berlin-Mitte durch die Wasserschutzpolizei aus der Spree geborgen wurde. Zum anderen geht es um den aus Premnitz stammenden Hans-Peter Grohganz, der im Dezember 1980 oder Januar 1981 die Spree westlich der Elsenbrücke zu durchschwimmen versuchte. Seine Leiche wurde am 9. Februar 1981 nahe des Zollstegs aufgefunden. Beide Flüchtlinge trugen Ausweispapiere bei sich, auf deren Grundlage sie eindeutig identifiziert werden konnten. Die Untersuchungen im gerichtsmedizinischen Institut führten zu der Feststellung, dass ihr Tod durch Ertrinken eintrat und keine Gewalteinwirkung zu erkennen war. Die Anzahl der bislang bekannten Toten an der Berliner Mauer hat sich damit auf 138 Opfer erhöht. 100 von ihnen wurden bei einem Fluchtversuch erschossen oder verunglückten dabei tödlich. 30 weitere Personen, unter ihnen mehrere Kinder, kamen ohne jegliche Fluchtabsichten an den Grenzsperren zu Tode. Acht Grenzsoldaten wurden im Dienst getötet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Zeitzeugenabteilung bemühten sich, wie in den Vorjahren, die Kontakte zu Angehörigen der Todesopfer zu pflegen, sie über stattfindende Andachten und Gedenkveranstaltungen zu informieren und bei ihren Besuchen in der Gedenkstätte zu begleiten. Neue Kontakte zu Angehörigen und Freunden der Opfer, die bisher noch nicht bekannt waren, konnten geknüpft werden. Ihre Berichte eröffneten weitere Erkenntnisse über die Vorgeschichte der Fluchtversuche als auch über die Folgen des Todes für sie persönlich oder die Familien der Todesopfer. In einigen Fällen konnte die Dokumentation zu den Todesopfern im Mauertoten-Terminal und auf der Internetseite ergänzt und erweitert werden.

6.5. anFraGen UnD FachGesPrÄche Zahlreiche Anfragen von Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden gingen im Arbeitsbereich ein. Im Rahmen von Studien- bzw. Schülerprojekten wurden Informationen zu Aspekten der Zeitzeugenarbeit und Literaturhinweise gegeben sowie Kontakte zu Zeitzeugen und Zeitzeuginnen vermittelt bzw. Einsicht in Zeitzeugenberichte gewährt. Außerdem erfolgte eine umfangreiche Beratung einer Bachelorarbeit zu Tunnelfluchten. Im Rahmen eines Seminars des Studienganges Public History an der Freien Universität Berlin wurde das Zeitzeugenkonzept der Gedenkstätte Berliner Mauer präsentiert und diskutiert. Ebenso wurden zahlreiche Medienanfragen bearbeitet.

G E D E N K S TÄT T E B E R L I N E R M A U E R

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7. HISTORISCH-POLITISCHE BILDUNGSARBEIT Die steigende Besucherzahl der Stiftung Berliner Mauer stellte insbesondere die historisch-politische Bildungsarbeit an den beiden Standorten vor Herausforderungen, die es mit zwei halben wissenschaftlichen Mitarbeiterstellen in der Gedenkstätte Berliner Mauer und einer dreiviertel wissenschaftlichen Mitarbeiterstelle in der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde zu bewältigen galt. Die Nachfrage nach Führungen und Seminaren ist konstant sehr hoch. In der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde und der Gedenkstätte Berliner Mauer wurden insgesamt 2.303 Führungen durchgeführt. Der Anteil an Kinder- und Jugendführungen lag dabei bei 1.345. Die Anzahl an Seminaren betrug insgesamt 291, davon waren 236 für Kinder und Jugendliche. Vor diesem Hintergrund stellten die Erweiterung und Überarbeitungen des Bildungsangebots sowie die Qualitätssicherung der Führungen und Seminare wichtige Aufgaben des Arbeitsbereichs dar. Neben der inhaltlichen Arbeit an Seminarformaten widmete sich der Arbeitsbereich daher auch der Betreuung und Evaluation der Guides sowie der externen historisch-politischen Bildner und Bildnerinnen. In diesem Rahmen fanden wie üblich an beiden Standorten auch Fortbildungen für die Guides und externen historisch-politischen Bildner statt sowie eine gemeinsame Fortbildung. Darüber hinaus betreuten die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen die im Arbeitsbereich tätigen wissenschaftlichen VolontärInnen. Neben der inhaltlichen und methodischen Schulung wurden Volontärsprojekte in der historisch-politischen Bildungsarbeit koordiniert und gelenkt. Das zentrale Projekt war das World-Café „Die Berliner Mauer: Leben in einer geteilten Stadt“, das mit wesentlicher Unterstützung der wissenschaftlichen Volontäre und Volontärinnen durchgeführt wurde. Das erfolgreiche Format veranstaltete die Stiftung Berliner Mauer am 13. August 2013 wieder mit über 100 Jugendlichen in der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde. Es hat sich als Bildungsveranstaltung mit hervorgehobener Bedeutung etabliert, was sich nicht zuletzt in der hohen Anzahl an Anmeldungen widerspiegelt. Zu den gemeinsamen Volontärsprojekten gehörte außerdem die Entwicklung des Ferienworkshops „Jugend im Schatten der Mauer.“ Mit der Entwicklung eines gemeinsamen Studientages für Multiplikatoren konnte eine wichtige Kooperation mit der Stiftung Haus der Geschichte aufgebaut werden. Auch im Jahr 2013 zählte die Betreuung von Schülerprojekten zu den Tätigkeiten des Arbeitsbereichs. Darüber hinaus bot der Arbeitsbereich Studierenden methodisch-inhaltliche Unterstützung. Diverse Anbieter politischer Bildungsarbeit wurden bei der Erarbeitung didaktischer Materialien fachlich beraten. Zudem war der Arbeitsbereich auf Fachtagungen und Informationsveranstaltungen wie der Geschichtsmesse der Bundesstiftung Aufarbeitung, dem Berlin-Brandenburger Bildungsforum und dem Tag der Offenen Tür des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen für SchülerInnen mit Informationsständen vertreten. Seit Jahresbeginn arbeitet der Arbeitsbereich mit einem speziellen Buchungssystem, dessen Einführung die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen intensiv begleitet haben. Das System unterstützt den Arbeitsbereich und den Besucherservice bei der Bearbeitung und Verwaltung von Besuchergruppen sowie bei der statistischen Erfassung und Auswertung (siehe Kapitel 9).

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7.1. Führungen, Seminare und Projekte am Standort Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde Führungen Alle Führungen wurden von den Guides der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde durchgeführt. Ende des Jahres bestand das Team aus sieben Guides. Es werden Führungen durch die Dauerausstellung und Kinderführungen angeboten. • •

Führungen insgesamt: 307 Anteil Kinder- und Jugendführungen: 80

Seminare Insgesamt fanden 146 Seminare statt. Die Seminare wurden von der wissenschaftlichen Mitarbeiterin geplant, organisiert und – mit Unterstützung von drei externen historisch-politischen Bildnern – durchgeführt. Die Projektarbeit dauert zwischen zwei und sechs Stunden. Die Verteilung auf die einzelnen Angebote gestaltete sich wie folgt: • • • • • • • •

Kleingruppenarbeit mit anschließender wechselseitiger Führung: 39 Projektarbeit „Lebenswege entdecken“: 3 Projektarbeit „Objekte erzählen Geschichten“: / Kinderprojekt: 2 Projekttag für Jugendliche: 6 Projekttag für Kinder: 18 Zeitzeugengespräche für Jugendliche und Erwachsene: 77 Fortbildungsveranstaltungen für Multiplikatoren: 1

Schwerpunkte und Projekte Dauerausstellung Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde Die Dauerausstellung wurde 2013 systematisch auf Nutzungsschäden (z.B. an Texttafeln) und Aktualisierungsbedarf überprüft. Inhalte wurden aktualisiert, Exponate recherchiert und der Prozess der Neuproduktion koordiniert. Sonderausstellung „Nach der Flucht – Leben im Übergangswohnheim Marienfelde“ Die im Oktober 2012 in Kooperation mit dem Internationalen Bund e.V. eröffnete Sonderausstellung „Nach der Flucht – Leben im Übergangswohnheim Marienfelde“, die bis Oktober 2013 als temporäres Kapitel innerhalb der Dauerausstellung der Erinnerungsstätte zu sehen war, wurde inhaltlich überarbeitet und in der Zeit vom 22.11.–29.12.2013 im Jugend Museum Schöneberg präsentiert. Die Ausstellung schlug eine Brücke zur derzeitigen Nutzung des ehemaligen Notaufnahmelagers als Übergangswohnheim für Flüchtlinge und Asylbewerber und stellte so einen wichtigen Gegenwartsbezug her, der eine Auseinandersetzung mit den Ursachen, Verläufen und Problemen aktueller Wanderungsbewegungen und Flüchtlingspolitik ermöglichte.

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Sonderausstellung Risiko Freiheit – Fluchthilfe für DDR-Bürger In Vorbereitung der für das Jahr 2014 für die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde geplanten Sonderausstellung „Risiko Freiheit – Fluchthilfe für DDR-Bürger 1961–1989“ wurde in Zusammenarbeit mit einen Drehbuchautor/Regisseur und einer Theaterpädagogin das Konzept für einen theaterpädagogischen Workshop entwickelt. Kinderprojekt / Kinderprojekttag Die Arbeitsmaterialien für das Kinderprojekt bzw. den Kinderprojekttag wurden überarbeitet und erweitert sowie ein Studientag für Multiplikatoren entwickelt (s.u.).

7.2. Führungen, Seminare und Projekte am Standort Gedenkstätte Berliner Mauer Führungen Die Führungen wurden von den Guides der Gedenkstätte Berliner Mauer durchgeführt. Ende des Jahres bestand das Team aus 18 Guides. Es werden Überblicksführungen und Kinderführungen angeboten. Zusätzlich gehören Sonderführungen zum Angebot. • •

Führungen insgesamt: 1.996 Anteil Kinder- und Jugendführungen: 1.265

Seminare Insgesamt fanden 145 Seminarveranstaltungen statt. Die methodisch vielschichtigen Seminare dauern zwischen einer und sechs Stunden. Hinzu kommt in der Regel die einstündige Überblicksführung. Die Verteilung auf die einzelnen Seminarmodule gestaltete sich wie folgt: • • • • • • • • • • • • •

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Biografische Spurensuche für Jugendliche: 5 Filmanalytische Arbeit für Jugendliche: 5 Fotografische Spurensuche für Jugendliche: 27 Kleingruppenarbeit in der Ausstellung „Berlin, 13. August 1961“: 8 Quellenkritisches Arbeiten für Jugendliche: 3 Zeitzeugengespräche für Jugendliche und Erwachsene: 56 Projekttag für Kinder: 18 Projekttage für Jugendliche: 6 Projektwoche für Jugendliche: / Unterrichtsreihe: / Fachgespräche / Fachvorträge für Erwachsene: 15 Fortbildungen für MultiplikatorInnen: 2 Mauerradtouren: 3

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Schwerpunkte und Projekte Qualitätssicherung Die starke Nachfrage nach Führungen und Seminaren erforderte nicht nur einen weiteren Ausbau des Guide-Pools, sondern auch eine Zusammenarbeit mit externen historisch-politischen Bildnern und Bildnerinnen. Sie führen zusätzlich zu den beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Seminare für Erwachsene, Jugendliche und Kinder durch. In das Team der Guides konnten 2013 ein deutscher, ein englischer und ein französischer Muttersprachler aufgenommen werden. Im Zusammenhang mit dem Führungsangebot der Gedenkstätte Berliner Mauer stellte die Qualitätssicherung einen Schwerpunkt der Tätigkeit des Arbeitsbereiches historisch-politische Bildung dar. Zu diesem Zweck wurden Führungen evaluiert und mit den Guides ausgewertet. Neben der Überarbeitung des Arbeitsmaterials für die Seminararbeit konnte 2013 wieder das Bildungsprogramm erweitert werden: Neu im Bildungsangebot sind nun ein Fachvortrag für Erwachsene, eine Kleingruppenarbeit im Areal der Gedenkstätte Berliner Mauer und ein Studientag für Multiplikatoren (siehe unten). Die Kleingruppenarbeit im Gedenkstättenareal wurde maßgeblich von einer wissenschaftlichen Volontärin entwickelt. Angebot für Kinder für die neue Dauerausstellung im Dokumentationszentrum Die Entwicklung der Kinderstrecke für die neue Dauerausstellung wurde vom Arbeitsbereich methodisch begleitet. Auch im Jahr 2013 gab es im Rahmen von Multiplikatorenveranstaltungen wieder Austausch mit internationalen Kolleginnen und Kollegen, zum Beispiel aus Japan und den USA.

7.3. Erweiterung des Bildungsangebotes Fachvortrag für Erwachsene Die inhaltliche Vielfalt der Fachvorträge in der Gedenkstätte Berliner Mauer wurde um ein weiteres Thema ergänzt: „Häftlingsfreikauf“ – Das Geschäft zwischen Ost und West. Dauer: 1 Stunde Kleingruppenarbeit im Gedenkstättenareal Angelehnt an das erfolgreiche Seminarmodul „Kleingruppenarbeit in der Ausstellung ‚Berlin, 13. August 1961‘“ wurde ein Seminarmodul für das Areal der Gedenkstätte Berliner Mauer entwickelt, das 2014 in die Pilotphase tritt. Die Jugendlichen erhalten eine Einführung in die Außenausstellung und erarbeiten selbstständig anhand der Arbeitsblätter verschiedene Themenbereiche zum Mauerbau und dessen Folgen. Sie bereiten eine Kurzpräsentation vor, die gemeinsam im Plenum ausgewertet wird. Dauer: 2 Stunden Studientag für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren: „Erinnerungsorte der deutschen Teilung entdecken“ Der Studientag wurde als Kooperationsveranstaltung der Stiftung Berliner Mauer und der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland konzipiert und tritt 2014 in die Pilotphase. Die

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Gedenkstätte Berliner Mauer, die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde und der Tränenpalast am S-Bahnhof Friedrichstraße sind drei zentrale Erinnerungsorte der deutschen Teilung in Berlin. An ihnen manifestieren sich die dramatischen Folgen von Teilung und Grenze für die Menschen in Ost und West. Alle drei Orte verfügen über spezifische Entstehungszusammenhänge und bieten unterschiedliche Zugänge zur Teilungsgeschichte. Wie gehen die Einrichtungen und Ausstellungen jeweils mit dem historischen Ort um? Was bedeutet das konkret für die historisch-politische Bildungsarbeit? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Studientages. In den Einrichtungen erhalten die Teilnehmenden eine Führung und die Möglichkeit zur individuellen Vertiefung. Abschließend werden die gesammelten Ergebnisse in einer moderierten Abschlussrunde diskutiert. Darüber hinaus werden die Bildungsangebote für Jugendliche vorgestellt. Dauer: 7,5 Stunden

8.

MARKETING, PRESSE- UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

im Bereich Marketing sowie die Koordination des Veranstaltungsprogramms und die Planung und Begleitung von Besuchen hochrangiger Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland in der Gedenkstätte Berliner Mauer. Der Besuch von Michelle Obama im Rahmen der Berlin-Reise des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Barack Obama, im Juni 2013 bildete den Höhepunkt der öffentlichen Wahrnehmung der Gedenkstätte im In- und Ausland. Nahezu alle namhaften nationalen und internationalen Medien berichteten über den besonderen Besuch. Das Bild, das Michelle Obama und ihre Töchter dabei zeigt, wie sie Rosen als Symbol der Erinnerung in die Hinterlandmauer stecken, fand breite mediale Verwendung sowohl in der aktuellen Berichterstattung, als auch in Jahresrückblicken. Am 14. April 2013 feierte die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde mit einem Festakt in Anwesenheit von Bundespräsident Joachim Gauck und dem Berliner Innensenator Frank Henkel das Jubiläum „60 Jahre Notaufnahmelager Marienfelde“. Der Festakt mit 140 geladenen Gästen wurde von über 40 Journalisten medial begleitet. Nicht nur Zeitungen und Internetmedien in ganz Deutschland berichteten über das Jubiläum, großen Widerhall fand der Festakt auch in Hörfunk und Fernsehen (u.a. ARD-Aktuell, ZDF-Heute). Die Maßnahmen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit fokussierten sich ferner auf die zentralen historischen Jahrestage (Jahrestag von Mauerbau und Mauerfall am 13. August bzw. 9. November sowie der Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober), das Veranstaltungsprogramm sowie das Bildungs- und Führungsangebot mit zahlreichen Sonderführungen sowie den Umbau des Dokumenta-

Michelle Obama mit ihren Töchtern, Malia und Sasha, in der Gedenkstätte

Im Mittelpunkt der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit standen 2013 zwei Großereignisse: Der Besuch von Michelle Obama mit ihren Töchtern Malia (14) und Sasha (12) sowie Auma Obama, Halbschwester von Barack Obama, auf Einladung von Prof. Dr. Joachim Sauer am 19. Juni 2013 in der Gedenkstätte Berliner Mauer und der Festakt anlässlich des 60. Jahrestages des Notaufnahmelagers Marienfelde. Die Tätigkeiten des Arbeitsbereichs umfassen neben der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und der Weiterentwicklung strategischer Überlegungen im Bereich der Kommunikation auch die Aktivitäten Bundespräsident Gauck besucht den Festakt „60 Jahre Notaufnahmelager Marienfelde“

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tionszentrums der Gedenkstätte Berliner Mauer (ab Herbst 2013) für eine neue Dauerausstellung. Anlässlich des 50. Jahrestages des Kennedy-Besuchs in Berlin fanden im Frühsommer 2013 mehrere Sonderveranstaltungen sowie eine Ausstellung historischer Fotografien in der Gedenkstätte Berliner Mauer statt. Die Themen Mauer und Teilung waren auch im Kontext der baulichen Entwicklung an der East Side Gallery von großem Medieninteresse. Die Nachfrage nach der Expertenmeinung des Direktors der Stiftung, Prof. Dr. Axel Klausmeier, war groß (Interviews u.a. im RBB-Fernsehen, den Potsdamer Neuesten Nachrichten sowie Deutschlandradio, Namensartikel in der Berliner Zeitung). Über die unterschiedlichen Führungen, Veranstaltungen und Ausstellungen in beiden Häusern der Stiftung wurde kontinuierlich von den Berliner, aber auch nationalen und internationalen Medien berichtet. Hervorzuheben ist hierbei das große Interesse an der Veranstaltung mit Egon Bahr anlässlich des 50. Jahrestages des Passierscheinabkommens (Gedenkstätte Berliner Mauer, Dezember 2013) sowie an der Foto-Ausstellung zum 50. Jahrestag des Besuchs von John F. Kennedy in Berlin mit historischen Fotos von Michael R. Ernst (Gedenkstätte Berliner Mauer, Juni 2013) sowie die Sonderausstellung zum DDR-Künstler Rainer Bonar (Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde). Zudem erschien im April ein besonderes Porträt der Gedenkstätte Berliner Mauer mit dem Titel „Zwölf Stunden – Erinnerung als Lebensaufgabe“ (Berliner Morgenpost). Dabei wurden mehrere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Stiftung bei ihrer Arbeit begleitet und porträtiert. Das Wirken des langjährigen Pfarrers der Evangelischen Versöhnungsgemeinde, Manfred Fischer, sorgte 2013 für großes mediales Interesse. Nachdem die Stiftung Berliner Mauer ein Kolloquium

mit dem Titel „Erinnerungsarbeiten“ zu Ehren seines 65. Geburtstages im Beisein des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit, und zahlreichen Weggefährten ausrichtete (Februar), wurde ihm kurz darauf das Bundesverdienstkreuz verliehen (März). Über seinen frühen und plötzlichen Tod am 6. Dezember wurde in zahlreichen Nachrufen berichtet. (u.a. Der Spiegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Tagesspiegel).

8.1. Pressemitteilungen, Termine und Interviews Der Arbeitsbereich veröffentlichte 2013 insgesamt mehr als 30 Pressemitteilungen (24 Gedenkstätte Berliner Mauer, 9 Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde). Zudem wurden mehrere Pressetermine sowie zahlreiche Hintergrundgespräche mit Journalisten vorbereitet. Die Interviewanfragen blieben 2013 konstant hoch (Interviews u.a. mit dem Spiegel, dem Stern, GEO Frankreich, rbb-Inforadio, Deutschlandarchiv, Berliner Morgenpost). Es fanden 2013 unter anderem zu folgenden Themen Pressetermine statt: • • • • • •

Pressekonferenz zum Jubiläum „60 Jahre Notaufnahmelager Marienfelde“ (9. April ) Pressekonferenz zum 50. Jahrestag des Besuchs von John F. Kennedy (Pressekonferenz in Kooperation mit der Senatskanzlei am 24. April) Pressegespräch zur Präsentation der Graphic Novel „Tunnel 57 – eine Fluchtgeschichte als Comic“ (10. Juni) Pressetermin anlässlich des 52. Jahrestag des Mauerbaus (13. August) Presserundgang durch die Dauerausstellung im Dokumentationszentrum am letzten Öffnungstag vor dem Umbau des Hauses (3. Oktober) Pressetermin anlässlich des 24. Jahrestages des Mauerfalls (9. November)

Die Publikation zum Tunnel 57 mit didaktischem Begleitmaterial von der Stiftung Berliner Mauer erschien in der Reihe der Publikationen der Stiftung Berliner Mauer (s. Kapitel 4). Im Rahmen des Pressegesprächs, das in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsbereich Zeitzeugenarbeit / Biografieforschung vorbereitet wurde, präsentierten Schülerinnen und Schüler der Leibnitz-Schule in Berlin-Kreuzberg, die das Arbeitsmaterial ausprobiert hatten, ihre Ergebnisse. Die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde lud die Bundestagsabgeordneten im November 2013 zu einem Informationstag ein, bei dem die Leiterin der Erinnerungsstätte gemeinsam mit der Leiterin des Internationalen Bundes über den historischen Ort und seine aktuelle Nutzung heute berichteten. Außerdem wurden die Bildungsangebote für Bundestagsgruppen erläutert.

Pfarrer Manfred Fischer († 6. Dezember 2013)

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8.2. MeDIenanFraGen

8.3. verÖFFentlIchUnGen UnD MarKetInG

Die Pressestelle erreichten 2013 insgesamt rund 1.500 Medienanfragen, darunter zahlreiche Drehanfragen nationaler und internationaler Medien (u.a. Deutsche Welle, rbb Fernsehen, rbb-Inforadio, ZDF, RTL, France 2, Arte) im Kontext der o.g. Jahrestage sowie anlässlich des 50. Jahrestages des Berlin-Besuchs von John F. Kennedy und des 100. Geburtstags von Willy Brandt sowie des 50. Jahrestages des Passierscheinabkommens.

Die Stiftung Berliner Mauer veröffentlichte vier Mal im Jahr einen Flyer mit dem Veranstaltungsprogramm der Stiftung, welcher stadtweit verteilt wurde. Im Juli 2013 wurde eine neue Ausgabe des Newsletters der Stiftung Berliner Mauer mit einer Auflage von 1.000 Exemplaren publiziert. Zu jeder Veranstaltung der Gedenkstätte Berliner Mauer bzw. der Erinnerungsstätte Berliner Mauer mit Ausnahme regelmäßiger Führungen für Kinder sowie der nicht-öffentlichen Veranstaltungen wurden Einladungen, Flyer und Plakate zur Bewerbung erstellt, verschickt und am Standort der jeweiligen Veranstaltung ausgelegt. Ergänzend wurden alle Veranstaltungen auf den Websites angekündigt und Einladungen per E-Mail oder Post versandt. Alle Einladungen und Pressemitteilungen sind auch online über folgende Links abrufbar:

Schließlich gab es kontinuierlich Anfragen für allgemeine Drehgenehmigungen auf dem Gelände der Gedenkstätte Berliner Mauer sowie Nachfragen nach Fotomaterial und Zeitzeugen sowohl aus dem In- als auch Ausland (u. a. aus Ägypten, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Japan, Kanada, Russland, der Schweiz, Schweden, Südafrika und den USA). Die Pressevorbereitung und Akkreditierung zum Besuch von Michelle Obama wurde in Zusammenarbeit mit dem Bundespresseamt koordiniert. Anlässlich des Umbaus des Dokumentationszentrums der Gedenkstätte Berliner Mauer erreichten zahlreiche Anfragen zum Umbau und zur neuen Ausstellung die Stiftung. In der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde dominierten Anfragen zum 60. Jahrestag des Notaufnahmelagers. Wie in den Jahren zuvor gab es zahlreiche Presse- und Drehanfragen zu den Besucherzahlen sowie zur Geschichte von Mauer und Teilung, Zeitzeugen und den Jahrestagen zum Gedenken an Mauerbau und -fall. anzahl anfragen im zeitraum Januar – Dezember 2013 Insgesamt 1.448* International 672** National 362 Berlin/Brandenburg 414 * gezählt wurden nur qualifizierte, beantwortete Anfragen ** 62% der internationalen Anfragen in englischer Sprache Medienanfragen 2013 nach themen Zeitzeugen-Recherche: 25% Sonderveranstaltungen (inkl. Besuch J. Gauck und M. Obama): 20% Erweiterung der Gedenkstätte Berliner Mauer: 20% Diktatur und Demokratisierung: 15% Mauerbau / Mauerfall (Jahrestage): 10% DDR und Stasi: 10%

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• http://www.berliner-mauer-gedenkstaette.de/de/presse-17.htmlhttp://www.notaufnahmelager- berlin.de/de/pressemitteilungen-555.html • www.facebook.com/Stiftung.Berliner.Mauer

8.4. DIGItales anGeBot Zum digitalen Angebot der Stiftung zählen neben den Internetseiten der beiden Standorte die mobile Website (www.berliner-mauer.mobi) sowie der Facebook-Auftritt. Über Facebook werden vor allem aktuelle Hinweise kommuniziert und der Austausch mit der Community gepflegt. Das digitale Angebot wird dabei sehr gut angenommen. Die Zugriffszahlen für die Websites entwickeln sich positiv: Im Zeitraum von Januar bis Dezember 2013 lagen sie bei der Website der Gedenkstätte Berliner Mauer bei durchschnittlich 15.520 Zugriffen pro Woche (2012: 9.560), während für die Website der Erinnerungsstätte rund 3.570 Zugriffe pro Woche verzeichnet wurden (2012: 2750). Die Website der Stiftung Berliner Mauer wurde durchschnittlich 1.750 Mal pro Woche besucht (2012: 1.130). Die Zugriffszahlen für die Mobile Website www.berliner-mauer.mobi, die u.a. mehrere Führungen über das Außengelände der Gedenkstätte anbietet, stiegen 2013 kontinuierlich an und lagen Ende des Jahres bei durchschnittlich 2.000 Besuchen pro Woche (Januar: 1.500 Besuche pro Woche). An den zentralen Stationen der Gedenkstätte Berliner Mauer wurden haltbare Aufkleber mit QR-Codes zur Bewerbung der mobilen Website montiert.

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900 000

9. BesUcherservIce

800 000

„Obwohl ich schon viel über die Mauer erfahren habe, diese Ausstellung in der Gedenkstätte hat mich besonders berührt – sehr gut dargestellt und erklärt!“ Aus dem Gästebuch der Gedenkstätte Berliner Mauer

700 000 600 000 500 000 400 000

„Vor genau 25 Jahren sind wir nach Berlin gekommen und geblieben. Drei Tage haben wir hier verbracht. Es war schön die Ausstellung anzusehen und die Tage noch einmal vor Augen zu haben. Danke!“ Aus dem Gästebuch der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde

300 000 200 000 100 000 0

Zentrale Aufgabe des Besucherservices in beiden Häusern der Stiftung ist es, die Anfragen für Führungen und Seminare auf dem Gelände des jeweiligen Standortes zu koordinieren. Insgesamt wurden 2013 mehr als 2.000 Führungen und Seminare an beiden Standorten durchgeführt (Details siehe Kapitel 7). Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung hatte auch im Jahr 2013 höchste Priorität, den Besuchern an beiden Standorten nach ihren individuellen Bedürfnissen ein informatives Bildungsangebot gewähren zu können, um jeden Besuch zu einem nachhaltigen Erlebnis werden zu lassen. Um den Bildungsauftrag der Stiftung zu erfüllen, muss das Angebot auf die unterschiedlichsten Gruppen und Einzelpersonen angepasst werden. Der Besucherservice übernahm die Abwicklung der Führungsanfragen und -vergaben. Dazu gehörte die Terminkoordination des Besucherprogramms, insbesondere der zielgruppenspezifischen Führungen, die Einteilung der Referenten sowie die Abwicklung des Besucherverkehrs mit telefonischer und persönlicher Auskunftserteilung. Besucherzahlen Die Bilanz des Jahres 2013 ist sehr positiv: Mit rund 850.000 Besuchern verzeichnen die beiden Standorte, Gedenkstätte Berliner Mauer und Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde, einen Besucherrekord. Noch nie kamen so viele Menschen innerhalb eines Jahres an die historischen Orte von Mauer und Teilung in Berlin (2012: 700.000; 2011: 650.000 Besucher). Die Besucherzahl in der Gedenkstätte Berliner Mauer entspricht dabei einem Durchschnitt von mehr als 2.200 Besuchern pro Tag. Damit zählt sie damit zu den meistbesuchten und beliebtesten Gedenkstätten der Hauptstadt.

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„Die stetig steigenden Besucherzahlen legen eindrucksvoll Zeugnis ab von der hohen Qualität der Gedenk- und Erinnerungsarbeit der Stiftung Berliner Mauer. Sie unterstreichen zudem das große nationale wie internationale Interesse an der jüngeren Geschichte unserer Stadt. Das ist gerade im Hinblick auf das 25jährige Jubiläum des Mauerfalls in diesem Jahr eine sehr erfreuliche Tendenz.“ André Schmitz, damaliger Staatssekretär für kulturelle Angelegenheiten des Landes Berlin Besucherforschung Mit dem Ziel, die Entwicklungen von Besucheraufkommen, -struktur und -verhalten in der Gedenkstätte Berliner Mauer auszuwerten, gibt die Stiftung Berliner Mauer regelmäßig Besucherzählungen und -befragungen in Auftrag. Im Folgenden sind die zentralen Ergebnisse zusammengefasst. Jung und International Rund 43 % der Besucherinnen und Besucher der Gedenkstätte Berliner Mauer kamen aus dem Ausland, insbesondere aus Großbritannien, Frankreich und den USA. Zahlreiche hochrangige internationale Politikerinnen und Politiker besuchten die Gedenkstätte.

Vor diesem Hintergrund wurde im Januar 2013 nach einer einjährigen Programmierungs- und Testphase für beide Standorte der Stiftung ein neues Buchungsprogramm zur Besucherverwaltung eingeführt, das gleichzeitig eine statistische Auswertung von Besucherzahlen und Angeboten ermöglicht. Das Programm basiert darauf, dass alle Anfragen für Führungen und Bildungsangebote über ein Onlineformular eingehen und eine systematische Erfassung und Bearbeitung häuser- und abteilungsübergreifend erfolgen kann. Mit dem Programm werden die Bearbeitungszeiten zwischen Anfrage und Bestätigung des Angebots erheblich verkürzt. Es ermöglicht die Bearbeitung durch das vorhandene Personal trotz der extrem gestiegenen Anzahl von Anfragen und eine schnelle statistische Auswertung.

Das Publikum der Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße ist jung und international. Die Besucherbefragungen zeigen, dass rund jeder vierte Besucher unter 30 Jahre alt ist. Die meisten Touristen kommen aus Westeuropa (29,3 %), Nord- (5,8 %) und Südamerika (2,2 %). Lediglich 1,8 % der ausländischen Besucher kommen aus osteuropäischen Ländern. Trotz der großen Konkurrenz durch andere Sehenswürdigkeiten bleiben die Besucher mittlerweile im Schnitt über 70 Minuten an der Gedenkstätte. Der Anteil an Gruppenbesuchern, die zum Beispiel im Rahmen einer Klassenfahrt an die Bernauer Straße kommen, liegt bei 40 %, während ca. 60 % der Besucherinnen und Besucher individuell anreisen. Dabei ist bemerkenswert, dass der Anteil an Besuchern, die sonst nicht häufig Museen besuchen (nie, selten und höchstens 3 Museen pro Jahr), in der Gedenkstätte Berliner Mauer mit 48,5 % sehr hoch ist (mit steigender Tendenz: 2009 lag er noch bei 45,1 %).

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10. veranstaltUnGen

10.1. veranstaltUnGen UnD taGUnGen

Januar Di, 22.01.2013 stefan heym – Jahrhundertbürger oder Unperson? Filmabend und Diskussion mit Fritz Pleitgen (ehem. WDR-Intendant), Markus Meckel (Außenminister a. D.) und Prof. Jürgen Haase (Filmproduzent) anlässlich des 100. Geburtstags von Stefan Heym im Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer.

Sonderführung mit Dr. Maria Nooke am Tag der Deutschen Einheit

Insgesamt fanden an beiden Standorten der Stiftung 2013 mehr als 95 Veranstaltungen, Sonder- und Kinderführungen statt. Neben der Veranstaltung mit Joachim Gauck in der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde und dem Besuch von Michelle Obama in der Gedenkstätte Berliner Mauer stellte das Sonderprogramm anlässlich der temporären Schließung des Dokumentationszentrums der Gedenkstätte Berliner Mauer einen weiteren Höhepunkt im Veranstaltungsjahr 2013 dar. Am 3. Oktober 2013 wurde anlässlich des letzten Öffnungstages des Dokumentationszentrums vor der umbaubedingten Schließung ein ganztägiges Sonderprogramm angeboten. Neben Führungen für Kinder und Erwachsene zum Gedenkstättengelände wurden im Dokumentationszentrum letztmalig zwei Sonderführungen vor dem Abbau der Ausstellung angeboten. In der letzten Stunde vor der Schließung lud der Direktor der Stiftung Berliner Mauer, Prof. Dr. Axel Klausmeier, zu einem Rückblick der besonderen Art ein, in dem er die letzten Jahre der Stiftungs- und Gedenkstättenarbeit Revue passieren ließ. Ergänzend blickte Dr. Maria Nooke auf den Beginn der Arbeit im Dokumentationszentrum zurück. Dabei ging sie sowohl auf die Eröffnung des Dokumentationszentrums am 9. November 1999 ein, die Schwierigkeiten beim Aufbau des Dokumentationszentrums bis zur Verabschiedung des Gesamtkonzeptes zur Erinnerung an die Berliner Mauer aus dem Jahr 2006, das den Ausbau der Gedenkstätte und deren Institutionalisierung beinhaltete, als auch auf die beiden zwischen 1999 und 2013 gezeigten Dauerausstellungen. Eingeladen waren zu diesem Rückblick insbesondere alle ehrenamtlich tätigen Ausstellungsbetreuer, die die Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter maßgeblich unterstützt haben und erste Ansprechpartner für die Besucherinnen und Besucher waren. Zentral für das Veranstaltungsjahr war außerdem das Programm anlässlich des 50. Jahrestages des Besuchs von John F. Kennedy in Berlin. Die Stiftung initiierte das stadtweite Programm „50 Jahre John F. Kennedy in Berlin", an dem sich mehr als 20 Einrichtungen mit eigenen Veranstaltungen beteiligten. In den Räumen der Gedenkstätte Berliner Mauer fanden eine Fotoausstellung sowie zwei Vorträge mit Diskussion statt. Die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde nahm im vergangenen Jahr erstmals an der 33. Langen Nacht der Museen teil und präsentierte gemeinsam mit dem Internationalen Bund ein vielseitiges Programm.

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Stefan Heym – Jahrhundertbürger oder Unperson?

Do, 24.01.2013 Berlin-Geschichte bauen und erzählen – Das doppelte stadtjubiläum 1987 und die rückkehr zur historischen stadtmitte Vortrag und Diskussion u.a. mit dem Kulturwissenschaftler Ulrich Eckhardt und dem Architekten Roland Korn im Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer.

Februar

Das doppelte Stadtjubiläum 1987 und die Rückkehr zur historischen Stadtmitte

Do, 14.02.2013 Politische Kunst? – Kunst und Denkmalsetzungen im öffentlichen raum Vortrag und Diskussion u.a. mit dem Historiker Dietmar Keller und dem Architekten Bernhard Schneider im Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer. So, 17.02.2013 zeitzeugencafé: ausgereist und ausgewiesen Der Berliner Innensenator, Frank Henkel, und der Bundesbeauftragte für die Stasiunterlagen, Roland Jahn, sprachen über die gemeinsame Erfahrung des Wechsels von Ost nach West. Frank Henkel gelang mit seinen Eltern nach ungewisser Wartezeit 1981 die Ausreise nach West-Berlin, Roland Jahn wurde 1983 von der SED wegen seiner kritischen Haltung gewaltsam abgeschoben. Moderation: Dr. Maria Nooke, Ort: Hotel Grenzfall, Berlin.

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Zeitzeugencafé: Ausgereist und ausgewiesen

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Mo, 18.02.2013 Besuch des Sprechers des britischen Unterhauses John Bercow John Bercow, Vorsitzender der zweiten Kammer des britischen Parlamentes, hob bei seinem Besuch den Wert der Demokratie hervor: „An diesem Ort wird die Kraft des menschlichen Geistes spürbar, die bewirkte, dass die künstliche und grausame Teilung überwunden werden konnte.“ Do, 21.02.2013 MfS und „Ausreiser“ in den 70er und 80er Jahren – Vortrag mit Zeitzeugengespräch, Die Historikerin Dr. Renate Hürtgen stellte Ergebnisse ihrer aktuellen Studie über das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) und „Ausreiser“ im Kreis Halberstadt in den 1970/80er Jahren vor. Im Anschluss diskutierte sie mit dem Historiker Dr. Andreas Stirn sowie den Zeitzeugen Manfred Fabricius und Silvia Buhl über Hintergründe und eigene Erfahrungen. Ort: Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde Sa, 23.02.2013 Kolloquium „Erinnerungsarbeiten“ anlässlich Pfarrer Manfred Fischers 65. Geburtstag Das wissenschaftliche Kolloquium beleuchtete unterschiedliche Aspekte von Erinnerungs- und Gedenktraditionen und stellte zugleich eine Würdigung der Arbeit Pfarrer Manfred Fischers dar, der mit seinem beharrlichen Engagement in über zwanzig Jahren zeigte, dass sich bürgerschaftliches Tun für das demokratische Gemeinwesen lohnt. Di, 26.02. 2013 „Via Knast in den Westen“ Das Gefängnis Kaßberg als Erinnerungsort – Podiumsdiskussion Der von Nancy Aris und Dr. Clemens Heitmann herausgegebene Sammelband „Via Knast in den Westen“ beleuchtet die Geschichte der Stasi-Untersuchungshaftanstalt Karl-Marx-Stadt und ihre Bedeutung für den Häftlingsfreikauf in der DDR. Auf dem Podium sprach Clemens Heitmann, Leiter der BStU-Außenstelle Chemnitz, mit den Zeitzeugen Jörg Beier und Sabine Popp. Eva Prase (Chemnitzer Freie Presse) moderierte das Gespräch in der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde.

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März

Besuch von John Bercow

MfS und „Ausreiser“ in den 70er und 80er Jahren

Kolloquium „Erinnerungsarbeiten“ anlässlich Pfarrer Manfred Fischers 65. Geburtstag (rechts im Bild)

Do, 14.03.2013 Zwischen Glühkohlen und Spotlight – Deindustrialisierung West und Staatsindustrialisierung Ost Vortrag und Diskussion unter anderem mit Thomas Flierl (Kulturwissenschaftler) und Joseph Hoppe (Historiker) im Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer. So, 17.03.2013 Zeitzeugencafé: Doppelleben – Kindheiten zwischen Ost und West Susanne Schädlich und Denise Kunert sprachen über die Erfahrungen von Kindern, deren Eltern aus politischen Gründen die DDR verlassen mussten. Was bedeutete es für sie, aus ihrem gewohnten Leben herausgerissen zu werden, die vertraute Umgebung zu verlieren und ihre Freunde zu verlassen? Wie haben sie die neue Lebenswirklichkeit im Schatten ihrer Eltern gemeistert – und wie prägten diese Erfahrungen ihr Leben? Im Anschluss signierten die beiden das Buch „Ein Spaziergang war es nicht. Kindheiten zwischen Ost und West“. Moderation: Dr. Maria Nooke, Ort: Hotel Grenzfall, Berlin.

Zeitzeugencafé: Doppelleben – Kindheiten zwischen Ost und West

Mi, 27.03.2013 Die 2. Parteikonferenz der SED und der Aufbau des Sozialismus Eine Veranstaltung des LStU (Landesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR)

April Do, 11.04.2013 bis Sa, 13.04.2013 Jubiläum „60 Jahre Notaufnahmelager Marienfelde“ Am 14. April 1953 eröffneten der damalige Bundespräsident Theodor Heuss und Berlins Regierender Bürgermeister Ernst Reuter feierlich das Notaufnahmelager Marienfelde. Die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde beging den Jahrestag mit einem 4-tägigen Veranstaltungsprogramm.

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Do, 11. 04.2013 Menschen im Übergang. Flucht, Migration und Integration gestern und heute – Vortrag und Podiumsdiskussion Eine Veranstaltung mit aktuellen Bezügen bildete den Auftakt der Feierlichkeiten zu „60 Jahre Notaufnahmelager Marienfelde“. Angelika Schöttler, Bezirksbürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg, unterstrich in ihrem Grußwort die Bedeutung des Ortes damals und heute, bevor Professor Jochen Oltmer (IMIS, Osnabrück) Migration in historischer Perspektive in den Blick nahm. In der anschließenden Podiumsdiskussion tauschten Dilek Kolat, Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen in Berlin, sowie die Autorinnen Susanne Schädlich und Merle Hilbk ihre Erfahrungen hinsichtlich Flucht, Migration und Integrationsprozessen aus (Moderation: Dr. Jacqueline Boysen, Evangelische Akademie zu Berlin). Fr, 12.04.2013 Flüchtlingslager im Nachkriegsdeutschland – Tagung Ziel der wissenschaftlichen Tagung war es, aktuelle Forschungsergebnisse zu Flüchtlingslagern nach 1945 sowie den Stand der Umgestaltung ehemaliger Lager zu Erinnerungsorten und Museen darzustellen. In drei Sektionen diskutierten HistorikerInnen und PolitikwissenschaftlerInnen über „Flüchtlingslager während des Kalten Krieges“, „Stadt, Land und Lager“ sowie „Lager als Erinnerungsorte“. Die Tagung verdeutlichte, dass das Gebiet der heutigen Bundesrepublik als Ort permanenter Migrationsbewegungen bewertet werden muss. Die Beiträge sollen 2014 in Gestalt eines Tagungsbandes veröffentlicht werden. Fr, 12.04.2013 Befragung – Überprüfung – Kontrolle, Die Aufnahme von DDR-Flüchtlingen in West-Berlin bis 1961 – Buchvorstellung und Diskussion DDR-Flüchtlinge erwartete nach ihrer Ankunft in WestBerlin ein bürokratischer Hürdenlauf. Unter anderem wurden sie detaillierten Befragungen der westalliierten Geheimdienste, aber auch nichtstaatlicher antikommunistischer Organisationen unterzogen. Dr. des. Enrico Heitzer diskutierte mit dem Autor Keith Allen, Ph.D.,

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über dessen neues Buch, das die Befragungspraxis zweier dieser Organisationen, der Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit und des Untersuchungsausschusses Freiheitlicher Juristen, beleuchtet.

Flucht, Migration und Integration gestern und heute

Flüchtlingslager im Nachkriegsdeutschland

Sa, 13.04.2013 Verschwunden und Vergessen, Bustour Die Bustour unter Leitung der Historikerin Katharina Hochmuth führte die 47 TeilnehmerInnen zu verschiedenen Orten in der Stadt, die bei der Bewältigung des Flüchtlingszustroms aus der DDR zentral waren, jedoch heute in Vergessenheit geraten sind. Es wurden ehemalige Flüchtlingslager, Dienststellen und Abflugbaracken angesteuert. Begleitend schilderte die Zeitzeugin Gisela Blädtke, welche Erfahrungen sie nach ihrer Flucht aus der DDR in West-Berlin machte. So, 14.04.2013 Festakt mit dem Bundespräsidenten Im ehemaligen Notaufnahmelager Marienfelde und heutigen Übergangswohnheim für Flüchtlinge und Asylbewerber stellten Bundespräsident Joachim Gauck und Bürgermeister Frank Henkel, Senator für Inneres und Sport von Berlin, vor 140 geladenen Gästen die Bedeutung des Ortes für die deutsch-deutsche Fluchtgeschichte und die gelungene Integration der Flüchtlinge in Berlin und Deutschland heraus. Bundespräsident Joachim Gauck würdigte in seiner Rede die Lebenswege der Flüchtlinge und Übersiedler aus der DDR. Er spannte einen Bogen von der Integrationsleistung der Bundesrepublik Deutschland bis hin zur aktuellen Asylpolitik. In einem Zeitzeugengespräch ergänzten Betroffene die Ausführungen durch eigene Erfahrungen und Erinnerungen.

Verschwunden und Vergessen, Bustour

Zu danken ist dem Internationalen Bund als Träger des heute auf dem Gelände ansässigen Übergangswohnheims für seine Unterstützung der Jubiläumsveranstaltungen.

Die Aufnahme von DDR-Flüchtlingen in West-Berlin bis 1961

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So, 21.04.2013 Zeitzeugencafé: Gehen wollen – gehen müssen Am 17. Januar 1988 versuchten Ausreiseantragsteller – am Rande der alljährlichen Demonstration zu Ehren von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg – auf ihre Situati-

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Festakt mit dem Bundespräsidenten

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on aufmerksam zu machen. Die Stasi verhaftete mehr als 100 Personen und verurteilte zahlreiche Teilnehmer der Aktion, die von der Arbeitsgruppe Staatsbürgerschaftsrecht initiiert worden war. Zu ihnen gehörte Monika Valenda, die später aus der Haft in den Westen ausreisen konnte. Gleichzeitig wurden missliebige Oppositionelle wie Ralf Hirsch von der Initiative Frieden und Menschenrechte ausgebürgert. Monika Valenda und Ralf Hirsch berichteten von den dramatischen Ereignissen, den Vorbereitungen und persönlichen Folgen ihres Engagements. Moderation: Dr. Maria Nooke, Ort: Hotel Grenzfall, Berlin.

Mi, 29.05.2013 Der 17. Juni 1953: Die Ereignisse in Berlin und der DDR Vortrag des Historikers Dr. Jens Schöne und anschließende Podiumsdiskussion mit Dr. Fred Ebeling, Klaus Gronau, PD Dr. Siegfried Heimann und Dr. Walter Schöbe im Berliner Rathaus, Großer Saal.

Juni Di, 04.06.2013 Vernissage: John F. Kennedy 1963 in Berlin und Vortrag „Das Verhältnis von Frankreich und den USA in der Berlin-Krise“ von Professor Dr. Hélène Miard-Delacroix, Université Sorbonne, Paris, im Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer.

Mai Mi, 15.05.2013 Green.net: 10-jähriges Jubiläum „Grünes Band Europa“ Auf Einladung des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) feierten heute rund 100 Vertreterinnen und Vertreter aus 24 europäischen Ländern sowie aus Südkorea in der Gedenkstätte Berliner Mauer das 10-jährige Jubiläum der Initiative „Grünes Band Europa“. Entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs hat sich der größte europäische Biotopverbund entwickelt, der zudem eine einzigartige Erinnerungslandschaft darstellt und das einst geteilte Europa heute eint. Mi, 15.05.2013 „Ferien vom Kalten Krieg“: Die Berliner Kinderluftbrücke 1953-57, Buchpräsentation Illustriert von umfangreichem Fotomaterial, präsentierte der Historiker Bernd von Kostka seine im Berlin Story Verlag neu erschienene Publikation zur „Kinderluftbrücke“. Mit Bettina Effner, Leiterin der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde, und zahlreichen Zeitzeugen im Publikum diskutierte er die Ergebnisse seiner Recherchen.

Vernissage: John F. Kennedy 1963 in Berlin

Di, 11.06.2013 Chruschtschows Gegenbesuch zu John F. Kennedy Vortrag und Diskussion mit Dr. Jörg Morré (Direktor, Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst) im Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer. Zeitzeugencafé: Gehen wollen – gehen müssen

„Ferien vom Kalten Krieg“: Die Berliner Kinderluftbrücke 1953-57, Buchpräsentation

Sa, 13.06. 2013 Buchverfilmung „Lagerfeuer“ – Filmausschnitte und Gespräch, 2003 legte die Autorin Julia Franck ihren in Marienfelde spielenden Roman „Lagerfeuer“ vor, den Regisseur Christian Schwochow nun verfilmte. Wie Literatur zu Film wird, war Thema ihres Gesprächs, begleitet von kurzen Lesungen Julia Francks aus dem Roman. Erstmals waren auch Ausschnitte des neuen Films zu sehen, der mit dem Titel „Westen“ in die Kinos kommen soll. (Moderation: Dr. Alexander C.T. Geppert, Freie Universität Berlin). Di, 18.06.2013 John F. Kennedy im Visier von SED und Stasi Vortrag und Diskussion mit Holger Kulick (BStU) im Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer.

Vortrag und Diskussion mit Dr. Jörg Morré

Buchverfilmung „Lagerfeuer“, Filmausschnitte und Gespräch

Green.net: 10-jährige Jubiläum „Grünes Band Europa“

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Juli Do, 25.07.2013 Roggenernte an der Kapelle der Versöhnung Im ehemaligen Todesstreifen an der Bernauer Straße, auf dem heutigen Gelände der Gedenkstätte Berliner Mauer, wird symbolträchtig Roggen als etwas Lebensspendendes angebaut. Nach der Ernte wird der Roggen von der Versöhnungsgemeinde für die Zubereitung von Brot und Oblaten verwendet. Roggenanbau und -ernte werden dabei jedes Jahr in Kooperation mit der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der HumboldtUniversität Berlin durchgeführt.

Roggenernte an der Kapelle der Versöhnung

31. August 2013 33. Lange Nacht der Museen Anlässlich der Langen Nacht der Museen hatten die BesucherInnen Gelegenheit, an zwei außergewöhnlichen Rundgängen durch die Gedenkstätte und das Übergangswohnheim für Flüchtlinge und Asylbewerber auf dem Gelände des ehemaligen Notaufnahmelagers Marienfelde teilzunehmen. Die beiden Touren „Abschied Neugier Ungewissheit – Junge Migranten damals und heute“ und „Jung sein, Flüchtling sein: eine Recherche vor und hinter den Kulissen“ ermöglichten Begegnungen mit ehemaligen DDR-Flüchtlingen, derzeitigen Heimbewohnern, Schauspielern und Mitarbeitern der Erinnerungsstätte. Sie gewährten Einblicke in frühere und in derzeitige Flüchtlingsschicksale.

Poetry Slam – Ein Dichterwettstreit

August Mi, 07.08.2013 Vom 17. Juni zum Mauerbau Diskussion mit Prof. Dr. M. Wilke (Berlin), Prof. Dr. S. Karner (Graz), Dr. M. Kubina (Berlin) und Prof. Dr. M. Lemke (Berlin) im Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer. Di, 13.08.2013 Sonderveranstaltung zum 52. Jahrestag des Mauerbaus Andacht in der Kapelle der Versöhnung in der Bernauer Straße, u. a. mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, und dem Staatsminister für Kultur und Medien, Bernd Neumann, die am Denkmal für die Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft Kränze niederlegten. An der Andacht nahmen auch mehr als 100 Schülerinnen und Schüler teil. Am Nachmittag diskutieren sie bei einem „Worldcafé“ mit Zeitzeugen und Historikern über Leben und Widerstand im geteilten Berlin. Fr, 23.08.2013 Poetry Slam – Ein Dichterwettstreit Mehrere Poetry Slammer traten in einen lyrischen Wettstreit – das Publikum stimmte ab. Mit B. Boettcher, V. Strübing, K. Yamamoto, M. Ebeling, M. Gebhard, T. Tesfu, S. Masomi, T. Hahl u.a.. Moderation: W. Hogekamp, Ort: Kapelle der Versöhnung.

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September

Diskussion mit Prof. Dr. M. Wilke, Prof. Dr. S. Karner, Dr. M. Kubina und Prof. Dr. M. Lemke

Do, 05.09.2013 „Ein widerständiges Leben“ – Zeitzeugengespräch Meinhard Schröder, 1943 in Schwerin geboren und kurz vor dem Mauerbau aus der DDR geflohen, sprach mit Natascha Mrugowski über seinen Lebensweg in Ost und West in der Erinnerungssttte Notaufnahmelager Marienfelde. Sa, 07.09.2013 Sonderführung zum „Tag des offenen Denkmals“ Die Sonderführung mit dem Thema „Denkmalpflege für ein unbequemes Baudenkmal„ fand anlässlich des „Tags des offenen Denkmals“ statt. So, 08.09.2013 Matinée: Schwierige Orte – Erinnerung gestalten? Matinée mit Diskussion und Präsentation des Buches „Schwierige Orte / Difficult Places“ - Erinnerungslandschaften von sinai.

33. Lange Nacht der Museen

So, 08.09.2013 Sonderführung zum „Tag des offenen Denkmals“ Die Sonderführung mit dem Thema „Denkmalpflege für ein unbequemes Baudenkmal“ fand anlässlich des „Tags des offenen Denkmals“ statt. 52. Jahrestag des Mauerbaus

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SONNTAG, 29.09.2013, 19.00 UHR So, 29.09.2013 Film und Diskussion zum 60. Todestag von Ernst Reuter „Eine Stadt trauert um ihren Vater“: Unter diesem Motto standen ein Filmbeitrag und eine Podiumsdiskussion anlässlich des 60. Todestages von Ernst Reuter.

Oktober Do, 03.10.2013 Sonderprogramm zum Tag der Deutschen Einheit 11.00 Uhr und 15.00 Uhr: Sonderführung mit Dr. Maria Nooke (Stiftung Berliner Mauer); 30 Minuten 11.45 Uhr und 15.45 Uhr: Führung zur Geschichte des Ortes und der geteilten Stadt mit Rundgang über die Open-Air-Ausstellung; 1 Stunde

EINE STADT TRAUERT UM IHREN VATER – ZUM 60. TODESTAG VON ERNST REUTER

Do, 24.10.2013 Die Vergessenen. Tod, wo andere Urlaub machen Dokumentarfilm „Die Vergessenen – Tod, wo andere Urlaub machen“, von Freya Klier und Andreas Kuno Richter über Fluchtversuche aus der DDR über die bulgarische Grenze nach Jugoslawien, Griechenland oder in die Türkei, die häufig mit Haft oder dem Tod endeten. Im Anschluss sprechen Freya Klier und Filmprotagonist und Fluchtopfer Thomas von Grumbkow mit der bulgarischen Journalistin Milkana Dehler über diese Fluchten und den heutigen Umgang mit dem Thema in Deutschland und in Bulgarien.

Zeitzeugencafé: Familienkontakte – Begegnungen trotz Mauer und Stacheldraht

SONNTAG, 29.09.2013, 19.00 UHR FILMVORFÜHRUNG, KURZVORTRAG UND PODIUMSDISKUSSION BESUCHERZENTRUM GEDENKSTÄTTE BERLINER MAUER BERNAUER STR. 119 / 13355 BERLIN ERNSTRNST REUTER-ARCHIV STIFTUNG

Landesar La ndesarchiv chiv Berlin

11.45 Uhr und 15.45 Uhr: Kinderführung „Wer will Mauerexperte werden?“; 1 Stunde

November Sa, 09.11.2013 Gedenkveranstaltung zum 24. Jahrestag des Mauerfalls Posaunenruf an der Hinterlandmauer und Andacht in der Kapelle der Versöhnung. Di, 12.11.2013 Winter 1961 – Leben mit der Mauer, Fotografien von Léon Herschtritt Vernissage in Anwesenheit des Künstlers im Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer.

15.00 Uhr: Guided Tour (English) through the open-air exhibition of the Berlin Wall Memorial; 1 hour 17.00 Uhr: Rückblick auf die Ausstellung mit Prof. Dr. Axel Klausmeier und Dr. Maria Nooke (Stiftung Berliner Mauer), anschließend Empfang

Di, 19.11.2013 20 Jahre Verein Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde, Nach einem Grußwort des Staatssekretärs für Soziales des Landes Berlin Dirk Gerstle und der Festrede Michael Cramers (MdEP) blickten Prof. Ingrid Stahmer, Harald Fiss und Anna Edith Haase auf die Geschichte der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde zurück (Moderation: Stephan Detjen).

So, 13.10.2013 Zeitzeugencafé: Familienkontakte – Begegnungen trotz Mauer und Stacheldraht mit Lothar und Wilfried Seiring Mi, 23.10.2013 Alte Grenzen, neue Grenzen? Dialogtisch im Rahmen der „Berliner Tage des Interkulturellen Dialogs“ im Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer.

Mi, 27.11.2013 Vorlesewettbewerb der UNESCO-Projektschulen Vorlesewettbewerb zum Thema Mauer und Mauerfall im Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer.

Gedenkveranstaltung zum 24. Jahrestag des Mauerfalls

Winter 1961 – Leben mit der Mauer, Fotografien von Léon Herschtritt

Sonderprogramm zum Tag der Deutschen Einheit

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Do, 28.11.2013 „Ich war nie einer von Euch!“ Der Künstler Rainer Bonar zwischen Ost und West Ausstellungseröffnung Die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde würdigte Rainer Bonar mit ihrer Sonderausstellung als einen Künstler, dessen Leben und Werk um politische Selbstbestimmung und die Möglichkeiten künstlerischer Freiheit kreisten. Nach der Begrüßung durch den Direktor der Stiftung Berliner Mauer, Prof. Dr. Axel Klausmeier, führten die Kuratorinnen Bettina Effner und Katharina Hochmuth in die Ausstellung ein. An der Eröffnung nahmen zahlreiche Freunde, Wegbegleiter und Angehörige des 1996 verstorbenen Malers, Grafikers und Fotografen teil.

So, 08.12.2013 Zeitzeugencafé: Literaten im Austausch Lutz Rathenow und Johano Strasser berichteten von ihren literarischen und politischen Bemühungen, grenzüberschreitende Kontakte zu etablieren und zu bewahren. Als Autor und Redakteur der westdeutschen Literaturzeitschrift L´80 setzte sich Johano Strasser aktiv für den Austausch zwischen west- und ostdeutschen Schriftstellerinnen und Schriftstellern ein. 1980 traf er bei einer Lesung in einer privaten Wohnung in Prenzlauer Berg auf den in Ost-Berlin lebenden Autor Lutz Rathenow. Der aus Jena stammende Autor veröffentlichte Ende 1980 ohne Genehmigung der DDR-Behörden seinen ersten Prosaband in Westdeutschland. Wenige Tage darauf wurde Lutz Rathenow kurzzeitig inhaftiert und nach öffentlichem Protest freigelassen. Moderation: Clemens Villinger, Ort: Hotel Grenzfall, Berlin. Mo, 16.12.2013 Egon Bahr und Rolf Schneider im Dialog Diskussion anlässlich des 50. Jahrestages des Passierscheinabkommens im Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer. Als Sprecher des damaligen Regierenden Bürgermeisters von West-Berlin, Willy Brandt, war Egon Bahr maßgeblich an der Entwicklung des Abkommens beteiligt. Sein Gesprächspartner, der Autor und Schriftsteller Rolf Schneider, erlebte die Auswirkungen des Abkommens als Journalist in der DDR.

Zeitzeugencafé: Literaten im Austausch

Egon Bahr und Rolf Schneider im Gespräch mit Moderatorin Jacqueline Boysen

Ausstellungseröffnung

Der Künstler rainer Bonar zwischen ost und west 29. November 2013——30. März 2014

„Ich war nIe eIner von euch!“

Fr, 29. November 2013 „Ich war nie einer von Euch!“ Der Künstler Rainer Bonar zwischen Ost und West Sonderausstellung in der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde Die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde realisierte 2013 eine Sonderausstellung, die erstmals eine größere Werkauswahl des Malers, Grafikers und Fotografen Rainer Bonar (1956 – 1996) der Öffentlichkeit präsentierte. In Ost-Berlin als Rainer Lietzke geboren, musste Bonar früh erkennen, dass ein künstlerisches Fortkommen in der DDR für ihn nicht möglich war. Nachdem er sich in einem Triptychon „Schießbefehl“ explizit der Toten an der innerdeutschen Grenze angenommen hatte, erlebte er 1973 seine erste Verhaftung. Nicht zum Studium der Malerei zugelassen und 1976 aus der Nationalen Volksarmee geworfen, kämpfte Bonar um eine Ausreisegenehmigung. 1981 erfolgte die Übersiedlung nach West-Berlin. Die Ausstellung bot neben den Werken Einblicke in die Biografie Bonars sowie Stimmen von Freunden und Wegbegleitern, die es ermöglichten, diesen ungewöhnlichen, bisher weithin unbekannten Künstler zwischen Ost und West näher kennenzulernen.

Dezember

»Ich war nie einer von Euch!« Der Künstler Rainer Bonar

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11. Publikationen 11.1. Publikationen in den reihen der stiftung In beiden Buchreihen der Stiftung Berliner Mauer – der wissenschaftlichen „grauen“ und der populären „schwarzen“ Reihe, die beim Christoph Links Verlag verlegt werden – sind 2013 neue Veröffentlichungen erschienen:

Wissenschaftliche Publikationen In der wissenschaftlichen Reihe „Beiträge zur Geschichte von Mauer und Flucht“ wurden zwei Neuerscheinungen veröffentlicht:

10.2. RegelmäSSige Führungen Schiffstour: Wasser- und Grenzgeschichten im geteilten Berlin Vom Treptower Hafen bis zum Humboldthafen/Moabiter Brücke und zurück (Fahrtzeit: ca. 3,5h) am 08.04., 16.06., 21.07., 18.08., 01.09., 10.09. und 13.10.2013 Führung: Die Bernauer Straße nach dem Mauerbau Die Bernauer Straße war einer der Kristallisationspunkte der deutsch-deutschen Teilung. Hier kann die Bandbreite der Folgen des Mauerbaus exemplarisch aufgezeigt werden: Die Zerstörung von Stadtraum und Lebenswegen, die Trennung von Familienangehörigen und Freunden, sonntags um 15:00 Uhr. Sonderführung: Mauerspuren, mit Begehung des Fußgängertunnels unter dem Nordbahnhof am Samstag, 07.09., Sonntag, 05.05., 02.06., 04.08., 01.09. und 20.10 jeweils um 15:00 Uhr. Sonderführung: Tunnelfluchten in der Bernauer Straße, mit Zeitzeugen, anschließend Dokumentarfilm „Heldentod“ am Sonntag 09.06., 14.07., 11.08. und 08.09 jeweils um 15:00 Uhr. Bustour „Verschwunden und Vergessen“ wurde wegen der ausgesprochen positiven Resonanz noch zwei weitere Male angeboten: am 25. August 2013 mit der Zeitzeugin Angela Bertus sowie anlässlich des Tags des offenen Denkmals am 8. September 2013 mit der Zeitzeugin Ingrid Gosch. Kinderführungen: Nepomuck und Bärlihupf – Fluchtgeschichten für Kinder (9-13 Jahre) in der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde am 20. Januar, 17. Februar, 17. März, 21. April, 26. Mai, 16. Juni, 14. Juli, 11. August, 15. September, 20. Oktober, 11. November und 15. Dezember 2013 „Wer will Mauerexperte werden?“ Kostenlose Führung für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren in der Gedenkstätte Berliner Mauer

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Keith Allen: „Befragung – Überprüfung – Kontrolle. Die Aufnahme von DDR-Flüchtlingen in West-Berlin bis 1961“ Mit diesem Band wird die erste umfassende Untersuchung zur Mitwirkung der Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU) und des Untersuchungsausschusses Freiheitlicher Juristen (UFJ) im Notaufnahmeverfahren vorgelegt. Michael Kubina: „Ulbrichts Scheitern. Warum der SED-Chef nicht die Absicht hatte, eine Mauer zu errichten, sie aber dennoch bauen ließ“ Mit diesem Buch präsentiert Michael Kubina eine streitbare Studie, in der der Autor bisherige Standardwerke zur Problematik der Fluchtbewegung und deren Bedeutung für den Mauerbau in Frage stellt und neue Thesen zu den Ursachen des Mauerbaus und den Interessen von Walter Ulbricht formuliert.

Populäre Publikationen („Schwarze Reihe“) Thomas Henseler / Susanne Buddenberg: Tunnel 57 – eine Fluchtgeschichte als Comic Ein weiterer Band in der populären Reihe ist eine Graphic Novel zur Geschichte des Tunnels 57. Basierend auf einer von den beiden Autoren gestalteten Ausstellung im U-Bahnhof Bernauer Straße im Jahr 2012 wurde die Comicgeschichte mit historischen Informationen, Arbeitsmaterial für die Bildungsarbeit und Erklärungen zur Entstehung eines Comics komplettiert. Die englische Ausgabe beinhaltet nur den Comic. Von diesen im Frühjahr 2013 erschienenen Publikationen konnte zum Jahresende jeweils eine zweite Auflage vorbereitet werden. Ole Giec / Frank Willmann (Hg.): Mauerkrieger – Aktionen gegen die Mauer in West-Berlin 1989 Ab Januar 2013 erfolgte die Umsetzung des Buchprojektes „Mauerkrieger“, das durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert wurde. Im Auftrag der Stiftung haben Frank Willmann und Ole Giec die Geschichte einer Gruppe von Heavy Metal-Fans aus Halle rekonstruiert, die nach erfolgter Ausreise von West-Berlin aus Aktionen gegen die Mauer unternahmen. Ergänzt um eine Reihe von Expertenkommentaren ist das Buch 2014 erschienen.

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Ders., Die Grenze in der deutschen Erinnerungskultur, in: Hendrik Hansen, Frank Spengler, Manfred Wilke (Hg.), Perspektiven der Erinnerungskultur in Europa. Konferenzband der Fachtagung der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Andrássy Universität Budapest am 25. April 2013, Budapest 2013, S. 50-61. Online unter http://www.kas.de/wf/doc/kas_35660- 1522-1-30.pdf?131024131310 (Stand: 14.05.2014). Ders./ Sälter, Gerhard/ Schaller, Tina, Grenz- und Geisterbahnhöfe im geteilten Berlin. Eine Einführung, in: Gerhard Sälter u. Tina Schaller (Hg.), Grenz- und Geisterbahnhöfe im geteilten Berlin, Berlin 2013, S. 9-15.

Ausstellung im Zwischengeschoss des Nordbahnhofs

Begleitband zur Ausstellung im Nordbahnhof. Berlin 2013, Ch. Links Verlag.

Tina Schaller / Gerd Sälter (Hg.): Grenz- und Geisterbahnhöfe im geteilten Berlin Begleitband zur Ausstellung im Nordbahnhof Es handelt sich um den Begleitband zur gleichnamigen Sonderausstellung im Nordbahnhof. Da die erste Auflage der im Frühjahr 2013 erschienenen Erstauflage des Begleitbandes zur Dauerausstellung der Gedenkstätte Berliner Mauer im Nordbahnhof bereits innerhalb des Erscheinungsjahres vergriffen war, wurde sie neu aufgelegt. In verschiedenen Aufsätzen und anhand von zahlreichen Abbildungen wird die Problematik der Streckenführung von S- und U-Bahnen in der geteilten Stadt anschaulich dargestellt. Nooke, Maria / Hertle, Hans-Hermann (Hg): Die Todesopfer am Außenring der Berliner Mauer 1961 – 1981 Neben den stiftungsinternen Publikationsreihen konnte mit Mitteln der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung von Dr. Maria Nooke und Dr. Hans-Hermann Hertle unter Mitwirkung von Clemens Villinger eine Dokumentation herausgegeben werden, die den Titel „Die Todesopfer am Außenring der Berliner Mauer 1961 – 1989“ trägt. Darin sind anhand von Kurzporträts der Toten, Luftbildern vom Tatort mit eingezeichneten Fluchtwegen und der Markierung der Todesorte sowie der Standorte von Erinnerungsstelen die Geschichten dieser Menschen dokumentiert. Das Buch konnte kostenlos zur Verfügung gestellt werden. In Zusammenarbeit mit dem Landesinstitut für Schule und Bildung wurde es an alle weiterführenden Schulen in Berlin und Brandenburg verschickt. Berichte in der Märkischen Allgemeinen Zeitung und in der Berliner Zeitung führten dazu, dass knapp zweihundert Anfragen von Interessenten eingingen, die um die Zusendung des Buches baten.

11.2. Publikationen der mitarbeiterinnen und mitarbeiter Klausmeier, Axel, Denkmallandschaft Berliner Mauer – Noch immer ein „unbequemes Denkmal“?/ Paesaggio monumentale Muro di Berlino – Ancora un „monumento scomodo“? (dt./ital.), in: Arbeitskreis Theorie und Lehre in der Denkmalpflege e.V. / Birgit Franz und Waltraud Kofler Engl (Hg.), Umstrittene Denkmale. Monumenti controversi. Der Umgang mit dem Erbe der Diktaturen, o.O. 2013, S. 157-164 68

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Muhle, Susanne, Nächster Halt: Ost-Berlin. Entführungsaktionen des MfS in der U- und S-Bahn, in: Gerhard Sälter u. Tina Schaller (Hg.), Grenz- und Geisterbahnhöfe im geteilten Berlin, Berlin 2013, S. 39–46. Nooke, Maria, „Interviews mit Christa und Joachim Neumann“, in: Thomas Henseler/ Susanne Buddenberg, Tunnel 57. Eine Fluchtgeschichte als Comic, Berlin 2013, S. 64-77. Dies., „Mauerbau und Fluchtbewegung“, in: Thomas Henseler/Susanne Buddenberg, Tunnel 57 - eine Fluchtgeschichte als Comic, Berlin 2013, S. 57-63. Schlusche, Günter, Memory work in Berlin: a comparative perspective, in: William J. V. Neill / Michael Murray / Berna Grist, Relaunching Titanic, London/New York 2013. Steinhausen, Kathrin, Einsatz von Zeitzeugenberichten in der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde, in: Lernen aus der Geschichte, Sonderausgabe Februar 2013, Podcast. Villinger, Clemens, Tagungsbericht zur Tagung „Flüchtlingslager im Nachkriegsdeutschland“, in: Newsletter der Stiftung Berliner Mauer und H-Soz-Kult (9.7.2013), online unter http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=4900 (Stand:10.4.2014). Wichmann, Manfred, Waldemar Pabst und die Gesellschaft zum Studium des Faschismus (1931-1934), Berlin 2013. Ders., Be-Greifbare Zeitgeschichte vor Ort. Zur Gedenkkultur und Erhaltung historischer Gebäude in Kleinstädten am Beispiel der Cohn-Scheune in Rotenburg, in: MEDAON 7 (2013), 12, S. 1-7.

12. Vorträge Effner, Bettina, Marienfelde als Erinnerungsort, Vortrag auf der Tagung „Flüchtlingslager im Nachkriegsdeutschland“ im Rahmen des Jubiläums „60 Jahre Notaufnahmelager Marienfelde“ am 12. April 2013 Dies., Fluchtziel West-Berlin. Beobachtungen zur Integration von DDR-Zuwanderern, Vortrag auf der Tagung „Ursachen, Geschichten und Folgen des Kalten Krieges im Vergleich: Deutschland und Korea“ am 27. Juni 2013 in Tübingen Jahresbericht der Stiftung Berliner Mauer 2013

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Klausmeier, Axel, 60. Jahrestag des Volksaufstandes am 17. Juni 1953, Festvortrag in der Bezirksverordnetenversammlung Marzahn-Hellersdorf von Berlin am 20.06.2013. Ders., Die Erinnerung an den Kommunismus, Vortrag auf der Deutsch-Ungarischen Expertentagung „Perspektiven der Erinnerungskultur in Europa“ der Andrássy Universität Budapest am 25.04.2013. Ders., Remembering the Two German Dictatorships, Vortrag im Goethe-Institut Boston, Massachusetts am 30.05.2013. Ders., The Berlin Wall, Vortrag auf der Konferenz “Towards an Archaeology of the Cold War” der University of Oxford am 30.03.2013. Muhle, Susanne, Mobiler Tourguide für die Gedenkstätte Berliner Mauer, Vortrag auf der Geschichtsmesse der Bundesstiftung Aufarbeitung, Suhl am 1. März 2013. Nooke, Maria, Dokumentation von Zeitzeugen-Geschichten und Zeitzeugen-Veranstaltungen der Gedenkstätte Berliner Mauer, Vortrag auf der Geschichtsmesse der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Suhl unter dem Titel „Geschichte lernen im 21. Jahrhundert – Demokratie und Diktatur nach 1945 in Deutschland und Europa“, 28.2. - 2.3.2013. Dies., Todesopfer an der Berliner Mauer 1961 – 1989. Ergebnisse eines Forschungsprojektes der Stiftung Berliner Mauer und des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam – Konsequenzen für die Gedenkstättenarbeit, Vortrag auf der Tagung „Todesopfer an der innerdeutschen Grenze – Dokumentation und Erinnerung“ des Vereins politische Memoriale e.V. Mecklenburg-Vorpommern im Grenzhus Schlagsdorf, Schlagsdorf am 22.3.2013. Dies., Tunnel 57 – Eine Fluchtgeschichte als Comic. Neue Ansätze zur Vermittlung der deutschen Teilungsgeschichte, Vortrag auf der Tagung „Sketching the Past. Vermittlung von Gewalt- geschichte im Comic“ des Instituts für angewandte Geschichte an der Viadrina in Frankfurt/ Oder, 27.- 28.9.2013 Schlusche, Günter, “Concepts, processes and designs of commemoration”, Vortrag auf der Internationalen Tagung der ICMP (International Commission on Missing Persons) „Memorialisation of Missing Persons in the Western Balkans” in Sarajevo (BiH) am 21.3.2013. Impressum Herausgeber: Stiftung Berliner Mauer Bernauer Straße 119 | 13355 Berlin Tel.: +49-30-4679866-62 E-Mail: [email protected] Gestaltung und Satz: Jolanda Todt

Ders., Vortrag und Moderation auf den Seminaren des Memory Lab “Commemoration processes in the Prijedor region“ am 2./3.5. und am 30.11/2.12.2014 in Prijedor (BiH). Wichmann, Manfred, Umzüge von Sammlungen und Bibliotheken: Zwischen kontrollierter Katastrophe und frischem Wind, Berlin, 20.11.2013, Workshop im Rahmen des Fachweiterbildungsangebotes des Kompetenznetzwerkes Bestandserhaltung (KBE).

V.i.S.d.P.: Eva Söderman Sofern nicht anders angegeben, liegen die Bildrechte bei der Stiftung Berliner Mauer.

Ders., Die Konzeption einer „Weißen Internationale“ bei Waldemar Pabst, Gelsenkirchen 30.09.2013- 02.10.2013, Wissenschaftliche Tagung: Wegbereiter des Nationalsozialismus: Personen, Organisationen, Netzwerke des völkisch-antisemitischen Aktivismus 1919 -1933. 70

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