Jahres-Pressekonferenz

 Sparkassenverband Westfalen-Lippe Jahres-Pressekonferenz 6. Februar 2017 Münster Dr. Rolf Gerlach, Präsident Jürgen Wannhoff, Vizepräsident Rede ...
3 downloads 0 Views 184KB Size
 Sparkassenverband Westfalen-Lippe

Jahres-Pressekonferenz 6. Februar 2017 Münster

Dr. Rolf Gerlach, Präsident Jürgen Wannhoff, Vizepräsident

Rede

2

I. EINLEITUNG

(Dr. Rolf Gerlach) Meine sehr geehrten Damen und Herren, auch im Namen meines Vorstandskollegen, Herrn Wannhoff: Herzlich willkommen. Die 65 Sparkassen in Westfalen-Lippe haben im Jahr 2016 beachtliche Ergebnisse erzielt: •

Sie haben ihr Wachstum im Kundengeschäft fortgesetzt, wie Ihnen Herr Wannhoff gleich näher darlegen wird, und auch dadurch



ihre Bilanzsumme auf fast 128 Mrd. € erhöht.



Die Sparkassen haben sich mit Wachstum auf der einen sowie Effizienz auf der anderen Seite – dazu später mehr – ein Betriebsergebnis vor Bewertung von 1,01 % der Bilanzsumme erarbeitet.

Ich sage bewusst „erarbeitet“, denn in einer Zeit fast ohne Zinsen sind die Zahlen, die wir Ihnen heute vorstellen, nicht selbstverständlich. Ohne ein Bündel von Maßnahmen wären sie nicht möglich gewesen. Sparkassen in Westfalen-Lippe gehen ihre Aufgaben offensiv und mit großer Veränderungsbereitschaft an. Dennoch ist festzustellen, dass es nun auch bei den westfälisch-lippischen Sparkassen eine Schere gibt, die sich absehbar immer weiter öffnet: Die Leistungen stimmen, aber das Betriebsergebnis sinkt infolge der EZB-Nullzinspolitik. Folie Betriebsergebnis Das geschieht jedoch eher sachte. Hinter dem Betriebsergebnis vor Bewertung von 1,01 % der Bilanzsumme steht ein Wert von 1,27 Mrd. €. Das sind zwar 61 Mio. € weniger als im Vorjahr. Den Instituten bleibt dennoch Spielraum zur Stärkung des Eigenkapitals. Die westfälisch-lippischen Sparkassen haben gegenüber dem bundesweiten Durchschnitt beim Betriebsergebnis vor Bewertung von 0,87 % sogar einen beachtlichen Vorsprung.

3

Die Erklärung für dieses Ergebnis ist naheliegend: Unter – gesamtwirtschaftlich gesehen – sehr gesunden Rahmenbedingungen geht es den Menschen gut in Deutschland. 39 % der 30- bis 59-Jährigen haben die vergangenen fünf Jahre als Zeit des persönlichen wirtschaftlichen Aufstiegs erlebt. Ihre eigene Lebensqualität bezeichnen 75 % dieser Altersgruppe als gut oder sehr gut, wie eine bundesweite Umfrage ermittelt hat. Und auch beim manchmal kritisch diskutierten Thema „Alterseinkommen“ sind die Zahlen bemerkenswert: Zwar belief sich in der gesetzlichen Rentenversicherung der „durchschnittliche Zahlbetrag wegen Alters“ für Frauen und Männer Stand 2015 auf etwa 780 € monatlich, was vielleicht gerade reicht, um durchzukommen. Dennoch sind diese Zahlen nicht für Debatten über Altersarmut geeignet. Nur 3 % der Rentner liegen mit ihren Einkünften unterhalb des Existenzminimums, so dass sie Grundsicherung beantragen müssen. Von der Gesamtbevölkerung sind insgesamt 9 Prozent der Menschen auf existenzsichernde finanzielle Hilfen des Staates angewiesen. Deutlicher wird die Altersvorsorge-Lage in Deutschland bei einem Blick in den kürzlich veröffentlichten Alterssicherungsbericht, für den das Bundessozialministerium das durchschnittliche Haushaltseinkommen der über 65-Jährigen ermittelt hat. Es liegt bei 2.543 € für Ehepaare – unterm Strich also deutlich mehr als die durchschnittliche gesetzliche Rente. Wie es zu diesen Zahlen kommt, lässt sich leicht beantworten: Rentner haben in der Regel mehrere Einkommensquellen. Es gibt 20 Mio. Rentner, aber es kommen 25 Mio. Renten zur Auszahlung. Außerdem haben die Menschen gespart und dadurch eine gute Vermögenslage. Wer spart, gewinnt Bewegungsspielraum. Das gilt uneingeschränkt auch in einer Phase, in der die Zinsen bei Null liegen. Dazu ein Beispiel: Wer im Alter von 30 Jahren 5000 € zur Verfügung hat, mit diesem Anfangskapital an den Start geht und zusätzlich jeden Monat 150 € zur Seite legt, bekommt bei 3 % Verzinsung nach 35 Jahren fast 125.000 € heraus. Selbst eingezahlt hat er bis dahin 68.000 €. Der Zins spielt für ihn 57.000 € ein. Die Phase niedriger Zinsen wird sicher nicht weitere 35 Jahre anhalten. Angenommen, sie dauert von heute an exakt 10 Jahre und anschließend steigt der Zins auf 3 %, dann bekommt der gleiche Sparer noch 115.000 € heraus, wenn er – das ist die Bedingung – von Anfang an im besagten Umfang gespart hat. Wer aber mit dem Sparen erst anfängt, wenn der Zins wieder anspringt, wird eine solche Summe nicht einmal annähernd bis zum Ruhestand erreichen. Diese Botschaft ist bei den Kunden der Sparkassen in Westfalen-Lippe angekommen. Sie haben den richtigen Weg eingeschlagen und ihre Spareinlagen im Jahr 2016 deutlich erhöht. Die Geldvermögensbildung der Privatkunden stieg - bezogen auf Einlagen und Wertpapiere – geradezu sprunghaft

4

von 2,0 Mrd. € im Jahr 2015 auf 3,0 Mrd. €. Bei den westfälisch-lippischen Sparkassen handelt es sich um den höchsten Wert aller Zeiten. Von den 8,3 Mio. Einwohnern in Westfalen-Lippe sind 6 Mio. Kunden bei den 65 Sparkassen. Die Institute mit dem roten „S“ helfen beim Sparen und Vermögensaufbau. Das ist Teil ihres Auftrags, der angesichts dieser Zahlen deutlich zu Tage tritt. Wie gesund die Sparkassen in Westfalen-Lippe wegen ihres Geschäftserfolgs sind, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass Standard & Poor’s ihr „A+“-Rating am 1. September 2016 bestätigt hat. Die Ratingagentur hebt besonders hervor: •

den Zusammenhalt der westfälisch-lippischen Sparkassen



die starke Kapitalisierung



die Marktführerschaft im Geschäft mit Privatkunden und mittelständischen Firmenkunden

Standard & Poor´s gibt für diese Wertung außerdem einen stabilen Ausblick. Die Agentur hat festgestellt, dass sie ihr Kapital in den vergangenen zehn Jahren erheblich gesteigert haben und geht davon aus, dass die Institute alle aktuellen und künftigen aufsichtsrechtlichen Eigenkapitalanforderungen einhalten können. Mit diesem Rating lassen die westfälisch-lippischen Sparkassen in Europa nahezu alle großen Geschäftsbanken hinter sich. Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Sparkassen in Westfalen-Lippe sind also trotz des anhaltenden Zinstiefs in der Lage, die aktuellen und künftigen Herausforderungen nachhaltig zu meistern. Zu wichtigen Aspekten der Geschäftsentwicklung wird nun mein Vorstandskollege Herr Wannhoff übernehmen.

5

II. GESCHÄFTSENTWICKLUNG (Jürgen Wannhoff) Meine sehr geehrten Damen und Herren, kennen Sie den „Bayern-Effekt“? Die Meisterschaft in der Fußball-Bundesliga ist im Grunde schon immer vor Beginn entschieden. Meister werden immer die Bayern! Doch selbst wenn es der Rekordmeister in dieser Saison wieder schaffen sollte – wovon viele ausgehen: Die Vereinsverantwortlichen werden dennoch in Erklärungsnot kommen. Warum? Weil sie begründen müssen – danach sieht es ja zurzeit aus –, warum es diesmal keine so klare Angelegenheit geworden ist wie in den vergangenen Jahren. Bekanntermaßen ist RB Leipzig den Bayern dicht auf den Fersen. Wird der FC Bayern auch nur mit knappem Vorsprung Meister, ist das ohne Zweifel wieder eine große sportliche Leistung. Doch er wird erneut die öffentliche Debatte aushalten müssen, dass die Leistung nicht so gut war wie in den Jahren zuvor. So ist das eben: Treten herausragende Erfolge regelmäßig auf, werden sie allzu schnell als selbstverständlich vorausgesetzt. Das ist der „Bayern-Effekt“. So ein wenig „Bayern-Effekt“ gilt auch für die westfälisch-lippischen Sparkassen. 2016 war für die heimischen Sparkassen aus vertrieblicher Sicht ein gutes Jahr. Die herausragenden Ergebnisse des Rekordjahres 2015 – insbesondere im Kreditgeschäft – haben die Institute zwar nicht getoppt. Aber in vielen Geschäftsbereichen haben sie wieder „meisterhaft“ abgeschnitten. Ich greife heute zeitweise auf diesen „Bayern-Effekt“ zurück. Das hilft, die Vertriebsleistung der Sparkassen richtig einzuordnen. Bewerten wir zunächst mal unser Wachstum: Das Wirtschaftswachstum in Deutschland betrug im vergangenen Jahr 1,9 %. Wachstumstreiber waren der private Konsum und der private Wohnungsbau. Das werden wir später noch sehen.

6

Folie Geschäftsentwicklung Die Bilanzsumme der Sparkassen in Westfalen-Lippe legte um 3,2 Mrd. € zu und entwickelte sich mit einem Plus von 2,6 % spürbar stärker als die Gesamtwirtschaft mit 1,9 %. Der Kundenkreditbestand der westfälisch-lippischen Sparkassen legte um 2,9 % und die Kundeneinlagen um 2,4 % zu. Beides sind bemerkenswerte, gute Wachstumsraten. Folie Firmenkunden (Kredit- und Einlagengeschäft) Der Kreditbestand bei Unternehmen und Selbständigen stieg im Jahr 2016 um 5,0 % auf 43,5 Mrd. € an. Mit einem Zuwachs von über 2 Mrd. € gegenüber dem Vorjahr ist das die größte Steigerungsrate der letzten zehn Jahre. Schauen wir auf die Darlehenszusagen: Wir haben den westfälisch-lippischen Mittelstand im Jahr 2016 über 9 Mrd. € an gewerblichen Neukrediten zugesagt. Ein Wert, der fast wieder an den Rekordwert aus dem Vorjahr mit 9,2 Mrd. € heranreicht. Jetzt kommt der „Bayern-Effekt“: Etwas unter dem Vorjahr – aber dennoch „meisterlich“. Der Konjunkturaufschwung in Deutschland hält nun schon länger als drei Jahre an – der Mittelstand brummt auf Hochtouren. Die Kapazitäten zur Produktion sind häufig ausgelastet – darum investieren die Unternehmen in ihre Produktionsanlagen. In Westfalen-Lippe unterhalten deutlich mehr als die Hälfte der Unternehmen, nämlich 56 %, ihre Exklusiv- und Hauptbankverbindung bei den Sparkassen in Westfalen-Lippe 1. Daher nehmen die Sparkassen diese exzellente Konjunktur des Mittelstandes auch „breit“ mit – das zeigen diese Zahlen eindrucksvoll. Die Einlagen der Unternehmer und Selbstständigen verringerten sich um 381 Mio. € oder 2,2 % auf 17,2 Mrd. €. Der Grund liegt auf der Hand: Unternehmen haben die bereits angesprochenen, wegen der hohen Kapazitätsauslastung notwendigen Investitionen vermehrt auch aus Rücklagen finanziert.

1

MarktMonitor Firmenkunden 2015

7

Folie Privatkunden (Kreditgeschäft) Wir müssen immer wieder anmerken. Der gewerbliche Kreditbestand ist mit 43,5 Mrd. € immer noch höher als der Kreditbestand der Privathaushalte. Das zeigt die tiefe Verwurzelung der westfälisch-lippischen Sparkassen im Firmenkundengeschäft. Dennoch kratzte erstmals der private Kreditbestand merklich an der 40-Mrd.-€-Grenze: Mit 39,7 Mrd. € wuchs er noch einmal um 1,1 %. Das war nach dem Spitzenwert in 2015 mit einem bemerkenswerten Wachstum von 2,6 Prozent keine Selbstverständlichkeit. Die privaten Darlehenszusagen – das Neugeschäft – fiel mit 6,5 Mrd. € zwar etwas geringer aus als im Vorjahr (7,3 Mrd. €), bedeutet aber immer noch den zweithöchsten Wert der letzten zehn Jahre. Auch hier gilt: Stichwort „Bayern-Effekt“. Der überwiegende Teil der Darlehenszusagen an Privatpersonen, mit 5,1 Mrd. € fast 80 % der Zusagen, entfällt weiterhin auf das Wohnungsbaugeschäft. Sie ahnen es schon: Das Volumen des Rekordvorjahres konnte nicht mehr ganz erreicht werden. 2015 waren es noch 634 Mio. € mehr – das entspricht einem Rückgang um 11,0 % im Jahr 2016. Im Grunde war klar, dass bei den Wohnungsbaukrediten nicht ein Rekord nach dem anderen folgen kann. Die weiterhin hohe Nachfrage nach Immobilien und Grundstücken und das gleichzeitig knapper werdende Angebot führen zu Preisen, die nicht mehr jeder Kunde zu zahlen bereit ist. Schaut man auf die vergangenen zehn Jahre, ist es aber überhaupt erst das zweite Mal, dass die heimischen Sparkassen mehr als 5 Mrd. € für Wohnungsbaukredite ausgezahlt haben. Unser Marktanteil im Bereich der Baufinanzierungen liegt nach wie vor bei 50 % 2. Wenn Sie so wollen, finanzieren die Sparkassen in Westfalen-Lippe jedes zweite Haus und jede zweite Eigentumswohnung in der Region und sind damit klar Marktführer. Lassen Sie mich noch ein Wort zur Wohnimmobilienkreditrichtlinie sagen: Die Sparkassen in Westfalen-Lippe teilen uns mit, dass diese seit ihrem Inkrafttreten am 21. März 2016 unter dem Strich keine nachhaltigen Auswirkungen auf die Darlehenszusagen gehabt hat. Es gab Vorzieheffekte vor dem Termin des Inkrafttretens – und es gab nach dem Termin eine Phase mit längeren Bearbeitungszeiten, weil die Kreditbearbeitung deutlich aufwändiger geworden ist. Das führte zu einer Delle bis in den Herbst. Mittlerweile hat sich alles eingespielt und läuft wieder auf normalen Touren. Die mittlerweile vom Bundeskabinett beschlossenen Änderungen der Richtlinie, beispielsweise die Be-

2

MarktMonitor Privatkunden 2016

8

rücksichtigung des Wertes der Immobilie bei Darlehen, begrüßen wir, denn sie sind realitätsnah und erleichtern die Arbeit in den Kreditabteilungen der Institute. Folie Privatkunden (Einlagengeschäft) Meine sehr geehrten Damen und Herren, wechseln wir nun auf die andere Seite der Bilanz – zum Einlagengeschäft mit unseren Privatkunden. Dort erhöhte sich der Gesamtbestand um 3,8 % auf 71,8 Mrd. €. Das ist eine der kräftigsten Wachstumsraten der letzten zehn Jahre. Insbesondere waren wegen der Zinssituation – „wenn ich schon keinen Zins bekomme, dann lege ich möglichst kurz an“ – wieder die Sichteinlagen – also täglich fällige Gelder – gefragt, deren Bestand um kräftige 11,7 % auf 35,7 Mrd. € angestiegen ist. Folie Privatkunden (Geldvermögensbildung) Kommen wir zur Geldvermögensbildung. Sie gibt Auskunft darüber, wieviel zusätzliches Vermögen unsere Privatkunden bei der Sparkasse gebildet haben. Der wesentliche Teil der Geldvermögensbildung sind natürlich die Einlagen. Täglich fällige Gelder, Termingelder, Spareinlagen und Sparbriefe. Insgesamt haben sie – Treiber waren die täglich fälligen Gelder – um 2,6 Mrd. € zugenommen. Addieren wir die Geldvermögensbildung mit Wertpapieren, mit Bausparverträgen und mit Lebensversicherungen, dann haben unsere Kunden mit der Sparkasse im Jahr 2016 ein zusätzliches Geldvermögen von 3,4 Mrd. € gebildet. Das sind 750 Mio. € mehr als im Vorjahr. 3,4 Mrd. € zusätzliches Geldvermögen – das ist ein Wert, den ich in meinem Berufsleben als Zuwachs so noch nicht gesehen habe! Es ist in der Tat der höchste Geldvermögenszuwachs aller Zeiten! Wie ist das zu erklären? Herr Dr. Gerlach hat das Thema schon angeschnitten. Es führt kein Weg am Sparen vorbei, ob es dafür nun Zinsen gibt oder nicht. Will man sich Wünsche erfüllen oder – ganz besonders wichtig – für das Alter vorsorgen, muss man Geld zur Seite legen. Das verstehen die Menschen und bringen ihr Erspartes zu den Kreditinstituten, denen sie das größte Vertrauen entgegen bringen: den Sparkassen. Wir stehen den Menschen dafür unverändert als Partner zur Seite. Feststellen lässt sich aber auch, dass die Geldvermögensbildung seit 2009 erstmals wieder stärker mit Wertpapieren (+338 Mio. €) erfolgt. Schauen wir uns die Entwicklung genauer an.

9

Folie Wertpapiergeschäft Die reinen Umsätze im Wertpapiergeschäft – also die Addition von An- und Verkäufen – liegen mit 8,7 Mrd. € um 14,0 % unter dem Wert von 2015 (10,1 Mrd. €). Aufgrund der Börsenturbulenzen haben offenbar einige Kunden eher abgewartet und – was ihre reine Handelstätigkeit angeht – zurückhaltender agiert. Die Kunden aber, die mit Wertpapieren arbeiten, haben ihr Renditebewusstsein wiederentdeckt. Ablesen lässt sich das am Nettoabsatz – das ist die Differenz zwischen den Wertpapierkäufen und Verkäufen. Er bildet die Ersparnis im Wertpapierbereich ab. Diese stieg im Vergleich zum Vorjahr von 40 Mio. € auf 338 Mio. € deutlich an. Besonders gefragt waren Aktien mit einem Nettoabsatz von 158 Mio. € (Vorjahr: 86 Mio. €) und Investmentfonds mit einem Nettoabsatz von 483 Mio. € (Vorjahr 860 Mio. €). Von festverzinslichen Papieren haben sich viele Anleger hingegen aufgrund der teils sogar negativen Renditen getrennt – in nachvollziehbarer Weise.

Folie Verbundgeschäft Kommen wir zu den Zahlen des Verbundgeschäftes •

LBS: Die vermittelte Bausparsumme – also die neu verkauften Verträge – ging um 3,6 % bzw. um 86 Mio. € auf 2,27 Mrd. € zurück. Die anhaltende Niedrigzinsphase schafft für die Kunden weniger Anreize, sich niedrige Darlehenszinsen über den Bausparvertrag dauerhaft zu sichern.



Provinzial: Die letzte Absenkung des Garantiezinses für Lebensversicherungs-Verträge zum 1. Januar 2017 von 1,25 % auf 0,9 % hat der Nachfrage nach Neuverträgen noch einmal einen Schub gegeben: entsprechende Vorzieheffekte dürften der Grund dafür sein, dass das gute Vorjahresergebnis mit einer bewerteten Beitragssumme von 1,25 Mrd. € fast erreicht werden konnte (Vorjahr 1,28 Mrd. €). Das Geschäft mit Sachversicherungen – Komposit-Geschäft – und Krankenversicherungen entwickelte sich gut: Das Neugeschäft stieg um 7,9 % auf 90.436 Verträge an. Besonders gefragt waren Wohngebäude- und Hausratversicherungen, Rechtsschutzversicherungen und

10

– nicht zuletzt wegen der verbesserten Einkommenslage der Privathaushalte – Krankenvollversicherungen. •

DekaBank: Der Nettoabsatz, die Differenz aus Verkäufen und Käufen, von Deka-Fonds sank von 892 Mio. € im Jahr 2015 auf 352 Mio. €. Ursache für den Rückgang waren die schon erwähnten hohen Verkäufe von Rentenfonds durch die Kunden.



Deutsche Leasing: Das Neugeschäft bei der Deutschen Leasing betrug 441 Millionen €. Das bedeutet zwar einen Rückgang von 7,4 % im Vergleich zum Rekordjahr 2015, ist aber der zweitbeste Wert im Leasinggeschäft, den die Sparkassen in Westfalen-Lippe jemals erreicht haben. Auch hier der Beleg für die starke Verwurzelung unserer Sparkassen im Firmenkundengeschäft.

Meine Damen und Herren, die Zahlen zeigen, dass die Sparkassen in Westfalen-Lippe deutlich wachsen. In einigen Geschäftsfeldern so stark wie lange nicht. Das ist wichtig, denn es ist ein großer Vertrauensbeweis unserer Kunden, aber auch der Beweis, dass das Geschäftsmodell der Sparkassen funktioniert. Dennoch haben wir große Veränderungsbedarfe. Wie alle erfolgreichen Unternehmen müssen sich Sparkassen ständig und konsequent dem veränderten Kundenverhalten stellen und anpassen. Das tun unsere Sparkassen! Gemeinsam mit den Instituten drehen wir daher im Moment jeden Stein um und loten alle Möglichkeiten aus, um möglichst viele Punkte in der Disziplin „Effizienz“ zu sammeln. Einige Maßnahmen der Sparkassen sind offensichtlich, sie finden an der Oberfläche statt. Ich rede von den Veränderungen in der Geschäftsstellen-Struktur und von Fusionen.

Geschäftsstellen Das veränderte Kundenverhalten führt schon seit Längerem dazu, dass die Kunden die Geschäftsstellen nicht mehr in der Weise frequentieren, wie zu der Zeit, als das Geschäftsstellennetz wie wir es heute kennen, gebaut wurde. Fast die Hälfte (49,0 %) aller Sparkassenkunden in Westfalen-

11

Lippe – also private und Firmenkunden zusammengenommen – haben ihr Girokonto 2016 online geführt. Seit 2008 hat sich die Zahl der Kunden, die ihr Konto online führen, verdoppelt. Im Durchschnitt sind in den vergangenen zehn Jahren jährlich ca. 150.000 Kunden hinzugekommen. Wenn im Bereich der Servicetätigkeiten das Onlinebanking die Dienstleistung in der Filiale immer mehr verdrängt, ist es folgerichtig, dass die Institute ihr Filialnetz überprüfen, Geschäftsstellen zusammenlegen oder in Selbstbedienungs-Center umbauen. Bei der Anpassung ihrer Geschäftsstellenstruktur gehen die Sparkassen in Westfalen-Lippe übrigens wesentlich behutsamer vor, als es die gefühlte Wahrnehmung suggeriert: Im Jahr 2016 reduzierte sich die Zahl der Geschäftsstellen um 59 auf 1.356 – das entspricht einem Rückgang von 4,2 % im Vergleich zum Vorjahr. In der Zehn-Jahres-Betrachtung beträgt der Rückgang 131 Geschäftsstellen beziehungsweise 8,8 %. Die Zahl der reinen Selbstbedienungsgeschäftsstellen nimmt dagegen zu. Von ihnen gibt es 310 und damit fast doppelt so viele wie vor zehn Jahren (172 im Jahr 2006). Sie sehen, dass von einem flächendeckenden Rückzug nicht die Rede sein kann. Weiterhin gilt – in jeder Gemeinde in Westfalen-Lippe gibt es eine Sparkasse. Und weiterhin gilt, es wird weniger, aber dafür bessere – auf den höheren Beratungsbedarf der Kunden – ausgerichtete Filialen geben. Kundenverhalten und Digitalisierung ändert unsere Filialstrukturen, Kundenverhalten und Digitalisierung verändert aber auch unser Produktangebot! Sie selbst spüren das auch, indem für Sie gewohnte finanzielle Dinge in die digitale Welt verlagert werden. Wir, die Sparkassen, müssen im Markt mit seinen enormen Investitionen, vielen HubGründungen, FinTechs und dem Eintritt neuer, globaler Wettbewerber, sicherstellen, dass wir Schritt halten – dass wir mit Innovationen den „Kundennerv“ treffen. Ein Beispiel dafür wird das Girokonto sein. Das Konto ist längst mehr als eine „Basisausstattung“ in der Finanzwelt. Es ist das „Herzstück“ jeder Kundenbeziehung. Die FinTechs und andere neuen Wettbewerber greifen genau hier an, um den Kunden auf Dauer für sich zu gewinnen. Wir werden daher das Girokonto mit Funktionen, Mehrwerten ausstatten müssen, die den Zeitgeist treffen und die Kunden auf Dauer an uns binden. Deswegen machen wir uns intensiv Gedanken, das Konto zu einer digitalen Finanzplattform auszubauen und denken darüber nach, was so eine digitale Plattform bieten sollte. Dazu könnten nach unserem Verständnis zum Beispiel gehören:

12



Eine noch bessere Übersicht über die eigenen Finanzen.



Eine Prognose, wie sich Finanzentscheidungen für die Zukunft auswirken.



Vergleiche mit Kundengruppen in ähnlichen Lebenssituationen, um Entscheidungshilfen zu geben.

Ein Schritt, das Konto noch digitaler zu machen, ist Kwitt. Seit dem 28. November 2016 haben die beiden Sparkassen-Apps („Sparkasse“ und „Sparkasse+“) die neue „Kwitt“-Funktion. Damit ist es den rund 4,5 Millionen Nutzern der Apps möglich, mit einem Smartphone Geldbeträge an die Mobilfunknummer eines Dritten zu senden. Bei Beträgen bis 30 Euro ist dies sogar ohne TAN möglich. In kürzester Zeit haben sich bereits über 260.000 Nutzer für Kwitt registriert. Ein weiter gehender Ansatz ist Yomo: Ein digitales Girokonto, dessen Funktionsspektrum sich an die so genannten „digital Natives“ richtet. Wir glauben, dass dieses Angebot viele Nutzer finden wird. Zunächst jedoch müssen wir den Abschluss der Beta-Phase abwarten, bevor wir das weitere Vorgehen bewerten können. Fusionen Sparkassen müssen – wie ich ausführte - sich nicht nur dem veränderten Kundenverhalten anpassen, sondern sie müssen auch genauestens auf ihre Effizienz achten. In manchen Konstellationen können Fusionen genau der richtige Weg sein, die Effizienz und Eigenkapitalstärke der Institute zu verbessern. Es ist strategisch immer wichtig – sollten die Herausforderungen für eine Sparkassen besonders wachsen – auch die Option einer Fusion zu prüfen und so die Weichen für die Zukunft rechtzeitig zu stellen. Vor einem Jahr gab es in Westfalen-Lippe 69 selbständige Sparkassen, seit dem 1. Januar 2017 sind es 65. Wir erwarten, dass sich die Zahl der Institute mittelfristig bei um die 60 einpendelt. Das zeigt auch ein Blick auf die folgende Folie. Folie Fusionen Sie sehen hier das Geschäftsgebiet des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe, aufgeteilt in unsere sieben Arbeitsgemeinschaften. Wir haben die laufenden Überlegungen zu Zusammenschlüssen farblich gekennzeichnet. Folgende Fusionen gab es bei den Sparkassen in Westfalen-Lippe im letzten Jahr:

13

• 01.01.2016 Lünen und Werne (neuer Name: Sparkasse an der Lippe) • 31.08.2016 Hagen und Herdecke (neuer Name: Sparkasse HagenHerdecke) Ende 2016 waren wir bei einer Zahl von Sparkassen von 67. Zum 1. Januar 2017 fusionierten • 01.01.2017 Gütersloh und Rietberg (neuer Name: Sparkasse Gütersloh-Rietberg) • 01.01.2017 UnnaKamen und Fröndenberg (neuer Name: Sparkasse UnnaKamen) Ende Januar haben die Träger der Sparkassen Wetter und Gevelsberg beschlossen, dass die beiden Institute zum 01.06.2017 fusionieren werden. Damit sind wir im Sommer bei einer Anzahl von 64 Sparkassen. Wir haben Ihnen – blauer Kreis – auch die Sparkassen abgebildet, die sich in sehr konkreten Fusionsgesprächen befinden: • Werl und Soest • Lippstadt und Erwitte-Anröchte • Porta Westfalica und Bad Oeyenhausen Die Sparkasse Witten und die Sparkasse Hilchenbach prüfen gerade Fusionsoptionen mit Nachbarsparkassen.

Geschäftsstellen-Struktur, Fusionen, neue Produkte – all das sind allgemein sichtbare Maßnahmen, die Sparkassen ergreifen. Für den externen Betrachter finden die meisten effizienzsichernden Maßnahmen nach außen nicht sichtbar statt. Hier geht es vor allem um Prozessveränderung. Und zwar in zwei Teilbereichen: •

Prozesse innerhalb der Sparkassenorganisation



Prozesse innerhalb der Sparkassen

14

Innerhalb der Sparkassenorganisation – auf Bundesebene haben wir mit dem Projekt „Strukturen und Entscheidungswege“ einen guten, wichtigen und richtigen Schritt getan. Wir haben die Zusammenarbeit in neuen Gremien gestrafft und damit für engere und bessere Abstimmungen und mehr Verbindlichkeit gesorgt. Bei den Sparkassen werden zurzeit alle internen Prozesse – Vertriebsprozesse, Bearbeitungsprozesse – grundlegend verändert. Jeder einzelne Prozess, zum Beispiel eine Kontoeröffnung, wird hochgeworfen, optimiert und verschlankt. Um es bildhaft zu sagen: Der „Sparkassen-Prozess-Motor“ wird grundlegend überholt. Jede Sparkasse hatte bisher einen sehr individuell konfigurierten „Sparkassen-Prozess-Motor“. Man kann sagen: 400 Sparkassen hatten bislang 400 sehr individuelle Antriebe, die zudem alle aus sehr unterschiedlichen Bauteilen bestanden. Das ist nun vorbei. Die Finanz Informatik, der ITDienstleister der Sparkassen, wird mit der neuen Beratungsoberfläche OSPlus_neo bis 2018 standardisierte, schlanke und effiziente Prozesse ausliefern und in „Sparkassen-Prozess-Motor“ einbauen. Das Ziel ist, dass jede Sparkasse künftig einen in „Sparkassen-Prozess-Motor“ mit neuen, einheitlichen und geprüften Bauteilen hat, der leichter und schneller ist. Das bringt den Sparkassen Effizienz und reduziert den Aufwand für die IT-Entwicklung erheblich, weil nur noch 400 Mal das gleiche Prozessbauteil von der FI ausgeliefert wird und nicht mehr 400 unterschiedliche Prozessbauteile. Meine Damen und Herren, wie Sie sehen, unternehmen die Sparkassen rege Anstrengungen, um möglichst effizient und rentabel zu arbeiten. Das Ergebnis der Rentabilitätsentwicklung im Jahr 2016 wird Ihnen nun Herr Dr. Gerlach vorstellen.

15

II. RENTABILITÄTSENTWICKLUNG

(Dr. Rolf Gerlach) Folie Auszug aus der Rentabilitätsentwicklung Die gute Vertriebsleistung der Sparkassen hat die durch die Niedrigzinsphase verursachten Einbußen im Zinsüberschuss nicht ausgleichen können. Diese Entwicklung war zu erwarten. Der Zinsüberschuss ging um 3,4 % beziehungsweise 90 Millionen Euro auf 2,58 Mrd. Euro zurück. Die im Kundengeschäft verdienten Provisionen und Gebühren – der Provisionsüberschuss – stiegen um 2,7 % (+21 Millionen Euro) auf 816 Millionen Euro. Das reichte also nicht, um den Rückgang im Zinsgeschäft auszugleichen. Herr Wannhoff hat Ihnen aufgezeigt, wie die Sparkassen ihre Geschäftsstellenstruktur modernisieren. Die Entscheidungen haben Auswirkungen auf die Kostenstruktur. Während Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen an den Filialen die Kostenseite zunächst belasten, bringen Veränderungen in der Personalstruktur, wenn beispielsweise altersbedingt freiwerdende Stellen nicht wiederbesetzt werden müssen, Kostenvorteile. Unter dem Strich konnten sowohl die Personalkosten (trotz tariflicher Lohnsteigerungen) als auch die Sachkosten gesenkt werden – ein Beleg dafür, dass die Institute bei allen notwendigen Modernisierungen und strategischen Neuausrichtungen auf Kostenstabilität achten. Die Personalkosten gingen um 7 Mio. € auf 1,41 Mrd. € zurück (-0,5 %). Die Sachkosten reduzierten sich um 2 Mio. € auf 737 Mio. € (-0,3 %). Das Betriebsergebnis vor Bewertung liegt – wie schon erwähnt - bei 1,27 Milliarden Euro bzw. 1,01 % der durchschnittlichen Bilanzsumme. Im Wertpapiergeschäft verzeichnen die Sparkassen in Westfalen-Lippe Abschreibungen in Höhe von 5 Mio. € - deutlich weniger als im Vorjahr (70 Mio. €). Hier spiegelt sich wider, wie sich nach einem turbulenten Jahresstart die Kapitalmärkte in der zweiten Jahreshälfte wieder beruhigt haben. Die Unternehmen stehen überwiegend hervorragend da – die Einkommenssituation der Privathaushalte ist gut. Zwei Gründe dafür, dass die Auflösungen von Wertberichtigungen im Kreditgeschäft die neu zu bildenden Reserven übersteigen. Das dürfte ein einmaliger Effekt sein, wir haben in unseren Aufzeichnungen seit Beginn der 70er Jahre keine vergleichbare Entwicklung gefunden. Mussten

16

die Sparkassen für das Jahr 2015 noch 20 Mio. € an Risikovorsorge bilden, lösten sie im Jahr 2016 26 Mio. € der vorhandenen Reserven auf. Die Cost-Income-Ratio beträgt 2016 62,8 %. Das bedeutet, dass die Sparkassen in Westfalen-Lippe 62,8 Cent aufwenden, um einen Euro zu erwirtschaften. Im Vergleich zum Vorjahr stieg dieser Wert um einen Prozentpunkt an (CIR 2015 = 61,8 %). Angesichts der rückläufigen Ertragslage ist das ein wirklich guter Wert! Die Sparkassen •

zahlen gewinnabhängige Steuern in Höhe von 369 Millionen Euro und



engagieren sich in Form von Spenden, Sponsorings und Ausschüttungen mit einer Gesamtsumme in Höhe von 147 Mio. €.

Diese Summe von über einer halben Milliarde Euro zeigt die tiefe regionale Verwurzelung der Sparkassen in der Region und belegt ihre Nützlichkeit für die öffentlichen Kassen in eindrucksvoller Weise. Nach Bewertungsergebnis und Steuern verbleibt ein Jahresergebnis von 207 Millionen Euro (Vorjahr 179 Millionen Euro).