Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen Zweiter Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit Kapitel Titel Seite ...
Author: Heiko Fleischer
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Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen

Zweiter Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Kapitel

Titel

Seite

1.

Interkulturelle Orientierung als Handlungsrahmen

1

2.

Stand der Umsetzung

4

2.1. 2.1.1 2.1.2 2.1.3 2.1.4 2.1.5 2.1.6 2.1.7 2.1.8 2.1.9 2.2.

Konzeptbausteine ................................................................................................................................... 4 Elementarbereich .................................................................................................................................... 4 Schule .......................................................................................................................................................10 Kinder- und Jugendarbeit..................................................................................................................15 Jugendkriminalität ...............................................................................................................................21 Soziale Beratung und Betreuung....................................................................................................22 Soziale Beratung und Betreuung ausländischer Senior/innen .............................................23 Arbeit, Beschäftigung und Qualifizierung ...................................................................................25 Wohnen....................................................................................................................................................29 Projektgruppe „Interkulturelle Konflikte“....................................................................................33 Querschnittsbereiche...........................................................................................................................43

3.

Zusammenfassung und Perspektiven

47

4.

Anhang / Zuwanderungsstatistik

49

4.1. 4.2. 4.3. 4.4. 4.5.

Einbürgerungsanträge*.......................................................................................................................49 Zuzug durch Aussiedler ......................................................................................................................50 Geburten ..................................................................................................................................................51 Essener Einwohnerstand- und Prognose nach Altersgruppen..............................................52 Schülerverteilung und Schulerfolg.................................................................................................53

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

1.

Interkulturelle Orientierung als Handlungsrahmen

Grundlage des Konzernziels „Ausbau der interkulturellen Orientierung“ und dem darauf aufbauenden „Konzept für die interkulturelle Arbeit in der Stadt Essen“ mit seinem nun hier vorgelegten zweiten Umsetzungsbericht sind folgende vom Rat der Stadt verabschiedete Leitziele: „Ziel ist, ein gemeinsames Leben und Lernen von Deutschen und Nichtdeutschen, unter Einbezug ihrer unterschiedlichen Lebenserfahrungen zu ermöglichen und ihre Handlungskompetenzen und Erfahrungsmöglichkeiten so zu erweitern, dass ein Miteinander gefördert und die Isolation und das Misstrauen untereinander überwunden werden. Hierzu gehört, das Verhalten und die Handlungen von Menschen vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen kulturellen Zusammenhänge einerseits zu akzeptieren, andererseits nachvollziehbar und verständlich zu machen. Hierzu gehört als unverzichtbarer Bestandteil aber auch, Konflikte demokratisch und mit friedlichen Mitteln auszuhandeln. Ziel ist ebenfalls, Möglichkeiten und Räume zu schaffen, um kulturelle Synthesen zu entwickeln, d.h. Elemente der jeweils anderen Kultur aufzunehmen. Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft einer pluralistisch geformten Stadtgesellschaft, eigenethnische Strukturen zu akzeptieren. Eine freiwillige Abgrenzung stützt die eigene Selbstvergewisserung, um sich positiv mit den Lebensbedingungen anderer Bürger auseinandersetzen zu können, sie zu verstehen und von ihnen zu lernen. Statt Integration im Sinne einseitiger Anpassung geht es um den Austausch und die Entwicklung neuer Gemeinsamkeiten, die Elemente unterschiedlicher kultureller Zusammenhänge beinhalten. Ganz entscheidend für das Gelingen dieses Prozesses ist der Abbau von Benachteiligungen und die Schaffung von Voraussetzungen für eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen und sozialen Leben.“ (Konzept für die Interkulturelle Arbeit in der Stadt Essen 1999, S. 9 f). Die Erfahrungen - bei der Umsetzung der ersten 42 Maßnahmen des interkulturellen Konzepts innerhalb der jeweiligen Fachbereiche; - bei der Vorstellung des Berichts in den Bezirksvertretungen; - bei der politischen Diskussion über Prioritäten der Verwendung von GfG-Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalens „Kommunen gegen Rechts“; Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

-

in der Diskussion nach dem Anschlag auf die Alte Synagoge über wirkungsvolle Strategien zur Verhinderung solcher und ähnliche Gewalttaten

haben deutlich gemacht, dass nicht nur in Rat und Verwaltung, sondern insgesamt in der Öffentlichkeit noch Unsicherheiten darüber bestehen, was der Begriff „Interkulturelle Arbeit“ im Kern bedeutet und auf welche Handlungsfelder in einer Kommune sich das Konzernziel und das Konzept interkulturelle Arbeit in der Stadt Essen bezieht. Mit den oben zitierten Leitzielen geht die Stadt Essen von einem inzwischen in der Sozialwissenschaft weitgehend akzeptierten dynamischen Kulturbegriff aus. Danach umfasst Kultur, das für eine größere Gruppe von Menschen gültige verhaltensbestimmende Wertsystem ihrer „Lebenswelt“, d.h. die gemeinsam geteilten verhaltensbestimmenden „Deutungen“ der Welt, ihr „kollektives Wissen“ im Sinne einer „Landkarte der Bedeutung“ bei der Wahrnehmung der Umwelt (vgl. Clarke u. a. 1981, S. 42). Aus diesem Kulturbegriff wird deutlich, dass es innerhalb eines Staates nicht eine einheitliche Kultur gibt, sondern verschiedene soziale Gruppen ihrer eigenen kulturellen „Landkarten“ benutzen und unter Umständen einer veränderten Landschaft anpassen. Der Begriff des „interkulturellen“ bedeutet deshalb zunächst nur, dass „zwischen“ (inter) Menschen unterschiedlicher Kultur bzw. Lebensweise, Kommunikation und Interaktion stattfindet, bzw. praktiziert wird. Die interkulturelle Kompetenz einer Kommune im Sinne des oben zitierten Leitziels der Stadt Essen besteht demnach darin, „Möglichkeiten und Räume zuschaffen, um kulturelle Synthesen zu entwickeln, d. h. Elemente der jeweils anderen Kultur aufzunehmen“. Der komplementäre Begriff zum „interkulturellen“ Handlungsmuster ist dieser (sub-) kulturellen Abgrenzung durch bewusste Bildung von Differenzen gegenüber dem Anderen oder gar um Loslösung (Separation) von dessen Einfluss. Eine solche Kommunikationsstrategie wird insbesondere von Minderheiten praktiziert, die sich durch die Machtverteilung in einem sozialen System benachteiligt bzw. ausgeschlossen fühlen. Sie sind deshalb bestrebt, ihre eigene Lebensweise durch Grenzziehung – nicht notwendiger Weise territorial, sondern durch Selbstorganisation – zu verteidigen und dadurch größtmögliche Kontrolle über ihr eigenes System zu erhalten. In diesem Sinne heißt es im Leitziel zum interkulturellen Konzept der Stadt Essen „Voraussetzung (für kulturelle Synthesen) ist die Bereitschaft einer pluralistisch geformten Stadt Seite 1 von 59

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gesellschaft, eigenethnische Strukturen zu akzeptieren. Eine freiwillige Abgrenzung unterstützt die eigene Selbstvergewisserung, um sich positiv mit den Lebensbedingungen anderer Bürger auseinandersetzen zu können, sie zu verstehen und von ihnen zu lernen.“ Vor dem Hintergrund dieser Leitziele wird deutlich, dass die interkulturelle Orientierung nicht einfach ein anderer Begriff für "Integration der Ausländer" ist, sondern ein allgemeines Handlungsmuster für die Kommune bildet. Die eingangs zitierten, scheinbar unterschiedlichen Bereiche der Förderung benachteiligter einheimischer und zugewanderter Gruppen, der Kampf gegen Rechtsextremismus und Gewalt und die Sensibilisierung der in Essen lebenden unterschiedlichen kulturellen Gruppen in einen Dialog zu treten, in einer „pluralistisch geformten Stadtgesellschaft“ nur verschiedene Facetten des Konzernziels „Ausbau der interkulturellen Orientierung“ darstellen. Das Konzept für die „interkulturelle Arbeit in der Stadt Essen“ ist davon nur ein Teilbereich. Die Auswahl im folgenden dargestellten Handlungsbausteine und Querschnittsthemen sind in sofern ergänzungsbedürftig.

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Handlungsebenen und Bausteine

Organisationsrahmen für die Umsetzung der interkulturellen Orientierung zum 01.06.01

Maßnahmen - Handlungsvorschläge Interkulturelles Konzept

Umsetzung, Weiterentwicklung über 7 Entwicklungsarbeitsgruppen Wohnen

Elementarerziehung

VertreterInnen der

Schule

Ratsfraktionen und

Kinder- und Jugendarbeit + Jugendkriminalität

Steuerungsgruppe

Ausländerbeirat

Interkulturelle Konflikte Arbeit, Beschäftigung, Qualifizierung Soziale Beratung und Betreuung + ausländische Senioren Zielverantwortung GBV 5A Prozesssteuerung 05-13

Verwaltungsvorstand Geschäftsbereiche

Konzernziel: Interkulturelle Orientierung

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2. 2.1.

Stand der Umsetzung Konzeptbausteine

Bei der Erstellung des Interkulturellen Konzepts 1998/99 wurden in zehn themenzentrierten Arbeitsgruppen Handlungsansätze erarbeitet, die letztendlich in Konzeptbausteine zusammengefasst und über die Entwicklungsarbeitsgruppen (EAGs) in ihrer Umsetzung forciert wurden.

2.1.1

Der Konzeptbaustein „Nichtdeutsche Jugendkriminalität“ (Ziffer 2.1.4) auf der Grundlage des Ratsbeschlusses vom 25.11.98 wurde insofern aufgelöst, als die vorgeschlagenen Maßnahmen anderen Bausteinen zugeordnet wurden oder in das laufende Geschäft der Fachdienststelle übergegangen ist.

Elementarbereich

Vorbemerkungen:

„Ein interkulturelles Konzept innerhalb der Elementarerziehung setzt voraus, dass sich das Leistungsangebot von Tageseinrichtungen für Kinder pädagogisch und organisatorisch an den Bedürfnissen und der Lebenssituation aller Kinder und ihrer Familien orientiert.“ Dieser Satz aus dem Konzept interkulturelle Arbeit 1998 gilt natürlich auch heute (2001) noch. So haben die Handlungsansätze zum Stellenwert und zur Entwicklung des interkulturellen Ansatzes in der Elementarerziehung bedeutend beigetragen. Die Versorgungssituation der nichtdeutschen Kindergartenkinder hat sich in den Jahren von 1996 auf 1998 von 56 % auf 77 % erhöht. In den Tageseinrichtungen für Kinder werden inzwischen etwa 2700 nichtdeutsche Kinder und eine nicht mehr zu ermittelnde Zahl an deutschen Kindern aus Zuwandererfamilien betreut. Bei der letzten Datenerhebung 1998 lag der Anteil nichtdeutscher Kinder in Tageseinrichtungen an allen Besuchern gesamtstädtisch bei 16,4 % und damit um 0,6 % unter dem Bevölkerungsanteil von 17 %. Es ist davon auszugehen, dass dem Wunsch nach dem Besuch einer Kindertageseinrichtung auf der Grundlage des Rechtsanspruchs entsprochen wird. Dem Wunsch nach dem Besuch einer ausgewählten Tageseinrichtung kann allerdings insbesondere bei Zuwandererfamilien nicht immer Rechnung getragen werden. Einrichtungen begrenzen die Anzahl der Kinder aus Zuwandererfamilien unter anderen mit der Begründung, sonst ihren Integrationsauftrag nicht erfüllen zu können. Aus diesem Grunde bemühen sich die Eltern um Aufnahme ihres Kindes in Einrichtungen, die einen höheren Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund akzeptieren. Seite 4 von 59

Dies führt insbesondere in Stadtteilen mit hohen Bevölkerungsanteilen Nicht-Deutscher dazu, dass der Anteil von Kindern aus Zuwandererfamilien in einzelnen Einrichtungen überwiegt (z.B. am Ende des Kindergartenjahres 2000/2001: Schalthaus Beisen = 60 %, St. Peter, Süderichstraße = ca. 40 %, Ev. Kita Mallinckrodtplatz = ca. 35 %). Auch für solche Einrichtungen gilt natürlich der Anspruch an eine integrative Arbeit. Sie haben sich inzwischen entsprechende Konzeptionen entwickelt. In Stadtteilen mit einer geringen Quote NichtDeutscher finden sich natürlich auch Einrichtungen, bei denen keine Migrantenkinder angemeldet werden. Sie werden, wenn sie die Ansprüche interkultureller Erziehung und den dahinterstehenden Integrationsgedanken ernst nehmen, in ihrer Arbeit trotzdem berücksichtigen müssen, dass ihre Kinder in der Grundschule mit den Regeln und Sprachen anderer Kulturen konfrontiert werden.

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Maßnahmen:

Handlungsansatz Maßnahme (25)

Ziel

Verlauf

Bewertung

Finanzierung weiteres Verfahren

Handlungsansatz Maßnahme (23) Ziel Verlauf

Bewertung

Finanzierung weiteres Verfahren

Ausbildung und Weiterbildung Die Bedeutung interkultureller Erziehung in der Aus- und Weiterbildung und die Notwendigkeit entsprechender Praktika soll in Kooperationsgesprächen zwischen der Jugendhilfe, vertreten durch den Amtsleiter, die RAA und die beiden in Essen ansässigen Fachschulen gefördert werden. Konzeptionen und Methoden Interkultureller Arbeit in Tageseinrichtungen für Kinder müssen Aufnahme in bestehende Curricula der Ausbildungseinrichtungen für Erzieher und Erzieherinnen finden. Seit 1999 leisten Schüler und Schülerinnen der Essener Fachschulen für Sozialpädagogik Praktika mit dem thematischen Schwerpunkt interkulturelle Erziehung in Tageseinrichtungen für Kinder ab. Inzwischen können solche Praktika in 24 Einrichtungen in unterschiedlicher Trägerschaft durchgeführt werden. Die Schüler und Schülerinnen werden in ihren Fachschulen durch entsprechende Unterrichtsmodule vorbereitet Erfreulich ist das große Interesse der Fachschulen an der Entwicklung des neuen Ausbildungsinhaltes Interkulturelle Erziehung. Die Anzahl der beteiligten Einrichtungen konnte kontinuierlich gesteigert werden. Somit werden Erzieher und Erzieherinnen in den Arbeitsmarkt kommen, die mit den Prinzipien der interkulturellen Erziehung vertraut gemacht worden sind. Hier ist keine gesonderte Finanzierung notwendig. Das Ausbildungsmodul Interkulturelle Erziehung wird in Essen auch ohne eine curriculare Vorgabe Einzug in die Erzieherausbildung finden. Die Maßnahme soll verstetigt werden.

Zusammensetzung der Gruppen in Tageseinrichtungen, Erweiterung der pädagogischen Konzepte Durchführung von Trägerkonferenzen zur Erarbeitung von bedarfsgerechten Konzeptionen in Stadtteilen mit überdurchschnittlichem Anteil nichtdeutscher Kinder. Entwicklung eines bedarfsgerechten Angebotes der Elementarerziehung in allen Essener Wohngebieten. In den Stadtteilen mit der höchsten Quote Nicht-Deutscher haben Trägerkonferenzen stattgefunden, in denen Träger und Mitarbeiter/innen von Tageseinrichtungen über die Versorgungssituation nichtdeutscher Kinder und die Belegungsquoten in benachbarten Einrichtungen informiert und gebeten wurden, ihre Aufnahmepolitik an der Bevölkerungszusammensetzung zu orientieren. Die Teilnahme an Trägerkonferenzen ist nicht verpflichtend. Aus diesem Grunde konnten nicht alle Einrichtungen erreicht werden. Trotz der umfangreichen Information liegt der Anteil nichtdeutscher Kinder in einigen Einrichtungen unter in anderen weit über dem Bevölkerungsanteil. Die weltanschauliche Bindung oder die konzeptionelle Ausrichtung werden weiterhin vorrangig die Zusammensetzung der Kindergartenbesucher bestimmen. Die inzwischen analog zu deutschen Kindern fast gleiche gesamtstädtische Versorgungssituation von Migrantenkindern konnte nur erreicht werden, weil viele Träger sich unabhängig von der Religion oder Herkunft geöffnet haben. Hier ist keine gesonderte Finanzierung erforderlich. Es sind weitere Trägerkonferenzen zu diesem Thema auch in Stadtteilen vorgesehen, die eine geringere Nichtdeutschenquote aufweisen.

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Handlungsansatz

Ganzheitliche Sprachförderung in der Familie und in der Elementarerziehung

Maßnahmen (29) und (209) und (207)

Interkulturelle Sprachförderung im Stadtteilnetzwerk KITA-Elternhaus-Schule (Baustein1: Stadtteilmütterprojekt und Baustein 2: Deutschförderung in KITAs) Absicherung der begonnenen Maßnahme und Überführung der gezielten Sprachförderung in die Regelarbeit der Kitas mit einem hohen Migrantenanteil (Erprobungsphase) Absicherung der Stellen für die Projektkoordination - Förderung der Sprach-, Erziehungs-, Bildungs- und Sozialkompetenz durch Unterstützung von Migranteneltern aus bildungsfernen Schichten und - Beratung von Mitarbeitern/innen aus Tageseinrichtungen beim Umgang mit dem Zweitspracherwerb von Kindern und - Förderung angemessener, ausreichender Deutschkenntnisse von Kindern mit Migrationshintergrund bis zur Einschulung. Seit April 1999 wird das vom MASQT finanzierte Sprachförderungsprojekt in Zusammenarbeit mit 10 kooperierenden Kindertagestätten (2 AWO, 3 städtische, 4 evang. Kirchengemeinde, 1 kath. Kirchengemeinde) zur Förderung der Sprach-, Erziehungs-, Bildungs- und Sozialkompetenz bei türkisch- und. arabischsprachigen Familien in den Stadtteilen Altendorf und Katernberg erfolgreich durchgeführt ("Stadtteilmütterprojekt"; Baustein 1).

Verlauf

Zwei Projektkoordinatorinnen organisieren die fachliche Begleitung, Qualifizierung und den Einsatz der ca. 25 Honorarkräfte sowie gemeinsame Fortbildungen mit den Kindertagesstätten. Konzeptionelle Arbeit und die Fortentwicklung von Materialien und Methoden werden von ihnen ausgeführt. Sie sind in gleichem Umfang für die Koordinierungsaufgaben der Maßnahme 207 (Förderung der deutschen Sprache in den Kindertagesstätten; Baustein 2) verantwortlich. Seit Januar 2000 wird in den kooperierenden Kindertageseinrichtungen in Katernberg und seit Ende 2000 in Altendorf durch insgesamt 9 zusätzliche Erzieherinnen (auf Honorarbasis) systematische Förderung für Migrantenkinder mit unzureichenden Deutschkenntnissen durchgeführt (Baustein 2). Diese Maßnahme ist eng mit der Elternbildungsmaßnahme im Baustein 1 verknüpft und baut darauf auf. Die Baustein 2–Erzieherinnen arbeiten in Absprache mit den Mitarbeiterinnen der Tageseinrichtungen und im Austausch mit den jeweiligen Stadtteilmüttern.

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Bewertung

Finanzierung

Maßnahme (207)

Die fehlende Sensibilität von Migranteneltern, insbesondere türkischer bzw. arabischer Herkunft, für die Notwendigkeit von kognitiv-sprachlicher Früherziehung mit ihren Kindern zur Vermeidung von Bildungsarmut und Vorbeugung von sozialer Ausgrenzung macht den Einsatz von Fachkräften mit muttersprachlicher Kompetenz unentbehrlich. Sie besitzen einerseits aufgrund der eigenen Zugehörigkeit zu der Kultur einen Zugang zu den Eltern und können andererseits mit ihrem fachlichen Hintergrund sowohl vermittelnd als auch konzipierend zielgerichtet tätig werden. Die Mitarbeiterinnen der Tageseinrichtungen haben im persönlichen Austausch Unterstützung von Mitarbeiterinnen mit muttersprachlicher Kompetenz erhalten, über Hintergründe, Einstellungen und Haltungen. Sprachförderung in den Kindertageseinrichtungen (Baustein 2) ist nur sinnvoll und erfolgreich in Verknüpfung mit Elternbildungsarbeit (Baustein 1), d.h. bei systematischer Unterstützung des Zweitspracherwerbs durch die Tageseinrichtung und gezielter Elternbildung zur Unterstützung dieses Prozesses durch die Familie. Die systematische Sprachförderung in den Kindertageseinrichtungen wurde vor dem Hintergrund des situationsorientierten Ansatzes anfänglich skeptisch beurteilt, wird inzwischen aber von allen Kooperationspartnern als sehr nützlich und wichtig angesehen. Nach Einschätzung der Tageseinrichtungen macht sich diese gezielte Förderung der Kinder sehr deutlich im Umgang und in der Anwendung der deutschen Sprache bemerkbar. Die Mitarbeiter der Tageseinrichtungen begrüßen den Einsatz der zusätzlichen Honorarkräfte sehr, da ihnen selbst z.T. bisher die Qualifikation zur fachkundigen Förderung der deutschen Sprache als Zweitsprache fehlt und sie von den Zusatzkräften neue Impulse zur Sprachförderung erhalten. Nach Aussage einer Grundschule in Katernberg machte sich diese Deutschförderung bei den neuen Erstklässlern positiv bemerkbar. Das Sprachförderungsprojekt läuft sehr erfolgreich und zur großen Zufriedenheit der Kooperationspartner - Für Honorare der Stadtteilmütter und der Stadtteilkoordinatoren (Baustein 1) fallen jährlich ca.129.000 DM an (bis Ende 2001 vom MASQT finanziert). - Die Finanzierung der Arbeit der 9 Erzieherinnen (Baustein 2) in Katernberg und Altendorf ist durch die Lenkungsgruppe Katernberg in Höhe von DM 42.900,-- und über Spendengelder in Höhe von z.Zt. DM 42.000,-- bis Ende 2001 sichergestellt. Die Weiterführung des Bausteines 2 würde eine Summe von 84.900,-DM ab 2002 erforderlich machen. Die weitere Absicherung der Projektbausteine erfordert insgesamt eine Gesamtsumme in Höhe von ca. 213.900,--DM jährlich.

Maßnahme (209)

- Projektkoordinatorin Die ABM der RAA wird auch im dritten Jahr vom Arbeitsamt finanziert. Ab Dezember 2001 wird die Stelle in eine Planstelle umgewandelt. Die Personalkosten werden lt. Ratsbeschluss vom 24.05.00 aus der Haushaltsstelle für das Interkulturelle Konzept finanziert.

Maßnahme (29)

- 2. Projektkoordinatorin Die Finanzierung der bisherigen 1/2 Stelle der RAA ist aus Mitteln des Jugendamtes erfolgt. Gemäß Ratsbeschluss vom 24.05.00 ist sie zu einer ganzen Stelle umgewandelt.

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weiteres Verfahren

Zur Fortführung des landesweit modellhaften Sprachförderkonzepts mit der gezielten Sprachförderung in Deutsch in den Kindertageseinrichtungen der Maßnahmen (29) und (209) und (207) sollen in den kommenden zwei Jahren (bis 2003) die Bedingungen zur Übernahme der Projektinhalte in die Einrichtungen als Regelaufgabe überprüft werden. Dazu sollen neben den bisher bestehenden Tageseinrichtungen in neuen Einrichtungen die Umsetzung von systematischem Zweitspracherwerb und Elternbildung mit bestehendem Personal erprobt werden. Die dazu zusätzlichen notwendigen Finanzmittel müssten nach Erstellung eines Konzepts für diese Überleitungsphase in die Regelarbeit innerhalb der Haushaltsberatungen 2002 konkretisiert werden. Voraussetzung für die Übernahme in den Regelbetrieb ist die Qualifizierung des Personals durch Fort- und Weiterbildung. Dafür zuständig sollen die Projektkoordinatorinnen der RAA/Büro für interkulturelle Arbeit sein. Sie gründen eine Projektgruppe mit Vertretern der Trägerverbünde, um die Erprobungsphase und den Übergang in den Regelbetrieb vorzubereiten und zu organisieren. Während dieser Erprobungsphase verbleibt die Produktverantwortung bei der RAA.

Handlungsansatz

Elterinformation; Unterstützung von Erziehungsberechtigten

Maßnahme (27)

Muttersprachliche Informationen über das System der Elementarerziehung sollen über Elternbriefe an die Eltern weitergegeben werden (zunächst in 4 Sprachen). Erhöhung der Handlungskompetenz von Erziehungsberechtigten aus Zuwandererfamilien in Bezug auf die Betreuung ihrer Kinder in Tageseinrichtungen Den regelmäßigen Elternbriefen werden ab Herbst 2001 muttersprachliche Informationen über das Platzangebot und die Platzbörse beigefügt. Grundsätzlich und insbesondere bei Zuwanderern fehlen vielen jungen Familien Informationen über die Tagesbetreuung ihrer Kinder in der Elementarerziehung. Die muttersprachlichen Informationen werden mittels der Elternbriefe auch solche Familien erreichen, die aufgrund ihrer sprachlichen Möglichkeiten von dem Wissen über die kommunale Infrastruktur ausgeschlossen sind. Kosten werden im Rahmen der Vervielfältigung mit der städt. Druckerei abgerechnet. Die Informationen sollen jährlich einmal versandt werden.

Ziel Verlauf Bewertung

Finanzierung weiteres Verfahren

Handlungsansatz Maßnahme (20) Ziel Verlauf Bewertung

Finanzierung weiteres Verfahren

Ausbildung und Weiterbildung Durchführung einer Fachtagung zur interkulturellen Erziehung im Elementarbereich für Multiplikator/-innen aus dem Bereich Elementarerziehung. Qualifizierung von fachlichen Multiplikatoren und Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zum Ansatz und Praxis interkultureller Erziehung, unabhängig davon, ob Migrantenkinder betreut werden oder nicht. Die Fachtagung wurde im September 1998 von allen in Essen vertretenen Spitzenverbänden und dem Jugendamt durchgeführt. Es nahmen etwa 300 Personen von Trägern, ihren Einrichtungen, Verwaltung und Politik teil. Die Tatsache, dass die Fachtagung von allen Trägerverbünden gemeinsam veranstaltet wurde., ist an sich schon ein Erfolg. Sie dokumentiert, dass die interkulturelle Erziehung im Rahmen der Elementarerziehung eine sehr hohe Bedeutung hat. Vorträge und die Arbeit in den Arbeitsgruppen waren erfahrungsbezogen und informativ. Leider ist nicht bekannt, wie viele der Essener 270 Tageseinrichtungen sich im Rahmen von Fort- und Weiterbildung dem Thema angenommen haben. Die Tagung wurde durch die beteiligten Veranstalter gemeinsam finanziert. In den Trägerverbünden werden seitdem verstärkt Fachfortbildungen zum Thema durchgeführt.

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Handlungsansatz Maßnahme (26) Ziel

Orientierung der Tageseinrichtungen an Lebenssituationen der Kinder unter Berücksichtigung der Vielfalt von Kulturen, Religionen und Sprachen In Arbeitsmarktgesprächen soll der Versuch unternommen werden, Arbeitsmöglichkeiten für nichtdeutsches Fachpersonal zu fördern. Förderung der Arbeitsmöglichkeiten von muttersprachlichem sozialpädagogischen Personal

Verlauf

Die Gespräche haben bislang nicht stattgefunden

Bewertung

Es bedarf einer trägerübergreifenden Personalentwicklung für muttersprachliches Personal in Einrichtungen der Jugendhilfe. Die Beschränkung der großen kirchlichen Träger bei der Personalauswahl lassen derzeit keine verstärkte Anwerbung von Personal mit Migrationshintergrund zu, da ihnen nicht genügend Arbeitsplätze zur Verfügung stehen würden. Insbesondere in Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt wird der Zusammensetzung der Besucher der Tageseinrichtungen durch den Einsatz unterschiedlichsten muttersprachlichen Personals Rechnung getragen. keine

Finanzierung weiteres Verfahren

Im Jahr 2002 soll die der Anteil muttersprachlichen Personals in den Tageseinrichtungen und der Anteil der Schüler und Schülerinnen mit Migrationshintergrund in den beiden Essener Fachschulen eruiert werden. Die Ergebnisse sollen Grundlage für die Arbeitsmarktgespräche sein.

Perspektiven / Notwendigkeiten: In der Praxis wird das „ausländische Kind“ nicht mehr grundsätzlich als Problemkind betrachtet. Hierin liegt sicherlich ein Erfolg der Diskussion um die Prinzipien interkultureller Erziehung. Ein anderes Phänomen überlagert inzwischen alle Bemühungen, die institutionalisierte Erziehung als eine kulturübergreifende zu praktizieren. Obwohl immer mehr Kinder mit einer anderen Muttersprache den „Kindergarten“ besuchen, sind immer weniger Kinder auf die sprachlichen Anforderungen der Grundschule vorbereitet. Hier entsteht ein Problem. Es ist nicht alleinig durch die Haltung der Träger und des Erzieherpersonals gegenüber Migranten und durch entsprechende sozialpädagogische Methoden zu lösen. Hier bedarf es besonderer, zusätzlicher fachlicher Qualifikation und Zeitressourcen. Ansätze zur Unterstützung der Arbeit der Elementarerziehung in dieser Hinsicht sind durch die unterschiedlichen Sprachprojekte entwickelt. Sie reichen jedoch nicht aus und sind finanziell noch nicht abgesichert.

von Verantwortung durch Migrantenorganisationen innerhalb der Elementarerziehung sein. Damit wird ein politischer Diskurs erforderlich, inwieweit auch diese Organisation zur Trägervielfalt gehören sollten.

Die Beschäftigung mit dem Problem Sprache darf jedoch nicht dazu führen, dass das Migrantenkind wieder zum Problemkind wird. Es bedarf der Anstrengung aller Beteiligten, das Kind mit seiner Lebenssituation anzunehmen und es bei der Bewältigung seiner Probleme zu unterstützen, unabhängig davon, ob deutsch oder nichtdeutsch. Die Einführung interkultureller Erziehung in die Elementarerziehung reicht wahrscheinlich nicht aus, um von einer gelungenen Integration sprechen zu können. Ein weiterer Beitrag kann die Übernahme Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

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2.1.2

Schule

Vorbemerkungen:

Bildung ist die zentrale Ressource für eine eigenverantwortliche Lebensführung. Diese Erkenntnis greift zunehmend. Die schulischen Karrieren von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien sind allerdings überproportional häufig weniger erfolgreich. Weil aber gute schulische Abschlüsse von großer Bedeutung für den weiteren Lebensweg sind, haben die Bemühungen insgesamt zugenommen, dieser Zielgruppe reale schulische Chancengleichheit zu eröffnen. Die Basis für einen schulischen Erfolg ist Sprachkompetenz. Hier besteht größter Handlungsbedarf, denn auch Kinder, die hier geboren und ausgewachsen sind, kommen nicht automatisch mit zunehmend besseren Deutschkenntnissen in die Schule. Entgegen den Erwartungen nehmen die Sprachprobleme zu. Sprachliche Förderung als wesentliche Voraussetzung, um Kindern mit Migrationshintergrund Chancen zu eröffnen, ist eine kontinuierliche Kernaufgabe, für die auf Landes- und kommunaler Ebene eine ausdifferenzierte Förderstruktur entwickelt worden ist. Neben umfangreichen und kontinuierlichen Förderund Beratungsangeboten gibt es eine Reihe ergänzender Projektarbeiten mit dem Ziel, zu neuen Fragestellungen neue Lösungsstrategien zu entwickeln. So werden in diesen Projekten neue Methoden erprobt und neue Wege beschritten, die zum Projektschluss auf ihren Sinn und Nutzen hin auszuwerten sind. Es ist zu bewerten, ob die erprobten Arbeitsansätze und Methoden in kontinuierliche Arbeit übergeleitet werden müssen und können oder ob in anderer Weise mit den Projektergebnissen umzugehen ist. Für die in Essen laufenden interkulturellen Schulprojekte sind für die Weiterführung und Weiterentwicklung nachstehende Kriterien und Erfolgsparameter zugrunde gelegt:

·

Engagement des Lehrerkollegiums

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Die Vernetzung der schulischen mit der außerschulischen Arbeit erfordert Engagement des gesamten Lehrerkollegiums, zu dem z. B. die Benennung eines Projektkoordinators in der Schule und inhaltliche Absprachen und Vereinbarungen zu den gemeinsamen Zielen von Unterricht und außerunterrichtlichem Angebot gehören.

·

Verankerung im Schulprogramm Das interkulturelle Schulprojekt soll integraler Bestandteil des Schulprogramms sein. Das bedeutet u. a. auch die Einbeziehung der Projektleiterin / des Projektleiters in die Gremien der Schulentwicklung und Schulmitwirkung sowie die Entwicklung von Kooperationsstrukturen. Verankerung in einer Gesamtvernetzungsstruktur Dies kann gewährleistet werden z. B. durch ein Schulkonzept zur Schulöffnung und durch die Teilnahme an Vernetzungsgremien im Stadtteil (Stadtteilkonferenzen o.ä.).

·

Chancen auf Verstetigung Neben den o.a. Kriterien sind hierfür auch die Verlässlichkeit einer schulischen Infrastruktur (wie z.B. Verfügung über entsprechende Räumlichkeiten) sowie langfristige Finanzierungsmöglichkeiten ausschlaggebend.

·

Personelles Engagement der pädagogischen Kraft Der Erfolg eines Projektes hängt nicht zuletzt vom Engagement und der Qualifikation der im Projekt eingesetzten pädagogischen Kraft ab. Zugang zur Zielgruppe, Kooperationsfähigkeit, Aktivierung und Motivierung der Kinder und Jugendlichen, Fachkenntnisse und ein Methodenrepertoire zur Umsetzung der Fachinhalte, Konfliktfähigkeit und Fähigkeiten zur Konfliktvermittlung sind wichtige Voraussetzungen.

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Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Maßnahmen: Handlungsansatz Maßnahme (216) Ziel Verlauf Bewertung

Finanzierung weiteres Verfahren

Handlungsansatz Maßnahme (217) Ziel Verlauf Bewertung Finanzierung weiteres Verfahren

Handlungsansatz Maßnahme (210) Ziel Verlauf

Bewertung Finanzierung

weiteres Verfahren

Freiräume zum selbstbestimmten, autonomen und verantwortlichen sowie demokratischen Lernen schaffen Einrichtung von Schülerclubs an Schulen hier: Interkultureller Schülerclub in der Salzmannschule Schule soll nicht nur Lernort sein, sondern Lebensort werden durch Förderung gemeinsamer Aktivitäten von Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft Einrichtung eines zentralen Raumes als Anlaufstelle; Entwicklung und Durchführung umfangreicher Angebote; Aufbau einer guten Kooperationsstruktur zu Schule und Lernkräften Die Zielgruppe gerade an dieser Schulform braucht Anleitung und Unterstützung für sinnvolle Freizeitgestaltung. An der Salzmannschule ist es gelungen, dem Interkulturellen Schülerclub in einem Netzwerk weiterer Aktivitäten im Schnittbereich von Schul- und Jugendarbeit einen spezifischen Stellenwert zu geben, so dass sich das Angebot sinnvoll in eine Reihe von Angeboten im Stadtteil einreiht. Das Projekt begann 4/99 mit einer Anschubfinanzierung der RWE-Stiftung und wurde mit dann bereitgestellten städtischen Mitteln für das IKK fortgeführt. Die Fortführung erscheint sinnvoll.

Freiräume zum selbstbestimmten, autonomen und verantwortlichen sowie demokratischen Lernen schaffen Einrichtung von Schülerclubs an Schulen hier: Interkultureller Schülerclub in der Hauptschule Karnap Schule soll nicht nur Lernort sein, sondern Lebensort werden durch Förderung gemeinsamer Aktivitäten von Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft Einrichtung eines zentralen Raumes als Anlaufstelle Schüler/-innen und Lehrer/-innen haben Anregungen für die kontinuierliche Arbeit erhalten Das Projekt war aus Mitteln der RWE-Jugendstiftung vom 1.6.99 – 30.4.00 finanziert und wird zur Zeit mit 13 + Mitteln fortgeführt. Die Inhalte werden nicht in einem gesonderten Projekt fortgeführt.

Freiräume zum selbstbestimmten, autonomen und verantwortlichen sowie demokratischen Lernen schaffen Einrichtung von Schülerclubs an Schulen hier: Interkultureller Schülerclub im Berufskolleg West Schule soll nicht nur Lernort sein, sondern Lebensort werden durch Förderung gemeinsamer Aktivitäten von Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft Entwicklung und Durchführung umfangreicher Angebote waren stark vom persönlichen Engagement einer Sozialpädagogin (1/2 Stelle finanziert durch RWE-Mittel) abhängig. Doch durch mangelnde finanzielle Kontinuität konnte die Mitarbeiterin keine Perspektive für sich entwickeln und beendete ihre Tätigkeit. Nach Ausscheiden der Sozialpädagogin konnten vom Nachfolger die Angebote nicht mehr aufrechterhalten werden, da die potenzielle Zielgruppe der täglich die Schule besuchenden Schüler des BK-West zu klein war, um langfristig tragfähige Strukturen im BK-West verankern zu können. Die jugendlichen Schülerinnen und Schüler dieses Berufskollegs haben die Angebote nicht in der erhofften Weise angenommen; vermutlich ist die – auch zeitliche – Kopplung des Angebotes an die Schule nicht hinreichend gelungen. Das Projekt begann 9/98 mit einer Anschubfinanzierung der RWE-Jugendstiftung und wurde dann mit bereitgestellten städtischen Mitteln für das IKK fortgeführt. Seit dem 1.3.01ruht das Projekt, da die Kriterien (fachliche Standards) an diesem Standort nicht in dem erhofften Maße erfüllt werden konnten. Das Projekt sollte an einem anderen Standort fortgesetzt werden.

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

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Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Handlungsansatz Maßnahme (219) Ziel Verlauf Bewertung Finanzierung

Freiräume zum selbstbestimmten, autonomen und verantwortlichen sowie demokratischen Lernen schaffen Interkulturelle Schul-Jugendarbeit an der Carl-Meyer-Schule Förderung der Kooperation von schulischen und außerschulischen Partnern und die eigenverantwortliche Mitarbeit der Jugendlichen in konkreten Projekten am Schulumfeld Es ist eine begrenzte Anzahl von Kleinprojekten im Zeitraum 1.9.98 – 16.3.01 durchgeführt worden. An der Carl-Meyer-Schule war die räumliche Unterbringung des Angebotes in solchem Maße schwierig, dass sich das Projekt in der Konsequenz nicht hinreichend hat etablieren lassen und Akzeptanz hat finden können. Die Kosten wurden anfangs aus Mitteln des MASQT, dann aus dem GB 4 getragen.

weiteres Verfahren

Weil die Grundsatzfrage der räumlichen Unterbringung an der Carl-Meyer-Schule keine Klärung erfahren wird, erscheint die Fortführung als gesondert ausgewiesenes Projekt dort nicht sinnvoll. Eine Ansiedlung an einem anderen Standort gilt es zu prüfen.

Handlungsansatz

Freiräume zum selbstbestimmten, autonomen und verantwortlichen sowie demokratischen Lernen schaffen Interkulturelle Schuljugendarbeit an der Hauptschule Bärendelle

Maßnahme (220) Ziel Verlauf Bewertung

Finanzierung weiteres Verfahren

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Förderung der Kooperation von schulischen und außerschulischen Partnern und die eigenverantwortliche Mitarbeit der Jugendlichen in konkreten Projekten am Schulumfeld Einrichtung eines multifunktionalen Raums; eigenverantwortliche Planung und Durchführung Die Kooperation von schulischen und außerschulischen Partnern im Stadtteil Altendorf / Frohnhausen ist mit der Ganztagschule Bärendelle als Kernstück deutlich verbessert. Die Hauptschule im “Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf” hat im Netzwerk der Akteure in den Bereichen Kinder, Schule und Soziales eine besondere Aufgabe zu erfüllen; die Schuljugendarbeit fügt sich sinnvoll in diesen Kontext Anschubfinanzierung durch Mittel des MASQT bis 31.8.00 und anschließende Weiterfinanzierung mit bereitgestellten städtischen Mitteln. Das Projekt sollte fortgeführt werden.

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

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Handlungsansatz

Mangelnde Deutschkenntnisse bei Migrantenkindern

Maßnahme (206)

Interkulturelle Spiel- und Lerngruppen in den Eingangsklassen von Grundschulen mit hohem Anteil von Kindern aus Zuwanderungsfamilien Unterstützung der schulischen Integration durch Förderung sprachlicher Fähigkeiten und Entwicklung einer positiven Einstellung zum Lernen Aufbau einer positiven Einstellung, die auf Akzeptanz und Toleranz von kultureller Verschiedenartigkeit und Entdeckung von Gemeinsamkeiten abzielt Auf der Basis einer Bewerbung um Projektteilnahme sind an 11 Grundschulen 28 Spielund Lerngruppen für die Eingangsklassen eingerichtet worden. Eine interkulturelle Spielund Lerngruppe umfasst 10 Kinder verschiedener Herkunft. Interkulturelle Spiel- und Lerngruppen sind ein unterrichtsergänzendes Angebot und finden in der Regel am Nachmittag in den Räumen der Schule statt. Der Zeitumfang pro Gruppe beträgt 1.5 Stunden. Die Kooperation mit dem Kollegium und die Kontaktvermittlung zwischen Elternhaus und Schule gehören als integraler Bestandteil des Konzepts zu den Aufgaben der Gruppenleiterinnen. In der Einschätzung der beteiligten Schulen und Gruppenleiterinnen wurde der Erfolg der zusätzlichen Förderung in den Bereichen sprachliche, soziale und schulische Förderung insgesamt durchweg positiv eingeschätzt. Wegen der Bedeutung und des Umfangs dieses Projektes erfolgt auch zu weiteren Erfahrungen wie z.B. Kommunikation und Kooperation mit der Schule und mit den Eltern eine gesonderte Detailauswertung.

Ziel

Verlauf

Bewertung

Finanzierung

Die Maßnahmen wurden aus dem GB 4 finanziert

weiteres Verfahren

Das Angebot sollte aufrechterhalten bleiben.

Handlungsansatz

Schulbegleitende ganzheitliche Fördermaßnahme für leistungsschwache Schüler/innen, die ohne Abschluss aus der Regeleinrichtung fallen Projekt "Schüler-Schule", ein Projekt zur Motivationsförderung und Selbsthilfe

Maßnahme (76) Ziel Verlauf

Bewertung Finanzierung weiteres Verfahren

Ganzheitliche Förderung sozial, emotional und kulturell benachteiligter Kinder und Jugendlicher; Stärkung ihrer Selbst-, Sach- u. Sozialkompetenz Die „Schüler-Schule“ existiert seit rd. 30 Jahren als ehrenamtlich organisiertes Projekt, dass bis Ende 2000 geleitet wurde von einer Hauptschullehrerin, die jetzt im Ruhestand ist. Während des gesamten Verlaufs ist konsequent auf die individuellen Bedürfnisse, Erwartungen u. Probleme der Schüler/innen eingegangen worden. Das Projekt fördert u. bezieht sich auf das Selbstkonzept jedes Einzelnen und zwar völlig unabhängig vom Alter. Alle Schüler/innen bestimmen ihre Lerninhalte und –methoden, ihre Interaktionspartner und den Zeitaufwand selbst u. bewusst mit dem Ziel, Hilfe zur Selbsthilfe zu erhalten. Für die Aktivitäten stehen Räumlichkeiten des Erich-Brost-Berufskollegs, der Stadtbibliothek, der Hauptschule Bärendelle und verschiedener Einrichtungen des Kinderschutzbundes zur Verfügung. Die im Projekt entwickelten Formen ehrenamtlicher Hilfe und gegenseitiger Unterstützung sind – als ehrenamtliches Engagement – nachahmenswert. Bis Ende des Jahres 2001 ist die Finanzierung aus Mitteln des Jugendhilfeförderplans abgesichert. Für 2002 - 2005 werden Anträge an RWE-Stiftung, Land und Deutschen Kinderschutzbund zur Finanzierung gestellt. Das Projekt ist in die Trägerschaft des Deutschen Kinderschutzbundes übergegangen und in das Projekt "Lernen wie man lernt" des Deutschen Kinderschutzbundes integriert worden.

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Handlungsansatz

Ganzheitliche Förderung der Persönlichkeitsentwicklung bei jungen Migrant/innen

Maßnahme (181)

verschiedene (Förder-)Angebote für Schüler/innen mit Migrantenhintergrund hier: Pilotprojekt in der Parkschule Altenessen Förderung der Erziehungs- und Sozialkompetenz von jungen Migranten und Migrantinnen als Vorbereitung auf ihre künftige Elternrolle Zunächst wurde eine aktivierende Schülerbefragung durchgeführt. Anschließend wurde mit der Einrichtung und Gestaltung eines „interkuIturellen Schülertreffs“ begonnen. (Der Schülertreff dient z.T. als Veranstaltungsort für Kurse. Die Schüler/innen sollen ihren Treff selbständig organisieren und verwalten – dazu müssen sie z.B. lernen, Regeln selbst aufzustellen und einzuhalten, verbindliche Absprachen treffen und einhalten (Teil der Sozialkompetenz im Hinblick auf die künftige Elternrolle). Im Fotokurs war ein Schwerpunkt die positive Darstellung der eigenen Person und eine Auseinandersetzung mit der Individualität. Der Nähkurs bot nicht nur Gelegenheit handwerkliche Fertigkeiten zu erlernen, sondern ermöglichte auch den Stolz auf die eigene Leistung und trug so zur Förderung des Selbstbewusstseins bei. Die aktivierende Schülerbefragung fand große Resonanz – die aktuellen Interessen und Bedürfnisse der Schüler wurden festgestellt und die Schüler wurden zur Mitarbeit motiviert. Einrichtung und Gestaltung des „Interkulturellen Schülertreffs“, Fotokurs und Nähkurs wurden gut angenommen. Die Arbeit machte den Schüler/innen Spaß und trug zur Förderung der Sozialkompetenz bei. Personalkosten: Landeshaushalt (6 Lehrerstunden pro Woche) Sachkosten: 2000/2001 5.000,00 DM aus Mitteln der Sparkassenstiftung 2001/2002 Sachkosten 05-13/RAA/Büro für interkulturelle Arbeit Es wird empfohlen, dass Projekt für 3 Jahre zu verlängern und die Angebote entsprechend dem Projektziel und den aktuellen Schülerinteressen und –bedürfnissen: z.B. Selbstbehauptungs– und Konflikttraining für Mädchen, Säuglingspflegekurse für Jungen und Mädchen, Praktika in Kindertagesstätten zu erweitern.

Ziel Verlauf

Bewertung

Finanzierung weiteres Verfahren

Perspektiven / Notwendigkeiten: Neben der sprachlichen Förderung – als unbedingte Voraussetzung für den schulischen Erfolg von Kindern aus Zuwandererfamilien- zeichnet sich generell die Notwendigkeit ab, schulergänzende Angebote auszubauen. Dabei scheint die Betonung auf „Migrationshintergrund“ zunehmend obsolet zu werden. Der Bedarf entsteht, wenn Kinder aus Elternhäusern kommen, wo keine oder keine ausreichende Förderung und Erziehung geschieht, die mit der Schule gemeinsam auf das Erreichen von Zielen hinarbeitet. Dies ist in Zuwandererfamilien häufig der Fall, wenn hierzu Voraussetzungen, wie z. B. Kenntnis der deutschen Sprache fehlen, aber auch in manchen deutschen Familien scheint das Interesse an schulischen Fragen zu fehlen. Perspektive muss es deshalb insgesamt sein, mit den fachlichen Kompetenzen der Schule, der Elementarerziehung und der Jugendarbeit umfangreiche nachmittägliche Angebote zu entwickeln, welche die Kinder und Jugendlichen – altersadäquat – ganzheitlich fördern und fordern. Neben rein schulischer oder sprachlicher Förderung müssen die motorische und kreative Förderung und Seite 14 von 59

die Förderung der sozialen Kompetenz einen hohen Stellenwert haben. Sie sind Voraussetzungen auch für schulisches Lernen, können aber durch die Schule allein nicht hinreichend geschaffen werden. Die in den Landesministerien aufgelegten Programme 13 +, 13 + P, SiT und andere bestätigen die notwendige Entwicklung in diese Richtung. Die Interkulturellen Spiel- und Lerngruppen im Grundschulbereich sowie die Maßnahmen der Schuljugendarbeit und die Einrichtung der Schülerclubs sind erste, wichtige Teilschritte auf dem Weg zu umfangreicheren Lösungen. Weitere Aufmerksamkeit erfordert daneben die Zielgruppe der Jugendlichen z. B. an Berufskollegs. Ohne parallel intensiv bei der Konzeptentwicklung zur Förderung ausländischer Jugendlicher einbezogen zu sein und ohne seitens des Landes Stärkung zu erfahren, müssen Berufskollegs ihre z. T. sehr schwierige jugendliche Schülerschaft als zunehmende pädagogische Herausforderung empfinden. Zu sprachlichen und interkulturellen Problemen kommt hier häufig hinzu, dass in einigen Bildungsgängen verstärkt solche – überwiegend männliche Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

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Jugendliche zusammen sind, die aufgrund gemachter Erfahrungen kaum noch Perspektiven sehen. Es erscheint deshalb als notwendig, gerade an Berufskollegs einerseits mit Ressourcen des Landes eine bessere Unterstützungsstruktur aufzubauen und andererseits in Projekten zu erproben, wie mit diesen Jugendlichen besser umzugehen ist.

2.1.3

In der Konzeptidee der Schülerclubs sind Ansätze, die prinzipiell für die Zielgruppe geeignet scheinen. Es ist deshalb sinnvoll, an einem Berufskolleg, das Interesse an kooperativer Konzepterprobung hat, einen erneuten Versuch zu machen, für diese spezifische Zielgruppe Angebote zu entwickeln.

Kinder- und Jugendarbeit

Vorbemerkungen: Kinder und Jugendliche leben in einer Stadt mit mehr als 120 verschiedenen Nationen. Ziel der interkulturellen Kinder- und Jugendarbeit in Essen ist, das Nebeneinander / Miteinander der Kulturen in gegenseitiger Akzeptanz und Respekt zu fördern und konstruktive Konfliktregelungsmodelle zu erproben. Im Interesse eines kreativen friedlichen Zusammenlebens soll es daher kein gesondertes ‚Ausländer – Konzept‘ für die Arbeit mit der Gruppe der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund geben, sondern ein gemeinsames interkulturelles Konzept, das auch besonderen Bedürfnissen einzelner Kulturkreise gerecht wird. In diesem Sinn sollten vorhandene Konzepte, die ursprünglich für die Kinder und Jugendlichen einer Kultur (der deutschen Kultur) erstellt wurden, orientiert an den heutigen kulturell-pluralisierten gesellschaftlichen Realitäten überprüft und weiter entwickelt werden. Dabei ging es zunächst um eine gleichberechtigte Teilhabe von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund an der Kinder- und Jugendarbeit. Dazu sollten die Handelnden insbesondere im Arbeitsfeld der offenen Kinder- und Jugendarbeit

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dafür sensibilisiert werden, dass die demografische Entwicklung einen deutlichen Anstieg des Anteils der Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund an der Gesamtheit der Kindern und Jugendlichen vermuten lässt. Die Arbeitsgruppe‚ interkulturelle Kinder- und Jugendarbeit‘ hat intensiv konzeptionelle Fragen der interkulturellen Kinder- und Jugendarbeit diskutiert und einzelne Handlungsschritte wie z.B. die Qualifizierung der Fachkräfte umgesetzt. Dennoch sind Fragen offen geblieben. So beschäftigt die Arbeitsgruppe nach wie vor z.B. die Frage, wie die Ethnisierung von Jugendhäusern zu bewerten ist. Gleichzeitig erleben wir, dass auch bei der Umsetzung des interkulturellen Konzepts die Grenzen der vorhandenen Ressourcen erreicht sind. In dieser Arbeitsgruppe ist das Thema ‚Rechtsradikalismus‘ nicht ausdrücklich bearbeitet worden. Dennoch sieht die Arbeitsgruppe in der interkulturellen Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von rechten Orientierungen, da Ausländerfeindlichkeit und Rassismus wesentliche Aspekte des heutigen Rechtsradikalismus sind.

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Maßnahmen: Handlungsansatz

Beschluss des Rates vom 25.11.98

Maßnahme (106)

Die Arbeit der Stadtteilkonferenzen ist zu fördern. Sie sollen Netzwerke schaffen zwischen Jugendamt, Jugendverbänden, Sportvereinen, Kirchen, Moscheevereinen und Schulen. In den vertraglich geregelten Stadtteilprojekten ist die Arbeit der Stadtteilkonferenzen definiert. Hier muss die Vernetzung erfolgen. Diskussion und Verknüpfung der Probleme und Ansätze interkultureller Arbeit

Ziel Verlauf

Bewertung Finanzierung weiteres Verfahren

Ergänzend zur Tätigkeit der Stadtteilkonferenzen haben sich im Rahmen des Fachcontrollings für die offene Kinder- und Jugendarbeit in allen Sozialräumen in Essen kollegiale Diskurse gebildet, die die Arbeit der Jugendhäuser vernetzen und einer externen Beratung und Bewertung durch z.B. Schule, Polizei, Soziale Dienste unterziehen. In einigen dieser kollegialen Diskurse ist die Situation von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund bereits spontan thematisiert worden. Durch die Einrichtung der kollegialen Diskurse hat sich eine gute Struktur herausgebildet, in der interkulturelle Ansätze entwickelt und verknüpft werden können. Die Finanzierung der kollegialen Diskurse erfolgt aus den Mitteln der offenen Kinderund Jugendarbeit. Eine Systematisierung der spontanen Ansätze in der Bearbeitung dieses Themas könnte angestrebt werden.

Handlungsansatz

Beschluss des Rates vom 25.11.98

Maßnahme (103)

Die "gesperrten" Mittel im Rahmen der Jugendfreizeitarbeit in Höhe von 40% werden vom Kämmerer mit der Maßgabe freigegeben, die erlebnisorientierten präventivpädagogischen Angebote für ausländische Jugendliche zu verstärken, insbesondere in den Stadtteilen mit hohem Anteil an Jugendlichen aus sprachlich-kulturellen Minderheiten. Zielgruppenorientierte Quotierung der Mittel für die Verstärkung der Angebote für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund beim öffentlichen Träger Mit den entsprechenden Mitteln werden & wurden Angebote für die Zielgruppe entwickelt und Umgesetzt. Dabei werden in einigen Stadtteilen überproportional viele Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund erreicht. Diese Maßnahme des Kämmerers bzw. des Jugendhilfeausschusses hat zu einem gezielten Ausbau der Angebote für die Zielgruppe geführt, obwohl dies u. E. auf grund der pädagogischen Erfordernisse in der Kinder- und Jugendarbeit vor Ort auch ohne finanzielle Zwangsmaßnahmen erfolgt wäre. Haushaltsmittel für die Kinder- und Jugendarbeit des öffentlichen Trägers

Ziel Verlauf Bewertung

Finanzierung weiteres Verfahren

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Die Arbeitsgruppe empfiehlt die Sperrung der Mittel und das zielgruppenorientierte Wiedereinsetzen aufzuheben und die Mittel in die Regelförderung der Kinder- und Jugendarbeit des öffentlichen Trägers zurück zu führen, da die Praxis zeigt, dass bereits (überproportional) Angebote für die Zielgruppe durchgeführt werden.

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Handlungsansatz

Aus- und Fortbildung der Fachkräfte

Maßnahme (99) Ziel

Fachtagung für die Fachkräfte der Kinder- und Jugendarbeit, Bildung von themenbezogenen Arbeitskreisen Entwicklung interkultureller Kompetenz, Erfahrungsaustausch, Entwicklung neuer spezifischer Handlungsansätze Beim öffentlichen Träger werden Fachtagungen für die Fachkräfte aus der Praxis der Kinder- und Jugendarbeit durchgeführt, die auch freien Trägern offen stehen. Bei den freien Trägern werden entsprechende Fachtagungen durchgeführt, wenn es der verbandsinternen Schwerpunktsetzung entspricht. Beim öffentlichen Träger hat sich ein Arbeitskreis gebildet, an dem je Team mindestens ein/e Mitarbeiter/in teilnimmt. Bei einigen freien Trägern ist das Thema der interkulturellen Arbeit in die Arbeit der verbandsinternen Facharbeitskreise eingeflossen. Die Fachtagungen und Arbeitskreise sind ein wichtiges Instrumentarium zur Entwicklung interkultureller Kompetenz, das fortgesetzt werden soll. Zur Verstärkung der Qualifizierung werden zusätzliche finanzielle Ressourcen in Höhe von DM 20.000 benötigt. Derzeit wird eine gemeinsame Fachtagung des öffentlichen und der freien Träger überlegt. Geklärt werden muss bei den Fachkräften aus der Praxis, auf welcher Ebene (Wissensebene, Verhaltensebene, Ebene der (biografischen) Auseinandersetzung mit dem Fremden) eine solche gemeinsame Tagung Sinn macht.

Verlauf

Bewertung Finanzierung Weiteres Verfahren

Handlungsansatz

Aus- und Fortbildung der Jugendgruppenleiter/innen

Maßnahme (101) Ziel

Entwicklung eines Moduls in der Jugendgruppenleiter/innencardausbildung

Verlauf

Bewertung Finanzierung weiteres Verfahren

Entwicklung interkultureller Kompetenz von ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen in der Kinder- und Jugendverbandsarbeit Zur Entwicklung einer exemplarischen Schulung hat sich ein bikulturelles Team gebildet; die Umsetzung einer ersten exemplarischen Schulung soll Ende August stattfinden und ausgewertet werden; Ziel ist es, einzelne Schulungsbausteine in einer Arbeitshilfe zusammen zu stellen, die je nach den Erfordernissen und der inhaltlichen Ausrichtung des Jugendverbandes eingesetzt werden können. Die Entwicklung dieses Moduls wird als wichtiger Baustein in der Umsetzung interkultureller Ansätze in der Kinder- und Jugendverbandsarbeit betrachtet. Die Finanzierung erfolgt über den Programmteil 10 A 1 – Weiterentwicklung der Kinderund Jugendarbeit – im Jugendhilfeförderplan der Stadt Essen Das Verfahren ist modellhaft angelegt; die Arbeitshilfe soll zum 31.12.2001 vorgelegt werden.

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Handlungsansatz

Entwicklung von zielgruppenorientierten Angeboten

Maßnahme (98) Ziel

"Offensive" Öffentlichkeitsarbeit in Bezug auf Gruppen Jugendlicher mit Migrationshintergrund Gezielte Information über Angebote der Kinder- und Jugendarbeit für Kinder, Jugendliche und Eltern, die keine oder keine ausreichenden Deutschkenntnisse haben Aus finanziellen Gründen konnten entsprechende Ideen bislang noch nicht umgesetzt werden. · In einem ersten Schritt sollen die Internetseiten www.jugend.essen.de mehrsprachig gestaltet werden · Des weiteren soll eine Agentur beauftragt werden, ein Konzept zu entwickeln, wie die Angebote der Jugendverbände und des öffentlichen Trägers für Kinder und Jugendliche unterschiedlicher kultureller Herkunft bekannt und nutzbar gemacht werden können. Dazu gehört neben der Übersetzung in die gängigsten Sprachen eine der jeweiligen Kultur entsprechende, ansprechende Gestaltung. · Die spontane Nutzung von Übersetzungsressourcen wird ebenfalls von den Fachkräften aus der Kinder- und Jugendarbeit gewünscht, um z.B. Briefe an die Eltern wegen eines Ausflugs übersetzen lassen zu können. Eine Kostenkalkulation muss noch vorgelegt werden; die Finanzressourcen der Kinderund Jugendarbeit reichen dazu nicht aus. Die Arbeitsgruppe bittet den zielverantwortlichen Geschäftsbereichsvorstand, ihre Kontakte zu Stiftungen, Wirtschaft etc. zu nutzen, um die entsprechenden Mittel zu akquirieren.

Verlauf Bewertung

Finanzierung weiteres Verfahren

Handlungsansatz

Entwicklung von zielgruppenorientierten Angeboten

Maßnahme (91) Ziel

Spezifische Entwicklung eines sozialarbeiterischen Handlungskonzeptes zum Umgang mit den Problemen junger Flüchtlinge, z.B. aus dem Libanon Entwicklung von abgestimmten Handlungsansätzen zwischen den Arbeitsfeldern Soziale Dienste und der Kinder- und Jugendarbeit Diese Maßnahme wurde bislang noch nicht umgesetzt.

Verlauf Bewertung

Finanzierung weiteres Verfahren

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Die z.B. in den kollegialen Diskursen benannten Bedarfe insbesondere der Kinder- und Jugendarbeit mit einem hohen Anteil von Flüchtlingskindern und -jugendlichen lassen eine Abstimmung zwischen den Sozialen Diensten und der Kinder- und Jugendarbeit sinnvoll erscheinen. Zur Entwicklung sind keine zusätzlichen Finanzmittel erforderlich. Ob sich aus den zu entwickelnden Handlungsvorschlägen ein Finanzbedarf ergibt, ist nicht absehbar. Die Arbeitsgruppe will einen Arbeitskreis zusammen mit den Sozialen Diensten bilden, mit dem Ziel einer stärkeren Präsenz der Sozialen Dienste in den Jugendhäusern, die einen hohen Anteil an Flüchtlingskindern haben.

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Handlungsansatz Handlungsvorschlag (93) Ziel

Förderung von Selbstorganisationspotentialen bei ausländischen Jugendlichen

Verlauf

Erste Ansätze zur Selbstorganisation sind in den Jugendhäusern zu beobachten so z.B. bei Breakdancegruppen im Aposteljugendhaus oder in den Angeboten des Jugendzentrums Schonnebeck Die Arbeitsgruppe wertet es als positiv, dass es im Kontext der Kinder- und Jugendarbeit solche Potentiale und erste Umsetzungen gibt; dennoch bleibt die Frage, inwiefern die Selbstorganisationspotentiale von Jugendlichen von Seiten der Migrantenorganisationen verstärkt und ausgebaut werden können. Die möglichen Auswirkungen auf die Trägerlandschaft müssen noch diskutiert werden. Ein möglicher Finanzbedarf ist derzeit nicht absehbar.

Bewertung

Finanzierung Weiteres Verfahren

Selbstorganisation von Migrantenjugendlichen

Diese Fragestellung soll zum Thema einer jugendpolitischen Debatte im Jugendhilfeausschuss gemacht werden. Anlass könnte die Beantwortung des Antrags der CDU aus der Sitzung des Jugendhilfeausschuss am 12.6.2001 sein.

Handlungsansatz Handlungsvorschlag (94) Ziel Verlauf

Bewertung Finanzierung weiteres Verfahren

Gezielte Angebote für nichtdeutsche Mädchen und Frauen (die älter als 12 Jahre sind) Teilhabe von Mädchen aus dem muslimischen Kulturkreis an den Angeboten der Kinderund Jugendarbeit Die Beobachtung aus der Praxis der Kinder- und Jugendarbeit, dass die meisten Mädchen aus dem muslimischen Kulturkreis mit 12 Jahren die Angebote der Kinder- und Jugendarbeit nicht mehr nutzen, hat die Arbeitsgruppe vor die Frage gestellt, welche ‚Settings‘ nötig wären, um diese Mädchen in den Jugendhäusern zu halten. Erste Versuche werden in den Facharbeitskreisen ausgewertet. Die Arbeitsgruppe sieht hier Beratungsbedarf, da die gleichberechtigte Teilhabe von Mädchen an den Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit ein wichtiges Ziel ist und aus Sicht der Arbeitsgruppe die Integration fördert. Zur Einstellung von weiblichen Honorarkräften aus dem muslimischen Kulturkreis werden zusätzliche finanzielle Ressourcen benötigt. Die Fragestellung, welche ‚Settings‘ nötig sind, um Mädchen mit Migrationshintergrund, die älter als 12 Jahre sind, in den Jugendhäusern zu halten, soll zum Thema der nächsten kollegialen Diskurse in den 19 Sozialräumen in Essen gemacht werden. Des weiteren ist eine Fachtagung, in der diese Fragestellung ein Schwerpunkt sein soll, angedacht.

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Handlungsansatz Handlungsvorschlag (92) Ziel

Offene Angebote für Kinder parallel zu Angeboten für Jugendliche

Finanzierung

Möglichkeit der Teilnahme insbesondere von Mädchen, die auf ihre Geschwister aufpassen müssen Diese Fragestellung ist bislang nicht weiter bearbeitet worden. Sie korrespondiert möglicherweise mit dem Handlungsvorschlag 94 und wird in diesem Rahmen wieder aufgegriffen. Das Problem der Geschwisterkinder scheint in der Praxis der Kinder- und Jugendarbeit eine eher untergeordnete Rolle zu spielen. Es ist keine Finanzierung erforderlich.

weiteres Verfahren

Siehe Handlungsvorschlag 94

Verlauf Bewertung

Handlungsansatz Handlungsvorschlag (95) Ziel Verlauf Bewertung Finanzierung weiteres Verfahren

Einstellung von nichtdeutschen Honorarkräften Besserer Zugang zu Kindern und Jugendlichen sowie deren Eltern durch Honorarkräfte des gleichen kulturellen Hintergrunds; Abbau von Sprachbarrieren Zur ‚Bedienung‘ bestimmter Zielgruppen werden Honorarkräfte mit dem entsprechenden kulturellen Hintergrund eingestellt In der Kinder- und Jugendarbeit sind positive Erfahrungen mit der Einstellung von Honorarkräften mit Migrationshintergrund gemacht worden. Insbesondere die Vertrauensbildung ist vereinfacht worden. Die derzeitige Ressourcenausstattung der Kinder- und Jugendarbeit lässt eine Ausweitung nicht zu. Die Erfassung der aktuellen Umsetzung bezogen auf die jeweiligen Sozialräume kann in den kollegialen Diskursen thematisiert werden.

Handlungsansatz Handlungs-vorschlag Planung, Organisation und Durchführung von interkulturellen Angeboten von Jugendlichen für Jugendliche (96) Ziel Verlauf Bewertung

Besserer Zugang zu Kindern und Jugendlichen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund über ehrenamtliche Mitarbeiter/innen aus verschiedenen Kulturkreisen Diese Maßnahme wird derzeit nicht oder kaum umgesetzt.

Finanzierung

Möglicherweise ist hier die gezielte Motivation & Ausbildung von ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen mit nichtdeutschen kulturellen Hintergrund erforderlich; diese Maßnahme korrespondiert mit der Entwicklung eines Moduls im Rahmen der Jugendgruppenleiterausbildung (vgl. Maßnahme 101); die Zusammenarbeit mit den Migrantenorganisationen erscheint der Arbeitsgruppe sinnvoll, um Migrantenjugendliche zu motivieren, sich als Jugendgruppenleiter/innen ausbilden zu lassen. Ein zusätzlicher Finanzbedarf ist derzeit nicht erkennbar.

Weiteres Verfahren

Die Thematik wird in der Arbeitsgruppe weiter bearbeitet.

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Handlungsansatz Handlungsvorschlag (97) Ziel

Verstärkung und Durchführung von interkulturellen Begegnungen

Verlauf

Hier ist der Anteil der durchgeführten Maßnahmen im Vergleich zu den Vorjahren in etwa gleich geblieben. Die internationalen Begegnung, die der öffentliche Träger bzw. die Jugendverbände durchführen, sind fester Bestandteil der Kinder- und Jugendarbeit, die immer auch interkulturelle Inhalte bearbeiten Um diese Angebote verstärken zu können, ist eine Ausweitung der Ressourcen nötig.

Bewertung Finanzierung weiteres Verfahren

Nutzung der internationalen Begegnungen zur Umsetzung interkultureller Ansätze

Interkulturelle Ansätze in internationalen Begegnungen sind in der Kinder- und Jugendarbeit selbstverständlich. Deshalb kann die Behandlung dieses Handlungsschrittes an dieser Stelle aufgegeben werden.

Perspektiven / Notwendigkeiten: Die Teilnahme von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund an den Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit ist zur Selbstverständlichkeit geworden. Dies gilt insbesondere für die offene Kinder- und Jugendarbeit. Dennoch ist es nötig, bestimmte Fragestellungen verstärkt zu bearbeiten. Dazu gehört u.a. · das Einbeziehen der Gruppe der russlanddeutschen Kinder und Jugendlichen in das Konzept der sozialen interkulturellen Orientierung; · die Bewertung der ‚Ethnisierung‘ von Jugendhäusern;

2.1.4

·

· · ·

die jugendpolitische Diskussion um die Bedeutung von Migrantenorganisationen bei der Förderung der Selbstorganisationspotentiale von Jugendlichen; der Ausbau der Qualifizierungsangebote für die haupt- und ehrenamtlichen Fachkräfte der Kinder- und Jugendarbeit; Motivation von Migrantenjugendlichen, sich als ehrenamtliche Mitarbeiter/innen in der Kinder- und Jugendarbeit zu engagieren; Öffentlichkeitsarbeit mit und für Migrantenkinder und -jugendliche

Jugendkriminalität

Das umfangreiche Maßnahmenpaket zur Bekämpfung der „Nichtdeutschen Jugendkriminalität“, das sich vorrangig auf den Beschluss des Rates vom 25.11.1998 bezieht, ist in weiten Teilen durch Maßnahmen anderer Konzeptbausteine übernommen worden. Übrig bleiben Maßnahmen zur Steuerung der Jugendgerichtshilfestatistik (Nr. 111 und 121), die weitgehend abgearbeitet sind. Die Maßnahme 108 „Deutschunterricht als Arbeitsauflage bei Urteilen der Jugendgerichte“ konnte nicht verwirklicht werden, weil Essener Jugendrichter eine solche Arbeitsauflage für rechtlich bedenklich halten, da bei Nichtbefolgen Beugearrest droht. Die Maßnahme 142 „Arbeitsauflagen für nicht deutsch sprechende und sozial nicht integrierte Straftäter mit Migrationshintergrund“ wird umgesetzt, weil bei der Auswahl von Einrichtungen für die Ableistung der Arbeitsauflagen seitens der Jugendgerichtshilfe der Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Integrationsgedanke weitestgehend beachtet wird. Dabei werden auch „vertrauensvolle und verlässliche“ türkisch-moslemische Einrichtungen ausgewählt. Die Jugendgerichtshilfe arbeitet darüber hinaus verstärkt an der Umsetzung strafverhindernder Konzepte, z.B. durch Ausweitung der Diversionsverfahren. In diesem Zusammenhang ist auch darauf hinzuweisen, dass der Geschäftsbereich 5A und die Polizei vereinbart haben, die Zusammenarbeit zwischen der Jugendhilfe und der Polizei weiterzuentwickeln. Das wesentliche Ziel dabei ist die Verbesserung der Prävention von Jugendkriminalität – auch von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Es wird zur Zeit als vorbereitende, analytische Arbeit eine Befragung Seite 21 von 59

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

durchgeführt, die Aufschluss über die Qualität der Kooperation zwischen Jugendhilfe und Polizei ge-

2.1.5

ben soll.

Soziale Beratung und Betreuung

Vorbemerkungen: Der Konzeptbaustein der sozialen Beratung und Betreuung beinhaltet unterschiedliche Elemente, wobei die Einführung des Wunsch- und Wahlrechtes und die somit verbundene Aufhebung der nationalitätenspezifischen Zuständigkeit das Kernelement darstellt. Die seit Ende der 60er Jahre vorgenommene Aufteilung der Zuwanderer nach Hauptreligionen und Herkunftsländern bei den drei Wohlfahrtsverbänden Arbeiterwohlfahrt, Caritas-Verband und Diakoniewerk erscheint nicht mehr angemessen. Diese historisch gewachsene, bis heute prinzipiell gültige Betreuungsstruktur nach dem Religions- und Nationalitätenprinzip schreibt eine monopolistische Struktur fest mit der Folge, dass ratsuchende Migrant/innen im Gegensatz zum deutschen Klientel kein Wunsch und Wahlrecht bei der Auswahl ihres Betreuungsträgers haben.

tung der Verbände muss darauf hingewiesen werden, dass sich die sozialen Problemlagen der Migranten in den letzten Jahrzehnten gravierend verändert haben. Einerseits ist eine Veränderung im Sinne einer Angleichung an die Problemlagen vergleichbaren deutschen Klientels (z.B. in den Bereichen Erziehung, Scheidung, Drogen, Straffälligkeit) fest zu stellen, andererseits haben kulturspezifische und herkunftsbedingte Besonderheiten (ethnisch, religiös, nationalitätenspezifisch) auch im Zuge längst vollzogener Einwanderung weiterhin Bestand. Die damit einhergehende individuelle und kollektive Pluralisierung der Lebens- und Problemlagen der Zuwanderer stellt neue Anforderungen an die Beratung und Betreuung aller sozialen Dienste, auf die diese sich strukturell, konzeptionell und personell einzurichten haben.

Trotz unbestreitbarer Verdienste und der nationalitätenspezifischen Fachkompetenz der Sozialbera-

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Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

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Maßnahme: Handlungsansatz

Soziale Beratung und Betreuung von Migrant/innen

Maßnahme (53)

Aufhebung der nationalitätenspezifischen Zuständigkeit der Wohlfahrtsverbände für die Jugend- und Familienhilfe Einführung des Wunsch- und Wahlrechts bei den Dienstleistungen der Jugend- und Familienhilfe für Migrant/innen Eine Arbeitsgruppe unter Federführung des Jugendamtes und Beteiligung des Sozialdienstes kath. Frauen, der Dienststelle RAA/Büro für interkulturelle Arbeit, des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, des Diakoniewerkes, des Caritas-Verbandes und der Arbeiterwohlfahrt ist eingerichtet und hat sich mit den vorbereitenden Arbeiten zur Einführung des Wunsch- und Wahlrechtes befasst. Als frühestmöglicher Zeitpunkt zur Einführung des Wunsch- und Wahlrechtes wurde der 1. Januar 2003 vereinbart. Ein Fortbildungskonzept, bestehend aus den Bausteinen Ausländerrecht, interkulturelle Schlüsselkompetenz und interkulturelle Sensibilisierung, ist entwickelt und wird z.Zt. bei den Sozialen Diensten in Kooperation mit RAA/Büro für interkulturelle Arbeit (s. "Interkulturelle Fortbildungsangebote", S. 44) umgesetzt. Die erforderliche Bearbeitung und Neugestaltung von Informationsmaterialien wird in Kürze vorgenommen werden. Die vom 01.01.2003 geplante Einführung des Wunsch- und Wahlrechts wird von allen beteiligten Trägern von Beratungsleistungen mitgetragen. Da die erforderlichen Vorarbeiten und Absprachen getroffen sind, wird die geplante Umsetzung der Maßnahme zeitgerecht erfolgen können. Die Einhaltung des vorliegenden Zeitplanes ist nicht gefährdet.

Ziel Verlauf

Bewertung

Finanzierung

Perspektiven / Notwendigkeiten: Um zum 01.01.2003 das Wunsch- und Wahlrecht für Migrant/innen einzuführen, ist im Vorfeld eine umfangreiche Vorbereitung der Mitarbeiter/innen der sozialen Dienste notwendig. Dazu gehört eine adäquate Fortbildung, sowie die Bereitstellung von Informationsmaterialien. Die Zielgruppe der Zuwanderer selbst sollte bei diesem Veränderungsprozess berücksichtigt werden. Hier kann die Einbeziehung ausländischer Selbstorganisationen auf Stadtteilebene ein wichtiger Beitrag sein.

2.1.6

Langfristig ist eine verstärkte Einstellung mehrsprachiger Mitarbeiter/innen mit Migrationshintergrund notwendig. Um dies zu erreichen, sollten z.B. Zuwanderer motiviert werden, ihr Anerkennungsjahr im Allgemeinen Städtischen Sozialdienst zu machen. Darüber hinaus gilt es zu prüfen, inwieweit der Einsatz zusätzlicher Kräfte im Rahmen eines möglichen Dolmetscherpools notwendig ist. Die hier angeführten Notwendigkeiten umfassen insgesamt Querschnittsaufgaben, die unter gleichnamigem Kapitel eingehender beschrieben sind.

Soziale Beratung und Betreuung ausländischer Senior/innen

Vorbemerkungen: Der Anteil älterer Menschen in Essen steigt beständig. Für das Jahr 2005 prognostizierte die MEO Studie für die Altersgruppe der über 65 Jährigen in Essen 118.428 Personen. Tatsächlich weist die Bevölkerungsstatistik für Essen mit dem Stand vom 31.03.01 schon jetzt insgesamt 119.452 Personen über 65 Jahre aus. Berücksichtigt man die Altersgruppe der jetzigen 55-64 jährigen Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Einwohner und Einwohner/innen mit gesamt 79.365 Personen, wird die Gesamtentwicklung des Überalterungsprozesses noch deutlicher: der Anteil aller Personen über 55 Jahre an der Gesamtbevölkerung beträgt demnach zur Zeit 33,35 %. Bezogen auf die Gruppe der 1. Generation der Arbeitsmigranten, deren Rentneranteile wachsen und die zunehmend auf die Unterstützung der Altenhilfe Seite 23 von 59

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

angewiesen sein wird, müssen im Rahmen der Daseinsvorsorge Angebote bereitgehalten werden, die ethnische und migrationsspezifische Aspekte des Altwerden berücksichtigen. Um sich langfristig den Bedürfnissen und Problemlagen von Senior/innen ausländischer Herkunft zu

nähern, wurden über den Essener Arbeitskreis „Seniorenarbeit und Migration“ – ein Zusammenschluss von Institutionen und Verbänden aus der Altenhilfe- und Migrationsarbeit - Handlungsansätze entwickelt und als Bestandteil des Interkulturellen Konzeptes umgesetzt.

Maßnahmen: Handlungsansatz

Verbesserung des Informations- und Beratungssystems

Maßnahme (154)

Projekt „Mehrsprachigkeit in der Pflegeberatung“ Phase 1 Einsatz von zweisprachigen Mitarbeiter/innen bei Informationsveranstaltungen Phase 2 Auswertung Zielgruppen- und Kundenorientierung im Beratungs- und Betreuungssystem Im Projektverlauf wurden zehn zweisprachige Info-Veranstaltungen unter der Beteiligung von ausländischen Vereinen an unterschiedlichen Standorten in Essen durchgeführt. Insgesamt wurden 219 Menschen erreicht. Die Veranstaltungen haben belegt, dass ein erheblicher Informationsrückstand in Bezug auf Pflegeversicherung, Pflegeleistungen und Angebote vorliegt. Die Kooperation mit den ausländischen Vereinen ermöglicht den direkten Zugang zu der Personengruppe und der Einsatz von Dolmetschern ist zum Teil dringend erforderlich. Eine detaillierte Auswertung ist in der Broschüre „Mehrsprachigkeit in der dezentralen Pflegeberatung“ der Beratungsstelle Pflege veröffentlicht. Die Kosten wurden aus Eigenmittel der beteiligten Fachbereiche getragen. Zusätzlich wurden über die Dienststelle RAA/ Büro für interkulturelle Arbeit Honorarkosten in Höhe von 90,- DM übernommen. Die zweisprachigen Informationsveranstaltungen sollen fortgeführt werden. Anfallende Honorarkosten für Übersetzungsleistungen können erst beziffert werden, wenn sich diese bei einer konkreten Veranstaltungsplanung ergeben.

Ziel Verlauf Bewertung

Finanzierung weiteres Verfahren

Handlungsansatz

Zielgruppenorientierte Bedarfermittlung

Maßnahme (57)

Kleinräumige Bedarfsermittlung und Analyse (Stadtteil Katernberg)

Ziel

Interkulturelle Öffnung und Sensibilisierung der Altenhilfe, der Altenpolitik und der älteren Migranten und Migrantinnen selbst. Die kleinräumige Bedarfsanalyse wurde in Kooperation mit der WohnBundBeratung NRW GmbH im Rahmen des Bundesmodellprojektes „Wohnen im Alter“ erstellt. Projektstandort für die Untersuchung war Katernberg-Beisen, ein Stadtteilbereich mit einem überdurchschnittlich hohem Zuwanderungsanteil. Sowohl die Meinung von Experten, von Migranten selbst und erfahrungswerte aus bestehenden Projektansätze in Essen wurden in der Bedarfsanalyse berücksichtigt. Die kleinräumige Bedarfsanalyse stellt eine Grundlage für weitere Handlungsansätze in Bezug auf ältere Migranten dar. Die Ergebnisse wurden in der Broschüre „Ich wünsche mir nur Gemütlichkeit im Alter“ der RAA/Büro für interkulturelle Arbeit eingehend dargestellt und in den Ausländerbeirat, den Seniorenbeirat und den Sozialausschuss eingebracht. Die Kosten wurden im wesentlichen vom Bundesministerium übernommen (40.000,-DM) und anteilig flossen Eigenmittel der AWO und der Stadt ein (gesamt ca. 10.000,- DM). Die Handlungsvorschläge sollen auf ihre Übertragbarkeit in andere Stadtteile geprüft werden und in das Interkulturelle Konzept einfließen.

Verlauf

Bewertung

Finanzierung weiteres Verfahren

Perspektiven / Notwendigkeiten: Seite 24 von 59

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Die Beratung und Betreuung von Senioren und Seniorinnen ausländischer Herkunft und die Entwicklung bedarfsgerechter Angebots- und Versorgungsstrukturen ist ein Aufgabenfeld, das zunehmend an Bedeutung gewinnen wird. Die bereits bestehenden Diskussions- und Arbeitsstrukturen zwischen Altenhilfe und Migrationsarbeit stellen eine gute Grundlage für die weitere Konzeptionsentwicklung, planerische Berücksichtigung und praktische Umsetzung dar. Dabei sollte zunächst die fachliche Auseinandersetzung und die Beteiligung der Zielgruppe im Vordergrund stehen. Die über den Arbeitskreis „Seniorenarbeit und Migration“ weiterentwickelten Arbeitsansätze umfassen konkret:

2.1.7

Durchführung eines Fachforums unter Beteiligung des Rhein-Ruhr-Institutes der Uni Duisburg Durchführung der ersten mehrsprachigen Stadtrundfahrt für älterer Zuwanderer in Kooperation mit dem Referat Seniorenarbeit in 2001. Verstärkung der Kontakte zwischen Migrantenorganisationen und den dezentraler Pflegeberatungsstellen. Konzeptionsentwicklung für ein gesamtstädtisches Konzept mehrsprachiger Pflegeberatung Erarbeitung konzeptioneller Grundlagen für eine Berücksichtigung ethnischer- und migrationsspezifischer Bedarfe in Altenheimen/ Altenwohnkonzepten/Betreutes Wohnen in direkter Zusammenarbeit mit dem Bereich Altenhilfeplanung

Arbeit, Beschäftigung und Qualifizierung

Vorbemerkung: Bezogen auf die arbeitslosen Menschen in Essen liegt der Anteil der nichtdeutschen Betroffenen auch in den vergangenen Monaten über 16 %. (vgl. Presseinformation des Arbeitsamtes Essen vom 08.05.2001: April 2001 Arbeitslose: 30.415, davon 16,3 % Ausländer). Die Arbeitslosenquote bezogen auf Erwerbspersonen beträgt bei den Ausländern über 22 % (vgl. April 2001 Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen: 10,8 %, abhängige zivile Erwerbspersonen: 11,8 %, Ausländer: 22,8 %). Die Umsetzung der Handlungsvorschläge dieses Bausteins ist ausgerichtet auf eine zielgruppenbezogene Differenzierung und Qualitätsverbesserung der bestehenden Förderinstrumente der Wirtschafts-, Ausbildungs- und Beschäftigungsförderung. Die bereits umgesetzten und die umzusetzenden Handlungsvorschläge sind abgestimmt auf die bestehende Förderkulisse, das in Essen vorhandene System der Beratung, Qualifizierung und Beschäfti-

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

gungsförderung, sowie auf die differenzierte Essener Trägerlandschaft und ihre vielfältigen Projekte. Weiterhin werden folgende Handlungsansätze berücksichtigt: -

Verbesserung des Informations- und Beratungssystems, Maßnahmen zur beruflichen Qualifizierung und Beschäftigung, Förderung der Ausbildung und Verbesserung der Ausbildungschancen nichtdeutscher junger Menschen, Förderung und Stabilisierung der Selbständigkeit.

Die Umsetzung erfolgt durch das Büro Stadtentwicklung, Kommunale Arbeitsmarktpolitik und Beschäftigungsförderung im Rahmen der Kooperationen des „Essener Konsens“. Bislang kann von hier eine positive Zwischenbilanz gezogen werden.

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Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Maßnahmen: Handlungsansatz

Informations- und Beratungssystem

Maßnahme (221)

Zusammenarbeit mit Vereinen und ausländischen Multiplikatoren

Ziel

Finanzierung

Aufbau systematischer Informationsgrundlagen und eines stadtteilnahen Beratungsnetzes In die laufende Arbeit der verschiedenen Beratungseinrichtungen etabliert, u.a. der Beratungsstellen der „Neue Arbeit der Diakonie in den Stadtbezirken III, VI, VII sowie der Beratungsarbeit der Jugendberufshilfe. Die Erfahrung in der täglichen Praxis zeigt, dass Aufbau und Ausbau systematischer Informationsgrundlagen und eines stadtteilnahen Beratungsnetzes sinnvoll und notwendig ist und dank vorhandener Kooperationen etabliert ist. Die Kosten wurden aus Mitteln aktiver Arbeitsmarktpolitik getragen.

weiteres Verfahren

Weiterverfolgung in der täglichen Praxis mit den Beteiligten.

Handlungsansatz

Förderung der Ausbildung und Verbesserung der Ausbildungschancen nichtdeutscher junger Menschen Projekt "Informationsveranstaltung für Schülerinnen und Schüler unter Einbeziehung ausländischer Jugendlicher über freie Ausbildungsplätze" in Altenessen. Angemessene Beteiligung nichtdeutscher junger Menschen an beruflicher Ausbildung Umfassende Information für Schüler/innen der Abgangsklassen Die Veranstaltung wurde am 26.10.99 unter Beteiligung der Altenessener Schulen durchgeführt. Übertragung auf weitere Stadtteile (158): Die Folgeveranstaltung unter Einbeziehung von zwölf Haupt-, Gesamt- und Sonderschulen der Stadtteile Altenessen, Altendorf und Katernberg mit rd. 400 Teilnehmern/innen fand am 07.03.01 statt. Die Veranstaltung wurde gut angenommen. Es hat sich herausgestellt, dass entsprechender Informationsbedarf besteht. Die Kosten wurden aus Eigenmitteln der Initiatoren und Spenden getragen.

Verlauf Bewertung

Maßnahme (65) Maßnahme (158) Ziel Verlauf

Bewertung Finanzierung Weiteres Verfahren

Diese Veranstaltung wird unter dem Titel „Informationsveranstaltung für deutsche und ausländische Schüler/innen der Abgangsklassen über ausbildungsbegleitende Hilfen“ weiterhin einmal jährlich fortgesetzt und ggf. sollen Schulen aus weiteren Stadtteilen einbezogen werden. Für 2002 ist die Beteiligung der Schulen aus der Oststadt vorgesehen.

Handlungsansatz

Beteiligung ausländischer Untenehmen am Dualen Ausbildungssystem

Maßnahme (64)

Initiative "Ausbildung meistern"

Ziel

Erhöhung der Lehrstellenangebote in ausländischen Unternehmen, Stärkung ausländischer Unternehmen durch Beteiligung am Dualen Ausbildungssystem, Förderung der Wettbewerbsfähigkeit durch Qualifikation, Im Projektverlauf wurden 87 Betriebe als Ausbildungsbetriebe akquiriert. Über 100 Ausbildungsplätze konnten eingerichtet werden. Die Ausbildungsinitiative wurde zum 31.03.01 eingestellt. Der Abschlussbericht wird im Herbst 2001 veröffentlicht. Die Bündelung von Fachbereichen und Ressourcen hat sich positiv ausgewirkt, die Dienstleistungen der Initiative einschließlich der finanziellen Förderung der beruflichen Bildung auch. Eigenmittel der beteiligten Institutionen, 100%ige Personalkostenförderung im Rahmen der Akquise auf zwei Jahre durch das AA, Projektmittel in Höhe von 900.000,- DM der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung Der Arbeitsansatz der Lehrstellenakquisition in ausländischen Unternehmen wird im Rahmen der Personalübernahme (zwölf Monate finanziert über AA bis 28.02.02) bei der IHK zu Essen fortgesetzt.

Verlauf Bewertung Finanzierung weiteres Verfahren

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Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Handlungsansatz

Förderung und Stabilisierung der Selbständigkeit

Maßnahme (68) Ziel Verlauf

Durchführung einer Veranstaltung mit dem Arbeitstitel "Sensibilisierungsworkshop Existenzgründung" Verbesserung des Verständnisses zwischen ausländischen Existenzgründern und Unternehmern und den Akteuren der Wirtschaftsförderung Maßnahme wurde noch nicht durchgeführt.

Handlungsansatz

Auszubildende im Konzern Essen

Maßnahme (66)

Projekt "Weckung der Bereitschaft von Ausbildungsplätzen für Nichtdeutsche im Konzern Stadt Essen" Angemessene Beteiligung nichtdeutscher junger Menschen an beruflicher Ausbildung

Ziel Verlauf

Bewertung

Finanzierung weiteres Verfahren

Am 11.05.00 wurde in der Uni Essen eine gemeinsame Informationsveranstaltung mit dem Förderunterrichtsbüro, Schülern und Schülerinnen, dem Ausbildungsleiter St. A. 10-4 und der RAA/Büro für interkulturelle Arbeit über die Ausbildungsmöglichkeiten bei der Stadt Essen durchgeführt. Keine abschließende Bewertung möglich, da der Handlungsansatz bisher noch nicht weiter verfolgt wurde. In 1999 wurden drei nichtdeutsche Auszubildende eingestellt, in 2000 und 2001 je eine. Ausgebildet wird in den Berufen: Fachangestellte für Medien und Informationsdienste, Verwaltungsfachangestellter, Buchbinder und Tischlerin. Im Rahmen vorhandener Haushaltsmittel, zusätzliche Haushaltsmittel sieht der Etat nicht vor. Analyse der Teilhabe Nichtdeutscher an Ausbildungsplätzen, Analyse der Bewerberstruktur, Abklären geeigneter Ausbildungsfelder in Kooperation 05-13, 01-16 mit dem GBV 1B

Handlungsansatz

Maßnahmen der beruflichen Qualifizierung und Beschäftigung

Maßnahme (224)

Zielgruppenorientierte berufliche Weiterbildung, Pilotprojekt" über 25-jährige"

Ziel

Bewertung

Angemessene Beteiligung Nichtdeutscher an Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen Zu Zeit laufende Maßnahmen: Maßnahmen der Neuen Arbeit der Diakonie e.V.: 01.09.99 bis 31.08.01 und 01.06.00 bis 31.12.01 mit je 30 Teilnehmern (85% Migrant/innen), GALA Bau Maßnahme 01/2000 bis 31.12.01 ASS Maßnahme im hauswirtschaftlichen Bereich, Beschäftigung und Qualifizierung, 15 Teilnehmer/innen aus 19 Nationen 15.11.00 bis 14.11.02 30 Teilnehmer/innen (80% Migrant/innen) B&Q im Zweiradsektor 01.12.99 bis 30.11.01 15 Teilnehmer (Migrant/innen) Erfolgt nach Abschluss der Maßnahme im Rahmen der Evaluation

Finanzierung

Erfolgt aus Mitteln der aktiven Arbeitsmarktpolitik

weiteres Verfahren

Auswertung der Maßnahmen nach Ablauf gemeinsam mit den Trägern, Initiieren vergleichbarer Maßnahmen, sofern Mittel zur Verfügung stehen

Verlauf

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

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Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Handlungsansatz Maßnahme (Neu 225) Ziel Verlauf Bewertung Finanzierung

Förderung der Ausbildung und Verbesserung der Ausbildungschancen nichtdeutscher junger Menschen Durchführung einer Maßnahme AQJ - Arbeit und Qualifizierung für (noch) nicht ausbildungsgeeignete Jugendliche ausländischer Herkunft Förderung der Ausbildungseignung 01.08.00 bis 31.07.01 18 Teilnehmerinnen, Durchführung individuell in vielfältigen Berufsfeldern, fünf Jugendliche konnten bereits in eine Ausbildung vermittelt werden Positiv, deutliche Verbesserung der Vermittlungschancen; abschließende Bewertung erfolgt nach Beendigung der Maßnahme im Rahmen der Evaluation Finanziert aus Mitteln aktiver Arbeitsmarktpolitik

weiteres Verfahren

Auswertung der Maßnahmen nach Ablauf, Fortführung der Maßnahmen abhängig von Förderung

Handlungsansatz

Förderung der Ausbildungschancen nichtdeutscher Jugendlicher

Maßnahme (Neu 226) Ziel

Durchführung einer Maßnahme MIGRA-"Praktikum", Beschäftigung und Qualifizierung noch nicht ausbildungsgeeigneter Jugendlicher ausländischer Herkunft Angemessene Beteiligung nichtdeutscher Jugendlicher an betrieblicher Ausbildung

Verlauf Bewertung

01.12.00 bis 31.03.02 24 Teilnehmer/innen, Durchführung individuell in verschiedenen Berufsfeldern in Betrieben, der aufenthaltsrechtliche Status wird erhöht Bisher positiv, Abschließende Bewertung erfolgt nach Abschluss der Maßnahme

Finanzierung

Finanziert aus Mitteln aktiver Arbeitsmarktpolitik

weiteres Verfahren

Auswertung nach Beendigung, Fortführung abhängig von Förderung

Perspektiven /Notwendigkeiten: Die Integration von Migrantinnen und Migranten in den Essener Arbeitsmarkt, sowie die Beschäftigung und Qualifizierung dieser Zielgruppe ist auch zukünftig Bestandteil der Kommunalen Arbeitsmarktpolitik und Beschäftigungsförderung. Die weiterhin unbefriedigende Arbeitsmarktintegration von Zuwanderern ist gekennzeichnet durch: - eine vergleichsweise niedrige berufliche Qualifikation und Ausbildungsbeteiligung mit den Folgen geringerer Arbeitsmarktchancen und hoher Arbeitslosigkeitsrisiken, - eine vergleichsweise hohe Konzentration der Migranten/innen in krisenanfälligen Berufen und Wirtschaftsbereichen, sowie eine starke Unterrepräsentierung in Berufen und Branchen mit eher gutem Einkommen und hoher Arbeitsplatzsicherheit und - die vergleichsweise besonders hohe Arbeitslosigkeit und hohen Arbeitsplatzrisiken nicht nur der ersten Zuwanderergeneration, sondern auch der vielfach in Deutschland aufgewachsenen zweiten und dritten Generation. Seite 28 von 59

Die zur Umsetzung anstehenden Handlungsvorschläge des „Konzepts interkulturelle Arbeit“ werden auch zukünftig mit den Kooperationspartnerinnen und - partnern des „Essener Konsens“ auf die aktuelle Arbeitsmarktsituation und Förderkulisse abgestimmt. Die bestehenden Arbeitsstrukturen bilden die geeignete Grundlage für weitere Planung, Konzeptionsentwicklung, und praktische Umsetzung. Die Maßnahme „Sensibilisierungsworkshop Existenzgründung“ zur Förderung und Stabilisierung der Selbständigkeit wird in Zusammenarbeit zwischen der ÖBIS Beratungsagentur und dem Zentrum für Türkeistudien in naher Zukunft umgesetzt. Geplant ist konkret eine Veranstaltungsreihe zu den Themen: - „Die neuen Deutschen: Kompetenzen und Möglichkeiten der Nachfolgegeneration ausländischer Gründer/innen“, - „Interkulturelle Kompetenz als Brücke“, - „Wirtschaftskraft der Migranten“ unter der Beteiligung kompetenter Referentinnen und Referenten. Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Die Zielsetzung dieser Veranstaltungsreihe, zu der je 25-30 Personen aus der Existenzgründungsberatung erwartet werden, liegt einerseits in der Vermittlung fundierter Informationen über die sozialökonomische Situation der Migranten, andererseits in dem Aufbau einer Zukunftsperspektive durch die eingeladenen Fachleute. Die Beratenden sollen die Möglichkeit erhalten, die neu erworbenen Kenntnisse in ihre berufliche Praxis mit einzubeziehen und dadurch Migranten zielorientierter anzusprechen und zu beraten. Perspektivisch gilt es verstärkt Projekte zu entwickeln, die sowohl eine berufliche Orientierung ermöglichen, als auch über eine gemeinsame Gestaltung der Freizeit die Kontakte zwischen deutschen

2.1.8

und nichtdeutschen Jugendlichen fördern. Die Verknüpfung von Berufsorientierung, Begegnung und Abbau von Vorurteilen, Erkennen von Alltagsdiskriminierung und Förderung des Zusammenlebens sollte in neu anzugehenden Projekten stärker Berücksichtigung finden. Die Projekte sollten dezentral und sozialraumorientiert Ressourcen und mögliche Arbeitsansätze wie z.B. Streetwork, aufsuchende Kulturarbeit, Assessmentcenter, Jugendwerkstatt etc. miteinander verknüpfen. Bestehende Erfahrungswerte aus Stadtteilen mit einem hohen Vernetzungsgrad, wie z.B. in Katernberg vorhanden, bieten eine gute Grundlage, um auch in anderen Stadteilen Projekte zu verfolgen.

Wohnen

Vorbemerkung: Die Tatsache, dass Zuwandererfamilien durchschnittlich über ein geringeres Einkommen und eine überdurchschnittliche Haushaltsgröße verfügen, sich ihnen der Zugang zum Wohnungsmarkt schwieriger stellt und auch eine geeignete Wohnraumversorgung für große Familien in relativ geringem Umfang zur Verfügung steht, ist eine wesentliche Ursache für notwendige Arbeitsansätze zur Verbesserung der Wohnsituation. Auch dem wachsenden Interesse nach dem Erwerb von Wohneigentum und der Berücksichtigung vorhandener Investitionspotentiale soll Rechnung getragen werden. Die vorgeschlagenen Maßnahmen des Interkulturellen Konzepts zielen in beide Richtungen, wobei

der Verbesserung der Wohnsituation benachteiligter Haushalte und der Vermeidung von Wohnraumverlust der größere Raum eingeräumt wurde. Die 1993 in Essen eingerichtete und in dieser Form bundesweit einmalige Geschäftsstelle Wohnungsnotfälle ist die Kontaktebene, über welche die Umsetzung der Maßnahmen forciert wird. Dies geschieht durch den regelmäßigen Austausch mit der Politik, der Wohnungswirtschaft und den Fachbereichen wie z.B. über den Unterausschuss des Sozialausschusses „Wohnungsnotfälle“ oder durch die Mitwirkung in der AG Wohnungswirtschaft, an der 18 Essener Wohnungsunternehmen beteiligt sind.

Maßnahmen: Handlungsansatz

Kleinräumige Konzentration nichtdeutscher Haushalte

Maßnahme (5)

Bei unfreiwilliger Konzentration sollte langfristig versucht werden, diese mit einer sozialverträglichen Wohnungsvermittlungstätigkeit zu verringern Auflösung unfreiwilliger Konzentration Über die Umsetzung wird regelmäßig Bericht erstattet Die Maßnahme wird im Rahmen der Ausübung des kommunalen Belegungsrechtes und in enger, freiwilliger Kooperation mit der Wohnungswirtschaft umgesetzt. Aus Eigenmitteln der Fachbereiche Beibehaltung des bisherigen erfolgreichen Verfahrens

Ziel Verlauf Bewertung Finanzierung weiteres Verfahren

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Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Handlungsansatz

Vermittlungsquote nichtdeutscher Haushalte im sozialen Wohnungsbau

Maßnahme (6)

Regelmäßige Fortschreibung des Wohnungsmarktberichtes. Aufrechterhaltung der bisherigen Praxis einer angemessenen Berücksichtigung nichtdeutscher Haushalte im Rahmen des Vermittlungsverfahrens Angemessene Berücksichtigung nichtdeutscher Haushalte bei der Wohnungsvermittlung weiterhin sicherstellen. Über die Umsetzung wird regelmäßig Bericht erstattet Die Verfügbarkeit der Daten wird durch den erweiterten Technikeinsatz verbessert. Aus Eigenmitteln der Fachbereiche Die Berichterstattung erfolgt weiterhin regelmäßig.

Ziel Verlauf Bewertung Finanzierung weiteres Verfahren

Handlungsansatz

Wohnraumversorgung von Familien mit überdurchschnittlicher Haushaltsgröße und mit durchschnittlich geringeren Einkommen

Maßnahme (4)

Vermietung zweier kleinerer, nebeneinander oder in unmittelbarer Nähe liegenden Wohnungen an größere Haushalte; Zusammenlegung von zwei kleineren zu einer größeren Wohnung; Ausbau von Wohnungstauschmöglichkeiten Verbesserung der Wohnsituation großer Migrantenhaushalte In regelmäßigen Gesprächen wurden die drei Handlungsvorschläge mit dem großen Wohnungsunternehmen Aachener, Allbau, LEG, Thyssen-Krupp Immobilien, Treuhandstelle und Viterra thematisiert. Entscheidende Feststellung aller Unternehmen ist, dass der Wohnungsbestand in Essen nicht die baulichen Rahmenbedingungen erfüllt, um durch Wohnungszusammenlegungen Wohnung mit mehr als 100m² oder 120 m² Wohn- und Nutzfläche zu erreichen. Für den verfügbaren Bestand wäre ein · aktives Umzugsmanagement zum Freizug des Bestandes, · ein Finanzierungskonzept für den Um- und Rückbau sowie · eine Regelung bei der Zusammenlegung öffentlich geförderter Wohnungen erforderlich. Die Aufwendungen für einen Umbau werden von den Unternehmen mit einer Größenordnung von rd. 20.000,-- DM pro Wohneinheit beziffert, wenn dieser im Rahmen laufender Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt werden kann. Eine von der Schader-Stiftung durchgeführte Umfrage zu kommunalen und von Wohnungsunternehmen durchgeführten Wohnungstauschprogrammen kommt zu dem Ergebnis, dass im Durchschnitt 2.500,-- DM pro Vermittlungsversuch aufzuwenden sind. Auffällig dabei ist, dass Wohnungstauschprogramm von Wohnungsunternehmen in der Regel kostengünstiger durchgeführt werden. Im Rahmen der Wohnraumbeschaffung für Wohnungsnotfälle werden durch die Geschäftsstelle Wohnungsnotfälle Wohnungszusammenlegungen die sich im Rahmen von Modernisierungen ergeben genutzt. Der von den Sozialen Diensten gemeldete Bedarf nach großen Wohnungen konnte weitgehend gedeckt werden. Die passive Wohnraumbeschaffung erfolgt aus Eigenmitteln des Fachbereiches. Für ein aktives Wohnungstauschprogramm wären zusätzliche Mittel erforderlich. Nach der Kostenanalyse muss aufgrund der veränderten Wohnungsmarktsituation innerhalb der letzten zwei Jahre eine neue Bedarfsanalyse kurzfristige erstellt werden.

Ziel Verlauf

Bewertung

Finanzierung weiteres Verfahren

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Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Handlungsansatz

Besondere Betroffenheit nichtdeutscher Haushalte von Kündigungsverfahren, Räumungsklagen und Zwangsräumungen

Maßnahme (18)

Verstärkung der Hilfsmaßnahmen für die Zielgruppe, Entwicklung spezifischer präventiver Hilfsangebote Wohnungsverluste reduzieren und vermeiden. Inzwischen wurde eine Informationsbroschüre (Flyer) erstellt, die über die möglichen Hilfestellungen und Kontaktpersonen Auskunft gibt. In Kooperation mit den Wohnungsunternehmen Allbau, LEG, Thyssen-Krupp Immobilien, Treuhandstelle und Viterra wird die Zielgruppe für entsprechende Übersetzungen ermittelt. Unabhängig von migrantenspezifischen Bedarfen wird durch organisatorische Änderung eine weitere Verstärkung der präventiven Hilfestellungen angestrebt. Interesse an gezielten Informationsmaterialien ist auch von Seiten der Wohnungswirtschaft vorhanden. Durch die beabsichtigten Organisationsänderungen kann noch frühzeitiger der Wohnraumverlust abgewendet werden. Aus Eigenmitteln der Fachbereiche und Sponsoring. Die Organisationsänderungen sollen noch in 2001 abgeschlossen werden. Nach der Bedarfsfeststellung soll die Übersetzung und der Druck des Flyers erfolgen.

Ziel Verlauf

Bewertung Finanzierung weiteres Verfahren

Handlungsansatz

Beteiligung von nichtdeutschen Haushalten an Modellprojekten des Wohnungsbaus

Maßnahme (198)

Verbreitung von Informationen über Modellprojekte des Wohnungsbaus über die lokale Presse und lokale ausländische Medien Angemessene Beteiligung von nichtdeutschen Haushalten an Modellprojekten des Wohnungsbaus Rücksprachen mit kommunalen Planungsbereichen und Kooperationspartnern innerhalb der Wohnungsunternehmen führten letztlich zu der Feststellung, dass zur Zeit keine neuen Wohnungsbauprojekte mit Modellcharakter geplant sind. Die notwendigen Informationsstrukturen sind vorhanden. Die wesentlichen laufenden Projekte sind bekannt. Bei allen Gesprächen mit den in Essen tätigen Wohnungsunternehmen konnte eine grundsätzliche Bereitschaft für modellhafte Wohnprojekte festgestellt werden. Das Hauptaugenmerk der Wohnungswirtschaft liegt jedoch derzeit nicht im Bereich des Wohnungsneubaus. Im Vordergrund stehen Maßnahmen der Bestandsentwicklung, wobei verstärkt Interesse an Prozessen der Stadtteilentwicklung im Rahmen eines integrierten Quartiersmanagement besteht. Z. Zt. läuft, begleitet durch die FWI(Führungsakademie der Wohnungswirtschaft und dem InWISS (Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt und Regionalentwicklung) unter direkter Beteiligung der Stadt Essen ein Meinungsbildungsprozess innerhalb der Wohnungsunternehmen. Aus Eigenmitteln der Fachbereiche Die Entwicklung und Beteiligung an Wohnprojekten ist fester Bestandteil der Aufgaben der Geschäftsstelle Wohnungsnotfälle des Sozialamtes. Bei der Planung und Umsetzung zukünftiger Projekte werden die vorhandenen Informationsstrukturen genutzt.

Ziel Verlauf Bewertung

Finanzierung weiteres Verfahren

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

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Handlungsansatz

Unterdurchschnittliche Beteiligung von nichtdeutschen Haushalten an Modellprojekten des Wohnungsbaus

Maßnahme (16)

Planung eines Neubauprojektes (Beispiel: Altendorf/Nöggerathstr.) Angemessene Beteiligung von nichtdeutschen Haushalten an Modellprojekten des Wohnungsbaus Nach dem Rückzug des Investors konnte das gemeinsam mit der Landesentwicklungsgesellschaft NW geplante Projekt an der Söllingstr. nicht fortgesetzt werden. Über den Vorsitzenden des Ausländerbeirates wurde ein Kontakt zu einer möglichen Investorengruppe hergestellt. Inzwischen wurden Sondierungsgespräche geführt und Finanzierungsalternativen vorgestellt. Zuletzt wurden Fragebögen, wie sie auch beim Wohnprojekt Nöggerathstr. eingesetzt wurden, den Interessenten zur Verfügung gestellt, um die Möglichkeiten öffentlicher Förderung eingrenzen zu können. Eher zurückhaltende Kooperation der „Investorengruppe“ in Bezug auf den multikulturellen Projektansatz und eine deutliche (normale) Zurückhaltung im Hinblick auf Darlegung der finanziellen Möglichkeiten (z.B. Eigenkapital ?). Das Interesse, ein Grundstück kostengünstig zu erwerben und nach eigenen Vorstellungen zu bebauen steht noch im Vordergrund. Für die Vorplanung und Planung dieses Wohnprojektes durch die Geschäftsstelle Wohnungsnotfälle und dem Büro Stadtentwicklung aus Eigenmitteln der Fachbereiche. Für die Umsetzung geplant sind Mittel aus Wohnungsbauförderprogrammen und Eigenkapital und Eigenleistungen im Rahmen der „organisierten Gruppenselbsthilfe“. Nach Rücklauf der Fragebögen muss die Grundstücksfrage (Lage und Größe) geklärt werden. Erst danach können über die Klärung des Finanzbedarfes auch die Finanzierungsmöglichkeiten geklärt werden.

Ziel Verlauf

Bewertung

Finanzierung

weiteres Verfahren

Handlungsansatz

Zugangsmöglichkeiten zum Wohnungsmarkt

Maßnahme (neu 227) Ziel Verlauf

Analogregelung bei den Kosten der Unterkunft. Gleichbehandlung von Leistungsbeziehern Asylb LG / BSHG Verbesserung der Wohnraumversorgung nichtdeutscher Haushalte Mit der Empfehlung durch den Unterausschuss Wohnungsnotfälle hat der Sozialausschuss am 07.12.2000 die Verwaltung beauftragt das Konzept zur Verbesserung der Zugangsmöglichkeiten zum Wohnungsmarkt für asylbegehrende Haushalte umzusetzen. Seitdem werden bei der Wohnraumbeschaffung Mietwerte analog der Leistungen nach dem Bundessozialhilfegesetz berücksichtigt. Die Vermittlung von nichtdeutschen Haushalten mit adäquatem Wohnraum ist deutlich gestiegen. Erstmalig liegt die Zahl der Personen in Übergangseinrichtungen unter 2.000 Personen. Aus Eigenmitteln des Fachbereiches Beibehaltung des bisherigen erfolgreichen Verfahrens

Bewertung Finanzierung weiteres Verfahren

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Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Handlungsansatz

Kleinräumige Konzentration nichtdeutscher Haushalte

Maßnahme (neu 228) Ziel Verlauf

Umsetzung der Strategie zur Aufgabe von Übergangsheimen

Bewertung Finanzierung weiteres Verfahren

Abbau unfreiwilliger Konzentrationen Auf Empfehlung des Unterausschusses Wohnungsnotfälle hat der Sozialausschuss in seiner Sitzung an 01.02.2001 und der Rat der Stadt in seiner Sitzung am 28.02.2001 die Umsetzung „der Strategie zur Reduzierung der Übergangsheime“ zugestimmt. In einem ersten Schritt koordiniert eine Arbeitsgruppe den Freizug der Übergangseinrichtung „Schnitterweg“ vorrangig in geeigneten Wohnraum. In enger Kooperation mit der Wohnungswirtschaft wird der Rückbau planmäßig in den nächsten vier Jahren durchgeführt. Die Kooperationszusage der Wohnungswirtschaft bewährt sich auch in der Praxis. Nach zwei Monaten Projektlaufzeit konnte bereits das erste Haus im Schnitterweg geschlossen werden. Aus Eigenmitteln des Fachbereiches und refinanziert aus Verkaufserlösen der freigezogenen Objekte. Umsetzung des Strategiepapiers

Perspektiven / Notwendigkeiten: Trotz eines sich entspannenden Wohnungsmarktes wird sich die Wohnsituation nichtdeutscher Haushalte auf absehbare Zeit nicht grundlegend ändern. Aufgrund oftmals niedriger Einkommen und der Bedarfe an Wohnflächen bewegen sich diese Haushalte auch weiterhin in einem angespannten Marktsegment. Bei der Beschaffung einer angemessenen, mietvertraglich abgesicherten Wohnung werden diese Haushalte auch weiterhin auf institutionelle Hilfe angewiesen sein. Hier ist insbesondere die Kommune, als die für einen Großteil der Hilfemöglichkeiten vor Ort zuständige Stelle in der Beratung und in der Unterstützung und

2.1.9

der Vermittlung einer angemessenen Wohnung gefragt. Bauträger sollten bei zukünftigen Planungen berücksichtigen, dass es einen Bedarf nach Mehrgenerationenhäusern gibt, und dies sicherlich nicht nur bei nichtdeutschen Mitbürgern. Im Bestand muss darüber nachgedacht werden, das es Bewohnergruppen gibt, die diese Häuser kaufen, modernisieren und bewohnen möchten. Solche Prozesse können auch gemeinschaftlich durch Eigentümergemeinschaften oder Mietergenossenschaften organisiert werden. Es gilt, durch ein Management in Wohnquartieren das miteinander Leben aktiv zu gestalten.

Projektgruppe „Interkulturelle Konflikte“

Vorbemerkungen zu Auftrag, Zusammensetzung und Arbeit der Projektgruppe: Um die seit über 10 Jahren schwelenden Konflikte zwischen Einwohnern libanesischer Herkunft, deren privaten Vermietern, der deutschen Nachbarschaft und zahlreichen Stadtämtern aller Geschäftsbereiche zu lösen, wurde im Herbst 1995 - zwei Jahre vor der Erarbeitung des Gesamtkonzepts für die interkulturelle Arbeit in der Stadt Essen - vom Oberstadtdirektor die operativ tätige dezernatsübergreifende Projektgruppe „Interkulturelle Wohnkonflikte“ eingerichtet (s. Schaubild). Diese Konflikte manifestierten sich zunächst in kleinräumigen Gebieten der Bezirke I, V, VI und VII. Aus Sicht der Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

deutschen Nachbarschaft waren und sind die äußeren Anlässe ähnlich, wenn auch aufgrund der unterschiedlichen Zahl von betroffenen Bewohnern und Nachbarn in den vier Stadtbezirken unterschiedlich stark ausgeprägt:

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der grundsätzlich schlechte äußerliche Bauzustand der Mietobjekte (Treppenhäuser, sicherheitsgefährdende Hinterhöfe und Fassaden, keine Hausmeister); sich anhäufender Abfall und Sperrmüll auf Gehwegen, Einfahrten und Hinterhöfen; Seite 33 von 59

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

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z. T. aggressiv-provozierendes, im Einzelfall gewalttätiges Verhalten von Kindern und männlichen Jugendlichen gegenüber erwachsenen Nachbarn, gegenüber Mitschülern und Lehrer/-innen in der Schule und im Schulumfeld.

Beispiele für positive Lösungsansätze zeigten sich nach 4 Jahren intensiver Arbeit im Bezirk (Südostviertel) und im Bezirk V (Altenessen-Süd). Durch die Zusammenarbeit aller Beteiligten – besonders hervorzuheben sind hierbei die von der Stadt unterstützten Bürgerinitiativen in beiden Stadtteilen – konnte im Südostviertel der Brennpunkt „Bredowstr./Von-der-Tannstr.“ im Frühjahr 1999 aufgelöst werden. In Altenessen-Süd wurde auf Anregungen der Bürgerinitiative Ende 1999 mit Anschubfinanzierung durch die EU ein Nachbarschaftsbüro eröffnet, das durch bürgernahe Arbeit die Akzeptanz der Institutionen und der Nachbarschaft gewinnen konnte und so für Problemlösungen auf kurzem Wege vor Ort sorgt. Im Bezirk VI wird die entsprechende interkulturelle Vermittlungsarbeit vom Projekt Katernberg geleistet und von der Projektgruppe „Interkulturelle Konflikte“ unterstützt. Im Bezirk VII (Horststraße) hat die Arbeiterwohlfahrt die lokale Koordinationsfähigkeit übernommen. Anfänglich beschränkte sich die Arbeit der Projektgruppe im wesentlichen auf die Koordination von Verwaltungshandeln im Umgang mit den zunächst nur auf libanesische Einwohner und den deutschen Nachbarn beschränkten Nachbarschaftskonflikten. Dabei stellte sich jedoch zum einen heraus, dass die Lösung von Einzelproblemen nur kurzfristig zur Beruhigung der Situation beitragen konnte und zum anderen, dass weitere Nachbarschaftskonflikte - jedoch in weitaus geringerem Maße – mit den sozial benachteiligten Gruppen der deutschen Gesellschaft und anderen Nationalitäten auch in anderen Stadtbezirken bestehen (s. Übersicht). Seit Juli 1998 umfasst die querschnittsorientierte Thematik der Projektgruppe alle Arbeitsfelder, die im „Konzept für die interkulturelle Arbeit in der Stadt Essen“ als vorrangig definiert wurden. Besonders angesprochen sind die Bereiche demographische Entwicklung, Rechtsstellung, Arbeitsmarkt / Qualifizierung / Beschäftigung, Wohnsituation, vorschulische und schulische Versorgung, außerschulische Jugendarbeit, Jugendkriminalität, (psycho-)soziale Beratung und Betreuung und politische Partizipation (siehe Ratsbeschluss vom 28.11.98). Nach wie vor am deutlichsten entzünden sich die Konflikte an sozialen Problemen, die durch die Nichtintegration des größten Teils der 5.000 Menschen libanesischer Herkunft (davon ca. 3.000 libanesische Staatsangehörige und knapp 2.000 Menschen, die angeben aus dem Libanon zu stammen die sog. "Ungeklärten") im gesamten Stadtgebiet Seite 34 von 59

entstehen. Denn diese Menschen gehören – unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit - zu den am stärksten sozial benachteiligten und den am wenigsten integrierten Einwohnergruppen in der Stadt. Die soziale Lage der Großfamilien libanesischer Herkunft mit in der Regel 5 – 8 Kindern war zu Beginn der Projektgruppenarbeit 1995 durch folgende Faktoren gekennzeichnet: -

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bis dahin hatte der größte Teil der "Ungeklärten" eine Aufenthaltsbefugnis und damit ein Bleiberecht); Ab 1998 –dem Beginn der Ermittlungsarbeiten – wurde dieses Bleiberecht in Frage gestellt, so dass eine Verunsicherung dieses Personenkreises entstanden ist eine überdurchschnittliche Analphabetenrate insbesondere unter den erwachsenen Frauen; die höchste Geburtenrate aller Einwohnergruppen in Essen; dennoch besuchte kaum einer dieser Kinder aus Großfamilien einen Kindergarten: u. a. deshalb haben die Erstklässler bis heute kognitive bzw. psycho-motorische Entwicklungsverzögerungen und häufig unzureichende Deutschkenntnisse; Eine Folge davon war: 46 % aller Schüler libanesischer Herkunft an weiterführenden Schulen besuchten im Schuljahr 1995/96 die Sonderschule; die schulentlassenen Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss und Erwachsene haben kaum Chancen, sich zu qualifizieren und einen Arbeitsplatz zu finden; die Familien beziehen zu 90 % Sozialhilfe; die Jugendlichen haben die weitaus höchste Kriminalitätsrate (über 30 % aller Jugendlichen zwischen 14 und 21 waren im Jahr 1993 straffällig).

Viele dieser Familien leben nach wie vor "mit den Füßen in Essen, mit dem Herzen im Libanon" und vermittelt über ihre religiöse Orientierung einerseits und den arabischsprachigen TV-Sendern aus dem Nahen Osten - "mit dem Kopf zwischen beiden Regionen". Positiv hat sich inzwischen - u. a. als Folge gezielter Werbung bei den Eltern durch Maßnahmen aus unterschiedlichen Projektbausteinen - die Besuchsquote der Kinder libanesischer Herkunft in Kindertagesstätten entwickelt. Darüber hinaus ist der Wunsch unter männlichen Erwachsenen gestiegen, selbständig tätig zu werden, um von der Sozialhilfe unabhängig zu werden. Dennoch sind die sozialen Folgen der Nichtintegration der Einwohner libanesischer Herkunft (libanesische Staatsbürger und "Ungeklärte") nach wie vor massiv spürbar: Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

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Die Schulerfolgsquote ist immer noch extrem niedrig: Im Schuljahr 1999/2000 beendete lediglich eine Schülerin libanesischer Herkunft die Schulausbildung mit dem Abitur. Dagegen besuchten im Schuljahr 2000/01 immer noch knapp 39 % der Kinder in der Sekundarstufe I eine Sonderschule, weitere 42 % die Hauptschule. 37% der Schüler/innen haben die Schulen ohne einen Abschluss verlassen (s. u. Tabellen im Abschnitt 4.5, Seite 54). Auch die Jugendkriminalitätsrate von Jugendlichen und Heranwachsenden (14 bis 21 Jahre)

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libanesischer Herkunft liegt seit 1995 bei durchschnittlich 40 % und damit unter den nichtdeutschen Staatsangehörigen an höchster Stelle in Essen. Im Vergleich dazu lag die Kriminalitätsrate 1999 bei Jugendlichen und Heranwachsenden anderer beispielhaft ausgewählter Staatsangehörigkeiten z. T. weit aus niedriger (bei: Marokko 27 %, Polen, 16 %, Kroatien 10 %, Bosnien10 % und Türkei11 %.).

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Übersicht über die Entwicklung der Projektgruppe „Interkulturelle Konflikte“

Entwicklung

Projektgruppe Interkulturelle Konflikte

Einsetzen der Projektgruppe „Interkulturelle Wohnkonflikte“ im Herbst 1995 durch den damaligen OSTD, um die seit über 10 Jahren schwelenden Konflikte zwischen - Einwohnern libanesischer Herkunft, - deren privaten Vermietern, - der deutschen Nachbarschaft und - zahlreichen Stadtämtern aus allen Geschäftsbereichen zu lösen. Leitung der PG: Leiter der RAA und Dezernatsbeauftragter 5 A ursprüngliche Mitglieder: - Vertreter der St.Ä. 05-13, 32, 33-3, 33-6, 50, 51, 62-6, 62-7 V t t AWO ISSAB

Ratsbeschluss vom 25.11.1998 zum 14-Punkte-Katalog des SPDAntrages. Diese 14 Punkte fließen als verschiedene Bausteine in das „Interkulturelle Konzept“ d S d E i ( l R b hl

Umbenennung in Projektgruppe „Interkulturelle Konflikte“ im Juli 1998 nach Erweiterung des Aufgabengebietes durch die Entscheidung des OSTD, - um ein ganzheitliches Konzept zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Einwohner libanesischer Herkunft zu entwickeln und umzusetzen, - die sich akut entwickelnden interkulturellen Wohnkonflikte in der Stadt Essen zu entschärfen und - präventive Handlungsansätze zur Vermeidung dieser Konflikte zu erarbeiten.

Ratsbeschluss vom 20.5.2000 Erster Bericht zur Umsetzung des „Interkulturellen Konzeptes“ mit aktuell 10 Maßnahmen, die durch die Projektgruppe entwickelt, umgesetzt und/oder begleitet werden.

Grafik 1

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Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Graphik 2

Standorte Konzernziel Ausbau der interkulturellen Orientierung

Handlungsprogramm Konzept Interkulturelle Arbeit für die Stadt Essen Projektgruppe Interkulturelle Konflikte

Interkulturelle Nachbarschaftskonflikte 1995-2001

Stadtmitte: Mittwegstraße Südostviertel: •Bredow-/Von-der-Tann-Straße •Gerhard-Stötzel-Str. Katernberg •Gareisstr. •Schalker Str. •Westbergstr. •Drostenbusch etc.

• Brennpunkt Bredow-/

Von-der-Tannstr. wurde 1999 aufgelöst

Frohnhausen: Am Funkturm Altendorf •Haskenstr./Altendorfer Str. •Holdenweg •Ehrenzeller Markt •Jahnplatz •Röntgen Platz

Altenessen-Süd •Ellernstr. •Westerdorfplatz •In der Baumschule •Gladbecker Str. •Nobermannshude •Altenessen-Süd Rahmstr./Palmbuschweg Steele-Horst: Horster Str. Kray: Rotthauser Str. Freisenbruch: Sachsenring

• Alteingesessene deut-

sche Anwohner und Zugezogene • Ältere Einwohner • Randgruppen deutscher Staatsangehörigkeit (Nichtsesshafte, Alkoholkranke, Drogenabhängige) • Spätaussiedler aus Polen/Russland/Kasachstan • türkische Migranten • Flüchtlinge aus dem Kosovo • Roma • Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem Libanon • afrikanische Flüchtlinge • tamilische Flüchtlinge

Borbeck: •Schnitterweg •Donnerstr. •Preisstr. •Preisstr.

Maßnahmekatalog zur Integration der in Essen lebenden Einwohner libanesischer Herkunft (14-Punkte-Katalog) Ratsbeschluss Leistungsvertrag Stadt-AWO (Liban. Betreuung) vom 30.04.99 bis 31.12.02 Leistungsvertrag Stadt-Wohlfahrtsverbände vom 30.04.99 bis 31.12.02

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Maßnahmen: Handlungsansatz Maßnahme (177) Ziel Verlauf

Steuerung der Auswirkungen, die sich durch die Festlegung von Verantwortlichkeiten in Leistungsverträgen zwischen der Stadt Essen und der AWO als zuständigem Betreuungsverband ergeben Abschluss eines Leistungsvertrages mit der AWO; 4 Sozialarbeiter werden von der Stadt bezahlt Gleichberechtigte und von der Zielgruppe akzeptierte soziale Betreuung aller Essener Einwohner libanesischer Herkunft (libanesische Staatsbürger und "Ungeklärte") laut Ratsbeschluss vom 25.11.98. Der Leistungsvertrag mit der AWO wurde für den Zeitraum 1.1.99 bis 31.12.2002 abgeschlossen. Problem: Controlling-Verfahren hat erst begonnen

Bewertung

Finanzierung

Die gegenwärtig bestehenden ausländerrechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen für die soziale Betreuung sowie die Quantität und Qualität der von der AWO eingesetzten personellen Ressourcen (keine arabisch-deutschsprachig sozialpädagogisch qualifizierten Mitarbeiter) lassen das Ziel z.Zt. trotz aller positiven Ansätze der AWO als nicht realisierbar erscheinen. 360.000 DM aus Mitteln des GB 5 A

weiteres Verfahren

Art, Umfang und Qualitätsstandards zur Betreuung von Familien libanesischer Herkunft werden neu verhandelt. Erneuter Abschluss von Leistungsverträgen und Weiterentwicklung des Controllingverfahrens unter Berücksichtigung der oben geschilderten Problematik.

Handlungsansatz

Interkulturelle stadtteilbezogene Vermittlung zwischen Einwohnern unterschiedlicher ethnischer und/oder sozialer Herkunft

Maßnahme (213/214) Ziel

Verlängerung der ABM arabisch-deutsche Kontaktperson im Stadtteilprojekt Katernberg ins 3. Jahr Sicherung des sozialen Friedens im Stadtteil

Verlauf

Die Verlängerung der ABM wurde befürwortet. Ab 3.8.01 ist der Mitarbeiter bei St. A. 5110 (ASD) fest angestellt. Die Erfahrungen der letzten 3 Jahre haben gezeigt, dass zur Zielerreichung der Einsatz von zweisprachigen interkulturellen Vermittlern unerlässlich ist, um eine tatsächliche Integration des Personenkreises im Dialog mit den deutschen Institutionen und der einheimischen Bevölkerung im Stadtteil erreichen zu können. Problem: Es gibt keine qualifizierten arabisch-deutschsprachigen Vermittler auf dem Arbeitsmarkt. Die Arbeitskräfte müssten in einem eigenen Projekt gezielt gesucht und qualifiziert werden. bis 2.8.01 ABM, ab 3.8.01 Finanzierung aus Mitteln des Interkulturellen Konzeptes in Höhe von 70.000 DM jährlich, diese Kosten werden zur Etatberatung 2002 angemeldet. Die Planstelle ist auf Dauer angelegt. Weitere Vermittler insbesondere in den Stadtteilen Altendorf und Altenessen sind dringend erforderlich und erfordern je nach Qualifizierung zwischen 70.000 DM und 85.000 DM pro Jahr und Stelle.

Bewertung

Finanzierung weiteres Verfahren

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Handlungsansatz

Interkulturelle stadtteilbezogene Vermittlung zwischen Einwohnern unterschiedlicher ethnischer und/oder sozialer Herkunft

Maßnahme (188)

kurzfristige Einrichtung eines Stadtteilladens (Nachbarschaftsbüros) für eine modellhafte Arbeit in Altenessen-Süd (Rahmstr./Palmbuschweg) Sicherung des sozialen Friedens im Stadtteil Altenessen-Süd

Ziel Verlauf

Bewertung

Finanzierung

weiteres Verfahren

Anders als zu Beginn der Arbeit wird die Öffnung der evangelischen Kirche in eine multikulturelle Gemeinwesenarbeit und die Einrichtung des Nachbarschaftsbüros im Stadtteil auch von deutschen Gemeindemitgliedern anerkannt. Durch ein breitgefächertes Angebot wird ein Großteil der Nachbarschaft angesprochen. Die Sprechstunden werden von allen Anwohnern zur Schilderung ihrer speziellen Problemlagen genutzt. Die Zielpopulation Migrantenfamilien und deutsche Nachbarn wurde erreicht, ebenso Multiplikatoren und Professionelle aus den Bildungs- – und Sozialeinrichtungen des Stadtteils. Das Nachbarschaftsbüro wird als Organisations- – und Kristallisationspunkt zur interkulturellen Konfliktvermittlung im Stadtteil und zur Sicherung des sozialen Friedens akzeptiert. Vom 1.11.99 – 31.3.01 anteilige Finanzierung durch EU-Mittel, ab 1.4.01 jährliche Kosten 65.000 DM (Personalkosten 53.000 DM, Sachkosten 12.000 DM), Restfinanzierung (Neubau Büro und Ausstattung) durch die Ev. Kirchengemeinde Altenessen-Süd Die Finanzierung i.H.v. 65.000 DM wird zur Etatberatung für 2002 angemeldet. Zur Sicherung des sozialen Friedens im Stadtteil wird das Nachbarschaftsbüro in Kooperation mit der Ev. Kirchengemeinde Altenessen-Süd weiter betrieben, so lange der durch den ungünstigen Wohnungsmarkt für große Großfamilien (ab 6 Personen) bedingte soziale Brennpunkt dies erforderlich macht.

Handlungsansatz

Beschäftigung und Qualifizierung von Einwohnern arabischer Herkunft

Maßnahme (180)

Gezielte Vermittlung von Sozialhilfeempfängern arabischer Herkunft in ASS-/ABMaßnahmen. und begleitende Unterstützung der Betroffenen und der Anstellungsträger durch qualifizierte zweisprachige Mitarbeiter. berufliche Qualifizierung und Beschäftigung von Einwohnern arabischer Herkunft

Ziel Verlauf

Bewertung

Finanzierung weiteres Verfahren

Durch den Einsatz zwei arabisch-deutschsprachiger Mitarbeiter konnten 1999 bis Mai 2001 insgesamt 65 Sozialhilfeempfänger arabischer Herkunft in ASS-/ ABMaßnahmen und vereinzelt auf dem 1. Arbeitsmarkt vermittelt werden. Bei den meisten Personen war eine weitgehende begleitende Unterstützung erforderlich. Die Motivation zur Arbeitsaufnahme wurde durch die Zusage der Verfestigung des Aufenthaltsstatus von der Aufenthaltsbefugnis bis zur unbefristeten Aufenthaltsgenehmigung gestärkt. Auch aufgrund der rechtlichen Unsicherheiten über das Bleiberecht der "Ungeklärten" werden von Seiten der Zielgruppe ohne solche Anreize kaum IntegrationsBemühungen gezeigt. Eine weitere Ausschöpfung des vorhandenen Arbeitspotentials ist nur mit zielgruppenorientierten Vorschaltmaßnahmen möglich. 1. arabisch-deutschsprachige Kontaktperson Bezirk VI (s. Maßnahme 213) 2. arabisch-deutschsprachiger Mitarbeiter bei der RAA / Büro für interkulturelle Arbeit im Rahmen der laufenden Tätigkeit Für Personen mit bereits gefestigtem Aufenthaltsstatus wird z. Zt. ein Projekt zur Förderung der Aufnahme einer selbständigen Tätigkeit erarbeitet.

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Handlungsansatz

Beschäftigung und Qualifizierung von Einwohnern arabischer Herkunft

Maßnahme (179)

Einrichtung eines Dolmetscherpools

Ziel

Besetzung des Dolmetscherdienstes mit zwei arabisch-deutschsprachigen Mitarbeitern

Verlauf

Von 1999 bis 2000 laufend Beschäftigung von zwei arabisch-deutschsprachigen Personen im Dolmetscherdienst, in 2001 konnte lediglich eine Stelle besetzt werden. Es stellt sich zunehmend das Problem dar, qualifizierte arabisch-deutschsprachige Kräfte zu finden. 110.000 DM jährlich aus ASS-Mitteln des GB 5 A

Bewertung Finanzierung Weiteres Verfahren

Möglichkeit der intensiveren Einbeziehung in Pro-Chip Qualifizierungsmaßnahmen ist zu prüfen.

Handlungsansatz

Mangelnde Wohnraumversorgung für überdurchschnittliche große Familien mit durchschnittlich geringeren Einkommen; dadurch hohe Mietforderungen für nicht entsprechenden Wohnraum von Sozialhilfeempfängern Erstellung eines Mietmissbrauchskatasters zur Verhinderung überhöhter Mietzahlungen von Sozialhilfeempfängern an Vermieter Verhinderung von Sozialhilfemissbrauch

Maßnahme (191) Ziel Verlauf

Finanzierung

Es stellte sich heraus, dass die Erstellung eines solchen Katasters, geltendem Recht widerspricht. Es wurde jedoch ein Verfahren zur Verhinderung überhöhter Mietzahlungen von Sozialhilfeempfängern entwickelt, das jedoch die Eigeninitiative der Mieter erfordert. Eine akzeptable Lösung für Großfamilien im Hinblick auf die in Zukunft zu erwartende Verschlechterung des Wohnungsmarktes ist nicht in Sicht. ohne zusätzliche Mittel

weiteres Verfahren

Der Bericht zur Maßnahme wird kurzfristig als VV-Vorlage eingebracht.

Handlungsansatz

Schaffung von positiven Voraussetzungen zur Integration von Einwohnern libanesischer Herkunft lt. Ratsbeschluss vom 25.11.1998

Maßnahme (60)

Finanzierung

Klärung der ausländerrechtlichen Möglichkeiten für Einwohner libanesischer Herkunft mit ungesichertem Aufenthaltsstatus durch den Landesinnenminister Realisierung des ausländerrechtlichen Handlungsspielraums der Stadt Essen bei der Verfestigung und Sicherung des Aufenthaltsstatus der Einwohner libanesischer Herkunft als Grundlage für die Umsetzung des den Ratsgremien gegenwärtig zur Beschlussfassung vorgelegten ganzheitlichen Handlungskonzepts für die Verbesserung der Lebensbedingungen dieser Familien. (Ratsbeschluss vom 28.04.1999). Eine Klärung durch die Stadt Essen ist nicht erfolgt. Stattdessen hat der Innenminister des Landes NRW am 20.3.2001 die seit dem Frühjahr 2000 praktizierte Rechtsauffassung bestätigt. Ohne eine Veränderung der Rechtslage auf Landes-/Bundesebene wird weiterhin nach dem Erlass des Innenministers vom 20.3.2001 gearbeitet. Daher ist eine umfassende Integration des Personenkreises aus dem Libanon mit ungeklärter Staatsangehörigkeit derzeit nicht zu erreichen ohne zusätzliche Mittel

weiteres Verfahren

Weiterhin Anwendung des Erlasses vom 20.3.2001

Bewertung

Ziel

Verlauf Bewertung

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Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Perspektiven / Notwendigkeiten: Zunahme der interkulturellen Dimension sozialer Konflikte auf kleinräumiger Ebene im Stadtgebiet Durch die gezielte Förderung des Leerzugs von Wohnheimen für Flüchtlinge, Aussiedler und Obdachlose als Folge des Ratsbeschlusses vom 28.02.2001 wird die angestrebte, von der Stadt mit begrenzten Mitteln steuerbare gleichmäßige Verteilung ausländischer Flüchtlinge über das gesamte Stadtgebiet weiter zunehmen. Dagegen ist eine gleichmäßige Verteilung von Spätaussiedlern (die Muttersprache der in den letzten Jahren der Stadt Essen zugewiesenen Familien ist überwiegend russisch) im gesamten Stadtgebiet rechtlich nicht möglich. Dadurch wird sich die schon bestehende, in den letzten beiden Jahren verstärkte sozialräumliche Konzentration dieser Zuwanderungsgruppe in Katernberg, Schonnebeck, Stoppenberg, Bergmannsfeld und Hörsterfeld von dem Hintergrund entsprechender Rahmenbedingungen des Wohnungsmarktes tendenziell eher verstärken. Je unvermittelter sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen kleinräumig aufeinandertreffen, desto größer ist das Konfliktpotential untereinander. Damit steigt gleichzeitig auch die Wahrscheinlichkeit, dass es in der Nachbarschaft mit einheimischen Einwohnern deutscher sowie nichtdeutscher Herkunft zu sozialen Konflikten kommt. Solchen Tendenzen sind auf drei Ebenen zu begegnen:

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durch eine kleinräumige systematische Sammlung und Auswertung von Sozialraumdaten, entsprechend dem für Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf und soziale Brennpunkte festgelegten und erhobenen Indikatoren (soziales Monitoring unterhalb der Stadtbezirksgrenzen auf Stadtteilebene). auf dem Wege einer gezielten sozialraumbezogenen Bearbeitung potentieller Konfliktlagen durch freie Träger und die Stadt Essen, gerade auch außerhalb der Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf. über systematische Fortbildung aller Sozialdienste für neue Formen des präventiven, lebensweltorientierten interkulturellen Vermittelns zwischen unterschiedlichen Einwohnergruppen, mit dem Ziel, dass alle sozialen Dienste in die Lage versetzt werden, in qualifizierter Form entsprechend den Qualitätskrite-

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rien sozialraumbezogener lebensweltorientierter Arbeit tätig zu werden. Die von der RAA / Büro für interkulturelle Arbeit gemäß Ratsbeschluss vom 28.11.1998 initiierte und nun auch erfolgreich über Drittmittel aus dem XENOS-Programm ab 2002 finanziell unterstützte Fortbildung aller ASDMitarbeiter (vgl. unten Maßnahme "Interkulturelle Fortbildungsangebote", Seite 44) ist ein erster Schritt in diese Richtung. Gegenwärtig wird geprüft, unter welchen Bedingungen auch Mitarbeiter der bezirklichen Sozialdienste freier Träger in dieses Fortbildungsprogramm mit einbezogen werden können. Die bisherige Arbeit der Projektgruppe „Interkulturelle Konflikte“ hat jedoch gezeigt, dass nur eine konsequente Weiterverfolgung der Sozialraumorientierung aller öffentlichen Dienstleistungen die in einer pluralistischen Gesellschaft unumgänglichen interkulturellen Konflikte mit Unterstützung von Selbsthilfekräften der Einwohnergruppen und interkulturellen Vermittlern zu einem für alle Beteiligten tragbaren Interessenausgleich führen kann. Nicht jede Auseinandersetzung in der Nachbarschaft bei ruhestörendem Lärm, Müll im Hinterhof und Prügeleien zwischen Kindern auf dem Spielplatz (in vermeintlich ruhigeren früheren Zeiten war so etwas „ortsüblich“), kann gleich zu einem schwerwiegenden ethnisch aufgeladenen Konflikt stilisiert werden, der nach nicht befriedigenden kurzfristig organisierten „Feuerwehreinsätzen“ durch Ordnungskräfte und Sozialarbeiter, langfristig nur lösbar erscheint, wenn einer der Hauptkonfliktparteien mehr oder weniger freiwillig wegzieht. Interkulturelles Konfliktmanagement auf kleinräumiger nachbarschaftlicher Ebene durch ausgebildete Konfliktmoderatoren/innen, wie es in der Stadt Frankfurt erfolgreich erprobt wird, weisen Lösungsmöglichkeiten auf, die auch für die Stadt Essen nutzbar gemacht werden können (vgl. Ratsbeschluss vom 28.11.1998, Maßnahme 11 des SPD-Antrages), wenn die entsprechenden finanziellen Voraussetzungen geschaffen werden.

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Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Perspektiven der Einwohner libanesischer Herkunft (libanesische Staatsbürger und "Ungeklärte") allgemein Eine Nichtintegration wird Die mittelfristigen Ziele sind:

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die soziale Ausgrenzung und Bildungsarmut von Einwohner libanesischer Herkunft verfestigen statt aufheben; die Kriminalitätsrate steigern; die bereits bestehenden Konflikte verschärfen; den Standort Essen für Zuwanderer unattraktiv machen; die Sozialhilfekosten für die "Ungeklärten", die wegen des aufenthaltsrechtlichen Status einer "Duldung" nur schwer eine Arbeitserlaubnis erhalten, erhöhen sowie das bestehende Arbeitskräftepotential ungenutzt lassen.

Die langfristigen Ziele sind: -

Integration libanesischer Flüchtlinge im Sinne von Förderung der Toleranz und Akzeptanz bei den libanesischen Familien und ihrer Nachbarschaft, um die Eingliederung der verschiedenen Gruppen in ihrem Lebensumfeld zu erreichen.

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Verbesserung der Wohnsituation Verbesserung des deutschen Sprachvermögens Kontakte zu anderen Gruppierungen herstellen Förderung der eigenen kulturellen Infrastruktur Verbesserung der Ausbildung / Arbeitssituationen Erreichen der Akzeptanz von Gesetzen und Regeln

Die Erfahrungen haben gezeigt, dass die genannten Ziele langfristig nur erreicht werden können, wenn die finanziellen Ressourcen in ausreichendem Maße gesichert sind und die Arbeit durch kompetentes, zweisprachiges Fachpersonal erledigt wird. Vor diesem Hintergrund sind in Zukunft gezielte Anstrengungen nötig, qualifizierte arabischdeutschsprechende Fachkräfte für die soziale Arbeit auch auf dem überregionalen Arbeitsmarkt zu suchen.

Unsichere Perspektiven der Einwohner libanesischer Herkunft mit ungeklärter Staatsangehörigkeit Mit dem Erlass des Innenministeriums NRW vom 20.03.2001 hat das Land Nordrhein-Westfalen der Stadt Essen ausdrücklich bestätigt, dass das derzeit in Essen praktizierte einzelfallbezogene Verfahren, die Identität von Personen mit ungeklärter Staatsangehörigkeit, die angeben aus dem Libanon zu kommen, zu überprüfen und diesem Personenkreis unter Anwendung des geltenden Ausländerrechts kein Bleiberecht zu gewähren, der Rechtslage entspricht. Da alle Einwohner libanesischer Herkunft – unabhängig von ihrer türkischen, syrischen, libanesischen oder inzwischen deutschen Staatsangehörigkeit – durch die üblicherweise großfamiliären Strukturen miteinander verwandt sind, haben die Einzelfallüberprüfungen der oben genannten Personengruppe zu einer rechtlichen und sozialen Verunsicherung auch des nicht betroffenen Personenkreises geführt. Weiterhin bleibt zu berücksichtigen, dass durch die notwendigen gründlichen Einzelfallprüfungen durch die Verwaltung, den daraus folgenden langjährigen Gerichtsverfahren und vor dem Hintergrund der bestehenden Abschiebehindernisse eine tatsächliche Durchsetzung von Abschiebungen nur in wenigen Einzelfällen erfolgt ist. So sind im Zeitraum vom 01.10.2000 bis 17.06.2001 7 Abschiebungen von Einzelpersonen in die Türkei erfolgt, 2 Personen Seite 42 von 59

haben sich der Abschiebung durch Untertauchen entzogen und 2 Personen sind freiwillig in die Türkei ausgereist. Die 7 abgeschobenen Personen konnten aufgrund rechtskräftiger Ausweisungsverfügungen sofort abgeschoben, da keine weiteren Rechtsverfahren möglich waren. Bei Nachweisen anderer Nationalität und keinen rechtskräftigen Ausweisungsverfügungen können die Betroffenen den Verwaltungsrechtsweg einschlagen, der aus der Erfahrung heraus bzgl. des Eilverfahrens ca. 3-6 Monate und bzgl. des Hauptsache-Verfahrens - welches jedoch nicht abgewartet werden muss - ca. 1-2 Jahre dauern kann. Erst dann kann die Verwaltung Passersatzpapiere in den Herkunftsstaaten beantragen und die Personen danach abschieben. Berücksichtigt man weiterhin die Anzahl der in den letzten Jahren geborenen Kinder dieses Personenkreises (im Jahre 1999 waren dies allein 97 Essener Neueinwohner), wird deutlich, dass sich die Zahl der „Ungeklärten“ in Essen ständig erhöht. Eine Lösung auf kommunaler Ebene darf nicht angestrebt werden, da dadurch der Zuzug weiterer von der gleichen Rechtslage Betroffener aus anderen Städten NRWs bzw. anderen Bundesländern gefördert würde. Ein sicherer Aufenthaltsstatus für den gesamten Personenkreis ist daher nur bei Ver Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

änderungen der Rechtslage auf Bundes- und Landesebene zu erwarten. Andere Maßnahmen sind

2.2.

weiter zu verfolgen, sofern keine direkte Kausalität zum Bleiberecht besteht.

Querschnittsbereiche

Bei der Erstellung des „Konzepts interkulturelle Arbeit“ wurden im Anschluss an die Erarbeitung zentraler Handlungsvorschläge in den Entwicklungsarbeitsgruppen themen- und ämterübergreifende Aufgaben formuliert. Diese Querschnittsbereiche haben in der Umsetzung des Konzeptes eine arbeitsgruppenübergreifende Bedeutung und sind ein wichtiger Beitrag für die Verwirklichung der formulierten Ziele im Rahmen des Ausbaus der interkulturellen Orientierung.

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Als übergreifende Querschnittsaufgabe ist die interkulturelle Öffnung und Sensibilisierung aller Dienste und Einrichtungen hervor zu heben, da Zuwanderer zunehmend örtliche Regeldienste und einrichtungen in Anspruch nehmen und auf diese angewiesen sind. In dem Verständnis, dass Einwohner mit Migrationshintergrund ein gleichberechtigter, dauerhafter und anteilsmäßig steigender Bestandteil der Bevölkerung sind, ist die interkulturelle Öffnung der Regeldienste Grundlage für Qualitätssicherung, Konfliktvermeidung und Partizipation. Davon abgeleitete Querschnittsaufgaben sind

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die vermehrte Einstellung bikultureller Fachkräfte die Durchführung interkultureller Fortbildungsangebote die Erweiterung des Dolmetscherangebotes die verstärkte Bereitstellung mehrsprachiger Informationen die verstärkte Sozialraumorientierung der interkulturellen Arbeit die Vernetzung der beteiligten Akteure und Einrichtungen sowie das besondere Bemühen um Partizipation und Bürgerbeteiligung bei der Umsetzung.

Als neue Querschnittsaufgabe ist mit Ratsbeschluss vom 25.10.00 der Bereich "Öffentlichkeitsarbeit" hinzugekommen. In allen Konzeptbausteinen stellen diese formulierten Bereiche notwendige Aspekte in der Umsetzung der einzelnen Maßnahmen dar, aber auch auf gesamtstädtischer Ebene sind Initiativen zu ergreifen, welche die Umsetzung der Querschnittsaufgaben als Gesamtaufgabe fördern.

Bereitstellung mehrsprachiger Informationen und Dolmetscherpool Die Erstellung und Verbreitung mehrsprachiger Informationen für Zuwanderer unterschiedlicher Herkunft sind ein wichtiger Beitrag zur Informationsverbesserung. Dies wird jedoch je nach Betrachter auch unterschiedlich bewertet. So wird der Bedarf aus Sicht mancher Fachabteilungen geringer eingeschätzt, als zum Beispiel aus Sicht des Ausländerbeirates und der Sozialberatung. Dennoch bietet die Erstellung fremdsprachiger Informationen bei angemessener Formulierung und Verbreitung die Möglichkeit, Informationsdefizite abzubauen und eine bessere Beratung zu ermöglichen. Sie kann sich unmittelbar an den Verbraucher, aber auch an entsprechende Multiplikator/innen richten. Einige Fachdienststellen in Essen haben dementsprechend mehrsprachige Materialien (wie Elternbriefe, Seniorenwegweiser) herausgegeben, bei anderen ist die Übersetzung in eine andere Sprache (wie Informationen über Hilfestellungen bei MietStadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

vertragskündigungen und Räumungsklagen) in Arbeit. In einigen Fachdienststellen gehört die Veröffentlichung mehrsprachiger Informationen zum Alltagsgeschäft, in anderen wiederum ist sie nicht zuletzt davon abhängig, inwieweit eine Hilfestellung für eine Übersetzung innerhalb der Verwaltung zu finden ist oder ob ggf. zu ähnlicher Thematik auf eine bereits existierende Übersetzung zurückgegriffen werden kann. Um gerade diesen Bestand und Bedarf an Dolmetscher- und Übersetzungsleistungen innerhalb des Konzerns Stadt Essen zu erfassen, wurde im Januar 2001 eine Erhebung unter allen Stadtämtern durchgeführt. Hierbei wurde die Frage nach der Notwendigkeit der Einrichtung eines Dolmetscherpools von den befragten Dienststellen überwiegend mit „ja“ beantwortet. Diejenigen, die einen Bedarf formuliert haben, können sich in der Regel auch den zentralen Seite 43 von 59

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Abruf von Dolmetscher- und Übersetzungsleistungen vorstellen. Die Erfahrungen mit dem bei der RAA / Büro für interkulturelle Arbeit angesiedelten Dolmetscherund Übersetzungsdienst haben gezeigt, dass die Anfrage nach Dolmetscherleistungen bei Kontakten von Bürgern mit Behörden deutlich öfter von Seiten der Bürger als von Seiten der städtischen Dienststellen ausgeht. Ebenso haben die hier gemachten Erfahrungen aber auch gezeigt, dass es derzeit kaum möglich ist, qualifizierte Sprachvermittler zu finden, die aus dem Personenkreis für das Programm „Arbeit statt Sozialhilfe“ eingestellt werden können. So sind zur Zeit lediglich zwei von vier vorhandenen Dolmetscher-Stellen besetzt. Durch die immer komplizierter und vielschichtiger gewordenen Problemlagen der Migranten bedarf es auch einer besonderen Qualifikation für die Sprachvermittler. Besonders in Arbeitsbereichen wie dem Jugendpsychologischen Institut, Schwangerschaftskonflikt-, Ehe- und Familienberatung muss die Sprachvermittlung auch mit fachlicher Kompetenz stattfinden. Daneben ist die Betreuung für das Personal aus dem AsS-Programm durch die besondere persönliche Situation dieses Personenkreises und

durch die Verweildauer von jeweils nur einem Jahr in der Maßnahme sehr personalintensiv. Notwendig ist es ebenfalls, eine größere sprachliche Vielfalt als die derzeit bei der RAA / Büro für interkulturelle Arbeit verfügbaren Sprachen Türkisch und Arabisch zur Verfügung zu haben. Wichtig wäre ein gut ausgestatteter Dolmetscherdienst mit hauptamtlichen Stellen (z.B. Türkisch, Arabisch, Russisch) sowie kontinuierlich eingesetzten Honorarkräften für die weniger gefragten Sprachen (z.B. Tamil, Kurdisch, Persisch, etc.). Eine solche Lösung ist jedoch aus den gegenwärtig verfügbaren Mitteln nicht finanzierbar. Spätestens bis zum 31.12.02 ist ein Konzept zu entwickeln, das der Neuorganisierung aller sozialen Dienste (Verbände und Stadt) einschließlich des Flüchtlingsdienstes Rechnung trägt. Im Rahmen der Diskussion über ein Einwanderungsgesetz wäre darüber hinaus über den Städtetag zu prüfen, ob der zentrale Einsatz von Sprachvermittlern nach schwedischem Vorbild konzipiert werden kann. Hier wird im Verwaltungsgesetz ausdrücklich der Einsatz von Dolmetschern empfohlen, wenn die schwedische Sprache nicht ausreichend beherrscht wird. Für die Beurteilung des Dolmetscherbedarfes ist hier die Auffassung des Bürgers maßgeblich.

Interkulturelle Fortbildungsangebote und Einstellung bikultureller Kräfte Die interkulturelle Öffnung der Regeldienste- und Einrichtungen, die Einführung des Wunsch- und Wahlrechtes und eine verbesserte Kundenbetreuung sind zwangsläufig mit einer Personalpolitik verbunden, welche diesen Ansprüchen gerecht werden kann. Ansatzpunkte bietet sowohl die Ausbildung und Einstellung zweisprachiger, bikultureller Fachkräfte als auch die Qualifizierung, die Fort- und Weiterbildung deutscher Mitarbeiter/innen . Im Rahmen der strategischen Personalentwicklung für den Konzern Stadt spielt die interkulturelle Orientierung bislang eine unbedeutende Rolle. Im Ausbildungsbereich konnten zwar erste Anstöße gegeben werden, für den Einstellungsbereich stehen diese Anstöße noch aus, wohlwissend, dass eine vermehrte Einstellung durch geltendes Dienstrecht, weiteren Personalabbau und die notwendige Bestandssicherung der derzeit Beschäftigten schwierig zu realisieren ist. Für die Fort- und Weiterbildung der jetzigen Mitarbeiter/innen der Regeldienste wurde eine Konzeption erarbeitet, die in erster Linie auf die Einführung des Wunsch- und Wahlrechtes vorbereiten soll. Diese Fortbildungskonzeption umfasst im wesentlichen drei Bausteine:

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Vermittlung ausländerrechtlicher Kenntnisse (Aufenthaltsrecht, Arbeitserlaubnisse, Staatsbürgerschaftsrecht) Vermittlung interkultureller Schlüsselkompetenzen (Migrationsgeschichte, Zuwanderungspolitik, Einblick in Kultur, Religion und Sozialisation) Interkulturelle Sensibilisierung (Stellenwert der interkulturellen Orientierung, Kommunikation)

In Kooperation mit der Ausländerbehörde, dem Arbeitsamt und dem Jugendamt werden seit März durch Dienststelle RAA / Büro für interkulturelle Arbeit 2001 die ersten Fortbildungsveranstaltungen für Mitarbeiter/innen des Allgemeinen Städtischen Sozialdienstes in Bezug auf die Vermittlung ausländerrechtlicher Kenntnisse angeboten und durchgeführt. Dieser Baustein kann mit bestehenden personellen und finanziellen Ressourcen umgesetzt werden. Die beiden folgenden Bausteine sollen sich ab 2002 bis 2004 anschließen, sofern die beantragten Mittel aus dem Xenos-Programm in Höhe von rund 95.000,- DM bewilligt bzw. andere Finanzierungsmöglichkeiten gefunden werden.

Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Sozialraumorientierung, Bürgerbeteiligung und Vernetzung der interkulturellen Arbeit Die Sozialraumorientierung und Bürgerbeteiligung im Rahmen der interkulturellen Arbeit ist ein inzwischen fachbereichsübergreifend durchgängig akzeptiertes Konzept über die in diesem Bericht angesprochenen Einzelmaßnahmen der verschiedenen Geschäftsbereiche hinaus. In den vertraglich gesicherten Stadtteilprojekten Katernberg, Altendorf bzw. Bergmannsfeld/Hörsterfeld und Überruhr/Holthausen mit der Universität Gesamthochschule Essen und den jeweiligen freien Trägern als Kooperationspartnern ist die Sozialraumorientierung und Vernetzung der interkulturellen Arbeit am weitesten gediehen. Aber auch außerhalb dieser Projekte gibt es inzwischen in einzelnen Stadtvierteln (z.B. Südostviertel und Altenessen-Süd) eine sozialraumorientierte interkulturelle Arbeit. Sie trägt wesentlich dazu bei, einerseits die Kundenorientierung der Verwaltungsdienststellen durch eine auf die Lebenswelt der jeweiligen Bewohnergruppen zugeschnittene Arbeit der Institutionen zu fördern und andererseits den sozialen Frieden zwischen den verschiedenen Interessengruppen vor Ort immer wieder neu auszuhandeln. In den Perspektiven und Notwendigkeiten zum Konzeptbaustein “Interkulturelle Konflikte” (Seite 41) ist erläutert, dass zukünftig mit einer Zunahme von interkulturellen und sozialen Konflikten in einzelnen Ortsteilen zu rechnen ist. Dies macht es erforderlich, über die zusammen mit der Universität GHS Essen organisierten Projekte hinaus die dort erzielten Erfolge sozialraumbezogener Arbeit auf die Verwaltung als Regelarbeit zu übertragen und in der Praxis zu verankern. Die Zukunft einer pluralistischen Stadtgesellschaft, hier Essen, wird wesentlich davon abhängen, in wie weit es hier gelingt, die für den jeweiligen Sozialraum zuständigen Institutionen darin zu unterstützen, ihre Arbeitsweise zur Steigerung der eigenen Problemwahrnehmungskompetenz im Stadtteil den unterschiedlichen Le-

benswelten ihrer Bewohner angemessen zu verändern. Dabei kommt den mehrsprachigen bikulturell orientierten Multiplikatoren die besondere Bedeutung zu, die Selbsthilfekräfte der unterschiedlichen Bewohnergruppen zu aktivieren, damit diese Strategien und der Problemlösungskompetenzen – z. B. im Umfeld gegenüber Ämtern und / oder Vermietern bzw. der Nachbarschaft zu entwickeln. Der Stärkung von bürgerschaftlichem Engagement, wie es im Südostviertel und in Altenessen-Süd praktiziert wird, kommt hier eine besondere Katalysatorfunktion zu. Dadurch wird auch eine politische Beteiligung von solchen Gruppen einheimischer und Zuwandererstadtteilbewohner ermöglicht, die nicht die klassischen Formen von bürgerliche Öffentlichkeit im demokratischen Zusammenleben (wie herkömmliche Bürgerversammlungen, Runde Tische, Bürgerbefragungen, Einwohnerfragestunden und Eingaben in der Bezirksvertretung, Leserbriefe an die Lokalzeitungen, professionelle Öffentlichkeitsarbeit etc.) gewohnt sind. Solche Einwohner lesen auch keine gut gemeinten (auch mehrsprachigen) Informationsbroschüren und füllen von sich aus auch keine Fragebögen für eine Kundenbefragung aus. Sie besuchen keine Familienbildungsseminare und können vor dem Hintergrund ihrer bisherigen Lernbiographie mit einem auf Ehefrauen von Greencard-Besitzern zugeschnittenen Zertifikatskurs “Deutsch als Fremdsprache” in einer Weiterbildungseinrichtung nicht viel anfangen. In den interkulturell orientierten Stadtteilprojekten wird das Engagement von Bürgerinitiativen mit den klassischen Methoden der politischen Beteiligung in Mitwirkungsgremien, wie Bezirksvertretungen und dem Ausländerbeirat sowie durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit und aktivierenden Elementen wirksam miteinander verknüpft.

Öffentlichkeitsarbeit Im Rahmen der Diskussion über kommunale Initiativen gegen rechtsradikale Aktivitäten aus GfGMitteln des Landes Nordrhein-Westfalen hat der Rat die Verwaltung damit beauftragt, im Rahmen des Umsetzungskonzeptes „Interkulturelle Arbeit in der Stadt Essen“ unter dem Arbeitstitel „Öffentlichkeitswirksame Strategien für besondere Maßnahmen gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt“ einzurichten. Sie hat laut Ratsbeschluss die Aufgabe, „Vorschläge zu entwickeln, wie besonders herausragende, nachhaltig wirksame Praxisbeispiele in eine breite Öffentlichkeit gebracht werden können. Diese Entwicklungsarbeitsgruppe soll interessierten bürStadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

gerschaftlichen Gruppen und Institutionen offen stehen. Vorliegende Vorschläge zur Gestaltung und Finanzierung von Maßnahmen sind einzubeziehen“ (Ratsbeschluss vom 25.10.2000). Im Zusammenhang mit der politischen Diskussion über die Frage, inwieweit die Maßnahmen von „Kommunen gegen Rechtsextremismus“ auch Gegenstandsbereich der Arbeitsgruppe „Öffentlichkeitsarbeit“ werden solle, hat der Jugendhilfeausschuss in seiner Sitzung am 12.12.2000 einstimmig beschlossen, dem Rat der Stadt zu empfehlen, den Auftrag der Arbeitsgruppe dahingehend zu erweitern, dass diese sich „auch mit der Entwicklung Seite 45 von 59

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strategischer Konzepte zur Verhinderung von Rechtsextremismus befassen soll“. Um erste Grundlagen für eine solche Ratsvorlage zu entwickeln, hat sich die Arbeitsgruppe „Öffentlichkeitsarbeit“ – im Kern zunächst bestehend aus dem Presseamt, der EMG und der RAA / Büro für interkulturelle Arbeit – unter Federführung des Geschäftsbereichsvorstands 5 A konstituiert. Der erste Schwerpunkt von Öffentlichkeitsarbeit ist die Veranstaltung der Bertelsmann-Stiftung, die unter dem Titel "Die multiethnische Gesellschaft und die Kommunalverwaltung - Strategien der Integration“ am 24. / 25. September zusammen mit der Stadt Essen mit Unterstützung der RWE, Sparkasse Essen und EMG organisiert wird. Die weiteren inhaltlichen Schwerpunkte der Entwicklungsarbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit werden sich auf Grundlage des Ratsbeschlusses zum 2. Bericht zur Umsetzung des Konzeptes für die interkulturelle Arbeit ergeben.

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3. a)

b)

Zusammenfassung und Perspektiven Im Konzernziel und im Leitbild der Stadt ist konzeptionell der Paradigmenwechsel von der traditionellen, nur auf Migranten bezogenen „Ausländerarbeit“ zur „interkulturellen Orientierung“ der gesamten Verwaltung verankert. Dies schließt die „einheimische“ (d. h. die hier seit längerem lebende) Bevölkerung deutlich mit ein. Dennoch ist ein großer Teil der im Handlungskonzept entwickelten und nun evaluierten Maßnahmen nach wie vor auf die Förderung der klassischen Zielgruppe „Migranten“ zugeschnitten. Die bisherige auf Migranten fixierte Arbeit hat das Thema Sprache in den Mittelpunkt gestellt. Im Zuge der Weiterentwicklung des Handlungsprogramms muss stärker bei der einheimischen Bevölkerung für die Leitziele des interkulturellen Konzepts geworben werden. Ziel ist es „Handlungskompetenzen und Erfahrungsmöglichkeiten so zu erweitern, dass ein Miteinander gefördert und die Isolation und das Misstrauen untereinander überwunden werden“ (Stadt Essen 1999, S. 9). Migranten sind nicht die „besseren“ Menschen und nicht automatisch interkulturell kompetent. Dies bedeutet, verstärkt Maßnahmen zu entwickeln, die nicht nur die Migranten, sondern auch die einheimische Bevölkerung stützen, das eigene „Befremden“ an bestimmten Verhaltensweisen einzelner Personen offen in der jeweiligen Situation zu artikulieren. Dies schließt mit ein, angemessen reagieren zu können, wenn man als einheimischer Deutscher bei sachlich begründet geäußerter Kritik am Verhalten von Nichteinheimischen (insbesondere Jugendlichen) „ausländerfeindlich“ gebranntmarkt wird. Die offene, (nicht einmal verbal verletzende) Artikulation von gegenseitigem Befremden am Verhalten des / der anderen muss trainiert werden. Dazu ist die verstärkte Ausbildung und der Einsatz interkultureller Vermittler nötig, die die eigene interkulturelle Kompetenz auf breiter Basis insbesondere auch in der eigenen Verwaltung fördern. Deshalb soll eine spezielle Entwicklungsarbeitsgruppe die Frage klären, inwieweit interkulturelle Kompetenz im Rahmen der Personalentwicklungskonzeption der Stadt Essen gezielt gefördert und trainiert werden kann. Darüber hinaus muss die Verwaltung mit einer breiten interkulturellen Kompetenz ein Zeichen setzen, um in den unterschiedlichen Be-

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c)

d)

völkerungsgruppen für das Leitziel der Stadt „Interkulturelle Orientierung“ zu werben. Die bisherige auf die Zuwanderer fixierte Arbeit hat das Thema Sprache in den Mittelpunkt gestellt. Denn der Erwerb der deutschen Sprache ist Grundvoraussetzung für gesellschaftliche Integration aller Kinder. Obwohl jedoch immer mehr einheimische und zugewanderte Kinder mit einer anderen Muttersprache Kindertagesstätten besuchen, sind immer weniger zugewanderte und einheimische Kinder auf die sprachlichen Anforderungen in der Grundschule und in den weiterführenden Schulen vorbereitet. Ein zweites Beispiel für die Gemeinsamkeiten von deutschen und ausländischen Einwohner betrifft das Thema „Interkulturelle Konflikte in der Schule“: Nach Informationen aus Schulen, dass Konflikte innerhalb und zwischen ethnischen Gruppen im Schulalltag eine neue Dimension in Qualität und Quantität erreicht haben, hat die RAA / Büro für interkulturelle Arbeit Ende des Schuljahres 2000/2001 eine Befragung des Lehrpersonals an ausgewählten Schulen aller Schulformen durchgeführt. Die bisherigen Zwischenergebnisse bestätigen die oben angegebenen Erfahrungen: Die Lehrer geben an, erhebliche Anteile ihrer Arbeitszeit (bis zu 25 %) für den Umgang mit diesen Konflikten aufzubringen. Gleichzeitig sagen alle übereinstimmend, dass diese Entwicklung aber nicht ursächlich an die Zugehörigkeit zu bestimmten ethnischen Gruppen gebunden ist, vielmehr werden soziale Schichtzugehörigkeit und Hilflosigkeit der Eltern genannt. Wenn ethnische Gruppen genannt werden sind es: spätausgesiedelte, türkische, arabische / libanesische. Alle Schulen wünschten sich eine verstärkte Unterstützung im Bereich der schulischen Sozialarbeit – auch in Kooperation mit der RAA / Büro für interkulturelle Arbeit. Eine andere Konfliktlage besteht darin, dass diejenigen Einheimischen – und auch Zuwanderer - die es sich leisten können, aus dem Stadtteil mit hohem Anteilen von sozialbenachteiligten Migrantenbevölkerung in andere Stadtteile bzw. in „bessere“ Wohngegenden ausziehen. Dadurch verstärken sich tendenziell die Konflikte zwischen den Übriggebliebenen entlang sozialer Grenzen. Einige nutzen die rechtlichen Möglichkeiten ihr Kind an einer anderen Seite 47 von 59

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Schule außerhalb des Schulbezirkes bzw. an einer katholischen/evangelischen Schule anzumelden. Dass von diesem Recht auch Migranteneltern islamischen Glaubens gebrauch machen, lässt sich auch ein Zeichen erfolgreicher sozialer Integration deuten. Entsprechende Konflikte werden kleinräumig auch in Stadtbezirken entstehen, die bislang sich damit noch nicht auseinander setzen mussten. Daher wird die Ausweitung der stadtteilbezogenen Arbeit hin zu professionellem Quartiersmanagement erforderlich. Dieses Quartiersmanagement kann deshalb nicht nur auf die Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf bzw. auf andere sozial benachteiligte Stadtteile beschränkt bleiben. e)

Eine besondere Entwicklung, die im interkulturellen Konzept bislang noch nicht berücksichtigt wurde, ist durch den in den letzten Jahren verstärkten Zuzug von Spätaussiedlern ausgelöst worden. Sie werden als fremde, überwiegend russisch sprechende Gruppe wahrgenommen, obwohl sie überwiegend die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen bzw. als Familienangehörige in absehbarer Zeit eine Einbürgerung erwirken können. Insbesondere die jugendlichen Spätaussiedler leben vor, auf welche Problemlösungen sich die Städte vor Ort vorbereiten müssen, wenn die Einbürgerungen gerade unter den jugendlichen Migranten in den nächsten Jahren zunehmen und sich gleichzeitig die Einwanderung nicht deutschsprechender Einwohner mit Einbürgerungsanspruch verstärkt. Dies bedeutet: Aussiedler sind in das Konzept für die interkulturelle Arbeit in der Stadt systematisch mit einzubeziehen.

f)

Die in Katernberg um die Zeche Zollverein herum erfolgreich begonnene Vermarktung von industriekulturellen „Leuchtturmprojekten“ wird auf globaler Ebene auf Dauer nur erfolgreich sein, wenn sie Akzeptanz im lokalen Umfeld findet. Lokale Vermarktung und Ansätze von lokaler Ökonomie zeigen den richtigen Weg. Die positiven Entwicklungen wie Tripel Z, Schalthaus Beisen und Ethno-Art Ruhr sind nicht nur Beispiele dafür, wie eine solche Verknüpfung mit der lokalen Ebene zu einer Entschärfung von häufig gewaltsam ausgetragenen Konflikten im Bezirk VI beitragen, sondern insbesondere den ethnischen Besonderheiten Rechnung getragen werden kann.

g)

Auch wenn die räumliche Konzentrationen von sozialbenachteiligten Migrantenfamilien in einzelnen Stadtvierteln Essens im Vergleich zu

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einigen Nachbarstädten (Duisburg, Gelsenkirchen) noch relativ gering sind, gibt es bis jetzt keine Hinweise darauf, dass die in diesen und anderen Städten eingeleiteten Bemühungen, kleinräumig von Migranten dicht besiedelte Gebiete bzw. Straßenzüge durch gezielte Wohnbebauung für „gehobene“ Wohnbedürfnisse zu „entkernen“, auf Dauer erfolgreich sein werden. Es scheint aber lohnenswert zu sein, die Entwicklungsarbeitsgruppe Wohnen / Wohnumfeld in Verbindung mit dem Büro für Stadtteilentwicklung zu beauftragen, anhand der Erfahrungen in anderen Städten gelungene Wohnbauprojekte auf ihre Übertragbarkeit für Essener Verhältnisse zu überprüfen. h)

Die wachsende Komplexität der sozialen Gemängelagen im gesamten Stadtgebiet machen ein soziales Monitoring auf relativ kleinräumiger Ebene zwingend erforderlich. Ein solches systematisches Monitoring ist die Voraussetzung für die Wirkungskontrolle der Interkulturellen Arbeit. Dazu fehlen bislang die statistischen Grundlagen. Die Erfahrung beim Zusammentragen des statistischen Materials für diesen Bericht (demographische Verschiebungen auf Stadtteilebene, Geburtenrate, Wanderungsbewegungen innerhalb und zwischen den Stadtteilen, Kindergartenbesuchsquote, Schulanmeldungen an einer Grundschule außerhalb des Schulbezirkes, Schulerfolgsquote, Jugendgerichtshilfestatistik etc.) haben gezeigt, dass vor dem Hintergrund der inneren Differenzierung sowohl der Migrantenbevölkerung als auch der einheimischen Einwohner die bislang benutzten statistischen Kategorien für eine vorsorgende Planung interkultureller Arbeit nicht mehr ausreichen: Die Kategorie der Staatsangehörigkeit wird angesichts fortlaufender Einbürgerungen, weiterer Doppelstaatler, weitere soziale Differenzierung innerhalb der Migrantenbevölkerung und zukünftiger Einwanderung zunehmend an Aussagekraft verlieren. Als Voraussetzung für die Entwicklung von kleinräumigem sozialen Monitorring wird deshalb vorgeschlagen, eine Entwicklungsarbeitsgruppe Statistik unter Federführung von Stadtamt 12 einzusetzen. Sie hat die Aufgabe, zu überprüfen, mit welchem Aufwand welche statistischen Kategorien für ein interkulturell orientiertes kleinräumiges soziales Monitoring nutzbar gemacht bzw. weiter entwickelt werden können.

i)

Alle Maßnahmen des interkulturellen Konzepts stehen unter dem Vorbehalt, bei der Verabschiedung eines Einwanderungsgesetzes neu bewertet bzw. priorisiert werden zu müssen. Stadt Essen, RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

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4.

Anhang / Zuwanderungsstatistik erfassten Feld der „Nicht-Deutschen“ ist zu berücksichtigen, dass es sich sowohl um Familienangehörige von Aussiedlern, um Flüchtlinge oder Arbeitsmigranten handeln kann. Das Feld der „Deutschen“ gibt keinen Aufschluss über die Anzahl der Eingebürgerten, die Doppelstaatler, die Aussiedler oder die Kinder aus Zuwandererfamilien, die nach dem neuen Staatsbürgerschaftsrecht automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Da in den Statistiksätzen überwiegend die Kategorie Deutsche und Nicht-Deutsche ausgewiesen wird und nicht gänzlich auf Zahlen verzichtet werden kann, ist deshalb bei der Betrachtungsweise des Zahlenmaterials zu berücksichtigen, dass dies nicht mit der sozialen Wirklichkeit identisch ist.

In Essen leben zum 31.03.01 insgesamt 597.198 Einwohner und Einwohnerinnen. 9,27 % davon haben keinen deutschen Pass. Im Vergleich mit anderen kreisfreien Städten in NRW ist der Anteil der Zuwanderer an der Gesamtbevölkerung in Essen als eher gering einzuordnen. Diese Statistik vermittelt ein unzureichendes Bild über die Gesamtzahl der in Essen lebenden Zuwanderer: Eine Zuwanderungsstatistik im gleichnamigen Sinne gibt es jedoch nicht. Die statistischen Daten, die aufgrund der Nationalität und nicht der nationalen Herkunft ermittelt werden, können deshalb nur einen oberflächlichen Eindruck und nicht das differenzierte Zuwanderungsgeschehen vermitteln. Bei dem statistisch

4.1.

Einbürgerungsanträge*

In den letzten fünfzehn Jahren (1985 bis 1999) stellten in Essen insgesamt 19.275 Personen einen Antrag auf Einbürgerung. Dies ist eine Erklärung dafür, dass die Anzahl der Nicht-Deutschen statistisch rückläufig ist, insbesondere bei der zahlenmäßig stärksten Gruppe der türkischen Staatsangehörigkeit. Diese wiederum sind diejenigen Einwohner und Einwohnerinnen, die mit 6.936 Personen (36% aller Antragsteller bis 1999) auch die größte Antragsgruppe darstellen.

Seit dem 01.01.2000 wird in Essen durchschnittlich für 280 Personen im Monat ein Einbürgerungsantrag gestellt. Im Jahr 2000 waren es insgesamt 3 377 Anträge, davon 450 nach § 40b des Ausländergesetzes (Einbürgerungsanspruch von hier geborenen Kindern unter 10 Jahren) und 2.461 nach § 85 (Einbürgerung nach achtjährigem rechtmäßigem Aufenthalt).

Tab. 1: Einbürgerungsanträge von Nicht-Deutschen 1983 bis 2000 in Essen

4000

3377

3463

3000 2297

2000

1693

1000 0

598 276

196

2413

2335 2119

1160 275

284

420

660

787

1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000

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4.2.

Zuzug durch Aussiedler

Aussiedler sind den einheimischen Deutschen rechtlich gleich gestellt. So hoch die Bedeutung des Passes als Identifikations- und Zugehörigkeitssymbol auch ist, so wenig sagt es über die jeweiligen praktischen Eingliederungsprobleme und Orientierungsnotwendigkeiten, über Migrationserfahrungen und Unterschiede in Wertorientierungen und Lebendweisen aus. In den letzten Jahren verzeichnen Betreuungsverbände starke Parallelen zwischen zuziehenden Aussiedlerfamilien und Ausländergruppen, die auf einen zunehmend schwieriger werdenden Immigrations- und Integrationsprozess hinweisen. Während die „Eingliederung“ von Aussiedlern bis zum Ende der achtziger Jahre als weitgehend erfolgreich eingeschätzt wird, begründen im Laufe der neunziger Jahre eine Reihe von Entwicklungen eine Verschlechterung des Integrationsprozesses. Sie betreffen die gesetzlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen (Kriegsfolgen-Bereinigungsgesetz 1993, Reduzierung der Eingliederungsleistungen, abnehmende Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber Zuwanderern) ebenso wie die mitgebrachten Voraussetzungen auf Seiten der Aussiedler

(z.B. gemischt-nationale Familien, mit geringen Sprachkompetenzen in der deutschen Sprache). Risikofaktoren wie Arbeitslosigkeit, Isolierung durch unfreiwillige Wohnquartiere, schlechtere Bildungsund Ausbildungschancen und Altersarmut beeinflussen den Integrationsprozess analog zu dem anderer Zuwanderungsgruppen. Der Ausbau der interkulturellen Orientierung in der Stadt Essen soll dementsprechend auch die Belange von Aussiedlergruppen berücksichtigen. Insgesamt leben in Essen rund 17.900 Aussiedler. Diese nachweislich erfasste Anzahl bezieht Deutschstämmige mit ihren Ehepartner und Abkömmlinge in gerader Linie (§4/7 Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetz) ein. Nicht erfasst werden Familienangehörige (z.B. Schwiegersöhne), die unter das Ausländergesetz fallen und anerkannte Aussiedler, die vor 1996 im Rahmen von Umzügen aus anderen bundesdeutschen Städten (Zuweisungsgesetz) nach Essen zugezogen sind. Bis 1993 kamen Essener Aussiedlerfamilien mehrheitlich aus Polen; in den letzten Jahren stellen Deutsche mit ihren Familienangehörigen aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion die größte Zuzugsgruppe.

Tab. 2: Übersicht der Aussiedler nach 2. Staatsangehörigkeit zum 31.12.2000 2. Staatsangehörigkeit Polen Ehem. UdSSR Rumänien Serbien, Kosovo, Montenegro Kroatien Bosnien, Slowenien, Makedonien Tschechoslowakei Ungarn Bulgarien Albanien/ China gesamt

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Anzahl 12 699 3 951 282 604 61 102 76 78 41 24 17 918

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4.3.

Geburten Staatsangehörigkeit der Mutter richtet, beträgt der Anteil der Nicht-Deutschen Kinder in 1999 an der Gesamtzahl der Geburten 22,7 % und in 2000 21,7 % (Angaben St.A.12-3).

In 1999 wurden insgesamt 4.949 Kinder von Essener Einwohnerinnen geboren, im Jahr 2000 waren es insgesamt 4.679 Kinder. Nach Nationalität, die sich bei Verheirateten an der Staatsangehörigkeit des Vaters und bei nichtehelichen Kindern nach der

Tab. 3: Lebendgeborene 1999 und 2000 in Essen Lebendgeborene absolut

davon Deutsche

Nicht-Deutsche

Anteil in %

1999

4 949

3 823

1 126

22,7

2000

4 679

3 665

1 014

21,7

Jahr

(ohne Ortsfremde)

Im Vergleich zum Jahr 1999 sind im Jahre 2000 zwar weniger Geburten nicht deutscher Kinder zu verzeichnen. Diese Zahl kommt aber auf Grund der Änderungen im Staatsangehörigkeitsrecht zustande. Die Zahl der Geburten in Migrantenfamilien hat sich hingegen nicht verringert. Ein Einblick in die Geburten nach Staatsangehörigkeit für das Jahr 1999 ergibt, dass von den 1.127

geborenen nichtdeutschen Kindern 35,9% türkischer Nationalität sind, bei 8,6 % die Nationalität ungeklärt ist, 7,9% die jugoslawische und 7,4% die libanesische Nationalität besitzen. Eine vergleichbare Statistik für das Jahr 2000 liegt zur Zeit nicht vor.

Tab. 4: Nichtdeutsche Lebendgeborene nach ihrer Staatsangehörigkeit Angaben für 1999 (ohne Ortsfremde) Türkei

ungeklärt

Libanon

Marokko

Griechenland

Sri Lanka

Italien

sonstige

gesamt

404

97

83

42

39

35

33

303

1 036

Nach Angaben des Standesamtes Essen erhielten im Jahr 2000 insgesamt 348 Neugeborene nach dem neuen Staatsbürgerschaftsrecht die deutsche

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Staatsbürgerschaft, 21 Anträge aus 2000 befinden sich noch im laufenden Verfahren und werden erst in 2001 entschieden.

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4.4.

Essener Einwohnerstand- und Prognose nach Altersgruppen

Auf der Grundlage der Einwohnerdaten von 1991 wurde im August 1992 eine gemeinsame kleinräumige Bevölkerungsprognose für die Region M E O veröffentlicht. Diese Prognose wurde für den Zeitraum 1992 bis 2005 erstellt und wird derzeit unter der Federführung der Stadt Mülheim a. d. Ruhr neu erarbeitet. Obgleich eine bevölkerungsorientierte Fortschreibung der Entwicklung der Vergangenheit

in die Zukunft Trendwendungen wie zum Beispiel den Zuzug durch ausländische Arbeitskräfte oder Gesetzesänderungen wie das neue Staatsbürgerschaftsrecht nicht berücksichtigen können, besteht dennoch eine relative Übereinstimmung der Prognose mit den aktuellen Zahlen. Dabei werden die für 2005 prognostizierten Zahlen für Essen allerdings schon jetzt erreicht.

Tab. 5: Essener Einwohnerstand- und Prognose nach Altersgruppen Alter

Gesamtbevölkerung absolut

in %

Deutsche absolut in %

darunter

Nicht-Deutsche absolut in %

Bevölkerungsstand zum 31.12.2000

00-05 06-14 15-44 45-64 ab 65 insgesamt

30 871 51 926 234 481 159 962 119 030 596 270

5,2 8,7 39,3 26,8 20,0 100,0

26 217 44 721 204 036 149 162 116 731 540 867

4,8 8,3 37,7 27,6 21,6 100,0

4 654 7 205 30 445 10 800 2 299 55 403

8,4 13,0 54,9 19,5 4,2 100,0

4,8 9,4 37,7 27,6 20,5 100,0

7 976 10 811 30 614 11 506 1 907 62 814

12,7 17,2 48,8 18,3 3,0 100,0

4,3 9,3 36,9 27,6 21,9 100,0

8 218 12 294 31 524 12 130 2 478 66 644

12,3 18,5 47,3 18,2 3,7 100,0

Prognose 2000

00-05 06-15 16-44 45-64 ab 65 insgesamt

34 374 62 705 237 733 163 584 114 487 612 883

5,6 10,2 38,8 26,7 18,7 100,0

00-05 06-15 16-44 45-64 ab 65 insgesamt

31 189 61 639 226 762 158 035 118 428 596 053

5,2 10,3 38,1 26,5 19,9 100,0

26 398 51 894 207 119 152 078 112 580 550 069

Prognose 2005

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22 971 49 345 195 238 145 905 115 950 529 409

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Die Jahrgangszuordnung zwischen Bestand und Prognose ist für einem Jahrgang nicht deckungsgleich (Bestand 06-14 Jahre und Prognose 06-15 Jahre) und die Zahlen weichen hier von einander ab. Die relative Deckungsgleichheit zwischen dem Bevölkerungsstand zum 31.12.2000 und dem prognostizierten Stand für das Jahr 2005 lässt die Ver-

4.5.

mutung zu, dass der Einwohnerverlust der Überalterungsprozess und Geburtenrückgang schneller voranschreitet, als erwartet. Die Differenzierung nach Altergruppen bestätigt, dass die Zuwanderungsbevölkerung im Durchschnitt jünger (über 21% sind unter 15 Jahre alt) ist, als die deutsche Bevölkerung (20% sind über 65 Jahre).

Schülerverteilung und Schulerfolg

Daten zur Bildungsstatistik aus den Schuljahren 1995/96 und 2000/2001 sind hier auf der Basis der allgemeinen Schuldaten nach ausgewählten Staatsangehörigkeiten zusammengestellt und erläutert.

Diese Daten sind jedoch nur mit Vorbehalt statistisch aussagekräftig. Eine nach Staatsangehörigkeit aufgebaute Statistik erfasst weder die eingebürgerten Familien noch die inzwischen nicht unerhebliche Zahl der Spätaussiedlerkinder, deren schulische Integration sich teilweise ähnlich problematisch Tabelle 6: Verteilung der Schüler/innen an darstellt. Staatsangehörigkeit ist keine pädagogiGrundschulen sche Kategorie und spielt von daher in Bezug auf Tabelle 7: Besuch deutscher und nichtSchullaufbahnerfolge eine untergeordnete Rolle. Als deutscher Schüler/innen an allgemeinbildenden Schulen wichtige Zugangsvoraussetzung für eine erfolgreiche schulische Laufbahn hat sich in schulischer Grafik 3: Verteilung nicht-deutscher SchüHinsicht die Beherrschung der deutschen Sprache ler/innen an allgemeinbildenden herausgestellt. Statistiken, die - wie in anderen Schulen in 2000/2001 Staaten oder Bundesländern (beispielsweise in BerGrafik 4: Verteilung deutscher Schülin), nach der Muttersprache der Kinder fragen, ler/innen an allgemeinbildenden wären in dieser Hinsicht vollständiger und aufSchulen in 2000/2001 schlussreicher. Tabelle 8: Verteilung deutscher Schüler/innen an allgemeinbildenden Darüber hinaus sind unabhängig von Sprache und Schulen in 2000/2001 Migrationshintergrund andere Indikatoren wie Schichtzugehörigkeit und gesellschaftliche PartiziTabelle 9: Verteilung an Sonderschulen im pation anzunehmen. Vergleich zu 1995/96 nach ausgewählten Nationalitäten Bei einer Analyse des statistischen Datenmaterials Tabelle 10: Verteilung der Schüler/innen an wird deutlich: allgemeinbildenden Schulen nach Über den dargestellten 5jährigen Zeitraum hinweg ausgewählter Nationalität lassen sich keine wesentlichen Verbesserungen der 1995/96 (ohne Grund- und SonBildungsbeteiligung von Kindern und Jugendlichen derschulen) aus Migrantenfamilien ablesen. Das heißt in der Konsequenz: der im interkulturellen Konzept der Tabelle 11: Verteilung der Schüler/innen an Stadt Essen deklarierte Handlungsbedarf besteht allgemeinbildenden Schulen nach nach wie vor. Nachhaltige Wirksamkeit von Handausgewählter Nationalität lungskonzepten ist nicht über einen kurzen Zeit2000/2001 (ohne Grund- und raum zu erzielen und nur mit dem Blick auf die Sonderschulen) gesamt-gesellschaftliche Integration von MigranGrafik 5: Abgänger mit Hochschulreife tenfamilien. Der ganzheitliche Ansatz des InterkulGrafik 6: Abgänger ohne Schulabschluss turellen Konzepts der Stadt Essen wird damit bestätigt. (Alle angegebenen Zahlen sind der amtlichen Schulstatistik entnommen und von der RAA/Büro für interkulturelle Arbeit bearbeitet )

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Grundschulbesuch Tab. 6:

Verteilung der deutschen und nicht-deutschen Schüler/innen an Grundschulen im Schuljahr 2000/2001 und 1995/1996

Staatsangehörigkeit

deutsch nicht-deutsch

Gesamtzahl 2000/2001 absolut 19 344 4 388

% an gesamt 81,5 % 18,4 %

Quelle: amtliche Schulstatistik

Tab. 7:

Gesamtzahl 1995/96 absolut 16 431 3 679

% an gesamt 81,7 % 18,2 %

Bearbeitung: RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

Verteilung der Schüler/innen an Grundschulen im Schuljahr 2000/2001 und 1995/1996 Nach ausgewählten Nationalitäten

Staatsangehörigkeit

afghanisch ehemals jugoslawisch* griechisch iranisch italienisch libanesisch marokkanisch polnisch spanisch türkisch sonstige

Gesamtzahl 2000/2001

Gesamtzahl 1995/96

absolut 4 388

% an gesamt 100%

absolut 3 679

% an gesamt 100%

158 388 120 106 72 688 147 88 40 1 823 758

3,60% 8,84% 2,73% 2,42% 1,64% 15,68% 3,35% 2,01% 0,91% 41,55% 17,27%

186 521 107 75 91 552 146 74 54 1468 405

5,06% 14,16% 2,91% 2,04% 2,47% 15,00% 3,97% 2,01% 1,47% 39,90% 11,01%

*Anmerkung: Der Begriff "ehemals jugoslawisch" wurde aus Gründen der Vergleichbarkeit mit den Daten des Schuljahres 1995/96 verwendet. Unter diesem Ausdruck ist für das Schuljahr 2000/20001 nach Nationalität zusammengefasst: bosnisch-herzegowinisch, jugoslawisch und kroatisch/slowenisch.

Quelle: amtliche Schulstatistik

Aus der Tabelle 7 wird ersichtlich, dass im Grundschulbereich im Durchschnitt ca. jedes 5. Kind aus einer Migrantenfamilie mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit kommt. Kulturell heterogene Zusammensetzung der Schülerschaft in der Primarstufe ist in den meisten Schulen der Alltag und nicht Ausnahme. Die türkischen Kinder bilden mit 41,55 % unter den Migrantenkindern die größte Gruppe,

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gefolgt von den libanesischen Kindern mit 15,68 % und der Gruppe der Kinder aus dem ehemaligen Jugoslawien mit 8,84 %. Die folgenden Tabellen machen deutlich wie unterschiedlich sich die Partizipation an Bildung und Bildungserfolg für die Deutschen und Nichtdeutschen bzw. verschiedenen Migrantengruppen darstellt.

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Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Besuch deutscher und nicht-deutscher Schüler/innen an weiterführenden Schulen in Essen Tab. 8:

Verteilung deutscher und nicht-deutscher Schüler/innen an den weiterführenden Schulen in Essen 2000/2001 (ohne Grundschulen) Sonderschulen Hauptschulen Realschulen

Deutsche Nicht-Deutsche gesamt

Gesamtschulen

insgesamt

2326

3729

7817

17539

6732

38143

900

1426

877

1001

1679

5883

3226

5155

8694

18540

8411

44026

Quelle: amtliche Schulstatistik

Grafik 3:

Gymnasien

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Verteilung nicht-deutscher Schüler/innen an allgemeinbildenden Schulen in 2000/2001 Sonderschulen 15%

Gesamtschulen 29%

Hauptschulen 24% Gymnasien 17%

Grafik 4:

Realschulen 15%

Verteilung deutscher Schüler/innen an allgemeinbildenden Schulen in 2000/2001 Gesamtschulen 18%

Sonderschulen 6%

Hauptschulen 10%

Realschulen 20% Gymnasien 46%

Quelle: amtliche Schulstatistik

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Der Anteil nicht-deutscher Schüler/Innen an Sonderschulen, Hauptschulen und Gesamtschulen fällt überproportional höher aus, während ihr Anteil am Gymnasium mit 17% eklatant gering ist. Das heißt, dass die Bildungschancen der nicht-deutschen Schüler/Innen an den weiterführenden Schulen einer deutlich verbessert werden müssen.

Tab. 9:

Zu einer differenzierteren Aussage gelangt man durch die Betrachtung nach nationalitätenspezifischer Beteiligung an den unterschiedlichen Schulformen und den Bildungsabschlüssen. Die Staatsangehörigkeit dient dabei nur als Hilfsindikator für soziale Schicht.

Verteilung der Schüler/innen an weiterführenden Schulen nach ausgewählter Nationalität 2000/01 (ohne Grund- und Sonderschulen)

Staatsangehörigkeit

Hauptschule gesamt absolut %

deutsch 38143 afghanisch 250 ehemals jugosla378 wisch* Griechisch 176 iranisch 217 italienisch 133 libanesisch 713 marokkanisch 221 polnisch 174 spanisch 89 türkisch 2142 sonstige 1508

3729 9,78% 36 14,40% 134 35,45% 24 22 32 285 59 27 11 508 288

13,64% 10,14% 24,06% 39,97% 26,70% 15,52% 12,36% 23,72% 19,10%

Realschule absolut %

Gymnasium absolut %

7817 20,49% 17539 45,98% 48 19,20% 47 18,80% 36 9,52% 31 8,20% 38 32 21 33 30 34 19 319 385

21,59% 14,75% 15,79% 4,63% 13,57% 19,54% 21,35% 14,89% 25,53%

46 113 28 8 14 63 27 233 391

26,14% 52,07% 21,05% 1,12% 6,33% 36,21% 30,34% 10,88% 25,93%

Gesamtschule absolut % 6732 17,65% 95 38,00% 55 14,55% 57 46 35 111 81 37 28 800 334

32,39% 21,20% 26,32% 15,57% 36,65% 21,26% 31,46% 37,35% 22,15%

*Anmerkung: Der Begriff "ehemals jugoslawisch" wurde aus Gründen der Vergleichbarkeit mit den Daten des Schuljahres 1995/96 verwendet. Unter diesem Ausdruck ist für das Schuljahr 2000/20001 nach Nationalität zusammengefasst: bosnisch-herzegowinisch, jugoslawisch und kroatisch.

Quelle: amtliche Schulstatistik

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Tab. 10:

Verteilung der Schüler/innen an weiterführenden Schulen nach ausgewählter Nationalität 1995/96 (ohne Grund- und Sonderschulen)

Staatsangehörigkeit

gesamt

deutsch afghanisch ehemals jugoslawisch* griechisch iranisch italienisch libanesisch marokkanisch polnisch spanisch türkisch sonstige

36 160 157 725

Hauptschule absolut % 3 813 10,54% 51 32,48% 243 33,52%

Realschule absolut %

Gymnasium absolut %

6 998 19,35% 27 17,20% 124 17,10%

209 169 144 472 281

29 17 38 198 96

13,88% 10,06% 26,39% 41,95% 34,16%

26 33 28 16 30

12,44% 19,53% 19,44% 3,39% 10,68%

193 106 2 042 836

46 14 670 147

23,83% 13,21% 32,81% 17,58%

32 17 210 114

16,58% 16,04% 10,28% 13,64%

Gesamtschule absolut %

16 903 46,75% 6 110 40 25,48% 30 144 19,86% 142 55 26,32% 79 46,75% 27 18,75% 2 0,42% 25 8,90% 58 38 246 322

30,05% 35,85% 12,05% 38,52%

16,90% 19,11% 19,59%

90 32 40 40 88

43,06% 18,93% 27,78% 8,47% 31,32%

39 31 643 194

20,21% 29,25% 31,49% 23,21%

*Anmerkung: Der Begriff "ehemals jugoslawisch" wurde aus Gründen der Vergleichbarkeit mit den Daten des Schuljahres 1995/96 verwendet. Unter diesem Ausdruck ist für das Schuljahr 2000/20001 nach Nationalität zusammengefasst: bosnisch-herzegowinisch, jugoslawisch und kroatisch.

Quelle: amtliche Schulstatistik

Tab. 11:

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Verteilung an Sonderschulen im Vergleich zu 1995/96 nach ausgewählten Nationalitäten

Staatsangehörigkeit

deutsch afghanisch ehemals jugoslawisch* griechisch iranisch italienisch libanesisch marokkanisch polnisch spanisch türkisch sonstige

Gesamtzahl 2000/01

38 143 250 378 176 217 133 713 221 174 89 2 142 1 508

Sonderschule 2000/01

absolut % an gesamt 2 326 6,10% 24 9,60% 122 32,28% 11 6,25% 4 1,84% 17 12,78% 276 38,71% 37 16,74% 13 7,47% 4 4,49% 282 13,17% 110 7,29%

Gesamtzahl 1995/96

36160 157 725 209 169 144 472 281 193 106 2042 836

Sonderschule 1995/96

absolut % an gesamt 2 336 6,46% 9 5,73% 72 9,93% 9 4,31% 8 4,73% 11 7,64% 216 45,76% 42 14,95% 18 9,33% 6 5,66% 273 13,37% 59 7,06%

*Anmerkung: Der Begriff "ehemals jugoslawisch" wurde aus Gründen der Vergleichbarkeit mit den Daten des Schuljahres 1995/96 verwendet. Unter diesem Ausdruck ist für das Schuljahr 2000/20001 nach Nationalität zusammengefasst: bosnisch-herzegowinisch, jugoslawisch und kroatisch.

Quelle: amtliche Schulstatistik

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32,28%. Bei einem Rückgang der absoluten Zahlen um nahezu 50% ist der Prozentsatz 3mal so hoch von 1995/96 auf 2000/01 gestiegen. Bei gleichzeitiger Rückkehr der Bürgerkriegsflüchtlinge nach Bosnien und Kroatien ist der Verbleib und weitere Zuzug von Roma-Familien unverändert geblieben. Im Vergleich zu deutschen Kindern sind die türkischen Kinder mehr als doppelt so häufig in Sonderschulen vertreten.

Am Beispiel der Sonderschule lässt sich die ungleiche Verteilung und schulische Benachteiligung der verschiedenen Staatsangehörigkeiten besonders gut ablesen: 38,71% aller libanesischen Kinder (mehr als ein Drittel) besucht die Sonderschule. Von schulischer Segregation bedroht ist im besonderen Maße ebenfalls die Gruppe der Schüler/Innen aus dem ehemaligen Jugoslawien mit einem Anteil von

Bildungsabschlüsse

Grafik 5:

Abgänger ohne Hochschulabschluss

37,3

40 30 20 10 0

20,4 4,6

0,0

6,6

0,0

11,8

15,3

8,6

Quelle: amtliche Schulstatistik

Grafik 6:

Abgänger mit Schulabschluss 55,6

20,0 6,6

2,9

1,2

0,0

m

tü rk is ar ch ok ka ni sc h af gh an is ch ir a ni sc lib h an es is ch so ns tig e

9,8

is ch

13,3

sc h

26,2

Quelle: amtliche Schulstatistik

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37,5

37,5

po ln

30,6

de ut sc h gr ie ch is eh ch em ita lie al sni ju sc go h sl aw i. . .

60 50 40 30 20 10 0

Bearbeitung: RAA/Büro für interkulturelle Arbeit

sp an i

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ut sc

h gr ie ch is ch ita lie ni sc eh h em al sj.. . po ln is ch sp an is ch tü rk is m ch ar ok ka ni sc af h gh an is ch ira ni sc h lib an es is ch so ns tig e

2,7

16,1

6,3

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Interkulturelle Orientierung in der Stadt Essen - 2. Umsetzungsbericht zum Handlungskonzept für die interkulturelle Arbeit

Die Hochschulreife als Zugangsvoraussetzung in akademische Berufe und universitäre Ausbildung erreichen ca. 30 % aller deutschen Schüler, während aus der größten Migrantengruppen der türkischen Staatsangehörigen beispielsweise nur 9,8 % die Hochschulreife erlangt. Der niedrigste Anteil liegt (außer bei der Kategorie Sonstige) bei der Gruppe der libanesischen Schüler. Dass die Kategorie Staatsangehörigkeit allein kein Indiz für schulische Benachteiligung darstellt, zeigt auch hier ganz deutlich die Beteiligung der Spanier, Italiener und Iraner, deren Abschlüsse mit Hochschulreife sogar bedeutend über dem Anteil der deutschen Schülerschaft liegen.

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Analog zu dieser statistischen Übersicht korrelieren die Zahlen der Schulabgänger ohne Schulabschluss. Damit wird deutlich, dass einzelne Migrantengruppen in besonderem Maße von Bildungsabschlüssen und damit häufig auch vom Zugang zum Arbeitsmarkt und höher qualifizierten Berufen ausgeschlossen werden. Dies betrifft die in Essen geborenen und aufgewachsenen Kinder von Eltern libanesischer Herkunft, Jugendliche aus dem ehemaligen Jugoslawien (häufig Kinder aus Roma-Familien). Aber auch türkische Jugendliche liegen mit einem Anteil von 16,1% erheblich über dem vergleichbaren Durchschnitt.

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