Integriertes Handlungskonzept Wittenberg West

Lutherstadt Wittenberg Integriertes Handlungskonzept Wittenberg West Endbericht Oktober 2011 Wallraf & Partner Stadt- und Regionalforschung, Stadtpl...
Author: Swen Straub
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Lutherstadt Wittenberg

Integriertes Handlungskonzept Wittenberg West Endbericht Oktober 2011

Wallraf & Partner Stadt- und Regionalforschung, Stadtplanung

Lutherstadt Wittenberg Integriertes Handlungskonzept Wittenberg West Endbericht Oktober 2011

Auftraggeber: Lutherstadt Wittenberg Der Oberbürgermeister Lutherstraße 56 06886 Lutherstadt Wittenberg Auftragnehmer: Wallraf & Partner Stadt- und Regionalforschung, Stadtplanung Humperdinckstraße 16 06844 Dessau-Roßlau Buchenweg 3 14547 Fichtenwalde Bearbeitung: Dr. Wolfram Wallraf Dipl.-Ing. Janine Stiller

Dessau-Roßlau, Oktober 2011

Inhaltsverzeichnis

Integriertes Handlungskonzept Wittenberg West Inhaltsverzeichnis Seite

Vorbemerkung

3

1. Ausgangssituation und Planungsvorgaben

5

1.1 Abgrenzung des Fördergebiets 1.2 Aussagen übergeordneter Planungen

5 7

2. Problemlagen, Potenziale und Handlungsbedarf

15

2.1 Methodische Vorbemerkung 2.2 Demografische Entwicklung 2.3 Soziale Situation 2.4 Wohnen und Freiraum 2.5 Nahversorgung. Dienstleistungen 2.6 Gewerbe und Arbeit 2.7 Gemeinweseneinrichtungen 2.8 Quartiersimage und Identifikation

15 15 20 25 31 31 33 36

3. Leitbild und Arbeitsstrukturen

38

3.1 Leitbild und Ziele der Quartiersentwicklung 3.2 Arbeitsstrukturen

38 40

4. Handlungsfelder: Ziele, Strategien, Projekte

42

4.1 Lokale Wirtschaft, Arbeit, Beschäftigung 4.2 Soziale Infrastruktur - Bildung, Kultur, Freizeit 4.3 Quartiersentwicklung und Wohnen 4.4 Gemeinwesen, Bürgerengagement, Selbsthilfe

42 44 46 48

Anlage Projekte (Übersicht der Maßnahmen, Kosten, Finanzierungen und Umsetzungszeiträume) 1. Vorbemerkung 2. Handlungsfeld I - Stärkung der lokalen Wirtschaft, Arbeit und Beschäftigung 3. Handlungsfeld II - Soziale Infrastruktur, Bildung, Kultur und Freizeit 4. Handlungsfeld III - Quartiersentwicklung, Wohnen und Verkehr 5. Handlungsfeld IV - Gemeinwesen, Bürgerengagement und Selbsthilfe

Integriertes Handlungskonzept Wittenberg West

1 3 6 15 23

1

Integriertes Handlungskonzept Wittenberg West

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Wallraf & Partner

Ausgangspunkt

Vorbemerkung Ausgangspunkt Im Jahr 1999 wurde das Bund-Länder-Programm Soziale Stadt ins Leben gerufen, um sozialer Erosion, räumlicher Segregation, überforderten Nachbarschaften und der Gefahr von gewaltförmigen gesellschaftlichen Konflikten entgegenzuwirken. Als Fördergebiete sollten Stadtquartiere mit besonderem Entwicklungsbedarf ausgesucht werden, die auf Grund ihrer sozialen Zusammensetzung und wirtschaftlichen Situation in ihren Entwicklungschancen besonders benachteiligt sind. Das Programm unterstützt sowohl investive wie nicht-investive Vorhaben, wobei der Handlungsschwerpunkt auf der materiellen und personellen Stärkung der sozialen Infrastruktur und Gemeinwesenarbeit liegt. Besonders unterstützt werden Initiativen zur sozialen und wirtschaftlichen Selbsthilfe und Selbstorganisation. Der Stadtteil Wittenberg West der Lutherstadt Wittenberg wurde erstmals im Zuge des Bundeswettbewerbs „Energetische Sanierung von Großwohnsiedlungen auf der Basis integrierter Stadtteilentwicklungskonzepte“ näher betrachtet. Der gemeinsame Beitrag der beiden größten Wohnungseigentümer im Gebiet, der Wittenberger Wohnungsbaugesellschaft mbH (WIWOG) und der Wohnungsbaugenossenschaft Wittenberg eG (WBG) erhielt einen Zweiten Preis. Im Anschluss an den Wettbewerb entschied sich die Lutherstadt Wittenberg, die ausführlichen Wettbewerbsunterlagen zu einer städtebaulichen Rahmenplanung zu qualifizieren. Die Untersuchungen zur sozialen und demografischen Situation in Wittenberg West, die für die Unterlagen des oben genannten Bundeswettbewerbs vorgenommen und im Laufe der Rahmenplanung nochmals vertieft wurden, ergaben einen dringlichen Handlungsbedarf zur nachhaltigen Stabilisierung der Wohnsiedlung. Daher entschied die Lutherstadt Wittenberg, ein Integriertes Handlungskonzept zu beauftragen.

Zielstellung Mit der Erarbeitung eines Integrierten Handlungskonzeptes (IHK) für das Gebiet Wittenberg West wird das Ziel verfolgt, die vorhandenen Missstände umfassend zu analysieren und Wege zu deren Beseitigung aufzuzeigen, Kommunikations- und Koordinationsprozesse zwischen den Akteuren vor Ort und der Verwaltung anzustoßen sowie Maßnahmen und Projekte für Quartiersentwicklung und Gemeinwesenarbeit vorzuschlagen, welche die sozial-, beschäftigungs-, bildungs-, umwelt- und kulturpolitischen Anforderungen gleichermaßen erfüllen. Ziel des Handelns ist die Stärkung nachhaltiger Strukturen sozialer Integration und räumlicher Vernetzung, um das Stadtquartier zukunftsfähig zu machen. Hierfür sind die Verfahrensprinzipien der Ganzheitlichkeit, des konzentrierten Mitteleinsatzes, der Kooperation aller Akteure sowie der Bürgeraktivierung und Bürgerbeteiligung mit konkreten Inhalten zu füllen und miteinander zu verknüpfen.

Arbeitsaufgaben Im IHK werden die demografische Entwicklung, die soziale Situation, der Wohnungsmarkt, die Ausstattung mit Handels- und Dienstleistungsangeboten sowie mit Gemeinweseneinrichtungen und die lokale Wirtschaft erfasst, analysiert und bewertet. Ebenfalls untersucht werden Quartiersimage und Identifikation der Bewohner mit ihrem jeweiligen Wohnquartier. Das Handlungskonzept bildet die Grundlage für eine frühzeitige Aktivierung und Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, um Bedürfnisse und Handlungsmöglichkeiten der Bewohnergruppen auszuloten sowie Methoden und Maßnahmen der Partizipation zielgerichtet und effektiv zu bestimmen. Auf der Grundlage der Erhebungsbefunde wurde ein integrierendes Leitbild für die Stadtteilentwicklung erarbeitet. Das Leitbild formuliert aktivierende Zielstellungen für die einzelnen gesellschaftlichen Handlungsfelder. Davon ausgehend wurden Strategien, Instrumente und Schlüsselprojekt entwickelt.

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Vorbemerkung

Klassischerweise baut die Soziale Stadt auf vier Handlungsfelder, für die jeweils lokalspezifisch konkret Zielstellungen zu formulieren sind und Handlungsansätze auszuformen sind: ƒ

Bürgeraktivierung, Bürgermitwirkung und Stärkung der Selbsthilfe.

ƒ

Stärkung der lokalen Wirtschaft, Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsangeboten.

ƒ

Ausbau des sozialen und kulturellen Miteinanders, Verbesserung der Integration.

ƒ

Städtebauliche Entwicklung und Verbesserung der Wohnsituation, sichere Stadt.

Aufbauend auf dem Leitbild der Quartiersentwicklung wurden im IHK die Handlungsschwerpunkte und Handlungsfelder herausgearbeitet und mit den Entscheidungsträgern in Verwaltung und Politik sowie mit den Akteuren der Gemeinwesenarbeit vor Ort diskutiert und abgestimmt. Die Gesamtstruktur der Maßnahmen wurde so gestaltet, dass die Ziele des Leitbilds bzw. der Teilleitbilder auf den einzelnen Handlungsebenen in einander ergänzender und einander verstärkender Form angesteuert werden. Der integrative Charakter des Handlungskonzepts schlägt sich in vernetzten Initiativen und Projekten nieder. Nach diesem Kriterium wurden die verschiedenen Vorhabensvorschläge abgewogen und zusammengestellt. Die einzelnen Maßnahmevorschläge wurden hinsichtlich ihrer voraussichtlichen Wirksamkeit, Finanzierbarkeit und Umsetzbarkeit geprüft. Für jedes dieser Vorhaben wird in Abstimmung mit dem Vorhabenträger ein vorläufiger Kosten-, Finanzierungs- und Zeitplan erstellt. Die Angaben können aufgrund der Vorläufigkeit nur unverbindlich sein. Entsprechend der Aufgabenstellung wurde ein Vorschlag zur Festlegung der Arbeitsstrukturen der Sozialen Stadt im Gebiet Wittenberg West unterbreitet, wobei hier an den bestehenden Gremien und Einrichtungen der Gemeinwesenarbeit angesetzt wurde. Im vorliegenden IHK wird die Fördergebietskulisse der Sozialen Stadt auf der Grundlage der sozialräumlichen Analyse abgegrenzt. Das IHK enthält ebenfalls einen Vorschlag zur Evaluierung der Projekte in den verschiedenen Handlungsfeldern.

Weiteres Verfahren In den nächsten Wochen wird es darauf ankommen, das Konzept in möglichst breiter Form und auf allen Ebenen zu diskutieren und durch weitere Vorschläge zu qualifizieren. Angestrebt wird ein selbstbindender Stadtratsbeschluss zum Handlungskonzept im Herbst 2011.

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1.1 Abgrenzung des Fördergebiets

1. Ausgangssituation und Planungsvorgaben 1.1 Abgrenzung des Fördergebiets Die Grenze des Fördergebiets schließt im Süden die Dessauer Straße (B 187) ein und wird vom Stadtteil Klein-Wittenberg begrenzt. Im Westen verläuft die Grenze zumeist entlang der Fröbelstraße und schließt ab der Erich-Weinert-Straße das ehemalige BMK-Gelände samt Bachlauf der Piesteritz bis zur Clara-Zetkin-Straße ein. Im Norden verläuft die Gebietsgrenze anfänglich entlang der Bahnanlagen der Strecke Dessau-Falkenberg und des Bahnhaltepunkts Wittenberg West. Die nördliche Grenze bilden die Flurstücke 55/1, 53/1, die Werner-Seelenbinder-Straße sowie das Flurstück 47/22 bevor die Gebietsgrenze nach Süden abknickt und nördlich entlang der südlichen Flurstücksgrenze der Kleingartenanlage „Wittenberg West“ bis zur Rheinstraße weiterführt. Im Osten bilden die Flurstücke 38/18, 38/19 und weiter über die Rheinstraße ein Teilbereich des Flurstücks 77 und das Flurstück 3/5 die Gebietsgrenze bevor diese im Süden wieder auf die Dessauer Straße abknickt. Das Fördergebiet weist eine Fläche von etwa 52 ha auf. Grundlage für die Abgrenzung des Fördergebiets bildeten die Befunde aus der Analyse der Problemlagen und Potenziale sowie des Handlungsbedarfs (siehe Kap. 3). Die Gebietsabgrenzung entspricht zudem der Abgrenzung des Untersuchungsgebiets zur Rahmenplanung Wittenberg West. Vorschlag zur Abgrenzung des Fördergebiets Wittenberg West

1.1 Aussagen übergeordneter Planungen Flächennutzungsplan Im Flächennutzungsplan1 ist fast das gesamte Fördergebiet als Wohnbaufläche (§ 1 Abs. 1 Nr. 1 BauNVO) dargestellt. Dies betrifft den gesamten Bestand des industriellen Wohnungsbaus, den Geschossneubau, Geschosswohnungsbau der Zwischenkriegszeit als auch die kleinteiligen Wohnbereiche (Doppel- bzw. Reihenhäuser) im Westen des Gebietes entlang der Fröbelstraße sowie der WernerSeelenbinder- und Rudolf-Harbig-Straße, inklusive des Garagenstandorts an der Rheinstraße. 1

Der Flächennutzungsplan der Lutherstadt Wittenberg trat am 10. Juni 2004 in Kraft.

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1. Ausgangssituation und Planungsvorgaben

Lediglich westseitig der Straße An der Christuskirche sowie nördlich des Sportplatzes werden gemischte Bauflächen (§ 1 Abs. 1 Nr. 2 BauNVO) dargestellt. Inbegriffen sind dabei ein großflächiger Gewerbestandort, die Standorte für seniorengerechtes Wohnen und den Nahversorger in der Emmy-SchachStraße sowie Garagenkomplexe. Innerhalb des Fördergebiets wurden keinerlei gewerbliche Bauflächen, Sonder- oder Kerngebiete ausgewiesen. Gemeinbedarfsflächen Als Gemeinbedarfsflächen mit der entsprechenden Zweckbestimmung Schule / Sportplatz (Einrichtungen und Anlagen des Gemeinbedarfs entspr. § 5 Abs. 2 Nr. 2 BauGB) werden der Standort der Schule SK „Karl Marx“ sowie die dazugehörige Turnhalle und der Sportplatz ausgewiesen. Die beiden im Planungsgebiet ansässigen Kindertagesstätten (Evangelischer Kindergarten - An der Christuskirche 2, Kindergarten „Regenbogen“ der AWO - Erich-Mühsam-Straße 33a) werden in einem Beiplan zum FNP dargestellt. Die Christuskirche wurde mit dem entsprechenden Symbol gekennzeichnet. Freiflächen Der Friedhof sowie die Freianlagen der Christuskirche (Straße An der Christuskirche) werden als Grünflächen mit der entsprechenden Zweckbestimmung bzw. Symbol (Friedhof, Kirche) gekennzeichnet. Verkehrsflächen / Versorgungsanlagen Als übergeordnete Straßenverkehrsflächen und örtliche Hauptverkehrszüge (§ 5 Abs. 2 Nr. 3 BauGB) werden innerhalb des Planungsgebietes die Dessauer Straße (B 187) sowie die Straße An der Christuskirche dargestellt. Nördlich des Fördergebiets verläuft die Bahnstrecke Dessau-Falkenberg, die im FNP als Fläche für Bahnanlagen berücksichtigt wurde. Neben den Flächenausweisungen wurden im FNP die Trassen für verschiedene Versorgungsleitungen gekennzeichnet: Fernwärme, Trinkwasser, Abwasser. Darüber hinaus ist auch der Standort des Blockheizkraftwerkes an der Willy-Lohmann-Straße markiert. Charakter der Flächennutzung im Fördergebiet Im Flächennutzungsplan wird für das gesamte Gemeindegebiet die sich aus der beabsichtigten städtebaulichen Entwicklung ergebende Art der Bodennutzung nach den voraussehbaren Bedürfnissen der Gemeinde in den Grundzügen dargestellt (§ 5 Abs. 1 BauGB). Die Darstellungen des Flächennutzungsplans orientieren eindeutig auf die Entwicklung im Bestand als vorrangig für Wohnen genutztem Siedlungsbereich, wobei die Ausstattung mit Versorgungseinrichtungen sowie mit sozialer und technischer Infrastruktur sowie mit einem Grundbestand an öffentlichem Grünraum flächenplanerisch gesichert ist. Neu zu entwickelnde Bauflächenpotentiale in nennenswertem Umfang wurden nicht ausgewiesen.

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Ausschnitt aus dem Flächennutzungsplan der Lutherstadt Wittenberg

Stadtentwicklungskonzept und Rahmenplanung Das städtebauliche Leitbild des Stadtentwicklungskonzepts (STEK) der Lutherstadt Wittenberg orientiert auf die vorrangige Aufwertung des historischen Stadtkerns als multifunktionales Zentrum und identitätsstiftender Anker im Stadtgefüge, auf die Stabilisierung der innerstädtischen Wohnquartiere, auf die Konzentration des Abrissgeschehens im industriellen Wohnungsbau, auf die Beendigung extensiver Flächeninanspruchnahme und auf die Umsetzung neuer Bauvorhaben für Wohnen, Gewerbe und Infrastruktur auf Bestandsflächen. Räumlicher Schwerpunkt für den Stadtumbau im engeren Sinne war zunächst das nordöstlich vom Stadtkern gelegene Wohngebiet am Lerchenberg, wo zwischen 2002 und 2008 im Zuge einer städtebaulichen Neuordnung 1.700 Wohnungen abgebrochen und die Abrissflächen für den Einfamilienhausbau erschlossen wurden. In der STEK-Fortschreibung 2008 wurde das Wohngebiet Am Trajuhnschen Bach für die Jahre 2009 bis 2016 als Stadtumbauschwerpunkt festgelegt, wo die städtebaulichen Kernstrukturen durch Modernisierung stabilisiert, die Innenbereiche durch Abriss aufgelockert und die

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1. Ausgangssituation und Planungsvorgaben

Randbereiche durch Umbau neu strukturiert werden sollen, wobei noch einmal bis zu 1.300 Wohnungen vom Markt genommen werden. 3. Fortschreibung Stadtentwicklungskonzept 2008. Städtebauliches Leitbild des Stadtumbaus. Planausschnitt

Die Großsiedlung Wittenberg West wurde im Stadtentwicklungskonzept von 2001 als Stadtumbaugebiet mit Auflockerungs- und Modernisierungsbedarf ausgewiesen. Die geplanten Gebäudeabrisse konzentrierten sich auf die damals unsanierten Bestände der 1920er und 1930er Jahre. Allerdings wurden in den folgenden Jahren nur 2 Wohngebäude mit 31 Wohnungen abgebrochen. Die trotz mancher Lagenachteile überdurchschnittliche Nachfrage in Wittenberg West bewirkte, dass nach und nach immer größere Wohnungsbestände auf Erhalt gestellt und modernisiert wurden.

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Stadtentwicklungskonzept und Rahmenplanung

Nach dem Wirbelsturm Kyrill, der 2007 gerade in Wittenberg West erhebliche Zerstörungen verursacht hatte und umfangreiche Sofortreparaturen nötig machte, wurde die städtebauliche Entwicklungsstrategie für Wittenberg West überprüft und geändert. In der 3. Fortschreibung des Stadtentwicklungskonzepts von 2008 wurde Wittenberg West größtenteils als umzustrukturierender Stadtteil mit vorrangiger Priorität ausgewiesen. Als städtebauliches Ziel wurde der dauerhafte Erhalt der Siedlung durch Modernisierung und Diversifizierung der Wohnungsangebote sowie die Verbesserung der sozialen Infrastruktur und Qualifizierung des öffentlichen Raums formuliert. Im Jahr 2009 nahmen die Wittenberger Wohnungsbaugesellschaft mbH sowie die Wohnungsbaugenossenschaft Wittenberg eG als ARGE mit ihren Beständen in Wittenberg West am Bundeswettbewerb „Energetische Sanierung von Großwohnsiedlungen“ teil. Im Rahmen des Wettbewerbs wurde erstmals seit 1990 ein integriertes Entwicklungskonzept für den Stadtteil erarbeitet. Der Wettbewerbsbeitrag wurde mit einem Zweiten Preis ausgezeichnet und zur Umsetzung empfohlen. Die Realisierung der energetischen Maßnahmen ist inzwischen gut fortgeschritten. Auf der Grundlage des Wettbewerbsbeitrages entstand die Rahmenplanung Wittenberg West als eine von Verwaltung und Stadtrat getragene planerische Grundlage für die Entwicklung des Stadtteils. Städtebauliche Rahmenplanung Wittenberg West (Stand 2010)2 Städtebauliche Zielstellung war, das Planungsgebiet als Wohnstandort mit sehr guter Infrastrukturausstattung zukunftsfähig zu machen. Die bestehenden Vorzüge sollten erhalten, vorhandene Potenziale erschlossen und städtebauliche Missstände oder Defizite beseitigt werden. Wittenberg West soll als innerstädtisches Quartier des Geschosswohnungsbaus durch Modernisierung und Umbau dauerhaft stabilisiert werden. Größte Herausforderung für die Zukunftsfähigkeit der Großsiedlung ist der bevorstehende Generationswechsel in seiner demografischen wie sozialen Dimension. Zum einen soll sich Wittenberg West hinsichtlich Wohnen, Versorgung, Freiraum und Infrastruktur erheblich besser auf die Bedürfnisse der alternden Stammmieterschaft einstellen, die noch auf geraume Zeit den Großteil der Bewohnerschaft bilden wird. Zum anderen ist es an der Zeit, harte und weiche Standortfaktoren auszubilden, die Wittenberg West für junge Haushaltsgründer und Familien attraktiver macht und Lösungen für ein möglichst konfliktfreies, solidarisches und gegenseitig bereicherndes Zusammenleben der Generationen im Quartier zu finden.

2

Wallraf & Partner Städtebauliche Rahmenplanung Wittenberg West, Stand März 2010

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1. Ausgangssituation und Planungsvorgaben

Ziel ist eine vitale und sozial durchmischte innerstädtische Wohnsiedlung mit urbaner Lebensqualität, gefestigtem Gemeinwesen und attraktivem Image. Um das städtebauliche Leitbild umzusetzen, muss die Siedlungserneuerung mit einem integrierten Ansatz der Quartiersentwicklung folgende Aufgaben bewältigen: ƒ

Das Wohnungsangebot ist zu verbreitern und auf neue Zielgruppen einzustellen. Neben dem Erhalt der bereits modernisierten Wohnlagen sollten in den unsanierten Beständen durch Modernisierung und Umbau neuartige Raum- und Qualitätsangebote entstehen, die sich vom heutigen Bestand abheben und auch für Familien attraktiv sind. Das Wohnungsangebot sollte für differenzierte Einkommen und Lebensformen interessant sein.

ƒ

Im Zuge der Verbreiterung des Wohnungsangebotes für neue Zielgruppen hat sich auch die Freiraumgestaltung auf differenzierte Nutzungsschwerpunkte einzustellen. Neben einer konsequenten Gestaltung von privaten und öffentlichen Freiflächen für ältere Menschen sind im Gebiet auch für Familien speziell mit Kindern sowie heranwachsende Kinder und Jugendliche angemessene Freiraumangebote zu schaffen, die kein Übermaß an Restriktionen aufweisen. Generationsübergreifende und familienfreundliche Angebote fördern Kommunikation und Zusammenhalt im Quartier.

ƒ

Die soziale Infrastruktur ist auf den künftigen Bedarf auszurichten. Zum einen müssen sich die Dienstleistungs- und Gemeinweseneinrichtungen auf eine vermehrt ältere Bewohnerschaft einstellen. Zum anderen müssen die Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche in Umfang und Qualität stabilisiert werden, um dauerhaft die Kapazitäten aus Haushaltsgründern und Familien im Wohngebiet aufrechtzuerhalten.

Städtebauliche Rahmenplanung Wittenberg West, Maßnahmenplan

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2.1 Demografische Entwicklung

2. Problemlagen, Potenziale und Handlungsbedarf 2.1 Demografische Entwicklung Einwohnerzahl Zum 31.12.2009 wurden in Wittenberg West 2.737 Einwohner gezählt. Im Vergleich zum Jahr 1995, als in der Großsiedlung faktisch noch Vollvermietung herrschte, bedeutet dies einen Einwohnerverlust von 22 Prozent. Im Jahresdurchschnitt verminderte sich die Einwohnerzahl um 1,8 Prozent, wobei die stärksten Verluste in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre auftraten. Seit dem Jahr 2008 hat sich der Bevölkerungsrückgang verlangsamt und war mit einem Rückgang von 0,2 Prozent im Jahr 2009 unwesentlich hoch. Die Einwohnerverluste in den Großsiedlungen verliefen nahezu parallel zur gesamtstädtischen Bevölkerungsentwicklung. Heute leben 6 Prozent der Wittenberger im Stadtteil Wittenberg West, 1995 waren es 7 Prozent. Einwohnerzahl (Haupt- und Nebenwohnsitz)3 Jahr 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

Anteil an der Gesamtstadt (in %) 7 7 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6

VÄ gegenüber dem Vorjahr (in %) - 2,4 - 3,0 - 2,1 - 3,0 - 1,5 - 2,8 - 1,8 - 1,3 - 0,6 - 1,6 - 1,1 - 1,7 - 1,6 - 0,2

Einwohnerzahl Wittenberg West 3.511 3.428 3.324 3.254 3.158 3.110 3.022 2.968 2.930 2.913 2.865 2.834 2.786 2.742 2.737

Wittenberg gesamt 53.207 52.458 51.634 50.970 50.374 49.643 48.578 47.778 47.048 46.492 47.340* 46.725 46.146 48.257** 47.615***

* 2004: Eingemeindung Nudersdorf, Schmilkendorf: 1.283 Einwohner ** 2008: Eingemeindung Griebo, Abtsdorf, Mochau: 2.628 Einwohner *** Zum 01.01.2010 wurden die Ortschaften Straach, Boßdorf und Kropstädt mit 2.708 Einwohnern eingemeindet

2.737

2.742

2.786

2.834

2.865

2.913

2.930

2.968

3.022

3.110

3.158

3.254

3.324

3.428

4000 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 0

3.511

Stadtteil Wittenberg West: Einwohnerzahl und Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent4 0 -0,5 -1 -1,5 -2 -2,5 -3 -3,5

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Einwohner Veränderung zum Vorjahr in %

3

Angaben: Lutherstadt Wittenberg, Bereich Statistik und Wahlen; Statistischer Informationsdienst.

4

Angaben: Lutherstadt Wittenberg, Bereich Statistik und Wahlen; Statistischer Informationsdienst.

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2. Problemlagen, Potenziale und Handlungsbedarf

Der Einwohnerschwund von Wittenberg West vollzog sich parallel zur gesamtstädtischen Entwicklung, wenn man das Stadtgebiet von 1993 zugrunde legt und die seitdem erfolgten Eingemeindungen beiseite lässt. Der Stadtteil Wittenberg West wies in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre die stärksten Verluste auf. Seit dem Jahr 2008 hat sich der Bevölkerungsrückgang verlangsamt und ist fast zum erliegen gekommen. Die Einwohnerzahl sank zwischen 1995 und 2009 um 22 Prozent. Der Anteil an der gesamtstädtischen Bevölkerung blieb etwa auf dem gleichen Niveau. Der Bevölkerungsrückgang stagniert seit dem Jahr 2008, was auf Potenziale einer längerfristigen Stabilisierung hinweist. Jedoch besteht aufgrund des rapiden Bevölkerungsschwunds der letzten Jahre anhaltend dringender Handlungsbedarf, um einerseits den Wohnungsbestand und die Infrastruktur an die rückläufigen Bevölkerungszahlen anzupassen und andererseits Maßnahmen zur weiteren Stabilisierung des Stadtteils zu ergreifen.

Altersstruktur Die Erstbeziehergeneration des industriellen Wohnungsbaus der 1930er Jahre lebt zumeist noch heute im Gebiet. Für jüngere Generationen ist das Gebiet bisher wenig attraktiv, so dass sich die Altersstruktur im Planungsgebiet mit der Alterung seiner Einwohner in den letzten Jahren bei insgesamt abnehmender Einwohnerzahl massiv verschoben hat. Die Verschiebungen in der Altersstruktur lassen sich zunächst an den Veränderungen der Einwohnerzahlen in den verschiedenen Altersgruppen ablesen: ƒ

Zum Jahresende 2009 befanden sich 1.263 Bewohner des Gebiets im Rentenalter. Im Vergleich zu 1992 ist die Einwohnerzahl in dieser Altersgruppe um fast das doppelte gewachsen.

ƒ

Die Personenzahl im fortgeschrittenen Erwerbsalter (46 - 65 Jahre) ist zwischen 1992 und 2009 von 1.623 auf 661 gesunken, was einem Verlust von mehr als der Hälfte gleichkommt.

ƒ

Jüngere Erwerbstätige (31 - 45 Jahre) machten im Vorjahr 324 Personen aus, was im Vergleich zu 1992 (411 Personen) einen Rückgang von etwa einem Fünftel gleichkommt.

ƒ

Die Zahl der Haushaltsgründer (19- 30 Jahre) lag im Jahr 2009 bei 312 Bewohnern. Im Vergleich zu 1992 (513) sank der Anteil diese Altersgruppe um mehr als ein Drittel.

ƒ

Besonders drastisch verlief die Entwicklung bei den Kindern und Jugendlichen (0-17 Jahre), deren Zahl von 392 auf 177 Personen, also um fast zwei Drittel, schrumpfte.

Verschiebung der Größenordnungen der Altersgruppen im Gebiet (Zahl der Einwohner)5 2009 177 312 2000

299

1992

324

291

392 0

5

12

485 513

500 0 bis 18

661

1.263 1.115

411 1000 19 bis 30

920 1.623

1500

2000 31 bis 45

734 2500

3000 46 bis 65

3500

4000

über 65

Angaben: Lutherstadt Wittenberg, Bereich Statistik und Wahlen; Statistischer Informationsdienst.

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2.1 Demografische Entwicklung

Folglich haben sich auch die Relationen zwischen den Altersgruppen massiv verschoben: ƒ

Befanden sich im Jahr 1992 20 Prozent der Einwohner im Rentenalter, so verdoppelte sich der Anteil dieser Altersgruppe bis 2009 auf 46 Prozent (Gesamtstadt: 24 Prozent). Bereits heute ist fast jeder zweite Bewohner im Seniorenalter.

ƒ

Im selben Zeitraum sank der Personenanteil im fortgeschrittenen Erwerbsalter von 44 auf 24 Prozent, was um 6 Prozentpunkte unter dem gesamtstädtischen Durchschnitt liegt.

ƒ

Demgegenüber blieb der Anteil von Personen im jüngeren Erwerbsalter mit 12 Prozent in 2009 auf dem Niveau von 1992 (11 Prozent), was unter dem gesamtstädtischen Mittelwert liegt (26 Prozent).

ƒ

Die Personenzahl der Haushaltsgründer sank zwischen 1992 und 2009 von 14 auf 11 Prozent und liegt damit etwa zwei Drittel unter dem gesamtstädtischen Durchschnitt (29 Prozent).

ƒ

Der Anteil von Kindern und Jugendlichen ist weiter gesunken und liegt nun mit 7 Prozent drei Prozentpunkte unter dem Niveau von 1992 und damit deutlich unter dem gesamtstädtischen Durchschnitt (13 Prozent).

Verschiebung der Relationen zwischen den Altersgruppen im Gebiet (Anteile in Prozent)6 2009

7

2000

10

1992

10

11

12 9

24

46

16 14

0%

36

30

11

44

20% 0 bis 18

40%

20

60%

19 bis 30

80%

31 bis 45

46 bis 65

100% über 65

Einwohnerprognose Eine stadtteilbezogene Trendprognose der Einwohnerentwicklung unter Betrachtung der Verschiebungen in den einzelnen Altersgruppen, der Wanderungsbewegung und der natürlichen Bevölkerungsbewegung ergab für Wittenberg West im Jahr 2020 eine Zahl von 2.200 Einwohnern, was gegenüber dem Basisjahr 2008 eine Verminderung von etwa 540 Personen bzw. 20 Prozent bedeutet und damit um 6 Prozentpunkt unter dem Prognosewert für die Gesamtstadt liegt.7 Mit diesem Entwicklungstrend ist eine weitere Verschiebung in der Altersstruktur zu erwarten. Prognostizierte Verschiebung der Altersstruktur in Wittenberg West bis 20208 2020 77 122 181 2015 103 191 172

2008 0

0 bis 18

652 221

313 704

295

496

342 500 19 bis 30

860

668 1000

768 776

1500

31 bis 45

489 2000

46 bis 65

2500 66 bis 76

6

Angaben nach: Lutherstadt Wittenberg, Bereich Statistik und Wahlen, Statistischer Informationsdienst.

7

Wallraf & Partner. Trendprognose für Wittenberg West, April 2009.

8

Wallraf & Partner. Trendprognose für Wittenberg West, April 2009, Basisjahr 2008.

Integriertes Handlungskonzept Wittenberg West

3000 über 76

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2. Problemlagen, Potenziale und Handlungsbedarf

Nach der vorliegenden Trendprognose wird sich die Altersstruktur bis 2020 weiter zugunsten der Personengruppe im Alter von über 65 Jahren verschieben, die dann 53 Prozent der Einwohner in Wittenberg West ausmachen würde. Innerhalb dieser Altersgruppe steht eine drastische Verschiebung an. Die Zahl der Hochaltrigen wird sich verdoppeln, die Personenzahl im Alter zwischen 66 und 75 Jahren halbieren. Die gebietsprägende Erstbeziehergeneration des industriellen Wohnungsbaus der 1960er Jahre, die in den folgenden beiden Jahrzehnten ihre Kinder großzog und während des vergangenen Jahrzehnts in den Ruhestand wechselte, wird in der Großsiedlung alt. Die Generation im fortgeschrittenen Erwerbsalter, die während der 1980er und frühen 1990er Jahre in das Gebiet einzog, bleibt in ihrer heutigen Größenordnung bestehen, was die Stabilität der Mieterschaft und der Nachbarschaften nochmals verdeutlicht. Für jüngere Familien war das Gebiet bislang wenig attraktiv. Sollte sich der gegenwärtige Trend fortsetzen, wird der Anteil der Altergruppen bis 45 Jahre von 29 Prozent im Jahr 2008 auf nur noch 17 Prozent im Jahr 2020 schrumpfen. Die bereits heute vergleichsweise geringe Zahl und Anteil von Kindern, Jugendlichen und jungen Haushaltsgründern bis 29 Jahre würden sich nochmals halbieren. Prognostizierte Anteile der Altersgruppen an der Einwohnerzahl in Wittenberg West (in Prozent) 2020 1 2 6 2015 2 3 2008 2 4 0% 0 bis 6

8 8

30 9

28

11 10%

14

12 20%

7 bis 18

39 20

24 30% 19 bis 30

40%

31 28

50% 31 bis 45

60%

70%

46 bis 65

18 80% 66 bis 75

90%

100% über 75

Der Untersuchungs- und Prognosebefund zeigt, dass im Gebiet ein Generationswechsel ansteht, der sich allerdings über einen relativ langen Zeitraum erstrecken wird. Mittelfristig bleibt die Stabilität des Gebiets ein gutes Stück weit gesichert, wenn seniorenfreundliche Wohnqualitäten sowie Freizeit-, Dienstleistungs- und Betreuungsangebote weiter ausgeprägt werden. Langfristig wird die Perspektive von Wittenberg West davon abhängen, ob und wieweit es gelingt, mit familien- bzw. kinderfreundlichen Angeboten junge Haushalte zu integrieren und ein Miteinander der Generationen zu bewerkstelligen. Seit Anfang der 1990er Jahre hat sich die Altersstruktur im Gebiet bei stark abnehmender Einwohnerzahl massiv verschoben. Während die Altersgruppe der Senioren sowohl relativ als auch absolut gewachsen ist, haben sich Zahl und Anteil von Kindern und Jugendlichen verringert. Sollte sich der gegenwärtige Trend fortsetzen, so ist bis zum Jahr 2020 mit einer weiteren drastischen Verschiebung zu Gunsten der Personen im Rentenalter zu rechnen. Um diesen Tendenzen und der Entwicklung Wittenberg West zu einem Seniorenstadtteil entgegenzuwirken, bedarf es neben der Aufstockung der Kapazitäten für die Seniorenarbeit mit zielgenauen Angeboten für Kommunikation, Freizeit, Bildung, Unterstützung und ehrenamtliches Engagement auch der Ausrichtung und Aufrechterhaltung der Kinderbetreuung auf den gesunkenen Mengenbedarf bei einem qualitativ hohem Niveau. Wittenberg West ist bereits seit Beginn der 1990er Jahre im Vergleich zur Gesamtstadt ein älterer Stadtteil. Berufstätige mit ihren heranwachsenden Kindern waren und sind unterrepräsentiert. Zudem steht ein Generationswechsel an. Um das Gebiet zukunftsfähig zu machen, muss die soziale Infrastruktur auch für junge Haushalts- und Familiengründer attraktiv sein. Entsprechende Wohnangebote und Freizeitaktivitäten für Kinder und Jugendliche sind bei Bedarf vorzuhalten.

14

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2.1 Demografische Entwicklung

Haushaltsstruktur Bereits zu Beginn der 1990er Jahre herrschten in Wittenberg West kleine Haushalte vor. Drei Viertel aller Haushalte bestand aus einer oder zwei Personen. Nur jeder zehnte Haushalt wies 4 oder mehr Personen auf. Die durchschnittliche Haushaltsgröße im Gebiet betrug 2,03 Personen. Die demografische Entwicklung seitdem hat den Trend zu immer kleineren Haushalten verfestigt. Im Jahr 2009 bestanden bereits 43 Prozent aller Haushalte im Gebiet aus nur einer Person. In weiteren 41 Prozent der Haushalte lebten 2 Personen. Nur 10 Prozent aller Haushalte bestehen aus drei Personen. Lediglich 6 Prozent der Haushalte zählten vier oder mehr Personen. Die durchschnittliche Haushaltsgröße im Gebiet lag bei 1,86 Personen. Entwicklung der Haushaltsstruktur im Gebiet (Anteile der Haushaltsgrößen in Prozent)9 2009

43

2000

42

1992

20 1PHH

40 2 PHH

8

15

42

0

60 3 PHH

5 1

11

40

33

4 1

10

41

80

2 100

4 PHH

5+PHH

Insgesamt gesehen ist die Zahl der Haushalte im Gebiet zwischen 1992 und 2009 deutlich gesunken, wegen der Strukturverschiebung zugunsten kleiner Haushalte jedoch nicht so drastisch wie die Einwohnerzahl. Im Jahr 1992 lebten im Untersuchungsgebiet etwa 1.808 Haushalte, heute sind es noch 1.524 Haushalte. Während die Zahl der Ein-Personen-Haushalte in den vergangenen knapp 2 Jahrzehnten nur leicht gestiegen ist, ging die Zahl der Zwei-Personen-Haushalte um etwa ein Sechstel zurück. Die Zahl der Haushalte mit 3 Personen ging um etwa 110 auf etwas mehr als die Hälfte zurück. Die Haushalte mit 4 Personen halbierten sich ebenfalls etwa um 75 und die mit 5 oder mehr Personen um 18. Zahl der Haushalte nach Haushaltsgröße (1992, 2000, 2009)10 652

2009

632

716

2000

684

600

1992 0

200 1 PHH

156 68 16 189

764 400

600 2 PHH

800

1000 3 PHH

88

265 1200

1400 4 PHH

22 143

1600

36 1800

2000

5+PHH

9

Berechnet auf Grundlage der Angaben zur Altersstruktur nach einem Ansatz des Statistischen Bundesamts (Entwicklung der Privathaushalte bis 2025. Ergebnisse der Haushaltsvorausberechnung 2007, Tabelle für die neuen Länder), Wiesbaden 2007.

10

Berechnet auf Grundlage der Angaben zur Altersstruktur nach einem Ansatz des Statistischen Bundesamts (Entwicklung der Privathaushalte bis 2025. Ergebnisse der Haushaltsvorausberechnung 2007, Tabelle für die neuen Länder), Wiesbaden 2007.

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2. Problemlagen, Potenziale und Handlungsbedarf

Die Abschätzung der Haushaltsstrukturentwicklung, die in Hochrechnung der Trends auf der Grundlage der Einwohnerprognose für Wittenberg West vorgenommen wurde, ergibt für 2020 eine Verminderung der Haushaltszahl um etwa 200 (Basisjahr 2008), die nahezu ausschließlich zu Lasten von Haushalten mit 3 und mehr Personen geht. Hauptgrund hierfür ist die zunehmende Überalterung, die mit einem relativen Wachstum von Ein- und Zwei-Personen-Haushalten einhergeht. Setzen sich die heute dominierenden demografischen Trends fort, wird die durchschnittliche Haushaltsgröße in Wittenberg West auf 1,76 Personen schrumpfen. Zahl der Haushalte in Wittenberg West nach Haushaltsgröße (2020)11 122

48 12 600

642 1 PHH

2 PHH

3 PHH

4 PHH

5+PHH

Haushalte 1 Pers. 2 Pers. 3 Pers. 4 Pers. 5+Pers. Gesamt

Zahl 600 642 122 48 12 1.424

Prozent 42 45 9 3 1 100

Bei der insgesamt gesehen gewachsenen Zahl von kleinen Haushalten mit einer oder zwei Personen handelt es sich größtenteils um Seniorenhaushalte und Haushalte im fortgeschrittenen Erwerbsalter. Jüngere Haushaltsgründer bevorzugen andere Gebiete in der Stadt. Die stabile Zahl kleiner Haushalte und die krasse Verminderung größerer Haushalte (Familien) erfordert eine Überprüfung und bedarfsgerechte Anpassung der Wohnangebote, des Wohnumfelds, der Versorgungseinrichtungen und der sozialen Infrastruktur.

2.2 Soziale Situation Erwerbstätigkeit Die Zahl der Erwerbsfähigen in Wittenberg West lag 2009 mit 1.315 Personen fast ebenso hoch wie die Anzahl der Altersrentner (etwa 1.265 Personen). Arbeitslos gemeldet waren im Jahresdurchschnitt 204 Personen, was einem Anteil von 15,5 Prozent an der erwerbsfähigen Bevölkerung im Gebiet ausmachte und damit um etwa vier Prozentpunkte über dem gesamtstädtischen Durchschnitt (11,6 Prozent) lag. Im Vergleich zu 2004, als diese Daten erstmalig erhoben wurden, ist die Arbeitslosenzahl in Wittenberg West gesunken. Damals waren im Jahresdurchschnitt 281 Personen arbeitslos gemeldet, allerdings lag die Rate im Vergleich zur erwerbsfähigen Bevölkerung damals nur geringfügig über dem gesamtstädtischen Mittelwert. Die Erwerbspersonen im Gebiet profitierten demnach unterdurchschnittlich von der zwischenzeitlichen Belebung am Arbeitsmarkt.12 Etwa die Hälfte (47 Prozent) der Arbeitslosen sind Frauen. Die Jugendarbeitslosigkeit (unter 20 Jahre) spielt aufgrund der Altersstruktur des Stadtteils eine untergeordnete Rolle. Knapp ein Drittel der Arbeitslosen ist langzeitarbeitslos.

11

Berechnet auf Grundlage der Angaben zur Altersstruktur nach einem Ansatz des Statistischen Bundesamts (Entwicklung der Privathaushalte bis 2025. Ergebnisse der Haushaltsvorausberechnung 2007, Tabelle für die neuen Länder), Wiesbaden 2007.

12

Quelle: Lutherstadt Wittenberg, Statistische Berichte, 2004 bis 2009.

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2.2 Soziale Situation

Quartiersmilieu und Image Das soziale Klima im Gebiet wird von kleinen und älteren Haushalten in überwiegend mittleren und sicheren Einkommensverhältnissen dominiert. Jeweils etwa die Hälfte der Haushalte bezieht Altersrenten und Erwerbseinkommen. Der Anteil transferabhängiger Haushalte liegt schätzungsweise bei etwa 10 Prozent. Da sich ein Großteil der Bewohner bereits in den frühen 1990er Jahren im Ruhestands- oder Vorruhestandsalter befand, wurde das Wohngebiet von der einsetzenden Einkommensdifferenzierung, nachholenden Wohneigentumsbildung und sozialen Entmischung der Bewohnerschaft nur geringfügig betroffen. Wegzüge betrafen vor allem die noch verbliebenen und inzwischen erwachsen gewordenen Kinder, während die Elterngeneration in großen Teilen blieb. Die Fluktuation ist gering, die Gebietsbindung hoch. Viele Nachbarschaften blieben stabil, was den sozialen Zusammenhalt innerhalb der älteren Generation bewahrt hat. Die prägende Erstbeziehergeneration rückt immer weiter ins Rentenalter vor. Die in dieser Generation noch vergleichsweise stabilen Zweierbeziehungen beginnen, sich aus natürlichen Gründen (Tod des Partners) aufzulösen. Die Zahl von Einpersonenhaushalten steigt weiter. Der Anteil hochaltriger, behinderter und hilfebedürftiger Einwohner wird deutlich steigen. Jüngere Familien und Haushaltsgründer bilden eine Minderheit im Gebiet. Obwohl die Großsiedlung mit Versorgungseinrichtungen und sozialer Infrastruktur gut ausgestattet ist, wird das Zuzugsinteresse jüngerer Haushalte durch das generationsgeprägte soziale Klima sowie das wenig prägnante Image stark gedämpft. Die schwache Identität als Wohngebiet, das fehlende Image als gute Wohnadresse sowie die absolute Abwesenheit von prägnanten, imagebildenden und identitätsstiftenden Merkmalen prägen bestimmen derzeit den Charakter des Gebiets. Wittenberg West gilt in der Stadt weder als „angesagte“ Wohnadresse noch als besonders familien- oder kinderfreundliches Quartier. Kleinen und mittlere Haushalte mit mittleren bis sicheren Einkommen prägen das Quartiersmilieu, wobei Senioren den größten Anteil ausmachen. Jüngere Familien und Haushaltsgründer sind nur vereinzelt im Gebiet zu finden. Obwohl die Siedlung gut mit Versorgungs- und Infrastruktureinrichtungen ausgestattet ist, wird das Zuzugsinteresse jüngerer Haushalte gedämpft. Die prägende Erstbeziehergeneration ist zumeist bereits im Rentenalter. Der Anteil hochaltriger, behinderter und pflegebedürftiger Einwohner wird weiter steigen. Es müssen Vorkehrungen getroffen werden, damit diese Bewohnergruppe so lange als möglich selbst bestimmt im Quartier verbleiben kann. Um ein vitales Stadtquartier zu schaffen, das auch für Familien wieder attraktiv ist, müssen stärkere Anstrengungen und Aktivierungen der vorhandenen Mitwirkungsbereitschaft und Gestaltungspotenziale in der Bewohnerschaft unternommen werden. Dies betrifft die Teilhabe am Quartiersleben als auch das Engagement für das Gemeinwesen. Es müssen Wege für ein besseres Miteinander der Generationen und ein besseres Quartiersimage gefunden werden. Notwendig ist zudem eine wesentlich offensivere Öffentlichkeitsarbeit, um Wittenberg West vom Klischee eines abgeschotteten und profillosen „No-Name-Gebiet“ zu befreien und zu einem attraktiven Image als gute Wohnadresse für Jung und Alt zu verhelfen. Neue Vorzüge sind zu schaffen und dann auch wirkungsvoll zu verkaufen.

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2. Problemlagen, Potenziale und Handlungsbedarf

2.3 Wohnen und Freiraum Wohnungsbestand Zum 31.12.2009 wurden im Planungsgebiet 1.839 Wohnungen gezählt. Davon entfielen 1.295 Wohnungen auf den industriellen Wohnungsbau (Großblockbauweise der 1960er Jahre), 29 Wohnungen auf den Geschossneubau seit 1995, 453 Wohnungen auf den Geschosswohnungsbau der Zwischenkriegszeit sowie 62 Wohnungen auf Doppel- und Reihenhäuser, die ebenfalls in den 1920er und 1930er Jahren errichtet wurden. Letztere befinden sich überwiegend im selbstgenutzten Privateigentum.

Eigentumsverhältnisse Insgesamt 1.450 Wohnungen befinden sich im Bestand der Wittenberger Wohnungsbaugesellschaft mbH / WIWOG (777 WE) und der Wohnungsbaugenossenschaft Wittenberg eG / WBG (673 WE).13 Beide Wohnungsunternehmen kommen damit auf einen Anteil von 79 Prozent am Gesamtbestand bzw. 82 Prozent am Mietwohnungsbestand im Gebiet. Weitere Mietwohnungsbestände im Gebiet gehören der Volksheimstätte Göttingen eG (56 WE), der DKB Immobilien GmbH (64 WE) sowie anderen privaten Eigentümern (207 WE).

Wohnraumstruktur, Wohnverhältnisse und Mieten Im Planungsgebiet Wittenberg West überwiegen eher kleine Wohnungen mit 2 und 3 Räumen14, die zu jeweils etwa gleichen Teilen zusammengenommen 82 Prozent des Bestands ausmachen. Jede zehnte Wohnung weist 4 Räume auf, nur jede zwanzigste Wohnung hat 5 oder mehr Räume. Auch Einraumwohnungen gibt es kaum (Anteil 4 Prozent). Im Durchschnitt hat jede Wohnung 2,6 Räume. Gemessen an der durchschnittlichen Wohnfläche von 56,10 m²/WE weist Wittenberg West unter allen Stadtteilen die kleinsten Wohnungen auf, was neben der unterdurchschnittlichen Raumzahl pro Wohnung auch der recht bescheidenen Raumgröße geschuldet ist. Anteil der Wohnungen nach Zahl der Räume sowie der Haushalte nach Zahl der Personen (in %) 45 40

42

42

40

35

Anteil nach Zahl der Personen im Haushalt

40

Anteil nach Zahl der Räume in der Wohnung

30 25 20 15 10

11

5

10 6

4

0 1

2

3

4

2

5 5+

Das Verhältnis zwischen Raumzahl pro Wohnung und Personenzahl pro Haushalt ergibt, dass der Wohnungsbestand für kleinere Haushalte mit moderaten Flächenansprüchen recht gut geeignet ist. Die vorhandene Wohnraumstruktur ermöglicht eine aufgelockerte Verteilung, wonach rein rechnerisch jedem Haushalt eine Wohnung zur Verfügung steht, deren Raumzahl um Eins über der Zahl der Haus13

Allen Angaben zu den Wohnungsbeständen von WIWOG und WBG stammen aus unternehmensinternen Erhebungen (inklusive der Sanierungs-, Modernisierungs- und sonstigen Vorhaben).

14

Angaben zur Raumzahl jeweils ohne Küche und Bad.

18

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2.3 Wohnen und Freiraum

haltsmitglieder liegt. Für Haushalte mit einer, zwei oder drei Personen gilt dies uneingeschränkt, für Haushalte mit 4 und mehr Personen annähernd. Wobei zu berücksichtigen ist, dass bei einer Leerstandsquote von 10 Prozent noch Auflockerungsmöglichkeiten vorhanden sind. Die Nettokaltmieten bewegen sich im voll- bzw. teilsanierten industriellen Wohnungsbau zwischen 4,50 und 4,80 €/m². Im voll sanierten Altbau liegen sie bei etwa 5,00 €/m², im unsanierten Altbau (Ofenheizung) fallen sie bis auf 3,00 €/m.

Nachfragegruppen15 Die Wohnnachfrage in Wittenberg West wird durch die Dominanz kleiner Wohnungen mit 2 bis 3 Wohnräumen (ø 56 m²), die recht niedrigen Nettokaltmieten (3,00 bis 4,80 €/m²) und den großen Anteil einer stabilen Stammmieterschaft (Erstbezieher der 1960er Jahre) strukturiert. Die dominierenden Nachfragegruppen sind Seniorenhaushalte (46 Prozent der Einwohner sind älter als 65 Jahre) sowie Haushalte ohne Kinder im fortgeschrittenen Erwerbsalter (24 Prozent der Einwohner sind zwischen 46 und 65 Jahren alt). Kleine junge Haushalte haben einen Anteil von etwa 10 Prozent. Weniger als 6 Prozent aller Haushalte wird von Familien mit Kindern unter 18 Jahren gebildet. Folglich machen Haushalte mit einer oder zwei Personen mehr als vier Fünftel der Gesamtnachfrage aus, nur jeder zehnte Haushalt zählt drei Personen, lediglich 8 Prozent der Haushalte umfassen vier und mehr Personen. Die Kombination von bescheidenen Wohnflächen und moderaten Mieten machen das Wohnungsangebot (speziell im weitgehend sanierten industriellen Wohnungsbau) für Haushalte mit unterdurchschnittlichen bzw. niedrigen Einkommen attraktiv. Hierzu zählen vor allem Rentner, Einzelpersonen oder Paare mit niedrigem Erwerbseinkommen, junge Haushaltsgründer in Ausbildung oder am Start der beruflichen Karriere. Dies gilt auch für transferabhängige Haushalte, die etwa 10 Prozent der Mieterschaft ausmachen. Für Empfänger von Transferleistungen nach SGB II und SGB XII („Hartz 4“) sind die typische 2-RaumWohnung (42 m²) bei einer Person bzw. die 3-Raum-Wohnung (57 m²) bei zwei Personen nach den Richtwerten des Landkreises Wittenberg16 sowohl bezüglich der Wohnfläche als auch bezüglich der Mietkosten durchaus erschwinglich. Lagevorteile, die gerade von den gegenwärtig dominierenden Nachfragegruppen wahrgenommen werden, sind die gute Versorgungssituation und ÖPNV-Anbindung sowie die Nähe zum Elbepark und zum Stadtzentrum. Angesichts des für eine schrumpfende Stadt sehr guten Vermietungsstands in den voll- und teilmodernisierten Wohngebäuden ist davon auszugehen, dass Lagenachteile, wie die Immissionsbelastung durch Bundesstraße und Bahn oder das wenig ausgebildete Quartiersimage bislang für die Mieterentscheidung nicht ausschlaggebend sind.

Herausforderungen durch absehbare Nachfragetrends Trotz der heute recht günstigen Vermietungssituation ist die künftige Nachfrage nach dem Wohnungsbestand in Wittenberg West keineswegs gesichert. Die Zukunftsfähigkeit des Wohnstandorts ist mit folgenden Herausforderungen konfrontiert:

15

Ausführlich zur Alters- und Haushaltsstruktur sowie zur sozialen Situation im Stadtteilentwicklungskonzept.

16

Vgl. Verwaltungsvorschrift des Landkreises Wittenberg zur Gewährung von Leistungen für Unterkunft und Heizung nach dem Sozialegesetzbuch (SGB) II. und XII. Buch, S. 14: Obergrenzen für eine Person: 50 m², Netto-Kaltmiete: 210 €, NK: 55 €. Obergrenzen für zwei Personen: 60 m², Netto-Kaltmiete: 252 €, NK: 66 €.

Integriertes Handlungskonzept Wittenberg West

19

2. Problemlagen, Potenziale und Handlungsbedarf

Bedürfnissen und Ansprüchen der Älteren gerecht werden, Stammmieter halten! ƒ

Die weitaus größte Mietergruppe wird heute und künftig von Senioren und zunehmend von Hochaltrigen gebildet, die in wachsendem Maße auf seniorengerechte bzw. zum Teil auch explizit behindertengerechte Wohnangebote sowie Dienstleistungen angewiesen sind. Die Siedlung ist bislang nur unzureichend darauf eingerichtet.

ƒ

Die Mietergeneration im Vorruhestands- und Pensionsalter ist weniger mobil als die jüngeren Altersgruppen und bildet ein an sich stabiles Mieterklientel. Zum Zeitpunkt der Pensionierung überlegen jedoch viele Haushalte noch einmal grundsätzlich, ob die augenblickliche Wohnsituation für ein Leben im Alter wirklich gut geeignet ist.

ƒ

Die Bedürfnisse der älteren Generation müssen sehr ernst genommen werden, zumal Unzufriedenheiten mit Wohnung, Umfeld und Nachbarschaft sowie Defizite in der öffentlichen Sicherheit bei den „neuen Rentnern“ schneller als früher zu Umzugsentscheidungen führen und der Wohnungsmarkt auf absehbare Zeit entspannt bleibt.

ƒ

Die zahlenmäßig dominierenden älteren Bewohner verfechten mit großer Konsequenz ihre Vorstellungen über Ordnung und Zusammenleben. Dies betrifft insbesondere das Verhältnis zu Kindern und Jugendlichen im Wohnumfeld und öffentlichen Raum, was zu massiven Konflikten führen und den Generationswechsel ausbremsen kann.

Neue Zielgruppen erschließen, soziale Durchmischung durch gezielte Angebote fördern! ƒ

Setzt sich der bisherige demografische Trend fort, wird die Zahl der Wohnhaushalte im Gebiet bis 2020 um etwa 200 sinken, was zu einer Leerstandsquote von 21 Prozent führen würde. Um den Wohnstandort nachhaltig zu stabilisieren, müssen unbedingt neue Zielgruppen erschlossen werden, ohne aber die Stammmieter zu verprellen.

ƒ

Familien bilden eine Minderheit im Gebiet, sind aber für die soziale Integration, ein funktionierendes Gemeinwesen und letztlich auch für die Zukunftsfähigkeit des Gebietes unerlässlich. Um wieder mehr Familien ins Gebiet zu holen, sind neue Wohnangebote und kindergerechte Freiraumgestaltungen sowie Gemeinweseneinrichtungen nötig.

ƒ

Das Wohngebiet wird auf Grund der dominierenden Wohnraumstruktur und Ausstattung für Haushaltsgründer mit bescheidenen Einkommen interessant bleiben. Diese Zielgruppe stellt an das Wohnquartier keine besonderen Anforderungen und ist mobil genug, um Freizeitangebote überall in der Stadt wahrzunehmen. Sie belebt das Gebiet, verursacht in der Regel kaum Ärger, ist aber auf ein Minimum an Toleranz angewiesen.

ƒ

Auch künftig wird Wittenberg West für Geringverdiener interessant sein, die von Transferleistungen abhängig oder im Niedriglohnsektor beschäftigt sind. Gebraucht wird eine ordentliche Wohnung mit einer guten Adresse, ein preiswerter Zugang zu Versorgungs-, Dienstleistungs- und Mobilitätsangeboten sowie ggf. sozialer Beratung und Hilfe.

ƒ

Für einkommensstarke Haushalte, die sich auf dem Mietwohnungsmarkt umsehen, hat das Wohngebiet nichts zu bieten. Benötigt werden Angebote mit Eigentumsqualitäten, speziell für jüngere Haushalte bzw. Familien, die gut verdienen, sich aber aus beruflichen oder privaten Gründen (noch) nicht dauerhaft an Wittenberg binden können.

20

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2.3 Wohnen und Freiraum

Sanierungsstand von Wohngebäuden und Wohnumfeld Der Sanierungsstand in den 32 Gebäuden des industriellen Wohnungsbaus von WIWOG und WBG ist bereits recht hoch. Im Bereich Erich-Mühsam-Straße / Hermann-Duncker-Straße / Philipp-MüllerStraße erfolgte zwischen 1992 und 1995 eine komplexe Modernisierung (Bauwerkssanierung mit Außendämmung – WDVS, Einbau neuer Fenster und Haustüren mit Wechselsprechanlage, neue Dacheindeckung und Dachbodendämmung, Treppenhausrenovierung). Im zuvor ofenbeheizten Bereich Dessauer Straße / Emmy-Schach-Straße / Erich-Weinert-Straße / An der Christuskirche wurden die Wohnungen zwischen 1993 und 1996 auf Zentral- bzw. Etagenheizung (Gas) umgestellt. Zugleich wurden hier ebenfalls neue Fenster und Haustüren (mit Wechselsprechanlage) eingebaut, die Dacheindeckung erneuert, eine Dachbodendämmung vorgenommen und die Treppenhäuser renoviert. In den WBG-Beständen wurden 1997 einbruchshemmende und schallmindernde Wohnungseingangstüren eingebaut. Im Bereich nördlich der Erich-Mühsam-Straße wurde die Warmwasserversorgung in den Jahren 2000/2001 von Gasthermen auf eine zentrale Warmwasseraufbereitung umgestellt, die durch die Fernwärmelieferung der Stadtwerke Wittenberg gespeist wird. Zugleich wurden die elektrotechnischen Anlagen erneuert (Lampen, Schalter und Kabel für die Treppenhäuser, Einrichtung zentraler Zählerplätze, Neuverlegung der Zuleitungskabel in die Wohnungen entsprechend der DIN/VDE). Zwischen 2001 bis 2007 wurden an 411 Zwei-Raum-Wohnungen Balkone angebaut, sodass faktisch der gesamt industriell errichtete Wohnungsbestand mit Balkonen ausgestattet ist. Insgesamt gesehen wurden im industriellen Wohnungsbau die Versorgungsstränge, Heizungen, Dächer, Fenster und Balkone nach 1990 durchgängig erneuert. Bis auf 6 Wohngebäude sind auch die Fassaden saniert worden. In 9 Wohngebäuden wurden Hauseingänge und Treppenhäuser erneuert. Der Wohnungsbau der 1920er und 1930er Jahre weist einen sehr unterschiedlichen Sanierungsstand auf. Insgesamt handelt es sich um 41 Wohngebäude. 33 Wohngebäude gehören der WIWOG, der Rest ist auf mehrere private Eigentümer verstreut. ƒ

Unter den Beständen der WIWOG sind 18 Wohngebäude voll modernisiert und 10 Wohngebäude teilsaniert (bei 6 Wohngebäuden fehlt lediglich die Fassadensanierung). Weitere fünf Wohngebäude werden derzeit saniert. Das Raumprogramm sieht eine Mischung aus kleinen und großen Wohnungen vor, so dass individuelle Angebote für Alte und Junge sowie Kleinhaushalte und Familien entstehen.

ƒ

Von den 8 Mietwohngebäuden der Zwischenkriegszeit, die sich in privater Hand befinden, sind 4 vollständig saniert und faktisch auch voll vermietet. Die übrigen vier Gebäude, welche die Randbebauung entlang der Dessauer Straße zwischen Oskar-Meßter-Straße und Ernst-Moritz-ArndtStraße bilden, sind mit Ausnahme der nach dem Wirbelsturm Kyrill reparierten Dächer vollständig unsaniert und stehen fast gänzlich leer.

teilsanierte Wohngebäude Kleiststraße

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Sanierte Wohngebäude, schlechter Straßenzustand Hermann-Duncker-Straße

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2. Problemlagen, Potenziale und Handlungsbedarf

Wohnungsleerstand Zum 31.12.2009 wurde in Wittenberg West ein Leerstand von 182 Wohnungen ermittelt. Dies entspricht einer Leerstandsquote von etwa 10 Prozent und liegt somit unter dem gesamtstädtischen Durchschnitt von 12 Prozent.17 Im Bestand von WIWOG und WBG standen insgesamt 96 Wohnungen leer, was einer Leerstandsquote von lediglich 7 Prozent entspricht. Zieht man hiervon die Zahl der sanierungsbedingt leer stehenden Wohnungen (53 WE) ab, reduziert sich die Leerstandquote auf nur noch 3 Prozent. Die übrigen 72 leer stehenden Wohnungen konzentrieren sich zu etwa 80 Prozent auf den unsanierten Bestand eines privaten Eigentümers, der nahezu vollständig leer steht. Öffentlicher Raum Wittenberg West ist als ein durchgrüntes Wohngebiet zu bezeichnen. Prägend für die Freiraumgestaltung der Siedlung der 1920/30er Jahre ist vor allem die einheitliche Hecken- sowie Baumbepflanzung (Rotdorn), die neben der Abgrenzung der Grundstücke auch die Hauseingänge markiert. Unterstützt wird der grüne Charakter durch die von den Mietern oft sehr liebevoll gepflegten Vorgärten. Das gleichmäßige Gestaltungsbild wird jedoch in einigen Teilbereichen durch fehlende Hecken und Bäume gestört. Die Erich-Mühsam-Straße wird von den Bewohnern als zentrale Achse im Wohngebiet empfunden und sollte als stadtteilprägende Grünachse ausgeprägt werden. Die Herstellung eines einheitlich begrünten Streifens sowie ergänzende Baumpflanzungen sind aufgrund des aktuellen Straßenquerschnitts und der desolaten Stellplatzsituation derzeit nicht möglich. Voraussetzung für die Gestaltung der ErichMühsam-Straße ist die Neuordnung der Stellplatzsituation. Das Wohnumfeld im gesamten nördlichen Bereich der Großsiedlung ist bislang nur in Teilen modernisiert worden. In den Jahren 1993 bis 1996 wurden an einzelnen Wohngebäuden insgesamt 72 neue PKW-Stellplätze eingerichtet (Dessauer Straße 227-229, Erich-Weinert-Straße 5-9, Erich-WeinertStraße 17-21, An der Christuskirche 11-13, Philipp-Müller-Straße). Im gesamten Wohngebiet wurden die Betonwege durch Pflasterung ersetzt und verbreitert, um die Anfahrt per PKW zu erleichtern und Rettungskräften ein schnelles Handeln zu ermöglichen. Innerhalb der Wohnhöfe konnten während der 1990er Jahre im Rahmen von Wohnumfeldgestaltungen etliche Fußwege erneuert und Wegebeziehungen entsprechend den Gewohnheiten der Bewohner angepasst werden. Es wurden 19 abschließbare Müllcontainerplätze zur Unterstellung der Einzelmülltonnen, Biomülltonnen und Papiercontainer sowie neue Wäschetrockenplätze eingerichtet. Flächendeckend wurden Versickerungsanlagen für das anfallende Regenwasser von den Dächern errichtet, um die kalten Betriebskosten zu senken. Südlich der Erich-Mühsam-Straße sind nur vereinzelt Aufwertungsmaßnahmen (Sitzgruppen, Erneuerung der Wege) unternommen worden. Insgesamt ist das Wohnumfeld der Siedlung durchgrünt, aber auch von Wildwuchs und Unübersichtlichkeit gekennzeichnet, was die Aufenthaltsqualität und das subjektive Sicherheitsgefühl schmälern kann. Die Straßen im Gebiet befinden sich ausnahmslos in einem schlechten bzw. desolaten Zustand und haben mindestens seit den 1960er Jahren keine großflächigen Reparaturen erfahren. Bis auf die Straße An der Christuskirche – als Pflasterstraße mit teilweise unbefestigtem Gehwegen – sind alle anderen Straßen fahrbahnseitig mit einer einlagigen dünnen Asphaltdecke auf einem Schotterbett versehen. Ein Teil der Straßen ist bis heute nicht befestigt. Dazu zählen die Schillstraße sowie Teilbereiche der Oskar-Meßter-Straße. Insgesamt besteht ein erheblicher Sanierungsbedarf. Der Zustand aller Straßen im Quartier erfordert bei einer Sanierung den grundhaften Ausbau. Gleiches trifft auch für die Kanäle zur Niederschlagsentwässerung zu.

17

22

Angaben nach: KOMSTAT-Stadtumbaumonitoring 2009. Lutherstadt Wittenberg.

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2.3 Wohnen und Freiraum

Das Fußwegenetz im Gebiet verläuft überwiegend Straßen begleitend. Der Zustand der Fußwege ist größtenteils desolat und entspricht nicht dem Anspruch des Gebietes einer altengerechten und behindertengerechten Ausstattung. Die in der Regel beidseitigen Gehwege sind mit Gehwegplatten befestigt. Teilweise bzw. abschnittsweise wurden bereits Erneuerungen des Gehweges durch Pflasterung vorgenommen. Der Gehweg in der Schillstraße wurde nach der Wende nur einseitig gepflastert. Die Gehwege in der Fröbelstraße, Teilbereiche in der Erich-Weinert-Straße sowie An der Christuskirche sind unbefestigt. Altengerechte und behindertenfreundliche Querungen in der Straße An der Christuskirche in Höhe Erich-Weinert-, Erich-Mühsam-Straße sowie Emmy-Schach-Straße fehlen teilweise. Speziell im Bereich der Erich-Mühsam-Straße befindet sich zwischen dem befestigten Gehweg und der Fahrbahn ein unbefestigter Streifen. Der Zustand der Gehwegbefestigung ist als bedenklich einzustufen. Verschärft wird die Situation dadurch, dass durch halbhohes Parken in der Erich-Mühsam-Straße die bereits von Altersschäden gekennzeichnete Gehwegbefestigung zusätzlich beansprucht wird. Außerdem wird die Befestigung der Gehweganlagen aufgrund der geringen Fahrbahnbreite in der PhillipMüller-Straße, der Hermann-Duncker-Straße, der Oskar-Meßter-Straße und der Kleiststraße durch den auf den Fußweg ausweichenden Begegnungsverkehr zusätzlich in Mitleidenschaft gezogen. Eine Sanierung des Wegenetzes sowie die Anpassung auf die Bedürfnisse der älteren Bewohnerschaft werden als dringend notwendig erachtet. Mit hohem Arbeits- und finanziellem Aufwand wird seit 2007 daran gearbeitet, den Zustand durch punktuelle Reparaturen zu verbessern. Faktisch besteht im gesamten Straßennetz des Soziale Stadt Gebiets grundhafter Ausbaubedarf. Da der Gesamtumfang der Maßnahmen die Finanzkraft von Kommune und Anliegern weit übersteigt, wird nach Verfahren gesucht, den Sanierungsbedarf nach Prioritäten zu gliedern und in den Investitionsplan aufzunehmen. Der Leerstand (10 %) konzentriert sich auf die unsanierten Bestände der Zwischenkriegszeit der beiden großen Wohnungsunternehmen WIWOG und WBG sowie eines privaten Eigentümers. Wittenberg West ist ein durchgrünter Stadtteil geprägt durch die Kombination einer einheitlichen Hecken- sowie Baumbepflanzung sowie gepflegten privaten Gärten. Das gleichmäßige Gestaltungsbild wird jedoch in einigen Straßenabschnitten gestört. Im öffentlichen Raum sind in Teilbereichen Anfang der 1990er Jahre teilweise Aufwertungen vorgenommen worden. Verbuschung und Wildwuchs schmälern jedoch die Aufenthaltqualität. Nötig sind zum einen unaufwendige, aber permanente Maßnahmen zur Pflege und Bestandsicherung der Anlagen. Ziel sollte es darüber hinaus sein, im Zuge der Aufwertung des öffentlichen und privaten Raums die vorhandenen Gestaltungselemente (Hecken, kleinkronige Bäume) aufzugreifen und in ein einheitliches Gestaltungsbild für den Freiraum einfließen zu lassen. In den mit Aufenthaltsqualität unterrepräsentierten Bereichen ist die Neuanlage von Freiraumangeboten mit differenzierten Nutzungsschwerpunkten zur Aufwertung und Verbesserung der Aufenthaltsqualität vorzunehmen. Neben alterspezifischen Freiraumangeboten sind auch familienfreundliche Angebote sowie generationsübergreifende Treffpunkte zu schaffen. Die behutsame Neuordnung sollte zur Identitätssteigerung unter Einbeziehung der Bewohner erfolgen. Der Straßenzustand sowie die Situation des ruhenden Verkehrs weist im gesamten Gebiet durchgängig dringenden Handlungsbedarf auf. Die vorhandenen Mängel mindern die Nutzungsqualität und Verkehrssicherheit deutlich, wodurch auch das Stadtquartier als Wohnlage abgewertet wird. Gebraucht wird eine Planungsprozedur, die mit Rücksicht auf private und öffentliche Haushalte das Problem nach Prioritäten angeht.

Integriertes Handlungskonzept Wittenberg West

23

2. Problemlagen, Potenziale und Handlungsbedarf

2.4 Nahversorgung, Dienstleistungen und Gewerbe Die Nahversorgung der Bevölkerung im Planungsgebiet mit Gütern des täglichen Bedarfs ist nach quantitativen und qualitativen Kriterien sehr gut. Im Westen des Gebiets steht das Nahversorgungszentrum „An der Christuskirche“. Im Süden direkt an der Gebietsgrenze Dessauer Straße befindet sich das große Einzelhandels- und Dienstleistungszentrum „Elbe-Park“ (Integriertes Versorgungszentrum). Ein weiterer Discounter wurde südlich der Dessauer Straße an der Ecke Hermann-Kürschner-Straße errichtet. Die gute Versorgungssituation wird durch ergänzende kleinteilige Handels- und Dienstleistungsangebote entlang der Dessauer Straße in unmittelbarer Nachbarschaft komplettiert (Kleinteiliger Versorgungsbereich). Die Altstadt (Hauptzentrum) ist per ÖPNV, MIV oder Fahrrad in etwa 15 Minuten erreichbar.18 ƒ

Im Elbe-Park befinden sich ein Discounter, ein Baumarkt und ein Getränkemarkt, eine Drogerie, zwei Bäcker, ein Fleischer, ein Laden für Anglerbedarf, ein Möbelmarkt, ein Frisör, Dänisches Bettenhaus, zwei Teppichhändler, ein Schreibwarengeschäft, eine Reinigungsannahme inkl. Post, eine Spielhalle, ein Imbiss, ein Reisebüro, ein Sonnenstudio sowie ein Fitnessstudio und verschiedene Textilanbieter. Ergänzend dazu befinden sich im Versorgungsbereich eine Tankstelle, eine gastronomische Einrichtung und eine Bankfiliale.

ƒ

Im Nahversorgungszentrum „An der Christuskirche“ befindet sich ein Discounter mit einem eingegliederten Bäcker und einem Blumenladen (1.190 m² VKF).

ƒ

Der kleinteilige Versorgungsbereich entlang der Dessauer Straße wird geprägt durch verschiedene textile Handelseinrichtungen, mehrere Bäcker und Fleischereien, drei Apotheken, einer Drogerie, einer Gaststätte, mehrerer Versicherungsbüros und einer Bank.

Innerhalb des Soziale Stadt Gebiets wird das Angebot durch eine gastronomische Einrichtung in der Straße An der Christuskirche sowie einen kleinen Laden an der Erich-Mühsam-Straße ergänzt, der zentral im Planungsgebiet liegt und Waren des täglichen Bedarfs anbietet. Darüber hinaus sind in der Erich-Mühsam-Straße 8a ein Friseur, ein Blumenladen sowie ein Kosmetikstudio zu finden. Die ehemalige zentral im Gebiet gelegene Kaufhalle an der Erich-Mühsam-Straße steht nach Aufgabe der Nutzung leer. Das Erscheinungsbild stellt sich desolat dar. Sofern keine quartiersverträgliche Nachnutzung gefunden wird, sind der Rückbau des Gebäudes und die Neuordnung der Fläche z. B. als Stellplatz zu erwägen.19 Die ärztliche Versorgung im Gebiet wird durch Einrichtungen außerhalb der Soziale StadtGebietsgrenzen z. B. in Piesteritz abgedeckt. Lediglich eine Physiotherapie befindet sich in der ErichMühsam-Straße 8a. Der einzige Allgemeinarzt in der Rheinstraße am östlichen Rand des Gebietes hat den Standort seiner Praxis in Richtung Altstadt in die Dessauer Straße 288a verlagert. Größere Gewerbebetriebe sind zwischen der Emmy-Schach-Straße und der Dessauer Straße zu finden. Hier haben die Firma „Blume Förderanlagen“ und eine Schlosserei ihren Sitz. Darüber hinaus ist an der Fröbelstraße die Wittenberger Tierklinik angesiedelt. In der Dessauer Straße 230 hat die Wittenberger Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) ihren Hauptsitz. An der Ecke Rheinstraße / Dessauer Straße befinden sich eine Tankstelle sowie eine Lackiererei. Hauptfunktion der Großsiedlung Wittenberg West ist das Wohnen. Gewerbliche Einrichtungen im Gebiet dienen vorrangig der wohnungsnahen Versorgung der Bewohner. Insgesamt ist Wittenberg West gut mit Handels- und Dienstleistungseinrichtungen ausgestattet. Die Nahversorgung ist gesichert. Das sonstige Gewerbe besteht überwiegend aus kleinteiligen Betrieben mit nicht störenden Funktionen. Mit ärztlichen Versorgungseinrichtungen ist das Gebiet unterversorgt. 18 Die Zuordnung der Versorgungseinrichtungen erfolgte im Zentrenkonzept der Lutherstadt Wittenberg, Wallraf & Partner 30. November 2010 19

24

Leerstand bis 2010. Während der Auslegung erfolgte der Rückbau des Gebäudes und die Neuordnung der Fläche für 66 Stellplätze.

Wallraf & Partner

2.5 Gemeinweseneinrichtungen

Einordnung der Einzelhandelsstandorte des Gebiets im Zentrenkonzept der Lutherstadt Wittenberg20 Stadtteilzentrum Kleinwittenberg (Elbe-Park)

Kleinteiliger Versorgungsbereich Dessauer Straße / An der Christuskirche

20

Vgl. Zentrenkonzept der Lutherstadt Wittenberg, November 2010, S.85 und 107

Integriertes Handlungskonzept Wittenberg West

25

2. Problemlagen, Potenziale und Handlungsbedarf

2.5 Gemeinweseneinrichtungen Insgesamt gesehen ist das Gebiet eher mäßig mit Gemeinbedarfseinrichtungen ausgestattet. Im Gebäude der ehemaligen SK „Karl Marx“ sind für den Landkreis Wittenberg derzeit zwei notwendige kontinuierliche Schulprojekte angesiedelt. Unter anderem ist im Gebäude eine Außenstelle der Sekundarschule Reinsdorf untergebracht. Die nächstgelegenen Sekundarschulen befinden sich in der Innenstadt sowie in Reinsdorf. In fußläufiger Entfernung, im angrenzenden Stadtteil Piesteritz, befinden sich die Grundschule „Friedrich Engels“ (Pestalozzistraße 1) sowie das Lucas-Cranach-Gymnasium (An der Stiege 6a). Es gibt eine Schulturnhalle und einen Sportplatz. Wittenberg West wird direkt durch 2 Kindertagesstätten versorgt. Zwei weitere Kindertageseinrichtungen sind fußläufig in Piesteritz (Pestalozzistraße 4) bzw. Klein-Wittenberg (Robert-Kochstraße 74) zu erreichen. Alle vier Einrichtungen sind aufgrund unterschiedlicher Trägerschaften und inhaltlichen Konzeptionen für die Funktionalität des Soziale Stadt Gebiets von Bedeutung. In der Erich-Weinert-Straße 4 hat der Fachdienst Brand-, Katastrophenschutz und Rettungswesen des Landkreises mit der Rettungsleitstelle seinen Sitz. Die Freiwillige Feuerwehr Wittenberg West befindet sich in der HermannDuncker-Straße 10a, jedoch weist der Standort neben baulichen Mängeln erhebliche Probleme bei der Verkehrsanbindung auf. Seit September 2010 hat in der Dessauer Straße 255 der Nachbarschaftstreff Wittenberg West geöffnet und ist innerhalb kürzester Zeit zu einer gefragten Begegnungs- und Kommunikationsstätte im Gebiet vor allem für Senioren geworden. Das SPZ Lerchenberg bewirtschaftet in der Erich-WeinertStraße 23 eine Seniorenwohnanlage mit 18 WE und einer integrierten Seniorenbegegnungsstätte. Die Christuskirchgemeinde mit ihrem stadtteil- und quartiersprägenden Kirchengebäude an der Dessauer Straße bietet Senioren- und Gesprächskreise, Chor und Gitarrenkurse in Piesteritz sowie Konfirmationsunterricht und Christenlehre für Grundschüler an. Darüber hinaus hat sich in Wittenberg West ein reges Vereinsleben etabliert, das neben der Sporthalle auch Räumlichkeiten der ehemaligen SK „Karl Marx“ in der Willy-Lohmann-Straße nutzt. Neben den sportlich orientierten Vereinen auch im Bereich Tanz ist der Technikmuseum Wittenberg e.V. in der Rheinstraße sowie der Kleingartenverein Wittenberg West zu erwähnen. Über die Gebietsgrenzen hinaus sind der Förderverein Kleinwittenberg, der Verein der Tagesmütter und Väter e.V. ebenfalls Kleinwittenberg sowie der Herbstzeit e.V. mit seinem Gemeinwesenzentrum in Piesteritz als wichtige Institutionen zur Förderung des Gemeinwesens innerhalb des gesamten westlichen Siedlungsbandes (Wittenberg West, Kleinwittenberg, Piesteritz) hervorzuheben. Gemeinweseneinrichtungen im Soziale Stadt Gebiet21 Kindertagesstätten Evang. Kindergarten „An der Christuskirche“ Kita „Regenbogen“ Schulen ehem. SK Karl-Marx, jetzt Außenstelle SK Reinsdorf Weitere Gemeinweseneinrichtungen Begegnungszentrum Witten- Gemeinwesen, Sozialarbeit, berg West e.V./ Nachbar- Mittagstisch, Begegnung, schaftstreff Kommunikation SPZ Lerchenberg Seniorenwohnen mit Begegnungsstätte Christuskirche Gemeindearbeit Freiwillige Feuerwehr WB West Jugendförderung Freizeit, Sport, Veranstaltungen Sporthalle und Sportplatz

21

26

An der Christuskirche 2 Erich-Mühsam-Straße 33a Erich-Mühsam-Straße Dessauer Straße 255 Erich-Weinert-Straße 23 An der Christuskirche 2 Hermann-Duncker-Straße 10a Erich-Mühsam-Straße

Aufgenommen sind nur Gemeinweseneinrichtungen, die über ausgewiesene Gebäude bzw. Räumlichkeiten im Gebiet verfügen.

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2.5 Gemeinweseneinrichtungen

Das Angebot an Kinderbetreuung ist sehr gut. Grundschule und Gymnasium sind fußläufig erreichbar. Das Angebot an bedarfsgerechten Begegnungseinrichtungen ist mit dem neu entstandenen Nachbarschaftstreff ebenfalls als gut zu bezeichnen. Die Vernetzung der Angebote untereinander ist jedoch derzeit noch als unzureichend zu bezeichnen. Zwei Begegnungsstätten dienen vorwiegend der älteren Bewohnerschaft und deren Bedürfnissen und Problemlagen. Der neue Nachbarschaftstreff hat sich im Gebiet innerhalb kürzester Zeit zu einem wichtigen Bestanteil der Stadtteilkultur etabliert. Mit der Eröffnung hat sich die Gemeinwesensituation in Wittenberg West verbessert. Die zwei innerhalb des Planungsgebiets befindlichen Kindertagesstätten sowie die beiden außerhalb gelegenen Einrichtungen in unterschiedlicher Trägerschaft und guter räumlicher Verteilung erlauben dazu eine wohnungsnahe und individuell bedarfsgerechte Versorgung. Die ehemalige Sekundarschule „Karl-Marx“ wird gegenwärtig durch den Landkreis Wittenberg genutzt. Im Schulgebäude sind zwei notwendige kontinuierliche Schulprojekte, u. a. eine Außenstelle der Sekundarschule Reinsdorf, untergebracht. Der Standort weist erhebliche Sanierungsdefizite auf. Zur langfristigen Stabilisierung des Wohngebiets ist ein Erhalt des Gebäudes bzw. die dauerhafte Nutzung für das Gemeinwesen anzustreben. Um die Zukunftsfähigkeit der Großsiedlung zu sichern, müssen das Netz der Einrichtungen erhalten und die inhaltlichen Arbeitsschwerpunkte auf veränderliche soziale bzw. demografische Problemlagen eingerichtet werden. Das Programm Soziale Stadt soll helfen, hierfür die investiven Voraussetzungen zu schaffen und die nötigen konsumtiven (personellen) Aufwendungen z.B. durch ein Quartiersmanagement zu unterstützen. Die gewerblichen Einrichtungen im Gebiet dienen vorrangig der wohnungsnahen Versorgung der Bewohner. Darüber hinaus gibt es eine Reihe kleinerer Gewerbebetriebe. Das gute wohnungsnahe Angebot des Einzelhandels und Dienstleistungen tragen zur Lebensqualität im Gebiet bei. Mit ärztlichen bzw. gesundheitlichen Versorgungseinrichtungen ist das Gebiet gerade unter dem Aspekt der alternden Bewohnerschaft unterversorgt.

Integriertes Handlungskonzept Wittenberg West

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2. Problemlagen, Potenziale und Handlungsbedarf

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Integriertes Handlungskonzept "Wittenberg West " Bestandsplan mit Angaben zu Leerstand und Sanierungsstand Wohngebäude

Fußwege / Versiegelte Flächen

Gewerblich genutzte Gebäude

I

Stra

ße

41 42

5

6

Nachbarschaftstreff Wittenberg West

2

ehem. Sekundarschule "Karl Marx"

7

Seniorenwohnen mit Begegnungsstätte

3

Kita "Regenbogen"

8

4

Kita "An der Christuskirche"

5

Christuskirche

Landkreis Wittenberg - Fachdienst Brand-, Katastrophenschutz und Rettungswesen mit Rettungsleitstelle

P

T

O Y

11 10

34

33

Oskar-Meßter

9 8 32

-Straße

31

30 25

24

6

43 Dessauer

26

16

27

22

28 21 29

23

-Mülle r-S

19 Erich-Müh

sam-Str aße

15

17

14

Straße

4

W

5

18

20

traße

V

raße

traße

Philipp

Rheinst

37

36

FFW Wittenberg West

U

Q

H

ühsam-S

Oskar-Meßter-S traße

saue r

1

traße

3

Erich-M

Schillstraße

Des

Grenze Planungsgebiet

cker-S

Fröbelstraße

4

Straßenverkehrsfläche

e

R

S

35 A

Bahnstrecke

nn-Du n

38

Gebäude mit hohem Leerstand (Wohnen: über 40%)

J

40 39

Spiel- / Bolzplätze

er-Straß

Schenkendo rfstraße

X

Soziale Infrastruktureinrichtungen / Kirche / Gemeinwesen

N

n-Dunck

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C

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B

ch-S tr

Blockheizkraftwerk

L

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7

F

Versorgungseinrichtungen

1

2

Ernst-Moritz -Arn

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An der Christuskirche

Emm

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D

eine

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h-W

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Fröbelstraße

Rudolf-Harbig-Straße

8

nder-Str

Stellplätze

Herma

Seelenbi

Nebengebäude, Garagen

3

7

Holbeinstraße

Werner-

Grün- / Freiflächen

6 2 13 1

12

Dessauer Straße

Elbe-Park Sanierungsstand (Geschoßwohnen): saniert / neu Stränge

Dach

Fenster

Fassade

Hauseingänge

Heizung

Bearbeitung: Wallraf & Partner, Stadtplanung 50

100

150

200

250 m

N

3.1 Leitbild und Ziele der Quartiersentwicklung

3. Leitbild und Arbeitsstrukturen 3.1 Leitbild und Ziele der Quartiersentwicklung Wittenberg West soll als innerstädtisches Quartier des Geschosswohnungsbaus durch weitere energetische Sanierungen bzw. Modernisierungen und Umbauten dauerhaft stabilisiert werden. Größte Herausforderung für die Zukunftsfähigkeit der Großsiedlung ist der bevorstehende Generationswechsel in seiner demografischen wie sozialen Dimension. ƒ

Zum einen soll sich Wittenberg West hinsichtlich Wohnen, Versorgung, Freiraum und Infrastruktur erheblich besser auf die Bedürfnisse der alternden Stammmieterschaft einstellen, die noch auf geraume Zeit den Großteil der Bewohnerschaft bilden wird.

ƒ

Zum anderen ist es an der Zeit, harte und weiche Standortfaktoren auszubilden, die Wittenberg West für junge Haushaltsgründer und Familien attraktiver machen und Lösungen für ein möglichst konfliktfreies, solidarisches und gegenseitig bereicherndes Zusammenleben der Generationen im Quartier zu finden.

Wittenberg West soll nachhaltig zu einer vitalen und sozial durchmischten innerstädtischen Wohnsiedlung mit urbaner Lebensqualität, gefestigtem Gemeinwesen und attraktivem Image entwickelt werden.

Leitbild: Quartiersentwicklung durch bürgerschaftliches Engagement Die Eröffnung des Nachbarschaftstreffs hat gezeigt, dass in Wittenberg West viele aktive Bürger leben, die bereit sind, sich für Quartiersentwicklung und Gemeinwesen zu engagieren. Wenn es gelingt, diese Potenziale zu aktivieren, werden die privaten und öffentlichen Investitionen in Wohnungsbestand und Freiraum, Handel und Gewerbe sowie soziale Infrastruktur nachhaltig Früchte tragen. Bürgerschaftliches Engagement ist die wichtigste Vorraussetzung, damit die Quartiersentwicklung auf eigene Füße gestellt werden kann. Die Bürger werden von Beginn an in die Planungen zu den verschiedenen Aspekten der Quartiersentwicklung einbezogen, bestimmen mit und bringen sich in die Umsetzung ein. Somit werden Vorhaben bedarfsgerecht geplant und entstandene Angebote intensiv genutzt. Die Bürger identifizieren sich mit den Projekten der Quartiersentwicklung, kümmern sich um Betrieb, Pflege und Sicherung der Einrichtungen und Anlagen. Spannungen, Missstände und drohende Fehlentwicklungen werden frühzeitig erkannt und durch geeignete Gegenmaßnahmen überwunden. Breites bürgerschaftliches Engagement stärkt nicht zuletzt das Selbstbewusstsein im Stadtquartier, was sich letztlich auch in der Außenwirkung niederschlägt und das Gebietsimage aufwertet. Um das bürgerschaftliche Engagement zu aktivieren, werden die bestehenden Einrichtungen und Initiativen unterstützt und vernetzt. Als Moderator und Initiator spielt das Quartiermanagement eine zentrale Rolle.

Leitbild: Attraktives Wohnquartier für Alt und Jung - Mehrgenerationenwohnen Wittenberg West bietet attraktives innerstädtisches Wohnen für vielfältige Ansprüche. Südlich der Erich-Mühsam entstehen im Rahmen von Umbaumaßnahmen neue Wohnformen für Familien sowie kleine Wohnungen in Form von Mehrgenerationenwohnen. Auf den Rückbauflächen in der Holbeinstraße soll ein Mehrgenerationenhaus entstehen und in Zukunft Jung und Alt gemeinsamen Lebensraum bieten. Mit den Umbauten wird seniorengerechter und weitgehend barrierefreier Wohnraum geschaffen.

Integriertes Handlungskonzept Wittenberg West

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3. Leitbild und Arbeitsstrukturen

Der demografische Wandel und der anstehende Generationswechsel erfordern, dass sich die Großsiedlung einerseits besser auf die Bedürfnisse der alternden Stammmieterschaft einstellt, andererseits für junge Haushaltsgründer und Familien attraktiver wird. Anspruchvollste Aufgabe ist, Lösungen für ein möglichst konfliktfreies, solidarisches und gegenseitig bereicherndes Zusammenleben der Generationen im Quartier zu finden. Das siedlungsinterne Grünsystem wird gepflegt, qualifiziert und besser vernetzt. Die Freiräume erhalten Nutzungsschwerpunkte, die den Interessen der unterschiedlichen Bewohnergruppen entgegenkommen und ein möglichst konfliktfreies Miteinander ermöglichen. Ein attraktives ÖPNV-Angebot bleibt erhalten. Die Straßenräume werden nach schlüssigen Prioritäten schrittweise in einen Zustand versetzt, der Nutzungsqualität und Sicherheit für alle Verkehrsformen den heutigen und absehbaren Ansprüchen gerecht werden lässt. Diese Erneuerungen werden im Einklang mit den Prinzipien ökologischer Nachhaltigkeit umgesetzt. Die Belange des Fußgänger- und Fahrradverkehrs haben Vorrang.

Leitbild: Starkes Gemeinwesen – Starker Stadtteil Das Wohngebiet Wittenberg West ist vor allem mit der zunehmenden Überalterung der Bewohnerschaft konfrontiert. Größte Herausforderung besteht darin, den Stadtteil als attraktives Wohnquartier für Jung und Alt, Familien und Senioren, Gesunde und körperlich oder geistig Beeinträchtigte zu entwickeln. Die Einbeziehung der sozialen Kompetenzen und Erfahrungen der Alten kann die Herausbildung eines aktiven und selbstbewussten Gemeinwesens befördern. Hierfür steht derzeit ein Gemeinwesenangebot zur Verfügung, das vor allem durch private Initiativen getragen wird. Dieses Netz bleibt in seiner Grundstruktur erhalten und wird kontinuierlich an quantitative und qualitative Bedarfsänderungen angepasst. Baulich-räumliche Grundlagen, technische Ausstattung und inhaltliche Arbeitsschwerpunkte werden durch Investitionen und Personalausstattung auf veränderliche soziale bzw. demografische Problemlagen eingestellt.

Leitbild: Wohnungsnahe Versorgung als Stärke des Wohnquartiers Die Einzelhandels- und Dienstleistungseinrichtungen sowie Einrichtungen der sozialen Infrastruktur vor Ort tragen zur Lebensqualität im Gebiet bei. Mit der Aufwertung des Wohngebiets werden nicht nur die Rahmenbedingungen der gewerblichen, gemeinnützigen und öffentlichen Einrichtungen verbessert, sondern gleichzeitig eine nachhaltige und zukunftsfähige Grundstruktur an Versorgungs- und Sozialstrukturen etabliert, die Wittenberg West als Wohnstandort. auch für neue, jüngere Zielgruppen attraktiviert. Eine differenzierte Versorgungsstruktur aus Gesundheit, Einkaufen, Gemeinwesen, Freizeit, Kommunikation und Bildung schafft zum einen die Voraussetzungen für den Verbleib der älteren Generation und ein würdevolles Altern in der gewohnten und vertrauten Umgebung bzw. Nachbarschaft. Zum anderen bieten sich für jüngere Generationen und Familien aufgrund der kurzen Wege und räumlichen Vernetzungen attraktive Lebensbedingungen und Vorteile bei der Bewältigung des beruflichen und familiären Alltags.

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3.2 Arbeitsstrukturen

3.2 Arbeitsstrukturen Steuerungsgremien des Stadtentwicklung Die Stadtentwicklung in der Lutherstadt Wittenberg wird von einem breiten Konsens der handelnden Akteure getragen. Durch Planungszeitungen, Ausstellungen und Diskussionsveranstaltungen ist die Stadtöffentlichkeit in den Stadtumbauprozess eingebunden. Bürgerinnen und Bürger werden eingeladen, an der konzeptionellen Diskussion und der Erarbeitung konkreter Projekte im Stadtumbau teilzunehmen. Für die unmittelbare Vorhabenssteuerung im Stadtumbau wurden zwei Gremien geschaffen: die Große und die Kleine Lenkungsrunde. Große Lenkungsrunde Stadtentwicklung Die große Lenkungsrunde ist ein Strategiegremium. Sie trifft sich etwa 2 Mal im Jahr zur Beratung von Grundfragen der Stadtentwicklung und formt den politischen Konsens zu Handlungsschwerpunkten und Strategien. Sie tagt unter der Leitung des Oberbürgermeisters. In ihr vertreten sind die Fraktionen des Stadtrats, die Fachbereiche der Stadtverwaltung, die drei großen Wohnungsunternehmen Wittenberger Wohnungsbaugesellschaft mbH, Wohnungsbaugenossenschaft Wittenberg e.G. und Piesteritzer Siedlungsgesellschaft mbH, die Versorgungsträger, die Interessenvertreter der Verbände sowie Fachplaner und Experten. Kleine Lenkungsrunde Stadtumbau Die Kleine Lenkungsrunde ist ein Umsetzungsgremium. Sie trifft sich mindestens 6 Mal im Jahr, um den Stadtumbau zu koordinieren. Zu einzelnen Problembereichen bildet sie aufgabenbezogene Arbeitsgruppen. Die Teilnehmer stehen in ständiger Kommunikation. Die Kleine Lenkungsrunde wird vom Fachbereichsleiter Stadtentwicklung moderiert und vom Stadtumbaumanagement fachlich unterstützt. Vertreten sind die Fachbereiche Öffentliches Bauen, Soziale Stadt, Bürgerservice und Ordnungswesen sowie Gebäudemanagement auf Leitungsebene, die Wohnungsunternehmen WIWOG, WBG und PSG auf Vorstandsebene, die Stadtwerke und der Entwässerungsbetrieb, das Quartiermanagement und nach Bedarf weitere Fachplaner.

Quartiermanagement und Nachbarschaftstreff Dem Quartiermanager kommt die zentrale Koordinierungs- und Moderationsaufgabe bei der Umsetzung des Integrierten Handlungskonzeptes zu. Quartiermanagement und die Koordinierung der quartiersbezogenen Gemeinwesenarbeit sollen räumlich, personell und organisatorisch im Nachbarschaftstreff Wittenberg West zusammengefasst werden. Das Quartiermanagement übernimmt folgende Aufgaben: ƒ

Stärkung bürgerschaftlichen Engagements, Aktivierung von Mitwirkungspotenzialen, Drehscheibe der Kommunikation zwischen den Gemeinwesenakteuren, Förderung der Netzwerkbildung.

ƒ

Öffentlichkeitsarbeit zur Sozialen Stadt, regelmäßige Veröffentlichungen mit Informationen zu den anstehenden bzw. laufenden Aktivitäten der Gemeinwesenakteure und Initiativen.

ƒ

Entwicklung und Umsetzung eigener Projekte in den Handlungsfeldern der Sozialen Stadt, inklusive Fördermittelakquisition, Durchführung, Zeit- und Kostenkontrolle.

ƒ

Akteursberatung bei der Projektentwicklung und umsetzungsorientierte Projektbegleitung, inklusive Unterstützung bei der Fördermittelakquisition und Umsetzungskontrolle

ƒ

Politikberatung und Unterstützung der Verwaltung. Konfliktmanagement und Moderation zwischen divergierenden Interessen.

ƒ

Laufende Aktualisierung der Handlungsgrundlagen des IHK, Monitoring und Erfolgskontrolle sowie Prozessdokumentation.

Integriertes Handlungskonzept Wittenberg West

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3. Leitbild und Arbeitsstrukturen

Gemeinwesenangebote im Nachbarschaftstreff: Die Gemeinwesenangebote des Nachbarschaftstreffs sprechen den tatsächlichen Bedarf zielgruppengenau an. Zielgruppen sind vor allem die ältere Bewohnerschaft von Wittenberg West sowie Familien und Kinder. Derzeit wird im Treff folgende Angebotstruktur angeboten: ƒ

Mittagsküche - auch als zentraler Anknüpfungspunkt für weitere Kommunikations-, Beratungs- und Freizeitangebote. (für alle Zielgruppen);

ƒ

Beratungsangebote zu den Themen Wohnen, Gesundheit und Pflege, Kommunikation mit Behörden (speziell für Senioren);

ƒ

Organisation von Freizeitunternehmungen und selbstorganisierte Freizeitangebote vor Ort (speziell für Senioren);

ƒ

Bildungsangebote, speziell Medien, Kommunikation, Fremdsprachen, Haushaltstechnik (speziell für Senioren);

ƒ

Hausaufgabenbetreuung, Freizeitgestaltung am Nachmittag (speziell für Kinder);

ƒ

Koordinierungspunkt für Nachbarschaftshilfe und gegenseitige Unterstützung bei der Kinderbetreuung.

Die Trägerschaft von Nachbarschaftstreff und zukünftigem Quartiermanagements erfolgt durch den Verein Begegnungszentrum Wittenberg West e.V., deren Mitglieder neben den beiden Wohnungsunternehmen WIWOG und WBG auch Gemeinwesenakteure sind (Senioren- und Pflegezentrum Lerchenberg, Evangelisches Kirchspiel Dobien, Internationaler Bund). Die Trägerstruktur wird gemeinsam betrieben und paritätisch finanziert. In den Räumlichkeiten des Nachbarschaftstreffs (Dessauer Straße 255) wird seit Anfang September 2010 bereits Sozial- bzw. Gemeinwesenarbeit umgesetzt. Personell wird die Aufgabe durch eine Dreiviertelstelle bewältigt. Ein Teil der inhaltlichen Angebote kann durch die Träger selbst sowie durch externe Partner erbracht werden. Der darüber hinausgehende Personalbedarf ergibt sich aus der Umsetzung der Angebote. und kann durch personelle Kapazitäten der Träger von Gemeinwesenangeboten, durch zeitweilige Präsenz von Personal der Träger der Einrichtung sowie durch ehrenamtliche Tätigkeit gesichert werden. Wichtige räumliche, technische und organisatorische Voraussetzungen sind im Zuge der Neueröffnung entstanden, um recht schnell ein arbeitsfähiges Management für den gesamten Aufgabenbereich auf die Beine zu stellen. Der integrative Ansatz des Programms Soziale Stadt spiegelt sich darin wider, dass Maßnahmen und Projekte aus allen Politikbereichen realisiert werden und häufig mehrere Politikbereiche zugleich abdecken. Die Realisierung von Maßnahmen und Projekten in den inhaltlichen Handlungsfeldern der Sozialen Stadt erfordert den Aufbau eines leistungsfähigen Koordinierungs-, Kooperations- und Partizipationsmanagements, das in den instrumentell-strategischen Handlungsfeldern angelegt ist. Um das Quartiermanagement in die Lage zu versetzen, das gesamte zugewiesene Aufgabenspektrum bewältigen zu können, ist eine entsprechende Finanzausstattung nötig. Im Rahmen der bisherigen Tätigkeit zur Unterhaltung des Nachbarschaftstreffs steht eine jährliche finanzielle Grundausstattung in der Größenordnung von etwa 42 T€ zur Verfügung, die anteilig von der Wittenberger Wohnungsbaugesellschaft mbH und der Wohnungsbaugenossenschaft Wittenberg eG sowie weiteren Sponsoren getragen wird. Die gegenwärtige Finanzierung des Nachbarschaftstreffs soll als städtischer Eigenanteil aktiviert werden. Bei einer Drittelförderung kann somit ein Finanzvolumen von 125 T€ pro Jahr abgesichert werden.

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3.2 Arbeitsstrukturen

Diese Summe schlüsselt sich wie folgt auf: ƒ Aufgabenbereich des Quartiermanagements (QM): ƒ Eigene Projekte QM/ Gemeinwesenangebote Nachbarschaftstreff

60 T€ 65 T€

Die Projekte des Quartiermanagements sowie des Nachbarschaftstreffs sind im Kapitel 4 „Handlungsfelder“ beschrieben und im Anhang in der Aufstellung aller Projekte, für die im Laufe des Planungszeitraums bis 2020 Förderanträge gestellt werden sollen, noch einmal detailliert aufgeführt.

Integriertes Handlungskonzept Wittenberg West

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4. Handlungsfelder: Ziele, Strategien, Projekte

4. Handlungsfelder: Ziele, Strategien, Projekte 4.1 Lokale Wirtschaft, Arbeit und Beschäftigung Ausgangssituation und Perspektiven Wittenberg West ist überwiegend ein Wohnstandort, andere Funktionen sind dem Wohnen untergeordnet. Diese Grundaussage ist im Planungshorizont von Stadtentwicklungskonzept und Flächennutzungsplan stabil. Die gewerblichen Einrichtungen im Gebiet dienen vorrangig der wohnungsnahen Versorgung der Bewohner. Darüber hinaus ist nur ein größerer Gewerbebetrieb vorhanden. Kleinteiliges nichtstörendes Gewerbe befindet sich entlang der Haupterschließungsachse Erich-MühsamStraße sowie am südlichen Rand des Gebiets in der Dessauer Straße. Die Zahl der Erwerbsfähigen in Wittenberg West lag 2009 mit 1.315 Personen fast ebenso hoch wie die Anzahl der Altersrentner (etwa 1.265 Personen). Die Arbeitslosendichte beträgt 15,5 Prozent. Von den durchschnittlich gemeldeten 204 Arbeitslosen sind knapp die Hälfte Frauen. Ein Drittel sind Langzeitarbeitslos. Die Jugendarbeitslosigkeit ist aufgrund der Alterszusammensetzung unterrepräsentiert. Größte Herausforderung im Gebiet ist, Langzeitarbeitslose und arbeitslose Frauen wieder in Lohn und Brot zu bringen. Neben Weiterbildungsangeboten kann auch die Integration ins Gemeinwesen durch eine ehrenamtliche Mitarbeit im Stadtteil die Teilhabe am sozialen Leben fördern und das Selbstwertgefühl stärken.

Ziele und Handlungsansätze Vorrangiges Handlungsziel der Sozialen Stadt ist der Aufbau von Kompetenzen zur Reintegration von dauerhaft Arbeitslosen und Frauen in das Erwerbsleben durch zielgruppenorientierte Maßnahmen der Bildung, Qualifizierung, Befähigung zur Selbstorganisation, Unterstützung der Arbeitssuche und Vermittlung von Beschäftigungsangeboten. Weitere Handlungsziele der Sozialen Stadt sind die Vernetzung und Stärkung der vorhandenen kleinteiligen lokalen Wirtschaft, der Erhalt und der Ausbau der Nutzungsmischung durch nichtstörende gewerbliche Tätigkeit sowie die Sicherung der wohnortnahen Grundversorgung im Stadtteil. Mit der Ansiedlung eines Gesundheits- und Gemeinwesenzentrums könnten neben der Schaffung von Arbeitsplätzen u. a. im Gemeinwesen auch die Verbesserung der medizinischen bzw. gesundheitlichen Versorgung der vermehrt älteren Bewohnerschaft gewährleistet werden.

Projekte / Maßnahmen Familienmanagement - Frauen im Kleingarten Ziel des Projektes ist es, den arbeitslosen Frauen bewusst zu machen, dass wichtige Kompetenzen, die sie während der Familienphase erworben haben, auch für den Wiedereinstieg in das Arbeitsleben von Bedeutung sind. Kompetenzen aus dem Familienmanagement sollen gestärkt, gefestigt und erweitert werden. In Zusammenarbeit des Kleingartenvereins und dem Begegnungszentrum Wittenberg West e.V. setzt sich das Projekt aus mehreren Bausteinen zusammen. Der Gartenarbeit in Pachtgärten des Kleingartenvereins folgt die Verarbeitung von geernteten Materialien. Die Themen der Gästebetreuung, d.h. Tischdekoration herstellen, Kommunikationstraining wird von aktivem Bewerbertraining im Zusammenhang mit einer Kompetenzfeststellung (KOMpetenzPASS erarbeiten) sowie der Erstellen bzw. Aktualisieren von Bewerbungsunterlagen mit dem PC gefolgt. Ergänzt werden die praktischen Arbeiten durch Seminare zu grünen Berufen, zu Berufen im Bereich Ernährung oder im Hotel- und Gaststättengewerbe als auch ein Seminar zur kostengünstigen Haushaltung.

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4.1 Lokale Wirtschaft, Arbeit und Beschäftigung

Für die Umsetzung des Bausteins Gartenarbeit werden Mitglieder des Kleingartenvereins einbezogen. Die weiteren Themenfelder werden personell durch den Nachbarschaftstreff, teilweise auch über ehrenamtliche Arbeit, gesichert. Wünschenswert ist die Integration der Frauen in den ersten Arbeitsmarkt, die Förderung des ehrenamtlichen Engagements im Nachbarschaftstreff oder die Aufnahme in die Freiwilligenbörse. Unterstützung beim Schritt in die Selbstständigkeit und für Unternehmensgründungen In Kooperation mit der Agentur für Arbeit, der Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie der Koordinierungsstelle Stärken vor Ort wird eine Beratung aufgebaut, die folgende Leistungen anbietet: Begleitung der formalen Schritte auf dem Weg zur Selbständigkeit / Unternehmensgründung, Angebot bzw. Vermittlung von betriebswirtschaftlichen Qualifizierungen, Unterstützung bei der Akquisition von Fördermitteln. Dieses Angebot richtet sich insbesondere an arbeitslose Frauen, die z. B. durch die Teilnahme am Familienmanagement bereits über ein Maß an fachlicher und kaufmännischer Qualifikation sowie sozialer Kompetenz für den Schritt in die Selbständigkeit verfügen, sodass eine begründete Aussicht auf eine erfolgreiche Wiederaufnahme der Erwerbstätigkeit in eigener Verantwortung besteht.

Erfolgsindikatoren Indikator Relation Arbeitslose-Erwerbsfähige Gewerbebestand, Anmeldungen/Abmeldungen Existenzgründungen im Gebiet

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Erhebungsmethode Kommunalstatistik Kommunalstatistik IHK/Agentur für Arbeit

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4. Handlungsfelder: Ziele, Strategien, Projekte

4.2 Soziale Infrastruktur – Bildung, Kultur, Freizeit Ausgangssituation und Perspektiven Das Wohngebiet ist heute durch eine überdurchschnittliche Konzentration von älteren und kleinen Haushalten mit begrenztem Einkommen geprägt. Der mittel- und längerfristig anstehende Generationswechsel stellt eine große Herausforderung für Bewohner, Gemeinwesen, Wohnungseigentümer und Versorger dar. Mit der Eröffnung des neuen Nachbarschaftstreffs hat man sich bereits auf die spezifischen Bedürfnisse der älteren Bewohner eingestellt. Das lange Jahre vorherrschende Defizit an Gemeinweseneinrichtungen hat sich verbessert. Die Herausforderung wird jedoch darin bestehen neben den Angeboten für ältere Bewohner auch Kinder und Jugendliche bzw. Familien für das Wohngebiet zu begeistern. Eine Attraktivierung des Gebiets gelingt nur durch die Verbesserung und zielgruppenorientierte Ausdifferenzierung der Angebote. Der bereits begonnene Aufbau einer Angebotsstruktur für Kinder und Jugendliche im Rahmen der Sozialund Gemeinwesenarbeit im Nachbarschaftsreff muss in Umfang und Qualität stabilisiert werden. Ein Defizit der Gemeinwesenarbeit besteht darüber hinaus darin, dass die Angebote des Treffs mit den Angeboten weiterer Gemeinweseneinrichtungen in Kleinwittenberg und Piesteritz derzeit noch ungenügend vernetzt sind und unzureichend miteinander kommunizieren.

Ziele und Handlungsansätze Um ein vitales Stadtquartier zu schaffen dass sowohl für ältere Generationen als auch für Familien mit Kindern wieder attraktiv wird, müssen stärkere Anstrengungen zur Aktivierung der vorhandenen Mitwirkungs- und Gestaltungspotenziale in der Bewohnerschaft unternommen werden. Handlungsziel der Sozialen Stadt ist, aktivierende Bildungs-, Kultur- und Freizeitangebote sowie Initiativen zur Mitgestaltung der Quartiersentwicklung zu unterstützen, damit sich Schritt für Schritt eine selbsttragende und nachhaltige Gemeinwesenstruktur herausbilden kann. Ebenso wichtig ist, das kleine aber feine bestehende Netz der sozialen Infrastruktur zu pflegen und mit Blick auf den demografischen Wandel bedarfsgerecht weiter zu entwickeln. Die bestehende Vielfalt wohnungsnaher Kindertagesstätten, die beiden Begegnungsstätten sowie die sozialen und bildungsorientierten Hilfsangebote bilden ein wichtiges Qualitätsmerkmal, das in Zukunft weiter gestärkt und ausgebaut werden muss, mit dem Ziel, das Wohnquartier auch für Familien mit Kindern attraktiv zu machen. Die Infrastrukturausstattung ist für die Zukunftsfähigkeit des Gebiets von entscheidender Bedeutung. Handlungsziel der Sozialen Stadt ist, die Gebäude, Anlagen und Ausstattungen der sozialen Infrastruktur durch Sanierung und Modernisierung für aktuelle und absehbare Nutzungsansprüche herzurichten. Neben einer barrierefreien Gestaltung ist durch besondere Ausstattung der Zugang von Menschen mit Behinderungen aber auch Familien zu erleichtern und im Zuge der Modernisierungsmaßnahmen die Anforderungen des „Universal Design“ schrittweise umzusetzen. Damit werden die materiellen Grundlagen von Bildung, Kultur und Freizeit im Gebiet dauerhaft gesichert.

Projekte / Maßnahmen Sanierung und Modernisierung von Gebäuden und Außenanlagen der sozialen Infrastruktur. Handlungsbedarf besteht vor allem in der Sanierung der ehemaligen Sekundarschule „Karl Marx“ in der Erich-Mühsam-Straße, die derzeit die Außenstelle der SK Reinsdorf beherbergt. Das zumeist leer stehende und unsanierte Schulgebäude soll der sozialen Infrastruktur erhalten bleiben und dauerhaft für das Gemeinwesen reaktiviert werden. Derzeit bestehen zwei Optionen für das Gebäude.

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4.2 Soziale Infrastruktur – Bildung, Kultur, Freizeit

1. Option - Das Gebäude wird weiterhin durch den Landkreis Wittenberg als Schulgebäude genutzt. Gegenwärtig prüft der Landkreis, den Gebäudekomplex bei Erhalt von Fördermitteln für eigene schulische Zwecke zu sanieren. Sollte sich der Landkreis gegen eine eigene Nutzung entscheiden, ist man zu Verhandlungen mit anderen Trägern bereit, um eine wohngebietsverträgliche Lösung zu finden. 2. Option - Als Alternative zur derzeitigen Nutzung erwägt das Evangelische Schulzentrum, hier in den kommenden Jahren eine Gesamtschule anzusiedeln. Für eine Umsetzung dieses Vorhabens wären die notwendigen eigentumsrechtlichen, planerischen und finanziellen Voraussetzungen zu schaffen. In beiden Fällen gilt: für eine attraktive und fördernde Lernumgebung sind mittel- bis langfristig die baulichen und gestalterischen Voraussetzungen zu schaffen. Neben Sanierungsarbeiten am Schulgebäude sind insbesondere die Schaffung barrierefreier Zugänge, die Instandsetzung und Aufwertung der Außensportanlagen und die Neugestaltung der übrigen Außenanlagen schrittweise vorzusehen. An der Kindertagesstätte „Regenbogen“ erfolgte bisher nur eine Teilssanierung, weitere Innensanierungen stehen noch aus. In der Kindertagesstätte „An der Christuskirche“ wird aufgrund der hohen Nachfrage eine Erweiterung nötig. Im Rahmen von Baumaßnahmen werden die Räumlichkeiten einer im Gebäude befindlichen Wohnung aus- bzw. umgebaut. Die Christuskirche ist nicht nur baulich über die Stadtteilgrenzen hinaus bedeutend. Mit den Angeboten der Gemeinde ist sie Zentrum der christlichen Gemeinwesenarbeit im Wittenberger Westen. Im Rahmen von baulichen Maßnahmen soll die Kirche für kulturelle Großveranstaltungen ertüchtigt werden. Die Planungen beginnen 2011. Nicht investive Maßnahmen Der Verein Begegnungszentrum Wittenberg West e.V. entwickelt Aktionsprogramme für Kinder und Jugendliche, welche die schulischen Angebote außerhalb der Stadtteilgrenzen zielgerichtet und bedarfsgerecht ergänzen. Unterstützend zum Bildungsangebot sollen die bereits begonnenen Ferienaktionen für Schüler ausgebaut werden. Geplant sind z.B. eine Näh- und Kreativwerkstatt unter Einbindung der Erfahrung der älteren Bewohnerinnen, Projekte zur gesunden Ernährung (Kurse für Eltern und Kinder) oder zur Sicherheit im Straßenverkehr. Die Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Kindertagesstätten soll weiter ausgebaut werden. Saisonal sind Koch- und Backkurse im Nachbarschaftstreff vorgesehen. Die Projekte sind generationsübergreifend angelegt zum Erfahrungsaustausch sowie zum besseren Zusammenleben der Generationen.

Erfolgsindikatoren Indikator Auslastungszahlen der Kindertagesstätten Schülerzahlen in den Ganztagsschulen Teilnehmerzahlen an den Bildungs- und Betreuungsangeboten Teilnehmerzahlen an den Freizeitangeboten

Integriertes Handlungskonzept Wittenberg West

Erhebungsmethode Kommunalstatistik Kommunalstatistik Träger Träger

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4. Handlungsfelder: Ziele, Strategien, Projekte

4.3 Quartiersentwicklung und Wohnen Ausgangssituation und Perspektiven Wittenberg West ist durch eine strukturelle Gleichförmigkeit der Wohnungsbestände geprägt, die Heimat für kleine und vor allem ältere Haushalte ist. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Gebäude modernisiert und mit Photovoltaikanlagen ausgestattet. Entlang der Fichtestraße im Süden des Gebiets werden derzeit unsanierte Bestände modernisiert und im Rahmen von Umbaumaßnahmen für Mehrgenerationenwohnen hergerichtet. Weiterhin ist der Bau eines Mehrgenerationenhauses auf Rückbauflächen in der Holbeinstraße geplant. Ein Großteil der Baumaßnahmen wird barrierefrei und seniorengerecht ausgeführt. Der Wohnungsleerstand konzentriert sich auf unsanierte Bestände. Im öffentlichen Raum sind vor allem zu Beginn der 1990er Jahre Aufwertungen vorgenommen worden. Verbuschung und Wildwuchs schmälern jedoch die Aufenthaltsqualität und beeinflussen das subjektive Sicherheitsgefühl negativ. Der Straßenzustand im gesamten Gebiet weist durchgängig hohen Handlungsbedarf auf. Auch die Situation des ruhenden Verkehrs ist als desolat zu bezeichnen. Die vorhandenen Mängel mindern Nutzungsqualität und Verkehrssicherheit deutlich, wodurch auch das Stadtquartier als Wohnlage abgewertet wird.

Ziele und Handlungsansätze Die Perspektive von Wittenberg West hängt davon ab, ob es gelingt, durch Modernisierungs-, Umbauund Neubaumaßnahmen die strukturellen Nachteile zu überwinden, den Wohnungsbestand zu diversifizieren, die Defizite im öffentlichen Raum zu beheben und einen Generationswechsel in Gang zu setzen. Die demografischen und sozialen Entwicklungen erfordern, das Wohnungsangebot in Wittenberg West massiv durch zielgruppenspezifische Dienstleistungen, Kommunikations- und Freizeitangebote sowie Beratung und Hilfe im sozialen Bereich zu ergänzen. Handlungsziel der Sozialen Stadt ist die Schaffung von mehr Wohnungsvielfalt. Durch Modernisierung, Um- und Neubau sollen neuartige Raum- und Qualitätsangebote entstehen, die sich vom heutigen Bestand abheben und die für Familien attraktiv sind. Im Rahmen der Bestandsmodernisierung ist darauf zu achten, dass ein Wohnungsanteil für Haushaltsgründer (ggf. auch Wohngemeinschaften) und Familien mit bescheidenen Einkommen bewahrt wird. Neu- und Umbau sollen immer einen Anteil von kleinen Wohnungen beinhalten, die sich für Einpersonenhaushalte eignen. Das Qualitätsspektrum kann von konventionellen Angeboten für den schmaleren Geldbeutel bis zu originellen Grundrissen und gehobene Ausstattungen für bessere Einkommen reichen. Senioren bilden einen großen und künftig noch wachsenden Bewohneranteil. Die Großsiedlung stellt sich langsam auf deren Bedürfnisse und Ansprüche ein. Andererseits hat das Gebiet nur dann eine Zukunft, wenn das Zusammenleben der Generationen gelingt und sich auch junge Familien, Kinder und Jugendliche hier wohl fühlen. Handlungsziel der Sozialen Stadt in der Großsiedlung ist es, die Lebensqualität für alte Menschen zu verbessern, zugleich aber auch neue Zielgruppen zu erschließen und die soziodemografische Durchmischung zu fördern. Neben zielgruppenorientierten Wohnungsangeboten geht es vor allem um eine Wohnumfeld- und Freiraumgestaltung, die räumliche und funktionale Schwerpunkte für die Bedürfnisse älterer Menschen, Kinder und Jugendlicher setzt und die zugleich Räume schafft, wo Senioren und Familien miteinander kommunizieren können. Barrierefreie und sichere Wege sind nicht nur für Senioren und Behinderte, sondern auch für Eltern und/mit Kleinkindern wichtig. Die Gestaltung der Freiräume soll sich konsequent an den Prinzipien des „Universal Design“ orientieren, also Lösungen finden, die für alle Bewohner des Quartiers geeignet sind. Ein gepflegter und sicherer öffentlicher Raum mit hoher Aufenthaltsqualität ist nicht nur ein Gewinn für die Bewohner, sondern auch prägend für das Image und somit für die Perspektiven der Wohnadresse. Die bestehenden Defizite in Wittenberg West müssen behoben werden.

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Wallraf & Partner

4.3 Quartiersentwicklung und Wohnen

Handlungsziel der Sozialen Stadt ist es, die Qualität des öffentlichen Raums durch Aufwertung und Vernetzung der gebietsinternen Grünachse, durch Aufwertung und behutsame Neuordnung der Innenhöfe sowie durch kontinuierliche Pflege und Bestandssicherung der Anlagen zu verbessern. Zu einem zukunftsfähigen Wohngebiet gehört ein nutzerfreundlicher ÖPNV, gut ausgebaute und sichere Rad- und Fußwege sowie deren Anbindung an die gesamtstädtischen Netzte sowie ein Straßenzustand im Einklang mit heutigen Anforderungen an Mobilität und Verkehrssicherheit. In diesem Bereich bestehen in der gesamten Wohnsiedlung erhebliche Defizite. Handlungsziel der Sozialen Stadt ist es, die Verkehrsverhältnisse in der Großsiedlung unter besonderer Berücksichtigung der Belange von Fußgängern und Radfahrern zu verbessern. Dies gilt insbesondere auch für den grundhaften Ausbau der überwiegend verschlissenen Straßen. Angesichts der begrenzten Finanzkraft der privaten und öffentlichen Haushalte wird dieser Ausbau nur schrittweise realisierbar sein und über einen längeren Zeitraum erfolgen.

Projekte / Maßnahmen Aufwertung des öffentlichen Raums Die Freiraumentwicklung in Wittenberg West zielt auf die Schaffung eines einheitlichen Gestaltungsbildes ab. Als stadtteilprägende Grünachse bildet die Erich-Mühsam-Straße auch die verkehrliche Hauptachse des Gebiets. Ebenso wie die Straße An der Christuskirche sowie der Bereich Christuskirche / Dessauer Straße sind hier vor allem raumprägende Baumpflanzungen im Einklang mit der Gestaltung des Straßenraums notwendig. Über die Gebietsgrenzen hinaus sollte die Achse der Straße An der Christuskirche in Richtung Süden zur Schiffsanlegestelle an der Elbe über den Karl-Marx-Platz (Kleinwittenberg) als gebietsübergreifende Grünverbindung ebenfalls in die Baumpflanzmaßnahme eingebunden werden. Unter Einbeziehung der verlängerten Willy-Lohmann-Straße soll die Fläche nördlich des Sportplatzes auf Basis eines detaillierten Gestaltungskonzeptes grünplanerisch aufgewertet werden, um so als Fortführung der Kleingartenanlage einen grünen Siedlungsrand für Wittenberg West auszuprägen. Der Spielplatz Willy-Lohmann-Straße soll generationsübergreifend und altergerecht genutzt werden. Im Rahmen der geplanten Aufwertungsmaßnahmen soll bei der Grüngestaltung ein neues einheitliches und an die Gesamtsiedlung angepasstes Begrünungskonzept mit Heckenstrukturen und kleinkronigen Bäumen umgesetzt werden. Wohnumfeldmaßnahmen Im Zusammenhang mit den geplanten Um- und Neubauten im südlichen Bereich des Gebiets stehen Wohnumfeldmaßnahmen an. Die Freiräume sollen differenziert mit generationsspezifischen und generationsübergreifenden Aufenthaltsqualitäten und Nutzungsangeboten ausgestattet werden. Die erste Wohnumfeldgestaltung ist nach erfolgtem Umbau und Modernisierung in der Fichtestraße im Jahr 2011 vorgesehen.22 Die übrigen Vorhaben werden im Zeitraum zwischen 2012 und 2015 schrittweise umgesetzt. Im Norden der Erich-Mühsam-Straße sind aufgrund der Altersstruktur vermehrt alterspezifische Freiraumangebote innerhalb der Höfe anzusiedeln, etwa ein Bocciafeld mit Bänken und Grüneinfassung. Südlich der Haupterschließungsachse werden eher private Innenräume entstehen, mit sicheren und übersichtlichen Spielangeboten für (auch kleinere) Kinder sowie Treffpunkten für die Nachbarschaft.

22

Bereist während der Auslegung wurden die Wohnumfeldgestaltungen in den Hofinnenbereichen in der Fichtestraße umgesetzt.

Integriertes Handlungskonzept Wittenberg West

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4. Handlungsfelder: Ziele, Strategien, Projekte

Neubau von Wohngebäuden Auf den Abrissflächen der Holbeinstraße ist der Neubau eines barrierefreien Mehrgenerationshauses vorgesehen. Alle Wohnungen sind über zwei Fahrstühle und Laubengänge barrierefrei erreichbar. Es wird ein individuellen Angebot für generationsübergreifendes Wohnen geschaffen, dass sich sowohl an Senioren als auch an Familien richtet. Im Innenhof sind private Hausgärten und Freiflächen mit Spielplatz und Nachbarschaftstreff angeordnet. Mit der Unterbreitung neuer Wohnangebote können neue Zielgruppen für das Gebiet gewonnen und der hohe Altersdurchschnitt aufgebrochen werden. Gesundheits- und Gemeinwesenzentrum (GGZ) Ein Kernprojekt der Quartiersentwicklung ist das geplante Gesundheits- und Gemeinwesenzentrum. Im GGZ sollen Gesundheitsversorgung und damit verbundene Gemeinwesenangebote für die Bewohner räumlich und funktional integriert werden. Gesundheit und Gemeinwesen werden aus ganzheitlicher Sicht betrachtet und inhaltlich ausgefüllt. Auch ortsansässige Vereine wie z. B. der Verein für Tagesmütter und Väter e.V. aus Kleinwittenberg könnten hier beheimatet werden. Das Vorhaben soll auf einer Freifläche nordwestlich der Christuskirche realisiert werden. Als nächste Schritte sind zeitnah die wirtschaftlichen, planerischen und eigentumsrechtlichen Voraussetzungen für den Bau der Einrichtung zu schaffen. Neue Feuerwehrhauptwache Aufgrund von räumlichen und funktionalen Defiziten am heutigen Standort der hauptamtlichen Feuerwehrbereitschaft der Lutherstadt Wittenberg in Teuchel wie auch am Standort der FFW Wittenberg West wurden die Möglichkeiten für eine gemeinsame Feuerwache der hauptamtlichen Kräfte und der freiwilligen Feuerwehr geprüft. Nach umfassenden Standortuntersuchungen und einem Wirtschaftlichkeitsgutachten hat sich die Lutherstadt Wittenberg dafür entschieden, die hauptamtliche Feuerwehrbereitschaft an einem Standort in Wittenberg West anzusiedeln. In Frage kommt das ehemalige BMK-Gelände gegenüber dem Feuerwehrtechnischen Zentrum des Landkreises am Rande des westlichen Planungsgebietes. Die Realisierung der baulichen Maßnahme ist als Public-Private Partnerschaft (PPP-Projekt) vorgesehen. Nach den heutigen Planungen bleibt die Feuerwehr-Rettungsleitstelle des Landkreises am gegenwärtigen Standort bestehen und wird kontinuierlich instand gehalten. Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur Für die Wohnsiedlung wurde ein Programm zum Ausbau von Straßen und der Verbesserung der Stellplatzsituation zusammengefasst, das schrittweise abgearbeitet werden soll. Die Erich-Mühsam-Straße zwischen der Straße an der Christuskirche bis hin zur Holbeinstraße ist zugleich stadtteilprägender Grünzug und Haupterschließungsachse in Ost-West-Richtung. Im Rahmen des Ausbaus der Erich-Mühsam-Straße ist die Verbesserung der Wegebeziehungen zu öffentlichen Einrichtungen (Kita, Nachbarschaftstreff, Einkaufsmärkte, geplantes Gesundheits- und Gemeinwesenzentrum) vorgesehen. Neben der Schaffung barrierefreier Gehwegverbindungen ist auch die unbefriedigende Situation des ruhenden Verkehrs neu zu ordnen. Durch Baumpflanzungen und Aufwertung der Grünflächen soll der Straßenzug seiner Funktion als Grünachse im Quartier gerecht werden. In Gänze ausgebaut werden sollen die Straße An der Christuskirche sowie die Fichtestraße. Die neue Feuerwehrhauptwache inklusive der FFW Feuerwehr Wittenberg West soll auf dem ehemaligen BMK-Gelände im Westen des Gebiets an der Fröbelstraße errichtet werden. Im Zuge des Neubaus sind im Bereich der Fröbelstraße ggf. Anpassungen der Fahrbahn bzw. ein Teilausbau vorzunehmen.

42

Wallraf & Partner

4.4 Gemeinwesen, Bürgerengagement, Selbsthilfe

Erfolgsindikatoren Indikator Einwohnerentwicklung Bilanz der Wanderungs- und Umzugsbewegung Wohnungsleerstand Auslastung von Verkaufs- und Gewerbeflächen

Erhebungsmethode Kommunalstatistik Kommunalstatistik KOMSTAT Wirtschaftsförderung

4.4 Gemeinwesen, Bürgerengagement, Selbsthilfe Ausgangssituation und Perspektiven Eine Stärke des Gebiets ist zweifellos der hohe Anteil an Stammmietern und die stabilen Nachbarschaften, die das soziale Klima bestimmen. Wittenberg West ist eine „ruhige“ Siedlung und mitnichten ein sozialer Brennpunkt. Die größte Herausforderung für die Gemeinwesenarbeit erwächst aus der demografischen Entwicklung insbesondere aus der wachsenden Dominanz der Altersgruppen über 65 Jahren sowie aus dem bevorstehenden Generationswechsel. Die wachsende Zahl der Senioren und zunehmend auch von Hochaltrigen erfordert ein bedarfsgerechtes Angebot von Leistungen der Daseinsvorsorge und der Gemeinwesenarbeit. Zugleich soll Wittenberg West für die jüngere Generation attraktiver werden, wozu auch zielgruppenorientierte Gemeinwesenangebote gehören, speziell für junge Haushalte und Kinder. Schließlich werden Begegnungs- und Kommunikationsangebote gebraucht, um das Zusammenleben der Generationen im Quartier zu fördern. Mit der Entwicklung der Gemeinwesenstruktur, die für die Umsetzung der integrierten Entwicklungsstrategie eine wesentliche Rolle spielt, soll das Versorgungsdefizit an Gemeinweseneinrichtungen in Wittenberg West behoben werden. Die Etablierung eines Netzes von Gemeinwesenaktivitäten, das altersgruppenspezifisch und generationsübergreifend genau auf den Bewohnerbedarf und das Potenzial für bürgerschaftliches Engagement vor Ort zugeschnitten ist, bildet die zentrale Aufgabe integrierter Quartiersentwicklung. Ein Defizit der Gemeinwesenarbeit besteht derzeit darin, dass die Angebote des neuen Nachbarschaftstreffs mit den Angeboten weiterer Gemeinweseneinrichtungen in Kleinwittenberg und Piesteritz derzeit noch ungenügend vernetzt sind und unzureichend miteinander kommunizieren.

Ziele und Handlungsansätze Um ein vitales Stadtquartier zu schaffen, das auch für Familien mit Kindern bzw. jüngere Generationen wieder attraktiv wird, müssen stärkere Anstrengungen zur Aktivierung der vorhandenen Mitwirkungsund Gestaltungspotenziale in der Bewohnerschaft unternommen werden. Das Gebiet braucht dauerhaft ein gut funktionierendes Gemeinwesenmanagement, das auf Eigeninitiative, Selbstvertrauen, Zuverlässigkeit und Vertrauen aufbaut. Gerade für ältere Menschen, die bereits das Erwerbsleben hinter sich gelassen haben, ist gesellschaftliche Teilhabe ein wichtiges Thema. Daher soll ehrenamtliche Tätigkeit für das Gemeinwesen gewonnen werden. Handlungsziel der Sozialen Stadt ist es, bürgerschaftliches Engagement mit differenzierten Partizipationsstrategien aus einem breiten sozialen Spektrum heraus zu aktivieren. Ziel ist der Aufbau einer nachhaltigen Struktur der Gemeinwesenarbeit mit quartiersbezogener Zielgruppenorientierung, die erheblich von bürgerschaftlichem Engagement getragen ist.

Integriertes Handlungskonzept Wittenberg West

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4. Handlungsfelder: Ziele, Strategien, Projekte

Projekte / Maßnahmen Quartiermanagement Das Quartiermanagement (QM) bildet das zentrale Instrument zur Stärkung bürgerschaftlichen Engagements und zur Aktivierung von Mitwirkungspotenzialen. Es fungiert als Drehscheibe der Kommunikation zwischen den Gemeinwesenakteuren und unterstützt die Netzwerkbildung Zudem bildet das QM die Schnittstelle zwischen der Stadtverwaltung und den Akteuren im Gebiet. Darüber hinaus übernimmt das Quartiermanagement vielfältige Funktionen im Gebiet. Es ist Anlaufstelle für Gebietsbewohner und Projektträger/ Akteure im Gebiet. Es dient als Treffpunkt und Besprechungsort und verfügt über die Ausstattung für technische Hilfestellungen und Medientechnik. Projektträger und Projektinitiatoren finden hier Rat in Fragen der Projekt- und Veranstaltungsorganisation, in Förderfragen und bei der Antragstellung. Im Stadtteilladen laufen die Fäden der Öffentlichkeitsarbeit im und für das Gebiet zusammen. Das Quartiermanagement nutzt verschiedene Medien zur Information zur Organisation des Informationsaustauschs innerhalb des Soziale Stadt-Gebiets. Nachbarschaftstreff Der neue Nachbarschaftstreff ist Sitz des Quartiermanagements und zugleich Ort weiterer Gemeinwesenaktivitäten des Vereins Begegnungszentrum Wittenberg West e.V. Mit dieser Einrichtung soll das gesamte westliche Siedlungsband der Lutherstadt Wittenberg (Wittenberg West, Kleinwittenberg, Piesteritz) erfasst werden. Der Nachbarschaftstreff soll sich zu einem Ort der Begegnung und Kommunikation zwischen den Bewohnern, zum Kern eines Netzwerks von Gemeinwesenaktivitäten sowie zu einer Anlaufstelle für Probleme und Sorgen im Stadtteil entwickeln. Zu seinen Aufgaben sollen auch die Förderung und Organisation von ehrenamtlichem Engagement und die Nachbarschaftshilfe gehören. Hier befindet sich die technische Infrastruktur für die Gewährleistung eines reibungslosen Betriebs des QM als Anlaufstelle und Treffpunkt für alle Bewohnergruppen des Gebietes. Netzwerk West Teilnehmer des Projektes sind Vereine und Institutionen der Stadtteile Wittenberg West, Kleinwittenberg und Piesteritz sowie die Bürger der Stadtteile. Ziel ist die Bündelung und Abstimmung der vor Ort vorhandenen Angebote sowie die Organisation gemeinsamer Aktionen (z. B. Elbefest des Fördervereins Kleinwittenberg, Sommerfest des Kleingartenvereins Wittenberg West, Nikolausfest des Fördervereins Kleinwittenberg). Der Nachbarschaftstreff Wittenberg West soll zum Info-Punkt für die Stadtteile und Koordinationsstelle der Angebote der Vereine werden. Malschule Konrad Die Malschule des ortsansässigen Künstlers Herrn Konrad leistet mit seinem Angebot einen Beitrag zur Verankerung von Kunst und Kultur im Stadtteil, zum Aufbau eines kulturellen Netzwerkes sowie zur Aktivierung der Bewohner aller Altergruppen. Das Projekt bietet für die Bewohner (speziell Senioren und Jugendliche) ein künstlerisches Bildungsangebot, das befähigt, Skizzen und Zeichnungen mit unterschiedlichen Farben, Materialen und Maltechniken herzustellen, die dann im Rahmen von Ausstellungen im Nachbarschaftstreff und anderen öffentlichen Einrichtungen zum Teil der Stadtteilkultur werden.

Erfolgsindikatoren Indikator Zahl der Besucher im Stadtteilladen und Netzwerktreffen Zahl und Bilanz initiierten Projekte Zahl der Teilnehmer an den Aktivitäten Zahl und Periodizität der Veröffentlichungen

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Erhebungsmethode Träger FB Stadtentwicklung Träger Träger

Wallraf & Partner

Lutherstadt Wittenberg Integriertes Handlungskonzept Wittenberg West

Anlage Projekte (Übersicht der Maßnahmen, Kosten, Finanzierungen und Umsetzungszeiträume)

Maßnahmenübersicht

1. Vorbemerkung Die Projektideen werden dem jeweiligen Handlungsfeld zugeordnet. Sie enthalten eine Maßnahmebeschreibung sowie Angaben zu Kosten und Finanzierung, Planungs- und Umsetzungszeiträumen. Insgesamt werden 26 Projektideen skizziert. Davon sind acht Maßnahmen nicht investive Projekte. Diese umfassen neben arbeitsmarktfördernden Maßnahmen auch Projekte im Bildungs- und Gemeinwesenbereich. Ein Quartiermanagement ist zum Aufbau stabilisierender Strukturen im Soziale StadtGebiet vorgesehen. Bei den investiven Maßnahmen liegen die Schwerpunkte zum einen auf der Sicherung und Stärkung der sozialen Infrastruktur sowie auf den Erhalt bzw. die Aufwertung der Bildungseinrichtungen durch Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen. Die Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität im Gebiet für alle Generationen wird durch Erschließungsmaßnahmen, Wohnumfeldmaßnahmen sowie Projekte zur Verbreiterung des Wohnungsangebots als auch zur Verbesserung der Grundversorgung des Gebiets ergänzt. Die Umsetzung der Projekte ist auf einen langfristigen Zeitraum von 15 Jahren bis 2025 angelegt. Die nicht investiven Maßnahmen in den Handlungsfeldern I und IV sollen möglichst zeitnah umgesetzt werden, um langfristig gesehen eine nachhaltige Wirkung für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Gebiets zu erzielen. Die Umsetzung der investiven Maßnahmen ist, auch in Abhängigkeit von der kommunalen Haushaltssituation, auf einen längeren Zeitraum ausgerichtet. In naher Zukunft sollen erste Maßnahmen zur Wohnumfeldaufwertung sowie Pilotprojekte zur Entwicklung neuer Wohnangebote erfolgen um das Gebiet dauerhaft für differenzierte Nutzergruppen attraktiv zu machen (Handlungsfeld III). Die Qualifizierung des öffentlichen Raums und im Straßenbau erstreckt sich nach den heutigen Planungen über das gesamte Jahrzehnt. Zeitlichen Vorrang werden Freiraumgestaltungen haben. Maßnahmen zur Sicherung und Stärkung der Sozialen Infrastruktur können kurzfristig in den Kinderbetreuungseinrichtungen erfolgen. Weitere Großprojekte befinden sich derzeit noch in der Planungsphase. Die Maßnahmen, die ein Gesamtvolumen von etwa 22,3 Mio. Euro umfassen, sind in der Maßnahmenübersicht auf Seite 2 dargestellt. Die Projektideen der einzelnen Handlungsfelder sind ab folgenden Seiten einzusehen: Handlungsfeld I Stärkung der lokalen Wirtschaft, Arbeit und Beschäftigung

ab Seite 3

Handlungsfeld II Soziale Infrastruktur, Bildung, Kultur und Freizeit

ab Seite 5

Handlungsfeld III Quartiersentwicklung, Wohnen und Verkehr

ab Seite 9

Handlungsfeld IV Gemeinwesen, Bürgerengagement und Selbsthilfe

ab Seite 15

Integriertes Handlungskonzept Wittenberg-West

1

Integriertes Handlungskonzept "Wittenberg West "

Maßnahmenübersicht

Handlungsfeld I Stärkung der lokalen Wirtschaft, Arbeit und Beschäftigung

Handlungsfeld IV Gemeinwesen, Bürgerengagement und Selbsthilfe

Handlungsfeld III Quartiersentwicklung, Wohnen und Verkehr

arbeitsmarktfördernde Maßnahmen

Grünachse, Grünvernetzung

Handlungsfeld II Soziale Infrastruktur, Bildung, Kultur und Freizeit

Maßnahmen

gestalterische Maßnahmen Programmgebiet Soziale Stadt

bauliche Maßnahmen bauliche Maßnahmen

gestalterische Maßnahmen

verkehrstechnische Maßnahmen

nicht investive Maßnahmen

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1

Erich-M

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7

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An der Christuskirche

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Gebäuderückbau erfolgt

4

Schillstraße

Fröbelstraße

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bereits realisiert

11

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12

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Rudolf-Harbig-Straße

22

Projektnummer

nder-Str

Schenkendo rfstraße

Werner-

3

1

17

Dessauer Straße

Karl-Marx-Platz

Zur Elbe Bearbeitung: Wallraf & Partner, Stadtplanung 50

100

150

200

250 m

N

Stärkung der lokalen Wirtschaft, Arbeit und Beschäftigung

1. Handlungsfeld I Stärkung der lokalen Wirtschaft, Arbeit und Beschäftigung Projektbezeichnung: Projektträger: Projektbeschreibung:

01 – Familienmanagement Kleingartenverein Wittenberg West / Begegnungszentrum Wittenberg West e.V. Das Projekt richtet sich an arbeitslose Frauen. Die Akquise der Teilnehmerinnen erfolgt über den Nachbarschaftstreff durch Gespräche, PR-Arbeit, Hausaufhänge. Ziel ist es, den arbeitslosen Frauen bewusst zu machen, dass wichtige Kompetenzen, die sie während der Familienphase erworben haben, auch für den Wiedereinstieg in das Arbeitsleben von Bedeutung sind. Kompetenzen aus dem Familienmanagement sollen gestärkt, gefestigt und erweitert. Gemeinsam mit dem Verein Begegnungszentrum Wittenberg West e.V. soll das Projekt folgende Bestandteile aufweisen: a) Gartenarbeit – Pachtgarten des Kleingartenvereins möglicht mit Obstbaumbestand wir zur Verfügung gestellt, Obst, Gemüse wird angebaut und geerntet, Seminare zu grünen Berufen b) Kochen und Backen – Verarbeitung von geernteten Materialien, Seminar zu Berufen im Bereich Ernährung c) Gästebetreuung – Tischdekoration herstellen, Kommunikationstraining, Seminar zu Berufen im Hotel- und Gaststättengewerbe d) mit dem Einkommen auskommen – Seminar zur kostengünstigen Haushaltung, Haushaltsbuch, Fördermöglichkeiten – Antragstellungen e) aktives Bewerbertraining – Kompetenzfeststellung (KOMpetenzPASS erarbeiten), Erstellen bzw. Aktualisieren von Bewerbungsunterlagen mit dem PC.

Planungs- und Realisierungszeitraum: Kosten:

Zur Absicherung der Kinderbetreuung wird eine Zusammenarbeit mit dem Wittenberger Tagesmütter und -väter e.V. angestrebt. Genutzt werden die Räumlichkeiten des Nachbarschaftstreffs einerseits und die Pachtgärtner des Kleingartenvereins anderseits. Für die Umsetzung des Bausteins a) Gartenarbeit werden Mitglieder des Kleingartenvereins einbezogen. Die Bausteine b-e sichert personell der Nachbarschaftstreff – teilweise auch über ehrenamtliche Arbeit. Wünschenswert ist die Integration der Frauen in den ersten Arbeitsmarkt, evtl. auch die Übernahme von Pachtgärten oder ehrenamtliches Engagement im Nachbarschaftstreff oder in der Freiwilligenbörse. 2011 15.000 €

Integriertes Handlungskonzept Wittenberg-West

3

1. Handlungsfeld I

Projektbezeichnung: Projektträger: Projektbeschreibung:

Planungs- und Realisierungszeitraum: Kosten:

4

02 – Unterstützung beim Schritt in die Selbstständigkeit und für Unternehmensgründungen Quartiermanagement – Begegnungszentrum Wittenberg West e.V. In Kooperation mit der Agentur für Arbeit, der IHK sowie der Koordinierungsstelle Stärken vor Ort wird eine Beratung aufgebaut, die folgende Leistungen anbietet: Begleitung der formalen Schritte auf dem Weg zur Selbstständigkeit/ Unternehmensgründung, angebot bzw. Vermittlung von betriebswirtschaftlichen Qualifizierungen, Unterstützung bei der Akquisition von Fördermitteln. Dieses Angebot richtet sich insbesondere an arbeitslose Frauen, die bereits über ein Maß an fachlicher und kaufmännischer Qualifikation sowie sozialer Kompetenz für den Schritt in die Selbständigkeit verfügen, sodass eine begründete Aussicht auf eine erfolgreiche Wiederaufnahme der Erwerbstätigkeit in eigener Verantwortung besteht. 2011-2015 25.000,00 € (5.000,00 € p. A.)

Wallraf & Partner

Soziale Infrastruktur - Bildung, Kultur und Freizeit

2. Handlungsfeld II Soziale Infrastruktur - Bildung, Kultur und Freizeit 2.1 Investive Maßnahmen Projektbezeichnung:

03 – Feuerwehr

Projektträger:

Lutherstadt Wittenberg

Projektbeschreibung:

Aufgrund räumlichen und funktionalen Defiziten am heutigen Standort der hauptamtlichen Feuerwehrbereitschaft der Lutherstadt Wittenberg in Teuchel als auch am Standort der FFW Wittenberg West wurden die Möglichkeiten für eine gemeinsame Feuerwehrwache der hauptamtlichen Kräfte und der freiwilligen Feuerwehr geprüft. Nach umfassenden Standortuntersuchungen und einem Wirtschaftlichkeitsgutachten hat sich die Lutherstadt Wittenberg dafür entschieden, die hauptamtliche Feuerwehrbereitschaft an einem Standort in Wittenberg West anzusiedeln. In Frage kommt das ehemalige BMK-Gelände gegenüber dem Feuerwehrtechnischen Zentrum des Landkreises am Rande des westlichen Planungsgebietes. Die Realisierung der baulichen Maßnahme ist als Public-Private Partnerschaft (PPP-Projekt) vorgesehen. Kosten entstehen für die Planung und Umsetzung der Baumaßnahme.

Planungs- und Realisierungszeitraum:

2012-2014

Kosten:

5.444.697,00 €

Finanzierung:

3.630 T€ Fördermittel, 1.815 T€ kommunaler Eigenanteil und Drittmittel

Am Standort der ehemaligen SK Karl Marx unterhält derzeit der Landkreis Wittenberg u. a. die Außenstelle der Sekundarschule Reinsdorf. Gegenwärtig prüft der Landkreis, den Gebäudekomplex bei Erhalt von Fördermitteln für eigene schulische Zwecke zu sanieren. Sollte sich der Landkreis gegen eine eigene Nutzung entscheiden, ist man zu Verhandlungen mit anderen Trägern bereit, um eine wohngebietsverträgliche Lösung zu finden. Als Alternative erwägt das Evangelische Schulzentrum am Standort in den kommenden Jahren eine Gesamtschule anzusiedeln. Zur Umsetzung der Maßnahme wären die eigentumsrechtlichen, planerischen und finanziellen Voraussetzungen zu schaffen. Evangelische Gesamtschule Wittenberg West Ziele der Gesamtmaßnahme: • • • • • • •

Verbesserung des Bildungsangebotes im Quartier Ausbau des Infrastrukturangebotes im Interesse des sozialen Ausgleichs Stärkung der Schulen als Orte der Bildung und Integration Nutzung und Gestaltung von Freiflächen Gesundheitsförderung Förderung sozialer Kompetenzen durch gemeinsame sportliche Aktivitäten der Kinder Öffnung der Schule zum Stadtteil, Möglichkeit der Nutzung der schulisch-sportlichen Angebote für Bewohner • Motivation der Bewohner des Gebiets zur Nutzung des nicht kommerziellen sportlichen Angebotes in ihrer Freizeit

Die Gesamtmaßnahme Evangelische Gesamtschule Wittenberg West gliedert sich in folgende Teilprojekte: Integriertes Handlungskonzept Wittenberg-West

5

2. Handlungsfeld II

Projektbezeichnung:

04 A - Ausbau Schulgebäude

Projektträger: Projektbeschreibung:

Evangelisches Schulzentrum • Sanierung des sich in desolaten Zustand befindlichen Schulgebäudes • Fenster • Fassade • Elektro- und Sanitär 2015/2016

Planungs- und Realisierungszeitraum: Kosten: Finanzierung:

2.350.000,00

Projektbezeichnung:

04 B - Erneuerung der Außenanlagen

Projektbeschreibung:

• Umgestaltung des Schulhofes mit Ruhe- und Bewegungszonen • überdachter Pausenhofbereich 2016/2017

Planungs- und Realisierungszeitraum: Kosten: Finanzierung:

175.000,00

Projektbezeichnung:

04 C - Erneuerung der Außensportanlagen

Projektbeschreibung:

• Wiederherstellung der Weitsprung- und Sprintanlagen • Einrichtung eines neuen Kleinfeldsportplatzes, auch zur Nutzung für Sportvereine und Quartiersbewohner 2018

Planungs- und Realisierungszeitraum: Kosten: Finanzierung:

6

(1.567 T€ Fördermittel, 783 T€ kommunaler Eigenanteil und Drittmittel

116,7 T€ Fördermittel, 58,3 T€ kommunaler Eigenanteil und Drittmittel

120.000,00 € 80 T€ Fördermittel, 40 T€ kommunaler Eigenanteil und Drittmittel

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Soziale Infrastruktur - Bildung, Kultur und Freizeit

Kindertagesstätten Ziele der Maßnahmen • • • •

Verbesserung der Betreuungs- und Bildungsangebote im Quartier Öffnung der Kita zum Stadtteil Wohnumfeldverbesserung durch Aufwertung der Freianlagen auch für angrenzende Wohnbereiche Förderung der generationsübergreifenden Kommunikation sowie Gesundheitsförderung durch gemeinsame Nutzung der Außenanlagen und (Bewegungs-) Aktionen • Förderung des Zusammenlebens im Stadtteil durch Begegnungsmöglichkeiten/ Feste in den Einrichtungen Projektbezeichnung:

05 - Sanierung Kita „Regenbogen“

Projektträger:

AWO Wittenberg

Projektbeschreibung:

Innensanierung: • Erneuerung der Elektroinstallation inkl. Malerarbeiten • Erneuerung Sanitärbereiche (Teilbereiche) • Innentüren • Planung 2012

Planungs- und Realisierungszeitraum: Kosten:

160.000,00€

Finanzierung:

106,7 T€ Fördermittel, 53,3 T€ kommunaler Eigenanteil und Drittmittel

Projektbezeichnung:

06 - Erweiterung Kita „An der Christuskirche“

Projektträger:

Evangelisches Kirchspiel Dobien

Projektbeschreibung:

• Erweiterung des Kindergartens durch Übernahme einer Wohnung im Haus - Umbau zu Kinderbetreuungsräumen • Planung und Umsetzung 2016

Planungs- und Realisierungszeitraum: Kosten:

15.000,00 €

Finanzierung:

10 T€ Fördermittel, 5 T€ kommunaler Eigenanteil und Drittmittel

Weitere Maßnahmen: Projektbezeichnung:

07 - Christuskirche

Projektträger:

Evangelisches Kirchspiel Dobien

Projektbeschreibung:

Ertüchtigung der Kirche für gemeindliche Großveranstaltungen Verbesserung des kulturellen Angebotes über die Stadtteilgrenzen hinaus • Planung und Umsetzung 2011/2012

Planungs- und Realisierungszeitraum:

• •

Kosten:

250.000,00 €

Finanzierung:

167 T€ Fördermittel, 83 T€ kommunaler Eigenanteil und Drittmittel

2.2 Nicht investive Maßnahmen Integriertes Handlungskonzept Wittenberg-West

7

2. Handlungsfeld II

Projektbezeichnung: Projektträger

08 - Aktionsprogramme für Kinder und Jugendliche Begegnungszentrum Wittenberg West e.V.

Ziel:

• Verbesserung der Bildungsangebote im Quartier und des Zugangs zu Bildungsangeboten für die Bewohner/innen • Ausbau des Infrastrukturangebotes im Interesse des sozialen Ausgleichs • generationsübergreifende Projekte

Projektbeschreibung:

Personal- und Sachkosten für Projekte wie z.B. • „Näh- und Kreativkurs“ – ältere Bewohner geben Hilfestellung • „Gesunde Ernährung“ - Kurse für Eltern und Kinder • „Sicher im Straßenverkehr“ • „Koch- und Backkurs“ • Gestaltungsprojekte im Freiraum zur Aufwertung des Quartiers 2012

Planungs- und Realisierungszeitraum: Kosten: Finanzierung:

8

10.000,00 € 6,7 T€ Fördermittel, 3,3 T€ kommunaler Eigenanteil und Drittmittel

Wallraf & Partner

Quartiersentwicklung, Wohnen und Verkehr

3. Handlungsfeld III Quartiersentwicklung, Wohnen und Verkehr 3.1 Investive Maßnahmen Themenfeld QUARTIERSENTWICKLUNG Projektbezeichnung:

9 - Grünkonzept Wittenberg West

Träger:

Lutherstadt Wittenberg

Projektbeschreibung:

Die Freiraumentwicklung im Wohnquartier Wittenberg West zielt in der Aufwertung des öffentlichen Raums besonders auf die Gestaltung eines einheitlichen Gestaltungsbildes ab. Als stadtbildprägende Grünachse bildet die Erich-Mühsam-Straße zugleich auch die verkehrliche Hauptachse des Gebietes. Ebenso wie die Straße An der Christuskirche sowie der Bereich Christuskirche/ Dessauer Straße sind hier vor allem raumprägende Baumpflanzungen im Einklang mit der Gestaltung des Straßenraums notwendig. Besonders prägend für den öffentlichen Raum sind zudem die Grünanlagen an der Dessauer Straße als Siedlungseingang im Bereich Fichtestraße und Ernst-Moritz-Arndt-Straße. Über die Gebietsgrenzen hinaus sollte dazu korrespondierend die Achse der Straße an der Christuskirche in Richtung Schiffsanlegestelle an der Elbe über den Karl-MarxPlatz (Kleinwittenberg) ebenfalls in die Baumpflanzmaßnahme als gebietsübergreifende Grünverbindung eingebunden werden. Maßnahme Zeitraum Kosten

Finanzierung

Grünzug Dessauer Straße (Wegebau, Er- 2011-2015 36 T€ satzpflanzungen, Stadtmöbel) Grünzug Dessauer Straße/ An der Christus- 2014-2017 30 T€ kirche/ Karl-Marx-Platz Grünzug Erich-Mühsam-Straße 2019-2020 60 T€ 126.000,00 € (84 T€ Fördermittel, 42 T€ kommunaler Eigenanteil)

Projektbezeichnung:

10 - Spielplatz Willy-Lohmann-Straße

Träger:

Lutherstadt Wittenberg

Projektbeschreibung:

Den zweiten Schwerpunkt der Freiraumentwicklung bildet der gegenüber der ehemaligen Karl-Marx-Schule gelegene Bereich, der als zentraler Spielbereich entwickelt wurde. Aufgrund der demografischen Entwicklung im Quartier ist die Nutzungsausrichtung neu zu definieren. Das städtebauliche Leitbild geht dabei von einer generationsübergreifenden und altersgerechten Nutzung aus. Dementsprechend ist die Konzeption und Entwicklung des Bereiches dahingehend auszurichten. Denkbar sind u. a. Outdoorsportgeräte für Senioren. 2014-2017

Planungs- und Realisierungszeitraum: Kosten: Finanzierung

100.000,00 67 T€ Fördermittel, 33 T€ kommunaler Eigenanteil

Integriertes Handlungskonzept Wittenberg-West

9

3. Handlungsfeld III

Projektbezeichnung:

11 - Grüner Siedlungsrand

Projektbeschreibung:

Den dritten Schwerpunkt der Freiraumentwicklung bildet die Ausprägung eines grünen Siedlungsrandes nördlich der Sportanlagen der ehemaligen Karl-Marx-Schule als Abschluss zur Bahnstrecke DessauFalkenberg und Fortführung der Kleingärten. Die Fläche wird derzeit als Müllablageplatz genutzt und stellt sich als Schandfleck im Gebiet dar. Unter Einbeziehung der Willy-LohmannStraße mit angrenzendem Spielbereich erfolgt eine grünplanerische Aufwertung der Fläche. Im Vorfeld der Aufwertung ist ein detailliertes Gestaltungskonzept zu erarbeiten. 2018

Planungs- und Realisierungszeitraum: Kosten: Finanzierung

200.000,00 133 T€ Fördermittel, 67 T€ kommunaler Eigenanteil

Themenfeld WOHNEN Aus städtebaulicher Sicht und gemäß Fortschreibung des Stadtentwicklungskonzepts der Lutherstadt Wittenberg und der Rahmenplanung Wittenberg West ist vorgesehen, die Aufwertung des Wohnquartiers und die Verbesserung des Wohn- und Freizeitwertes voranzutreiben. Die Wohnungsunternehmen planen in diesem Zusammenhang die Weiterführung der bereits begonnenen energetischen Sanierung der Wohnungsbestände, Neubaumaßnahmen zur Schaffung diversifizierter Wohnungsangebote und Wohnumfeldgestaltungen. Die behutsame Neuordnung der Innenhöfe bzw. des Wohnumfeldes nördlich und südlich der ErichMühsam-Straße ist unter Einbeziehung der Bewohnerschaft vorgesehen. Die Umgestaltung erfolgt im zeitnah zu den Baumaßnahmen u. a. im Rahmen der Komplexmodernisierungen entlang der Fichtestraße. Die Neuordnung soll eine angemessene Aufenthaltsqualität schaffen, die sich zum einen an ein einheitliches und in der Gesamtsiedlung angepasstes Grünkonzept mit Heckenstrukturen und kleinkronigen Bäumen anpasst und zum anderen das Wohnumfeld auf die Bedürfnisse einer gemischten Einwohnerschaft einstellen. Die Maßnahmen sollen demnach sowohl familiengerecht sein als auch der zunehmenden Altersstruktur Ü50 Rechnung tragen. Die neu entstehenden Freiflächen werden spezielle nördlich der Erich-Mühsam-Straße auf den Bedarf älterer Menschen zugeschnitten und unterbreiten damit über den jeweiligen Wohnhof hinaus ein zielgruppenorientiertes Angebot für das ganze Gebiet. Dies betrifft barrierefrei Wege, Mobilitäts- und Orientierungshilfen sowie alterspezifischen Aufenthalts und Freizeitangebote. Vorgesehen sind z.B. ein Bocciafeld mit Grüneinfassung. Bänke laden zum Ausruhen und Schauen ein, verbessern die Aufenthaltsqualität und Schaffen Begegnungsmöglichkeit für jung und alt. Südlich der Erich-Mühsam-Straße mit der Freiraumgestaltung auch Familien mit Kindern angesprochen werden. Durch Kombination von entsprechenden Freizeit und Spielangeboten soll ein Raum geschaffen werden, wo Senioren und Familien (speziell mit kleinen Kindern) zusammenkommen und miteinander kommunizieren können. Ältere Alleinstehende, die eine etwaige Isolation überwinden und mehr am Leben „da draußen“ teilhaben wollen, treffen auf Eltern und Kinder, die Hilfe bei der Organisation des Alttags gern in Anspruch nehmen.

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Wallraf & Partner

Quartiersentwicklung, Wohnen und Verkehr

Umfang der Wohnumfeldmaßnahmen ƒ ƒ ƒ ƒ ƒ ƒ ƒ ƒ

Schaffung barrierefreier Wegebeziehungen, ökologische und standortgerechte Begrünungsmaßnahmen, Schaffung von Spielbereichen für Kinder, Schaffung von seniorengerechten Freizeit- und Ruheplätzen, Errichten von Fahrradboxen, da viele ältere Bürger es nicht mehr schaffen, die Räder in den Keller zu bringen, andererseits das Sicherheitsbedürfnis eine gute Verwahrung erfordert, Entsiegelung von Flächen, Abbruch alter Nichtwohnsubstanz, Schaffung von PKW-Stellplätzen

Im Rahmen der Planung ist die aktive Beteiligung der Bewohnerschaft zur Stärkung der Identifikation mit dem Wohnquartier angestrebt. Darüber hinaus ergeben sich im Zuge der Umsetzung und Pflege der Freiflächen Möglichkeiten für Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen spezielle für Langzeitarbeitslose zum Wiedereinstieg ins Berufsleben. Wohnumfeldprojekte zur Freiflächengestaltung: Projektbezeichnung: Projektträger: Planungs- und Realisierungszeitraum: Kosten:

1

12 - Wohnumfeldgestaltung Dessauer Straße 255-258/ Fichtestraße 1-71 WIWOG Wittenberger Wohnungsbaugesellschaft mbH 2011 200 T€

Finanzierung:

133 T€ Fördermittel, 67T€ kommunaler Eigenanteil und Drittmittel

Projektbezeichnung:

13 - Wohnumfeldgestaltung Erich-Mühsam-Straße

Projektträger:

WIWOG Wittenberger Wohnungsbaugesellschaft mbH

Planungs- und Realisierungszeitraum: Kosten:

2012

Finanzierung:

233 T€ Fördermittel, 117T€ kommunaler Eigenanteil und Drittmittel

Projektbezeichnung:

14 - Wohnumfeldgestaltung Schenkendorfstraße/ Holbeinstraße

Projektträger:

WIWOG Wittenberger Wohnungsbaugesellschaft mbH

Planungs- und Realisierungszeitraum: Kosten:

2013

Finanzierung:

133 T€ Fördermittel, 67T€ kommunaler Eigenanteil und Drittmittel

Projektbezeichnung:

15 - Wohnumfeldgestaltung Hermann-Duncker-/Erich-Mühsam-Str.

Projektträger:

WIWOG Wittenberger Wohnungsbaugesellschaft mbH.

Planungs- und Realisierungszeitraum: Kosten:

2014

Finanzierung:

133 T€ Fördermittel, 67 T€ kommunaler Eigenanteil und Drittmittel

350 T€

200 T€

200 T€

Die Maßnahme wurde bereits während der Auslegung umgesetzt.

Integriertes Handlungskonzept Wittenberg-West

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3. Handlungsfeld III

Projektbezeichnung:

16 - Wohnumfeldgestaltung Hermann-Duncker-Straße

Projektträger:

WBG Wohnungsbaugenossenschaft Wittenberg eG

Planungs- und Realisierungszeitraum: Kosten:

2015

Finanzierung:

133 T€ Fördermittel, 67 T€ kommunaler Eigenanteil und Drittmittel

200 T€

Mehrgenerationenhaus Auf den Abrissflächen der Holbeinstraße ist der Neubau eines barrierefreien Mehrgenerationshauses vorgesehen. Hiermit soll ein individuelles Angebot für generationsübergreifendes Wohnen geschaffen werden, dass sich sowohl an Senioren als auch an Familien richtet. Durch Unterbreitung neuer Wohnungsangebote können neuer Zielgruppen für das Gebiet gewonnen und der hohe Altersdurchschnitt aufgebrochen werden. Folgender Umfang ist geplant: • • • • •

Neubau von 36 barrierefreien Wohnungen mit Aufzug Angebot von Betreuungsleistungen Barrierefreie Gestaltung des Wohnumfeldes Schaffung von multifunktionalen Begegnungsräumen Schaffung von PKW-Stellplätzen. Projektbezeichnung:

17 - Mehrgenerationshaus

Projektträger:

WIWOG Wittenberger Wohnungsbaugesellschaft mbH

Planungs- und Realisierungszeitraum: Kosten:

2015

Finanzierung:

2.847 T€ Fördermittel, 1.423 T€ kommunaler Eigenanteil und Drittmittel

4.270.000,00 € (inkl. Erschließung, Außenanlagen, Baunebenkosten)

Gesundheits- und Gemeinwesenzentrum Projektbezeichnung:

18 – Gesundheit- und Gemeinwesenzentrum (GGZ)

Projektträger:

noch offen

Projektbeschreibung:

Als Kernsprojekt der Quartiersentwicklung soll ein Gesundheits- und Gemeinwesenzentrum (GGZ) entstehen. Im GGZ sollen Gesundheitsversorgung und damit verbundene Gemeinwesenangebote für die Bewohner räumlich und funktional integriert werden. Gesundheit und Gemeinwesen werden aus ganzheitlicher Sicht betrachtet und inhaltlich ausgefüllt. Auch ortsansässige Vereine wie z. B. der Verein für Tagesmütter und Väter e.V. aus Kleinwittenberg könnten hier beheimatet werden. Vorgesehen als Standort ist die Brachfläche Ecke Straße an der Christuskirche und Erich-Weinert-Straße.

Planungs- und Realisierungszeitraum: Kosten: Finanzierung

voraussichtlich 2012-2013

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3.960.000,00 2.640 T€ Fördermittel, 1.320 T€ kommunaler Eigenanteil und Drittmittel

Wallraf & Partner

Quartiersentwicklung, Wohnen und Verkehr

Themenfeld VERKEHR Projektbezeichnung:

19 – Ausbau der Straße „An der Christuskirche“

Projektträger: Projektbeschreibung:

Lutherstadt Wittenberg

Planungs- und Realisierungszeitraum:

• als Beitrag zur Verbesserung der gesamten Verkehrsanlage im Quartier. Die Straße dient dem Quartier als Hauptsammelstraße und Hauptanbindung an die überregionale Bundesstraße (B187 – Dessauer Straße) • Verbesserung der Wegebeziehungen zu Einrichtungen wie KITA, ÖPNV, Nachbarschaftstreff, Einkaufsmärkte, geplantes Gesundheitszentrum • Schaffung barrierefreier (altengerecht und behindertenfreundlich) Geh- und Radwegeverbindungen • Aufwertung des Straßenzugs durch Baumpflanzungen 2014-2015

Kosten: Finanzierung:

1.100.000,00 €

Projektbezeichnung:

20 - Ausbau der Erich-Mühsam-Straße

Projektträger: Projektbeschreibung:

Lutherstadt Wittenberg

Planungs- und Realisierungszeitraum: Kosten: Finanzierung:

Beim Straßenbau sind zur Ermittlung der Fördermittel- und kommunalen Eigenanteile die Beiträge Dritter nach KAG zu berücksichtigen.

• als Beitrag zur Verbesserung der gesamten Verkehrsanlage im Quartier. Die Straße dient dem Quartier als Sammelstraße und ist die wichtigste Quartierserschließung in der Ost-West-Richtung • Verbesserung der Wegebeziehungen zu Einrichtungen wie KITA, ÖPNV, Nachbarschaftstreff, Einkaufsmärkte, geplantes Gesundheitszentrum • Neuordnung der unbefriedigenden Parkplatzsituation • Schaffung barrierefreier (altengerecht und behindertenfreundlich) Gehwegverbindungen • durch Baumpflanzungen und Grünflächen soll der Straßenzug zu einer Grünachse im Quartier entwickelt werden. 2019/2020 1.754.000,00 Beim Straßenbau sind zur Ermittlung der Fördermittel- und kommunalen Eigenanteile die Beiträge Dritter nach KAG zu berücksichtigen.

Integriertes Handlungskonzept Wittenberg-West

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3. Handlungsfeld III

Projektbezeichnung:

21- Ausbau der Fichtestraße

Projektträger: Projektbeschreibung:

Lutherstadt Wittenberg

Planungs- und Realisierungszeitraum:

als Beitrag zur Verbesserung der gesamten Verkehrsanlage im Quartier. Die Straße dient dem Quartier als Sammelstraße und mit einen LSA-geregelten Knotenpunkt als Hauptanbindung an die überregionale Bundesstraße (B187 – Dessauer Straße) • Verbesserung der Wegebeziehungen zu Einrichtungen wie KITA, ÖPNV, Nachbarschaftstreff, Einkaufsmärkte, geplantes Gesundheitszentrum • Schaffung barrierefreier (altengerecht und behindertenfreundlich) Gehwegverbindungen • Aufwertung des Straßenzugs durch Baumpflanzungen nach 2020 •

Kosten: Finanzierung:

260.000,00 €

Projektbezeichnung:

22- Fröbelstraße (Feuerwehrzufahrt)

Projektträger: Projektbeschreibung:

Lutherstadt Wittenberg

Planungs- und Realisierungszeitraum: Kosten: Finanzierung:

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Beim Straßenbau sind zur Ermittlung der Fördermittel- und kommunalen Eigenanteile die Beiträge Dritter nach KAG zu berücksichtigen.

Um ein gesichertes Aus- bzw. Einrücken der Löschfahrzeuge im Brandfall sowie bei der Rückkehr zu sichern, ist im Rahmen der Zusammenlegung der Feuerwehren auch der Zustand der verkehrstechnischen Erschließung zu überprüfen. Sofern notwendig sind entsprechende Ertüchtigungen in der betroffenen Fröbelstraße vorzunehmen. 2013/2014 150.000,00 € Beim Straßenbau sind zur Ermittlung der Fördermittel- und kommunalen Eigenanteile die Beiträge Dritter nach KAG zu berücksichtigen.

Wallraf & Partner

Gemeinwesen, Bürgerengagement und Selbsthilfe

4. Handlungsfeld IV Gemeinwesen, Bürgerengagement und Selbsthilfe 4.1 Nicht investive Maßnahmen Projektbezeichnung: Projektträger: Ziel:

Projektbeschreibung:

23 - Quartiermanagement und Nachbarschaftstreff Begegnungszentrum Wittenberg West e.V. • nachhaltige Verbesserung und Stabilisierung des Gebietes durch Bündelung und effizienten Einsatz der Ressourcen, vor allem auch der unterschiedlichen Fördermittel. • Hilfe zur Selbsthilfe und Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements • Bewohneraktivierung - Beteiligung und Mitwirkung der Bewohner am Entwicklungsprozess des Gebietes • Stadtteilkoordination - Vernetzung unterschiedlicher Interessengruppen und Akteure sowie der Aufbau von Kooperationen zwischen Institutionen, Initiativen, Unternehmen, Wohnungsbaugesellschaften • Initiierung von Projekten (Hilfestellung bei Projekten – baulich/räumlich, sozial, kulturell, ökonomische Handlungsfelder) Quartiermanagement (QM) und die Koordinierung der quartiersbezogenen Gemeinwesenarbeit sollen räumlich, personell und organisatorisch im Nachbarschaftstreff Wittenberg West zusammengefasst werden. Das QM ist Schnittstelle zwischen verantwortlichen Ämtern der Stadt und den Akteuren im Gebiet. Das QM gibt einerseits Entscheidungen und Informationen aus den Entscheidungsgremien und der Stadtverwaltung an die Projektträger und sonstigen Aktiven im Gebiet weiter. Umgekehrt sammelt das Quartiermanagement Erkenntnisse und Wünsche von der operativen Ebene und gibt sie an die Stadt weiter. Darüber hinaus übernimmt das QM vielfältige Funktionen im Gebiet: QM als Anlaufstelle und Treffpunkt Das Vor-Ort-Büro im Nachbarschaftstreff ist Anlaufstelle für Gebietsbewohner und Projektträger/ Akteure im Gebiet. Es dient als Treffpunkt und Besprechungsort und verfügt über die Ausstattung für technische Hilfestellungen und Medientechnik. Projektträger und Projektinitiatoren finden hier Rat in Fragen der Projekt- und Veranstaltungsorganisation, in Förderfragen und bei der Antragstellung. QM als Informationsquelle Das QM hält Informationen über die laufenden und abgeschlossenen Projekte zur Sozialen Stadt und die Akteure im Gebiet vor. Darüber hinaus ist es erste Auskunftsstelle zu Förderprogrammen, die ins SSPProjekt integrierbar sind ("Stärken vor Ort", etc.). QM und Öffentlichkeitsarbeit Im Nachbarschaftstreff laufen die Fäden der Öffentlichkeitsarbeit im und für das Gebiet zusammen. Das QM nutzt verschiedene Medien zur Information zur Organisation des Informationsaustauschs innerhalb des Soziale Stadt-Gebiets (z.B. Plakate, Projektpräsentationen im Vor-OrtBüro, Organisation von Stadtteilfesten zum Aufbau guter Nachbarschaften etc.). Das QM übernimmt auch den Informationstransfer zwischen SSP-Akteuren und Gebietsbewohnern.

Integriertes Handlungskonzept Wittenberg-West

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4. Handlungsfeld IV

QM und Netzwerkarbeit Als Schnittstelle für die verschiedenen Projektträger im Gebiet hat das QM folgende Aufgaben: ƒ ƒ ƒ

Koordination der Akteure im Gebiet Kooperationen anstoßen Probleme im Gebiet erkennen und weitergeben.

QM als Projektinitiator Aus der Netzwerkarbeit ergeben sich neue Ideen für Projekte und Kooperationen. Das QM knüpft Kontakte zwischen den potentiellen Projektpartnern, moderiert die Gespräche und erledigt die notwendigen Formalitäten und wirkt darüber hinaus bei der Erfolgskontrolle mit. Planungs- und Realisierungszeitraum: Kosten: Finanzierung:

2011-2020

Projektbezeichnung:

24- Netzwerk West

Projektträger: Projektbeschreibung:

Begegnungszentrum Wittenberg West e.V.

Planungs- und Realisierungszeitraum:

600.000,00 € (60.000,00 € p. A.) 400 T€ Fördermittel, 200 T€ kommunaler Eigenanteil

Eine gute und lebendige Nachbarschaft zeigt sich, in dem sich Nachbarn kennen, füreinander da sind und einander zur Seite stehen. Engagierte und aktive Mieter, gesprächsbereite Nachbarn, Interesse untereinander, Hilfsbereitschaft und Identifikation mit dem Wohnumfeld sind Grundlagen für Lebensqualität. Teilnehmer des Projektes sind Vereine und Institutionen der Stadtteile Wittenberg West, Kleinwittenberg und Piesteritz sowie die Bürger der Stadtteile. Ziel ist die Bündelung und Abstimmung der vor Ort vorhandenen Angebote sowie die Organisation gemeinsamer Aktionen (z. B. Elbefest des Fördervereins Kleinwittenberg, Sommerfest des Kleingartenvereins Wittenberg West, Nikolausfest des Fördervereins Kleinwittenberg). Der Nachbarschaftstreff Wittenberg West soll zum Info-Punkt für die Stadtteile und Koordinationsstelle der Angebote der Vereine werden. Netzwerkberatungen sind einmal monatlich vorgesehen. 2011-2015

Kosten: Finanzierung:

50.000,00 € (10.000,00 € p. A.) 33,3 T€ Fördermittel, 16,7 T€ kommunaler Eigenanteil

Projektbezeichnung:

25- Netzwerk Nachbarschaftshilfe

Projektträger: Projektbeschreibung:

Begegnungszentrum Wittenberg West e.V.

Planungs- und Realisierungszeitraum:

2012

Kosten: Finanzierung:

10.000 €

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Aufbau einer Börse für konkrete Nachbarschaftshilfe in ehrenamtlicher Tätigkeit

6,7 T€ Fördermittel, 3,3 T€ kommunaler Eigenanteil

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Gemeinwesen, Bürgerengagement und Selbsthilfe

Projektbezeichnung:

26- Malschule Konrad

Projektträger: Projektbeschreibung:

Begegnungszentrum Wittenberg West e.V. Die Malschule des ortsansässigen Künstlers Herrn Konrad leistet mit seinem Angebot einen Beitrag zur Verankerung von Kunst und Kultur im Stadtteil, zum Aufbau eines kulturellen Netzwerkes sowie zur Aktivierung der Bewohner aller Altergruppen. Das Projekt bietet für die Bewohner (speziell Senioren und Jugendliche) ein künstlerisches Bildungsangebot, das befähigt, Skizzen und Zeichnungen mit unterschiedlichen Farben, Materialen und Maltechniken herzustellen, die dann im Rahmen von Ausstellungen im Nachbarschaftstreff und anderen öffentlichen Einrichtungen zum Teil der Stadtteilkultur werden.

Planungs- und Realisierungszeitraum:

2012

Kosten: Finanzierung:

10.000 € 6,7 T€ Fördermittel, 3,3 T€ kommunaler Eigenanteil

Integriertes Handlungskonzept Wittenberg-West

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4. Handlungsfeld IV

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