Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in den Vergabekreislauf

Themenblock Nachhaltige Beschaffung im Ladenbau Düsseldorf 17. Februar 2014 natureplus 2014

Übersicht

1. Warum Nachhaltigkeits-Kriterien in den Ladenbau einführen? 2. Rechtliche und tatsächliche Grundlagen 3. Label und ihre Vorteile 4. Arbeitsweise 5. Inhalt der natureplus Ausschreibungstexte

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Bedeutung des Bauwesens für die Umwelt Der Bau- & Wohnbereich verschlingt • rund 40% der weltweiten Ressourcen • etwa 50% der Primärenergie in Deutschland – davon 40 % für Beheizung und – 10 % für die Herstellung der Gebäude

• Millionen von Tonnen Petrochemie Die Folgen sind • Klimaprobleme (Treibhauseffekt) • Verbrauch wertvoller Ressourcen • hohe Umweltbelastungen durch Chemikalien und Schwermetalle • Gefährdung der Artenvielfalt natureplus 2014

Bedeutung des Bauwesens für die Gesundheit Ausgangslage: • über 90% des Lebens verbringen wir in Innenräumen • unsere Häuser sind immer besser gedämmt und der Luftaustausch wird geringer • chemisch-synthetische Stoffe wirken auf die Bewohner ein

Folgen: • mehr als 25% der Bevölkerung zeigen Allergien oder das “sick building syndrom”

• erhöhtes Risiko durch z.B.Formaldehyd, VOC oder Kunststoff-Weichmacher

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Bedeutung von Nachhaltigkeit für Ladenbau Aus Sicht des Auftraggebers:  Mitarbeiter – Arbeitsschutz – Zufriedenheit – Identifikation

 Kunden – Wohlfühlaspekt – Alleinstellungsmerkmal

 Öffentlichkeit – Integration von Klimaschutzzielen – Vorbildverhalten / Imagegewinn

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Bedeutung von Nachhaltigkeit für Ladenbau Aus Sicht des Auftragnehmers:  Mitarbeiter – Arbeitsschutz (Gefahrstoffe)

 Kunden – Gewährleistung (!!!!) bei Schadstoffbelastungen • Vermeidung von Mängelrügen / Nachbesserung • Vermeidung von Schadensersatz

– Alleinstellungsmerkmal

Neukunden

 Öffentlichkeit – Integration von Klimaschutzzielen – Vorbildverhalten / Imagegewinn natureplus 2014

Rechtsgrundlagen für die nachhaltige öffentliche Beschaffung • RL 2004/18/EG Die öffentlichen Auftraggeber können zusätzliche Bedingungen für die Ausführung des Auftrags vorschreiben, sofern diese … in der Bekanntmachung oder in den Vertragsunterlagen angegeben werden. Die Bedingungen für die Ausführung eines Auftrags können insbesondere soziale und umweltbezogene Aspekte betreffen. Für Umweltgütezeichen ergibt sich aus Art. 23 Abs. 6, dass nicht ein Label als solches vorgegeben sein darf, sondern nur die ihm zugrunde liegenden detaillierten Spezifikationen. Das kann auch durch den ergänzenden Verweis auf die Vorschriften geschehen, deren Erfüllung das Label bescheinigt. (EuGH Urteil vom 10.05.2012 – Rs. C-368/10)

• § 97 Abs. 4 GWB (Kartellgesetz) Für die Auftragsausführung können zusätzliche Anforderungen an Auftragnehmer gestellt werden, die insbesondere soziale, umweltbezogene oder innovative Aspekte betreffen, wenn sie im sachlichen Zusammenhang mit dem Auftragsgegenstand stehen und sich aus der Leistungsbeschreibung ergeben.

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Haftung und Schadensersatz • Überschreitung von SchadstoffGrenzwerten oder Richtwerten als Mangel im Richterrecht – OLG Oldenburg 1998: Ein „begründeter Gefahrverdacht“ reicht als Mangel  Nachbesserung – OLG Köln 2002: Unangenehmer Geruch beeinträchtigt Nutzbarkeit der Wohnung  Nutzungsausfall – LG München 2012: Mietmangel bei Überschreitung des RW II für Naphthalin  Mietkürzung

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Vergaberecht • § 7 (7) VOB/A (sinngemäß zitiert) – Schreibt der Auftraggeber Umwelteigenschaften vor, muss er die Anforderungen im Detail beschreiben und darf nicht ein bestimmtes Produkt oder Umweltzeichen fordern. – Die Anforderungen müssen zweckgemäß und nicht diskriminierend formuliert sein.

• EuGH 2012 – Die geforderten Eigenschaften müssen sich aus einem amtlichen Dokument (z.B. Prüfbericht) ergeben

 Bedarf nach Standardleistungstexten für Ausschreibungsverfahren entsteht! natureplus 2014

Das Projekt Ökologische Ausschreibungskriterien für Bauprodukte auf Basis von Umweltzeichen Projektpartner: • natureplus • IBO • Baubook natureplus 2014

Betrachtete Umweltzeichen Generell:

Im Einzelfall: z.B.

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Vorgehensweise

• Formulierung von Ausschreibungskriterien auf Basis von natureplus unter Berücksichtigung weiterer Umweltzeichen und der Beschaffungskriterien des Umweltbundesamtes • Kriterien sollen privaten und öffentlichen Bauherren als Instrument für die freiwillige Anwendung zur Verfügung gestellt werden.

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Projektdurchführung Im Rahmen des Projekts wurden  Die Anforderungen der diversen Label ausgewertet  Daraus nachprüfbare Kriterien / Standards destilliert in den Bereichen  Gesundheitsschutz  Umweltschutz  Nachhaltigkeit (Ressourcenschutz, Sozialstandards)

 Die Umweltzeichen dienen – neben anderen Dokumenten wie etwa SD-Blättern – als Nachweis der Erfüllung der Anforderungen natureplus 2014

Anwendung im Ausschreibungs-Verfahren Die Nachhaltigkeits-Anforderungen sollten vorzugsweise als Bestandteil der Vorbemerkungen in die Ausschreibung einfließen:  Nicht im LV anführen, da sonst zu viele Streitigkeiten:  jegliche Änderung führt zum Ausschluss  Mitbieter können sich auf Abweichungen berufen

 Immer mehrere Nachweismöglichkeiten zur Auswahl stellen (Diskriminierung) natureplus 2014

Vorteile eines Umweltzeichens Warum Ausschreibungstexte auf Basis von Umweltzeichen?  Label geben Planern Orientierung bei Ausschreibungen  Welche Ziele sind gewünscht und realisierbar.  Label helfen, konkrete Ziele zu definieren  Die Label-Kriterien dienen als Vorlage.  Gute Label haben transparente Kriterien  So scheidet sich die Spreu vom Weizen  Label geben Produkten verlässliche Qualität  Dadurch wird der Nachweis erleichtert. natureplus 2014

Inhalt: Zielsetzungen von natureplus

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Betrachtete Ausschreibungskriterien für Bauprodukte Wesentliche Inhalte • Gesundheit: •

•

•

Nachhaltigkeit: • •

•

Ausschluss problematischer Inhaltsstoffe (CMRStoffe, verbotene Stoffe, allgemein gefährliche Stoffe, Allergene, Flammschutzmittel, Phthalate/Weichmacher, Biozide…) Vermeidung von Emissionen (< 300 µg/m³ TVOC, < 100 µg/m³ SVOC) Rohstoffherkunft / Zusammensetzung Umweltorientierte Kriterien (Ökobilanz, energieeffiziente Produktion, nachhaltige Holzgewinnung, sozialverträgliche Herstellung…)

Anforderungen ans System •

Klebstoff, Reinigungsmittel, Biozidbehandlung…

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Beispiel: Emissionsarme Verlegewerkstoffe I (Formulierung in den natureplus Ausschreibungstexten)

Es sind Verlegewerkstoffe einzusetzen, die folgende Anforderungen an das Emissionsverhalten in der Prüfkammer erfüllen: Parameter

TVOC

Max. Prüfkammerkonzentration μg/m³ nach 3 d

μg/m³ nach 28 d

≤ 1000

≤ 100

TSVOC

≤ 50

Summe TVOC + TSVOC + TVVOC

≤ 150

Formaldehyd

≤ 50

Acetaldehyd

≤ 50 ≤1

Jeder flüchtige K1/K2 Stoff Summe von flüchtigen K1/K2 Stoffen

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≤ 10

Beispiel: Emissionsarme Verlegewerkstoffe II (Formulierung in den natureplus Ausschreibungstexten)

Nachweis: •

Prüfgutachten über Prüfkammerverfahren nach EN ISO 16000-6,-9,-11; Ausführungsbestimmungen entsprechend der Gemeinschaft emissionskontrollierter Verlegewerkstoffe (GEV). Die Prüfzertifikate dürfen nicht älter als 5 Jahre sein.

Produkte, die mit einem der folgenden Prüfzeichen ausgezeichnet sind, erfüllen die Anforderungen jedenfalls: •

EMICODE EC1 oder EMICODE EC1 PLUS gemäß GEV

•

natureplus Qualitätszeichen (RL 0901)

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Erste Anwendung in baubook Österreich

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Umsetzung in baubook-Datenbank ab 6/2014

Individuelle Auswahl der Kriterien möglich

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Für welche Produktgruppen sind aktuell schon Ausschreibungstexte verfügbar? verfügbar:

• • •

Bodenbeläge Holz und Holzwerkstoffe Wandfarben

aktuell in Arbeit: • • •

Oberflächenbeschichtungen (Lacke, Lasuren, Öle, Wachse) Dämmstoffe Putze, Mörtel, mineralische Kleber

Wo verfügbar?

www.natureplus.org/Downloads natureplus 2014

Wie arbeiten mit den natureplusAusschreibungstexten?  Auftraggeber entscheiden über inhaltliche Prioritäten  Ausschreibungstexte sind modular einsetzbar  Texte gehen in die Ausschreibung der einzelnen Gewerke ein (i.d.R. als Vorbemerkung)  Planer und Wettbewerber können durch Label gewünschte Produkte einfacher identifizieren

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !

Uwe Welteke-Fabricius Vorsitzender des Vorstands natureplus e.V. Internationaler Verein für zukunftsfähiges Bauen und Wohnen Hauptstr. 41, 69151 Neckargemünd (b. Heidelberg) Tel. 06223 – 861147 [email protected]

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