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immer eine Reise wert? Ein Reisebericht von Stefan Seibold

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Vorwort Ich fragte mich im nachhinein des öfteren: „War es nun richtig oder falsch diese Strapazen auf sich zu nehmen um den Himalaja, das Dach der Welt, zu erleben?“ Was wiegt

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Kopfschmerzen bedingt durch die Höhe Appetitlosigkeit und die damit verbundene Gewichtsabnahme von ca. 8KG mangelhafte hygienische Verhältnisse Schlafstörung Kälte in der Nacht und Hitze am Tage und die vielen Dinge die Zwicken und Zwacken

auf? Naja da wären:

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Zum einen hat Trecken was mit Dreck zu tun und das gehört zum Abenteuer eben dazu ☺ Zum anderen läßt sich der Himalaja eben nur so erleben und auch erreichen, eben zu Fuß. Gelesen bleibt gelesen. Erlebt bleibt erlebt und das kann einem keiner im Leben mehr nehmen. Als Gegenpool in unserer hektischen, westlichen Welt, kommt man so ein wenig zur Besinnung und verschiebt seine Prioritäten zumindest ein wenig innerhalb der nächsten Zeit. Gesundheitlich sollte der Körper stärker denn je aus dem Trekking Trip herauskommen. Täglich 3-6 Stunden körperliche Belastung stärkt Sinne und Leistungsfähigkeit, schwächt leider auch das Immunsystem was sich im nachhinein herausstellte.

Mein Resümee: „Die Tour war ein Opfer in gewisser Hinsicht, aber auch eine ganz besondere Lebenserfahrung, die ich trotz allem nicht missen wollte.“ Würde ich es wieder tun? Diese Frage muß ich mit einem klaren „jein“ beantworten. Die körperliche Belastung würde ich sicherlich gerne wieder in Kauf nehmen, die Entbehrungen die das Leben knapp 20 Tage in der Wildnis mit sich bringen waren definitiv 10 zu viel.

Im Mai 2000 Stefan

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KALA PATTAR 5545m

Die Route GOKYO PEAK 5483m Cho-La Paß 5420m

Tengbotsche 3950m

Namsche Basar 3440m

Lukla 2866m

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Prolog

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Unsere Zelte waren über Nacht eingeschneit, die Nahrung wurde knapp da der Weg zur nächsten Ortschaft bei diesen Verhältnissen nicht begehbar war und uns somit der Nachschub abgeschnitten war. Die letzten Tage haben wir 6 unserer 9 Sherpas durch die Höhenkrankheit verloren und heute stand der lange beschwerliche Aufstieg zum Cho-La Paß auf dem Programm. Es galt mehr als 1000 Höhenmeter zu bewältigen und das bei Neuschnee auf dem Paß. Bei schneesturmartigen Verhältnissen erklimmen wir Meter für Meter um letztendlich auf dem Hochplateau den Paß zu überqueren. Ein schmaler Grat führte uns über den Paß, ein Schritt rechts oder links und ich wäre im Tiefschnee bis zum Kopf eingesunken. Bei jedem Schritt rammte ich meine Stöcke tief in den Boden um Halt zu finden und meinen Körper buchstäblich Stück für Stück nach oben zu ziehen. Endlich hatte ich es geschafft und kam völlig außer Atem auf der Hochebene an, vorbei am Gletscherbruch des Cho-la, der quasi wie ein Magnet jeden Sonnenstrahl speichert und in Hellblau/Türkis schimmernden Lichtbrechungen ein phantastisches Naturschauspiel abgibt. Am anderen Ende des Plateaus angekommen, wartete ich auf die Anderen unserer Gruppe, ich spürte ein Glücksgefühl und mir war klar schon etwas ganz besonderes geleistet zu haben, eine kurze Rast und der Abstieg, der erfahrungsgemäß erschwerlicher als der Aufstieg ist, stand uns bevor. Die Luft lag voller Schweiß, plötzlich rutschte einer unsrer Sherpas auf einem Eisfeld aus und raste samt Last den Abhang hinunter, er fing sich erst 50 Meter tiefer an einer Schneeverwehung. Er muss einen Schutzengel gehabt haben, völlig benommen stand er auf und in der Tat außer ein paar Schrammen an den Armen ist er mit dem Schrecken davon gekommen. Immer wieder erfüllte der Lärm von Rotorblättern die Stille, Hubschrauber die völlig erschöpfte Kletterer aus dem Basecamp oder den angrenzenden Gebieten ins Himalaja Hospital bringen, Kletterer die somit der unbarmherzigen Kälte entkommen konnten und im Sauerstoffzelt Ihre geschwächten Körper wieder regenerierten. Unsere Gruppe rutschte buchstäblich mit einer vom Ski fahren bekannten Hüftschwung (mit Stockeinsatz) ähnlichen Technik die Schneefelder hinunter und nach 7 Stunden ging für mich im Tal einer der härtesten Tage im Himalaja zu ende. Es war aber auch einer der schönsten Tage unserer Nepal Expedition. Aber jetzt erst einmal der Reihe nach. *) Aus dramaturgischen Zwecken etwas ausgeschmückt, die folgenden Seiten entsprechen dann aber meiner subjektiven Wahrnehmung der Ereignisse.

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T-120 Die Planung Habe soeben von Rainer, meinem Bruder, ein Buch über die Everest Besteigung von Lene Gammelgard bekommen, das soll ich unbedingt lesen, wir müssten dahin.... Da ich bis zu diesem Zeitpunkt in meinem Leben sowieso erst ein Buch gelesen habe (außer den üblichen Jugendbüchern vor 20 Jahren von Enid Blyton wie Rätsel um ... oder die 5 Freunde Reihe), habe ich es dennoch erst einmal weggelegt. Als Rainer mich dann bei jeder Gelegenheit fragte wie ich das Buch den fände und dauernd über irgendwelche Vorkommnisse auf dem Weg zum Gipfel des Everest in höchst erregtem Zustand berichtete, beschloß ich, an einem verregneten Sonntag Morgen im Dezember 1999, mal ein paar Seiten im Buch zu lesen ... (die Bilder hatte ich mir vorher schon angekuckt , da waren aber nur so 15 s/w Bilder drin, aber ganz schön eindrucksvoll.) ... mit verheerenden Folgen was sich später noch herausstellen sollte.

T-119 Das Virus steckt Ich habe das Buch dann 12 Stunden später aus der Hand gelegt und beschlossen „Wir müssen dahin“! Um die Sache noch etwas abzurunden habe ich in einem Buchversandhandel, via Internet, alle Bücher auflisten lassen die den Gammelgard Schinken schon gelesen haben und bin dann auf Bukrev, John Krakauer’s „In eisigen Höhen“ (super Buch!) und Breashears gestoßen. Alles Personen die in Gammelgards Buch schon aufgetaucht sind. Der Rest war reine Formsache, 3 Tage später kamen die Bücher, keine 6 Tage später hatte ich die geballte Information von 4 Everest Bezwingern quasi in mich aufgesogen und hatte den unwiderruflichen Drang mir den Ort des Geschehens einmal aus der Nähe zu betrachten, nicht ganz nach oben, aber die Sache auf 5000-7000 Metern mal „antesten“, das sollte doch schon drin sein. Als Langstreckenläufer müsste die Kondition dafür doch allemal ausreichen.

T-100 Die Mannschaftsrekrutierung So ein Trip zum Dach der Welt will gut geplant werden. Fragen wie, wer kommt mit, bzw. mit wem halte ich es überhaupt 4 Wochen am Stück aus?, vielleicht sogar auf 2qm, gemeinsam im Zelt. Wann ist der beste Zeitraum? Welches Reisebüro macht so was und last but not least was kostet der Spaß? Wie es der Zufall so will tritt Harry in unser Leben. Ein weitläufiger Bekannter von Christina, meiner Frau. Harry ist ein Enddreisiger, der vor 2 Jahren eine geführte

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Trekking Tour in eben diesem Fleckchen der Erde gemacht hat, aber wegen einer Magen/Darm Infektion abbrechen musste. Harry empfahl uns Henkalaya Reisen als erste Adresse. Ein kurzer Anruf und nur 2 Tage später kam der Katalog und 2 Tourvorschläge, Klasse Service! Nach eingehendem Studium des Kataloges war die richtige Tour schnell ausgewählt. Der Schwierigkeitsgrad der Touren ist mit Sternen gekennzeichnet, von 1 Stern wie „Was für Warmduscher“ bis 6 Sterne „Nur mit alpiner Bergerfahrung“. Wir haben uns dann für die 5 Sterne Schwierigkeitsstufe entschieden und eine Tour Rund um den Everst mit 2 x 5700m plus Paßüberquerung ausgewählt, 24 Tage für DM 4500,-inklusive Flug und voll organisiertem Trekkingteam. Als Team fanden sich dann 2 langjährige Freunde mit Pit (Studienkollege) und Thomas (Laufkollege) mit denen ich schon einige andere Events (Rallye und Laufveranstaltungen) organisieren durfte. Wir haben gemeinsam die meisten Streßsituationen super bewältigt (außer vielleicht den Finnen, den Klarsichthüllen und den Sonnenschirmen auf der Ladefläche, aber dies ist eine andere Story und gehört nicht hierher) und was kann da der Himalaja schon entgegen setzen?

T-30 Die Ausrüstung Da ich absoluter Bergneuling war und weder Rucksack noch Bergschuhe besaß wurde erst einmal richtig eingekauft. Kletterhose; Regenhose; Fleecehose; Unterhose; dünne Fleecejacke; Fleece Unterjacke; Fleece Hemd usw. usf. Kletterstöcke hatte ich bereits zu meinem 35ten Geburtstag von meinen beiden Töchtern und meiner Frau geschenkt bekommen. Das ganze Material sammelte sich schon 4 Wochen vor Abflug in unserem Eßzimmer und wurde von Woche zu Woche mehr. Hierzu gibt es eigentlich nur 2 treffende Bemerkungen: 1) Man bin ich gut vorbereitet, ich habe in meinem Leben noch keine Reise 4 Wochen vorher mit detaillierter Ausrüstungsliste geplant. 2) Ist das auch wirklich alles was man braucht und wie zum Teufel soll das alles in den Seesack passen? Sami, meine 6 jährige Tochter, hätte am liebsten alles schon 4 Wochen vorher gepackt. Nach diesen Wochen der Vorbereitung wurde ich Experte in Sachen Outdoorausrüstung und kannte sogar die Modellbezeichnung meines Equipment: Hose Northpad, nearly black und Jacke Thunder and Lightning marine blue seien als kleines Beispiel meiner Expertise hier einmal angeführt.

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T-1 Der Tag vor der Abreise Ein letzter Check der Ausrüstungsliste brachte noch ein paar Lücken zu Tage: Arzneimittel; Paßbilder fürs Visa und die Kopien alle wichtigen Dokumente und wo zum Teufel sind denn die Flugtickets hingekommen....Nervosität macht sich breit...

T-0 Die Abreise Nach einem 8-Stunden Arbeitstag wurde mir so langsam bewußt das es bald los geht. Noch schnell den Abwesenheitsassitenten im Outlook aktiviert, letzte TodoListen verschickt und dann die Pforten der Firma für 24 Tage hinter sich gelassen. Zu Hause angekommen wartet schon die Familie, die so langsam auch zu realisieren schien, dass ich nun bald für 24 Tage weg bin. Letztendlich ging nach einem allerletzten check der Treckingsack dann doch zu und wir machten uns auf den Weg zum Flughafen nach Frankfurt. Ein Computerfehler, oder war es schließlich Schicksal, bescherte uns Businessclass Sitze die wir trotz vehementen Artikulierens der Boden-Crew nicht wieder herausrückten und letztendlich konnten wir auch auf diesen Plätzen unseren Flug nach Nepal antreten. Leider erst mit 2 Stunden Verspätung, zur Überbrückung haben wir uns im Duty-Free eine 1l Flasche Averna gekauft, zur Tarnung in eine ultimative SIGG 1l TreckingAluflasche gefüllt und erst mal auf die bevorstehenden Tage angestoßen. Als Zeitvertreib auch für lange, einsame Nepalabende hatten wir ein Kartenspiel im Gepäck. Somit konnten wir nun schon in Frankfurt mit unserer traditionellen Skatrunde beginnen. Da wir alle vor ca. 15 Jahren das letzte mal Skat gespielt hatten mußten erst ein paar Interviews mit Mitreisenden (Mitwartenden) geführt werden um die Regeln wieder zusammenzubekommen. Um kurz nach halb 2 Uhr Nachts ging es dann endlich los. Wir nahmen Platz auf unseren ultrabreiten Ledersitzen und wurden mit einem 3-Gänge Menü verwöhnt. Mitten in der Nacht. Der Flug verlief ohne Zwischenfälle auch wenn man vorher kein großes Vertrauen in die Royal Air Nepal gesteckt hat. Interessanter Weise hatten wir eine Zwischenlandung in Dubai. Wir mußten das Flugzeug verlassen, sind mit dem Bus ins Terminal gefahren, dort haben wir nach vorzeigen der Bordkarte eine grüne Transit Karte bekommen, sind dann zum Gate gegangen,

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haben die grüne Karte abgegeben und unverzüglich wieder ins Flugzeug eingestiegen. Beinahe wäre ich hier schon auf der Strecke geblieben da ich meine Transit Karte sehr leichtsinnig vor einer Diskussion mit der Bodencrew abgab und nach der Diskussion keiner mehr von meine Transitkarte was wissen wollte. Nach vehementem Artikulieren durfte ich dann doch wieder mit einsteigen. Gesamtaufenthalt 12-15 Minuten. Warum wir die 15 Minuten nicht im Flugzeug sitzen bleiben durften bleibt mir bis heute ein Rätsel.

15.04.2057 Die Ankunft – Zurück in die Zukunft Gegen 14:00 Uhr Ortszeit sind wir in Kathmandu angekommen, Zeitdifferenz 3:45 und 57 Jahre. Ja richtig, die Nepali sind uns zumindest im Kalender 57 Jahre voraus. Wir schreiben das Jahr 2057, unendliche Weiten, wir sind ausgezogen um fremde Wesen, fremde Welten und fremde Zivilisationen zu erkunden, Sternzeit X4, Kathmandu Airport. Wir wurden mit Blumenkranz empfangen und in einem ca. 30 Jahre alten Bus, ohne Klimaanlage, bei ca. 28 Grad im Schatten bei 90% Luftfeuchtigkeit zum Hotel gebracht. Da keiner von uns die letzten 10 Stunden eine Dusche von innen gesehen hatte und die meisten Deos schon auf halber Strecke versagt hatten roch es etwas im Bus. Langsam fing mein Hals an zu jucken und ich beschloß den Blumenkranz abzunehmen auch wenn ich mit einer einheimischen Tradition brechen sollte...... Das Hotel entspricht dem westlichen Standard einer Pension, also völlig O.K. Jetzt trifft sich unsere Gruppe zum ersten mal. Wir sind zu 7., wobei Barbara und Leschek, ein polnisches Ehepaar, die seit 20 Jahren in Deutschland leben, einen eigenen Führer gebucht haben um der Gruppe „nicht zur Last zu fallen“ was im nachhinein aber nicht nötig gewesen wäre. Leschek ist 43 und ausgestattet mit einer gesunden Portion Zynismus und Sarkasmus. Seine Frau Barbara spricht absolut akzentfreies Deutsch und die beiden haben uns in unseren abendlichen Gesprächen im sehr viel Spaß gebracht. Das verbleibende 5er Team besteht aus Walter, der für die nächsten 24 Tage mein Zimmer und Zeltgenosse sein sollte, Walter hat Bergerfahrung, ist perfekt ausgerüstet und seine Selbstorganisation ist kaum zu überbieten. Walter hatte in allen Lagen immer alles griffbereit. Last but not least Monika 45 Jahre alt, Singel, passionierte Wanderin, die vor 10 Jahren Ihren Job an den Nagel hing, um mit ihren Hobbys ihren Lebensunterhalt zu verdienen, Fitness; Aerobic; Schreiben und eben Gesundheit und Ernährungswissenschaften, in diesem Bereich arbeitet Monika auch eng mit der UNI in Tübingen zusammen, was wir später auch in dem ein oder anderen Gespräch vertieft haben.

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Der Rest ist bekannt. Pit, 32, Softwareentwickler und Tiefstapler in Sachen eigene Fitness. Tommy, 30, E-Techniker und Kaltduscher und eben ich, 35, streßgeplagter Manager mit dem Hang zum Perfektionismus, egoistisch und 5 Kg zu viel auf den Rippen der seit 2 Jahren seiner Marathonform hinterher hinkt. Alles in allem eine Gruppe mit der es viel Spaß machen sollte.

16.04. Kathmandu Nach dem gemeinsamen Frühstück im westlichen, leicht englisch angehauchten Stil, bei dem jeder etwas zu erzählen hatte, bis auf Monika, die seltsamer Weise sehr ruhig schien, was sich im weiteren Verlauf unseres Abenteuers aber noch ändern sollte, sind wir mit dem Bus der uns auch vom Flughafen abholte, zur Stadtrundfahrt aufgebrochen, um die Sehenswürdigkeiten dieser Stadt zu besichtigen. Der Nepali lebt für seinen Glauben und von den Touristen. Dieser schmale Grat ist auch in ganz Kathmandu zu sehen. Der westliche Einfluß ist mittlerweile deutlich zu sehen. Überall sind Plakatwände von Produkten, die sich der Einheimische nur selten Leisten kann. Von Pepsi-Cola bis Sony ist hier alles vertreten. Der Glaube diktiert den Tagesablauf. Am Morgen wird an einem Tempel gegen eine kleine Spende bzw. Opfergabe der Tag geweiht was mit einem roten Punkt auf der Stirn sichtbar nach außen getragen wird. Hinduismus und Budismus sind friedlich nebeneinander vertreten und in unterschiedlichen Tempeln manifestiert. An allen Touristen-Attraktionen sind hunderte von Händlern, die vom Armband über Holz Elefanten, Schachspiele, Dolche, bis zur Gebetsmühle alles verkaufen. Meine Errungenschaften: 6 Armbänder im Kombipack, eine Kette, 2x Tiegerbalm-rot für insgesamt 3 Dollar. Toller Preis, das allerdings nach zähen Verhandlungen der Hohen Schule. (so mit weggehen und wiederkommen) Wir aßen im Zentrum der Stadt zu Mittag, lokales Essen, mit zu komplizierten Namen um es sich zu behalten. (ich habe auch nicht weiter recherchiert). Vermutlich haben

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wir uns durch diese Mahlzeit den Durchfall eingehandelt, der uns die nächste Woche begleiten sollte .

17.04 Kathmandu (1200) – Lukla (2866) – Phakding (2640) Jetzt geht’s endlich los! So war die einstimmige Meinung unserer Gruppe. Wir konnten es kaum erwarten aus dem überlaufenen, hektischen, schmutzigen Kathmandu in die unberührte Natur des Himalayas zu gelangen. Um 5 Uhr, zu einer unchristlichen Zeit, klingelte der Wecker, kurzes Frühstück und schon konnten wir unsere Trekkingsäcke in den Bus verladen. Den Daypack auf dem Rücken warteten wir nervös in der Hotellobby auf die Abfahrt. Jeder mit sich selbst beschäftigt. Dann gings endlich los. Rein in den Bus und ab in Richtung Flughafen. Die Straßen, naja nicht was wir uns unter Straßen so vorstellen, sagen wir die Schotterpisten, waren um diese Zeit erfreulicherweise nur wenig befahren. Ich ging die erste Tour die wir heute Nachmittag vor hatten im Geiste durch und versuchte mir unsere 7 Teammitglieder in Aktion vorzustellen, aber was heißt hier 7, im Bus saßen nur 6, wo um Himmels willen ist Walter ? Halt, Stop; anhalten, zurück wir haben Walter im Hotel vergessen. Der Busfahrer verstand nach wildem Gestikulieren das wir einen zahlenden Passagier im Hotel gelassen hatten. Nach 10 Minuten hatten wir dann auch den sichtlich erleichterten Walter an Bord und nun konnte es endlich los gehen. Ich habe bis heute nicht herausgefunden warum Walter nicht den Weg von der Lobby in den Bus gefunden hat. Pünktlich um 8:30 hoben wir ab und konnten Kathmandu erst mal für 18 Tage hinter uns lassen. Unser Flug nach Lukla dauerte 40 Minuten. Im Bauch unserer 2 motorigen Propeller Maschine war Platz für 16 Passagiere welche auch alle an Bord waren, auch Walter der ab sofort von uns eine Sonderbehandlung erfuhr, die Fluglinie trägt den vielversprechenden Namen Yeti Airlines.

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Wir flogen durch die Täler von Solu-Kumbu auf eine Höhe von knapp 3000 Meter nach Lukla dem Startpunkt jeder Everst-Expedition. Lukla ist bekannt für seine Start und Landbahn die nur 600 Meter lang ist und ansteigt. Die Landbahn wird natürlicher Weise von einem Berg beendet. Sehr vielversprechende Aussichten. Dennoch die Landung war wie aus dem Lehrbuch, unser Team stand kurz nach 9 Uhr auf 2866 Meter und atmete die schon dünn werdende Luft des Himalaya.

Nach dem Mittagessen sollte dann unsere 1 Tour nach Phakding starten. Zum Mittag sollten wir das erst mal mit den „einheimischen Höhenmahlzeiten“ in Kontakt treten. Wir haben im Laufe der Tour nie die Geheimnisse der Zubereitung aus der Nähe erkunden können, eine Tradition die über Jahrhunderte überliefert wurde, 16 geheime Gewürze (oder war das bei Kentucky Fried Chicken?), nur ausgesuchte Zutaten, ein kulinarischer Gaumenschmaus der uns schon nach 2 Tagen zum „Fastenwanderer“ gemacht hat, aber dazu später mehr. Das Mittagessen jedenfalls bestand aus etwas Dosenfleisch und einem der 3 Gemüse (Blumenkohl; Bohnen oder Karotten) die wir in den nächsten Wochen immer rollierend auf den Blechteller bekamen und eben Kartoffeln gebraten in altem Motorenöl, naja Yakbutter oder so, ich sagte ja bereits die Geheimnisse der Zubereitung..... Pünktlich um 12:00 Uhr gings dann los. Unsere erste Etappe nach Phakding, eine gut 200m tiefer gelegene Ortschaft. Um 12:00 fing es dann auch an zu regnen, so das wir uns erst mal in unsere Regenklamotten warfen um dann um 12:15 wegen erhöhter Körpertemperatur und fehlendem Regen uns wieder umziehen konnten. Das Gelände ging ständig bergauf und bergab und konnte schon am Anfang dem Flachländer ein gewisses Tribut zollen lassen. Dennoch jeder von uns hat diese 3 Stunden Etappe gut gemeistert und unsere Gruppe kam geschlossen in Phakding an. Nepal – Immer eine Reise wert?

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Nach der Ankunft ging es mir von Minute zu Minute schlechter: Schüttelfrost, einsetzender Durchfall, Übelkeit und Kopfschmerzen bildeten ein Cocktail das nur schwerlich zu ertragen war. Ich verzichtete auf Nachmittagstee und Abendessen und verschwand schnell in meinem Schlafsack um den erholsamen Schlaf der Gerechten, den Schlaf zur Regeneration zu genießen. Leider verlief die Sache total anders, im halb Stunden Takt wurde der Druck im Darm so groß das ich schon am ersten Tag unsere Toilette, ein Loch im Boden mit 1x1m Zelt darüber, meine 2. Heimat nennen konnte. Die permanente Dehydration sorgte für den Rest. Die dünne Luft ließ meinen Puls ansteigen und der veränderte Außendruck machte sich durch Kopfschmerzen und Druck auf den Ohren bemerkbar. Alles in allem wohl die schlimmste Nacht des ganzen Trips. Wie sollte ich nur die knapp 1000 Höhenmeter nächsten Morgen auf unserem Weg nach Namsche Basar schaffen?

18.04. Phakding (2640m) – Namsche (3540m) Beim gemeinsamen Frühstück, aber was heißt hier gemeinsam, ich habe in den folgenden Tagen keinen Bissen herunter gebracht, haben wir dann die Tour besprochen und entgegen unseren Kenntnissen hat unser Guide von einer 5 Stunden Tour gesprochen, gut! Dafür sollte meine Substanz noch ausreichen. Als wir nach gut 3 Stunden strammen Fußmarsch unser Mittagessen, (gemeinsam versteht sich, aber wieder ohne mich, aber das hatten wir schon beim Frühstück...) In der Lodge (Lodge wurde alles genannt wo man etwas kaufen konnte, bzw zelten oder übernachten kann.Wichtig war hier nur der Lodge einen Namen zu geben, wie zum Beispiel „Everest View“, „Mountain View“, usw...) der Schwester unseres Guides einnehmen konnten war eine Stunde Mittagsschlaf genau das richtige um wieder zu Kräften zu kommen, das war auch bitter nötig, denn die 2. Hälfte der Etappe hatte sich entgegen der Aussage beim Frühstück nun auf 5 Stunden Fußmarsch verlängert! Zeitangaben und Längenangaben sind hier oben eben immer relativ, wahrscheinlich hatte unser Führer im Verkehrsfunk „Radio Everst – Kanal3“ die Umleitungsempfehlung eingeschlagen!? Nepal – Immer eine Reise wert?

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Kurz nach dem Mittagessen durchquerten wir das Tor in den Sagarmata Nationalpark, das Tor zu einer anderen Welt. Der Höchste Gipfel der Welt lag am Ende dieses Landstriches der auch als Khumbu bezeichnet wird. Zu allem Überfluß ging es die meiste Zeit auch noch bergauf. Eine Strecke die es in sich hatte. Unsere Gruppe kam völlig entkräftet in Namsche Basar an. Eine idyllische kleine Stadt in den Hang gebaut. Als ob die Etappe nicht schon genug von uns abverlangt hatte lag unser Camping Platz fast am höchsten Punkt der Stadt, also noch einmal ein Fußmarsch von 30 Minuten. Mein Gesundheitszustand wurde leider auch nicht besser, zum permanenten Darmversagen, von der Blasenschwäche in dieser Höhe gar nicht zu reden, gesellte sich ein permanenter Kopfschmerz, alles Anzeichen einer beginnenden Höhenkrankheit. Ich habe den ganzen Tag nichts gegessen und nur ein paar Tassen Tee zu mir genommen. Pit und Leschek hat es auch erwischt, die beiden sind unverzüglich in Ihr Zelt verschwunden.

19.04. Namsche Basar(3540m) Ich habe gut geschlafen und mußte in der Nacht auch nur einmal auf Toilette, mir scheint es langsam etwas besser zu gehen, der Durchfall ist allerdings noch nicht weg. Pit hat sein Zelt nicht einmal zum Frühstück verlassen, ebenso Walter der neben mir „schnaufend“ im Schlafsack liegt. Ich nutze den freien Tag um dieses Tagebuch zu beginnen. Wir wurden erst um 7:00 Uhr geweckt und hatten nur eine kleine Tour zu einer Aussichtsplattform auf dem Programm. Nach 20 Minuten Fußmarsch konnten wir das erste mal Lotse und Everest sehen, ein atemberaubender Anblick, allerdings aus weiter Ferne, wir sollten dem Dach der Welt, wie der Mount Everest auch genannt wird, schon noch etwas näher auf die Pelle rücken. Wir alle genossen die Freizeit, jeder konnte seine „Wunden lecken“ und davon gab es wirklich genug und das schon nach 2 Trekkingtagen. Beim Frühstück haben wir uns mit unserem Guide Anpassang über die Gehälter unserer Träger und Küchenmannschaft unterhalten mit erschreckendem Ergebnis: Ein Träger verdient pro Tag so zwischen 4 und 12 Mark. Das gleiche gilt für die Küchenmannschaft. Da die Träger nach Gewicht bezahlt werden (nicht nach Nepal – Immer eine Reise wert?

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Körpergewicht, sondern der Zuladung!) sieht man oft Träger mit 60Kg und mehr auf dem Rücken. Da wo unser einer mit dem Meindel Bergstiefel und Leki Wanderstöcken sich mit 3Kg Daypack den Berg hochquält, wird man von 15jährigen Trägerinnen mit Badelatschen (die mit dem Steg zwischen Großem und 2. Fußzeh) und 50Kg Last in Form von 4 Trekkingsäcken überholt. Dennoch sind die Sherpas ein immer singendes und pfeifendes Volk, wir hatten alle den Verdacht das hier und da mal ein wenig Dope (Kokain die Volksdroge ?) im Spiel war.... Nachmittags haben wir uns dann aufgerafft um Namsche ein wenig näher unter die Lupe zu nehmen. Ca. 2Km bergab, sandig, steil bergab. 1. Stop die Vorschule. Monika hatte Stifte und Blöcke mitgebracht um etwas zu helfen, gut Idee, ich wollte eigentlich auch etwas mitnehmen habe aber in der Hektik vergessen es zu tun. Wir haben uns mit dem Direktor der Vorschule unterhalten. Ein Nepali der stolz die Unterrichtsfächer beschrieb: Englisch, Schreiben, Lesen, Mathe und sowas wie Heimatkunde. Gut, den um im „neuen“ modernen Nepal zu bestehen ist Englisch ein muß. Beim durchschlendern der Gassen viel uns die deutsche Bäckerei “Hermann Hintermann“ ins Auge , eine nähere Erkundung zeigte dann allerdings das Hermann schon lange nicht mehr in Namsche ist und das Geschäft mit den Touris scheinbar auch ohne Hermanns ganz gut funktioniert. Geschickt eingefädelt, ob es Hermann jemals gegeben hat? Auf dem Rückweg versuchte ich eine Kette zu erstehen. 450 Rupien waren der Startpunkt unserer zähen Verhandlung, ca. 14 DM. Ich stieg mit 50 Rupien in die Verhandlung ein, ein Schock für das ca. 15 jährige Mädchen mir gegen über, die sagte immer nur in „Nepali-Akzent-Englisch“: „ No Profit Sir, No Profit Sir“, ist mir klar das man bei 50 Rupien keinen Profit mehr macht ich erhöhte mein Angebot auf 100 Rupien (3 DM) das Mädchen ging mit 150 Rupien dagegen und blieb hart. Ich hätte die Kette gerne gehabt , besser gesagt Sami (meine 6jährige Tochter) denke ich zumindest, aber unter diesen Umständen konnten wir leider keine Einigung erzielen. Pit brauchte noch eine Baseball Cap, Angesagt waren 180,Pit ging mit 120 in die Verhandlung und bekam sofort den Zuschlag, Scheiß Gefühl wenn man weiß zuviel gezahlt zu haben....ach beinahe hätte ich Tommys Story vergessen, Tommy hat gleich die 200 Rupien bezahlt die man als ersten Preis in den Raum stellte. 17:00 Uhr zurück im Lager, erstmalig kein Durchfall, es geht aufwärts. Weiterhin Kopfschmerz, daher bleibt auch heute Dolomitren mein treuer Begleiter.

19.04. Namsche (3540m) – Tengbotsche (3857m) Ich habe schlecht geschlafen, mußte wieder 3mal raus aufs Klo, bin um halb 4 eingeschlafen und um 6 kam der Weckruf „Good morning - Tea is ready“ Bei strahlendem Sonnenschein und ca. 20 Grad liefen wir los. Morgens hatten wir einen tollen Blick auf Ana-Dablam, Lotse und Everst , man sind die hoch... Das Kloster Tengbotsche liegt auf dem uns gegenüberliegenden Berg, Nepal – Immer eine Reise wert?

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also 400m bergab, rüber über die „Indiana Jones“ Hängebrücke (gib mir die Hand, gib mir die Steine....) die Einheimischen nennen die Brücken liebevoll „Dancing Bridge“ da beim überqueren das ganze schön in Wallung gerät. Im Tal haben wir dann auf 3100m Mittag gemacht, ich kann nach wie vor keinen bissen essen. In der Sonne war es kaum auszuhalten, dann zogen Wolken auf und es sollte in den ganzen 2 Stunden Aufstieg zu Kloster Bindfäden regnen. Hier ist jeder Meter ein Meter und jeder Schritt brannte in meinen Atemwegen. Ich dachte, so beim monotonen bergauf klettern, wenn das hier schon so anstrengend ist, wie läuft‘s dann erst auf über 5700m unserem höchsten Ziel, dem Kala Pattar oder erst auf dem Gipfel des Everest bei 8848m? Am Kloster angekommen, konnten wir bei strömendem Regen in der Tengbotsche Lodge erst einmal Unterschlupf finden und unsere nassen Klamotten wechseln. Ich trank eine heiße Schokolade, naja Instant Pulver in heißem Wasser angerührt und 2 Mars für je 100 Rupien (3 DM), dem Tageslohn eines Trägers. Komischer Weise war das das erste das ich seit 3 Tagen zu mir nehmen konnte, im weiteren Verlauf unserer Tour sollte ich mich dann primär von Snickers ernähren. Als nächstes stand die Besichtigung des Klosters Trengbotsche auf dem Programm, ein Platz den auch und schon unser Ex-Kanzler Helmut Kohl besichtigt hatte. (Der wurde allerdings mit dem Hubschrauber auf den Berg gebracht, obwohl ihm die Trekking Tour sicherlich auch gut bekommen wäre...) Am Eingang erwartete uns ein geschäftstüchtiger Deutscher der uns wohl gleich als Landmänner identifiziert hatte und bot uns eine deutschsprachige Führung für umgerechnet 150 DM an, was uns Anbetracht der allgemeinen Armut hier als super Wucher erschien und wir lehnten dankend ab. Der Deutsche sagte es wäre für Zement und er sei im Rahmen eines Projekts zum Wiederaufbau des vor 10 Jahren abgebrannten Klosters hier, wir beschlossen trotzdem die kostenlose englische Führung in Anspruch zu nehmen.

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Der Oberpriester war nicht da, wir traten in das dunkle Gemäuer ein, der Holzboden war sehr kalt und es war ziemlich ungemütlich, duster und es roch etwas nach Moder. Ein Dutzend Mönche waren damit beschäftigt einen kanonartigen Gesang zu Praktizieren der von Traditionellen Instrumenten begleitet wurde. Die Jungs schienen Spaß zu haben, denn sie grinsten bis über beide Ohren. Beim verlassen des Kloster gingen wir durch den Klostershop, fast wie im Disneyland wo jede Fahrattraktion mit dem obligatorischen Themenshop endete. Ich habe eine original Tengbotshe Gebetsfahne erstanden, bedruckte, bunte Stofflaken die die Gebete in alle Winde verstreuen sollen. Interessant war auch folgendes Schild am Ausgang des Klosters: „after visiting Basecamp –visit our homepage at www.tengbotshe.org“ moderene, geschäftstüchtige Mönche! Zum Abschluß des Tages ging es noch 45 Minuten bergab in unser Nachtcamp. Ich war nach den gut 5 Stunden reine Laufzeit ziemlich kaputt und beschloß ohne Abendessen meinen Schlafsack aufzusuchen. Allein der Geruch der sich aus Küche und Essenszelt zu meinem Zelt hin ausbreitete unterstützte mich bei meiner Entscheidung. Nach wie vor war mein Stuhlgang nicht in Ordnung, zusätzlich spürte ich beim atmen einen Reiz im Hals und leichten Druck auf den Augen. Es kann nur noch besser werden.

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21.04. Periche (4243m) Wie üblich 6 Uhr klingelt der Sherpa „Tea is ready“, nach dem Morgentee, „the same procedure as every day“, Toilettenzelt, Trekkingsack packen, Daypack mit Wechselund Regenkleidung packen, Frühstück (immer noch ohne mich) und los gings. Heute sollten wir erstmalig die 4000m Grenze übersteigen. Bei strahlendem Sonnenschein stieg unsere Truppe 300m bergauf bis zu unserem Mittagscamp „Passangs Lodge“ wobei alles mit mehr als 10 Sitzplätzen als Lodge bezeichnet wurde. Bei über 30 Grad lagen wir nur noch mit dem Nötigsten bekleidet in der Mittagssonne und genossen die Ruhe. Pit und Tommy funktionierten einen Teelöffel als Schleuder um und verfütterten unsren Nachtisch an die Raben. Wichtig ist natürlich ein ausreichender Sonnenschutz, ansonsten schafft man sich zusätzliche Probleme durch Verbrennungen die neben den „normalen“ Wehwehchen wie Übelkeit, Kopfschmerz , Kurzatmigkeit... die Reihe kann beliebig fortgesetzt werden. Der Nachmittag beginnt mit einer Steigung auf 4100m. Das sinnlose Sonnenbad am Mittag zeigt schon seine Auswirkungen. Ein eisiger Wind bließ um meine mittlerweile naßgeschwitzte Funktionskleidung. Nach knapp 3 Stunden die Erlösung, am Fuße des nächsten Berges lag unser Nachtlager, Periche auf 4243m. Hier wollten wir zum besseren akklimatisieren für 2 Tage Rast machen. Da es mir langsam besser ging haben wir am späten Nachmittag im Lager unsere traditionelle Himalaya Skatrunde eröffnet, auch wenn das denken hier oben nicht immer so leicht viel. Ich habe immer noch keinen Appetit, meine Kopfschmerzen bekomme ich nur mit Schmerzmittel in den Griff und ich habe ständig erhöhte Temperatur. Da ich die Reise mit ca. 5Kg Übergewicht, naja 85Kg bei 1,84m Größe, angetreten bin habe ich genügend Substanz um das „Fastenwandern“ fort zu setzten

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Periche(4243m) Heute Nacht hat es geschneit. Der übliche Gang zum „Kings-Home“ wie die Toilette liebevoll von dem Guide genannt wurde ging diesmal durch eine weiße Winterlandschaft. Da ich meinen Schlafsack mit Hilfe einer Babywärmflasche völlig Überhitzt hatte, mußte ich alle Kleidungsgegenstände, außer der Unterhose ablegen um es nur halbwegs auszuhalten. Somit torkelte ich nun in Unterhose und Sandalen durch den Schnee zum Kings-Home, aber mich hat ja keiner gesehen. An Ruhetagen durften wir bis 7 Uhr schlafen. Das Wetter ist grandios. Strahlender Sonnenschein und schneebedeckte Felder und Berge rund um uns herum. Die Morgentoilette mit freiem Oberkörper vor der Kulisse der angrenzenden 7000er. Gesundheitlich scheint es mir besser zu gehen. Leide weiterhin an Appetitlosigkeit, also wieder kein Frühstück. Die Trekkinghose paßt jetzt aber bequem. Ich habe ca. 3-4 kg in der ersten Woche unserer Tour verloren und an 6 von 7 Tagen Kopfschmerzen gehabt, hoffentlich geht das die nächsten 2 Wochen nicht so weiter. Zur besseren Akklimatisierung sind wir ca. 400 Höhenmeter auf eine Aussichtsplattform gestiegen. Mir geht es körperlich besser, ich habe aber um die Mittagszeit wieder erhöhte Temperatur bekommen. Also erst mal eine Runde schlafen. Tommy hat Probleme mit einem Zahn, erst nach erneutem Einreden von Pit, unserem Dehydrationspapst („Ihr müßt mehr trinken“) gelang es uns Tommy mit zum ortsansässigen Arzt zu nehmen. Wir gingen in Pherische in die HRA Klinik. HRA steht für Himalaya Research Association. Ein kurzer Blick in Tommys Mund identifizierte das Problem als „Teath Infection“ (40$) und die notwendigen Antibiotika gabs im Beutel. (10$)

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Die Klinik möchte auch Aufklärung in Sachen Höhenkrankheit (AHK) schaffen. Man unterscheidet in 3 Phasen. Die erste Phase sind leichte Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit und Müdigkeit. In Phase 2 kommen Brechreiz, Orientierungslosigkeit

t und stärkere Kopfschmerzen hinzu. In Phase 3 bilden sich in Lunge Oedeme (Wasseransammlung) was zu starkem Hustenreiz, Ohnmacht und letztendlich zum Tod führt. Da wir alle über die Symptome der Phase 1 verfügen war es sinnvoll die 2. Hälfte des Tages im Camp zum ausruhen zu verwenden.

23.04 Periche(4243m) - Dughla(4650m) - Lobuche(4930m) Um 6 Uhr war die Nacht vorbei und um 8 Uhr war unser gesamter Trek im Gänsemarsch entlang des Kumbu Gletschers unterwegs auf dem Weg in Richtung Basecamp. Wie immer war Tommy der letzte wenn es ums packen des Trekkingsackes ging. Während alle anderen mit der „Stopftechnik“ (Sack auf, alles rein, Sack zu, fertig) binnen 5 Minuten am Frühstückstisch saßen um bei Kaffee und Tee in den Tag starteten, saß Tommy in mitten seiner ganzen Klamotten und Ausrüstungsgegenstände und koordinierte das anlegen der Tagesausrüstung inklusive Socken etc. parallel zum packen des Trekkingsackes, dabei stand die Tasse mit dem GutenMorgen-Weck-Tee des „6 Uhr Sherpas“ irgendwo mitten im Zelt und viel nicht nur einmal einer zu hastigen Bewegung zum Opfer. Da die Sherpas „scharf“ auf das Zelt waren, das mußte ja auch verpackt und zum nächsten Stop gebracht werden, Nepal – Immer eine Reise wert?

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verlagerte Tommy die allerletzten Packaktivitäten ins Freie, auf die Plane auf der bereits seit fast einer Stunde die komplett gepackte Ausrüstung des gesamten Teams stand. Gut Ding will eben Weile haben. Während alle anderen einen Day-Pack (der Tagesrucksack) von 1-2 Kg mit Regenklamotten, Handschuhen, Sonnenschutz hatten, schleppte Tommy täglich 5 Kg durch die Gegend, was nach seiner immer noch nicht abgeheilten Zahnentzündung eine zusätzliche Belastung darstellte und in den nächsten Tagen mehr und mehr Tribut zollen sollte. Während wir beim Frühstück Tommys letzte Vorbereitungen nun live, in Farbe und Bunt auf der Plane beobachten konnten, näherte sich die 8 Uhr Marke, es wurde Zeit auf zu brechen. Unaufhaltsam schlängelte sich unser Weg nach oben. Jeder Schritt eine kleine Meisterleistung. Nach gut 2 Stunden erreichten wir völlig außer Atem Dughla auf stattlichen 4650m. Eine ausgedehnte Rast sollte unsere Kräfte für die 2. Etappe, die schwierigere an diesem Tage, mobilisieren. Die nächsten 3 km ging es über das Geröllfeld des Kumbu Gletschers steil bergauf. Steigungen von 50 Grad waren keine Besonderheit auf diesem Teilstück der Etappe. Es war schon ein besonderes Gefühl als wir den Kamm der Berges erreichten, auf dem wie an allen neuralgischen Punkten eine Stuba (kleiner Gebetstempel) und einige hunderte Gebetsfahnen hingen. Die Wege waren wie überall hier in der Gegend mit kleinen Steinmännchen (kunstvoll aufgetürmte Steinhaufen) markiert. Von hier aus schmiegte sich der Weg sanft an den Rand des Gletschers und stieg nur noch ein wenig an, das waren gute Aussichten für die letzten Kilometer unserer Etappe. Plötzlich tauchten die ersten Steinhäuser auf, mir war klar das mußte Lobuche sein. Dort angekommen wollte ich nur noch schlafen, schlafen und nochmal schlafen. Wie in Trance pustete ich meine Thermarestmatte auf, packte den Schlafsack drauf und war sofort im Reich der Träume. Erst die erneute Aufforderung von Pit, der wie immer rührig um die Gesundheit aller anderen besorgt war, verließ ich den Schlafsack und gesellte mich zu den anderen zum Abendessen. Ich aß die Suppe Nepal – Immer eine Reise wert?

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und ein paar Gurken, mehr ging beim besten Willen nicht rein, so war mein körperlicher Verfall nicht aufzuhalten. Ich habe immer noch mit erhöhter Temperatur zu kämpfen und zehrte an meinen Reserven, wie lange sollten die noch halten, war ich überhaupt in der Lage auf den Kala Pattar zu steigen? Erste Zweifel kommen auf ob man dem Körper so etwas zumuten sollte. Nur kein falscher Ehrgeiz, aber bin ich in Sport und Beruf nicht auch durch Ziele, ja durch hochgesteckte Ziele zu Höchstleistungen getrieben worden. Nachdem wir den Gipfel erreicht haben ging es ja dann wieder bergab und das sollte mein Befinden doch stetig verbessern, so die Theorie um die Höhenkrankheit. In der Lagebesprechung am Abend meine Anpassang unser Guide das es am nächsten Tag „ernst“ würde. Die Strecke nach Gorak Sheep sei bekannt für die eisigen Winde, wir sollten daher bis 10 Uhr dort angekommen sein. Die Folge: 5:30 Uhr wecken 7 Uhr Abmarsch. In der darauf folgenden Nacht ginges dann um 5 Uhr los um unseren ersten Gipfel den Kala Pattar zu besteigen.

Das war ein tolles Programm dachte ich so bei mir und verzog mich um 19:30 Uhr in meinen Schlafsack und ließ die Bergwelt erst einmal hinter mir.(bzw. vor mir wenn ich an die nächsten 2 Tage so denke.) Walter lag neben mir mit der Lampe auf der Stirn und laß einen Kriminalroman. Um Gewicht zu sparen riß er die Seiten die er bereits gelesen hatte aus dem Buch und warf sie in den Müll. Hier in den Bergen ist eben alles hochoptimiert dachte ich so bei mir, irgendwie clever.

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24.04. Lobuche(4930m) – Gorak Shep(5230m) Das Wetter hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht, es schneite die ganze Nacht leicht aber unaufhörlich, so das am nächsten Morgen unser gesamtes Lager in ein verträumtes weiß gehüllt war. Meine Kopfschmerzen sind schlimmer geworden. Anpassang gab Anweisung erst in 2-3 Stunden in unser Hochlager aufzubrechen da das Wetter derzeit zu schlecht sei. Ich stellte sofort alle Packaktivitäten ein und beschloß noch einmal in den immer noch warmen Schlafsack zu schlüpfen. Da mein Körper inzwischen Resistent gegen Dolomitrin ist versuchte ich mit Tomapyrin den Kopfschmerzen Herr zu werden mit Erfolg das Zeug schien zu wirken. Um 10 Uhr trafen wir uns im Essenszelt bei Tee zur bisher höchsten Skatrunde, draußen schneite es nun heftiger, die Sicht war auf 50m beschränkt. Ohne Schneebrille ist es draußen nicht auszuhalten, zur Zeit ist es unklar ob wir Heute noch zum Hochlager aufbrechen. Wir steckten zusammen mit einer japanischen Trekkinggruppe fest. Um halb 12 brachen wir dann geschlossen auf. Diese Gruppe haben wir 3-4 mal beim Aufstieg nach Gorak Shep überholt. Ich habe selten größere Extreme beobachten können: Baumwollhose und

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Strickrollkragenpullover versus Vollfunktionskleidung Typ „haste nicht gesehen“ mit dem Basecamp proved Stempel auf der anderen Seite. Jeans und Turnschuhe aber die Sauerstoffflasche im Gepäck. Die nur als kleiner Auszug, diese Liste kann endlos fortgesetzt werden. Eine Japanerin im modisch gelben Vollfunktionsanzug schien seit unserer 1. Begegnung am morgen nicht über die notwendige Kondition zu verfügen eine solche Hochtour bewältigen zu können, sie schnaufte und machte nach 2 Schritten eine Pause, dennoch wir kamen fast zeitgleich in Gorak Shep an, und ich war in einem ähnlich erbärmlichen Zustand wie die Japanerin. Hier oben in 5000m Herrschen eben andere Gesetze.

25.05. In eisigen Höhen Wir machten uns Punkt 6 auf den Weg um den Gipfel bei optimalen Wetterbedingungen zu bezwingen. Hier vom Hochlager waren es ca. 3 Stunden Fußmarsch zum Gipfel. Es hatte über Nacht geschneit was die Standard Route nicht besonders griffig erscheinen ließ. Von Kopfschmerzen geplagt setzte ich meinen Körper in Bewegung um die verbleibenden 400 Höhenmeter hinter mich zu bringen um einen uneingeschränkten Blick auf das Dach der Welt zu ergattern. Ein kleiner ausgetretener Grat führte Meter für Meter zu Gipfelplateau des Kala Patar. Plötzlich war er zu sehen, der Gipfel, wie in ein geheimnisvolles Licht gewoben zog er mich magisch an. Wie magnetisiert ging ich die letzten Schritte bis zur Gipfelfahne.

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Ich hatte es geschafft, ich befand mich auf 5543m, noch nie in meinem Leben war ich auf einer ähnlichen Höhe. Der Schmerz der vergangenen Tage wandelte sich in Stolz, der Zweifel in Selbstbestätigung und das Gefühl etwas besonders geleistet zu haben.

Nach knapp 5 Stunden war unser Team wieder geschlossen im Camp , wir beschlossen noch heute abzusteigen um die Körper eigene Regeneration anzuregen. Inzwischen hatten auch 2 unserer Träger die Symptome der Höhenkrankheit und waren nur sehr wackelig auf den Beinen.

Es schneite unaufhörlich, dennoch stiegen wir 3 Stunden ab auf 4600m wo wir nach den Strapazen des Tages nur noch unseren Schlafsack im Sinn hatten

Wir schliefen den Schlaf der gerechten.....

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26.04 Anstieg zum Cho-La Paß (5450m) Wie immer, wenn wir etwas besonders vor hatten machte uns das Wetter einen

Strich durch die Rechnung, es schneite mal wieder. Keiner wußte ob der Paß begehbar war. Wir machten uns dennoch auf den Weg um kurz vor dem Paß unser Lager aufzuschlagen. Die 12 km Tour war in gut 3 Stunden absolviert. Problematisch war lediglich ein 2 km langer Abstieg dessen Schnee und Eis Felder durch die Mittagssonne in Matsch verwandelt wurden, eine äußerst wacklige und schmierige Angelegenheit, ich war froh durch die Stöcke wenigstens 4 Kontaktpunkte zuhaben. Der Nachmittag diente der aktiven Erholung, wir spielten Skat.

27.04 Cho-La Paß Wir machten uns früh auf den Weg um das gute Wetter, das meistens an den Vormittagen bis 12 Uhr vorherrscht, voll auszunutzen. Vom letzten Lager auf 4700m ging es ca. 2 Stunden über ein Hochplateau an die Flanke des Cho-La Massivs. Der Cho-La ragte bis auf 6934m Höhe über uns fast senkrecht in den Himmel. Unser Weg schmiegte sich eng an die Bergseite und führte steil nach oben, so daß erstmals echtes klettern gefragt war, die Stöcke die uns in der Ebene nützliche Dienste geleistet haben waren hier „in der Wand“ nur im Weg.

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Im weiteren Verlauf des Aufstiegs kam noch Schnee und Eis auf dem steinigen, steilen Untergrund hinzu was den Aufstieg zu einem kleinen Abenteuer machte. Unsere Träger hatten sichtliche Probleme unser Gepäck auf den Paß zu bringen und zeigten in einigen Passagen Teamwork beim erklimmen von dem ein oder anderen Felsvorsprung. Auf dem Paß angekommen bot sich ein atemberaubender Anblick, ein ca. 2 qkm großes Schneefeld verband den Cho-la zur linken und einen Gletscherbruch zur rechten, dessen Eisfelder in allen nur erdenklichen blautönen leuchtete. Am ende des Passes angekommen konnten wir für einige Minuten das gesamte Tal rund um den Gokyo Peak einsehen danach zog es zu und in binnen von Minuten konnte man die Hand nicht vor den Augen sehen. Der steile Abstieg stand uns nun unmittelbar bevor. Ein unnötiger Zwischenfall ließ uns das Adrenalin in die Adern schießen. Unsere suboptimal bekleidetet Träger waren mit der Witterung sichtlich überfordert. Keiner (!) der Träger hatte geschlossene Schuhe oder Handschuhe um der Kälte etwas entgegen setzten zu können. Mit Wollsocken über den Badelatschen durchquerten die Träger das Schneefeld. Beim Abstieg rutschte dann ein Träger aus und wurde durch das Gewicht der Trekkingsäcke in die Tiefe gerissen. Nach 50m bremste eine Schneeverwehung die Massen und der Träger kam zum Stillstand. Glücklicherweise ist er mit einem Schrecken davon gekommen. Die anderen Träger schlugen sich tapfer und kamen unbeschadet über den Paß.

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Der Weg nach Tagma schlängelte sich entlang des Dugh Kosi Flusses Tal abwärts. Die Gegend hier erinnert sehr an das Schottische Hochland, nachdem die ersten Yaks auf den Weiden auftauchten konnte es zu nächsten Dorf nicht mehr weit sein. Nach 4 Stunden Fußmarsch schlug unser Team das Nachtlager auf. Ein anstrengender aber vor allem sehenswerter und beeindruckender Tag ging zu ende. Heute abend habe ich begonnen einen Songtext über die Eindrücke und Strapazen unserer Tour zu schreiben. Aus dem ersten Script, das wie üblich eine Stichwortsammlung darstellte wurde folgender Text:

Beyond the gate *) Protect your body…..out in the cold (of the night….) In a land on top of the world, You’ve to rethink all the rules … of you life Cause nothing is written in stone, and nothing will last forever … in this world With every step you take, each breath turns into pain … in this amazing world When eating becomes so hard to do, ..there is a reason to life, there is a reason for this, we have to go on When you walk in the moonlight, step by step Just climb the hill, rock by rock, summit is in reach Every feet is a feet, and no inch less Just go for your goal, out in the cold, protect your body priorities change - when you go above the oxygen what is the price, … you have to pay - but what is the gift you can take away forever When you walk in the moonlight, step by step Just climb the hill, rock by rock, summit is in reach Every feet is a feet, and no inch less Just go for your goal, out in the cold, protect your body Go for your dream - and Climb the hill Just life your dream , out in the cold , Protect your body Nepal – Immer eine Reise wert?

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When you walk in the moonlight, step by step Just climb the hill, rock by rock, summit is in reach Every feet is a feet, and no inch less Just go for your goal, out in the cold, protect your body *) Den Song habe ich dann 3 Wochen nach unserer Ankunft, nach 2 Wochen kreativen, psychischen und physischen Tiefs, musikalisch umgesetzt. Für alle Interessierten ist der Song übers Internet unter unserem Bandnamen Syndicate bei www.syndicate-music.com down zu loaden.

28.04. Tagma (4850m) – Gokyo (4743m) Ich hatte Muskelkater vom den Strapazen des vergangenen Tages. Für heute stand die Überquerung des Ngojumba Gletschers auf dem Weg nach Gokyo auf dem Programm. Die Moräne des Gletschers teilte das Tal und machte den Weg zum kleinen Abenteuer. Sanddünen (wie an der Nordsee), Eisblöcke, Geröllhaufen und kleine Seen galt es zu umschiffen um auf die andere Seite zu gelangen. Aus der Ferne betrachtet sieht der Gletscher wie ein ambitioniertes Bauprojekt für eine 20 spurige Autobahn inklusive Bahntrasse aus. „Kathmandu – Everest in 45 Minuten“ so könnte der passende Werbeslogan heißen. Nach dem Gletscher kamen noch problemlose 5km und wir konnten gegen Mittag am Fuße des Gokyo Peaks an einem malerischen Bergsee incl. Eisscholle unser Gipfelcamp aufschlagen. Eine 743m hohe Erhebung markierte unser Ziel für den nächsten Morgen. Der 5483m hohe Gokyo Peak. Bis dahin war relaxen angesagt, wir spielten weiter unsren Himalaya Skat Champion aus.

29.04. Gokyo Peak 5483m Zitat: „Hach..., wir... wir...wir müssen noch, noch auf .....den anderen, ....den anderen Gipfel“ deliriummäßig ausgesprochen von Tommy kurz nach der Gipfelankunft

Aufstieg:

Pit & Stefan 1:50 Tommy 2:05 Leschek & Barbara 2:10 Walter 2:15 Monika verweigert

Abstieg

Pit & Stefan Walter Leschek & Barbara Tommy

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0:45 0:55 1:00 1:05

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Der Tag begann um 5 Uhr mit dem üblichen „Tea is ready“ 30 Minuten später machten wir uns auf den Weg zum Gokyo Peak der 763m über dem Niveau des Lagers liegt. Der Weg geht ausschließlich bergauf mit 30-50 Grad Steigung, nach jedem Grat dachten wir das war’s aber plötzlich tauchte die nächste Erhebung vor uns auf. 763m können endlos lang sein, vor allem wenn es bergauf geht. Nach 1:50 waren Pit, unser Sherpa und Ich schließlich am Ziel unserer Träume, oder besser gesagt wir hatten den letzten unserer 3 Gipfel erklommen. Wir wußten ab sofort geht es nur noch bergab. Klasse Gefühl. Der Ausblick auf Everest und Konsorten war grandios, was wir auch in ca. 100 Dias dokumentiert haben.

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Nach ausladender Rast inklusive kleinem Sonnenbad mußten wir auch diesen Gipfel wieder verlassen. Da Pit und ich wir schon beim Gipfelsturm ein sehr ambitioniertes Tempo an den Tag legten wollten wir uns natürlich auch beim bevorstehenden

Abstieg nicht lumpen lassen und brachten uns in unserem 7er Team erst mal an die Pool Position. Die beider Plätze der ersten Startreihe. Als die Ampeln auf grün schalteten kristallisierte sich schnell unsere 3er Gruppe incl Sherpa als klarer Favorit für den Gesamtsieg heraus. Nach 15min. lagen wir schon uneinholbar in Front was uns sichtlich Spaß machte und wir beschlossen noch eine Schippe drauf zu legen. Im Grunde total unvernünftig, aber wir arbeiteten den ganzen Abstieg an der Ansprache an Tommy, wie er seine Rentnerleistung wohl begründen sollte und wir wollten schon mindestens eine viertel Stunde (das sind Welten!) Vorsprung rauslaufen. Leider haben wir trotz der super Zeit von nur 45 Minuten unserem Tempo Rechnung tragen müssen, neben muskulären Problemchen (Muskelkater) war der Abstieg für mich auch nicht ganz verlustfrei. Bei jedem Schritt sind meine Fußzehen gegen die Kappe meiner Schuhe gestoßen, was sich in zwei kleinen Blasen zwischen den Zehen niederschlug, unangenehme Sache. Härter getroffen hatte es allerdings unseren Guide Anpassang, dessen Schuhe mindestens 2 Größen zu klein waren, einem geschenkten Gaul guckt man....., er hatte ein sehr Schmerz verzerrtes Gesicht, vor allem in der 2. steileren Hälfte des Abstiegs. Im Tal angekommen warteten wir auf Tommy um freuten uns schon auf seine Rechtfertigung. Als er 20 Minuten nach uns mit hoch rotem Kopf im Camp einlief kam aber nur ein enttäuschendes „Ihr seid ja alle verrückt“.

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Zu unserem entsetzten hatte die Gruppe, in Person unser Guide Anpasang, beschlossen schon heute in unserem nächstes Camp auf 4250m aufzubrechen um der Höhenkrankheit zu entfliehen, denn unsere Träger hatten sichtliche Schwierigkeiten mit der Gesundheit, sie litten an den Folgen der Höhen. Eigentlich sollte man davon ausgehen das die Einheimischen nicht unter den Folgen der Höhenkrankheit zu leiden haben, die Träger verbringen Ihre „Freizeit“ aber auf geringeren Höhen und jeder Körper muß sich erst wieder an die Höhe, die Sauerstoffarmut und die Belastung gewöhnen. Spot machte sich breit, die Gruppe traute Pit und mir keine weiter Belastung an diesem Tage zu, da wir durch den Blitz Auf- und Abstieg sichtlich mitgenommen schienen. Wie beschlossen erst einmal in Boykott zu treten und zogen uns in unsere Schlafsäcke zurück, während die anderen langsam anfingen Ihre 7 Sachen in die Trekkingsäcke zu verstauen. Unseren Boykott konnten wir für ca. 3 Stunden aufrecht erhalten, danach saß ein Sherpa wartend vor meinem Zelt das zwischenzeitlich von keinem Hering mehr gehalten wurde und schon kein Außenzelt mehr besaß. Ich gab dem äußeren Druck nach und mußte feststellen das auch Pit der Übermacht unserer Gruppe erlegen ist und schon seinen Trekkingsack gepackt hatte. 15 Minuten später waren wir schon auf dem Weg ins Tal. O-Ton Tommy: „Heute Morgen beim Aufstieg wohl alles Pulver verschossen und jetzt seit Ihr nicht mehr in der Lage die 12km zu gehen“ Aber da wurde die Rechnung nicht ohne den Wirt gemacht. Wir aktivierten unsere autonom geschützten Reserven und noch viel mehr und beschlossen wie schon am morgen mal wieder ein Exempel unserer Leistungsfähigkeit mit einer neuen Weltjahresbestleistung für diese Etappe unter Beweis zu stellen. Aus einer ungünstigen Startposition, wir waren nach unserem Boykott als letzte auf die Piste gegangen, konnten wir Runde für Runde an Boden gut machen und hatten uns schon nach 15 Minuten an die Spitze des Teilnehmerfeldes setzten können. Jetzt hieß es unseren Guide an das neue Tempo heran zu führen. Normalerweise sind die Guides ja angehalten die Gruppe zusammen zu halten. Unsere Strategie bestand darin zu verhindern das der Guide sich umdreht und den immer größer werdenden Abstand zum Verfolgerfeld zu sehen. Sein Tempo wurde schneller sobald wir uns Ihm bis auf einen Schritt näherten und er unseren Atem spürte. Nepal – Immer eine Reise wert?

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Gut, so konnten wir unser sehr ambitioniertes Tempo forcieren. Jetzt galt es den Guide von den regelmäßigen Pausen abzuhalten. Da wir im ständig dicht auf den Fersen waren und wir zumindest nach außen keine Zeichen von Ermüdung zeigten, was nicht immer so einfach war, dachte er nicht einmal an eine Pause. Gut, auf diese weise konnten wir unseren Vorsprung weiter ausbauen, im Sport fällt das schon fast unter die Kategorie Überrunden.

Am ende konnten wir die Etappe mit neuer Weltjahresbestzeit in 1:50 absolvieren über 30 Minuten vor Walter, Monika und dem abgeschlagenen Tommy. Es war uns schon ein innerer Reichsparteitag den anderen der Gruppe zu zeigen wo der Hammer hängt und wir waren gespannt auf Tommys Kommentar zu seiner Leistung. O-Ton Tommy: „Ihr stoppt doch nicht etwa die Zeit ?“ Oh doch, und wieder einmal siegte Ehrgeiz über Vernunft. Wir sind im Eiltempo abgestiegen und nun war wirklich das Pulver, zumindest für diesen Tag, verschossen. Wir spielten noch 2 Stunden Skat bevor ich ziemlich entkräften in meinen Schlafsack viel und schnell einschlief.

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30.04.

Machero 4250m – Khunde 3950m

Nach einer guten, durchgeschlafenen Nacht stand der lange Abstieg nach Khunde auf dem Programm . Da unsere Träger noch immer unter den Symptomen der Höhenkrankheit leiden, beschlossen wir die nächsten beiden Touren zusammen zu fassen und um in einer 7 Stunden Mamut Aktion das Krankenhaus zu erreichen. Der Weg führte die meiste Zeit bergab, mit jedem Schritt nahm die Fauna zu. Der Frühling zieht gerade in das Nepalesische Bergland ein, was sich in den vielen Rothodentron Blüten niederschlägt. Wir gingen in 3 Gruppen. Zum einen Pit, Walter und Ich zusammen mit einem der 3 Sherpas. Wir kamen gut voran und machten nach ca. 2 einhalb Stunden eine längere Pause in einer Lodge. Wir saßen gemütlich im freien, tranken Tee und ich machte mich an meinen Snickers Vorrat, den ich peinlichst genau bei jeder Möglichkeit auf einen Mindestbestand von 2 Snickers auffüllte. Nach kurzer Zeit kamen Barbara und Leschek und gesellten sich zu uns, Leschek wie immer mit Video Kamera bewaffnet. Er hatte 4 geladene Akkus mit in die Berge gebracht und nahm jede Möglichkeit war die Bergwelt festzuhalten. Er lag auf dem Boden, kletterte auf Hügel um eine optimale Kameraposition zu finden. In 500m Entfernung sahen wir Tommy und Monika an uns vorbei ziehen, wir winkten dem Sherpa Anpassang, aber die Gruppe übernahm die Führung und ging weiter des Weges in Richtung Khunde. Nach fast einer Stunde Pause brachen wir auf die nächste 2 Stunden Etappe noch vor dem Mittagsrastplatz zu bewältigen. Wir gingen davon aus Tommy und Monika innerhalb der nächsten Kilometer zu treffen, da diese noch keine Pause gemacht hatten und Tommy nach wie vor nicht 100% bei Kräften war. Erst nach 2 Stunden kam uns die wild gestikulierende und „stock sauere „ Monika entgegen. O-Ton: „Ihr wollt Freunde sein, und ich muß mich hier um Tommy kümmern, weil Ihr hier durch die Berge rennt.....“

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Wie perplex blieben wir stehen und versuchten erst einmal zu verstehen was der Grund für diesen Gefühlsausbruch war. Nachdem sich Monika nicht beruhigen ließ und auch kein Interesse an einer Aufklärung des Falls hatte, beschlossen wir es mit Ignoranz . Unsere Recherche ergab das bei unsere Pause der Guide Anpassang , dem wir zu winkten, Monika und Tommy nicht darüber informierte das die Gruppe sich nun hinter Ihnen befand, und Tommy und Monika der festen Meinung waren die Gruppe einholen zu müssen, dies resultierte in einer Verschärfung des Tempos was Tommys Gesundheit nur bedingt zuließ. Naja, Monika jedenfalls beschloß für sich, Ihre Fehleinschätzung nicht zuzugeben, was zu einem gestörten Verhältnis besonders zwischen Pit, dem die direkte Ansprache galt, und Ihr für den Rest der Tour sorgte. Man war da dicke Luft. Monika distanzierte sich für den Rest des Tages von der Gruppe und gesellte sich zu Anpassang, Ihrem Lieblingssherpa. Was uns direkt dazu brachte ein wenig über die Studien der UNI Tübingen her zu ziehen, wußtet Ihr schon das ein horizontal gegrilltes Hähnchen weniger Kalorien hat als ein vertikales. Nach der Mittagspause hatten wir leider noch eine Steigung von ca. 1 Stunde zu bewältigen die nach 3 Stunden gemütlichen bergab laufen wieder etwas Körner gekostet hat. Nach knapp 7 Stunden kamen wir in Khunde an und konnten erst mal in einer Lodge vor dem strömenden Regen Unterschlupf finden. Wir spielten Skat für den Rest des Nachmittags Skat. Tommy verzog sich sofort in seinen Schlaafsack

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Für den Abend war etwas ganz besonderes geplant. Monika feierte Ihren 46 Geburtstag, wir bekamen erstmalig Yak – Fleisch, schmeckt so wie Rindfleisch und eine Gemüsepizza, man muß schon sagen, der Koch hat sich schwer ins Zeug gelegt. Zu den Klängen der Mundharmonika tanzten die Sherpas die vom Reisschnaps sichtlich angeheitert waren eine Mischung aus Break Dance und Folkloristischen Elementen, hier hat mit Michael Jackson seine Tanzschritte her! Wir stießen mit Mustang-Tee an, ein Getränk mit schätzungsweise 60-70% Alkohol das bei all zu häufigem Genuß blind macht. Zur Feier des Tages gab’s dann auch noch einen Schokokuchen (so was wie Dr. Oetker Backmischung) mit Kerzen für Monika. Feierlich wurden die Kerzen ausgeblasen, nach einem Trost von Monika, getreu dem Motto „Ich hab Euch alle so lieb“ haben wir dann den Kuchen verdrückt. Alles in allem ein gelungener Abend und eine schöne Überraschung für Monika, die eine tiefe, innere Freundschaft zu unserem Führer Anpassang aufbaute.

01.05. Khunde 3850m Der erst Mai, Vatertag, stand zu unserer freien Verfügung. Der morgentliche Gang zum Kingshome gestaltete sich an diesem Tage aber sehr abenteuerlich und muß deshalb hier unbedingt Erwähnung finden, Leute mit ausgeprägtem Ekelgefühl sollten die nächsten beiden Absätzte unbieding überspringen! Beim verrichten des Geschäfts setzt man sich üblicherweise in die Hocke über das ca. 30cm breite und 50cm lange Loch. Was die Tiefe angeht wurde unsere Truppe im Laufe der Tour als „heavy user“ der Toilette ausgezeichnet und das Fassungsvermögen der Grube wurde dementsprechend angepaßt. Da unsere Zelte einschließlich Kingshome (KH) auf einer sandigen Kuhweide standen, gab der Boden in unserem KH bei jeder Sitzung nach und bröckelte seitlich weg. Bei meiner morgentlichen, ausgiebigen Sitzung ( normalerweise gehöre ich zu der Sorte Mensch die auf dem Klo Zeitung ließt, was aber hier Anbetracht der unenspannten sitz bzw. hock Position nicht möglich war) mußte ich schon mit einem breiten Schritt meinen Körper in die ideale Position bringen, als das Geschäft dann so richtig ins rollen kam, merkte ich plötzlich wie mein linkes Bein nachgab und in die schon reichlich gefüllte Grube zu rutschen drohte, geistesgegenwärtig verlagerte ich mein Körpergewicht nach rechts worauf auch die Rechte Seite der Grube langsam in sich zusammenfiel. Mit den Hosen in den Kniekehlen sprang ich hektisch zur Seite worauf das „Kingspaper“ (Toilettenpapier), das ich immer in der herabgelassenen Hose deponierte, in die Grube viel. Glücklicherweise hatte ich noch ein paar Tempos in der Hose um das Geschäft zwar verfrüht aber ordnungsgemäß abzuschließen. Ich hinterließ ein Trümmerfeld, das Loch war inzwischen rund und hatte ein Durchmesser von 60cm und nur noch im Spagat zu gebrauchen. Wir haben gehört hier in Khunde soll es einen Yeti Kopf geben. Den haben wir uns natürlich ansehen müssen. Eine alte Frau war die Chefaufseherin im Kloster und hatten den seit Jahrhunderten überlieferten Schlüssel zum Schrank mit dem original Yeti Kopf.

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Gegen eine Spende war sie dann auch bereit den Schrank für einen kurzen Moment zu öffnen und uns den Yeti zu zeigen. Wir waren alle gespannt, denn war es laut Reinhold Messner, dessen Bildern man hier oben übrigens öfters begegnet, nichts unnormales hier und da einen Yeti zu treffen. Ein Glaskasten kam zum Vorschein, der Inhalt, es war kaum zu Glauben, der abgeschnittene Kopf eines Yetis. Bei näherem Betrachten würde ich sagen vielleicht ein Affenkopf oder eine Kokosnuß mit Yakhaaren. Aber eins muß man dem Kopf lassen eine Ähnlichkeit mit Reinhold Messner ist unverkennbar, logisch das der seine Artgenossen überall zu sehen glaubt. Um diesen Anblick zu verdauen sind wir in der höchsten Bäckerei des Himalayas eingekehrt und ich habe nach alter Gewohnheit einen Cappuchino und einen Donut bestellt. Geschmack: irgendwie ölig, sehr Schwierig. Der Tag ging unspektakulär mit unserer Traditionellen Skatrunde zuende.

02.05 Khunde ( 3850m) - Phakding( 2650m) Der Tag des großen Abstiegs. Heute standen 1100 Höhenmeter Abstieg auf dem Programm und morgen dann die letzten Kilometer nach Lukla, unsere Expedition näherte sich langsam dem Ende. Der Abstieg war absolut unproblematisch. Lediglich Tommy hatte mit den Folgen einer Darminfektion zu kämpfen, und tat kam nur im Schneckentempo voran. Zu berichten sei nur seine außer gewöhnliche Stockhaltung bei jedem Abstieg, er verschränkte die Stöcke vor seinem Bauch und balancierte Filigran durch die Landschaft. Ein Augenschmaus für alle Mitwanderer. Aber wer den Schaden hat braucht für den Spot nicht zu sorgen. Wir alle sehnten uns nach einer Dusche und ordentlichem Essen. Die Laune der Truppe ist ausgesprochen gut. Ich kann mich noch gut an unsere erste Zeltübernachtung, genau hier an dieser Stelle erinnern, es war die schrecklichste Nacht der Tour, heute aber bin ich in Vollbesitz meiner Kräfte und konnte nach einem netten Abend im Küchenzelt, bei tiefgreifenden Gesprächen über den Sinn des Lebens und dieser Trekkingtour, eine erholsame Nacht ohne Zwischenfälle bzw. Gesundheitsprobleme verbringen.

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03.05 Phakding( 2650m) – Lukla( 2850m) Die letzte Etappe unserer Tour brachte uns wieder zurück zu dem Ort an dem vor 18 Tagen alles begonnen hatte. In 3 Stunden waren die 12 km und 300 Höhenmeter gepackt, wir kamen gegen 11:00 Uhr in der Lodge an. Wie auch gestern schon hatte Tommy alle Kräfte auf der bisherigen Tour gelassen, völlig dehydriert und gezeichnet von den Strapazen der vergangenen 3 Wochen lief er die letzte Etappe wie in Trance. Einletztes mal wurden unsere Zelte von der Sherpas aufgebaut und wir packten nur noch das Nötigste aus den Trekkingsäcken aus. Am Abend fand dann die große Abschiedsparty mit dem gesamten Trekkingmannschaft statt. Wir planten die Abschiedsgeschenke. Es ist üblich sich von alten Ausrüstungsgegenständen zu trennen und jedem der Träger, Küchenhilfen und Sherpas eine angemessene Geldspende zu hinterlassen. Wir einigten uns eine gestaffelte Spende von 15$ für die Träger bis zu 50$ für den Führer (genaue Aufteilung, siehe Anhang-B) Zusätzlich verteilten wir noch Schuhe, T-Shirts, 1 Jacke, Handtücher, Hemden und noch weitere Klamotten die gerne aufgetragen werden.

04.05 Lukla (2850m) - Kathmandu Der Tag der Heimreise. Nachdem wir die letzten 3 Tage Horror Geschichten über Trekker gehört hatten die wegen schlechten Wetters 7 Tage in Lukla festsaßen und andere die eine 5 Tageswanderung zum nächsten Bus angetreten sind um dann eine 12 Stunden Busfahrt im nichtklimatisierten Bus nach Kathmandu dem 45 Heimflug vorzogen waren wir erleichtert als am Morgen keine einzige Wolke am Himmel zu sehen war. Pünktlich um 7:30 konnten wir unsere Plätze in der vollbesetzten 2 motorigen Viper Typ-? einnehmen. Monika die wie bei ARD und ZDF in der ersten Reihe saß konnte ungehindert den beiden Piloten bei der Arbeit zuschauen. Der Co-Pilot hatte nur einen Arm, wir spekulierten später wie er denn seinen rechten Arm verloren haben könnte. Hier die besten Vorschläge: • • • •

Der Pilot ist beim Berg wandern in einen Schneesturm geraten und in der eisigen Kälte ist der Arm dann leider abgefroren Ein aufgebrachter Passagier war sauer das er nicht auf einem der 16 Plätze mit fliegen konnte und hat kurzer Hand dem Piloten den Arm mit seinem Buschmesser abgeschlagen. Der Pilot war 20 Tage nach einer Notlandung von Hunger geplagt und begann sich selbst aufzuessen.... wurde dann aber gerettet Der Pilot wurde von einem Yeti angefallen und verstümmelt, konnte aber nachdem sich der Yeti über seinen Arm hermachte fliehen

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Und die wohl wahrscheinlichste Variante: •

Beim routinemäßigen Wettercheck vor jedem Start: Pilot zum Co-Piloten: „Hey schau mal ob es noch regnet“ – Fenster auf – Hand raus gehalten - „Oh, Scheiße, Mist, Schmerz“ - Blut fließ ..... Leider hatte der Pilot die Propellertriebwerke schon angelassen.

Da die Schubsteuerung mit dem Linken Arm vorzunehmen ist, konnten wir dann auch wieder zurück in die Zivilisation (naja Kathmandu) fliegen. Unser Veranstalter hat es gut mit uns gemeint. Für unsere letzten 3 Tage konnten wir in einem 5 Sterne Hotel, das hier in Kathmandu aufgrund des westlichen Luxus selten deplatziert wirkte aber für uns genau das richtige war, unsere Wunden lecken und wieder zu uns finden. Im Hotel angekommen nahmen wir in der mit Marmor ausgelegten Lobby auf einem Runden ultrabequemen Sofa Platz. Zügig wurden uns die Zimmer zugeteilt. Ein Haus bestand aus 4 geräumigen Doppelzimmern.

Walter und Ich waren inzwischen ein eingespieltes Team und teilten uns ein Zimmer mit allem nur erdenklichen Komfort. Vom Telefon über Fernseher bis zur Klimaanlage war alles vorhanden. Mein erster Gang ging ins Badezimmer, ein Blick in den Spiegel viel auf ein ausgemerkeltes, ziemlich behaartes Gesicht mit Rändern unter den rot unterlaufenden Augen.

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Kathmandu, 30 Grad, die Frisur sitzt, dachte ich nur so bei mir, als ich meine wild zerzausten, Natur gelockten, Haare so betrachtete. Mir war sofort klar warum Reinhold so aussah wir er aussah..... (Messner meine ich natürlich) Wie dem auch sei, ich beschloß zumindest äußerlich die Bergwelt hinter mir zu lassen und genoß eine ultra lange, warmen Dusche mit anschließender Rasur, ich verließ das Badezimmer als Mensch. Walter unterzog sich der gleichen Prozedur. Pit der inzwischen wie ein chilenischer Guerillero aussah, Vollbart, Spiegelbrille, olivgrünes Hemd, was fehlte war lediglich die geladene Kalaschnikov , unterzog sich wie auch Tommy auch der Zivilisationsprozedur. Wir verabredeten uns um 12 zum Mittag Essen im Restaurant des Hotels. Unsere Tafelrunde sah irgendwie ungewöhnlich aus, hatten wir uns doch an den Anblick der Anderen mittlerweile gewohnt. Im klimatisierten Restaurant okkupierten wir einen Tisch mit unserer Gruppe, sofort nachdem wir Platz nahmen sprangen 2-3 Bedienstete um uns herum, reichten Wasser, Brot, Butter und eben die mehrsprachige Menükarte. Meine Wahl viel auf einen Chicken Salat als Vorspeise und einen Cheeseburger mit Pommes und Ketchup als Hauptgericht. Dazu 3 Pepsi und schon war die Welt wieder in Ordnung. Auch die anderen genossenen vom Pfeffersteak über Chinesische Gerichte die ungewohnte Auswahl und vor allem die Qualität der Küche. Zum Nachtisch genehmigte ich mir noch ein Bananensplit. Leider kam mein Magen, der über die letzten 3 Wochen wohl auf Tennisball Größe geschrumpft war, nicht mit der ungewohnten Fülle zurecht, man war mir schlecht.... Im Hotel eigenen Business Center avisierte ich meine Heimreise und gab vor allem ein erstes Lebenszeichen nach 3 Wochen per e-mail von mir nachdem ich keine Telefonverbindung nach Deutschland bekam.

05.05 Kathmandu Am vorletzten Tag stand noch einmal Kultur auf dem Programm. Eine organisierte Stadtrundfahrt mit deutschsprachigem Führer gab uns ein gutes Bild über Stadt und Leute, zumindest das was man gerne zeigt und das ist stellenweise sehr ernüchternd.

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Pit hatte leider die Strapazen der letzten Tage nicht gut überstanden und lag mit Schüttelfrost und Fieberschüben im Bett. Aber für solche fälle gibt’s ja den Roomservice Unser erstes Ziel war der heilige Fluß in Bagdapur, wir fuhren an die heilige Stelle an der die Toten verbrannt werden und die Asche gen Ganges gespült wird. 4 Opferaltare sind in Form von Plattformen am Rande des Ufers in die Befestigung gemauert. Nach der feierlichen Totenverbrennung mit allen Angehörigen wird dann die Asche in den Fluß gekehrt. Der Fluß dient auch als Kloake, Müllhalde, Spielplatz für Kinder und ist eben nebenbei noch heilig, was zu besonderen „Waschungen“ und ähnlichen führt. Zu allem Elend spielen 100m weiter flußabwärts Kinder barfuß im Fluß. Überall springen Affen umher und suchen im Müll nach etwas eßbarem. Auch auf die Touristen haben es die Affen abgesehen, eine unaufmerksam offen gehaltene oder abgestellte PET Flasche Wasser oder Pepsi wird gerne zur Beute der Affen, Deckel abgebissen, auf Ex leer getrunken und in hohem Bogen weg geworfen. Das ist übliche Praxis. Baktapur ist bekannt für seine Holzschnitzerei, ich habe sehr günstig eine kunstvoll geschnitzte Marionette erstanden, neben dem anderen Trödel wie einem Hand gemalten Kamasutra in Nepali und einem Bild mit dem vielversprechendem Namen „Auge des Budahs“.

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Das Ziel muß es sein die 1000 und aber 1000 Händler zu ignorieren, bloß keinen Blickkontakt aufnehmen, sonst wird man über Stunden verfolgt, einziger Vorteil: der Preis sinkt im Viertelstunden Takt um ca. 10% oder aber die Abgabemenge steigt, nur was will man mit 5 gleichen Ketten oder 3 Krummsäbeln oder 10 Armbändern ? Nach weiteren 4 Sehenswürdigkeiten, unter anderem gibt es auch einen Helmut Kohl Tempel (naja die Schwarzgeld Konten), mußten wir feststellen das doch ein Tempel dem anderen gleicht und wir waren froh um 16:00 Uhr wieder im Hotel zu sein um die letzten Stunden des Tages am Pool zu verbringen. Nach dem wie immer üppigen Abendessen, verschwanden wir alle recht groggy in unseren Zimmern. Ich schlief auf der Stelle ein.

06.05 Kathmandu Heute veranstaltete Radio Kathmandu eine Poolparty am Hotelpool. Wir schlugen unser „Lager“ in Form eines Handtuch auf den bequemen Pool Liegen auf harrten der Dinge die da noch kommen würden. So nach und nach liefen dann die Schönen und Reichen der Stadt ein um meist mit Ihren Kindern im Pool Abkühlung zu erfahren. Das Schönheitsideal sieht hier ein

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wenig Bauch vor. Ein Zeichen von Wohlstand. Wir fühlten uns deplatziert und beschlossen unser Mittagessen auf der Terrasse des Restaurants einzunehmen.

Beim Nachtisch, Banane mit einer Kugel Vanilleeis und Schokoladen Soße , gesellte sich der Hotel Manager zu uns und erzählte in gutem Englisch seinen Werdegang und seine Pläne mit dem Hotel, was übrigens nicht sein einziges ist. Nach dem gemeinsamen Abendessen beschlossen Tommy und ich den Averna vom Abflug zu vernichten, aber ehrlich gesagt war uns nicht so recht nach Alkohol und über einen kleinen Schluck (vielleicht fehlte auch Eis und Zitrone) sind wir nicht heraus gekommen. (Ein letzter Rest steht noch Heute bei Tommy ) Ich ging früh zu Bett, es gab keine Abschiedsfeier, denn jeder wollte nur noch nach Hause.

07.05 Kathmandu – Frankfurt/Main Um 5 Uhr verließen wir das Hotel mit dem Bus in Richtung Flughafen. Diesmal waren schon beim ersten Versuch alle dabei, auch Walter. Leider hatten wir nicht das Glück des Hinflugs, wir saßen zusammen gepfercht in der Bretterklasse und mußten nachdem wir bereits unsere Plätze eingenommen hatten noch 2 Stunden auf den Abflug warten.

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Irgendwie sei das Gepäck durcheinander geraten, obwohl wir vor dem einsteigen klar und deutlich unsere Gepäckstücke identifiziert und auf den Waagen für Frankfurt gelegt haben. Um 10 gings dann los, wieder über Dubai, „the same prozedure“ wie beim Hinflug, aussteigen, wieder ans Gate laufen und einsteigen. Diesmal in 30 Minuten. Nachdem alle Startvorbereitungen abgeschlossen waren und wir in Richtung Startbahn unterwegs waren, dann der nächste Schock, eine Kontrollampe verhinderte den Start. Ein Technikerteam kam an Board um die Kiste wieder in Ordnung zu bringen. Mit nunmehr 3 Stunden Verspätung ging’s dann weiter. Um 21:00 Uhr kamen wir dann in Frankfurt an, mein Empfangskomitee bestand aus Mutter; meiner Frau Christina unseren beiden Kinder inklusive Nataschas Freund. Bei den Anderen war es ähnlich. Ein kurzes umarmen und man war wieder in den Kreise der Zivilisation aufgenommen. Für mich ging der alte Rhythmus schon am folgenden Tage weiter. Zum Ausklang trafen wir uns am Abend beim unserem Lieblingsitaliener, wo auch Rainer, mein Bruder auftauchte, der Mensch der das ganze mit dem Gammelgard Buch ausgelöst hatte, so schließt sich der Kreis. Stefan Seibold Im Juni 2000

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Anhang A - Die ewige Himalaya Skattabelle Ort Datum Frankfurt 14. Apr Cho-La 24. Apr Cho-La 26. Apr Khunde 01. Mai Khunde 01. Mai Khunde 01. Mai Gokyo 28. Apr Khunde 01. Mai Khunde 01. Mai Gokyo 28. Apr Pakding 02. Mai Lukla 03. Mai Lukla 03. Mai Lukla 03. Mai Everest Championship

Walter

Tommy

-179 -16 -252 23 26 -66 -218 -125 -160 -216 -48 -323 -125

8

-360

-1679 1.

-352 4.

Pit -36 23 -76 192 -173 -141 -66 -115 4 -11 -220 38 -80 23

Stefan -42 -54 -52 -224 -232 -277 35 23 -269 47 20 32 31 -186

-638 3.

-1148 2.

Die Verlierer der Einzelspiele jeweils schattiert. Klarer Gesamtsieger wurde Walter.

Anhang B – Trinkgelder Nach langer Diskussion kam folgende Matrix zur Anwendung: Person Träger Kü-Hi Koch Sherpa 2+3 Guide

Anzahl

Betrag 9 3 1 2 1

Total $ 10 15 30 25 50

90 45 30 50 50

265

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