Heft 97 Dezember 2012

Heft 97 Dezember 2012 Aus: Bayerisches Lesebuch 3./4. Schuljahr, München 1948 Gesegnete Weihnachten und ein gutes neues Jahr 2013 Die Deutsche Ak...
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Heft 97

Dezember 2012

Aus: Bayerisches Lesebuch 3./4. Schuljahr, München 1948

Gesegnete Weihnachten und ein gutes neues Jahr 2013

Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e. V. wurde am 15. Mai 1976 in Würzburg gegründet. Ihre 14 Gründungsmitglieder kamen aus allen Teilen der Bundesrepublik Deutschland. Alle beschäftigten sich seit Jahren mit der Förderung des Kinder- und Jugendbuches. Die Stadt Volkach am Main erklärte sich bereit, die Akademie in ihren Mauern aufzunehmen, sie finanziell zu unterstützen und alljährlich einen Großen Preis zu stiften. Diese damals außergewöhnliche Symbiose hat sich bis heute bewährt. Vordringliche Aufgabe der Akademie ist der Brückenschlag zwischen Wissenschaft und praktischer Bucharbeit und die ideelle sowie gemeinnützige Förderung der Kinder- und Jugendliteratur. Deswegen prämiert sie monatlich jeweils drei Neuerscheinungen aus den Bereichen Bilder-, Kinder-, Jugend- und Sachbuch zum Buch des Monats; außerdem zeichnet sie seit März 2011 monatlich ein Buch als Klima-Buchtipp aus und veranstaltet dazu Lesungen in Schulen. Sie verleiht jährlich den Großen Preis der Akademie – gegenwärtiger Stifter ist der Bayerische Sparkassenverband – für ein literarisches bzw. graphisches Gesamtwerk, den Volkacher Taler für herausragende wissenschaftliche, literaturpädagogische sowie publizistische Arbeiten im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur und – seit dem Jahr 2009 – auch einen Nachwuchspreis. Die Zeitschrift der Akademie ist der Volkacher Bote, der neben Berichten aus der Akademie auch Beiträge zu aktuellen Themen der Kinder- und Jugendliteratur bietet. Er erscheint zweimal im Jahr und kann über die Geschäftsstelle der Akademie kostenlos bezogen werden. In jedem Frühjahr findet in Volkach eine Akademietagung statt; sie ist für alle gedacht, die sich beruflich oder privat mit Kinder- und Jugendliteratur beschäftigen. Die Ergebnisse der Tagungen werden in der Schriftenreihe der Deutschen Akademie publiziert. Im Laufe des Jahres führt die Akademie – vielfach gemeinsam mit regionalen und überregionalen Kooperationspartnern – Autorenlesungen durch und veranstaltet Ausstellungen, Aktions- und Bildungstage rund um das Thema Kinder- und Jugendliteratur im Medienverbund. Wesentliche finanzielle Unterstützung erhält die Akademie – neben Spenden durch Mitglieder und Freunde der Akademie – vor allem durch die Stadt Volkach, den Bezirk Unterfranken, die Bayerische Sparkassenstiftung, das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus sowie durch das Bundesministerium für Familie, Senioren und Jugend. Präsidium Präsident: Prof. Dr. Dr. Kurt Franz (Regensburg) Vizepräsident und Schriftführer: Dr. Franz-Josef Payrhuber (Worms) Vizepräsidentin: Dr. Claudia Maria Pecher (Frankfurt am Main) Geschäftsstelle Schelfenhaus, Schelfengasse 1, 97332 Volkach z. Zt. Postfach 12 01 01, 60114 Frankfurt am Main, Tel. 01520 – 611 41 46 E-Mail: [email protected] Website: www.akademie-kjl.de Redaktion des Volkacher Boten und verantwortlich für den Inhalt Dr. Franz-Josef Payrhuber, Goldbergstraße 23, 67551 Worms Tel. 06241-33562, E-Mail: [email protected] Prof. Dr. Kurt Franz, Stieglitzstraße 3, 93180 Deuerling Tel. 09498-1391, E-Mail: [email protected]

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis Editorial ........................................................................................................... 4

FESTAKT ZUR PREISVERLEIHUNG DER DEUTSCHEN AKADEMIE FÜR KINDER- UND JUGENDLITERATUR AM 9. NOVEMBER 2012 Prof. Dr. Kurt Franz Begrüßung ..................................................................................................................

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Dorothee Bär, MdB Grußwort ....................................................................................................................

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Hans-Heino Ewers Kleine Laudatio auf Karin Richter .............................................................................

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Hans-Heino Ewers Kleine Laudatio auf Timan Spreckelsen ....................................................................

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Prof. Dr. Kurt Franz Laudatio: Nachwuchspreis 2012 ................................................................................ 11 Auswahlliste zum Nachwuchspreis 2012 ................................................................... 13

BEITRÄGE Christine Sperlich Schiller in der Kinder- und Jugendliteratur ................................................................ 16 Franz-Josef Payrhuber Metamorphosen des Märchens. Märchenmotive in zeitgenössischer Dramatik und Lyrik ........................................................................................................................... 31 Günter Lange Lippel in der Welt der Trolle Paul Maar zum 75. Geburtstag am 13. Dezember 2012 ............................................. 47

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Inhaltsverzeichnis

Kurt Franz Pauls Bestiarium ........................................................................................................ 51

AUSSTELLUNGEN UND KATALOGE Othmar Hicking Ausstellungen und Kataloge zur Kinder- und Jugendliteratur 2/2012 ....................... 53

REZENSIONEN Franz-Josef Payrhuber Aufgelesen – Ausgelesen

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Günter Lange Edelweißpiraten Zum gleichnamigen Jugendbuch von Dirk Reinhardt ............................................... 73 Franz-Josef Payrhuber Junge Menschen im „Dritten Reich“ Zu zwei Tatsachen-Romanen von Elisabeth Zöller .................................................... 76 Günter Lange Kriegskindheiten und Erinnerungsarbeit Zu einem Tagungsband von Carsten Gansel und Pawel Zimniak ............................. 80 Franz-Josef Payrhuber Eine Forschungslücke wurde geschlossen Zu Norbert Hopsters zweiteiligem Sammelband Die Kinder- und Jugendliteratur in der Zeit der Weimarer Republik ............................................................................ 84 Theodor Karst Theater für junge Leute heute .................................................................................... 88

AUFGESTÖBERT In alten Lesebüchern gefunden ................................................................................... 90

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Inhaltsverzeichnis

BERICHTE Ulrike Nickel „Macht es dir Spaß, Kinderbücher zu schreiben?“ In dem Projekt Berliner Bücherinseln erfahren Grundschulkinder, wie Bücher entstehen .................................................................................................................... 92

AUS DER AKADEMIE Geburtstage des Jahres 2012 ...................................................................................... 95 Kinder- und Jugendliteratur. Ein Lexikon ................................................................. 97 Aufruf zur Fördernden Mitgliedschaft ....................................................................... 99

AUSGEZEICHNETE BÜCHER Bücher des Monats ................................................................................................... 100 Klima-Buchtipp ........................................................................................................ 112 Impressum ................................................................................................................. 127

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Editorial

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser, ein weiteres Mal erscheint der Volkacher Bote in digitaler Form. Dies ist, wir haben es bei der ersten digitalen Ausgabe im Oktober dieses Jahres bereits formuliert, nicht nur ein Zugeständnis an die Mediengesellschaft mit ihren neuen Publikationsmöglichkeiten, sondern entspringt vor allem der Notwendigkeit des sparsamen Haushaltens. Der Druck und der Postversand des Boten sind immer aufwändiger und kostspieliger geworden, außerdem sind die Zuschüsse für die Deutsche Akademie proportional dazu nicht gewachsen, sondern der Haushaltstitel ist insgesamt kleiner geworden und die Zuwendungen sind ausdrücklich nicht mehr als Druckkostenzuschuss gedacht. Leider haben auch die Spenden für den Druck und den Versand des Boten stetig abgenommen, so dass wir uns bis auf Weiteres zu dieser Änderung gezwungen sehen. Die inhaltliche Struktur des Heftes ist gleich geblieben, so dass Sie neben größeren Artikeln auch wieder Berichte, Rezensionen und Buchempfehlungen finden. Ob und wann sich die Situation ändert und eine eventuelle Rückkehr zur gedruckten Form sinnvoll und möglich ist, können wir im Moment nicht sagen. Wir hoffen, dass Sie uns trotzdem als treue Leserinnen und Leser erhalten bleiben. Gute Unterhaltung beim Lesen wünschen Franz-Josef Payrhuber und Kurt Franz

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Festakt zur Preisverleihung

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Festakt zur Preisverleihung der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur am 9. November 2012

Am 9. November 2012 wurden in einem Festakt die Preise der Deutschen Akademie verliehen. Den Großen Preis, dotiert mit 3.000.- Euro, erhielt in diesem Jahr die Wiener Bilderbuchkünstlerin Lisbeth Zwerger (Laudatio Dr. Claudia Maria Pecher). Mit Volkacher Talern geehrt wurden die Erfurter Professorin Dr. Karin Richter und der Frankfurter Journalist Dr. Tilman Spreckelsen (Laudationes Prof. Dr. Hans-Heino Ewers). Mit dem Nachwuchspreis ausgezeichnet wurden die Autorin Anja Stürzer und die Illustratorin Julia Dürr (Laudatio Prof. Dr. Kurt Franz), mit dem Sonderpreis Märchenbilderbuch der Illustrator Markus Lefrancois (Laudatio Dr. Claudia Maria Pecher). – Im folgenden einige der Laudationes; die Laudationes zu Lisbeth Zwerger (Großer Preis) und zu Markus Lefrancois (Sonderpreis Märchenbilderbuch) erscheinen in der Zeitschrift Märchenspiegel.

PROF. DR. KURT FRANZ

Begrüßung Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Preisträger, im Namen der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur Volkach e.V. darf ich Sie zur 37. Preisverleihung ganz herzlich begrüßen. Ich freue mich sehr, dass auch zahlreiche Gönner und Freunde der Akademie anwesend sind. Allerdings haben auch einige aus naheliegenden Gründen absagen müssen, leider auch unsere Schirmherrin, Frau Dorothee Bär, MdB, die sich in vorbildlicher Weise für unsere Belange einsetzt. Sie hat eine Grußrede geschickt, die ich im Anschluss verlesen werde. Ohne politische Unterstützung geht es nicht. Das haben wir auch früher gesehen, deshalb freut es mich, dass uns der frühere Regierungspräsident Dr. Franz Vogt weiter verbunden bleibt. Im Namen der Akademie danke ich allen unseren Förderern: dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus sowie dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Herr Staatsminister Heubisch hatte den heutigen Termin leider schon seit langem besetzt; auch Herr Ministerpräsident Seehofer lässt Grüße bestellen. Wir danken dem Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen

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Festakt zur Preisverleihung

und Jugend, dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mit dem Umweltbundesamt sowie dem Bezirk Unterfranken, der durch Frau Regierungsschulrätin Doris Grimm vertreten ist, die uns ebenfalls seit längerem die Treue hält. Weitherhin begrüße ich den stellvertretenden Landrat Herrn Paul Streng. Natürlich sind wir ganz besonders unserer „Heimatstadt“ Volkach verbunden, die durch den Kulturreferenten Herrn Meyer, der zu uns sprechen wird, sowie den Altbürgermeister Karl Andreas Schlier vertreten ist. Erster Bürgermeister Kornell kann diesmal leider nicht teilnehmen, er muss die Stadt auf der Tourismusmesse in Bremen repräsentieren. Ich begrüße auch mehrere Damen und Herren des Stadtrats, bei denen wir immer Rückhalt finden; nicht zu vergessen die Vertreter der Schulen in der Stadt und in der Umgebung, deren Klientel letztlich auch unsere Zielgruppe ist. Von der Sparkasse Mainfranken Würzburg begrüße ich Herrn Hermann Hadwiger und Herrn Wolfgang Kober. Der Goldschmiede „Schmuckwerk“, Frau Peggy Richter und Herrn Bernd Beckmann, danke ich ganz herzlich für die Stiftung der AkademieAnstecker. Dank geht an E.ON Bayern, das Bücherkabinett Hagemeier und Paul Maar. Die Zusammenarbeit der Akademie mit der Märchen-Stiftung Walter Kahn ist enger geworden, nicht nur durch den Personalverbund und die räumliche Nähe. Ich danke dem Vorstandsvorsitzenden Roland Kahn, dass die Märchen-Stiftung im nächsten Jahr den Großen Preis der Akademie stiften wird. Leider kann ich ihm zu seinem heutigen Namenstag nicht persönlich gratulieren. Dankenswerterweise stiftet Frau Kreuzer in ihrem Hotel wieder die Übernachtungskosten für die Nachwuchspreisträger. Das sind wichtige Bausteine, die das Gebäude Deutsche Akademie tragen. Dazu zählt aber auch die Hilfsbereitschaft, wie sie uns unsere Nachbarin Tanja von der Vinothek „Vitis“ in allen Notfällen erweist. Mein Dank gilt aber auch allen, die das ganze Jahr über für die Akademie gearbeitet und bei der Vorbereitung dieser großen Veranstaltung mitgeholfen haben, Herrn Martin Anker, Frau Johanna Weyrauther, Frau Anke Harms, Frau Claudia Attig und nicht zuletzt Frau Dr. Claudia Pecher, die leider aus familiären Gründen nicht anwesend sein kann, so dass sich ein paar kleine Veränderungen für den Abend ergeben. Ein Dank geht aber auch an die Helfer der Stadt Volkach, Herrn Bunk und sein Team. In diesem Zusammenhang müsste ich noch viele Namen im Einzelnen nennen, das unterlasse ich, denn im Mittelpunkt sollen die Personen stehen, zu deren Ehre dieser Abend veranstaltet wird, also unsere Trägerin des Großen Preises, Liseth Zwerger aus Wien, die Träger des Volkacher Talers, Prof. Dr. Karin Richter und Dr. Tilman Spreckelsen, die Gewinner des Nachwuchspreises Anja Stürzer und Julia Dürr sowie des Sonderpreises Märchenbilderbuch Markus Lefrancois. Sie sehen schon, wir haben noch einiges vor uns, deshalb nur noch der Dank an unsere Musiker, das Duo „Sandrose“, Frau Julia Rosenberger und Herrn Ralph Stövesandt, und an die Stadt Volkach für die anschließende Bewirtung. Damit wünsche ich Ihnen einen erbaulichen und unterhaltsamen Abend!

Festakt zur Preisverleihung

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DOROTHEE BÄR, MdB

Grußwort Sehr geehrter Prof. Dr. Kurt Franz, sehr geehrter Herr Peter Kornell, sehr geehrte Frau Dr. Pecher, sehr geehrter Herr Dr. Payrhuber, liebes Ehepaar Maar, seit einigen Jahren verfolge ich nun bereits Ihre Arbeit in und für die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e. V. und zwar mit großer Freude. Es ist mir daher eine besondere Ehre, seit ebenso langer Zeit Sie als Schirmherrin unterstützen und an Ihren jährlichen Preisverleihungen teilnehmen zu dürfen. Sie leisten mit der Akademie eine ganz besondere Arbeit. Sie sind Schnittstelle zwischen Institutionen, Schriftstellern, Illustratoren und vielen weiteren, die sich mit den Themen Kinder- und Jugendbuch beschäftigen. Sie erhalten dabei von vielen Seiten Unterstützung, von staatlicher – beispielsweise aus unserem Haushalt des Bundesfamilienministeriums –, von wirtschaftlicher und von Stiftungen. Dabei habe ich Sie auch im vergangenen Jahr wieder sehr gerne unterstützt. Dies zeigt bereits, wie groß die Anerkennung Ihrer Arbeit ist. Wie wichtig sie ist, wissen wir alle. Kinder und Jugendliche an Bücher heranzuführen und sie dann vor allem auch für Bücher zu begeistern, für das Lesen, Schreiben, Nachdenken, ist sicherlich eines unserer Hauptziele, wenn wir unsere Kinder, Enkel, Nichten oder Neffen großziehen. Heute zeichnen Sie verschiedene Personen aus, die sich rund um dieses Anliegen besonders hervorgehoben haben. Sie tragen in herausragendem Maße dazu bei, Heranwachsenden Literatur auf den unterschiedlichsten Wegen verständlich zu machen. Dafür möchte ich Ihnen schlichtweg danken. Sie eröffnen damit der kommenden Generation die Welt der Literatur, der Märchen, der Gedichte, einfach gesagt: der Geschichten. Ich wäre heute Abend gerne bei Ihnen, um Ihnen persönlich zu sagen, wie sehr ich Ihre Arbeit schätze. Leider muss ich aufgrund von Abstimmungen zum Betreuungsgeld und zur Praxisgebühr so lange in Berlin zur Sitzungswoche präsent sein, dass ich es nicht rechtzeitig von Berlin zu Ihnen nach Volkach schaffen kann. Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen und festlichen Abend und gratuliere allen Preisträgern sehr herzlich und wünsche weiterhin viel Erfolg bei ihrem Schaffen. Mit herzlichen Grüßen Dorothee Bär

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HANS-HEINO EWERS

Kleine Laudatio auf Karin Richter Karin Richter hat Germanistik, Geschichte und Pädagogik an der Universität Halle studiert. Sie wurde 1976 mit einer Arbeit über die Staatsauffassung der Romantik promoviert und habilitierte sich 1987 mit einer Arbeit zur Wirkungsästhetik der Kinderund Jugendliteratur. Seit 1994 hat sie einen Lehrstuhl mit der Denomination „literarische Erziehung / Kinder- und Jugendliteratur“ an der Pädagogischen Hochschule, später der Universität Erfurt inne. Es ist in dem hier vorgegebenen Rahmen nicht entfernt möglich, ein solch reichhaltiges und vielseitiges Gelehrtenleben wie das von Karin Richter auch nur ansatzweise zu umreißen. Erlaubt sei deshalb ein ganz persönlicher Einstieg: Er führt in das Jahr 1989 zurück, wo sich auf einer Tagung in Schwerte auch die Kinder- und Jugendliteraturforscher beider deutschen Staaten auf ein Zusammengehen einigten. Legendär für mich war ein Besuch von mir bei den Richters in Halle im darauffolgenden Jahr 1990, der mir heute noch in allen Einzelheiten gegenwärtig ist. Meine Freundschaft zu Karin Richter und ihrem Mann Günter datiert seit diesem Besuch und geht heuer in das zweiundzwanzigste Jahr. Was verbindet uns als Fachkollegen: Wir beide sind Literaturhistoriker durch und durch, was uns in eine gewisse Distanz zu jeglicher unhistorischen Theoriebildung bringt. Wir sind nicht der Auffassung, dass literarische Werke lediglich der Illustration von Theorien dienen, sondern meinen, dass im Gegenteil die Theoriebildung der Erschließung der literarischen Tradition dienen soll. Wir beide fühlen uns der Literatur und dem literarischen Erbe verpflichtet. Unsere beiden Wege trennten sich ein Stück weit, als aus der eingefleischten germanistischen Literaturhistorikerin eine wahrhaft passionierte Literaturdidaktikerin wurde. Karin Richters wissenschaftliche Herkunft verschafft ihr bis heute eine Sonderstellung insofern, als ja viele Didaktiker heutzutage aus der Schulpraxis kommen und über keine vollgermanistische Ausbildung mehr verfügen. Wer daraus schließt, dass wir es mit einer der zahlreichen Katheder-Didaktiker zu tun haben, irrt gewaltig. Karin Richter war und ist von einer unbändigen Begierde nach Empirie getrieben – freilich einer ganz anderen Empirie, als sie aus der PISA-Forschung geläufig ist. Ihre Frage lautet: Was löst die Begegnung mit Literatur und dem literarischen Erbe bei Schulkindern aus? Hier wissen die zahlreichen didaktischen Publikationen Karin Richters Erstaunliches zu berichten – entgegen aller PISA-mäßigen Schwarzmalerei. Nun könnten einige sagen, das alles sei nicht operationalisierbar! Stelle jemand anderen in die Klasse – und schon läuft gar nichts mehr! Literarisches Lernen ist nicht nur – so meine ich – eine Sache an sich vorhandener Kompetenzen, sondern auch eine Sache gelingender sozialer Interaktion. Karin Richters Publikationen führen in Praxis vor, wie wichtig die Überzeugung und das Agieren des Vermittlers sind. Wer von ihnen – jung oder alt – würde der Lehrerin Karin Richter nicht aus der Hand fressen – mich könnte sie wohl noch für Georges Lyrik begeistern, wenn sie es denn wollte.

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Wie altmodisch, werden Sie jetzt denken, wo wir Germanisten und Deutschlehrer uns doch so sachlich-szientifisch wie Bankangestellte zu geben pflegen. Für mich ist Karin Richter tatsächlich eine der wahrhaft progressiven Konservativen, eine der konservativen Fortschrittlichen auf dem Feld der Literaturdidaktik. Dass Karin Richter jetzt erst – ungerechter Weise nach mir – mit den Volkacher Taler geehrt wird, kann ich mir nur so erklären, dass die Reihe der Ausgezeichneten eine Steigerung darstellen soll! Bevor ich jedoch gratuliere, möchte ich einen Wunsch äußern. Karin Richter ist die herausragende Erforscherin der Kinder- und Jugendliteratur der DDR gewesen – gewesen, muss man leider sagen. Hier droht ein literarisches Erbe der Vergessenheit anheim zu fallen. Du solltest, liebe Karin, nicht nur das Wohl der Schulkinder und deren literarische Sozialisation im Auge haben, sondern auch an die deutsche Gesellschaft denken, in deren kulturelles Gedächtnis das Erbe, das die Kinder- und Jugendliteratur der DDR darstellt, niemand so gut einschreiben kann wie Du. Herzliche Gratulation zum Volkacher Taler! Dir und Deinem lieben Mann all meine Guten Wünsche!

HANS-HEINO EWERS

Kleine Laudatio auf Tilman Spreckelsen Tilmann Spreckelsen, Jahrgang 1967, aus Kassel stammend, hat Germanistik und Geschichte in Freiburg studiert und das Studium mit einer Dissertation über Karl Immermann abgeschlossen. Seit 2001 ist er Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Mit dem Volkacher Taler wird der Kinder- und Jugendliteraturkritiker wie auch der Redakteur ausgezeichnet, der verantwortlich zeichnet für die kulturelle Berichterstattung über Ereignisse, die mit Kinder- und Jugendliteratur zu tun haben. Wenn er auch als Redakteur im Wissenschaftsressort eine enorme Bandbreite von Themen aufgegriffen hat, so zielt die hier vorgenommene Auszeichnung doch auf den die Kinder- und Jugendliteratur betreffenden Anteil seiner Arbeit. Im Normalfall des journalistischen Betriebs ist dies eine Nebenbei-Tätigkeit mit wohlwollendem, aber doch gebremstem Einsatz. Bei Tilmann Speckelsen hat man den Eindruck, dass er ein leidenschaftlicher, ein passionierter Kinder- und Jugendliteraturkritiker ist, der hierin nicht nur eine Karriere-Etappe, ein Zwischen-Stopp auf dem Weg zu Bedeutenderem sieht. Er widmet sich diesem Geschäft mit vollem Ernst und ungeteilter Hingabe. Ich zögere nicht, die Ära Spreckelsen bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit einem kinder- und jugendliteraturkritischen Paradigmenwechsel in Verbindung zu bringen. In der Zeit, als die Kinder- und Jugendliteraturkritik in der Tiefdruckbeilage stattfand, hatten wir es eher mit einem liebenswürdigen Teil der Familienseite zu tun – auf

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Geschmack und Niveau bedacht, eben FAZ-mittelstandsmäßig mit kulturell interessierten Müttern und deren eifrig lernenden Mädchen als Zielgruppe. Dann schwenkte die FAZ ein in die bei den Adepten der Hochkultur beliebte Kinder- und JugendliteraturTrivialliteraturschelte, die sich mehr noch gegen die Vermittler und zukünftigen Kinder- und Jugendliteraturforscher richtete und insbesondere Tagungen vernichtend kommentierte, die diesem Literaturzweig gewidmet waren. Den Kollegen im Feuilleton wurde so vermittelt, dass sie aus dem Kinder- und Jugendliteraturbereich nichts zu fürchten hätten. Mit Spreckelsen übernahm ein Redakteur das Ruder, der die Kinder- und Jugendliteratur und die anderen Kinder- und Jugendliteraturmedien vollkommen ernst nahm. Der sich in Debatten einschaltete: Ich denke an seine Einwände gegen die Lobpreisung der All-Age-Literatur. Und der in der Kinder- und Jugendliteratur eine Literatur im vollwertigen Sinne erblickte. Dabei ist er frei von der bei vielen Anwälten der Kinder- und Jugendliteratur anzutreffenden Aufwertungsgier. Lasst die Leute reden was sie wollen, so vermittelt er uns, stört euch nicht daran, schaut hin, lest die Bücher und ihr werdet überrascht sein, was etwa im Räuber Hotzenplotz drin steckt, ohne dass es bisher entdeckt worden ist. Dieser unbeirrte, freie, offene Blick auf die Kinder- und Jugendliteratur, verknüpft mit einer Aufmerksamkeit für, ja Hingabe an das Kleine und scheinbar Unbedeutende – all dies veranlasst mich, in Tilman Spreckelsen den Jean Paul der Kinder- und Jugendliteratur-Kritiker zu sehen (den Jean Paul der „Levana“; weniger den Romanautor). Wir haben es mit einem Kritiker zu tun, der für die Kinder- und Jugendliteratur deshalb nicht lautstark die Werbetrommel rührt, weil sie dies nach seiner Auffassung nicht nötig hat, der uns dafür lehrt, Kinder- und Jugendliteratur schlicht zu lesen und damit neu zu entdecken. Blickt man auf all das, was Tilman Spreckelsen sonst noch geschrieben und herausgegeben hat, so muss schlussforlgern: a) der Mann braucht keinen Schlaf und arbeitet die Nächte durch; b) er kann sich verdoppeln und bei seinen zahlreichen Reisen dennoch zuhause bei Frau und Kindern bleiben. Die Hälfte des Talers geht deshalb an seine Frau! Glückwunsch für beide!

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PROF. DR. KURT FRANZ

Laudatio: Nachwuchspreis 2012 Sehr verehrte Gäste, wir kommen zur Verleihung des Nachwuchspreises 2012 der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur. Neben dem Preisbuch werden weitere fünf Bücher auf eine Auswahlliste gesetzt. Sie wären es alle wert, hier vorgestellt zu werden, doch muss dies aus zeitlichen Gründen unterbleiben. Näheres kann man im Internet und im Volkacher Boten erfahren. Den Nachwuchspreis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur erhält ein in jeder Beziehung außergewöhnliches Werk, Somniavero, das zwei Damen geschaffen haben: die Autorin Anja Stürzer und die Illustratorin Julia Dürr. Anja Stürzer wurde 1965 in Hamburg geboren, wo sie auch heute lebt, mit Mann und zwei Kindern, wobei in den Illustrationen einiges – wie sie selbst sagt – von ihrem Sohn zufällig in die Hauptperson ihres Romans Somniavero eingeflossen ist. Frau Stürzer studierte zunächst Kunsterziehung und dann, verbunden mit einigen Auslandsaufenthalten, Englische und Italienische Sprach- und Literaturwissenschaft, 1993 mit dem Abschluss M.A. Ihre verschiedenen interessanten Tätigkeiten als Redakteurin, Journalistin und Lehrerin kann ich hier nicht im Einzelnen nennen, aber entscheidend für ihre Entwicklung wurden doch einige Projekte wie die Biografie über Shakespeare und besonders der Beitrag Mary Shelley: Frankenstein für die Anthologie Die Fantastischen 6. Nun hatte sie endgültig ihr Metier gefunden: Fantasy. Da sich Anja Stürzer schon lange für Umwelt- und Tierschutz engagiert und sich für entsprechende Initiativen einsetzt, entstand auch bald ihr Plan eines mehrteiligen Kinderbuches, das aus der Science-fiction-Perspektive diese Thematik aufgreift. Da sie sehr auf crossmediale Präsentation schwört, ist es verständlich, dass ihr Roman Somniavero auch künstlerisch adäquat gestaltet ist, und zwar von Julia Dürr. Julia Dürr wurde 1981 in Frankfurt am Main geboren. Sie studierte Design an der Fachhochschule Münster und erwarb ihr Diplom mit einem illustrierten Kinderstadtführer über Münster. Seit 2008 ist sie freischaffende Illustratorin, seit 2010 in Leipzig. Für ihr Buch Im Dunkeln wurde sie 2009 durch die Stiftung Buchkunst ausgezeichnet. Inzwischen hat sie für verschiedene Verlage gearbeitet und mit der Autorin Regina Schwarz die Bücher Lammwütend und Wo man Geschenke verstecken kann gestaltet. Mit diesen Büchern lässt sie Schüler am interaktiven Büchererleben teilhaben und vermittelt ihnen Einblicke in das Berufsfeld der Illustratorin und die Entstehung von Bilderbüchern, denen ihre große Liebe gehört.

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2011 erschien der Roman Somniavero. Es ist ein „Zukunftsroman“ der besonderen Art, denn das Werk besteht nicht nur aus fünf einzelnen Bändchen, die in einem hervorragend gestalteten Schuber versammelt sind, die fünf Bändchen beziehen den Leser aus einer jeweils anderen Erzählperspektive in das spannende Geschehen ein. Und spannend bleibt es nicht nur für den kindlichen, sondern auch für den erwachsenen Leser von der ersten bis zur letzten Zeile, ganz gleich ob er im ersten Bändchen die Hauptperson, den Jungen Jochanan, im zweiten Dr. Paulus, den Jäger der Zeitreisenden, im dritten Jochanans Freund Merlin, im vierten dessen Freundin Akascha oder im fünften Merlins Bruder Michael begleitet. Auch die treffenden Untertitel der fünf Bändchen versprechen nicht zuviel: Gestrandet in der Vergangenheit, Auf der Spur der Zeitreisenden, Versteckspiel in Berlin, Unterwegs im Untergrund und Rettung in letzter Minute. Wer im ersten Teil zu lesen beginnt, legt den Roman erst nach dem letzten Teil wieder aus der Hand. Eine Gruppe von Menschen, darunter der Junge Jochanan mit seinen Eltern, hat sich um 90 Jahre zurückversetzen lassen, ins Jahr 2031. Durch die überraschenden Reaktionen des Jungen in einer ihm inzwischen fremden Welt erfährt der Leser auf eine völlig unaufdringliche Weise, was sich in dieser Zeit verändert hat, natürlich zum Negativen hin. Dies tut dem dichten Geschehen überhaupt keinen Abbruch, weil der Wissenschaftler Dr. Paulus, der selbst in die Zukunft reisen möchte, den Zeitreisenden immer eng auf den Fersen bleibt. Der dafür notwendige Trank „Somniavero“, was lateinisch nichts anderes heißt als „Ich werde geträumt haben“, bleibt ihm trotz allen Bemühens schließlich doch versagt. Julia Dürr hat das handliche Werk künstlerisch gestaltet. Mit klein- und großformatigen schwarzweißen Bildern begleitet sie durchgehend das Geschehen; diese erklären und ergänzen und unterhalten schließlich den Leser auch auf witzige Weise. Der Autorin und der Illustratorin ist eine selten stimmige Mischung aus Unterhaltung und Information gelungen, weil kein Aspekt überzogen ist, weder der phantastische noch der ökologische, so dass dem kindlichen Leser die richtige Dosis Umweltbewusstsein in spannender Verpackung vermittelt wird. Im Namen der Akademie gratuliere ich Anja Stürzer und Julia Dürr ganz herzlich!

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Auswahlliste zum Nachwuchspreis 2012 Howard Griffiths Die Hexe und der Maestro. Eine märchenhafte Orchestergeschichte von Howard Griffiths. Musik von Fabian Künzli. Illustriert von Karin Hellert-Knappe (mit CD, besprochen von Carmen-Maja Antoni). 44 S. ISBN 978-3905847-70-3; ISMN 979-0-2028-2460-3. In einem kleinen Dorf leben merkwürdige Familien: die Streicher-, die Holzbläser-, die Blechbläser und die Schlagzeugfamilie. Im kleinsten Haus wohnt das schöne Fräulein Harfe, und im schönsten Haus der Maestro. Aber da gibt es im finstern Wald auch noch die kleine Hexe, deren große Leidenschaft das Geigenspiel ist. Wie schließlich alle in einem wunderbaren Konzert zusammenfinden, erfährt der Leser in einer spannenden Erzählung und in großformatigen farbenfrohen Bildern, aber auch mit Musikbegleitung auf einer CD. Anschaulicher, spielerischer und unterhaltsamer kann man Kinder kaum in die einzelnen Musikinstrumente und das Funktionieren eines Orchesters einführen.

Ernst Jandl (Text) / Monika Maslowska (Ill.) auf dem land. illlustriert und in szene gesetzt von monika maslowska (mit CD). München: mixtvision Verlag 2012. Unpaginiert (30 S.). ISBN Genauer kann man die Laute der Tiere, die der Meister des Sprachspiels, Ernst Jandl, „auf dem land“ hört, kaum nachahmen: Da hört man die Rinder so richtig brüllen, die Schweine grunzen und die Hummeln brummen, besonders natürlich, wenn der Autor sein „Gedicht“ auf CD selbst vorträgt. Auf je einer Doppelseite werden die zwölf Tierbegegnungen phantasiereich und witzig von Monika Maslowska „in Szene gesetzt“ und dazu auch noch jeweils mit einer kleinen kreativen, meist unsinnig-witzigen Anregung zum Mitmachen versehen. Das hervorragend gestaltete Buch bietet eine selten gelungene Synthese von Text, Bild und Ton.

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Susan Kreller Elefanten sieht man nicht. Hamburg: Carlsen Verlag 2012. 204 S. ISBN 978-3-55158246-1. Die 13jährige Mascha verbringt seit dem Tod ihrer Mutter die Sommerferien immer bei ihren Großeltern. Eines Tages lernt sie Julia und Max kennen, und damit entwickelt sich in 46 Kapiteln auch ein unglaublich spannendes Geschehen, denn Mascha entdeckt, dass die Kinder misshandelt werden. Das kann jeder im Dorf sehen, aber wahrhaben will es aus Angst oder Bequemlichkeit niemand. Da passt natürlich der von der Anglistin Kreller an eine englische Redewendung angelehnte deutsche Titel ganz genau: The elephant in the room – Elefanten sieht man nicht. Doch Mascha will sich damit nicht abfinden. Reden allein hilft in dieser kleinbürgerlichen Scheinwelt nicht, so dass sie zu einem drastischen, vielleicht „falschen“, aber jedenfalls wirkungsvollen Mittel greifen muss. Susan Kreller setzt ein immer noch aktuelles Thema in eine dichte Erzählhandlung um und schafft somit ein bewegendes Bild des Mitleids, der Hilfsbereitschaft und Zivilcourage.

Ann Marshall Oma und die 99 Schmetterlinge. Würzburg: Arena Verlag 2012. Unpaginiert (26 S.). ISBN 978-3-401-09890-6 Die kleine Enkelin ist gern bei ihrer Oma, auch wenn die Leute sagen, dass bei ihr „das Dach nicht mehr ganz dicht“ ist. Beim Nachdenken wachsen den beiden Flügel, und so tauchen sie ein in die unwahrscheinlichen Erinnerungen der alten Frau, die als Schulmädchen 99 Schmetterlinge gezüchtet hat und aus Berlin weggezogen ist, weil es zu viele Bären gab. Der Schmetterling wird zum Sinnbild der Schwerelosigkeit und des Abschieds, denn die demenzkranke Oma wird auch bald als 100. Schmetterling, als

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schönster, den die Enkelin je gekannt hat, davonfliegen. Das mit zartfarbigen collagenartigen Bildern gestaltete Buch ist eine eindrucksvolle poetische Hommage an die Oma und ältere Menschen überhaupt, gleichzeitig eine einfühlsame Begegnung von Kindern mit der Alterskrankheit Demenz, mit Vergänglichkeit und Abschiednehmen.

Marlene Röder Melvin, mein Hund und die russischen Gurken. Erzählungen. Ravensburg: Ravensburger Buchverlag Otto Maier 2011. 127 S. ISBN 987-3-473-40067-6 Kurze Geschichten sind nicht unbedingt die übliche Lektüre von Jugendlichen, doch haben gerade sie einige, häufig unterschätzte Vorzüge: nicht nur, weil sie quantitativ schnell ‚konsumierbar’ sind, sondern weil sie mit ihrem meist offenen Schluss besonderen Anreiz zum Nachdenken und Weiterspinnen bieten. Dies gelingt Marlene Röder in ihrer Sammlung von 18 Erzählungen, die manchmal eine inhaltliche Verbindung zueinander erkennen lassen, ganz hervorragend. Ob es um Freundschaft, erste Liebe, soziale Probleme, Mobbing oder Anderssein geht, die Autorin versteht es, mit ihrer variationsreichen jugendgerechten Sprache die jungen Leser zu fesseln und sie Freude, Glück und Trauer in den skizzierten Alltagssituationen miterleben zu lassen.

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Beiträge

CHRISTINE SPERLICH

Schiller in der Kinder- und Jugendliteratur

„In Schillers Werken findet sich nichts für Kinder.“ So lautete Adalbert Mergets apodiktisches Urteil in seiner 1867 veröffentlichten Geschichte der deutschen Jugendliteratur über die kinder- und jugendliterarische Relevanz von Schillers Werk. Denn wiewohl die Jugend vielleicht schon vom zehnten Jahre ab und noch früher seine Balladen und Romanzen um der reizenden Schilderungen und des ihr zusagenden deklamatorischen Tones willen mit Leidenschaft liest und lernt, so sind sie doch nicht für Kinder geschrieben. Nur jenes Liedchen, das wir im „Wilhelm Tell“ von Walter und Wilhelm singen hören: „Mit dem Pfeil, dem Bogen“ ist auch in der Kinder Mund gekommen, und außerdem ist gewiss Vielen ein Gedicht Schillers bekannt, das er für seinen Sohn Karl zum Geburtstag der Frau Kirchenräthin Griesbach zu Jena gedichtet. 1 0F

Fast hundert Jahre später, im Schillerjahr 1959, nannte James Krüss im Nachwort seiner Anthologie So viele Tage wie das Jahr hat Schiller „als Verfasser von Gedichten“ sogar einen „Kinderschreck“ 2; von nur Wenigem seiner „lyrischen Produktion“ dürfe man hoffen, dass es Kindern gefalle und „ihnen rundum verständlich“ 3 sei. Außer den beiden Gedichten, die bereits Merget ausgewählt hatte, nahm James Krüss deshalb nur die Balladen Der Alpenjäger und Der Handschuh in seine Gedichtsammlung auf. Ähnlich wie Adalbert Merget und James Krüss argumentierte Peter Härtling noch 2004 in der Vorrede seines Buches Schiller für Kinder: „Schiller war ein ernster Dichter. Darum fiel es mir schwer, für euch eine Auswahl aus seinem Werk zu treffen.“ 4 In diesen drei repräsentativen Stimmen spiegelt sich das hartnäckige Urteil, dass Schiller ein „Klassiker der Jünglingsjahre“ sei 5. In der schulischen Rezeption findet sich dieses Urteil nach meinen Untersuchungen weithin bestätigt. 6 Der nachfolgende Überblick soll zeigen, ob und inwieweit es auch für die spezifische Kinder- und Jugendliteratur zutrifft. 1F

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Merget, Adalbert: Geschichte der deutschen Jugendliteratur. Berlin: Palm 1867, S. 35. Krüss, James: Gedichte für Kinder und Kindergedichte. In: Krüss, James: So viele Tage wie das Jahr hat. 365 Gedichte für Kinder und Kenner. 1959. Neuausgabe: München: Bertelsmann 1989, S. 254–275, hier: S. 259. 3 Ebd., S. 260. 4 Härtling, Peter/Traxler, Hans (Ill.): … und mich – mich ruft das Flügeltier. Schiller für Kinder. Frankfurt a.M.: Insel 2004, S. 7. 5 Antz, Joseh: Führung der Jugend zum Schrifttum. Paderborn: Schöning 1927. 2. umgearb. Aufl. Ratingen: Henn 1950, S. 64. 6 Vgl. Sperlich, Christine: „Bewundert viel und viel gescholten.“ Schiller im Deutschunterricht. Rezeptionsgeschichte eines Klassikers. Baltmannsweiler: Schneider 2013. 2

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1 Kurzer Rückblick auf Schillers Rezeption in der Kinder- und Jugendliteratur bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Gemessen an der Anzahl der an Kinder und Jugendliche adressierten Bücher mit Werken Schillers oder mit (werk-)biographischen Darstellungen scheint sich das Urteil über die geringe Eignung seiner Dichtungen als Kinder- und Jugendlektüre erst nach Ende des Ersten Weltkrieges durchgesetzt zu haben. Im Vergleich mit Goethe, dem schon früh als Kinder- und Jugendautor entdeckten zweiten ‚Weimarer Klassiker’ liegt Schiller bis zur Reichsgründung 1870 quantitativ deutlich vorn. 7 Das ist vor allem mit seiner damaligen allgemeinen Hochschätzung zu erklären. Die geradezu volksfestartig gefeierten Schillerjahre 1855 und 1859, die seine gesellschaftliche Präsenz eindrucksvoll demonstrierten, schlugen sich auf dem Kinder- und Jugendbuchmarkt durch eine Reihe von schillerspezifischen Veröffentlichungen nieder, beispielsweise mit der Anthologie Schiller’s Gedichte. Auswahl für die Jugend, die 1859 in Schillers ehemaligem Verlag Cotta erschien, oder mit dem biographischen Werk Schille. Ein Lebensbild für Jung und Alt von Ferdinand Schmidt (Berlin 1859). Insgesamt wurden in der Zeit bis zur Reichsgründung am häufigsten Balladen und Gedichte für Kinder- und Jugendbuchausgaben ausgewählt; neben der erwähnten Anthologie liegen Einzelausgaben für Der Gang nach dem Eisenhammer (Stuttgart 1824), Der Kampf mit dem Drachen (Stuttgart 1824) und Das Lied von der Glocke (mit 16 Holzschnitten von Ludwig Richter, Leipzig 1904) vor. Bei den Dramen wurden Die Räuber und Wilhelm Tell favorisiert, und zwar überwiegend als stark vereinfachte Bearbeitungen für das Kinder- oder Puppentheater, denn „Kinder sollten in der Lage sein, die komplexen Zusammenhänge der Stücke zu begreifen und gegebenenfalls auch nachzuspielen.“ 8 In den letzten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts erwachte das Interesse an Schillers Biographie; fünf der insgesamt zwölf schillerbezogenen Kinder- und Jugendbücher thematisieren unterschiedliche Aspekte seines Lebens. Grund hierfür war die zunehmende Vereinnahmung Schillers „für ‚vaterländische’ Erziehung nach der Reichsgründung“ 9; entsprechend wurde er in den Kinder- und Jugendbiographien zu einem geistigen Heros der deutschen Vergangenheit stilisiert. 10 In den Schillerjahren 1905 und 1909, die eine noch größere Veröffentlichungswelle als fünfzig Jahre zuvor evozierten, flaute das biographische Interesse ab, möglicherweise, weil der Markt diesbezüglich bereits gesättigt war. Stattdessen finden sich vor allem für das Kindertheater bearbeitete Dramen, allen voran Wilhelm Tell, ferner Wallenstein und Die Jungfrau von Orleans. Dass zu Schillers Gedichten und Balladen in der gesamten Zeit des Kaiserreichs nur die wenigen erwähnten Kinder- und Jugendausgaben 6F

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Vgl. Hopp, Dorin/Zöhrer, Marlene: Bibliographie. In: Freies Deutsches Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum (Hrsg.): Goethe und Schiller für Kinder. Katalog zur Ausstellung Goethe und Schiller für Kinder (15.12.2004–6.2.2005). Frankfurt a.M. 2004, S. 72–79. 8 Seng, Joachim/Zöhrer, Marlene: Goethe und Schiller für Kinder – ein Streifzug durch die Kinderbuchlandschaft vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. In: Goethe und Schiller für Kinder (Anm. 7), 2004, 15–57, hier: S. 34. 9 Ebd., S. 32. 10 Ebd., S. 33.

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vorliegen, ist möglicherweise auf ihre zeitgleich erfolgte Aufnahme in den Kernkanon der Schulen zurückzuführen, möglicherweise aber auch dadurch bedingt, dass Schiller grundsätzlich eher „als der Theaterdichter der Deutschen“ 11 galt. Besonders hervorzuheben für das erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts ist die Lektürereihe Quellen. Bücher zur Förderung und Freude, herausgegeben vom führenden Kopf der Jugendschriftenbewegung, Heinrich Wolgast. Sein Anliegen war es, mit dieser Reihe Kindern und Jugendlichen qualitativ hochwertige Texte zu einem günstigen Preis anzubieten. „Zur Lektüre für die Jugend gehörten nach seiner Vorstellung auch ausgewählte Werke von Goethe und Schiller.“ 12 Während Wolgast von Goethe lediglich Hermann und Dorothea sowie einen Gedichtband in seine Reihe aufnahm und sich ansonsten, in zwei weiteren Bänden, der Darstellung seines Lebens widmete, ist Schiller ausschließlich mit Werken vertreten, und zwar ebenfalls mit einem Gedichtband und mit den Dramen Wilhelm Tell, Wallensteins Lager–Die Piccolomini sowie Wallensteins Tod. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen fokussierte sich der Kinder- und Jugendbuchmarkt auf realistische Darstellungen etwa des „Leben[s] in der Großstadt mit Arbeiterleben und Klassenkampf“, auf die Verbreitung „völkische[r] Gesinnung oder [...] tendenziöse Bearbeitungen deutscher Heldensagen.“ 13 Zu Schiller und Goethe, die dieser Tendenz nicht entsprachen, fanden sich folglich nur noch einige wenige Titel. Im nationalsozialistischen Kinder- und Jugendbuchmarkt schließlich sucht man vergeblich nach Schiller oder Goethe, allen Versuchen zum Trotz, sie für ideologische Ziele zu vereinnahmen. Allerdings konzentrierten sich diese Bemühungen primär auf die Schule und weniger auf das Kinder- und Jugendbuch. Ein Beispiel hierfür ist die Biographie Der junge Schiller: Das Bild eines heldischen Lebens von Otto Metzker, die 1934 in der Kranzbücherei, einer Schulbuchreihe des Diesterweg Verlages, erschien. 14 Spätestens mit Hitlers Tell-Verbot 1941 erlosch das nationalsozialistische Interesse an Schiller jedoch vollständig. 10F

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2 Schiller in der Kinder- und Jugendliteratur seit 1945 2.1 Überblick Nach 1945 wurde vor allem Goethe für Kinder und Jugendliche rasch wiederentdeckt, nicht zuletzt aufgrund des Goethejahres 1949. Schiller hingegen fand bis zur Wiedervereinigung von 1989, trotz der nach wie vor öffentlichkeitswirksam zelebrierten Schillerjahre 1955 und 1959, so gut wie keinen Eingang mehr ins Kinder- und Jugendbuch, und zwar weder in Ost- noch in Westdeutschland. Es finden sich lediglich einige wenige biographische Annäherungen, die überwiegend im Schillerjahr 1955 erschienen, so etwa Der Rebell und der Herzog. Eine Erzählung aus dem Leben des jungen 11

Ebd., S. 34. Ebd., S. 31. 13 Ebd., S. 36. 14 1955 wurde die inhaltlich von nationalsozialistischen Tendenzen bereinigte und erweiterte Biographie unter dem neutraleren Titel Friedrich Schiller: Mensch und Werk und mit neuer Bandnummerierung (statt Kranzbücherei 204 nun 11) erneut veröffentlicht, in einer Neubearbeitung von Helga Sigmund dann nochmals 1968. 12

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Schiller und seiner Schwester Christophine von Hanns Maria Lux (Reutlingen 1955), Friedrich Schiller. Ein Lebensbild für die Jugend von Else Schmücker (Paderborn 1955), Friedrich Schiller: Mensch und Werk von Otto Metzker 15 sowie Friedrich Schiller von Walter von Molo (Paderborn 1955). Fast dreißig Jahre später erschien noch der biographische Jugendroman Wider die Tyrannen! Schillers Jugend 1773–1782 von Lisa Heiss (München 1984). Im selben Jahr wurde in der DDR eine Die Bürgschaft (Berlin 1984) betitelte Zusammenstellung von Gedichten, Briefen und Dramenauszügen veröffentlicht. Nach der Wiedervereinigung erwachte das Interesse an kinderund jugendspezifischen Publikationen von und über Schiller neu. Das lag nicht an einer allgemeinen Schiller-Renaissance, sondern ist wesentlich auf die Schillerjahre 2005 und 2009 zurückzuführen, in deren zeitlichen Umkreis fast alle Neuerscheinungen fallen. Die einzige eindeutig nicht den Schillerjahren zuzurechnende Veröffentlichung ist die Nacherzählung von Wilhelm Tell, die 1998 als siebter Band der 1995 begonnenen Bilderbuch-Reihe „Weltliteratur für Kinder“ des Berliner Kindermann-Verlages erschienen ist. Vermutlich ermutigt durch den Erfolg dieser Reihe, veröffentlichte derselbe Verlag anlässlich des Schillerjahres 2005 eine neue Ausgabe von Wilhelm Tell sowie als Eröffnungsband der neuen Reihe „Poesie für Kinder“ die Ballade Der Handschuh. Im Schillerjahr 2009 folgten die Balladen Der Taucher und Die Bürgschaft, beide explizit als „Sonderband der Reihe Poesie für Kinder zum 250. Geburtstag von Friedrich Schiller“ 16 ausgewiesen. 2010 erschien Schillers Dramenerstling Die Räuber, 2011 wurde der Band Die Teilung der Erde publiziert. Außer dem Kindermann-Verlag hat bislang nur der Hamburger Carlsen-Verlag die Ballade Der Taucher als Bilderbuch herausgegeben. Werke Schillers finden sich darüber hinaus nur noch in Peter Härtlings Anthologie Schiller für Kinder, die den ‚klassischen’ Lesebuchkanon – Balladen, Rätsel, Gedichte, Schillers Bittbrief an Carl Eugen, Auszüge aus Wilhelm Tell – enthält. Die in Härtlings Vorrede postulierte ‚Ernsthaftigkeit’ dieser Texte wird durch die ironisierenden Illustrationen von Hans Traxler sowie durch einige wenige ‚private’, bis heute in keinem Lesebuch zu findende Gedichte Schillers abgemildert. 17 14F

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S. Anm. 14. Schiller, Friedrich (Text)/Glasauer, Willi (Ill.): Der Taucher. Berlin: Kindermann 2009 (Poesie für Kinder), s. letzte Seite. 17 Es handelt sich hierbei um Schillers Gedicht zum Neujahr 1769, das er als Neunjähriger für seine Eltern verfasste, ferner um das Gedicht Zum Geburtstag der Frau Griesbach, das er für seinen Sohn Karl schrieb, sowie um das sogenannte Untertänigste Pro Memoria, geschrieben im Haus seines Freundes Körner während der Arbeit an Don Carlos. Leider verzichtet Härtling darauf, die Illustrationen des Untertätigsten Pro Memoria, die Schiller selbst anfertigte und seine im Gedicht bereits sprachlich zum Ausdruck kommende Fähigkeit zur Eigenironie intensiviert, mit aufzunehmen. 16

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Das Kinderbuch Die Geschichte des Wilhelm Tell (2003) von Jürg Schubiger und den Jugendroman Schilly-Billy Superstar (2009) von Heidemarie Brosche ausgenommen, konzentrieren sich alle übrigen Veröffentlichungen für Kinder und Jugendliche auf Schillers Leben. Die Bandbreite reicht hier von reinen Biographien über die Verbindungen von Biographie und Werk bis hin zur „Comic-Novelle“. Insgesamt dominiert das Interesse an biographischen Zugängen zu Schiller, bei den Werken ist die Beliebtheit von Wilhelm Tell sowie einiger weniger Balladen ungebrochen. 2.2 Einzelanalysen 2.2.1 Balladen-Bilderbücher Die Balladen-Bilderbücher revidieren am augenfälligsten das gängige Urteil, Texte Schillers seien für Kinder ungeeignet. Hierbei leisten die Illustrationen für eine kindliche Rezeption einen wichtigen Beitrag. Sie werden daher nachfolgend auch besonders beachtet. In Der Handschuh 18 verwendet Jacky Gleich durchgängig kräftige Farben, die sie häufig großflächig einsetzt und konzentriert die Aufmerksamkeit sehr stark auf die Mimik der Menschen und der Raubkatzen. „Die Menschen auf den Zuschauerrängen spielen ihre Bedeutung nicht anders aus als die Raubtiere in der Manege, sie beäugen sich, drücken mit der Körperhaltung ihre Position in der sozialen Hierarchie aus.“ 19 Durch die Platzierung der einzelnen Strophen der Ballade in die Bilder hinein wird das Verstehen des Textes unterstützt, so dass, wie Marlene Zöhrer anmerkt, die Schiller’sche Sprache die Kinder nicht verschreckt. Der Handschuh ist nach ihrer Ansicht 17F

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ein ebenso humorvolles wie hintergründiges Bilderbuch, das Schiller und seiner Sprache den Schrecken nimmt. Gleichs Ölbilder von Burgfräulein, Löwen, Leoparden und Rittern sind farbenfroh und erklären dabei kinderleicht Schillers Ballade, die unverändert übernommen wurde und für Jung und Alt eine wundervolle Möglichkeit ist, sich an Schiller heranzuwagen. 20 19F

Gleichzeitig lenken die Bilder den Rezeptionsprozess aber auch stark in Richtung der Lesart der Künstlerin. Die Bilder von Jenny Brosinski zur Ballade Die Bürgschaft dürften Kinder ebenfalls ansprechen, wenngleich sie eine völlig andere Rezeptionshaltung als Jacky Gleichs Il18

Schiller, Friedrich (Text)/Gleich, Jacka (Ill): Der Handschuh. Berlin: Kindermann 2005. Lötscher, Christine: „Und es wallet und siedet und brauset und zischt“. In: Buch & Maus 2005, Heft 1, S. 8–10, hier: S. 9. 20 Zöhrer, Marlene: Schiller, Schiller überall. In: Eselsohr 2005, Heft 5, S. 8–9, hier: S. 9. 19

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lustrationen vorgeben. Denn während diese die Inhaltserschließung und Interpretation stark unterstützen, konterkarieren Jenny Brosinskis Bilder den Balladeninhalt. Schon auf dem Titelblatt ist der Tyrann Dionys „als Witzfigur mit Hermelin über Dickbauch in Obelix-Längsstreifen-Look“ 21 zu sehen. Brosinski hält diesen „[r]espektlos-anarchisch[en]“ 22 Stil auf sämtlichen Bildern konsequent durch; doch so vergnüglich sie auch sind, gehen sie häufig weit über den Balladeninhalt hinaus. Die drei Tage Frist etwa, die Damon bekommt, um seine Schwester zu verheiraten, sind auf einer Doppelseite durch drei Bilder ausgestaltet, die voller subtiler oder auch offensichtlicher Märchenassoziationen sind. Auf dem Bild für den zweiten Tag sieht man beispielsweise die bereits als Braut gekleidete Schwester vor drei Heiratskandidaten, einem jungen Mann mit grotesken Körperproportionen, einem Frosch mit Krone und einem alten Männlein. Ihre hochmütige Ablehnung des ersten Kandidaten erinnert an die Prinzessin im Märchen vom König Drosselbart, während das folgende Bild Bezüge zum Märchen vom Froschkönig evoziert. Denn hier sieht man sie im hell erleuchteten Haus sitzen und den Frosch küssen. Die Bilder sperren sich folglich gegen eine ‚klassische’ Rezeption der Ballade und bergen die Gefahr, durch die vielen witzigen Einfälle von ihrem ‚eigentlichen’ Inhalt abzulenken. Doch wenngleich, vor allem aus der Perspektive des erwachsenen Betrachters, „mancher Einfall zur Floskel gerät und mancher Witz zum Haha-Effekt“ 23, könnten einige der Bilder tatsächlich dazu beitragen, Kindern die Ballade näherzubringen. Das Bild zur Strophe etwa, in der Damons Rettung vor dem Verdursten durch eine Felsenquelle beschrieben wird, die sich wundersamerweise auftut, ist fast eintönig grau bis auf den Text und etwas weiter unten einen Wasserhahn, aus dem Wasser in einen Holzeimer sprudelt, der am unteren mittleren Bildrand steht. Diese groteske Überzeichnung des Felsenquells fordert den Rezipienten geradezu imperativisch auf, ein textnäheres Bild zu evozieren, unabhängig davon, ob die Kinder sich eine ‚echte’ Felsenquelle vorstellen können oder nicht. Nach diesem Bild ist jedenfalls klar, dass dieses „Versatzstück[...] unserer Zeit“ 24 sich nicht mit dem Text vereinbaren lässt. Derlei Diskrepanzen zwischen Text und Bild können zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Balladeninhalt und den (Un)Möglichkeiten ihrer Rezeption anregen. 20F

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Knödler, Christine: Auf Tauchgang nach Friedrich Schiller. In: 1000 und 1 Buch 2009, H. 3, S. 55. 22 Ebd. 23 Ebd. 24 Ebd.

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Zu Schillers Ballade Der Taucher liegen zwei Bilderbücher vor: mit Illustrationen von Willi Glasauer im Kindermann Verlag und mit Illustrationen von Dieter Wiesmüller im Carlsen Verlag. 25 Beide Bücher erschienen 2009, anlässlich von Schillers 250. Geburtstag. 24F

Willi Glasauers Bildinterpretation der Ballade unterscheidet sich dabei radikal von der Dieter Wiesmüllers. „Naturalistisch präzise, im Wechsel zwischen Totale und Detailansicht, sind die Bilder von Willi Glasauer Bühne für großes Theater, bei dem sich, was passiert, vor allem im Publikum widerspiegelt.“ 26 Jedes Bild zieht sich über eine Doppelseite und greift jeweils einen einzigen Moment der jeweiligen Strophe(n), die in der Regel an passender Stelle im Bild platziert sind, heraus. Bei Dieter Wiesmüllers Bildern bietet sich dieses Verfahren vor allem deshalb nicht an, weil seine Bilder keinen Text enthalten. Dieser ist auf den ersten Seiten des Bilderbuches abgedruckt, und zwar in dezenter gelber Schrift auf blauem Untergrund. Beide Farben dürften bewusst gewählt sein, da sie (und die sich aus ihnen ergebende grüne Mischfarbe) in Wiesmüllers 14 dem Text folgenden doppelseitigen Bildern vorherrschend sind. Der Textverzicht öffnet stärker als die anderen Balladenbilderbücher „Freiräume für eigene Gedanken und Gefühle, der Gestus ist heroisch, gerade an den wenigen Stellen, an denen Figuren ins Spiel kommen.“ 27 Bei Wiesmüller dominiert das Meer die Bilder. „Den 25F

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Schiller, Friedrich (Text)/Glasauer, Willi (Ill.): Der Taucher. Berlin: Kindermann 2009. Schiller, Friedrich (Text)/Wiesmüller, Dieter (Ill.): Der Taucher. Hamburg: Carlsen 2009. 26 Knödler (Anm. 21), S. 55. 27 Ebd.

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tiefsten Tiefen (des Schicksals) ausgeliefert, bleibt der Mensch davor, darin winzig klein.“ 28 2011 wurde der Band Die Teilung der Erde publiziert. 29 Dass Schiller diese Ballade, die er im Jahr 1795 schrieb, in einem Brief an Goethe als „Schnurre“, das heißt als kurze, unterhaltsame Erzählung, bezeichnete, trifft sich mit der Einschätzung seiner Zeitgenossen, die das Gedicht wegen seiner ‚Leichtigkeit’ als für Schiller untypisch empfanden. Der kurzen Anmerkung am Schluss des Bilderbuchs ist zu entnehmen, dass das Gedicht dem Ideal der Weimarer Klassik entspreche: Der Poet ist nicht auf Erden, sondern im Himmel zu Hause. Er bekommt seinen Platz direkt bei den Göttern, denn als Zeus die Erde unter den Menschen aufteilte, erfreute er sich am Schönen und Wahren des Überirdischen, und so blieb für ihn nichts mehr übrig von den irdischen Gütern. In mehreren doppelseitigen und sehr detailreichen Bildern, die an mittelalterliche Weltdarstellungen erinnern, zeigt die aus der Ukraine stammende Künstlerin Kateryna Yerokhina, wie der Ackermann, der Junker, der Kaufmann, der Abt und sogar der König herbeieilen und sich einen Teil der Erde nehmen: die Felder, den Wald, die Weinberge, den Markt und selbst die Brücken und Straßen. Da bleibt, wie die folgenden Doppelseiten zeigen, für den Dichter nichts mehr übrig. Und hätte Zeus nicht eine Lösung gefunden, wäre er tatsächlich leer ausgegangen. So aber hat der „im Land der Träume“ sich verweilende sogar den ‚besten Teil’ bekommen – zumindest nach Meinung Schillers. Ob diese Aufteilung der Erde noch heute plausibel erscheint, wäre zu diskutieren. Auf jeden Fall macht es Freude, das auf derart bildhaft-ansprechende Art präsentierte Gedicht neu zu entdecken. 27F

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2.2.2 Dramen-Bilderbücher Gattungs- und umfangsbedingt sind die Bilderbücher zu Schillers Dramen Wilhelm Tell und Die Räuber des Kindermann-Verlages anders als die Balladen-Bilderbücher eine Mischung aus Originaltextstellen, die durch Kursivdruck leicht zu erkennen sind, und zum Teil sehr gerafften, gelegentlich auch vereinfachenden Nacherzählungen. 30 Das Textverständnis wird dadurch unterstützt (und gelenkt), dass jede Doppelseite aus einer Hälfte Text und einer Hälfte Bild besteht. Wilhelm Tell liegt in zwei Ausgaben vor, in einer frühen mit Bildern von Ulrike Haseloff (1998) und einer aktuellen (2004) mit Illustrationen von Klaus Ensikat, der auch die Bilderbuchausgabe von Die Räuber gestaltete. Während Ulrike Haseloffs Bilder eine durchweg stimmungsvolle und selbst 29F

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Ebd. Friedrich Schiller (Text)/ Kateryna Yerokhina (Ill.): Die Teilung der Erde. Reihe: Poesie für Kinder. Kindermann Verlag, Berlin 2011, [24 S., unpaginiert], 14,50 €. 30 Barbara Kindermann verzichtet beispielsweise in Die Räuber am Ende darauf, den Tod Amaliens durch Karl zu erzählen. 29

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bei dramatischen Szenen wie dem Apfelschuss fast heitere Atmosphäre evozieren und sie kräftige Farben meist meidet, zeichnet Ensikat „mit spielerischer Sicherheit das in sich geschlossene Panorama einer mittelalterlich gedachten Lebenswelt.“ 31 Ensikat scheut gleichzeitig nicht vor „leicht ironischem Augenzwinkern zurück“, 32 etwa wenn er Karl Moor auf den ersten Bildern von Die Räuber eindeutig Schillers Züge gibt. Über den Gebrauch der Bilderbücher merkt HansHeino Ewers an, dass sie über Kindern hinaus auch Erwachsenen, vor allem denjenigen, deren „heimische Bücherregale mit den einschlägigen Werkausgaben gefüllt sind“, Vergnügen bereiten können, und zwar vor allem durch 30F

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die renommierten Bilderbuchkünstler der Gegenwart [...], die sich immer wieder an neue bildnerische Interpretationen klassischer Werke machen und uns so in die Lage versetzen, einen neuen Blick auf längst Vertrautes zu werfen. Diese Künstler geben einem zudem die Hoffnung, dass Goethe und Schiller bei den nachwachsenden Generationen mehr sein können als ein bloßes Schulpensum. 33 32 F

2.2.3 Mythos Tell Einen Sonderfall stellt der 2003 veröffentlichte Kinder- und Jugendroman Die Geschichte von Wilhelm Tell des Schweizer Kinderbuchautors Jürg Schubiger 34 dar, da er sich nicht, wie die Kindermann-Reihe „Weltliteratur für Kinder“, darauf beschränkt, das Drama nachzuerzählen, sondern sich auf den Mythos der Tell-Figur konzentriert, die er in eine in der Gegenwart spielende Handlung einbettet. Schubigers Erzähler erinnert sich an eine Zeit in seiner Kindheit, die er aufgrund der drohenden Trennung seiner Eltern bei seinen Großeltern in einem Schweizer Dorf verbrachte. Um seinen Enkel ein wenig von seinen Sorgen abzulenken, erzählt der Großvater die Geschichte von Tell, dem Apfelschuss und der Befreiung der Schweiz von ihren Besatzern, „Schritt für Schritt, ganz ohne Pomp und Überhöhungen“. 35 Wie der auf seine Kindheit zurückblickende Erzähler können sich auch seine kindlichen Leser auf diese Weise altersangemessen dem Tell-Mythos nähern und haben am Ende Wesentliches über die Hintergründe des Schweizer Nationalfeiertags gelernt, dessen Feier gegen Ende der Geschichte beschrieben wird. 33F

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Kölsch, Gerhard: Über die Illustratoren. In: Goethe und Schiller für Kinder (Anm. 7), 2004, S. 67. 32 Ebd. 33 Ewers, Hans-Heino: Schritte in ein neues Land. In: Goethe und Schiller für Kinder (Anm. 7), 2004, S. 14. 34 Schubiger, Jürg: Die Geschichte von Wilhelm Tell. München: Nagel u. Kimche bei Hanser 2003. 35 von Bredow, Wilfried: Sein Schuß traf. In: FAZ vom 13. März 2004, S. 34.

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25 Wenngleich Schillers Drama an keiner Stelle erwähnt wird, existiert dennoch über das Kernplot hinaus 36 eine sprachliche Parallele. Denn, wie Elisabeth Stuck in ihrer Rezension des Buches aufzeigt, gibt es „einige wiederholt vorkommende stehende Wendungen, von denen man als Leser meint, es handle sich um im deutschen Sprachraum bekannte Sprichwörter.“ 37 Recherchiert man allerdings genauer, stellt man fest, dass es sich hierbei um Eigenkreationen Schubigers handelt, die für Stuck „ein modernes Beispiel dafür [sind], dass intertextuelle Bearbeitungen auch sprachliche Eigenheiten eines Klassikers aktualisieren.“ 38 35F

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2.2.4 Biographien Manfred Mais Biographie Was macht den Mensch zum Menschen?, ein vorgeblich „solide recherchierte[s] und jugendgemäß geschriebene[s] Buch“ 39, zeichnet in einer nicht immer überzeugenden Sprache ein einseitig subjektives Schiller-Bild. Es dominieren allzu häufig altklug wirkende Formulierungen wie die folgende, in der Schillers Verkaufserfolg der ersten Ausgabe seiner Zeitschrift Die Horen beschrieben wird: „Das war ein schöner Erfolg, doch Schiller wollte mehr und arbeitete entsprechend fleißig daran.“ 40 Auch biedert sich Mai gerne seinem Zielpublikum an, etwa wenn er zu Schillers erster Zeitschrift Rheinische Thalia anmerkt: „Die Zeitschrift wurde ein Flop und Schiller hatte noch mehr Schulden.“ 41 Störend wirken ferner die kontinuierlichen Bewertungen von Schillers Lebensentscheidungen und -erlebnissen; die jungen Leser dieser Biographie haben selten die Chance, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Schillers Anwesenheit bei einer Aufführung von Die Jungfrau von Orleans in Leipzig etwa, bei der er vom Publikum euphorisch gefeiert wurde, erzählt Mai nicht einfach, sondern kommentiert folgendermaßen: „Das tat Schiller gut. Ganz besonders freute ihn, dass seine Familie dabei war und diese Huldigung miterlebte.“ 42 Inhaltlich setzt Mai den Schwerpunkt ganz auf Schillers Leben, obwohl er zum Teil seitenlang aus Werken und Briefen zitiert. Da er jedoch meist auf weiterführende interpretatorische oder wirkungsgeschichtliche Informationen verzichtet, ist es fraglich, ob seine jungen Leser die Werk- und Briefauszüge tatsächlich rezipieren oder nicht vielmehr überblättern. 38F

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Schubiger erzählt zwar vom Apfelschuss und Tyrannenmord, der berühmte Rütlischwur wird nur anlässlich des Schweizer Nationalfeiertags am Rande erwähnt und die Rudenzgeschichte fehlt vollständig. 37 Stuck, Elisabeth: Neuer Blick auf Wilhelm Tell und Don Quijote. In: Eselsohr 2004, Heft 1, S. 12. 38 Ebd. 39 Agthe, Kai: Alles, nur kein Literaturstar. In: Deutschunterricht 2005, Heft 2, S. 60–61, hier: S. 60. 40 Mai, Manfred: „Was macht den Mensch zum Menschen?“ Friedrich Schiller. München u. Wien: Hanser 2004, S. 197. 41 Ebd., S. 114. 42 Ebd., S. 263.

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Goethe spielt eine nicht immer nachvollziehbare untergeordnete Rolle. Mai stellt beispielsweise ausführlich die Vorgeschichte der Freundschaft mit Goethe sowie ihr spätes Zueinanderfinden dar, ab diesem Zeitpunkt erwähnt er aber den intensiven Austausch zwischen Goethe und Schiller, und damit ihre intensive, wechselseitige Anteilnahme am Schaffen des anderen, nur noch am Rande. Zum Balladenjahr erfahren Mais Leser zum Beispiel lediglich die Jahresangabe und dass beide „erneut über lyrische, epische und dramatische Dichtkunst, deren Merkmale und Möglichkeiten“ 43 diskutiert hätten. Darüber hinaus wird Goethes Definition der Ballade als Ur-Ei der Dichtung erwähnt und dass es 1797 „zu einer Art Wettstreit“ 44 zwischen beiden gekommen sei, „dem wir jene Balladen zu verdanken haben, die wesentlich zu Schillers Popularität im 19. und 20. Jahrhundert beitrugen.“ 45 Dieses einseitige, und gelegentlich auch allzusehr die Rivalität betonende Bild der Verbindung zwischen Goethe und Schiller ist symptomatisch für Mais Buch, das insgesamt die Rezeption von Schillers Leben zu einseitig und bevormundend lenkt, während es die jungen Leser bei den umfangreichen Werkauszügen gleichzeitig zu wenig an die Hand nimmt. 46 Die kürzeste Biographie legte Andreas Venzke mit Schiller und die Freiheit des Geistes vor, die 2009 in der Arena-Reihe „Lebendige Biographien“ erschien. Die Lebendigkeit soll vor allem durch die vielen ironisch-witzig gemeinten Schwarz-weißZeichnungen evoziert werden sowie dadurch, dass Schiller über sein Leben im Präsens und in der Ich-Form erzählt. Es ist allerdings fraglich, ob die hiermit intendierte „Unmittelbarkeit und Vergegenwärtigung“ 47 bei den jungen Lesern als solche wahrgenommen wird. Wie Jürgen Baurmann bemerkt, kommt Venzkes Erzählweise „spätestens dort an seine Grenzen, wo [...] komplizierte Sachverhalte und Situationen aus Schillers Leben dargestellt werden [...].“ 48 Die chronologisch geordneten Kapitel sind ferner häufig durch sogenannte Sachkapitel unterbrochen, die punktuelle Hintergrundinformationen bieten und durch Originalzeichnungen und -bilder illustriert sind. „Die Bedeutung Schillers“ etwa, das letzte Sachkapitel, erzählt von Schillers Tod und Wirkung, da er hierüber in der Ich-Perspektive kaum Auskunft geben kann. Andreas Venzke hat in den pseudo-autobiographischen Text vielfältige Originalquellen von Schiller und seinen Zeitgenossen einfließen lassen, die er allerdings an keiner Stelle als solche kennzeichnet, selbst wenn sie fast wortwörtlich übernommen sind. 49 Die Bio42F

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Ebd., S. 206. Ebd. 45 Ebd. 46 Sonja Müller bewertet Mais Biographie positiv, da Schiller „hier nicht zum fehlerfreien, unantastbaren Genie stilisiert [wird].“ Müller, Sonja: Hauptsache Schiller. In: Bulletin Jugend und Literatur 2005, H. 4, S. 26. In anderen Rezensionen überwiegt die Kritik: Vgl. Rademacher, Christina: Friedrich Schiller – 3 neue Biographien. In: 1000 und 1 Buch 2005, H. 1, S. 70; Hochreuther, Ina: Das schöne Ideal... In: Eselsohr 2005, H. 5, S. 10; von Bredow, Wilfried: Schiller in den Textschubladen. In: FAZ vom 11. Juni 2005, S. 30. 47 Baurmann, Jürgen: Schiller-Biografien für Schülerinnen und Schüler. In: Praxis Deutsch 2009, H. 217, S. 62. 48 Ebd. 49 Vgl. z.B. folgenden Satz aus Venzkes Biographie: „Ich will mich ganz zufriedengeben, wenn mir nur Leben und leidliche Gesundheit bis zum 50. Jahr aushält.“ (S. 97) und seine Quelle in 44

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graphie fokussiert vor allem das dramatische Werk Schillers, Die Räuber ist das einzige Werk, das (in einem Sachkapitel) ausführlicher vorgestellt wird. Es ist fraglich, ob junge Leser diese „Lebendige Biographie“ als solche wahrnehmen oder sie nicht vielmehr, allein schon aufgrund der Erzählperspektive, Tempuswahl und der Zeichnungen eher als Anbiederung empfinden. Harald Gerlachs Biographie „Man liebt nur, was einen in Freyheit setzt“ 50 präsentiert ihren jungen Lesern auf weniger als zweihundert Seiten die Ergebnisse eines „gründliche[n] wie kritische[n] Quellenstudium[s]“ 51 zu Schillers Lebensgeschichte. Gerlach erzählt auf stilistisch anspruchsvollem Niveau, an dem sich manche Rezensenten stoßen und das gleichzeitig die Frage evoziert, ob dieses Buch wirklich auf jugendliche Leser abzielt. 52 Anders als Mai verzichtet Gerlach auf lange Werkauszüge, sondern setzt stattdessen auf kurze, durch Kursivdruck gekennzeichnete Zitate sowie gut verständliche und optisch im Text abgesetzte Inhaltsangaben. Ferner unterlässt er es, die Widersprüche, auf die er in seiner Auseinandersetzung mit der Quellenlage zu Schillers Leben gestoßen ist, eigenmächtig zu glätten oder zu füllen. „Das zur Maske erstarrte Gesicht des Klassikers wird durch die ehrliche Darstellung Gerlachs wieder zu einer menschlichen Physiognomie.“ 53 So erwähnt er beispielsweise, dass Schillers schlechte schulische Leistungen in seinen ersten Karlsschuljahren meist darauf zurückgeführt würden, dass ihm verweigert worden sei, Theologie zu studieren. Gerlach hinterfragt diese Interpretation: „Dass es in jener Schulrichtung bei ihm ein ähnliches Nachlassen gab wie bereits in den Jahren zuvor, wird dabei häufig vernachlässigt.“ 54 Er deckt Widersprü49F

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dem letzten Brief Schillers an Körner vor seinem Tod: „Indeßen will ich mich ganz zufrieden geben, wenn mir nur Leben und leidliche Gesundheit bis zum 50 Jahr aushält.“ Schiller: Briefe II, 2002, S. 739. 50 Gerlach, Harald: „Man liebt nur, was einen in Freyheit setzt. Die Lebensgeschichte des Friedrich Schiller. Weinheim: Beltz u. Gelberg 2004. 51 Rademacher (Anm. 46), 2005, S. 70. 52 Ina Hochreuther beispielsweise kritisiert Gerlachs Sprache als „allzu verliebt in die eigenen Wortkünste, so dass mit vielen Worten manchmal wenig gesagt wird.“ Hochreuther (Anm. 46), 2005, S. 10. Sie legt allerdings gleichzeitig nahe, dass Gerlachs früher Tod 2001 möglicherweise eine sprachliche Überarbeitung verhindert habe, während Wilfried von Bredow und Christiana Rademacher ihn eher als Anlass nehmen, ihre Zweifel über die Zielgruppe zu äußern. Vgl. von Bredow (Anm. 46), 2005, S. 30 u. Rademacher (Anm. 46), 2005, S. 70. 53 Agthe (Anm. 39), 2005, S. 61. 54 Gerlach (Anm. 50), 2004, S. 29.

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che also auf und benennt sie, was junge Menschen als Botschaft lesen können, „daß auch die Fachleute über viele Episoden in Schillers schwierigem Leben kaum etwas wissen.“ 55 Volker C. Dörrs Biographie Friedrich Schiller 56 lässt den jugendlichen Rezipienten den größten interpretatorischen Freiraum. „Wissenschaftlich fundiert, prägnant und gut lesbar geschrieben [...] bietet dieses Buch neben Daten und Fakten ein lebendiges Bild des Menschen Schiller und seiner Verhältnisse.“ 57 Das Buch ist in die drei großen Abschnitte Leben, Werk und Wirkung gegliedert. Schlagworte am Rand, Fotos, Reproduktionen von Porträts und Gemälden, rosa unterlegte Originalzitate, eine ausführliche Bibliographie sowie ein Personen- und Werkregister erleichtern die Lektüre dieser Biographie. Die genrebedingt bildintensivste der aktuellen Kinder- und Jugendbuch-Biographien zu Schiller ist Horus’ Schiller! Eine Comic-Novelle. 58 Sie ist in Kooperation mit dem Schiller-Nationalmuseum und dem Deutschen Literaturarchiv Marbach entstanden und umfasst „Schillers vielleicht dramatischste Lebenskrise“ 59, die Zeit zwischen Schillers Kindheit und der Uraufführung seines Dramenerstlings Die Räuber, und zwar auf bemerkenswert hohem zeichnerischen und erzählerischem Niveau. „Teilweise verschachteln sich vier Rückblenden ineinander, doch nie verliert man den Überblick über die Zeitebenen [...].“ 60 Auch verzichtet Horus in seiner Art, Schiller zu zeichnen, vollständig auf „Schönungen durch die idealisierten Darstellungen der Nachwelt“ 61. Sämtliche Bilder basieren ferner auf einem genauen Studium vorhandener Quellen, Schillers Totenmaske etwa oder historischen Stadtansichten. 62 Allerdings bevorzugt Horus allzu häufig statische Bilder und setzt zu selten die genuinen Eigenschaften eines Comic ein, etwa „[d]ramatischhandlungsreiche Szenenfolgen“, die keiner „kommentierenden oder erläuternden Erzählinstanz“ bedürfen. 63 54F

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von Bredow (Anm. 46), 2005, S. 30. Dörr, Volker C.: Friedrich Schiller. Leben – Werk – Wirkung. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2005 (Suhrkamp BasisBiographie). 57 Hochreuther (Anm. 46), 2005, S. 10. 58 Horus’ Schiller! Eine Comic-Novelle. Köln: Egmont 2005. 59 Frank, Dirk: Comic-Held der Innerlichkeit – „Schiller! Eine Comic-Novelle!“ In: Der Deutschunterricht 2006, H. 6, S. 70–72, hier: S. 70. Frank merkt insgesamt kritisch an: „Die Möglichkeit, ein Dichterleben auch und vor allem anhand der literarischen Werke zu rekonstruieren, wurde hier kaum in Betracht gezogen.“ (Ebd.) 60 Platthaus, Andreas: Vom Leben gezeichnet. In: FAZ vom 18. August 2005, S. 29. 61 Ebd. 62 Vgl. ebd. Platthaus berichtet in seinem Artikel von einer Ausstellung 2005 im SchillerGeburtshaus, die die Entstehung der Comic-Novelle dokumentierte. 63 Frank: Comic-Held der Innerlichkeit (Anm. 54), 2006, S. 71. 56

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2.2.5 Mischformen aus Biographie und Werkproben Eine Mischung aus Biographie und Werkproben ist Möglichst Schiller von Christiana Engelmann und Claudia Kaiser. 64 Ihr Buch behandelt Schillers Werke nicht chronologisch, sondern thematisch, ergänzt durch biographische und rezeptionsgeschichtliche Informationen. Gelegentlich ergeben sich hierdurch Dopplungen; Kabale und Liebe etwa wird sowohl im Kapitel „‚Und mein Geschöpf mußt du sein’ – Frauen bei Schiller“ behandelt als auch in „‚Der König beschließt seines Sohnes Verderben’ – Väter und Söhne“. Diese Vorgehensweise birgt die Gefahr der Langeweile durch Wiederholungen, gleichzeitig aber auch die Chance, den Blick der jungen Leser für die vielfältigen Rezeptionsmöglichkeiten eines einzigen Werkes zu schärfen. Auf fast vierhundert Seiten gelingt es den Autorinnen, ein sprachlich und inhaltlich lebendiges Bild vom Leben und Werk Schillers sowie seiner Wirkungsgeschichte zu zeichnen, das sich seinen jungen Lesern trotz zum Teil salopper Formulierungen weder sprachlich noch inhaltlich simplifizierend anbiedert. In Verbindung mit den „freundlich karikierenden Illustrationen Peter Schössows“ 65 evozieren die Autorinnen einen unverstaubten, geradezu leichten Blick auf Schillers Leben, Werk und Wirkung. 66 Schiller ist gut, ein „Schiller-Lesebuch“ (Untertitel) von Dagmar Matten-Gohdes 67 ist analog zu ihren Büchern Goethe ist gut (1982) und Heine ist gut (1997) aufgebaut. Es enthält viele überwiegend chronologisch geordnete Werk- und Briefauszüge, die durch kursiv abgesetzte biographische und wirkungsgeschichtliche Informationen erläutert werden. Die witzig gemeinten Zeichnungen von Stephan Rürup lockern die langen Textpassagen auf. Besonders ausführlich stellt Matten-Gohdes die Dramen Die Räuber und Wilhelm Tell, die Erzählung Der Verbrecher aus verlorener Ehre, die historische Schrift Die Geschichte des dreißigjährigen Krieges sowie Das Lied von der Glocke dar. Wie die meisten Schiller-Biographien richtet sie sich primär „an ein älteres Zielpublikum, wovon sowohl die Textauswahl als auch die sprachliche Gestaltung der Begleittexte und die Erläuterungen zeugen, die bei den jungen Lesern erhebliche historische und literarische Kenntnisse voraussetzen.“ 68 Kennst du Friedrich Schiller?, 2009 von Jürgen Klose 69 vorgelegt, ist ebenfalls eine Mischform aus Biographie und Werkproben. Der Autor geht dabei teils chronologisch, 63F

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Engelmann, Christiana/Kaiser, Claudia: Möglichst Schiller. Ein Lesebuch. Mit Bildern von Peter Schössow. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2004. 65 Rademacher (Anm. 46), 2005, S. 70. Einen fast identischen Wortlaut wählt Marlene Zöhrer, wenn sie von den „liebevoll karikierenden Illustrationen von Peter Schössow“ schreibt. Zöhrer: Schiller, Schiller überall (Anm. 20), 2005, S. 9. 66 Wie bei Gerlachs Buch gehen auch hier die Meinungen der Rezensenten zum Teil weit auseinander. Während z.B. Marlene Zöhrer und Christina Rademacher das Buch fast überschwänglich loben, bezweifelt Sonja Müller, ob die Autorinnen „mit ihrem Konzept jugendliche Leser dazu bringen können, Möglichst Schiller zu lesen.“ Müller (Anm. 46), 2005, S. 26. 67 Matten-Gohdes, Dagmar: Schiller ist gut. Ein Schiller-Lesebuch. Mit Federzeichnungen von Stephan Rürup. Weinheim u.a.: Beltz u. Gelberg 2002. 68 Seng/Zöhrer (Anm. 7), 2004, S. 44. 69 Klose, Jürgen: Kennst du Friedrich Schiller? Weimar: Bertuch 2009 (Bertuchs Weltliteratur für junge Leser; 8).

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teils thematisch vor, beginnt beispielsweise mit Schillers Ode an die Freude, als „Prolog: Ein Missverständnis schreibt europäische Geschichte“, gefolgt von dem kurzen Kapitel „Schillers Erben“, das fast ausschließlich aus unkommentierten Zitaten berühmter Dichter des 19. und 20. Jahrhunderts besteht. Insgesamt verbindet er die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte ausgewählter Werke Schillers mit biographischen Informationen, und erhellt die Werke durchweg anhand vielfältiger Zitate von Schiller selbst, seinen Zeitgenossen und Nachgeborenen, wobei die Zitate durch kursiv markierte Erläuterungen miteinander verbunden sind. Abdrucke von Zeichnungen, Gemälden und Fotos von Orten, Denkmälern oder auch Inszenierungen tragen zum Verständnis des Textes bei. Klose lässt seinen jungen Lesern viel Raum zur eigenen Interpretation der Werkausschnitte und sonstigen Zitate. Zu Die Räuber etwa lässt er eingangs, ohne über den Inhalt des Stücks zu informieren, Max Frisch, Georg Friedrich Scharffenstein, den von einem Unbekannten verfassten Augenzeugenbericht der Uraufführung, Schiller selbst sowie seinen Freund Andreas Streicher zu Wort kommen, bevor er über zwei aktuelle Inszenierungen des Stücks berichtet. Erst danach gibt es einen kurzen Auszug aus der zweiten Szene des ersten Aktes sowie kapitelabschließend das sogenannte Räuberlied (IV, 5). Auf erläuternde Kommentare wird in diesem Kapitel fast vollständig verzichtet, was möglicherweise bei geübten und geduldigen Lesern eine gewisse Neugierde weckt, aber auch die Gefahr der Frustration birgt. 2.2.6 Ein Schiller-Roman In dem Jugendroman Schilly-Billy Superstar von Heidemarie Brosche 70 aus dem Jahr 2009 steht nicht Schiller selbst im Mittelpunkt, sondern der 14-jährige Billy, der mit einer modernen Inszenierung von Schillers Ballade Die Bürgschaft den SuperstarWettbewerb seiner Schule gewinnt. ‚Klassische’ Literatur wird hier also mit der aktuellen Lebenswelt von Jugendlichen verbunden. Möglicherweise macht die Lektüre dieses Jugendromans manchen Jugendlichen neugierig auf weitere Schillerlektüre. 69F

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Brosche, Heidemarie: Schilly-Billy Superstar. Schulausgabe (ligth). Garching: Hase und Igel 2009.

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Beiträge FRANZ-JOSEF PAYRHUBER

Metamorphosen des Märchens

Märchenmotive in zeitgenössischer Dramatik und Lyrik 1 0F

Vorbemerkungen Metamorphose – so lehrt uns das Literaturlexikon – bedeutet Verwandlung, Gestaltwandel, und als Beispiel verweist es auf die berühmtesten Verwandlungsgeschichten des Altertums: die Metamorphosen des römischen Dichters Ovid. Auch die Märchen erzählen vielfach von Metamorphosen, so verwandelt sich im Froschkönig der hässliche Frosch in einen wunderschönen Prinzen oder Fundevogel in einen Teich, in dem sich die Hexe zu Tode säuft, und die sieben Raben bekommen dank ihrer Schwester ihre menschliche Gestalt wieder. Ich möchte heute aber nicht von diesen Verwandlungen in den Märchen selbst sprechen, sondern von den Metamorphosen der Märchenstoffe und -motive, wie sie uns in zeitgenössischen Theaterstücken und Gedichten begegnen. Diese Texte sollen stellvertretend stehen für das über die Jahrhunderte geradezu unerschöpflich gewordene Reservoir an Metamorphosen in der Dichtung, in Musik, bildender Kunst und Illustration sowie – in unserer Gegenwart – für die Adaptionen und Bearbeitungen im Comic, in Film und Fernsehen und in den digitalen Medien. 1 Märchendramen Märchen kommen auf der Theaterbühne in unterschiedlicher Weise vor. Zuerst fallen uns hier sicher die Dramatisierungen der Volks- und Kunstmärchen ein, wie sie gerade in dieser Jahreszeit als ‚Weihnachtsmärchen’ für Kinder die Bühnen beherrschen. Für ein erwachsenes Publikum geschrieben sind dann aber beispielsweise Dramen wie das 1988 am Deutschen Schauspielhaus uraufgeführte Stück Herr Korbes von Tankred Dorst (geb. 1925) nach dem gleichnamigen Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm, die drei 1998 entstandenen Königinnendramen der aus Oberfranken stammenden Autorin Kerstin Specht (geb. 1956) Die Froschkönigin, Schneeköniginnen und Die Herzkönigin oder das 2003 am Stadttheater Gießen uraufgeführte „Märchenstück“ (Untertitel) Prinzessin Nicoletta der Autorin Rebekka Kricheldorf (geb. 1974), die damit 2002 den Preis der deutschen Bühnenverleger und den Publikumspreis beim Heidelberger Stückemarkt gewann. Gemeinsam ist diesen Stücken, dass die Märchenhandlungen, -personen und -motive als Spiel mit der Illusion genutzt werden, um Verhältnisse unserer gegenwärtigen Wirklichkeit aufzuzeigen. 1

Verkürzte Fassung eines Vortrags beim Wormser Symposion „Märchenwelten der Brüder Grimm“ am 24. November 2012.

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Als Beispiele für die aktuelle Tendenz des zeitgenössischen Theaters, Stoffe und Motive bekannter Märchen zu adaptieren und als Impulse zu produktiver Verarbeitung zu nutzen, möchte ich drei Stücke etwas näher vorstellen: – Rotkäppchen und der Wolf von Martin Mosebach aus dem Jahr 1988, – Dornröschen von Elfriede Jelinek aus dem Jahre 2000, – Nachtschwärmer von Thomas Oberender aus dem Jahr 2000. Die drei Stücke erproben eine je unterschiedliche dramatische Form, es verbindet sie aber die ästhetische Tendenz, dass sie mit den tradierten Märchenstoffen und -motiven ein kreatives Sprachspiel betreiben. Rotkäppchen und der Wolf von Martin Mosebach 2 1F

Martin Mosebach, der im Jahr 2007 mit dem Georg Büchner-Preis ausgezeichnet wurde, hat aus dem Rotkäppchen-Märchen der Brüder Grimm ein eindrucksvolles modernes Versdrama gestaltet. In freien und gereimten Rhythmen, Songs und volksliedhaften Gedichten wird das ganze Märchen zur handelnden Person: der Wald mit den Tannen und Tieren, Pilzen und Blumen, der Wolf und seine auf Rotkäppchen eifersüchtige Frau, der Förster und natürlich Großmutter, Mutter und Rotkäppchen. Alles in dieser Märchenwelt ist belebt und beseelt, nicht nur Tiere und Pflanzen, auch die Gegenstände. Ein Säuseln und Flüstern, Raunen und Klagen, ein Protzen und Prahlen durchzieht das ganze Stück. Auf dem Rückumschlag der Buchausgabe des Stücks ist zu lesen, es handele sich um eine „Geschichte von Lust und Schrecken, von Liebe, Tod und Erlösung.“ Und: Mosebachs Stück sei „Märchen, Burleske und Mysterienspiel in einem … Auf verschmitze Weise Welttheater.“ Beide Aussagen geben dem Leser zutreffende Hinweise auf das, was ihn bei der Lektüre oder im Theater erwartet Das Stück ist für das Theater geschrieben und es wurde 1992 auch im Schauspielhaus Frankfurt aufgeführt – zudem gibt es eine Hörspielfassung von 2008 3 –, seine „ganze Fülle aber, Zartes und Empfindsames, Vitalität und Poesie, Musikalität und Sprachphantasie, erschließt sich“ jedoch – auch hierin ist dem Umschlagtext zuzustimmen – „erst beim Lesen.“ Rotkäppchen, die Heldin des Stücks, ist zu Großem bestimmt, und die rote Mütze ist ihr mehr als ein Zeichen: 2F

So schlägt man Priester in Ornate, in Hemd und Spitzhut man Verdammte. Eigentlich war die Kappe von der Mutter zu anderem Zweck genäht, sollte strafend ihre blonden Locken verbergen, doch nun führt sie zur Wesensveränderung des Mädchens. „Du zeigst die Welt durch eine neue Brille / und änderst mich in der Substanz“, heißt es im Text. 2

Mosebach, Martin: Rotkäppchen und der Wolf. Ein Drama. (Erstveröffentlichung: Hamburg 1988). München: Deutscher Taschenbuchverlag 2006. 3 Rotkäppchen und der Wolf. Ein Drama. Szenische gekürzte Lesung mit Andrea Reuter, Martin Mosebach, Hans Hollmann. 2 Audio CDs. Hörbuch Verlag Hamburg 2008.

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Die Dramatisierung des Rotkäppchen-Stoffes durch Martin Mosebach verändert nicht nur Sprache und Darstellung des Märchens durch eine Ästhetisierung in Versmaß und Reim, es wird auch das Geschehen auf eine höhere Ebene gehoben. Schon die Brüder Grimm sprachen in der Vorrede ihrer Sammlung vom Märchen als Mythos. Den griechischen Dichtern nicht unähnlich, die aus dem Material mythischer Ur-Erzählungen tragische Bühnenstücke verfertigten, gestaltet Mosebach den Rotkäppchen-Mythos zur schicksalhaften Darbietung. Die Heldin mit der roten Mütze ahnt von ihrem Martyrium, vom Wolf gefressen zu werden, fügt sich aber dem Unabwendbaren. Nach antikem Vorbild gestaltete Chöre der Tannen und Fliegenpilze, der Hasen und Glühwürmchen oder der ausgestopften Chimären im Haus des Jägers Otto Friedrich kommentieren das tragische Geschehen im Märchenwald, wo der Wolf zuerst die Großmutter und dann das Rotkäppchen frisst, um schließlich vom Jäger erschossen, aufgeschnitten und gehäutet zu werden. Zahlreiche Anspielungen und andere Querverweise tun sich auf. So erfährt man – um nur ein Beispiel zu nennen – etwa, dass der rote Sammet, aus dem das Käppchen genäht wird, vormals als Fensterschmuck für die vorbeiziehende Fronleichnamsprozession diente. „Rotkäppchen ist halb Licht und halb Schatten, halb Alice im Wunderland, halb Iphigenie, halb Kind und halb Frau.“ 4 Aber vielleicht sollte man sich, wie es in einer Rezension 5 hieß, auf der Suche nach Interpretationsblüten nicht allzu tief in den Wald hineinwagen, man laufe Gefahr, sich im Deutungsdickicht zu verfangen. Für diese Empfehlung spricht auch, dass das Märchendrama bei allem Tiefgang und bei aller literaturgeschichtlichen Aufladung eine geballte Ladung an Witz, Kalauer und Klamauk bietet. Als beispielsweise Rotkäppchen im Wald Blumen pflückt und der Wolf um das Mädchen herumschleicht, schaut der Jäger vom Hochsitz aus durch sein Fernglas und spricht: 3F

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JÄGER (durchs Glas guckend): Und noch schneller schlägt mein Herz; Wie soll ich den schwarzen Schatten deuten, der in Kreisen gleitet um den roten Punkt – alter Schelm, vergaß ich dich zu häuten? Es ist klar, was kommen muß! Die Natur nimmt ihren Lauf – Niemals ward ein Wolf gesehen, die die Blonde nicht fräß’ auf! Deshalb, Jäger, streck’ dich ja! Heute wartet Gloria! Erst geht Rotkäppchen in Fetzen, kannibalisches Entsetzen! Doch zwei Titel warten später: Rotkapps Rächer – Wolfentöter! Unerträglich wächst die Spannung: Wann nur schießt der Wolf hervor? 4 5

http://www.buecher.de/shop/hoerbuecher/rotkaeppchen-und-der-wolf-2-audio-cds/... Ebd.

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Beiträge Denn die Pflückens-Positionen Kommen mir verlockend vor. Wie beim Hahnenkampfe steh’ ich, wie auf meinen Gockel setzend; hat er sie erst aufgefressen, blickt man auf mich, doppelt schätzend meinen Mut und meine Taten. Mütter trocknen ihre Tränen, Bauern segnen ihre Saaten, weil sie heil und frei sich wähnen. Wolf, was zögerst du? Wolf, wann schnappst du zu? Wolf, wann füllst du dich für mich als volle Beute? Rotkäppchen bückt für dich sich nur noch heute! 6 5F

Weniger komisch denn tragisch ist die abnorme Leidenschaft, die im Wolf für das Rotkäppchen entbrannt ist. Die Brüder Grimm haben die Wollust als Märchenmotiv zensiert, im Drama Mosebachs schimmert sie beständig durch. Es scheint, als sei das Fressen nur Triebersatz, weil der Wolf dem Mädchen ein Wolf bleiben muss. Eine kurze Textpassage aus der Szene „Rotkäppchen wird gefressen“ mag dies belegen. ROTKÄPPCHEN (feierlich): Großmutter, was hast du für große Hände? WOLF (sich aufrichtend und das Rotkäppchen ergreifend): Damit ich dich besser packen kann! PANTOFFELN (im schnellen Singsang): Picken, Packen, Kuchenbacken! Locken, Lecken, Kuchenschlecken! Reißen, Beißen, Kuchenscheißen! VORHÄNGE (bebend): Laß alles mit dir machen, sei wie die Sachen! Wenn man dich greift, dich packt, dich hält: Du bist im Glück, wenn’s dir gefällt! Spürst du die Tatze, sprich: Ei fein, in festem Tatzengriff zu sein. PILZE (klagend): 6

Mosebach (Anm.2), S. 115 f.

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Beiträge Wenn es denn sein muß, sei es schnell vorbei! Wenn du denn fragen mußtest, stelle auch die letzte Frage! Wenn es denn fällt, zerschmettre auch das Ei! So wird aus frischem Leben blutige Sage! Mach auf den Mund! Sprich selbst den letzten Spruch! Die Götter messen selber ihre Zeit. Die Rosenwangen küssend streift ein Fluch. Der Mond verhüllt sein Licht. Es ist soweit. ROTKÄPPCHEN (in Entrückung): Großmutter, was hast du für ein entsetzlich großes Maul? WOLF: Damit ich dich besser fressen kann.

Der Wolf fällt über das Rotkäppchen her und schlingt sie wie eine Pythonschlange, die ihre Kinnlade aushängen kann, würgend hinunter – zuerst verschwindet der Kopf, zum Schluß schauen nur noch die Beine aus dem Maul, das sich nur mühsam schließt. Während des Würgens singen die Sachen. SACHEN: Oi, jetzt hat er sie aber gepackt! Oioioioioi! Oi, jetzt hat er’s ihr aber gezeigt! Oioioioioi! Oi, jetzt hat er sie aber erwischt! Oioioioioi! Oi, jetzt weiß sie aber Bescheid! Oioioioioi! 7 6F

Während die Helden im Märchen für gewöhnlich heute noch leben, wenn sie nicht gestorben sind, ist Rotkäppchen im Drama Mosebachs am Ende seiner Welt weit entrückt. Dem Wolfsbauch entstiegen, weist sie einen Heiratsantrag des Jägers weit von sich, begibt sich stattdessen auf Himmelfahrt und glänzt fortan als Stern. Durch sein Selbstopfer hat es höhere Weihen erlangt und entsagt fortan dem irdischen Handeln. Der Chor der Hasen, der Pilze und der Tannen kommentiert das Ende: CHOR DER HASEN, DER PILZE UND DER TANNEN: Rotkäppchen, wir danken dir! Wie von Dank benommen! Wir sind du und du bist wir! Hoch das Waldesfrommen! Hase, Pilz und Tannenbaum Baden sich im Sternenlicht, wissend, daß es Waldestraum an deinem Leuchten nie gebricht! 7

Mosebach (Anm. 2), S. 156 ff.

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Beiträge Rotkäppchen, du ohne Fehle! Rotkäppchen, du frei von Seele! Du warst früh ein Mineral! Golden glänzend, ideal! Wenn wir längst verwest, vergangen, wirst du noch am Himmel hangen, unser Auge, unser Spiegel, unsres Bildes ewiger Flügel! Oh! Es ist nun tiefe Nacht geworden, das Sternenlicht kann die Waldlichtung nicht mehr erhellen. Langsam schließt sich der Vorhang. 8 7F

Dornröschen von Elfriede Jelinek Die 2004 mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnete Elfriede Jelinek hat um die Jahrtausendwende fünf sogenannte Prinzessinnendramen veröffentlicht, die sie sämtlich unter dem Obertitel Der Tod und das Mädchen 9 subsumierte. In den ersten beiden Dramen – eigentlich sind es nach Jelineks eigener Kennzeichnung „Dramolette“ – mit den Prinzessinnen Schneewittchen und Dornröschen hat Elfriede Jelinek zwei archetypische Frauenfiguren des Volksmärchens neu interpretiert. Die eine, Schneewittchen, sucht die Wahrheit jenseits der Schönheit hinter den Bergen, kommt aber letztlich doch um, weil sie die sieben Zwerge verfehlt und von einem Jäger, der sich als der Tod entpuppt, gefunden und zur leichten Beute gemacht wird. Die andere, Dornröschen, begegnet auf der Suche nach sich selbst nur einem Prinzen, der sich nunmehr als Gott und Erwecker sieht. Der Prinz küsst das Mädchen ordnungsgemäß wach, danach jedoch entwickelt sich das Stück nicht auf das märchenhafte Happy-End zu, sondern zwischen der Wachgeküssten und ihrem Erwecker entwickelt sich, mehr eigentlich in einer Abfolge von Monologen als in einem Dialog, eine Wechselrede über den Tod – als ‚Schlafes Bruder’ – und das Erwachen und über die Frage, wer darüber die Macht beanspruchen kann. Während die Prinzessin noch darüber räsonniert, was es heißt „aus einem Zustand aufzuwachen und den anderen, in den man hinein soll, noch nicht bzw. nicht mehr zu kennen“, und während ihr bewusst wird, dass es sie nicht bzw. noch nicht gäbe, wenn der Prinz nicht gekommen wäre, steigert dieser sich in die Vorstellung hinein, Gott zu sein, und spielt dabei auf die Bedeutung des biblischen Gottesnamens Jahwe „Ich bin der ‚Ich bin da’“ (2 Mose 3,14) an: 8F

Wie gut, dass Sie gleich eingesehen haben, dass Sie ihre Existenz allein mir verdanken. Wie soll ich es sagen: Ich bin ich. Wie Sie wissen, bin ich auch der, der ich bin. Kann man nichts machen. Ich wäre gern der Ewige, vielleicht bin ich es, denn bis jetzt bin ich 8 9

Mosebach (Anm. 2), S. 196 f. Jelinek, Elfriede: Der Tod und das Mädchen I–V. Prinzessinnendramen. Berlin: Berliner Taschennbuch Verlag 2003.

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noch nicht gestorben, sondern habe vielmehr eine Tote sogar auferweckt. Mit einem Kuß. Muß ein schönes Erwachen sein: so lang im Verborgenen kauern, und dann ist das erste, was man sieht, Gott. Mich. Ich! Ich! Ich bin der Erwecker von den Toten. 10 9F

Die Prinzessin muss zugestehen, dass der Prinz sie in ihre jetzige Existenz geholt hat, und dieser Umstand lässt sie – zumindest auf den ersten Blick – hilflos und schwach wirken. Dass sie während ihres hundertjährigen Schlafes aber selbst in der Ewigkeit war, bevor sie vom Prinzen plötzlich „in die Zeitlichkeit“ „geschmissen“ wurde, 11 liefert ihr dann jedoch ein starkes Argument gegen dessen Allmachtsphantasien: 10F

Sein ist ja nicht einfach vorhanden sein, da gehört schon etwas mehr dazu. Ich bin als Prinzessin eingeweckt und von einem Prinzen aufgeweckt worden. Glauben Sie wirklich, das ist dasselbe, wenn man sagt: Gott ist da, wie: Der Prinz ist da. Ein Prinz kann ja abgesetzt werden von seiner Mutter, der Königin, weil er eine böse Frau gevögelt hat, aber wer soll Gott absetzen? Tja, vielleicht sogar ich, weil ich ja, zumindest eine Zeit lang, ebenfalls ewig war? Dornröschen als diejenige, welche Gott besiegt hat! Na, das wird ein Geraschel geben in den Blättern und dazu einen leckeren Blattsalat. 12 11F

Der Prinz hält Dornröschen zwar nochmals entgegen: „Ich sehe schon, wenn ich es Ihnen nicht erkläre, werden Sie Ihr Sein nie begreifen […]!“ Aber vielleicht geht es der Prinzessin auch gar nicht darum, es zu begreifen. Ein abgerundetes, ausgearbeitetes ‚dramatisches Bild’ entsteht nicht, die unfertigen „Textflächen“ 13 bewegen sich zwischen Ernsthaftigkeit und komisch-satirischem Spiel und bringen dies auch durch eine zwischen hohem Stil und Alltagsjargon changierende Sprache zum Ausdruck. Vielleicht will das Dramolett Dornröschen nicht mehr sein als eine moderne Travestie des tradierten Märchenstoffes? 12F

Nachtschwärmer von Thomas Oberender Für das im Jahr 2000 an den Bühnen der Stadt Bielefeld uraufgeführte Stück Nachtschwärmer 14 mischte der 1966 in Jena geborene Autor und Dramaturg Thomas Oberender tradierte Märchenmotive mit dem Lebensgefühl heutiger Jugendlicher. Das von den Brüdern Grimm aufgezeichnete Märchen Die zertanzten Schuhe (KHM 133) diente ihm „als Grundlage für die metaphernreiche, bildkräftige Darstellung eines pubertären Loslösungsprozesses dreier junger Mädchen von ihrem verständnisunfähigen Vater“. 15 Die Schwestern Isobel, Kyra und Lauretta König umgibt ein Geheimnis. Jeden Morgen liegen sie mit blutigen Füßen im Bett und ihre Schuhe sind zertanzt, obwohl ihr Vater 13F

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Jelinek (Anm. 9), S. 31. Jelinek (Anm. 9), S. 34. 12 Ebd. 13 Hannapel, Dorothee: Und wenn sie nicht gestorben sind. Ekfriede Jelineks „Prinzessinnendramen. In: Staatstheater Darmstadt Prinzessinnendramen von Elfriede Jelinek, 2003, o. S. 14 Oberender, Thomas: Nachtschwärmer. Nach Motiven der Gebrüder Grimm. In: Spielplatz 12. Frankfurt a.M.: Verlag der Autoren 1999, S. 259–308. 15 Jury Deutscher Jugendtheaterpreis 2000. 11

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Stephan König ihr Zimmer versperrt und sogar einen Wächter engagiert hat. Der allerdings, von den Mädchen mit Tabletten im Wein betäubt, verschläft seinen Dienst, und kommt, wie die Eingangsszene zeigt, erst wieder zu sich, als die Mädchen aus der Unterwelt zurück sind, in die sie durch eine unter dem Bett verborgene Tür in ihrem Zimmer hinabgestiegen waren. Ein Schauplatzwechsel zeigt die drei Schwestern und ihren Vater in der zweiten Szene als Gäste einer Fernseh-Talkshow, die sich vorgeblich ihres Problems annehmen möchte, tatsächlich aber nur an der ‚blutigen’ Story interessiert ist. Und um an der Sache ‚dranbleiben’ zu können, bietet die Moderatorin Sylvia an, den Wächter fortan zu bezahlen und ihn dafür in die nächste Sendung einzuladen. Der als Wächter Engagierte, ein arbeitsloser ehemaliger Grenzsoldat, sitzt derweil – in der dritten Szene – in einer Bar und verfolgt die Talkshow im Fernsehen. Ein sprechender Flipper, der – in Anspielung auf die Kentauren der antiken Mythologie – auf den Namen „Centaurus“ hört, warnt ihn vor dem mit Schlaftabletten versetzten Wein und verrät ihm, dass seine Jacke ihn unsichtbar mache, wenn er sie umgedreht anziehe. Mit diesen drei Szenen des ersten Aktes ist die Ausgangssituation beschrieben, die Hauptfiguren sind eingeführt und ihre Beziehung zueinander ist ersichtlich geworden. Der zweite Akt spielt dann im Wesentlichen in der phantastischen Unterwelt, zu der die Mädchen Nacht für Nacht tausend Treppen tief hinabsteigen. Diesmal lässt sich der Wächter nicht überlisten, dank der ihn unsichtbar machenden Jacke folgt er den Mädchen in die zauberhafte und zugleich bedrohliche Unterwelt, in der es einen Wald aus Silber, Gold und Diamant gibt, einen dunklen See und eine Seejungfrau, die ihn unter Wasser ziehen will, einen sprechenden Vogel, der die jungen Frauen mit prächtigen Kleidern versorgt, und ein phantastisches Schloss mit einem großen Tanzsaal und Leuchtern, die nur glimmen. Dort unten warten auf die Mädchen drei Prinzen in weißen Booten, Männer mit düsterer Vergangenheit und einer geheimnisvollen Anziehungskraft. Sie sind Verbannte und werden nur erlöst, wenn die Mädchen mit ihnen durch die Nächte tanzen. Zwei Nächte müssen sie Mädchen noch durchhalten, dann sind die verwunschenen Prinzen erlöst, mit denen sie sich zum Tanz treffen. Zwei mal noch, dann würden sie ihre Traumprinzen in die Oberwelt, ins Hier und Heute mitnehmen können. Wie der dritte Akt zeigt, zerstört der Soldat jedoch diese Vision. Am nächsten Morgen, als die drei Schwestern wieder mit blutenden Füßen und Unschuldsmine im Bett liegen, verrät er ihr Geheimnis an die Fernseh-Reporterin und an den Vater. Als der daraufhin, um die Prinzen zur Rede zu stellen, gewaltsam die Tür zur Unterwelt öffnet, verschüttet ein Erdrutsch für immer den Zugang. In der Fernseh-Show verliert zur gleichen Zeit die Jacke des Soldaten ihre Zauberkraft, und die goldenen Blätter, die dieser als Beweisstücke aus der Unterwelt mitgebracht hatte, lösen sich in rußige Asche auf. Die Reporterin, die sich um ihre Sensation gebracht sieht, kann ihm wütend nur noch Betrug vorwerfen. Das Nachspiel führt die jungen Frauen um Mitternacht in die Bar mit dem sprechenden Spielautomaten, wo sie auf ihren Wächter und die Moderatorin Sylvia treffen. Die Gespräche offenbaren zunächst die tiefe Enttäuschung der Mädchen über die verlorene unterirdische Traumwelt, allmählich verbindet sich ihre wehmütige Stimmung aber mit

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der Erkenntnis, dass auch die Oberwelt eine verlockende Perspektive für sie bereithalten mag. Die Mädchen tanzen wieder, und Lauretta erkennt den Barmann als ihren Prinzen. In der Regieanweisung heißt es: „Er erzählt ihr das Märchen [von den zertanzten Schuhen]. Sie tanzen. Dann wird es Mitternacht.“ 16 Die Szenen changieren zwischen Scheinwelt und Realität, zwischen Königsschloss und Diskothek, zwischen dem Hier und Jetzt und der Märchenwelt, in der der Barmann sogar die Zeit anzuhalten vermag. Er sei „schon sehr besonders“, 17 berichtet Lauretta den Schwestern dann nach der durchtanzten Nacht, als sie in der Schlussszene wieder in ihrem Mädchenzimmer zusammen sind. 15F

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Mit dem kann ich mir ganz viel vorstellen. Über alles reden. Nächte lang im Mondschein laufen, mit dem Fahrrade die Berge hochfahren und die Grillen zirpen hören, sich im Gras rollen und in einen See springen, wenn da einer ist. 18 17F

Das Wunder, das dem Märchen wesenseigen ist und dort zu einem glücklichen Ende führt, geschieht mit diesem Schluss des Stücks durch die Ankunft der Mädchen in der realen Welt. Für Lauretta besteht das Wunder in dem Glück, in dem Barmann einen Menschen gefunden zu haben, mit dem sie eine Lebensperspektive aufbauen kann. Ihr Abstieg in die Unterwelt erscheint von diesem Ausgang her als wertvolle Zwischenstation auf ihrem Weg, erwachsen zu werden. Die dargestellten Handlungsschritte lassen an das Motiv der Initiationsreise denken, mit der dreiteiligen Struktur: Ausbruch aus der häuslichen, hier: väterlichen Umsorgnis, Erfahrungen in der (Unter-)Welt und Rückkehr mit dem Eintritt in eine neue Lebensphase. Der Entwicklungsprozess verläuft jedoch nicht idealtypisch. Das Stück zeigt keine in sich geschlossene Märchenwelt, in der dieses literarische Modell verwirklicht wäre. Der Märchenwelt des Stücks, in die die Mädchen sich zeitweise begeben, steht eine sehr gegenwärtige Wirklichkeit entgegen, die insbesondere durch die Sensationswelt der Medien plakativ sichtbar gemacht wird. Wenn die Mädchen ihrer Märchenwelt ‚entwachsen‛ sollen, muss diese ‚zugeschüttet’ werden, eine Aufgabe, die vom Vater übernommen wird. Sie bewirkt keine Katastrophe im Sinne einer klassischen Dramaturgie, ist im Gegenteil die Verhinderung der als Katastrophe bewerteten Befürchtung, dass die Mädchen sich den Prinzen der Unterwelt verbinden und dort bei ihnen bleiben. Wenn Lauretta am Ende der Szene ihre Schwestern zum Weggehen auffordert, ist das im Prozess der Loslösung vom Vater ein letzter Schritt in die Freiheit und Eigenständigkeit Erwachsener, zu der sie in ihren nächtlichen Ausflügen aufgebrochen sind. Ob es sich bei diesen aber wirklich um das Hinabsteigen in eine märchenhafte (Unter-)Welt handelte oder sich die Treffen mit den Prinzen nur in der Phantasie der Mädchen abspielten, ist – dem Stück zufolge – für das Ergebnis unerheblich.

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Oberender (Anm. 14), S. 307. Ebd. 18 Oberender (Anm. 14), S. 308. 17

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2 Märchen-Lyrik Gleichermaßen wie im Drama begegnen Märchenmotive auch in zeitgenössischer Lyrik, mal als Anspielungen, mal als Grundlagen ihrer Bilder- und Symbolsprache – und immer wieder beweist sich dabei ihr Potential, menschliche Lebenswirklichkeiten zu spiegeln. Exemplarisch möchte ich dies am Märchenmotiv der zertanzten Schuhe, am Froschkönig-Thema und am Märchen von den Sieben jungen Geißlein aufzeigen. Das Märchenmotiv der zertanzten Schuhe, das im Nachtschwärmer-Drama Thomas Oberenders zur Darstellung eines pubertären Loslösungs- und Entwicklungsprozess dient, begegnet – beispielsweise – im folgenden Gedicht im ganz anderen Kontext einer Beziehungs-Thematik und wird durch eine Illustration nochmals auf eine weitere Deutungsebene gehoben.

Gedicht und Illustration sind – zunächst unabhängig voneinander – entstanden im Rahmen des deutsch-israelischen Austauschprojekts „Alltag“, in dem in den Jahren 2008 und 2009 bildende Künstler und Autoren die Aufgabe hatten, eine Auswahl von

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Grimms Märchen mithilfe ihrer Bilder-Sprache zu transformieren, das heißt in die Gegenwart zu überführen. Die in dem Band Märchenstunde vorgelegten Ergebnisse 19 verbinden Gedichte und Illustrationen „als Zeugnisse einer kulturell herausfordernden Auseinandersetzung“ (Umschlagtext). Diese wäre freilich sehr eingeschränkt, könnte nicht davon ausgegangen werden, dass zumindest ein Kernbestand der Märchen(motive) im kulturellen Gedächtnis beider Länder verwurzelt ist. Mutatis mutandis gilt diese Voraussetzung auch, wenn die lyrischen Adaptionen der Märchenmotive und -bilder nicht im interkulturellen Zusammenhang stehen. Die zahlreichen Bezüge zu oder Anspielungen auf Märchen in deutschsprachiger Lyrik bleiben ohne Resonanz, wären diese nicht (noch) im kulturellen Gedächtnis präsent. Am Beispiel des Froschkönig-Märchen und des Märchens von den Sieben jungen Geißlein soll dieser Zusammenhang mit einigen Texten belegt werden. Das wohl beeindruckendste Froschkönig-Gedicht stammt von Marieluise Kaschnitz (1901–1974), geschrieben in der Nachkriegszeit unter dem Eindruck der Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges – und heute noch oder wieder erschreckend aktuell. In starken Bildern beschwört die Dichterin die ständige Bedrohung der Menschen durch den Krieg. 18F

Marieluise Kaschnitz Bräutigam Froschkönig (um 1955) Wie häßlich ist Dein Bräutigam Froschkönig Jungfrau Leben Eine Rüsselmaske sein Antlitz Eine Patronentasche sein Gürtel Ein Flammenwerfer seine Hand

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Dein Bräutigam Froschkönig Fährt mit dir (Ein Rad fliegt hierhin eins dorthin) Über die Häuser der Toten

Im Morgengrauen Nur im Morgengrauen Nur im

Zwischen zwei Weltuntergängen Preßt er sich In deinen Schoß

Erblickst du seine Traurigen Schönen Augen.

Die Ergebnisse des Projektes sind dokumentiert in: Märchenland. Die Gebrüder Grimm in Israel. Hrsg. von Felix Scheinberger, Johannes CS Frank und Dominik Ziller. Berlin: Verlagshaus Frank 2010.

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Franz Fühmann (1922 – 1984), der in den späten 1950er Jahren die Märchen für sich neu entdeckte und sie zur stofflichen Grundlage seiner Lyrik machte, gibt dem Froschkönig-Märchen eine gänzlich andere Deutung als Marieluise Kaschnitz, obwohl er seine Version nur wenige Jahre später schrieb. Franz Fühmann Die Prinzessin und der Frosch (1962) Und der Frosch ritt grün in den Krönungssaal auf einer Spur aus salzigem Schleim, und sein Maul war naß und schwarz. „Hilf, Vater!“ – „Du hast dein Wort gegeben, Froschkönigs Frau zu werden, ich kann dir nicht helfen, mein Kind!“ Und der Frosch ritt der Prinzessin voran und ritt hinein in ihr Schlafgemach, und sein Maul war naß und schwarz. „Hilf, Mutter!“ – „Du hast dein Wort gegeben, Froschkönigs Frau zu werden, ich kann dir nicht helfen, mein Kind!“ Und der Frosch, er sprang auf das seidene Bett und nahm die Prinzessin bei der Hand, und sein Maul war naß und schwarz. „Hilf, Bruder!“ – „Du hast dein Wort gegeben, Froschkönigs Frau zu werden, ich kann dir nicht helfen, mein Kind!“ Der Frosch, er schlüpfte unter die Deck’ und winkte die Prinzessin zu sich, und sein Maul war naß und schwarz. „Hilf, Herrgott! – „Du hast dein Wort gegeben, Froschkönigs Frau zu werden, ich kann dir nicht helfen, mein Kind!“ Da schrie die Prinzessin: Ich bin ein Mensch, und hilft mir keiner, so helf ich mir selbst; und sie warf den Frosch aus dem Fester hinaus. Da war der Prinz erlöst.

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Franz Fühmann hat das Froschkönig-Gedicht 1962 in einem Band veröffentlicht, dem er den programmatischen Titel Die Richtung der Märchen gab. Die Märchen bergen für ihn einen Schatz verarbeiteter Erfahrungen und werden ihm so zum Schlüssel für das Verständnis der Wirklichkeit überhaupt. In der Sicht des systemkonformen DDRAutors erfüllen sich in den Märchen die Hoffnungen und Wünsche des Volkes auf Gerechtigkeit und Glück. Und folglich können sie auch dem Menschen von heute in den Widersprüchen des Lebens den richtigen Weg, die richtige Richtung zeigen. Die Lehre des Froschkönig-Gedichtes heißt dann wohl: Nimm dein Geschick selbst in die Hand! In der Welt der DDR, in der Franz Fühmann lebte, ging es freilich nie um den kühnen einzelnen allein, nie auch nur um seine Rettung allein. Der Rebell ist sozusagen immer auf Vorposten: ein Pionier, der die Breche schlägt, nicht für sich allein, sondern für alle. Sehr augenfällig wird diese Richtung der Märchen in dem Gedicht Lob des Ungehorsams, das inzwischen zu einem beliebten Lesebuchtext für Grundschulkinder avanciert ist, als Primäradressaten allerdings keineswegs Kinder hat. Franz Fühmann Lob des Ungehorsams (1962) Es waren sechs artige Geißlein, die wollten überall reinschaun, nur nicht in den Uhrenkasten, das könnte die Uhr verderben, hatte die Mutter gesagt.

Es waren sechs artige Geißlein, die versteckten sich, als der Wolf kam, unterm Tisch, unterm Bett, unterm Sessel, und keines im Uhrenkasten, sie alle fraß der Wolf.

Es war ein unfolgsames Geißlein, das wollte überall reinschaun, auch in den Uhrenkasten, da hat es die Uhr verdorben, wie es die Mutter gesagt.

Es war ein unartiges Geißlein, das sprang in den Uhrenkasten, es wußte, daß er hohl war, dort hat’s der Wolf nicht gefunden, so ist es am Leben geblieben.

Dann kam der böse Wolf.

Da war Mutter Geiß aber froh.

Der Titel des Gedichts widerspricht einem Kodex des Verhaltens, der lange als selbstverständlich galt oder doch nur von Außenseitern der Gesellschaft angefochten wurde. Es steckt darin aber schon eine These, die der Text zu verifizieren hat. Diese Intention bestimmt die Aufbaustruktur des Gedichts in zwei Teilen, die in der Form der Antithese aufeinander bezogen sind. Dem artig-folgsamen Verhalten der sechs Geißlein und dem unartig-widerspenstigen Verhalten des einen Geißleins im ersten Teil stehen im zweiten die Folgen des einen und des anderen entgegen. Eigentlich könnte die Geschichte mit der letzten Zeile der fünften Strophe schließen: Weil das eine Geißlein unartig war, „ist es am Leben geblieben“. Doch alles läuft auf die Aussage in der Schlusszeile „Da war Mutter Geiß aber froh“ zu, die durch die einschneidende Zeile „Dann kam der Wolf“ vorbereitet wird.

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Franz Fühmann entdeckt in dem bekannten Grimm-Märchen vom Wolf und den sieben jungen Geißlein einen Aspekt, der es erlaubt, den alten Text neu zu lesen. Bei den Brüdern Grimm bleibt das jüngste Geißlein übrig, so dass die Mutter erfahren kann, was geschehen ist. Sein eher zufälliges Überleben macht die – im Sinne des Märchens zu lesende – Rettung aller möglich. Und am Ende singen dann alle voller Freude: „Der Wolf ist tot!“ Franz Fühmann löst aber noch einen über Rettung und Freude hinausreichenden Denkanstoß aus. Er stellt die Frage, wie es überhaupt einem Geißlein gelingen konnte, dem Wolf zu entgehen. Die Antwort heißt für ihn: Angeborener Neugier folgend, wollen alle sieben Geschwister „überall reinschaun“. Die Mutter lässt sie gewähren, aber sie macht eine Ausnahme: Sie dürfen „überall reinschaun, / nur nicht in den Uhrenkasten, / das könnte die Uhr verderben.“ Das Verbot der Mutter scheint einleuchtend. Sechs von den sieben halten sich auch daran. Das siebte aber setzt sich über das Verbot hinweg. Es w i l l „überall reinschaun“, getrieben von einem Erkenntnisdrang, der vor nichts haltmacht. Es entspricht nun dem dialektischen Anspruch des Textes, dass gerade dieser Ungehorsam das Überleben bewirkt. Die „Artigen“, die der Mutter ‚aufs Wort gehorchen’, werden vom Wolf gefressen. Es überlebt dagegen, wer im Ungehorsam das Risiko der Freiheit auf sich nimmt und dem Angriff auf das Leben mit aufgeklärtem Bewusstsein begegnet. Solcher Ungehorsam ist im Recht, weil er dem Leben dient. In diesem Sinne ist der Titel zu lesen: Gelobt wird ein Ungehorsam, dessen Nein zu tradierten Ansprüchen zugleich ein Ja zum Menschen ist: zur Verantwortung für alles Leben. Der Lyriker Reiner Kunze (geb. 1933), der bis zu seiner Ausreise im April 1977 ebenfalls in der DDR lebte, hätte wohl kaum in der gleichen Weise in das Lob des Ungehorsams eingestimmt, wie es von Franz Fühmann gesungen wurde. Er war in den 1960er Jahren aufgrund seiner kritischen Haltung gegenüber dem System massiven Repressionen der Staatssicherheit ausgesetzt, die ihn zermürben wollte und u.a. eine Akte mit dem Decknamen „Lyrik“ anlegte. Als 1969 Kunzes Gedichtband Sensible Wege herauskam, ist in der Stasi-Akte über die Intentionen des Autors notiert, er vertrete die Auffassung: „Die DDR ist ein großes Gefängnis, worunter nicht nur die Beschränkung der Bewegungsfreiheit, sondern auch die Einengung des geistigen Lebens und der Entwicklung der Persönlichkeit und des Talents verstanden wird.“ 20 Wie zutreffend die Beurteilung der Staatssicherheit war, wird u.a. in dem GedichtZyklus 21 variationen über das thema ‚die Post‘ ersichtlich, in dem Reiner Kunze auf originelle und originäre Weise die Situation des isolierten, in seinem Land eingesperrten und dort verfolgten Autors beschreibt. Die Post, der Brief als Kommunikationsmittel zwischen Menschen, ist eine, vielleicht sogar die einzige „tür zur welt“, wie es in einer der variationen heißt. Dank der Post gelingt es den Mächtigen nicht, diese Tür von außen zu vernageln, sie bleibt geöffnet – für ein- und ausgehende Briefe. Als Beförderungsgebühr braucht’s freilich eine Briefmarke, und da gab es in der DDR (ebenso wie in der Bundesrepublik) auch Serien mit Märchenmotiven; auf einer der Marken ist auch das Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein zu sehen. Das hat 19F

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Deckname „Lyrik“. Eine Dokumentation von Reiner Kunze. Frankfurt a.M.: Fischer Taschenbuch Verlag 1990, S. 20.

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Reiner Kunze zu folgendem Gedicht – der Form nach ist es ein Dialog mit seiner Tochter – motiviert: Reiner Kunze 21 variationen über das thema ‚die Post‘ O ist die marke schön: der wolf und die sieben geißlein und seine pfote ist ganz weiß … Wer hat den brief geschrieben? vielleicht die sieben geißlein, vielleicht der wolf … der wolf ist tot Im märchen, tochter, nur im märchen

Es ist unschwer zu erkennen, für wen der Wolf hier steht. Dieser Wolf ist nicht tot, er ist – anders als der Wolf im Märchen – ganz lebendig und übt seine Macht aus. In dem Gedicht Die sieben Geißlein des Lyrikers Johannes Kühn ist ebenfalls die „Wolf-ist-tot“-Erfahrung des Grimm-Märchens einer realen subjektiven Erfahrung gegenübergesetzt. Johannes Kühn Die sieben Geißlein Dauernd als ein Gold sind die schönen Enden aller Märchen: Der Wolf ist tot. Der Wolf ist tot. Ihr Märchenzicklein, tanzt: Der Wolf ist tot. Die Geißenmutter hat die Lerchen eingeladen in Märchenewigkeiten hinzutrillern das Glück: Der Wolf ist tot. Die Nachtigall hat ihre Stimme aufgetan,

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Beiträge sie treten ein mit ihren weißen Füßen in jeden Ton der Flöte und der Zimbel in einem Wiesensaal: Der Wolf ist tot. Wirklich? Mir nicht. Er läuft als Winter weiß verkleidet und bellt mich an. Er stürmt als Sturm mit schwarzer Schnauze. Ihr Märchenzicklein, tanzt: Der Wolf ist tot. Dem Märchenglück: „Der Wolf ist tot“, in das die ganze Schöpfung eingebunden ist, stellt der Dichter die eigene bedrohte Existenz gegenüber, und beschwörend klingt die Aufforderung an die „Märchenzicklein“: „Tanzt“! Das Gedicht beginnt indessen mit Kühns tiefem Wissen um den Trost der „Märchenewigkeiten“, denn „dauernd / als ein Gold sind die schönen Enden aller Märchen.“ Die eigene Verunsicherung in der Erfahrung von Kälte, Starre und Depression ist aufgehoben in der Märchensicherheit: „Der Wolf ist tot.“ 21 20F

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Hendrichs, Ursula: Märchen und neuere Literatur – ein Curriculum für die gymnasiale Oberstufe. In: Wardetzky, Kristin/Zitzlsperger, Helga (Hrsg.): Märchen in Erziehung und Unterricht heute. Bd. 2: Didaktische Perspektiven. Baltmannsweiler: Schneider 1997, S. 111–123, hier: S. 118.

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GÜNTER LANGE

Lippel in der Welt der Trolle

Paul Maar zum 75. Geburtstag am 13. Dezember 2012

Paul Maar hat sich zu seinem 75. Geburtstag am 13. Dezember selbst das schönste Geschenk bereitet, indem er zu Lippels Traum aus dem Jahr 1984 nach fast dreißig Jahren eine Fortsetzung geschrieben hat. Die Kinder werden sich über dieses „Selbstgeschenk“ außerordentlich freuen, denn die meisten von ihnen haben den GeschichtenTräumer Lippel fest in ihr Herz geschlossen. Spielten dessen Träume in Lippels Traum im Orient und besaßen ihren „Auslöser“ in den Geschichten aus Tausend und eine Nacht, träumt Lippel in dem neuen Band mit dem Titel Lippel, träumst du schon wieder! während eines Urlaubs mit seinen Eltern auf den Lofoten von den Trollen der norwegischen Märchen und Sagen. Auslöser seiner Träume sind die Bilder, die Lippel in „Gretas Trollbuch“ (S. 119–128) gesehen hat, und seine Ferienfreundschaft mit Luna, einem Mädchen, das große Ähnlichkeit mit einem von ihrer Großmutter gemalten Trollmädchen besitzt und in ihrem Verhalten, ihrer Phantasie und den Geheimnissen um ihre Person eine große Faszination auf Lippel ausübt. Lippel hat zu dem Urlaub mit seinen Eltern auf den Lofoten keine Lust; er möchte viel lieber zu Hause bleiben, um mit seinen Freunden Arslan und Hamide die Ferien zu genießen und sich von Frau Jeschke betreuen zu lassen. Aber das lassen seine Eltern nicht zu. Da sein Vater angeln will, bleiben ihm und seiner Mutter – so befürchtet Lippel – nur das Lesen und die Langeweile. Bei der Ankunft in dem kleinen Ferienort scheinen sich Lippels Befürchtungen zu bestätigen. Bei ihrem ersten Ausflug in das Dorf befreien Lippel und seine Mutter ein „wildes Mädchen“ aus der Heizungsanlage, in die sie Herr Schnütgen, der Verwalter, eingesperrt hat. Er beschwert sich sehr über das ungebärdige Mädchen und bezeichnet es als „Troll“. Die Erklärungen des Verwalters zu den Trollen faszinieren Lippel, vor allem, als er erfährt, dass diese tief unten im Berg hausen und durch Sonnenlicht zu Stein verwandelt werden.

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Mit diesem Mädchen, das Luna heißt und mit ihrer Oma Greta in dem „blauen Haus“ im Dorf wohnt, freundet sich Lippel an. Von beiden und durch die Bilder in „Gretas Trollbuch“ erfährt er mehr über diese ungewöhnlichen Wesen, ihr Aussehen und ihre Lebensart. Und Luna entpuppt sich als ein merkwürdiges Mädchen, das wild und mutig ist, andererseits aber auch hemmungslos ihre Gefühle zeigen kann. Auf seinem Rückweg zum Ferienhaus gewinnt Lippel den Eindruck, dass es auf den Lofoten und in diesen Ferien doch etwas Interessantes zu erleben und zu träumen gibt. Schon in der nächsten Nacht, in seinem ersten Traum, begegnet er im Wald der Trollprinzessin Ganaxa, die ihn durch ein Loch in der Erde in das Reich der Trolle führt. Sie wird zu seiner Begleiterin auch in den folgenden vier Träumen. Durch sie lernt er das Reich der Trolle kennen, ihre Sitten und Gebräuche, aber auch ihre Gefährlichkeit, da sie alles fressen, was ihnen unter die Finger kommt: Ratten oder Menschen. Ganaxa muss ihn daher immer wieder beschützen. Parallel zu seinen nächtlichen Traumreisen ins Reich der Trolle verlebt Lippel tagsüber mit seiner Freundin Luna spannende Ferien. Sehr langsam und mit Gretas Hilfe lernt er Luna besser kennen und erfährt etwas über ihre traurige Kindheit, über die sie nicht sprechen will, unter der sie aber massiv psychisch leidet. Deswegen wird sie nachts – wie er von Greta erfährt – von furchtbaren Albträume heimgesucht, die sie nur durch die liebevolle Zuwendung ihrer Oma bewältigen kann. Die Handlung des Jugendbuchs besitzt ihren Reiz in der Parallelität der beiden so verschiedenen Welten und in der Unterschiedlichkeit der beiden Mädchen, die Lippel beide gern hat. Da Lippel nicht immer sicher zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden kann, kommt es zu Verwicklungen und Missverständnissen mit Ganaxa und Luna. Zudem muss er lernen, dass die Sitten der Trolle in der Menschenwelt sanktioniert werden wie umgekehrt die der Menschen in der Welt der Trolle. Das zeigt sich für Kinder besonders lustig bei den Begrüßungsritualen: Während die Menschen sich einander zuwenden, sich ansehen und die Hand geben, wenden die Trolle dem zu Begrüßenden ihr Hinterteil zu und pupsen. Das phantasievolle Buch von Paul Maar besitzt seine Reize in dem Spiel zwischen Traum und Wirklichkeit und der Frage, was ist was? Es geht außerdem um die Akzeptanz des Fremden, des anders gearteten Menschen, der andersartigen Kultur mit ihren Riten und Gewohnheiten. Es geht um das Verstehen und Achten eines Menschen, der psychisch belastet und dessen Verhalten nicht immer leicht zu verstehen ist, d.h., es geht um Toleranz und Empathie. Zugleich ist es ein Buch voller lustiger Gags, gekonnter Reimereien, wie man sie von Paul Maar schon kennt und deswegen erwartet, und einer Anleitung zum Erfinden von Geschichten. Das führen Lippel und Luna beispielhaft vor, als sie auf den Zwillingsfelsen sitzen und gemeinsam die Geschichte dieser beiden versteinerten Trolle erfinden (S. 87–93). Der Anstoß zu Paul Maars zweitem Lippel-Buch liegt schon Jahre zurück. Paul Maar schlug während einer Autofahrt dem Regisseur und Autor Christian Schidlowsky vor, Henrik Ibsens Peer Gynt als Theaterstück für Kinder zu bearbeiten, weil ihm dieser Titel so gefiele. Aus „Peer Gynt“ wurde „Peer und Gynt“ und aus dem dramatischen Gedicht Ibsens und vor allem dem norwegischen Märchen Per Gynt von Peter Christen Asbjørnsen (in: Norwegische Volksmärchen 1993, S. 5–10) entstand das Theaterstück

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Peer und Gynt, das im November 2009 im Stadttheater Fürth/Fränkisches Theater Schloss Maßbach seine Premiere erlebte (Maar/Schidlowsky 2012). Es spielt in der norwegischen Märchen- und Sagenwelt der Trolle und ist – wie es im Untertitel heißt – „(s)ehr frei nach Henrik Ibsen und nordischen Trollsagen“ gestaltet. In der Begegnung von Mensch (Peer) und Troll (Gynt), beide gelten in ihrer jeweiligen Welt als „Phantasten“, ja als Lügner, geht es um das Problem von Wahrheit und Wirklichkeit, von unterschiedlichen kulturellen Identitäten und ihrer Berechtigung, nebeneinander zu existieren. Der tolerante Umgang beider Welten miteinander ist Paul Maars besonderes Anliegen. Für Paul Maars neues Buch Lippel, träumst du schon wieder! sind – literaturwissenschaftlich gesprochen – das dramatische Gedicht Peer Gynt von Ibsen, das norwegische Märchen Per Gynt von Peter Christen Asbjørnsen und das Theaterstück Peer und Gynt von Paul Maar und Christian Schidlowsky die „Praetexte“, auf die sich dieser Jugendroman bezieht. Zugleich ,zitiert’ Paul Maar in seinem Text – wie er das immer zu tun pflegt („Meine Lieblingsautoren sind wie alte Freunde“, 1989) – zahlreiche literarische Texte, seine eigenen wie fremde, z.B. Lippels Traum, Eine Woche voller Samstage, Alice im Wunderland. Hinsichtlich des „Traum- oder Schlafsteins“, den Lippel zum Schluss Luna schenkt, damit sie in Zukunft ohne Alpträume schlafen kann, hat Paul Maar möglicherweise auf die englische Zeichentrickserie Der Traumstein (The Dream Stone) angespielt, die in Deutschland seit 1991 zu sehen war. Darin geht es um einen Traumplaneten, auf dessen Sonnenseite der alte Traummacher lebt, der mit seinem Traumstein allen Lebewesen schöne Träume schenkt, der aber bedroht wird durch den Herrn der Alpträume, der ihm den Traumstein rauben will, um die Menschen nachts quälen zu können. Zu den Träumen Lippels und ihrer Bedeutung bezieht sich Paul Maar – wie schon in seinem ersten Lippel-Buch – auf Sigmund Freuds Traumdeutung und Friedrich Nietzsches Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik. Darin schreibt Nietzsche: Wie nun der Philosoph zur Wirklichkeit des Daseins, so verhält sich der künstlerisch erregbare Mensch zur Wirklichkeit des Traumes; er sieht genau und gern zu: denn aus diesen Bildern deutet er sich das Leben, an diesen Vorgängen übt er sich für das Leben. (Nietzsche 1990, S. 385)

Die Fähigkeit zu Fortsetzungsträumen, die Lippel entwickelt hat, deutet Nietzsche als Beleg dafür, dass unser innigstes Wesen den Traum „mit tiefer Lust und freudiger Notwendigkeit […] an sich erfährt“ (ebd.). Lippel ist ein ausgesprochen sensibler Junge, der sich voller Phantasie mit seiner ihn umgebenden und der literarischen Welt auseinandersetzt. Aus diesem Grunde werden die Bilder aus „Gretas Trollbuch“ und die Informationen, die er von ihr und Luna über die Trolle erhält, zum Auslöser für seine Träume. Zugleich können die Tagesreste, das sind die ins Unbewusste abgesunkenen Erlebnisse und Bilder des Tages, in der Traumwelt virulent werden. Daher ist die große Ähnlichkeit zwischen Luna und dem Trollmädchen Ganaxa erklärlich und erinnert an den „Transfer“ von Arslam und Hamide im ersten Band aus der Realität in Lippels Traumgeschichte, wo sie als Asslam und Hamide agieren.

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Bibliographie Primärliteratur Paul Maar: Lippel, träumst du schon wieder! Bilder von Katrin Engelking. Hamburg: Oetinger 2012, ISBN 978-3-7891-4269-7, 13,96 €. (Im Februar 2013 erscheint zu Paul Maars Lippel, träumst du schon wieder! bei Oetinger audio ein Hörbuch, gelesen von Friedhelm Ptok (4 CDs mit einer Laufzeit von ca. 300 Minuten zum Preis von 16,95 Euro). Paul Maar: Meine Lieblingsautoren sind wie alte Freunde. In: Oetinger Lesebuch. Almanach 1989/90. Hamburg: Oetinger 1989, S. 143–151. Paul Maar/Christian Schidlowsky: Peer und Gynt. Materialteil erarbeitet von René Hurtienne. Hannover: Schroedel 2012 (Texte + Medien). Norwegische Volksmärchen. Hrsg. und übers. von Klara Stroebe und Reidar Th. Christiansen. München: Diederichs 7. Aufl. 1993. Sekundärliteratur Conrad, JoAnn: Troll. In: Rolf Wilhelm Brednich (Hrsg.): Enzyklopädie des Märchens. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung. Berlin, New York: de Gruyter 2010, Bd. 13, Lfg. 3, Sp. 965–969. Freud, Sigmund: Abriß der Psychoanalyse. Das Unbehagen an der Kultur. Frankfurt a.M.: Fischer 1972. Nietzsche, Friedrich: Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik. In: Nietzsche, Friedrich: Das Hauptwerk. Bd. 3. München: Nymphenburger 1990, S. 381– 527. Traumstein: http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Traumstein

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Pauls Bestiarium Lieber Paul, zu deinem Ehrentage steht das Folgende im Alphabet. Die Ammer auf dem Baume singt, beim Autor Maar es besser klingt. Im kalten Wasser wohnt der Biber, Paul Maar im schönen Bamberg lieber.

Chinchilla ist als Pelz beliebt, das Sams es auch in China gibt. Der Drache hinterm Busche sitzt, der Dichter an dem Schreibtisch schwitzt. Der Esel gibt sich manchmal toll, Paul Maar ist aller Ehren voll. Der Floh geht gern auf Menschen los, Pauls Flohmarkt aber ist famos. Den Gepard in der Steppe such, Kuh Gloria im Bilderbuch. Ein Hund steht selten im Gedicht, Herrn Bello aber stört das nicht. Der Iltis nachts zum Jagen geht, Zum Ideal der Dichter strebt. Der Jaguar kann wendisch sein, mal sagt er „Ja“, mal sagt er „Nein“. Das Känguru muss Hüpfen üben, sonst schwankt es rum wie „Kreuz und Rüben“. Der Luchs schläft ruhig auf dem Baum, der Lippel lebt in einem Traum.

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52 Der Marder ist ein scheues Tier, das Schreiben ist Paul Maars Plaisier. Das Nashorn liebt sein Nasenstück, Die Nele ist für Paul das Glück. Die dumme Otter nimmt nicht wahr die Opodeldoks von Paul Maar. Den Paulchen Panther mag man sehr, den Paul aus Bamberg noch viel mehr. Die Qualle schwebt gern hin und her, der Dichter dichtet „Kraut und quer“. Der Rotbarsch nur im Wasser lebt, Frau Rotkohl meist vor Ärger bebt. Der Schwarzbär stets auf Raubzug geht, der Schnauzbart unserm Dichter steht. Der Tapir ist ein naschhaft Tier, das Sams umsorgt Herr Taschenbier. Die Unkin ist der Unke Streben, die Unrast prägt des Dichters Leben. Den Vielfraß fressen siehst du bald vielleicht im tiefen, dunklen Wald. Der Wal ist viele Tonnen schwer, Pauls Werke wiegen noch viel mehr. Ein X-Tier finden ist ’ne Qual, der Dichter merkt’s zum x-ten Mal. Das Yak fällt meistens nur allein beim Ypsilon dem Dichter ein. Herhalten muss der arme Zeck allein zu diesem Glückwunsch-Zweck. Gedichtet hat dies ABC Kurt Franz mit großem Ach und Weh.

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Ausstellungen und Kataloge 2/2012

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OTHMAR HICKING

Ausstellungen und Kataloge zur Kinder- und Jugendliteratur 2/2012

Aus dem breit gefächerten Programm der zahlreichen Ausstellungen zum 200. Jubiläum des Erscheinens der Erstausgabe der Grimm`schen Kinder- und Hausmärchen im Jahr 1812 sei an dieser Stelle auf sechs Sonderausstellungen hingewiesen. Das Heimatmuseum im hessischen Friedrichsdorf-Seulberg präsentierte unter dem Titel Es waren einmal zwei Brüder – 200 Jahre Grimms Märchen (22.04.12–28.06.12) eine Auswahl schöner historischer und zeitgenössischer Drucke und Illustrationen zu den KHM aus zwei Privatsammlungen. Die Ausstellung wurde von einem attraktiven museumspädagogischen Programm für Kinder und Erwachsenen begleitet, Mitmachstationen erlaubten den Test eigenen „Märchenwissens“, und die für ein breites Publikum gedachte Begleitbroschüre vermittelte verständlich und zu weiteren Entdeckungen in die Märchenwelt anregend ausgewählte Aspekte der Thematik. Das LWL-Industriemuseum – Textilmuseum Bocholt brachte mit Stroh zu Gold. Spindel, Schiffchen, Märchenhelden (20.04.12–09.09.12) eine bemerkenswerte themenorientierte Sonderausstellung zu insgesamt neun Märchen, die die verbindenden Gemeinsamkeit aufweisen, dass in allen Textilien und ihre Herstellung eine handlungstragende Rolle spielen (u.a. Das tapfere Schneiderlein, Dornröschen, Rumpelstilzchen oder Des Kaisers neue Kleider). Neben kostbar ausgestatteten Märchenausgaben präsentierte die Ausstellung auch zahlreiche und mittlerweile vielfach untergegangene textilbezogene Kulturgüter (Spinnrad, Webstuhl, Schneidertisch etc.) und rückte die Märchen damit in den Gesamtzusammenhang der Kulturgeschichte. Ein reiches Begleitprogramm für Kinder, Erwachsene und Familien sowie für Kindergärten und Schulklassen machte die Märchen mit allen Sinnen erfahrbar. Begleitend zur Ausstellung erschien eine reich mit farbigen und schwarz-weißen Abbildungen ausgestattete Broschüre. Die fünf Beiträge vermitteln lesenwert und fachkundig Hintergrundwissen zur Bedeutung von Textilien im Märchen, darunter oft auch magische wie etwa die Pantoffeln des kleinen Muck, sowie zu den Techniken und Rahmenbedingungen ihrer Herstellung. Die Broschüre schließt mit kurzer Auswahl von fünf Märchen mit texti-

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lem Hintergrund (u.a. Die faule Spinnerin der Brüder Grimm und das japanische Märchen Der Dank des Kranichs) sowie Verzeichnis der verwendeten Sekundärliteratur. Herausragend war die vom Museumsberg Flensburg konzipierte und gezeigte Sonderausstellung Grimms Märchen und der Jugendstil (17.06.12–09.09.12). Zu sehen waren zahlreiche Objekte der Jugendstilkunst aus Malerei, Skulptur und Kunstgewerbe zu diversen Märchenmotiven der Brüder Grimm. Schwerpunkt der Ausstellung waren, neben den kostbaren Scherrebeker Jugendstil-Bildteppichen, Märchenillustrationen und -bücher herausragender Jugendstilkünstler wie Walter Crane, Heinrich Vogeler, Otto Ubbelohde, Heinrich Lefler oder Joseph Urban. Die Exponate entstammten dem eigenen reichen Flensburger Bestand an Jugendstilkunst, ergänzt um Leihgaben bedeutender Museen sowie privater Leihgeber. Ausstellungsbegleitend erschien ein sorgsam und von Einband und Vorsätzen bis hin zu Druck und Schrift hochwertig und bibliophil gemachtes Katalogbuch mit reicher illustrativer Ausstattung und kompetenten Beiträgen, die trotz der gebotenen Kürze und des begrenzt zur Verfügung stehenden Raumes ihrem facettenreichen Thema jeweils fundiert gerecht werden. Im Anschluss an Einführung und Vorwort behandelt Michael Fuhr, Direktor des Flensburger Museumsbergs, in seinem grundlegenden Beitrag Kinder und Kunst im Jugendstil. Dorothee Bieske, ausgewiesenen Bildteppich-Expertin, widmet sich den Märchenmotiven auf den gewebten und äußerst seltenen und kostbaren Bildteppichen, die nach Entwürfen von u.a. Otto Eckmann, Heinrich Vogeler oder Otto Ubbelohde in der Webschule im kleinen schleswig-holsteinischen Ort Scherrebek ausgeführt wurden, die von 1896–1903 bestand. Die namhafte Märchen-Illustration Expertin Regina Freyberger schließlich bietet Überblick über Das Märchenbuch im Jugendstil. Sie geht dabei auf Walter Crane als Wegbereiter ein, untersucht bedeutende Märchenbuchreihen, die ab 1893, dem Erlöschen des Urheberrechts der KHM, entstanden (darunter die Jungbrunnen-Reihe, Gerlachs Jugendbücherei, Scholz` Künstlerbilderbücher, die Reihe der Märchenbilderbücher des Hannoveraner Verlages Molling u.v.a. mehr), untersucht den Einfluss von Arthur Rackham und die Auseinandersetzung mit der Tradition bei Vogeler und Ubbe-

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lohde. Den Abschluss des beeindruckenden Kataloges bietet ein hilfreiches Gesamtverzeichnis der von den Autoren verwendeten Sekundärliteratur. Der renommierte NordSüd Verlag zeigte in seinen Verlagsräumen in Zürich unter dem Titel Spieglein, Spieglein … eine Auswahl der schönsten Illustrationen aus den GrimmMärchenbüchern des Verlages der letzten rd. vier Jahrzehnte (24.10.12–21.12.12). Gestaltungsprinzip der Ausstellung war die Gegenüberstellung der unterschiedlichen bildkünstlerischen Umsetzung desselben Märchens (z.B. Hänsel und Gretel, Rapunzel, Der Froschkönig) durch verschiedene herausragende zeitgenössische Künstler und Künstlerinnen wie etwa Bernadette, Dorothée Duntze, Maja Dusikova, Jürg Obrist, Binette Schroeder oder Lisbeth Zwerger. Persönliche Stellungnahmen der beteiligten Künstler zu ihrer jeweiligen Interpretation ergänzten die Exponate, darunter auch Originalillustrationen als Leihgaben aus dem Troisdorfer Bilderbuchmuseum. Begleitend zur Ausstellung erschien eine sehr schön farbig bebilderte Broschüre, die die Exponate und die Stellungnahmen der beteiligten Künstler dokumentiert und im Anhang, begrüßenswert, ein Verzeichnis der ausgestellten Illustrationen mit allen nötigen bibliografischen Daten sowie ein Verzeichnis der Erstausgaben der berücksichtigten Märchenbücher bietet. Besonders attraktiv ist die vom Kulturbüro der Stadt Konstanz im historischen Richental-Saal im Kulturzentrum am Münster ausgerichtete Ausstellung MärchenBilder (08.12.12–03.02.13). Die Ausstellung ist der zeitgenössischen Illustration der Grimm`schen KHM gewidmet und verdeutlicht anhand von Originalillustrationen zu rd. 50 Märchen von insgesamt 25 namhaften Künstlerinnen und Künstler aus den 1960er Jahren bis zur Gegenwart die künstlerische Entwicklung der Märchenillustration der zurückliegenden rd. 50 Jahre in deutschsprachigen Raum. Mit Werken vertreten sind u.a. Binette Schroeder, Lisbeth Zwerger, Horst Lemke, Aljoscha Blau, Nikolaus Heidelbach, Susanne Smajic und Lieselotte Schwarz. Die Exponate der sehenswerten Ausstellung, die durch ein reiches Veranstaltungsprogramm für alle Altersgruppen aus Theateraufführungen, Lesungen, Führungen, Workshops u.a. begleitet wird, wurden vom Troisdorfer Bilderbuchmuseum Burg Wissem zur Verfügung gestellt und durch Leihgaben der beteiligten Künstler ergänzt. Angesichts der Breite und Fülle der Präsentation ist das Fehlen einer Begleitpublikation bedauerlich – vielleicht entschließen sich die Ausstellungsmacher, eine solche doch noch zu erstellen, Thema und Ausstellung wären es mehr als wert!

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Die Staatsbibliothek zu Berlin veranstaltete in enger Kooperation mit der Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel der Berliner Humboldt-Universität und mit MÄRCHENLAND – Deutsches Zentrum für Märchenkultur unter dem Titel Rotkäppchen kommt aus Berlin! (09.11.12–05.01.13) die mit mehreren 100 Exponaten wohl umfangreichste Ausstellung anlässlich des 200. Jubiläums der KHM im Berichtszeitraum. Die breite Auswahl der Exponate stellten die Ausstellungsmacher (allen voran: Carola Pohlmann) aus dem großen Fundus der Staatsbibliothek zu Berlin und ihren Sondersammlungen zusammen, ergänzt um zahlreiche Leihgaben rd. 40 institutioneller und privater Leihgeber, darunter auch Nachfahren von Jacob und Wilhelm Grimm, die persönliche Gegenstände aus deren Besitz zur Verfügung stellten, die bislang noch nie öffentlich gezeigt werden konnten. Gegenstand der Ausstellung ist zunächst die Druck-, Illustrations- und Publikationsgeschichte der KHM, deren 1. Band vom Berliner Verleger Georg Andreas Reimer im Dezember 1812 in der Realschulbuchhandlung in Berlin veröffentlicht wurde. Diese wurde anhand der wichtigsten historischen und aktuellen Zeugnisse von der Erstausgabe 1812 an bis auf die Gegenwart beleuchtet. Zu sehen waren wertvolle handschriftliche Originaldokumente (z.B. Briefwechsel zwischen Wilhelm Grimm und Andreas Reimer zur Erstveröffentlichung der KHM), alle zu Lebzeiten der Brüder Grimm in Berlin erschienenen deutschsprachigen Ausgaben der Großen Ausgabe der KHM, rd. 100 in Berlin veröffentlichte Ausgaben der KHM von der Mitte des 19. Jhs. bis zur Gegenwart, die in ihrer Gesamtheit die große Bandbreite der Märchenpublikationen spiegeln, sowie rd. 30 Originalillustrationen Berliner Künstlerinnen und Künstler zu den KHM, darunter die Originale von Klaus Ensikat zu seinen Bremer Stadtmusikanten. Weitere Themen der Ausstellung waren die Umsetzung der Märchen in Bühnenstücke und Vertonungen sowie die Verdeutlichung des Lebens und Wirkens der Brüder Grimm in Berlin, die dort seit 1841 bis zu ihrem Tode lebten. Ausstellungsbegleitend erschien ein reich bebilderter und großformatiger Katalogband mit Beiträgen von insgesamt 13 verschiedenen Autorinnen und Autoren, die die Themen der Ausstellung spezifizierend aufgreifen und vertiefend behandeln. Gegenstand der Beiträge sind etwa die MärchenHandbibliothek der Brüder Grimm (Berthold Friemel), die Kinder- und Hausmärchen in den Berliner Tagebüchern der Brüder Grimm (Stephan Bialas), Berliner Ausgaben der Kinder- und Hausmärchen nach 1945 (Rüdiger Steinlein), Historische Illustrationen in Berliner Ausgaben der Kinder- und Hausmärchen (Regina Freyberger), Berliner Grimm-Illustrationen vom Ende des 2. Weltkriegs bis zu Gegenwart (Carola Pohlmann), die Grimm-Bestände in der Kinder- und Jugendbuchabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin (Heinz Wegehaupt), die Recherche Grimms Märchen auf Berliner

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Schauspielbühnen 1844–1990 (Kristin Wardetzky) oder Hänsel und Gretel als Kinderoper heute (Constanze Rora). Der breit angelegte und sehr informative Band schließt mit Personenregister, Hinweise zu den Autorinnen und Autoren sowie Bildnachweis. Speziell für Kinder erschien zudem ein eigener Ausstellungsführer mit Bastelbogen, der spielerisch aufbereitete Informationen zur Ausstellung vermittelt und sich auch für den Einsatz in Schulen und zur Unterrichtsvorbereitung eignet. Das Troisdorfer Bilderbuchmuseum Burg Wissem widmete in Veranstaltergemeinschaft mit der IJB München dem vielfach ausgezeichneten Illustrator und Zeichner Ole Könnecke (08.09.12–11.11.12) eine große und beeindruckende Werkschau, die in Anwesenheit des Künstlers eröffnet wurde. Zu sehen waren nicht nur Originale zu den bekanntesten und beliebtesten Werken des 1961 in Göttingen und heute in Hamburg lebenden Künstlers (Dr. Dodo, die Antonund die Lola-Serie), sondern auch unbekannte und bislang noch nie gezeigte Skizzen und freie Arbeiten. Der begleitend zur Ausstellung erschienene Katalog ist verdienstvoll und bietet erstmals einen umfassenden Überblick über das in den zurückliegenden rd. 20 Jahren gewachsene Werk von Ole Könnecke. Im Anschluss an das informativ einführende Vorwort (Maria Linsmann, Christiane Raabe) behandeln die Textbeiträge des opulent mit farbigen und schwarz-weißen Abbildungen ausgestatteten Kataloges das facettenreiche Gesamtwerk von Ole Könnecke (gewohnt kompetent und fundiert: Maria Linsmann) und geben essayistisch Einblick in die Zusammenarbeit mit dem Künstler aus der Sicht des Verlegers (Michael Krüger) und des von Könnecke illustrierten Autors (Zoran Drvenkar). Mit einer dreiteiligen Auswahlbibliographie (Bücher mit Text und Illustration von Ole Könnecke; Bücher mit Illustrationen von Ole Könnecke; von Ole Könnecke übersetzte Bücher) und einem Auswahlverzeichnis der dem Künstler verliehenen Auszeichnungen bietet der gelungene Katalog zudem hilfreich weiterführende Informationen. Im Anschluss an Troisdorf wandert die Ausstellung weiter und war/ist zu sehen in der Stadt- und Schulbücherei Gunzenhausen (27.11.12–13.01.13) sowie in der Stadtbibliothek Braunschweig (14.02.13–13.04.13), bevor sie dann in der IJB München gezeigt wird (07.06.13–22.09.13). Zu den unbestrittenen Klassikern der internationalen KJL zählen die beiden vom englischen Mathematikdozent Charles Lutwidge Dodgson (1832–1898) erfundenen und unter dem Pseudonym Lewis Carroll veröffentlichten Erzählungen Alice im Wunderland (1865) und Alice hinter den Spiegeln (1871). Die Hamburger Kunsthalle widmete den

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beiden Alice-Büchern und ihrer Titelfigur nun die breit und intermedial angelegte Ausstellung Alice im Wunderland der Kunst (22.06.12–30.09.12). Diese wurde von einem umfangreichen museumspädagogischem Programm begleitet und vermittelte anhand von rd. 200 Exponaten aus 150 Jahren (Gemälde, Skulpturen, Illustrationen, Zeichnungen, Filme, Rauminstallationen etc.) erstmals umfassenden Überblick über die unterschiedlichen und vielfältigen künstlerischen Reaktionen und Interpretationen, die der Alice-Stoff seit seiner Einführung in die Welt des Kinderbuches Anfang der 1860er Jahre erfuhr. Die Hamburger Alice-Ausstellung war dabei eine stark modifizierte und um eigene Bestände sowie Leihgaben aus renommierten internationalen Museen und Privatsammlungen erweiterte Version der zuvor in der Tate Liverpool gezeigten Alice-Ausstellung (04.11.11– 25.01.12). Begleitend zur Hamburger Ausstellung erschien ein namensgleicher und reich illustrierter Katalog im Großformat. Dieser basiert auf dem Tate-Katalog, wurde aber auf den deutschen Kontext spezifiziert, neu ausgerichtet und z.T. neu geschrieben. Im Anschluss an das informativ einführende Vorwort gibt Benjamin Schulz, Kurator in Liverpool und Hamburg, in seinem grundlegenden Beitrag Alice im Museum Überblick über Autor und Entstehung der Alice-Bücher, deren Rezeption vom 19. Jh. an bis in die 1960er Jahre, den Einfluss von Alice auf Malerei, bildende Kunst, Musik, Film und Theater sowie über die Illustrationsgeschichte der Alice-Bücher. Gegenstand weiterer der insgesamt 14 instruktiven Artikel des Kataloges sind u.a. Lewis Carroll und die viktorianischen Kunstwelt, die Handzeichnungen Carrolls zum AliceManuskript 1864 und die wegweisenden Illustrationen von John Tenniel in der Erstveröffentlichung, die maßgeblich zum Erfolg des Buches beitrugen, Alice als Symbolgestalt für die Surrealisten, Alice in der Kunst der 1960er und 1970er Jahre sowie handlungstragende Einzelaspekte der beiden Alice-Bücher, so etwa die Bedeutung des Schachbretts, des Spiegels, des Faktors Zeit oder der Metamorphosen der Dinge. Den Abschluss des fulminanten Kataloges bildet ein mehrteiliges Registerwerk aus Verzeichnis der Exponate mit allen jeweils erforderlichen Daten, Verzeichnis der Leihgeber sowie Bild- und Fotonachweis. Im September 1912 erschien im Berliner Verlag Schuster & Loeffler die noch unillustrierte Erstauflage von Die Biene Maja und ihre Abenteuer. Ein Roman für Kinder von Waldemar Bonsels (1880–1952). Das Buch (die erste illustrierte Ausgabe erschien 1920 bei Rütten & Loening) wurde sofort ein ungeheurer Erfolg, verschaffte dem bis dahin nicht wirklich erfolgreichen Bonsels wirtschaftliche Unabhängigkeit und ist bis heute weltweit ungeheuer populär. Bereits zu Beginn der 1920er Jahre hatte die Auflage die Grenze von mehr als 500.000 Exemplaren überschritten, erste Verfilmungen

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setzen ab 1926 ein und die vom ZDF Mitte der 1970er Jahre gestartete TVZeichentrickfilmserie Die Biene Maja mit der von Karel Gott gesungenen Titelmelodie machten Stoff und Buch erneut breit und global präsent. Der 100. Geburtstag der vermutlich berühmtesten Biene der Welt war nun Anlass für die Sonderausstellung Maja – Die Biene aus Schleissheim (22.05.12–23.09.12). Diese wurde von der unweit der bayerischen Hauptstadt München gelegenen Gemeinde Oberschleissheim in Kooperation mit der Waldemar-Bonsels-Stiftung und dem Literaturhaus München veranstaltet. Bonsels und sein Freund, der Literat Bernd Isemann, lebten 1910–1912 mit ihren jungen Familien in der von Isemann gekauften Villa an der Freisinger Straße in Schleissheim (heute: Oberschleissheim) und dort schrieb Bonsels, nach aktuellen literaturwissenschaftlichen Ergebnissen und Recherchen in Archiven wohl im Sommer 1910, die Biene Maja – inspiriert von der naturprächtigen Kulisse des mehr als 15.000 m² großen Gartens der Villa Isemann und des der Villa unmittelbar gegenüberliegenden Schleissheimer Schlossparks. Die von einem abwechslungsreichen Programm (Lesungen, Vorträge, Film- und Musical-Aufführungen) begleitete Ausstellung stellte mit zahlreichen Exponaten den Maja-Autor Bonsels, die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte von Maja und das kreative, künstlerisch geprägte Umfeld im Schleissheim der Jahrhundertwende vor, in das Bonsels 1910 eintauchte. Die zur Ausstellung erschienene und für ein breites Publikum gedachte Begleitbroschüre bereitet in vier Kapiteln die Ausstellung und ihre Inhalte in Wort und Bild auf. In die Textbeiträge flossen auch die jüngsten Forschungsergebnisse zu Bonsels und zur Entstehung der Biene Maja ein (u.a. die Erkenntnisse der Dissertation von Harald Weiß Der Flug der Biene Maja durch die Welt der Medien aus dem Jahr 2012 sowie die der Fachtagung 100 Jahre Biene Maja – Waldemar Bonsels’ Literatur und ihre Folgen, veranstaltet vom Literaturhaus München und der Bonsels-Stiftung im März 2011). Im Anhang bietet die Broschüre eine Zeittafel zu Waldemar Bonsels sowie, für vertieft Interessierte, ein kurzes Verzeichnis der herangezogenen weiterführenden wissenschaftlichen Literatur. Anita Albus, 1942 in München geboren, studierte Grafik an der Volkwangschule in Essen-Werden und veröffentlichte ihr erstes und bis heute bekanntestes Kinderbuch Der Himmel ist mein Hut, die Erde ist mein Schuh 1973 im Insel-Verlag. 1978 folgte, ebenfalls bei Insel, die Kinderlied-Sammlung Eia Popeia etcetera. Bekannt und vielfach ausgezeichnet ist Anita Albus durch und für ihre präzisen und naturalistischen Tier- und Pflanzendarstellungen. Anlässlich ihres 70. Geburtstages widmete das Detlefsen-Museum in Glückstadt der Künstlerin die Werkschau Von seltenen Vögeln und Pflanzen. Das künstlerische Werk von Anita Albus (25.03.12–21.10.12) mit rd. 50 ausgestellten

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Ölbildern und Aquarellen. Die begleitend zur Ausstellung erschienene kleine Broschüre vermittelt mit Text und farbigen Abbildungen Ein- und Überblick über Leben und Werk von Anita Albus und bietet im Anhang ein Register mit bio-bibliografischen Daten sowie Verzeichnis der der Künstlerin verliehenen Auszeichnungen. Die LudwigGalerie Schloss Oberhausen präsentierte unter dem Titel Ulf K. – Der Poet unter den Comic-Zeichnern (28.10.12–13.01.13) die erste umfassende Einzelausstellung zum 1969 in Oberhausen geborenen Künstler Ulf K. (d.i. Ulf Keyenburg). Diese bot anhand von mehr als 200 Original-Zeichnungen und -Drucken aus allen Schaffensphasen trefflichen Überblick über die künstlerische Entwicklung von Ulf K. von den ersten und frühen Arbeiten der 1990er Jahre an bis auf die Gegenwart. Neben dem Zeichnen von Comics widmet sich Ulf K. auch sehr erfolgreich der Illustration von Kinderbüchern – zu seinen bekanntesten Arbeiten zählen hier die Serie um den Kleinen Herrn Paul und die Akkuratus-Reihe (die Texte der Titel beider Reihen stammen jeweils von Martin Baltscheit, Studienkollege und langjähriger Freund von Ulf K.) sowie die 2011 entstandene Reihe um Lasse. Mittlerweile zählt Ulf K. zu den wichtigsten zeitgenössischen Zeichnern und Illustratoren im deutschsprachigen Raum. Mit der ihm gewidmeten Werkschau gelang der LudwigGalerie, erneut finanziell großzügig unterstützt durch die Peter und Irene Ludwig Stiftung, ihre nun, nach den vergangenen großen Werkausstellungen zu Ralf König (2009) und Walter Moers (2011), bereits dritte herausragende Präsentation zur qualitätvollen zeitgenössischen (Comic-)Illustration. Begleitend zur Ausstellung erschien ein bestens gelungener und reich farbig illustrierter Katalog. Dieser bietet im Anschluss an Grußund Vorwort einen grundlegenden und erhellenden Beitrag von Andreas Platthaus zur Welt des Comic-Zeichners Ulf K. (S. 11–26). Volker Hamann (S. 27–38) widmet sich den frühen Comics von Ulf K., einsetzend mit dessen ersten und ab 1995 in Eigenproduktion im Selbstverlag publizierten Heftchen bis hin zum im Reprodukt-Verlag gedruckt veröffentlichten Werk Der Exlibris (2000; im gleichen Jahr zuvor als Vorabdruck und erste Comic-Fortsetzungsfolge in der FAZ überhaupt). Das erste Werk von Ulf K., das nicht eigenproduziert und selbstverlegt erschien, war sein Comic-Album Der Mondgucker – es kam 1998 in der Edition Panel heraus. Nina Dunkmann analysiert am Vergleich der Originale mit dem fertigen Buch Technik und Arbeitsweise des Künstlers (S. 39–49) und Christine Vogt behandelt den ganz eigenen Architekturstil in den Zeichnungen von Ulf K., der sowohl durch nachhaltige Eindrücke während eines Auslandssemesters in Paris aus 1995 und die großstädtische Architektur der SeineMetropole inspiriert ist wie durch die Industrie-Architektur seiner geliebten Heimat, des Ruhrgebietes (S. 53–71). Der mehrteilige Anhang des Kataloges bietet eine Kurzbiographie von Ulf K., eine nach Gattungen geordnete Bibliografie (Comics, Kinderbücher, Bücher), ein Verzeichnis der Sekundärliteratur sowie Bildnachweise.

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Zum Schluss des vorliegenden Beitrages meine große Anerkennung für eine außergewöhnliche Ausstellung: das Kunstmuseum Bern konzipierte in Zusammenarbeit mit dem Verein und der Stiftung Ernst Kreidolf und dem Bunkamura Museum of Art, Tokio, die mit über 200 Werken bislang größte und umfangreichste Retrospektive zum Werk von Ernst Kreidolf. Diese wurde unter dem Titel Talking Flowers, Fairies and Butterflies – The Universe of Ernst Kreidolf am 19. Juni 2012 in Tokio eröffnet (dort bis 29.07.12) und anschließend in drei weiteren japanischen Museen gezeigt (Koriyama City Museum of Art: 04.08.12–17.09.12; Toyama Museum of Modern Art: 10.11.12–27.12.12; Yokohama SOGO Museum of Art: 30.01.13–24.02.13). Die Ausstellung basierte auf den Beständen des Vereins und der Stiftung Ernst Kreidolf, die im Berner Kunstmuseum untergebracht sind, und stellte den berühmten Schweizer Malerdichter in dieser Dimension erstmals in Japan vor – mit ungeheurem Erfolg. Allein in Tokio hatte die Ausstellung binnen der sechswöchigen Laufzeit rd. 40.000 begeisterte Besucher und verkaufte sich der begleitend erschienene und fulminante Katalog ca. 5.500 mal – eine riesige Resonanz, die in Europa so nur schwer vorstellbar ist, leider. Der ausstellungsbegleitend erschienene und durchgängig zweisprachig in japanischer und englischer Sprache gehaltene Katalog ist nur in Japan und nicht in Europa käuflich zu erwerben. In insgesamt fünf großen Kapiteln stellt er mit zahlreichen farbigen Abbildungen aus und von Werken von Kreidolf und mit fundierten Textbeiträgen (u.a. Roland Stark über Ernst Kreidolf und seine Bilderbücher; Barbara Stark über Ernst Kreidolf als Maler) Leben und Werk von Kreidolf vor. Alle Abbildungen sind sorgfältig und mit allen erforderlichen bibliografischen Angaben versehen und das dem Katalog zum Schluss beigefügte Registerwerk ist umfassend. Es beinhaltet ein Verzeichnis der Erstausgaben der Bilderbücher Kreidolfs, eine chronologisch geordnete Bio-Bibliographie des Künstlers, ein Verzeichnis relevanter Sekundärliteratur und von Ausstellungskatalogen zu Kreidolf, eine Liste der Exponate mit Angabe des jeweiligen Bild-/Buchtitels, Datum der Entstehung sowie Verweis auf die Seite(n) der Wiedergabe im Katalogteil. Beigelegt ist dem Katalog überdies ein verkleinerter Reprint der Erstausgabe der Blumenmärchen aus dem Jahr 1898, übersetzt ins Japanische. Über eine Übernahme der fertig konzipierten Ausstellung durch hiesige Institutionen und Museen würde sicher nicht nur ich mich freuen – die Ausstellung präsentiert Leben, Werk und Wirkung von Ernst Kreidolf in bislang nicht dagewesener Dimension und sollte auch hier zugänglich gemacht und gezeigt werden. Erfreulicher Ausblick für Kreidolf-Interessierte schon jetzt: 2013 jährt sich der Geburtstag des 1863 in Bern geborenen Künstlers zum 150. Mal. Aus Anlass dieses Jubiläums bereitet der Verein Ernst Kreidolf die Ausstellung Ernst Kreidolf und die Tiere vor. Diese soll zu-

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nächst im Kunstmuseum Bern (21.06.13–29.09.13) und anschließend in der Städtischen Wessenberg-Galerie in Konstanz gezeigt werden (15.03.14–11.05.14). Ein Begleitkatalog zur Ausstellung ist geplant. Bibliografie der besprochenen Kataloge/Medien Detlefsen-Museum (Hrsg.): Von seltenen Vögeln und Pflanzen. Das künstlerische Werk von Anita Albus. Begleitbroschüre zur gleichnamigen Ausstellung im Detlefsen-Museum in Glückstadt v. 25.03.12–21.10.12. Glückstadt: 2012 [Glückstädter Museumsheft Nr. 14]; [15 unpag. S., farb. Abb., Rückenklammerheftung]. Fuhr, Michael (Hrsg.): Grimms Märchen und der Jugendstil. Katalogbuch anlässlich der gleichnamigen Ausstellung auf dem Museumsberg Flensburg v. 17.06.12–09.09.12 und im Kreismuseum Zons v. 14.07.12–13.10.12. Flensburg: 2012 [86 S., zahl. farb. u. s/w. Abb., Hardcover, 14,90 €]. Gaßner, Hubertus; Görgen, Annabelle & Schulz, Christoph Benjamin (Hrsg.): Alice im Wunderland der Kunst. Katalog zur Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle, Galerie der Gegenwart, v. 22.06.12–30.09.12. Ostfildern: Hatje Cantz 2012 [192 S., zahlr. farb. u. s/w. Abb., brosch., 29,80 €]. Gemeinde Oberschleissheim (Hrsg.): Maja – Die Biene aus Schleissheim. Text: Klaus Bachhuber. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung v. 22.05.12–23.09.12. Oberschleissheim: 2012 [26. S., farb. u. s/w. Abb.; Rückenklammerheftung, 4,- €]. Heimatmuseum Seulberg (Hrsg.): Es waren einmal zwei Brüder. 200 Jahre Grimms Märchen. Begleitbroschüre zur Sonderausstellung „Es waren einmal zwei Brüder“ v. 22.04.12.– 28.06.12. Friedrichsdorf-Seulberg: 2012. [20 S., farb. u. s/w. Abb., Rückenklammerheftung]. Lemke, Christina & Bitsche, Herwig: Spieglein, Spieglein … Die schönsten Illustrationen zu den Märchen der Brüder Grimm. Sonderdruck anlässlich der Ausstellung „Spieglein, Spieglein … “ v. 24.10.12–21.12.12. Zürich: NordSüd Verlag 2012 [14 unpag. S., zahlr. farb. Abb., brosch.]. Linsmann, Maria (Hrsg.): Ole Könnecke. Mit Beiträgen von Zoran Drvenkar, Michael Krüger, Maria Linsmann, Christiane Raabe. Katalog zu den gleichnamigen Ausstellungen im Bilderbuchmuseum Burg Wissem v. 08.09.12–11.11.12 und in der Internationalen Jugendbibliothek v. 07.06.13 – 22.09.13. Troisdorf: Burg Wissem – Bilderbuchmuseum der Stadt Troisdorf 2012 [40 S., zahlr. farb. u. s/w Abb., brosch., 15,- €]. LWL-Industriemuseum – Textilmuseum in Bocholt (Hrsg.): Stroh zu Gold – Spindel, Schiffchen, Märchenhelden. Broschüre zur gleichnamigen Sonderaustellung v. 20.04.12–09.09.12. Essen: Klartext Verlag 2012 [Ausstellungsschriften 6]. [63 S., zahlr. farb. u. s/w. Abb., Rückenklammerheftung, 5,20 €]. Pohlmann, Carola & Friemel, Berthold: Rotkäppchen kommt aus Berlin! 200 Jahre Kinder- und Hausmärchen in Berlin. Begleitkatalog zur gleichnamigen Ausstellung in der Staatsbibliothek zu Berlin v. 09.11.12–05.01.13. Berlin: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz 2012 [Ausstellungskatalog N.F. 57]. [256 S., zahlr. farb. u. s/w Abb., brosch., 18,90 €]. The Bunkamura Museum of Art (Hrsg.): Talking Flowers, Fairies and Butterflies – The Universe of Ernst Kreidolf. Tokio: Bunkamura 2012 [284 S., zahlr. s/w u. farb. Abb., Hardcover mit cellophaniertem und farbig bedrucktem Schutzumschlag; beigelegt: verkl. Reprint der „Blumenmärchen“, Ausgabe 1898, in japanischer Sprache; Hardcover]. Vogt, Christine (Hrsg.): Ulf. K. – Der Poet unter den Comic-Zeichnern. Beleitkatalog zur gleichnamigen Ausstellung in der LuwigGalerie Schloss Oberhausen v. 28.10.12–13.01.13. Wuppertal: EDITION 52 Verlag 2012 [80 S., zahlr. s/w u. farb. Abb., Hardcover, 19,90 €].

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Rezensionen FRANZ-JOSEF PAYRHUBER

Aufgelesen – ausgelesen

Romane „Die beinahe wahre Geschichte von Bertie und Lisa“ verheißt der Umschlagtext den Leserinnen und Lesern des neuen Romans von Klaus Kordon – und das ist nicht bloß eine Werbeaussage, die neugierig machen soll. Das letzte Kapitel des Romans, in dem der Autor die personale Er-Erzählweise verlässt und seinen Protagonisten Manni Lenz, den Sohn von Bertie und Lisa, „Ich“ sagen und berichten lässt, was er von seiner Mutter kurz vor ihrem unerwarteten Krebstod über sie und sich selbst erfuhr, gibt zu erkennen, dass die Geschehnisse stark autobiographisch beeinflusst sind. Manni Lenz ist das Alter Ego des Autors, bereits im früheren Roman Krokodil im Nacken, der von seinem Gefängnisaufenthalt in der ehemaligen DDR wegen versuchter Republikflucht handelte, hatte er für sich diesen Namen gewählt. Beide Bücher aber bezeichnet Klaus Kordon ausdrücklich als „Romane“ und nicht etwa als Dokumentarberichte, auch wenn die Fakten der Familiengeschichte, wie u.a. aus mehreren Interviewäußerungen von ihm bekannt ist, ebenso authentisch sind wie die historischen Daten und Fakten, die in Das Karussell die erste Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts mit den beiden Weltkriegen und der Zwischenkriegszeit betreffen. Die Romanform gibt Kordon die Möglichkeit, eigene Erzählwelten zu erschaffen, die der Wirklichkeit nachgebildet sind, sie aber nicht bloß abbilden. Lisa und Bertie, die beiden Hauptfiguren in Das Karussell wissen zunächst nichts voneinander und bewegen sich doch aufeinander zu, als wären sie füreinander bestimmt. Als die beiden sich begegnen, haben sie schon so manches erlebt. Kapitelweise abwechselnd erzählt Klaus Kordon im ersten Teil des Buches, dem er die Überschrift „Mutter – Vater – Kind“ gibt, beider Vor-Geschichte. Das im Harz aufgewachsene Berliner Servierfräulein Lisa Gerber, der der Erste Weltkrieg den geliebten Vater geraubt und deren Mutter durch die Inflation ihre gesamten Ersparnisse verloren hatte, traute sich im Berlin der 1920er Jahre zusammen mit ihrem Mann Georg eine eigene Kneipe zu eröffnen. „Bier geht immer“, behauptete der und sprach damit eine Lebensweisheit aus, die sich wie eine Konstante durch das ganze Buch zieht. Mit Georg war Lisa aber nur ein kurzes Glück beschieden, nach seinem frühen Tod musste sie mit ihren beiden Kindern die schwere Zeit in und nach der Weltwirtschaftskrise allein bestehen. Bertie Lenz musste seine Kindheit und Jugend im Waisenhaus zubringen. Die Mutter hatte den unehelich geborenen Sohn notgedrungen in diese Anstalt gesteckt, wollte ihn aber auch dann nicht haben, als sie selbst in gesicherten Verhältnissen lebte. Allein die Halbschwester Greta begegnete ihm mit unvoreingenommener Zuneigung. Als sie Bertie mit der Mutter zum ersten Mal im Waisenhaus besucht, schenkt sie ihm ein Blechkarussell, das dieser nun hüten würde wie seinen Augapfel. Leitmotivisch steht dieses Karussell, das dem Roman den Titel gibt, für Berties bleibende Sehnsucht nach Liebe

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Rezensionen

und Wärme, nach Zugehörigkeit zu einer Familie. Bis er das aber bei Lisa findet, ist er bereits dreißig Jahre alt. Er hatte Maurer gelernt, lebte zur Untermiete und saß auch ein paar Mal im Gefängnis. Als er mehr zufällig in Lisas Kneipe landet und sich dort mit SA-Leuten anlegt, verhilft sie ihm zur Flucht. Dann steht er plötzlich vor ihrer Tür und will nicht mehr fort. Doch den beiden bleibt für ihre Liebe nicht viel Zeit, denn 1939 beginnt der Krieg, und ein Jahr später wird Bertie eingezogen und kommt nach Russland. Eindrücklich schildert Klaus Kordon, wie die Terrorherrschaft der Nazis um sich greift; am Beispiel des Ehepaars Rosenzweig, die zu den Stammgästen der Kneipe gehören, beschreibt er den Vernichtungswahn der Nazis gegenüber den Juden. Mit Bertie lässt er seine Leserinnen und Leser den Irrsinn des Krieges und konkret des grauenvollen russischen Winters erfahren. Von einer schweren Verwundung halbwegs genesen, bekommt Bertie ein paar Wochen Heimaturlaub. Es ist die letzte gemeinsame Zeit des Ehepaars. Als 1943 sein Sohn Manni geboren wird, ist Bertie bereits gefallen. Weil er aber als vermisst gemeldet wurde, begann für Lisa eine lange Zeit des Wartens, bis Jahre nach Kriegsende ein Kamerad ihres Mannes Gewissheit brachte. Als Erinnerung an Bertie bleibt das kleine buntes Blechkarussell zum Aufziehen. „Die beinahe wahre Geschichte von Bertie und Lisa“ ist „ein wunderbarer Familienroman“ und zugleich „eine meisterhafte Milieustudie“ – hierin ist dem Klappentext uneingeschränkt zuzustimmen. Erzählt wird diese Geschichte aber nicht bloß um ihrer selbst willen. In unaufdringlicher Pädagogik gibt Klaus Kordon mit ihr seinen Leserinnen und Lesern auch Denkanstöße für das Handeln in ihrer eigenen heutigen Lebenswirklichkeit. Klaus Kordon: Das Karussell. Beltz u. Gelberg Verlag, Weinheim 2012. ISBN 9783407811141. 455 S., 19,95 €.

Vor 25 Jahren erschien im Arena Verlag Willi Fährmanns Buch Der überaus starke Willibald, das zu einem der erfolgreichsten und beim jungen Publikum beliebtesten Bücher des renommierten Autors werden sollte. Es ist bis heute auf dem deutschen Buchmarkt erhältlich, ist in mehrere Sprachen übersetzt und von professionellen Bühnen wie von Schultheatern vielfach als Schauspiel, Musical, Sing- oder Tanzspiel adaptiert worden und wird bis heute in vielen (Grundschul-)Klassen gelesen. Ein gewichtiges Kriterium dieser außergewöhnlichen Rezeption ist zweifelsohne der Spaß, den Kinder an der Mäusegeschichte haben und der auch von Autor intendiert ist. Dazu kommt, dass der sich als Fabel präsentierende Kinderroman noch eine zweite Bedeutungsebene hat, die sich ganz allgemein auf das Entstehen und Vergehen von Macht, auf Methoden der Machtergreifung, Machtausübung und Machtverlust bezieht, in vielen Details aber auch Analogien zur Gewalt- und Willkürherrschaft der Nationalsozia-

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listen im „Dritten Reich“ aufweist. In der spannenden Handlung wird erzählt, wie der überaus starke Willibald mit seiner Clique sein Terrorregime im einst demokratischen Mäusestaat des ‚Grauen Hauses’ auf- und ausbaut, dann aber auch wieder, dank des von der lesekundigen Lillimaus angeführten Widerstands des Mäuserudels seine Macht verliert. Eines seiner Opfer aber war der tapfere, mit Lilli in Liebe verbundene Mäusephilipp, er wurde ausgestoßen und somit – vermutlich – dem sicheren Tod ausgeliefert. Und so heißt denn der letzte Satz der Geschichte: „Ob die Lillimaus ihren herzlieben Mäusephilipp wiedergefunden hat, das muss ein andermal erzählt werden.“ 25 Jahre lang hat Willi Fährmann gewartet, bis er das damit seinen jungen Leserinnen und Lesern angekündigte Versprechen eingelöst und die Fortsetzung seines Kinderromans veröffentlich hat. Es ist daraus wieder eine sehr spannende und bedeutungsreiche Geschichte geworden, die der ersten an literarischer Qualität in nichts nachsteht. Eines Tages nimmt Lillimaus ihren ganzen Mut zusammen und verlässt mit ihrer ängstlichen Freundin Friederike das sichere Haus, um sich auf eine gefährliche Suche nach ihrem Mäusephilipp zu begeben, den sie sehr vermisst. Ihre erste große Überraschung ist, dass die große getigerte Katze gar nicht so lebensgefährlich ist, wie man ihnen immer vorgemacht hatte. So überwinden sie erfolgreich die erste Hürde ihrer Abenteuerreise. Mit Hilfe einer Bisamratte kommen die beiden in die große Stadt und gelangen zu König Iwanowitsch, der ein kleines Mäusereich regiert. Dort erhalten sie die Bestätigung, dass Mäusephilipp noch lebt und bekommen auch erste Hinweise auf seinen Aufenthaltsort. Doch auch der überaus starke Willibald ist weiterhin eine Gefahr. Er hat sich, mit Unterstützung seines Helfers Mäusejosef, längst in der Stadt breit gemacht und ist dort zu einer wichtigen und einflussreichen Persönlichkeit geworden. Ihm gefällt gar nicht, dass die aufmüpfige Lillimaus plötzlich auftaucht, und so fasst er einen üblen Plan, um sie endgültig zu vernichten. Lillimaus und Friederike müssen daher im Kampf gegen seine bösartigen Machenschaften eine ganze Reihe von Abenteuern bestehen, bis sie endlich Mäusephilipp wiederfinden. Am Ende aber sind Willibald und Mäusejosef besiegt und die drei Mäuse können glücklich zum Grauen Haus zurückkehren. Die jungen Leser müssen das Buch vom Überaus starken Willibald nicht kennen, um Die Abenteuer der überaus mutigen Lillimaus genießen zu können. Das Buch steht durchaus für sich und bietet sich zur selbstständigen Lektüre an. Mit der ihm eigenen Erzählkunst ist Willi Fährmann wieder ein ebenso spannendes wie auch nachdenklich machendes Buch gelungen. Dass Lillimaus demokratische Verhältnisse hoch schätzt, sich nie anpasst und immer sie selbst bleibt, ist auch ein Modell für menschliches Zusammenleben. Die sehr schönen zwischen Braun und Gelb changierenden Illustrationen von Nadja Rümelin geben der (nicht allein für Jüngere) sehr lesenswerten Geschichte noch einen zusätzlichen Anreiz. Willi Fährmann: Die Abenteuer der überaus mutigen Lillimaus. Mit Zeichnungen von Nadja Rümelin. Arena Verlag, Würzburg 2011. ISBN 9783401067612, 227 S., 13,99 €.

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Fabeln Alle Welt hasse die Wahrheit, wenn sie einen treffe, schreibt Martin Luther im Jahr 1530 in der Vorrede zu seiner Bearbeitung äsopischer Fabeln. Darum hätten solche weisen Leute wie Äsop die Fabeln erdichtet, in die sie die Wahrheit einkleideten, indem sie Tiere miteinander handeln und reden ließen. Mit der Berufung auf Äsop reiht sich Luther ein in eine Tradition europäischer Fabeldichtung, die bis ins griechische Altertum zurückreicht und die nach ihm von Dichtern wie Magnus Gottfried Lichtwer, Jean de La Fontaine, Gotthold Ephraim Lessing, den Brüdern Grimm, Iwan Krylow, Wilhelm Busch, James Thurber und anderen bis in die Gegenwart fortgeführt wurde. Die literarischen Ausgestaltungen der Fabeln, die hierbei entstanden, waren ganz unterschiedlich. Manche Dichter wie etwa La Fontaine, Lichtwer oder die Brüder Grimm hatten Freude an der epischen Ausgestaltung der Handlung oder schrieben unterhaltsame Versfabeln, andere folgten dem Vorbildern von Äsop, Luther und Lessing und verfassten kurze, nüchterne und pointierte Prosafabeln. Auch bei den Themen herrschte eine große Vielfalt. Mal dominierten – beispielsweise in der Epoche der Aufklärung – mehr private Themen wie Entlarvung von Anmaßung und Vorurteilen, Eitelkeit, Dummheit und Aberglauben, sehr oft aber – besonders in Zeiten absolutistischer Herrscher oder autoritärer Systeme – ging es um Missstände und Auswüchse im gesellschaftlich-politischen Leben. Die verfremdende Verlagerung der realen Verhältnisse ins Reich der Tiere ermöglichte Wahrheiten auszusprechen, die im ‚Klartext’ mit Gewissheit Sanktionen nach sich gezogen hätten. Nicht zuletzt mit den Stilmitteln des Witzes, der Ironie und der Satire nahmen die Dichter in ihren politischen Fabeln entschlossen Stellung, hinterfragten sie die ständische Ordnung, kritisierten die Unterdrückung der Niederen durch Obrigkeit und Adel und wendeten sich gegen jegliche Gewalt und Willkür. Die im Berliner Tulipan Verlag erschienene Anthologie Fabeln aus aller Welt versammelt eine mit Sorgfalt getroffene Auswahl des skizzierten europäischen Fabelschatzes. Ihrem im Titel ausgedrückten Anspruch entsprechend ergänzt sie diesen um eine Anzahl von Geschichten aus Afrika, Lateinamerika und Asien, bei denen die Gattungsgrenzen im Vergleich zu unserer stark von Lessing geprägten Fabelauffassung fließend sind. Ungeachtet ihrer manchmal märchenhaften Erzählweise sind diese aber eine Bereicherung des opulenten Bandes. Die fantastischen Bilder des Berliner Illustrators Karsten Teich schmücken die aus älterer und neuerer Zeit stammenden Fabeln und richten die Aufmerksamkeit auf besonders prägnante Momente der Fabelgeschichten. Zuweilen spitzen sie auch wirkungsvoll die Lehre, die ‚Moral von der Geschichte’ zu, die jede Fabel auf ihre Weise vermitteln will. Ein kurzes Vorwort der Autorin und Journalistin Sybil Gräfin Schönfeldt informiert kurzweilig über

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die bis heute gültige Relevanz einer traditionsreichen Gattung für junge Leserinnen und Leser und ihre erwachsenen Mitleser. Fabeln aus aller Welt. Ill. von Karsten Teich. Mit einem Vorwort von Sybil Gräfin Schönfeldt. Berlin: Tulipan 2012. ISBN 978-3-939944-91-1, 208 S., 24,94 €.

Bilderbücher Buwockl ist ein satirisches Kinderbuch, das der österreichische Karikaturist Daniel Jokesch geschrieben hat, um Klein (und Groß) das Themenfeld der Korruption zu erklären. Erzählt wird darin vom kleinen Kobold Buwockl, der gerne in Reimen spricht und viel Geld mag. Noch lieber als Reime aber mag er Schabernack und sein allerliebster Schabernack ist Gelder zu verstecken, die ihm nicht gehören. Anhand seiner bunten Bilder-Geschichte gelingt es Daniel Jockesch spielerisch, Begriffe wie Korruption oder Geldwäsche so zu erläutern, dass Kinder sie aus ihrer eigenen Erlebniswelt heraus verstehen können. Aber auch Erwachsene haben ihren Spaß daran, über politische Missstände einmal herzhaft lachen zu können. Das kleine Büchlein lädt die jüngeren Leser und Leserinnen auch ein, bei einem Zahlenmalspiel und einer Labyrinthsuche selbst aktiv zu werden. In einem Glossar vermittelt Jokesch augenzwinkernd die Bedeutung von wichtigen Schlagwörtern wie Steuerhinterziehung oder Unschuldsvermutung. Das witzig-satirische ‚Korruptions-Bilderbuch’ soll zwar zuerst Österreicherinnen und Österreicher gegen die Kobold-Politik ihres Landes wappnen, es ermuntert aber grenzüberschreitend auch die Menschen andernorts, sich gegen den Schabernack der großen und kleinen Kobolde dieser Welt zur Wahr zu setzen. Daniel Jockesch: Buwockl. Der Kobold mit zu schönem Haar. Wien: Holzbaum 2012. 32 S., 9,95 € (im Buchhandel und auf www.holzbaumverlag.at).

Mit Planet Willi hat Birte Müller ein Bilderbuch geschaffen, in dem das Anderssein eines behinderten Kindes überzeugend dargestellt und erklärt wird, ohne pädagogisch gutgemeinte, aber verfehlte Verniedlichung oder unangemessene Sentimentalität. Willi, der Protagonist des Bilderbuchs, für den der eigene Sohn der Autorin und Illustratorin Pate stand, hat das Down-Syndrom, und zwar in schwerster Ausprägung. Als Baby konnte er nicht trinken, nicht in die Windel machen, nicht einmal atmen. Später hat er nie sprechen gelernt, und einen seiner Behinderungen ist auch, dass seine Zunge heraushängt, was bei anderen Kindern zu vielen Missverständnissen führt. Überhaupt entspricht sein Verhalten nicht der Norm, beispielsweise knutscht er wildfremde Menschen ab oder klettert auf jeden Fahrersitz, sobald sich eine Autotür öffnet. Um Willis andersartiges Verhalten zu begründen, erklären seine Eltern den Leuten, er komme von

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einem anderen Planeten, auf dem man das so mache, denn auf Willis Planet sei eben einiges anders als bei uns. Die Metapher vom „Planet Willi“ erweist sich als sehr tragfähig. Mit ihrer Hilfe gelingt es im Bilderbuch, die andersartige Realität eines schwerstbehinderten Kindes verständlich zu machen. Birte Müller hatte, wie sie in einem autobiographischen Text erklärt (in: Leben mit Down-Syndrom, Nr. 71, Sept. 2012; www.ds-infocenter.de), den Anspruch, ein Bilderbuch zu machen, „das wirklich auch für Kinder sein sollte, nicht wie viele ‚künstlerisch wertvolle Problembücher’, die eigentlich nur Erwachsene ansprechen. Die besondere Schwierigkeit lag aber darin, dass ich den Wunsch hatte, auch ein Kind wie Willi möge mit dem Buch etwas anfangen können. Für Willi ganz persönlich habe ich auf jeder Seite mindestens eine Kuh untergebracht, denn Bücher ohne Kühe haben für ihn einfach keinen Wert. Aber auch sonst soll jeder Seite vieles zu finden sein für ein Kind, das keinem Text folgen kann, sondern welches auf den Bildern einfach viele Dinge aus seinem Lebensalltag entdecken möchte. So bewegen sich die Figuren auf der Straße, im Zoo, im Badezimmer, oder am Esstisch. Zusätzlich finden sich am Anfang und Ende des Buches eine ganze Reihe GuK-Gebärden, die dem Vorlesenden die Möglichkeit geben, immer mal nachzuschauen, wie denn noch [… eine bestimmte Gebärde …] ging.“ Birte Müller ist ihrer Intention voll gerecht geworden. Ernsthaft und doch unterhaltsam, mit klaren Worten und doch unverkrampft beschreibt sie, wie Willi die Welt erobert. Ihre starken Bilder im Stil fröhlicher, naiver Kindermalereien sind mehr als illustrative Zugabe, sie machen die Aussagen des Textes im eigentlichen Sinne des Wortes „sicht-bar“. Zur beabsichtigten Wirkung des Bilderbuchs schreibt sie selbst zutreffend: „Ein normales Kind, welchem das Buch vorgelesen wird, soll es einfach gefallen. Wenn es nicht sofort merkt, dass die Geschichte von einem behinderten Kind handelt, umso besser. Willi ist einfach ein Kind, das anders ist, das sich nicht normgerecht verhält. Eine Erfahrung, die wohl alle Familien betrifft, wenn auch nicht so massiv wie die Familien behinderter Kinder.“ Als Motto wählte Birte Müller einen Satz des Dichters Erich Fried, der hier zu einer Liebeserklärung an ihren Sohn Willi wird: „Das Leben wäre vielleicht einfacher, wenn ich dich nicht getroffen hätte. Es wäre nur nicht mein Leben.“ Birte Müller: Planet Willi. Klett Kinderbuch, Leipzig 2012. ISBN 978-3-941411-64-7, 32 S. (unpag.), 13,90 €.

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Die Redewendung vom Löwenanteil assoziiert ganz unterschiedliche Situationen oder Szenarien. Ursprünglich bezieht sie sich auf eine antike Fabel, in der der mächtige Löwe nach einer Jagd den größten Teil der Beute beansprucht, während er seinen Jagdgefährten kaum etwas zugesteht, ihnen im Gegenteil mit seiner Macht droht oder ihnen Gewalt antut, wenn sie sich ihm nicht fügen. Von Äsop über Luther bis zu Wilhelm Busch wurde diese Fabel erzählt, wenn es darum ging, die Mächtigen zu kritisieren – und zwar auf eine weniger gefährliche indirekte Weise. Marjaleena Lembcke fügt nun den Löwenanteil-Szenarien noch eine neue Variante hinzu. In ihrer humorvollen Erzählung, die ebenfalls in einem ‚fabelhaften’ Tierreich spielt, klingen durchaus noch einige Motive der alten Fabel an, doch am Ende hat die Macht des Löwen ihre bedrohlich Kraft verloren. Handlungsträger von Lembckes Geschichte sind zwei Spitzmäuse. Als sie vom alten Löwen zu seinem Geburtstag eingeladen werden, wittert Frau Spitzmaus Gefahr. Nicht so ihr Gatte: dessen Schnauze ist vom Duft des Stolzes verstopft. Er verlangt sogar, dass Frau Spitzmaus sich das Fell färben soll, egal, ob grün oder rot, aber jedenfalls festlich! Auf der Party drängen sich viele große Tiere, so dass die beiden Spitzmäuse kaum an den Löwen herankommen, ihm zu gratulieren. Da kommt Frau Spitzmaus eine schaurige Idee: Sollten sie und ihr Gatte als Leckerbissen fürs Büffet geladen sein? Jetzt ist rasches Handeln angesagt, so schnell sie können, laufen sie davon. Nie wieder wollen sie die Gesellschaft des Löwen suchen. Mit diesem Vorsatz aber irren sie sich. Weil sie Rauch schnuppern und ein Feuer vermuten, Feuer in der Savanne für die Tiere aber den Tod bedeuten würde, laufen sie zurück und retten den Löwen und seine Gäste aus der tödlichen Gefahr. Dass es ein Fehlalarm war und der Rauch nur aus einer Zigarette stammte, tut ihrer Heldentat keinen Abbruch; denn das wissen ja nur Herr und Frau Spitzmaus. Und darum kann Herr Spitzmaus auf der Geburtstagsfeier der Wüstenspringmaus auch kräftig damit angeben. Großzügig gesteht ihm seine kluge Frau, als sie miteinander nach Hause tippeln, zu, dass er damit den ‚Löwenanteil’ des Festes bestritten habe. Dass diese charmant und mit hintergründigem Humor erzählte Geschichte über Courage und das Streben nach Höherem keine bloße Tiergeschichte ist, werden auch schon jüngere Kinder verstehen, auch wenn sie noch nicht über den Begriff der Fabel verfügen. Marjaleena Lembckes feiner Erzählton und Andrea Steffens’ turbulente Illustrationen machen dieses Buch für sie und ihre erwachsenen Vor- und Mitleser zu einem Lese- und Sehvergnügen. Marjaleena Lembcke (Text)/Andrea Steffen (Ill.): Der Löwenanteil. St. Pölten u.a.: Nilpferd in Residenz 2012. ISBN 9783701721054, 48 S., 12,90€.

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Der Text des Baobab-Bilderbuchs Als die Sonne ein Kind war adaptiert einen Schöpfungsmythos der Tzotzil, die im Hochland des mexikanischen Bundesstaates Chiapas wohnen und als direkte Nachfahren der alten Mayas gelten. Die Geschichte wurde von Maruch Mendes Peres, einer Angehörigen der Tzotzil, überliefert und danach von der Autorin Ámbar Past aufgeschrieben. In der Dunkelheit des Urwalds, so wird darin erzählt, lebte einst eine Mutter mit ihren drei Söhnen. Die beiden älteren Brüder sind Zwillinge, sie machen den Wald urbar, bauen Mais an und sammeln Feuerholz. NeNe, der jüngste der drei Brüder, ist wild und übermütig. Er spielt und zaubert gern. Als er eines Tages in der Krone eines riesigen Baumes eine Honigwabe entdeckt, will er sie haben. Seine Brüder klettern auf den Baum und schlecken lachend den süßen Honig, geben ihm aber nichts ab davon. Da bestraft der wütende NeNe die Zwillinge und verzaubert sie in Affen. Nun aber muss er die schwere Arbeit der Brüder übernehmen, doch er verliert sich bald im Spiel. Die Mutter vermisst die Zwillinge, um nach ihnen Ausschau zu halten, klettert sie auf einen hohen, bis zum Himmel ragenden Kapockbaum. Und als NeNe mit Hilfe der Glühwürmchen zu ihr gefunden hat, steigen die beiden gemeinsam weiter zum Himmel hoch. Es ist wunderschön dort oben. Hier möchte ich bleiben“, sagt die Mutter. Mit seiner Zauberkraft verwandelt NeNe die Mutter in den Mond und die Glühwürmchen zu Sternen. Und weil er selbst Licht sein möchte und damit die Welt künftig hell machen und allen Geschöpfen das Leben schenken will, verwandelt er sich selbst in die Sonne. Die japanische Künstlerin Tamana Araki hat den mit sparsamen Sätzen erzählten Schöpfungsmythos der Tzotzil in dem Bilderbuch mit schlichten, aber sehr aussagekräftigen Bildern illustriert. Auf dem als Untergrund gewählten dunkelgrauen Zeichenpapier, das auf das Nichts des Urzustands der Welt hindeutet, heben sich die einzelnen Szenen mit ihren sich zum Helleren steigernden Grau-, Weiß- und Gelb-Tönen ab, bis zum Schluss ein leuchtendes, das Licht symbolisierendes Gelb die Seite dominiert. Ohne die Illustrationen wäre der Text für jüngere Kinder eine recht sperrige Lektüre, die Bilder erst bringen die Symbolik der Geschichte adäquat zum Ausdruck. Ámbar Past/Maruch Mendes Peres (Text)/Tamana Araki (Ill.): Als die Sonne ein Mythos der Maya. Aus dem Kind war. Nach einem Spanischen von Jochen Weber. Basel: Baobab Books 2012. ISBN 9783905804430. 40 S. 15,90 €.

Das Wald- und Weihnachtsmärchen Pips der Pilz ist ein Kinderbuchklassiker des Erfolgsduos Gerdt von Bassewitz (1878–1923) Hans Baluschek (1870–1935), die mit Peterchens Mondfahrt berühmt geworden sind. Die jetzt von Barbara Hillen in ihrem eigenen Verlag vorgelegte erste Neuauflage seit 1920 ist im Text gekürzt, aber mit origi-

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nalen Schwarz-Weiß-Abbildungen und mehreren ganzseitigen Farbbilden des Jugendstil-Künstlers Hans Baluschek ausgestattet. Die Rahmenhandlung erzählt von den Kindern Hans und Lotte, die am Weihnachtsabend, nachdem ihnen das Sandmännchen Traumsand in die Augen gestreut hat, die Geschichte vom Pilz Pips träumen, der laufen lernen möchte. Allen Einwänden zum Trotz will er seiner Umwelt beweisen, dass er nicht zu dumm zum Weglaufen ist, genz besonders dem frechen Eichhörnchen Schnibunkel, das ihm doch tatsächlich von der hohen Tanne Reste eines Tannenzapfens auf den Kopf wirft. Pips nimmt seinen ganzen Mut zusammen und findet Freunde: den Hasen, den Dachs, die Taube, den dicken Frosch Pamps und vor allem das Taumariechen und den Mooskönig. Mit ihrer Hilfe gelingt es Pips, über sich hinauszuwachsen und seinen Platz im Leben zu finden. Das ansprechend gestaltete Buch richtet sich sowohl an Kinder zwischen vier und zehn Jahren und ihre vorlesenden Eltern und Großeltern sowie an alle, die Freude an bibliophilen, nostalgischen Kinderbüchern haben. Ein Nachwort zur Entstehungsgeschichte enthält trotz subjektiv-emotionaler Adressierung an die kindlichen Leser und Leserinnen hilfreiche Informationen. Die Ausmalvorlagen für Kinder im Anhang passen hingegen nicht, sie stören den insgesamt positiven Gesamteindruck des Buches. Barbara Hillen (Hrsg.): Pips der Pilz. Nach einer Geschichte von Gerdt von Bassewitz mit Illustrationen von Hans Balluschek. Verlag Barbara Hillen, Bonn 2012. ISBN 9783981471816, 88 S., 14,95 €.

Weltliteratur für Kinder In der Reihe Weltliteratur für Kinder des Berliner Kindermann Verlags erschien im Herbst die von der Verlegerin verfasste und von der Hamburger Künstlerin Julia Nüsch illustrierte Nacherzählung von Wilhelm Shakespeares (1564–1616) Komödie Der Kaufmann von Venedig. Der Text erhebt keinen Anspruch auf eine lückenlose Wiedergabe des Handlungsverlaufs von Shakespeares Drama, hält sich aber im Wesentlichen an dessen inhaltlichen Kern. Originalzitate, die aus der nach wie vor überzeugenden Übersetzung von August Wilhelm v. Schlegel (1767–1845) stammen, sind, wie in der Reihe üblich, kursiv gesetzt. Dass sie diesmal recht sparsam verwendet werden, tut der Qualität des Bilderbuchs keinen Abbruch. Auslösendes Handlungsmoment ist die Absicht Bassanios, eines armen Edelmanns in Venedig, um die Hand der begehrten Erbin Porzia in Belmont anzuhalten. Weil ihm da-

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zu jedoch das nötige Kleingeld fehlt, bittet er seinen reichen Freund Antonio um Hilfe. Dieser verweigert sich nicht, da er aber derzeit nicht flüssig ist – er hat sein ganzes Kapital in seine auf den Weltmeeren umhersegelnden Handelsschiffe investiert – leiht er sich das Geld bei dem Juden Shylock, obwohl der eigentlich sein Feind ist. Vorgeblich zum Spaß verlangt der jüdische Geldverleiher von dem Kaufmann Antonio als Sicherheit für den hohen Kredit über 3000 Dukaten auch ein Pfund von seinem Fleisch, sollte die Bürgschaft platzen. Das Unerwartete trifft tatsächlich ein: Antonio, verliert fast alle seine Handelsschiffe und kann das Geld nicht rechtzeitig zurückzahlen. Vergeblich bietet Bassanio, der inzwischen in Begleitung seiner Freunde Graziano und Lorenzo in Belmont das Herz Porzias erobert hatte, an, die Summe zu vervielfachen, doch Shylock besteht vor dem Dogen unerbittlich auf seinem Recht und will das Pfund Fleisch direkt vom Herzen schneiden, Antonio also töten. Er glaubt sich dazu berechtigt, da auch die Christen an den Juden grausam und unbarmherzig handeln. Da tritt vor Gericht die verkleidete Porzia, begleitet von ihrer Dienerin Nerissa, als Rechtsgelehrte auf und rettet Antonio mit einer spitzfindigen buchstabengetreuen Interpretation des Wortlauts von Shylocks Schuldschein: Nur vom Fleisch ist dort die Rede, nicht von Blutvergießen. Wenn Blut des Christen Antonio flösse, wäre nach venezianischem Gesetz der jüdische Geldverleiher des Todes. Shylock muss also verzichten und wird, weil er einem venezianischen Edelmann nach dem Leben trachtete, hart bestraft: Er muss sein Vermögen zur einen Hälfte an den Staat abtreten, die andere Hälfte fällt nach seinem Tod an seine Tochter Jessica, die inzwischen mit Lorenzo, einem Freund Bassanios, ‚durchgebrannt’ ist. Wie es sich für eine Komödie gehört, geht es auch, ungeachtet eines kleinen Verwirrspiels, für die anderen Verliebten gut aus: Bassanio bekommt seine Porzia und sein Freund und Graziano heiratet Nerissa. Shakespeares grandioses Theaterstück präsentiert den Zuschauern die spannende Story über Liebe, Hass, Freundschaft und Rache als Komödie, obwohl die Handlung auch einen tiefgehenden, religiös grundierten gesellschaftlichen Konflikt impliziert. Dass Barbara Kindermann in ihrer Nacherzählung für ein junges Publikum dem Vorgehen Shakespeares folgt und den abenteuerlichen Aspekt der Geschichte besonders herausstellt, ist insofern verständlich und legitim. Das bewirkt Interesse am Stoff, und darauf aufbauend kann auch die Thematik in den Blick kommen. Julia Nüschs originelle, vielfach eine ganze Seite füllenden Illustrationen assoziieren die Atmosphäre des 16. Jahrhunderts und lassen die Szenerie in Venedig und Belmont und die in ihr handelnden Figuren mit viel Charme lebendig werden. Der Kaufmann von Venedig nach William Shakespeare neu erzählt von Barbara Kindermann.Mit Bildern von Julia Nüsch. (Weltliteratur für Kinder). ISBN 9783934029491. 36 S., 15,50 €.

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Edelweißpiraten

Zum gleichnamigen Jugendbuch von Dirk Reinhardt

Die Rehabilitierung der Edelweißpiraten hat lange gedauert, bis in die Jahre 2003 und 2005. 1954 beantragte die Mutter des Kölner Edelweißpiraten Bartholomäus Schlink, der am 10. November 1944 im Alter von 16 Jahren am Köln-Ehrenfelder Bahnhof zusammen mit fünf weiteren Edelweißpiraten im Beisein von über 2000 Schaulustigen öffentlich gehängt wurde, beim Kölner Regierungspräsidenten die Anerkennung ihres Sohnes als politisch Verfolgten. 1962, also erst nach acht Jahren, wurde der Mutter von den Behörden mitgeteilt, dass ihr Antrag abgelehnt sei, da es sich bei den Edelweißpiraten um eine „Verbrecherbande“ gehandelt habe. Bei ihrem Urteil beriefen sich die Behörden auf die Aussagen der ehemaligen Gestapo-Leute Hirschfeld und Hoegen. Die Aussagen der überlebenden Edelweißpiraten hingegen spielten keine Rolle, so Reinhardt im Nachwort (S. 249) seines Buches. Die deutsche Öffentlichkeit – das wird an diesem Beispiel deutlich – hat sich in der Nachkriegszeit mit der Anerkennung der Widerständler gegen das verbrecherische Nazi-Regime viele Jahre schwer getan, vor allem deswegen, weil in den Behörden nach dem Kriege zahlreiche ehemalige Nazis saßen, die auch die Widerständler vom 20. Juli 1944 als Verbrecher ansahen. Reinhardt führt weiter aus, dass erst 1978 die Rehabilitation der Edelweißpiraten durch einen Fernsehbeitrag des Magazins „Monitor“ in Gang gesetzt wurde; 1984 brachte der SPD-Abgeordnete Albert Klütsch im Düsseldorfer Landtag den Antrag ein, die Edelweißpiraten als Widerstandskämpfer anzuerkennen. Daraufhin beauftragte Innenminister Schnoor den Historiker Professor Hüttenberg mit einem Gutachten, das von dessen Doktoranden Bernd Rusinek erstellt wurde. Dieser kam zu dem Ergebnis, dass die Edelweißpiraten keine echten Widerständler gewesen seien. Trotzdem veränderte sich im Verlaufe der 1980er Jahre in der Öffentlichkeit langsam diese Einschätzung. Dazu beigetragen haben zahlreiche historische Untersuchungen, aber vor allem auch die Berichte und Jugendbücher von und über die Edelweißpiraten: u.a. Franz Josef Degenhardt Zündschnüre (EA 1973), Alexander Goeb Er war sechzehn, als man ihn hängte (Reinbek 1981), Fritz Theilen Edelweißpiraten (Frankfurt a.M. 1984), Kurt Piehl Die Geschichte eines Edelweißpiraten (2 Teile, Frankfurt a.M. 1988), Paulus Buscher Das Stigma „Edelweißpirat“ (Koblenz 1988), Harald Roth (Hrsg.): Widerstand. Jugend gegen Nazis (Ravensburg 1993), Hellmut G. Haasis Edelweißpiraten. Erzählungen über eine wilde Jugendbewegung gegen die Nazis (Grafenau 1996) und Dirk Hegemanns Rheinpiraten (1996). Erst am 9. November 2005 wurde in Köln-Ehrenfeld eine Tafel angebracht, die an die ermordeten Edelweißpiraten erinnert, und am 16. Juni 2005 erfolgte in einer Gedenkfeier die öffentliche Anerkennung der Edelweißpiraten als Widerstandskämpfer durch den Kölner Oberbürgermeister Roters (vgl. Reinhardt, S. 254).

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Nach der Jahrtausendwende erschienen zwei weitere Biographien von den Edelweißpiraten: Jean Jülich Kohldampf, Knast un Kamellen Ein Edelweißpirat erzählt sein Leben (Köln 2003) und Gertrud Koch Edelweiß. Meine Jugend als Widerstandskämpferin (Reinbek 2006). In diesem Jahr (2012) erschienen schließlich die beiden Bücher von Elisabeth Zöller Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife. Ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten (s. die Rezension von Franz-Josef Payrhuber in diesem Heft) und der Roman von Dirk Reinhardt Edelweißpiraten, der hier rezensiert werden soll. Dirk Reinhardt, 1963 geboren, studierte Geschichte und Germanistik, promovierte am historischen Seminar der Universität Münster und war dort bis 1994 als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Anschließend arbeitete er als freier Journalist mit den Schwerpunkten Geschichte und Sozial- und Kulturwissenschaften. Seit 2009 schreibt er auch Kinder- und Jugendbücher. In seinem neuesten Buch beschäftigt sich Dirk Reinhardt in romanhafter Form mit den Edelweißpiraten. Auf diese Weise will er die Zeit des Nationalsozialismus und den Widerstand der Edelweißpiraten seinen jungen Lesern nahebringen. Reinhardt wählt für sein Buch eine ungewöhnliche Erzählweise, indem er die Handlung auf zwei verschiedenen Zeitebenen spielen lässt: der Erzählgegenwart und der Nazi-Zeit. Durch Zufall lernen sich der 16-jährige Daniel und der alte Joseph Gerlach auf einem Friedhof kennen und freunden sich miteinander an. Eines Tages vertraut der alte Mann seinem jungen Freund sein Tagebuch an, das er als 14- bis 18-Jähriger in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs geführt hat. Das ist die Rahmenhandlung des Romans in der Gegenwart. In dem Tagebuch berichtet Joseph Gerlach über sein Leben und sein politisches Engagement während der Nazi-Zeit. Durch die HJ und ihre massiven Eingriffe in sein Leben fühlt er sich fortlaufend gegängelt und drangsaliert, so dass er beschließt, aus diesem System totaler Unfreiheit auszusteigen. Durch Zufall lernen er und sein Freund Tom eine Gruppe Gleichgesinnter kennen, die sich „Edelweißpiraten“ nennen. Diese Gruppierung beschränkt sich nicht allein auf den Köln-Ehrenfelder Raum, sondern ist in einem losen Verbund über das ganze Ruhrgebiet verbreitet. Es sind junge Arbeiter und Lehrlinge, die sich hier zusammengeschlossen haben, um über ihr Leben selbst zu bestimmen und sich nicht in die HJ und später in die Wehrmacht zwingen zu lassen. Anfangs sind die Edelweißpiraten eher auf Abenteuer aus und prügeln sich gern mit der HJ, aber durch die massiven Einschüchterungsversuche des Nazi-Systems werden sie immer stärker in den Widerstand gedrängt. Sie sind keine Helden und haben keinen festen Plan, um das Regime zu bekämpfen, aber sie sind entschlossen, sich gegen jeden zu wehren, der ihnen ihre Freiheit zu nehmen versucht, ob HJ, Polizei, SS oder Gestapo (vgl. S. 137–139). Je mehr der Druck des Regimes und seiner Organe zunimmt, desto heftiger wird ihre Gegenwehr: Sie planen Aktionen, entwerfen und verteilen Flugblätter, schreiben nachts Anti-Nazi-Parolen auf Wände und Gebäude, bringen sich oft in Gefahr, werden gefasst, inhaftiert und brutalen Verhörmethoden unterzogen. Dadurch lassen sie sich aber nicht einschüchtern, sondern planen immer gefährlichere Aktionen. Schließlich wird der Bruder von Joseph Gerlach, ein anfangs begeisterter Nazi, den seine schrecklichen Fronterlebnisse als SS-Mann zu einem Nazi-Gegner gemacht haben, zum Tode verurteilt und gehängt, weil er bei einem Einsatz seine SS-Ka-

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meraden mit einer Maschinenpistole in Schach hält, damit die Edelweißpiraten fliehen können. Bei einem Einbruch in ein Lager mit Kleidung überraschen Sicherheitskräfte die Gruppe; bei der Schießerei wird die Freundin von Joseph erschossen. Daraufhin werden die Aktionen der Edelweißpiraten noch verwegener; ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben gehen sie gegen das Regime vor: Sie lassen einen Zug entgleisen, greifen das Gebäude der Gestapo an und werden dabei in eine Schießerei verwickelt, die nur Tom, Joseph und zwei andere Edelweißpiraten überleben. In den Gewölben einer Kirche finden sie – zusammen mit anderen Untergetauchten – Unterschlupf, bis der Krieg beendet ist. Das ist die bedrückende Geschichte, wie sie Joseph Gerlach, genannt Gerle, in seinem Tagebuch niedergeschrieben hat. Daniel liest sie voll innerer Betroffenheit. Immer wieder wird seine Lektüre durch seine Besuche bei dem alten, kranken Joseph Gerlach unterbrochen. Ihre Gespräche dienen der Klärung mancher Sachverhalte, aber vor allem der Aufarbeitung des Erlebten. Daniel lernt immer mehr, sich in Gerle hineinzuversetzen, seine Gefühle und Empfindungen, seine Liebe zu Tilly und seine Trauer über ihren Tod, seinen Hass auf das System und den am Ende verzweifelten und hoffnungslosen Kampf gegen das Regime zu verstehen. Das Erzählen auf zwei Zeitebenen, das Dirk Reinhardt für sein Buch gewählt hat, erweist sich als adäquates Mittel, den Lesern die Geschichte der Edelweißpiraten durch die Authentizität eines Tagebuchs hautnah zu vermitteln und zugleich auf der Gegenwartsebene durch die Gespräche Daniels mit dem alten Mann eine Reflexionsebene einzuziehen, die zum Nachdenken und zur seelischen Verarbeitung des Gelesenen Hilfe bietet. Dadurch werden auch die jungen Leserinnen und Leser von heute mit dem z.T. brutalen und unmenschlichen Geschehen nicht allein gelassen. Dirk Reinhardt hat für seinen Roman die Geschichte der Edelweißpiraten intensiv studiert und sein Wissen bruchlos in die Handlung eingefügt, so dass der Eindruck des Authentischen überall glaubwürdig bleibt. Er fordert mit seinem Roman über die Edelweißpiraten und ihren Kampf gegen das Nazi-Regime die Anerkennung ein, die ihnen Jahrzehnte lang vorenthalten worden ist. Zu Recht hat er daher sein Buch dem Gedenken an die beiden Edelweißpiraten Jean Jülich (1929-2011) und Fritz Theilen (1927–2012) gewidmet.

Reinhardt, Dirk: Edelweißpiraten. Roman. Berlin: Aufbau Verlag 2012 (ISBN 978-3-35104163-2; 14,99 €; auch als E-Book erhältlich)

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FRANZ-JOSEF PAYRHUBER

Junge Menschen im „Dritten Reich“

Zu zwei Tatsachen-Romanen von Elisabeth Zöller

Seit mehr als zwei Jahrzehnten schreibt die in der Nähe von Münster lebende Autorin Elisabeth Zöller Bücher für Kinder und Jugendliche. Sie bearbeitet hierbei eine große Bandbreite von Themen, hat sich aber vor allem einen Namen gemacht mit ihrem Engagement für Gewaltprävention und mit historischen Büchern über die Zeit des „Dritten Reiches“. Für die literarische Darstellung dieser Themen betreibt sie gründliche Recherchen, und sie greift auch authentische Fälle auf. So erzählt sie in dem mit dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis ausgezeichneten Buch Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens (Erstausgabe: Fischer-Schatzinsel, Frankfurt a.M. 2004, Taschenbuchausgabe 2006) die Geschichte ihres behinderten Onkels, der nur dank der Fürsorge seiner Eltern und der tätigen Hilfe anderer vor dem Vernichtungsprogramm der nationalsozialistischen Gewalttäter gerettet wurde. Auch das im Frühjahr 2012 im Programm Fischer Schatzinsel publizierte Jugendbuch Vaters Befehl oder Ein deutsches Mädel basiert auf der wahren Geschichte einer Jugend im „Dritten Reich“, die Elisabeth Zöller von einer Ärztin für Neurologie und Psychiatrie kurz vor deren Tod berichtet wurde. Im Buch heißt die Protagonistin Paula und fungiert als Ich-Erzählerin. Sie ist zur Handlungszeit 1941 fünfzehn Jahre alt und lebt zusammen mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder Hans im westfälischen Münster. Obwohl die Stadt durch kriegsbedingte Bombenangriffe bereits schwer beschädigt ist, sind die Lebensumstände Paulas und die ihrer Familie kaum beeinträchtigt. Sie sind voll in das Nazi-System integriert: Paula ist Schaftführerin beim BDM und soll bald Scharführerin werden, ihr Bruder Hans ist Fähnleinführer beim Deutschen Jungvolk, die Mutter leitet in der NS-Frauenschaft das Winterhilfswerk; am stärksten involviert ist der Vater, er ist Major der Schutzpolizei und sitzt in der Abteilung für Juden und Räumungsangelegenheiten. Dieser Funktion des Vaters verdankt die Familie, dass sie in ein größeres und schön gelegenes Haus umziehen kann. Paula durchschaut den Zusammenhang mit der Vertreibung einer jüdischen Familie nicht, sie freut sich einfach über diese Verbesserung ihrer Verhältnisse. Und außerdem ist sie in den Hitlerjungen Werner verliebt; wenn sie ihm auf ihren Aktionen begegnet, leuchten ihre Augen. Er ist ein Gleichgesinnter, der wie sie etwas tun will für das Deutsche Reich. Aufgrund der gewählten Darstellungsform einer Ich-Erzähler-Perspektive rückt die Autorin die Innenwelt Paulas nah an die Leserinnen und Leser. Innere Monologe und Dialoge machen ihnen Paulas Alltag und ihre Gedanken- und Gefühlswelt nachvollziehbar, und lassen ihnen die Freude und Begeisterung deutlich werden, mit der sie sich mit der nationalsozialistischen Ideologie identifiziert.

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Eine erste Irritation trifft Paula, als der Vater ihr – in ihren Augen grundlos und unverständlich – den Umgang mit ihrer besten Freundin Mathilda verbietet und sie sich mit dieser nur noch heimlich treffen kann. Als ihr Mathilda eröffnet, dass sie Halbjüdin ist und Angst um ihr Leben hat, will sie das zunächst nicht wahrhaben, es lässt sie aber die grausamen Behandlungen jüdischer Menschen und politisch Andersdenkender, die in ihrem Lebensumfeld passieren, doch nicht mehr völlig ignorieren. So verweigert sie sich dem Befehl des Vaters, den Kontakt mit Mathilda abzubrechen, die beiden tauschen über ein Versteck auch dann noch heimlich Briefe aus, als Mathilda plötzlich untertauchen muss. Es spricht für die Authentizität der Darstellung, dass die Autorin diese Widerständigkeit Paulas, mit der sie an ihrer Freundschaft mit Mathilda festhält, im Nachhinein nicht überhöht, vielmehr als Ausdruck individueller Solidarität darstellt. Für den Fortgang der Handlung ist freilich von Bedeutung, dass daraus für Paula ein wichtiger Impuls resultiert, sich der für das menschliche Zusammenleben unverzichtbaren Werte der Mitmenschlichkeit und humanen Gerechtigkeit bewusst zu werden. Immer häufiger macht Paula nun in ihrer Umgebung Erfahrungen, die ihr Weltbild erschüttern und insbesondere das Verhältnis zu ihrem Vater belasten. Als sie mehr zufällig beobachtet, dass er verantwortlich an der Deportation von Juden beteiligt ist, eskaliert die Situation. Der Vater reagiert auf ihre mutigen Vorhaltungen mit Härte und Brutalität, die verlogene Rolle des sich liebevoll um die Familie sorgenden Vaters weicht der eines Repräsentanten des NS-Regimes, der sich dessen Terror und Gewalt zu eigen gemacht hat. Er schlägt Paula fast tot, und dies auch deshalb, weil sie den Aufenthaltsort von Mathildas Familie nicht sagt (den sie ja tatsächlich nicht kennt). Aufgrund der Intervention seiner Eltern gesteht der Vater aber wenigstens zu, dass Paula nicht in ein Jugendstraflager eingeliefert wird, sondern in einem Kloster gesund gepflegt werden und überleben kann. Der Schluss des Buches ist bedrückend und froh stimmend zugleich: Der Bruch mit dem Vater ist unwiederbringlich, er bleibt bis zuletzt fanatischer Nazi. Paulas Freundschaft mit Mathilda, die sich mit ihren Eltern nach Amerika retten konnte, aber überdauert, getreu dem Schwur, den sich die beiden Mädchen – den Leitspruch des Grimm’schen Märchens Fundevogel übernehmend – geleistet haben: „Verlässt du mich nicht, verlass ich dich auch nicht.“ Mit diesem Tatsachen-Roman macht Elisabeth Zöller heutigen jungen Menschen ein gelungenes Angebot, am konkreten historischen Fall Einsichten von allgemeiner Bedeutung in die Wirkungsweisen eines Terror-Regimes zu gewinnen. Die implizite Warnung ist folgerichtig: Ideologische Verbohrtheit, menschenverachtende Gewalt und Hass auf jegliches Anderssein sind nicht nur historisch von Übel. Zöller, Elisabeth: Vaters Befehl oder Ein deutsches Mädel. Frankfurt a.M.: Fischer Schatzinsel 2012. ISBN 978-3-596-85447-9, 269 S., 12,99 €

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Mit ihrem im Herbst 2012 im Münchener Hanser Verlag erschienenen Buch Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife bleibt Elisabeth Zöller beim Thema „Junge Menschen unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft im ‚Dritten Reich‘“, beschäftigt sich diesmal aber nicht denen, die dazugehören wollten, sondern mit einer der Gruppen, die sich nicht anpassten und dagegen waren. Es geht um Edelweißpiraten, genauer um Kölner Edelweißpiraten, die historisch in besonderer Weise Aufmerksamkeit evoziert haben. 1 Elisabeth Zöller charakterisiert ihr Buch im Untertitel als einen „TatsachenThriller“, womit sie wohl zum Ausdruck bringen will, dass es zum einen genregemäß um ein Geschehen geht, das beim Leser Spannung und Nervenkitzel erzeugt, und zum anderen um Ereignisse, die historisch bezeugt sind. Die Edelweißpiraten gehörten zu jenen Jugendlichen, die im „Dritten Reich“ gegen den Drill, die paramilitärische Erziehung, die ideologische Gängelung durch NSDAP und HJ protestierten. Die zumeist sehr kleinen und nur lose organisierten Gruppen kleideten und frisierten sich betont lässig, hörten „undeutsche“ Swing-Musik, verweigerten den HJ-Dienst oder arbeiteten demonstrativ in kirchlichen Organisationen mit. Im Krieg verbreiteten sich solche widerständigen Haltungen so weit, dass es zu Zusammenstößen mit Parteiformationen und zu Sabotageakten kam, so dass 1944 „Richtlinien zur Bekämpfung jugendlicher Cliquen“ herausgegeben wurden. Diese richteten sich allen voran gegen Gruppen im Rheinland, die sich Edelweißpiraten nannten, weil sie als Erkennungszeichen unterm, seltener am Jackenaufschlag ein Edelweiß trugen. Ihre Kriminalisierung gipfelte in der Verhaftung von 13 Mitgliedern, die am 10. November 1944 ohne Verfahren öffentlich in der Hüttenstraße in Köln-Ehrenfeld an der Ecke der heutigen Schönsteinstraße/Venloer Straße in Köln aufgehängt wurden. Elisabeth Zöllers Roman, dessen Cover eine Szene aus dem Film Edelweißpiraten (2001) von Niko von Glasow zeigt, hält sich im Wesentlichen an die historischen Fakten. Bastian, der eine ihrer Protagonisten ist, wie sie selbst schreibt, dem Leben von Fritz Theilen (1927–2012) nachempfunden, der ein Kölner Edelweißpirat war und schon 1984 mit seinem Buch Edelweißpriaten (Fischer Verlag, Frankurt a.M.) die lange wegen ihrer vorgeblich kriminellen Vergangenheit geächtete Gruppe zu rehabilitieren versuchte. Die Handlung von Zöllers Roman spielt 1943/44 im Chaos der zerbombten Stadt Köln. Dort will Paul, der andere Protagonist des Romans, untertauchen. Er ist siebzehn und nach den nationalsozialistischen Rassengesetzen „Halbjude“, als er aus dem ländlichen Bergisch-Gladbach flieht, um der Deportation zu entgehen, der sein Vater bereits zum Opfer fiel. Auf der Kölner Rheinbrücke angekommen, steht plötzlich die junge Franziska neben ihm und fragt ihn nach einer Zigarette. Das Mädchen stellt Paul ihrem Bruder Hotte und dessen Freunden Bastian, Ralle und Zack vor. Sie gehören zu einer Gruppe der Edelweißpiraten in Köln-Ehrenfeld, die wegen „widerständlicher Umtriebe“, Prügeleien mit der Hitlerjugend und einiger kleinkrimineller Aktionen von der Polizei gesucht und verfolgt wird. Die erste Begegnung zwischen Paul und der Gruppe verläuft nicht problemlos, besonders Bastian befürchtet, dass sie es mit einem Gestapo-Spitzel zu tun haben könnten. Dennoch ist er einver0F

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Zum historischen Phänomen der Edelweißpiraten und ihrer Darstellung in der Jugendliteratur siehe auch den Beitrag von Günter Lange in diesem Heft.

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standen, Paul in der Schreberkolonie vor der Gestapo zu verstecken. Als sich seine Zweifel schnell als unberechtigt herausstellen, fassen die beiden Vertrauen zueinander – und dies, obwohl Bastian eifersüchtig ist, als er bemerkt, dass sich Franziska in Paul verliebt hat. Aus der Gegnerschaft zum Nazi-Regime erwächst in der Gruppe aktiver Widerstand, als die Gestapo härtere Maßnahmen „zur Bekämpfung jugendlicher Cliquen“ beschließt und bei einem nächtlichen Überfall der Gruppe auf einen Lebensmitteltransport Bastians Freund Zack erschossen wird. Nun trachten die Edelweißpiraten erst recht danach, mit Sabotageaktionen „Sand ins Getriebe“ der Nazi-Maschinerie zu streuen. Das betrifft auch ihre Sorge um den „Halbjuden“ Paul. Unter Lebensgefahr beschaffen sie für ihn neue Ausweispapiere. Als Gegenleistung beteiligen sie sich an lebensgefährlichen Flugblattaktionen, denn diese sind als Hochverrat sanktioniert. Doch die Übermacht der Verfolger lässt Bastians Gruppe zu atemlosen Gejagten werden, immer enger zieht sich die Schlinge um sie zu. Im Herbst 1944 hat die Gestapo die meisten von ihnen zu fassen bekommen, auch Bastian. Am 10. November sollen sie, nach brutalen Verhören, öffentlich hingerichtet werden. Bastian entgeht nur deshalb dem Tod, weil er die Verwirrung um einen Schuss auf den Gestapochef zur Flucht nutzen kann. Er ahnt nicht, dass es Paul war, der den Gestapomann in einer Mischung aus Wut und Verzweiflung erschossen hat. Seitdem bleibt Paul verschwunden. Franziska, die ein Kind von ihm erwartet, hofft vergeblich auf seine Rückkehr. Bastian schlägt sich auf abenteuerlichen Wegen bis Pfronten im Allgäu durch, wo seine Familie Zuflucht gefunden hat. Doch alle Mühe scheint vergebens, als er dort erneut verhaftet wird. Das Ende von Krieg und Naziherrschaft vor Augen, flüchten sich die um ihre Zukunft bangenden Vertreter der Staatsmacht aber in einen ‚Deal’ und schenken ihm das Leben gegen die Zusicherung, dass er danach gut für sie spreche. Ein Happy End ist dies nicht, aber es bleibt doch auch Raum für ein bisschen Hoffnung, wie in der von Paul immer wieder zitierten Geschichte seines Vater von zwei Juden im Gefängnis, die sich wie ein Leitmotiv durch den Roman zieht. Der eine schlief meistens. Fragte ihn der andere, warum. „Um Kraft zu sammeln, die werde ich brauchen.“ „Aber hast du gar keine Angst?“ „Nein, die Zeit der Angst ist vorbei. Jetzt beginnt die Zeit der Hoffnung.“ (S. 331)

Dies kann, über die Begegnung mit erzählenswerten historischen Geschehnissen hinaus, auch eine Botschaft für unsere Gegenwart sein. Elisabeth Zöller: Wir tanzen nicht nach Führers Befehl. Ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten. München: Hanser 2012. ISBN 978-3-44624024-7. 352 S., 16,90 € (auch als E-Book).

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GÜNTER LANGE

Kriegskindheiten und Erinnerungsarbeit

Zu einem Tagungsband von Carsten Gansel und Pawel Zimniak

Dieser Band mit dem vollständigen Titel Kriegskindheiten und Erinnerungsarbeit. Zur historischen und literarischen Verarbeitung von Krieg und Vertreibung, den die beiden Germanisten Carsten Gansel (Universität Gießen) und Pawel Zimniak (Universität Zielona Góra, Polen) herausgegeben haben, ist das Ergebnis einer polnisch-deutschen Tagung, die vom 05.11.–07.11.2009 an der Universität Zielona Góra stattgefunden hat und die nach Essen 2006 die zweite interdisziplinäre wissenschaftliche Tagung zum Thema ,Kriegskindheiten’ war. Ausgangspunkt dieser Tagung ist – so die Einleitung – die Feststellung von Jürgen Reulecke (Universität Gießen), dass „in Deutschland diese Erfahrung von Kindern [von Kriegshandlungen und erzwungener Ortsmigration] über Jahrzehnte keinen Eingang in das kollektive Gedächtnis“ (Gansel/Zimniak, S. 9) gefunden habe. In Zielona Góra ging es deswegen in Anknüpfung an die Tagung von Essen darum, das Thema ,Kriegskindheiten’ insbesondere am Beispiel des besetzten Polen im Zweiten Weltkrieg aufzuarbeiten. Der Tagungsband gliedert sich in drei Teile: Im ersten wird von den Referenten der Versuch unternommen, 60 Jahre nach Kriegsende die Biographien und Schicksale christlich-polnischer, jüdisch-polnischer, deutsch-polnischer sowie deutscher Kindergruppen darzustellen, miteinander zu vergleichen und die Traumata der Betroffenen wissenschaftlich zu analysieren. Im zweiten Teil werden literarische Zeugnisse „als einzigartiges Erinnerungsmedium“ (S. 10) einbezogen, da in ihnen in besonderer Weise Krieg, Flucht und Vertreibung gestaltet worden sind und die Tiefenschichten des Erlebten sichtbar werden. Den Band beschließt ein poetischer Text des Autors und Literaturkritikers Werner Liersch (Berlin, Jahrgang 1932), „in dem er seine autobiographischen Erinnerungen an Krieg und Nachkriegszeit“ darstellt und zu verarbeitet versucht (S. 10). Geographisch gesehen, bezieht sich der Tagungsband auf alle Gebiete Polens in den Grenzen vor und nach 1945 und auch auf Deutschland; dabei wird ein besonderes Augenmerk auf die Gebiete gelenkt, die militärisch und umsiedlungspolitisch besonders im Fokus standen wie Schlesien, Pommern, Masuren und das Wartheland, vor allem aber die Region Zamość, die bisher wenig beachtet wurde, deren erzwungene Umsiedlung aber für die Kinder besonders dramatisch verlief (S. 10). Gegen Ende des Krieges und in der Nachkriegszeit wurden ganze Bevölkerungsgruppen, polnische wie deutsche, von Ost nach West verschoben. Die Kinder wurden z.T. mit ihren Restfamilien unter schlimmsten Bedingungen aus der angestammten Heimat

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vertrieben und mussten sich in fremden Gebieten neu ansiedeln; z.T. waren die Kinder aber auch isoliert, von ihren Familienangehörigen getrennt und mussten sich allein durchschlagen; z.T. wurden jüdische Kinder in fremden polnischen oder deutschen Familien aufgenommen und so vor dem Abtransport in die Vernichtungslager bewahrt. Manche Kinder, die sich allein durchschlugen, hatten das Glück, in einer kinderfreundlichen Familie untergebracht zu werden, andere wurden – vor allem auf dem Lande – als billige Arbeitskräfte ausgebeutet und drangsaliert. Der Tagungsband gibt einen umfassenden Einblick in das Thema der Zwangsemigration am Ende des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit; er stellt einen wichtigen Schritt zur Analyse der traumatischen Erfahrungen der betroffenen Kinder dar und bietet Ansätze zu ihrer Aufarbeitung. Ein Überblick über die einzelnen Aufsätze soll das deutlich machen. Dabei wird vor allem auf das 2. und 3. Kapitel des Buches, die zentralen Kapitel, näher eingegangen. Das 2. Kapitel widmet sich der historischen Überlieferung und Darstellung von ,Kriegskindheiten’. Eingeführt wird es durch Jürgen Reuleke (Gießen), der sich mit der Auseinandersetzung der heute etwa Fünfundsiebzigjährigen mit ihrer vergessenen oder verdrängten Vergangenheit beschäftigt, die jetzt im Alter aus den Tiefen des Unbewussten ins Bewusstsein drängt und aufgearbeitet werden will. In den folgenden Aufsätzen geht es um die individuellen Erinnerungen von Zeitzeugen und um deren Aufarbeitung anhand konkreter Beispiel (Friedhelm Boll, Kassel), um die frühen Holocaust-Erinnerungen überlebender Kinder in Polen (Elisabeth Kohlhaas, Leipzig), um die Kriegsschicksale vertriebener Kinder aus der Region Zamość im Distrikt Warschau in der Zeit von 1942–43 mit Bilddokumenten, die hier erstmals veröffentlicht werden (Beate Kozaczyńska, Siedlce), um die Frauen und Kinder aus der Sowjetunion und Polen, die im Deutschen Reich als „slawische Untermenschen“ unter unmenschlichen Bedingungen Sklavenarbeit verrichten mussten und an deren Ausbeutung und Unterdrückung sich eine erschreckende Zahl von Deutschen beteiligte (Gisela Schwarze). Das Kapitel schließt mit einem Aufsatz von Ingo Esser (Köln) über deutsche Kinder als Leidtragende von Flucht, Vertreibung und Aussiedlung aus Polen und den früheren deutschen Ostgebieten in dem Zeitraum von 1944–49. Im 3. Kapitel des Tagungsbandes geht es um ,Kriegskindheiten’ als literarische Erinnerungsarbeit, die Autorinnen und Autoren von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart geleistet haben. Anders als die historischen eröffnen die literarischen Texte auf Grund ihrer Erzählperspektiven und Erzählweisen, ihrer Bildlichkeit, Symbolik und Metaphorik einen Blick in die emotionalen Tiefenschichten menschlichen Bewusstseins und eröffnen dadurch neue Wahrnehmungsräume. Günther Stocker (Wien) setzt sich mit dem frühen Nachkriegsroman Die Kinder von Wien (EA 1946) von Robert Neumann auseinander, der als Buch ein wechselvolles Schicksal zwischen dem englischen und deutschen Sprachraum erlebte. Neumann erzählt von einer Gruppe von Kindern, die im Keller eines zerbombten Hauses in Wien leben und mit allen Mitteln um das tägliche Überleben kämpfen müssen. Es sind Waisen, die alle ihre traumatischen Erfahrungen in Konzentrations-, Arbeits- und Flüchtlingslagern hinter sich haben. Der zweimalige Sprachwechsel des Romans und die geringe Anerkennung, die der Autor in der deutschen Nachkriegsliteratur erfuhr, ließen

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den Roman – wie Stocker konstatieren muss – leider sehr schnell in Vergessenheit geraten. Die Novelle Katz und Maus von Günter Grass ist Gegenstand der Untersuchung von Hermann Korte (Siegen). Sie ist nach ihrem Erscheinen 1961 zum Kanontext in deutschen Gymnasien avanciert und wird vornehmlich unter dem Aspekt von Adoleszenz gelesen. Die Kleine Fabel von Franz Kafka ist das Referenzmodell für den Grass-Text, auf die schon der Titel anspielt. Sie bietet eine Deutung, die die Schuld des IchErzählers Pilenz in den Vordergrund stellt und seinen Wunsch nach einem Schlussstrich unter die Geschichte vom Ritterkreuzträger Mahlke, den aber die Novelle nicht zulässt: „Manche Geschichten hören nie auf“, heißt es im Text von Grass. Das ist nach Korte die schmerzhafte Erfahrung der Danziger Kriegskinder. Werner Nell (Kingston, Kanada) und Pawel Zimniak stellen in ihren Untersuchungen verschiedener literarischer Texte die Besonderheit der kindlichen Standortgebundenheit und Perspektive in den Vordergrund: der Blick von unten. Zimniak konstatiert in seinem Fazit: „Die Welt kindlichen Denkens, Fühlens und Handelns wird zum Raum der Gewalt- und Machtausübung, der Erniedrigung und Bedrohung, zu einem Raum der Erfahrung von Ausgeliefertsein.“ (S. 169). Carsten Gansel setzt sich mit Uwe Johnsons Roman Jahrestage auseinander und arbeitet heraus, dass es der Protagonistin Gesine Cresspahl nicht gelingt, ihrer Erinnerung auf die Spur zu kommen und eine gedankliche Wiederholung des ursprünglich Erlebten zu erreichen. Eine authentische Darstellung mit Hilfe des ,Kinderblicks’ misslingt ihr immer wieder, weil der Blick auf eine glückliche Kindheit in der Vergangenheit durch das aktuelle Wissen von Holocaust, Mord und Vernichtung unmöglich gemacht wird. „Insofern wird dem Versuch, das erinnerte und das erinnernde Ich in eins zu bringen, eine Absage erteilt.“ (S. 179) Der „Körper als Erinnerungsort“ ist das Thema von Arletta Szmorhun (Zielona Góra), das sie anhand von jüdischen Mädchenschicksalen im 2. Weltkrieg untersucht, und zwar anhand einiger Texte von Nechama Tec, Alona Frankel und Ruth Klüger. Das Zitat von Nietzsche, das sie ihrem Artikel als Motto voranstellt, verdeutlicht kurz und knapp die Intention ihrer Untersuchung und nimmt das Ergebnis quasi vorweg: „Man brennt etwas ein, damit es im Gedächtnis bleibt; nur was nicht aufhört, wehzutun, bleibt im Gedächtnis.“ (S. 185) Arletta Szmorhun formuliert das zum Schluss so: „Alle drei jüdischen Protagonistinnen [die in den literarischen Texten der drei genannten Autorinnen im Mittelpunkt stehen] haben rassistische Verfolgung und Ausgrenzung erfahren, die sie an ihrem Körper weitertragen und so das erfahrene Leid dem Vergessen entreißen.“ (S. 192) Monika Hernik (Zielona Góra) versucht in ihrem Aufsatz, dem Kriegstrauma und der Erinnerung in Peter Härtlings Werk auf die Spur zu kommen. Dass das besonders schwierig ist, formuliert der Autor selbst: „In jedem Gedächtnis gibt es Zellen, die verschlossen sind“ (zit. S. 193). Peter Härtling will diese Zellen durch sein Schreiben öffnen. Aber er muss feststellen, dass die Zellen der Kriegs- und Kindheitserinnerungen z.T. – trotz aller Bemühungen – noch immer einen Zugang verweigern. Deswegen umkreist er sie mit seinem Schreiben immer wieder, um ihnen näher zu kommen. Monika Hernik stellt am Ende fest, dass sich die Schockerlebnisse, die Härtling gehabt

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hat, abgrundtief in sein Gedächtnis eingegraben haben und dass sein Schreiben eine therapeutische Funktion für ihn hat. Die literarischen Texte von Janosch und Horst Bienek stehen im Zentrum der Untersuchung von Tobiasz Janikowski (Siegen). Beide Autoren sind ein Beispiel für die „verzauberte Lebenswelt und traumatische Kriegswirklichkeit“ (S. 205) von Kindern in Oberschlesien in den Jahren 1939-1945. Es ist nach Ansicht des Autors wichtig, die Romane dieser beiden Autoren nicht aus dem Blick zu verlieren, wenn es um die Probleme der Nachkriegsliteratur in Deutschland nach 1945 geht. Viele der deutschstämmigen Kinder waren durch ihre Erziehung für den Krieg sozialisiert, aber letztlich blieben sie wie ihre polnischen Altersgenossen von den „transgenerationellen Traumatisierungsprozessen“ (S. 216) nicht verschont. Unabhängig von ihrer Abstammung, Erziehung und Gesinnung mussten sie die Lasten der Nachkriegszeit unverschuldet ertragen. Ein Fazit: Die Texte dieser Sammlung zeigen, wie nahezu alle Kinder im östlichen Europa, insbesondere aber im besetzten Polen, Opfer von Kriegshandlungen, erzwungenen Umsiedlungen und Vertreibung wurden. Ihre Traumata werden den Kindern von damals, obwohl Jahrzehnte nach ihrer Entstehung vergangen sind, heute erst langsam bewusst. Deren Verarbeitung und Bewältigung wird noch Jahre, wenn nicht lebenslang dauern.

Gansel, Carsten/Zimniak, Pawel (Hrsg.): Kriegskindheiten und Erinnerungsarbeit. Zur historischen und literarischen Verarbeitung von Krieg und Vertreibung. (Philologische Studien und Quellen; Heft 235). Berlin: Erich Schmidt 2012 (ISBN 978 3 503 13703 9; eBook: ISBN 978 3 503 13704 6; gedrucktes Werk: 39,80 €)

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FRANZ-JOSEF PAYRHUBER

Eine Forschungslücke wurde geschlossen

Zu Norbert Hopsters zweiteiligem Sammelband Die Kinder- und Jugendliteratur in der Zeit der Weimarer Republik

Wer solch ein Werk wie diese Darstellung der Kinder- und Jugendliteratur in der Weimarer Republik herausgibt, dem gebührt allein schon ob der schieren Quantität Respekt. Zwanzig Beiträgerinnen und Beiträger, allesamt ausgewiesene Fachleute für die von ihnen bearbeiteten Themen, hat der bis 2001 an der Universität Bielefeld lehrende Literaturwissenschaftler und -didaktiker Norbert Hopster für sein verdienstvolles Vorhaben gewinnen können. In 26 Beiträgen, verteilt auf zwei Teile mit insgesamt etwas mehr als eintausend Seiten, haben diese mit ihm zusammen den – um es gleich vorweg zu sagen – gelungenen Versuch unternommen, das Gesamtspektrum der Kinder- und Jugendliteratur in der Weimarer Zeit zu beschreiben. Alle Beiträger sind, nach der Maßgabe des Vorhabens, bestrebt, eine größtmögliche Anzahl von Titeln der Primärliteratur zu berücksichtigen, die im Untersuchungszeitraum auf dem Markt waren, also nicht nur die zwischen 1918/19 und 1933 publizierten Neuerscheinungen, sondern auch die noch aus der vorhergehenden Epoche stammenden, wieder aufgelegten oder neu bearbeiteten Texte und nicht zuletzt die zahlreichen Periodika. Diese Einbeziehung des gesamten Angebotes vermeidet von vornherein eine nur selektive Wahrnehmung des literarischen Marktes, wie sie anderen Studien nicht selten anhaftet. Konsequenterweise spricht der Titel des Sammelbandes von der Kinder- und Jugendliteratur in der Weimarer Zeit und nicht von der Literatur dieses Zeitraums allein. Es wäre wohl zu vordergründig, von der Vielzahl der Beiträge allein auf eine Vielseitigkeit der Literatur zu schließen, und doch ist der Zusammenhang so abwegig nicht. Bereits das Inhaltsverzeichnis vermittelt Eindruck der Vielseitigkeit, indem es ebenso zahlreiche Genres in den Blick rückt wie thematische Schwerpunkte, literarische Sonderformen ebenso wie mediale Erscheinungsformen. Nicht alles entsteht neu in der Weimarer Zeit, und manches reicht auch darüber hinaus. Dass wesentliche Kategorien des Systems der Kinder- und Jugendliteratur bereits entwickelt sind, wird von Roland Stark unter der Themenstellung „Die Fortsetzung der Kinder- und Jugendliteratur aus der Zeit von 1918/19 in die Zeit der Weimarer Republik“ behandelt, Norbert Hopster wirft einen Blick auf die „Kinder- und Jugendliteratur in der Zeit nach 1933“. Interesseleitend für die in dem Band versammelten Beiträge ist aber, nach dem Spezifischen zu fragen, das die Literatur für Kinder und Jugendliche in dieser Epoche auszeichnet. Den Anfang macht hierin, nach einer sehr informativen „Einleitung“ des Herausgebers, die eigentlich mehr ein erster Überblick ist, Carola Pohlmann mit „Abenteuer- und Reiseliteratur für die Jugend“, der sie eine neue Tendenz zum Sachlichen und Authentischen als Darstellungsprinzip bescheinigt. Barbara Asper weist sodann in ihrer Analyse

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des „alte(n) und neue(n) Mädchenbuches“, insbesondere in den neuen MädchenbuchReihen, nach, dass ein solcher Trend, der sich als Ausdruck von Modernität begreifen lässt, dort allerdings nicht vorkommt. In der spezifischen Mädchenliteratur, die ein weitgehend aus der allgemeinen Kinder- und Jugendliteratur ausgegrenzter Bereich blieb, dominierte die Backfischliteratur des 19. Jahrhunderts, in der die Frau, dem Idealbild des gesellschaftlich maßgeblichen Bürgertum entsprechend, auf den Binnenraum der Familie festgelegt wurde. Neue Mädchenbücher, in denen die Protagonistinnen ihre eigenen Wege gehen und, beispielsweise in der Großstadt, eigene berufliche und soziale Erfahrungen machen, bleiben in der Minderzahl; Mädchenbücher, in denen der harte Kampf einer Protagonistin für ihre Emanzipation oder auch ihre Mühsal im beruflichen Alltag (z.B. in der Fabrik) dargestellt werden, fehlen ganz. Von Ausnahmerscheinungen berichten allenfalls die Bücher über die neuen Sportmädel, die Rolf Geßmann im Beitrag „Sport in der Kinder- und Jugendliteratur“ untersucht; sie kämpfen, entsprechend dem Typus der ‚neuen Frau’ in der Weimarer Zeit, um ihre eigene Position. Die gesamt übrige Kinder- und Jugendliteratur, die implizit immer an Jungen adressiert ist, wird am augenfälligsten in dem von Uwe K. Ketelsen bearbeiten Thema „Krieg in der Kinder- und Jugendliteratur“ und den ihm affinen Genres der von Luke Springmann analysierten „Koloniale(n) Kinder- und Jugendliteratur und gleichermaßen in der von Holger Zimmermann beschriebenen „Geschichtsliteratur“. Eine moderne Sicht auf die historisch-gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland ist in diesen Büchern nicht vorhanden. Sie präsentieren sich, beispielsweise in ihrer Betrachtungsweise des Ersten Weltkrieges, eher als ausgesprochene Tendenzliteratur. Doch offensichtlich waren sie in ihrer Funktion, die Bedürfnisse von Heranwachsenden zu befriedigen, ebenso gefragt wie die Erzählungen von waghalsigen Expeditionen und Reisen in entlegene exotische Gegenden oder von Abenteuern mit Tieren, die Geralde Schmitt-Dumont in ihrem Beitrag über „Tierbücher“ untersucht. Bettina Kümmerling-Meibauers Aufsatz über „Spektrum und Tendenzen der übersetzten Kinder- und Jugendliteratur“ ist zu entnehmen, dass in diesen Genres auch ein hoher Anteil an Übersetzungen existiert, weil das Angebot an deutschsprachigen Titeln nicht hinreichend groß war. Aber die literarische Qualität hielt offenbar nicht mit der Quantität Schritt, wovon insbesondere der von Ute Dettmar dargestellte „Kampf gegen Schund und Schmutz“ zeugt, der sich freilich auch gegen Groschenhefte und Serien richtete. Große Aufmerksamkeit widmet der Sammelband mit guten Gründen den Bereichen von Sonderliteraturen, die in der Weimarer Zeit wie sonst in keinem anderen Abschnitt der Geschichte der Kinder- und Jugendliteratur entstanden und deren spezifische Komponenten ausmachen. So zeigt sich an der „Literatur der Jugendbewegung“, die Andreas Bode unter dem Oberbegriff der Bündische(n) Literatur“ subsumiert, ganz eindeutig der enge Konnex von Entstehung und Rezeption einer literarischen Sonderform. „Die [… im] Rahmen [der Jugendbewegung] entstehenden literarischen Texte, besonders die Lieder, Gedichte und Sprüche, aber auch die epischen Texte bis hin zu den Fahrtenbüchern, geben der Rezeption nur dann einen Sinn, wenn in den Grundansichten der Schreiber und Rezipienten Übereinstimmung besteht, d.h. wenn beide auf dem gleichen ideologischen Fundament der Bewegung stehen. Die Rezeption ist in diesem Falle also ein sich Einklinken in den Text, nahezu ein Glaubensakt.“ (Hopster, Einleitung, S. 17)

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In der von politischen Parteien motivierten Literatur begegnen dieselben Strukturen. Helga Karrenbrock zeigt diesen Zusammenhang in ihrem Beitrag „Sozialistische Kinder- und Jugendliteratur“ für die SPD und KPD auf, Norbert Hopster beschreibt ihn für die „Nationalsozialistische Literatur und [das] nationalsozialistische Schrifttum für die Jugend vor 1933. Ungeachtet ihrer Tendenz, sind die Texte aber immerhin, bevor die Nationalsozialisten, die sich selbst ja auch als „Bewegung“ charakterisierten, die Macht ergriffen, auf einem freien, politisch nicht gelenkten Markt entstanden und verbreitet worden, worauf Sandra Ladwig in dem Beitrag „Die Diskussion um die Kinderund Jugendliteratur in der Weimarer Republik“ einsichtig verweist. Von großer Bedeutung ist die diese Voraussetzung für die von Gabriela von Glasenapp dargestellte „Jüdische Kinder- und Jugendliteratur“ der Zeit, die analog zur christlichkonfessionellen Literatur „eine von jüdischen Autorinnen und Autoren für jüdische Kinder und Jugendliche geschriebene Literatur mit jüdischer Thematik“ ist (Hopster, Einleitung, S. 19). Sie hatte im sich ankündigenden „Dritten Reich“ keine Zukunft mehr. Den nach Norbert Hopsters einleitender Gesamtschau wichtigsten Anteil an der Vielseitigkeit der Kinder- und Jugendliteratur in der Weimarer Zeit hatten die im Zeichen einer „Modernen Schreibweise“ entstandenen Texte. Das bezieht sich sowohl thematisch-inhaltlich auf die von Helga Karrenbrock behandelten „Großstadtromane für Kinder“ wie auf die von Luke Springmann analysierte „Technik-Literatur für Kinder und Jugendliche“ oder auf die unter kinderkultureller Perspektive auf „Die neuen Medien der 20er Jahre für Kinder und Jugendliche“, mit denen sich Bernd Schorb und Benjamin Bigl befassen. Unter dem Kriterium der Modernität werden in mehreren Beiträgen auch Textsorten befragt, die auf einer bestehenden Tradition fußen. So diskutiert für das „Kinder- und Jugendtheater“ Gerde Taube und für das „Künstlerische Puppenspiel“ Manfred Wegner die Möglichkeiten einer künstlerischen Erneuerung, und für das „Märchen“ untersucht Helga Karrenbrock die Leistungsfähigkeit der Adaptionen volksliterarischer Texte durch politisch links eingestellte Autorinnen und Autoren. Kurt Franz verfolgt mit Akribie die neuen Ansätze in der „Lyrik für Kinder und Jugendliche“ in der Weimarer Zeit, die über die Masse der traditionell kindertümelnden Gedichte hinausgingen, die vor allem in Lesebüchern vorherrschten. Neben Richard und Paula Dehmel mit ihrer innovativ-progressiven Lyrik waren es vor allem Christian Morgenstern, Joachim Ringelnatz und in seinen Anfängen Erich Kästner, die dem Kindergedicht neue Ausdrucksmöglichkeiten eröffneten. Weiterwirkende Impulse gingen hierfür nicht zuletzt auch von dem „Bilderbuch“ aus, über das Roland Stark kenntnisreich handelt und das als Künstler-Bilderbuch in der Weimarer Zeit einen Höhepunkt erreichte. Jeder der Beiträge in diesem Band hätte es verdient, über die bloße Nennung und Einordnung in den vom Herausgeber strukturierten Gesamtzusammenhang hinaus ausführlich beschrieben und gewürdigt zu werden. Das aber übersteigt die Möglichkeiten einer solchen Rezension. So sei global bescheinigt, dass mit diesem Sammelband gelungen ist, die lange bestehende Forschungslücke „Kinder und Jugendliteratur in der Weimarer Republik“ zu schließen. Fachleute für bestimmte Forschungsbereiche mögen zwar das eine oder andere Detail anders beurteilen oder möglicherweise sogar vermissen. Dem

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an der Geschichte der Kinder- und Jugendliteratur insgesamt Interessierten werden hier aber so viel vorzüglich aufbereitete und durchweg gut lesbar dargestelltes Forschungsergebnisse angeboten, dass er darüber gern hinwegsieht. Die vom Herausgeber zugrunde gelegte Metapher „Vielseitigkeit“ hat sich als ordnender Gesichtspunkt für das umfangreiche Material bewährt. Bleibt noch zu erwähnen, dass jeder der beiden Teile einen Bildanhang enthält, der auf jeweils ca. zwanzig Seiten neben einigen Binnenillustrationen insbesondere Cover von Erstausgaben abbildet und damit immerhin ansatzweise bzw. ausschnitthaft bildlich vor Augen führt, worüber zuvor in den Texten auf hohem wissenschaftlichen Niveau gehandelt wurde. Norbert Hopster (Hrsg.): Die Kinder- und Jugendliteratur in der Zeit der Weimarer Republik. Teil 1 und Teil 2. Unter Mitarbeit von Joachim Neuhaus. Frankfurt a.M. u.a. Lang 2012. ISBN 978-3-63160058-0. (Kinder- und Jugendkultur, literatur und medien. Theorie – Geschichte – Didaktik; 74). 1014 S. in 2 Teilbänden, 125,00 €.

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THEODOR KARST

Theater für junge Leute heute

„Das Theater für Jugendliche hat sich emanzipiert.“ Mit diesem Satz eröffnet FranzJosef Payrhuber seine Darstellung Jugendtheaterstücke der Gegenwart. Nach einem Blick in die Geschichte des Kinder- und Jugendtheaters wird dessen neuere Entwicklung seit den 1990er Jahren des 20. Jahrhundert skizziert. Dieses Theater dient nun nicht mehr vorwiegend der Vermittlung pädagogischer Ziele. Vielmehr schreiben junge Autorinnen und Autoren auf hohem literarischen Niveau Theaterstücke, die sich vorwiegend an ein jugendliches Publikum wenden, die aber gleichwohl ihren Platz in der Theaterkultur insgesamt finden. Dieses Junge Theater ist ein hervorragendes Angebot auch für die schulisch-literaturdidaktischen Bemühungen, der jungen Generation das Theater zu erschließen, das Theater als spannende Dramenkunst und Teil des literarisch-kulturellen Lebens insgesamt. Jugendspezifische Themen, eine interessante Gestaltung und Sprachkunst sowie innovative Inszenierungen können das Theater zu einem attraktiven Erlebnisund Erkenntnisraum werden lassen. Dazu macht das Buch hilfreiche Vorschläge. Ein Überblick über das Stücke-Repertoire orientiert über das Jugendtheater der Gegenwart in den Bereichen Zeitstücke, Bearbeitung klassischer Stoffe, Mythen- und Sagenstoffe sowie Fabel- und Märchenstücke. Im Mittelpunkt stehen zwölf Jugendtheaterstücke. Sie werden ausführlich vorgestellt und im Blick auf die Unterrichtspraxis in den Sekundarstufen eins und zwei in didaktischer und methodischer Hinsicht erschlossen. Die Auswahl der Stücke beachtet jugendspezifische Themen, die theater-literarische Qualität und Möglichkeiten der Inszenierung (Bühnenrelevanz). Kinder- und Jugendtheaterstücke sind im Repertoire vieler deutscher Bühnen feste Bestandteile. Die Themen der Stücke sind Freundschaft, Liebe, Sexualität; Familienbilder; Suche nach Lebenssinn; Identitätssuche; Schule. Im Blick auf die dramaturgische Gestaltung werden folgende Aspekte beachtet: Die Kunst der Beobachtung; Dramaturgie der Medien; kollektives Schreiben; Dokument und Material; Dramaturgie der Collage. Ausdrücklich auf die schulische dramen- und theaterdidaktische Arbeit bezogen sind die zwölf Modelle, strukturiert nach Inhalt, Aufbau/Form, Figuren, Interpretationen, didaktische Intentionen, unterrichtspraktische Möglichkeiten, z.T. auch Unterrichtserfahrungen. Sechs Zeitstücke gestalten realistisch-problemzentrierte und zeitgeschichtliche Themen junger Menschen der Gegenwart: Creeps und Aussetzer von Lutz Hübner, Lilly unter den Linden von Anne C. Voorhoeve, Bikini von Tina Müller, Klamms Krieg von Kai Hensel und noway.today von Igor Bauersima.

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Mit den Figuren Nathan in Nathans Kinder von Ulrich Hub und Faust in F.A.u.s.T von Paul Maar werden klassische Stoffe aufgegriffen. In Mein Freund Till, genannt Eulenspiegel von Katrin Lange und Um Himmels Willen, Ikarus von Christian Schidlowsky, Benedikt Neustein und Claus Overkamp stehen mythische- und sagenhafte Figuren im Zentrum. Mit Wölfen in Die besseren Wälder von Martin Baltscheit und zertanzten Schuhen in Nachtschwärmer von Thomas Oberender gewinnen Fabel- und Märchenmotive Bühnenleben. In anschaulichen Kurzporträts werden die dreizehn überwiegend in den sechziger Jahren geborenen Autorinnen und Autoren der Stücke vorgestellt. Unter ihnen ist Paul Maar (1937) der älteste Stückeschreiber, Tina Müller (1980) die jüngste Theaterautorin. Das Buch ist eine gelungene Koproduktion zweier sich ergänzender Autoren. FranzJosef Payrhuber schreibt aus jahrzehntelanger Erfahrung mit dem Theater als Kunstwerk und seiner didaktischen Herausforderung. Henning Fangauf ist Dramaturg und stellvertretender Leiter des Kinder- und Jugendtheaterzentrums der Bundesrepublik Deutschland. Wer sich mit dem Jugendtheater der Gegenwart, mit einzelnen Autoren oder Stücken näher beschäftigen möchte, findet in der ausführlichen Bibliographie die Nachweise zur Primärliteratur und ausführliche weiterführende Literaturangaben. Das Buch leistet Vorarbeit bei der Planung und Gestaltung von Unterricht, verbindet Schule und Theater als Orte der Bildung und Diskussion, motiviert insgesamt für „dramatisches“ Lernen und Erkennen.

Franz-Josef Payrhuber unter Mitarbeit von Henning Fangauf: Jugendtheaterstücke der Gegenwart. Zwölf Unterrichtsmodelle zur Jungen Dramatik für die Sekundarstufen. Mit Überblicken über das Stücke-Repertoire und Kurz-Porträts der Autorinnen und Autoren. Baltmannsweiler: Schneider 2012 (Deutschdidaktik aktuell; 35). ISBN 978 3 8340 1097 1, 258 Seiten, 19,80 €.

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Aufgestöbert

In alten Lesebüchern gefunden

Titelgedicht aus Deutsches Lesebuch für Bürger- und Volksschulen. In fünf Teilen. Ausgabe B. V. Teil (Siebtes und achtes Schuljahr). Bearbeitet von den Rektoren G. Chun und W. Liermann. Ausgabe für evangelische Schulen. Verlag Benjamin Auffahrt, Frankfurt a.M. 1883, S. 1.

Aufgestöbert

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Aus: Deutsches Lesebuch für Mädchenschulen. In 3 Bänden. Hrsg. von A. Ernst und J. Tews. Ausgabe C für katholische Mädchenschulen. Bearbeitet von Dr. Fr. Schroller. Band III. Verlag Julius Klinkhardt, Leipzig und Berlin 1897, S. 187 u. 229

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Berichte

ULRIKE NICKEL

„Macht es dir Spaß, Kinderbücher zu schreiben?“

In dem Projekt Berliner Bücherinsel erfahren Grundschulkinder, wie Bücher entstehen

Wenn Kinder ein Buch lesen oder Vorlesenden zuhören, wenn sie Bilderbücher betrachten oder Hörbücher hören, dann denken sie in der Regel nicht darüber nach, wie dieses Buch entstanden ist oder welchem Weg ein Text, eine Übersetzung, eine Buchillustration folgte, bis aus Papier und Farbe, Leim und Faden ein Buch entstanden ist, das eines Tages im Regal einer Bibliothek oder Buchhandlung steht. Das Kinderliteraturprojekt Berliner Bücherinseln zeigt diesen Weg auf. Rund 1000 Schüler nehmen alljährlich ab Mitte Mai an den Berliner Bücherinseln teil, wenn in nahezu allen Stadtteilen Berlins Veranstaltungen rund um die Entstehung von Büchern stattfinden. In Bibliotheken, Buchhandlungen, Verlagen, lllustratoren-Ateliers und Druckereien haben Kinder die Möglichkeit, Experten aus der Welt der Bücher zu treffen und mit ihnen über ihre Arbeit zu diskutieren. Sie lernen Schriftsteller und Illustratoren kennen, sprechen mit Übersetzern und Lektoren, Verlegern, Bibliothekaren und Buchhändlern, besichtigen den Arbeitsplatz von Druckern und Buchbindern. Bei diesen Begegnungen lernen sie Orte und Berufswelten kennen, die in ihrer alltäglichen Lebenswelt kaum vorkommen. Alle Veranstaltungen finden außerhalb der Schule statt. Jede Veranstaltung hat individuelle inhaltliche Schwerpunkte, folgt aber einem einheitlichen Konzept. Die Kinder lernen einen Experten kennen, der kreativ an der Buchherstellung beteiligt ist und anhand eines eigenen Buches seine Tätigkeit vermittelt. Spielerisch und kind-

Illustrator Einar Turowski in der Buchhandlung BuchSegler

Illustrator Tobias Krejtschi in der PhilippSchaeffer Bibliothek

Berichte

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gerrecht moderiert eine Mitarbeiterin der Berliner Bücherinseln das Gespräch zwischen dem Künstler und den Schülern und erzählt auf diesem Weg Wissenswertes über die Buchherstellung. Im Mittelpunkt jeder Veranstaltung stehen jedoch der Künstler und seine Arbeit rund um das Kinderbuch. Den Abschluss bildet eine Frage- und Diskussionsrunde, bei der die Schüler mit dem Künstler in einen intensiven Austausch treten, ihre Fragen und Gedanken vermitteln oder sogar selbst kreativ werden. Hier wird deutlich, wie wichtig die Vorbereitung auf die jeweilige Veranstaltung ist: Das vorhandene Wissen über den Autor und sein Werk und speziell das an diesem Tag behandelte Buch strukturiert die Wahrnehmung und motiviert zur Teilnahme am Gespräch. Besuchen die Schüler einen Verlag, so wird dort die Arbeit eines Verlages erklärt. Die einzelnen Schritte der Buchherstellung werden mit Hilfe unterschiedlicher Materialien gezeigt. Treffen sie beispielsweise im Verlag eine Illustratorin, wird sie ihre Arbeit erklären, Original-Illustrationen mitbringen und den Kindern in die Hand geben, vielleicht mit ihnen zeichnen und anschließend ihre Rolle bei der Entstehung eines Buches verdeutlichen. In der Bibliothek erklärt die BibliotheIllustratorin Kristina Andreas im Aufbau Verlag karin, wie das Buch vom Verlag in die Bibliothek gelangt. Ist ein Autor zu Gast, wird er über den Weg von einer ersten Idee bis zur fertig geschriebenen Geschichte sprechen und natürlich aus seinem Buch vorlesen. In der Buchhandlung erklärt die Buchhändlerin den Weg des Buches vom Verlag in die Buchhandlung. Hier spielen Begriffe wie ,Verlagsvertreter’ eine Rolle, aber auch das ‚Auslieferungslager’ oder die ,Buchpreisbindung’. Ist an diesem Tag ein Übersetzer zu Gast, wird er mit den Kindern darüber sprechen, woran zu erkennen ist, ob ein Buch übersetzt wurde. Oder es wird darauf aufmerksam gemacht, dass ein übersetztes Buch zwei Autoren hat: Den Verfasser des Ursprungstextes und Übersetzerin Meike Blattnik in der Buchhandlung BuchSegler den Übersetzer. Findet eine Veranstaltung in einer Druckerei statt, wird das Druckverfahren in allen relevanten Phasen erklärt, anschließend besichtigen die Schüler die Druckerei.

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Berichte

Ganz bewusst wird die Teilnahme an dem literarischen Projekt in Schulen angeboten, da sich hier enorme Chancen bieten, kulturelle Partizipation zu verwirklich. Alle Kinder, unabhängig von ihrer Herkunft und ihren Bildungshintergründen, lassen sich erreichen. Darüber hinaus können authentische Begegnungen zwischen Schulkindern und Künstlern Literatur noch intensiver vermitteln, als das Lesen selbst. In den anschließenden Gesprächen mit den Autoren und Illustratoren können die Schülerinnen und Schüler ihre Gedanken kommunizieren und dabei lernen, die Ehrfurcht vor der Begegnung mit Kunst und Kultur abzubauen. „Kinder zu Lesern zu machen“, wie die Kinderbuchautorin und Schirmherrin der 4. Berliner Bücherinseln, Kirsten Boie, es formulierte, „ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Die berufliche, gesellschaftliche und damit auch private Zukunft jeden Kindes hängt zu nicht unwesentlichen Teilen vom Grad seiner Lesefähigkeit ab, und die entsteht nur durch häufiges, auch freiwilliges Lesen“. Das ist das Ziel der Berliner Bücherinseln: Den Zugang zur Literatur zu fördern, aufmerksam zu machen auf den Reichtum, der in Büchern verborgen ist, und Schülerinnen und Schüler zu motivieren, sich mit LiteDie Autorin Kirsten Boie im Literarischen ratur lustvoll auseinanderzusetzen. Colloquium

Aus der Akademie

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GEBURTSTAGE DES JAHRES 2012 Heinz Dörr wurde 85 Am 30. September 2012 vollendete Heinz Dörr sein 85 Lebensjahr. Mehr als 50 Jahre davon war der ehemalige Lehrer und Rektor der Kinder- und Jugendliteratur aufs Engste verbunden: in den Vereinigten Jugendschriftenausschüssen (VJA) in der der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Lehrerverbände, als Beurteiler empfehlenswerter Kinder- und Jugendbücher für die Schule, erst auf Landesebene in Baden-Württemberg, dann auf Bundesebene als zweiter und schließlich erster Ausschussvorsitzender und neben vielen anderen verantwortlichen Tätigkeiten über Jahre hin als Redakteur für das GEW-Verzeichnis Das Buch der Jugend. Seine letzte größere Aufgabe war die Erstellung einer Übersicht über den Archivbestand der VJA und der daraus hervorgegangenen Arbeitsgemeinschaft Jugend und Medien (AJuM). Über viele Jahre hin hat Heinz Dörr die GEW in der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur vertreten, er hat deren Arbeit konstruktiv-kritisch begleitet und hat sich bis zum letzten Jahr für die verantwortungsvolle Aufgabe des Rechnungsprüfers zur Verfügung gestellt. Aus Arbeitsbeziehungen sind vielfach Freundschaften erwachsen, in der Sache zeigte sich Heinz Dörr immer informiert, klar heraus und bestimmt, im persönlichen Umgang offen und verbindlich. Wenn er in einer autobiographischen Notiz schreibt, an einer seiner frühen Lehrerstellen im Winzerdorf Kürnbach im Kreis Sinsheim habe er den Schwarzriesling kennen gelernt, so gilt das mutatis mutandis auch für seine Volkacher Zeit, wo ein abendlicher Schoppen die Beziehungen festigen half. Ich gratuliere ihm im Namen der Akademie ganz herzlich und wünsche ihm noch viele erfüllte Jahre ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen uns noch viele gute Begegnungen in Volkach. Franz-Josef Payrhuber

Paul Maar wurde 75 Paul Maar, am 13. Dezember 1937 in Schweinfurt geboren, gehört zu den erfolgreichsten Kinder- und Jugendbuchautoren. Nach dem Abitur studierte an der Kunstakademie in Stuttgart, unterrichtete kurze Zeit als Kunsterzieher und ist seither freier Autor und Illustrator. Er schrieb und zeichnete zahlreiche realistische und phantastische Bilder-, Kinder- und Jugendbücher, verfasste zahlreiche Theaterstücke, außerdem Musicals, eine Oper und Drehbücher zu den Verfilmungen seiner Kinderbücher. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche bedeutende Auszeichnungen, darunter den Deutschen Jugendliteraturpreis, den Deutschen Bücherpreis und den Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur Volkach e.V. Paul Maar ist der Akademie seit vielen Jahren auch als Ordentliches Mitglied verbunden und unterstützt sie mit Rat und Tat. Der Akademiepräsident, Prof. Dr. Kurt Franz, und der langjährige Vizepräsident, Akad. Dir. Günter Lange, ehren den Jubilar in diesem Heft mit eigenen Beiträgen. Franz-Josef Payrhuber

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Aus der Akademie

Franz-Josef Payrhuber wurde 70 Am 5. November 2012 konnte der Vizepräsident der Deutschen Akademie für Kinderund Jugendliteratur Franz-Josef Payrhuber in Worms seinen 70. Geburtstag feiern. Der Jubilar, der bis 2002 als Akademische Direktor Leiter des Fachbereichs Deutsch am Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung (ILF) Mainz war, daneben auch Professuren-Vertretungen und Lehraufträge an verschiedenen Universitäten wahrnahm, ist seit 1992 ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie, Hier widmet er sich verschiedenen Aufgaben, seit dem Ausscheiden von Günter Lange wieder der Herausgabe des Volkacher Boten, für den er auch das Layout liefert. Außerdem ist er Mitherausgeber des Loseblattwerks Kinder- und Jugendliteratur – Ein Lexikon im Corian-Verlag, von dem kürzlich die 47. Ergänzungslieferung erschienen ist und das inzwischen an die 8.000 Seiten umfasst. Seine Schwerpunkte sind zweifellos die Lyrik, speziell das Kindergedicht, und Erzählformen wie Märchen und Fabel, vor allem aber das Drama im weitesten Sinn, für das er schon seit seiner einschlägigen Dissertation (Das Drama im Unterricht) vorgeprägt war. Auch seit seiner Pensionierung ist Franz-Josef Payrhuber sehr aktiv, wie seine zahlreiche Veröffentlichungen zeigen. Und Ruhe geben kann er auch heute nicht. Ist zu der von ihm und Kurt Franz geleiteten Lyrik-Tagung der Akademie 2011 inzwischen der Tagungsband „Und dann und wann ein weißer Elefant …“ erschienen, so hat er kürzlich erst das Buch Jugendtheaterstücke der Gegenwart. Zwölf Unterrichtsmodelle zur Jungen Dramatik für die Sekundarstufen herausgebracht, zu einem Spezialgebiet, das ihn sein Leben lang nicht loslässt. Aber gerade im Gedenkjahr der Brüder Grimm 2012 hat er zahlreiche entsprechende Veranstaltungen zu deren Kinder- und Hausmärchen organisiert und durchgeführt. Im Namen der Akademie wünsche ich ihm noch viele glückliche Jahre im Kreise seiner Familie, mit seiner Frau Hiltrud, seinen Kindern und Enkeln, aber auch Kraft und Lust zu dem, was er gerne tut: zu schreiben und zu publizieren. Kurt Franz Altbürgermeister Friedrich Ruß feierte 85. Geburtstag Am 8. Juni 2012 feierte Volkachs Altbürgermeister Friedrich Ruß seinen 85. Geburtstag. Weit über 30 Jahre war er kommunalpolititsch tätig, davon hat er zwei Jahrzehnte lang die Geschicke der Stadt als Erster Bürgermeister geleitet. Da verwundert es nicht, dass er Träger des Bundesverdienstkreuzes und Ehrenbürger seiner Heimatstadt ist. 1956 wurde Friedrich Ruß in den Stadtrat gewählt, doch endete seine Laufbahn als Beamter im Postdienst 1972 mit der Wahl zum Stadtoberhaupt, ein Amt, das er nochmals ab 1978 und ab 1984 ausfüllte. In seiner langen Dienstzeit wurden wichtige Projekte in der Stadt verwirklicht, so dass er sich große Verdienste erworben hat, nicht zuletzt bei der Realisierung der Gebietsreform. Aus Sicht der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur hat er freilich als einer der Geburtshelfer ganz entscheidende Bedeutung erlangt. Nachdem die Akademie am 15. Mai 1976 in Würzburg gegründet worden war, handelten er und der Volkacher Stadtrat am schnellsten: obwohl sich einige unterfränkische Städte als Heimstatt angeboten hatten, sagte er sofort zu, für die Zukunft einen Preis zu stiften und die jähr-

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liche Übergabe in einer Feierstunde auszurichten. Das war freilich für die damalige Zeit ein Wagnis und eine Pionierleistung sondergleichen. Volkach ist mit dem Schelfenhaus die Heimat der Akademie bis heute geblieben, so dass 2012, also nach 36 Jahren, die 37. Preisverleihung stattfinden konnte. Friedrich Ruß, der wenn möglich noch immer die Feierstunden besucht, kann auch darauf mit Stolz zurückblicken. In Dankbarkeit wünsche ich ihm im Namen der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur Gesundheit und noch viele glückliche Jahre zusammen mit seiner Frau. Kurt Franz

Kinder- und Jugendliteratur – Ein Lexikon Im Jahr 2012 erschienen mit den Nummern 44 bis 47 vier Ergänzungslieferungen des Lexikons mit 34 Beiträgen in einem Gesamtumfang von 677 Seiten. Mitgearbeitet haben daran insgesamt 19 Autorinnen und Autoren. Die Beiträge und Verfasser (in Klammern) im einzelnen: Teil 1: Autoren/Übersetzer Bruno Hans Bürgerl (Rainer Drewes) Matthias Claudius (Amrei Stupperich) Luise Glaß (Barbara Asper) Emma Gündel(-Knacke) (Barbara Asper) Peter Härtling (Neubearbeitung) (Hannelore Daubert) Werner Gerhard Hörnemann (Günter Lange) Johanna Huber (Manfred Berger) Hannes Hüttner (Reiner Neubert) Marjaleena Lembcke (Franz-Josef Payrhuber) Boy Lornson (Aktualisierung) (Herbert Ossowski) Paul Maar (Neubearbeitung) (Günter Lange) Gottlieb Konrad Pfeffel (Franz-Josef Payrhuber) Heinrich Pleticha (Aktualisierung) (Kurt Franz) Jutta Richter (Ina Brendel-Perpina) Helmut Sakowski (Reiner Neubert) Dietrich Seiffert (Günter Lange) Albert Sixtus (Ulrich und Beatrix Knebel) Inge von Wiese (Günter Lange)

98 Teil 2: Illustratoren/Illustrationen Fritz Baumgarten (Manfred Berger) Julius Diez (Roland Stark) Susanne Ehmke (Manfred Berger) Hans Fischer (Roland Stark) Felix Hoffmann (Roland Stark) Herbert Holzing (Franz-Josef Payrhuber) Teil 3: Verlage/Verleger Winckelmann & Söhne (Sebastian Schmideler) W. Fischer Verlag (Walther Ulrich Erwes) Jos. Scholz (Beatrix Mühlberg-Scholtz) Teil 5: Literarische Begriff/Werke/Medien Gullivers Reisen von Jonathan Swift (Lotta König/Carola Surkamp) Robinson Crusoe als Schullektüre (Kurt Franz) Teil 6: Themen/Motive/Stoffe Vampir (Jana Mikota/Sabine Planka) Vampir (Aktualisierung) (Jana Mikota/Sabine Planka) Teil 7: Forschung/Vermittlung Gerhard Haas (Aktualisierung) (Theodor Karst) Herbert Ossowski (Aktualisierung) Reinbert Tabbert (Theodor Karst)

Aus der Akademie

Aus der Akademie

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Aufruf zur Fördernde Mitgliedschaft bei der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. Volkach Sie wollen die Kinder- und Jugendliteratur und das Lesen zusammen mit der Deutschen Akademie für Kinder und Jugendliteratur fördern? Dann können Sie Einzelmitglied (Privatpersonen) oder Verbandsmitglied (Buchhandlungen, Bibliotheken, Schulen, Verlage, Einrichtungen und Unternehmen verschiedenster Art) bei der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur werden. Der Jahresbeitrag für eine fördernde Mitgliedschaft beträgt als Einzelmitglied ab 50 Euro und als Verbandsmitglied ab 150 Euro. Unsere Leistungen für Einzelmitglieder – Zusendung von Zeitschrift Volkacher Bote (Download), Jahresband und Veranstaltungskalender der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur – Präsentation von ausgewählten Neuerscheinungen auf der Homepage (Titelbild und Verlinkung auf der Homepage – Präsentation von Buch- und Filmtrailern zum Buch/Autor auf der Homepage – Monatliche Mitteilung zur Auszeichnung „Buch des Monats“ – Einladung zur jährlichen Preisverleihung sowie zu den Veranstaltungen der Akademie Unsere Leistungen für Verbandsmitglieder – Zusendung von Zeitschrift Volkacher Bote (Download), Jahresband und Veranstaltungskalender der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur – Einladung zur jährlichen Preisverleihung sowie zu den Veranstaltungen der Akademie – Präsentation von Lesereisen mit ausgewählten Autoren auf der Homepage der Akademie – Präsentation von ausgewählten Neuerscheinungen auf der Homepage (Titelbild und Verlinkung auf der Homepage) – Präsentation von Buch- und Filmtrailern zum Buch/Autor auf der Homepage – Monatliche Mitteilung zur Auszeichnung „Buch des Monats“ – Möglichkeit von Kooperationsveranstaltungen mit der Akademie (Lesungen, Lesereisen, Fortbildungsveranstaltungen, Ausstellungen) Haben Sie zusätzliche Fragen? Kontaktieren Sie die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e. V.: E-Mail: [email protected] Tel. (mobil): 01520 / 611 41 46 Website: www.akademie-kjl.de Socialmedia: www.fb.com/akademie.kjl

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Buch des Monats Januar 2012 Pressemitteilung: Aktuelle Auszeichnung "Buch des Monats" Januar 2012 Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. in Volkach hat für den Monat Januar 2012 folgende Titel als "Buch des Monats" ausgewählt:

Buch des Monats - Jugendbuch Sike Vry Mit Pinsel und Palette. Große Maler und ihr Werk Mit Illustrationen von Hans Baltzer 160 Seiten, 24,95 EUR, Gerstenberg 2011, ab 14 Jahren ISBN 978-3-8369-5406-8 Von der Malerei der Renaissance bis zur Moderne, von da Vinci bis zu Warhol reicht das Angebot dieses Hausbuchs der Kunst. Die zu den 20 Malern geschriebenen Texte verbinden Lebensdaten mit kunstgeschichtlichen Betrachtungen, von Baltzer kongenial mit Zeichnungen begleitet.

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Dr. Franz-Jos Vizepräsiden Schriftführer

Dr. Claudia M Vizepräsiden Schatzmeiste

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Buch des Monats - Kinderbuch

Prof. Dr. Gud (Mitglied d. er Autorin)

Anna Vovsová Josef und Li

Prof. Dr. Han (ordentliches

Aus dem Tschechischen von Hana Hadas 320 Seiten, 12,99 EUR, Heyne 2011, ab 10 Jahren ISBN 978-3-453-26719-0

Dr. Claudia M (Vizepräsiden Geschäftsfüh

Josef aus der fünften Klasse hat sich mit der schönen Helena verlobt, wieder entlobt und hat jetzt Li zur Freundin. Das bringt ihm Probleme. Humorvoll und mit einem realistischen Blick erzählt die Autorin auch, wie Li und ihre Eltern aus Vietnam in Prag heimisch werden wollen.

Dr. Hannelore (Korr. Mitglied Büro

Agnes Thelan Geschäftsstel

Buch des Monats - Bilderbuch Hélène Kérillis Ein Vogel im Schnee. Nach einem Bild von Pieter Breugel Mit Illustrationen von Stéphane Girel 32 Seiten, 14,99 EUR, Prestel 2011, ab 3 Jahren ISBN 978-3-7913-7068-2 "Die Jäger im Schnee (Januar)" von Pieter Breugel sind das Zentrum, um welches die zauberhafte Geschichte von Mayken und ihrem verletzten Vogel kreist. Das unterstreichen die Illustrationen von Girel mit berührenden Blicken auf das Mädchen und die Landschaft.

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Buch des Monats Februar 2012 Pressemitteilung: Aktuelle Auszeichnung "Buch des Monats" Februar 2012 Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. in Volkach hat für den Monat Februar 2012 folgende Titel als "Buch des Monats" ausgewählt:

Buch des Monats - Jugendbuch Marianne Haake Ein Schatz in Carolina

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208 Seiten, 14,80 EUR, Laetitia 2011, ab 10 Jahren ISBN 978-3-934824-12-6 Auf einem Dachboden werden alte Briefe entdeckt, die von einem vergrabenen Schatz berichten. Die Suche danach führt drei Jungen an das Ufer eines Gewässers in Carolina. Unbekümmert erzählen sie von ihrem Plan und locken andere Schatzgräber an. So kommen sie fast zu Schaden. Am Ende finden sie einen Schatz, der mehr Wert hat als Gold und Geld.

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Prof. Dr. Gud (Mitglied d. er Autorin)

Buch des Monats - Kinderbuch Iwona Chmielewska Blumkas Tagebuch Vom Leben in Janusz Korczaks Waisenhaus

Prof. Dr. Han (ordentliches

Mit Illustrationen von Iwona Chmielewska / Grafische Gestaltung Dorota Nowacka Aus dem Polnischen von Adam Jaromir 64 Seiten, 29,90 EUR, Gimpel Verlag 2011, ab 7 Jahren ISBN 9 783981 130065

Dr. Hannelore (Korr. Mitglied

Blumka, ein Mädchen aus Korczaks Waisenhaus, schreibt im Tagebuch darüber, wie der Doktor den Kindern zu leben hilft, denn für ihn sind sie das Wichtigste. Die Bilder erzählen behutsam vom Woher der Kinder und von ihren Fähigkeiten. Alles endete, als der Krieg kam.

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Buch des Monats - Bilderbuch Tejima Keizaburo / Shitaku Yae Der weise Hase Isopo Mit Illustrationen von Tejima Keizaburo Aus dem Japanischen von Izukawa Yoko 36 Seiten, 16,50 EUR, Baobab Books 2011, ab 5 Jahren ISBN 978-3-905804-33-1 Großformatige farbige Holzschnitte öffnen dem Betrachter den Blick auf den Lebens-Lauf des Hasengottes, der spät merkt, dass alles im Leben seine Zeit hat. Da er keine Sprünge mehr machen kann, helfen ihm die Kinder. Er dankt es ihnen mit Geschichten von früher.

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Buch des Monats März 2012 Pressemitteilung: Aktuelle Auszeichnung "Buch des Monats" März 2012 Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. in Volkach hat für den Monat März 2012 folgende Titel als "Buch des Monats" ausgewählt:

Buch des Monats - Jugendbuch Dirk Steinhöfel / P.B. Shelley Die Wolke

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Ins Deutsche übersetzt von Andreas Steinhöfel 128 Seiten, 19,95 EUR, Verlag Friedrich Oetinger 2011, für Jugendliche und Erwachsene ISBN 978-3-78917-147-5 "Ich spanne ein Zelt um das Antlitz der Welt", heißt es in Shelleys berühmtem Gedicht. Steinhöfel malt zum Gedicht faszinierende, in Real- und Märchenwelt angesiedelte Bilder vom Spiel des Kindes mit den Elementen.

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Buch des Monats - Kinderbuch Philip Wilkinson Titanic. Untergang eines Traums

Prof. Dr. Han (ordentliches

Mit Illustrationen von Peter Bull Art Studio u.a. Aus dem Englischen übersetzt von Ulrike Hauswaldt 64 Seiten, 14,99 EUR, cbj 2011, ab 8 Jahren ISBN 978-3-57015-395-6

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Zum Untergang der "Titanic" vor 100 Jahren liegt ein großformatiges, mit neuen Fakten aufwartendes Buch vor. Es gibt neben technischen Details berührende Einblicke (Briefe, Fotos) in das Geschehen bis hin zu aktuellen Lehren aus dem Drama.

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Buch des Monats - Bilderbuch Géraldine Elschner Der alte Schäfer Mit Bildern von Jonas Lauströer 32 Seiten, 12,95 EUR, minedition 2011, ab 3 Jahren ISBN 978-3-86566-142-5 Einfühlsam erzählt wird eine wahre Begebenheit aus einem Altersheim, die Umsetzung der genialen Idee eines Kindes, die das Zusammenleben verändert. Die großflächigen ‘bewegten‘ Bilder bieten immer neue Perspektiven auf das Geschehen.

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Buch des Monats April 2012 Pressemitteilung: Aktuelle Auszeichnung "Buch des Monats" April 2012 Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. in Volkach hat für den Monat April 2012 folgende Titel als "Buch des Monats" ausgewählt:

Buch des Monats - Jugendbuch Phillip Gwynne Outback

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Aus dem australischen Englisch von Kai Kilian 206 Seiten, 14,95 EUR, Sauerländer 2011, ab 12 Jahren ISBN 978-3-7941-7092-0 Intelligent und sensibel wird vom Unterwegssein zweier Autofans erzählt, die aus Gegenwelten kommen. Der Hippi-Großvater und sein Enkel, der Musterschüler und Cellist, begeben sich auf eine 3000 km lange Reise ins "Outback", die sie verändern wird.

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Prof. Dr. Gud (Mitglied d. er Autorin)

Buch des Monats - Kinderbuch Rose Lagercrantz Mein glückliches Leben

Prof. Dr. Han (ordentliches

Mit Illustrationen von Eva Eriksson Aus dem Schwedischen von Angelika Kutsch 144 Seiten, 11,95 EUR, Moritz Verlag 2011, ab 7 Jahren ISBN 978-3-89565-239-4

Dr. Claudia M (Vizepräsiden Schatzmeiste

Ein poetisch und sprachlich gelungenes Erstlesebuch, das die Leser zum Nachdenken über Glück und Freunde einlädt. Begleitet und zugleich erweitert wird die Geschichte von zauberhaften schwarz- weiß Zeichnungen.

Dr. Hannelore (Korr. Mitglied Büro

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Buch des Monats - Bilderbuch Leah Goldberg Zimmer frei im Haus der Tiere Mit Illustrationen von Nancy Cote Aus dem Hebräischen von Miriam Pressler 32 Seiten, 14,90 EUR, Ariella Verlag 2011, ab 3 Jahren Eine Tierfabel in Versen, die vom friedlichen Miteinander der Tiere und dessen Gefährdung erzählt. Die dem Comicstil entlehnten farbigen Bilder legen Freude oder Ärger vor allem in den Augen-Blick der verschiedenen Tiergestalten.

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Buch des Monats Mai 2012 Pressemitteilung: Aktuelle Auszeichnung „Buch des Monats“ Mai 2012 Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. in Volkach hat für den Monat Mai 2012 folgende Titel als „Buch des Monats“ ausgewählt:

Buch des Monats – Jugendbuch Yves Grevet Méto. Das Haus

Präsidium

Aus dem Französischen von Stephanie Singh 226 Seiten, 14,95 EUR, dtv 2012, ab 12 Jahren ISBN 978-3-423-62514-2 Packend erzählt wird die Geschichte über Jungen, die in einem Haus interniert sind, eine Zeit dort bleiben und dann verschwinden. Einer wagt den Einsatz für die Freiheit. Ein eindringliches Buch über das Leben in einem totalitären System.

Prof. Dr. Dr. ph Präsident (Reg

Dr. Franz-Jose Vizepräsident Schriftführer (

Dr. Claudia Ma Vizepräsidentin meisterin (Fra

Jurymitglieder

Prof. Dr. Gudru (Mitglied im er Präsidium, Aut

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Dr. Claudia Ma (Vizepräsident Schatzmeister

Buch des Monats – Kinderbuch Frida Nilsson Hedvig! Das erste Schuljahr Mit Illustrationen von Anke Kuhn 176 Seiten, 12,95 EUR, Gerstenberg 2012, ab 7 Jahren ISBN 978-3-8369-5369-6

Dr. Hannelore (Korrespondie Dozentin)

Geschäftsstelle

Martin Anker (

Hedvig, die „hinter der Welt wohnt“, freut sich auf die Schule, weil sie dort eine Freundin finden will, was auch gelingt. Mit der Autorin entdeckt der Leser viele Glücksmomente. Zusammen mit den Zeichnungen entsteht ein wunderbares Buch für Erstleser.

Buch des Monats – Bilderbuch Brigitte Endres Rositas Große Reise Mit Illustrationen von Susanne Straßer 32 Seiten, 14,95 EUR, Tulipan 2012, ab 4 Jahren ISBN 978-3-939944-81-2 Ein Schwein, das auf der Nase tanzen kann, ist auf dem Bauernhof ein Außenseiter. Hintersinnig und witzig, vertieft durch großflächige farbige Bilder wird erzählt, wie das Schwein den Finn mit der Fiedel und dabei das Paradies findet.

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Buch des Monats Juni 2012 Pressemitteilung: Aktuelle Auszeichnung „Buch des Monats“ Juni 2012 Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. in Volkach hat für den Monat Juni 2012 folgende Titel als „Buch des Monats“ ausgewählt:

Buch des Monats – Jugendbuch Rolf Lappert Pampa Blues

Präsidium

256 Seiten, 14,90 €, Hanser Verlag 2012, ab 14 Jahren ISBN 978-3-446-23895-4 Erzählt wird aus der Perspektive des Jungen Ben, der meint, am Ende der Welt zu leben, wo nichts passiert. Er lernt Gärtner und hat seinen dementen Großvater zu versorgen. Ein Roman über das Erwachsenwerden und darüber, dass man Träume nie aufgeben soll.

Prof. Dr. Dr. ph Präsident (Reg

Dr. Franz-Jose Vizepräsident Schriftführer (

Dr. Claudia Ma Vizepräsidentin meisterin (Fra

Jurymitglieder

Prof. Dr. Gudru (Mitglied im er Präsidium, Aut

Prof. Dr. Hans (ordentliches M

Buch des Monats – Kinderbuch

Dr. Claudia Ma (Vizepräsident Schatzmeister

Thilo Reffert Australien, ich komme! Mit Illustrationen von Jörg Mühle 144 Seiten, 9,90 €, Little Tiger Verlag 2012, ab 8 Jahren ISBN 978-3-931081-82-9 Ein Wombat (australischer Plumpbeutler) erzählt rückblickend im Zoo von Hannover, wie er es bis nach Australien schaffte, weil er daran glaubte. Witzig und anrührend werden dem Leser in dem Road-Movie unterschiedliche Lebensentwürfe zum Nach-Denken angeboten.

Dr. Hannelore (Korrespondie Dozentin)

Geschäftsstelle

Martin Anker (

Buch des Monats – Bilderbuch Heinz Janisch Rita Mit Illustrationen von Ingrid Godon 24 Seiten, 13,95 EUR, Bloomsbury 2012, ab 5 Jahren ISBN 978-3-8270-5501-9 Der Erzähler hat schon viel gesehen und dem folgt die Illustratorin mit außergewöhnlichen Aquarellen. Das Beste ist Rita mit der roten Badekappe, die allen jungen Schwimmanfängern Mut macht, denn „Fische springen nicht von Türmen“.

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Buch des Monats Juli 2012 Pressemitteilung: Aktuelle Auszeichnung „Buch des Monats“ Juli 2012 Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e. V. in Volkach hat für den Monat Juli 2012 folgende Titel als „Buch des Monats“ ausgewählt:

Buch des Monats – Jugendbuch Susanne Hornfeck Torte mit Stäbchen

Präsidium

380 Seiten, 12,95 €, dtv, Reihe Hanser 2012, ab 14 Jahren ISBN 978-3-423-62500-5 Schanghai ist für Inges jüdische Familie die letzte Zuflucht. Ein Entwicklungsroman, der einfühlsam über einen schwierigen Weg vom Mädchen zur jungen Frau erzählt. Wissensdurst und Offenheit helfen der Protagonistin, in der neuen Umgebung heimisch zu werden.

Prof. Dr. Dr. ph Präsident (Reg

Dr. Franz-Jose Vizepräsident (Worms)

Dr. Claudia Ma Vizepräsidentin (Frankfurt am

Jurymitglieder

Prof. Dr. Gudru (Ordentliches Prof. Dr. Hans (Ordentliches

Dr. Claudia Ma (Vizepräsident

Buch des Monats – Kinderbuch

Dr. Hannelore (Ordentliches

Maris Putninš Die wilden Piroggenpiraten

Geschäftsstelle

Mit Illustrationen von Karsten Teich Aus dem Lettischen von Matthias Knoll 656 Seiten, 14,99 €, Fischer Schatzinsel 2012, ab 12 Jahren ISBN 978-3-596-85452-3

Martin Anker M (Frankfurt am

Eine verrückt komische Abenteuererzählung über die Welt der Piraten, die Anwohner der Küstenstädte und Inseln samt Napoleon. Wunderbar mehrdeutig erzählt und im Wortsinn genussreich, wenn die Agierenden als ‚Backwaren‘ den Leser in den Bann ziehen.

Buch des Monats – Bilderbuch Kristina Andres Immer, wenn du wiederkommst Mit Bastelbogen 32 Seiten, 14,99 €, Hinstorff Verlag 2012, ab 5 Jahren ISBN 978-3-356-01485-3 Auch die schönsten Sommer dauern nicht ewig. Ferdinand und Vogel trennt wieder das Meer, aber es bringt zusammen, die aufeinander warten. Die Botschaft vermitteln auch die Bilder: Das Meer, weit und nah und den verschiedenen Stimmungen nachempfunden.

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Buch des Monats August 2012 Pressemitteilung: Aktuelle Auszeichnung „Buch des Monats“ August 2012 Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e. V. in Volkach hat für den Monat August 2012 folgende Titel als „Buch des Monats“ ausgewählt:

Buch des Monats – Jugendbuch Heike Eva Schmidt Schlehenherz

Präsidium

238 Seiten, 12,95 €, Verlag Carl Ueberreuter 2012, ab 14 Jahren ISBN 978-3-8000-5670-5 Die Ich-Erzählerin, deren Freundin ermordet wurde, versucht allein herauszufinden, wer der Mörder sein könnte. Dabei kommt sie dem sehr nah. Spannungsreich, zum Teil in Rückblende wird erzählt, wie leichtfertig junge Leute im Internet Freunde suchen und treffen.

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Dr. Claudia Ma Vizepräsidentin (Frankfurt am

Jurymitglieder

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Buch des Monats – Kinderbuch

Dr. Hannelore (Ordentliches

Fredrik Vahle Ich und du und der Drache Fu

Geschäftsstelle

Mit Illustrationen von Verena Ballhaus 160 Seiten, 14,95 €, Beltz & Gelberg 2012, ab 6 Jahren ISBN 978-3-407-82020-4

Martin Anker M (Frankfurt am

„Wo komm ich her? / Wo gehe ich hin?“ Die Antworten gibt Vahle in vertrauten und neuen Texten und das immer aus der Sicht der Kinder und auf sie zugehend. Das ist das „Gelbe vom Ei“ seiner Poesie, der Ballhaus’ Bilder kongenial folgen.

Buch des Monats – Bilderbuch Michael Roher Herr Lavendel 48 Seiten, 12,90 €, Bajazzo-Verlag 2012, ab 5 Jahren ISBN 978-3-905871-30-2 Der nette Lavendel sucht und entdeckt das Glück in sich selbst. Damit er die schönen Erlebnisse und die witzigen Ideen nicht verliert, hängt er sie an die Wäscheleine. Ein Buch zum Schauen, Freuen und Mitmachen, wozu auch die Bilder animieren.

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Buch des Monats September 2012 Pressemitteilung: Aktuelle Auszeichnung „Buch des Monats“ September 2012 Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e. V. in Volkach hat für den Monat September 2012 folgende Titel als „Buch des Monats“ ausgewählt:

Buch des Monats – Jugendbuch Agnes Hammer Regionalexpress

Präsidium

270 Seiten, 12,95 €, script5 2012, ab 14 Jahren ISBN 978-3-8390-0130-1 Max ist zum Mörder geworden. Wie es dazu kam, dass er sich für einen Anschlag auf Unschuldige entschied und dabei den Freund Adil verliert, erzählen er, seine Schwester und ein Verfassungsschützer. Sie alle haben eine Beziehung zu Adil, dem Helden der Geschichte.

Prof. Dr. Dr. ph Präsident (Reg

Dr. Franz-Jose Vizepräsident (Worms)

Dr. Claudia Ma Vizepräsidenti (Frankfurt am

Jurymitglieder

Prof. Dr. Gudru (Ordentliches

Prof. Dr. Hans (Ordentliches

Dr. Claudia Ma (Vizepräsident

Buch des Monats – Kinderbuch Antje Herden Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet Mit Illustrationen von Eva Schöffmann-Davidov 224 Seiten, 12,95 €, Tulipan Verlag 2012, ab 10 Jahren ISBN 978-3-939944-82-9

Dr. Hannelore (Ordentliches

Geschäftsstell

Martin Anker M (Frankfurt am

Was geschieht, wenn Eltern über der Arbeit ihre Kinder vergessen und eines Tages sogar verschwunden sind? Drei Freunde entdecken, wer hinter dem Verschwinden steckt und retten ihre Welt. Spannungsreich erzählt und dazu ein ‚Erziehungsratgeber‘ für mitlesende Eltern.

Buch des Monats – Bilderbuch Ernst Jandl Auf dem Land Illustriert und in Szene gesetzt von Monika Maslowska 32 Seiten + CD, 17,90 €, mixtvision 2012, ab 4 Jahren ISBN 978-3-939435-49-5 Ein Buch, auf drei Ebenen zu entdecken: Zuerst Jandls Text zum Brüllen, Knurren, Schnurren und zum Hören (CD). Dann die großflächigen, witzigen Farbbilder Maslowskas und deren zusätzliche Tipps, wie man den Jandl-Text spielerisch umsetzen kann.

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Buch des Monats Oktober 2012 Pressemitteilung: Aktuelle Auszeichnung „Buch des Monats“ Oktober 2012 Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e. V. in Volkach hat für den Monat Oktober 2012 folgende Titel als „Buch des Monats“ ausgewählt:

Buch des Monats – Jugendbuch Iva Procházková Orangentage

Präsidium

240 Seiten, 14,99 €, Sauerländer 2012, ab 12 Jahren ISBN 978-3-411-80979-0 Eine realistische Erzählung vom Erwachsenwerden. Nach dem Tod der Mutter muss Darek sich dem Leben stellen: Seiner ersten Liebe mit Orangenduft, der „unvollendeten“ Schwester, die ihn braucht, und dem Vater mit der seltsamen Pferdezucht, die nur misslingen kann.

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Dr. Claudia Ma (Vizepräsident

Buch des Monats – Kinderbuch Joke van Leeuwen Als mein Vater ein Busch wurde und ich meinen Namen verlor Aus dem Niederländischen von Hanni Ehlers 128 Seiten, 12,95 €, Gerstenberg 2012, ab 10 Jahren ISBN 978-3-8369-5467-9

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Geschäftsstelle

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Eine Erzählung über das Geschehen im Krieg aus der Sicht eines Mädchens. Da, wo „die einen gegen die anderen kämpfen“, kann sie nicht bleiben. Mit denen sie flieht, die verschwinden. Allein will sie über die Grenze. Ein aufrüttelndes Kinderbuch über Mut.

Buch des Monats – Bilderbuch Jon Klassen Wo ist mein Hut Aus dem Englischen von Thomas Bodmer 35 Seiten, 14,95 €, NordSüd 2012, ab 3 Jahren ISBN 978-3-314-10117-5 Der Bär hat seinen Hut verloren und sucht ihn bei den Tieren. Ein Frage-Antwort-Bärengang samt zauberhafter Bilder. Lesedetektive können herausfinden, welches Tier lügt und wie es sich verrät.

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Buch des Monats November 2012 Pressemitteilung: Aktuelle Auszeichnung „Buch des Monats“ November 2012 Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e. V. in Volkach hat für den Monat November 2012 folgende Titel als „Buch des Monats“ ausgewählt:

Buch des Monats – Jugendbuch John Green Das Schicksal ist ein mieser Verräter

Präsidium

Aus dem Englischen von Sophie Zeitz 288 Seiten, 16,90 €, Carl Hanser 2012, ab 14 Jahren ISBN 978-3-446-24009-4 „Krebsbücher sind doof“, so die Protagonistin im Buch. Sie und alle in der Selbsthilfegruppe sind an Krebs erkrankt. Wie man sich trotz dieses Schicksals verlieben und sich Leben ertrotzen kann, wird aus der Perspektive des Mädchens eindrucksvoll und zum Weinen und Lachen erzählt.

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Dr. Claudia Ma (Vizepräsident

Buch des Monats – Kinderbuch Christine Paxmann Architektur. Von der Steinzeithöhle zum Wolkenkratzer Mit Illustrationen von Anne Ibelings. Mit einer Karte und Glossar 64 Seiten, 19,99 €, Prestel 2012, ab 8 Jahren ISBN 978-3-7913-7087-3

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Ein Nachschlagewerk über Architekturgeschichte mit Zeichnungen, die Wesentliches erfassen, ergänzt durch kluge Erläuterungen. Begonnen wird bei den ersten Höhlen, um dann berühmte Bauten verschiedener Epochen bis hin zu den Oasen der Zukunft vorzustellen.

Buch des Monats – Bilderbuch Shaun Tan Der rote Baum 36 Seiten, 16,90 €, Carlsen 2012, ab 5 Jahren ISBN 978-3-551-51778-4 „Manchmal beginnt der Tag ohne Aussicht auf etwas Schönes“ und alles scheint schlimm und hoffnungslos zu sein. Wer aber dem kleinen Rotschopf folgt und auf den großartigen Bildern das rote Blatt auf jeder Seite findet, der entdeckt endlich auch den Baum des Glücks.

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Buch des Monats Dezember 2012 Pressemitteilung: Aktuelle Auszeichnung „Buch des Monats“ Dezember 2012 Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e. V. in Volkach hat für den Monat Dezember 2012 folgende Titel als „Buch des Monats“ ausgewählt:

Buch des Monats – Jugendbuch Sophie D. Crockett Nach dem Schnee

Präsidium

Aus dem Englischen von Klaus Fritz 300 Seiten, 14,90 €, dtv premium 2012, ab 14 Jahren ISBN 978-3-423-24936-2 Ein außergewöhnlicher Roman, erzählt aus der Sicht des Helden Willo, der in einer eiszeitlichen Natur, verbunden mit diktatorischen Strukturen, sich allein durchschlagen muss. Das gelingt, weil er auf seine „innere Stimme“ hört. Auf der Suche nach den Seinen, vor allem nach Mary, findet er sich selbst.

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Dr. Claudia Ma Vizepräsidentin (Frankfurt am

Jurymitglieder

Prof. Dr. Gudru (Ordentliches Prof. Dr. Hans (Ordentliches

Dr. Claudia Ma (Vizepräsident

Buch des Monats – Kinderbuch Lotta Olsson Ein einzigartiger Freund und das ganz, ganz große Glück Mit Illustrationen von Maria Nilsson Thore Aus dem Schwedischen von Maike Dörries 108 Seiten, 9,99 €, Arena 2012, ab 6 Jahren ISBN 978-3-401-09977-4

Dr. Hannelore (Ordentliches

Geschäftsstelle

Martin Anker M (Frankfurt am

Ameisenbär und Haselmaus, reizvoll illustriert, sprechen in nachdenklichen und witzigen Dialogen über das Anderssein. Dazu werden verschiedene Tiere betrachtet mit der Erkenntnis, dass jeder etwas „anders komisch“ ist, nicht nur der Ameisenbär mit seiner großen Nase.

Buch des Monats – Bilderbuch Ulf Nilsson Der beste Sänger der Welt Mit Illustrationen von Eva Eriksson Aus dem Schwedischen von Ole Könnecke 40 Seiten, 12,95 €, Moritz Verlag 2012, ab 5 Jahren ISBN 978-3-89565 -249-3 Der Große singt dem Kleinen freche Lieder vor. Auf der Bühne vor Leuten ist der Große aber schüchtern. Da hilft der Kleine ihm aus dem „Dunkeln“. Eine witzige und nachdenkliche Geschichte über zwei Brüder mit wunderschönen farbigen Bildern.

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Lesen für die Umwelt Januar 2012 Pressemitteilung: "Lesen für die Umwelt" Januar 2011 Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. in Volkach hat für den Monat Januar 2012 folgenden Titel als "Klima-Buchtipp des Monats" ausgewählt:

Klima- und Energiewandel bestimmen unsere Zukunft. Gerade im Kontext der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur können wir unseren gesellschaftlichen Auftrag zur Ausbildung von Umweltverständnis und vorausschauender Zukunftsgestaltung aktiv wahrnehmen. Darum hat sich die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur für den Klima-Buchtipp des Monats in Zusammenarbeit mit Autoren, Illustratoren, Verlagen bzw. Experten des jeweiligen Themas entschieden. Neben der Präsentation des Buches über Internet, Radio und via Pressemeldung sind monatlich Veranstaltungen zu den ausgewählten Büchern geplant. Weiterhin sind ein Kurzfilm sowie ein Live-Chat mit dem Autor auf der Plattform der Virtuellen Schule vorgesehen. Mit der Auswahl von geeigneten Büchern und der Darbietung in Veranstaltungen sowie im Internet und Radio sollen Kinder und Eltern, Erzieher, Lehrer und Pädagogen, Buchhändler, Bibliothekare und Verlagsfachkräfte dazu animiert werden, ihre Verantwortung und ihre Möglichkeiten für den gelingenden und nachhaltigen Umweltschutz wahrzunehmen.

Klima-Buchtipp des Monats Januar Empfehlung der Akademie Holz ist einer der vielfältigsten Rohstoffe des Menschen. Holz dient dem Menschen als Baustoff für Möbel und Häuser, aber auch als Brennstoff vom Lagerfeuer bis zum Pellet. Mit Holz gestalten wir Kunstwerke und geben der Musik unterschiedliche Klangfarben. Das Holz ist aber auch "Klimazeuge" und führt Protokoll über den Klimawandel. Hölzer erzählen Geschichten und Reinhard Osteroth gibt sie in diesem Buch eindrucksvoll zum Besten!

Ansprechpartner im Präsidium Prof. Dr. Kurt Franz Präsident (Regensburg) Dr. Claudia Maria Pecher Vizepräsidentin und Geschäftsführung (Frankfurt) Projektassistenz Agnes Thelaner-Castro (Volkach)

Reinhard Osteroth Holz Was unsere Welt zusammenhält Mit Illustrationen von Moidi Kretschmann 147 Seiten, Großformat, Berlin: Bloomsbury Kinderbücher & Jugendbücher 2011, 16,90 €, ab 12 Jahren, ISBN 978-3- 82705-449-4 Reinhard Osteroth lebt als freier Autor und Journalist in Berlin. Der studierte Historiker schreibt u.a. für DIE ZEIT. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit gehören Kultur- und Technikgeschichte. Zuletzt sind von ihm erschienen Erfinderwelten. Eine kurze Geschichte der Technik (2008) und Deutschland. Eine Kreuz- und Querreise (2010).

Förderhinweis: DIESES PROJEKT WURDE GEFÖRDERT VON:

Moidi Kretschmann studierte an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz. Sie war viele Jahre als Kostümbildnerin und Modedesignerin tätig. Heute arbeitet sie als freie Illustratorin in Wien. Lesung und Gespräch: 18.01. 2012, ab 10.00 Uhr Reinhard Osteroth Holz Was unsere Welt zusammenhält Grundschule am Tegelschen Ort, Gerlindeweg 11, 13505 Berlin unter der Leitung von Ulrike Nickel, kulturkind, Kulturprojekte für Kinder und Jugendliche Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den AutorInnen.

Anschrift Schelfengasse 1 Postfach 1263 D-97332 Volkach

Kontakt Büro 09 381 - 435 5 Fax 09 381 - 716 232

World Wide Web www.akademie-kjl.de [email protected]

Büro Mo. bis Fr.: 10.00 Uhr - 14.00 Uhr

Telefonisch erreichbar Di. bis Do.: 12.00 Uhr - 14.00 Uhr

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Lesen für die Umwelt Februar 2012 Pressemitteilung: "Lesen für die Umwelt" Februar 2012 Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. in Volkach hat für den Monat Februar 2012 folgenden Titel als "Klima-Buchtipp des Monats" ausgewählt:

Klima- und Energiewandel bestimmen unsere Zukunft. Gerade im Kontext der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur können wir unseren gesellschaftlichen Auftrag zur Ausbildung von Umweltverständnis und vorausschauender Zukunftsgestaltung aktiv wahrnehmen. Darum hat sich die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur für den Klima-Buchtipp des Monats in Zusammenarbeit mit Autoren, Illustratoren, Verlagen bzw. Experten des jeweiligen Themas entschieden. Neben der Präsentation des Buches über Internet, Radio und via Pressemeldung sind monatlich Veranstaltungen zu den ausgewählten Büchern geplant. Weiterhin sind ein Kurzfilm sowie ein Live-Chat mit dem Autor auf der Plattform der Virtuellen Schule vorgesehen. Mit der Auswahl von geeigneten Büchern und der Darbietung in Veranstaltungen sowie im Internet und Radio sollen Kinder und Eltern, Erzieher, Lehrer und Pädagogen, Buchhändler, Bibliothekare und Verlagsfachkräfte dazu animiert werden, ihre Verantwortung und ihre Möglichkeiten für den gelingenden und nachhaltigen Umweltschutz wahrzunehmen. Ansprechpartner im Präsidium

Klima-Buchtipp des Monats Februar Empfehlung der Akademie Wie wollen wir im Jahr 2031 leben? Der Zukunftsroman Somniavero gibt eine ausgefallene Antwort: in 5 Büchern erzählen 5 Figuren eine Geschichte. Aus wechselnden Blickwinkeln erlebt der Leser Abenteuer um den Zeitreisenden Jochanan, der mit drei Freunden zurück in seine Zeit reisen möchte. Gegenspieler ist der Wissenschaftler Dr. Paulus, der das Geheimnis der Zeitreisen lüften will. Das Buch fordert ein, Zukunftsgestaltung bewusst anzugehen und natürliche Ressourcen zu bewahren. Anja Stürzer Somniavero Ein Zukunftsroman. Eine Geschichte, fünf Blickwinkel Mit Illustrationen von Julia Dürr 5 Bücher im Schuber, 5 x 64 Seiten, mixtvision 2011, 16,90 €, ab 10 Jahren, Trailer auf www.akademie-kjl.de/buch_und_trailer.html ISBN 978-3-93943-536-5

Prof. Dr. Kurt Franz Präsident (Regensburg) Dr. Claudia Maria Pecher Vizepräsidentin und Geschäftsführung (Frankfurt) Projektassistenz Agnes Thelaner-Castro (Volkach)

Förderhinweis: DIESES PROJEKT WURDE GEFÖRDERT VON:

Anja Stürzer, geboren 1965, studierte Englische und Italienische Literaturwissenschaft und arbeitete als Journalistin und Filmkritikerin. Heute ist sie als Autorin tätig und hält regelmäßig Vorträge zu FantasyThemen. Sie lebt mit Mann, zwei Kindern, Hund, Katze und Hasen in Hamburg. Somniavero ist ihr erstes Kinderbuch. © privat Julia Dürr wurde 1981 in Frankfurt am Main geboren. Ihre Freude am Zeichnen brachte sie über Leipzig und Köln an die FH Münster, wo sie Design studierte. Seit 2008 arbeitet sie als freischaffende Illustratorin mit großer Liebe für das Bilderbuch. 2009 wurde sie für ihr Buch Im Dunkeln durch die Stiftung Buchkunst ausgezeichnet. Seit 2010 lebt und arbeitet sie in Leipzig.

Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den AutorInnen.

© Malte Spindler Anschrift Schelfengasse 1 Postfach 1263 D-97332 Volkach

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Lesen für die Umwelt März 2012 Pressemitteilung: "Lesen für die Umwelt" März 2012 Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. in Volkach hat für den Monat März 2012 folgenden Titel als "Klima-Buchtipp des Monats" ausgewählt:

Klima- und Energiewandel bestimmen unsere Zukunft. Gerade im Kontext der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur können wir unseren gesellschaftlichen Auftrag zur Ausbildung von Umweltverständnis und vorausschauender Zukunftsgestaltung aktiv wahrnehmen. Darum hat sich die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur für den Klima-Buchtipp des Monats in Zusammenarbeit mit Autoren, Illustratoren, Verlagen bzw. Experten des jeweiligen Themas entschieden. Neben der Präsentation des Buches über Internet und Presse bietet die Akademie monatliche Leseveranstaltungen oder auch Live-Chats mit den Autoren zu den ausgewählten Büchern an. Weiterhin werden Kurzfilme, Hör- oder Leseproben - soweit im Verlag vorhanden - auf der Homepage der Akademie präsentiert. Mit der Auswahl von geeigneten Büchern und der Darbietung in Veranstaltungen und Chats sollen Kinder und Eltern, Erzieher, Lehrer und Pädagogen, Buchhändler, Bibliothekare und Verlagsfachkräfte in ihrem Engagement zur Ausbildung von Umweltkompetenz unterstützt werden. Ansprechpartner im Präsidium

Klima-Buchtipp des Monats März Empfehlung der Akademie Die neue Sachbuchreihe memo Wissen entdecken vermittelt Kindern auf sehr gelungene Weise Faktenwissen in faszinierenden Themenwelten. Band 11 und 46 greifen die Themen Klimawandel und Wetter auf. Auf je 72 Seiten werden Bedeutung, Geschichte, Unterschiede, Bezug zum Menschen und Zukunftsperspektiven in aufwendiger Bebilderung, aufschlussreichen Diagrammen und knappen Texten dokumentiert. Eine Sachbuchreihe, die sich für Familie und Schule als hilfreicher Weggefährte anbietet. Am Ende jedes Bandes finden sich ein umfangreicher Nachschlageteil und ausgewählte Museums- und Internettips. Ein Riesenposter gibt einen Überblick für Kinder- und Schulzimmer. Eine Buchreihe zum Sammeln und Entdecken!

Prof. Dr. Kurt Franz Präsident (Regensburg)

memo, Band 11: Klimawandel Wissen entdecken 72 Seiten, gebunden mit Prägung, inkl. Riesenposter durchgehend mit Farbfotografien, München: Dorling Kindersley 2011, € 9,95, ab 8 Jahren, ISBN 978-3-8310-1890-1

Förderhinweis: DIESES PROJEKT WURDE GEFÖRDERT VON:

Dr. Claudia Maria Pecher Vizepräsidentin und Schatzmeister (Frankfurt) Projektassistenz Agnes Thelaner-Castro (Volkach)

Alles Wissenswerte rund um das Thema Klima in Geschichte, Gesellschaft, Gegenwart und Zukunft. Dabei gilt es nicht nur das Thema Klimawandel zu erfassen, sondern auch neue Wege der Energiegewinnung aufzuzeigen. memo, Band 46: Wetter Wissen entdecken 72 Seiten, gebunden mit Prägung, inkl. Riesenposter durchgehend mit Farbfotografien, München: Dorling Kindersley 2011, € 9,95, ab 8 Jahren, ISBN 978-3-8310-1913-7 Von der Geschichte der Meteorologie bis zur Entstehung von Tornados wird das Phänomen "Wetter" kindgerecht erschlossen.

Lesungstermine:

Freitag 23.03.2012, ab 15.00 Uhr Lesung memo Band 11 und Band 46 Stadtbücherei Bamberg, Obere Königstrasse 4a, D-96052 Bamberg

Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den AutorInnen.

Termin zur Lesung in Erfurt wird nachgereicht

Anschrift Schelfengasse 1 Postfach 1263 D-97332 Volkach

Kontakt Büro 09 381 - 435 5 Fax 09 381 - 716 232

World Wide Web www.akademie-kjl.de [email protected]

Büro Mo. bis Fr.: 10.00 Uhr - 14.00 Uhr

Telefonisch erreichbar Di. bis Do.: 12.00 Uhr - 14.00 Uhr

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Lesen für die Umwelt April 2012 Pressemitteilung: „Lesen für die Umwelt“ April 2012 Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. in Volkach hat für den Monat April 2012 folgenden Titel als „Klima-Buchtipp des Monats“ ausgewählt:

Klima- und Energiewandel bestimmen unsere Zukunft. Gerade im Kontext der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur können wir unseren gesellschaftlichen Auftrag zur Ausbildung von Umweltverständnis und vorausschauender Zukunftsgestaltung aktiv wahrnehmen. Darum hat sich die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur für den Klima-Buchtipp des Monats in Zusammenarbeit mit Autoren, Illustratoren, Verlagen bzw. Experten des jeweiligen Themas entschieden. Neben der Präsentation des Buches über Internet und Presse bietet die Akademie monatliche Leseveranstaltungen oder auch Live-Chats mit den Autoren zu den ausgewählten Büchern an. Weiterhin werden Kurzfilme, Hör- oder Leseproben - soweit im Verlag vorhanden - auf der Homepage der Akademie präsentiert. Mit der Auswahl von geeigneten Büchern und der Darbietung in Veranstaltungen und Chats sollen Kinder und Eltern, Erzieher, Lehrer und Pädagogen, Buchhändler, Bibliothekare und Verlagsfachkräfte in ihrem Engagement zur Ausbildung von Umweltkompetenz unterstützt werden.

Klima-Buchtipp des Monats April

Ansprechpartner im Präsidium

Empfehlung der Akademie Wir schnüren ein Klima-Paket zum Welttag des Buches mit Tessloff! Wer kennt ihn nicht, den Klassiker der Sachbuchreihen "Was ist was". Aktuell überarbeitet liefert das Standardwerk neues Fachwissen zu den Themen "Energie" (Bd. 003) und "Klima" (Bd. 125). Zukunftschancen und Gefahren der Kernenergie werden ebenso erörtert wie die Bedeutung von erneuerbaren Energien, Biogas, fossilen Brennstoffen oder Wiederaufbereitungsanlagen. Die hierzu passende DVD "Energie" wurde im Juni 2011 mit dem Comenius-EduMedia-Siegel ausgezeichnet. Aber auch ein Hörspiel lädt ein, "Die Sonne" als Energiequelle zu entdecken. Begleiterscheinungen der weltweiten Klimaveränderung erläutert der Sachband Klima. Ursachen und Folgen werden hinterfragt und verantwortliches Denken beim Leser ausgebildet. DVD und Hörspiel laden zu einem Klima-Projekttag in Schule, Bibliothek oder Buchhandel ein.

Prof. Dr. Kurt Franz Präsident (Regensburg)

Band 003 Energie von Erich Übelacker, illustriert von Johannes Blendinger und Frank Kliemt 48 Seiten, 9,95 EUR, mit vielen farbigen Fotos, Illustrationen und Themenkästen, Tessloff Verlag 2011, ab 7 Jahren, ISBN 978-3-7886-0243-7

Prof. Dr. Erich Übelacker — 1936 — ist gebürtiger Österreicher und hat die entscheidenden Jahre seiner Kindheit in Südfrankreich verbracht. Nach Studium der Physik und Astronomie in Stuttgart und Paris sowie der Promotion übernahm er 1975 bei der Firma Carl Zeiss die Leitung der Planetarienabteilung und des Fernrohrlabors. In dieser Zeit entwickelte er mit seinem Team Methoden für das US-Astronautentraining und beriet weltweit Städte bei der Planung und Aufstellung von Sternwarter. Ab 1975 wurde das Hamburger Planetarium dank seiner Leitung zum Publikumsmagneten. Nebenbei war der Sternenkunder als Referenten und Fernsehmann gefragt: 7.000 Vorträge und 400 Sendungen — von Ihm moderiert oder mitgestaltet — sprechen für sich. Nebenbei ist Übelacker erfolgreicher Publizist von Bücher und Fachpublikationen. Seine weltweite Gesamtauflage beträgt 1,3 Millionen. Seit seiner Pensionierung 2006 arbeitet der Professor sechs Monate im Jahr als Lektor auf Kreuzfahrtschiffen, Fachgebiet Antarktis.

Dr. Claudia Maria Pecher Vizepräsidentin und Schatzmeisterin (Frankfurt) Projektassistenz Johanna Weyrauther (Bamberg)

Förderhinweis: DIESES PROJEKT WURDE GEFÖRDERT VON:

Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den AutorInnen.

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Dazu vorhanden DVD und Hörspiel DVD Dazu"Energie", vorhandenFSK DVD0 und Hörspiel ausgezeichnet mit dem0 Comenius-EduMedia Siegel im Juni 2011, Spieldauer: ca. 25 Minuten, 7,99 EUR, DVD "Energie", FSK ab 6 Jahren, ISBN: 978-3-7886-4259-4 ausgezeichnet mit dem Comenius-EduMedia Siegel im Juni 2011, Spieldauer: ca. 25 Minuten, 7,99 EUR, ab 6 Jahren, ISBN: 978-3-7886-4259-4

Hörspiel "Die Sonne – Energie" Spieldauer: ca.Sonne 25 Minuten, 7,99 EUR, ab 6 Jahren, ISBN 978-3-7886-2956-4 Hörspiel "Die – Energie" Spieldauer: ca. 25 Minuten, 7,99 EUR, ab 6 Jahren, ISBN 978-3-7886-2956-4

Ebenso im Paket enthalten: Band 125 Ebenso im"Klima" Paket enthalten: von Christian Buggisch und Prof. Dr. Werner Buggisch, illustriert von Eberhard Reimann, Band 125 "Klima" 48 9,95 EUR, abund 7 Jahren, ISBN 978-3-7886-1512-3 vonSeiten, Christian Buggisch Prof. Dr. Werner Buggisch, illustriert von Eberhard Reimann, 48 Seiten, 9,95 EUR, ab 7 Jahren, ISBN 978-3-7886-1512-3

Prof. Dr. Werner Buggisch wurde am 2. Dezember 1943 in Bensheim geboren. Nach dem Abitur am humanistischen Gymnasium ließ er Prof. Dr. Werner Buggisch sich von bis 1968 an deninUniversitäten in Darmstadt und Gießen zum Diplom-Geologen ausbilden. wurde am1963 2. Dezember 1943 Bensheim geboren. Nach dem Abitur am humanistischen Gymnasium ließDie er nächsten Schritte seineranwissenschaftlichen Promotion zum zum Dr. Diplom-Geologen rer. Nat. 1971, Habilitation sich von 1963 bis 1968 den Universitäten inKarriere: Darmstadt und Gießen ausbilden. 1978 Die und 1992 Schritte schließlich die Ernennung zum Professor für Promotion Geologie. zum Während war nächsten seiner wissenschaftlichen Karriere: Dr. rer.seiner Nat. Hochschullaufbahn 1971, Habilitation 1978 Prof. Buggisch für geologische Arbeiten der ganzen Welt unterwegs. So seiner führten Hochschullaufbahn ihn seine Forschungsund 1992 schließlich die Ernennung zum in Professor für Geologie. Während war reisen unter anderem nach Afrika, Norder Prof. Buggisch für geologische Arbeiten in und der Südamerika, ganzen Welt Australien unterwegs.und So Asien. führten Darüber ihn seineunternahm Forschungsimmer wieder Expeditionen in die Arktis (Spitzbergen, Grönland, Kanadische Arktis) und die Antarktis. reisen unter anderem nach Afrika, Nord- und Südamerika, Australien und Asien. Darüber unternahm er Von ihm sind Expeditionen zahlreiche Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen. zu Antarktis. seinem Ruheimmer wieder in die Arktis (Spitzbergen, Grönland, Kanadische Arktis) undBisdie stand im Jahr war Prof. Buggisch am Geozentrum Nordbayern der Universität Erlangen-Nürnberg tätig. Von ihm sind 2009 zahlreiche Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen. Bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2009 war Prof. Buggisch am Geozentrum Nordbayern der Universität Erlangen-Nürnberg tätig. Christian Buggisch, Jahrgang 1972, studierte Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte in Erlangen und Rom. Nach seinem Jahrgang Studium arbeitete er zunächst als Lektor im Stuttgarter K. Thienemanns inVerlag und und war Christian Buggisch, 1972, studierte Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte Erlangen verantwortlich für das Belletristikund er Sachbuchprogramm Seit kümmert Verlag er sichund um war die Rom. Nach seinem Studium arbeitete zunächst als Lektordes im Verlags. Stuttgarter K. 2001 Thienemanns Online-Kommunikation der DATEV und eG in Nürnberg, eines derdes größten deutschen Softwarehäuser. verantwortlich für das BelletristikSachbuchprogramm Verlags. Seit 2001 kümmert er sich um die Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Online-Kommunikation der DATEV eG in Nürnberg, eines der größten deutschen Softwarehäuser. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.

DVD "WAS IST WAS Klima", FSK 0 Spieldauer: Minuten, 7,99 EUR, DVD "WAS ca. IST25 WAS Klima", FSK 0 ab 6 Jahren, ISBN: 978-3-7886-4262-4 Spieldauer: ca. 25 Minuten, 7,99 EUR, ab 6 Jahren, ISBN: 978-3-7886-4262-4

Lesungstermine: Lesungstermine:

Hörspiel "WAS IST WAS Klima / Natur schützen" Spieldauer: ca. 25 Minuten, 7,99 EUR, abschützen" 6 Jahren, ISBN: 978-3-7886-2925-0 Hörspiel "WAS IST WAS Klima / Natur Spieldauer: ca. 25 Minuten, 7,99 EUR, ab 6 Jahren, ISBN: 978-3-7886-2925-0

Dazu verlosen wir 5 Klima-Pakete in Zusammenarbeit mit Tessloff Dazu verlosen wir 5 Klima-Pakete in Zusammenarbeit mit Tessloff Lesungstermine Lesungstermine

Montag, 30.04.2012, ab 8.00 Uhr Veranstaltung mit einer Klasse: Wir schnüren ein Klima-Paket zum Welttag des Buches Montag, 30.04.2012, ab dritten 8.00 Uhr Bücherkabinett Hagemeier, Hauptstraße 97332 Volkach Veranstaltung mit einer dritten Klasse: Wir9,schnüren ein Klima-Paket zum Welttag des Buches Bücherkabinett Hagemeier, Hauptstraße 9, 97332 Volkach Donnerstag, 24.05.2012 Lesung mit Werner Buggisch: "Klima" ("Was ist Was"-Band 125) Donnerstag, 24.05.2012 Taunusschule, 95520 Bad Camberg Lesung mit Werner Buggisch: "Klima" ("Was ist Was"-Band 125) Taunusschule, 95520 Bad Camberg

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Lesen für die Umwelt Mai 2012

Pressemitteilung: „Lesen für die Umwelt“ Mai 2012 Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e. V. in Volkach hat für den Monat Mai 2012 folgenden Titel als „Klima-Buchtipp des Monats“ ausgewählt:

Klima- und Energiewandel bestimmen unsere Zukunft. Gerade im Kontext der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur können wir unseren gesellschaftlichen Auftrag zur Ausbildung von Umweltverständnis und vorausschauender Zukunftsgestaltung aktiv wahrnehmen. Darum hat sich die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur für den Klima-Buchtipp des Monats in Zusammenarbeit mit Autoren, Illustratoren, Verlagen bzw. Experten des jeweiligen Themas entschieden. Neben der Präsentation des Buches über Internet und Presse bietet die Akademie monatliche Leseveranstaltungen oder auch Live-Chats mit den Autoren zu den ausgewählten Büchern an. Weiterhin werden Kurzfilme, Hör- oder Leseproben - soweit im Verlag vorhanden - auf der Homepage der Akademie präsentiert. Mit der Auswahl von geeigneten Büchern und der Darbietung in Veranstaltungen und Chats sollen Kinder und Eltern, Erzieher, Lehrer und Pädagogen, Buchhändler, Bibliothekare und Verlagsfachkräfte in ihrem Engagement zur Ausbildung von Umweltkompetenz unterstützt werden.

Klima-Buchtipp des Monats Mai Empfehlung der Akademie Wie junge Menschen ihre gemeinsame Sorge um die Zukunft global in die Hand nehmen, zeigt Daniel Boese in einer Dokumentation über engagierte Aktivisten für einen verantwortungsbewussten Umgang in Klima- und Umweltfragen. Hier gilt es eine soziale Jugendbewegung des 21. Jahrhunderts zu entdecken, deren mediale Kommunikation und Organisation neue Wege der weltweiten Solidaritäts- und Protestbekundung erschließen. Ein Zeitdokument über eine junge Generation, die sich aktiv in den Zukunftsdiskurs einbringt! Im Anhang die 50 wichtigsten Jugendkampagnen der Welt und 25 Websites zum Nachschlagen.

Ansprechpartner im Präsidium Prof. Dr. Kurt Franz Präsident (Regensburg) Dr. Claudia Maria Pecher Vizepräsidentin und Schatzmeisterin (Frankfurt am Main) Geschäftsstelle Martin Anker (Frankfurt am Main) Projektassistenz Johanna Weyrauther (Bamberg)

Daniel Boese Wir sind jung und brauchen die Welt Wie die Generation Facebook den Planeten rettet

Förderhinweis: DIESES PROJEKT WURDE GEFÖRDERT VON:

256 Seiten, 14,95 €, München: oekom verlag 2011 ISBN: 978-3-86581-252-0

Daniel Boese arbeitet als Online-Redakteur beim Kunstmagazin art in Hamburg. Unter www.danielboese.de bloggt er über die weltweite Jugendbewegung und informiert über den aktuellen Stand des Klimakampfes.

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Lesen für die Umwelt Juni 2012

Pressemitteilung: „Lesen für die Umwelt“ Juni 2012 Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e. V. in Volkach hat für den Monat Juni 2012 folgenden Titel als „Klima-Buchtipp des Monats“ ausgewählt:

Klima- und Energiewandel bestimmen unsere Zukunft. Gerade im Kontext der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur können wir unseren gesellschaftlichen Auftrag zur Ausbildung von Umweltverständnis und vorausschauender Zukunftsgestaltung aktiv wahrnehmen. Darum hat sich die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur für den Klima-Buchtipp des Monats in Zusammenarbeit mit Autoren, Illustratoren, Verlagen bzw. Experten des jeweiligen Themas entschieden. Neben der Präsentation des Buches über Internet und Presse bietet die Akademie monatliche Leseveranstaltungen oder auch Live-Chats mit den Autoren zu den ausgewählten Büchern an. Weiterhin werden Kurzfilme, Hör- oder Leseproben - soweit im Verlag vorhanden - auf der Homepage der Akademie präsentiert. Mit der Auswahl von geeigneten Büchern und der Darbietung in Veranstaltungen und Chats sollen Kinder und Eltern, Erzieher, Lehrer und Pädagogen, Buchhändler, Bibliothekare und Verlagsfachkräfte in ihrem Engagement zur Ausbildung von Umweltkompetenz unterstützt werden.

Klima-Buchtipp des Monats Juni Empfehlung der Akademie Die Reihe marewissen steht für Sachbücher mit hohem wissenschaftlichen Anspruch. Die Zielgruppe reicht vom Jugendlichen bis zum Erwachsenen und rückt brisante Themen in den Vordergrund. Der neue Band Arktis und Antarktis stellt die Polargebiete mit ihrem ewigem Eis und der klirrenden Kälte, den Stürmen und der langanhaltenden Dunkelheit vor und richtet dabei den Blick auch auf die unerwartete Vielfalt des Lebens in diesen Gebieten. Die Autoren berichten von ihren Forschungsreisen unter schwersten Bedingungen und machen am Beispiel verschiedener Tiere wie den Seerobben und Pinguinen auch auf die katastrophalen Folgen des Klimawandels für die Artenvielfalt aufmerksam. Eine Sachbuchreihe zum Entdecken und Sammeln!

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Roland Knauer & Kerstin Viering Arktis und Antarktis Von Pinguinen, Polarlichtern und stürzenden Stürmen Mit Illustrationen von Jürgen Willbarth 320 Seiten, 26,00 €, Hamburg: mareverlag 2011 ISBN 978-3-86648-133-6

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Roland Knauer, geboren 1957, promovierte in Molekularbiologie, Virologie und Immunbiologie. Seit 1989 arbeitet er als freier Journalist und Fotograf. Kerstin Viering, 1971 geboren, studierte Biologie und schreibt als freie Wissenschaftsjournalistin.

© Privat

Als Autorenteam veröffentlichten Knauer & Viering bisher mehr als zehn Sachbücher, darunter auch in der marewissen-Reihe Die großen Entdecker. Von wagemutigen Forschern und abenteuerlustigen Pionieren. Außerdem verfassten sie zahlreiche Beiträge für Lexika, Forschungsinstitute sowie Naturschutzorganisationen.

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Mittwoch, den 27.06.2012, um 19 Uhr Lesung und Vortrag mit Kerstin Viering und Dr. Roland Knauer zu „Arktis und Antarktis“ für den Jugendforscherclub und alle Interessierten im Naturkundemuseum Potsdam, Breite Straße 13, 14467 Potsdam www.naturkundemuseum-potsdam.de

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Der Jugendforscherclub des Naturkundemuseums Postdam wird seine Fragen per Mail an die Autoren stellen.

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Lesen für die Umwelt Juli 2012

Pressemitteilung: „Lesen für die Umwelt“ Juli 2012 Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e. V. in Volkach hat für den Monat Juli 2012 folgenden Titel als „Klima-Buchtipp des Monats“ ausgewählt:

Klima- und Energiewandel bestimmen unsere Zukunft. Gerade im Kontext der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur können wir unseren gesellschaftlichen Auftrag zur Ausbildung von Umweltverständnis und vorausschauender Zukunftsgestaltung aktiv wahrnehmen. Darum hat sich die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur für den Klima-Buchtipp des Monats in Zusammenarbeit mit Autoren, Illustratoren, Verlagen bzw. Experten des jeweiligen Themas entschieden. Neben der Präsentation des Buches über Internet und Presse bietet die Akademie monatliche Leseveranstaltungen oder auch Live-Chats mit den Autoren zu den ausgewählten Büchern an. Weiterhin werden Kurzfilme, Hör- oder Leseproben - soweit im Verlag vorhanden - auf der Homepage der Akademie präsentiert. Mit der Auswahl von geeigneten Büchern und der Darbietung in Veranstaltungen und Chats sollen Kinder und Eltern, Erzieher, Lehrer und Pädagogen, Buchhändler, Bibliothekare und Verlagsfachkräfte in ihrem Engagement zur Ausbildung von Umweltkompetenz unterstützt werden.

Klima-Buchtipp des Monats Juli Empfehlung der Akademie Claire A. Nicola erzählt von den Auswirkungen der Abholzung der Wälder. Sie erklärt kindgerecht welche Folgen es für das Trinkwasser, die Menschen und Tiere wie Kühe und Ziegen hat, wenn es keine Bäume mehr gibt. Eine Nachbemerkung erzählt die Geschichte von Wangari Maathai, die in ihrer Heimat Kenia als „Mutter der Bäume“ bezeichnet wird, da sie den Frauen ihres Landes beibrachte, wie wichtig die Bäume für Kenia sind. 30 Millionen Bäume wurden so durch ihr Engagement gepflanzt und 2004 erhielt sie als erste Afrikanerin den Friedensnobelpreis. Diese Bilderbuch enthält ebenfalls eine Anleitung vom Samensammeln bis zur richtigen Bewässerung, wie man selbst Bäume ziehen kann. Daher eignet es sich besonders für den praktischen Unterricht und bietet eine gute Grundlage für einen eigenen Schulgarten. Claire A. Nivola Bäume für Kenia Die Geschichte der Wangari Maathai 32 Seiten, 15,90 €, Verlag Freies Geistesleben 2012, ab 4 Jahren ISBN 978-3-7725-2147-8

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© Anther Kiley

Clarie A. Nivola wuchs in New York und in Amagansett, Long Island auf. Sie ist Bildhauerin und Malerin und und hat mehrere Kinderbücher illustriert.

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Mittwoch, 25.07.2012, um 9.30 Uhr Lesung mit der Klasse 3a der Volksschule Wasserlosen Friedhofstraße 14, 97535 Wasserlosen Mittwoch, 25.07.2012, ab 10.00 Uhr Johanna Weyrauther (Dipl.-Germ. Univ.) beantwortet Fragen zum Buch

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Lesen für die Umwelt August 2012

Pressemitteilung: „Lesen für die Umwelt“ August 2012 Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e. V. in Volkach hat für den Monat August 2012 folgenden Titel als „Klima-Buchtipp des Monats“ ausgewählt:

Klima- und Energiewandel bestimmen unsere Zukunft. Gerade im Kontext der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur können wir unseren gesellschaftlichen Auftrag zur Ausbildung von Umweltverständnis und vorausschauender Zukunftsgestaltung aktiv wahrnehmen. Darum hat sich die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur für den Klima-Buchtipp des Monats in Zusammenarbeit mit Autoren, Illustratoren, Verlagen bzw. Experten des jeweiligen Themas entschieden. Neben der Präsentation des Buches über Internet und Presse bietet die Akademie monatliche Leseveranstaltungen oder auch Live-Chats mit den Autoren zu den ausgewählten Büchern an. Weiterhin werden Kurzfilme, Hör- oder Leseproben - soweit im Verlag vorhanden - auf der Homepage der Akademie präsentiert. Mit der Auswahl von geeigneten Büchern und der Darbietung in Veranstaltungen und Chats sollen Kinder und Eltern, Erzieher, Lehrer und Pädagogen, Buchhändler, Bibliothekare und Verlagsfachkräfte in ihrem Engagement zur Ausbildung von Umweltkompetenz unterstützt werden.

Klima-Buchtipp des Monats August Empfehlung der Akademie Die simpleshow gab es bislang nur als erfolgreiche Video-Clips, die in nur vier Minuten komplizierte Sachverhalte erklären. Wichtige Informationen werden hier kurz und knackig verpackt und lustig präsentiert. Nun gibt es die simpleshow als Buch! Klappen, Folien, Drehscheiben bieten viel zu entdecken und lassen keine Langeweile aufkommen. Die Texte sind knapp und sachlich und eigenen sich auch zur Arbeit im Medienverbund: http://www.carlsen.de/web/kinder-und-jugendbuch/simpleshow In diesem Band erklärt die simpleyshow, was du schon immer über Sonne, Regen, Nebel und Wetterfrösche wissen wolltest. Kai Blisch und Sarah May Die simpleshow erklärt: Wetter & Klima Illustriert von Waldemar Solotowizki 64 Seiten, Spiralbindung, 9,95 €, Carlsen Verlag 2012, ab 9 Jahren ISBN 978-3-551-25025-4

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Kai Blisch Blisch ist bei der simpleshow verantwortlich für die Bereiche Product Innovation und Process Engineering. Mit Begeisterung, viel Liebe zum Detail und technischem Verständnis entwickelt er kreative Ideen für Film und Online-Medien.

Sarah May ist eine der Autoren der simpleshow Bücher. Sie war sofort begeistert von der Idee, komplizierte Themen wie Geld oder Klima in Kinderbüchern zu erzählen. Ihre Herausforderung war es, Wissen in Geschichten zu verpacken und Figuren wie Wetter-Wissenschaftlerin Jenny und ihren Frosch zu erfinden.

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Waldemar Solotowizki ist Absolvent der Hochschule der Medien Stuttgart und seit 2010 Mitarbeiter der simpleshow. Bei der simpleshow durchlief Waldemar die hauseigene Academy, arbeitete als Illustrator und seit 2011 auch als Projektleiter. Inzwischen ist er Teamleiter der simpleshow AV Produktion und fungierte als Art Director der simpleshow-Bücher.

Als Ina Naradowskaja 2002 ihr Diplom als Keramikerin und Kunstlehrerin an der Weißrussischen Staatlichen Universität für Kunst in Minsk erhielt, hatte sie noch keine Vorstellung davon, dass sie zehn Jahre später Kinderbücher illustrieren würde. Bei der simpleshow ist sie seit 2011 fest angestellt.

David Paul bringt als Kolorist Farbe in die simpleshow-Bücher. Er sammelte Grafik-Erfahrungen in diversen Gestaltungsbüros und einer Medienagentur, bevor er 2011 an der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd den Studiengang Kommunikationsgestaltung (BA) einschlug.

Lesungstermin

Montag, 27.08.2012, um 10 Uhr Ulrike Nickel (Kulturkind Berlin) liest mit Schülerinnen und Schülern der 4. Klasse in der Grundschule an der Peckwisch, Tornower Weg 26-34, 13439 Berlin

Chattermin

Mittwoch, 29.08.2012, ab 10 Uhr Der Autor Kai Blisch beantwortet den Schülern Fragen zum empfohlenen Buch sowie zur simpleshow. Anmeldung und Infos zum Chat unter www.virtuelle-schule.de

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Lesen für die Umwelt September 2012

Pressemitteilung: „Lesen für die Umwelt“ September 2012 Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e. V. in Volkach hat für den Monat September 2012 folgenden Titel als „Klima-Buchtipp des Monats“ ausgewählt:

Klima- und Energiewandel bestimmen unsere Zukunft. Gerade im Kontext der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur können wir unseren gesellschaftlichen Auftrag zur Ausbildung von Umweltverständnis und vorausschauender Zukunftsgestaltung aktiv wahrnehmen. Darum hat sich die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur für den Klima-Buchtipp des Monats in Zusammenarbeit mit Autoren, Illustratoren, Verlagen bzw. Experten des jeweiligen Themas entschieden. Neben der Präsentation des Buches über Internet und Presse bietet die Akademie monatliche Leseveranstaltungen oder auch Live-Chats mit den Autoren zu den ausgewählten Büchern an. Weiterhin werden Kurzfilme, Hör- oder Leseproben - soweit im Verlag vorhanden - auf der Homepage der Akademie präsentiert. Mit der Auswahl von geeigneten Büchern und der Darbietung in Veranstaltungen und Chats sollen Kinder und Eltern, Erzieher, Lehrer und Pädagogen, Buchhändler, Bibliothekare und Verlagsfachkräfte in ihrem Engagement zur Ausbildung von Umweltkompetenz unterstützt werden.

Klima-Buchtipp des Monats September Empfehlung der Akademie Dieses interaktive Mitmach-Sachbuch erklärt kindgerecht das Phänomen „Wind“: Wie er entsteht, wie man Windstärke misst und wie man Wind als Energiequelle nutzen kann wird in diesem Buch anhand vieler Abbildungen und kurzen Textpassagen erklärt. Bastelanleitungen und Experimentiervorschläge laden zum Mitmachen ein und eignen sich hervorragend für den Sachunterricht.

Rolf Behringer und Irina Wellige Basteln und Experimentieren mit Windenergie

Ansprechpartner im Präsidium Prof. Dr. Kurt Franz Präsident (Regensburg) Dr. Claudia Maria Pecher Vizepräsidentin (Frankfurt am Main) Geschäftsstelle Martin Anker (Frankfurt am Main) Projektassistenz Johanna Weyrauther (Bamberg)

46 Seiten, 11,99 €, Velber Kinderbuch 2012, ab 7 Jahren ISBN 978-3-8411-0097-9

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Rolf Behringer ist Schlosser, Lehrer und Diplom-Pädagoge. Seine Schwerpunkte liegen im Brereich der Bildung für erneuerbare Energien und der Entwicklungszusammenarbeit. Er ist Gründer von ULOG Freiburg und Initiator des internationalen „Solar Food Netzwerks“. Heute lebt er als Solarexperte in Freiburg im Breisgau und leitet die Projektabteilung des Vereins Solare Zukunft e. V.; in seiner Werkstatt werden Solarkocher hergestellt und Baukurse durchgeführt. Irina Wellige ist Sozialwissenschaftlerin und arbeitet seit 10 Jahren im Bereich der erneuerbaren Energien mit Schwerpunkt auf Bildung. Die Erfahrungen, die sie während ihrer Projektarbeit bei dem Verein Solare Zukunft e. V. mit Kindern im Grundschul- und Kindergartenalter gemacht hat, findet Ausdruck in diesem Buch. Sie lebt mit ihren 3 Töchtern und ihrem Mann am Tuniberg in der Nähe von Freiburg. Lesungstermine

Mittwoch, 07.11.2012, Schelfenhaus, Schelfengasse 1, Volkach 9.00–10.00 Uhr Experimentieren mit Windenergie für 3.–6. Klassen 10.30–11.30 Uhr Experimentieren mit Windenergie für 7.–10. Klassen

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Anmeldungen bitte an [email protected] Die Veranstaltungen für Schulklassen finden im Rahmen der interaktiven Ausstellung „Klima & Co.“ im Museum Barockscheune (07.09.–12.11.2012) in Volkach statt.

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Lesen für die Umwelt Oktober 2012

Pressemitteilung: „Lesen für die Umwelt“ Oktober 2012 Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e. V. in Volkach hat für den Monat Oktober 2012 folgenden Titel als „Klima-Buchtipp des Monats“ ausgewählt:

Klima- und Energiewandel bestimmen unsere Zukunft. Gerade im Kontext der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur können wir unseren gesellschaftlichen Auftrag zur Ausbildung von Umweltverständnis und vorausschauender Zukunftsgestaltung aktiv wahrnehmen. Darum hat sich die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur für den Klima-Buchtipp des Monats in Zusammenarbeit mit Autoren, Illustratoren, Verlagen bzw. Experten des jeweiligen Themas entschieden. Neben der Präsentation des Buches über Internet und Presse bietet die Akademie monatliche Leseveranstaltungen oder auch Live-Chats mit den Autoren zu den ausgewählten Büchern an. Weiterhin werden Kurzfilme, Hör- oder Leseproben - soweit im Verlag vorhanden - auf der Homepage der Akademie präsentiert. Mit der Auswahl von geeigneten Büchern und der Darbietung in Veranstaltungen und Chats sollen Kinder und Eltern, Erzieher, Lehrer und Pädagogen, Buchhändler, Bibliothekare und Verlagsfachkräfte in ihrem Engagement zur Ausbildung von Umweltkompetenz unterstützt werden.

Klima-Buchtipp des Monats Oktober Empfehlung der Akademie Der Oktober steht ganz im Zeichen des Lebenselixiers Wasser. Beide Bücher eignen sich hervorragend für einen interaktiven Sachunterricht zum Element Wasser. Der Titel Wasser aus der Reihe „Lesen – Staunen – Wissen“ bietet neben sachlich gut aufgebauten und doch kindgerechten Erklärungen, die uns das Wasser als Quelle des Lebens vorstellen. Spielvorschläge und Experimente rund um das kühle Nass lassen bei der Lektüre keine Langeweile aufkommen und lockern jeden Sachunterricht auf. In Auf Großer Fahrt. Luna und Polly Pop in der wundersamen Welt des Wassers machen sich zwei Mädchen Gedanken über das Wasser. In einer Badewanne schippern sie von einem Gedanken zum nächsten und verstehen so den Wasserkreislauf. Die Geschichte ist gespickt mit vielen kleinen Experimenten und Rezepten.

Ansprechpartner im Präsidium Prof. Dr. Kurt Franz Präsident (Regensburg) Dr. Claudia Maria Pecher Vizepräsidentin (Frankfurt am Main) Geschäftsstelle Martin Anker (Frankfurt am Main) Projektassistenz Johanna Weyrauther (Bamberg)

Bernd Schuh Wasser. Der wichtigste Rohstoff der Erde Lesen – Staunen –Wissen Illustriert von Susanne Göhlich 64 Seiten, 14,95 €, Gerstenberg Verlag 2012, ab 8 Jahren ISBN 978-3-8369-5575-1

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© privat

Bernd Schuh ist Physiker und seit über 25 Jahren in der Medienbranche, aktuell u. a. für den Deutschlandfunk, tätig. 2001 erhielt er den Georg von Holtzbrinck Preis für Wissenschaftsjounalismus, 2002 den Deutschen Jugendliteraturpreis für Das Visuelles Lexikon der Umwelt (Gerstenberg).

Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den AutorInnen.

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Susanne Göhlich, geb. 1972 in Jena, lebt mit ihrer Familie in Leipzig. Sie studierte Kunstgeschichte und arbeitet heute als freie Illustratorin. Für Gerstenberg illustrierte sie Gunnel Lindes Kinderbuch Mit Jasper im Gepäck.

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Britta Böger und Stefanie Saghri Auf Großer Fahrt. Luna und Polly Pop in der wundersamen Welt des Wassers Umweltbundesamt 2012, für Kinder und Jugendliche Der Titel kann über das UBA kostenlos bezogen werden: www.umweltbundesamt.de

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Britta Böger, 1964 in Bremen geboren, studierte Germanistik und lebt seit 1992 als freischaffende Autorin. Sie schreibt Gebrauchsliteratur für Kinder: interaktive Hörspiele und innovative Radio-, TV- und Online-Formate, Kunstvermittlung, Sachvermittlung, Wissensspiele, E-Learning in zielgruppenorientierter Sprache.

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Stefanie Saghri, ist Animationsfilmemacherin und Illustratorin. Auf Großer Fahrt ist ihr erstes Buch. Für ihren Film Late at night bekam sie 1997 den Silbernen Bären in der Sparte Kurzfilm der Berlinale. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

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Mittwoch, 17. Oktober 2012 Im Rahmen der Ausstellung „Klima & Co.“ (Museum Barockscheune in Volkach) liest Britta Böger aus Auf Großer Fahrt. Luna und Polly Pop in der wundersamen Welt des Wassers im Schelfenhaus (Schelfengasse 1) in Volkach. 9–10 Uhr für 3.–5. Klassen 11–12 Uhr für 6.–8. Klassen Anmeldung zur Schullesung an [email protected]

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Lesen für die Umwelt November 2012

Pressemitteilung: „Lesen für die Umwelt“ November 2012 Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e. V. in Volkach hat für den Monat November 2012 folgenden Titel als „Klima-Buchtipp des Monats“ ausgewählt:

Klima- und Energiewandel bestimmen unsere Zukunft. Gerade im Kontext der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur können wir unseren gesellschaftlichen Auftrag zur Ausbildung von Umweltverständnis und vorausschauender Zukunftsgestaltung aktiv wahrnehmen. Darum hat sich die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur für den Klima-Buchtipp des Monats in Zusammenarbeit mit Autoren, Illustratoren, Verlagen bzw. Experten des jeweiligen Themas entschieden. Neben der Präsentation des Buches über Internet und Presse bietet die Akademie monatliche Leseveranstaltungen oder auch Live-Chats mit den Autoren zu den ausgewählten Büchern an. Weiterhin werden Kurzfilme, Hör- oder Leseproben - soweit im Verlag vorhanden - auf der Homepage der Akademie präsentiert. Mit der Auswahl von geeigneten Büchern und der Darbietung in Veranstaltungen und Chats sollen Kinder und Eltern, Erzieher, Lehrer und Pädagogen, Buchhändler, Bibliothekare und Verlagsfachkräfte in ihrem Engagement zur Ausbildung von Umweltkompetenz unterstützt werden.

Klima-Buchtipp des Monats November Empfehlung der Akademie Die Sachbuchreihe „Aha!“ ist optimal für Grundschüler ausgelegt. Mit abwechslungsreichen Abbildungen, Zeichnungen und Farbspielen bieten sie viele Informationen zu Sachthemen in kindgerechter Darstellung. Der Band „Aha! - Wetter“ gibt Antworten auf die Fragen der Schüler und erklärt wie sich ein Regenbogen bildet, welche Wolken es gibt und wie sich das Klima auf der Erde verändert. Außerdem erfahren die Kinder wie das Wetter entsteht, welche Wettererscheinungen es gibt, wie eine Wettervorhersage gemacht wird und vieles mehr. Eine Sachbuchreihe zum Entdecken und Sammeln! Martina Gorgas Aha! Wetter. Sachwissen für Grundschüler Mit Bildern von Johann Brandstetter 80 Seiten, 7,99 €, Ravensburger Buchverlag 2012, ab 7 Jahren ISBN 978-347355291

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Förderhinweis: DIESES PROJEKT WURDE GEFÖRDERT VON:

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Martina Gorgas hat über fünfzehn Jahre als Lektorin in verschiedenen Verlagen gearbeitet und hat sich im Herbst 2004 als Autorin selbständig gemacht: Seitdem arbeitet sie erfolgreich als Kinder-sachbuchautorin. Ihre ersten und kritischsten Leser sind ihre beiden Kinder. Sie lebt mit ihrer Familie samt Kater in München.

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Johann Brandstetter wurde 1959 in Oberbayern geboren und erhielt eine Ausbildung in Klassischer Malerei. Seit 1995 ist er zur realistischen Illustration übergegangen. Er hat sich einen Namen vor allem als Natur- und Jugendbuchillustrator gemacht. Vier seiner Bücher wurden bereits von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet. Kürzlich wurde ein Schmetterling nach ihm benannt: Mormogystia brandstetteri. Lesungstermin

Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den AutorInnen.

Mittwoch, 24.10.2012, 10 Uhr Ulrike Nickel (Kulturkind Berlin) liest mit Schülerinnen und Schülern der 5. Klasse in der Grundschule an der Peckwisch, Tornower Weg 26-34, 13439 Berlin

Chattermin

Der Termin ist in Kürze auf unserer Homepage und Facebook-Seite zu sehen.

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Lesen für die Umwelt Dezember 2012

Pressemitteilung: „Lesen für die Umwelt“ Dezember 2012 Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e. V. in Volkach hat für den Monat Dezember 2012 folgenden Titel als „Klima-Buchtipp des Monats“ ausgewählt:

Klima- und Energiewandel bestimmen unsere Zukunft. Gerade im Kontext der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur können wir unseren gesellschaftlichen Auftrag zur Ausbildung von Umweltverständnis und vorausschauender Zukunftsgestaltung aktiv wahrnehmen. Darum hat sich die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur für den Klima-Buchtipp des Monats in Zusammenarbeit mit Autoren, Illustratoren, Verlagen bzw. Experten des jeweiligen Themas entschieden. Neben der Präsentation des Buches über Internet und Presse bietet die Akademie monatliche Leseveranstaltungen oder auch Live-Chats mit den Autoren zu den ausgewählten Büchern an. Weiterhin werden Kurzfilme, Hör- oder Leseproben - soweit im Verlag vorhanden - auf der Homepage der Akademie präsentiert. Mit der Auswahl von geeigneten Büchern und der Darbietung in Veranstaltungen und Chats sollen Kinder und Eltern, Erzieher, Lehrer und Pädagogen, Buchhändler, Bibliothekare und Verlagsfachkräfte in ihrem Engagement zur Ausbildung von Umweltkompetenz unterstützt werden.

Klima-Buchtipp des Monats Dezember Empfehlung der Akademie Gerade in den Wintermonaten benötigen wir viel Energie für Licht und Heizung. Machen wir uns aber auch Gedanken darüber, woher diese Energie kommt? Das Sachbuch Erneuerbare Energien: Sonne, Wind und Wasser stellt die wichtigsten Energiequellen von Bioenergie, Fotovoltaik, Solartherme bis zum Off-Shore Windpark als Reportagen mit vielen Fotos vor. Der erfahrene Wissenschaftsjournalist hat ein spannendes Sachbuch für Schüler ab neun Jahren verfasst. Das Lernpaket 50 Experimente mit regenerativen Energien zeigt, wie die Energiegewinnung mit Sonne, Wind und Wasserkraft funktioniert, wie man diese Energie nutzen und speichern kann. In der Kombination bietet dieses Paket die geeignete Grundlage für den Sachunterricht, da es theoretisches Wissen mit der Praxis verbindet.

Ansprechpartner im Präsidium Prof. Dr. Kurt Franz Präsident (Regensburg) Dr. Claudia Maria Pecher Vizepräsidentin (Frankfurt am Main) Geschäftsstelle Martin Anker (Frankfurt am Main) Projektassistenz Johanna Weyrauther (Bamberg)

Felix Homann Erneuerbare Energien GEOlino 64 Seiten, 12,95 €, Kosmos 2012, ab 9 Jahren ISBN 978-3-440-13247-0

Förderhinweis: DIESES PROJEKT WURDE GEFÖRDERT VON:

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Felix Homann ist Physiker, Journalist und Wissenschaftsentertainer. Er hat für KOSMOS bereits einige Experimentierkästen entwickelt und weiß aus unzähligen Veranstaltungen, was Kinder interessiert und wie man Wissen kindgerecht und spannend aufbereitet.

50 Experimente mit regenerativen Energien Lernpaket mit 39 Komponenten und umfangreichem Handbuch 176 Seiten, 49,95 €, Franzis-Verlag 2012 ISBN 978-3-645-65129-5

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Termine werden über unsere Homepage und Facebook-Seite veröffentlicht.

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200 Jahre Kinder- und Hausmärchen – Das muss mit einem neuen Band der Reihe Weltliteratur für junge Leser gefeiert werden!

Kurt Franz und Claudia Maria Pecher: Kennst du die Brüder Grimm? Cover von Albert Schindehütte

ISBN 978-3-86397-004-8 | 14,80 € für Märchenliebhaber ab 14 Jahre bis 24.12. zum Jubiläumspreis von 12 €

„Kennst du die Brüder Grimm?“ Schneewittchen, Hänsel und Gretel, Aschenputtel – die kennt nun wirklich jeder, und zwar auf der ganzen Welt, nicht nur in Deutschland. Die Kinder- und Hausmärchen erschienen am 20. Dezember 1812 zum ersten Mal, wurden inzwischen in ca. 160 Sprachen übersetzt und zählen heute zu den meistgelesen Büchern weltweit. Die Brüder Grimm beließen es aber nicht bei dieser ersten Ausgabe, arbeiteten unaufhörlich an den Märchen, sammelten auch Sagen, gaben die erste „Deutsche Grammatik“ heraus und begründeten das Deutsche Wörterbuch, das erst lange nach ihrem Tod beendet werden konnte. Wusstest Du das auch? Sie engagierten sich politisch, wurden des Landesverrats bezichtig und mussten ihre Heimat Hessen verlassen. Wusstest Du das? Außerdem hatten sie noch mehrere Geschwister und mussten sich nach dem frühen Tod des Vaters um die ganze Familie kümmern. Wissenswertes, Briefe und Bilder aus der Familie Grimm, Original-Märchen und Sagen, die Du vielleicht noch nicht kennst, warten auf Dich, lassen Dich am spannenden Leben der beiden Brüder teilhaben und erklären, warum uns ihre Märchen noch heute verzaubern. Über die Verfasser Prof. Dr. Kurt Franz ist Ordinarius am Institut für Germanistik der Universität Regensburg, Dr. Claudia Maria Pecher ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Jugendbuchforschung der GoetheUniversität Frankfurt a. M., beide sind im Präsidium der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e. V. und im Vorstand der Märchen-Stiftung Walter Kahn. Das Cover gestaltete Albert Schindehütte, der sich mit seinen Grafiken seit Jahren den Kinder- und Hausmärchen widmet und dafür den Hessischen Verdienstorden am Bande erhielt.