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Hand in Hand Wer viele Ferkel produzieren will, braucht nicht nur Fachwissen und ein ausgefeiltes Management, sondern vor allem eine gute Genetik. Matthias Finkenbrink aus Flintrup in der Nähe von Warendorf verlässt sich auf BHZPSauen. Er schätzt vor allem seine db.Naïma. „Milchsauen“ nennt er die Muttertiere, die 26 Ferkel pro Jahr aufziehen.

Ferkelerzeugung hat im Münsterland Tradition, zumal auf dem Hof Finkenbrink in Warendorf-Flintrup. Seit im vergangenen Jahr die 23 Milchkühe abgeschafft wurden, dreht sich endgültig alles um die Sauenhaltung.

Der Betrieb Die Finkenbrink GbR bewirtschaftet in Flintrup einen typischen Familienbetrieb: Auf 75 Hektar Acker stehen Weizen (40%), Gerste (25%), Raps (25%) und Mais (10%), 10 Hektar Grünland werden noch für die Rinderhaltung genutzt. Die Bodenverhältnisse sind schwierig: Auf den schweren Böden kämpft der Betrieb oft mit Staunässe, vor allem bei solch extremen Witterungsverhältnissen wie in diesem Jahr. Das Getreide wird komplett verkauft. Senior August Finkenbrink (60) ist für die Außenwirtschaft und den Deckstall zuständig. Matthias Finkenbrink (35) kümmert sich um alle anderen Bereiche, vor allem um den Abferkelstall und die Aufzucht. 320 BHZP-Sauen bilden den Grundstock für die Ferkelproduktion. Überzeugt von der Genetik bezieht Matthias Finkenbrink seine Jungsauen ausschließlich vom Betrieb Muth-Köhne aus dem Sauerland (siehe Top Genetik Mai 2007). Gesundheitliche Probleme bei seinen Sauen und Unzufriedenheit mit den Leistungen seiner Herde gaben vor zwei Jahren den Ausschlag, sich auf diesen Vermehrer festzulegen. Mit hervorragendem Erfolg: Von gut 23 aufgezogenen Ferkeln pro Sau und Jahr gingen die Leistungen auf durchschnittlich 24,8 aufgezogene Ferkel pro Sau und Jahr, bei den Naïma sogar auf 26,6 Ferkel pro Sau und Jahr (1.Halbjahr 2007) hoch. Bis zum Absetzen bleiben die Ferkel auf dem Hof; zur Aufzucht kommen sie auf einen zweiten Betrieb, den Matthias Finkenbrink mit „seinem“ Mäster Klaus Althoetmar, der im rund 3 km entfernten Hoetmar auf 3000 Plätzen mästet, zusammen gepachtet hat.

2 Grundsätzlich wird der Betrieb strohlos und im Rein-Raus-System gefahren. Alle 12 Wochen bezieht Matthias Finkenbrink rund 30 Jungsauen in drei Altersgruppen. Sie kommen zuerst in Gruppen von sechs Tieren in separate Quarantäneställe. Die Transportrausche ist bei den Naïma-Sauen nicht ganz so ausgeprägt; deshalb wird sie sehr genau beobachtet und dokumentiert, bevor die Sauen in den Bestand eingegliedert und mit durchschnittlich 250 Tagen zum ersten Mal belegt werden. Im Deckzentrum bleiben die Sauen etwa 24 bis 25 Tage, dann wird gescannt und die Gruppe danach in den Wartebereich umgestallt. Dort stehen die Sauen in 6er bis 8er Gruppen auf Spalten. Die kleinen Gruppen haben sich Finkenbrink zufolge bewährt, da die Sauen nach kurzer Zeit schon die Rangfolge untereinander ausgemacht haben. Seit Anfang des Jahres gibt es in den Abteilen Ketten und Eichenbalken zum Spielen, was sich ebenfalls positiv auf die Ausgeglichenheit in den Gruppen auswirkt. Gefüttert wird ausschließlich Fertigfutter (Trockenfütterung, Triple-Fütterung im NTBereich). Eine gezielte Flushing-Fütterung mit einem eiweiß-, vitamin- und spurenelementreichen Spezialfuttermittel fördert Rausche und Ovulation. Das Tragendfutter wird bis vier Tage nach der Geburt gefüttert und langsam mit dem Säugefutter verschnitten, das vom siebten Tag an ausschließlich gegeben wird. Für den Erfolg der db.Naïma ist es wichtig, sich an die Fütterungsempfehlungen mit einer sehr langsamen Steigerung der Futtermengen bis zum 14. Tag zu halten. Zur MMA-Prophylaxe wird lediglich jeder Sau regelmäßig in den ersten drei Tagen nach der Geburt Fieber gemessen und in einer Fieberkurve festgehalten. Bislang mit gutem Erfolg, so dass weitergehende Maßnahmen nicht nötig sind. Matthias Finkenbrink strebt zukünftig einen konsequenten Drei-Wochen-Rhythmus mit 60er Sauengruppen und Partien von rund 600 Ferkeln an, der allerdings derzeit aufgrund der begrenzten Stallkapazitäten noch nicht möglich ist. Deshalb werden zur Zeit noch im geteilten Drei-Wochen-Rhythmus jeweils 20 bis 25 Sauen alle 10,5 Tage abgesetzt. Eine Aufstockung ist geplant, die Baugenehmigung erteilt. Nur bei Sauen, die nicht von allein am 114. Tag ferkeln, wird die Geburt eingeleitet, bei Jungsauen jedoch nicht. Spätestens am zweiten Tag nach der Geburt wird ein gezielter Wurfausgleich vorgenommen: Jungsauen erhalten 11 bis 12 Ferkel, damit sich das Gesäuge optimal ausbildet, schwächere Ferkel bleiben an der Muttersau, die stärkeren werden versetzt. Teilweise arbeiten Finkenbrinks auch mit Ammen, das sind immer Sauen, die den zweiten oder dritten Wurf gebracht haben. Eine gute Tierbeobachtung ist alles, weiß der spezialisierte Ferkelerzeuger. „Man sieht es sofort, ob und welche Ferkel nicht mitkommen“, schildert er.

3 „Man muss dafür sorgen, dass die Ferkel sofort Milch kriegen.“ Er fackelt nicht lange, wenn ein kleines Ferkel keine Chance hat und merzt sofort. Rückversetzen kommt für ihn überhaupt nicht infrage.

db.Naïma sind anders zu führen Noch stehen erst zwei Drittel db.Naïma-Sauen bei Finkenbrinks. Langfristig soll die ganze Herde auf db.Naïma umgestellt werden. Die Remontierungsquote liegt deshalb mit rund 50% derzeit bewusst hoch. „Die Naïma sind fruchtbar und haben soviel Milch, dass sie ihre vielen Ferkel auch großziehen können“, bringt es Matthias Finkenbrink auf den Punkt. „Überdies erholen sie sich nach der Säugezeit rasch wieder, so dass sie auch schnell wieder belegt werden können und auch im Folgewurf beste Ferkelzahlen bringen“, ergänzt der DiplomAgraringenieur. Dabei muss man aber wissen, dass die db.Naïma-Sauen durchaus anders zu führen sind als die bewährte db.Classic-Herkunft. „Die Naïma ist ein Umsatztyp“, sagt Werner Sandscheper, BHZP-Fachberater. „Sie sieht, weil sie ja viel leistet, leicht abgesäugt aus, kommt aber schnell wieder in Kondition.“ Weil sie mittelrahmiger ist als die Classic und somit einen geringeren Erhaltungsbedarf hat, muss sie rationiert gefüttert werden, damit sie nicht überkonditioniert wird. Trotz höherer Leistung spart die db.NAÏMA-Sau damit Futter ein, gerade bei zukünftig steigenden Futterpreisen ein nicht zu unterschätzender Faktor. Wichtig ist auch die gezielte Anpaarung, damit das Mastendprodukt stimmt. „Bei den Mastschweinen gibt es je nach Pi-Eber eine größere Streuung als bei der Classic-Sau. Dennoch geben wir ihr wegen der höheren Produktivität den Vorzug“, sagt Matthias Finkenbrink. Mäster Klaus Althoetmar mästet sehr intensiv am Sensor, füttert energiereich und mit Nebenprodukten. Da passt nicht jede Herkunft. „Da braucht man einen trockenen Eber“, sagt Werner Sandscheper. Seit diesem Jahr wird deshalb gezielt vorrangig mit vier 77er Ebern (NM-Status) angepaart, die großrahmig und wüchsig sind und gleichmäßigere Ferkel mit guten Schlachtleistungen (Bauchpunkte) bringen. Auch die Leistungen in der Ferkelaufzucht stimmen mit durchschnittlich 500 g Tageszunahmen. Mittlerweile werden drei Viertel aller Sauen mit diesen ausgewählten vier Ebern belegt. Die Eber sind noch Prüfeber, die aber „hoffentlich Top-Genetik-Eber werden“, so Matthias Finkenbrink. Er schätzt hierbei auch die gute Zusammenarbeit mit der GFS, die die entsprechenden Eber nach Sprungplan und Wochenrhythmus reserviert. Durch die Beschränkung auf wenige Eber – in 2005/06 kamen z.B. bis zu 60 verschiedene Pietrain-Eber zum Einsatz– ist die Streuung bei den Mastschweinen deutlich kleiner geworden.

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Enge Zusammenarbeit Die Kooperation mit dem Mäster funktioniert sehr gut, nicht nur bei der Auswahl der Eber. Einmal im Jahr setzen sich Matthias Finkenbrink und Klaus Althoetmar zusammen und verhandeln auf der Basis der Ferkelnotierung den Aufschlag, den der Mäster zahlt. Denn immerhin bezieht er 70% der Mastläufer von Finkenbrinks. Direktbezug, die gleichmäßige Qualität der Ferkel und der hohe Gesundheitsstatus sind es ihm aber wert, einen deutlich besseren Preis zu zahlen. Betriebswirtschaftliche Ergebnisse zeigen immer wieder, dass sich feste Lieferbeziehungen für Ferkelerzeuger wie Mäster rechnen. Nach der Aufstockung möchte Mäster Althoetmar komplett von Finkenbrinks beliefert werden. Gerade in schlechten Ferkelzeiten wie diesen schätzen beide die stabile Beziehung. In Absprache mit Mäster und Tierarzt führt Matthias Finkenbrink auch die Gesundheitsprophylaxe durch: Die Jungsauen kommen sämtlich vom PRRS-serologisch-negativen Betrieb Muth-Köhne. Da der Mäster aber in der Vergangenheit einen schlimmen Einbruch mit PRRS und Circovieren in seinem Mastschweinebestand hatte, werden die Schweine bei Finkenbrink schutzgeimpft, die Ferkel erst gegen Ende der Aufzucht, damit der Schutz bis zum Mastende anhält. Günstig für den hohen Gesundheitsstatus der Herde ist auch, dass derselbe Tierarzt sowohl die Sauenherde bei Finkenbrink als auch den Mastschweinebestand bei Althoetmar betreut, Tiere und Management der Betriebe sehr gut kennt und bei Problemen schnell und umfassend eingreifen kann. Dennoch gibt es auch Schwierigkeiten: Immer mal wieder hat Matthias Finkenbrink mit Ferkeldurchfällen zu kämpfen. „Leider schwappen ab und zu Viren im Bestand hoch, was die Ferkel in ihrer Entwicklung zurückwirft und uns Saugferkelverluste beschert, die einfach zu hoch sind“, sagt er. Lagen sie im Frühsommer noch bei 11%, sind sie im August mit 18% wieder sehr unbefriedigend. Wenn hier die Ursache gefunden ist und es gelingt, die Ferkelverluste zu verringern, sind die Leistungen der Sauen (siehe Betriebskennzahlen) noch eindrucksvoller. Eine Wasseranalyse, die Enteisenung und das Versetzen des eigenen Wassers mit Chlordioxid, brachten bislang nicht den erhofften Erfolg, auch wenn das Wasser jetzt Trinkwasserqualität aufweist. „Wenn die Ferkel es geschafft haben, machen sie sich prima und sind auch in der Mast nicht anfällig“, sagt Matthias Finkenbrink. Das genetische Leistungsvermögen der Sauen wird dadurch jedenfalls nicht geschmälert.

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Fazit Fester Bezug und fester Absatz – das ist ein wesentliches Kennzeichen einer für alle Beteiligten positiven Produktionskette. Matthias Finkenbrink ist vom Leistungsvermögen seiner BHZP-Sauen überzeugt. Er will langfristig den gesamten Bestand auf db.Naïma umstellen und aufstocken, damit er 600er Ferkelpartien liefern kann. Wenn es ihm gelingt, die Ferkelverluste weiter zu verringern, sind Steigerungen auch über die bisher schon erreichten 26 Ferkel pro Sau und Jahr möglich. Luise Richard

Betriebskennzahlen Betrieb: Finkenbrink GbR, Warendorf-Flintrup Betriebsleiter: Matthias Finkenbrink (35), Diplom-Agraringenieur Arbeitskräfte: Neben dem Betriebsleiter Senior August Finkenbrink (60), der für die Außenwirtschaft und den Deckstall zuständig ist; außerdem ein Auszubildender und derzeit ein Praktikant Flächenausstattung: 75 ha Ackerland (Weizen, Gerste, Raps, Mais), 10 ha Grünland Ferkelerzeugung: Derzeit 300 Sauen, zwei Drittel db.Naïma, ein Drittel db.Classic. Geplant ist eine Aufstockung ausschließlich mit db.Naïma; Remontierungsquote 50% Fütterung: Fertigfutter, Trockenfütterung, Triple-Fütterung Produktionsweise: Geteilter Drei-Wochen-Rhythmus, Rein-Raus-Verfahren; Jungsauenbezug ausschließlich von einem Vermehrer; Absatz der Ferkel ausschließlich an einen festen Mäster. Ausgewählte Leistungen der Naïma-Sauen (2006/07) Umrauscher 9,2% Produktionstage 156,1 Verlusttage 8,8 Abferkelquote 87% Ferkel leb. geb./Wurf/ gesamt 11,7 Ferkel leb./Wurf/ Altsau 12,5 Saugferkelverluste 14-15% Saugferkelverluste (4-7/07) 11% Ferkel abgesetzt/Sau u. Jahr 26,1 Würfe/Sau u. Jahr 2,38