GWH-Info Nr. 37 Mai 2017

Liebe Mitglieder und Freunde der GeschichtsWerkstatt, GWH-Info Nr. 37 Mai 2017 Privatbesitz Prinzessin Elisabeth zu Wied, ab 1881 Königin von Rumän...
Author: Hermann Kohl
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Liebe Mitglieder und Freunde der GeschichtsWerkstatt,

GWH-Info Nr. 37 Mai 2017

Privatbesitz

Prinzessin Elisabeth zu Wied, ab 1881 Königin von Rumänien und bekannt als Schriftstellerin unter dem Pseudonym „Carmen Sylva“ GeschichtsWerkstatt Hachenburg e.V. Hindenburgstr. 7, 57627 Hachenburg Tel: 02662-949990 od. 0151-58844026

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www.geschichtswerkstatt-hachenburg.de [email protected] Vorstand: Bruno M. Struif, Regina Klinkhammer, Sabine Herrmann, Verena Kauschka IBAN: DE16 5739 1800 0003 8627 04

der geplante Moscheebau in Hachenburg ist ein stadtgeschichtlicher Vorgang von großer Tragweite, den die GWH aufmerksam verfolgt. Inzwischen hat sich eine Bürgerinitiative (BI) gebildet mit der Bezeichnung „Hachenburg soll bunt und tolerant bleiben“, die eine Unterschriftensammlung zu folgender Aussage durchgeführt hat: „Hachenburg sagt ja zur Religionsfreiheit, inklusive Tempel, Kirchen und Moscheen, etc. aber nein zur Ditib! Nein zur Diktatur! Keine Plattform für Erdogan in Deutschland!“ Das Ziel der BI ist im ersten Satz des Aufnahmeantrags bezeichnet: „Die BI ist eine Vereinigung ..., die den Bau einer Moschee in Hachenburg uner dem Dachverband ... DITIB verhindern will.“ Wie die Westerwälder Zeitung am 1. April 2017 berichtete, haben bereits 1280 Hachenburger bei der Unterschriftensammlung unterschrieben. Unterschriftensammler gegen DITIB-Moschee Am 28. Januar 2017 fand die Nähkästchen-Veranstaltung mit Pfarrer Christian Hählke in Rudi Grabowski dem Haus von Christel Krischkowski am Alten Markt statt. Er trug ein Märchen über die Hachenburger Brüder Sempf vor, dem die 25 Gäste in der Wohnung mit dem besonderen Ambiente aufmerksam folgten. Die nächste Nähkästchen-Veranstaltung war am Freitag vor Rosenmontag im Alten Haus. Regina Klinkhammer berichtete etwas zur Geschichte des Hachenburger Karnevals, Verena Kauschka trug einen selbst verfassten Faschingstext vor und Sabine Herrmann las Büttenreden von Änne Idelberger u. Hermann Börner vor, um nur einige Programmpunkte zu nennen. Die GWH-Jahreshauptversammlung fand am 23 März 2017 statt. Zu Beginn hielt Bernd Willscheid, Leiter des Neuwieder Roentgen-Museums, einen Vortrag über Carmen Sylva. Die spätere Königin von Rumänien stammte aus Neuwied und war eine Ur-Ur-Enkelin der Burggräfin Caroline von Sayn-Hachenburg. Über die Jahreshauptversammlung, in der der bisherige GWH-Vorstand für weitere zwei Jahre gewählt wurde, gibt es einen Kurzbericht in dieser GWH-Info. Außerdem bringen wir die 4. Ergänzung zur Biografie des NS-Verbrechers Adolf Haas. Diesmal steht seine Gefangenschaft in Japan von 1914-1919 im Mittelpunkt der Ausführungen. Unsere diesjährige GWH-Publikation hat den Titel „Loivre 1914/18 - Schicksal eines französischen Dorfes und eines deutschen Soldaten aus Hachenburg“. Das Buch wurde am Ostersonntag in Loivre bei Reims vorgestellt. Die Buchpräsentation in Hachenburg findet am 11. Juni 2017 im Landschaftsmuseum Westerwald in Verbindung mit einer Ausstellung zur Schützengrabenkunst statt. Hierzu wird noch separat eingeladen. Außerdem möchten wir auf den Internationalen Museumstag am 21. Mai 2017 im Landschaftsmuseum Westerwald mit Familienfest und tollen Exponaten hinweisen. Mai 2017 Der Vorstand

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Nähkästchen mit Pfarrer Hählke

“Es war einmal” hieß es bei der ersten Plauderei aus dem “Nähkästchen” am 28. Januar 2017. Christel Krischkofski hatte für uns ihre privaten Räume - mit Blick auf den Alten Markt - geöffnet und diese gemütliche Atmosphäre lud so richtig zum Märchenerzählen ein. Hierzu hatten wir Christian Hählke, Pfarrer i.R., eingeladen. Er las ein selbst geschriebenes Märchen über die Hachenburger Brüder Sempf vor. Über Bernhard, der ein bedächtiger Mann war, und dessen Bruder Jürgen, der eher eine “große Klappe” hatte und für alles Neue zu haben war. Besonders erwärmte er sich für die Ideen der französischen Foto: Bruno Struif Revolution. Beide führten ihre Pfarrer Chrisitian Hählke Geschäfte, wie sie es für richtig hielten. Als es dann ans Erben ging, vermachte Bernhard seinem ältesten Sohn sein Geschäft. Jürgen aber teilte sein Erbe unter seine Kinder zu gleichen Teilen auf. Da Märchen aber im- 25 Gäste lauschten dem Vortrag des Pfarrers mer einen wahren Kern haben, blieb es an den Zuhörern, sich das ihre zu denken. Allzu viel Zeit dafür blieb aber nicht, denn Hählke hatte seine Gitarre mitgebracht und gemeinsam sang man Westerwälder Lieder. Bei frischen Waffeln und Kaffee klang der Nachmittag aus. VK Foto: Sabine Herrmann

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Kurzbericht von der 9. GWH-Jahreshauptversammlung 2017 Ort: Vogtshof Hachenburg Datum: 23. März 2017 Teilnehmer: K.-L. Bonn, C. Forkmann, T. Hardeck, M. Jäkel, S. Herrmann, V. Kauschka, R.

Klinkhammer, C. Krischkofski, E. Mauer, H.-W. Rörig, K. + S. Stahl, Brig. Struif, Bruno Struif, J. + M. Wiczinski (gesamt 16); Gäste: A. + NN Budwech, C. Hählke, W. Herkersdorf, U. Hummes, B. Willscheid (gesamt 6)

TOP 1: Begrüßung Bruno Struif begrüßte alle Anwesenden im Namen des Vorstands. TOP 2: Vortrag Vortrag Bernd Willscheid: „Carmen Sylva und ihre rheinische Heimat“ TOP 3: Tätigkeitsbericht des Vorstands und Diskussion 1) GWH-Mitglieder-Entwicklung: 76 Mitglieder (Stand 31.12.2016); Zugänge 2016: J. Dillmann, M. Jäkel, J. Kunz, M. Kunz, W. Lambrecht, R. Schmidt und W. Seide; Todesfälle 2016: W. A. Güth und E. Philippbaar; Austritte 2016: B. Breidenstein und H. Herkersdorf 2) GWH-Infos 2016: Die GWH-Infos 32-35 wurden herausgegeben und sind über internet abrufbar 3) GWH-Vorträge 2016: D. Schabow „Sayner Hütte“ / 7. April 2016; Dr. H, J. Roth „Marienstatt – Ansichten & Innensichten“ / 4. September 2016; R. Klinkhammer M.A. „Zisterzienser in Brasilien“ / 10. September 2016 4) GWH-Buchvorstellung und Ausstellung „Marienstatt im Spiegel historischer Ansichtskarten“: Eröffnung mit Buchpräsentation am 20. August 2016 in der Annakapelle von Kloster Marienstatt mit Abt Andreas und Johannes Kempf und vielen Gästen; Die Ausstellung vom 20. August bis 11. September 2016 verzeichnete viele Besucher; Auflage des Buches: 1.000; Verkaufspreis: 15 € 5) Fortführung Porträtserie: Bisher wurden 75 Porträts der Serie „Hachenburger aus 750 Jahren“ erstellt. Neu hinzugekommen sind: Diener Wilh. Anton Müller 1796 – 1880; Uhrmachermeister Friedr. Wilhelm Roetig 1781 – 1861; Lehrer Gustav Görz 1852 – 1915; Kaufmann Carl Henney 1848 – 1927; Schreinermeister Fr. Wilh. Heuzeroth 1878 – 1967; Metzgermeister Karl Krämer 1862 – 1926; Hebamme Elfriede Runzheimer 1914 – 2015; Schwester Gertrud Schwan 1906 – 2004; Lehrer Werner A. Güth 1930 – 2016; Polizeihauptmeister Wilh. Schneider 1915 – 1975 6) Nähkästchen-Veranstaltungen: Ausstellung Heuzeroth u. Vortrag von Verena Kauschka u. Monika Jäkel über Kräuter im KulturGut Hirtscheid am 26. März 2016; Albertine von Grün im Hui-Wäller-Laden am 25. Juni 2016; Autorenlesung Ingeborg Schewior „Mord in Mons Tabor“ im Galerie Café am 16. November 2016 7) GWH-Internet-Portal: Download für alle bisherigen 36 GWH-Infos = 576 Seiten Hachenburger Geschichte(n); Ankündigung von GWH-Vorträgen, NähkästchenVeranstaltungen und sonstigen Ereignissen mit Bezug zu GWH-Themen; GWHOnline-Shop für Kauf unserer 7 Publikationen über Internet; Ergänzung der GWHDatenbank, die jetzt rund 7.000 Datensätze über Bücher, Aufsätze, Festschriften, Zeitungsartikel und Dokumente zu Hachenburg und Umgebung aufweist 8) Sonstiges: 30.10.2016 Präsentation unserer Bücher in Nistertal; 05.11.2016

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Stand am Katharinenmarkt mit GWH-Publikationen und Kuchen; Spurensuche zu Kriegergedächtnisfenstern fortgesetzt 10) Geplante Aktivitäten 2017 a) Vorbereitung Publikation u. Präsentation: „Loivre 1914/18“. Das Buch (zweisprachig deutsch/französisch, 220 S.) ist eine Dokumentation des Schicksals eines französischen Dorfes bei Reims in der „Zone rouge“ der Frontlinie des 1. Weltkrieges und eines Hachenburger Soldaten, der in Loivre am 16. April 1917 fiel. Es wird am 16. April 2017, dem 100. Jahrestag der Befreiung von Loivre von deutschen Truppen und 100. Todestag von Wilhelm Struif aus Hachenburg im Rahmen einer großen Erinnerungsveranstaltung in Loivre präsentiert. Das Buch mit einem beachtenswerten Grußwort von Konrad Adenauer, Enkel des Bundeskanzlers, ist als Beitrag zur deutschfranzösischen Freundschaft konzipiert b) Ausstellung Schützengrabenkunst im LMW: LMW und GWH präsentieren die Sammlung von Bruno M. Struif zur Schützengrabenkunst im Landschaftsmuseum Westerwald in Hachenburg. Als Publikation dazu dient das GWH-Buch „Loivre 1914/18“, in dem mehr als 90 Objekte der in Deutschland weitgehend unbekannten Schützengrabenkunst dargestellt sind. Eröffnung der Ausstellung: Sonntag, 11. Juni 2017; Dauer der Ausstellung: 11.06. - 09.07.2017 c) Fortführung Porträtserie 2017: In Arbeit befindlich: Graf Heinrich III.; Architekt Adolf Pabst; Gastwirtin Elisabeth Otto; Malermeister & Künstler Achim Reineck d) Geplante Vorträge: Dieter Kaiser „Die Zeichnungen von Karl-Heinrich Zunn“ im Juni 2017; Dr. Hermann Josef Roth „Die Reformation und ihre Auswirkung auf Hachenburg und Marienstatt“ im Oktober 2017 e) Nähkästchen-Veranstaltungen 2017: 26.01.2017 Märchenstunde mit Pfarrer Hählke; 24.02.2017 Hachenburger Karnevalsgeschichte(n); 11.04.2017 Osterbräuche in Hachenburg und Umgebung f) Zeitungsartikel: „Geschichtswerkstatt löst Rätsel um Chemiefabrik“; Weitere Zeitungsartikel geplant TOP 4: Bericht des Kassenwarts und der Kassenprüfer, Haushaltsplan 2017 A. Einnahmen Mitgliedsbeiträge …………... 2.216,00 € B. GWH-Ausgaben Projekt Marienstatt 14.867,81 € Spenden - Projekt Marienstatt............... 3.896,30 € Projekt Porträtserie ……… 999,70 € 80,37 € - Nähkästchen …................... 337,50 € Projekt Nähkästchen …..... - sonstige Spenden ………... 728,00 € Katharinenmarkt …............ 162,94 € 798,98 € Verkauf Marienstatt-Buch … 8.151,00 € Telefon + Internet ……… Verkauf andere Publikationen 1.109,10 € Büromaterial ……………… 1.023,57 € Verkauf Anzeigen Marienstatt 3.000,00 € Reise- + Recherchekosten 850,96 € 26,62 € Einnahmen Katharinenmarkt 303,20 € Bankgebühren ................ 942,50 € Verkauf von Porträts …........ 400,00 € Sonstige Ausgaben Summe Einnahmen … 20.141,10 € Summe Ausgaben …… 19.763,45 € Kontostand 01.01.2016 Einnahmen 2016 ……… Summe …...................... Ausgaben 2016 ……… Kontostand 31.12.2016

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45,93 € 20.141,10 € 20.187,03 € 19.763,45 € 423,58 €

Es gibt keine Barkasse, alle Zahlungen werden über das Bankkonto getätigt.

Eberhard Mauer erstattete den Kassenprüfungsbericht: Die Kasse wurde am 23.03.2017 von mir geprüft und in Ordnung befunden. Anwesend waren Kassenprüfer Eberhard Mauer und Schatzmeisterin Verena Kauschka. GWH-Haushaltsplan 2017 Ausgaben (geschätzt) Einnahmen (geschätzt) Mitgliedsbeiträge ... ……………….. 2.100 € Projekt Loivre/Grabenkunst 7.000 € 500 € Spenden „Allgemein“ ……………… 1.000 € Projekt Porträtserie ……. 1.000 € Spenden/Zuschüsse Projekt Loivre 3.000 € Büromaterial ….........…… 1.000 € 300 € Telefon und Internet …... Einnahmen Porträtserie …………. Verkauf von Publikationen ……...... 3.500 € Reise- u. Recherchekosten 1.000 € 500 € 900 € Sonstiges ........................... Sonstige Einnahmen …................. Summe ....................................... 10.800 € Summe ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, 11.000 € TOP 5: Satzungsänderung Die vom Finanzamt geforderte Satzungsänderung wurde schriftlich mit der Einladung zur Jahreshauptversammlung versandt und bekannt gemacht. Die Abstimmung zur Satzungsänderung ergab die Zustimmung aller anwesenden Mitglieder. TOP 6: Entlastung des Vorstandes Karl-Eberhard Mauer stellte den Antrag, den Vorstand zu entlasten. Die Abstimmung ergab einen einstimmigen Beschluss bei jeweiliger Enthaltung der betreffenden Vorstandsmitglieder (12 Ja-Stimmen / 4 Enthaltungen (Vorstand)). TOP 7: Neuwahl des Vorstands und der Kassenprüfer Hans Werner Rörig übernahm die Versammlungsleitung und moderierte die angekündigte Vorstandswahl. Die Abstimmung, ob eine offene Wahl abgehalten werden sollte, ergab die einstimmige Zustimmung aller anwesenden Mitglieder. Hans Werner Rörig schlug alle Vorstandmitglieder zur Wahl vor, alle Vorstandsmitglieder waren bereit, wieder zu kandidieren: Bruno Struif als Vereinsvorsitzender, Regina Klinkhammer als 2. Vorsitzende, Verena Kauschka als Schatzmeisterin und Sabine Herrmann als Schriftführerin. Die Wahl des Vorstands ergab die einstimmige Wiederwahl des alten Vorstands (bei 4 Enthaltungen der Vorstandsmitglieder). Alle nahmen die Wahl an. Hans Werner Rörig bedankte sich im Namen aller beim Vorstand für die geleistete Arbeit. Eberhard Mauer und Hannelore Bender-Urbschat kandidierten erneut als Kassenprüfer und wurden in dieser Funktion bestätigt. TOP 8: Stand Benefizveranstaltung 2015 Verena Kauschka berichtete, dass die von Margret Friedrich-Festing nach der „Benefizveranstaltung“ 2015 einbehaltenen 660 Euro Einnahmen noch immer nicht von ihr an die GeschichtsWerkstatt überwiesen wurden. Die GWH hatte für diese Veranstaltung 695,25 Euro Ausgaben, die durch die Einnahmen gedeckt werden sollten. TOP 9: Verschiedenes Ursula Hummes berichtete über ihre genealogischen Forschungen. Viele Sachsen hatten sich in Siebenbürgen niedergelassen. Eine Wanderausstellung zum Thema Siebenbürgen-Sachsen soll demnächst in Marburg gezeigt werden. Ein Besuch wird empfohlen.

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Carmen Sylva Königin aus Neuwied (1843 - 1916) Königin Elisabeth von Rumämien, im Jahre 1843 als Prinzessin zu Wied im Neuwieder Schloss geboren, seit 1869 mit dem späteren König Karl I. von Rumänien, Prinz von Hohenzollern-Sigmaringen, verheiratet und 1916 in Bukarest gestorben, ist auch als „dichtende Königin“ unter dem Pseudonym „Carmen Sylva (Waldlied)“ in die Geschichte eingegangen. Das Fürstenhaus Wied-Neuwied ging aus dem Grafenhaus Wied-Neuwied hervor, das 1784 vom Kaiser in den erblichen Fürstenstand erhoben wurde. Erster Fürst zu Wied-Neuwied war Friedrich Alexander, der Caroline Burggräfin von Kirchberg und Gräfin von Sayn-Hachenburg zur Frau hatte. Prinzessiin Elisabeth ist eine Ur-Ur-Enkelin dieses Paares. In wikipedia ist zu lesen, dass Prinzessin Elisabeth als erstes Kind des Fürsten Hermann zu Wied und dessen Ehefrau Marie, geb. von Nassau-Weilburg, zur Welt kam. Von 1857 bis 1860 war Georg Sauerwein ihr Hauslehrer, mit dem sie bis zu dessen Tod Briefkontakt hielt. In diese Zeit geht ihr Pseudonym Carmen Sylva zurück (Sauerwein nannte sich Sylvaticus). Schon als junges Mädchen schrieb sie kleine Gedichte. Zuweilen äußerte sie den Wunsch, Lehrerin zu werden, was aber für sie damals nicht standesgemäß war. Ihre Eltern jedoch förderten ihre Begeisterung für Musik, sodass sie sogar von Clara Schumann, die im Schloss der Eltern ein Konzert gab, Klavierstunden erhielt. Im Alter von 25 Jahren lernte sie am Hof in Berlin den Offizier Prinz Karl Eitel Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen, den späteren König von Rumänien, kennen und heiratete ihn 1869. Sie hatten eine gemeinsame Tochter, Maria, die bereits 1874, mit nur drei Jahren, starb.

Foto: Bruno Struif

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Bernd Willscheid Leiter des RoentgenMuseums in Neuwied Vortrag im Vogtshof am 23. März 2017

Fürst Carol I. und Fürstin Elisabeth, ab 1881 König und Königin von Rumänien Foto von 1878

Fürstl. Wiedisches Archiv

1869 ging Elisabeth mit ihrem Ehemann nach Rumänien, wo dieser 1881 als Karl I. zum König gekrönt wurde. Neben ihren eigenen Werken, wie Gedichten, Erzählungen, Märchen und Romanen, übersetzte sie auch Werke aus dem Französischen ins Deutsche. Am 28. April 1910 nahm sie an einem Wohltätigkeitskonzert in Wiesbaden teil, bei dem vier von ihr komponierte Lieder zur Aufführung kamen, darunter zwei auf eigene Gedichte und je eines von Goethe und von Eichendorff. Als rumänische Königin war sie sozial sowie auf kulturellem Gebiet aktiv und trug durch ihre Übersetzungen aus dem Rumänischen auch zu einem besseren Verständnis dieses Landes „Märchen einer Königin“ bei. Sie gründete Schulen und Kran- von Carmen Sylva, 1901 kenhäuser und rief eine Handarbeitsschule ins Leben, an welcher die Kunst der weltberühmten rumänischen Stickerei gelehrt wurde. Selber zeigte sie sich so oft wie möglich in prächtig gestickten rumänischen Trachten. Sie holte 1878 Dora Hitz als Hofkünstlerin nach Bukarest, die dort bis 1882 blieb. Dora Hitz gestaltete Bücher für die Königin und schuf in ihrem Auftrag und nach ihren dichterischen Vorlagen die Wandmalereien für den Musiksaal des Schlosses Peleș bei Sinaia in den Karpaten. Carmen Sylva starb mit 73 Jahren und liegt in Curtea de Argeș (Rumänien) begraben. GWH-Archiv BS

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Nähkästchen „Hachenburger Fasching“ Das “Närrische Nähkästchen” im “Alten Haus” in Hachenburg am Freitag nach Altweiberfastnacht eröffneten die Hamaradijus aus Gehlert mit “Helau und Alaaf, ihr Narren” und sorgten damit sofort für Stimmung. Sabine Herrmann begrüßte die Anwesenden aus der Bütt, die für sie aber aus einer “Waschbütt” bestand. Als “Süßes Früchtchen” erzählte Regina Klinkhammer von den Anfängen und der Entwicklung der Fastnacht in Hachenburg, denn es gab ja schon 1899 einen Karnevalsverein. In den verschiedenen Gasthäusern, wie “Westend”, “Hotel Friedrich”, „Nassauer Hof“ oder “Hotel zu Krone” fanden große Karnevalsveranstaltungen statt. Graf Alexander veranstaltete auf dem Schloss ebenfalls einen großen Karnevalsball. Sabine Herrmann brachte dann mit Erinnerungen an Änne Idelberger die Möhnen ins Spiel. Die Hamaradijus animierten dann wieder zum Schunkeln, bevor Dietmar Schmidtgen erzählte, was einem in der Kur so alles passieren kann. Verena Kauschka nahm in ihrer Büttenrede die GWH auf ihr närrisches Korn und bemerkte ganz treffend: “Wat dä Bruno ned föndt, dad ös och ned doo.” Auch Hermann Börner, der ebenso wie Änne Idelberger mit einem Porträtbild vertreten war, wurde nicht vergessen und Sabine Herrmann las Auszüge aus seinen Büttenreden. Jupp Kunz brachte in launigen Worten zu Gehör, was man so alles bei einem Gang durch die Stadt erfährt. Ganz besinnlich ging das Programm mit “Heile, heile Gänsje” und den Hamaradijus zu Ende. VK

Foto: Sabine Herrmann

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Regina Klinkhammer als „süßes Früchtchen“ mit Porträtbild „Hermann Börner“, der einst aktives Mitglied des Hachenburger CarnevalVereins (HCV) war

Das „Früchtchen“ Regina Klinkhammer begrüßte auch die Männer, die am Tag nach Weiberfastnacht, trotz der Mainzer Sitzung im Fernsehen, ins Alte Haus gekommen waren. Zu Beginn erwähnte sie, daß sie Zugewanderte im reellen Sinn sei, zugewandert, von der anderen Rheinseite, aus der Eifel! Wo man ALAAF, wie in Köln, und nicht, wie hier und in Mainz, HELAU sagt. Dann erzählte sie, was sie über die Geschichte des Hachenburger Karnevals herausgefunden hatte, mit Hilfe Grathoff‘s Chronik der Stadt Hachenburg und auf Grundlage des Berichts vom Friedrich Wilhelm Heuzeroth „Karneval um 1900“. Dabei hatte sie entdeckt, dass es in Hachenburg eine „Altweibermühle“ gegeben hatte. Frauen kamen nämlich verjüngt da raus. Hinweise zum Verbleib der Mühle nimmt die GWH entgegen. Schon 1888 gab es einen großen Maskenball im Hotel Westend, veranstaltet vom Turnverein. Auch Graf Alexander veranstaltete in diesem Jahr einen großen Faschingsball auf dem Schloss. 1894 hat der Turnverein einen Umzug veranstaltet, der hat mehr Leute angezogen wie der Katharinenmarkt! (Grathoff). Dabei wurden mehrere Wagen durch die Stadt gezogen, eskortiert von Reitern. Abends gab es Theater und Vorträge und einen Maskenball, da spielten die Bindweider Musikanten. 1903 wurde der Hachenburger Carneval-Verein (HCV) gegründet. Leo Colmant war 1. Vorsitzender und Sitzungspräsident. Das war im Saal des Nassauschen Hofes. Im Keller des Hauses ist heute das Lokal vom Pit. Der 1. Weltkrieg unterbrach die Faschingstradition, die erst in den 1950er Jahren wieder auflebte. 1953 gab es eine große Sitzung im Saal Friedrich, den gibt es heute nicht mehr. 1954 fand ein Karnevalsumzug durch Stadt und Altstadt statt. 1961 stand der Karnevalsverein kurz vor der Auflösung,1971 gab es jedoch wieder 11 Wagen beim Umzug. Albert Bendel war damals HCV-Präsident. 1973 war der letzte vom HCV organisierte Umzug.1985 wurde der Hachenburger Karnevalsverein aufgelöst. „Das Vereinsvermögen war 1985 gerichtlich der Stadt mit der Auflage zugesprochen worden, einen neuen Karnevalsverein zu gründen“, schreibt Grathoff in der Stadtchronik. Erfreulich ist, dass wenigstens in Altstadt nach wie vor Fasching gefeiert wird. RK Foto: Bruno Struif Von Hermann Börner für HCV-Präsident Albert Bendel gefertigter Karnevalsorden mit Elferrat und Inschrift „HELAU 1975 - HCV“

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Ergänzungen zur Biografie des NS-Verbrechers Adolf Haas (4) Quelle: wikipedia

zember 1914 kam Adolf Haas in das Kriegsgefangenenlager Tokushima. Seine GefangenenNr. war 4175. Am 9. April 1917 wurde Adolf Haas dann in das Kriegsgefangenenlager Bando auf der kleinsten Hauptinsel Shikoku verlegt. Es wurde von dem Lagerkommandanten Matsue Toyohisa geführt, der viel Verständnis und Toleranz für die Bedürfnisse der Gefangenen aufbrachte und diese regelrecht zu produktiven Ak-

Karte des Kriegsgefangenenlagers Bando in Japan, in dem Adolf Haas inhaftiert war

Nach der Kapitulation von Tsingtau am 7. November 1914 gerieten mehr als 4.000 deutsche Soldaten in japanische Kriegsgefangenschaft und wurden in Notunterkünften untergebracht. Unter den Soldaten war auch der Matrosen-Artillerist Adolf Haas. Er wurde zusammen mit 800 anderen Gefangenen mit dem Frachttdampfer „Daito-Maru (大東丸)“ am 16. November 1914 eingeschifft. Die Daito-Maru war ein altes rostiges Frachtschiff, das 1895 erbaut und für die Zwecke des Truppen- bzw. Gefangenentransports umgebaut worden war (siehe www.tsingtau.info/ index.html?lager/geftransport. Baracken im Kriegsgefangenenlager Bando htm). Ziel des Transports war

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Publikation für Sammler: „Die Post der Tsingtauer in japanischer Gefangenschaft“

Osaka, wo man nach 5 Tagen am 21. November 1914 ankam (die Fahrgeschwindigkeit der DaitoMaru betrug nur 10 Knoten). Wichtige Informationsquelle über die Zeit der Gefangenschaft von Adolf Haas ist sein Tagebuch, das von Dr. Markus Müller ausgewertet wurde (siehe seinen Aufsatz „Der Erste Weltkrieg: „Urkatastrophe“ in der Biografie des späteren SS-Schergen Adolf Haas aus Hachenburg?“, in Wäller Heimat 2014). Am 16. DePostkarte „BESTE OSTERGRÜSSE“ Kriegsgefangenenlager Bando mit einem aufgeschlagenen Ei, das von Stacheldraht umgeben ist, und Lagerbaracken in dottergelb

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Postkarten von Adolf Haas an Fräulein Gertrud Stahl in Hachenburg

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Quelle: H.-J. Schmidt tivitäten ermutigte. Zum Lagerleben gibt es viele Berichte, u.a. von Hartmut Walravens: Kriegsgefangenschaft in Japan. In: Nachrichten der Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens. Heft 139–142, Jahrgang 1986–87. Eine weitere wichtige Informationsquelle ist das historisch-biografische Projekt von Hans-Joachim Schmidt „Die Verteidiger von Tsingtau und ihre Gefangenschaft in Japan (1914-1920)“ (www.tsingtau.info). Adolf Haas hat, wie fast alle Kriegsgefangenen, Postkarten in die Heimat geschrieben. Die GeschichtsWerkstatt Hachenburg besitzt von zwei Karten eine qualitativ nicht sehr hochwertige Kopie der jeweiligen Textseite. Die obere Karte ist an „Fräulein Gertrud Stahl Landesbank Hachenburg Westerwald Nassau Deutschland“ adressiert und hat folgenden Wortlaut: „Abs. Matr. Artl. A. Haas / Gef. Bando bei Tokushima

Fröhliche Pfingsten wünscht dir und deinen Eltern dein alter Freund Adolf Haas“. Ein roter ovaler Stempel mit der Inschrift „Sce (Service) DES PRISONNIERS DE GUERRE“ weist darauf hin, dass es sich um Kriegsgefangenen-Post handelt. Oberhalb der Angabe „CARTE POSTALE (französisch), POST CARD (englisch), POSTKARTE (deutsch), CARTOLINA POSTALE (italienisch) und открытое письмо (offener Brief, russisch)“ ist dies auch in Tinte vermerkt. Der schwarze Stempel ist ein Poststempel, die Angabe 6.4.20 ist jedoch keine Datumsangabe nach unserer Zeitrechnung. Eine weitere Karte ist ebenfalls an Fräulein Gertrud Stahl adressiert. Auf ihr ist eingerahmt vermerkt: “Entwurf und Druck: Steindruckerei im Kriegsgefangenenlager Bando, Japan.“ Die Karte, am 8.7.1919 geschrieben, enthält folgenden Text: „Liebe Gertr.! Deine liebe Karte heute erhalten, du hast mir eine große Freude damit bereitet. Ist bei mir zu Hause etwas nicht in Ordnung? Ich habe seit Sept. keine Post mehr bekommen. Daß Walter verlobt ist, habe ich nicht gewußt, gratuliere recht herzlich. Gertr. ich glaube, man ist hier in Gefangenschaft ein andrer Mensch geworden. man ist irre geworden an der Menschheit. du meinst wann wir nach Hause kommen? nun 1920 so nicht bei Erzberger Wege in die Flucht gehen, wenn die Gefangenen nach Haus wollen [letzter Satz undeutlich]“ Haas erwähnt hier Matthias Erzberger, der als Bevollmächtigter der deutschen Regierung am 11. November 1918 das Waffenstillstandsabkommen von Compiègne unterschrieb, das den Ersten Weltkrieg beendete. Der Text der Karte von Adolf Haas läßt erkennen, dass die Kriegs- und Gefangenschaftserlebnisse sein Wesen und seine Psyche stark beeinflußt haben „man ist hier ein andrer Mensch geworden“. Hinzu kommt, dass er im September 1914 durch einen Streifschuss leicht verletzt wurde und bei den Gefechten auch seinen besten Kameraden verlor. In seinem Tagebuch schrieb er dazu: „Warum soll ich es verschweigen - ich habe geweint wie ein kleines Kind.“ Postkarte „Geduld“, hergestellt in der Lagerdruckerei Bando (Quelle: Hartmut Walravens)

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Die in der Lagerdruckerei hergestellten Postkarten hatten grafisch eindrucksvoll gestaltete Rückseiten. Möglicherweise war die Grafik „Geduld“, die das jahrelange Gefangensein thematisiert, auf der Karte von Adolf Haas abGWH-Archiv gebildet. Erst im Dezember 1919, ein Jahr nach der Kapitulation des deutschen Kaiserreichs im Ersten Besitzzeugnis und KolonialWeltkrieg, wurde Adolf Haas als inzwischen abzeichen „SÜDSEE - AFRIKA 26-Jähriger aus der Kriegsgefangenschaft - KIAUTSCHOU“ entlassen. „Er kehrte am 26. Februar 1920 als einer der vielen entwurzelten Soldaten in ein politisch und sozioökonomisch völlig verändertes Deutschland zurück, das er sicherlich nicht mehr wiedererkannt hat“, schreibt Müller. Die deutschen Soldaten, die im Ersten Weltkrieg in der Südsee, in Afrika und in Kiautschou eingesetzt waren, erhielten 1922 zur Erinnerung und Anerkennung das Kolonialabzeichen mit einem diesbezüglichen Besitzzeugnis. Beides hat auch Adolf Haas besessen. Das Thema „Kriegsgefangenenlager Bando“ wurde in einem deutsch-japanischen FilmHistoriendrama behandelt, das am 17. Juni 2006 in Japan Kinopremiere feierte. Die deutsche Fassung wurde erstmals am 8. Mai 2007 in Trier gezeigt. Der Film-Titel lautet „Ode an die Freude“ (jap. バル トの楽園, Baruto no gakuen, dt. „Paradies der Bärte“), in den Hauptrollen sind Ken Matsudaira als japanischer Lagekommandant Toyohisa Matsue und Bruno Ganz als Admiral Kurt Heinrich zu sehen. Der Film-Titel erinnert an Beethovens 9. Sinfonie, die erstmals auf japanischen Boden von den Kriegsgefangenen in Bando aufgeführt wurde. BS (Fortsetzung folgt)

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Einladung zur GWH-Ausstellung

Vernissage: So, 11. Juni 2017, 15.00 Uhr Ansprachen: Dr. Manfrid Ehrenwerth und Bruno M. Struif Ort: Landschaftsmuseum Westerwald in Hachenburg Dauer der Ausstellung: 11. Juni - 9. Juli 2017 Gezeigt werden zahlreiche Objekte der in Deutschland weitgehend unbekannten Schützengrabenkunst: Gravierte Patronenhülsen, Feuerzeuge, Tabakdosen, künstlerisch gestaltete Schreibutensilien, Aschenbecher, Patronenkreuze usw. mit Motiven, die Gefühle, Emotionen und Träume von Soldaten wiedergeben.

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