Graphische Datenverarbeitung und Bildverarbeitung

„Graphische Datenverarbeitung und Bildverarbeitung“ Hochschule Niederrhein Morphologische Operatoren Graphische DV und BV, Regina Pohle, 15. Morphol...
Author: Erna Hoch
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„Graphische Datenverarbeitung und Bildverarbeitung“ Hochschule Niederrhein

Morphologische Operatoren

Graphische DV und BV, Regina Pohle, 15. Morphologische Operatoren

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Einordnung in die Inhalte der Vorlesung • • • •

Einführung mathematische und allgemeine Grundlagen Hardware für Graphik und Bildverarbeitung Graphische Grundalgorithmen (Zeichnen graphischer Primitive, Methoden für Antialaising, Füllalgorithmen) • Bildaufnahme (Koordinatensysteme, Transformation) • Durchführung der Bildverarbeitung und -analyse • • • • • •

Fourier-Transformation Bildrekonstruktion und Bildrestauration Bildverbesserung (Grauwertmodifikation, Filterverfahren) Segmentierung Morphologische Operationen Merkmalsermittlung und Klassifikation

• Erzeugung von Bildern in der Computergraphik • • • • • •

Geometrierepräsentationen Clipping in 2D und 3D Hidden Surface Removal Beleuchtungsberechnung Shading Schattenberechnung

• Volumenrendering als Beispiel für die Nutzung beider Gebiete Graphische DV und BV, Regina Pohle, 15. Morphologische Operatoren

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Wiederholung wichtiger Begriffe • Datenbasierte Segmentierung • Modellbasierte Segmentierung • Wasserscheidentransformation • Template Matching • Optimale Kantensuche

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15. Morphologische Operationen Morphologisch: die äußere Gestalt betreffend



morphologische Operationen: Operationen auf der Gestalt von Objekten setzt die Extraktion einer Gestalt voraus also: in erster Linie Operation auf Segmenten (d.h., auf Binärbildern) Ziel von morphologischen Operationen: •

Veränderung der Gestalt, um Störungen nach einer Segmentierung zu beseitigen



Berechnung von Formmerkmalen



Suche nach bestimmten Formen (also: Analyse)

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15.1 Binäre Faltung Multiplikation (Wichtung) wird durch ein logisches „und“ und Summation wird durch ein logisches „oder“ ersetzt:

Gm′ ,n = ∨m′=− R,R ∨n′=−R,R M m′,n′ ∧ Gm+m′,n+n′

Dilatation (Ausdehnung): G⊕M mit Strukturelement M Graphische DV und BV, Regina Pohle, 15. Morphologische Operatoren

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Dilatation

Dilatation: - verbindet Strukturen - füllt Löcher - vergrößert

Dilatation entspricht dem Resultat eines Rangordnungsfilters (Maximum) auf dem Binärbild.

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Erosion Erosion: Kein „oder“ sondern ein „und“ über alle Elemente der Maske:

Gm′ ,n = ∧m′=− R,R ∧n′=− R,R M m′,n′ ∧ Gm+m′,n+n′

Erosion: G M mit Strukturelement M

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Erosion

Erosion: - löst Strukturen auf - entfernt Details - verkleinert

Erosion entspricht dem Resultat eines Rangordnungsfilters (Minimum) auf dem Binärbild.

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15.2 Strukturelemente •

Ein Strukturelement einer morphologischen Operation entspricht dem Faltungskern bei einer Konvolution.



Mit einem gezielt geformten Strukturelement können genau definierte Formveränderungen erzeugt werden.

Strukturelement

Dilatation

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Gezielter Einsatz von Strukturelementen

Ungestörtes Binärbild Graphische DV und BV, Regina Pohle, 15. Morphologische Operatoren

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Gezielter Einsatz von Strukturelementen

Strukturelement zum Schließen des Streifens

Streifenauslöschung Graphische DV und BV, Regina Pohle, 15. Morphologische Operatoren

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Gezielter Einsatz von Strukturelementen

Strukturelement zum Schließen des Streifens

Ergebnis nach Dilatation: Streifen ist geschlossen Graphische DV und BV, Regina Pohle, 15. Morphologische Operatoren

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Gezielter Einsatz von Strukturelementen

Strukturelement zur Erosion des zu breiten Schriftzugs

Ergebnis nach nachfolgender Erosion: Schriftzüge haben ihre Urspungsstärke Graphische DV und BV, Regina Pohle, 15. Morphologische Operatoren

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15.3 Einige Eigenschaften von morphologischen Operatoren Verschiebungsinvarianz: Wegen der Beschreibung von Erosion/Dilatation als Faltung sind beide Operationen genau wie eine Faltung verschiebungsinvariant. Kommutativität und Assoziativität: es gilt jedoch (G Dualität:

M1⊕ M2 = M2⊕ M1 aber M1 M2 ≠ M2 M1

M1) M2 = G (M1 M2)= (G

M2) M1

G M = G ⊕ M und G ⊕ M = G M

B

M⊂B⊂B⊕M

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15.4 Opening Opening (Öffnen): Kombination von Erosion gefolgt von einer Dilatation G o M = (G M) ⊕ M Ziel:

Erosion - Entfernung aller (Teil-)strukturen, die kleiner als das Strukturelement sind Dilatation - Wiederherstellung der ursprünglichen Größe des Objekts mit Ausnahme der vollständig entfernten Teilstrukturen

Ziel: Entfernung von (durch Störungen verursachten) Details im Bild

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original

Erosion mit 3x3 Element

Opening mit 3x3 Element

Opening mit größerem Element

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Entfernung von Linien durch Opening

Erosion (2x2) Original

Dilatation (2x2) Subtraktion Bild1 - Bild3 Graphische DV und BV, Regina Pohle, 15. Morphologische Operatoren

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15.5 Closing Closing (Schließen): Kombination von Dilatation gefolgt von einer Erosion G • M = (G ⊕ M) M Ziel: Dilatation - Schließen von kleinen Löchern (kleiner als das Strukturelement) Erosion -

Wiederherstellung der ursprünglichen Größe des Objekts

Ziel: Entfernung von (durch Störungen verursachten) Löchern

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Original

Dilatation mit 3x3 Element

Schließen mit 3x3 Element

Schließen mit größerem Element

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15.6 Erkennung von Strukturen durch morphologische Operationen Beispiel: Alle waagerechten Linienstücke mit einer Länge von drei Pixeln sollen erkannt werden. 1. Schritt: Entfernung aller Strukturen, die kürzer sind. Problem: Auch größere Objekte bleiben erhalten

Strukturelement

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Suche nach Objekten, die größer als die gesuchte Struktur sind 2. Schritt: Konstruktion einer Negativmaske (durch Erosion des Hintergrundes mit einem Negativstrukturelement):

1 0

Strukturelement

Effekt: Ein Pixel wird dann zu 1 gesetzt, wenn es am Rand um eine DreiPixel-Linie nur Hintergrundelemente gibt.

Strukturelement wird aber auch dort gefunden, wo es Hintergrund berandet.

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Hit-or-Miss Operator 3. Schritt: Schnittmenge zwischen der Erosion des Vordergrundes und des Hintergrundes bilden.



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Hit-or-Miss Operator Hit-or-Miss Operator:

G ⊗ (M ,M ) 1

= (G M ) ∩ (G M )

2

1

2

= (G M ) ∩ (G ⊕ M ) 1

mit

M

1



2

M = Ø (sonst wäre das Resultat der 2

Operation die leere Menge) Hit-or-Miss-Operator für variable Strukturgrößen: z.B. Hit

Miss

führt zur Akzeptanz von horizontalen Linien von 3,4, und 5 Pixeln Länge.

Notation für Hit-or-Miss-Operator: 0 - Miss 1 - Hit x - weder Miss noch Hit

M=

(

0 0 0

0 x 0

0 1 0

0 1 0

0 1 0

0 x 0

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0 0 0

)

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Hit-or-Miss-Operatoren 000 M = 010 000

Entfernung einzelner Pixel

x10 M = 110 000

detektiert untere, rechte Ecken eines Objekts

I

C

000 M =x1x 111 T1

findet alle Randpunkte von oben, die ein Objekt nicht teilen würden, wenn sie entfernt würden. Diese Punkte würden gefunden werden.

Diese Punkte würden nicht gefunden werden.

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15.7 Thinning mit Hit-or-Miss-Operatoren Im kontinuierlichen Bild: Skelett einer Figur ergibt sich als Verbindung aller Mittelpunkte von Kreisen mit maximalem Radius, die noch vollständig in der Figur liegen

Im diskreten Bild: Geforderte Bedingungen: • Skelett muss aus 1 Pixel breiten Linien bestehen • Zusammenhängende Region muss zusammenhängende Skelettlinie haben • Skelettlinie soll etwa in der Mitte verlaufen • Endpunkte dürfen nicht entfernt werden • Es dürfen keine zusätzlichen Verzweigungen entstehen

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Thinning mit Hit-or-Miss-Operatoren Ziel: z.B. die Mittellinie des Schriftzugs zu finden.

M = T1

M = T3

M = T5

M = T7

000 x1x 111 0x1 011 0x1 111 x1x 000 1x0 110 1x0

x00 M = 110 11x 11x M = 110 x00 x11 M = 011 00x 00x M = 011 x11 T2

Methode: Randpixel solange entfernen, bis der zusammenhängende Schriftzug aufgelöst werden würde.

T4

T6

T8

Thinning-Operator von oben: G∅MT = G \ (G ⊗MT1) Symmetrisches Thining:

G∅ M = G \ ∪ T

n=1,8

G ⊗M ) Tn

Thinning wird wiederholt, bis G∅MT = G ist.

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Thinning mit Hit-or-Miss-Operatoren

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Andere Thinning-Methode Zhang/Wang • Gewichtung aller Objektpixel mit 1, Mindestwert=1 • Ersetzen des Pixelwertes mit der Summe der 4 direkten Nachbarn, Mindestwert=4*Mindestwert • Wiederholung des Ersetzens solange für alle Pixel, die gleich dem Mindestwert sind, bis keine mehr auftreten • Normierung der Gewichte (Vergleich mit jeweils gegenüberliegenden Pixeln) • Entfernen von Pixeln aus der Vergleichsmatrix, wenn in der direkten Umgebung noch andere Pixel mit größerem Gewicht sind und Zusammenhang erhalten bleibt

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Andere Thinning-Methode Zhang/Wang

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15.8 Extraktion von Rändern 010 M = 111 010

111 M = 111 111

Erosion mit Mb4 bzw. Mb8 entfernt alle Objektpixel, in deren 4- bzw. 8b4 b8 Nachbarschaft sich Hintergrundpixel befinden. Der Rand kann nun durch Differenzbildung zwischen Ursprungsbild und erodiertem Bild erzeugt werden: ∂G = G \ (G Mb)

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Extraktion von Rändern 010 M = 111 010

111 M = 111 111

Erosion mit Mb4 bzw. Mb8 entfernt alle Objektpixel, in deren 4- bzw. 8b4 b8 Nachbarschaft sich Hintergrundpixel befinden. Der Rand kann nun durch Differenzbildung zwischen Ursprungsbild und erodiertem Bild erzeugt werden: ∂G = G \ (G Mb) ∂G

= G \ (G M ) b

= G ∩ (G M ) b

= G ∩ (G ⊕ M ) b

Hintergrundrand: ∂GB

= (G ⊕ M ) \ G b

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original

8er Rand

4er Rand

8er Rand des Hintergrunds

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15.9 Distanztransformation Resultat der Randoperation ∂G0

= G \ (G M ): b

Menge aller Pixel, die den Abstand 0 zum Rand haben. Falls die gleiche Operation auf dem um den Rand verminderten Bild nochmals angewendet wird: ∂G1 = (G Mb) \ (G Mb Mb) Menge aller Pixel, die den Abstand 1 zum Rand haben. Fortgesetzte Extraktion von immer weiter vom Rand entfernten Linien und Multiplikation der jeweiligen Resultate mit der aktuellen Entfernung überführt das Binärbild in ein Distanzbild D:

D=∪

n=1,∞

[ (G

M

b

n-1

) \ (G M ) — n] , b

n

wobei die Operation · die punktweise Multiplikation der n-ten Randkurve mit der Zahl n (dem aktuellen Abstand) darstellt.

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Distanztransformation - Beispiel Originalbild Objektinneres (nach fortgesetzter Erosion) Randpixel nach der n-ten Erosion einschließlich Distanz

1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1

1 1 1 1 2 1 1 2 2 1 2 2 1 1 2 1

21 1 1 2 2 1 2 1 1

1 1 1 2 1 2 1

1 2 3 2 1

1 1 2 3 2 1

2 1 1 2 2 1 2 1 1

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15.10 Morphologisches Füllen von Regionen Setzen eines Startpunktes → X0 Komplement des Ausgangsbildes A → AC 0 1 0

X k = ( X k −1 ⊕ B ) ∩ AC

B

=

1 1 1 0 1 0

Abbruch des Algorithmus, wenn Xk=Xk-1 Ergebnis ergibt sich durch:

Xk ∪ A

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Zusammenfassung • Formverändernde oder formauswertende Operationen auf Segmenten • Morphologische Filter zur: - Unterdrückung von Artefakten nach einer Segmentierung - Suche nach vorgegebenen Formen - Skelettierung von Segmenten - Distanztransformation

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