Georg-August-Universit¨at G¨ottingen, Wirtschaftswissenschaftliche Fakult¨at Prof. Dr. Robert Schwager
Vorlesung “Finanzwissenschaft A: Allokationspolitik” Wintersemester 2004/05 Termin und Ort Dienstag, 12:15 - 13:45 (ZHG 008) und Donnerstag, 12:15 - 13:45 (ZHG 011), am 21.10., 28.10., 04.11., 11.11., 18.11., 25.11., 02.12. Sprechstunde Dienstag, 16:15 - 17:00 Uhr (Oec II-50) Email f¨ ur organisatorische Fragen:
[email protected] f¨ ur inhaltliche Fragen:
[email protected] Begleitseminar (Martin Teuber/Oliver Himmler) Mittwoch, 8:30 - 10:00 (AP26) Mittwoch, 10:15 - 11:45 (AP26) Donnerstag, 8:30 - 10:00 (AP26)
Gegenstand und Inhalte der Finanzwissenschaft (Public Economics) Gegenstand die wirtschaftlichen Aktivit¨ aten des Staates, insbesondere die staatlichen Einnahmen und Ausgaben
Fragestellungen Darstellung
arung Erkl¨ Wirkungsanalyse
Lehrprogramm Finanzwissenschaft Finanzwissenschaft A: Allokationspolitik 1.
¨ Der Staat im Uberblick
Teil I: Staat und Markt 2.
¨ Offentliche G¨ uter 1
3.
Externe Effekte und Umweltpolitik
4.
Nat¨ urliches Monopol und ¨offentliche Unternehmen
5.
Bildungspolitik
Teil II: Staat und Politik 6.
Abstimmungsverfahren
7.
Akteure der Politik
Teil III: Staatsverschuldung und Alterssicherung 8.
Explizite Staatsschuld
9.
Gesetzliche Rentenversicherung und Beamtenpensionen
Teil IV: Fiskalf¨ oderalismus 10.
Vertikale Aufgabenverteilung und Fiskalwettbewerb
11.
Finanzausgleich
Finanzwissenschaft B: Steuern und Transfers Teil I: Steuern Teil II: Sozialpolitik
Literatur Allgemein ¨ Blankart, C. (2003): Offentliche Finanzen in der Demokratie, 5. Auflage, M¨ unchen. Connolly, S. und A. Munro (2000): Economics of the Public Sector, London. ¨ Finanzen: Ausgabenpolitik, T¨ ubingen. Corneo, G. (2003): Offentliche Gaube, T., K. N¨ ohrbaß und R. Schwager (1996): Arbeitsbuch Finanzwissenschaft, Heidelberg.
zu Teil II von Finanzwissenschaft A Persson, T. und G. Tabellini (2000): Political Economics, Cambridge, Mass.
Weitere finanzwissenschaftliche Lehrveranstaltungen WS 2004/05 2
Vorlesung und Seminar (6 Guthabenpunkte), “Finanz- und Steuerpolitik der Europ¨aischen Union” Di, 14:15 - 15:45, OEC6, am 02.11., 23.11., 14.12., 18.1. 14:15 - 18:00 im CIP-Pool Blockseminar (2 Guthabenpunkte), 02. und 03.12. 2004 “Aktuelle Probleme der Steuer- und Finanzpolitik”, Vorbesprechung 21. 10.,
SS 2005 Vorlesung (6 Guthabenpunkte): Seminar (4 Guthabenpunkte): tes”
“Finanzwissenschaft B” ¨ “Politische Okonomie des Sozialstaa-
Blockseminar (2 Guthabenpunkte): und Steuerpolitik”
“Aktuelle Probleme der Finanz-
¨ 1 Der Staat im Uberblick Wer oder was ist “der Staat”? Was tut der Staat? Welche Ziele hat der Staat?
1.1 Staatsaufbau Was geh¨ort zum Staat? 1.1.1 K¨ orperschaften Gebietsk¨ orperschaften und deren Zusammenschl¨ usse
¦ Bund und Sonderverm¨ogen des Bundes (z.B. Fonds deutsche Einheit, Bundeseisenbahnverm¨ogen) ¦ L¨ander und Sonderverm¨ogen der L¨ander (z.B. Kliniken) ¦ Gemeinden, Gemeindeverb¨ande (Landkreise, Verwaltungsgemeinschaften), Zweckverb¨ande ¦ Europ¨aische Union Sozialversicherungen: Gesetzliche
¦ Krankenversicherung ¦ Unfallversicherung ¦ Rentenversicherung 3
¦ Arbeitslosenversicherung ¦ Pflegeversicherung Kammern, z.B.
¦ Industrie- und Handelskammern ¦ Handwerkskammern uberwiegend) im Eigentum von Gebietsk¨orperschaf Unternehmen die (¨ ten stehen, z.B. ¦ Europ¨aische Zentralbank, Bundesbank ¦ Kommunale Versorgungsunternehmen ¦ Sparkassen ¦ Bahn, Post, Telekom ¦ Lufthansa Kirchen Gewerkschaften und Arbeitgeberverb¨ ande Sonstige
¦ ¨offentlich-rechtliche Fernsehanstalten ¨ ¦ Technische Uberwachungsvereine ¦ von Bund oder L¨andern finanzierte Forschungsinstitute Abgrenzungskriterien Erf¨ ullung o¨ffentlicher Aufgaben Finanzierung aus Einnahmen mit Zwangscharakter
1.1.2 Individuen B¨ urger als staatliche Akteure
¦ W¨ahler ¦ Mitglieder der Sozialversicherungen ¦ Interessengruppen B¨ urger als Adressaten des Staatshandelns
4
¦ werden durch Gesetze beg¨ unstigt oder belastet, ¦ zahlen Abgaben, erhalten Geld- und Sachleistungen und d¨ urfen ¨offentliche Einrichtungen nutzen. uhren Personen und Gruppen, die staatliches Handeln ausf¨ ¦ Politiker, Parteien ¨ ¦ Offentlicher Dienst 1.2 Staatst¨ atigkeit Wie handelt der Staat? 1.2.1 Formen der Staatst¨ atigkeit Regulierung
¦ Gesetze, die die Handlungsfreiheiten der B¨ urger einschr¨anken ¦ Beispiele: Strafgesetzbuch, Bundesimmissionsschutzgesetz, Gesetz gegen Wettbewerbsbeschr¨ankungen, ... Finanzpolitik
¦ Einnahmen: Steuern, Sozialversicherungsbeitr¨age, Kreditaufnahme, ... ¦ Ausgaben: Personal, Sachaufwand, Transfers, Zinszahlungen, Tilgung, ... Regulierung und Finanzpolitik haben oft gleiche Wirkungen.
¨ 1.2.2 Statistischer Uberblick Tab. 1.1 - 1.8, Abb. 1.1 - 1.3 Quellen:
¦ Statistisches Bundesamt, http://www.destatis.de ¦ OECD, http://www.oecd.org 1.3 Staatstheorien Warum handelt der Staat? 1.3.1 Der Staat maximiert die Wohlfahrt der Bu ¨ rger. age, M¨ark Staatliches Handeln findet statt, wenn privates Handeln (Vertr¨ te) nicht zu Pareto-Effizienz f¨ uhrt. 5
Marktversagen ist notwendig und hinreichend f¨ ur staatliches Handeln.
Beispiel In einem Dorf leben die beiden Landwirte Obermeier und Untermeier. Es wird u ¨berlegt, ob eine Straße in die Kreisstadt gebaut werden soll. Zahlungsbereitschaft jedes Landwirts: 4 Gesamtkosten: 6 Jeder, der sich am Bau der Straße beteiligt, muß den gleichen Kostenanteil bezahlen. Auszahlungsmatrix:
Obermeier
baut baut nicht
Untermeier baut baut nicht (1, 1) (−2, 4) (4, −2) (0, 0)
Tab. 1.9
Nash-Gleichgewicht: baut nicht, baut nicht“ ” Pareto-effiziente L¨ osung baut, baut“ ” Der Staat erzwingt Effizienz.
Fragestellungen der Finanzwissenschaft Welche Staatsaktivit¨aten f¨ uhren zu Pareto-Effizienz? Positive Theorie: Es wird angenommen, daß der Staat sich in diesem Sinne optimal verh¨alt. Normative Theorie: Die Wissenschaft empfiehlt dem Staat, sich so zu verhalten.
1.3.2 Staatliche Akteure sind eigennu ¨ tzig. Staatliches Handeln findet statt, wenn es den Personen oder Gruppen nutzt, die den Staat beherrschen. Staatsversagen Der Staat will die B¨ urger so weit wie m¨oglich unterwerfen. “Leviathan“ =⇒ Maximierung der Steuereinnahmen Die Mehrheit beutet die Minderheit aus. Politiker und/oder B¨ urokraten werden durch Wahlen und Gesetze nur unzureichend kontrolliert.
6
Staatsversagen im Beispiel Mehrheitsentscheidung Im Dorf lebe ein dritter Landwirt Mittermeier, dessen Zahlungsbereitschaft f¨ ur die Straße 0 betr¨agt. Gesamtkosten: 9 gleicher Kostenanteil f¨ ur alle Landwirte
ahlers Nutzen jedes W¨
Obermeier Mittermeier Untermeier
Straße wird gebaut nicht gebaut 1 0 −3 0 1 0
Tab. 1.10
Obermeier und Untermeier beschließen den Bau der Straße. Die Gesamtkosten der Straße u ¨bersteigen ihren Gesamtnutzen.
Politiker und Verwaltung Alle Dorfbewohner haben Zahlungsbereitschaft von 0 f¨ ur die Straße. B¨ urgermeister und Gemeinder¨ate seien Bauunternehmer. Dann wird die Straße gebaut, auch wenn sie nutzlos ist.
Fragestellungen der Finanzwissenschaft Welche politischen Entscheidungsregeln f¨ uhren zu welchen Ergebnissen? Wie sollten Entscheidungsregeln (z.B. in der Verfassung) festgelegt werden, um den Eigennutz der staatlichen Akteure zu begrenzen?
Teil I: Staat und Markt Markteffizienz und Marktversagen M¨ arkte sind effizient. → Mikro¨okonomische Theorie Formen von Marktversagen → Kapitel 2 - 4 Liegt bei wichtigen Staatsausgaben in Deutschland Marktversagen vor? → Kapitel 5
7
¨ 2 Offentliche Gu ¨ ter 2.1 Eigenschaften ¨ offentlicher Gu ¨ ter Warum f¨ uhrt privatwirtschaftliches Handeln im Beispiel aus Abschnitt 1.3.1 nicht zu einer effizienten Entscheidung? Nicht-Ausschließbarkeit vom Konsum Nutzer, die nicht f¨ ur ein Gut bezahlen, k¨onnen vom Anbieter oder Eigent¨ umer des Gutes nicht vom Konsum dieses Gutes ausgeschlossen werden. Ausschluss durch den Konsumenten oglich. Verzicht auf den Konsum ist m¨ Zwangskonsum
Ausschlusskosten Kosten f¨ ur den Anbieter, um Nicht-Zahler auszuschließen Kosten f¨ ur die Nutzer, um die Ausschlusstechnologie zu u ¨berwinden
¦ technisch ¦ r¨aumlich Nicht-Ausschließbarkeit und Eigentumsrechte Zahler und Nutzer stimmen nicht u ¨berein. keine Kongruenz von Verf¨ ugungs- und Nutzungsrechten
Konsequenzen der Nicht-Ausschließbarkeit Freifahrerverhalten, Trittbrettfahrerverhalten zu geringes Angebot
Produktionskosten und Nutzerzahl Gegebene Menge und Qualit¨at eines Gutes f¨ ur jeden Nutzer Beispiel: ein Br¨ otchen f¨ ur jeden im H¨orsaal
¦ Gewicht, Geschmack, N¨ahrwert konstant ¦ Die Kosten sind proportional zur Zahl der H¨orer. Beispiel aus Abschnitt 1.3.1
¦ Es st¨ort Obermeier nicht, wenn Untermeier auch auf der Landstraße f¨ahrt.
8
¦ Die Kosten sind unabh¨angig davon, ob einer oder beide die Straße nutzen. Nicht-Rivalit¨ at im Konsum Die Zahl der Nutzer eines Gutes kann erh¨oht werden, ohne dass zus¨atzliche Kosten aufgewendet werden m¨ ussen oder dass die f¨ ur alle Nutzer zur Verf¨ ugung stehende Menge oder Qualit¨at zur¨ uck geht. Konsequenzen aus der Nicht-Rivalit¨at im Konsum Gemeinsamer Konsum des Gutes bringt Kostenvorteile. Ausschluss ist nicht effizient.
¨ Ubersicht
ja Ausschluss nein
Rivalit¨at ja nein Private G¨ uter Mautg¨ uter Beispiel: Br¨otchen Beispiel: Kabelfernsehen Allmendeg¨ uter Reine ¨offentliche G¨ uter Beispiel: Hochseefischgr¨ unde Beispiel: K¨ ustenschutz Tab. 2.1
Beispiele Ist bei folgenden, typischerweise vom Staat bereit gestellten G¨ utern, Auschluss vom Konsum m¨oglich? Ist Rivalit¨at im Konsum gegeben? Gut
Ausschließbarkeit
Rivalit¨at
Straßen Innere Sicherheit Privatrechtsordnung Gesundheit Theater Tab. 2.2 2.2 Die effiziente Menge eines ¨ offentlichen Gutes Effiziente Produktion und effizienter Konsum eines privaten Gutes 9
N¨ utzt die letzte produzierte Einheit mehr als sie kostet? Wird die letzte konsumierte Einheit von anderen h¨ oher gesch¨atzt als von demjenigen, der sie konsumiert? Bei einem von zwei Haushalten konsumierten privaten Gut erf¨ ullt die effiziente Allokation die Bedingung
Grenzzahlungsbereitschaft des Haushalts 1
=
Grenzzahlungsbereitschaft des Haushalts 2
= Grenzkosten
grafische L¨ osung → Abb. 2.1
Effiziente Produktionsmenge eines ¨offentlichen Gutes Ein nicht-rivales Gut kann von allen Mitgliedern der Gesellschaft genutzt werden. Die gesellschaftliche Wertsch¨ atzung ergibt sich deshalb aus der gesamten Zahlungsbereitschaft aller Nutzer. Bei einem von zwei Haushalten genutzten ¨ offentlichen Gut erf¨ ullt die effiziente Produktionsmenge die Bedingung
Grenzzahlungsbereitschaft Grenzzahlungsbereitschaft + des Haushalts 1 des Haushalts 2
= Grenzkosten
grafische L¨ osung → Abb. 2.2
Analytische L¨ osung G¨ uter ein privates Gut (“Geld”), ein o ¨ffentliches Gut G
Menge des ¨offentlichen Gutes
offentlichen Gutes, gemessen in Einheiten c Kosten pro Einheit des ¨ des privaten Gutes Haushalte h = 1, 2 uh (xh , G)
Nutzenfunktion des Haushalts h
y h Einkommen des Haushalts h = Anfangsausstattung des Haushalts h mit dem privaten Gut xh
Konsum des privaten Gutes durch Haushalt h 10
Ansatz zur Bestimmung der Pareto-effizienten Menge eines ¨offentlichen Gutes max
x1 ,x2 ,G
u.d.B.
u1 (x1 , G) u2 (x2 , G) = u¯2 x1 + x2 + cG = y 1 + y 2
(Erreichbarkeitsbedingung)
Lagrangefunktion h
i
L = u1 (x1 , G) + µ u2 (x2 , G) − u¯2 + λ(y 1 + y 2 − x1 − x2 − cG) Notwendige Bedingungen f¨ ur ein Maximum ∂L ∂u1 = −λ=0 ∂x1 ∂x1 ∂L ∂u2 = µ −λ=0 ∂x2 ∂x2 ∂L ∂u1 ∂u2 = +µ − λc = 0 ∂G ∂G ∂G
(2.1) (2.2) (2.3)
Aus (2.1) und (2.2) folgt ∂u1 ∂u2 = µ ∂x1 ∂x2 1 ∂u 1 µ = ∂x2 ∂u ∂x2 λ =
(2.4) (2.5)
Ersetzen von λ und µ gem¨aß (2.4) und (2.5) in (2.3) liefert nach Division durch ∂u1 /∂x1 die Samuelson-Bedingung ∂u2 ∂u1 ∂G + ∂G = c (2.6) ∂u1 ∂u2 ∂x1 ∂x2 Interpretation M RS 1 + M RS 2 = M RT In einer Pareto-effizienten Allokation ist die Summe der Grenzraten der Substitution beider Haushalte f¨ ur das o¨ffentliche Gut so groß wie die Grenzrate der Transformation. Bedingung f¨ ur Pareto-Effizienz bei privaten G¨ utern M RS 1 = M RS 2 = M RT 11
In einer Pareto-effizienten Allokation stimmen die Grenzraten der Substitution der beiden Haushalte u ¨berein und sind gleich der Grenzrate der Transformation. Die Menge der Pareto-effizienten Allokationen Die effiziente Allokation ist i.d.R. nicht eindeutig. Je nach Vorgabe des Nutzens u ¯2 ergibt sich eine andere L¨osung (x1 , x2 , G). Auch die effiziente Menge des ¨ offentlichen Gutes kann sich zwischen den effizienten Allokationen unterscheiden.
2.3 Private Bereitstellung Beispiel aus Abschnitt 1.3.1 Weil man nicht von der Nutzung ausgeschlossen werden kann, lohnt es sich f¨ ur keinen der beiden Landwirte, selbst die Landstraße zu bauen. Trittbrettfahrerverhalten
offentlichen Gutes “Landstraße” ist zu gering. Das Angebot des ¨ 2.3.1 Allgemeiner Ansatz Private Beitr¨age zur Bereitstellung eines ¨offentlichen Gutes gh ≥ 0
Menge des ¨offentlichen Gutes, die der Haushalt h bereit stellt.
G = g1 + g2
Gesamtmenge, die von beiden genutzt wird
Private Entscheidung und Gleichgewicht Haushalt 1 bestimmt seinen Beitrag g 1 unter der Annahme, dass Haushalt 2 einen Beitrag g 2 bereit stellt und diesen nicht ¨andert. Haushalt 2 verh¨ alt sich symmetrisch dazu. Beide Entscheidungen m¨ ussen miteinander vereinbar sein.
Optimierung durch Haushalt 1 max 1 1 x ,g
u.d.B.
u1 (x1 , g 1 + g 2 ) x1 + cg 1 = y 1
(Budgetbeschr¨ankung)
Lagrangefunktion L = u1 (x1 , g 1 + g 2 ) + λ(y 1 − x1 − cg 1 )
12
Notwendige Bedingungen f¨ ur ein Nutzenmaximum mit g 1 > 0 ∂L ∂u1 = −λ=0 ∂x1 ∂x1 ∂L ∂u1 = − λc = 0 ∂g 1 ∂G
(2.7) (2.8)
Aus (2.7) und (2.8) folgt ∂u1 ∂G = c ∂u1 ∂x1 M RS 1 = M RT Grenzzahlungsbereitschaft des Haushalts 1 = Grenzkosten
(2.9)
Reaktionsfunktionen Aufl¨ osen von (2.9) und der Budgetbeschr¨ankung nach g 1 liefert den f¨ ur Haushalt 1 optimalen Beitrag.
ohe des Beitrags g 2 des Haushalts 2 ergibt sich ein anderer Je nach H¨ optimaler Beitrag g 1 f¨ ur den Haushalt 1. Die Reaktionsfunktion ρ1 (g 2 ) gibt an, welcher Beitrag g 1 = ρ1 (g 2 ) f¨ ur 2 den Haushalt 1 optimal ist, wenn Haushalt 2 den Beitrag g leistet. ρ2 (g 1 )
Reaktionsfunktion des Haushalts 2
Typischerweise verlaufen die Reaktionsfunktionen fallend.
Nash-Gleichgewicht → Abbildung 2.3 1 2 Ein Paar (gN , gN ) von Beitr¨agen ist ein Nash-Gleichgewicht, wenn gilt und
1 2 gN = ρ1 (gN ) 2 2 1 gN = ρ (gN ) .
age beider Haushalte sind optimal, gegeben der jeweils vom Die Beitr¨ anderen Haushalt vorgesehene Beitrag. Die der eigenen Entscheidung zu Grunde liegende Annahme u ¨ber den Beitrag des anderen wird best¨atigt. Keiner der Haushalte hat einen Anreiz, von sich aus vom Beitrag im Nash-Gleichgewicht abzuweichen.
Ineffizienz des Nash-Gleichgewichts 13
Vergleich der Optimalit¨ atsbedingungen (2.9) und (2.6) Bei privater Bereitstellung wird die Zahlungsbereitschaft des anderen Haushalts nicht ber¨ ucksichtigt. Die Indifferenzkurven schneiden sich. → Abbildung 2.3 Eine Erh¨ ohung der gesamten Menge des ¨offentlichen Gutes w¨ urde beide besser stellen. Unterversorgung
2.3.2 Positiver Beitrag oder Freifahrerverhalten? Beispiel → Abbildung 2.4 quasilineare Nutzenfunktionen
u1 (x1 , G) = β 1 b(G) + x1 u2 (x2 , G) = β 2 b(G) + x2 Annahmen
¦ b0 (G) > 0, b00 (G) < 0 ¦ β1 < β2 Kann es ein Nash-Gleichgewicht geben, in dem beide Haushalte positive Beitr¨age leisten? 1 2 Angenommen, es gebe ein solches Gleichgewicht mit gN > 0, gN > 0. Es sei 1 2 GN = gN + gN die gesamte in diesem Gleichgewicht bereit gestellte Menge. Da beide Haushalte optimale Entscheidungen treffen, m¨ usste gelten
und
β 1 b0 (GN ) = c β 2 b0 (GN ) = c .
Dies ist wegen β 1 < β 2 nicht m¨oglich. Also gibt es kein Gleichgewicht, in dem beide Haushalte positive Beitr¨age leisten. 2 1 = GN > 0 sind ein Nash-Gleichgewicht, wenn gilt = 0, gN Die Beitr¨age gN und
β 1 b0 (GN ) < c β 2 b0 (GN ) = c.
Begr¨ undung: Haushalt 2 erf¨ ullt die Bedingung f¨ ur einen positiven Beitrag.
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Die Zahlungsbereitschaft des Haushalt 1 ist niedriger ist als die Grenzkosten. Deshalb m¨ochte er seinen Beitrag verringern. Das ist nicht m¨oglich, da negative Beitr¨age ausgeschlossen sind. Ein Beitrag von null ist somit optimal.
Interpretation Haushalt 1 ist im Gleichgewicht (vollst¨ andiger) Trittbrettfahrer.
ohere Zahlungsbereitschaft f¨ ur das Ein Haushalt, der eine minimal h¨ ¨offentliche Gut hat als der andere, stellt das ¨offentliche Gut alleine zur Verf¨ ugung. 2.3.3 Verdr¨ angung privater Beitr¨ age durch staatliche Bereitstellung Symmetrisches Modell u1 ≡ u2
identische Nutzenfunktionen
y1 = y2
identische Anfangsausstattungen
⇒ symmetrische Reaktionsfunktionen ρ1 ≡ ρ2 ≡ ρ
Staatliche Bereitstellung Γ≥0
staatlich bereitgestellte Menge des ¨offentlichen Gutes
G = g1 + g2 + Γ
insgesamt verf¨ ugbare Menge des ¨offentlichen Gutes
Im Nash-Gleichgewicht gilt 1 2 gN = ρ1 (gN + Γ) 2 1 gN = ρ2 (gN + Γ)
Symmetrisches Gleichgewicht Im symmetrischen Gleichgewicht tr¨ agt jeder Haushalt die selbe Menge 2 1 = gN . = gN bei, gN Weil f¨ ur die Reaktionsfunktionen ρ1 ≡ ρ2 ≡ ρ gilt, erf¨ ullt der Beitrag gN : gN = ρ(gN + Γ) . (2.10) Die gesamte Menge des ¨ offentlichen Gutes ist im symmetrischen Gleichgewicht GN = 2gN + Γ . (2.11)
15
Aus (2.10) folgt d gN = ρ0 · (d gN + d Γ) d gN ρ0 = dΓ 1 − ρ0
⇒ Damit und aus (2.11) folgt
d GN dΓ
d gN +1 dΓ 1 + ρ0 = 1 − ρ0 = 2
Die Steigung der Reaktionsfunktion bestimmt, wie stark die Gesamtmenge des ¨offentlichen Gutes durch den staatlichen Beitrag steigt. ρ0 = 0
⇒
0 > ρ0 > −1
⇒
ρ0 = −1
⇒
d GN =1 dΓ d GN 0< 0, C 00 (x) ≥ 0
Preis des Gutes
q(x)
inverse Nachfragefunktion, mit q 0 (x) < 0
∆(x) Umweltschaden, z.B. Kostensteigerung oder Ertragsschm¨ alerung bei einem Fischzuchtbetrieb am Unterlauf des Flusses
Gewinnmaximierung der Papierfabrik max x
qx − C(x) ⇒ q = C 0 (x)
Im Wettbewerbsgleichgewicht gilt q = q(x), also erf¨ ullt die gleichgewichtige Menge x∗ : q(x∗ ) = C 0 (x∗ ) . (3.1) Effizienzkriterium Konsumentenrente Rx 0 q(ξ)dξ − q(x)x
+ +
Produzentenrente q(x)x − C(x)
− −
Umweltschaden ∆(x)
Die effiziente Menge xˆ des umweltsch¨adigenden Gutes erf¨ ullt q(ˆ x) = C 0 (ˆ x) + ∆0 (ˆ x) (3.2) Preis = (private) Grenzkosten + Grenzschaden Grenzzahlungsbereitschaft = gesellschaftliche Grenzkosten Ergebnis Das umweltsch¨ adigende Gut erscheint billiger, als es tats¨achlich ist. Es wird zu viel von dem Gut produziert. Vollst¨ andige Vermeidung der Umweltverschmutzung ist i.d.R. nicht effizient.
3.2 Eigentumsrechte und Vertr¨ age K¨onnen rationale Individuen ohne Eingriff von außen externe Effekte u ¨berwinden und eine effiziente Allokation herbeif¨ uhren? 25
Das Coase-Theorem Wenn Eigentumsrechte eindeutig definiert sind und wenn keine Transaktionskosten vorliegen, dann f¨ uhren privatwirtschaftliche Vereinbarungen zu einer effizienten Allokation. M¨ arkte und Eigentumsrechte Beispiel Der Fischzuchtbetrieb hat einen Anspruch auf sauberes Wasser, den er verkaufen darf. q∆ Preis f¨ ur das Recht, eine Einheit Papier zu produzieren und so das Wasser zu verschmutzen q∆ x
Erl¨os des Fischzuchtbetriebes aus dem Verkauf dieses Rechts
Optimierung des Fischzuchtbetriebes max x
q∆ x − ∆(x) ⇒ q∆ = ∆0 (x)
(3.3)
Gewinnmaximierung der Papierfabrik max x
qx − C(x) − q∆ x ⇒ q = C 0 (x) + q∆
(3.4)
Im Gleichgewicht gelten (3.3) und (3.4) sowie q = q(x). Deshalb ist die Effizienzbedingung (3.2) erf¨ ullt. Weitere Beispiele f¨ ur Eigentumsrechte an Umweltg¨ utern Recht auf sauberes Wasser — Recht zur Einleitung von Abwasser Recht auf rauchfreie Luft — Recht zu rauchen Recht auf stabiles Klima — Recht der Emission von CO2
Ergebnis Wenn ein Markt f¨ ur das Verschmutzungsrecht existiert, dann ist das Wettbewerbsgleichgewicht Pareto-effizient. Dies gilt f¨ ur jede beliebige Zuteilung der Eigentumsrechte.
Verhandlungen Privatwirtschaftliche L¨osung zwischen einer geringen Anzahl von Individuen Die Wirtschaftssubjekte verhandeln u ¨ber die Externalit¨at und Zahlungen.
26
Das Verhandlungsverfahren und die Verhandlungsmacht bestimmen die Aufteilung des Gewinns aus der Vereinbarung. Rationale Individuen werden jedoch alle Tauschgewinne aussch¨ opfen. Die Allokation ist deshalb effizient.
Beispiel Die Papierfabrik macht einen Vorschlag u ¨ber die Produktionsmenge und die vom Fischzuchtbetrieb an die Papierfabrik zu leistende Zahlung. Der Fischzuchtbetrieb kann den Vorschlag annehmen oder ablehnen. Wenn der Fischzuchtbetrieb annimmt, wird der Vorschlag realisiert. Wenn er ablehnt, bleibt es beim ineffizienten Wettbewerbsgleichgewicht. Es wird die effiziente Allokation vorgeschlagen und akzeptiert. Daf¨ ur zahlt der Fischzuchtbetrieb der Papierfabrik so viel, wie ihm die Reduktion des Schadens wert ist.
Einschr¨ ankung: Transaktionskosten Beispiele Kosten der Suche nach einem Tauschpartner Zeitkosten w¨ ahrend der Verhandlung Kosten der juristischen Absicherung der Vereinbarung Asymmetrische Information Konsequenz: Nicht alle Tauschgewinne werden ausgesch¨ opft.
3.3 Staatliche Instrumente 3.3.1 Haftungsregeln Gef¨ahrdungshaftung Der Sch¨ adiger zahlt dem Gesch¨adigten einen Betrag in H¨ohe des Schadens. Auf das Verschulden kommt es nicht an. Beispiele im deutschen Recht
¦ Tierhalterhaftung (§833 Satz 1 BGB) ¦ Haftung des Halters eines Kraftfahrzeuges (§7 Abs. 1 StVG) 27
¦ Produkthaftung (§1 ProdHaftG) adiger tr¨agt den Schaden im Ergebnis selbst und w¨ahlt deshalb Der Sch¨ die effiziente Schadensmenge. Verschuldenshaftung Unerlaubte Handlung (§823 Abs. 1 BGB) Der Sch¨ adiger haftet nur insoweit, als der Schaden das Ausmaß u ¨bersteigt, das “bei Beachtung der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt” entstanden w¨are. Die im Verkehr erforderliche Sorgfalt wird durch das effiziente Schadensniveau bestimmt.
Beispiel Die Papierfabrik kann durch kostenintensive Reinigungsmaßnahmen (“Sorgfalt”) das Ausmaß der von ihr verursachten Wasserverschmutzung vermindern. Gef¨ ahrdungshaftung → Abb. 3.2 Auch bei Verschuldenshaftung wird das effiziente Ausmaß des Schadens gew¨ahlt. → Abb. 3.3
Das Verursacherprinzip “Der Verursacher eines Schadens soll haften.” Als Verursacher wird der Emittent eines Schadstoffs angesehen. Das Eigentumsrecht soll so verteilt werden, als g¨ abe es keine Emission.
Verursacherprinzip und Effizienz F¨ ur die effiziente L¨osung spielt es keine Rolle, von wem die Emission ausgeht. Jede Zuteilung von Eigentumsrechten f¨ uhrt zu Effizienz. Das Verursacherprinzip ist im Hinblick auf Effizienz einem marktf¨ ahigen Verschmutzungsrecht nicht u ¨berlegen.
Die Logik des Verursacherprinzips Bei einem externen Effekt sind immer beide Beteiligten urs¨ achlich f¨ ur den Schaden.
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Der Schaden entsteht, weil die Papierfabrik und der Fischzuchtbetrieb das selbe Gew¨asser nutzen ... ... oder weil Raucher und Nichtraucher die Luft in dem selben Zimmer nutzen. Das Verursacherprinzip ist tautologisch.
3.3.2 Auflagen Emissionsauflage: Das Emissionsniveau wird vorgeschrieben. Inputauflage: Produktionsverfahren und/oder Rohstoffe werden vorgeschrieben. Beispiele
¦ Bundesimmissionsschutzgesetz, TA Luft ¦ Abgasnormen f¨ ur PkWs Nachteile von Auflagen Auflagen behandeln alle Unternehmen gleich, auch wenn sich die Kosten der Vermeidung von Umweltsch¨aden unterscheiden.
aden unterscheiden Die Grenzkosten der Vermeidung von Umweltsch¨ sich zwischen den Unternehmen. Die Kosten des Umweltschutzes sind h¨ oher als notwendig. Bei Inputauflagen wird eine bestimmte Technik vorgeschrieben, so dass sich die Suche nach besseren oder kosteng¨ unstigeren L¨osungen nicht lohnt.
3.3.3 Umweltsteuern und -subventionen Beispiel Es wird eine Mengensteuer in H¨ ohe von t Geldeinheiten pro verkaufter Einheit des Gutes x erhoben. tx
Steuerzahlung der Papierfabrik
Gewinnmaximierung der Papierfabrik max x
qx − C(x) − tx ⇒ q = C 0 (x) + t
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Wenn t = ∆0 (ˆ x) gesetzt wird, dann folgt mit q = q(x), dass im Gleichgewicht die Effizienzbedingung (3.2) erf¨ ullt ist. → Abb. 3.4 Pigou-Steuer
Subventionen fu ¨ r Umweltschutzmaßnahmen Ein umweltsch¨adigendes Unternehmen wird daf¨ ur suventioniert, dass es den externen Effekt absenkt. ohe von z Geldeinheiten pro Mengeneinheit, um die die Subvention in H¨ Produktion des umweltsch¨adigenden Gutes x unter eine Referenzmenge xref abgesenkt wird. z(xref − x)
Subventionszahlung an die Papierfabrik
Gewinnmaximierung der Papierfabrik max x
qx − C(x) + z(xref − x) ⇒ q = C 0 (x) + z
Wenn z = ∆0 (ˆ x) gesetzt wird, dann folgt mit q = q(x), dass im Gleichgewicht die Effizienzbedingung (3.2) erf¨ ullt ist. → Abb. 3.5 Die Wahl der Referenzmenge xref ¨ andert nicht die am Markt gehandelte Menge, beeinflusst aber die H¨ohe des Gewinns des Unternehmens. In Abb. 3.5 ist als Referenzmenge die urspr¨ ungliche Gleichgewichts∗ menge gew¨ahlt worden, xref = x .
Vergleich Umweltsteuer – Umweltsubvention Steuer und Subvention erreichen die effiziente Allokation. Die dazu notwendigen optimalen Steuer- und Subventionss¨ atze sind identisch und gleich dem Grenzschaden in der effizienten Allokation. Aber:
¦ Steuern sind Staatseinnahmen, Subventionen sind Staatsausgaben. ¦ Subventionierung verhindert Marktaustritt und induziert Marktzutritt. 3.3.4 Umweltzertifikate Handelbare Verschmutzungsrechte
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Der Staat legt die gesamte zul¨ assige Menge der Umweltverschmutzung fest. Es werden Zertifikate im Gesamtumfang dieser Menge ausgegeben. Diese werden entweder versteigert oder an die Unternehmen verschenkt. Die Zertifikate d¨ urfen frei gehandelt werden. Es entsteht ein Markt f¨ ur Umweltzertifikate.
ur ein Zertifikat so groß wie der Grenz Im Gleichgewicht ist der Preis f¨ schaden und die Grenzkosten der Vermeidung der Umweltverschmutzung. Wenn die ausgegebene Menge an Zertifikaten der effizienten Umweltverschmutzung entspricht, wird die effiziente Allokation erreicht.
Vorteile von Zertifikaten gegen¨ uber Auflagen Zertifikate werden von denjenigen Unternehmen erworben, f¨ ur die es am teuersten ist, die Umweltverschmutzung zu vermeiden. Die Grenzkosten der Vermeidung von Umweltverschmutzung werden zwischen den Unternehmen angeglichen. Ein gegebenes Niveau an Umweltschutz wird mit minimalen Kosten erreicht.
unstigeren Vermeidungstechnolgien Es bestehen Anreize, nach kosteng¨ zu suchen. Das Kyoto-Protokoll internationale Vereinbarung zur Reduktion der Treibhausgase, vor allem Kohlendioxid (CO2 ) am 11.12.1997 abgeschlossen noch nicht von allen Vertragsparteien ratifiziert, insbesondere nicht von den USA
Inhalt Jeder Staat erh¨ alt eine Emissionsmenge zugeteilt, die er in den Jahren 2008-2012 nicht u ¨berschreiten darf.
atze der Emis Die Emissionsmengen sind definiert als vom-Hundert-S¨ sionen eines Basisjahres, meist 1990. → Tab. 3.1 Emissionsrechte sind vollst¨ andig handelbar.
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Diskussionspunkte Kohlendioxid-Senken (W¨ alder), die nach 1990 entstanden sind, werden auf die geforderte Senkung der Emissionen angerechnet. volle Handelbarkeit hohe Emissionsrechte f¨ ur Osteuropa und die ehemaligen Sowjetunion fehlende Teilnahme der USA
Projektion der Emissionen → Tab. 3.2 B¨ ohringer, C. (2003), The Kyoto Protocol: A Review and Perspectives, ZEW Discussion Paper 03-61, Mannheim. Projektion der Emissionen bis 2010 ohne Maßnahmen (“business as usual ”)
uhren die Emissionsziele nicht zu einer Sen Ohne Teilnahme der USA f¨ kung der Emissionen. 3.4 Meritorische Gu ¨ ter Private G¨ uter, von denen die Haushalte nach Ansicht des Staates zu wenig konsumieren, z.B. Kultur Bildung Gesundheitsleistungen
Demeritorische G¨ uter, z.B. Alkohol Rauschgifte
Individualistische Fundierung des Begriffs der (de)meritorischen G¨ uter Individuum 2 freut sich u ¨ber den (bzw. st¨ort sich am) Konsum eines Gutes durch Individuum 1, auch wenn Individuum 2 nicht physisch davon betroffen ist. Der Nichtraucher leidet nicht am Rauch, den er selbst einatmet, sondern daran, dass der Raucher seine Gesundheit sch¨adigt. Derartige “moralische Externalit¨ aten” k¨onnen sich auf jede Verhaltensweise oder Eigenschaft des anderen beziehen, z.B.
¦ Musikgeschmack 32
¦ Einkaufen am Sonntag ¦ Umweltsch¨aden, die sich weit entfernt vom Wohnort ereignen ¨ ¦ religi¨ose Praktiken oder Uberzeugungen ¦ Aussehen ... Die Theorie der externen Effekte kann f¨ ur sehr weitreichende Eingriffe in die Entscheidungsfreiheit des einzelnen verwendet werden. 4 Natu ¨ rliches Monopol und o ¨ffentliche Unternehmen 4.1 Zunehmende Skalenertr¨ age und Wettbewerb Zunehmende Skalenertr¨age Zur Verdoppelung der Outputmenge ist keine Verdoppelung der Kosten notwendig. insbesondere: Fixkosten und konstante Grenzkosten
H¨aufig genannte Beispiele Telefon Energieversorgung Eisenbahnverkehr
Nachfrage und Kostenstruktur x
Output = Konsum eines privaten Gutes, z.B. Energie (kWh)
q(x)
Preis-Absatz-Funktion, mit q 0 (x) < 0
C(x) = c · x + cf
¦ c>0 ¦ cf > 0
Kostenfunktion
konstante Grenzkosten Fixkosten
Die Fixkosten sind nicht versunken, d.h. wenn die Produktion aufgegeben wird, fallen die Fixkosten nicht mehr an.
Wettbewerb → Abb. 4.1 Im Wettbewerbsgleichgewicht m¨ usste q(x) = c gelten. In diesem Fall w¨ are der Gewinn:
q(x) · x − C(x) = [q(x) − c] · x − cf = −cf < 0 . Im Wettbewerb entstehen Verluste.
33
Marktaustritt zerst¨ ort das Wettbewerbsgleichgewicht.
Monopolistische Preisbildung → Abb. 4.2 max x
q(x) · x − C(x)
Notwendige Bedingung f¨ ur ein monopolistisches Gewinnmaximum mit x > 0 q(x) + q 0 (x) · x = c Grenzerl¨os = Grenzkosten Der Monopolgewinn ist positiv, solange die Fixkosten nicht zu groß sind. Ein Monopolist bleibt im Markt, solange die Fixkosten nicht zu groß sind.
4.2 Optimale Regulierung Effiziente Anzahl von Unternehmen Es ist nicht effizient, wenn mehr als ein Unternehmen den Markt beliefert, da dann unn¨otige Fixkosten entstehen. Wenn die Fixkosten sehr hoch sind, kann es effizient sein, langfristig auf das Gut vollst¨andig zu verzichten.
Effizienzkriterium Konsumentenrente Rx 0 q(ξ)dξ − q(x)x
+ Gewinn + q(x)x − C(x)
Notwendige Bedingung f¨ ur eine effiziente Menge x > 0: q(x) = c Preis = Grenzkosten Problem Die Wettbewerbsl¨ osung w¨are effizient, kann aber wegen des Verlustes nicht realisiert werden.
osung erlaubt es dem Unternehmen, im Markt zu bleiben, Die Monopoll¨ ist aber nicht effizient. Staatliche Maßnahmen Es wird ein Monopol eingerichtet bzw. geduldet.
34
Der Preis wird in H¨ ohe der Grenzkosten c festgesetzt, so dass die effiziente Menge angeboten wird. Das Monopol-Unternehmen erh¨ alt eine Subventionszahlung in H¨ohe von Z = cf . Da der Gewinn einschließlich Subvention null ist, bleibt das Unternehmen im Markt. → Abb. 4.3
Regulierung ohne Subvention Subventionierung sei nicht m¨ oglich bzw. unerw¨ unscht. Damit das Unternehmen im Markt bleibt, muss der Gewinn q(x) · x − C(x) ≥ 0 sein. Unter den Allokationen, die diese Bedingung erf¨ ullen, maximiert diejenige die Summe aus Konsumentenrente und Gewinn, die zum niedrigsten Preis f¨ uhrt.
uhrt auf die Preissetzungsregel Dies f¨ C(x) x = Durchschnittskosten
q(x) = Preis
Es entsteht ein Wohlfahrtsverlust im Vergleich zur Grenzkostenpreissetzung. → Abb. 4.3
4.3 Kosten der Steuererhebung Gesellschaftliche Kosten der Subventionierung Subventionen m¨ ussen durch Steuern finanziert werden. Besteuerung verursacht f¨ ur die Besteuerten Kosten, die u ¨ber die Steuerzahlung hinaus gehen. Beispiele
¦ Zeit f¨ ur die Steuererkl¨arung uhrung der Lohnsteuer durch die Unterneh¦ Berechnung und Abf¨ men ¦ Verhaltens¨anderungen der Besteuerten f¨ uhren zu Effizienzverlusten. → Finanzwissenschaft B atzlich zum Steueraufkommen anfallende Kosten der Steu κ > 0 zus¨ ererhebung pro Einheit Steueraufkommen 35
Damit der Staat dem Unternehmen eine Subvention in H¨ ohe von Z zahlen kann, m¨ ussen die Besteuerten Kosten in H¨ohe von (1 + κ) · Z in Kauf nehmen.
Gesamtwirtschaftliche Zielfunktion Konsumentenrente Rx 0 q(ξ)dξ − q(x)x
+ Gewinn − + q(x)x − C(x) + Z −
Kosten der Steuererhebung (1 + κ) · Z
Bestimmung der effizienten Allokation unter dem Einfluss der Kosten der Besteuerung Z x
max x,Z
0
u.d.B.
q(ξ) dξ − C(x) − κZ
q(x)x − C(x) + Z = 0
Lagrangefunktion L=
Z x 0
q(ξ) dξ − C(x) − κZ + µ[q(x)x − C(x) + Z]
Notwendige Bedingungen ∂L = q(x) − c + µ[q(x) + q 0 (x)x − c] = 0 ∂x ∂L = −κ + µ = 0 ∂Z
(4.1) (4.2)
Aus (4.2) folgt µ = κ > 0. Einsetzen von µ = κ in (4.1) liefert q(x) − c +
κ 0 q (x)x = 0 1+κ
(4.3)
Interpretation → Abb. 4.3 F¨ ur κ = 0 folgt:
q(x) = c.
(4.3) ist ¨ aquivalent zu
q(x) − c + F¨ ur κ → ∞ folgt deshalb:
1 1 κ +1
q 0 (x)x = 0 .
q(x) + q 0 (x)x = c
Je nach Kosten der Steuererhebung liegt die optimale Menge zwischen Wettbewerbs- und Monopoll¨osung.
36
Falls κ klein ist, tr¨ agt der Staat teilweise das Defizit des Unternehmens. Falls κ groß ist, wird der Gewinn des Unternehmens zur Finanzierung des Staates genutzt.
4.4 Nichtlineare Tarife Zweikomponententarif qf > 0 Zahlung des repr¨ asentativen Konsumenten an das Unternehmen f¨ ur das Recht, u ¨berhaupt das Gut x zu konsumieren Beispiele: Anschlussgeb¨ uhr, Grundgeb¨ uhr qv
Grenzpreis = zus¨atzliche Zahlung f¨ ur jede konsumierte Einheit
qv · x + qf mens
gesamte Zahlung des Konsumenten = Erl¨os des Unterneh-
Optimaler Zweikomponententarif Grundgeb¨ uhr: Grenzpreis:
qf = cf qv = c.
Der Haushalt fragt zu diesem Preis die effiziente Menge nach, q(x) = qv = c. Die Grundgeb¨ uhr deckt die Fixkosten. Es ist keine Subvention notwendig.
Ein Men¨ u von Zweikomponententarifen Das Unternehmen bietet mehrere Zweikomponententarife an. Jeder Konsument w¨ ahlt den f¨ ur ihn g¨ unstigsten Tarif. Das Men¨ u von Zweikomponententarifen ist ¨aquivalent zu einem Mehrkomponententarif mit Grenzpreisen, die von der nachgefragten Menge abh¨angen.
Beispiel: Deutsche Bahn → Abb. 4.4 Tarif Normalpreis Bahncard 25 Bahncard 50 Bahncard 100
qf ¿0 ¿ 50 ¿ 200 ¿ 3 000
qv (pro km) ¿ 0,182 ¿ 0,136 ¿ 0,091 ¿ 0,000
Vorteil des Tarifmen¨ us 37
Tab. 4.1
heterogene Konsumenten F¨ ur manche Konsumenten kann der Grundpreis gr¨oßer sein als ihre Konsumentenrente. Dann kommt es beim Zweikomponententarif zu ineffizientem Konsumverzicht. Abhilfe: Differenzierung der Grundgeb¨ uhren nach der Zahlungsbereitschaft
u enth¨alt Die von einem Konsumenten getroffene Auswahl aus dem Tarifmen¨ Informationen u ¨ber seine Zahlungsbereitschaft. 4.5 Privatisierung und Regulierung in Deutschland Stand der Privatisierung orseng¨angen in den Jahren 1996, Die Deutsche Telekom wurde in drei B¨ 1999, 2000 u ¨berwiegend privatisiert. B¨ orsengang der Deutschen Post AG im Jahr 2000 Die Deutsche Bahn ist in Bundeseigentum. Liberalisierung des Marktes f¨ ur Energieversorgung seit 1998
Aktion¨arsstrukturen (Juni 2004) Aktion¨are Streubesitz Bund KfW Bankengruppe
Deutsche Telekom AG 57% 26% 17%
Deutsche Post AG 37% 20% 43%
Tab. 4.2
Zugang zum Netz und Wettbewerb Fixkosten fallen vor allem f¨ ur das Netz (Telefon- und Stromleitungen, Schienennetz) an. Deshalb versucht man, das Monopol auf die Netze zu beschr¨ anken und die Leistung selbst dem Wettbewerb zu unterwerfen.
ur die Netznutzung k¨onnen als Marktzutrittsschranke ver Entgelte f¨ wendet werden. Ein monopolistischer Netzbetreiber muss reguliert und ggf. staatlich subventioniert werden.
Regulierungsbeh¨orden 38
Regulierungsbeh¨ orde f¨ ur Post und Telekommunikation Eisenbahn-Bundesamt
Maßnahmen und Streitpunkte Betreiber ¨ offentlicher Telekommunikationsnetze, die u ¨ber betr¨achtliche Marktmacht verf¨ ugen, m¨ ussen anderen Unternehmen Zugang gew¨ahren (§21 TKG). Genehmigung von Entgelten f¨ ur die Netznutzung Soll nach der Privatisierung der Deutschen Bahn das Schienennetz von einem eigenst¨andigen Unternehmen, von einer Beh¨orde oder von der Deutschen Bahn betrieben werden?
5 Bildungspolitik Kann staatliche Bildungspolitik durch Marktversagen begr¨ undet werden? Gibt es externe Effekte der Bildung? → Humankapitalexternalit¨aten Ist Bildung ein ¨ offentliches Gut?
5.1 Die Universit¨ at als Mautgut Ausschließbarkeit Ausschluss nicht zahlender Studenten wird nicht praktiziert, ... ... ist aber problemlos m¨ oglich.
Rivalit¨ at im Konsum Grenzkosten eines zus¨atzlichen Studenten fiskalische Kosten der Ausweitung des Lehrangebotes Nutzeneinbuße bei anderen Studenten
¦ u ullte H¨ors¨ale ¨berf¨ ¦ schlechtere Betreuung ucher ¦ weniger Lehrb¨ geringere Forschung
Kostenfunktion G
Qualit¨at der Hochschule
H
Studentenzahl 39
C(G, H)
Kosten der Bereitstellung der Universit¨at
Ausmaß der Rivalit¨ at im Konsum
nicht-rivales Gut: (teilweise) rivales Gut: vollst¨andig rivales Gut: ∂C/∂H
∂C =0 ∂H ∂C >0 ∂H C(G, H) = H · C(G, 1)
¨ marginale Uberf¨ ullungskosten bei gegebener Qualit¨at
∂C/∂G Grenzkosten der Qualit¨ atsverbesserung f¨ ur unver¨anderte Studentenzahl
¨ Uberf¨ ullungskosten und nat¨ urliches Monopol ¨ Uberf¨ ullungskosten beschreiben die Kosten in Abh¨angigkeit von der Zahl der Nutzer H bei gegebener Qualit¨at bzw. Menge des Gutes. urliche Monopole beziehen sich auf die Kosten in Abh¨angigkeit der Nat¨ Menge G des Gutes. Optimale Studentenzahl und optimale Studiengebu ¨ hr Einkommen und Pr¨aferenzen y
Einkommen jedes Studenten
x
privater Konsum jedes Studenten
y−x u(x, G)
Studiengeb¨ uhr Nutzenfunktion jedes Studenten
Optimierungsaufgabe max
x,G,H
u.d.B.
u(x, G) Hx + C(G, H) = Hy
(5.1)
Lagrangefunktion L = u(x, G) + λ[Hy − Hx − C(G, H)] Notwendige Bedingungen f¨ ur ein Maximum ∂u ∂L = − λH = 0 ∂x ∂x ∂L ∂u ∂C = −λ =0 ∂G ∂G ∂G " # ∂L ∂C = λ y−x− =0 ∂H ∂H 40
(5.2) (5.3) (5.4)
(5.2) und (5.3) liefern die Samuelson-Bedingung f¨ ur die optimale Qualit¨at: ∂u ∂C H ∂G = ∂u ∂G ∂x Mit λ > 0 impliziert (5.4): y − x = ∂C/∂H. Die Erreichbarkeitsbedingung (5.1) l¨asst sich schreiben als y − x = C/H. Es folgt ∂C ∂H
=
C H
Ergebnisse ¨ Die optimale Studiengeb¨ uhr ist so groß wie die marginalen Uberf¨ ullungskosten, die ein Student verursacht. ullt sind, dann sind Studiengeb¨ uhren ¦ Wenn die Universit¨aten u ¨berf¨ effizient. ¦ Wenn kostenloses Studium optimal ist, dann sind die Universit¨aten offenbar nicht u ullt. ¨berf¨ Die optimale Studentenzahl ist erreicht, wenn die Kosten pro Student minimiert werden.
Fall 1 → Abb. 5.1 Die optimale Universit¨ atsgr¨oße ist klein relativ zur Gesamtzahl der Studenten. Es werden viele Universit¨ aten in optimaler Gr¨oße gegr¨ undet. Die optimale Studiengeb¨ uhr orientiert sich an den Durchschnittskosten.
Fall 2 → Abb. 5.2 gegebene Zahl von Universit¨ aten, die die optimale Gr¨oße nicht erreichen. Die Grenzkosten sind niedriger als die Durchschnittskosten. Finanzierung der Fixkosten aus Steuermitteln.
aten sollten zusammengelegt werden. Universit¨ 5.2 Empirische Untersuchungen zu den Kosten der Hochschulausbildung Kennzahlen zu Hochschulausgaben 41
im internationalen Vergleich → Tab. 5.1, Abb. 5.3-5.4 im L¨ andervergleich in Deutschland → Abb. 5.5-5.6
Sch¨ atzungen der Kosten der Hochschulausbildung L¨ udeke, R. und K. Beckmann (1998), Social Costs of Higher Education: Production and Financing, Discussion Paper Universit¨at Passau. Kosten pro Student und Jahr (1994, DM) alle
Geisteswiss. 14.374
30.061
Sozialwiss. 10.915
Kunst 18.630
Math. u. Naturwiss. 20.855
Agrar- und Forstwiss. 34.754
Ingenieurwiss. 22.828
Medizin 217.287
Tab. 5.2 Kosten bis zum Studienabschluss pro Absolvent (1994, DM) alle 287.066
Geisteswiss. 186.527
Sozialwiss. 102.944
Kunst 196.677
Math. u. Naturw. 316.587
Agrar- und Forstwiss. 252.690
Ingenieurwiss. 200.541
Medizin 1.730.596
Tab. 5.3 Diskussion umfassender Kostenbegriff, z.B. einbezogen:
¦ kalkulatorische Geb¨audekosten ¦ implizite Pensionsverpflichtungen Opportunit¨ atskosten durch entgangene Arbeitsl¨ohne
¦ Student der Sozialwissenschaften pro Jahr:
52.057 DM
¦ Absolvent der Sozialwissenschaften bis zum Studienabschluss: 260.808 DM keine Unterscheidung von Grenz- und Durchschnittskosten
De Groot, H., W.W. McMahon und J.F. Volkswein (1991), The Cost Structure of American Research Universities, Review of Economics and Statistics 73, 424-431. Sch¨atzansatz 143 Hochschulen in den USA mit Promotionsrecht endogene Variable: Kosten der Hochschule
¦ laufende Ausgaben des Jahres 1983 ¦ ohne Kosten f¨ ur Immobilien und Kapital 42
quadratische Mehrproduktkostenfunktion
Erkl¨arende Variablen Outputs
¦ Zahl der undergraduate-Studenten (Vollzeit¨aquivalente) ¦ Zahl der graduate-Studenten (Vollzeit¨aquivalente) ¦ Forschung, gemessen durch die Anzahl der Publikation 1978-1980 Existenz einer Medizinischen Fakult¨ at private oder staatliche Hochschule
Einige Ergebnisse Ausgehend vom durchschnittlichen Outputvektor erh¨ ohen sich die Kosten unterproportional bei einer gleichm¨aßigen Steigerung der drei Outputs. Die Grenzkosten jedes Outputs sind steigend. Es gibt Verbundvorteile (economies of scope) zwischen der Lehre von undergraduates und graduates. Verbundvorteile zwischen der Lehre von graduates und der Forschung sind statistisch nicht signifikant. Universit¨ aten mit medizinischer Fakult¨at sind teurer.
Optimale Hochschulgr¨oße Wenn die durchschnittliche Outputstruktur zu Grunde gelegt wird, ist die optimale Studentenzahl gr¨oßer als 50.000. Wenn die Outputstruktur der privaten Spitzenuniversit¨ aten zu Grunde gelegt wird, ist die optimale Studentenzahl 17.000.
Grenzkosten pro Jahr, in US-$ von 1983 ein zus¨ atzlicher undergraduate-Student: ein zus¨ atzlicher graduate-Student:
$ 2.500
$ 10.000
zum Vergleich: durchschnittliche Studiengeb¨ uhren (undergraduates und graduates): $ 3.700 eine zus¨ atzliche Publikation:
$ 96.000
43
Kraus, Margit (2004), Sch¨atzung von Kostenfunktionen f¨ ur die bundesdeutsche Hochschulausbildung: Ein konzeptioneller Ansatz im empirischen Test, ZEW Discussion Paper 04-36 Sch¨atzansatz wirtschaftswissenschaftliche Fachbereiche der staatlichen Universit¨ aten; ohne Gesamthochschulen, Universit¨aten der Bundeswehr endogene Variable
¦ Ein-Output-Fall: Kosten der Lehre ur Lehre und Forschung ¦ Zwei-Output-Fall: Kosten f¨ ber¨ ucksichtigte Kosten
¦ laufende Ausgaben der Jahre 1996-1999 ¦ ohne Geb¨aude- und Kapitalkosten ¦ Im Ein-Output-Fall werden 65,2% der Gesamtausgaben als lehrbezogene Ausgaben ber¨ ucksichtigt. quadratische Kostenfunktion
Exogene Variablen Anzahl der Studenten Studiendauer Focus-Professorenurteil u ¨ber die Qualit¨at des Fachbereichs Drittmitteleinnahmen als Indikator der Forschungsleistung
Kostenstruktur im Ein-Output-Fall j¨ ahrliche Fixkosten:
4,5 Mio DM
optimale Fachbereichsgr¨ oße:
3.274 Studenten
zum Vergleich: mittlere Fachbereichsgr¨ oße:
2.198 Studenten
oße: Kosten pro Student und Jahr bei optimaler Fachbereichsgr¨ DM
3.100
Weitere Ergebnisse im Ein-Output-Fall Eine l¨ angere Studiendauer senkt die Kosten pro Student. Eine Verbesserung des Professorenurteils vom Mittelfeld in die Spitzengruppe erfordert zus¨atzliche lehrbezogene Ausgaben von ca. 1,4 Mio. DM (13,86%).
44
Ergebnisse im Zwei-Output-Fall Fixkosten:
6,0 Mio DM
optimale Fachbereichsgr¨ oße bei gleichm¨aßiger Ausdehnung von Forschung und Lehre: 3.113 Studenten Kosten pro Student und Jahr bei optimaler Fachbereichsgr¨ oße: DM
3.518
Eine Erh¨ ohung der Studentenzahl alleine verursacht steigende Grenzkosten. Auf Grund der hohen Fixkosten treten Verbundvorteile auf. Das Professorenurteil hat keinen statistisch signifikanten Einfluss auf die Kosten, wenn die Forschungst¨atigkeit ber¨ ucksichtigt wird.
Teil II: Staat und Politik Wie kommen staatliche Entscheidungen zustande? Analyse von Abstimmungsverfahren → Kapitel 6 Auswirkungen des Eigennutzes staatlicher Akteure
¦ Haushalte, B¨ urger, W¨ahler → Kapitel 6 ¦ Parteien, Politiker → 7.1 ¦ Interessengruppen, Lobbies → 7.2 ¨ ¦ B¨ urokratie, Offentlicher Dienst → 7.3 6 Abstimmungsverfahren 6.1 Mo ¨gliche Abstimmungsverfahren und ihre Grenzen Problemstellung Eine Gesellschaft muss aus N Alternativen eine politische Entscheidung treffen, die f¨ ur alle gilt. Dabei sollen die individuellen Pr¨ aferenzen ber¨ ucksichtigt werden.
6.1.1 Beispiele fu ¨ r Abstimmungsverfahren atswahl: Pluralit¨ Die Alternative, die f¨ ur die meisten W¨ahler die erste Pr¨aferenz darstellt, gewinnt. Mehrheitswahl: Eine Alterantive, die f¨ ur mehr als die H¨alfte der W¨ahler die erste Pr¨aferenz darstellt, gewinnt.
45
W¨ahlertyp Anzahl erste Pr¨aferenz zweite Pr¨aferenz dritte Pr¨aferenz
Typ 1 4 A B C
Typ 2 6 B A C
Typ 3 9 C A B
Tab. 6.1
Stichwahl: Die beiden erstplatzierten Alternativen der Pluralit¨atswahl werden gegeneinander zur Wahl gestellt. Sieger ist die Alternative, die bei dieser Wahl die meisten Stimmen erh¨alt. Borda-Regel: Jeder W¨ahler gibt seiner meistpr¨aferierten Alternative N Punkte, der zweiten Pr¨aferenz N −1 Punkte, der dritten N −2 u.s.w. bis zur letzten Pr¨aferenz, die einen Punkt erh¨alt. Die Alternative mit den meisten Punkten gewinnt.
Beispiel (vgl. Corneo, S. 243) Stimmen und Abstimmungsergebnisse Alternative Verfahren Pluralit¨atswahl Mehrheitswahl Stichwahl
1. Wahlgang 2. Wahlgang
Borda-Regel
Tab. 6.2 Berlin oder Bonn? 46
A
B
C
Sieger
Leininger, Wolfgang (1993), The Fatal Vote: Berlin versus Bonn, Finanzarchiv N.F. 50, 1-20. Eine Fallstudie zu Abstimmungsregeln Abstimmung im Bundestag u unftige Hauptstadt Deutsch¨ber die zuk¨ lands am 20. Juni 1991 kein Fraktionszwang
Alternativen A “Konsensantrag Berlin/Bonn”: Bundestag in Berlin, Bundesregierung in Bonn B “Vollendung der Einheit Deutschlands”: Bundestag und Bundesregierung in Berlin
osung”: C “Bundesstaatsl¨ Bundestag und Bundesregierung in Bonn Wahlg¨ange 1. Alternative A 2. “Sitz des Deutschen Bundestages und der Bundesregierung d¨ urfen ¨ortlich nicht voneinander getrennt werden.” 3. B gegen C Vorgehen von Leininger (1993) Rekonstruktion der Pr¨ aferenzprofile aller 659 Abgeordneten
¦ F¨ ur jeden Abgeordneten liegen Informationen u ¨ber das Abstimmungsverhalten in den drei Wahlg¨angen vor. ¦ Es werden plausible Hypothesen u ¨ber die zu Grunde liegenden Pr¨aferenzen formuliert. Anwendung verschiedener Abstimmungsverfahren auf die ermittelten Pr¨aferenzen
Ergebnisse erste Pr¨ aferenzen:
A: 147
B: 221
C: 290
Die Mehrheitswahl zwischen allen drei Alternativen h¨ atte keinen Sieger hervorgebracht.
47
Die Pluralit¨ atswahl w¨are von Alternative C, d.h. Bonn, gewonnen worden. Stichwahl h¨ atte zur Alternative B, d.h. Berlin, gef¨ uhrt. Bei Anwendung der Borda-Regel h¨ atte der Sieger C oder B sein k¨onnen, je nachdem, wie man das Verhalten derjenigen interpretiert, die in den beiden ersten Wahlg¨angen mit “nein” gestimmt haben. In einer Abstimmung zwischen allen drei Alternativen, in der jeder Abgeordnete mehr als eine Stimme vergeben darf, h¨atte auch A, d.h. r¨aumliche Trennung von Parlament und Regierung, gewinnen k¨onnen.
6.1.2 Aggregation von Pr¨ aferenzen Individuelle und gesellschaftliche Pr¨aferenzen Es gibt H ≥ 2 B¨ urger (Individuen). Jeder B¨ urger hat eine strikte Pr¨aferenzrelation bez¨ uglich einer endlichen Anzahl von Alternativen. Es sind f¨ ur jeden B¨ urger eine Vielzahl von m¨oglichen Pr¨aferenzrelationen denkbar. Eine Liste, bestehend aus je einer m¨ oglichen Pr¨aferenzrelationen f¨ ur jeden B¨ urger, ist ein Pr¨aferenzprofil. Jedem Pr¨ aferenzprofil wird gem¨aß einer Aggregationsregel eine gesellschaftliche Pr¨aferenzrelation zugeordnet. Die gesellschaftliche Pr¨ aferenzrelation gibt an, wie die Gesellschaft die politischen Alternativen bewertet.
Definition: Eigenschaften gesellschaftlicher Pr¨ aferenzrelationen “Die gesellschaftliche Pr¨ aferenzrelation ist diktatorisch”: Die gesellschaftliche Pr¨aferenzrelation stimmt immer mit der individuellen Pr¨aferenzrelation eines Individuums u ¨berein.
aferenzrelation hat unbeschr¨ ankten Defini “Die gesellschaftliche Pr¨ tionsbereich”: Die Aggregationsregel definiert f¨ ur alle m¨oglichen Pr¨aferenzprofile eine soziale Pr¨aferenzrelation, mit der sich alle Alternativen ordnen lassen. aferenzrelation beachtet das Pareto-Prinzip”: “Die gesellschaftliche Pr¨ Wenn alle B¨ urger dieselbe Pr¨aferenz bez¨ uglich zweier Alternativen haben, dann ordnet auch die gesellschaftliche Pr¨aferenzrelation diese zwei Alternativen genau so wie die Individuen. 48
“Die gesellschaftliche Pr¨ aferenzrelation ist unabh¨ angig von irrelevanten Alternativen”: Die gesellschaftliche Pr¨aferenz zwischen zwei Alternativen h¨angt nur von diesen Alternativen ab.
Satz (Unm¨ oglichkeitstheorem von Arrow): Es gebe mindestens drei Alternativen und die Zahl der B¨ urger sei H ≥ 2. Dann ist jede gesellschaftlich Pr¨aferenzrelation mit unbeschr¨anktem Definitionsbereich, die das Pareto-Prinzip beachtet und von irrelevanten Alternativen unabh¨angig ist, diktatorisch. 6.2 Mehrheitswahl Grundmodell Paarweise Abstimmung: Es werden jeweils zwei Alternativen zur Abstimmung gestellt. Mehrheitsentscheidung: Die Alternative, die die Mehrheit der Stimmen erh¨alt, gewinnt die Abstimmung. Offene Agenda: Eine Politik-Alternative, die eine paarweise Abstimung gegen eine andere Alternative gewonnen hat, tritt gegen eine neue Alternative an. Alle m¨oglichen Alternativen sind zur Abstimmung zugelassen. Ehrliches Abstimmungsverhalten: Unabh¨angig davon, welches Abstimmungsverhalten er von den anderen W¨ahlern erwartet, stimmt jeder W¨ahler f¨ ur die Politik, die ihm den gr¨oßten Nutzen stiftet. Budgetausgleich (institutionelle Kongruenz): Die Gesamtheit der W¨ahler finanziert die von ihnen beschlossenen Ausgaben.
Definition (Condorcet-Sieger): Eine Politik, die jede andere m¨ogliche Politik in einer paarweisen Abstimmung besiegt, ist Condorcet-Sieger. 6.2.1 Zyklische Mehrheiten Beispiel h = 1, 2, 3
W¨ahler (Haushalte)
Es gibt eine Gesamtausstattung von 120 Einheiten eines privaten Gutes. (x1 , x2 , x3 )
Politik = Verteilung des privaten Konsums 49
xh
Konsum des W¨ahlers h.
Budgetausgleich:
x1 + x2 + x3 = 120
Es werden nur drei Alternativen betrachtet: 1
x x2 x3
Alternative A 30 30 60
Alternative B 40 40 40
Alternative C 50 20 50
Tab. 6.3
Abstimmungen 1. Alternative A gegen Alternative B: Alternative B gewinnt mit den Stimmen der W¨ahler 1 und 2 gegen 3. 2. Alternative B gegen Alternative C: Alternative C gewinnt mit den Stimmen der W¨ahler 1 und 3 gegen 2. 3. Alternative C gegen Alternative A: Alternative A gewinnt mit den Stimmen der W¨ahler 2 und 3 gegen 1. Ergebnis: Das Condorcet-Paradoxon Die Abstimmungen verlaufen zyklisch. Es gibt keinen Condorcet-Sieger. Bei offener Agenda wird jede Mehrheitsentscheidung durch eine andere Mehrheitsentscheidung ersetzt.
Wann existieren dennoch Gleichgewichte bei Mehrheitsentscheidungen? spezielle Abstimmungsverfahren → 6.2.2
aferenzen → 6.2.3 spezielle Politik-Entscheidungen und spezielle Pr¨ Anmerkung Gem¨aß Leininger (1993) w¨are Alternative B, d.h. Berlin, unter plausiblen Hypothesen der Condorcet-Sieger f¨ ur die ermittelten Pr¨afenzen der Abgeordneten. 6.2.2 Geschlossene Agenda Endliche Anzahl von Abstimmungen Beispiel: Entscheidung zwischen den drei Alternativen A, B und C Abstimmungsregeln 50
Es gibt nur zwei Abstimmungen. Der Sieger der ersten Abstimmung wird gegen die dritte verbliebene Alternative zur Abstimmung gestellt. W¨ ahler 1 bestimmt die Agenda, d.h. er setzt fest, u ¨ber welche Paarung zuerst abgestimmt wird.
Entscheidung des Agenda-Setters 1. Alternative A gegen Alternative B: Alternative B gewinnt mit den Stimmen der W¨ahler 1 und 2 gegen 3. 2. Sieger B gegen Alternative C: Alternative C gewinnt mit den Stimmen der W¨ahler 1 und 3 gegen 2. Strategisches Abstimmungsverhalten ahler 2 in der Abstimmung Nr. 1 f¨ ur Alternative A anstelle Wenn W¨ der pr¨aferierten Alternative B stimmt, ... ... dann gewinnt der Sieger A in der Abstimmung Nr. 2 gegen Alternative C mit den Stimmen der W¨ahler 2 und 3 gegen W¨ahler 1.
Ergebnis Der Agenda-Setter kann durch Manipulation der Tagesordnung das f¨ ur ihn beste Ergebnis erreichen. Es kann sich lohnen, nicht f¨ ur die bevorzugte Alternative zu stimmen.
Beispiel: Beliebige Alternativen, die den Budgetausgleich erfu ¨ llen, sind zugelassen. Abstimmungsregeln y = (y 1 , y 2 , y 3 )
Status-Quo-Verteilung des privaten Konsums
Der Agenda-Setter (W¨ ahler 1) macht einen Vorschlag x so dass
x1 + x2 + x3 = 120 . Wenn dieser Vorschlag eine Mehrheit erh¨ alt, wird er umgesetzt, ansonsten bleibt es beim Status Quo.
Gleichgewicht ahler 1 ben¨otigt nur einen weiteren W¨ahler, der seinem Vorschlag W¨ zustimmt, damit dieser gew¨ahlt wird. 51
Mit diesem W¨ ahler bildet W¨ahler 1 eine minimale Siegerkoalition. Deshalb enth¨ alt der optimale Vorschlag x2 = 0 oder x3 = 0. Die W¨ ahler h = 2, 3 stimmen dem Vorschlag zu, wenn xh ≥ y h gilt. Der W¨ ahler h 6= 1 in der Siegerkoalition erh¨alt nur so viel, dass er dem Vorschlag zustimmt. Auszahlung des W¨ ahlers 1
120 − y 2 , 120 − y 3 .
¦ Falls W¨ahler 2 in der Siegerkoalition ist: ¦ Falls W¨ahler 3 in der Siegerkoalition ist: Der optimale Vorschlag ist ³
1
2
x ,x ,x
3
´
(
=
(120 − y 2 , y 2 , 0) (120 − y 3 , 0, y 3 )
falls y 2 ≤ y 3 falls y 2 > y 3
Ergebnisse Der Agenda-Setter erh¨ alt x1 = 120 − min{y 2 ; y 3 } Ein W¨ ahler, der nicht die Agenda bestimmt, wird um so eher in der Siegerkoalition sein, je schlechter der Status Quo f¨ ur ihn ist. Eine schwache Verhandlungsposition kann g¨ unstig sein.
6.2.3 Das Medianw¨ ahlertheorem Einschr¨ankung der zur Abstimmung stehenden Politik-Alternativen h
eindimensionale Politik-Entscheidung Q ∈ Q, Q
i
Beispiel: H¨ohe des Bildungsetats; nicht: Struktur des Gesamthaushalts
Pr¨aferenzen v h (Q) Qh
(indirekter) Nutzen des W¨ahlers h die vom W¨ahler h am meisten gesch¨atzte Politik h
ur alle Q ∈ Q, Q v h (Qh ) ≥ v h (Q) f¨
i
Definition: Eingipflige Pr¨ aferenzen → Abb. 6.1 W¨ahler h hat eingipflige Pr¨aferenzen, wenn ausgehend von Qh der Nutzen in beide Richtungen monoton f¨allt: ∂v h (Q) >0 ∂Q ∂v h (Q) m: v h (Q) < v h (Qm ). Das sind nach der Definition des Medians mindestens 50%. Es sei Q > Qm gegen Qm zur Wahl gestellt. Nun gilt v h (Q) < v h (Qm ) f¨ ur alle h < m. Das sind ebenfalls mindestens 50%. In beiden F¨allen stimmen mindestens 50% der W¨ahler f¨ ur Qm . Mehrheitsentscheidung u ¨ ber ein o ¨ffentliches Gut Haushalte (vgl. Abschnitt 2.3.2) h = 1, 2, ..., H xh
Haushalte
privater Konsum des Haushalts h
y h = y identische Anfangsausstattung jedes Haushalts h mit dem privaten Gut G
Menge eines reinen ¨offentlichen Gutes 53
c Kosten pro Einheit des ¨ offentlichen Gutes in Einheiten des privaten Gutes uh (G, xh ) = β h b(G) + xh
Nutzen des Haushalts h
b0 (G) > 0, b00 (G) < 0 Ordnung der Haushalte nach der St¨ arke der Pr¨aferenz f¨ ur das ¨offentliche Gut β 1 ≤ β 2 ≤ ... ≤ β h ≤ β h+1 ≤ ... ≤ β H
Staatsbudget Jeder Haushalt zahlt denselben Anteil an den Kosten des ¨ offentlichen Gutes. privater Konsum
xh = y −
cG H
indirekte Nutzenfunktion
v h (G) = β h b(G) + y −
cG H
ucksichtigung des Staatsbudgets wird die Entscheidung Durch die Ber¨ eindimensional. Die von Haushalt h am meisten pr¨aferierte Politik Gh l¨ost max G
β h b(G) + y −
cG H
Notwendige Bedingung → Abb. 6.2 β h b0 (Gh ) =
c H
Aus b00 < 0 folgt Eingipfligkeit c ∂v h (G) = β h b0 (G) − ∂G H
(
>0 Gh
Gem¨aß dem Medianw¨ahlertheorem wird G = Gm beschlossen. Dies wird bestimmt durch c (6.1) β m b0 (Gm ) = H b des o Vergleich mit der Pareto-effizienten Menge G ¨ffentlichen Gutes → Abb. 6.2 54
Samuelson-Bedingung (2.6) Summe der M RS h = c H X
b β h b0 (G) = c
h=1
PH
⇐⇒
h=1
H
βh
b b0 (G) =
c H
(6.2)
Aus (6.1) und (6.2) folgt: m
<
G = >
b wenn β m G
< PH
= >
h=1
βh
H
Ergebnisse Direkt-demokratische Entscheidung f¨ uhrt im allgemeinen nicht zu Paretoeffizienter Bereitstellung eines ¨offentlichen Gutes. ¨ Es kommt zu Unter- (Uber-) versorgung mit dem o¨ffentlichen Gut, wenn der Median-W¨ahler eine geringere (st¨arkere) Pr¨aferenz f¨ ur das ¨offentliche Gut hat als der Durchschnitt aller W¨ahler.
7 Akteure der Politik 7.1 Parteien und Politiker Das Modell der repr¨ asentativen Demokratie von Downs A, B
zwei Parteien (oder zwei Politiker)
Jede Partei legt die Menge GA , GB des o ¨ffentlichen Gutes fest, die sie bereitstellt, wenn sie gew¨ahlt wird (Programme der Parteien). Die W¨ ahler entscheiden sich f¨ ur eine der beiden Parteien. Die Partei, die mehr als 50% der Stimmen erh¨ alt, stellt die Regierung. Bei Stimmengleichheit entscheidet das Los zwischen den Parteien. Die gew¨ ahlte Regierung f¨ uhrt das angek¨ undigte Programm durch.
¦ Die Ank¨ undigung des Parteiprogramms war verbindlich. ¦ Effektiv wird die Entscheidung u ¨ber die Politik vor der Wahl getroffen. Betrachtete Ziele der Partei Stimmenmaximierung
55
Maximierung der Wahrscheinlichkeit, die Regierung zu stellen. Keine weiteren Ziele außer Machtgewinn bzw. -erhalt
7.1.1 Parteienwettbewerb und Medianw¨ ahler Pr¨aferenzen der W¨ahler (→ Abschnitt 6.2.3) sehr große Anzahl (Kontinuum) von W¨ ahlern h v h (G) Gh
indirekter Nutzen des W¨ahlers h; eingipflige Pr¨aferezen vom W¨ahler h pr¨aferierte Menge des ¨offentlichen Gutes
Gh steigt in h. m
Median
Entscheidung des W¨ahlers h W¨ ahler h stimmt f¨ ur Partei A (bzw. B), wenn
v h (GA ) > v h (GB ) bzw. v h (GA ) < v h (GB ). Wenn v h (GA ) = v h (GB ), dann stimmt W¨ ahler h mit der Wahrscheinlichkeit 1/2 f¨ ur jede der beiden Parteien.
ahler, die zwischen beiden Parteien in Die Wahlentscheidungen der W¨ different sind, sind stochastisch unabh¨angig voneinander. Satz (Downs-Wettbewerb): Zwei Parteien, die die Zahl der Stimmen oder die Wahrscheinlichkeit des Wahlsieges maximieren, entscheiden sich im politischen Nash-Gleichgewicht beide f¨ ur die vom Medianw¨ahler pr¨aferierte Politik, GA = GB = Gm . Beweis: Gibt es ein Gleichgewicht, in dem eine Partei etwas anderes als Gm ank¨ undigt? Es gebe ein solches Gleichgewicht. Wenn in diesem Gleichgewicht eine der beiden Parteien weniger als 50% der Stimmen erh¨alt, dann kann diese Partei ihren Stimmenanteil auf mindestens 50% erh¨ohen, indem sie Gm ank¨ undigt. Damit steigert sie die Wahrscheinlichkeit des Wahlsieges von 0 auf mindestens 1/2. → Abb. 7.1 Wenn in diesem Gleichgewicht beide Parteien 50% der Stimmen erhalten, dann kann jede der beiden Parteien ihren Stimmenanteil u ¨ber 50% erh¨ohen, indem sie Gm ank¨ undigt. Diese Partei steigert die Wahrscheinlichkeit des Wahlsieges von 1/2 auf 1.
56
Eine Abweichung zu Gm erh¨ oht also in jedem Fall f¨ ur mindestens eine Partei den Stimmenanteil und die Wahrscheinlichkeit des Wahlsieges.
Sind die Programme GA = GB = Gm ein Gleichgewicht? Bei diesen Programmen erhalten beide Parteien 50% der Stimmen. Eine Partei, die davon abweicht, reduziert ihren Stimmenanteil unter 50%. Sie senkt somit die Wahrscheinlichkeit des Wahlsieges von 1/2 auf 0. Die Entscheidung f¨ ur Gm ist also f¨ ur beide Parteien optimal.
Spezialfall: Interessenharmonie zwischen allen W¨ ahlern b f¨ Es sei Gh = G ur alle h. b f¨ Dann gilt Gh = Gm = G ur alle h. b Im Downs-Wettbewerb folgt GA = GB = G.
Ergebnis Der Wettbewerb zwischen ausschließlich machtorientierten Parteien implementiert die vom Medianw¨ahler pr¨aferierte Politik. Politiker treffen die Entscheidung, die die W¨ ahler selbst auch getroffen h¨atten. Wenn die W¨ ahler identische Interessen haben, dann f¨ uhrt politischer Wettbewerb zu einem effizienten Ergebnis. Chicago-Schule der Theorie des politischen Wettbewerbs
Einschr¨ankungen Das Ergebnis kann nicht auf drei oder mehr Parteien verallgemeinert werden. Die Voraussetzungen des Medianw¨ ahlertheorems m¨ ussen erf¨ ullt sein:
¦ eindimensionale Politik, ¦ eingipflige Pr¨aferenzen. 7.1.2 Stochastisches Wahlverhalten Das Verhalten der W¨ahler ist aus Sicht der Parteien nicht mit Sicherheit vorhersagbar. W¨ahler h = 1, 2, 3
Typen von W¨ahlern 57
H
Gesamtzahl der W¨ahler
Jeder Typ stellt ein Drittel der W¨ ahlerschaft. Die W¨ ahler betrachten den indirekten Nutzen aus der Politik GA bzw. GB ... ... und haben dar¨ uber hinaus Pr¨aferenzen f¨ ur die Parteien:
¦ Ideologie, ¦ regionale Verbundenheit, ¦ pers¨onliche Sympathie f¨ ur den Spitzenkandidaten bzw. die Spitzenkandidatin. Stimmenanteile ahler der Partei A an den W¨ahlern des Typs h Anteil der W¨ ³
´
Φh v h (GA ) − v h (GB ) Φh h.
Verteilungsfunktion der Parteienpr¨aferenz in der W¨ahlergruppe
φh ≡ Φh
0
Dichte
Zur Vereinfachung sei Φh eine Gleichverteilung, so dass φh konstant ist. Parteipr¨ aferenzen sind stochastisch unabh¨angig zwischen den W¨ahlertypen.
Der gesamte Stimmenanteil der Partei A ist ´ 1 ³ ´ 1 ³ ´ 1 ³ πA = Φ1 v 1 (GA )−v 1 (GB ) + Φ2 v 2 (GA )−v 2 (GB ) + Φ3 v 3 (GA )−v 3 (GB ) . 3 3 3
Zielfunktionen der Parteien Partei A maximiert ihren Stimmenanteil πA . Partei B maximiert ihren Stimmenanteil πB = 1 − πA .
Optimales Programm Die optimale Politik der Partei A erf¨ ullt
1 ∂v 1 (GA ) 1 2 ∂v 2 (GA ) 1 3 ∂v 3 (GA ) ∂πA = φ1 + φ + φ =0 ∂GA 3 ∂G 3 ∂G 3 ∂G 58
(7.1)
Die Ableitung ∂πB /∂GB f¨ uhrt auf das gleiche Ergebnis:
∂πB ∂GB
∂(1 − πA ) ∂G # " B 1 1 ∂v 1 (GB ) 1 2 ∂v 2 (GB ) 1 3 ∂v 3 (GB ) = − − φ − φ − φ 3 ∂G 3 ∂G 3 ∂G =
Symmetrisches Gleichgewicht Beide Parteien w¨ ahlen das gleiche Programm, GA = GB = GS . Dieses Programm erf¨ ullt (7.1).
Mit der indirekten Nutzenfunktion (→ Abschnitt 6.2.3) v h (G) = β h b(G) + y −
cG H
ergibt Bedingung (7.1) f¨ ur GA = GS ·
¸
·
¸
c 1 c 1 1 1 0 φ β b (GS ) − + φ2 β 2 b0 (GS ) − 3 H 3 H · ¸ 1 3 3 0 c + φ β b (GS ) − = 0 3 H ´ 1³ 1 1 (φ1 + φ2 + φ3 ) c =⇒ φ β + φ2 β 2 + φ3 β 3 b0 (GS ) = · 3 3 H Mit der Definition φ := (φ1 + φ2 + φ3 ) /3 f¨ ur die durchschnittliche Dichte folgt H 3
Ã
!
φ1 1 φ2 2 φ3 3 0 β + β + β b (GS ) = c φ φ φ
(7.2)
b des ¨ Die Samuelson-Bedingung (2.6) f¨ ur die effiziente Menge G offentlichen Gutes lautet hier
H H H M RS 1 + M RS 2 + M RS 3 = M RT 3 3 3 ´ H³ 1 b =⇒ β + β 2 + β 3 b0 (G) = c 3 Durch Vergleich von (7.2) und (7.3) folgt: GS
>
b = G
φ 1 φ 2 φ 3 = β1 + β2 + β3 . β + ¯β + ¯β φ¯ φ φ <
Ergebnisse 59
(7.3)
Alle drei Gruppen zusammen bestimmen die Politik, nicht nur die Mediangruppe h = 2. Die Einsch¨ atzung der Politik durch die Gruppe h geht um so st¨arker in das Parteiprogramm ein, je gr¨oßer φh ist. Wechselw¨ ahler haben st¨arkeren Einfluss auf die Politik als u ¨berzeugte Gegner und u ¨berzeugte Anh¨anger einer Partei. Im Vergleich zur effizienten Menge wird mehr (bzw. weniger) vom ¨offentlichen Gut bereitgestellt, wenn Gruppen mit starker (bzw. schwacher) Pr¨aferenz f¨ ur das ¨offentliche Gut besonders schnell die Partei wechseln.
7.2 Interessengruppen, Lobbies Gruppen und Organisationen, die versuchen, die Politik zu beeinflussen Branchen- und Berufsverb¨ ande Arbeitgeberverb¨ ande Gewerkschaften Nicht-Regierungsorganisationen Studentenvertretungen “Gesellschaftlich relevante Gruppen”
Fragestellungen Warum und in welcher Weise weicht die tats¨ achlich gew¨ahlte Politik vom Medianw¨ahlergleichgewicht ab?
¦ Zusammensetzung der Staatsausgaben ¦ H¨ohe und Wachstum der Staatsausgaben Welche Interessengruppen haben besonders großen Einfluss?
7.2.1 Stimmentausch Theorie des Stimmentauschs von G. Tullock Warum gelingt es Minderheiten in einer Demokratie, auf Kosten der Mehrheit Vorteile zu erlangen? Mehrere Minderheiten schließen sich zusammen. Die Vertreter einer Minderheit stimmen auch f¨ ur die Verg¨ unstigung f¨ ur die andere Minderheit.
60
Die Staatsausgaben sind zu hoch und ihre Struktur ist ineffizient. ¨ Virginia-Schule der politischen Okonomie
Beispiel (vgl. Abschnitt 1.3.2) Landwirte Obermeier, Mittermeier und Untermeier. Die H¨ ofe liegen isoliert voneinander und weit von der Kreisstadt entfernt. Von jedem Hof aus kann eine Straße in die Kreisstadt gebaut werden. Kosten einer Straße:
6
Nutzen der Straße, die zum eigenen Hof f¨ uhrt, f¨ ur jeden Landwirt:
5
Private Entscheidung Jede Straße ist ein privates Gut. Keine Straße wird gebaut, da die Kosten gr¨ oßer als der Nutzen sind.
Mehrheitsentscheidung Die Kosten werden gleich unter den drei Landwirten verteilt. Status Quo: keine Straße
Abstimmung u ¨ber eine Straße, z.B. die Straße zum Hof von Obermeier Nutzen jedes Landwirts
Obermeier Mittermeier Untermeier
Straße zu Obermeier wird gebaut wird nicht gebaut 3 0 -2 0 -2 0
Tab. 7.1
Nur Obermeier stimmt f¨ ur die Straße.
Gleichzeitige Abstimmung u ¨ber die Straßen zu den H¨ofen von Obermeier und Mittermeier Nutzen jedes Landwirts
Obermeier Mittermeier Untermeier
Straßen zu Obermeier und Mittermeier werden gebaut werden nicht gebaut 1 0 1 0 -4 0 61
Tab. 7.2
Eine Mehrheit von Obermeier und Mittermeier beschließt beide Straßen.
Stabilit¨at des Abstimmungsergebnisses? Das Ergebnis ist kein Condorcet-Sieger. Obermeier und Mittermeier m¨ ussen eine Vereinbarung treffen, dass keiner von beiden mit Untermeier zusammen das Ergebnis der Abstimmung r¨ uckg¨angig macht.
Durchsetzung der Vereinbarung zum Stimmentausch Abstimmungspakete Folge von Abstimmungen mit M¨ oglichkeiten zur Bestrafung pers¨ onliche Beziehungen
Stimmentausch in der direkten und in der repr¨asentativen Demokratie ¨ Transaktionskosten zum Abschluss und zur Uberwachung einer Vereinbarung Stimmentausch ist praktisch nur in der repr¨ asentativen Demokratie m¨oglich.
Anwendungen Subventionen, Subventionsabbau Arbeitsrecht, Tarifvereinbarungen und Sozialpolitik
aischen Union Ministerrat der Europ¨ 7.2.2 Wettbewerb zwischen Interessengruppen Ansatz von G. Becker Auch die Gruppen, die durch ein Ausgabenprogramm oder durch eine Regulierungsmaßnahme belastet werden, versuchen, die Politik zu beeinflussen. Bef¨ urworter und Gegner einer Politik wenden Ressourcen auf, um ihre Ziele durchzusetzen.
Kosten der politischen Einflussnahme monet¨ are Kosten
¦ Propaganda 62
¦ Parteispenden ¦ Bestechungsgelder Arbeitszeit der Lobbyisten Wohlfahrtsverluste, die durch ineffiziente Politik enstehen
Gleichgewicht Jede Gruppe wendet so viele Kosten auf, bis der Grenzertrag der politischen Einflussnahme so groß ist wie die Grenzkosten. Es werden m¨ oglichst effiziente Formen der Lobbyt¨atigkeit und der beg¨ unstigenden Politik gew¨ahlt. Die entgegengesetzten Lobbyaktivit¨ aten gleichen sich aus, so dass keine Vorteile verbleiben, die u ¨ber die Lobbykosten hinausgehen. Chicago-Schule des politischen Wettbewerbs
Fordern Interessengruppen ¨offentliche G¨ uter oder Transfers? Transfers und Subventionen erreichen die Zielgruppe meist genauer als die Bereitstellung ¨offentlicher G¨ uter, aber ...
offentlicher G¨ uter kann effizienzf¨ordernd sein. ... die Beitstellung ¨ ... die Beg¨ unstigung einer Gruppe durch ¨offentliche G¨ uter ist weniger offensichtlich als die Zahlung von Geldleistungen.
Beispiele Ausweitung der Lehrerstellen anstelle von Lohnerh¨ ohungen Staatliche Beschaffung anstelle von Subventionen Subventionen f¨ ur die Produktion werden eher gew¨ahrt als direkte Einkommensbeihilfen.
7.2.3 Die Bildung von Interessengruppen (M. Olson) Welche Interessengruppen gibt es? Der Ertrag der Lobbyaktivit¨ at steht allen Mitgliedern der beg¨ unstigten Gruppe zur Verf¨ ugung. Politische Einflussnahme ist aus Sicht der Gruppenmitglieder ein ¨ offentliches Gut. Jedes Gruppenmitglied hat einen Anreiz, weniger Lobbykosten aufzuwenden als es aus Sicht der Gruppe optimal w¨are.
63
Freifahrerverhalten und Gruppengr¨oße offentlicher G¨ uter gelingt in kleinen Gruppen Die private Bereitstellung ¨ meist besser als in großen Gruppen. Der einzelne tr¨ agt mehr zur Gesamtmenge des ¨offentlichen Gutes bei. Die Kontrolle von Absprachen ist einfacher.
Eine Interessengruppe ist um so leichter zu organisieren, ... ... je einheitlicher die Interessen innerhalb der Gruppe sind, ... je spezieller die Interessen sind und ... je wichtiger die Interessen f¨ ur das einzelne Gruppenmitglied sind.
Ergebnisse Produzenten sind regelm¨ aßig besser organisiert als Konsumenten.
¦ Marktzugangsbeschr¨ankungen ¦ Protektionismus Kleine, eng abgegrenzte Branchen vertreten ihre Interessen besonders erfolgreich. Die Steuerzahler haben geringeren Einfluss auf die Politik als diejenigen, die von Staatsausgaben profitieren.
Die Dynamik des Einflusses von Interessengruppen Stabile soziale, politische und wirtschaftliche Institutionen beg¨ unstigen die Bildung von Interessengruppen. ¨ Interessengruppen widersetzen sich Anderungen des politischen Systems, um ihren Einfluss zu sichern.
7.3 Bu offentlicher Dienst ¨ rokratie und ¨ 7.3.1 Die Bedeutung des ¨ offentlichen Dienstes in Deutschland Ausgaben, Anzahl → Tab. 1.4, 7.3-7.4, Abb. 7.2-7.3 Einsatzbereiche → Tab. 7.5-7.6, Abb. 7.4-7.5 Krankenstand, Entlohnung, Altersversorgung → Tab. 7.7-7.10, Abb. 7.6-7.7 politischer Einfluss → Tab. 7.11
64
7.3.2 Budgetmaximierung und X-Ineffizienz Zweistufiges Prinzipal-Agenten-Verh¨altnis Kontroll- und Anreizproblem W¨ ahler beauftragen Politiker. Politiker beauftragen B¨ urokraten.
urokraten stellen ¨offentliche G¨ uter bereit. B¨ Ursachen des Einflusses der Verwaltung auf die Staatsausgaben Informationsvorsprung der Verwaltung u uter ¨ber die Kosten ¨offentlicher G¨ Monopolstellung der Beh¨ orde Die Verwaltung definiert den Umfang der ¨ offentlichen Ausgaben.
age der Verwaltung nur in engen Grenzen Die Politik kann die Vorschl¨ ¨andern. Budgetmaximierung Der Ansatz von W.A. Niskanen → Abb. 7.8a,b Zahlungsbereitschaft, Grenzzahlungsbereitschaft des Politikers f¨ ur das ¨offentliche Gut
ur das ¨offentliche Gut Kosten, Grenzkosten f¨ Die Verwaltung strebt ein m¨ oglichst großes Budget an.
ordenleiters steigen mit der Zahl Ansehen, Macht, Einkommen des Beh¨ der Untergebenen bzw. dem Ausgabenvolumen. Entscheidungsverfahren Die Verwaltung macht einen Budgetvorschlag. Die Politik kann nur annehmen oder ablehnen.
Entscheidung Die Politik wird einen Vorschlag akzeptieren, wenn die Zahlungsbereitschaft gr¨oßer als die Kosten sind. Die Verwaltung w¨ ahlt unter diesen Niveaus des ¨offentlichen Gutes das gr¨oßte, GV .
offentliches Gut bereit gestellt: Es wird zu viel ¨ X-Ineffizienz 65
b GV > G.
Die Menge des ¨ offentlichen Gutes wird mit unn¨otig hohen Kosten produziert. Die u ur die Beh¨orde dar. ¨berh¨ohten Kosten stellen eine Rente f¨ Beispiele
¦ luxuri¨ose B¨ uroausstattung ¦ touristische Dienstreisen ¦ u ¨berz¨ahliges Personal X-Ineffizienz und Bereitstellung des ¨offentlichen Gutes → Abb. 7.9 Die Beh¨ ordenleitung ist an der Menge des ¨offentlichen Gutes GX und der H¨ohe der Rente RX interessiert.
ur das o¨ffentliche Gut muss min Die Zahlungsbereitschaft der Politik f¨ destens so groß sein wie Summe aus notwendigen Produktionskosten und Rente. Es wird weniger ¨ offentliches Gut produziert als bei reiner Budgetmaxib mierung, aber mehr als bei effizienter Bereitstellung: GV > GX > G. Es kommt zu unn¨ utzen Kosten:
RX > 0.
Kritik, Erweiterungen Der Wettbewerb zwischen Politikern schafft Anreize zur Reduzierung des Informationsvorsprungs. Konkurrenz zwischen verschiedenen Beh¨ orden um Steuermittel Interessengegensatz zwischen Politik und Verwaltung? → Tab. 7.11
7.4 Verfassungsregeln zur Begrenzung politischer Macht Beschr¨ankungen der Einnahmen Beschr¨ ankungen der Steuereinnahmen
¦ Beschr¨ankung der Grundsteuers¨atze durch Proposition 13 in Kalifornien ¦ Eigentumsgarantie (Art. 14 Abs. 1 GG) Beschr¨ ankungen der Verschuldungsm¨oglichkeit
¦ Art. 115 Abs. 1 Satz 2 GG:
66
“Die Einnahmen aus Krediten d¨ urfen die Summe der im Haushaltsplan veranschlagten Ausgaben f¨ ur Investitionen nicht u ¨berschreiten; Ausnahmen sind nur zul¨assig zur Abwehr einer St¨orung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts.” ¦ Stabilit¨ats- und Wachstumspakt (Art. 104 EGV) Verfahrensm¨aßige Beschr¨ankungen politischer Macht Koppelung von Ausgaben- und Einnahmenentscheidungen Zweckbindung von Steuereinnahmen Qualifizierte Mehrheiten, Zweikammersystem Befristete Gesetzgebung
F¨oderalisierung und Dezentralisierung der Staatsausgaben B¨ urgern¨ahe Abwanderungsm¨ oglichkeit
Referenden, direkte Demokratie Vereinbarungen zum Stimmentausch werden schwerer durchsetzbar. Volksabstimmungen und Referenden senken die Staatsausgaben.
Teil III: Staatsverschuldung und Alterssicherung Die intertemporale Dimension der Finanzpolitik Kreditaufnahme heute, Tilgung sp¨ ater → Staatsverschuldung, Kap. 8 Beitragseinnahme heute, Rentenzahlung sp¨ ater → Rentenversicherung, Kap. 9 Arbeitsleistung der Beamten heute, Pensionszahlung sp¨ ater → Beamtenversorgung
8 Explizite Staatsschuld Fragen Wie groß kann die Staatsschuld werden? → 8.1 Wie wirkt die Staatsverschuldung? → 8.2
Staatsbudget 67
Steuereinnahmen + Nettoneuverschuldung = staatliche K¨aufe am G¨ utermarkt + Transfers + Zinszahlung Nettoneuverschuldung = neu aufgenommene Staatsschuld - Tilgung alter Staatsschuld = Schuldenstand in Periode i - Schuldenstand in Periode i − 1.
Daten Nettoneuverschuldung → Tab. 8.1, Abb. 8.1 Prim¨ ardefizit = Nettoneuverschuldung – Zinszahlungen → Tab. 8.2, Abb. 8.2 Zinszahlungen → Tab. 8.3, Abb. 8.3 Schuldenstand → Tab. 8.4-8.5, Abb. 8.4-8.5
8.1 Die maximal m¨ ogliche Staatsschuld Kreditw¨ urdigkeit des Staates Steuerkraft der Volkswirtschaft als Sicherheit Zahlungswilligkeit
Staatsverschuldung und Sozialprodukt yi = (1 + γ)i y
Sozialprodukt in Periode i = 0, 1, ...
di = (1 + σ)i d
Staatsschuld in Periode i = 0, 1, ...
d>0
Staatsschuld in Periode 0
y>0
Sozialprodukt in Periode 0
σ
konstante Wachstumsrate der Staatsschuld
γ
konstante Wachstumsrate des Sozialprodukts
r
konstanter Zinssatz
Ist es m¨oglich, die in Periode 0 aufgenommene Staatsschuld d permanent durch neue Staatsschuld zu finanzieren? Diese Finanzierungsmethode bedeutet in Periode i ≥ 1:
di − di−1 = rdi−1
(8.1)
Aus di = (1 + σ)i d f¨ ur die Perioden i und i − 1 folgt
di − di−1 =
h
i
(1 + σ)i − (1 + σ)i−1 d
= (1 + σ)i−1 [1 + σ − 1]d = σdi−1 . 68
(8.2)
Aus (8.1) und (8.2) folgt σ = r. Die Staatsschuld w¨ achst mit dem Zinssatz, wenn sie permanent durch neue Staatsschuld finanziert wird. ,,Ponzi - Finanzierung“
8.1.1 Ein repr¨ asentativer Haushalt Der private Sektor wird durch einen Haushalt beschrieben. xi I Vi V−1
privater Konsum in Periode i = 0, 1, 2, ..., I Zeithorizont des Haushalts Verm¨ogen des Haushalts am Ende der Periode i Anfangsverm¨ogen des Haushalts am Beginn der Periode 0.
Ein Haushalt mit dem Zeithorizont I = 2 erf¨ ullt die Budgetbeschr¨ankungen x0 + V0 = y0 + (1 + r)V−1 x1 + V1 = y1 + (1 + r)V0 x2 + V2 = y2 + (1 + r)V1 . Diese lauten in Gegenwartswerten der Periode 0: x0 + V0 = y0 + (1 + r)V−1 x1 V1 y1 + = + V0 1+r 1+r 1+r V2 y2 V1 x2 + = + . (1 + r)2 (1 + r)2 (1 + r)2 (1 + r) Durch Addition erh¨alt man die intertemporale Budgetbeschr¨ankung 2 X
2 X xi V2 yi + = + (1 + r)V−1 . i 2 i (1 + r) i=0 (1 + r) i=0 (1 + r)
Entsprechend lautet die intertemporale Budgetbeschr¨ankung eines Haushalts mit dem Zeithorizont I I X VI yi xi + = + (1 + r)V−1 . i i (1 + r)I i=0 (1 + r) i=0 (1 + r)
I X
Unendlich lange Lebensdauer I→∞
69
(8.3)
Altruismus zwischen den Generationen Erbschaftsmotiv
Einsetzen von yi = (1 + γ)i y f¨ ur alle Perioden i = 0, 1, ..., I in (8.3) und Grenz¨ ubergang f¨ ur I → ∞ liefert die intertemporale Budgetbeschr¨ankung eines Haushalts mit unendlichem Zeithorizont: µ
I X 1+γ VI xi y + lim = lim lim i I I→∞ (1 + r) I→∞ I→∞ 1+r i=0 i=0 (1 + r) I X
¶i
+ (1 + r)V−1 . (8.4)
Eigenschaften des Haushaltsoptimums Endlicher Konsum P
Wenn der Barwert des Einkommens in (8.4), limI→∞ Ii=0 y [(1 + γ)/(1 + r)]i , unendlich w¨are, dann k¨onnte der Haushalt unendlichen Konsum finanzieren. Dies ist mit einer optimalen Haushaltsentscheidung nicht vereinbar. Deshalb existiert nur dann ein optimaler Konsumplan, wenn gilt: r.
γ
0 Lohnsatz in Periode 0 jung Konsum eines Jungen in Periode i xi xalt Konsum eines Alten in Periode i i
Beitr¨age und Rentenanspr¨ uche Bi
Beitrag eines jungen Haushalts in Periode i
Ri
Rentenzahlung an einen alten Haushalt in Periode i
Budgetbeschr¨ ankungen eines Haushalts der Generation i:
jung xi + Bi = w i xalt i+1 = Ri+1
Jugend: Alter: 9.1.1 Kapitaldeckungsverfahren Prinzip → Abb. 9.1
Der Beitrag Bi der jungen Generation in i wird am Kapitalmarkt angelegt und mit dem Marktzinssatz r verzinst. Rentenzahlung an einen Haushalt dieser Generation im Alter:
Ri+1 = (1 + r)Bi . Rendite Budgetbeschr¨ ankungen eines Haushalts der Generation i :
Jugend: Alter:
jung xi + Bi = wi xalt i+1 = (1 + r)Bi
Im Kapitaldeckungsverfahren ist die Rendite der Beitr¨ age zur Rentenversicherung so groß wie der Marktzinssatz:
Ri+1 − Bi = r. Bi 75
Rentenversicherung und private Ersparnis sind ¨ aquivalent.
9.1.2 Umlageverfahren Prinzip → Abb. 9.1 Jeder junge Haushalt zahlt einen Beitrag, der vom Lohn abh¨ angt. τi
Beitragssatz in Periode i, 0 < τi < 1.
Der Beitrag der Generation i wird an die aktuelle Rentnergeneration i − 1 ausgesch¨ uttet. Die Generation i erh¨ alt in Periode i + 1 ihrerseits eine Rente, die durch die Beitr¨age der folgenden jungen Generation i + 1 finanziert wird.
Umlagefinanzierte Rentenversicherung und Staatsverschuldung Das Rentenversprechen an die derzeitige Beitragszahlergeneration ist eine Verpflichtung des Staates zu zuk¨ unftigen Zahlungen. Ein Rentenversprechen in H¨ ohe von Ri+1 in der n¨achsten Periode entspricht einer Staatsschuld in H¨ohe von Ri+1 /(1 + r) heute.
Beitr¨age und Renten im Umlageverfahren Beitrag eines Mitglieds der Generation i :
Bi = τi wi Beitragssumme in Periode i:
(1 + n)i Bi = (1 + n)i τi wi Volumen der Rentenzahlungen in Periode i:
(1 + n)i−1 Ri ankung der Rentenkasse in jeder Periode i: Budgetbeschr¨ (1 + n)i−1 Ri = (1 + n)i τi wi =⇒ Ri = (1 + n)τi wi Rendite bei konstantem Beitragssatz τi = τ f¨ ur alle i = 0, 1, 2, ...
76
Budgetbeschr¨ ankungen der Generation i :
Jugend: Alter:
jung xi + τ wi = wi xalt i+1 = (1 + n)τ wi+1
Rendite
Ri+1 − Bi (1 + n)τ wi+1 − τ wi = Bi τ wi (1 + ψ)i+1 w = (1 + n) −1 (1 + ψ)i w = (1 + n)(1 + ψ) − 1 ≈ n+ψ age zur Rentenversiche Im Umlageverfahren ist die Rendite der Beitr¨ rung so groß wie die Wachstumsrate der Lohnsumme (1 + n)i (1 + ψ)i w. Im Umlageverfahren verzinsen sich die Rentenversicherungsbeitr¨ age in etwa in H¨ohe der Summe der Wachstumsraten der Bev¨olkerung und des Lohnsatzes.
Intergenerationelle Umverteilung Die jeweils junge Generation zahlt an die gleichzeitig alte Generation. Die Generation, die bei Einf¨ uhrung des Umlageverfahrens bereits alt ist, profitiert ohne zu zahlen. Zukunftswert der Nettozahlung an die Rentenkasse
(1 + r)Bi − Ri+1 = (1 + r)τ wi − (1 + n + ψ)τ wi = τ wi (r − n − ψ) τ (r − n − ψ) ist der implizite Steuersatz der Rentenversicherung.
Intragenerationelle Umverteilung Wenn die Rente nicht proportional zu den individuellen Beitragsleistungen ist, findet eine Umverteilung innerhalb einer Generation statt. Beispiele
¦ Grundrente ¦ Anrechnung von Kindererziehungszeiten u.¨a. ¦ ,,versicherungsfremde Leistungen“ 77
9.1.3 Die Entscheidung u ¨ ber das Verfahren der Rentenversicherung Welches Verfahren bevorzugt ein junger Beitragszahler? Er hat sowohl die Beitragsphase als auch die Rentenphase noch vor sich. Er entscheidet nach der Rendite: >
Â
n + ψ = r ⇔ Umlageverfahren ∼ Kapitaldeckungsverfahren < ≺ Welches Verfahren bevorzugt ein a¨lterer Beitragszahler oder ein Rentner? Er hat (fast) nur noch die Rentenphase vor sich. Deshalb profitiert er von jeder Ausdehnung des Umlageverfahrens. Er stimmt f¨ ur den Beitragssatz τ, der das Beitragsaufkommen maximiert.
Mehrheitsentscheidung Die Einf¨ uhrung einer Rentenversicherung nach dem Umlageverfahren findet immer die Zustimmung der alten Bev¨olkerung. Je ¨ alter der Medianw¨ahler, desto st¨arker wird die Zustimmung zu Beitragssatzerh¨ohungen. Pflegeversicherung
Wohlfahrts¨okonomische Betrachtung Die Einf¨ uhrung einer Rentenversicherung nach dem Umlageverfahren ist (nur dann) eine Pareto-Verbesserung, wenn
r < n + ψ. In diesem Falle w¨ are Ponzi-Finanzierung einer Staatsschuld m¨oglich. Abschaffung der Rentenversicherung nach dem Umlageverfahren:
¦ Die alte Generation erh¨alt in der Umstellungsperiode keine Rente ... ¦ ... oder die junge Generation muss in der Umstellungsperiode Beitr¨age zahlen und f¨ ur die eigene Rente zus¨atzlich sparen.
78
Auch dann, wenn die Verzinsung der Beitr¨ age im Umlageverfahren niedriger ist als der Marktzinssatz (r > n + ψ), ist die Abschaffung der Rentenversicherung nach dem Umlageverfahren keine Pareto-Verbesserung.
9.2 Die Gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland ... ist organisiert nach dem Umlageverfahren (§153 Abs. 1 SGB VI). Quantitative Bedeutung der gesetzlichen Rentenversicherung (2002, Quelle: Statistisches Bundesamt) ¿ 232,9 Mrd. Ausgaben 34,0% der Sozialleistungen 11,0% des Bruttoinlandsprodukts
Versicherungspflicht Personen, die als Arbeitnehmer gegen Entgelt besch¨ aftigt sind (§1 SGB VI)
ahnliche Selbst¨andige (§2 Nr. 9 SGB VI) arbeitnehmer¨ Wehr- und Zivildienstleistende (§3 Satz 1 Nr. 2 SGB VI), Empf¨ anger von Lohnersatzleistungen (§6 Nr. 3 SGB VI) u.a. Die Versicherungspflicht ist unabh¨ angig vom Einkommen.
Nicht versicherungspflichtig sind insbesondere Beamte (§5 Abs. 1 SGB VI)
andige Selbst¨ geringf¨ ugig Besch¨aftigte mit Einkommen bis 400 Euro monatlich (§5 Abs. 2 SGB VI).
H¨ ohe der Beitr¨ age (§157 SGB VI) Beitrag = Beitragssatz · Beitragsbemesungsgrundlage Beitragsbemesungsgrundlage = min{Bruttoarbeitsentgelt; Beitragsbemessungsgrenze} Beitragssatz seit 1.7.2003: 19,5%
Beitragsbemessungsgrenzen
West Ost
2002 54 000 45 000
¿ pro 2003 61 200 51 000
Jahr 2004 61 800 52 200 79
2005 62 400 52 800
Tab. 9.1
Leistungen ahigkeit oder wegen Renten wegen Alters, wegen verminderter Erwerbsf¨ Todes (§33 Abs. 1 SGB VI) sonstige Leistungen, z.B. Rehabilitation (§9 Abs. 1 SGB VI)
Rentenformel (§64 SGB VI) Monatsrente = Pers¨onliche Entgeltpunkte · Rentenartfaktor · Aktueller Rentenwert Pers¨onliche Entgeltpunkte = Entgeltpunkte · Zugangsfaktor Entgeltpunkte X
=
Jahre i mit Beitragszahlungen BBGi BEi
individuelle BBGi BEi
Beitragsbemessungsgrundlage im Jahr i durchschnittliches Bruttoarbeitsentgelt im Jahr i (
Zugangsfaktor =
1 + 0, 005 · RBs bei versp¨atetem Rentenbeginn 1 − 0, 003 · RBf bei vorgezogenem Rentenbeginn
RBs Anzahl der Monate, um die die Rente nach der Altersgrenze beginnt RBf Anzahl der Monate, um die die Rente vor der Altersgrenze beginnt Altersgrenze f¨ ur M¨anner und (nach 2004) Frauen: 65 Jahre
Rentenartfaktor = 1 bei Rente wegen Alters, < 1 bei anderen Rentenarten Aktueller Rentenwert ... entspricht dem monatlichen Betrag der Altersrente, der durch Entrichtung eines j¨ahrlichen Durchschnittsbeitrags erreicht wird. Aktueller Rentenwert am 30. Juni 2005
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¦ West: ¿ 26,13 (§68 Abs. 1 Satz 2 SGB VI) ¦ Ost: ¿ 22,97 (§255a Abs. 1 Satz 1 SGB VI) Anpassung der Renten j¨ ahrlich zum 1. Juli (§65 SGB VI)
aß der Steigerung der durchschnittlichen Net bis 1999 Anpassung gem¨ tol¨ohne 2000, 2001 Steigerung gem¨ aß der Preissteigerungsrate
Rentenanpassungsformel 2001-2004 ARi = ARi−1 ·
BEi−1 100 − RV Bi−1 − AV Ai−1 · BEi−2 100 − RV Bi−2 − AV Ai−2
ARi
aktueller Rentenwert im Jahr i
BEi i
durchschnittlicher Lohn je besch¨aftigtem Arbeitnehmer im Jahr
RV Bi
Beitragssatz zur Rentenversicherung im Jahr i
AV Ai
Altersvorsorgeanteil
¦ bis 2010 gesetzlich normiert (§255e Abs. 3 SGB VI) ¦ steigt von 0,5% im Jahre 2002 auf 4,0% im Jahre 2010 Rentenanpassungsformel ab 2005 (§68 SGB VI, §255e SGB VI) ARi
"
Ã
BEi−1 100 − RV Bi−1 − AV Ai−1 RQi−1 = ARi−1 · · · 0,25 · 1 − BEi−2 100 − RV Bi−2 − AV Ai−2 RQi−2 RQi
!
#
+1
Verh¨altnis von Rentnern zu Beitragszahlern im Jahr i
Nachhaltigkeitsfaktor Ã
RQi−1 0,25 · 1 − RQi−2
!
+1
Von 2011 ab werden AV Ai−1 und AV Ai−2 durch AV A2010 ersetzt. Der aktuelle Rentenwert sinkt nicht unter ARi−1 · BEi−1 /BEi−2 (§255e Abs. 6 SGB VI).
Eigenschaften der Rentenanpassungsformel 81
Die Rente steigt (ein Jahr verz¨ ogert) mit derselben Rate wie der durchschnittliche Lohn pro Besch¨aftigtem, korrigiert um
¦ Steigerung der Beitragss¨atze und der Aufw¨andungen f¨ ur zus¨atzliche Altersvorsorge ¦ demographische Entwicklung Erh¨ ohungen der Nettol¨ohne durch Steuersenkungen oder Senkungen der Beitr¨age zur gesetzlichen Krankenversicherung wirken seit 2001 nicht mehr rentenerh¨ohend.
Langfristige Entwicklung des Rentensystems zunehmendes Verh¨ altnis von Rentnern zu Beitragszahlern Wachstum und Lohnsteigerungen tragen nicht zur Finanzierung der Rente bei, solange die Ersatzquote, d.h. das Verh¨altnis der Rente zum Lohn der aktuellen Periode, nicht gesenkt wird. langfristige Steigerung der Beitragss¨ atze → Tab. 9.2, Abb. 9.2 ... oder der Zusch¨ usse aus dem Bundeshaushalt → Tab. 9.3, Abb. 9.39.4
Maßnahmen Der Nachhaltigkeitsfaktor senkt die Ersatzquote. ¨ Ubergang zum Kapitaldeckungsverfahren? Einwanderungspolitik Verl¨ angerung der Lebensarbeitszeit
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