Freiwilligenarbeit Chance oder Risiko?

Freiwilligenarbeit – Chance oder Risiko? Teil I Brücken zwischen den Welten CURAVIVA.CH, 21.09.2010; Martin Mybes, Freiburg Vier Kernfragen… Bedarf...
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Freiwilligenarbeit – Chance oder Risiko? Teil I Brücken zwischen den Welten

CURAVIVA.CH, 21.09.2010; Martin Mybes, Freiburg

Vier Kernfragen…

Bedarf und Erfahrungen: Wo findet sich schon Freiwilligenmanagement in und um die Heime? Risiken und Hindernisse vs. Chancen und positive Effekte

Wer engagiert sich mit welchen Motiven?

Freiwilligenmanagement ist nicht kostenlos!

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„Fremde Welt Pflegeheim“ Ursula Koch-Straube, 1997

Wer engagiert sich mit welchen Motiven?

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„Menschen, die sich auf eine Expedition vorbereiten, auf die Entdeckung des (noch) Unbekannten, fahren nicht gänzlich ins Blaue. Sie sind ausgerichtet auf ein Ziel, von dessen Zustand sie eine von meist spärlichen Informationen und reichen Phantasien geprägte Ahnung besitzen. Sie sind beherrscht von dem Wunsch, ihr Ziel zu erreichen, es zu erforschen. Das Ungewisse schreckt sie nicht ab, sondern spornt sie im Gegenteil an. Sie scheuen kaum eine Mühe, setzen alle Energien ein. Schwierigkeiten und Rückschläge motivieren sie letztlich zu einem höheren Einsatz. Manche haben ihr Ziel dennoch nicht erreicht, andere entdecken Unerwartetes.“ Ursula Koch Straube, 1997

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Motive von Freiwilligen – Motive der Organisation

Motive von Freiwilligen

Aktive Partizipation Mitbestimmung

Pflichterfüllung im Sinne solidarischen Eintretens für Schwächere Kommunikation und soziale Integration, Anerkennung, Teilhabe, Wunsch nach Verbundenheit

und

Bewältigung eigener Probleme; Veränderung gesellschaftlicher Missstände

Selbstverwirklichung; eigene Gestaltungsmöglichkeiten; Übernahme von Verantwortung

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Motive der Organisation

Neue Identität durch neues Bewusstsein. Motto: „Wir im Quartier“

Zielgruppenspezifizierung Heim  Freiwillige Gewinnung und Einbindung von Freiwilligen als Element der Organisationsentwicklung

Neue Möglichkeiten durch Freiwillige, z.B. „Urlaub vom Heim“

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Kommunikation von Werten und Zielen; Bekanntheit und Wertschätzung der Organisation

„Ehre alleindas reicht nicht mehr!“ Wilfried Köster, 2002

Bedarf und Erfahrungen: Wo findet sich schon heute Freiwilligen-management in und um die Heime?

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Traditionelle Tätigkeitsfelder Kulturelle Angebote Heimbeirat

Projektgruppen

Besuchsdienst

Hospizgruppe

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Heim / Bewohner

Begleitdienste

Feste und Feiern

Mitarbeit Hauszeitung

Neue Optionen durch betriebs-konzeptionelle Verankerung

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„Nicht weil es so schwer ist, wagen sie es nicht. Weil sie es nicht wagen, ist es schwer.“ Seneca, (…)

Risiken und Hindernisse vs. Chancen und positive Effekte

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Hindernisse/Risiken

Chancen / Positive Effekte

• Zunehmender beruflicher Stress • Ehrenamtliche Arbeit im Heim hat geringes Image • Keine Entlohnung • Angst davor „aufgefressen“ zu werden

• Möglichkeiten des beruf-lichen Wiedereinstiegs • Ideeller Gewinn • Erfahrung von Anerkennung und Wertschätzung • Kompetenzförderung • Ausgleichspotentiale

• Aufwand und Schwierig-keiten bei der Akquise • Unklare Motivlage • Fehlende interne Strukturen und Voraussetzungen • Sorge um Konflikte mit Hauptamtlichen • Unklare Kostenlage

• Verbesserung der (Lebens-) Kultur im Heim durch „fragile Professionalität“ • Möglichkeiten der Organisationsentwicklung durch neue Formen der Partizipation (Mitsprache)

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Hoher Kostenaufwand oder lohnende Investition? Freiwilligenmanagement ist nicht kostenlos, rechnet sich aber dennoch!

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Altenhilfeeinrichtung in Freiburg/Brsg. 115 Bewohner/innen Kalkulation für 2008

Zum Stichtag 31.12.2007:

83 Freiwillige

In 2007 geleistete Stunden:

25.920

Im Durchschnitt/Jahr:

ca. 312 Stunden/Freiwillige/r

Im Durchschnitt/Monat: ca. 26 Stunden/Freiwillige/r ----------------------------------------------------------------------------Hauptamtlicher MA: ca. 160 Stunden/Monat ca. 1.920 Stunden/Jahr 25.920 Stunden =:

ca. 13,5 VK

Brutto NFK: 13,5 x 38.000 €:

ca. 38.000 € AGB/Monat 513.000 €

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Möglichkeiten und Voraussetzungen zur Zusammenarbeit mit Freiwilligen Formen der Freiwilligenarbeit

Einsatzfelder

I. Einfacher gelegent-licher Einsatz, Einbindung in bestehende Teams

Mithilfe bei Veranstaltungen, Ausflüge, Backen, Vorlesen u.a.

Keine. Allgemeine Einführung in Haus und Arbeitsbereich

Ca. 60 Euro/Monat

II. Regelmäßiger, zum Teil selbständiger und eigenverantwortlicher Einsatz

Besuchs- und Hospizdienst, aufwendige Einzel-betreuung (z.B. Menschen im Wachkoma), Durchführung von Andachten

Einführung und Begleitung durch Freiwilligenbeauftragten, Anbindung an Teams, Bereitschaft zur Reflexion und zur Fortbildung.

Ca. 80 Euro/Monat

III. Ständiger Einsatz, zentrale Mitwirkung in wesentlichen Einsatzfeldern mit hohem Verantwortungsprofil

Heimfürsprecher bzw. Mitglied im Heimbei-rat, Verantwortliche von Fördervereinen, Mitarbeit im QM und Fundraising

Vgl. oben. Zusätzlich: Unmittelbare Anbindung an die Leitungs- und Verantwortungsebene der Organisation

Ca. 95 Euro/Monat

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Voraussetzungen

Kosten bei 50 -100 Stunden/Monat

Freiwilligenarbeit – Risiko?

Chance oder

Teil II Das Heim als Arbeitsplatz Engagierter?

freiwillig

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Drei Kernfragen…

Spannungsfelder…

Einsatzfelder und Schwerpunkte von Freiwilligen in Pflegeheimen

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Prozesse des Freiwilligenmanagements: Organisatorische administrative Anforderungen

und

Anstiften zur Solidarität! Einsatzfelder und Schwerpunkte von Freiwilligen in Pflegeheimen

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Innovationen

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Innovationen…

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Konfliktmanagement und Streitkultur Spannungsfelder…

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10 Regeln… …für Hauptamtliche zur Zusammenarbeit mit Freiwilligen 1. Hauptamtliche müssen entscheiden, in welchem Bereich freiwillige Tätigkeiten sinnvoll sind und ob sie dort mit Freiwilligen arbeiten wollen. 2. Hauptamtliche sind dafür verantwortlich, die Konzeption der Arbeit, in der Freiwillige tätig sind, zu vermitteln. 3. Freiwillige brauchen: Beauftragung, Einführung, Aus- und Fortbildung, Begleitung, Vereinbarungen für ihre Tätigkeit. 4. Hauptamtliche sind dafür zuständig, Freiwillige an Entscheidungen zu beteiligen, die deren Arbeit betreffen und Informationen weiterzugeben. 5. Die Arbeit von Freiwilligen ist kostenlos, aber sie verursacht Kosten. 6. Hauptamtliche müssen darauf achten, dass der Anteil der Freiwilligen an den Arbeitsergebnissen nach außen deutlich wird. 7. Hauptamtliche sind zuständig für eine angemessene Form der Anerkennung von freiwilliger Arbeit. 8. Die Arbeit von Freiwilligen verursacht zusätzliche Arbeit für die Hauptamtlichen. 9. Freiwillige sind nicht dazu da, um die Arbeiten zu machen, zu denen Hauptamtliche keine Zeit oder Lust haben. 10. Die Zeit von Freiwilligen ist ebenso begrenzt wie die Zeit von Hauptamtlichen. CURAVIVA.CH, 21.09.2010; Martin Mybes, Freiburg

10 Regeln… …für Freiwillige zur Zusammenarbeit mit Hauptamtlichen 1. Es gibt für Freiwillige keinen Anspruch darauf, dass ihre (ehrenamtliche) Arbeit angenommen wird. 2. Freiwillige Arbeit ist nicht deshalb wertvoller und wichtiger, weil sie unbezahlt ist. 3. Hauptamtliche haben begrenzt Zeit, weil sie oft für viele Bereiche zuständig sind, nicht nur für den der freiwilligen Arbeit. 4. Hauptamtliche sind zuständig für freiwillige Mitarbeiter, aber nicht immer kompetent dafür. 5. Freiwillige Arbeit heißt nicht spontan und willkürlich: Vereinbarungen sind notwendig, auch Freiwillige haben einen „Dienstweg“ zu beachten. 6. Freiwillige sind dafür verantwortlich, Hauptamtliche über ihre Arbeit zu informieren. 7. Auch zwischen Freiwilligen und Hauptamtlichen müssen Zuständigkeiten abgesprochen werden. 8. Freiwillige können und müssen selbst entscheiden, wie viel Zeit sie zur Verfügung stellen, wofür sie Verantwortung übernehmen und beides mit Hauptamtlichen kommunizieren. 9. Hauptamtliche nehmen nicht automatisch und stets begeistert die vielen Ideen und Aktionen, die durch freiwillige Arbeit entstehen, auf. Sie müssen dafür geworben und gewonnen werden. 10. Hauptamtliche brauchen Anerkennung für ihre Arbeit, auch wenn sie für diese bezahlt werden. CURAVIVA.CH, 21.09.2010; Martin Mybes, Freiburg

Verfahrensanforderungen Der Prozess des Freiwilligenmanagements: Organisatorische und administrative Anforderungen

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Mindestanforderungen 1. Bestandsaufnahme („Schnelltest“) 2. Zielgruppendefinition – Zielgruppenfindung 3. Checkliste für Erstkontakt 4. Einarbeitungskonzept 5. Koordination des Freiwilligenmanagements 6. Begrüßungsmappe (Informationen) 7. Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit 8. Vereinbarung zwischen Einrichtung und Freiwilligen 9. Kostenrahmen / Budget CURAVIVA.CH, 21.09.2010; Martin Mybes, Freiburg

Mögliches Raster zur Zielgruppenfindung

Gesuche/ Tätigkeit

Welche Fähigkeiten werden gebraucht?

Welche Zielgruppen könnten angesprochen werden?

Wo ist diese Zielgruppe zu finden?

Wie ist die Zielgruppe anzusprechen?

Wer ist verantwortlich?

Jahreszeitliche Dekoration für den Eingangsbereich

Gefühl für Farben und Stil, Freude am Gestalten

Frauen, die gern dekorieren, gestalten und schmücken und viermal im Jahr einige Stunden Zeit haben

Kundinnen in Blumengeschäften , Bastelgeschäften und vergleichbaren Läden.

Gezielt Flyer in den Geschäften auslegen und ggf. ein Plakat dazu aufhängen. Den Inhaber um Mithilfe bitten.

Konkret Verantwortliche benennen, die sich des Projekts annehmen.

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Wie steht es um die Freiwilligenarbeit in unserer Einrichtung? Ein Schnelltest Mit JA  und NEIN  ankreuzen

1. Wir haben Kontakt zu allen Freiwilligen, die bei uns tätig sind. 2. Die Engagementformen für Freiwillige sind klar definiert. Wir können Interessierten jederzeit ein klares Angebot machen. 3. Wir sind uns über die Motive klar, warum wir die Mitarbeit Freiwilliger befürworten. 4. Wir sind offen für Angebote, die Engagementbereite an uns herantragen. 5. Es existieren schriftliche Tätigkeitsbeschreibungen für die verschiedenen Bereiche, in denen Freiwillige tätig werden können. 6. Es gibt Konzepte zur Gewinnung Freiwilliger.

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7. Wir überprüfen regelmäßig, ob bestehende Aufgaben sinnvoll sind und entwickeln bei Bedarf neue. 8. Es gibt einen „Verhaltenskodex“, der die Zusammenarbeit zwischen hauptamtlichen und Freiwilligen regelt. 9. Die Aufgaben sind so zugeschnitten, dass es keine oder nur geringe Überschneidungen zwischen haupt- und ehrenamtlicher Arbeit gibt. 10. Es existiert ein Budget für die Einarbeitung und die Aus- bzw. Weiterbildung von Freiwilligen. 11. Wir würdigen freiwilliges Engagement durch eine angemessene Wertschätzungskultur. 12. Es gibt eine/n Verantwortliche/n für die Belange und die Gewinnung neuer Freiwilliger. 13. Freiwillig Engagierte sind aktiv an der laufenden Verbesserung des ehrenamtlichen Leitungsangebots beteiligt. 14. Wir erhalten (positive oder negative) Rückmeldungen über die Qualität der Arbeit der freiwillig Engagierten aus dem Kreis der engagierten selbst, von den Bewohnern, Angehörigen u.a.

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Vorbereitungsphase

Planungsphase

Einführungsphase

Sicherung des Alltagbetriebs

1. Entscheidung für die Einrichtung ehrenamtlicher Hilfe im jeweiligen Versorgungskontext

2. Beauftragung einer projektverantwortlichen Person/Gruppe mit der Planung des Einsatzes von ehrenamtlicher Hilfe in der Einrichtung 3.Bedarfsanalyse 4. Entwicklung eines Konzepts 5. Ressourceneinschätzung 6. Entscheidung über Einführung des Modells 7. Auftrag an eine Projektgruppe zur Einführung des Modells 8. Einrichten einer Koordinationsstelle 9. Aufbau einer Gruppe von Freiwilligen 10. Auswahl der Einsatzorte 11. Organisation des Alltagsbetriebs 12. Laufende Betreuung durch eine Koordinationskraft 13. Fortbildung und Supervision 14. Teambildung 15. Öffentlichkeitsarbeit 16. Erfolgskontrolle

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0 – 1 Monat

2 – 4 Monate

6- 10 Monate

4 – 6 Monate

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

„Seit die Zukunft begonnen hat, wird die Gegenwart immer schlechter“

Dieter Hildebrandt, Kabarettist

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ISM – Innovatives Sozialmanagement Mybes Beratung und Schulung für Organisationen der Altenhilfe

Häherweg 30 D-79110 Freiburg Tel.: 0761.2923992 Mobil: 0171.5495732 Email: [email protected] Fragen oder mehr Informationen?

*** Vinzenz von Paul gGmbH Soziale Dienste und Einrichtungen

c/o Schwärzlocher Straße 10 D-72070 Tübingen oder c/o Gänsheide 49 D-70184 Stuttgart Tel.: 07071.2923992 Email: [email protected] CURAVIVA.CH, 21.09.2010; Martin Mybes, Freiburg