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Author: Dorothea Junge
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Yannik Mück Free ebooks ==> www.ebook777.com Österreich zwischen Mussolini und Hitler – Der Weg zum Juliabkommen 1936

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Free ebooks ==> www.ebook777.com Yannik Mück: Österreich zwischen Mussolini und Hitler – Der Weg zum Juliabkommen 1936 ISBN 978-3-95421-087-9 (E-Book, mobi) 1. Auflage, 2015 Verlag: minifanal www.minifanal.de Herausgeber: © Dirk Friedrich Dorfstr. 57a, 53125 Bonn Alle Rechte vorbehalten Covergestaltung: Marian Jaworski (marianjaworski.de) unter Verwendung folgender Bilder: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:KurtVonSchuschnigg1936.jpg Bundesarchiv, Bild 183-S33882 / CC-BY-SA Bundesarchiv, Bild 183-2007-1022-506 / CC-BY-SA

Yannik Mück, Jahrgang 1989, machte im Jahr 2014 seinen Abschluss als Magister Artium und legte das Erste Staatsexamen in den Fächern Englisch und Geschichte ab. Seit 2015 ist er Lehrassistent am Lehrstuhl für Neueste Geschichte an der Universität Würzburg.

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Inhaltsverzeichnis Free ebooks ==> www.ebook777.com Vorwort 5 1. Einleitung 1.1 Vorgeschichte der Anschlussidee 1919-1933 1.2 Quellenlage und Forschungsstand 1.3 Ziele und Aufbau der Arbeit 2. Außenpolitische Konzeptionen 2.1 Hitler und das Auswärtige Amt 2.2 Mussolini und das faschistische Italien 3. Deutschland und Österreich 1933/34 3.1 Hitlers „Kalter Krieg“ gegen Österreich 3.2 Dollfuß’ ambivalente Haltung gegenüber Deutschland und der NSDAP 4. Außenpolitische Abwehrversuche der österreichischen Politik 4.1 Der Versuch der Internationalisierung der österreichischen Frage 1933/34 4.2 Italien als Bündnispartner 4.3 Die Römischen Protokolle 4.4 Der Putsch vom 25. Juli 1934 4.5 Die „Front“ von Stresa 4.6 Das Scheitern des ‚Donaupaktes‘ als Beispiel für eine gescheiterte Internationalisierung der österreichischen Frage 5. Die Annäherung zwischen Hitler und Mussolini 5.1 Italiens Abessinienkrieg 1935/36 – Das Ende für Stresa 5.2 Die beginnende Annäherung von faschistischem Italien und nationalsozialistischem Deutschland 5.3 Beseitigung eines Problems: Die Verständigung über Österreich

Free ebooks ==> www.ebook777.com 6. Die bilaterale Lösung: Die Verhandlungen zum Juliabkommen 1933 7. Die Folgen des Juliabkommens für Österreich und Europa

8. Quellen und Literaturverzeichnis 8.1 Quellenverzeichnis 8.2 Literatur 9. Abkürzungsverzeichnis

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Vorwort

Free ebooks ==> www.ebook777.com Das hier vorliegende Buch entstand aus einer im Februar 2014 eingereichten Magister/Zulassungsarbeit des Autors. An einigen Stellen ergänzt und etwas aufpoliert, mit seitdem veröffentlichter neuer Literatur erweitert und mit Hinweisen der Korrektoren der Arbeit verbessert, gibt es doch größtenteils die damalige Magisterarbeit wieder. Diese verstand sich als eine Synthese des vorliegenden Literatur- und Quellenmaterials zur österreichischen (außenpolitischen) Geschichte von 1933 bis 1936 und mochte doch vor allem der Frage nachgehen, was die entscheidenden Bedingungsfaktoren im Zustandekommen des Juliabkommens von 1936 waren, das einen so bedeutenden Schritt zum sogenannten „Anschluss“ des März 1938 darstellte. Die Arbeit folgt einer eher klassischen diplomatiegeschichtlichen Ausrichtung und hofft den Ansprüchen ihrer Leser zu genügen, indem sie neben den Hauptakteuren Deutschland, Österreich und Italien auch den weiteren europäischen Kontext der zu behandelnden Jahre berücksichtigt und an geeigneten Stellen die Rückwirkungen von innen- und außenpolitischer Agenda der österreichischen Regierung debattiert. Bedanken möchte sich der Autor bei Prof. Dr. Wolfgang Altgeld, der sich als betreuender Professor als große Hilfe bei der Abfertigung dieser Arbeit erwies und stets mit Rat und Tat zur Seite stand. Weiterhin gilt ein großer Dank der Familie des Autors, die ihn stets unterstützte.

Free ebooks ==> www.ebook777.com 1. Einleitung „Als glückliche Bestimmung gilt es mir heute, daß das Schicksal mir zum Geburtsort gerade Braunau am Inn zuwies. Liegt doch dieses Städtchen an der Grenze jener zwei deutschen Staaten, deren Wiedervereinigung mindestens uns Jüngeren als eine mit allen Mitteln durchzuführende Lebensaufgabe erscheint! Deutschösterreich muß wieder zurück zum großen deutschen Mutterlande, und zwar nicht aus Gründen irgendwelcher wirtschaftlichen Erwägungen heraus. Nein, nein: Auch wenn diese Vereinigung, wirtschaftlich gedacht, gleichgültig, ja selbst wenn sie schädlich wäre, sie müßte dennoch stattfinden. Gleiches Blut gehört in ein gemeinsames Reich. Das deutsche Volk besitzt solange kein moralisches Recht zu kolonialpolitischer Tätigkeit, solange es nicht einmal seine eigenen Söhne in einem gemeinsamen Staat zu fassen vermag.“1 So äußert sich Adolf Hitler, ab Januar 1933 deutscher Reichskanzler, auf der allerersten Seite seiner 1925 erschienenen Propagandaschrift Mein Kampf zum Thema Österreich. Der „Anschluss“2 war also ein zentrales Thema in Hitlers Gedankenwelt, in dessen politischer Konzeption und wie sich zeigen wird, auch in der politischen Realität des Dritten Reiches. Und auch vor 1933 spielte er eine wichtige Rolle in der politischen Diskussion Österreich und Deutschland – ihres Zeichens Verlierermächte des Großen Krieges von 1914 bis 1918.

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1.1 Vorgeschichte der Anschlussidee 1919-1933

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Die Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich wurde beiden Staaten von den Siegermächten des Ersten Weltkrieges in den Pariser Friedensverträgen untersagt. Artikel 88 des Staatsvertrages von Saint-Germain legte fest, dass Österreich seine Unabhängigkeit nur mit der Zustimmung des Völkerbundes aufgeben durfte: „Die Unabhängigkeit Österreichs ist unabänderlich, es sei denn, daß der Rat des Völkerbundes einer Abänderung zustimmt. Daher übernimmt Österreich die Verpflichtung, sich, außer mit Zustimmung des gedachten Rates, jeder Handlung zu enthalten, die mittelbar oder unmittelbar oder auf irgendwelchem Wege, namentlich – bis zu seiner Zulassung als Mitglied des Völkerbundes – im Wege der Teilnahme an den Angelegenheiten einer anderen Macht seine Unabhängigkeit gefährden könnte.“3 Artikel 80 des Vertrages von Versailles zwang auch Deutschland zur Achtung der österreichischen Unabhängigkeit: „Deutschland erkennt die Unabhängigkeit Österreichs innerhalb der durch Vertrag zwischen diesem Staate und den alliierten und assoziierten Hauptmächten festzusetzenden Grenzen an und verpflichtet sich, sie unbedingt zu achten; es erkennt an, daß diese Unabhängigkeit unabänderlich ist, es sei denn, daß der Rat des Völkerbunds einer Abänderung zustimmt.“4 Dieses ‚Selbständigkeitsgebot‘, wie man es besser ausdrücken würde, wurde in der Folgezeit in Deutschland, aber noch mehr in Österreich, als ‚Anschlussverbot‘ gedeutet. Die Zustimmung des Völkerbundrates zur Vereinigung beider Staaten schien auf unabsehbare Zeit utopisch, da die europäischen Mächte in der Angliederung Österreichs eine Stärkung der Macht und der Stellung Deutschlands gesehen hätten, die zu verhindern vor allem für Frankreichs Außenpolitik oberstes Ziel war. Die Genfer Protokolle von 1922 erneuerten das Selbständigkeitsgebot, indem die Regierungen Frankreichs, Großbritanniens, Italiens, der Tschechoslowakei und Österreichs es zur Voraussetzung für die Gewährung einer wichtigen Anleihe an Österreich machten. Die Protokolle gaben eine internationale Garantie der Souveränität des Alpenstaats; Österreich verpflichtete sich, selbständig zu bleiben.5 Das Genfer Protokoll führte auch dazu, dass die 1931 verkündeten Zollunionspläne zwischen Deutschland und Österreich, die in den Augen vieler europäischer Staaten eine Hegemonie Deutschlands über Südosteuropa eingeleitet hätten, vom Internationalen Gerichtshof am 5. September 1931 abgelehnt wurden.6 Schon zwei Tage vorher erreichte Frankreich durch seine Finanzdiplomatie einen Verzicht Österreichs auf die Zollunion. Im Protokoll von Lausanne vom Juli 1932, bei dem Belgien, Großbritannien, Frankreich und Italien für einen Kredit an Österreich bürgten, bekräftigte Österreich erneut seinen Verzicht auf die Zollunion und auf den Anschluss an Deutschland, indem die Verbindlichkeiten des Genfer Protokolls von 1922 erneuert wurden. Dieser Anschlussverzicht sollte bis 1952 gelten, denn bis dahin hätte der Kredit, der mit den Lausanner Protokollen verbunden war, zurückgezahlt werden müssen.7 Engelbert Dollfuß, der am 10. Mai 1932 zum Bundeskanzler Österreichs ernannt worden war, wurde wegen der Annahme des Lausanner Protokolls in Österreich stark kritisiert.

Free ebooks ==> www.ebook777.com Denn seit der Gründung der Alpenrepublik 1918 bildete das Anschlussstreben in der österreichischen Politik einen breiten Konsens, der von den Kommunisten über die Sozialdemokraten bis zum Landbund und den Christsozialen getragen wurde. Abgelehnt wurde er nur von monarchistischen Kreisen und Teilen der katholischen Kirche, die sich gegen eine Angliederung an das protestantisch dominierte Deutschland aussprachen.8 Die Sehnsucht nach dem Anschluss hing mit der Furcht vor der Lebensunfähigkeit des neu geschaffenen Staates zusammen, auf Seiten der Sozialdemokratie aber auch mit der Hoffnung, in einem Großdeutschland mehr Rückhalt zu finden als in weiten Teilen des ländlich-konservativen Österreichs. So sah Otto Bauer in der Angliederung an Deutschland den „Anschluss an den Sozialismus“9 . In konservativen Kreisen sah man im Zusammenschluss beider Staaten die Chance, das sozialdemokratisch dominierte Wien zu entmachten und dem Wiener Zentralismus zu entkommen.10 Im „Gesetz vom 12. November 1918 über die Staats- und Regierungsform von Deutschösterreich“ hieß es in Artikel zwei noch: „Deutschösterreich ist Bestandteil der Deutschen Republik.“11 Am 12. März 1919 erfolgte eine erneute Anschlusserklärung des Parlaments.12 Doch die Annahme des Vertrages von Saint-Germain brachte das Ende der Hoffnungen auf einen Zusammenschluss beider Staaten, aus Deutschösterreich wurde im Oktober 1919 die Republik Österreich. Der Wunsch nach dem „Anschluss“ blieb innerhalb der österreichischen Politik jedoch erhalten. Es waren nun vor allem einzelne Bundesländer Österreichs, die sich für die Angliederung an Deutschland aussprachen.13 Erst die Machtübernahme der Nationalsozialisten im Nachbarland ließ österreichische Sozialdemokraten wie Christsoziale davon Abstand nehmen – einen Anschluss an Hitlers Drittes Reich lehnten sie beide ab.

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1.2 Quellenlage und Forschungsstand

Free ebooks ==> www.ebook777.com Der Arbeit zugrunde liegen die editierten außenpolitischen Dokumente aller fünf hauptsächlich behandelten Staaten: Die Documents on British Foreign Policy14 für Großbritannien, die Documents Diplomatiques Français15 für Frankreich, die Documenti Diplomatici Italiani16 für Italien und für Deutschland die Akten zur Auswärtigen Deutschen Politik17 . Im Falle Österreichs lag dem Autor der zum Zeitpunkt der ersten Abfertigung dieser Arbeit noch unveröffentlichte 10. Band der Außenpolitische Dokumente der Republik Österreich 1918-1938 vor, der vom 10. August 1934 bis zum 24. Juli 1936 reicht und der im Jahr 2014 veröffentlicht wurde.18 Band 9 jener Reihe, der die Zeit von Februar 1933 bis August 1934 abdeckt, erschien nun ebenfalls im Jahr 2014 – dem Autor lag er leider noch nicht vor. Für diese Zeit greift die Arbeit vermehrt auf anderes Quellenmaterial zurück, so zum Beispiel auf die Protokolle des Ministerrats der Ersten Republik19 , die Protokolle des Klubvorstands der Christlichsozialen Partei20 oder den Quellenband Mussolini-Dollfuß. Geheimer Briefwechsel, in dem die zentralen Dokumente der österreichisch-italienischen Begegnungen der Dollfuß-Zeit abgedruckt sind.21 Ebenfalls als Quellen berücksichtigt wurden im Rahmen des Themas die veröffentlichten Werke der politischen Hauptakteure. Dies waren bei Hitler beide Bücher von Mein Kampf und das als Fortsetzung gedachte Werk, das heute unter dem Namen Hitlers zweites Buch bekannt ist, welches jedoch nicht zu Zeiten des Dritten Reiches veröffentlicht wurde.22 Weiterhin wurden ausgewählte Reden Hitlers herangezogen, die entweder zur Darstellung seiner außenpolitischen Konzeption dienen können, oder in seiner Zeit als Reichskanzler ab Januar 1933 entstanden sind, sofern diese für das internationale politische Geschehen wichtig waren. Für Italien stellen neben den DDI die Opera Omnia23 Mussolinis eine wichtige Quelle zur Rekonstruktion der damaligen Ereignisse dar. Außerdem liegt mit dem politischen Journal von Pompeo Aloisi, Leiter des Büros des Außenministeriums von 1932 bis 1936 und italienischer Chefdiplomat mit „direktem Draht“ zu Mussolini, ein ausgezeichnetes Dokument zur Außenpolitik Italiens in französischer Übersetzung vor.24 Auf Seiten Österreichs ragen vor allem die Memoiren Ernst Rüdiger Starhembergs, des Bundesführers der faschistischen Heimwehren und der Vaterländischen Front und Vizekanzlers unter Dollfuß und Kurt von Schuschnigg, heraus.25 Auch wenn die Dokumente wie alle Memoiren-Literatur mit Vorsicht zu behandeln sind, sind sie an den meisten Stellen glaubhaft und von großem Wert, da Starhemberg lange Zeit als verlängerter Arm Mussolinis in der österreichischen Politik galt. Ebenso wichtig sind die Schriften und Memoiren Kurt von Schuschniggs, Nachfolger von Dollfuß als Bundeskanzler Österreichs.26 Auch diese sind natürlich einseitig gefärbt und müssen mit besonderer Vorsicht behandelt werden. Weiterhin wurden die Schriften von anderen Akteuren stellenweise herangezogen, wo diese einen wichtigen Schluss über das jeweilige Thema zulassen, so zum Beispiel die Tagebücher Joseph Goebbels27 und Alfred Rosenbergs28 bei der Behandlung der Hitler’schen Österreichpolitik oder die Aufzeichnungen anderer Chefdiplomaten auf der europäischen Bühne, wie die des französischen Botschafters in Berlin, André François-Poncet, der von 1931 bis 1938 dort wirkte.29 Weite Teile und Aspekte des hier ausgeführten Themas sind von der Forschung bereits

Free ebooks ==> www.ebook777.com behandelt worden. Zum größten Teil wird in der Arbeit an den jeweiligen Stellen selbst auf grundlegende und weiterführende Literatur hingewiesen, vereinzelt – und wo dem Gegenstand dieser Arbeit zuträglich – die Perzeption eine Problematik in der Forschung diskutiert. Deshalb sollen hier nur einige Werke beschrieben werden, die für die Entstehung der Arbeit grundlegend waren. Für die Erforschung des deutsch-italienischen Verhältnisses und die Annäherung der beiden Diktatoren bahnbrechend war die 1972 von Jens Petersen veröffentlichte Arbeit „Hitler-Mussolini. Die Entstehung der Achse Berlin Rom 1933-1936“30 . Petersen beschrieb darin aktengestützt das wechselhafte Verhältnis zwischen Hitler und Mussolini und fügte dieses in den europäischen Kontext ein. In diesem Zusammenhang ist auch die Frage nach Österreich eine zentrale, doch kann und muss die Schrift Petersens durch den anderweitig gelegten Fokus an einigen Stellen noch ergänzt werden. Ebenfalls grundlegend sind die Arbeiten des ungarischen Historikers Lajos Kerekes, der in den 1960ern in verschiedenen Werken die internationalen Beziehungen zwischen Italien, Österreich, Ungarn und Deutschland erforschte.31 Bei der Behandlung des deutsch-österreichischen Gegensatzes und der Geschichte der österreichischen Nationalsozialisten sind die Arbeiten von Norbert Schausberger32 , Dieter Binder33 und Gottfried-Karl Kindermann34 die am meisten beachteten. Zwar sind alle reich an Informationen und im Falle Kindermanns auch an weiterführendem Material, doch bemerkt man vor allem bei Kindermann eine Überzeichnung des Bildes Dollfuß’ als „Abwehrkämpfer“, die dessen umstrittene Rolle in der damaligen Zeit positiv überhöht. Allgemein weisen die österreichischen Arbeiten eine gewisse politische Voreingenommenheit auf. Einen Gegensatz zu Kindermanns konservativen Ansichten bilden so die innerhalb des letzten Jahrzehnts entstandenen Schriften Karl Bauers35 , welcher der Diskussion um die Rolle Dollfuß’, aber auch der um die Verantwortlichkeit hinter dem Juliputsch, neue Impulse geben konnte. Die Arbeiten Hanns Haas’36 und Karl Haas’37 zur Internationalisierung der österreichischen Frage in den 1930er Jahren und Karl Stuhlpfarrers38 zur Außenpolitik der Regierungen Dollfuß und Schuschnigg sind wichtige Schriften zur Einordnung der österreichischen Außenpolitik in den europäischen Kontext. Ebenfalls zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang die Werke von Ludwig Jedlicka, die sich neben der österreichischen Außenpolitik allgemein vor allem den italienisch-österreichischen Beziehungen der Zwischenkriegszeit widmen.39 Einen wichtigen Beitrag zum Zustandekommen des Juliabkommens lieferte Franz Müller in seiner Monographie über das Wirken Franz von Papens als Sonderbevollmächtigter Hitlers in Wien, die detailreich die Schwierigkeiten um die Verhandlungen des Abkommens schildert.40 Gabriele Volsanksys „Pakt auf Zeit. Das deutsch-österreichische Juli-Abkommen 1936“41 ist zentral für die Beschreibung der Folgen des Abkommens für die österreichische Politik 1936 bis 1938. Die Entstehung des Vertrags gibt sie dagegen leider nur oberflächlich wieder. Auf italienischer Seite ist vor allem der Historiker Ennio Di Nolfo im Rahmen dieser Arbeit zu nennen, da in seinen Aufsätzen die außenpolitischen Grundlinien des faschistischen Italiens am präzisesten wiedergegeben werden.42 Für Hitlers Außenpolitik muss in diesem Zusammenhang der US-Amerikaner deutscher Herkunft Gerhard L. Weinberg genannt werden, der mit seinem Buch „The foreign policy of Hitler’s Germany. Diplomatic revolution in Europe 1933-1936“43 eine genaue Untersuchung der Hitler’schen Außenpolitik der für den Zeitraum dieser Arbeit wichtigen

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Jahre lieferte und zudem mit der Entdeckung von Hitlers zweitem Buch einen wichtigen Beitrag in der Erforschung der außenpolitischen Konzeption Hitlers geleistet hat. Free ebooks ==> www.ebook777.com

Free ebooks ==> www.ebook777.com 1.3 Ziele und Aufbau der Arbeit Zwar sind somit schon viele Einzelaspekte des hier zu behandelnden Themas erforscht, doch fehlt eine übergreifende Darstellung des Zustandekommens des Juliabkommens von 1936. Welche Rolle spielte Österreich in den außenpolitischen Konzeptionen Hitlers und welche Rolle in der Außenpolitik des Dritten Reiches? Welche Strategie verfolgte das Italien Mussolinis und warum stimmte es im Jahr 1936 einem bilateralen Vertrag zwischen Deutschland und Österreich so vorbehaltlos zu, nachdem es zuvor jahrelang die Integrität und Souveränität Österreichs gegen Deutschland verteidigt hatte? Und was veranlasste, dass die Regierung Schuschniggs den Vertrag mit Deutschland mit seinen weitreichenden Implikationen nicht nur zu unterschreiben, sondern aktiv darum zu suchen bereit war, obwohl man um die ultimativen Zielsetzungen Hitlers wusste? All diesen Punkten soll die vorliegende Arbeit nachkommen, um dabei die Frage nach den Gedanken, Intentionen und außenpolitischen Strategien der Beteiligten hinter dem Juliabkommen nachvollziehen zu können. Um das Zustandekommen des Vertrages zu verstehen, muss man also mehrere Bereiche genau untersuchen: Die Österreichpolitik Hitler-Deutschlands, die geprägt war von innerer Einmischung und dem Ziel, die Alpenrepublik zu annektieren; die österreichische Außenpolitik der Jahre 1933-1936, die die Annäherung an Italien als effizientesten Weg der Verteidigung der Unabhängigkeit des Alpenstaates empfand; die italienisch-österreichischen Beziehungen des zu behandelnden Zeitraums und genauso das Verhältnis zwischen Italien und Deutschland und somit auch das der beiden Diktatoren Hitler und Mussolini, deren Annäherung ab 1935 erst das Juliabkommen ermöglichte. Der europäische Gesamtkontext der Vorkriegszeit darf dabei ebenso wenig übersehen werden, wie die österreichische Innenpolitik, zumindest dann, wenn ihre Rückwirkungen auch die Außenpolitik des Alpenstaates mitbestimmen sollten. Die hier vorliegende Arbeit wird diese Bereiche untersuchen und miteinander verknüpfen, um so die Entstehung des Juliabkommens einordnen zu können. Dabei werden auch in der Forschung kontrovers diskutierte Fragen behandelt. So soll im dritten Kapitel Hitlers Verantwortlichkeit für den sogenannten „Juliputsch“ der österreichischen Nationalsozialisten vom 25. Juli 1934 erörtert werden. Neue Quellen lassen darauf schließen, dass Hitler selbst den Putsch zumindest duldete, wenn nicht sogar initiierte, um Österreich ‚gleichzuschalten‘, den unliebsamen Bundeskanzler Dollfuß zu entmachten und den Alpenstaat so für den Anschluss an Deutschland vorzubereiten. Ebenfalls werden in diesem Kapitel die Bemühungen von Bundeskanzler Dollfuß dargestellt, mit den österreichischen Nationalsozialisten zu einem Ausgleich zu gelangen. Die österreichische Außenpolitik wird im vierten Kapitel der Arbeit ausführlich beschrieben. Welche Wege konnte die österreichische Regierung, die nach der Ausschaltung des Parlaments im März 1933 zunehmend autoritär regierte, gehen, um die österreichische Unabhängigkeit gegen den aggressiv auftretenden Nachbarn aus dem Norden zu sichern? Auf welche ausländischen Mächte konnte sie dabei zählen, was waren dabei deren Motive für die Unterstützung Österreichs und wie weit waren diese Mächte bereit, Hitler entgegenzutreten, wenn er auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker verwies und öffentlich betonte, dass eine „Idee nicht vor den Grenzpfählen eines Landes haltmachen wird“44 ? Unter Berücksichtigung der internationalen Lage von 1933 bis 1936 soll in der Arbeit gezeigt werden, dass für Österreich drei Wege möglich erschienen, seine

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Souveränität zu wahren: Den Weg über das System der kollektiven Sicherheit, sprich den Völkerbund und das Kollektiv der Staaten, allen voran Großbritannien und Frankreich, die Free ebooks ==> www.ebook777.com als mächtigste Vertreter der Völkerbundidee galten. Dies schloss auch eine Kooperation mit drei Nachfolgestaaten des alten Habsburgerreiches, der Tschechoslowakei, Jugoslawien und Rumänien mit ein, die sich in der sogenannten Kleinen Entente zusammengeschlossen hatten und im engen Verbund mit Frankreich eine gezielt antirevisionistische Außenpolitik vertraten. Zweitens den Weg über die Anlehnung an einen mächtigen Staat, der ein Interesse und die Mittel hatte, die Unabhängigkeit Österreichs zu sichern und zu verteidigen. Für Österreich war dies Italien, da der Alpenstaat für Mussolini einen wichtigen Faktor für seinen Einfluss im Donauraum und in Südosteuropa darstellte. Doch was waren die Folgen der Anlehnung an den faschistischen Nachbarstaat, mit welchen Mitteln musste dessen Hilfe erkauft werden? Als Drittes kam auch der zwischenstaatliche, bilaterale Ausgleich mit Deutschland in Frage, wie er 1936 unter dann ungünstigsten Bedingungen für Österreich zu Stande kam. Schon seit dem Amtsantritt Hitlers gab es zwischen der österreichischen Regierung und den Nationalsozialisten in Österreich Gesprächskontakte und ein Ausgleich scheiterte oft nur an den überzogenen Forderungen des NS-Landesinspektors für Österreich, Theo Habicht. Die österreichische Regierung ging alle drei Wege – versuchte zumindest stellenweise, alle drei Wege zu gehen – um so die Unabhängigkeit Österreichs zu sichern. Doch innenwie außenpolitische Gründe ließen für die österreichische Regierung die Alternative, in einem Bündnis mit Italien die Sicherung der Souveränität zu suchen, am attraktivsten erscheinen. Dass dies wiederum Mussolini innenpolitisch immensen Einfluss auf die Politik Österreichs gab und außenpolitisch den Weg einer internationalen Kooperation für die Unabhängigkeit Österreichs gegen den Willen Italiens nicht mehr zuließ, soll ebenfalls Thema dieser Arbeit sein. Die Bestrebungen Italiens, die österreichische Unabhängigkeit zu wahren, waren dabei durchaus authentisch. Und bis zur Mitte des Jahres 1935 zeigte sich Österreich erfolgreich in dem von ihm am hartnäckigsten vertretenen Weg, der Anlehnung an Italien. Doch brachte der Zeitraum von 1933 bis 1936 eine Annäherung zwischen den beiden autoritär regierenden, faschistischen und nationalsozialistischen Diktatoren Hitler und Mussolini. Über den Ausbruch des italienischen Abessinienkrieges verließ Mussolini die Seite der Westmächte, Frankreich und Großbritannien, denen er im Laufe der Jahre 1934 und 1935 nahe gekommen war, und schwenkte auf einen Kurs zugunsten Berlins ein. Über die Kooperation im Spanischen Bürgerkrieg, der im Juli 1936 ebenfalls beginnen sollte, brachte diese Annäherung noch im Oktober 1936 einen Freundschaftsvertrag zwischen Italien und Deutschland und ließ Mussolini am 1. November 1936 in einer Rede einseitig die „Achse Berlin–Rom“ ausrufen.45 Wie kam diese Annäherung zu Stande, obwohl sich noch im Juli 1934 die Beziehungen beider Länder nach der Ermordung des österreichischen Bundeskanzlers, dessen Familie zu diesem Zeitpunkt bei Mussolini zu Gast war, auf dem Tiefpunkt befanden? Und was bedeutete diese Annäherung für Österreich, das sich in den Jahren zuvor hauptsächlich auf Italien verlassen hatte? Der Untersuchung der Beziehung zwischen Italien und Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der Thematik Österreich widmet sich das fünfte Kapitel. Die Annäherung beider Länder soll im Zuge des italienischen Abessinienkrieges beschrieben und analysiert und ihre Implikationen für die Wahrung der österreichischen Unabhängigkeit beleuchtet werden.

Free ebooks ==> www.ebook777.com Der zeitliche Rahmen der Arbeit reicht dabei von der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler in Deutschland im Januar 1933, die die Außenpolitik Deutschlands gegenüber Österreich grundlegend ändern sollte, bis zum Abschluss des Juliabkommens am 11. Juli 1936. Dieser Vertrag sollte Deutschland weitgehende Einflussmöglichkeiten auf die österreichische Politik geben und somit den eigentlichen Anschluss im März 1938 vorbereiten. Nach dem Abschluss des Abkommens gab es für Österreich – in Anbetracht der Politik Frankreichs und Großbritanniens und der Annäherung zwischen Deutschland und Italien – kaum noch eine Möglichkeit, der Eingliederung in das Deutsche Reich langfristig zu entgehen. Deshalb endet die Arbeit mit dem Zustandekommen des Juliabkommens und mit der Beschreibung seiner Folgen für Österreich und Europa. Zu einem Zeitpunkt also, als sich immer mehr eine italienisch-deutsche Kooperation anbahnte und die österreichische Souveränität zwar auf dem Papier formal festgeschrieben, in Wahrheit jedoch untergraben wurde. Folgen und Implikationen des Juliabkommens werden im Schlusskapitel dieser Arbeit noch einmal näher betrachtet. Eingeleitet wird der Hauptteil der Untersuchung jedoch mit einem Blick auf die außenpolitischen Konzeptionen der beiden für die österreichische Unabhängigkeit wichtigsten europäischen Staaten: Italien und Deutschland. Wie gezeigt werden soll, spielte Österreich sowohl in der Konzeption Hitlers wie in der Mussolinis eine wichtige Rolle. Beide Diktatoren suchten den Einfluss ihrer Länder auf den Alpenstaat, um so in Südosteuropa die eigene Position auszubauen und die Region langfristig zu dominieren. Doch es geht in diesem Kapitel nicht nur um die Österreich-Konzeptionen, sondern um die generellen außenpolitischen Ziele und Taktiken der beiden Diktatoren und ihre gegenseitige Einschätzung. Diese außenpolitischen Überlegungen sind wichtig, weil sie ihr Handeln in den Jahren 1933 bis 1936 maßgeblich beeinflussten. Sei es im Falle Hitlers seine in Mein Kampf dargelegte Bündnispolitik für den großen europäischen Krieg oder für Mussolini seine außenpolitischen Grundziele, die die Grundlage seiner zwischen Revisionismus und Anti-Revisionismus schwankenden Außenpolitik im dargestellten Zeitraum und den Hintergrund seines Abessinienfeldzuges 1935/36 bildeten. Die außenpolitischen Grundgedanken beider Diktatoren zu kennen, ist Voraussetzung, um ihr Verhalten im europäischen Kontext der Jahre 1933 bis 1936 zu verstehen.

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2. Außenpolitische Konzeptionen

Free ebooks ==> www.ebook777.com „Die Interessen Italiens und Deutschlands kreuzen sich nicht. […] Unsere gemeinsamen Interessen sind in der Gegnerschaft zu Frankreich zu suchen, in dem gemeinsamen Gegensatz. Italien muß sich am mittelländischen Meer ausdehnen und kommt damit automatisch in den Gegensatz mit Frankreich. Italien braucht Afrika zum Auffüllen. Dann ist Italien ja Imperialist? Ja, Gott sei Dank, denn damit ist es Frankreichs Gegner. […] Frankreich ist auch unser Gegner. Wir aber müssen die Hand jedes Verbündeten ergreifen, von dem wir wissen, daß er Gegner Frankreichs ist.“46 Sucht man nach einem außenpolitischen Konzept des späteren Reichskanzlers Adolf Hitler, wird man in dessen früher Propagandaschrift Mein Kampf fündig. Schon 1925 legte er die Grundlinien seiner Ideenwelt und mit ihr die außenpolitischen Implikationen derselben dar und griff sie in dem 1928 geschriebenen zweiten Buch erneut auf, ohne diese groß zu verändern. Sie wurden zu Handlungsmotiv und Programmatik für den sich ab 1933 an der Macht befindenden Nationalsozialisten, bei dessen tatsächlicher Politik und seinen dargelegten Zielen sich „eine frappante Übereinstimmung zwischen Theorie und Praxis“47 zeigte.

Free ebooks ==> www.ebook777.com 2.1 Hitler und das Auswärtige Amt So machte sich Hitler in Mein Kampf auch in Bezug auf Italien genaue Vorstellungen über dessen Rolle in Europa. Italien stünde vor einem ähnlichen Problem wie Deutschland: Es besäße zu wenig Raum für seine Bevölkerung, leide zudem unter einer geringen Anzahl an Bodenschätzen. Hitler schlussfolgerte, dass auch Italien früher oder später zur „Raumpolitik“ übergehen müsste. Während Deutschlands „Lebensraum“ im Osten läge, wäre für Italien der Mittelmeerraum das Ziel seiner Vergrößerung. Seine Expansion dort brächte es aber in den Gegensatz mit Frankreich, das in der „natürlichsten Gegnerschaft“ zu Italien stünde.48 Deutschland und Italien dagegen wären künftige Bündnispartner, da zwischen ihnen keine Interessengegensätze vorherrschten und beide Feinde Frankreichs wären. „Im Gegenteil, mit keinem Staat hat Deutschland vielleicht mehr gemeinsame Interessen als gerade mit Italien und umgekehrt.“49 Dieser Gedanke lässt sich schon 1920 in einer Rede Hitlers feststellen, ist also anfangs ein machtpolitischer.50 Mit der Machtübernahme der Faschisten 1922 kam jedoch eine ideologische Komponente hinzu: „Ein nationalsozialistisches Deutschland erst wird mit einem faszistischen [sic!] Italien den Weg zu einer letzten Verständigung finden […].“51 Den Triumph des Faschismus bezeichnete Hitler später als einen der „Wendepunkte der Geschichte“, Mussolini beschrieb er als genialen Staatsmann und „römischen Cäsaren“.52 Italien könnte man als Bündnispartner gewinnen, ohne dass mit einer sofortigen Kriegserklärung Frankreichs oder seiner Koalitionspartner gerechnet werden müsste – eine Konstellation, die Hitler im Falle eines Wiedererstarken Deutschlands besonders fürchtete.53 Um eine erneute außenpolitische Einkreisung wie vor dem Ersten Weltkrieg zu vermeiden, müsse man das Bündnis mit England und Italien suchen, so das Dogma der Hitler’schen Außenpolitik, eine Annäherung zwischen Frankreich und Italien müsse unbedingt vermieden werden. Italien war also – neben England – ein Eckpfeiler der Bündnisgedanken Hitlers.54 Wie passt nun die Frage nach dem Anschluss Österreichs in diesen Zusammenhang des natürlichen Bündnisses mit Italien, dessen Absicht, eine Vereinigung Deutschlands und Österreichs zu verhindern, sich schon in den 1920er Jahren abzeichnete. Hitler besaß einen ausgeprägten Hass auf die habsburgische Dynastie, das Festhalten an der Bindung zu Österreich stellte für ihn den Kardinalfehler des Deutschen Kaiserreiches dar, durch den es sich unnötige Feinde geschaffen hätte.55 Seine Feindseligkeit gegenüber dem Österreich der Habsburger übertrug sich auf die neugeschaffene Republik. Den österreichischen Eliten unterstellte er eine profranzösische Tendenz und sah die Gefahr, dass Österreich, durch Paris gelenkt, einen Keil zwischen Deutschland und Italien treiben könnte.56 Österreich war für Hitlers außenpolitische Zielsetzungen zentral, denn sollte es sich an Frankreich orientieren, so wäre die Gefahr groß, dass Italien als „möglicher Bundesgenosse auf unabsehbare Zeit für Deutschland endgültig ausscheidet und Frankreich damit immer mehr zum Herren der Geschicke Europas wird.“57 Ein Ausgleich mit Italien über den Alpenstaat besaß für Hitler also hohe Priorität und er hoffte, Italien mit einem Verzicht auf Südtirol zur Zustimmung des Anschlusses zu bewegen. Gegen den Widerstand seiner Anhängerschaft setzte er diesen Verzicht in den 1920ern durch, um so Italien später an seine Seite bringen zu können. Wird die Frage nach Österreichs Stellung in Hitlers erstem Buch von Mein Kampf noch mit Ausnahme der ersten Seite übergangen,

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heißt es in Hitlers zweitem Buch, Italien müsse für einen Anschluss sein, damit Österreich sich nicht an Frankreich orientierte. ==> Durch www.ebook777.com die Preisgabe der Brennergrenze solle die Free ebooks nötige Nachgiebigkeit Italiens erreicht werden.58 Dies äußerte Hitler auch mehrmals italienischen Staatsmännern und Diplomaten gegenüber, so auch im direkten Gespräch mit Eugenio Morreale, dem Mussolini-Vertrauten und italienischem Presseattaché in Wien.59 Auch wenn sich die außenpolitische Konzeption Hitlers über die Jahre hinweg als realpolitisch maßgeblich herausstellen sollte, war der Reichskanzler nicht der einzige Einflussfaktor auf die Außenpolitik des Dritten Reiches. Das Auswärtige Amt erlebte zum Amtsantritt Hitlers im Januar 1933 kaum Umbesetzungen, auch der bisherige Außenminister Konstantin von Neurath blieb in seinem Amt.60 Daneben wurden jedoch NS-Konkurrenzstellen wie die Auslandsorganisation der NSDAP, das Amt Rosenberg oder die Dienststelle um Ribbentrop aufgebaut.61 Auf dem Gebiet der Außenpolitik fanden sich – zumindest in der Anfangszeit des Dritten Reiches – weite Überschneidungen zwischen den konservativ-nationalistischen und den nationalsozialistischen Konzeptionen. Im Mittelpunkt stand dabei die Revision des Versailler Vertrages durch Wiederaufrüstung und den Einsatz ökonomischer Mittel zur außenpolitischen Durchdringung anderer Länder. Doch ging das Auswärtige Amt nach dem Amtsantritt Hitlers über seine traditionellen revisionistischen Ansprüche hinaus. Symbolisch für diesen gemeinsamen Verständigungsboden stand die Rede Neuraths vor dem Reichskabinett am 7. April,62 die auf einem Memorandum des Staatssekretärs Bernhard von Bülows basierte.63 In dieser Rede sprach Neurath Forderungen nach der Rückgewinnung Elsaß-Lothringens, der Kolonien und des Anschlusses Österreichs aus. Auch wegen dieser Kongruenz der Ziele machte sich die Verwirrung um die eigentliche Entscheidungsgewalt im neuen NS-Staat außenpolitisch anfangs wenig bemerkbar. Über die Zeit hinweg ist jedoch eine Zurückdrängung des Einflusses des Auswärtigen Amtes im Dritten Reich, im Besonderen für Österreich, zu beobachten.64 Die Österreich-Frage war auch in der Zeit der Weimarer Republik ein wichtiger Faktor der deutschen Außenpolitik gewesen, doch war es vor allem die wirtschaftliche Durchdringung, die als zentrales Element in Verbindung mit dem Alpenstaat angesehen wurde. Ein eventueller Anschluss schien unrealistisch ob des Widerstands der europäischen Mächte und wurde daher in Deutschland auch nie mit der gleichen Vehemenz gefordert wie dies in Österreich der Fall war. Zudem hatte die Anschlussfrage nicht das Maß an nationaler Aufladung erfahren, welches es später in der NS-Außenpolitik hatte. Nachdem 1931 das Projekt einer Zollunion am Widerstand der westlichen Mächte gescheitert war und die Gewährung der Lausanner Anleihe für Österreich 1932 eine Erneuerung der Genfer Protokolle von 1922 samt dem Anschlussverbot mit sich brachte, traten eventuelle Pläne darüber endgültig in den Hintergrund.65 Ein weiterer wichtiger Akteur in der Frage der deutsch-italienischen Annäherung war der deutsche Botschafter in Rom, Ulrich von Hassell.66 1881 geboren und aus altem hannoverschen Adelsgeschlecht stammend, galt er als nationalkonservativ und Anhänger preußischer Tugenden. Für ihn lag der Schlüssel zum Wiedererstarken Deutschlands in einer „aktiven deutschen Politik im Südosten auf der Grundlage einer engen Fühlung mit Italien und Ungarn.“67 Hassell betonte vermehrt die Notwendigkeit einer Absprache mit

Free ebooks ==> www.ebook777.com Italien im Balkanraum: Italien würde sich die Einflusssphäre auf dem Balkan viel lieber mit Deutschland teilen als mit Frankreich, dessen Vormachtstellung in Europa unter Mitwirkung Italiens zermürbt werden sollte.68 Hitler und seiner aggressiven Außenpolitik am Rande des Kriegsausbruchs stand Hassell kritisch gegenüber, für die Jahre 1933 bis 1936 war er trotzdem eine der zentralen Figuren in der Annäherung Hitlers und Mussolinis, da er durch seine guten Kontakte der Verständigung Vorschub leistete. In Konflikt geriet er dabei auch mit dem Auswärtigen Amt. Außenminister von Neurath bezeichnete den Anschluss Österreichs als „oberste Priorität“ und war sogar bereit eine offizielle Erklärung abzugeben, die das deutsche Desinteresse an Südosteuropa bekunden und Italiens Vorherrschaft im Donauraum akzeptieren sollte. Hassell sprach sich im Gegensatz dazu für eine Zurückstellung der Österreichfrage aus. Er wusste um das Konfliktpotenzial der Angelegenheit. Zuerst sollte eine Vertrauensbasis zwischen den beiden Diktatoren gelegt werden, die Kardinalfrage Österreich sollte dafür vorläufig herausgehalten werden.69 Dem lag eine unterschiedliche Auffassung über das Machtpotenzial Italiens zugrunde. Während Hassell von einem sehr hohen Einflussfaktor Italiens ausging, schätzte Neurath Italien als vergleichsweise schwachen Staat im europäischen Mächtekonzert ein.

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2.2 Mussolini und das faschistische Italien

Free ebooks ==> www.ebook777.com Anders als Hitler hatte Mussolini und seine Partito Nazionale Fascista kein festgelegtes außenpolitisches Programm, keine Zielsetzungen, wie sie Adolf Hitler in Mein Kampf formuliert hatte, bevor sie 1922 in Italien an die Macht kamen.70 Vielmehr nahm Mussolini in den Jahren vor seiner Machterlangung vieles an Forderungen auf, die ihn bei der Bevölkerung punkten ließen. Er war einer der Hauptverfechter des Mythos vom vittoria mutilata, des Verstümmelten Sieges. Gleichzeitig bediente er sich bei alten imperialen Forderungen des Nationalismus und spitzte diese weiter zu. Vier Grundziele lassen sich in der Außenpolitik Italiens unter Mussolini feststellen: Die Absicht, Italien eine autonome Außenpolitik zu geben und als Großmacht agieren zu lassen, den Aufbau eines imperialen Kolonialreichs, den Drang auf den Donau-Balkan-Raum und die Veränderung des europäischen Mächtesystems, vor allem der Entente, zu Gunsten Italiens.71 Die Grundziele bildeten ein Programm, welches sich „durch erbitterten Nationalismus, Expansionismus und eine sozial-darwinistisch gerechtfertigte Bereitschaft zur Gewaltanwendung auszeichnete und das innenpolitisch eine stark integrative Wirkung ausübte“.72 Während die frühe Phase des Faschismus hauptsächlich der Konsolidierung im Inneren dienen sollte und musste, sollten langfristig in einem endlich konsolidierten Staat außenpolitische Interessen durchgesetzt werden, nämlich die machtpolitische Ausdehnung.73 Ein wichtiger Punkt bei der grundsätzlichen Bewertung von Mussolinis außenpolitischer Konzeption ergibt sich aus dem bereits Gesagten: Das Dynamische überwog gegenüber dem Statischen, Abwartenden. Statt eines festgelegten langfristigen Programms hatte die Außenpolitik Mussolinis Grundziele, die es zu erreichen galt, und zwar auch unter der Preisgabe bisheriger Prämissen.74 Der Donau- und Balkanraum war ein Hauptfeld des außenpolitischen Revisionismus Italiens, wobei es Mussolini vorerst nicht um territoriale Zugewinne ging, da diese wohl nur in einem Krieg zu erreichen gewesen wären, sondern um finanz- und machtpolitischen Einfluss. Ging man anfangs noch auf einen Ausgleichskurs mit dem neu entstandenen Jugoslawien, änderte sich das ab Mitte der 1920er Jahre. Italien etablierte durch den Tiranapakt von 1926 und 1927 eine Vorherrschaft über Albanien, schloss mit dem revisionistischen Ungarn 1925 einen Freundschaftsvertrag und begann separatistische Gruppen in Jugoslawien zu unterstützen. Jugoslawien antwortete mit dem französischjugoslawischen Beistandspakt vom Dezember 1927, der Italien in einen Gegensatz zu Frankreich brachte. Das Machtvakuum in Südosteuropa, das durch den Zerfall ÖsterreichUngarns entstanden war, versuchte Frankreich mit der Formung der Kleinen Entente aus Tschechoslowakei, Rumänien und Jugoslawien auszufüllen und sich so politischen Einfluss in diesem Gebiet zu sichern. Dieses Bündnis war hauptsächlich gegen Ungarn gerichtet, das durch die Pariser Vorortverträge auf einen Kleinstaat zusammengeschrumpft worden war. Ungarische Minderheiten gab es in allen drei Staaten der Kleinen Entente, was eine Zusammenarbeit der Entente mit dem revisionistischen Ungarn nahezu unmöglich machte. Die Lage in Südosteuropa war daher höchst instabil. Ungarn suchte nach einer Großmacht, die bereit war, an seiner Seite eine Totalrevision durchzuführen, und formulierte Mitte der Zwanziger Jahre den Gedanken, in einem Bündnis mit Österreich, Italien und Deutschland eben diese zu erreichen.75 Eine Kooperation mit Berlin lehnte Italien zu diesem Zeitpunkt noch ab.76 Stattdessen versuchte man in Rom

Free ebooks ==> www.ebook777.com durch ein Bündnis mit Ungarn und eine Einbeziehung Österreichs und eine Annäherung an Bulgarien, Rumänien und Griechenland eine Vormachtstellung in Südosteuropa aufzubauen. Mussolinis Forderung, die Pariser Friedensverträge zu revidieren77 , war Teil des Risikospiels, mit dem sich Mussolini an die Spitze der revisionistischen Länder in Europa setzen und eine Stabilisierung der europäischen Politik verhindern wollte. Dies geschah mit dem Ziel, sich als Vertreter der an einer Änderung der Verträge interessierten Staaten zu etablieren und in Europa als Vermittler auftreten zu können.78 Mussolini sah Deutschland als „die Achse, um die herum sich alles dreht“.79 Der italienische Diktator hielt Deutschland für die potentiell stärkste Macht in Europa und war sich daher sicher, dass die Zukunft Europas von der Entwicklung Deutschlands abhängen würde. Er begrüßte den revisionistischen Grundgedanken, der in weiten Teilen der Bevölkerung, ebenso wie der politischen Klasse vorherrschte und der von nationalistischen Strömungen besonders heftig vertreten wurde. Kontakte zu rechten Kreisen in Deutschland bestanden schon seit den frühen 1920er Jahren. Diese Kontakte wurden über die Jahre hinweg ausgebaut und äußerten sich in geheimer bis hin zu offener Unterstützung der Gruppen in Deutschland durch Finanzzahlungen und Waffenlieferungen.80 Am nächsten stand Mussolini dabei dem Stahlhelm; gegenseitige Besuche von hochrangigen Partei- und Stahlhelmmitgliedern bezeugten das gute Verhältnis. Dies änderte sich im Herbst 1931, als man auf Seiten Italiens vermehrt begann, in Deutschland auf die nationalsozialistische Karte zu setzen. Spielten Hitler und der Nationalsozialismus bis dahin im Konzept Mussolinis nur eine geringe Rolle, sah man nach dem Erfolg der NSDAP bei der Reichstagswahl im September 1930 in ihr einen ernstzunehmenden Faktor deutscher Politik. Die Annäherung erfolgte nun rascher und erlebte im Mai 1931 mit dem Besuch Görings in Rom einen ersten Höhepunkt.81 Mussolini, der 1932 auch das Amt des Außenministers übernahm, verfolgte die Situation Anfang der 1930er Jahre in Deutschland aufmerksam. Gegenüber dem neuen, rechtsgerichteten ungarischen Ministerpräsidenten Gömbös sagte er, dass die Machtergreifung Hitlers nur noch eine Frage von Wochen, bestenfalls von Monaten sei, und dass sie das Kräfteverhältnis in Europa von Grund auf verändern werde. Mussolini ging davon aus, dass spätestens 1938 ein neuer Krieg über Europa hereinbrechen würde.82 Seine realistische Lageeinschätzung über die Ziele Hitlers erlaubten Mussolini die Aufstellung eines außenpolitischen Planes für die nächsten Jahre. Dieser sah vor, Deutschland bei seiner kommenden Aufrüstung gegen jeglichen Druck der europäischen Mächte zu unterstützen, um die Länder Europas, allen voran Frankreich und Deutschland, in einen Gegensatz zu stürzen. Diesen wollte Mussolini nutzen, um eine Vermittlerposition in Europa einzunehmen und so Zugeständnisse von den Westmächten für Italiens Expansion in den Mittelmeerraum und nach Afrika, wie einer Eroberung Abessiniens oder den Ausbau des wirtschaftlichen und politischen Einflusses im Donauraum und auf dem Balkan, zu erlangen.83 Wie diese Arbeit zeigen soll, gelang es Mussolini sehr gut, eine solche Verhandlungsposition bis 1935 einzunehmen – bis er sich ab 1936 eben doch begann, für eine Seite zu entscheiden, von der es mit der Zeit immer schwieriger wurde, wieder abzurücken: die Seite Hitler-Deutschlands.84 Unter dem Blickwinkel des Vermittelns und der Äquidistanz zu den europäischen Großstaaten, der Strategie des sogenannten ‚Zünglein an der Waage‘ oder ‚peso

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determinante‘85 , waren auch der Vorschlag und die Verhandlungen zu dem sogenannten Free Frankreich, ebooks ==> www.ebook777.com Viermächtepakt zwischen Deutschland, Großbritannien und Italien zu sehen. Mussolini lancierte ihn Anfang 1933; er wurde jedoch nur paraphrasiert und nie ratifiziert. Es ging dem italienischen Duce hierbei weniger um konkrete Ergebnisse, sondern darum, in der Rolle des Vermittlers und als ‚Bändiger‘ Deutschlands aufzutreten, für den faschistischen Block sprechen zu können und sich gleichzeitig den Westmächten als ehrlicher Makler zu präsentieren – und dafür Zugeständnisse vornehmlich bei seinen Kolonialunternehmungen zu bekommen.86 Weiterhin stand hinter dem Plan die Idee, Deutschland eine Ruhepause zu verschaffen. Mussolini wollte es gegen Interventionsdruck von außen abschirmen und so die Umwälzung der Weimarer Republik und den Aufbau des Faschismus absichern. Wäre es zum damaligen Zeitpunkt zu einem englisch-französischen Eingreifen in Deutschland gekommen, beispielsweise über Sanktionsdrohungen und Interventionsdruck, wäre Italien zur Stellungnahme und Wahl gezwungen worden und hätte die von Mussolini angestrebte Mittlerposition aufgeben müssen.87 Der Machterlangung Hitlers sah Mussolini mit „bangender Erwartung“88 entgegen. Seine Freude über den Sieg einer dem Faschismus ähnlichen Ideologie war echt, doch vielmehr als einen ideologischen Bündnispartner sah Mussolini in Hitler eine ständige Gefahr für Frankreich, da durch ihn das revisionistische Streben Deutschlands noch viel stärker werden, und dadurch das Gewicht Italiens im internationalen Bereich weiter wachsen würde.89 Ein grundsätzliches revisionistisches Streben Deutschlands war Mussolini recht, doch fürchtete er Anfang der 1930er ein Wiedererstarken des deutschen Einflusses in Südosteuropa und auf Österreich. Gegenüber dem Anführer der österreichischen Heimwehr, Starhemberg, der ihm politisch nahe stand, äußerte er im Juni 1932, dass Österreich nicht in ein Großdeutschland inkorporiert werden dürfe, da sonst Italien 1915 bis 1918 vergebens um die Adria gekämpft hätte.90 „An ,Anschluss‘ with Germany must never be permitted, nor a union either. […] I have told you already Austria must survive and as an Austrian, not a German land. […] Politically, Austria is necessary to the maintenance of Europe. The day that Austria falls and is swallowed up by Germany will mark the beginning of European chaos.“91 Schon 1925 erklärte Mussolini gegenüber dem französischen Botschafter in Rom: „M. Mussolini m’a parlé de la question d’Autriche. Il craint par-dessus tout le rattachement de l’Autriche avoir Reich et il m’a dit avoir prévenu formellement l’Ambassador d’Allemagne que l’Italie ne le tolèrerait jamais et s’y opposerait par tous les moyens.“92 Das Interesse Italiens an Österreich war eng mit Italiens Interessen im Donau- und Balkanraum verknüpft. Über den Einfluss in Österreich sollte ein Ausgreifen Deutschlands in diesen Raum verhindert und die eigene Stellung gesichert werden: „For us a Pan-German solution of the Danubian question is as little acceptable as a Pan-Slav one. The Danube Basin is our European hinterland. That is why we seek a firm position there. Without it, we shall be forced to play the insignificant role of a

Free ebooks ==> www.ebook777.com peninsula on the periphery of Europe. We might even be pushed to Africa. Hence my warm interest in the development of Austria and Hungary.“93 Diese Aussagen zeigen, dass sich in der italienischen außenpolitischen Konzeption neben den dynamischen, revisionistischen eben auch konservative, antirevisionistische Elemente finden lassen, wenn es um den Schutz der eigenen, durch die Pariser Vorortverträge hinzugewonnenen Einflusszonen oder die Unabhängigkeit Österreichs ging.94 Dieser Widerspruch zwischen den beiden Elementen ist eine Ursache für das von Mussolini so oft gezeigte charakteristische Doppelspiel seiner Außenpolitik, also schon in seinen außenpolitischen Grundgedanken angelegt. Der Schutz Österreichs war dabei nie ein Hauptziel der italienischen Politik. Vielmehr war der italienische Einfluss auf Österreich neben dem Schutz, den er vor deutschen Bemühungen im Balkanraum gewährte, ein Mittel zum Zweck für Mussolini, ein Mittel, um Zugeständnisse zu gewinnen und Druck auf Frankreich und Großbritannien auszuüben, denen Mussolini bis 1935 trotz seiner Vermittler-Ambitionen näher stand als Hitler-Deutschland. Tatsächlich verband sich der Gedanke der Verteidigung der österreichischen Unabhängigkeit schon seit 1925 mit der Forderung nach einem imperialen Ausgleichsgebiet als Konzession. Der italienische Botschafter in Paris ließ den französischen Außenminister Briand 1925 Folgendes wissen: „Damit Italien bei der friedlichen Rekonstituierung Europas mitarbeiten kann, braucht es für seine wachsende Bevölkerung angemessene Absatzgebiete und Rohstoffversorgung. Es war daher unentbehrlich, unsere Aspiration auf ein koloniales Herrschaftsgebiet in Afrika, das bevölkert und wirtschaftlich abgewickelt werden konnte, in die notwendige Erwägung zu ziehen.“95 Um weiterhin antirevisionistisch gegen Deutschland aufzutreten – und die Verteidigung der österreichischen Unabhängigkeit war hier wohl der vorläufig wichtigste Punkt – verlangte Mussolini also die Verwirklichung seines kolonialen Grundziels und die Unterstützung der Entente-Mächte bei seinen imperialen Plänen.96 Es war dieser Zwiespalt zwischen Revisionismus und Antirevisionismus, dem die Wahrung der österreichischen Unabhängigkeit zum Opfer fiel, als die instabile Front der Stresa-Staaten über den Abessinienkrieg Italiens zerfiel und Mussolini dazu überging, Deutschland gegenüber Konzessionen zu machen, um seine eigenen – höher gestellten – imperialistischen Ziele zu erreichen. Als Mussolini gezwungen war, sich zu entscheiden, war es die Wahrung der österreichischen Unabhängigkeit, die er als erstes fallen ließ, da sie das Geringste seiner außenpolitischen Ziele darstellte. Unter dem Zeitdruck der oben erwähnten günstigen europäischen Konstellation stehend, war der Regierungswechsel in Ungarn im September 1932 für Mussolini das Zeichen, seine Bemühungen im Donauraum zu intensivieren. Mit der autoritären Rechtsregierung unter Ministerpräsident Gömbös an der Macht, wollte er die österreichische Regierung dazu bringen, ihren Widerstand gegen ein engeres Wirtschaftsbündnis mit Ungarn und Italien aufzugeben.97 Der österreichische Bundeskanzler Dollfuß war zwar bereit, seine wirtschaftlichen Beziehungen mit beiden Staaten auszubauen, doch das formelle Schaffen eines Vertragswerks konnte er wegen der außenpolitischen Probleme, die dieser Schritt in der Beziehung zu Deutschland ausgelöst hätte, nicht veranlassen.98 Tatsächlich machte

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man sich in der deutschen Außenpolitik wenig Sorgen über die Pläne, die in erster Linie gegen den deutschen Einfluss im Donauraum gerichtet waren, da man um den Fokus der Free ebooks ==> www.ebook777.com österreichischen Außenpolitik auf Deutschland wusste.99 Folgerichtig kam es nicht zur von Italien geplanten Zollunion, jedoch zum Abschluss einiger Handelsverträge im Stile der sogenannten Brocchi-Verträge, die eine Grundlage für spätere Verträge bilden würden.100 Auch wenn die Pläne einer Zollunion sich vorerst nicht realisieren ließen, blieb der Balkanraum für Italien ein wichtiges Interessengebiet. Gleichzeitig zu einem Angebot an Paris, sich über Jugoslawien zu verständigen101 , fand auch ein intensives Sondieren der deutsch-italienischen Interessen statt. Gegenüber dem deutschen Botschafter von Hassell erörterte Mussolini einen Plan einer deutsch-italienische Kooperation im Donaubecken und eine Aufteilung des Gebietes in getrennte Einflusszonen. Dies stellte eine schon länger diskutierte Idee der italienischen Ministerien dar, die mehrere Ziele verfolgte. Man wollte einmal den befürchteten deutschen ‚Drang nach Südosten‘ abmildern, indem man ihn in einer Kooperation zähmte, und den vor allem für die Zukunft befürchteten wirtschaftlichen Vorteil, den sich das mächtigere Deutschland in diesem Raum erwerben könnte, partiell außer Kraft setzen. Man erkennt hieran: Mussolini sah in Deutschland einen Konkurrenten um die Vorherrschaft in Südosteuropa. Aus diesem Rivalitätsverhältnis heraus wollte er Einflusszonen und Machtbereiche abgrenzen.102

Free ebooks ==> www.ebook777.com 3. Deutschland und Österreich 1933/34 „Österreich ist die Schlüsselstellung im Herzen Europas. Wer Österreich besitzt, beherrscht Mitteleuropa.“103 Nicht nur die Aussagen Hitlers in Mein Kampf lassen darauf deuten, dass Österreich Hitlers erstes Beuteziel gewesen war. Wie bereits gezeigt, waren es nicht nur ideologische, sondern vor allem machtpolitische Gründe, die Hitler zuerst auf Österreich blicken ließen104 : Er wusste, dass im Zuge einer Expansion Deutschlands ein Anschluss Österreichs international noch die wenigsten Komplikationen auslösen würde, ganz im Gegensatz zu einem Anschluss von Teilen Polens oder der Tschechoslowakei, deren Annexion ebenfalls ein Teil seiner Lebensraum-Ideologie war. Nach außen hin verschleierte Hitler sein eigentliches Ziel, wie er es in Mein Kampf dargelegt hatte. Als der italienische Unterstaatssekretär des Äußeren Fulvio Suvich im Dezember 1933 auf Staatsbesuch in Berlin weilte, teilte Hitler ihm sein Desinteresse an einem Anschluss Österreichs mit. Dies hätte vor allem finanzielle Hintergründe, „da Österreich allein überhaupt nicht lebensfähig sei und stets ein Zuschußland bleiben werde. Er habe daher von jeher den Standpunkt vertreten, daß Deutschland und Italien gemeinsam sich Österreich annehmen müßten […]. Schon aus dem Grunde, weil weder Deutschland noch Italien wünschen könnten, daß Österreich etwa eine Brücke zwischen Polen, Tschechen und Jugoslawen bilde, müßten Deutschland und Italien sich über ihre Beziehungen zu Österreich verständigen“105 Als Voraussetzung für eine gemeinsame Lösung brachte er Neuwahlen ins Spiel, beschwichtigte aber, „es komme gar nicht darauf an, daß in einem künftigen Kabinett nur Nationalsozialisten“ säßen, „alle national und gut gesinnten Kreise“ seien für eine Regierungsbildung heranzuziehen.106 Auch im April 1934 äußerte er im Zuge von Besprechungen über das Bülow-Programm für Österreich gegenüber dem Auswärtigen Amt kein Interesse an Österreich: Aus wirtschaftlichen Gründen und weil man das Militärpotenzial nicht ausnützen könne.107

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3.1 Hitlers „Kalter Krieg“ gegen Österreich

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Doch tatsächlich wollte Hitler auf keinen Fall auf den Anschluss Österreichs verzichten. Er hoffte darauf, dass sich die Frage durch innenpolitischen Druck lösen lassen würde. Über Neuwahlen und eine Regierungsumbildung sollten die österreichischen Nationalsozialisten die Macht im Alpenstaat übernehmen und eine Politik im Einklang mit Deutschland betreiben; Österreich sollte sozusagen ‚gleichgeschaltet‘ werden, bis ein Anschluss sich auch international als durchsetzbar erwies. Den Rückhalt von Dollfuß schätzte Hitler als gering ein, sprach davon, dass Österreich nur von Frankreich, Italien und der Tschechoslowakei gestützt würde.108 Als jedoch der österreichische Kanzler im März 1933 die Wiedereinberufung des österreichischen Parlaments verhinderte und sich auch nicht bereit zeigte, Neuwahlen abzuhalten, war dieser Weg, die Macht analog zu dem deutschen Beispiel zu erringen, vorerst gescheitert. Hitler musste einen neuen Weg finden, in seinem Heimatland die Herrschaft zu übernehmen. Die ablehnende Haltung Hitlers der österreichischen Regierung gegenüber wurde erstmals Anfang des Jahres 1933 sichtbar. Aufgrund der Hirtenberger Waffenaffäre109 war Dollfuß in Streit mit den Westmächten geraten. Über den deutschen Vizekanzler von Papen, dem Dollfuß politisch nahe stand, versuchte der österreichische Kanzler bei Hitler vorzufühlen, wie dieser zu der Übernahme des französischen Teils des Kredits der Lausanner Anleihe stünde. Dieser Schritt wäre einer Erschütterung des europäischen Bündnissystems gleich gekommen und hätte die Einbindung der Alpenrepublik in das System der Westmächte gefährdet. Gleichzeitig war die Lausanner Anleihe ein ständiger innenpolitischer Kritikpunkt an Dollfuß, war man doch durch den Kredit französischem Druck und Einfluss ausgesetzt. Dollfuß schien Anfang 1933 jedoch bereit, diesen Einfluss von Frankreich auf das Deutsche Reich zu übertragen. Dass dies auch ein Bekenntnis zu einer „gesamtdeutschen“ Politik bedeutet hätte, musste auch dem österreichischen Bundeskanzler klar gewesen sein.110 Hitler wies das Angebot jedoch zurück und verweigerte jegliche Verhandlungen mit Dollfuß selbst. Die österreichische Regierung sollte stattdessen einem Übergangskabinett Platz machen, das Neuwahlen ausschreiben müsse. Erst die daraufhin vom Volk legitimierte Regierung könne er als Verhandlungspartner akzeptieren.111 Statt einer vertrauensvollen Zusammenarbeit setzte Hitler von nun an auf Konfrontation mit der Regierung in Wien. Die Österreichfrage wurde eine persönliche Angelegenheit Hitlers: Reichsaußenminister von Neurath gab dem Drängen des Reichskanzlers nach, die letzte Entscheidungsgewalt in Bezug auf Österreich inne zu haben.112 Hitler fuhr von nun an eine Doppelstrategie: Er versuchte die Österreichfrage als innerdeutsche Angelegenheit zu lösen, ohne dabei die europäischen Mächte zu involvieren. Diese wurden beschwichtigt, während die österreichische NSDAP unter dem NS-‚Landesinspekteur‘ Theo Habicht zu einem aggressiveren Vorgehen überging, um den innenpolitischen Druck auf Dollfuß zu erhöhen. Radio-Propaganda von München aus, Terrormaßnahmen im Inland und eine Österreichische Legion an der Staatengrenze waren nur ein Teil der Maßnahmen, die zum Sturz der Regierung Dollfuß beitragen sollten. Der schwerwiegendste Schritt war die Einführung der „1000-Mark-Sperre“, die ab 1. Juni 1933 in Kraft trat und den Besuch Österreichs an die Bezahlung dieser Summe koppelte. Für die österreichische Tourismusindustrie war dies ein nicht zu unterschätzender Eingriff,

Free ebooks ==> www.ebook777.com ebenso wie die deutschen Importdrosselungen der österreichischen Wirtschaft allgemein zusetzten.113 In einer Ministerbesprechung vom 26. Mai 1933 sagte Hitler: „Die Lage in Österreich müsse man durch einen eindeutigen Kurs der Gewalt bereinigen, weil die Gefahr zu groß ist, daß Deutschland endgültig sechs Millionen Menschen verliert, die einem Verschweizerungsprozess entgegengehen. Durch die Einführung einer 1.000-Mark-Ausreisesperre wird voraussichtlich der Zusammenbruch der Regierung Dollfuß erfolgen. Neuwahlen werden die innere Gleichschaltung Österreichs ergeben, ohne daß ein äußerer Anschluss nötig ist. Die Haltung Italiens zur Anschlußfrage ist durchaus verständlich. Eine Genehmigung Italiens wird man mit Vorteilen auf anderen Gebieten bezahlen müssen.“114 Die österreichische Regierung antwortete nach einem besonders schweren Bombenanschlag am 19. Juni 1933 mit dem Verbot der NSDAP in Österreich, das die wichtigsten NS-Führer nach Deutschland fliehen ließ. Von dort führten sie, angeleitet von dem des Landes verwiesenen Habicht, ihren Propaganda- und Terrorfeldzug fort, der die Regierung Dollfuß weiter unter Druck setzen sollte.115 So eindeutig war die Lage in der deutschen Außenpolitik jedoch nicht. Zwar hatte es Hitler geschafft, das Auswärtige Amt in der Österreichfrage größtenteils auszuschalten, doch gab es bis zum Tode Hindenburgs noch andere Instanzen, auf die Hitler Rücksicht nehmen musste. Als sich der Erfolg der Hitler’schen Aggressionspolitik nicht abzeichnen wollte – es im Laufe des Februars 1934 im Zuge der Ausschaltung der Sozialdemokratie eher zu einer Stärkung der Stellung der Regierung Dollfuß kam, statt zu einer Schwächung – wurden Stimmen zur Revision der bisherigen Politik laut. Zwei dieser Stimmen gehörten Vizekanzler Franz von Papen und Hermann Göring. Letzterer hatte im November 1933 Mussolini in Rom getroffen und ihm in einem Beschwichtigungsversuch eine deutsche Österreichpolitik im Einklang mit Italien versprochen. Von der Forderung nach Neuwahlen und einer nationalsozialistischen Regierungsbeteiligung rückte er zwar im Gespräch mit dem Duce nicht ab, beteuerte aber in der Öffentlichkeit, dass „die deutsche Reichsregierung mit aller Energie gegen die Anschlusspropaganda auftreten [werde], da sie den Anschluss für unzeitgemäß und inopportun halte.“116 In dieser Hinsicht stand er im Einklang mit von Papen und dem deutschen Botschafter in Rom, von Hassell, und dessen Südosteuropakonzept. Der Einfluss von Papens, zumindest in den ersten Monaten des Regimes, ist nicht zu unterschätzen.117 Möglicherweise gelang es ihm und anderen Kritikern des Konfrontationskurses gegenüber Österreich, die Angelegenheit kurzfristig zu entschärfen. Hitler lehnte zwar direkte Gespräche mit Dollfuß weiterhin ab, doch entwickelte er – wohl auch aus Angst vor negativen Reaktionen des Auslands – eine Art Neuen Kurs118 , mit dem die österreichischen Nationalsozialisten durch Propagandamaßnahmen langfristig den Umsturz in Österreich vorbereiten sollten, statt kurzfristig und gewaltsam. Auch das Auswärtige Amt bezog erstmals klar Stellung und forderte im Bülow-Memorandum den Verzicht „auf alle aktivistischen Methoden“, ohne die Hoffnung auf einen Sturz Dollfuß ganz aufzugeben.119 Definitiv legte sich Hitler jedoch auf keine der Positionen fest. Während er einen Neuen Kurs proklamierte, erreichten die Terrormaßnahmen und die Propaganda- und Sabotagepolitik im Juni 1934 sogar einen Höhepunkt.120 Die Quellen legen nahe, dass in

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dem kurzen Zeitraum Juni/Juli 1934 der Entschluss gefasst wurde, die Österreich-Frage schnell – und zur Not auch gewaltsam – zu www.ebook777.com lösen. Es würde in diesem Zusammenhang Free ebooks ==> passen, dass auch der Einfluss von Papens im Zuge der Aktionen des 30. Juni 1934 zurückgedrängt wurde. Ein hoher Stellenwert kam dabei dem Treffen zwischen Hitler und Mussolini in Stra bei Venedig am 14. und 15. Juni 1934 bei. Hitler zeichnete von der Übereinkunft und dem Entgegenkommen Mussolinis in Hinblick auf Österreich ein weit positiveres Bild, als dies den italienischen Dokumenten zu entnehmen ist. Alfred Rosenbergs Tagebucheintrag über ein Zusammenkommen mit Hitler kurz nach dem Treffen ist folgender Verlauf der Gespräche zu entnehmen: „H[itler]: Absetzung v. Dollfuß, unparteilichen Regierungschef, Neuwahlen. Beteiligung der NSDAP im Verhältnis zum Ergebnis an der Regierung, Anschluß nicht akut. – M[ussolini]: Akzeptiert.“121 Ähnlich auch Goebbels in seinen Tagebüchern: „Dollfuß weg! Neuwahlen unter einem neutralen Vertrauensmann. Einfluß der Nazis nach Stimmenzahl. Wirtschaftsfragen werden von Rom und Berlin gemeinsam erledigt. Beide einverstanden. Wird Dollfuß mitgeteilt.“122 Auch Außenminister Neurath schien von dieser Version der Ereignisse von Hitler überzeugt worden zu sein, es bestehe zwischen den beiden Diktatoren „Einverständnis darüber, daß an die Spitze der österreichischen Regierung eine neutrale, d.h. parteipolitisch nicht gebundene Persönlichkeit treten müsse.“123 In einem Bericht Hassels über ein Gespräch mit Suvich über die Zusammenkunft der beiden Diktatoren jedoch hieß es von „ersichtlichen Meinungsdivergenzen“ in der Österreichfrage und dass „bei dem gegenwärtigen Kampfzustand in Österreich an ein Verhandeln schwerlich gedacht werden könne.“124 Hitler wusste um dieses Gespräch, kannte also die Meinungsdifferenzen.125 In den Wochen darauf soll er dann auch zurückgerudert und das Gesprächsergebnis realistischer wahrgenommen haben.126 Auf ein Telegramm Hassels über eine Unterredung mit Mussolini und dessen Aussage, „man solle nur deutscherseits jetzt einmal einige Monate Ruhe geben, die terroristischen Akte abblasen“127 , antwortete Hitler, „daß in der österreichischen Frage Eile nicht notwendig sei“.128 Tatsächlich spricht jedoch vieles dafür, dass Hitler sehr genau über die Putschpläne der österreichischen Nationalsozialisten um Theo Habicht Bescheid wusste, sie gebilligt hat, wenn nicht sogar aktiv an ihrer Ausarbeitung beteiligt war.129 Dies lässt sich vor allem aus den Tagebucheinträgen Joseph Goebbels und der Involviertheit des Propagandaministeriums schließen.130 Interessant ist auch ein Bericht der österreichischen Gesandtschaft in Berlin, der nach dem Treffen Suvichs mit Hitler im Dezember 1933 entstand und aus dem hervorgeht, dass es bereits im Dezember 1933 Pläne für einen gewaltsamen Umsturz der Regierung Dollfuß gab: „Es sei von deutscher Seite nochmals bemerkt worden, daß immerhin eine gewaltmäßige Lösung der Frage durch die österreichischen Nationalsozialisten denkbar sei. Sie wäre einmal für Oktober in Aussicht genommen gewesen und man halte jetzt etwa im Februar oder März eine solche Auseinandersetzung für möglich.“131 Vermutlich spielten außenpolitische Motive eine zentrale Rolle, wenn Hitler dem Putsch eines immer mehr in die Defensive geratenen Habichts zustimmte – wenn ihn nicht sogar

Free ebooks ==> www.ebook777.com selbst anordnete. Mitte 1934 war eine Annäherung Frankreichs sowohl an Italien als auch an Österreich in Gange. Eine Einkreisung Deutschlands durch Frankreich war die schlimmste Befürchtung Hitlers und Gerüchte über ein Treffen zwischen dem französischen Außenminister Barthou und Mussolini blieben auch dem Auswärtigen Amt nicht verborgen.132 Über die Gründe für die zügige Ausführung des Putschversuchs gegen die Regierung Dollfuß kann man aus den Berichten des Stabsleiters der österreichischen NS-Landesleitung Rudolf Weydenhammer erfahren. Rintelen, österreichischer Gesandter in Rom, der mit den Nationalsozialisten paktierte und Bundeskanzler der neuen Regierung werden sollte, bat Weydenhammer, den Putsch noch vor Ende Juli durchzuführen: „Er wies auf die bevorstehenden Besprechungen Dollfuß-Mussolini und DollfußBarthou hin, deren Ergebnisse für die deutsche Politik gefahrdrohend werden könnte; militante (sic!) Zugeständnisse Österreichs und die Pariser Anleihe standen vor der Tür; Außenminister Suvich und Mor[r]eale (ital. Gesandtschaft Wien) taten alles, um die deutsche Italien-Politik von Stra zu beeinträchtigen.“133 Eine Woche nachdem Dollfuß seine Reise zu Mussolini angekündigt hatte, trafen sich die Verschwörer am 25. Juni 1934 erstmals in Zürich. Noch bevor es zu der Reise des österreichischen Bundeskanzlers kam, die für Deutschland die gefürchtete Konstellation einer Annäherung zwischen Frankreich, Italien und Österreich weiter hätte beschleunigen können, begann der Putschversuch. Es ist unwahrscheinlich, dass ein solcher ohne das Wissen Hitlers stattfand – wenn er nicht sogar von diesem initiiert wurde.134

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3.2 Dollfuß’ ambivalente Haltung gegenüber Free ebooks ==> www.ebook777.com Deutschland und der NSDAP Wie schon mit dem Übernahmeangebot des Kredits der Lausanner Anleihe gezeigt, war Bundeskanzler Dollfuß alles andere als von vorneherein auf einen Ablehnungskurs gegenüber Hitler eingestellt, sondern ließ sich vielmehr auf ein gefährliches Doppelspiel ein. Zum einen war er innenpolitisch zur Absicherung seiner Macht und durch die kompromisslose Haltung des höchsten österreichischen Nationalsozialisten Theo Habicht zum Kampf gegen den Nationalsozialismus, und damit gegen Hitler, gezwungen. Zum anderen versuchte er aber auf staatspolitischer Ebene, die guten Beziehungen zu Deutschland aufrechtzuerhalten, und stand selbst im Inneren im Kontakt mit der österreichischen NSDAP.135 Tatsächlich muss man das Bild Dollfuß’ wohl überdenken, wenn man die Quellen in Betracht zieht. Mit Wissen des Kanzlers führte Anton Rintelen, zum damaligen Zeitpunkt noch Unterrichtsminister im Kabinett Dollfuß, im Laufe des Frühjahres 1933 Verhandlungen mit Theo Habicht. Über Rintelen kam es zu „eingehenden Besprechungen“ zwischen den NS-Größen Habicht, NS-Landesleiter Alfred Proksch und den Christsozialen Rintelen, Buresch und Schuschnigg. Die Verhandlungen endeten ergebnislos, da man den Forderungen der Nationalsozialisten nach sofortigen Neuwahlen und Ausschaltung der Heimwehr nicht nachgab.136 Buresch selbst soll schon vorher im Auftrag Dollfuß’ Kontakt mit der NS-Führung gehabt haben.137 Nach der Italienreise des österreichischen Bundeskanzlers zu Ostern 1933, bei der er neben Mussolini auch von Papen traf, berichtete Dollfuß im Klubvorstand der Christsozialen. Auf ein Gesprächsangebot Görings, vermittelt durch Suvich, antwortete er, dass ein Ausschalten von Landbund und Heimwehr ebenso wie Neuwahlen nicht in Betracht kämen, anders sähe dies mit der Beteiligung der „Nazi als viertes Glied unter Ausschluss ihrer Bedingungen“ aus.138 Auf eine Äußerung des Bundeskanzlers, über einen Besuch in Deutschland nachzudenken, folgte Kritik aus den eigenen Reihen, die ihn dazu nötigte festzustellen, nicht nur die ‚Sozi‘ zu bekämpfen, sondern natürlich auch den Nationalsozialismus.139 Aus den Akten des Klubvorstandes wissen wir, dass es zu direkten Verhandlungen zwischen Dollfuß und Habicht kam. Laut einer Aussage Habichts in der DeutschÖsterreichischen Tages-Zeitung140 fanden diese am 27. April und 4. Mai statt. In einem Protokoll des Klubvorstands vom 3. Mai legte Dollfuß die Forderungen des NSLandesinspekteurs dar und schloss, dass das Angebot „so freundlich es für die Christsozialen aussehen möge“, nicht in Frage komme. Er meinte aber auch: „Wenn die NS bereit sind, zur Stärkung des anti-marxistischen Kurses einzutreten, daß man unter Umständen diskutieren könnte.“ Dass Dollfuß die Möglichkeit zur Kooperation mit den Nationalsozialisten zumindest offen hielt, stieß erneut auf ausführliche Kritik des Vorstandes.141 Über das zweite Gespräch am 4. Mai schrieb Habicht, dass Dollfuß der Angelegenheit grundsätzlich positiv gegenüber eingestellt gewesen wäre, aber mehr Zeit „zur Vorbereitung der Verfassungsreform und zur Reorganisation der christlichsozialen Partei“

Free ebooks ==> www.ebook777.com gefordert hatte.142 Dies würde sich mit einer Aussage an den ungarischen Gesandten Kánya im März 1933 decken: „So lange aber die Verfassungsreform noch nicht unter Dach und Fach sei, könne er mit ihnen nicht handelseinig werden, weil er damit seine stärkste Waffe gegen die Linke aus der Hand geben würde. Sollte der Plan jedoch nicht gelingen, so würde er, da er nicht an zwei Fronten kämpfen könne, einen Ausgleich mit den Nationalsozialisten versuchen.“143 Über die geplatzten Verhandlungen sagte Habicht in einem Zeitungsartikel, dass der „hundertprozentige Kurswechsel“ durch den Eingriff jener Gruppen erfolgt sei, die durch die Kooperation „unter den Tisch gefallen“ wären. Innerhalb der Christlichsozialen Partei gebe es „schwere Kämpfe“ zwischen einer NS-freundlichen und einer ablehnenden Gruppe.144 Durch die Unnachgiebigkeit der Nationalsozialisten und die Maßnahmen Hitlers gegenüber Österreich auf der einen Seite, das NS-Verbot der österreichischen Regierung als Antwort darauf auf der anderen Seite, wurde eine Übereinkunft zwischen den beiden Gruppierungen unmöglich gemacht. Ganz aufgegeben wurde der Gedanke jedoch nie; Gespräche mit einflussreichen deutschen Nationalsozialisten gab es bis zum Winter 1933145 und auch im Januar 1934 stand Dollfuß erneut kurz vor einer Wiederaufnahme der direkten Gespräche mit Habicht, die erst in letzter Sekunde scheiterte.146 Tatsächlich legen die Quellen nahe, dass der österreichische Bundeskanzler mit der Idee der Einbindung der NSDAP spielte, diese jedoch gegen den Widerstand im Vorstand der Christsozialen und bei der Heimwehr nicht hatte durchsetzen können.147 Erst als durch die Februarereignisse 1934 die Position Dollfuß’ gestärkt und mit Italien eine Sicherheitsmacht gefunden schien, rückte er von dieser Position des Ausgleichs ab. Dies galt jedoch nicht für seinen Willen zur Kooperation mit dem Deutschen Reich auf staatspolitischer Ebene, wenn auch nicht mehr in dem Maße, wie es noch Anfang 1933 der Fall war.

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4. Außenpolitische Abwehrversuche der österreichischen Politik

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„Wir kämpfen heute für die Erhaltung Österreichs als eines selbständigen staatlichen und wirtschaftlichen Gebäudes in Mitteleuropa, und wir glauben, daß wir durch das Festhalten an diesem obersten Ziel unseres Strebens auch einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung des Friedens in Europa leisten.“148 Mit dem Aufstieg und der sogenannten Machtergreifung Adolf Hitlers in den 1930er Jahren in Deutschland setzte in der österreichischen Politik ein Kurswechsel ein. Die Haltung zur Idee des „Anschlusses“ an Deutschland, die noch in den Jahren nach 1918 von allen großen politischen Gruppierungen in Österreich unterschiedlich stark vertreten wurde, änderte sich grundlegend. Sozialisten wie Christdemokraten strichen die Forderung nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland aus ihren Parteiprogrammen.149 Österreich sollte, diese Idee wurde besonders von den Christsozialen und anderen Unterstützern des neugeschaffenen „Ständestaates“ gefördert, als „zweiter deutscher Staat“ und als Zuflucht des „wahren Deutschtums fungieren“, in Abgrenzung zur geistigen Fehlentwicklung, die mit den Nationalsozialisten im Deutschen Reich eingesetzt hätte. Man versuchte, eine neue österreichische Identität zu finden: Österreich wurde als eigentlicher Erbe des Heiligen Römischen Reiches definiert, als katholisches, abendländisches Land im Gegensatz zum „heidnischen“ Preußen.150 Auch die außenpolitische Linie musste sich grundlegend verändern, hatte man doch in dem Regime Hitlers eine Regierung vor sich, dessen Programm es vorsah, den Alpenstaat zu annektieren. Nächster Verbündeter war das angrenzende Italien, an das man sich auch innenpolitisch mit der Ausschaltung des Parlaments im März 1933 und dem Erstarken der Heimwehren angenähert hatte. Doch neben der Annäherung an Italien war eine andere Strategie, die Unabhängigkeit Österreichs in das System der kollektiven Friedenssicherung in Europa einzubauen, sprich den Völkerbund und seine zwei wichtigsten Schutzmächte, Großbritannien und Frankreich, für die österreichische Sache zu gewinnen. Eine dritte Möglichkeit, die österreichische Unabhängigkeit – vordergründig wie wir heute wissen – zu sichern, war der Ausgleich mit dem Nationalsozialismus, innenpolitisch in Österreich, wie außenpolitisch mit Deutschland.151

Free ebooks ==> www.ebook777.com 4.1 Der Versuch der Internationalisierung der österreichischen Frage 1933/34 Bei dem Versuch, die Frage der Unabhängigkeit und inneren Souveränität Österreichs international abzusichern, gestaltete sich der Spielraum des Bundeskanzlers Dollfuß gering. Bei jedem Hilfegesuch an die Westmächte musste er sich innenpolitisch den Vorwurf der nationalen Unzuverlässigkeit gefallen lassen – immerhin wandte man sich an die Gegner Deutschlands, mit dem sich weite Teile der Bevölkerung noch immer in einer besonderen Beziehung verbunden fühlten. Selbiges galt für eine Anrufung des Völkerbundes.152 Doch der nationalsozialistische Terrorkrieg gegen Österreich in den Jahren 1933/34 ließ Dollfuß schließlich doch internationale Hilfe suchen. Vermehrt versuchte er – oft auf inoffiziellem Weg – bei dem englischen Botschafter in Wien oder durch seinen Botschafter in London, Großbritannien stärker zu involvieren, und erinnerte die englische Regierung daran, sich für die österreichische Unabhängigkeit einzusetzen und die Deutschen vor weiteren Verletzungen der Souveränität des Alpenstaates zu warnen.153 Im Juni 1933 kam es während der Weltwirtschaftskonferenz in London zu Gesprächen, von denen Dollfuß gegenüber dem katholischen Nuntius zuversichtlich sagte, „dass alle drei Großmächte und selbst die kleine Entente (Dr. Beneš) im österreichischdeutschen Konflikt hinter Österreich stehen und er habe die feste Überzeugung, dass diese es mit Oesterreich auch wirklich ehrlich meinen.“154 Gleichzeitig offenbart das Dokument aber auch, mit welcher Vorsicht und eingeschränkter außenpolitischer Basis Dollfuß taktierte: „Der Bundeskanzler habe sich aus begreiflichen Gründen gescheut, aus eigener Initiative sich gegenüber den französischen Staatsmännern über den Konflikt mit Deutschland zu beklagen oder in irgend einer Weise Frankreich hiebei zu Hilfe zu rufen. Er habe aber sowohl in London als auch bei seinen Besuchen bei Herrn Daladier und Paul-Boncour in Paris den sicheren Eindruck empfangen, dass Frankreich gegebenenfalls bereit wäre, für die Erhaltung der Unabhängigkeit Österreichs wirksam im Vereine mit den anderen einzuschreiten.“155 Gegenüber dem oftmals von französischer Seite benutzten Argument, dass vor allem Italien sich gegen den Anschluss stellen müsste, argumentierte Dollfuß, dass ein nationalsozialistischer Angriff auf Österreich „nicht nur für Oesterreich, sondern für den Weltfrieden unabsehbare Konsequenzen nach sich ziehen müsste.“156 Im Klubvorstand bemerkte er: „Ich habe immer den Leuten klargemacht, die Franzosen und zum Teil die Engländer sagen sich, die Anschlußfrage geht gegen das Konzept Italiens. Ich habe gesagt, es geht nicht um die Anschlußfrage, sondern daß zehn- bis zwanzigtausend über die Grenze kommen, wie unsere NS versprechen, sondern die Nachbarn nicht warten, sondern zugreifen und wir noch Krieg über Nacht haben.“157 Welche Möglichkeiten für Österreich in einem ‚internationalen Kurs‘ lagen, betonte der tschechische Außenminister Beneš, als er sagte, dass jetzt für „Österreich […] die große Gelegenheit da wäre, sich zu konsolidieren und insbesondere international seine Stellung festzulegen. Die Neutralisierung des Landes

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wäre nun als einzigartige Gelegenheit […] durchzuführen, wozu Österreich selbst die Initiative zu ergreifen hatte. Einem Österreich, dessen Anschluß man jeden Moment Free ebooks ==> www.ebook777.com fürchten mußte, konnte und wollte man nichts geben; ein garantiert selbständiges Land werde jedoch von seinen Nachbarn alles haben können.“158 Nach der Wirtschaftskonferenz in London betonte Beneš, dass „der Widerstand gegen Hitler und das Auftreten Herrn Bundeskanzlers in London Österreich in der Welt ungeheuer populär gemacht und ihm allgemein große Sympathien erworben [haben].“159 Großbritannien war jedoch zu konkreten politischen Schritten nicht zu bewegen, sondern versuchte durch Presseberichte, auf Deutschland Einfluss zu nehmen.160 Auch Suvich, eine Art Sonderbeauftragter Mussolinis für Österreich, der offensichtlich in das Vorfühlen Dollfuß’ in London nicht eingeweiht war, lehnte eine Kooperation zu Gunsten Österreichs ab, entweder weil er sie für wirkungslos hielt oder weil er sich nicht gegen Berlin stellen wollte. Offiziell hieß es: „Gemeinsame englisch-italienische Vorstellungen würden die deutsche Haltung wahrscheinlich nur versteifen.“161 Am 24. Juli 1933 entschloss Dollfuß, sich offiziell an London und Rom zu wenden, um ein Eingreifen zu Gunsten Österreichs zu erwirken und in Berlin mit einem Protest vorstellig zu werden.162 Großbritannien war zu einem offiziellen Schritt bereit und schlug Italien und Frankreich ein gemeinsames Vorgehen in Form einer Demarche an die deutsche Regierung vor, mit welcher man sie drängen wollte, ihre Aktionen gegen die österreichische Regierung einzustellen.163 In Paris war man über die englische Initiative erfreut und stimmte dem Vorschlag zu.164 In Italien hingegen löste der englische Vorschlag Beunruhigung aus. Zwar stand Mussolini auf Seiten der österreichischen Unabhängigkeit, doch fürchtete man sich jetzt, in eben jene Rolle gedrängt zu werden, die zwangsläufig zu einer Parteinahme entweder für oder gegen Deutschland führen musste. Man zögerte eine Antwort an London hinaus und wies den italienischen Botschafter in Berlin, Cerruti, an, Deutschland über das englische Vorhaben zu informieren und eine freundschaftliche Demarche zu verfassen. Gegenüber Bülow äußerte sich Cerruti: „Mussolini wünsche die Durchführung des englischen Vorschlags vermieden zu sehen und bäte dringend zu erwägen, ob und wie dem österreichischen Protest der Boden entzogen werden könne.“165 Italien spielte also ein doppeltes Spiel, informierte Berlin über das Vorhaben Großbritanniens und verzögerte gegenüber den zwei anderen Mächten eine Antwort. Erst am 3. August erteilte Rom dem Anliegen gegenüber London eine Absage, ließ aber wissen, dass man selber vertrauliche, aber energische Schritte in Berlin erhoben habe, die ganz auf der englischen Linie lägen.166 Gegenüber Berlin betonte Italien, als Nachrichten über eine gemeinsame Aktion der drei Länder an die Weltpresse gerieten, dass man nichts mit dem französisch-englischem Schritt zu tun habe.167 Hitler kam dem Druck teilweise nach und ließ Radio- und Flugzeugpropaganda kurzfristig einstellen – dies sollte aber nicht von langer Dauer sein. Deutschland hatte so die Chance, von Italien über den Schritt informiert, die Beschwerden Frankreichs und Großbritanniens mit einem Hinweis auf bereits angeordnete Maßnahmen abzuwehren und einen diplomatischen Sieg einzufahren. Dieser wurde durch eine Pressemitteilung, in der eine Einmischung in deutsch-österreichische Auseinandersetzungen für nicht zulässig erklärt wurde, noch vervollständigt.168 Die Uneinigkeit der Mächte und die stillschweigende Akzeptanz der

Free ebooks ==> www.ebook777.com Begründung der Zurückweisung ermutigten Hitler nur, weitere Schritte zu wagen.169 Nachdem der erste Versuch, die österreichische Frage zu internationalisieren, im August 1933 gescheitert war, stand ein erneuter Versuch ob der Uneinigkeit der Mächte vorerst nicht zur Debatte, noch mehr, als auch das französisch-englische Einvernehmen durch die Abrüstungsverhandlungen Großbritanniens mit Deutschland Risse bekommen hatte. Eine Internationalisierung der Lage blieb ein Schritt, der für die österreichische Regierung mit vielen Unvorhersehbarkeiten und Zweifeln behaftet war. Man lief Gefahr, Italien zu vergrämen, da Mussolini dem Schritt kritisch gegenüber stand. Auch innenpolitisch ließ ein solcher Schritt die Heimwehr fürchten, die angestrebte Zerschlagung der Arbeiterschaft und den Aufbau des Faschismus im Land durch Einfluss der demokratischen Länder zu erschweren. Dazu kam der Eindruck des Misserfolgs des ersten Versuches. Am 17. Januar 1934 entschloss sich Dollfuß dennoch, diesen Weg erneut zu gehen. Er ließ in Berlin eine Protestnote der österreichischen Bundesregierung einreichen, ohne dass Italien oder auch der Ministerrat eingeweiht gewesen wären.170 Bei den europäischen Großmächten hatte Dollfuß vorfühlen lassen, wie diese sich bei einer Anrufung des Völkerbundes verhalten würden. Verschiedene Komplikationen traten nun dabei auf: Deutschland war 1933 aus dem Völkerbund ausgetreten, ohne dass die Westmächte bedeutende Schritte dagegen unternommen hätten. Großbritannien und Frankreich hatten sich zudem über die Frage der Aufrüstung Deutschlands entzweit. Während man in London bereit war, Zugeständnisse gegenüber Deutschland zu machen, lehnte Paris dies ab. Dies hatte auch Auswirkungen auf die Internationalisierung der Österreichfrage. Großbritannien fürchtete einen weiteren internationalen Konflikt, der den Ausgleich mit Deutschland erschweren konnte, Frankreich hingegen wollte diesen forcieren, um so Großbritannien wieder an seiner Seite zu sehen, und sprach sich auch deswegen für eine Behandlung der Frage vor dem Völkerbund aus.171 London hatte sich mit dem italienischen Einfluss über Österreich größtenteils abgefunden, aus der neuen Initiative Wiens wollte man sich am liebsten heraushalten, ließ aber wissen, dass bei einer unbefriedigenden Antwort Deutschlands, sich „Österreich warmer Unterstützung Großbritanniens sicher sein [konnte].“172 Italien kam die Initiative Österreichs unrecht, es fürchtete um seinen Handlungsspielraum im Donauraum und scheute die Konsequenzen einer Völkerbundsdebatte, die in einem Kollektivschritt der Großmächte oder sogar einem Neutralitätsvertrag aller Anrainerstaaten173 hätte enden könnte. Beides hätte sich gegen Deutschland gerichtet und Italien zu offensichtlich an der Seite der Westmächte gezeigt – ein Eindruck, den Mussolini vermeiden wollte. Am 29. Januar ließ der italienische Botschafter London mitteilen, dass man gegen einen Schritt Österreichs vor den Völkerbund sei, auch deshalb, weil Österreich sich mit damit um seinen Handlungsspielraum bringen würde.174 Als die Antwort aus Berlin wie zu erwarten negativ ausfiel, beschloss der österreichische Ministerrat am 5. Februar, den Völkerbund anzurufen, und hoffte, so die Völkerbundstaaten für Österreichs Unabhängigkeit und gegen Deutschland zu gewinnen. Ein Angriff auf Österreich käme in diesem Fall auch einem Angriff auf den Völkerbund gleich, argumentierte Dollfuß.175 Er erwartete sich von dem Vorgehen „mindestens ein starkes moralisches Ergebnis“, da „im Zusammenhang mit der gesamtpolitischen Situation es sich Deutschland werde überlegen müssen, ob es dem Forum des Völkerbundes die

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kalte Schulter zeigen könne.“176 Das belastende Material über Deutschlands Tätigkeiten in Free ebooks ==> www.ebook777.com Österreich wurde zur Kenntnisnahme an England, Frankreich und Italien übermittelt. Großbritannien war, offensichtlich von den österreichischen Zeugnissen deutscher Aggression beeindruckt,177 nun doch bereit, die österreichische Sache vor den Völkerbund zu bringen und erließ eine Note an den österreichischen Gesandten in London, die Österreich zu diesem Schritt ermutigen sollte.178 Frankreich folgte dem britischen Beispiel,179 nur Italien sprach sich weiter gegen eine Anrufung des Völkerbundes aus. Stattdessen schwebte Mussolini eine inhaltsgleiche Erklärung der drei Staaten ohne direkten Adressaten vor, die in geeigneter Form an die Öffentlichkeit gelangen sollte.180 Frankreich zeigte sich damit einverstanden, unter der Auflage, dass dies nur den ersten Schritt darstelle und die Sache auch vor den Völkerbund käme. Die Kämpfe der Regierung Dollfuß gegen die österreichische Sozialdemokratie im Februar 1934, die in deren Ausschaltung endeten, wandelten die internationale Lage komplett. Vor allem die britische Öffentlichkeit und die französische Linke änderten ihre Meinung und sahen das Problem nun eher im Schutz der österreichischen Sozialdemokratie im Inneren als in der Aufrechterhaltung der Souveränität des Alpenstaates.181 Die Hoffnung der französischen und britischen Regierungen auf einen moralischen Sieg vor dem Völkerbund war getrübt, man musste dem innenpolitischen Druck Tribut zollen. Statt dem weiteren Vorantreiben der österreichischen Frage vor dem Völkerbund sollte eine gemeinsame Erklärung der drei Mächte veröffentlicht werden.182 Am 17. Februar 1934 einigte man sich nach langen Verhandlungen zwischen Rom, Paris und London doch auf eine Formel, die auch von Großbritannien akzeptiert werden konnte und in einem Kommuniqué veröffentlicht wurde. Es hieß: „Die österreichische Regierung hatte sich an die Regierungen Frankreichs, Englands und Italiens gewandt, um ihre Auffassung über die Akten einzuholen, die sie vorbereitet hat, um die deutsche Einmischung in die inneren Angelegenheiten Österreichs festzustellen. Die Besprechungen, die zwischen den drei Regierungen hierüber stattfanden, haben zu einer übereinstimmenden Auffassung über die Notwendigkeit geführt, die Unabhängigkeit und Integrität Österreichs gemäß den geltenden Verträgen aufrechtzuerhalten.“183 Weiter wollte Italien nicht gehen, auch Frankreich drängte nicht mehr auf den Schritt vor den Völkerbund. In Deutschland wurde das Vorgehen mit Bitterkeit aufgenommen, vor allem von Italien zeigte man sich enttäuscht.184 Die Erklärung war vorsichtig gehalten,185 doch kann sie als kleiner Erfolg für die österreichische Außenpolitik gewertet werden, da sich hier das Potenzial andeutete, das die drei Westmächte bei vereintem Vorgehen erreichen konnten.186 Dass es überhaupt zu einer Garantieerklärung kam – trotz der Bedenken ob der Innenpolitik Dollfuß’ – zeigt, dass die österreichische Unabhängigkeit für die Erhaltung des Friedenssystems in Europa wichtig war.187 Eine wirkliche Internationalisierung der Lage der österreichischen Frage brachte sie jedoch nicht. Dazu wäre ein Beschluss des Völkerbundes nötig gewesen, vor dem jedoch alle drei angerufenen Regierungen in unterschiedlichem Maße Bedenken hatten. Den Schritt, vor den Völkerbund zu gehen, wollte Dollfuß vorerst nur aufschieben, doch

Free ebooks ==> www.ebook777.com schien der richtige Moment verpasst zu sein. Großbritannien stand dem Vorhaben nun wieder reserviert gegenüber. Italien lehnte ihn nach wie vor ab. Mussolini erließ nochmals eine Note an Dollfuß mit der Aufforderung, den Schritt zurückzustellen, worauf dieser antwortete, dass er „sich die Sache reiflich überlegen“ müsse.188 Man sieht hier, dass Mussolini ein internationales Vorgehen und ein Eingreifen Frankreichs und Großbritanniens nur soweit zulassen wollte, wie dieses seine eigenen Ambitionen und seinen eigenen Einfluss auf den Alpenstaat nicht beeinträchtigte. Am 6. März ließ das österreichische Außenministerium dann die drei Mächte wissen, dass man „die Durchführung des Schrittes beim Völkerbund“ verschoben habe, bis der nationalsozialistische Terror wieder stärker werden würde.189 Gegenüber dem deutschen Gesandten in Rom, von Hassell, äußerte Mussolini am 17. März, dass er es begrüße, dass „der Völkerbund noch nicht, wie ursprünglich ins Auge gefasst, mit dem Konflikt befaßt worden sei“190 . Italien hatte also so seine Zielsetzung erreicht, Österreich war – vor allem nach der Ausschaltung der Sozialdemokratie im Inneren – tief in das italienische Fahrwasser geraten. Eine wirkliche Internationalisierung der österreichischen Frage hatte nicht stattgefunden und wäre ob der österreichischen innenpolitischen Lage auch schwierig gewesen. Auch von Dollfuß selbst war sie nicht mit letzter Konsequenz vertreten und gefordert worden. Nachdem auch der Ausgleich mit den Nationalsozialisten in Österreich im Januar 1934 gescheitert war, blickte man in Wien nun vor allem über die Alpen nach Italien.

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4.2 Italien als Bündnispartner

Free ebooks ==> www.ebook777.com Österreich war in der italienischen Außenpolitik seit Ende des Ersten Weltkrieges trotz seiner geringen Größe stets präsent und dies nicht nur wegen der Tatsache, dass die beiden Nachbarländer in der Südtirolfrage Differenzen hatten. Die italienische Außenpolitik wusste, wie schon gezeigt, um die Wichtigkeit Österreichs für die Beherrschung des Donau- und Balkanraums. Bereits 1928 einigte sich Mussolini mit dem damaligen ungarischen Ministerpräsidenten István Bethlen auf eine innenpolitische Einwirkung auf den Alpenstaat. Ziel sollte es sein, die Heimwehren so zu unterstützen, dass sie bald die Regierung übernehmen könnten und deren Außenpolitik auf Italien und Ungarn und damit gegen die Tschechoslowakei und die Kleine Entente richten würden. Die Heimwehr wurde, auch durch die finanzielle Unterstützung beider Länder, zum verlängerten Arm Italiens und Ungarns in Österreich.191 Unter der dritten Bundeskanzlerschaft Johann Schobers näherten sich die drei Länder auch offiziell an. Es kam am 6. Februar 1930 zum Abschluss eines Freundschaftsvertrages zwischen Österreich und Ungarn und den bereits erwähnten Brocchi-Verträgen.192 Da sich die Idee eines Umsturzversuchs der Heimwehren aber wegen deren Organisationsgrad als nicht durchführbar erwies, schwenkten Mussolini und der neue ungarische Ministerpräsident Gömbös 1932 auf die Unterstützung Dollfuß’ um, der mit der Heimwehr sympathisierte, aber dessen Macht nicht völlig auf ihr beruhte. Dollfuß sollte innenpolitisch den Schritt nach rechts weiterführen und sich außenpolitisch an Italien und Ungarn anpassen. Die selbsternannten „Selbstschutzverbände“ blieben dennoch unter italienischer und ungarischer Beeinflussung und sollten der Regierung als Kampftruppe dienen.193 Im innenpolitischen Mächtedreieck Österreichs, bestehend aus den Heimwehren, den Nationalsozialisten und Dollfuß samt seinen Anhängern, suchte der österreichische Kanzler durch Taktieren und Bündnisse mit der Heimwehr und ihren wichtigsten Vertretern, Starhemberg und Emil Fey194 , sich an der Macht zu halten. Mit den faschistoiden paramilitärischen Gruppen hoffte Dollfuß seine Ziele am besten durchzusetzen: Aufrechterhaltung der österreichischen Unabhängigkeit, Errichten einer Diktatur und dies unter möglichst geringer Beschneidung seiner Machtposition.195 Italien gab Dollfuß die nötige außenpolitische Rückendeckung gegenüber Deutschland, doch nur solange, wie Italien Deutschland als natürlichen Konkurrenten in Südosteuropa ansah, solange beide Staaten also noch keinen Interessenausgleich ihrer Einflusssphären durchgeführt hatten und Italien Österreich als Bollwerk gegen Deutschlands Einfluss im Donau- und Balkanraum benötigte. Allein aus natürlichem Interesse war Italien ein kleines Land, auf das es dazu noch großen Einfluss ausüben konnte, als Nachbarstaat weitaus lieber als ein expandierendes aggressives Großreich, angereichert mit weiteren 6 Millionen Menschen. Die größte Angst, welche die Regierung Dollfuß haben musste, war die einer Verständigung Italiens und Deutschlands auf Kosten der Regierung Dollfuß’, wenn nicht gar auf Kosten Österreichs. Aus eben dieser Furcht heraus, die durch einen Besuchs Görings und von Papens bei Mussolini gesteigert wurde, fuhr Dollfuß Ostern 1933 selbst zu Mussolini, um ihn weiter an seiner Seite zu halten. Hassell schreibt über den Besuch: Italien erblicke „in der Erhaltung eines selbständigen Österreichs einen der Angelpunkte seiner europäischen Politik“.196

Free ebooks ==> www.ebook777.com Mussolinis Italien war auch als einzige der drei großen europäischen Westmächte bereit, Österreich mit konkreten Aktionen zu unterstützen. Der Duce ließ die englische Regierung wissen, dass Italiens Sicht der Dinge der Deutschlands komplett widerspräche und Italien aufgrund seiner räumlichen Nähe Österreich mehr helfen könne, als dies für Großbritannien möglich sei.197 Als Hitler seine Terrormaßnahmen gegen Österreich nach dem gescheiterten Protest Großbritanniens und Frankreichs nicht in genügendem Maße einstellte – noch am 8. August folgte eine aggressive Rede Theodor Habichts aus München – reagierte auch Mussolini mit einer Beschwerde an Berlin, die jedoch abgelehnt wurde.198 Wie verärgert Mussolini gewesen sein musste, zeigte sich in einer Mitteilung des ungarischen Gesandten in Berlin, die auf Wunsch Italiens erfolgte: „Mussolini [sei] durch die trotz seiner freundschaftlichen Vorstellungen in Berlin eingetretene Verschärfung des deutsch-österreichischen Konflikts stark verbittert. […] Mussolini – obzwar es ihm bei dem großen Gewicht, welches er auf die Aufrechterhaltung der guten Beziehungen zu Deutschland legt, schwerfallen würde – [werde] im Falle der Fortsetzung der nationalsozialistischen Agitation selbst davor nicht zurückschrecken, mit Deutschland zu brechen.“199 Am 19. und 20. August 1933 kam es erneut zu einem Besuch Dollfuß’ bei Mussolini. Der italienische Duce forderte den österreichischen Bundeskanzler zu einer Reihe innenpolitischer Maßnahmen auf, wie die Umbesetzung der Regierung zu Gunsten der Heimwehr, die Fusion aller Kräfte in einer nationalen Front oder auch einen stärker diktatorialen Charakter der Regierung sowie ein neues Verfassungsprojekt.200 In Österreich sollte eine Art „Konkurrenzfaschismus“ zu Deutschland aufgebaut werden, die Reform Dollfuß’ „soll auf faschistischer Basis vom politischen, wirtschaftlichen und sozialen Gesichtspunkt sein“.201 Hiermit sollte die NS-Bewegung in Österreich zum Einlenken gebracht und die Grundlagen für eine spätere Verständigung mit Deutschland gelegt werden – natürlich unter der Aufrechterhaltung der Unabhängigkeit Österreichs, wie man auch in Deutschland vermutete.202 In diesem Zusammenhang sollte auch ein stärkeres Vorgehen gegen die Sozialdemokratie fallen. Mussolini meinte über die auszuarbeitende Verfassung: „Italien wird Österreich viel besser helfen können als jetzt, weil dann eine gewisse innere Affinität dazu kommen wird, die die Stellung Italiens Deutschland gegenüber stärken wird. Jetzt werfen mir die Deutschen vor, daß ich eine Regierung gegen sie unterstütze, die den Austro-Marxismus und den Kommunismus nicht beseitigt hat.“203

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Außenpolitisch hatte Österreich folgenden Punkten zuzustimmen:

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„a) Erklärung der Freundschaft gegenüber allen Nachbarn und daher auch gegenüber Deutschland und Inanspruchnahme der historischen und unersetzlichen Funktionen eines unabhängigen Österreichs. b) Anerkennung der besonderen Beziehung mit Ungarn und Italien. c) Möglichkeit und Nützlichkeit eines Zusammenarbeitens mit der Kleinen Entente auf wirtschaftlichem Gebiet. d) Ankündigung der Möglichkeit einer Zusammenkunft zu Dritt (Italien-ÖsterreichUngarn), um auf allen Gebieten die Beziehungen zwischen den drei Staaten zu vertiefen.“204 Man sieht hieran, dass die Anlehnung an Italien sowohl außenpolitisch als auch innenpolitisch erfolgen sollte. Der österreichische „Konkurrenzfaschismus“, aufgebaut nach italienischem Modell, hatte auch zur Folge, dass sich Österreich außenpolitisch von den demokratisch organisierten Westmächten wegbewegen musste und immer mehr in die italienische Abhängigkeit geriet. Mussolini wusste von der Dependenz der DollfußRegierung von seiner Person und von der von Italien unterstützten Heimwehr und konnte so Druck ausüben, die Anweisungen umzusetzen.205 Es ist jedoch nicht festzustellen, dass Dollfuß keine andere Wahl gehabt hätte, als sich seine Politik von Italien bestimmen zu lassen.206 Dollfuß kam den Forderungen Mussolini nach, weil er zur Durchsetzung seiner Interessen und zur Etablierung seiner Diktatur Mussolinis Rückendeckung benötigte, genauso wie der Duce Dollfuß für die Aufrechterhaltung seines Einflusses über Österreich benötigte, da die Heimwehren dafür alleine zu schwach waren. Dollfuß folgte sowohl innen- als außenpolitisch größtenteils den Forderungen Mussolinis – innenpolitisch jedoch in einem langsameren Tempo als gewünscht.207 Um die Unabhängigkeit Österreichs zu wahren, und damit auch die Machtpositionen und Einflussmöglichkeiten beider Diktatoren, kam es vermutlich auch zu einer Militärkonvention zwischen beiden Staaten.208 Diese sah zum einen den Einmarsch italienischer Truppen für den Fall innenpolitischer Unruhen vor. Zum anderen gab Mussolini aber auch Garantien für den Fall einer von Deutschland unterstützten Invasion. Dies nahm Bezug auf die Österreichische Legion, jene nationalsozialistische Kampftruppe bestehend aus 10.000 geflüchteten Österreichern, die sich in Bayern sammelten und darauf warteten, in Österreich einzumarschieren. Hierzu meinte Mussolini am 15. September zu Sektionschef Dr. Schüller: „Es ist absolut unzulässig, daß aus einem Staat über die Grenzen des anderen Unternehmungen stattfinden, um diesen zu vergewaltigen. Das können wir nicht zulassen und würden mit militärischen Maßnahmen dagegen reagieren. Das habe ich schon dem Herrn Bundeskanzler gesagt, und ich wiederhole es. Wir haben schon gewisse Vorbereitungen für diesen Fall getroffen.“209 Mussolini zog es jedoch vor „solange als möglich die Methode der ‚freundlichen Konversation mit Berlin‘ fortzusetzen.“210 Wie dieses militärische Eingreifen aussehen sollte, ließ er offen; ein Schachzug, der ihm im Ernstfall Spielraum gab, seine Beziehungen zu allen Seiten zu retten. Einzelheiten des Abkommens sollten in den

Free ebooks ==> www.ebook777.com nächsten Monaten festgelegt werden.211 Die Einmarschpläne Italiens in Österreich waren nicht neu, im November 1932 soll Dino Grandi sie gegenüber dem Bundespräsidenten der Schweiz, Motta, geäußert haben.212 Über die nächste Zeit und mit steigender deutscher Aggression wurden die Pläne Italiens vertieft und zunehmend konkret. Am 1. März hieß es: „Beim gegenwärtigen Stand der Befehle hat die Okkupation von österreichischen Zentralpunkten durch unsere Truppen den Zweck, die österreichischen Truppen zu entlasten, um sie in die Lage zu versetzen, gegen eventuelle Aufständische verfügbar zu sein.“213 Die Einmarschpläne Italiens lagen bereit und sollten im Juli 1934 fast zum Einsatz kommen. Aufgegeben wurden sie erst 1939, als Österreich schon ein Jahr an Deutschland angeschlossen war.214 Die Westmächte Frankreich und Großbritannien verfolgten bei der Akzeptanz des zunehmend größer werdenden italienischen Einflusses auf Österreich eine eigene Strategie. Neben innenpolitischen Zwängen, vor allem im Falle Großbritanniens, gab es einen weiteren Grund, warum man in London hauptsächlich Italien die Verteidigung der Unabhängigkeit Österreichs gegenüber Deutschland überließ: Man hoffte, auf diese Weise eine Annäherung zwischen Mussolini und Hitler zu erschweren und ein Bündnis der beiden Diktatoren zu verhindern.215 Durch das Gegengewicht der Tschechoslowakei und Jugoslawiens sollte zudem der Einfluss Italiens auf Österreich im Zaum gehalten werden, Jugoslawien hätte bei einem militärischen Eingriff Italiens in Österreich wahrscheinlich selbst dort militärisch interveniert.216 Dollfuß hingegen betonte mehrfach gegenüber den Westmächten, dass er außenpolitisch eine multinationale Unterstützung gegenüber der Abhängigkeit von Italien vorziehe. Doch solange er von den anderen Mächten keine wirksame Unterstützung bekomme, müsse er den Interessen Italiens entgegenkommen.217 Und der Plan aus London und Paris schien für eine Zeitlang aufzugehen. Neben der schon erwähnten Furcht Italiens vor einem stärker werdenden Einfluss Deutschlands im Donauraum, die durch einen nicht abgesprochenen Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten bei Hitler im Juni 1933 weiter geschürt wurde, und neben der Verbitterung Italiens über den Austritt Deutschlands aus den Abrüstungskonferenzen und dem Völkerbund im Oktober 1933, die Mussolinis Vermittlungsposition schlagartig schwächte, war es das aggressive Vorgehen Hitlers gegenüber Österreich, das immer wieder zu Unstimmigkeiten zwischen den beiden Diktatoren führte.218 Mussolini stand zwar einer Regierungsbeteiligung der österreichischen Nationalsozialisten offen gegenüber und hatte daher auch keine Einwände gegen die geheimen Sondierungsgespräche zwischen Habicht und Dollfuß, die Mitte des Jahres 1933 einsetzten.219 Doch traf er auch Vorsichtsmaßnahmen, sollte sich Österreich seinem Einfluss entziehen und ein von ihm nicht gebilligtes Übereinkommen mit den Deutschen erzielen oder sich Dollfuß an die Sozialdemokratie annähern. Es lagen Pläne über den Austausch des Bundeskanzlers durch den Heimwehrführer und Vizekanzler Emil Fey vor.220 In Fulvio Suvich hatte Österreich den schärfsten Vertreter seiner Eigenständigkeit innerhalb der italienischen Diplomatie. Er galt für das Auswärtige Amt als „einer der Hauptverantwortlichen für scharfe Einstellung italienischer Politik in Österreich gegen [den] Nationalsozialismus.“221 Bei dessen Staatsbesuch in Berlin im Dezember 1933 wurde auch die Österreich-Frage diskutiert. Neben einem Gespräch mit Hitler, bei dem kein gemeinsamer Nenner gefunden wurde, äußerte sich Suvich bei einem Gespräch auf

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dem Landsitz Görings freimütiger: Er sah in dem Fortbestand der Regierung Dollfuß’ die einzige Garantie gegen Anschluss. Eine Machtbeteiligung der Free Gleichschaltung ebooks ==> und www.ebook777.com Nationalsozialisten wäre für ihn das Startsignal für den sofortigen Vollzug des Anschlusses.222 Sollten diese Aussagen so stimmen, wäre dies ein Umschwenken in der italienischen Politik, die sich bisher für eine Beteiligung der Nationalsozialisten an der Regierung als Verhandlungsbasis ausgesprochen hatte. Für dieses Umschwenken würde auch eine Äußerung Mussolinis vor dem faschistischen Großrat sprechen, bei welcher er die österreichische Frage als entscheidend deklarierte: „Wenn sich das gegenwärtige Regime in Österreich nicht halten kann, so haben wir Deutschland binnen kurzem nicht nur an der eigenen, sondern auch an der ungarischen Grenze.“ Dies würde Deutschland den Weg nach Südosten öffnen und Italien möglicherweise vom Balkan verdrängen, so Mussolini.223 Nach einem Besuch Suvichs in Wien im Januar 1934 übernahm er die Forderung Dollfuß’ nach einem Waffenstillstand als Vorleistung der Nationalsozialisten: „Es solle zunächst [ein] in etwa zweimonatiger Waffenstillstand geschlossen werden, während dessen in gebesserter Atmosphäre [eine] Lösung gesucht werden könne.“224 Die Beunruhigung in Rom wurde weiter gesteigert durch die deutsche Annäherung an Jugoslawien und den deutsch-ungarischen Handelsvertrag vom Februar 1934.225 Italien ging nun vermehrt auf Konfliktkurs mit Deutschland. Am 16. Februar, nachdem Italien seine Stellung in Österreich nach der Niederschlagung der Sozialdemokratie gesichert sah, ließ Mussolini über seinen Botschafter Cerruti Berlin wissen: „Er [Mussolini] habe dabei erklärt, dass er den Anschluß Österreichs an Deutschland niemals zulassen würde. Gleichbedeutend mit dem formellen Anschluß sei für ihn aber die Gleichschaltung der österreichischen Regierung mit dem nationalsozialistischen Regime in Deutschland.“226 Kurz darauf ging man auch gegen die Tätigkeit der Nationalsozialisten in Italien vor. In Triest, von wo aus die NSDAP die österreichischen Nationalsozialisten unterstützte, kam es zu Hausdurchsuchungen und Festnahmen. Als Theodor Habicht am 19. Februar im Zuge der österreichischen Februarkämpfe dem Alpenstaat offen in einer Rundfunkrede drohte, reagierte Mussolini. Er erklärte Habicht für verrückt und warnte vor einer Neuausrichtung seiner Politik zu Gunsten Frankreichs, falls Deutschland seine Haltung gegenüber Österreich nicht ändere. Neurath antwortete darauf Cerruti, dass auch Deutschland seine Haltung zu Italien ändern könne.227 Beide übertrieben hier in ihren Drohgebärden, doch zeigt es die offenen Spannungen, die im Jahre 1934 in der Beziehung beider Länder vorlagen.

Free ebooks ==> www.ebook777.com 4.3 Die Römischen Protokolle Italien riskierte eine weitere Verschärfung der Beziehungen zu Deutschland, indem man Österreich enger in sein Bündnissystem einband. Denn trotz der international angespannten Lage und der Schwierigkeiten, die mit einer Internationalisierung der österreichischen Frage verbunden waren, sollte es die österreichische Außenpolitik schaffen, in den Jahren 1934 und 1935 ihre Souveränität durch verschiedene Bündnisse zu vergrößern. Nach der Ausschaltung der Sozialdemokratie befand sich Dollfuß endgültig im ‚Fahrwasser‘ Italiens und Mussolinis, der maßgeblich auf die Zerschlagung der sozialdemokratischen Opposition bestanden hatte und die Aktion im Ausland verteidigen ließ.228 Gleichzeitig führte Mussolinis Zufriedenheit über Dollfuß’ Durchgreifen gegenüber dem Austromarxismus dazu, dass er in seiner Absicht bestärkt wurde, die Souveränität Österreichs zu verteidigen. Auf Veranlassung des Duce kamen in den Monaten bis März 1934 eine Reihe von Abkommen zwischen Italien, Österreich und Ungarn zustande, bekannt unter der Bezeichnung Römische Protokolle.229 Nachdem anfängliche Pläne einer Zollunion zwischen den Ländern nach 1932 erneut scheitern mussten,230 bemühte sich Mussolini um einen politischen Pakt. Schon 1932 sah der Kabinettschef im Außenministerium, Aloisi, darin einen Weg „grâce à cette union avec l’Autriche, la Hongrie et, le cas échéant, la Yougoslavie d’empêcher l’Anschluss et de barrer la route à l`Allemagne sur le Danube.“231 Er wollte „conclure avec l’Autriche et la Hongrie un accord où l’on déclarerait l’identité de vues politiques, où l’on prendrait l’engagement de suivre les mêmes directives et, à cette fin, où on les obligerait à nous consulter“.232 Grundzüge seiner Pläne entwickelte Mussolini in einem Brief an Gömbös vom 1. Juli 1933. Ungarn und Österreich sollten ihre Zusammenarbeit auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet enger verflechten und eine gemeinsame Politik mit Rom anstreben. Das Tempo dazu sollte deutlich beschleunigt werden.233 Frankreich, dessen Politik zur damaligen Zeit eine Annäherung an Italien vorsah, ließ Rom gewähren, wurde aber genau wie Deutschland nur verschleiert über die Treffen und Vereinbarungen informiert.234 In dem am 17. März 1934 in Rom unterschriebenen, veröffentlichten Kommuniqué, das dem Protokoll I wörtlich glich, hieß es: „Im ersten dieser Protokolle verpflichten sich die drei Regierungschefs in dem Bestreben, die Erhaltung des Friedens und den wirtschaftlichen Wiederaufbau Europas auf der Basis der Achtung der Selbständigkeit und der Rechte jedes einzelnen Staates zu fördern, über alle Fragen, welche sie im besonderen pflegen, um im Sinne der bestehenden Freundschaftsverträge eine auf die Förderung der Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas und insbesondere zwischen Italien, Österreich und Ungarn gerichtete Politik aufeinander abzustimmen, in der Überzeugung, daß dadurch die realen Vorbedingungen einer breiten Kooperation mit anderen Staaten geschaffen werden können.“235 Es wurde dabei eine „Pflicht zu Fühlungnahme vor politischen Entscheidungen“ festgeschrieben, also eine Konsultationspflicht. Konsultationen sollten auf Wunsch eines

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der drei Bündnispartner erfolgen. Bei geschickter Auslegung konnte dies aufgrund des Mächteungleichgewichts zu einem Mitspracherecht Italiens in der Außenpolitik der beiden Free ebooks ==> www.ebook777.com anderen Länder gedeutet werden.236 Wirtschaftlich ging Italien in den Protokollen II und III dafür an den Rand seiner Möglichkeiten, um beide Länder so an sich zu binden und seinen Einfluss im Donauraum zu steigern.237 Im geheimen Gesprächsprotokoll der Verträge wurde betont, dass das Verhältnis zwischen Berlin und Wien im Vordergrund der neuen Verbindung stünde, eine gegenseitige Annäherung beider Länder gewünscht würde. Diese käme jedoch für Österreich nur unter der Voraussetzung einer „Garantie, daß Deutschland die Selbständigkeit Österreichs anerkenne, sowohl auf außen- wie auch auf innenpolitischem Gebiet“ in Frage.238 Kurz nach der Unterzeichnung der Protokolle lies Mussolini eine Garantieerklärung für die österreichische Unabhängigkeit folgen und sagte vor der zweiten Fünfjahresversammlung des Faschismus: „Gleich nach Beendigung des Krieges haben wir eine Politik der Freundschaft mit Österreich gemacht mit dem Ziele, seine Integrität und Unabhängigkeit zu schützen. Wir werden diese Linie fortsetzen. Österreich weiß, daß es bei der Verteidigung seiner Unabhängigkeit als souveräner Staat auf uns rechnen kann, und es weiß, daß wir jede Anstrengung machen werden, um die Lebensbedingungen seines Volkes zu erleichtern.“239 In Deutschland löste der Vertragsabschluss Bestürzung aus, der von Ungarn erhoffte Beitritt wurde in Berlin abgelehnt. Nach außen hin gab man sich wohlgesonnen, doch erkannte man, dass Mussolini es nun zum Konflikt mit Deutschland hatte kommen lassen und Österreich fest an seiner Seite wusste.240 Mit den Römischen Protokollen ging Österreich eine Art Bündnisverhältnis mit zwei seiner Nachbarstaaten ein, das seine Unabhängigkeit im Angriffsfall schützen sollte.241 Zwar war es in erster Linie ein Werkzeug Mussolinis, das ihm über die festgeschriebene Konsultationspflicht weiteren Einfluss auf die Staaten einbringen sollte242 und auch wurde die Unabhängigkeit Österreichs auf Druck Ungarns, das Deutschland als vierten Partner einzubinden gedachte, nicht in die offiziellen Protokolle aufgenommen, doch zusammen mit Mussolinis Garantieerklärung stellte es für Österreich das bis dato höchste Schutzzeugnis dar, das es seit dem Amtsantritt Hitlers bekommen hatte. Zudem brachte es dem Alpenstaat wirtschaftliche Vorteile: Von 1933 auf 1936 verdoppelte sich das Aktivum seiner Handelsbilanz mit Italien von 35,3 Millionen auf 70,5 Millionen Schillinge.243 Doch, und so spielten auch österreichische Politiker die Bedeutung der Protokolle herunter, handelte es sich nicht um einen bindenden Staatsvertrag, sondern nur um ein Protokoll, das nicht beim Völkerbund hinterlegt werden musste und nicht bindend war.244 Dass es Italien mit seiner Hilfe jedoch ernst war, stellte sich rund drei Monate später heraus, als ein nationalsozialistischer Putsch die Regierung in Wien bedrohte und zur Ermordung des Kanzlers Engelbert Dollfuß führte. Bevor es dazu kommen sollte, fand zwischen Hitler und Mussolini eine Annäherung statt, die vor allem auf Betreiben des deutschen Führers zu Stande kam. Solche Annäherungen sind typisch für das Verhältnis der beiden Diktatoren. Nach einer Verstimmung waren beide darauf bedacht, das Verhältnis zu entspannen. Von Papen sagte zu Mussolini bei einem „zufällig“245 zustande gekommen Besuch in Rom im März 1934:

Free ebooks ==> www.ebook777.com „Wir hätten in Deutschland mit Interesse Kenntnis genommen von den in Mussolinis Rede246 niedergelegten großen Zügen der italienischen Politik. Eine solche Expansionspolitik sei niemals auf lange Sicht mit Frankreich, sondern nur mit unserer Unterstützung zu verwirklichen. Italien müsse sich daher grundsätzlich entscheiden, welchen Weg es gehen wolle, und es könne nicht einmal die französische und einmal die deutsche Karte ausspielen.“247 Von Papen schien Mussolinis außenpolitische Taktik erkannt zu haben. Mit seiner Einschätzung, dass eine territoriale Expansion nur schwer mit Frankreich, dafür aber mit Deutschland durchzusetzen wäre, benannte er die größte Trumpfkarte Deutschlands. Auch Mussolini wird dies bewusst gewesen sein, weswegen er trotz immer wieder auftretender Unstimmigkeiten nie ganz mit Hitler brechen konnte und die beiden Diktatoren immer wieder zueinander fanden. Mussolini stimmte dem Vorschlag eines Treffens mit Hitler zu und sah auch wieder eine Regierungsbeteiligung der NSDAP in Österreich im Bereich des Möglichen, „sofern sicher gestellt werde, daß die österreichische NSDAP nicht von Reichsdeutschen geleitet werde“248 . Doch die Hoffnung, die Mussolini kurzfristig aus Hitlers Neuem Kurs schöpfte, wurde durch dessen unnachgiebige Haltung und die anhaltenden Terroranschläge in Österreich enttäuscht.249 Bei der ersten Begegnung der beiden Diktatoren am 14. und 15. Juni 1934, die für Hitler nicht zufriedenstellend verlief, war die Österreich-Frage das zentrale Thema und es kam es zu den schon erwähnten Missverständnissen.250

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4.4 Der Putsch vom 25. Juli 1934

Free ebooks ==> www.ebook777.com Mussolini, der den österreichischen Kanzler eigentlich am 26. Juli 1934 als Gast erwartete und der dessen Familie schon in Italien empfangen hatte, war erzürnt über die Ermordung des Kanzlers, über die er noch am 25. Juli informiert wurde. Für ihn war klar, wer der Urheber des Putsches war: „Es ist sicher, daß die nationalsozialistische Regierung diese Revolution angezettelt hat. […] Hitler ist der Mörder Dollfuß’, Hitler ist der Mörder, er ist der Verantwortliche für den Mord.“251 Berichte des italienischen Geheimdienstes SIM stärkten Mussolini in dieser Meinung.252 Gegenmaßnahmen wurden sofort getroffen und in einem Kommuniqué der italienischen Regierung hieß es, es wurden „Bewegungen von Land- und Luftstreitkräften gegen die Brennergrenze und Kärnten [angeordnet]. Diese Streitkräfte sind ausreichend, um jeglicher Eventualität entgegenzutreten.“253 Dem österreichischen Vizekanzler Starhemberg sandte er ein offenes Beileidstelegramm: „Das tragische Ende des Kanzlers Dollfuß versetzt mich in tiefste Trauer. […] Die Unabhängigkeit Österreichs, für die er gefallen ist, ist ein Grundsatz, der von Italien verteidigt worden ist und jetzt nur noch entschlossener verteidigt werden wird.“254 Bemerkenswert ist das schon zitierte Privatgespräch mit Vizekanzler Starhemberg, das zeigt, wie weit sich Italien damals mit Hitler-Deutschland im Gegensatz befand: Hitler bezeichnete er laut Starhemberg als „einen scheußlichen, sexuell entarteten, gefährlichen Narren“ und den Nationalsozialismus eine „Revolution des altgermanischen Urwalds gegen die römisch-lateinische Zivilisation.“ Mussolini betonte, dass er nicht immer alleine am Brenner aufmarschieren könne. „Was ich getan habe, habe ich auch für Europa getan. Denn es würde das Ende der europäischen Zivilisation bedeuten, wenn dieses Volk von Mördern und Päderasten […] sich in Europa ausbreiten könnte.“255 Doch Frankreich und Großbritannien reagierten sehr passiv auf den Putsch vom Juli 1934, wie auch dem französischen Botschafter in Berlin, François-Poncet, auffiel: „Aber weder England noch Frankreich scheinen geneigt, seinem [Mussolinis] Beispiel zu folgen und eine militärische Demonstration zu unterstützen. Ihre Regierungen rühren sich nicht. Sie glauben die Ereignisse hätten von sich aus Hitler eine genügende Lektion erteilt, so daß er künftig Ruhe geben werde. […] Aber Hitler wird nicht vergessen, daß seine Befürchtungen unbegründet waren, daß die westlichen Demokratien weniger Entschlusskraft, weniger Tatkraft besitzen als er glaubte.“256 Dies zeigt erneut, dass man die Hauptlast der Verteidigung der österreichischen Unabhängigkeit Italien übertrug. Bei der schon erwähnten unterschiedlichen Auffassung über die Wichtigkeit der Österreich-Frage war dies ein nicht zu unterschätzendes Risiko für den Alpenstaat. Auch Mussolini fiel dies auf: „Wir hätten so viel vermeiden können, wenn sie sich nicht so apathisch verhalten würden. Es genügte, daß ich die Zähne zeigte, um Hitler so weit zu bringen, daß er Dollfuß’ Mörder verurteilte. Aber ich täuschte mich nicht. Hitler will Österreich haben und er wird es bekommen, vor allem dann, wenn immer ich der einzige bin, der zum Brenner marschiert. Auch andere sollten ein wenig mehr Interesse für Österreich und das Donaubecken zeigen.“257

Free ebooks ==> www.ebook777.com Im Juli 1934 war die Ermordung Dollfuß’ der wohl triftigste Grund für Mussolini, die Politik der Äquidistanz zu den europäischen Großmächten aufzugeben und – zumindest für die nächste Zeit – auf Seiten Frankreichs und Großbritanniens gegen Deutschland zu stehen. Mit der Ermordung Dollfuß’, die Mussolini auch persönlich traf, war der Tiefpunkt der deutsch-italienischen Beziehungen der 1930er Jahre erreicht. In der italienischen Presse kam es zu heftigen Angriffen, unterstützt durch die Tatsache, dass die Stimmung gegenüber Deutschland nach den Morden vom 30. Juni bereits negativ aufgeladen war.258 Mussolini selbst soll der Presse angeblich die Anordnung dazu gegeben haben.259 Die Lage blieb angespannt, doch dass es zwischen Deutschland und Italien tatsächlich zu einem bewaffneten Konflikt kommen würde, war unwahrscheinlich. Selbst ein Eingreifen der italienischen Armee in Österreich schien mit zu vielen Komplikationen verbunden, da im Falle eines Einmarsches mit militärischen Konsequenzen Jugoslawiens gerechnet werden musste.260 Die Verlegung der italienischen Truppen musste man in erster Linie als einen Demonstrationsakt gegenüber Deutschland ansehen, um es einzuschüchtern und Österreich den Rücken zu stärken. Doch konsequenterweise ließ Mussolini den italienischen Militärstab unter Badoglio Pläne für einen Krieg gegen Deutschland und gegebenenfalls Jugoslawien vorbereiten.261 Italien ging es nun darum, die österreichische Unabhängigkeit weiter abzusichern. Entweder mit einer vertraglichen Zusage aus Berlin, die die Eigenstaatlichkeit Österreichs anerkannte oder zumindest von einer Veränderung Abstand nahm, oder gegen Berlin, in Form eines Garantiepakts der westlichen Großmächte. Verschiedene Erwägungen wurden zwischen Frankreich, Italien und Großbritannien durchdacht, doch alle scheiterten. Der Idee einer ständigen Botschafterkonferenz stand England kritisch gegenüber, da es sich nicht weiter in Konflikte auf dem Kontinent involvieren lassen wollte. Gleiches galt für einen Dreierpakt der drei Länder über Österreich. Frankreich plante einen multilateralen Interventionsvertrag der Nachbarn Österreichs samt Rumänien und hätte die Neutralität Österreichs am liebsten unter Völkerbundsgarantie gestellt, doch wollte Italien erneut weder die Kleine Entente aufwerten, noch sich vom Völkerbund im Donauraum die Hände binden lassen. Mussolini ging es in erster Linie eben doch nicht um die Aufrechterhaltung der Souveränität des Alpenstaates, sondern um die italienischen Interessen dort. Letzten Endes einigte man sich nur darauf, die Erklärung vom 17. Februar zu erneuern. Für Österreich war dies ein durchaus mageres Ergebnis. „Die Vertreter Frankreichs, des Vereinigten Königreichs und Italiens haben eine erneute Prüfung der österreichischen Situation vorgenommen und sind dann im Namen ihrer Regierung übereingekommen, anzuerkennen, daß die Erklärung vom 17.2.1934 über die Notwendigkeit, die Unabhängigkeit und Integrität Österreichs in Übereinstimmung mit den geltenden Verträgen aufrechtzuerhalten, voll in Kraft bleibt und weiterhin ihre gemeinsame Politik inspirieren wird.“ 262 Auch der neue österreichische Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg263 hielt an dem Bündnis mit Italien zur Sicherung der österreichischen Unabhängigkeit fest. Im August 1934 traf er sich mit Mussolini zu einer Grundsatzdebatte in Florenz. Schuschnigg warnte vor einem erneuten nationalsozialistischen Angriff, den er „durchaus für möglich“ hielt. Man kam überein, dass Österreich seine Heereskapazität erhöhen müsse, Mussolini stellte dabei Materialhilfe in Aussicht. Als Mussolini nach der Möglichkeit des Einsatzes

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italienischer Truppen auf österreichischem Gebiet im Falle eines erneuten Putsches oder Angriffs fragte, antwortete Schuschnigg, dass er dies für „politisch nicht tragbar“ halte. Er Free ebooks ==> www.ebook777.com begründete dies mit der zu erwartenden Reaktion Jugoslawiens und der Tschechoslowakei auf ein solches Manöver, doch inoffiziell hing dies auch mit dem Italienbild vieler Österreicher zusammen, das noch vom Angriff im Ersten Weltkrieg und der Annexion Südtirols geprägt war. Stattdessen vertraute Schuschnigg darauf, dass Österreich einem eventuellen, von Deutschland initiierten Putsch alleine gewachsen sein würde. „Eine bewaffnete italienische Demonstration an den Grenzen aber wird im Bedarfsfalle für uns von unschätzbarem Wert sein“, so Schuschnigg.264 Dieser Gesprächsverlauf enttäuschte Mussolini.265 Österreichischen Dokumenten kann man entnehmen, dass der Duce im Herbst zu erkennen gegeben hatte, dass er „die Führung in der Angelegenheit der österr. Sicherheitsfrage zu übernehmen“266 gedachte. Dies lehnten jedoch Frankreich und England strikt ab, ein Eingreifen italienischer Truppen nördlich des Brenners hielten sie für „unmöglich und höchst gefährlich“.267 In einem abschließenden Kommuniqué ihres Treffens hielten Mussolini und Schuschnigg die Unabhängigkeit und völlige innere Autonomie Österreichs fest, welche nicht nur Österreich selbst, sondern auch dem Frieden in ganz Europa dienen sollte.268 Ähnlich argumentierte Schuschnigg auch am 12. September 1934 vor dem Völkerbund, als er die innere und äußere Unabhängigkeit Österreichs als Friedensschutz Europas deklarierte, aber gleichzeitig auch auf jede Schuldzuweisung an Hitler wegen der Ermordung Dollfuß’ verzichtete und Verständigungsbereitschaft signalisierte.269 Doch Mussolini zeigte sich enttäuscht und prüfte nach der Absage an seine Idee des Garantiepakts der drei Westmächte über die österreichische Unabhängigkeit die Möglichkeit des Ausgleichs mit Berlin. Italien bewegte sich so wieder auf Deutschland zu, ohne aber die Unabhängigkeit Österreichs aus den Augen zu verlieren. Man machte Berlin den Vorschlag, der Dreimächteerklärung von Genf zur Aufrechterhaltung der österreichischen Integrität beizutreten.270 Mussolini wäre auch eine öffentliche Erklärung Hitlers recht gewesen, in der er die Unabhängigkeit Österreichs und die deutsche Nichteinmischung bekunden würde271 , gleichzeitig versuchte man mit Hilfe von Ungarn in Berlin auszuloten, wie man dort zu einem deutsch-italienischen Gespräch über Österreich stünde. Auch die Ideen eines zeitlich begrenzten Verzichtsvertrags oder einer Desinteresseerklärung kamen auf.272 Doch in Berlin fürchtete man, dass jedes Entgegenkommen in Europa als Zeichen des schlechten Gewissens ausgelegt werde und zudem von Italien als Druckmittel in seinen Verhandlungen mit Frankreich benutzt werden könnte, und lehnte den Vorschlag ab.273

Free ebooks ==> www.ebook777.com 4.5 Die „Front“ von Stresa Eben diese Verhandlungen Italiens mit Frankreich waren zu diesem Zeitpunkt schon im vollen Gange.274 Die italienische Schaukelpolitik schien zur Jahreswende 1934/35 so eindeutig wie nie zuvor in Richtung der Westmächte auszuschlagen.275 Neben der Österreich-Frage hatte dies mit einem weiteren deutschen Vorstoß in den Donauraum, diesmal durch Avancen gegenüber Jugoslawien und Rumänien, zu tun. Auch vor einer Annäherung zwischen Frankreich und Deutschland hatte man Angst, zeigte sich Frankreich doch gesprächsbereiter seinem östlichen Nachbarn gegenüber, als zuvor.276 Bezüglich Österreichs gab Mussolini bei den Verhandlungen im Dezember 1934 nach und akzeptierte das französische Konzept des Nichtinterventionspaktes, dem sich die Nachbarstaaten Österreichs – außer der Schweiz – und Frankreich, Polen und Rumänien anschließen sollten.277 Am 7. Januar 1935 unterzeichneten Laval und Mussolini schließlich eine Reihe von Protokollen, die als Mussolini-Laval-Abkommen bekannt sind. Zur Rüstungsdebatte hieß es: „Die beiden Regierungen sind ferner übereingekommen anzuerkennen, daß kein Land seine Verpflichtungen in bezug auf die Rüstungen einseitig ändern kann, und sie haben beschlossen, sich im Fall einer Verkennung dieses Prinzips zu beraten.“278 Auch gab es die Absprache, mit weiteren Militärkonventionen die Basis für eine militärische Zusammenarbeit zu legen. Beide Vereinbarungen mussten sich in erster Linie gegen Deutschland richten, dessen Wiederaufrüstungsbemühungen immer offensichtlicher wurden. In den „Vereinbarungen über Österreich“ beschloss man, zu Konsultationen miteinander und mit Österreich überzugehen, sollte die Unabhängigkeit und die Unversehrtheit Österreichs bedroht werden, so dass Maßnahmen zu deren Absicherung nötig seien. Der Nichteinmischungspakt aller Nachbarn Österreichs wurde vorgesehen, scheiterte jedoch.279 Das Abkommen diente in den beiden Ländern unterschiedlichen Interessen. Für Italien war der Kern der Vereinbarung die Abmachungen über Nordostafrika. Es sollte hier „freie Hand“ erhalten gegenüber Abessinien, eine Formulierung, über die sich zukünftig noch viel gestritten werden sollte, da sie für Italien auch die Anwendung von Gewalt mit einschloss.280 Für Frankreich lag der Hauptzweck des Pakts in der Aufrechterhaltung des status quo in Europa und der Unabhängigkeit Österreichs, um mit dieser und der italienischen Kooperation seinen Einfluss im Donauraum zu wahren.281 Wie bereits gezeigt, war diese Zielsetzung auf einem wackeligen Fundament gebaut, war es doch gerade der status quo der Pariser Verträge, mit dem Mussolini stetig spielte, um selbst Vorteile daraus zu gewinnen. Doch trotz der unterschiedlichen Schwerpunkte beider Vertragspartner sollte das italienisch-französische Abkommen die Grundlage für eine tiefergehende Zusammenarbeit der beiden Staaten in der nächsten Zeit bilden. Auch Großbritannien war nach wie vor mit den beiden Staaten auf einer Linie, was die Unabhängigkeit Österreichs anging. Ein französisch-englisches Kommuniqué vom Februar 1935 bestätigte die englische Teilnahme an Konsultationen im Falle einer Bedrohung der Integrität Österreichs. Es hieß dort: „Die englischen Minister haben im Namen der Regierung seiner Majestät die Glückwünsche zum Abkommen von Rom über Mitteleuropa überbracht. Sie haben

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hervorgehoben, daß die Englische Regierung zufolge der Erklärungen, die die Regierung Seiner Majestät zusammen der Französischen und der Italienischen Free ebooks ==> mit www.ebook777.com Regierung am 17.2 und am 27.9 abgegeben hat, unter die Mächte zählt, die – dem Wortlaut der Verträge von Rom entsprechend – miteinander beraten würde, wenn die Unabhängigkeit und Integrität Österreichs bedroht werden sollte.“282 Als Antwort auf die öffentlich verkündete deutsche Wiederaufrüstung im März 1935 sollte es auf Initiative Mussolinis im italienischen Stresa Mitte April 1935 zu einer Konferenz kommen, an der Italien, Frankreich und Großbritannien teilnahmen. Italien wandte sich nun offen gegen diesen deutschen Schritt, indem der italienische Botschafter in Berlin, Cerruti, eine Protestnote an das Auswärtige Amt übergab: Die italienische Regierung fühlt „sich zu der Erklärung verpflichtet, daß in etwaigen künftigen Beratungen derartige Sachlagen nicht einfach wird als gegeben hinnehmen könnten, die aus einseitigen Entscheidungen hervorgehen, durch die Verpflichtungen internationalen Charakters aufgehoben werden.“283 Man fürchtete auch eine neue Aktion Österreich gegenüber.284 Die Konferenz, auf der Mussolini ungewöhnlich scharf gegen Hitler agitierte,285 schloss mit der Erklärung: „Die drei Mächte, deren politisches Ziel die kollektive Aufrechterhaltung des Friedens im Rahmen des Völkerbundes ist, sind völlig einig in dem Bestreben, sich mit allen geeigneten Mitteln jeder einseitigen Aufkündigung von Verträgen zu widersetzen, die den Frieden in Europa gefährden könnte, und werden zu diesem Zweck in enger und freundschaftlicher Zusammenarbeit vorgehen.“286 Im Völkerbund wurde einstimmig eine Resolution verabschiedet, in der die einseitige Aufhebung von Vertragsverpflichtungen verurteilt wurde, daneben prüfte man wirtschaftliche Sanktionen gegen Deutschland.287 Mussolini äußerte danach gegenüber Pittalis, italienischer Generalkonsul in München, „désormais tous les ponts sont rompus avec l’Allemagne; que si celle-ci veut coopérer à la paix européenne, tant mieux, mais qu’autrement nous l’écraserons, car désormais nous nous sommes mis complètement du côté des puissances occidentales.“288 Auch wenn die Worte drastischer gewählt als sie gemeint waren, schien es zur damaligen Zeit so, als ob sich gegen Deutschland eine Übereinkunft gebildet hätte, basierend auf einer italienisch-französischen Kooperation, moralisch unterstützt von Großbritannien. Für Österreich hatte diese Einhelligkeit unter den drei großen Westmächten ebenso Folgen. Auch wenn es auf der Konferenz hauptsächlich um die Aufrüstung Deutschlands ging, war die Österreich-Problematik doch ein stets präsentes Thema. Man erneuerte die Erklärungen zur Unabhängigkeit Österreichs vom Februar und September 1934 und beschloss „sich gemeinsam über die Maßnahmen zu beraten, die im Falle der Bedrohung der Unversehrtheit und Unabhängigkeit Österreichs ergriffen werden müssen.“289 Diese Schritte wurden in Österreich sehr begrüßt.290 Es sah für den Moment so aus, als wäre die Integration in ein europäisches Rückversicherungssystem im Falle eines Angriffs für den Alpenstaat gelungen und als ob man im Falle eines deutschen Angriffs abgesichert wäre.291 Für die Einigkeit zwischen Frankreich und Italien sprechen auch geheime Militärabmachungen, die zwischen den Generalstäben beider Länder im Mussolini-LavalAbkommen beschlossen wurden. Das Ausmaß und die Verbindlichkeit dieser Absprachen

Free ebooks ==> www.ebook777.com sind jedoch umstritten, doch drehten sie sich immer um den Schutz entweder Frankreichs oder Österreichs im Falle eines deutschen Angriffs. Sie beinhalteten gegenseitige Luftund Truppenunterstützungen; es sollte so eine gemeinsame Südfront gegen Deutschland gebildet werden.292 Auf die Reichstagsrede Hitlers vom 21. Mai 1935 konnte Bundeskanzler Schuschnigg trotzdem voll Selbstbewusstsein antworten: „Daß Österreich in der Welt viele Freunde hat und daß seine über Flächenmaß und Bevölkerungsanzahl hinausgehende Bedeutung in politischer und kultureller Hinsicht Anerkennung findet; daß seine Leistung auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet, unzertrennlich verbunden mit dem Gedenken an Dr. Dollfuß’ – daß die Erinnerung an Dr. Dollfuß überhaupt respektiert wird und unserem Lande Sympathien und Achtung einträgt, daß man Österreich als friedliebenden Kulturfaktor im Herzen Europas anerkennt, daß man seinen Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit würdigt; das alles sind Tatsachen, die uns mit größter Genugtuung erfüllen und die ausschließlich pro-österreichisch und niemals antideutsch zu werten sind.“293

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4.6 Das Scheitern des ‚Donaupaktes‘ als Beispiel für eine Free ebooks ==> www.ebook777.com gescheiterte Internationalisierung der österreichischen Frage Die Idee des schon mehrfach erwähnten angedachten ‚Donaupaktes‘ oder einer ‚Donaukonföderation‘ war ein Projekt hauptsächlich Frankreichs und der Tschechoslowakei, das aus den Überlegungen der Sicherung der österreichischen Unabhängigkeit im Laufe des Jahres 1934 hervorging.294 Die konkrete Vorstellung ging wohl auf den tschechischen Außenminister Beneš zurück, der am 3. März von einer „allgemeinen Garantie“ der österreichischen Unabhängigkeit sprach.295 Im Juni führte er seine Pläne gegenüber dem österreichischen Gesandten in Prag aus: „Dr. Beneš glaube daher, es müßten sich alle europäischen Staaten hinsichtlich der Stellung und des Bestandes Österreichs einigen und endlich ein Definitivum schaffen, an dem niemand mehr rütteln kann. Wenn ein solches Definitivum auch unter den Großmächten geschaffen würde, müßte es schließlich auch von Deutschland akzeptiert werden.“296 Paris folgte dem Grundkonzept Beneš’ in abgeschwächter Form und ließ die österreichische Regierung Anfang August 1934 wissen, „daß die französische Regierung im Hinblick auf die Sicherung der Unabhängigkeit Österreichs in Rom den Abschluß eines allgemeinen Paktes angeregt habe, der den völkerrechtlichen Grundlagen der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten eines fremden Staates und die Verpflichtung der vertragsschließenden Texte enthalten sollte, auf ihrem Boden keine gegen die Vertragsgegner gerichtete subversive Tätigkeit zu dulden.“297 Man überließ jedoch Rom den Vortritt, die Sicherheitsfrage aufzugreifen, da man um die besonderen Beziehungen zwischen Italien und Österreich wusste. Auch Wien stand dem Projekt direkt nach dem Putsch des 25. Juli offen gegenüber. Berger-Waldenegg wollte sich aber „darauf beschränken, in Paris, Rom und London verstehen zu geben, daß wir einen solchen Pakt, sollte er von Seiten der Großmächte angeregt werden, begrüßen würden.“298 Als man sich in Genf am Rande der Septembertagung des Völkerbundes zu Verhandlungen traf, wurden jedoch die fundamentalen Auffassungsunterschiede bezüglich eines solchen Paktes deutlich. Nicht nur wollten die italienischen und die österreichischen Unterhändler in ihrem Vorschlag die Anrainerstaaten vom Vertrag ausschließen, auch sollte der Völkerbund, Italiens Konzept nach, nicht involviert werden. Wieder zeigten sich die alten Motive, die schon im Februar 1934 eine weitergehende Initiative zu Gunsten einer Internationalisierung der Österreichfrage zu Fall gebracht hatten. Doch auch die österreichische Regierung billigte die italienische Verhandlungslinie und stimmte in beiden Punkten mit Mussolini überein.299 Die französische und englische Seite lehnte diesen Vorschlag ab, Großbritannien war nicht einverstanden mit dem Ausschluss Jugoslawiens aus dem Beistandspakt.300 Statt eines Garantiepakts kam im September 1934 nur die besagte Bekräftigung der Erklärung vom Februar des gleichen Jahres zu Stande. In Österreich zeigte man sich mit

Free ebooks ==> www.ebook777.com diesem Ergebnis jedoch zufrieden.301 Der österreichische Außenminister BergerWaldenegg sagte seinen Kabinettskollegen, dass Österreich kein Interesse an einer Teilnahme auch der kleinen Nachbarstaaten haben könne. Er zöge es dagegen vor, wenn die Regierungen Frankreichs und Italiens im Falle eines erfolgreichen Abschlusses eines die Selbständigkeit Österreichs garantierenden Vertrags nur das Deutsche Reich einladen würden, einen solchen Pakt als Großmacht mit zu unterzeichnen.302 Es zeigte sich, dass man in Wien inzwischen nicht mehr auf eine Internationalisierung der österreichischen Frage im Sinne des Völkerbundes setzte. Stattdessen vertraute man auf seinen Verbündeten Italien und folgte diesem in seinem außenpolitischen Konzept. Dieses sah durch die Abmachungen des Jahresbeginns 1935 die schon angeführte Annäherung an Frankreich und das System der kollektiven Sicherheit vor, so dass auch Österreich diesem System wieder näher gebracht wurde. Doch passierte dies nicht aus eigenem Antrieb, sondern in der Gefolgschaft Italiens. Die Verhandlungen im September 1934 zeigten, wie nahe man der italienischen außenpolitischen Linie stand, so dass man auf eine eigene internationalisierende Politik mehr oder weniger gänzlich verzichtete. Durch die italienisch-französische Annäherung sah es kurzfristig so aus als würde man in Europa tatsächlich eine antideutsche Ententepolitik betreiben können, in die auch die Sowjetunion mit eingebunden wurde.303 In Folge des französisch-italienischen Paktes vom Januar 1935 kam auch der dort enthaltene Vorschlag eines Donaupaktes wieder auf den Tisch. Dieser sollte in erster Linie der Unabhängigkeit Österreichs zu Gute kommen: „Sie [Italien und Frankreich] sind übereingekommen, den besonders interessierten Staaten den Abschluß einer Vereinbarung zu empfehlen, insbesondere über die wechselseitige Verpflichtung, sich nicht in die inneren Angelegenheiten des anderen einzumischen und irgendwelche Agitation und Propaganda zu entfalten oder zu begünstigen, die darauf abzielt, die territoriale Unverletzbarkeit und die politische oder soziale Ordnung eines der vertragsschließenden Länder mit Gewalt anzutasten.“304 Die grundsätzliche italienische Unterstützung der Idee schien authentisch305 , da es sich im Zuge der Planungen des Abessinienfeldzugs um die eigene Schwäche und Anfälligkeit gegenüber Deutschland, vor allem natürlich in Bezug auf die Sicherung der österreichischen Unabhängigkeit, bewusst war. Man stimmte also den französischen Plänen zu, um sich die italienische Machtposition im Donauraum durch Frankreich gegenüber Deutschland schützen zu lassen. Hierfür schien man auch bereit, Einfluss an Frankreich und die Kleine Entente abzugeben, ohne den Balkanraum ganz aus dem Auge zu verlieren. Voraussetzung hierfür war ein weiterhin gutes Verhältnis zwischen Italien, Frankreich und Großbritannien.306 Der Pakt kam aus verschiedenen Gründen nie zu Stande. Zu groß waren die Differenzen der Staaten untereinander, inklusive Revisionsansprüchen, zu gering noch ihre Sorge vor dem sich ihnen gegenüber friedfertig gebenden Deutschland. Die meisten Staaten waren ehemalige Länder des Habsburgerreiches und fürchteten den österreichischen Legitimismus, mit dem auch Schuschnigg gedanklich spielte.307 Der ungarische Revisionismus oder die deutschlandfreundliche Haltung Jugoslawiens standen dem Projekt ebenso im Weg. Ungarn und Tschechien in einem Bündnis zu vereinen, erschien

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aussichtslos, war doch die Kleine Entente in ihrer Ausrichtung hauptsächlich gegen den Free ebooks 308 ==> www.ebook777.com ungarischen Revisionismus gerichtet. Auch in Österreich fand die Idee des Donaupakts nur geringen Anklang. Gegenüber dem französischen Gesandten rechtfertigten sich österreichische Diplomaten mit der Feindseligkeit der Staaten der Kleinen Entente. So führte man ein Abkommen zwischen Rumänien und Jugoslawien an, das eine militärische Intervention in Österreich im Falle einer Restauration der Habsburger vorsah, und wollte ebenfalls von einem tschechischen Angriffsplan wissen.309 Zudem sprachen sich in Österreich weite Teile der Bevölkerung gegen ein Bündnis mit den Staaten aus, die ihrer Meinung nach die Habsburger-Monarchie zu Fall gebracht hatten. Vor allem der österreichische Außenminister Berger-Waldenegg machte keinen Hehl aus seiner Ablehnung der Kleinen Entente.310 Für Hitler hätte eine wie auch immer geartete Donaukonföderation eine Schwächung seiner eigenen Konzeptionen bedeutet. Ein multilaterales Abkommen hätte seine Taktik der bilateralen Abkommen zerstört, die hauptsächlich dazu dienen sollte, einzelne Staaten in Sicherheit zu wiegen und sich so Zeit zur Aufrüstung zu verschaffen. Nach außen zeigte Deutschland zwar prinzipielle Verhandlungsbereitschaft, man hoffte aber darauf, die Verhandlungen in die Länge zu ziehen, sie zu sabotieren und letztendlich platzen lassen zu können.311 So kam es dann auch tatsächlich. Eine ursprünglich für den 20. Mai 1935 angesetzte Donaukonferenz in Rom wurde zweimalig verschoben und fand letztlich nie statt,312 auch wenn es immer wieder einzelne Vorstöße dazu gab und das Thema bis in den Februar 1936 auch zwischen Deutschland und Italien gelegentlich aufkommen sollte.313 Doch Frankreich wollte seine Ambitionen noch nicht aufgeben, die österreichische Unabhängigkeit mit dem System der kollektiven Sicherheit zu verbinden, sei es über den Völkerbund oder über ein multilaterales Abkommen.314 Wegen des in Aufrüstungsfragen immer aggressiver auftretenden Deutschlands erkannte Frankreich früh die Wichtigkeit Österreichs in einem eventuellen Kriegsfall, aber auch als Ausgleichsmacht im Frieden. Der französische Gesandte in Wien sah das Potenzial, das in Österreich steckte.315 Ende 1935 sondierte man mit Österreich dessen Verhalten im Falle eines europäischen Konflikts. Im Gegenzug für strategische Hilfen wäre man bereit gewesen, die österreichische Rüstungsbeschränkung aufzuheben und eine eventuelle Aufrüstung mit Krediten zu unterstützen. Österreich jedoch lehnte dies ab: „Wir werden niemals Deutschland angreifen, so wie wir niemals an offensiven Unternehmen gegen es teilnehmen werden, und wir werden es auf gar keinen Fall zulassen, daß Deutschland feindlich gegenüberstehende Mächte in einem europäischen Konflikt unser Gebiet für einen Angriff gegen dieses Land überqueren.“316 Als sich die italienische Abkehr vom System der kollektiven Sicherheit hin zu Hitler bereits andeutete, wies der französische Außenminister Laval seine Gesandten in Österreich, der Tschechoslowakei, Ungarn und Jugoslawien an, sich mit allen Mitteln für die österreichische Unabhängigkeit einzusetzen. Durch eine intensive wirtschaftliche Kooperation sollte der wegfallende italienische Faktor ersetzt werden.317 Tatsächlich wurden in Prag in den Jahren 1936 und 1937 Pläne ausgearbeitet, die statt des Donaupakts eine wirtschaftliche Allianz der mitteleuropäischen Staaten bedeutet hätten, welche dann

Free ebooks ==> www.ebook777.com als Brücke zwischen Deutschland und den Westmächten hätte fungieren sollen.318 Man wollte all dies über einen Besuch Schuschniggs in Prag im Januar 1936 lancieren und wieder war es Beneš, inzwischen Staatspräsident der Tschechoslowakei, der die Anregung aufnahm. Nachdem seine Idee eines Donaupakts gescheitert war und er die italienische Unzuverlässigkeit ausgemacht hatte, mahnte er Wien darüber nachzudenken, „wie man die möglichen Rückwirkungen auf Mitteleuropa vermeiden könnte“. Es hieß: „Die richtige Beurteilung aller dieser Fragen müsse uns dazu führen, daß wir in Mitteleuropa eine ausgeglichene defensive politische Linie bilden müssen, die vor allem auf einem Einvernehmen zwischen Österreich und der Tschechoslowakei fußen müßte, ferner auf einem guten Verhältnis zur Kleinen Entente, dass schließlich auch Ungarn zu einer vernünftigen Kollaboration zu bringen.“319 Zwar wurden einige Beschlüsse zwecks einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit festgelegt, von einer Ersetzung Italiens durch die Kleine Entente kann aber keinesfalls die Rede sein. Politische Fragen wurden nur gestreift. Der französische Gesandte berichtete über sein Gespräch mit dem tschechoslowakischen Ministerpräsidenten Hodža, dass Schuschnigg wohl nicht daran glaube, dass Mussolini seine mitteleuropäischen Verpflichtungen wegen seines Abessinien-Abenteuers liquidieren müsse.320 Schuschnigg betonte: „Österreich habe nicht die Absicht, von seiner außenpolitischen Linie abzuweichen und halte zu seinen bisherigen Freunden. Allerdings könne der BK [Bundeskanzler] dem Ministerpräsidenten die Versicherung geben, dass Österreich den ungarischen Revisionismus nicht mitmache und nicht mitmachen werde.“ Alle geschlossenen Wirtschaftsvereinbarungen dürfen weiterhin „keine Spitze gegen Dritte, auch nicht gegen Deutschland, haben.“321 Auch die Pläne Hodžas für eine wirtschaftliche Union Mitteleuropas scheiterten letztendlich.322 Italien und Ungarn nahmen die Gefahr, die durch die Pragreise Schuschniggs und die tschechischen Mitteleuropapläne hervorgerufen wurden, durchaus ernst. So ernst, dass in den Unterredungen zwischen Ungarn und Österreich Mitte März 1936 Schuschnigg und Außenminister Berger-Waldenegg zustimmen mussten, dass „die politische Annäherung an die Staaten der Kleinen Entente, Jugoslawien vielleicht ausgenommen, vorerst zurückzustellen sei.“323 Als am 17. März sich dann die Staaten der Römischen Protokolle zu einer Konferenz in Rom trafen, wurde in den Zusatzprotokollen verbindlich festgelegt, dass die Protokollstaaten „keine Verhandlungen von politischer Bedeutung bezüglich der Donaufrage mit der Regierung eines dritten Staates führen, ohne vorher mit den beiden anderen Regierungen […] Fühlung genommen zu haben.“324 Außenminister BergerWaldenegg, genau wie Vizekanzler Starhemberg seit jeher kritisch dem Völkerbund und dem System der kollektiven Friedenssicherung gegenüber eingestellt, freute sich über die weitere feste Bindung an Italien: „Der Plan der italienischen Regierung laufe darauf hinaus, in Hinblick auf die Unsicherheit in Europa die Signatarstaaten der römischen Protokolle etwas fester politisch zusammenzuschließen, und zwar zu einer Art Entente […] Zunächst werde damit eine gewisse Sorge um die Sicherheit Österreichs, wenn nicht ganz so doch zum größten Teil behoben.“325 Schuschnigg gab sich dem Völkerbund gegenüber noch vorsichtiger und lehnte jeden

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provokativen Schritt gegen diesen ab, doch auch er wusste um die Bindung an Italien und 326 Free ebooks ==> www.ebook777.com hielt an ihr fest, nicht zuletzt um sein autoritäres System im Inneren nicht zu gefährden. Damit waren alle Hoffnungen auf eine multilaterale Absicherung der österreichischen Unabhängigkeit verloren, es sei denn Österreich hätte sich von Italien abgewandt, oder Italien sich nochmals den Westmächten zugewandt. Doch die österreichische Regierung stand wie gezeigt noch immer treu zu Italien und Mussolini327 und konnte daher gar keine komplette Annäherung an die Tschechoslowakei, die Kleine Entente und Frankreich vollziehen.328 Stattdessen hoffte man darauf, dass Italien wieder in die Stresa-Front zurückkehren würde, die die österreichische Unabhängigkeit kurzzeitig beschützt hatte. Doch Mussolini hatte zu diesem Zeitpunkt schon seine Abkehr von Stresa und seine Annäherung an Hitler vollzogen, eine Annäherung, die letztlich das Ende der Eigenständigkeit des Alpenstaates bedeuten sollte.

Free ebooks ==> www.ebook777.com 5. Die Annäherung zwischen Hitler und Mussolini „Politics! Don’t you understand? Your Führer will understand it. Italy at this moment can not lay her cards on the table. We cannot openly show France and England our position toward Germany. Not yet! One must move slowly and cautiously. But between Germany and Italy there is a common fate. That is becoming stronger and stronger. That cannot be denied. Germany and Italy are congruent cases. One day we shall meet whether we want to or not. But we want to! Because we must!“329 Schon seit seiner Ernennung zum Reichskanzler im Januar 1933 zielte Adolf Hitler auf eine Veränderung der europäischen Machtverhältnisse ab. Während er sich nach außen in seinen Reden friedfertig gab und seine späteren Gegner und Opfer in Sicherheit wog,330 arbeitete er gleichzeitig an der Wiederaufrüstung Deutschlands, die den großen Krieg Hitlers um Lebensraum im Osten vorbereiten sollte.331 Einen wichtigen diplomatischen Erfolg feierte Hitler im Juni 1935. Durch ein Flottenabkommen mit Großbritannien schaffte er es, seinen eigentlich illegitimen Wiederaufrüstungskurs von einer europäischen Großmacht absegnen zu lassen.332 Hitler hatte Großbritannien seinen „unerschütterlichen Entschluss“ mitgeteilt, zur See wieder aufrüsten zu wollen, bot Großbritannien aber ein Verhältnis von 35 zu 100 bei der Stärke der Seestreitkräfte an. Großbritannien – nicht bereit, einen Krieg gegen die Wiederaufrüstung Deutschlands zu führen – nahm das Angebot an. Es tat dies aber ohne Konsultation oder Zustimmung der beiden anderen Mächte des Abkommens von Stresa, Italien und Frankreich, das sich ja ausdrücklich gegen die deutsche Wiederbewaffnung richtete, und handelte damit eklatant gegen das Abkommen. Für Hitler war es eine diplomatische Aufwertung von ungemein großer Bedeutung,333 für die brüchige Stresa-„Front“ ein entscheidender Rückschlag, der sie bereits zwei Monate nach ihrer Gründung ins Wanken brachte.334

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5.1 Italiens Abessinienkrieg 1935/36 – Das Ende für Stresa

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Doch das entscheidende Ereignis, das die Friedenssicherung in Europa aushebelte, indem es die drei Großmächte von Stresa in Konfrontation zueinander brachte, war der italienische Abessinienkrieg, der am 2. Oktober 1935 begann. Die Eroberung eines Kolonialreichs war eine Idee, die Mussolini schon seit Mitte der 1920er Jahre verfolgte, stellte also kein kurzfristiges Umschwenken zu einem außereuropäischen Schauplatz dar, als man in Europa mit seinen Zielsetzungen nicht mehr vorwärts kam oder ein Ablenken von innenpolitischen Problemen.335 Mussolini wusste, dies nur verfolgen zu können, wenn Frankreich und England die Hände gebunden, sie entweder in andere Konflikte involviert oder auf Italien angewiesen waren. Nun, im Jahre 1935, sah er den Moment gekommen, der deutschen Wiederaufrüstung und dem französisch-italienischen Abkommen sei Dank. Gleichzeitig blieb ihm nur ein gewisser Zeitrahmen, ehe Deutschland zu hoch gerüstet war und einen Krieg in Europa begann. Er legte sich daher im Februar 1934 auf den Oktober 1935 als Termin fest, an dem die Kampfhandlungen beginnen sollten.336 Italiens Pläne in Afrika sind den anderen Staaten nicht völlig im Unklaren geblieben, auch wenn Mussolini angestrengt versuchte, diese zu verschleiern.337 Vansittart äußerte am 27. Februar 1935 erstmals klare Bedenken gegenüber Dino Grandi, italienischer Botschafter in London: Man fürchtete, „daß euer Unternehmen in Abessinien, das offensichtlich auf eine koloniale Eroberung abzielt, die offene und vollständige Zusammenarbeit in Gefahr bringt, die bislang ein Schlüssel für den europäischen Frieden gewesen ist.“ Grandi antwortete, man sollte „Abessinien als ein Objekt der Kolonialpolitik der drei Mächte und nicht als Objekt der internationalen Politik betrachten.“338 England war bereit, Widerstand zu leisten gegen jedes aggressive Vorgehen Italiens in Abessinien.339 Auf der Konferenz von Stresa wurde das Thema vermieden, um die Ergebnisse der Konferenz nicht zu gefährden.340 Nur kurz darauf, am 20. April, ließ Mussolini London über seine Pläne einweihen. Er versuchte, die Unternehmung als Beitrag zum Schutz Europas zu verkaufen. Da ein Konflikt in Europa kurz bevorstünde, müsse Italien nun seine Sicherheitsprobleme in Afrika in Angriff nehmen, um so im Ernstfall Europa militärisch in voller Stärke zur Verfügung zu stehen.341 Die Außenminister der Sowjetunion, Frankreichs und Großbritanniens versuchten Mussolini vor diesem Schritt zu warnen, auch mit Hinblick auf die Wahrung der Unabhängigkeit Österreichs, die Italien bei einer Beschäftigung seiner Truppen nicht mehr wahrnehmen könnte. Davon ließ sich Mussolini nicht abhalten: „He [Maxim Litvinov, russischer Außenminister] alleged that Mussolini had replied that the independence of Austria was a European question and not one for Italy alone and that he had no intention of opposing Germany in Austria unless he should receive full support from France and England.“342 Es ist dies vor allem als ein Hinweis an England zu betrachten, auf das es nun bei der Frage um den Widerstand gegen das koloniale Projekt Mussolinis am meisten ankam. Wie schon erwähnt, erwartete Mussolini für die Wahrung der Unabhängigkeit Österreichs Konzessionen, und dies sollte vor allem die „freie Hand“ bei der Eroberung Abessiniens

Free ebooks ==> www.ebook777.com sein, die er glaubte von Frankreich in den Mussolini-Laval-Abkommen gestattet bekommen zu haben. In einer Rede vor der Abgeordnetenkammer am 25. Mai 1935 warnte er, „es wird […] nicht unangebracht sein, jenen einige Worten zu widmen, die uns am Brenner versteinern wollen, um uns daran zu hindern, uns in jedem anderen Teil des weiten Erdkreises zu bewegen. […] Das faschistische Italien denkt nicht daran, seine historische Sendung auf ein einziges militärisches Problem, auf einen einzigen militärischen Sektor, jenen der Verteidigung einer Grenze, auch wenn sie so wichtig ist, wie die des Brenner, zu beschränken, nachdem alle Grenzen, sowohl die italienischen als auch die kolonialen, unantastbar sind und gegen jedwede auch nur potentielle Drohung bewacht und verteidigt werden müssen.“343 Die Frage nach Abessinien wurde in Mussolinis politischem Konzept das zentrale Thema, dem alles Andere untergeordnet wurde: „Suvich me dit que le Duce est d’une intransigeance absolue et ne s’occupe plus que la question d’Abyssinie. Il ne veut plus entendre parler d’autres affaires, même importantes […].“344 Die Einstellung der anderen Mächte zu seinem Unternehmen machte er zum Gradmesser ihres Wohlverhaltens – und zog daraus auch Schlüsse für Italiens Wohlverhalten ihnen gegenüber.345 Doch die englische Regierung schien die Signale Mussolinis nicht aufzunehmen, suchte sogar eher die Annäherung an Deutschland, wie eben durch das deutsch-britische Flottenabkommen. In Italien ließen die Ereignisse im Vorfeld und während des Abessinienkrieges die Überzeugung entstehen, Großbritannien sei der wahre Feind der kolonialen Ziele Italiens.346 Der englisch-italienische Konflikt verlagerte sich zusehends in die Presse. Italienische Zeitungen, von Regierungskreisen angeleitet, starteten eine scharfe Polemik gegenüber Großbritannien, die von dort erwidert wurde. Es ging bei dieser Frage nicht nur um eine eventuelle koloniale Ausdehnung Italiens. Für eine Mehrheit der britischen Bevölkerung wirkte das Unternehmen Mussolinis wie aus einer anderen Zeit,347 eine Zeit, mit der man auch begonnen hatte moralisch abzurechnen. Mit Hinblick auf die Unterhauswahlen 1935 konnte keine britische Regierung dies ignorieren. Für Italien hingegen galt es aufzuholen, was man in den Jahrzehnten davor verpasst hatte, sich zu rächen für die Niederlage von 1896 und ein Kolonialreich aufzubauen. Hierin waren sich Faschismus und Nationalismus einig und Mussolini wusste einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung bei diesem imperialistischen Projekt hinter sich.348 Großbritannien und viele kleine europäische Staaten sahen das Vorgehen des Völkerbundes gegen Italien als Testfall, wie man bei einer Aggression des wiederaufgerüsteten Deutschlands in Zukunft verfahren würde. Eden formulierte es in einem Brief an seinen Wahlkreis folgendermaßen: „The real issue is whether or not the League of Nations can prove itself an effective instrument in this dispute, and whether its members are prepared to respect and uphold the Covenant […] The present dispute is a test case.“349 Ganz anders als England reagierte man in Frankreich. Hier war man bereit, auch einen Schaden des Ansehens des Völkerbundes in Kauf zu nehmen, solange man die französisch-italienische Verbindung erhalten konnte. Frankreich wäre nur dann zu einem schärferen Kurs gegenüber Italien bereit gewesen, wenn Großbritannien sich zu vermehrter Aktivität auf dem Kontinent hätte verpflichten lassen, speziell in der

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Österreich-Frage und der Absicherung des Rheinlandes, wozu Großbritannien jedoch Free ebooks ==> www.ebook777.com nicht gewillt war.350 Der englische Außenminister Samuel Hoare wusste um die Schwierigkeit des Vorgehens: „Einerseits müsse man äußert behutsam und geduldig vorgehen, um ihn [Mussolini] auf der Seite der Alliierten zu halten, andererseits in Genf eine Einheitsfront schaffen, um die Deutschen vor einer Aggression abzuschrecken.“351 Frankreich und Großbritannien befanden sich ob des imperialistischen Angriffskriegs Italiens in einem Dilemma: Zum einen mussten sie die Prinzipien des Völkerbunds verteidigen, zum anderen wussten sie, dass sie mit einem zu schroffem Vorgehen gegen Italien dieses in die Arme Deutschlands führen könnten. Sie wählten einen Kompromiss, indem sie die Sanktionsbeschlüsse des Völkerbundes gegen Italien unterstützen, diese aber gleichzeitig abmilderten, um Italien bei der Eindämmung Hitlers und der Aufrechterhaltung der österreichischen Unabhängigkeit doch noch an ihrer Seite halten zu können.352 Die Übereinkunft von Stresa war immer mehr im Zerfallen begriffen. Italienische Dokumente zeigen, dass Mussolini einen Krieg gegen England für möglich hielt und auch bereit war, diesen zu führen.353 Doch noch gab man die Wahrung des Dreierbündnisses in Paris und London nicht auf. Als es in der Anfangszeit des Krieges nach einer militärischen Pattsituation aussah, wurde eine Lösung des Konflikts in Form eines ausgehandelten Kompromisses wieder ins Auge gefasst. Laval drängte am entschiedensten darauf, auch Teile der englischen Konservativen, vor allem Vansittart, sprachen sich hierfür aus, zur Not auch, indem man den Völkerbund umging. Am 7. und 8. Dezember handelten die beiden Außenminister Hoare und Laval in Paris einen Plan aus, der darauf abzielte, unter allen Umständen wieder zu einer Verständigung mit Italien zu kommen. Durch eine absichtliche Indiskretion gelangte der Plan an die Öffentlichkeit. Die englische Presse brachte Hoare als Außenminister zu Fall und der Plan wurde zurückgerufen. Der letzte Vermittlungsplan war gescheitert, der neue englische Außenminister Anthony Eden glaubte nicht daran, Mussolini mit Konzessionen wieder an die französisch-britische Seite zu bekommen.354 So führte die Taktik des Völkerbundes zu einem doppelt negativen Ergebnis für die westlichen Mächte: Die nur milde Durchführung der Sanktions- und Embargopolitik hinderte Italien nicht an der Eroberung Abessiniens – und doch näherte sie Mussolini an Hitler an ließ ihn von den Westmächten weiter abrücken. Der britische Staatssekretär Vansittart äußerte sich nach dem gescheiterten Versuch Hoares und Lavals, dass so „we lost Abyssinia, we lost Austria, we formed the Axis. We made certain of Germany’s next war.“355 Mussolini erkannte, dass man eine aggressive imperialistische Politik, wie sie sich im Abessinienkrieg ausdrückte, mit dem auf territorialem Raub ausgerichteten HitlerReich einfacher durchsetzen konnte, als mit den den status quo verteidigenden Westmächten. Schon im Januar 1936 erklärte Mussolini von Hassell: „Stresa ist ein für alle mal tot.“356 Für Mussolini bedeutete dies, dass seine außenpolitische Konzeption, gleichzeitig das dynamische und das antirevisionistische zu vereinen, indem man in Europa den status quo bewahrte und ihm dafür koloniale Zugewinne versprach, gescheitert war. Letztlich schien seine Taktik im Verbund mit Großbritannien nicht möglich, Mussolini brauchte eine neue Strategie – und einen neuen Partner.

Free ebooks ==> www.ebook777.com 5.2 Die beginnende Annäherung von faschistischem Italien und nationalsozialistischem Deutschland Wie bereits ausgeführt, war das Verhältnis der beiden Diktatoren Hitler und Mussolini belastet. Den Tiefpunkt erreichte es in Folge des Juliputsches 1934 in Österreich und der Ermordung Dollfuß’, dessen Familie zu dieser Zeit bei Mussolini weilte. Während es für den Duce keine Zweifel gab, dass Hitler hinter dem Putsch stand, zeigte sich auch Hitler tief enttäuscht von der Haltung Italiens, die er offensichtlich nach dem Treffen im Juni 1934 so nicht vorhergesehen hatte. Goebbels Tagebücher verraten die ganze Erzürnung, die in den hohen Kreisen der NSDAP herrschte: „Samstag: die ital. Presse tobt wie wahnsinnig. Ein richtiger Pazifismus! Es ist aus mit Italien. Die alte Treulosigkeit. Der Führer ist innerlich fertig damit.“ Weiter hieß es: „Danach lange mit dem Führer debattiert. Er hat mit Rom endgültig gebrochen. Will nun stärkere Anlehnung an Jugoslawien.“357 Ähnlich Rosenberg in seinen Tagebüchern: „Daß Italien in einer derartig gemeinen Art den Fall Dollfuß behandeln würde, hat alle erstaunt, selbst jene, die nie etwas vom Charakter der Italiener gehalten haben.“358 Hitler äußerte sich noch ein Jahr später über die Angriffe der italienischen Presse, er wäre durch die „heftige Pressekampagne […] betroffen und verletzt“ worden.359 Nicht nur die Ermordung Dollfuß stand zwischen den Diktatoren, bei weitem zeigten sich Faschismus und Nationalsozialismus ideologisch nicht so nahe stehend, wie man annehmen könnte. Streitigkeiten über die weltanschauliche Deutungshoheit oder ideologische Differenzen, wie die von Mussolini abgelehnte Rassentheorie, verschlechterten bereits vor dem Juli 1934 das Verhältnis.360 Doch, wie bereits dargestellt, auch nach Unstimmigkeiten wie in der Österreich-Frage oder dem Austritt aus dem Völkerbund und dem Abbruch der Abrüstungsverhandlungen, der Mussolini in seinem Stolz kränkte, wusste Hitler, wie er den Duce wieder besänftigen konnte.361 Wie stand es nun mit dem Verhältnis zwischen Hitler und Mussolini in der für das Juliabkommen entscheidenden Phase ab 1935? Im Zuge des englisch-italienischen Konfliktes über Abessinien und unterstützt durch das Misstrauen, das man wegen des englisch-deutschen Flottenabkommens vom 18. Juni 1935 in Italien gegenüber London empfand, wurden die Gedanken an eine Annäherung an Deutschland dort wieder aktueller. Eine Grundlage dafür war die sogenannte „Friedensrede“ Adolf Hitlers vom 21. Mai 1935 vor dem Reichstag, bei der er auch auf Österreich zu sprechen kam: „Deutschland hat weder die Absicht noch den Willen, sich in die inneren österreichischen Verhältnisse einzumengen, Österreich etwa zu annektieren oder anzuschließen […] Die deutsche Regierung bedauert die durch den Konflikt mit Österreich bedingte Spannung umso mehr, als dadurch eine Störung unseres früher so guten Verhältnisses zu Italien eingetreten ist, einem Staat, mit dem wir sonst keinerlei Interessengegensätze besitzen.“362 Mussolini antwortete darauf Hassell, „daß er in der Tat Erklärung Führers als wesentlichen Fortschritt auf der Weg deutsch-italienischer Verständigung bewerte.“363 In einer Parlamentsrede vom 25. Mai stimmte Mussolini Hitler ausdrücklich zu, „daß die einzige

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zwischen Deutschland und Italien offene Frage die österreichische sei, allerdings mit dem Free ebooks ==> sehr betonten Zusatz, daß dies eine Frage www.ebook777.com grundlegender Bedeutung sei.“364 Hassell konnte fast eine vollständige Kehrtwendung der italienischen Politik feststellen, auch wenn er dafür nur „negative Faktoren“ als Ursache ausmachen konnte, sprich die Verschlechterung der italienischen Beziehungen zu Großbritannien und Frankreich.365 Zur gleichen Zeit kündigte Mussolini an, dass das französisch-russische Abkommen eine „grundsätzliche Neuorientierung erforderlich mache“, in deren Rahmen „allmählich und planmäßig [eine] Wiederannäherung Deutschland-Italien erfolgen werde.“366 Viele kleine Schritte zeugten für diese Neuorientierung und Wiederannäherung. In der Abessinien-Frage ließ Hitler „strengste Neutralität“367 anordnen. Die italienisch-deutschen Pressestreitereien, die nach dem Putschversuch in Österreich scharfe Züge angenommen hatten, wurden entschärft. Eine Presseanweisung vom 12. Februar 1935 verlangte, „der abessinisch-italienische Streitfall soll mit ‚brutaler Desinteressiertheit‘ und völligster Objektivität behandelt werden.“368 Zwei Wochen später wurde das Anliegen als „besonders wichtig“ eingestuft und gebeten, „bei der Behandlung der abessinischitalienischen Frage alles zu unterlassen, was dem italienischen Standpunkt schaden könnte.“369 Am 16. April 1935 unterzeichnete man ein geheimes deutsch-italienisches Handelsabkommen, also nur zwei Tage nach der Veröffentlichung des StresaMemorandums.370 Im Zuge der Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland und der daraufhin einberufenen Stresa-Konferenz ging aber auch die gegenseitige Pressehetze wieder los. Dies veranlasste Mussolini wohl Anfang Mai 1935, auf Deutschland zuzugehen und auf ein Angebot von Hassells zurückzukommen, der im Dezember 1934 Mussolini anbot, „wenn er [ein] Pressekonkordat ähnlich dem deutsch-polnischen wünsche, so würde das sicher an uns nicht scheitern.“371 In gegenseitigen Gesprächen wurde sich auf die Einstellung der Attacken geeinigt.372 Tatsächlich gingen die gegenseitigen Presseangriffe in der Folgezeit mehr und mehr zurück, im Falle des Abessinienkonflikts war man aber in Deutschland nicht bereit über eine leicht wohlwollend-neutrale Berichterstattung hinaus zu gehen.373 Auch im Donauraum kam es zu einer Annäherung des italienischen und des deutschen Kurses. Rom hatte im März 1935 auf Druck Frankreichs eine Integritätsgarantie für Jugoslawien abgegeben. Ungarn versicherte es dafür, die Zerschlagung der Tschechoslowakei billigend hinzunehmen, um so Ungarn zu den slowakischen Provinzen zu verhelfen, auf die es Ansprüche stellte. Dies stand natürlich im Gegensatz zu den status quo-Plänen Frankreichs und musste auch Deutschland zu Gute kommen, das auf das tschechische Sudetenland abzielte. Gefährlich war es hingegen für Österreich, für dessen Unabhängigkeit die Zerschlagung des östlichen Nachbarn ein gefährliches Beispiel hätte geben können.374 Weitere Maßnahmen, wie die Abberufung des italienischen Botschafters in Berlin, Cerruti, der als deutschlandkritisch galt und dessen Demission Hitler gefordert hatte, zeugten ebenfalls von dem Bemühen um eine Annäherung.375 Die österreichische Frage wurde in den Beziehungen der beiden Länder größtenteils ausgeklammert, um Meinungsverschiedenheiten zu vermeiden. Dies entsprach ja auch der von Hitler nach dem missglückten Juliputsch von 1934 eingenommenen Haltung gegenüber dem Alpenstaat. Hitler hatte von Papen, Botschafter in besonderer Mission in Wien, erklärt, dass „zur Zeit nichts geschehen soll, was geeignet wäre, das österreichische Problem in

Free ebooks ==> www.ebook777.com den Vordergrund zu schieben“376 , also auch keine Gespräche mit Italien über Österreich geplant waren. Laut Hassell wünschte „man in Rom wegen der erstrebten Rückenfreiheit für die ostafrikanische Politik gleichfalls nicht […], daß die österreichische Frage irgendwie akut wird.“377 Bei Anbruch des Abessinienkriegs hoffte Hitler auf einen italienischen Sieg, sah er doch sonst der faschistischen Ideologie einen schweren Schlag versetzt und fürchtete gar Mussolinis Sturz. Mussolini dankte dafür Botschafter von Hassell: „In diesem Zusammenhang begrüße er lebhaft Standfestigkeit deutscher Neutralität, die sich sehr günstig auf weiteres deutsch-italienisches Verhältnis auswirken könne. Mehr als Neutralität wünsche er gar nicht“.378 Andererseits hoffte Hitler, der Krieg würde möglichst lange dauern, um so Italiens Position in Südosteuropa und in Österreich schwächen zu können.379 Er ging dabei sogar so weit und wagte eine geheime Waffenlieferung an den Negus von Abessinien.380 Während alle Aufmerksamkeit in Europa im Sommer 1935 auf Abessinien gerichtet war, hielt sich die deutsche Politik stark zurück und trieb im Geheimen ihre Aufrüstungspläne voran. Auch in Deutschland war man sich bewusst, dass der Abessinienkonflikt einen Testfall darstellte für ein eventuelles, eigenes aggressives Vorgehen in Europa. Man legte sich selbst eine strikte Neutralität auf, die sich trotzdem zu Gunsten Italiens orientierte – ohne dabei das gute Verhältnis zu Großbritannien zu gefährden, mit dem gerade erst der Flottenvertrag unterzeichnet wurde.381 Auch London ließ wissen, dass für das englischdeutsche Verhältnis essentiell werden würde, wie sich Deutschland verhielte.382 Nach außen hin veröffentlichte man deshalb in Deutschland neben der Neutralitätserklärung vom 7. November auch ein Ausfuhrverbot von Rüstungsmaterial an die kriegsführenden Staaten, sowie am 9. November Exportbeschränkungen für Rohstoffe und Lebensmittel, gepaart mit einer Erklärung, alles abzulehnen, was Deutschland in Widerspruch zu seinem unbedingten Friedenswillen bringen könnte.383 An den Sanktionen des Völkerbundes aber beteiligte man sich nicht. Tatsächlich kam es zu einer Steigerung des Exports nach Italien, zudem zu der Gewährung eines Kredits von 40 Millionen Reichsmark über die italienfreundliche Reichsbank. Deutschlands Anteil am italienischen Außenhandel stieg in den Jahren 1935 auf 1936 von 17,5% auf 23,3%.384 Neben den politischen und ideologischen385 brachten auch wirtschaftliche Gründe die beiden Diktatoren wieder näher zusammen. Die wirtschaftliche Unterstützung Italiens durch Deutschland hatte seinen Preis. Bei einem Treffen von Hans Frank mit einem Mittelsmann Mussolinis, Vernarecci di Fossombrone, ließ Frank weitreichende materielle Unterstützung Deutschlands anklingen, sollte Mussolini nur bereit sein, die ÖsterreichFrage als Hindernis deutsch-italienischer Annäherung zu eliminieren. Ähnlich äußerte sich auch der ungarische Ministerpräsident Gömbös gegenüber dem neuen italienischen Botschafter in Berlin, Attolico, nach einem Treffen mit Hitler und Göring. Die Lösung der österreichischen Frage würde den Weg zu einer „Achse Berlin-Rom“ ebnen, eine Ansicht, die auch Hitler enthusiastisch vertreten würde.386 Zwar könne Deutschland Italien keine Waffen und Munition verkaufen, es könne jedoch andere Materialien liefern, so Neurath an Attolico. Eine öffentliche Aussage Hitlers zu Gunsten Mussolinis musste er jedoch mit Rücksicht auf England ablehnen.387 Nach einem Treffen zwischen Attolico und

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Reichsbank-Präsident Hjalmar von Schacht zur Auslotung intensiverer Handelsbeziehungen zwischen Deutschland Italien samt vermehrten Kohleimporten Free ebooks ==> und www.ebook777.com aus Deutschland, warnte der italienische Botschafter in Berlin Mussolini. Dieser solle keinem Handelsübereinkommen zustimmen, das langfristig Italiens Interessen schaden würde – ein Hinweis auf die Preisgabe der Unabhängigkeit Österreichs.388 Doch während in den Jahren zuvor vermehrte Kohlelieferungen noch an den politischen Differenzen der beiden Diktatoren gescheitert waren, ließ die neue europäische Konstellation in Europa Mussolini keine Rücksicht mehr auf solcherlei Warnungen nehmen.389 Ein Richtungswechsel deutete sich an. Ende Januar 1936 wendete sich das Kriegsglück in Abessinien zu Gunsten Italiens, ein Sieg schien noch bis Juni des Jahres möglich. Hitler wollte die Zeit nutzen, um einen weiteren kühnen Schritt seiner Außenpolitik zu wagen: Die Besetzung des entmilitarisierten Rheinlandes. Dies brach den Vertrag von Locarno, in dem eine Militarisierung des Gebiets als unprovozierter Angriff galt und eine Gegenaktion der Vertragsmächte zur Folge hätte haben müssen. Eine der Garantiemächte war Italien; deshalb war die Haltung Mussolinis essentiell für die Durchführung des Schrittes. Ein erstes Anzeichen war ein ungezeichneter Artikel Mussolinis im ‚Popolo d’Italia‘ am 26. Januar 1936, in dem er den Fortbestand des Locarno-Vertrages in Frage stellte.390 Er folgte damit einer Empfehlung des neuen Botschafters Attolico. Während Attolico trotz seiner Warnungen vor der Preisgabe Österreichs als eher deutschlandfreundlich galt, zeigte sich die italienische Politik der damaligen Zeit gespalten. Suvich warnte vor einer Umorientierung der Bündnisziele, denn „so unangenehm die gegenwärtige Lage auch sein mag, ist es doch besser, die Brücken mit diesem System [Genf und die Westmächte] nicht abzubrechen, bis wir nicht absolute Gewissheit haben, mit unseren Kräften, trotz der Feindschaft der anderen bis ans Ziel zu gelangen.“391 Durch Hassell ließ Hitler sondieren, wie sich Italien bei einer Besetzung des Rheinlandes verhalten würde. Es dauerte bis Ende Februar bis Mussolini ihm antwortete, dass Italien sich nicht beteiligen würde „an einer Aktion Englands und Frankreichs gegen Deutschland, die einen angeblichen Bruch des Locarno-Vertrags durch Deutschland zum Anlaß nähme.“392 Am 3. März hieß es im endgültigen Protokoll der Unterredung: „Schon jetzt kann der Regierungschef [Mussolini] sagen, daß wir nicht an einer Konterreaktion teilnehmen würden, die durch eine deutsche Reaktion auf die Ratifikation [des französisch-sowjetischen Beistandspaktes] hergerufen wäre.“393 Vor dem Völkerbund stimmte der italienische Delegierte Grandi jedoch für die Verurteilung des deutschen Einmarsches. Mussolini ließ diesen Schritt auf Druck Berlins hin wieder aufheben und erklärte die vollständige italienische Handlungsfreiheit gegenüber der Resolution.394 Gleichzeitig versprach er aber Frankreich, im Tausch für eine Aufhebung der Sanktionen gegen Italien, bei einer Eindämmung Deutschlands mitzuwirken.395 Italien ließ sich sogar dazu ermuntern, an einer Aufforderung der übrig gebliebenen Locarno-Mächte mitzuwirken, in der Hitler ermahnt wurde, mit ihnen über die einzelnen Fragen zu verhandeln, inklusive Österreichs. Mussolini zeigte sich also noch nicht als völlig festgelegt auf die Option Deutschland, sondern betrieb weiterhin sein außenpolitisches Doppelspiel, jedoch mit einer Tendenz in Richtung Hitler. Diesem ermöglichte der endgültigen Zusammenfall der brüchigen Übereinkunft von

Free ebooks ==> www.ebook777.com Stresa mit dem waghalsigen Schritt der Remilitarisierung des Rheinlandes ungestraft davon zu kommen, den er selbst als lebensnotwendiger Defensivschritt in Anbetracht der Unterzeichnung des französisch-sowjetischen Paktes verkaufte und mit einem Angebot zur Rückkehr in den Völkerbund zur Unterstreichung der Friedfertigkeit Deutschlands verband. Zwei Gründe sprachen für die Zurückhaltung Mussolinis gegenüber Deutschlands Schritt: Zum Einen fehlte Mussolini die nötige Verhandlungs- bzw. Machtposition. Seine Truppen waren in Abessinien gebunden, und auch wenn die italienische Armee Fortschritte machte, wusste Hitler, dass Mussolini keinen zweiten Konfliktschauplatz eröffnen könnte. Gleichzeitig befand sich Italien von Frankreich und Großbritannien zu diesem Zeitpunkt isoliert, daneben schon in seiner Annäherung an Deutschland begriffen, als dass es noch auf Seiten der Westmächte eintreten würde – es schien als brauche man Deutschlands Rückendeckung eher gegen den neuen Hauptgegner im Mittelmeer, Großbritannien. Stattdessen spielte man das bereits aufgezeichnete Doppelspiel, forderte Deutschland zwar mit den anderen Mächten zu Gesprächen auf, gab ihm aber eigentlich eine freie Hand.396 Großbritannien selbst spielte den Einmarsch gegenüber Frankreich herunter.397 Hochrangige französische Vertreter hatten wiederum schon Anfang 1936 erklärt, ohne die Unterstützung Italiens und Großbritanniens nicht gegen Deutschland vorgehen zu können.398 Im Februar 1936 antwortete der französische Außenminister Pierre-Etienne Flandin dem britischen Botschafter in Paris auf die Frage, wie sich Frankreich im Falle einer deutschen Bedrohung der Existenz Österreichs und im Falle eines deutschen Einmarsches in das Rheinland verhalten würde: „Mr. Flandin said […] in the first case, everything depended on Italy.“399 Bei Eintreten des zweiten Falls wiederum wäre eine energische französisch-britische Kooperation entscheidend, um Deutschland zu stoppen.400 Doch diese erfolgte nicht und Italien hatte den Schritt aus der Stresa-Übereinkunft zum nationalsozialistischen Deutschland hin – zumindest für den Moment – vollzogen. Mit der Umbesetzung des Außenministeriums wurde dieser Schritt auch nach außen hin deutlich. Suvich und Aloisi, beide Vertreter einer an die Westmächte angelehnten Politik, mussten gehen. Graf Ciano, bisher Propagandaminister übernahm das Außenministerium im Juni 1936 und steuerte es auf eine weitere Annäherung an Deutschland zu. Hassell bemerkte nach einem Gespräch mit dem nach Washington versetzten Suvich: „Äußerungen machen deutlich, daß Neuorientierung italienischer Politik bezüglich Deutschland bei Wechsel Außenministers Rolle gespielt haben.“401

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5.3 Beseitigung eines Problems: Die Verständigung über Österreich

Free ebooks ==> www.ebook777.com Wie hilflos Frankreich auf den Einmarsch Deutschlands im Rheinland reagierte, musste ein warnendes Beispiel für Österreich sein.402 Es schien nun hauptsächlich von Italien abzuhängen, ob der Alpenstaat seine Souveränität behalten konnte. Doch Mussolinis Annäherung an Deutschland brachte auch eine entscheidende Wendung in seinem Verhältnis zur österreichischen Sache. Er setzte große Hoffnung auf den Rückhalt Hitlers für seine expansiven Pläne und Unternehmungen, die er nur, wie nun feststand, gegen die Westmächte durchsetzen konnte, und wollte diese Unterstützung nicht mehr durch die Österreich-Frage in Gefahr bringen. In Österreich war man durch das Afrika-Abenteuer Mussolinis beunruhigt. Laut Schuschnigg ließ Mussolini ihn schon Ende 1934 Folgendes wissen: „Es ist nicht ausgeschlossen, daß sie bald auf eigenen Füßen stehen müssen und nur bedingt auf Unterstützung rechnen können. Wir werden uns vielleicht vorübergehend in Ostafrika stärker engagieren müssen.“403 Der Krieg in Abessinien hatte auch eine Schwächung der Stellung Italiens in Österreich zur Folge und ließ dieses kurzfristig wieder stärkeren Rückhalt bei den Westmächten suchen.404 Dieses Vorgehen beunruhigte sowohl Mussolini als auch Hitler und stellte Ersteren vor die Wahl, welchen Einfluss er in Österreich lieber hinnehmen würde, den aus Paris oder aus Berlin.405 Mussolini entschied sich – unter dem Eindruck eines ins Stocken geratenen Feldzugs in Abessinien zum Jahresende 1935 – für Letzteren und ermächtige seinen Vertrauten Fossombrone, mit Hitler ergebnisoffen über die Zukunft Österreichs zu sprechen, im Austausch gegen die schon erwähnten wirtschaftlichen Maßnahmen. Hitler begrüßte die neue Initiative und veranlasste ein Treffen zwischen Ribbentrop und Fossombrone. Letztgenannter betonte dabei, dass Mussolini entschlossen sei, die Österreich-Frage nicht weiter als Grund für Uneinigkeit zwischen den beiden Ländern anzusehen; sie solle vielmehr ein vereinigender Faktor werden.406 Diese neue Einigkeit bekräftige Mussolini auch nochmal bei einem Treffen mit von Hassell am 16. November 1935.407 Die Annäherung zwischen Italien und Deutschland, ausgehend von Deutschlands Wohlwollen Italien gegenüber während des Abessinienkrieges und Dino Grandis überzogener Darstellung britisch-französischer Kooperation gegen Italien408 , veranlassten Mussolini am 6. Januar von Hassell einen entscheidenden Vorschlag zu machen, der die Möglichkeit bot, „das deutsch-italienische“ Verhältnis von der österreichischen Hypothek zu befreien.“409 Hassell berichtet von dem Gespräch mit Mussolini: „Was Deutschland betrifft so anerkenne er voll seine [Deutschlands] Neutralität, die er als wohlwollend bezeichnete. Bei dieser Sachlage glaube er, daß es heute möglich sei, deutsch-italienische Beziehungen grundlegend zu bessern und einzigen Streitfall, nämlich österreichisches Problem, auszuräumen. Da wir ja immer erklärt hätten, österreichische Unabhängigkeit nicht antasten zu wollen, sei der einfachste Weg der, daß Berlin und Wien ihr Verhältnis auf Basis österreichischer Unabhängigkeit selbst in Ordnung bringen z.B. in Gestalt eines Freundschaftsvertrages mit Nichtangriffspakt, der Österreich praktisch in das Kielwasser Deutschlands bringen würde, so daß es keine andere Außenpolitik als eine parallele zu Deutschland treiben könne. Wenn Österreich so als formell unbedingt selbständiger Staat praktisch ein

Free ebooks ==> www.ebook777.com Satellit Deutschlands würde, so hätte er dagegen nichts einzuwenden.“410 Mussolini erklärte seine Gründe und Vorteile des Abkommens: „Er sähe darin große Vorteile für Deutschland und für Italien, indem Deutschland wie gesagt einen zuverlässigen Satelliten erhalte, während gleichzeitig deutschitalienisches Mißtrauen zerstört und alle Donaupakt-Machinationen vereitelt würden. Geschähe das nicht, so wäre zu befürchten, daß Österreich, das anfange, an Italiens Fähigkeit, ihm in entscheidender Stunde zu helfen, zu zweifeln, an die Tschechoslowakei und damit an Frankreich herangetrieben werde.“411 In Berlin nahm man das Angebot mit Skepsis wahr. Im Auswärtigen Amt fürchtete man ein Doppelspiel Mussolinis, der eine deutsche Zusage nur als Druckmittel bei Verhandlungen mit den Westmächten nutzen könnte.412 Hitler jedoch war bereit, auf das Angebot einzugehen. Er beauftrage Hassell, das Gespräch mit Mussolini zu suchen und ließ ihm mitteilen, dass man mit Aufmerksamkeit beobachte, wie Italien in diese Richtung auf die Regierung in Wien Einfluss nehmen würde und dass der Weg zu einer engeren Verbindung zwischen Italien und Deutschland offen stünde, sollte Berlin darüber beruhigt sein, dass Italien nicht die Rückkehr in die Koalition von Stresa plane. Hassell berichtete: „Sein [Mussolinis] Interesse an Österreich und seinen inneren Parteikämpfen sei naturgemäß stark geschwunden. Italien stände jetzt einem von England gebildeten militärischem Block gegenüber und sehe keinen Anlaß mehr, sich bezüglich Österreichs zu engagieren, das, wie betont, ein unabhängiger, aber ein deutscher Staat sei.“413 Im gleichen Gespräch erklärte Mussolini noch einmal, dass Stresa für ihn „tot sei“ und dass er „nach Wien entsprechende Instruktionen erteilen“ werde.414 Doch wollte Hitler mit konkreten Schritten noch abwarten, bis der für Deutschland gefährliche Zustand der Entmilitarisierung am Rhein aufgehoben war, ehe er sich Österreich widmete. Es gab auch andere Aussagen Mussolinis. Gegenüber Frankreich ließ er Ende Februar noch wissen, dass zwischen Deutschland und ihm nichts sei. Seine Gefühle wären die gleichen wie letztes Jahr im April.415 Auch Starhemberg versicherte er noch im Februar oder März auf dessen Frage, ob man sich in Österreich sicher auf Italien verlassen könne, dass dieses auf kein Abkommen mit Berlin zu Ungunsten Österreichs eingehen würde: „It is impossible to make a pact with Germany, Germany will never keep a pact. She does not want peace. Germany wishes to seize Austria, because it will open the door to the Balkans and the Adriatic […] [E]very politician in Italy must prevent Greater Germany from having a common frontier with Italy. For that would prove to be Italy’s worst hour.“416 Mussolini versuchte alles, um die österreichischen Vertreter nicht auf die Idee zu bringen, er hätte sie im Stich gelassen.417 Und tatsächlich müssen die Äußerungen von Suvich für aufrichtig gehalten werden, wenn er am 7. Februar 1936 schrieb: „Österreich zu opfern wäre meiner Meinung nach ein kolossaler Fehler […] An dem Tag, an dem Österreich an Deutschland angeschlossen würde und Deutschland am Brenner und auf den Julischen Alpen erscheinen würde, an dem Tag wäre unser Weg

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ohne Umkehr vorgezeichnet, weil wir uns dann mit der antideutschen Gruppe […] gegen die deutsche Gefahr verbünden müßten. […] Es wäre eine gefährliche Illusion Free ebooks ==> www.ebook777.com zu glauben, dass Deutschland einmal am Brenner und in Tarvisio angelangt, auf diesen Positionen einhalten würde, […] Deutschland wird alle Anstrengungen unternehmen, um die Hundert Kilometer, die es von der Adria trennen, zu überwinden.“418 Doch war der Einfluss Suvichs zu dieser Zeit bereits gering und bald sollte er von dem deutschfreundlichen Ciano abgelöst werden. Auch der bisherige italienische Botschafter in Wien, Prezioso, der das Verbindungselement Mussolinis zur Heimwehr darstellte, musste seinen Posten verlassen und wurde durch Francesco Salata ersetzt. Die Entscheidung über eine Annäherung an Deutschland war in Italien gefallen, nur die genaue Bedeutung dieses Entschlusses für Österreich war noch abzuwarten. Im März, bei dem schon erwähnten Treffen der Staaten der Römischen Protokolle, ließ Mussolini Schuschnigg wissen, dass das österreichische Problem, das einer engen Verbindung zwischen Deutschland und Italien noch im Wege stünde, gelöst werden müsste. 419 Hier zeigte sich, dass auch Ungarn großes Interesse an einem deutsch-österreichischen Ausgleich hegte.420 Die bisherige finanzielle Unterstützung der Heimwehr stoppte Mussolini im April 1936.421 Es zeigte sich, dass der in Österreich abspielende Machtkampf zwischen Schuschnigg und Starhemberg sich zu Gunsten des Ersteren gestalten sollte. Am 14. Mai wurde das Kabinett umgebildet und Starhemberg und Außenminister Berger-Waldenegg, beide Gegner eines Ausgleichs mit Deutschland, mussten es verlassen.422 Einen Monat vor der Unterzeichnung des Juni-Abkommens mit Deutschland traf Schuschnigg nochmal mit Mussolini zusammen. Nun riet Mussolini Österreich, außenpolitisch auf eigenen Beinen zu stehen und fügte an: „Es wird für Italien leichter sein, Österreich zu helfen, wenn beide, Italien und Österreich, mit Deutschland in guten Beziehungen stehen.“423 Gleichzeitig versicherte er aber noch einmal Italiens Unterstützung an Österreich, sollten die Verhandlungen scheitern.424 Auch Hassell gegenüber hatte Mussolini erklärt, dass Schuschnigg einen modus vivendi mit Deutschland zu Stande bringen würde, da Mussolini ihn erst kürzlich dazu gedrängt hätte.425 Mussolini schien nun bereit, jeden bilateralen Vertrag zwischen Deutschland und Österreich zu akzeptieren, solange die Souveränität Österreichs in diesem formal festgeschrieben werden würde. Er wusste, die Abmachung würde das österreichische Problem vorerst aufschieben und somit der deutsch-italienischen Annäherung nicht mehr im Wege stehen. Gleichzeitig war es noch kein endgültiger „Anschluss“ Österreichs und sicher gab Mussolini Österreich noch nicht vollkommen auf. Vielleich würde er es in Zukunft noch einmal gegen Deutschland instrumentalisieren können, je nachdem, wie sich die politische Landschaft Europas zukünftig gestalten sollte.426 Doch für den Moment hatte er sich entschlossen, Österreich zu opfern, um seine eigenen, höher gestellten expansionistischen Ziele zu erreichen – wie di Nolfo festhält: „Wenn das englische Verhalten Italien auferlegte, einen politischen Preis für die Eroberung Abessiniens zu zahlen, beglich man diesen Preis, indem man die Karte mit dem geringsten Wert spielte, jene, mit deren möglichen Opferung man von vorneherein gerechnet hatte: Österreich. Und man spielte sie, wohl gemerkt,

Free ebooks ==> www.ebook777.com schweren Herzens, in der Hoffnung, sie zurückgewinnen zu können.“427

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6. Die bilaterale Lösung: Die Verhandlungen zum Juliabkommen 1936

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In Berlin führte der missglückte Putschversuch vom 25. Juli 1934 zu einer völligen Kursänderung, was Österreich anbelangte. Statt auf revolutionärem Weg sollte nun evolutionär, über diplomatische Bemühungen und im Laufe der Zeit der Anschluss wahr gemacht werden. Hitler ließ dafür alle illegalen Tätigkeiten der österreichischen NSDAP verbieten, trennte formal die beiden Parteiorganisationen, wandelte die Österreichische Legion um und ließ auch die wirtschaftlichen Sanktionen zurückfahren. Diese Schritte hingen auch mit der Ernennung des neuen „Sonderbeauftragen in besonderer Mission“ für Österreich zusammen. Indem mit Franz von Papen ein Mann der alten konservativen Eliten in Wien für Deutschland wirken sollte, wurde die Sache auch nach außen hin sichtbar abgerundet.428 Von Papen sollte direkt Hitler unterstehen, was ihn vom Auswärtigen Amt unabhängig machte. Tatsächlich waren die Abberufung Habichts und das Verbot der Einmischung der reichsdeutschen Partei in die innenpolitischen Verhältnisse Österreichs sowie die Trennung von Reichspartei und österreichischer NSDAP und das Verbot der österreichischen Kampforganisationen429 allesamt Forderungen von Papens für die Annahme des Postens. Hitler, selbst in die Defensive geraten nach dem missglückten Putsch, nahm diese an.430 In Österreich war die Meinung über den neuen Sonderbotschafter gespalten. Während Schuschnigg und Tauschitz sich erleichtert über die Abberufung Habichts zeigten, misstrauten vor allem die Heimwehrvertreter Starhemberg und der neue Außenminister Berger-Waldenegg von Papen. Starhemberg äußerte, „dass ihm die Person von Papens außerordentlich unsympathisch sei und ein zünftiger Diplomat weitaus lieber wäre.“431 Am 7. August erteilte man ihm von Seiten der österreichischen Regierung schließlich doch das Agrément. Von Papens Plan war, die aufgeladene Atmosphäre mit einer Beruhigungstaktik zu entspannen und die österreichische Regierung von der Friedfertigkeit der deutschen Politik zu überzeugen. Er hoffte so, Risse im österreichischen Regierungslager zu erzeugen und Spannungen zwischen Christsozialen und der Heimwehr hervorzubringen. Damit sollte die Regierungsbasis noch weiter verkleinert werden, um langfristig die von Papen geförderte Nationale Opposition432 , jenes Sammelbecken an deutschnational bis nationalsozialistischen gesinnten Kreisen, an der Regierung beteiligen zu können. Von Papens Taktik bestand darin, Österreich „uninteressant“ werden zu lassen: „Denn wenn niemand mehr über Österreich spricht, dann werden die Österreicher Zeit haben, sich mit ihren eigenen inneren Angelegenheiten zu befassen, und mit Erstaunen feststellen, dass sie eine diktatorische Regierung besitzen, die alles in den Schatten stellt, was in den sogenannten faschistischen Ländern in dieser Hinsicht geschieht.“433 Flankiert werden sollte die innerösterreichische Umgestaltung mit dem Versuch einer zwischenstaatlichen Aussöhnung, sprich einem nach Möglichkeit bilateralem Abkommen zwischen Deutschland und Österreich.434 Daneben sah Papen seine erste diplomatische Aufgabe jedoch international: „Meine erste Aufgabe auf diplomatischem Gebiete war, das österreichische Problem seines europäischen Charakters zu berauben und es langsam in ein ausschließlich internes Problem zwischen dem Reich und Österreich zu

Free ebooks ==> www.ebook777.com entwickeln.“435 Dies entspricht nichts anderem, als die Schritte der österreichischen Regierung, die Unabhängigkeit Österreichs international garantieren zu lassen, zu unterminieren und stattdessen auf die deutsch-italienische Kooperation zu setzen, um so die Österreich-Frage zu lösen.436 Als Ziel stand für von Papen der enge Zusammenschluss Deutschlands und Österreichs, erreicht auf friedlichem, ‚evolutionärem‘ Weg. Eine komplette Eingliederung, sprich den eigentlichen ‚Anschluss‘, wollte von Papen noch nicht erreichen, eher eine Union beider Staaten samt Aufrechterhaltung einzelner souveräner Elemente Österreichs – eine Idee, die in konservativen Kreisen Österreichs Zuspruch fand.437 Schon in seinem ersten Gespräch mit Bundeskanzler Schuschnigg wurde von Papen in der taktischen Ausrichtung seiner Politik bestätigt. Schuschnigg gab sich verständigungsbereit, wollte den 25. Juli ruhen lassen und wünschte ein Ende des „Bruderkampfes“.438 Beunruhigt durch die französisch-italienische Annäherung des Januars 1935 und der Idee des Donaupakts, drängte von Papen Hitler erneut auf eine öffentliche Erklärung bezüglich der Unabhängigkeit Österreichs zur Beruhigung der Lage und zu Verhandlungen um ein bilaterales Abkommen. Zu letzterem erteilte Hitler die Erlaubnis und im Januar 1935 schlug der Sondergesandte der österreichischen Regierung erstmals den Abschluss eines bilateralen Abkommens vor, wohl wissend, dass dieses abgelehnt werden würde. Es war daher vor allem als Störfeuer für die internationale Annäherung und die Verhandlungen zum Donaupakt gedacht.439 In der sogenannten ‚Friedensrede‘ Hitlers am 21. Mai 1935 erreichte von Papen endlich die von ihm gewünschte Nichteinmischungserklärung des Reichskanzlers für Österreich. Der Sondergesandte nutzte die Gelegenheit, um Schuschnigg erneut Gespräche über ein bilaterales Abkommen anzubieten und nutzte dabei geschickt die vorher in Erfahrung gebrachten Unstimmigkeiten in der österreichischen Regierung zwischen Starhemberg und Schuschnigg.440 Der österreichische Bundeskanzler zeigte sich verhandlungsbereit: Eine loyale zweiseitige Abmachung eigne sich viel besser zur Bereinigung des Verhältnisses beider Staaten, als der Umweg über Pakte mit dritten Mächten. Schuschnigg erbat von Papen sogar einen präzisen Vorschlag zur Umsetzung eines solchen Abkommens.441 Auch Starhemberg beeinflusste der Sondergesandte im Sinne eines deutsch-österreichischen Abkommens bei einem Geheimtreffen am 5. Juni 1935; sein Gespräch mit ihm stand ganz im Zeichen von Papens Taktik, weiter Uneinigkeit in der österreichischen Regierung zu streuen.442 Berger-Waldenegg äußerte Ende Juni gegenüber von Papen, dass nur die Haltung Hitlers Österreich dazu zwinge, sich anderweitig abzusichern, und forderte eine Erklärung des Reichskanzlers, die der österreichischen Regierung das Vertrauen in die deutsche Politik zurückgäbe.443 Doch trotz der Bemühungen von Papens zögerte man in Österreich noch, den Schritt eines bilateralen Abkommens zu gehen. Der am 11. Juli 1935 überreichte Vorschlag von Papens blieb bis zum 1. Oktober 1935 unkommentiert, erst dann formulierte Berger-Waldenegg eine Antwort samt Gegenvorschlag. Erste Gespräche wurden aber am 9. Oktober vom österreichischen Außenminister abgebrochen, weil von Papen versuchte, für die österreichischen Nationalsozialisten zu intervenieren.444 Der Sondergesandte Hitlers übte sich nun in Geduld, denn Berger-Waldenegg stand wegen seinem einseitig proitalienischen

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und gegen den Völkerbund gerichteten Kurs vermehrt in der Kritik. Papen wartete auf ein stärkeres Entgegenkommen Österreichs, zu dessen Ungunsten sich die europäische Lage Free ebooks ==> www.ebook777.com zu wenden schien. Einzig ein Presseabkommen zwischen Deutschland und Österreich wurde im August 1935 geschlossen.445 Anfang 1936 zeigte sich tatsächlich eine veränderte Situation auf der europäischen Landkarte. Nachdem Mussolini am 6. Januar seine Bereitschaft gezeigt hatte, Österreich ein „Satellit Deutschlands“ werden zu lassen, führte von Papen sowohl mit Starhemberg, als auch mit Schuschnigg intensive Gespräche über einen Ausgleich. Ende Februar deutete Schuschnigg dabei schon das Scheitern der Verhandlungen mit der Kleinen Entente an, als er von Papen wissen ließ, dass weder ein Anschluss an das Bündnis noch ein Vertrag mit einem der Staaten möglich sei. Österreich beteilige sich nicht an einer antideutschen Koalition.446 Mit Starhemberg war von Papen schon weiter vorangekommen; dieser war sogar bereit auf eine Zusicherung der österreichischen Unabhängigkeit als Voraussetzung für Verhandlungen zu verzichten.447 Doch die Entmachtung Starhembergs, erst durch die Einstellung der finanziellen Unterstützung Italiens für die Heimwehr, dann durch die Umbesetzung des österreichischen Kabinetts, ließen diesen Verhandlungsweg versanden.448 Als im März 1936 auch Mussolini Druck auf Schuschnigg ausübte, mit Deutschland zu einem Abkommen zu gelangen und die österreichische Regierung mit ansehen musste, wie hilflos das Ausland auf die Remilitarisierung des Rheinlandes reagierte, dachte man in Wien endgültig, dass man um einen Ausgleich mit Deutschland nicht herum kam. Am 19. März teilte er seinem Kabinett den Entschluss mit, zu einem modus vivendi mit Deutschland zu kommen.449 Um weiter Druck auf die Regierung Schuschniggs auszuüben, entschloss von Papen sich des Freiheitsbundes zu bedienen, der militanten Organisation des offiziell geduldeten Gewerkschaftsbundes in Österreich, dessen Ziele einen Ausgleich mit den österreichischen Nationalsozialisten unter Wahrung der Unabhängigkeit Österreichs beinhalteten.450 Von Papen finanzierte den Freiheitsbund mit 90.000 Schilling und baute einen engen Kontakt zu dessen Anführer Johannes Staud auf. Schuschnigg wusste durch sein Vertrauensverhältnis mit Staud um die Finanzierung und duldete diesen Eingriff, ein Anzeichen, dass für ihn in Zeiten innenpolitischer Spannungen die Zeichen auf eine Annäherung an das Deutsche Reich standen.451 Über die Maikundgebung des Freiheitsbundes, bei der gewalttätige Auseinandersetzungen mit Starhembergs Heimwehr auftraten, kam es am 14. Mai 1936 zur Entlassung Starhembergs und mit ihm Berger-Waldeneggs.452 Schuschnigg hatte nun die nötige Rückendeckung und Machtkonzentration für seinen deutschen Kurs, den er Anfang Mai endgültig aufgenommen hatte. Er betonte gegenüber von Papen, „wie sehr er auf Aussöhnung mit dem Reich hoffe und wie entschlossen er sei, Wege dafür zu ebnen.“453 Er zeigte sich nun auch bereit, Vertreter der „Nationalen Opposition“ in die Regierung aufzunehmen.454 Die Machtbasis der Regierung Schuschnigg hatte sich durch die Verdrängung des Einflusses der Heimwehr weiter verschmälert; eine Anlehnung an die „Nationale Opposition“ mitsamt den Nationalsozialisten schien nun das geeignete Mittel, um die Regierung auch innenpolitisch zu stabilisieren. Außenpolitisch war dieser durch die Annäherung Hitlers und Mussolinis

Free ebooks ==> www.ebook777.com das Feld schon bereitet. Wie schon gezeigt, war Mussolini bereit, ein bilaterales Abkommen zu akzeptieren, solange die österreichische Unabhängigkeit formal darin festgeschrieben wurde. Schuschnigg nahm über seinen Berater Guido Schmidt Kontakt zu Vertretern des nationalen Lagers auf, allen voran mit Mannlicher und Glaise-Horstenau; diese wiederum standen in Kontakt mit von Papen und dem deutschen Militärattaché in Wien, Wolfgang Muff. Schuschnigg bot Mannlicher das Verfassungsministerium an, doch wollte Mannlicher erst ein Befriedigungsprogramm der österreichischen Regierung zum Ausgleich mit den Nationalsozialisten vorgelegt bekommen, bevor er in die Regierung eintreten könne. Unter Mitarbeit von Papens und Muffs entstand am 26. Mai 1936 jenes Programm, das Schuschnigg kurz darauf vorgelegt wurde. Durch Mussolini zu einem Abkommen mit Deutschland bestärkt,455 wandte sich Schuschnigg nun an von Papen, um direkt mit diesem zu verhandeln. Statt Mannlicher wollte Schuschnigg lieber GlaiseHorstenau in die Regierung aufnehmen, da dieser als gemäßigter galt. Von Papen lehnte eine Rolle als Unterhändler des nationalen Lagers ab, weil er sich offiziell nicht in innerösterreichische Angelegenheiten einmischen wollte. Tatsächlich stand er aber in engstem Kontakt zu Glaise-Horstenau und sprach dessen Schritte genau mit ihm ab.456 Am 19. Juni 1936 war es Schuschnigg, der von Papen einen neuen Entwurf eines Abkommens überreichte. Weiterhin schlug er ihm ein Gentleman-Agreement vor, das geheim bleiben sollte. Beide Seiten zeigten sich einverstanden, den Großteil der staatsrechtlichen Implikationen zwischen Deutschland und Österreich dort aufzunehmen.457 Hitler änderte den Vorschlag in zwei Punkten, zeigte sich aber ansonsten einverstanden458 und am 1. Juli 1936 nahm die österreichische Seite den leicht veränderten Entwurf an.459 Die Verhandlungen zwischen Schuschnigg und GlaiseHorstenau gestalteten sich schwierig, doch auf Anraten Muffs und Seys-Inquarts nahm Glaise-Horstenau, der „die größten Bedenken“ gegen einen Eintritt ins Kabinett hegte, den Regierungsauftrag als „Minister ohne Portefeuille“ an, um zumindest einen „Anfang zu weiteren Entwicklungen“ im „nationalen“ Sinne machen zu können, wie Muff betonte.460 Und dieser Anfang war mit der Unterzeichnung und Verkündung des Juliabkommens am 11. Juli 1936 gemacht.

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7. Die Folgen des Juliabkommens für Österreich und Europa

Free ebooks ==> www.ebook777.com Schuschnigg rechtfertigte seine Außenpolitik, die im Juli 1936 in dem Abkommen mit Deutschland gipfelte, wie folgt: „Das Spiel mit ungleichen Kräften war nur zu gewinnen, wenn Österreich entweder mit der aktiven und wirksamen Unterstützung der übrigen Mächte sicher rechnen konnte, oder sich von Deutschland selbst Garantien verschaffte. Die praktische Unterstützung durch die übrigen Mächte wurde in dem Augenblick problematisch, als infolge der Politik des italienischen Imperialismus die europäische Großmächtefront auseinanderbrach. […] Aus dieser Sachlage ergab sich ein zwingender Schluß: Die Österreichpolitik war so zu führen, daß Zeit gewonnen wurde, bis die internationale Lage sich klärte.“461 Nach dem Scheitern der Stresa-Übereinkunft, die bis dahin die weitreichendste internationale Absicherung der österreichischen Unabhängigkeit darstellte, und nachdem auch diverse Pläne mit den kleineren Staaten Mitteleuropas wegen divergierender grundsätzlicher politischer Ausrichtungen und der Opposition Italiens, Deutschlands und auch weiter österreichischer Kreise zu keiner Lösung geführt hatten und nach dem langsamen Einschwenken Italiens auf Deutschlands Kurs, setzte bei Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg ein Umdenken in der Frage der Sicherung der österreichischen Unabhängigkeit ein. Er musste feststellen, dass kein europäischer Staat bereit war, sich Hitlers Expansionsstreben, wie es sich zuletzt in der Remilitarisierung des Rheinlandes ausgedrückt hatte, entgegenzustellen, obwohl diese einen klaren Verstoß gegen geltende Verträge darstellte. Er sah, dass Mussolini sich von den Westmächten auf Hitler zubewegt hatte und Österreich einen Ausgleich mit Deutschland nahegelegt hatte. Und er erkannte, dass auch Österreichs Verhältnis zu Frankreich und Großbritannien, das nach der Hirtenberger Waffenaffäre und vor allem nach den Ereignissen des Februars 1934 belastet war, sich in Folge der österreichischen Weigerung, die Sanktionen des Völkerbunds gegen Italien mitzutragen, weiter verschlechtert hatte. Zudem stand der Bundeskanzler innenpolitisch unter Druck. Seine Macht war auf einem wackligen, autoritären Fundament aufgebaut, über Rückendeckung in der Bevölkerung verfügte er kaum.462 Dies wusste der Sondergesandte Deutschlands, Franz von Papen, geschickt auszunutzen. Nach der Ausschaltung des Einflusses der Heimwehr war die Machtbasis der Regierung weiter geschmälert worden und die Annäherung an die Nationale Opposition der für Schuschnigg zur Aufrechterhaltung seiner Macht nächstliegende Schluss. Kritische Stimmen gab es in Österreich zur Genüge, so zum Beispiel Theodor Hornbostel in Wien, der zwar selbst an dem Abkommen mitgearbeitet hatte, es als „notwendiges Übel“ bezeichnete, sich aber auch sicher war, „daß die Deutschen streben würden, sie [Österreich] mit der Zeit zu verschlucken.“463 Vor allem Ernst-Rüdiger Starhemberg stand dem Ausgleich kritisch gegenüber: „Gerade wegen des für Österreich ungünstigen Kräfteverhältnisses ist Österreich nur dann zu halten, wenn in der österreichischen Front ständig eine aggressive Kampfstimmung erhalten bleibt. Diese Stimmung ist zu Dollfuß’ Zeiten erzeugt

Free ebooks ==> www.ebook777.com worden. Und siehat Österreich gerettet […] Und wegen des Kräfteverhältnis Österreich zu Deutschland müßte unter allen Umständen vermieden werden, daß Österreich Deutschland alleine als Verhandlungspartner gegenüber steht.“464 Das Juliabkommen zwischen Deutschland und Österreich bestand aus einem öffentlich verlesenen Kommuniqué und einem geheim gehaltenen Gentleman-Agreement. Wesentliche Bestimmungen wurden dabei in letzterem festgehalten.465 Selbst das Kommuniqué, in dem Deutschland die „volle Souveränität des Bundesstaates Österreich“ anerkannte, das also auf den ersten Blick vorteilhaft für Österreich erschien, brachte schon Einschränkungen mit sich. So wurde die Souveränität des Alpenstaates zwar anerkannt, aber nur „[i]m Sinne der Feststellungen des Führers und Reichskanzlers vom 21. Mai 1935.“466 In Artikel drei des Kommuniqués akzeptiert Österreich freiwillig eine Einschränkung seiner außenpolitischen Souveränität, indem die Regierung sich verpflichtete, „ihre Politik im allgemeinen, wie insbesondere gegenüber dem Deutschen Reiche, stets auf jener grundsätzlichen Linie [zu] halten, die der Tatsache, daß Österreich sich als deutscher Staat bekennt, entspricht.“ In Punkt VIII des Gentleman-Agreements wurde dies noch deutlicher, als Österreich zustimmte, seine Außenpolitik zukünftig an der deutschen Außenpolitik zu orientieren – ein Einfallstor für deutsche Initiativen in die österreichischen außenpolitischen Verhältnisse. Verstärkt wurden diese Möglichkeiten noch durch Artikel IX des Agreements, in welchem sich Schuschnigg bereit erklärte, eine „weitreichende politische Amnestie durchzuführen“ und „Vertreter der bisherigen sogenannten ‚nationalen Opposition in Österreich‘ zur Mitwirkung an der politischen Verantwortung heranzuziehen“. Mit diesem Punkt besaß der Nationalsozialismus nun einen weiteren Einflusshebel, mit dem er Schuschnigg unter Druck setzen und massiv Einfluss auch auf die innerösterreichischen Verhältnisse ausüben konnte. Daneben setzte sich von Papen mit weiteren Forderungen durch, die Deutschland Vorteile im Ringen um Österreich gaben, so zum Beispiel mit der Zulassung deutscher Zeitungen in Österreich und der Normalisierung des kulturellen Austauschs. Die österreichische Seite erhoffte sich – neben der festgeschriebenen Unabhängigkeitsgarantie, welche die schon erwähnten Einschränkungen beinhalteten – wirtschaftliche Vorteile durch die Normalisierung der wirtschaftlichen Beziehungen und die Aufhebungen der Reiseverkehrsbeschränkungen (Artikel VI und VII). Doch wurden im Juliabkommen keine konkreten Bestimmungen festgelegt; diese sollten im Anschluss ausgehandelt werden, was Österreich weiter vom deutschen Wohlwollen und Einfluss abhängig machte. Dazu hatte die deutsche Seite nach wie vor die Möglichkeit, den Wirtschaftsverkehr über devisenpolitische Maßnahmen zu regulieren.467 Einzig Punkt zwei des offiziellen Kommuniqués stellte ein Zugeständnis Deutschlands an die österreichische Regierung dar, indem dort beide Regierungen erklärten, „die in dem anderen Lande bestehende innerpolitische Gestaltung, einschließlich der Frage des österreichischen Nationalsozialismus, als eine innere Angelegenheit des anderen Landes, auf die sie weder unmittelbar noch mittelbar Einwirkung nehmen wird“ zu betrachten. Die Realität der Umsetzung dieser Nichteinmischung stellte sich jedoch anders dar: Noch immer kam es zu einer „faktische[n] Unterstützung staatsfeindlicher Umtriebe in Österreich“ und zu einer „moralische[n] Stärkung extremistischer Elemente.“468 In der Sekundärliteratur wurde das Abkommen ob der für Österreich unvorteilhaften Bestimmungen und seiner praktischen Umsetzung des Öfteren als „trojanisches Pferd“ bezeichnet, welches es für die

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österreichische Souveränität darstellte.469

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Tatsächlich ist es fraglich, warum sich die österreichische Seite um Schuschnigg auf das Abkommen einließ, das ihnen fast nur Nachteile brachte. Im Prozess gegen Guido Schmidt im Jahre 1947 begründete Schuschnigg das Abkommen mit den wirtschaftlichen Erleichterungen und der Furcht vor einer außenpolitischen Isolierung Österreichs durch die deutsch-italienische Annäherung.470 Der österreichische Bundeskanzler wusste um den hohen Preis, den er für das Abkommen zu zahlen hatte und er wusste auch um die Eigenschaft Hitlers, Verträge zu brechen, doch wollte er mit dem Juliabkommen Deutschland jeglichen Vorwand nehmen, Österreich anzugreifen. Schuschnigg wollte Zeit gewinnen, weil er hoffte, dass sich die europäische Lage wieder zu Gunsten Österreichs ändern würde. Er hoffte, dass sich erneut eine Schutzmacht für den Alpenstaat finden lassen würde, die Deutschland von der Annexion Österreichs abhalten könne: „Das Abkommen vom 11. Juli 1936 wurde praktisch von allen Österreichern, die an dessen Zustandekommen beteiligt waren, als ein unter den gegebenen Umständen notwendiges Übel betrachtet. Daran, daß sich Hitler durch das Abkommen nicht abhalten lassen würde, weiter auf die Einverleibung Österreichs zu bestehen, gab es nicht den mindesten Zweifel. Man schätzte die Haltbarkeit des Abkommens auf zwei Jahre; es war zu hoffen, daß sich die Mächte über die Gefährlichkeit der Berliner Politik mittlerweile keine Täuschungen mehr hingeben und wiederum zur Stresafront zusammenfinden würden.“471 Doch Schuschnigg setzte nicht nur auf eine vorteilhafte Änderung der europäischen Lage zu Gunsten Österreichs, sondern auch auf einen Wechsel der Machtverhältnisse im Deutschen Reich selbst. Man nahm in österreichischen Regierungskreisen an, dass sich wegen den inneren Spannungen im Dritten Reich und der überzogenen Wirtschaftspolitik im Zuge der Aufrüstung, die „unzufriedenen Elemente“ gegen Hitler organisieren würden.472 Vor allem auf der deutschen Reichswehr und ihrer Führung lagen die österreichischen Hoffnungen. Man ging davon aus, dass diese eine moderate Linie gegenüber Österreich verfolgen würde, sollten ihre Exponenten erst einmal mehr Macht erlangt haben.473 Auch dieser Irrglauben, genau wie die falsche Hoffnung auf eine Veränderung der europäischen Lage zuungunsten Hitlers, ließen Schuschnigg das verhängnisvolle Abkommen des 11. Juli 1936 unterzeichnen. Und tatsächlich hatte das Abkommen für die österreichische Politik direkte Folgen. 17.000 Nationalsozialisten wurden unter der versprochenen Amnestie freigelassen und der wirtschaftliche Einfluss Deutschlands und die kulturelle Durchdringung Österreichs nahmen weiter zu.474 Mit Glaise-Horstenau wurde ein Nationalsozialist in die Regierung aufgenommen, der sowohl für Hitler als auch für von Papen als Vertrauensmann galt. Somit war ein Befürworter des Anschlusses Mitglied einer Regierung, die eigentlich die nationale Souveränität wahren sollte.475 All diese Beschlüsse und deren reale Folgen stärkten die österreichischen Nationalsozialisten, gaben ihnen eine größere Bewegungsfreiheit und erlaubten ihnen ein legales, öffentliches Auftreten.476 Für Hitler stellte das Juliabkommen so den entscheidenden Schritt dar, auf legalem Weg Einfluss in Österreich zu gewinnen, es in seinem Sinne zu durchdringen und so den Anschluss vorzubereiten. Im Februar 1938 konnte Hitler mit Hinweis auf die angeblich schleppende

Free ebooks ==> www.ebook777.com Umsetzung einzelner Punkte des Juliabkommens durch Österreich den Vertrag von Berchtesgaden forcieren, der das Ende der österreichischen Unabhängigkeit im März 1938 endgültig einleitete. Das Juliabkommen bildete einen Meilenstein für Deutschland auf dem Weg zu eben dieser Annexion Österreichs. In einer vertraulichen Pressemitteilung des Propagandaministeriums vom 10. Juli 1936 hieß es, dass „der Führer das Südost-Problem […] ins Auge genommen habe. […] Der Vertrag mit Wien dient dazu, Italien für eine neutrale Haltung gegenüber den Südost-Versuchen zu bewegen. Er bedeutet, daß das österreichische Problem sozusagen auf Eis gelegt wird und in einem Schwebezustand auf Jahre gehalten wird‘“.477 Ein Jahr nach Abschluss des Abkommens wird von Papen folgendes feststellen: „Der Abschluss des Juliabkommens war von drei Gedanken motiviert: Österreich weitgehend aus der internationalen Diskussion auszuschalten, die dauernd zunehmenden Bemühungen einer Habsburg-Restauration zum Scheitern zu bringen, der geistigen Beeinflussung Österreichs durch das Reich die Wege zu öffnen, um die Schaffung eines kulturellen österreichischen Eigengewächses zu verhindern Man darf heute mit Befriedigung feststellen, daß das Abkommen im Wesentlichen seinen Zweck erfüllt hat“478 Die Einschätzung über die positiven Folgen des Abkommens für Deutschland wurden auch vom Propagandaministerium geteilt: Es sei „zweifellos mit einer Gleichschaltung des politischen Auftretens beider Staaten gegenüber allen internationalen Fragen zu rechnen […], solange Italien seinerseits ebenfalls auf eine Harmonie mit Berlin Wert legte.“479 Und Italien legte weiter Wert auf die Harmonie mit Deutschland. Mussolinis Reaktion auf das Juliabkommen fiel erwartungsgemäß positiv aus: „Mussolini aussprach lebhafte Befriedigung über Ereignis, welchen unerfreulichen Zustand Österreichs als Spielball fremder Interessen ein Ende machte und vor allem einzige und letzte Hypothek auf deutsch-italienischem Verhältnis beseitigte. Er habe Schuschnigg das letzte Mal in diesem Sinne bedrängt, davon ausgehend, daß Österreich ein deutscher Staat [sei], der mit großen Deutschen Reich parallel gehen müsse.“480 Der Fokus der italienischen Außenpolitik hatte sich seit 1933 stark verändert. War ihr die österreichische Unabhängigkeit und Souveränität und damit Italiens Einfluss auf den Alpenstaat jahrelang von größter Bedeutung, so sehr, dass Mussolini 1934 eine – wenn auch unwahrscheinliche – militärische Konfrontation mit dem Deutschen Reich riskierte, so hatte sich dies nun zu Gunsten einer Neuausrichtung der italienischen Außenpolitik gewandelt. Statt auf den Kampf gegen Deutschland um Einfluss im Donauraum, der noch in den Jahren 1933 und 1934 bestimmend war für Italien, hatte sich sein Fokus auf Afrika und den Mittelmeerraum gelegt, wo man in direkten Gegensatz zu Großbritannien – und an dessen Seite zu Frankreich – geraten war. Über den Abessinienkrieg war die Front von Stresa zwischen Frankreich, Großbritannien und Italien zerbrochen und Italien wandte sich nun Deutschland zu, das sich während des Krieges wohlwollend gezeigt hatte. Mit Deutschland sah man in Italiens Regierungskreisen, vor allem nach der Ablösung Suvichs

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durch Ciano, die größten Chancen, seine revisionistischen und expansionistischen außenpolitischen Free Ziele ebooks erreichen ==> zu www.ebook777.com können. Im Spannungsfeld zwischen revisionistischem Streben und antirevisionistischem Bewahren, für welches man mit Konzessionen von Seiten der Westmächte belohnt werden wollte, hatte sich erstere Konzeption für Mussolini durchgesetzt. Die österreichische Unabhängigkeit fiel dieser Neuausrichtung der italienischen Außenpolitik als erstes zum Opfer, da sie der nun gewünschten und durch die personellen Wechsel im italienischen Außenministerium auch nach außen hin verdeutlichten Annäherung an Deutschland im Wege stand. Mussolini gab sie im Juli 1936 noch nicht völlig auf, legte die österreichische Frage viel mehr auf Eis, aber auch in Rom hatte sich die Einsicht mehrheitlich durchgesetzt, dass durch den Vertrag vom 11. Juli ein Anschluss nur hinausgezögert wurde, langfristig jedoch nicht zu unterbinden war, sollte man ihn nicht selbst gegen Deutschland verhindern.481 Dies blieb ein hypothetischer Fall. Im Laufe des Jahres 1936 wurden die Beziehungen beider Länder enger – hauptsächlich über die Kooperation im spanischen Bürgerkrieg – so dass es im Oktober 1936 zu einem offiziellen Freundschaftsvertrag beider Länder kam, der Mussolini am 1. November einseitig die „Achse Berlin-Rom“ ausrufen ließ. Wie diese Arbeit gezeigt hat, war dies für Mussolini jedoch keine zwangsmäßige lineare Entwicklung, die aus der Geistesverwandtschaft der beiden Diktaturen entsprang.482 Vielmehr war das Verhältnis der beiden Diktatoren stetigen Schwankungen ausgesetzt und noch im Frühjahr 1935 schien Mussolini fest an der Seite der Westmächte zu stehen. Erst machtpolitische Erwägungen ließ Italien Deutschland so nahe kommen, dass man bereit war, die österreichische Souveränität aufzugeben – ohne sich 1936 jedoch schon endgültig auf Deutschland festzulegen.483 Die Aufrechterhaltung der österreichischen Integrität gegenüber Deutschland war für Italien stets nur Mittel zum Zweck. Der Annäherung an Hitler-Deutschland willen, war man bereit, sie fallen zu lassen und den deutschen Einfluss im Alpenstaat – wenn auch widerwillig – zu akzeptieren. Andere Faktoren, wie die angebliche Annäherung Österreichs an Frankreich und die Kleine Entente oder der Legitimismus, mit dem Schuschnigg gedanklich spielte, mögen Mussolini beeinflusst haben, diesen Schritt schneller zu vollziehen, zu Grunde lagen ihm jedoch machtpolitische Kalkulationen. Auch für die Westmächte, allen voran Frankreich, bedeutete das Juliabkommen das Ende ihrer bisherigen Österreichpolitik. François-Poncet wusste, was die Stunde geschlagen hatte: „Si l’Anschluss proprement dit n’est pas encore réalise, du moins les barrières morales sautent, deux nations sœurs se retrouvent. […]Mais il n’y a pas d’autre Allemagne que celle de Hitler, et conformer sa politique aux intérêts généraux de l’Allemagne, c’est entrer dans le sillage de l’hitlérisme. Dire que l’Autriche est un état allemand, c’est sous-entendre qu’elle est résignée à devenir une annexe de l’Allemagne hitlérienne.“484 Eine letzte – dringende und für die österreichische Seite unvorhergesehene – Einladung Schuschniggs nach Genf am 30. Juni 1936 von Seiten der Außenminister Großbritanniens und Frankreichs, Eden und Delbos, lehnte Schuschnigg dankend ab, weil er eine Störung des deutsch-österreichischen Ausgleichs fürchtete.485 Für Frankreich schien es nun, als hätte man sich in Österreich endgültig gegen die Völkerbundpolitik und gegen die

Free ebooks ==> www.ebook777.com französische Politik der kollektiven Sicherheit entschieden, für die man in der österreichischen Regierung jedoch, wie in der Arbeit gezeigt, nie besonders viel übrig hatte. Stattdessen schien sich Hitlers Politik der bilateralen Verträge durchgesetzt zu haben, mit der er es schaffte, einzelne Länder, beziehungsweise deren Regierungen, in Sicherheit zu wiegen. Paris ließ dies fürchten, dass weder in militärischer, noch in politischer Sicht auf Österreich und dessen Widerstand gegen Deutschland Verlass sein würde. Doch nicht nur Österreich schien für ein potentielles Bündnis gegen Deutschland verloren, auch begann man in Paris, Italien dafür abzuschreiben. Man erkannte, dass die antideutsche Zentraleuropa-Politik Italiens nun zu Gunsten einer Annäherung aufgegeben wurde.486 Gegenüber dem britischen Botschafter in Paris ließ der französische Premier Léon Blum wissen: „[W]hat has been a ditch dividing Germany and Italy was now a bridge.“487

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8. Quellen und Literaturverzeichnis

Free ebooks ==> www.ebook777.com 8.1 Quellenverzeichnis Ádám, Magda u.a. (Hg.): Allianz Hitler-Horthy-Mussolini. Dokumente zur ungarischen Außenpolitik (1933-1944), Budapest 1966. Akten der Reichskanzlei, Die Regierung Hitler, Bd. I: 1933/34, Teilbd. 2, hg. von Karl Dietrich Erdmann, Boppard 1983. Akten zur deutschen auswärtigen Politik. 1918-1945. Aus dem Archiv des Auswärtigen Amtes, Serie B, Bd. 14, Göttingen 1980; Serie C, Bd. 1-5, Göttingen 1971-77; Serie D, Bd. I, Göttingen 1950. Aloisi, Pompeo: Journal (25 juillet 1932-14 Juin 1936), Paris 1957. Altgeld, Wolfgang (Hg.): Quellen zu den deutsch-italienischen Beziehungen 1861-1963, Darmstadt 2004. Außenpolitische Dokumente der Republik Österreich 1918-1938, Bd. 4, Wien 1998; Bd. 10 (noch nicht veröffentlicht, voraussichtlich Wien 2014). Bauer, Otto: Eine Auswahl aus seinem Lebenswerk, hg. von Julius Braunthal, Wien 1961. Broucek, Peter (Hg.): Ein General im Zwielicht. Die Erinnerungen Edmund Glaises von Horstenau, Bd. 2 Minister im Ständestaat und General im OKW, Wien u.a. 1983. Cora, Giuliano: Un diplomatico durante l’era fascista, in: Storia e Politica 5 (1966), S. 88-98. Dampiere, Robert: Dix ansées de politique français à Rome 1925-1935, in: La Revue des deux mondes, 1-6 (1953), S. 14-38. Documents Diplomatiques Français 1932-1939, Serie I 1932-1935, Bd. 4-6, Paris 1968-1972; Serie II 1936-1939, Bd. 1-3, Paris 1963-1966. Documenti Diplomatici Italiani, Serie 7, Bd. 5, 7, 13-16, Rom 1989-1990; Serie 8, Bd. 1-3, Rom 1991-3. Documents on British Foreign Policy 1919-1939, Serie 2, Bd. 4-6, 15, 16, London 1968-1977. Dodd, William: Diplomat auf heißem Boden. Tagebuch des USA-Botschafters W.E. Dodd, hg. von W.E. Dodd jr. und M. Dodd, Berlin o.J. Domarus, Max (Hg.): Hitler, Reden und Proklamationen 1932-45, Teil I, Bd. 2, Leonberg 1988. 4

Francois-Poncet, André: Als Botschafter im Dritten Reich. Die Erinnerungen

Free ebooks ==> www.ebook777.com des französischen Botschafters in Berlin September 1931 bis Oktober 1938, Mainz 1947. Flandin, Pierre-Etienne: Politique Française 1919-1940, Paris 1940. Foreign Relations of the United States diplomatic papers, 1935, Bd. I, Washington 1953. Freund, Michael: Weltgeschichte der Gegenwart in Dokumenten, 1934/35, Bd. 1, Essen ³1944. Freund, Michael: Weltgeschichte der Gegenwart in Dokumenten, 1937/38, Essen 1940. Der Friedensvertrag. Unter Hervorhebung der abgeänderten Teile mit Inhaltsaufbau, Karten und Sachregister, Berlin 1919. Hitler, Adolf: Mein Kampf. Zwei Bände in einem Band, München 1930. 5

Hitler, Adolf: Reden, Schriften, Anordnungen. Februar 1925 bis Januar 1933, Bd. 2.3.: Außenpolitische Standortbestimmung nach der Reichstagswahl JuniJuli 1928, hg. von Gerhard L. Weinberg u.a., München 1995. Hitlers zweites Buch, hg. von Gerhard L. Weinberg, Stuttgart 1961. Hoare, Samuel: Neun bewegte Jahre. Englands Weg nach München, Düsseldorf 1955. Der Hochverratsprozess gegen Dr. Guido Schmidt vor dem Wiener Volksgericht. Die gerichtlichen Protokolle. Mit den Zeugenaussagen, unveröffentlichten Dokumenten, sämtlichen Geheimbriefen und Geheimakten, Wien 1947. Jäckel, Eberhard/Kuhn, Axel (Hg.): Hitler. Sämtliche Aufzeichnungen 19051924, Stuttgart 1980. Guariglia, Raffaele: Ricordi 1922-1946, Neapel 1950. Keesings Archiv der Gegenwart, 1934/35. Laval, Pierre: Laval Parle. Notes et mémoires a Fresnes d’août à octobre 1945, Paris 1948. Mussolini-Dollfuß. Geheimer Briefwechsel, Wien 1949. Mussolini, Rachele: Mussolini ohne Maske. Erinnerungen, hg. von Albert Zarca, Stuttgart 1974. NS-Presseanweisungen der Vorkriegszeit, hg. von Gabriele Toepser-Ziegert u.a., Bd. 3/1, München 1987. Opera Omnia di Benito Mussolini hg. von Edoardo e Duilio Susmel, Band XX, XXIII, XXVI, XXVII, Florenz 1957-1963. Picker, Henry: Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier 1941-1942,

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Stuttgart 1963.

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Das politische Tagebuch Alfred Rosenbergs aus den Jahren 1934/35 und 1939/40, hg. von Hans-Günther Seraphim, Göttingen u.a. 1956. Protokolle des Klubvorstands der Christlichsozialen Partei 1932-1934, hg. von Walter Goldinger, München 1980. Protokolle des Ministerrates der Ersten Republik 1918-1938, hg. von Rudolf Neck/Gertrude Enderle-Burcel, Serie 8, Kabinett Dr. Engelbert Dollfuß, Bd. 1-7, Wien 1980-1986; Serie 9, Kabinett Dr. Kurt Schuschnigg, Bd. 1-3, Wien 19881995. Rintelen, Anton: Erinnerungen an Österreichs Weg. Versailles, Berchtesgaden, Großdeutschland, München 1941. Schuschnigg, Kurt: Dreimal Österreich, Wien 1937. Schuschnigg, Kurt: Im Kampf gegen Hitler. Die Überwindung der Anschlussidee, München u.a. 1969. Schuschnigg, Kurt: Ein Requiem in Rot-Weiss-Rot, Wien 1978. Staatsgesetzblatt für den Staat Deutschösterreich, Jahrgang 1918, 1. Stück, Nr. 5, Wien 1918. Der Staatsvertrag von St. Germain. Samt Begleitnote vom 2. September 1919 und einem alphabetischen Nachschlageverzeichnis, Wien 1919. Starhemberg, Ernst Rüdiger: Between Hitler and Mussolini, London 1942. Starhemberg, Ernst Rüdiger: Die Erinnerungen, Wien u.a. ³1991. Survey of International Affairs, 1935, Bd. I, London 1936. Survey of International Affairs, 1935, Bd. II, London 1936. Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte und mit Unterstützung des Staatlichen Archivdienstes Rußlands, Teil I: Aufzeichnungen 1923-1941, Bd. 3/1: April 1934-1936, hg. von Elke Fröhlich, München 2005. Tautscher, Anton: So sprach der Kanzler. Dollfuß’ Vermächtnis, Wien 1935. Zernatto, Guido: Die Wahrheit über Österreich, New York 1939. 6

Free ebooks ==> www.ebook777.com 8.2 Literatur Altgeld, Wolfgang: Der Spanische Bürgerkrieg und die Entwicklung der Achse Berlin-Rom, in: Der Spanische Bürgerkrieg. Literatur und Geschichte, hg. von Günther Schmigalle, Frankfurt am Main 1986, S. 55-79. Angerer, Thomas: Die französische Österreichpolitik vor dem Anschluss 1938, in: VfZ 40-1 (1992), S. 29-59. Angerer, Thomas: Erster Schritt zum Anschluss? Frankreich und das Juliabkommen, in: Geschichte und Gegenwart 7 (1988), S. 185-194. Ara, Angelo: Die italienische Österreichpolitik 1936-1938, in: Österreich, Deutschland und die Mächte. Internationale und österreichische Aspekte des „Anschlusses“ vom März 1938, hg. von Gerald Stourzh/Birgitta Bader-Zaar, Wien 1990, S. 111-129. Asendorf, Manfred: Ulrich von Hassells Europakonzeption und der Mitteleuropäische Wirtschaftstag, in: Jahrbuch des Instituts für Deutsche Geschichte 7 (1978), S. 387-421. Baer, George: The Coming of Italian-Ethiopian War, Cambridge 1967. Bauer, Kurt: Elementar-Ereignis. Die österreichischen Nationalsozialisten und der Juliputsch 1934, Wien 2003. Bauer, Kurt: Hitler und der Juliputsch 1934 in Österreich. Eine Fallstudie zur nationalsozialistischen Außenpolitik in der Frühphase des Regimes, in: VfZ 592 (2011), S. 193-227. Bauer, Kurt: Hitlers zweiter Putsch. Dollfuß, die Nazis und der 25. Juli 1934, St. Pölten 2014. Bauer, Kurt: „Strikt nein zu sagen, halte ich nicht für gut“. Über Dollfuß’ Versuche, mit den Nationalsozialisten ins Geschäft zu kommen, in: Das Jüdische Echo. Europäisches Forum für Kultur und Politik 55 (2006), S. 85–94. Benz, Wolfgang (Hg.): Der Nationalsozialismus. Studien zur Ideologie und Herrschaft, Frankfurt am Main 1993. Berend, Iván/Ránki, György: German-Hungarian Relations following Hitler’s rise to power (1933-34), in: Acta historica Academiae Scientiarum Hungaricae 8 (1961), S. 313-48. Berger, Gerhard (Hg.): Politische Gewalt und Machtausübung im 20. Jahrhundert. Zeitgeschichte, Zeitgeschehen und Kontroversen (Festschrift für Gerhard Botz), Wien u.a. 2011. Beuttler, Ulrich: Italien und die außenpolitische Konstellation vor dem Abessinienkrieg, in: Zwischen Duce und Negus. Südtirol und der

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Tálos, Emmerich: Das austrofaschistische Herrschaftssystem. Österreich 19331938, Wien u.a. ²2013. Thaler, Johannes: Ally and Opposition. The Legitimist Movement under the Dollfuß-Schuschnigg Dictatorship, in: Austrian History Yearbook 45 (2014), S. 167-185 Torre, Augusto (Hg.): Opere di Gaetano Salvemini III, Scritti di politica estera, Bd. 3, Mailand 1967. Volsansky, Gabriele: Pakt auf Zeit. Das Deutsch-Österreichische JuliAbkommen 1936, Wien u.a. 2001. Wagnleiter, Reinhold: Die britische Österreichpolitik 1936 oder „The Doctrine of Putting off the Evil Day“, in: Das Juliabkommen von 1936. Vorgeschichte, Hintergründe und Folgen (Protokoll des Symposiums in Wien am 10. und 11. Juni 1976), hg. von Ludwig Jedlicka/Rudolf Neck, München 1977, S. 53-83. Walterskirchen, Gudula: Engelbert Dollfuß, Wien 2004. Watt, Donald: The Secret Laval-Mussolini Agreement of 1935 on Ethiopia, in: The Origins of Second World War. Historical Interpretations, hg. von Esmonde Robertson, London 1971, S. 225-242. Weinberg, Gerhard L:. The foreign policy of Hitler’s Germany. Diplomatic Revolution in Europe 1933-36, London 1970. Weinzierl, Erika/Skalnik, Kurt: Österreich 1918-1938. Geschichte der Ersten Republik, Bd. 1, Graz 1983. Wendt, Bernd-Jürgen: Großdeutschland. Außenpolitik und Kriegsvorbereitung des Hitler-Regimes, München 1987. Wenninger, Florian/Dreidemy, Lucile (Hg.): Das Dollfuß/Schischnigg-Regime 1933-1938. Vermessung eines Forschungsfeldes, Wien u.a. 2013. Whealey, Robert H.: Mussolini’s Ideological Diplomacy: An Unpublished Document, in: The Journal of Modern History 39-4 (1967), S. 432-437. Wiltschegg, Walter: Die Heimwehr. Eine unwiderstehliche Volksbewegung?,

Free ebooks ==> www.ebook777.com München 1985. Wohnout, Helmut: Regierungsdiktatur oder Ständeparlament. Gesetzgebung im autoritären Österreich, Wien u.a. 1993. Wohnout, Helmut: Die Verfassung 1934 im Widerstreit der unterschiedlichen Kräfte im Regierungslager, in: Österreich 1933-1938. Interdisziplinäre Annäherungen an das Dollfuß-/Schuschnigg-Regime, hg. von Ilse ReiterZatloukal u.a., Wien u.a. 2012, S. 17-30. Woller, Hans: Machtpolitisches Kalkül oder ideologische Affinität? Zur Frage des Verhältnisses zwischen Mussolini und Hitler vor 1933, in: Der Nationalsozialismus. Studien zur Ideologie und Herrschaft, hg. von Wolfgang Benz u.a., Frankfurt am Main 1993, S. 42-63. Wollstein, Günther: Eine Denkschrift des Staatssekretärs Bernhard von Bülow vom März 1933. Wilhelminische Konzeptionen der Außenpolitik zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft, in: MGM 13-1 (1973), S. 77-94. Young, Robert: French Military Intelligence and the Franco-Italian Alliance 1933-1939, in: The Historical Journal 28 (1985), S. 143-168.

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9. Abkürzungsverzeichnis

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ADAP:

Akten zur deutschen auswärtigen Politik





AdR:

Archiv der Republik (Wien)





ADÖ:

Außenpolitische Dokumente der Republik Österreich





ASMAE: Archivio storico diplomatico Ministero degli affari esteri





BA:

Bundesarchiv (Koblenz)





DBFP:

Documents on British Foreign Policy





DDF:

Documents Diplomatiques Français





DDI:

Documenti Diplomatici Italiani





FO:

Foreign Office





FRUS:

Foreign Relations of the United States diplomatic papers





HHStA: Haus-, Hof- und Staatsarchiv (Wien)





MGM

Militärgeschichtliche Mitteilungen





MRP:

Protokolle des Ministerrates der Ersten Republik





Free ebooks ==> www.ebook777.com NA:

National Archives Washington





NPA:

Neues Politisches Archiv (Wien)





O.O.:

Opera Omnia di Benito Mussolini





SAC:

St. Anthony’s College Oxford





VfZ:

Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte

1. 2.

3. 4. 5. 6.

7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17.

Adolf Hitler: Mein Kampf. Zwei Bände in einem Band, München 51930, S. 1. Der Begriff „Anschluss“ soll im Laufe der Arbeit wertungsfrei – und ohne Anführungszeichen – verwendet werden. Damit soll keine politische Meinung ausgedrückt werden, sondern dies geschieht aus Gründen der Einfachheit und weil er sowohl von Befürwortern als auch Gegnern der Eingliederung Österreichs in Deutschland gleichermaßen verwendet wurde. Der Staatsvertrag von St. Germain. Samt Begleitnote vom 2. September 1919 und einem alphabetischen Nachschlageverzeichnis, Wien 1919, S. 58. Der Friedensvertrag. Unter Hervorhebung der abgeänderten Teile mit Inhaltsaufbau, Karten und Sachregister, Berlin 1919, S. 48. Text abgedruckt in: Außenpolitische Dokumente der Republik Österreich 1918-1938 (zukünftig: APÖ), Bd. 4, S. 428-437. Vgl. zum Zollunionsprojekt Rolf Steininger: „Der Angelegenheit ein paneuropäisches Mäntelchen umhängen…“. Das deutsch-österreichische Zollunionsprojekt von 1931. In: Ungleiche Partner? Österreich und Deutschland in ihrer gegenseitigen Wahrnehmung. Historische Analysen und Vergleiche aus dem 19. und 20. Jahrhundert, hg. von Harm-Hinrich Brandt u.a., Stuttgart 1996, S. 441-480. Vgl. zur Lausanner Anleihe Grete Klingenstein: Die Anleihe von Lausanne. Ein Beitrag zur Geschichte der 1. Republik in den Jahren 1931-1934, Wien u.a. 1965. Vgl. Valentin Hellwig: Vom Länderpartikularismus zum föderalen Bundesstaat, in: Österreich. 90 Jahre Republik. Beitragsband der Ausstellung im Parlament, hg. von Stefan Karner/Lorenz Mikoletzky, Innsbruck 2008, S. 35-50, hier: S. 39. Otto Bauer: Eine Auswahl aus seinem Lebenswerk, hg. von Julius Braunthal, Wien 1961, S. 33f. Vgl. Kurt Hopfgartner: Kurt Schuschnigg. Ein Mann gegen Hitler, Graz u.a. 1989, S. 46. Staatsgesetzblatt für den Staat Deutschösterreich, Jahrgang 1918, 1. Stück, Nr. 5, Wien 1918, S. 4. Vgl. Charles Gulick: Österreich von Habsburg zu Hitler, Wien 1976, S. 55. Bei einer Volksbefragung in Tirol im April 1921 stimmten 98,5% der Tiroler für einen Anschluss an Deutschland, ähnlich sah es in Salzburg Ende Mai 1921 aus. Vgl. Hellwig, Länderpartikularismus, S. 43. Documents on British Foreign Policy 1919-1939 (DBFP), Serie 2, Bd. 4-6, 15, 16, London 1968-1977. Documents Diplomatiques Français (DDF), 1932-1939, Serie I 1932-1935, Bd. 4-6, Paris 1968-1972; Serie II 1936-1939, Bd. 1-3, Paris 1963-1966. Documenti Diplomatici Italiani (DDI), Serie 7, Bd. 5, 7, 13-16, Rom 1989-1990; Serie 8, Bd. 1-3, Rom 1991-3. Akten zur deutschen auswärtigen Politik (ADAP), 1918-1945. Aus dem Archiv des Auswärtigen Amtes,

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18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33.

34. 35.

36.

37. 38.

Serie B, Bd. 14, Göttingen 1980; Serie C, Bd. 1-5, Göttingen 1971-77; Serie D, Bd. I, Göttingen 1950. Außenpolitische Dokumente der Republik Österreich 1918-1938 (ADÖ), Bd. 10, Wien 2014.

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Protokolle des Ministerrates der Ersten Republik 1918-1938 (MRP), hg. von Rudolf Neck/Gertrude Enderle-Burcel, Abteilung VIII, Kabinett Dr. Engelbert Dollfuß, Bd. 1-7, Wien 1980-1986 und Abteilung IX, Kabinett Dr. Kurt Schuschnigg, Bd. 1-3, Wien 1988-1995. Protokolle des Klubvorstands der Christlichsozialen Partei 1932-1934, hg. von Walter Goldinger, München 1980. Mussolini-Dollfuß. Geheimer Briefwechsel, Wien 1949. Hitlers zweites Buch, hg. von Gerhard L. Weinberg, Stuttgart 1961. Opera Omnia di Benito Mussolini, hg. von Edoardo e Duilio Susmel, Band XX, XXIII, XXVI, XXVII, Florenz 1957-1963. Pompeo Aloisi: Journal (25 juillet 1932-14 Juin 1936), Paris 1957. Ernst Rüdiger Starhemberg: Die Erinnerungen, Wien u.a. ³1991; ders.: Between Hitler and Mussolini, London 1942. Kurt Schuschnigg: Ein Requiem in Rot-Weiss-Rot, Wien 1978; ders.: Im Kampf gegen Hitler. Die Überwindung der Anschlussidee, München u.a. 1969; ders.: Dreimal Österreich, Wien 1937. Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte und mit Unterstützung des Staatlichen Archivdienstes Rußlands, Teil I: Aufzeichnungen 1923-1941, Bd. 3/1: April 1934-1936, hg. von Elke Fröhlich, München 2005. Das politische Tagebuch Alfred Rosenbergs aus den Jahren 1934/35 und 1939/40, hg. von Hans-Günther Seraphim, Göttingen u.a. 1956. André Francois-Poncet: Als Botschafter im Dritten Reich. Die Erinnerungen des französischen Botschafters in Berlin September 1931 bis Oktober 1938, Mainz 1947. Jens Petersen: Hitler-Mussolini. Die Entstehung der Achse Berlin-Rom 1933-1936, Tübingen 1973. V.a. Lajos Kerekes: Abenddämmerung einer Demokratie. Mussolini, Gömbös und die Heimwehr, Wien u.a. 1966. Vor allem Norbert Schausberger: Der Griff nach Österreich. Der Anschluss, Wien 1979. Dieter Binder: Dollfuß und Hitler. Über die Außenpolitik des autoritären Ständestaates in den Jahren 1933/34, Graz 1979; ders.: Alte Träume und neue Methoden. Das deutsch-österreichische Verhältnis als Produkt aggressiven Revisionismus von 1933 bis 1938, in: Ungleiche Partner. Österreich und Deutschland in ihrer gegenseitigen Wahrnehmung. Historische Analysen und Vergleiche aus dem 19. und 20. Jahrhundert, hg. von Michael Gehler, Stuttgart 1996, S. 497-512; ders: Der grundlegende Wandel der österreichischen Außenpolitik 1933. Ein Beitrag zum quasineutralen Status der 1. Republik, in: Geschichte und Gegenwart 2 (1983), S. 226-243. Gottfried-Karl Kindermann: Österreich gegen Hitler. Europas erste Abwehrfront 1933-1938, München 2003; ders.: Hitlers Niederlage in Österreich. Bewaffneter NS-Putsch, Kanzlermord und Österreichs Abwehrsieg von 1934, Hamburg 1984. Wichtig vor allem auch die neueren Aufsätze: Kurt Bauer: Hitler und der Juliputsch 1934 in Österreich. Eine Fallstudie zur nationalsozialistischen Außenpolitik in der Frühphase des Regimes, in: VfZ 59-2 (2011), S. 193-227; ders.: „Strikt nein zu sagen, halte ich nicht für gut“. Über Dollfuß’ Versuche, mit den Nationalsozialisten ins Geschäft zu kommen, in: Das Jüdische Echo. Europäisches Forum für Kultur und Politik 55 (2006), S. 85–94. Ganz neu: Kurt Bauer: Hitlers zweiter Putsch. Dollfuß, die Nazis und der 25. Juli 1934, St. Pölten 2014. Hanns Haas: Österreich im System der kollektiven Sicherheit, in: Februar 1934. Ursachen, Fakten, Folgen, hg. von Erich Fröschl/Helge Zoitl, Wien 1984, S. 407-450; ders.: Österreich und das Ende der kollektiven Sicherheit. Zur Rolle der französischen und sowjetischen Politik der Friedenssicherung in Bezug auf Österreich, in: Das Juliabkommen von 1936. Vorgeschichte Hintergründe und Folgen, hg. von Ludwig Jedlicka/Rudolf Neck, München 1977, S. 11-52; ders.: Die Garantieerklärung europäischer Völkerbundsmächte für Österreich vom 27. September 1934, in: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 30 (1977), S. 317-345. Karl Haas: Die römische Allianz 1934, in: Der 4. März 1933. Vom Verfassungsbruch zur Diktatur, hg. von Erich Fröschl/Helge Zoitl, Wien 1984, S. 69-91. Karl Stuhlpfarrer: Austrofaschistische Außenpolitik. Ihre Rahmenbedingungen und ihre Auswirkungen, in:

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40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47.

48. 49. 50.

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Austrofaschismus. Politik-Ökonomie-Kultur, 1933-1938, hg. von Emmerich Tálos/Wolfgang Neugebauer, Wien 52005, S. 322-336. Ludwig Jedlicka: Österreich und Italien 1922-1938, in: Innsbruck-Venedig. Österreichisch-italienische Historikertreffen 1971 und 1972, hg. von Ludwig Jedlicka/Adam Wandruszka, Wien 1975, S. 197-219; ders.: Aufteilungs- und Einmarschpläne um Österreich 1918-1934, in: Festschrift Franz Loidl zum 65. Geburtstag, hg. von Viktor Flieder/Elisabeth Kovács, Wien 1970, S. 96-112; ders: Die Auflösung der Wehrverbände und Italien im Jahre 1936, in: Das Juliabkommen von 1936. Vorgeschichte, Hintergründe und Folgen, hg. von Ludwig Jedlicka/Rudolf Neck, München 1977, S. 104-118. Franz Müller: Ein „Rechtskatholik“ zwischen Kreuz und Hakenkreuz. Franz von Papen als Sonderbevollmächtigter Hitlers in Wien 1934-1938, Frankfurt am Main u.a. 1990. Gabriele Volsansky: Pakt auf Zeit. Das Deutsch-Österreichische Juli-Abkommen 1936, Wien u.a. 2001. Ennio di Nolfo,: Die österreichisch-italienischen Beziehungen von der faschistischen Machtergreifung bis zum Anschluss (1922-1938), in: Innsbruck-Venedig. Österreichisch-italienische Historikertreffen 1971 und 1972, hg. von Ludwig Jedlicka/Adam Wandruszka, Wien 1975, S. 221-271. Gerhard L. Weinberg: The foreign policy of Hitler’s Germany. Diplomatic Revolution in Europe 1933-36, London 1970. Einen guten Überblick der Außenpolitik der NS-Zeit bietet Rainer F. Schmidt: Die Außenpolitik des Dritten Reiches 1933-1939, Stuttgart 2002. Adolf Hitler: Rede vom 30.1.1934 vor dem deutschen Reichstag, zit. nach: Weltgeschichte der Gegenwart in Dokumenten, 1934/35, Bd. 1, hg. von Michael Freund, Essen ³1944, S. 251f. Vgl. Rede des italienischen Regierungschefs Mussolini am 1.11.1936 in Mailand, zit. nach: Weltgeschichte der Gegenwart in Dokumenten, 1937/38, hg. von Michael Freund, Essen 1940, S. 36. Hitlers zweites Buch, S. 28f. Martin Broszat: Betrachtungen zu Hitlers Zweitem Buch, in: VfZ 9 (1961), S. 417-429, hier: S. 417. Lange wurde in der Forschung gestritten, wie weit die Kompetenzen Hitlers in der deutschen Außenpolitik reichten. Während Petersen davon sprach, dass die persönliche Konzeption Hitlers für die Außenpolitik des Dritten Reiches ausschlaggebend war und mit zunehmender Zeit sich diese Entwicklung noch verstärkte, da Hitler andere Akteure ausschaltete (Vgl. Petersen, Achse, S. 55), sprach Hans Mommsen von einem „in allen Fragen, die einer grundsätzlichen und definitiven Stellungnahme bedurften, schwachen Diktator“, vgl. Hans Mommsen: Beamtentum im dritten Reich, Stuttgart 1966, S. 98. Klaus Hildebrand liefert einen Überblick über die Diskussion und bezeichnet sie als „inzwischen abgeklungen[e] Kontroverse“, in der eine „umfassende Synthese aus der Feder eines der Repräsentanten der neuen Richtung [der Eingeschränktheit der Hitler’schen Kompetenzen] […] nach wie vor aussteht“, vgl. Klaus Hildebrand: Das Dritte Reich, München 72009, S. 266. Eine Zusammenfassung der verschiedenen Positionen bezüglich der nationalsozialistischen Außenpolitik mit weitergehender Literatur findet sich auch bei Marie-Luise Recker: Die Außenpolitik des Dritten Reiches, München 2010, S. 64-70. Vgl. auch Ian Kershaw: Der NS-Staat. Geschichtsinterpretationen und Kontroversen im Überblick, Reinbek bei Hamburg 32002, v.a. S. 113, 123125. Einigkeit besteht darin, dass die außenpolitische Konzeption Hitlers durch ein hohes Maß an Zielgerichtetheit und planmäßiger Voraussicht bestimmt war, vgl. Hans Mommsen: Österreich im Kalkül der Hitler’schen Außenpolitik, in: Politische Gewalt und Machtausübung im 20. Jahrhundert. Zeitgeschichte, Zeitgeschehen und Kontroversen (Festschrift für Gerhard Botz), hg. von Gerhard Berger, Wien u.a. 2011, S. 167-174, hier: S. 167. Vgl. auch Klaus Hildebrand: Das „Phänomen Hitler“: Neue Dokumente und bekannte Deutungen, in: Das historisch-politische Buch 5 (1981), S. 129-131. Vgl. Hitlers zweites Buch, S. 176-178, 216. Auf den Donauraum oder den Balkan als konkurrierendes Einflussgebiet zwischen Deutschland und Italien ging Hitler dabei nicht ein, obwohl auch hier italienische Interessen bestanden. Hitlers zweites Buch, S. 176. Die Stelle lautet: „Die Grundforderung ist: Weg mit dem Friedensvertrag! Wir müssen hierzu alle Hebel in Bewegung setzen, hauptsächlich die Gegensätze zwischen Frankreich und Italien ausnützen, damit wir Italien für uns bekommen.“ Zit. nach Walter Werner Pese: Hitler und Italien 1920-1926, in: VfZ 3-2 (1955), S. 113-126, hier: S. 113. Pese zitiert aus dem Buch: Adolf Hitler in Franken. Reden aus der Kampfzeit. Gesammelt und herausgegeben von Heinz Preiss im Auftrag von Julius Streicher, S. 10. Hitlers zweites Buch, S. 217. Vgl. auch Petersen, Achse, S. 58-61. Henry Picker: Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier 1941-1942, Gespräch vom 21.7.1941 in der Wolfsschanze, Stuttgart 1963, S. 133-135. Vgl. auch Hans Woller: Machtpolitisches Kalkül oder ideologische Affinität? Zur Frage des Verhältnisses zwischen Mussolini und Hitler vor 1933, in: Der

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Nationalsozialismus. Studien zur Ideologie und Herrschaft, hg. von Wolfgang Benz u.a., Frankfurt am Main 1993, S. 42-63, hier: S. 44. Die erste Kontaktaufnahme zu Mussolini von Seiten Hitlers noch am 31. Januar 1933 war dabei äußerst konziliant: Hitler wollte jene Politik der Freundschaft gegenüber Italien verfolgen, „die ich bisher ständig befürwortet habe“ und äußerte: „An diesem Punkt bin ich gewiß wegen des Faschismus gekommen.“ aus: Bericht Renzettis, 31.1.1933, zit. nach: Wolfgang Altgeld (Hg.): Quellen zu den deutsch-italienischen Beziehungen 1861-1963, Darmstadt 2004, S. 134. Vgl. Hitlers zweites Buch, S. 216. Ähnlich wie diese Aussage beziehen sich die meisten Bemerkungen Hitlers bezüglich Italiens nach 1922 auf den machtpolitischen Aspekt, also auf Italien als möglichem Bündnispartner, und nicht auf die ideologische Ähnlichkeit der Weltanschauungen Hitlers und Mussolinis, vgl. Woller, Kalkül, S. 45. Woller schreibt: „Hitler und seine Entourage wußten nicht viel von Italien, auch nicht von dem, was nach 1922 dort vor sich ging. Das faschistische System […] war ihnen fremd und bot […] relativ wenig was sich zur Nachahmung empfahl.“ (S. 45) Dementsprechend hätte es auch wenig ideologische Schnittmengen gegeben. Vgl. Hitlers zweites Buch, S. 181: „Seit dem Jahre 1920 habe ich die nationalsozialistische Bewegung mit allen Mitteln und mit aller Beharrlichkeit an den Gedanken eines Bündnisses zwischen Deutschland, Italien und England zu gewöhnen gesucht.“ Vgl. dazu auch Axel Kuhn: Hitlers außenpolitisches Programm. Entstehung und Entwicklung 1919-1939, Stuttgart 1970, v.a. S. 42-45, 81-96. Vgl. ebenso Klaus Hildebrand: Deutsche Außenpolitik 1933-1945, Stuttgart 41980, S. 25-29. Vgl. auch Wolfgang Altgeld: Der Spanische Bürgerkrieg und die Entwicklung der Achse Berlin-Rom, in: Der Spanische Bürgerkrieg. Literatur und Geschichte, hg. von Günther Schmigalle, Frankfurt am Main 1986, S. 55-79, hier: S. 62: „‚Bündnis‘ bedeutete dabei wesentlich ‚Gewährenlassen‘ des Partners im jeweils eigenen ‚Lebensraum‘, höchstens ausnahmsweise ein gemeinsames Vorgehen; und solche Bündnisse galten nur auf Zeit, sozusagen bis zum nächsten Lebensraumkrieg. In diesem Sinne waren England, und, zunächst in zweiter Linie, Italien als ‚Bündnispartner‘ vorgesehen, wobei England wichtiger, Italien aber sicherer schien […].“ Vgl. Hitlers zweites Buch, S. 85-103. Stattdessen hätte man vor dem ersten Weltkrieg schon auf die Allianz mit Italien und England setzen sollen. Vgl. auch Eberhard Jäckel/Axel Kuhn (Hg.): Hitler. Sämtliche Aufzeichnungen 1905-1924, Stuttgart 1980, S. 1246f. Allgemein zum Einfluss Hitlers ÖsterreichPerzeption auf sein Wirken: Norbert Schausberger, Hitler und Österreich. Einige Anmerkungen zur HitlerInterpretation, in: Österreich in Geschichte und Literatur 28 (1984), S. 363-377. Vgl. Hitlers zweites Buch, S. 208.

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Adolf Hitler: Reden, Schriften, Anordnungen. Februar 1925 bis Januar 1933, Bd. 2.3.: Außenpolitische Standortbestimmung nach der Reichstagswahl Juni-Juli 1928, hg. von Gerhard L. Weinberg u.a., München 1995, S. 140f. Vgl. Hitlers zweites Buch, S. 209. Vgl. ebenfalls zur Südtirol-Frage bei Hitler: Mommsen, Österreich im Kalkül, S. 168f; vgl. auch Petersen, Achse, S. 63-68. Vgl. Petersen, Achse, S. 63. Ebenfalls in Renzo De Felice: Il problema dell’ Alto Adige nei rapporti italotedesci dall’ »Anschluss« alla fine della seconda guerra mondiale, Bologna 1973, S. 8f. Eine komplette Umbesetzung bzw. Ausschaltung der bisherigen Amtsträger wäre im Hinblick der Aufrechterhaltung des diplomatischen Betriebs und des Prestigeverlusts gegenüber dem Ausland auch nicht möglich gewesen. Vgl. zum Auswärtigen Amt zur Zeit des Nationalsozialismus: Hans-Jürgen Döscher: Das Auswärtige Amt im Dritten Reich. Diplomatie im Schatten der „Endlösung“, Berlin 1987. Vgl. auch HansAdolf Jacobsen: Nationalsozialistische Außenpolitik 1933-1938, Frankfurt am Main 1968, v.a. S. 24-35. Vgl. auch die Studie der „Unabhängigen Historikerkommission – Auswärtiges Amt“: Eckart Conze u.a. (Hg.): Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik, Bonn 2011. Hitler selbst schreib in dem schon erwähnten Brief an Mussolini: „Es sind aber viele Hindernisse im Ministerium selbst zu überwinden. Es ist mir noch nicht möglich, sofort all das zu vollziehen, was ich gerne möchte. Sie wissen, daß ich noch nicht die befähigten Kräfte habe, um jene zu ersetzen, die gegenwärtig, die verschieden Ämter im Außenministerium innehaben.“, aus: Bericht Renzetti, 31.1.1933, zit. nach Altgeld, Quellen, S. 134. Wolfgang Michalka spricht in diesem Zusammenhang von einem „Konzeptionen-Pluralismus“ der nationalsozialistischen Außenpolitik. Vgl. Wolfgang Michalka: Die nationalsozialistische Außenpolitik im Zeichen eines „Konzeptionen-Pluralismus“. Fragestellungen und Forschungsaufgaben, in: Hitler, Deutschland und die Mächte. Materialien zur Außenpolitik des Dritten Reichs, hg. von Manfred Funke, Düsseldorf 1976, S. 46-62. Vgl. ADAP, Serie C, Bd. I/1, Nr. 142, 7.4.1933, Aufzeichnung des Oberregierungsrates Thomsen und des Ministerialrates Willuhn (Reichskanzlei).

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Vgl. hierzu: Günther Wollstein: Eine Denkschrift des Staatssekretärs Bernhard von Bülow vom März 1933. Wilhelminische Konzeptionen der Außenpolitik zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft, in: MGM 13-1 (1973), S. 77-94. Vgl. zum Einfluss des Auswärtigen Amtes v.a. Jost Dülffer: Zum „decision-making process“ in der deutschen Außenpolitik, in: Hitler, Deutschland und die Mächte. Materialien zur Außenpolitik des Dritten Reiches, hg. von Manfred Funke, Düsseldorf 1976, S. 186-204. Zu Österreich vgl. Kapitel Deutschland und Österreich 1933/34. Vgl. Bernd-Jürgen Wendt: Großdeutschland. Außenpolitik und Kriegsvorbereitung des Hitler-Regimes, München 1987, v.a. S. 58. Vgl. auch Schausberger, Griff, v.a. S. 128, 134, 184-197. Zur Person: Gregor Schöllgen: Ulrich von Hassell. 1881–1944. Ein Konservativer in der Opposition, Aktualisierte Neuausgabe, München 2004. 8038/E 578169-74, 25.1.1933, Hassell an Köpke, privat; zit. nach Petersen, Achse, S. 78. Vgl. 8038/E 578193, 3.3.1933, Aufzeichnung von Hassell, zit. nach Petersen., S. 78. Vgl. Petersen, Achse, S. 94-97. Vgl. zum Konzept Hassells auch Manfred Asendorf: Ulrich von Hassells Europakonzeption und der Mitteleuropäische Wirtschaftstag, in: Jahrbuch des Instituts für Deutsche Geschichte 7 (1978), S. 387-421. Zur frühen faschistischen Außenpolitik: Gaetano Salvemini: Mussolini e la politica estera italiana (19191933), Padua 1960; Stuart Hughes: The Early Diplomacy of Italian Facism, 1922-1932, in: The Diplomats 1919-1939, Bd. I, hg. von Gordon Alexander Craig, New York ³1963, S. 210-233; Alan Cassels: Mussolini’s Early Diplomacy 1922-1927, Princeton 1970. Zur Außenpolitik des faschistischen Italiens allgemein: James Burgwyn: Italian Foreign Policy in the Interwar Period, 1918-1940, Westport 1997; Robert Mallett: Mussolini and the origins of the Second World War, 1933-1940, New York u.a. 2003; Pietro Pastorelli: La politica estera italiana, 1936-1939, in: Dalla prima alla seconda guerra mondiale, hg. von Pietro Pastorelli, Mailand 1997, S. 119-134. Zur Problematik der faschistischen Außenpolitik in der Geschichtsschreibung, vgl. Jens Petersen: Die Außenpolitik des faschistischen Italien als historiographisches Problem, in: VfZ 22-4 (1974), S. 417-457. Petersen untersucht hier die publizierte Literatur zur italienischen Außenpolitik, die bis 1974 erschienen war, die weitestgehend von Salvemini und seinem Urteil beeinflusst war. Für Salvemini gab es kein Konzept in der Außenpolitik Mussolinis, sie war ein „prinzipienloses, opportunistisches Haschen nach propagandistisch verwertbaren Tageserfolgen“ (Petersen, Problem, S. 420), die hauptsächlich der innenpolitischen Stabilisierung des Systems dienten. Spätere Historiker sahen ein größeres Maß an Planung und Zielstrebigkeit. So blieben die Konzeption des Mittelmeers als italienischer Raum, ein imperialer Wille des Faschismus an sich, samt kolonialer Ausbreitung, und der Revisionismus beständige und wiederholt aufgegriffene Leitthemen der faschistischen Außenpolitik. (Vgl. Petersen, Problem, S. 426-430.) Eine andere Meinung vertrat Funke, für ihn blieb die außenpolitische Lehre des Faschismus ohne Konturen, vgl. Manfred Funke: Italien. Zur Großmachtpolitik eines deutschen Juniorpartners, in: Innen- und Außenpolitik unter nationalsozialistischer Bedrohung. Determinanten internationaler Beziehungen in historischen Fallstudien, hg. von Erhard Forndran u.a., Opladen 1977. Noch immer herrscht unter Historikern Uneinigkeit bei der Bewertung der Außenpolitik des faschistischen Italiens, v.a. über das Ausmaß der Expansionsgedanken, zur Debatte vgl. Mallett, Origins, v.a. S. 1-16. Vgl. Di Nolfo, Beziehungen, S. 221-225. Di Nolfo ordnet diese vier Grundziele auch in eben dieser Rangfolge ihrer Wichtigkeit. Petersen nennt als weiteres Ziel die „Ausbreitung des Einflusses im Ostmittelmeerbecken“, vgl. Petersen, Achse, S. 2. Petersen, Achse, S. 2. Vgl. ebd., S. 3. Vgl. hierzu Di Nolfo, Beziehungen, S. 229, 232. Für Di Nolfo war es das dynamische Element, das Italien näher an Deutschland brachte als an die ‚statischen‘ Mächte Frankreich und Großbritannien. Vgl. DDI, Serie 7, Bd. V, Nr. 123, 4.4.1927, Aufzeichnung Mussolinis über ein Gespräch mit Bethlen und Nr. 490, 26.10.1927, De Astis (Budapest) an Mussolini. Vgl. DDI, Serie 7, Bd. V, Nr. 692, 21.12.1927, Grandi an die Botschafter in Berlin, London, Paris, Budapest und an den Vizesekretär der Vereinten Nationen. So zum Beispiel in O.O., Band XXIII, S. 177: „In den Verträgen gibt es territoriale, koloniale, finanzielle und soziale Bestimmungen, die diskutiert, revidiert und verbessert werden können, um […] eine längere Periode des Friedens zu sichern.“ Vgl. Petersen, S. 5-7.

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O.O., Bd. XX, Florenz 1956, S. 29-31. Gleichzeitig hatte Mussolini kein gutes Bild von Deutschland: „Seit er vor dem Ersten Weltkrieg als sozialistischer Agitator mit dem Pangermanismus in Berührung gekommen war, seit er 1914/15 zum Krieg gegen Deutschland aufgerufen und seit er im Frühjahr 1922 auf einer politischen Bildungsreise hinter die republikanische Fassade des Deutschen Reiches geblickt hatte, war ihm alles Deutsche suspekt. Davon war auch die politische Rechte nicht ausgenommen […]“, aus: Woller, Kalkül, S. 47. Das Ausmaß der Hilfe ist dabei umstritten. Angeblich wurde auch die NSDAP seit 1924 finanziell unterstützt, so zumindest laut Aussagen Giuliani Coras, Generalkonsul in München 1924-25 und wegen seiner Opposition gegen diese Unterstützung von dem Posten abgezogen, vgl. Giuliano Cora: Un diplomatico durante l’era fascista, in: Storia e Politica 5 (1966), S. 88-98. Vgl. auch Petersen, Achse, S. 2427. Dagegen Woller, Kalkül, S. 49: „Daß dabei auch Geld und Waffen für die deutsche Rechte im Spiel waren, ist oft behauptet, aber nie überzeugend belegt worden.“ Vgl. Woller, Kalkül, S. 50-60. Woller betont dabei v.a. die Rolle Giuseppe Renzettis, der als verlängerter Arm Mussolinis Hitler beraten und geholfen haben soll. Vgl. zu der Beziehung Mussolini-Hitler vor 1933 generell Renzo De Felice: Mussolini e Hitler. I rapporti segreti (1922-1933), Florenz ²1983. Vgl. Kerekes, Abenddämmerung, S. 118f.

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Vgl. Petersen, Achse, S. 107f. Ob Mussolini tatsächlich der Maxime folgte, sich bis 1936 für eine Seite entschieden haben zu müssen, wie Petersen meint, ist mE fraglich, vgl. die Diskussion über Strategie des „peso determinante“ in Fußnote 85 und 483. Ziemlich sicher war sich Mussolini meiner Meinung nach jedoch, dass der deutsche Revisionismus seine Hand nach Österreich ausstrecken werde. Gömbös pflichtete er bei, dass der Anschluss Österreichs „unausweichlich“ sei, hoffte aber darauf, dass dieser möglichst spät erfolgen würde, vgl. Kerekes, Abenddämmerung, S. 118f. Gleich nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, ließ Mussolini im Februar 1933 vor einem Anschluss Österreichs warnen, da er die Ambitionen Hitlers über die Brennergrenze hinaus fürchtete, vgl. Petersen, Achse, S. 81, 131. Vgl. Kapitel 5 Die Annäherung zwischen Hitler und Mussolini. Die Frage nach dem Verhältnis zwischen Mussolini und Hitler ist auch für diese Arbeit eine grundlegende, da sie die Österreich-Frage direkt betrifft. Noch heute streiten sich Historiker – zusammenhängend mit der Frage nach den Ausmaßen der Mussolini’schen Expansionspläne – über die Natur des Verhältnisses und Mussolinis Intentionen dahinter, vgl. Mallett, Origins, S. 2-6. So eine Äußerung Dino Grandis – Außenminister Italiens von 1929 bis 1932, danach Botschafter in Großbritannien –, mit der Mussolinis Außenpolitik häufig beschrieben wird, vgl. Klaus Hildebrand: Das Dritte Reich (=Oldenbourg Grundriss der Geschichte), München 2009, S. 179. Vgl. auch Altgeld, Der Spanische Bürgerkrieg, S. 57, 64: „Nach diesem Konzept sollte Italien in den zu erwartenden machtpolitischen Konfrontationen in Europa […] das entscheidende „Gewicht in der Waagschale“ spielen, dabei die Hegemonie nur einer Macht oder Machgruppe verhindern und sich zugleich für sein ohne jede ideologische Option zu kalkulierendes Eintreten auf dieser oder jener Seite mit größtmöglichen außenpolitischen Gewinnen bezahlen lassen. […] Das Spiel des ‚peso determinante‘ war allerdings überaus gefährlich, die Waagschalen mußten pendeln und doch ungefähr im Gleichgewicht bleiben, Deutschland durfte keinen grundsätzlichen Ausgleich mit den Westmächten finden und Italien mußte jederzeit präsent und frei sein, sein Gewicht auf diese oder jene Seite zu werfen.“ Für di Nolfo ist dies sogar der einzige Grund für den Viermächtepakt: „Die logische Bedeutung des Viererpaktes ist also einigermaßen einsichtig: Er entsprach dem Plan, Europa eine Periode der kontrollierten Krise zu sichern, um außerhalb Europas frei handeln zu können“, aus: Di Nolfo, Beziehungen, S. 257. Vgl. zum Viermächtepakt Petersen, S. 137-185, v.a. S. 178f. Vgl. auch Giancarlo Giordano: Storia diplomatica del patto a quattro, Mailand 2000. Petersen, Achse, S. 107. Diesem Urteil ist insoweit zuzustimmen, dass Mussolini sie sowohl begrüßte, als auch fürchtete. Vgl. di Nolfo, Beziehungen, S. 257. Gleichzeitig hatte Mussolini von Hitler kein positives Bild, vgl. Woller, Kalkül, S. 47f.: „Mussolini hielt ihn für einen »buffone«, einen Narren, der einen unlesbaren »langweiligen, Wälzer« geschrieben hatte, der sich mit fragwürdigen Elementen und Wirrköpfen umgab und sich in Rassentheorien verrannt hatte, die im Mittelalter ihren Platz gehabt haben möchten, im 20. Jahrhundert aber doch reichlich deplaciert wirkten.“ Hierzu passt, dass Mussolini ein Treffen mit Hitler, welches letzterer herbeisehnte, anfangs um jeden Preis vermeiden wollte, auch wegen der Wirkung eines solchen Treffens auf die anderen europäischen Mächte, vgl. Petersen, Achse, S. 104f., 114, 123-125. Vgl. Starhemberg, Between Hitler and Mussolini, S. 94.

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Ebd., S. 26. Robert Dampiere: Dix années de politique français à Rome 1925-1935, in: La Revue des deux mondes, 1-6 (1953), S. 14-38, hier: S. 16. Starhemberg, Between Hitler and Mussolini, S. 106f. Kurz vorher hieß es ebenfalls von Mussolini: „Italy has as little use for Pan-Germanism as for Pan-Slavism. That is why Austria is so important. If Austria ceases to exist, there can be no more order in Central Europe. Great dangers will then threaten Italy. An independent Austria must ever be an integral part of Italian foreign policy.“ Aus: Ebd., S. 96. Vgl. Di Nolfo, Beziehungen, S. 223-225. DDI, Serie 7, Bd. III, Nr. 842, 30.4.1925, Romano Avezzana an Mussolini. Vgl. hierzu Di Nolfo, S. 225-229. Di Nolfo argumentiert, dass in der französischen und italienischen Wahrnehmung des Schutzes der österreichischen Unabhängigkeit ein grundlegender Auffassungsunterschied bestand. Beide gingen davon aus, dass dem anderen die Wahrung der Unabhängigkeit viel wichtiger sein müsste, weswegen Frankreich der Meinung, war, Italien keine Kompensationen geben zu müssen. Vgl. Petersen, Achse, S. 81-83. Vgl. Kerekes, Abenddämmerung, S. 117. Man kann daran erkennen, dass Deutschland zum damaligen Zeitpunkt immer noch im Zentrum der außenpolitischen Beziehungen Österreichs stand. Selbst Dollfuß betonte gegenüber dem deutschen Botschafter in Wien, Rieth, dass „Österreich an eine solche Kombination nicht denke“, aus: 8038/E 578126-33, 8.12.1932, Rieth an Auswärtiges Amt, zit. nach Petersen, Achse, S. 82. Zu den Brocchi-Verträgen und der verschleierten Präferenzierung im gegenseitigen Warenverkehr vgl. Petersen, Achse, S. 83f. Vgl. Aloisi, Journal, S. 40-42, S. 47f. Vgl. Petersen, Achse, S. 88-94. Im Auswärtigen Amt erkannte man die Absicht, die hinter dem Plan steckte, und lehnte ihn mit Hinweis auf den wirtschaftlichen Nachteil für Deutschland und gegen den Widerstand von Hassells ab. Dienstbuch der NSDAP-Österreich – Hitlerbewegung, hg. von der Landesleitung Österreich der NSDAP, Vorwort von Theo Habicht; zit. nach: Kindermann, Österreich gegen Hitler, S. 240. In der Forschung herrscht Uneinigkeit in der Frage der persönlichen Motivation Hitlers und seiner Verantwortung in der Österreichpolitik Deutschlands in der Zeit bis 1934. Der Mehrheit der Autoren, die in der Österreich-Frage eine persönliche Angelegenheit Hitlers sahen, der Österreich als ‚innerdeutschen‘ Gegenstand vielleicht noch in der ersten Welle seiner ‚Machtergreifung‘ inkorporieren wollte, steht die Meinung von Gisevius gegenüber: „Der Gedanke, der oberste Gerichtsherr vom 30. Juni wolle ausgerechnet in diesem kritischen Zeitpunkt mit dem verhaßten Wiener Ballhausplatz abrechnen, ist absurd. Im Gegenteil, Hitler weiß, was er soeben mit seinem wilden Herumschießen angerichtet hat. Er weiß auch, Hindenburgs allerletzte Stunden sind gekommen. Alles kann er jetzt brauchen, nur keinen weiteren Skandal […] Voll ausgelastet mit ganz anderen Sorgen, paßt er nicht auf und schon rutschen ihm die Dinge aus der Hand.“, aus: Hans Bernd Gisevius: Adolf Hitler. Versuch einer Deutung, München 1963, S. 299. Vgl zur Diskussion Petersen, Achse, S. 336, Fußnote 34. ADAP, Serie C, Bd. II/1, Nr. 126, 13.12.1933, Aufzeichnung Neurath. ADAP, Serie C, Bd. II/1, Nr. 126, 13.12.1933, Aufzeichnung Neurath. Vgl. auch Petersen, S. 286-92. Vgl. ADAP, Serie C, Bd. II/2, Nr. 393, 10.4.1934, Memorandum Bülow. Aus dem Hoßbach Protokoll weiß man aber, wie sehr Hitler die sechs bis sieben Divisionen interessierten, die man aus Österreich herausholen konnte, vgl. ADAP, Serie D, Bd. I, Nr. 19, 10.11.1937, Aufzeichnung Hoßbach. Vgl. Akten der Reichskanzlei, Die Regierung Hitler, Bd. I: 1933/34, Teilbd. 2, hg. von Karl Dietrich Erdmann, Boppard 1983, S. 868. Vgl. zum Österreichbild Hitlers auch: Mommsen, Österreich im Kalkül der Hitler’schen Außenpolitik, S. 167-169. Die Hirtenberger Waffenaffäre war ein Versuch Mussolinis alte Waffenbestände der österreichischen Armee in Österreich reparieren zu lassen und an die autoritäre Regierung in Ungarn liefern zu lassen. Ein Teil der Bestände war auch für die österreichische Heimwehr vorgesehen. Der Vorgang wurde von sozialdemokratischen Medien im Januar 1933 aufgedeckt und löste internationale Proteste aus, die das Verhältnis Österreichs zu Frankreich und Großbritannien trübten. Vgl hierzu: Dieter Binder: Der Skandal zur „rechten“ Zeit. Die Hirtenberger Waffenaffäre 1933 an der Nahtstelle zwischen Innen- und Außenpolitik, in: Politische Affären und Skandale in Österreich. Von Mayerling bis Waldheim, hg. von

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Michael Gehler/Hubert Sickinger, Innsbruck u.a. ³2007, S. 278–294. Vgl. Lajos Kerekes: Neue Aktenfunde zu den Beziehungen zwischen Hitler und Dollfuß im Jahr 1933, in: Acta Historica Academiae Scientiarium Hungaricae 18 (1972), S. 149-160, hier: S. 149. Franz Müller meint, dass Dollfuß sich dazu entschloss „offensichtlich beeindruckt von der Aufbruchsstimmung, die sich in Berlin durch die neue antidemokratische Regierung der ‚nationalen Konzentration‘ und die Ankündigung des von vielen Rechtskatholiken so lange ersehnten ‚Dritten Reiches‘ der Deutschen“, vgl. Franz Müller: Gemeinsam oder getrennt zum „Neubau in Mitteleuropa“. Das „Dritte Reich“ im Kampf gegen den „Ständestaat“ 1933-1938, in: Ungleiche Partner? Österreich und Deutschland in ihrer gegenseitigen Wahrnehmung. Historische Analysen und Vergleiche aus dem 19. und 20. Jahrhundert, hg. von Harm-Hinrich Brandt u.a., Stuttgart 1996, S. 481-496, hier: S. 481. Vgl. auch Otto Leichter: Glanz und Ende der Ersten Republik. Wie es zum österreichischen Bürgerkrieg kam, Wien u.a. 1964, S. 161. Wasserböck an Hornbostel, 22.1.1934; zit. nach Kerekes, Neue Aktenfunde, S. 152-154. Erwin Wasserböck war im Februar 1933 Presseattaché Österreichs in Berlin. Vgl. Müller, Neubau, S. 484.

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Vgl. für die wirtschaftliche Schädigung seit Mai 1933: Dieter Riesenberger: Österreich. Von der innenpolitischen Deformation zur außenpolitischen Handlungsunfähigkeit, in: Innen- und Außenpolitik unter nationalsozialistischer Bedrohung. Determinanten internationaler Beziehungen in historischen Fallstudien, Opladen 1977, S. 239-256, hier: S. 246f. Für Riesenberger spielte dieser Faktor eine entscheidende Rolle beim Zustandekommen des Juliabkommens 1936. Bundesarchiv Koblenz (BA), Bestand R43/II-1475, zit. nach Jedlicka, Österreich und Italien, S. 211f. Vgl. zu den Terrormaßnahmen: Bruce F. Pauley: Der Weg in den Nationalsozialismus. Ursprünge und Entwicklung in Österreich, Wien 1988, v.a. S. 105-123; vgl. auch Schausberger, Griff nach Österreich, S. 248. Vgl. zur Österreichischen Legion und ihrer Aufgabe Hans Schafranek: Söldner für den Anschluss. Die österreichische Legion 1933-1938, Wien 2011, v.a. S. 147-155. AdR, NPA, Deutschland I/1 geheim, Karton 404, Z.22598/13, Amtserinnerung des Bundeskanzlers, 23.5.1933; zit. nach Walter Rauscher: Hitler und Mussolini. Macht, Krieg und Terror, Graz u.a. 2001, S. 199. Zur Rolle und Einfluss von Papens: Müller, von Papen, S. 44-58. Erstmals taucht der Begriff in einem Schreiben an den deutschen Gesandten in Wien, Rieth, im März 1934 auf: Vgl. ADAP, Serie C, Bd. II/2, Nr. 328, 15.3.1934, Ministerialdirektor Köpke an Rieth. Vgl. Müller, Neubau, S. 487. Vgl. Dieter Ross: Hitler und Dollfuß. Die deutsche Österreich-Politik 1933-1934, Hamburg 1966, S. 213. Tagebuch Alfred Rosenbergs, Eintrag vom 11.6.1934 (falsche Datierung), S. 28. Die Tagebücher von Joseph Goebbels, Eintrag vom 18.6.1934, S. 64f. ADAP, Serie C, Bd. III/1, Nr. 56, 4.7.1934, Neurath an Hassell. ADAP, Serie C, Bd. III/1, Nr. 26, 21.6.1934, Hassell an das Auswärtige Amt Vgl. Bauer, Hitler und der Juliputsch 1934, S. 203-206, v.a. Fußnote 55. Über die Gründe für die unterschiedliche Auslegung des Gesprächs kann diskutiert werden. Entweder beschönigte Hitler die Ergebnisse, um den Rückhalt seiner Untergebenen zu stärken und sich als starker „Führer“ zu präsentieren oder Mussolini unterrichte sein Außenministerium nicht über die wahren Ergebnisse des Gesprächs. Auch ist es im Bereich des Wahrscheinlichen, dass sprachliche Differenzen zu den Missverständnissen führten. So meint zumindest ein Großteil der Forschung, vgl. zum Beispiel Ross, Hitler und Dollfuß, S. 226f. Vgl. auch Gerhard Jagschitz: Der Putsch. Die Nationalsozialisten 1934 in Österreich, Graz u.a. 1976, S. 79. ADAP, Serie C, Bd. III/1, Nr. 62, 5.7.1934, Hassell an das Auswärtige Amt. Ebd., Anmerkung 4. Zum genauen Ablauf des Putsches am 25. Juli: Vgl. Jagschitz, Der Putsch, v.a. S. 96-137. Vgl. auch Sven Felix Kellerhoff: Der Putsch gegen Österreichs Kanzler Dollfuß 1934, in: Das Attentat in der Geschichte, hg. von Alexander Demandt, Köln 1996, S. 345-360. Ebenso: Bauer, Kurt: Elementar-Ereignis. Die österreichischen Nationalsozialisten und der Juliputsch 1934, Wien 2003. Vgl. hierzu: Bauer, Hitler und der Juliputsch, S. 206-220. Es heißt in Goebbels’ Tagebucheintrag über den 22. Juli 1934 zu einem Treffen mit Hitler in Bayreuth drei Tage vor dem Putsch: „Sonntag: beim Führer General v. Hammersteins Nachfolger, Gen. v. Reichenau, dann Pfeffer, Habicht, Reschny. Österreichische Frage. Ob es gelingt? Ich bin skeptisch.“ Vgl. Die Tagebücher von Joseph Goebbels, Eintrag 24.7.1934,

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S. 83. Es ist unwahrscheinlich, dass Hitler bei diesem Treffen von seinem engen Vertrauten Goebbels im Unklaren gelassen worden ist. Und die enge Verflechtung des Propagandaministeriums in die Rundfunkmeldungen der Tage des Putsches wären wohl ohne eine Einbindung Goebbels nicht möglich gewesen. Dies würde zu einer Aussagen der Beteiligten des Putsches passen, wie der Theo Habichts, der Günther Altenburg, 1934 Legationsrat an der deutschen Gesandtschaft in Wien, bei einem Abendessen 1940 mitteilte, dass „Hitler den Putsch persönlich angeordnet [habe]“, zit. nach Bauer, Hitler und der Juliputsch, S. 219. NPA, Bericht der österr. Gesandtschaft in Berlin, 15.12.1933, zit. nach Jedlicka, Österreich und Italien, S. 213. ADAP, Serie C, Bd. III/1, Nr. 103, 21.7.1934, Hassell an das Auswärtige Amt. Weydenhammer-Bericht II, in: Archiv Institut für Zeitgeschichte Wien, ER-19, DO-642, Mappe 4, S. 6; zit. nach Bauer, Hitler und der Juliputsch, S. 224. Dies galt nicht für den Mord an Dollfuß. Es war auch nicht eine Annexion Österreichs gedacht worden, diese sollte erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Stattdessen sollte die Regierung ersetzt und das Land durch eine neue NS-freundliche Regierung von Innen gleich geschaltet werden. Dadurch sollte die Österreich-Frage aus der internationalen Politik isoliert und als Störfaktor zwischen Italien und Deutschland eliminiert werden, was auch helfen sollte, die gefürchtete Einkreisung durch Frankreich zu verhindern. Vgl. Bauer, Hitler und der Juliputsch, S. 227. Vgl. hierzu v.a. Bauer, Strikt nein zu sagen, S. 85-94. Vgl. Anton Rintelen: Erinnerungen an Österreichs Weg. Versailles, Berchtesgaden, Großdeutschland, München 1941, S. 215f. Vgl. Schuschnigg, Dreimal Österreich, S. 240-242. Am wahrscheinlichsten ist es, dass das Treffen Ende März oder in den ersten Apriltagen stattfand, vgl. Anton Staudinger: Christlichsoziale Partei und Errichtung des „Autoritären Ständestaates“ in Österreich, in: Vom Justizpalast zum Heldenplatz. Studien und Dokumentation 1927 bis 1938, hg. von Ludwig Jedlicka/Rudolf Neck, Wien 1975, S. 65-81. Vgl. Schuschnigg, Dreimal Österreich, S. 242. Goldinger, Protokolle des Klubvorstands, Protokoll vom 20. April 1933, S. 225-241, hier: S. 229. Dies teilte Dollfuß auch dem ungarischen Gesandten Nelky mit, vgl. Kerekes, Abenddämmerung, S. 138. Vgl. Goldinger, Protokolle des Klubvorstands, Protokoll vom 20. April 1933, S. 225-241, hier: S. 233-239. Vgl. Deutsch-Österreichische Tages-Zeitung, 31.5.1933, S. 3, zit. nach: Bauer, Strikt nein zu sagen, S. 90. Vgl. Goldinger, Protokolle des Klubvorstands, Protokoll vom 3. Mai 1933, S. 241-251. Deutsch-Österreichische Tages-Zeitung, 31.5.1933, S. 3, zit. nach: Bauer, Strikt nein zu sagen, S. 90. Ungarisches Staatsarchiv, Ministerium für Äußeres, Reservat politisch 1933-20-178, zit. nach Kerekes, Abenddämmerung, S. 137. Vgl. Deutsch-Österreichische Tages-Zeitung, 31.5.1933, S. 1-3, zit. nach: Bauer, Strikt nein zu sagen, S. 90. Vgl. Kerekes, Neue Aktenfunde, S. 155-160. Vgl. Gudula Walterskirchen: Engelbert Dollfuß, Wien 2004, S. 152. Laut Starhembergs Memoiren war es vor allem er, der Dollfuß unter Drohung der Entzweiung die Gespräche ausredete, vgl. Starhemberg, Die Erinnerungen, S. 155-157. Vgl. auch Müller, Neubau, S. 484f. Müller argumentiert, dass man Dollfuß deshalb viel zu lange als reinen „Abwehrkämpfer“ gegenüber Hitler gesehen hat, so z.B. Kindermann, Hitlers Niederlage in Österreich, während seine Haltung eigentlich ambivalent war. Kurt Bauer spricht davon, dass „wären die Nationalsozialisten von den Neuwahlforderungen abgerückt, wäre eine Regierungsbeteiligung möglich gewesen, vielleicht sogar unter Ausbootung der Heimwehr und des Landbundes. Im Frühjahr 1933 war noch keinesfalls festgeschrieben, dass Dollfuß nicht doch eher auf die Hitler – statt auf die Mussolini-Karte setzen würde. In erster Linie ging es Dollfuß um die ‚Überwindung‘, letztlich Vernichtung des Marxismus […]. Die Nationalsozialisten hätte er gerne für diesen Kampf gewonnen und glaubte fest daran, diese im Falle einer Regierungsbeteiligung neutralisieren zu können.“ Aus: Bauer, Strikt nein zu sagen, S. 91. Goldinger spricht von einem „Zickzackkurs“, der Dollfuß auch in die Richtung des Nationalsozialismus hätte führen können, vgl. Goldinger, Protokolle des Klubvorstands, S. 15 (Einleitung). Dollfuß im Juni 1933 auf einer Pressekonferenz in London, zitiert nach: Anton Tautscher: So sprach der Kanzler. Dollfuß’ Vermächtnis, Wien 1935, S. 86f. Bei beiden Gruppierungen, die ihre Motivationen für einen Anschluss aus unterschiedlichen Motiven

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bezogen, setzte mit der Machtergreifung Hitlers ein Ablehnen der Anschlussidee ein. Vgl. zum Anschlussgedanken in der österreichischen Politik: Ludwig Reichhold: Kampf um Österreich. Die Vaterländische Front und ihr Widerstand gegen den Anschluss 1933-1938. Eine Dokumentation, Wien ²1985, v.a. S. 18-81. Vgl. Binder, Alte Träume und neue Methoden, S. 501. Vgl. auch Anton Staudinger: Zur „Österreich“Ideologie des Ständestaates, in: Das Juliabkommen von 1936. Vorgeschichte, Hintergründe und Folgen, hg. von Ludwig Jedlicka/Rudolf Neck, München 1977, S. 198-240; Gerhard Botz: Krisen der österreichischen Zeitgeschichte, in: Kontroversen um Österreichs Zeitgeschichte. Verdrängte Vergangenheit, ÖsterreichIdentität, Waldheim und die Historiker, hg. von Gerhard Botz/Gerald Sprengnagel, Frankfurt ²2008, S. 1676, v.a. S. 45-47. Auch Klaus Koch spricht von „im Wesentlichen drei außenpolitische[n] Strategien des Wiener Ballhausplatzes zur Abwehr der nationalsozialistischen Bedrohung durch das Deutsche Reich und zur Wahrung der staatlichen Unabhängigkeit Österreichs“, Klaus Koch: Zwischen Mussolini und Hitler. August 1934-Juli 1936, in: ADÖ, Bd. 10, S. 11. Vgl. Petersen, Achse, S. 192.

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Es ging hierbei um vier konkrete Punkte: Die Sprengstoffattentate, die Rundfunkpropaganda gegen Österreich, das Überfliegen österreichischen Luftraums zum Abwurf von Propagandamaterial und die Organisation geflohener Österreicher in der sog. Österreichischen Legion. Vgl. DBFP II, Vol. V, Nr. 270, 25.6.1933, Vansittart an Harvey (Paris) und Graham (Rom). Vgl. auch Kindermann, Österreich gegen Hitler, S. 184-187. NPA 112, fol. 749-756, 23.6.1933, Amtserinnerung Hornbostels zur Haltung Frankreichs, Englands und Italiens zur österreichisch-deutschen Spannung. Geheime Informationen für die österreichischen Vertretungen in Rom, London, Paris, Prag, Warschau, Belgrad, Genf; zit. nach: Binder, Dollfuß und Hitler, Anhang 3. NPA 112, fol. 749-756, 23.6.1933, Amtserinnerung Hornbostels zur Haltung Frankreichs, Englands und Italiens zur österreichisch-deutschen Spannung. Geheime Informationen für die österreichischen Vertretungen in Rom, London, Paris, Prag, Warschau, Belgrad, Genf; zit. nach: Binder, Dollfuß und Hitler, Anhang 3. Ebd. Goldinger, Protokolle des Klubvorstands, Sitzung vom 22. Juli 1933, S. 253. HHStA NPA K 68, 25.4.1933, Gesandtschaftsbericht Prag; zit. nach: Binder, Grundlegende Wandel, S. 235. HHStA NPA K 68, Gesandtschaftsbericht Prag 4. Juli 1933; zit. nach: Ebd., S. 235. Zur Problematik der englischen Österreichpolitik: Reinhold Wagnleiter: Die britische Österreichpolitik 1936 oder „The Doctrine of Putting off the Evil Day“, in: Das Juliabkommen von 1936. Vorgeschichte, Hintergründe und Folgen (Protokoll des Symposiums in Wien am 10. und 11. Juni 1976), hg. von Ludwig Jedlicka/Rudolf Neck, München 1977, S. 53-83. Vgl. ebenfalls Anne Orde: Großbritannien und die Selbständigkeit Österreichs. 1918-1938, in VfZ 28-2 (1980), S. 224-247. Das Problem in der englischen Österreichpolitik lag darin, dass man in London nicht an die Möglichkeit einer langfristigen Aufrechterhaltung der Unabhängigkeit Österreichs glaubte. Wörtlich sagte der britische Premierminister Ramsey McDonald im September 1933 ob der nationalsozialistischen Machtübernahme, die Unterstützung der österreichischen Unabhängigkeit sei wie „backing a losing horse“. Zwar wäre die Unabhängigkeit Österreichs weiterhin im britischen Interesse, um die Entstehung eines faschistischen Blocks zwischen Baltikum und Adria zu verhindern, aber gleichzeitig wurde festgestellt, dass Österreich aus britischer Sicht kein Interesse darstellte, für das es sich zu kämpfen lohnte. Aus: Wagnleiter, Britische Österreichpolitik, S. 55. Auch alle in diesem Kapitel dargestellten Garantieerklärungen der österreichischen Unabhängigkeit, die von britischer Seite ausgestellt wurden, seien nicht verbindlich gewesen, da sie „do not constitute obligation in the legal sense of the word towards Austria or the co-declarents.“ Akten des Foreign Offie, zit. nach; Wagnleiter, Britische Österreichpolitik, S. 56. Vorausschauender war Unterstaatssekretär Vansittart, der die Wichtigkeit Österreichs erkannte, der aber auch die fehlenden Möglichkeiten der britischen Politik benannte. Um Österreich zu schützen, sollte daher Mussolini als Kontrolleur Hitlers bei der Stange gehalten werden und die französisch-italienische Zusammenarbeit verbessert werden, der Völkerbund jedoch nicht aufgerufen werden, da dieser keine weitere Niederlage erfahren sollte, vgl. Orde, Großbritannien, S. 237f. DBFP II, Vol. V, Nr. 213, 17.6.1933, Simons an Phipps (Wien). Vgl. DBFP II, Vol. V, Nr. 270, 25.7.1933, Vansittart an Harvey und Graham. Man wandte sich von

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österreichischer Seite bewusst nicht an Paris, um den Eindruck der Konspiration mit Frankreich zu vermeiden. Vgl. DBFP II, Vol. V, Nr. 271, 25.7.1933, Vansittart an Harvey und Graham. Vgl. DBFP II, Vol. V, Nr. 285, 29.7.1933, Tyrell (Paris) an Vansittart. ADAP, Serie C, Bd. I/2, Nr. 383, 31.7.1933, Aufzeichnung Bülow. Vgl. DBFP II, Vol. V, Nr. 296, 3.8.1933, Graham an Vansittart. Vgl. DDF 1932-1935, Bd. IV, Nr. 90, 7.8.1933. Francois-Poncet an Paul-Boncour. Vgl. Petersen, Achse, S. 197-199. Dies musste auch der französische Botschafter in Berlin, André Francois-Poncet, feststellen: „Die Reichsregierung antwortete mit Würde, der Schritt der Mächte sei gegenstandslos […]. Schwierigkeiten zwischen Österreich und dem Reich seien eine deutsche, eine innere Angelegenheit, in die sich niemand einzumischen habe. Die drei Mächte nahmen die Zurechtweisung hin, so daß man Hitler nicht eingeschüchtert, sondern noch ermuntert hatte, ihm auch Gelegenheit bot, das Zögern, die Lauheit und die Uneinigkeit der Mächte festzustellen. Niemals war ich in eine so klägliche Angelegenheit verwickelt worden, die von einem so offensichtlichen Mißerfolg gekrönt war.“ Aus: Francois-Poncet, Botschafter im Dritten Reich, S. 231f. Vgl. ADAP, Serie C, Bd. II/1, 17.1.1934, Aufzeichnung Neurath, Anlage: Note der Gesandtschaft der Republik Österreich. Vgl. auch Hanns Haas, System der kollektiven Sicherheit, S. 425-428. Vgl. ebd., S. 428-430. Vgl. auch Petersen, Achse, S. 294. Ein weiteres Problem war, dass man in London den Völkerbund für geschwächt hielt, spätestens seit der Niederlage, die er 1932 beim Angriff Japans auf die Mandschurei erlitt. Der Austritt Deutschlands tat sein übriges, England an der Wirkungsmacht des Völkerbundes zweifeln zu lassen – einen weiteren Gesichtsverlust wollte man dringend vermeiden. HHStA, NPA, K. 404, Fol. 219, 26.1.1934, Zl. 50612-12; zit. nach Hanns Haas, System der kollektiven Sicherheit, S. 430. So die französischen Pläne: Vgl. DDF 1932-1935, Bd. V, Nr. 319, 3.2.1934, Daladier an Chambrun. Vgl. DBFP II, Vol. VI, Nr. 238, 30.1.1934, Vansittart an Drummond (Rom). MRP VIII, Bd. 5, Wortlaut des Ministerratsprotokolls vom 5. Februar 1934, S. 533-545, hier: S. 537-538. MRP VIII, Bd. 5, Wortlaut des Ministerratsprotokolls vom 1. Februar 1934, S. 479-532, hier: S. 505-506. So zumindest Hanns Haas: Vgl. Hanns Haas, System der kollektiven Sicherheit, S. 434. Vgl. DBFP II, Vol. VI, Nr. 265, 9.2.1934, Simon an Selby (Wien). Enthält Note an Franckenstein. Vgl. DDF 1932-1935, Bd. V, Nr. 363, 12.2.1934, Barthou an die Botschafter in Rom und London. Vgl. DBFP II, Vol. VI, Nr. 238, 30.1.1934, Vansittart an Drummond; vgl. DBFP II, Vol. VI, Nr. 263, 9.2.1934, Drummond an Simon. So kamen auch Bedenken bei Simon und in Paris auf: Vgl. DBFP II, Vol. VI, Nr. 277, 14.2.1934, Simon an Tyrrell (Paris): „My doubt arose from the feeling that the Austrian situation had vitally changed in the last two days, for the immediate question in Vienna was not the preservation of Austria from foreign interference, but the suppression by the Austrian Government of the Austrian Socialists.“ Es kam in diesem Zusammenhang sogar zu einer Warnung des französischen Außenministers an Dollfuß, die Sympathie Frankreichs nicht durch einen Kampf gegen die Sozialisten aufs Spiel zu setzen, vgl. DDF 1932-1935, Bd. V, Nr. 361, 12.2.1934, Barthou an Puaux (Wien). Vgl. auch Hanns Haas: Garantieerklärung, S. 323f. Vgl. Petersen, Achse, S. 298f. Aber selbst diese schien kurzfristig fraglich, da man in London fürchtete, durch eine solche die Maßnahmen der Regierung Dollfuß direkt oder indirekt zu billigen, vgl. DDF 19321935, Bd. V, Nr. 374, 13.2.1934, Corbin (London) an Barthou. Kommuniqué der englischen, französischen und italienischen Regierung vom 17.2.1934 über die Wahrung der österreichischen Unabhängigkeit; zit. nach Freund, Weltgeschichte 1934/35, Bd. 1, S. 252f. Vgl. Petersen, Achse, S. 300. Kindermann spekuliert, dass ein Grund dafür die Hoffnung der Westmächte gewesen sein könnte, Deutschland zum Wiedereintritt in den Völkerbund zu bewegen und es nicht zu verschrecken: Vgl. Kindermann, Österreich gegen Hitler, S. 192. Haas spricht stattdessen von einer „farblosen Erklärung, von der nun wirklich keine abschreckende Wirkung auf das nationalsozialistische Deutschland ausging“, vgl. Hanns Haas, System der kollektiven Sicherheit, S. 438.

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Dies führt zum Beispiel auch der französische Außenminister Louis Barthou in einer Rede am 25. Mai 1934 im französischen Parlament aus: Vgl. Hanns Haas, Garantieerklärung, S. 324. HHStA, NPA, K 115, Fol. 404, Fol. 390-393, 16.2.1934, Italienische Note an Dollfuß, zit. nach: Hanns Haas, System der kollektiven Sicherheit, S. 439. HHStA, NPA, K 108, Fol. 631-633, Zl. 51794-13, zit. nach: Ebd., S. 439.

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ADAP, Serie C, Bd. II/2, 17.3.1934, Hassell an das Auswärtige Amt. Vgl. Kerekes, Abenddämmerung, S. 9f., 41-44. Vgl. zur Heimwehr Walter Wiltschegg: Die Heimwehr. Eine unwiderstehliche Volksbewegung?, München 1985. Vgl. Karl Haas: Die römische Allianz 1934, S. 72-76. Auch in Deutschland erkannte man die Annäherung der drei Staaten und sah sie mit Beunruhigung: „Italien, das in letzter Zeit recht vertrauensvolle Beziehungen zu der Regierung Schober hergestellt habe, sehe darin einen wertvollen Gewinn für seine Balkanpolitik, da man die geographische Bedeutung des Landes für Italien nicht hoch genug einschätzen könne. Es könne dereinst einmal ein wichtiges Ausfalltor gegen die Kleine Entente werden und stelle eine Verbindung mit Ungarn her, deren politische und strategische Bedeutung keiner Hervorhebung bedürfte.“; aus: ADAP, Serie B, Bd. XXIV, Nr 181, 27.3.1930, Neurath an Auswärtiges Amt. Vgl. Haas, Römische Allianz, S. 80. Vgl. auch zu dem Treffen Mussolinis mit Gömbös am 10. November 1932: Kerekes, Abenddämmerung, S. 117-119. Fey und Starhemberg befanden sich dabei selbst in einem Machtkampf, der im Mai 1934 zu Gunsten Starhembergs ausfiel, als dieser von Fey die Vizekanzlerschaft übernahm. Ersteres hätte sich im Bündnis mit der Sozialdemokratie wohl besser erreichen lassen, doch dies wollte Dollfuß um jeden Preis vermeiden. Für die Errichtung der Diktatur hätte ein Bündnis mit dem österreichischen Nationalsozialismus gesprochen, doch hätte dies nicht unbedingt mit Dollfuß als Diktator enden müssen, sondern mit einer Neugestaltung der Machtverhältnisse im Land. Für die Durchsetzung aller drei Ziele standen die Chancen durch ein Paktieren mit der Heimwehr, und somit mit Italien, in Dollfuß’ Augen am höchsten, vgl. Stuhlpfarrer, Austrofaschistische Außenpolitik, S. 324f. ADAP, Serie C, Bd. I/1, 20.4.1933, Hassell an das Auswärtiges Amt. Vgl. DBFP II, Vol. VI, Nr. 164, 4.1.1934, Aufzeichnung eines Interviews zwischen Simon und Mussolini. Vgl. Petersen, Achse, S. 201-203. 3068/616900-02, 30.8.1933, Aufzeichnung Neurath, zit. nach: Petersen, Achse, S. 203. Vgl. Bundeskanzler Dollfuß zu unterbreitende Erwägungen, undatiert, zit. nach: Mussolini-Dollfuß, Geheimer Briefwechsel, S. 32f. Ebd., S. 32. Um die Frage, inwieweit Österreich 1933-1938 als faschistisch beschrieben werden kann, ist in der Forschung eine lebhafte Diskussion entstanden, die sich jedoch oft politisch gefärbt zeigte. Eine Zusammenfassung der Positionen und Argumente, die jedoch hauptsächlich die Kritiker des Begriffs zu Wort kommen lässt, findet sich bei Gerhard Jagschitz: Der österreichische Ständestaat 1934-1938, in: Österreich 1918-1938. Geschichte der Ersten Republik, Bd. 1, hg. von Erika Weinzierl/Kurt Skalnik, Graz 1983, S. 497-515, v.a. S. 498-501. Jagschitz schließt: „Die Faschismusliteratur ist nahezu unüberschaubar geworden, doch findet sich bei nahezu allen Theoretikern die Meinung, es bestünden in Österreich keine ausreichenden Grundlagen für ein echtes faschistisches System.“ (S. 498) Neuere Forschungen dagegen benutzen den Begriff weiterhin, zuletzt auch Stuhlpfarrer, Austrofaschistische Außenpolitik, und Emmerich Tálos in seiner jüngst erschienen Monographie: Emmerich Talos: Das austrofaschistische Herrschaftssystem. Österreich 1933-1938, Wien u.a. ²2013. Vgl. zu der Thematik auch den neu erschienenen Sammelband von Florian Wenninger/Lucile Dreidemy (Hg.): Das Dollfuß/SchischniggRegime 1933-1938. Vermessung eines Forschungsfeldes, Wien u.a. 2013. Vgl. ADAP, Serie C, Bd. I/2, Nr. 443, 21.9.1933, Smend an Auswärtiges Amt. Bericht Schüllers über sein Gespräch mit Mussolini vom 15. September 1933, zit. nach: Mussolini-Dollfuß, Geheimer Briefwechsel, S. 40f. Bundeskanzler Dollfuß zu unterbreitende Erwägungen, undatiert, zit. nach: Mussolini-Dollfuß, Geheimer Briefwechsel, S. 32f. Karl Haas betont dabei, „daß nicht die mit der nationalsozialistischen Bedrohung verstärkte Orientierung der österreichischen Außenpolitik nach dem faschistischen Italien hin in Österreich zu einem Herrschaftssystem geführt hatte, das hier als bürgerliche Diktatur bezeichnet werden soll, sondern daß gerade umgekehrt die Etablierung und Stabilisierung dieses spezifischen gesellschaftlichen und politischen Systems in Österreich durch das Dollfußregime die verstärkte Anlehnung an das faschistische Italien

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nachgerade bedingte“, aus: Karl Haas, Römische Allianz, S. 83. Ebenso Stuhlpfarrer: „Nicht die Bedrohung durch den deutschen Faschismus erzwang die Anlehnung Österreichs an Italien und die Errichtung der Diktatur in Österreich, sondern die Etablierung und Stabilisierung der Diktatur in Österreich durch das Dollfußregime bedingte die verstärkte Anlehnung an das faschistische Italien und bedurfte seiner Rückendeckung“, aus: Stuhlpfarrer, Austrofaschistische Außenpolitik, S. 324. Die Beeinflussung im August 1933 war nicht die erste von Seiten Italiens. Schon in der Anfangszeit der Regierung Dollfuß’ versuchten Italien und Ungarn, die Angst vor einem Umschwenken des Kanzlers auf ein Bündnis mit der Sozialdemokratie hatten, die Regierung zu einem heftigeren Vorgehen gegen die Opposition zu bewegen: Vgl. Jens Petersen: Das faschistische Italien und der 12. Februar 1934, in: Februar 1934. Ursachen, Fakten, Folgen, hg. von Erich Fröschl/Helge Zoitl, Wien 1984, S. 510-532, v.a. S. 510-515. Tatsächlich stellten sich die Einflussmöglichkeiten Italiens auf Österreich geringer dar als man denken könnte: Einen Ausgleich mit den österreichischen Nationalsozialisten wäre eine Kapitulation vor der deutschen Österreichpolitik gewesen, die Idee des Putsches der Heimwehren erwies sich als nicht durchführbar, wirtschaftlicher Druck spielte eine Rolle, hätte Österreich aber nicht ruiniert. Eine militärische Intervention Italiens in Österreich als schärfstes Mittel schlossen Experten der damaligen Zeit aus, da sie andere Nachbarstaaten auf den Plan gerufen und hätte intervenieren lassen. Vgl. Stuhlpfarrer, Austrofaschistische Außenpolitik, S. 326f. Es dauerte zum Beispiel noch bis Mai 1934 bis die sogenannte Maiverfassung in Kraft trat. Vgl. hierzu Helmut Wohnout: Die Verfassung 1934 im Widerstreit der unterschiedlichen Kräfte im Regierungslager, in: Österreich 1933-1938. Interdisziplinäre Annäherungen an das Dollfuß-/Schuschnigg-Regime, hg. von Ilse Reiter-Zatloukal u.a., Wien u.a. 2012, S. 17-30. Ungarische Quellen legen dies nahe: Vgl. Lajos Kerekes (Hg.): Akten des ungarischen Ministeriums des Äußeren zur Vorgeschichte der Annexion Österreichs, in: Acta Historica Academiae Scientiarium Hungaricae 6 (1960), S. 355-390, hier: S. 357. NPA, 25.131-13/33, zit. nach Jedlicka, Österreich und Italien, S. 213. So drückte es Dollfuß gegenüber dem Außenministerium aus: Amtserinnerung an die Unterredungen zwischen Dollfuß und Mussolini in Riccione am 19. und 20. August 1933, zit. nach: Mussolini-Dollfuß, Geheimer Briefwechsel, S. 34f. Vgl. zu dem Abkommen: Petersen, Achse, S. 203-204; Fulvio D’Amoja: Declino e prima crisi dell’Europa di Versailles, Mailand 1967, S. 396f. Dino Grandi äußerte, „daß Italien entschlossen sei, im Falle eines Zusammenbruchs in Österreich, im Falle des Eintretens chaotischer Zustände dortselbst, oder gar eines Anschlußversuches, sofort seine Interessen durch die Besetzung der westlichen Alpenländer zu sichern.“ NPA, Zl. 39/Pol.-1932, Bericht vom 2.XI.1932, Gesandtschaft Bern; zit. nach: Jedlicka, Einmarschpläne, S. 102. NA, T-821/368/390; zit. nach: Jedlicka, Einmarschpläne, S. 106. Vgl. zu den Einmarschplänen Italiens (und anderer Staaten) in Österreich: Jedlicka, Einmarschpläne, v.a. S. 101-110. Ralph F. Wigram, Chef des Central Department des Foreign Office, sagte dies sogar öffentlich in einer Vorlesung: Die einzige Bedeutung der österreichischen Frage für die britische Regierung bestünde in der Entfremdung „which it caused between Germany and Italy […] We wish to maintain the independence and integrity of Austria as a buffer against the spread of this [German] influence.“ FO 800/292, R.F.Wigram, Lecture on Germany, zit. nach: Wagnleitner, Britische Österreichpolitik, S. 54. Vgl. Ludwig Jedlicka: Neue Forschungsergebnisse zum 12. Februar 1934, in: Vom alten zum neuen Österreich. Fallstudien zur österreichischen Zeitgeschichte 1900-1975, hg. von Ludwig Jedlicka, S. 237261, hier vor allem S. 250-251 und 260-261. Britische, Französische und Ungarische Akten rechneten alle mit einem jugoslawischen Eingreifen. Vgl. auch Arnold Suppan: Jugoslawien und Österreich 1918-1938. Bilaterale Außenpolitik im europäischen Umfeld, Wien 1996, v.a. S. 1192-1194. Vgl. DBFP II, Vol. VI, Nr. 332, 5.3.1934, Selby an Simon: „[…] I learn that the Chancellor feels privately that he can, to his regret, count on practical help and support only from Rome. […] [H]e is therefore forced to do as Italy bids until help can reach him from other quarters.“ Vgl. auch DBFP II, Vol. VI, Nr. 467, 21.6.1934, Hadow (Wien) an Simon. Vgl. Petersen, Achse, S. 207-217, 254-257. Siehe Kapitel Deutschland und Österreich 1933/34. Vgl. hierzu Binder, Dollfuß und Hitler, S. 219f.; vgl. auch Petersen, Achse, S. 285. ADAP, Serie C, Bd. II/1, Nr. 124, 12.12.1933, Rieth an AA.

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Vgl. ADAP, Serie C, Bd. II/1, Nr. 144, 22.12.1933, Habicht an Hassell. Die Aufzeichnungen Habichts sind mit Vorsicht zu genießen, da oft überspitzt. Suvich meinte später, es habe mit Habicht gar kein Gespräch stattgefunden, vgl. Petersen, Achse, S. 290. 8073/E 579389-90, 14.12.1933, Hassell an Auswärtiges Amt, zit. nach: Petersen, Achse, S. 291.

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3086/D 617143-45, 23.1.1934, Rieth an Auswärtiges Amt, zit. nach: Petersen, Achse, S. 296. Vgl. Petersen, Achse, S. 303-310. Vgl. auch Iván Berend/György Ránki,: German-Hungarian Relations following Hitler’s rise to power (1933-34), in: Acta historica Academiae Scientiarum Hungaricae 8 (1961), S. 313-348. ADAP, Serie C, Bd. II/2, Nr. 258, 16.2.1934, Aufzeichnung Neurath. Vgl. ADAP, Serie C, Bd. II/2 Nr. 278, 26.3.1934, Hassell an Auswärtiges Amt, und Nr. 282, 27.3.1934, Aufzeichnung Neurath. Vgl. auch Petersen, Achse, S. 310-312. Über Italiens Hilfe bei der Zerschlagung der Sozialdemokratie bzw. auch den Druck, den Mussolini auf Dollfuß ausübte: Vgl. Petersen, Italien und der 12. Februar 1934, S. 510-532. Fraglich ist, wie weit die Februar-Ereignisse letztendlich auf italienischen Druck hin passierten. Die „Empfehlungen“ Mussolinis, die dieser Dollfuß vor dem 12. Februar 1934 gab, bestärkten den österreichischen Bundeskanzler vermutlich nur in seinem von ihm bereits gewählten Weg, der Ausschaltung der Sozialdemokratie. Sie setzten diesen Schritt, der im Interesse Mussolinis und Dollfuß’ lag, aber nicht maßgeblich in Gang. Dass die italienische Regierung Druck auf Dollfuß ausgeübt hat, die im August 1933 diktierten Maßnahmen – darunter „den Kampf gegen den Marxismus“ – zu beschleunigen, ist jedoch unbestritten, vgl. Brief Suvich an Dollfuß, 26. Januar 1934; zit. nach: Geheimer Briefwechsel Dollfuß-Mussolini, S. 44-47. Vgl. auch Jedlicka, Neue Forschungsergebnisse, v.a. S. 242-245. Diese waren vor allem ein Projekt Mussolinis, zu welchem die Vertreter Österreichs und Ungarns erst überredet werden mussten. Binder weist darauf hin, dass sich Dollfuß anfangs sehr zögernd verhielt, erst nach der Absage an die Anrufung des Völkerbundes vom 6. März gab er dem italienischen Drängen nach: Vgl. Binder, Dollfuß und Hitler, S. 232f. Ein Grund dafür ist in dem deutsch-ungarischen Handelsvertrag vom Februar 1934 zu sehen, der die Teilnahme Ungarns an einer Zollunion verbot, vgl. Karl Haas, Römische Allianz, S. 83f. Vgl. zu früheren Versuchen Kapitel Außenpolitische Konzeptionen. Aloisi, Journal, Eintragung vom 27.10.1932, S. 16. Aloisi, Journal, Eintragung vom 28.10.1932, S. 17. Vgl. Mussolinis Brief an den ungarischen Ministerpräsidenten Gömbös, 1.7.1933, zit. nach Magda Ádám u.a. (Hg.): Allianz Hitler-Horthy-Mussolini. Dokumente zur ungarischen Außenpolitik (1933-1944), Budapest 1966, S. 113f. Vgl. Petersen, Achse, S. 312-319. Zit. nach: Freund, Weltgeschichte 1934/35, Bd. 1, S. 253. Text der Geheimvereinbarungen in Kerekes, Abenddämmerung, S. 187f. Vgl. Petersen, Achse, S. 321. Das Konsultativabkommen ging auf einen italienischen Vorschlag zurück, doch ging dieser Dollfuß und der österreichischen Seite zu weit. Man war gegen die Verwendung des Begriffs „gemeinsame Politik“, da er den Eindruck eines Paktes hätte erwecken können und auch gegen ein ständiges Beratergremium. Dies waren keine essentiellen Änderungen an dem Allianzcharakter der Protokolle, doch zeigen sie, dass sich das österreichische Regime außenpolitische Freiheiten offen lassen wollte, vgl. Karl Haas, Römische Allianz, S. 84. Es erhielt dafür jedoch Zusagen, dass der ungarische und österreichische Markt bei gewissen Produkten für italienische Waren reserviert war. Zu den Römischen Protokollen als wirtschaftlich-politisches Bündnis zwischen den drei Staaten: Vgl. Peter Enderle: Die ökonomischen und politischen Grundlagen der Römischen Protokolle aus dem Jahre 1934 (Phil. Diss.), Wien 1979. Vgl. auch Dieter Binder: Die Römer Entrevue, in: Österreich in Geschichte und Literatur, 24-5 (1980), S. 281-299. Vgl. auch Karl Haas, Römische Allianz, S. 85f. Geheimprotokolle abgedruckt in: Freund, Weltgeschichte 1934/35, Bd. 1, S. 253-256. Wiener Zeitung, 19.3.1934, zit. nach: Binder, Römer Entrevue, S. 294. Auch in: O.O., Bd. XXVI, Florenz 1958, S. 188. Vgl. zur deutschen Reaktion: Petersen, Achse, S. 323-327. Für Bülow stellte das politische Protokoll „einen regelgerechten politischen Konsultativpakt dar, der gemessen an den für einen solchen Pakt

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üblichen Wendungen, ziemlich weitgehende Bindungen für Österreich“ enthalte, vgl. ADAP, Serie C, Bd. II/1, Nr. 333, 19.3.1934, Bülow an Rieth. Der Leiter der politischen Abteilung des Außenamtes Theodor Hornbostel betonte dabei vor allem die Wichtigkeit des Begriffs „Achtung der Selbständigkeit und der Rechte jedes einzelnen Staates“ aus dem Kommuniqué der Protokolle: „So selbstverständlich diese Feststellung klingen mag, so wertvoll erscheint es doch, daß dieses bekanntlich nicht von allen Seiten her angewendete Prinzip als Grundlage der Kooperation der Unterzeichnerstaaten in ihrem Verhältnis zueinander sowie auch in ihrem Verhältnis zu anderen Staaten verpflichtender Weise ausgesprochen wird.“, aus: NPA, 4777, fol. 677-83, Zl. 52.344-13, 23.3.1934, Hornbostel – Ergebnisse der Römer Entrevue, zit. nach: Binder, Dollfuß und Hitler, Anhang 14a. So hieß es im Popolo di Roma am 18. März: „Von heute ab wird es keine österreichische oder ungarische Außenpolitik mehr geben, sondern in allen Fragen, auch in allen allgemeinen Problemen Europas wird es eine gemeinsame italienisch-österreichisch-ungarische Außenpolitik geben.“ Popolo di Roma, 18.3.1934, zit. nach: Schausberger, Griff, S. 276. Vgl. Haas, Römische Allianz, S. 87. Vgl. Binder, Die Römer Entrevue, S. 290. Papen war vermutlich von Hitler beauftragt worden, vgl. Petersen, Achse, S. 330. Von Papen nimmt hier Bezug auf die schon angesprochene Rede Mussolinis vor der Fünfjahresversammlung, als er Asien und Afrika als historische Ziele Italiens im 20. Jahrhundert nannte und von den europäischen Mächten verlangte, diese Expansion nicht zu hemmen, vgl. O.O., Bd. XXVI, S. 191f. ADAP, Serie C, Bd. II/2, Nr. 377, 3.4.1934, Aufzeichnung Hassell. ADAP, Serie C, Bd. II/2, Nr. 377, 3.4.1934, Aufzeichnung Hassell. ADAP, Serie C, Bd. II/2, Nr. 472, 29.5.1934, Hassell an AA. Siehe Kapitel Deutschland und Österreich 1933/34. Starhemberg, Erinnerungen, S. 203. Ähnliche Aussage in: 6081/E 451106-12, 4.10.1934, Papen an Hitler, zit. nach: Petersen, Achse, S. 361. Auch Aloisi gab der deutschen Regierung die Hauptschuld am Tod des österreichischen Bundeskanzlers, auch wenn er nicht von einer gezielten Ermordung ausging, vgl. Aloisi, Journal, Eintrag vom 28. Juli 1934, S. 207. Vgl. Mallett, Origins, S. 23f. Kommuniqué zit. nach: Freund, Weltgeschichte 1934/35, Bd. I, S. 267. Vier Divisionen wurde am Brenner und in Tarvisio in Bereitschaft gesetzt. Zit. nach: Freund, Weltgeschichte 1934/35, Bd. 1, S. 265f. Starhemberg, Erinnerungen, S. 203-205. Es ist schwierig zu beurteilen, inwieweit die Erinnerungen Starhembergs den Gesprächsverlauf und die Wortwahl Mussolinis akkurat nachzeichnen, doch würden die privat getroffenen Aussagen zur damaligen Stimmungslage Mussolinis Deutschland gegenüber passen. François-Poncet, Botschafter in Berlin, S. 212f. Zit. nach den Erinnerungen von Mussolinis Frau Rachele Mussolini. Rachele Mussolini: Mussolini ohne Maske. Erinnerungen, hg. von Albert Zarca, Stuttgart 1974, S. 126. Noch am 25. Juli sandte von Hassell ein Telegramm an das Auswärtige Amt, in dem er die Hoffnung ausdrückte, die durch den 30. Juni belasteten deutsch-italienischen Beziehungen wieder „freizugraben“ und meinte, dass sich das Interesse Italiens bald von der Österreich-Frage auf die Kolonialfrage verschieben würde, vgl. ADAP, Serie C, Bd. III/1, 25. Juli 1934, Hassell an das Auswärtige Amt. So Botschafter Hassell: 8649/E605627-29, 28.7.1934, Hassell an Auswärtiges Amt, zit. nach: Petersen, Achse, S. 364. Für einen Ausschnitt der Pressemitteillungen der Zeit: Vgl. Petersen, Achse, S. 363-365. Vgl. Jedlicka, Einmarschpläne, S. 107-109. So gab es Kontakte zwischen Jugoslawien und den Nationalsozialisten um Rosenberg, die zur Abtretung der slowakischen Gebiete an Jugoslawien bereit waren als Preis für die Unterstützung bei einem nationalsozialistischen Putsch in Österreich, vgl. Schausberger, Griff, S. 274f. Laut Mallett ging dies vor allem auf ein Ereignis des vorherigen Jahres zurück. Durch einen geheimen Gesandten wollte Hitler Mussolini zu einer Allianz zwingen und drohte sonst mit einem Bündnis mit Jugoslawien, einem Einfall in Österreich und dem Ende des italienischen Einflusses im Balkanraum. Durch italienische Geheimdienstberichte über einen Geheimpakt zwischen Belgrad und Berlin aufgeschreckt,

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trieb Mussolini die militärischen Pläne weiter voran, vgl. Mallett, Origins, S. 24f. Quellen nennt Mallett leider keine. Ein Protokoll zur Ausarbeitung der Angriffspläne ist abgedruckt bei Lucio Ceva: Appunti per una storia dello Stato Maggiore generale fino alla vigilia della non, in: Storia contemporanea 10 (1979), S. 207-252, hier: S. 222-226. Communiqué vom 27.9.1934 über die Vereinbarung der englischen, französischen und italienischen Regierung zur österreichischen Frage; zit. nach: Freund, Weltgeschichte 1934/35, Bd. I, S. 269f. Für die Pläne Italiens und Frankreichs: Vgl. Petersen, S. 368f. Siehe hierzu auch Abschnitt über den Donaupakt in diesem Kapitel. Zur Person vgl. Hopfgartner, Kurt Schuschnigg; Peter Streitle: Die Rolle Kurt von Schuschniggs im österreichischen Abwehrkampf gegen den Nationalsozialismus (1934-1936), München 1988 (zugl. phil. Diss., München 1986). Gespräch zit. nach: Schuschnigg, Requiem, S. 233-238, hier: S. 233. Auch im Mai 1935 erneuerte Schuschnigg seine Ablehnung eines einseitigen italienischen Eingreifens in Österreich. Bei einem deutschen Angriff hoffte er stattdessen auf Hilfe von mehreren europäischen Staaten, vgl. ADÖ, Bd. 10, Nr. 1528, ohne Datum, Gesprächsprotokoll Schuschnigg mit Mussolini am 11. Mai 1935 in Florenz. Laut Goldinger/Binder kam es bei einem Besuch Schuschniggs in Rom im November 1934 trotzdem zum Abschluss der Verhandlungen zu einer militärischen Kooperation, die die Bildung eines gemeinsamen Oberkommandos zwischen Italien, Ungarn und Österreich im Falle eines jugoslawischen Angriffs vorsah. Am 17. November soll es zudem zu einem Rüstungsvertrag zwischen Österreich und Italien gekommen sein, vgl. Walter Goldinger/Dieter A. Binder, Geschichte der Republik Österreich 1918-1938, überarbeitete Ausgabe, Wien 1992, S. 242. Vgl. Di Nolfo, Beziehungen, S. 261f. Laut Di Nolfo war es genau diese Aussage Schuschniggs, die Mussolini einsehen ließ, dass er mit dem erhöhten deutschen Druck und dem relativen Desinteresse der Westmächte, den Anschluss nur hinauszögern, nicht verhindern konnte. In ähnliche Richtung argumentiert Jedlicka und zitiert aus den Aufzeichnungen Eugenio Morreales, italienischer Pressevertreter in Wien und Vertrauter Mussolinis: „Mussolini sagt, man braucht nicht mehr von der Unabhängigkeit Österreichs zu sprechen, das selbst für sich sorgen müsste. […] Es handelt sich um ein Mißverständnis, um das Fehlen jener persönlichen Sympathie, die Mussolini mit Dollfuß verbunden hatte. Bei jener Gelegenheit hatte es Schuschnigg zwar passend gefunden dem italienischen Regierungschef für die Hilfe zu danken, die er Österreich nach der Ermordung Dollfuß’ mit der Mobilmachung an der österreichischen Grenze gewährt hatte. Doch fügte er hinzu, daß eine eventuelle Überschreitung der Brennergrenze politisch untragbar gewesen wäre, schon alleine wegen Jugoslawien und der Tschechoslowakei. […] Er (Schuschnigg) selbst bewegte sich in einer allzu komplizierten Ideenwelt. Deshalb distanzierte sich Mussolini von Schuschnigg, ohne aber diese Veränderung seiner Haltung offen in Erscheinung treten zu lassen.“ Aus: Eugenio Morreale: Mussolini gegen Hitler auf dem Österreich-Ring; hektografiertes Manuskript, Archiv Institut für Zeitgeschichte, Wien, zit. nach: Jedlicka, Wehrverbände, S. 105. Tatsächlich schien Mussolini Schuschnigg distanzierter gegenüberzustehen, als dies noch bei Dollfuß der Fall war, auch weil Dollfuß Mussolini gefügiger war als Schuschnigg. ADÖ, Bd. 10, Nr. 1493, 1.10.1934, Aufzeichnung über die Verhandlungen über die österreichische Sicherheitsfrage in Genf (Kein Verfasser). Vgl. AdR, NPA, Liasse Österreich 7/1 Geheim, Wien, 2 Oktober 1934, Zl. 45876-13/1934, zit. nach: Matthias Franz Lill: Die Tschechoslowakei in der österreichischen Außenpolitik der Zwischenkriegszeit (1918-1938). Politische und wirtschaftliche Beziehungen, München 2006, S. 343, Fußnote 8. Vgl. auch ADÖ, Bd. 10, Nr. 1492, 25.9.1934, Aufzeichnung Hornbostel. Eden und der stellvertretende politische Direktor Massigli meinten dort, dass es evident sei, „dass ein einseitiges militärisches Eingreifen Italiens in Österreich (speziell in Kärnten) den Weltkrieg bedeute. […] Ebenso unannehmbar sein die italienische Absicht – falls die beiden Großmächte nicht mittun – mit Oesterreich allein einen Sicherheitspakt abzuschließen“. Zit. nach: Freund, Weltgeschichte 1934/55, Bd. 1, S. 268f.

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Keesings Archiv der Gegenwart, 1934, S. 1618. Entsprechend äußerte sich auch Berger-Waldenegg zwei Tage später vor dem Völkerbund, vgl. ebd., S. 1622. Vgl. ADAP, Serie C, Bd. III/1, Nr. 241, 11.10.1934, Hassell an Auswärtiges Amt. Vgl. ADAP, Serie C, Bd. III/2. Nr. 266, 23.10.1934, Hassell an Auswärtiges Amt. Vgl. Petersen, Achse, S. 371f. Vgl. ADAP, Serie C, Bd. III/2, Nr. 267, 23.10.1934, Köpke an Hassell.

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Vgl. für die französisch-italienischen Beziehungen der Jahre 1928 bis 1935, die gegenseitige Annäherung ab 1932 und die Vorgeschichte des Mussolini-Laval-Pakts: Thomas-Peter Friedl: Die geheimen Zusatzprotokolle in den „Accords de Rome“ vom 7. Januar 1935. Französische und italienische Interessen in Afrika und Europa und das Scheitern der Sicherstellung der österreichischen Unabhängigkeit, Frankfurt am Main u.a. 1999, hier: S. 169-182. Friedl nennt die Aufrechterhaltung der österreichischen Unabhängigkeit „das verbindende Element der Gespräche“ (S. 175). Vgl. auch zu den französischenitalienischen Beziehungen: William Irwin Shorrock: From Ally to Enemy. The Engima of Fascist Italy in French Diplomacy, 1920-1940, Kent u.a. 1988. Di Nolfo argumentiert, dass die Truppenbewegungen zur österreichischen Grenze auch als Zeichen an Frankreich verstanden werden sollten, dass Italien bereit war seine Äquidistanz aufzugeben und an die Seite Frankreichs zu treten – sollte Frankreich Italien mit Konzessionen entgegenkommen, vgl. Di Nolfo, Beziehungen, S. 263. Vgl. Petersen, Achse, S. 374-376. Vgl. Aloisi, Journal, Eintragungen vom 2.12 und 14.12.1934. Im Gegensatz verzichtete Paris auf eine Garantieerklärung Italiens zu Gunsten Jugoslawiens: Vgl. Petersen, Achse, S. 378. Österreichischen Akten ist zu entnehmen, dass man an den Vorverhandlungen des Abkommens beteiligt war: Vgl. HHStA, NPA, K 284, Aufzeichnung Hornbostel vom 2.1.1935, Verhandlungen über den Rom-Besuch Lavals, Nr. 30.04013, zit. nach: Müller, von Papen, S. 111. Zit. nach: Freund, Weltgeschichte 1934/5, Bd. 1, S. 99-101. Vertrag komplett abgedruckt in: Survey of International Affairs, 1935, Bd. I, London 1936, S. 91-118. Vier der acht unterzeichneten Abkommen wurden veröffentlicht, ein allgemeines Abkommen, eines zu Österreich, eines zur Rüstungsdebatte und eines über afrikanische Fragen. Vgl. auch Donald Watt: The Secret Laval-Mussolini Agreement of 1935 on Ethiopia, in: The Origins of Second World War. Historical Interpretations, hg. von Esmonde Robertson, London 1971, S. 225-242. Vgl. auch Friedl, Accords de Rome, S. 183-193. Vgl. Abschnitt „Das Scheitern des Donaupakts“ in diesem Kapitel. Die Frage, ob Laval Mussolini auch freie Hand für eine militärische Eroberung Abessiniens gegeben hatte, sollte später die Übereinkunft von Stresa zerbrechen lassen. Vgl. auch Friedl, Accords de Rome, S. 222224, besonders Fußnote 10. Vgl. ebenfalls Bruce Strang: Imperial Dreams. The Mussolini-Laval-Accords of January 1935, in: The Historical Journal 44-3 (2001), S. 799-809. So auch Pierre-Etienne Flandin, an den Verhandlungen der Akkorde beteiligt, in seinen Memoiren : Vgl. Pierre-Etienne Flandin: Politique Française 1919-1940, Paris 1940, S. 102-104, S. 169-175. Zit nach: Freund, Weltgeschichte, Bd. I, S. 104. Vgl. auch Streitle, Die Rolle Kurt von Schuschniggs, S. 209-212. Tatsächlich ging diese Erklärung nicht über die Erklärungen des Jahres 1934 hinaus, ihr Wert war daher hauptsächlich symbolisch. ADAP, Serie C, Bd. III/2, Nr. 550, 21.3.1935, Verbalnote der italienischen Botschaft. So der italienische Botschafter in Berlin Cerruti gegenüber seinem französischen Kollegen: Vgl. 6001/E 443077, 19.3.1935, Aufzeichnung Aschmann, zit. nach: Petersen, Achse, S. 396. Vgl. Petersen, Achse, S. 399f. So soll er gewarnt haben: „Sie alle, die Sie hier versammelt sind, wissen, daß Deutschland die Absicht hat, alles bis nach Bagdad zu erobern.“, aus: William Dodd: Diplomat auf heißem Boden. Tagebuch des USA-Botschafters W.E. Dodd, hg. von W.E. Dodd jr. und M. Dodd, Berlin o.J., Eintragung vom 13.12.1935, S. 324. Zit. nach: Freund, Weltgeschichte 1934/35, Bd. I, S. 141-143, hier: S. 143. Vgl. Petersen, S. 401. Abgelehnt wurde jedoch von Großbritannien der französische Vorschlag, für den Fall eines weiteren Verstoßes Deutschlands gegen den Versailler Vertrag im Vornhinein gemeinsame Aktionen zu beschließen – ein Schritt, den Mussolini begrüßte, vgl. Thomas Angerer: Die französische Österreichpolitik vor dem Anschluss 1938, in: VfZ 40-1 (1992), S. 29-59, hier: S. 35. Aloisi, Journal, Eintragung vom 4.5.1935, S. 269. Zit. nach: Freund, Weltgeschichte 1934/35, Bd. I, S. 141-143, hier: S. 143. Berger-Waldenegg in der Wiener Zeitung, 4. Mai 1935: „Inzwischen setzte die weitere diplomatische Arbeit ein, […] die zum Ziel hatte, alles beizutragen, um Italien und Frankreich auf einen Nenner zu bringen. Das Zusammengehen dieser beiden Großmächte, sozusagen mit dem Segen Englands, bedeutete für uns die verbreiterte Basis unserer auswärtigen Politik. Unsere Bemühungen waren nicht umsonst.“ Zit. nach Schausberger, Griff, S. 332. Dies blieb ein hypothetischer Fall und es ist schwierig festzustellen, wie ernst es Frankreich und

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Großbritannien mit ihren Integritätserklärungen war. Schließlich wollte man nur über Maßnahmen beraten und zumindest bei Großbritannien schienen tatsächliche Schritte zur Aufrechterhaltung der österreichischen Unabhängigkeit wenig wahrscheinlich, da man schon vor Beginn des Treffens angedeutet hatte, keine Sanktionen bei eventuellen Vertragsverletzungen ergreifen zu wollen, vgl. Schausberger, Griff, S. 330f. Vgl. zu den Absprachen: Shorrock, Ally to Enemy, S. 129-133. Das Problem der Militärvereinbarungen war, dass sie hauptsächlich Pläne der Generalstäbe ohne politische Verbindlichkeit waren: vgl. Robert Young: French Military Intelligence and the Franco-Italian Alliance 1933-1939, in: The Historical Journal 28 (1985), S. 143-168: „it is true that there was no formal military convention“ (S. 159). Weiterhin lehnte Österreich fremde Truppen auf seinem Staatsgebiet generell ab, egal von welcher Nation, vgl. Angerer, Französische Österreichpolitik, S. 41. Frankreich wäre wohl erst nach einer italienisch-jugoslawischen Annäherung bereit gewesen, diese Pläne auch Realität werden zu lassen: Vgl. Shorrock, Ally to Enemy, S. 132-133. Doch die Tatsache, dass die Generalstäbe in intensiven gemeinsamen Verteidigungsplanungen gegenüber Deutschland standen, darf als ein Beweis für die Annäherung beider Staaten dienen. Ein gemeinsamer Verteidigungsplan der Luftstreitkräfte im Falle eines deutschen Angriffs wurde schon im Mai 1935 aufgestellt. Dazu passt die Einschätzung Lavals: „[J]’avais conclu avec Mussolini une veritable alliance militaire. […] Pourquoi ces accords militaires secrets? Pourquoi? Dans un but précis: dans le but d’avoir à nous défendre, Italiens et Français, contre une agression éventuelle de l’Allemagne sur l’Autriche. Cet accord était d’une importante capitale, car l’Italie alliée de la France, c’était le pont jeté entra la France et tous les pays d’Europe centrale et orientale alliés de notre pays.“ Aus : Pierre Laval: Laval Parle. Notes et mémoires a Fresnes d’août à octobre 1945, Paris 1948, S. 244f. ADÖ, Bd. 10, Nr. 1534, 29.5.1935, Bundestag der Republik Österreich, Stenographisches Protokoll zur 7. Sitzung. Ein letztes französisches Projekt, der Tardieu-Plan, der die Staaten der alten Habsburger-Monarchie in einem Wirtschaftsraum unter französischer Hegemonie zu einen versuchte, war 1932 gescheitert. Vgl. Andreas Gémes: Der Tardieu-Plan und Österreich. Politische und Wirtschaftliche Aspekte eines mitteleuropäischen Integrationsversuchs, in: Zeitgeschichte 33 (2006), S. 261-286. Vgl. HHStA, NPA, 69 fol. 336, Zl. 51.797-13, zit. nach: Hanns Haas, Garantieerklärung 1934, S. 328.

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HHStA, NPA 824 fol 132, Zl. 54.965-13, Bericht Mareks, zit. nach: Hanns Haas, Garantieerklärung 1934, S. 328. HHStA, NPA 470 fol. 399, Zl.45.878-13, zit. nach: Ebd., S. 329. ADÖ, Bd. 10., Nr. 1489, 28.8.1934, Berger-Waldenegg an Pflügl (Genf): Man rechnete mit Unterstützung aus Paris, keine Schwierigkeit von Seiten Englands und von italienischer Seite zumindest „für’s Erste keine schwerwiegenden Bedenken“. Vgl. ADÖ, Bd. 10, Nr. 1493, 1.10.1934, Aufzeichnung (ohne Namen). Vgl. auch ebd., Nr. 1490, 3.9.1934, Vorbemerkungen Ministerialrat Leitmaier. Dort heißt es. „Das Verfahren zum Schutz der österreichischen Unabhängigkeit im Falle des Vorliegens solcher Eingriffe hätte nicht wie im Genfer Protokoll in der Ingangsetzung des Völkerbundmechanismus zu bestehen, sondern wäre von den Vertragsstaaten unmittelbar und unabhängig von diesem Mechanismus gemeinsam zu beschliessen.“ Vgl. DFBP II, Vol. 12, Nr. 104, 20.9.1934, Simon an Patteson (Genf). Vgl. Hanns Haas, Garantieerklärung 1934, S. 337f. Vgl. Lill, Tschechoslowakei, S. 344. Dies vor allem durch Allianzen mit Frankreich und mit der Tschechoslowakei und der Aufnahme der Sowjetunion in den Völkerbund, zu der – auf französischen Druck hin – auch Österreich zustimmte: Vgl. Haas, Garantieerklärung, S. 326. Auch Italien und die Sowjetunion standen sich Anfang der 1930er Jahre nahe, am 2. September 1933 wurde ein Freundschaftspakt zwischen beiden Ländern abgeschlossen. Vgl. zu dem Thema Calvitt Clarke: Russia and Italy against Hitler. The Bolshevik-Fascist Rapprochement of the 1930s, New York u.a. 1991. Zit. nach: Freud, Weltgeschichte 1934/35, Bd. 1, S. 99-101. Ich stimme hier nicht mit dem Urteil Thomas Angerers überein, dass die italienische Bereitschaft zu einem Donaupakt als Nichteinmischungspakt ein reines „Lippenbekenntnis“ war: Vgl. Angerer, Französische Österreichpolitik, S. 33. Vielmehr befand sich Italien zu dieser Zeit in der Vorbereitung des Abessinienfeldzugs wirklich in einer Annäherung an die Westmächte und erst die Zwietracht um den Abessinienkrieg lässt Italien auch von der Idee des Donaupakts Abstand nehmen. Vgl. Hanns Haas, Ende der kollektiven Sicherheit, S. 18. Dass diese Rechnung nicht aufging und Frankreich und Großbritannien nicht bereit waren, Italien dessen Abessinienkrieg führen zu lassen, siehe

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nächstes Kapitel. Das Thema Legitimismus und sein Einfluss sowohl auf die innerösterreichischen Verhältnisse, als auch auf die außenpolitischen Beziehungen ist ein weiterhin zu untersuchendes Thema, welches neuerer Forschung bedarf, vgl. neuerdings Johannes Thaler: Ally and Opposition. The Legitimist Movement under the Dollfuß-Schuschnigg Dictatorship, in: Austrian History Yearbook 45 (2014), S. 167-185. Vgl. zum Legitimismus in Österreich und Schuschniggs Haltung dazu: Ulrich Eichstädt: Von Dollfuß zu Hitler. Geschichte des Anschlusses Österreichs 1933-1938, Wiesbaden 1955, S. 85-87. Vgl. auch: Streitle, Die Rolle Kurt von Schuschniggs, S. 78-82. Auch Mussolini bezeichnete in einem Gespräch mit Schuschnigg die Restauration „als beste Sicherung der österreichischen Unabhängigkeit“, aus: ADÖ, Bd. 10, Nr. 1528, ohne Datum, Gesprächsaufzeichnung Schuschnigg mit Mussolini am 11. Mai 1934 in Florenz. Gleichzeitig war Mussolini vom alten italienischen Gegensatz zu den Habsburgern geprägt, so dass seine Haltung zur Restaurations-Frage als ambivalent beschrieben werden kann. Siehe hierzu auch der Brief an Gömbös, in dem alle Projekte einer österreichisch-ungarischen Personalunion und einer Habsburger-Restauration entschieden abgelehnt werden, vgl. Mussolinis Brief an den ungarischen Ministerpräsidenten Gömbös, 1.7.1933, zit. nach Ádám u.a. (Hg.), Allianz Hitler-Horthy-Mussolini, S. 113f. Vgl. Kerekes, Außenpolitische Lage, S. 399f. Überblickt man die militärischen Protokolle der Kleinen Entente wurde dort tatsächlich das Hauptaugenmerk bezüglich Österreich nicht auf eine deutschen Invasion, sondern auf eine mögliche Habsburgerrestauration und den ungarischen Revisionismus gelegt: Vgl. Rudolf Kiszling: Die militärischen Vereinbarungen der Kleinen Entente 1929-1937, München 1959. Vgl. Georges Castellan: Ein Vorspiel zum Anschluss (1935-1937). Nach der Korrespondenz des französischen Militärattachés in Wien, Oberst Salland, in: Österreich, Deutschland und die Mächte. Internationale und österreichische Aspekte des „Anschlusses“ vom März 1938, hg. von Gerald Stourzh/Birgitta Bader-Zaar, Wien 1990, S. 147-176, hier: S. 155. Jugoslawien und Rumänien verlangten von Schuschnigg tatsächlich eine Garantie gegen die Habsburger-Restauration, die Schuschnigg jedoch nicht bereit war zu liefern. Berger-Waldenegg gestand dies zum Beispiel ganz offen dem französischen Gesandten Puaux gegenüber ein: Vgl. DDF 1936-1939, Bd. II, 23.4.1936, Puaux an Flandin. Schuschnigg stand der Kleinen Entente zwar offener gegenüber, schob aber noch im November 1936 in einem Gespräch mit Puaux das Argument vor, dass gegen eine engere Zusammenarbeit mit der Tschechoslowakei vor allem die außenpolitische Bindung Prags an Moskau stünde, vgl. DDF 1936-1939, Bd. III, Nr. 492, 16.11.1936, Puaux an Delbos. Tatsächlich spielten auch hier ideologische Differenzen, also die Ablehnung der Demokratie in der Tschechoslowakei eine Rolle, vgl. hierzu auch Hanns Haas, Ende der kollektiven Sicherheit, S. 39f. Vgl. ADAP, Serie C, Bd. III/2, Nr. 454. 23.1.1935, Aufzeichnung Bülow und Nr. 455, 24.1.1935, Aktenvermerk Neurath. Tatsächlich kooperierte Ungarn eng mit Deutschlands Sondergesandten in Wien, von Papen, und wurde in seiner destruktiven Haltung tatkräftig von Deutschland unterstützt, vgl. Müller, von Papen, S. 113. In ähnlicher Weise wirkte von Papen auch auf den jugoslawischen Gesandten in Wien, Nastajevic, ein und hoffte durch das ständige Schüren einer Angst vor der Restauration der Habsburger in Österreich, den Donaupakt zum Fallen zu bringen und die Kleine Entente zu spalten, vgl. ADAP, Serie C, Bd. IV/1, Nr. 269, 21.8.1935, Papen an Hitler. Ebenso zum Scheitern des Donaupakts, vgl. Maria Ormos: Ein internationaler Versuch zur Rettung der Unabhängigkeit Österreichs. Der Donaupakt von 1934-1935, in: Österreich, Deutschland und die Mächte. Internationale und österreichische Aspekte des „Anschlusses“ vom März 1938, hg. von Gerald Stourzh/Birgitta Bader-Zaar, Wien 1990, S. 131-142. Ormos weist darauf hin, dass drei der angedachten Staaten, Polen, Jugoslawien und Rumänien, gar kein wirkliches Interesse an der Aufrechterhaltung der österreichischen Unabhängigkeit hatten bzw. den Anschluss als das kleinste Übel ansahen. Vgl. hierzu auch Arnold Suppan: Ostmitteleuropa am Wendepunkt. Anschluß und Anschlußfrage in Politik und öffentlicher Meinung Polens, der Tschechoslowakei, Ungarns und Jugoslawiens, in: Die Lehre. Österreich. Schicksalslinien einer europäischen Demokratie, hg. von Othmar Karas, Wien 1988, S. 155-236. Ebenfalls Lill, Tschechoslowakei, S. 344-353. Vgl. Michael Rademacher: Vom Pressewaffenstillstand zur Achse Rom-Berlin. Die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Italien vom Ausbruch des Abessinienkonfliktes bis zum Abschluss des deutsch-italienischen Protokolls vom 23. Oktober 1936, Vechta 2002, S. 68-73. Großbritannien hingegen schien zu diesem Zeitpunkt seinen Glauben in die Politik der kollektiven Sicherheit bereits verloren zu haben: Vgl. Jan Colvin: Vansittart in Office. A historical Survey of the origins of the Second World War based on the papers of Sir Robert Vansittart, London 1965, v.a. S. 54, 84. Bei wichtigen Vertretern des britischen Foreign Office schien sich die Meinung durchgesetzt zu haben, dass ein Anschluss Österreichs an Deutschland nicht verhindert werden könne, da „military action in defense of

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Austria with – and a fortiori, without – the cooperation of other states, is no practical politics, whatever the state of our armaments. We should presumably be prepared to impose on Germany the same limiting proviso that they were not likely to provoke Germany to military action against us. But nobody, I think, believes that such action would suffice to release Austria from the German grip. If the diagnosis is correct, the result […] is that Austrian independence continues to exist only to the good pleasure of Germany. The same may be said of the independence of Czechoslovakia“, Analyse Edward Carr, 10. Februar 1936, zit. nach Wagnleiter, Britische Österreichpolitik, S. 58. Nach der Remilitarisierung des Rheinlands hieß es in einem Memorandum Cranbornes vom 17. März 1936: „The great power of Central Europe must inevitably be Germany […] It seems to me that our main object must be to stabilize the situation in Western Europe, and give Germany a free hand in so far as her and our League obligations permit, further East“, zit. nach Wagnleiter, Britische Österreichpolitik, S. 64. Auf Großbritannien konnte Frankreich bei der Verteidigung der österreichischen Unabhängigkeit nicht mehr zählen, dies hing mit mehreren Gründen zusammen. Zum einen mit der öffentlichen britischen Meinung, in der das Österreichbild durch das Ablehnen der Völkerbundsanktionen gegen Italien im Zuge des Abessinienkonflikts stark gelitten hatte. Noch mehr aber hatte sich in Großbritannien nach dem Scheitern des Völkerbunds die Appeasement-Idee durchgesetzt, man war nicht bereit gegen den Willen der Bevölkerung militärische Schritte gegen Deutschland zu ergreifen und wusste auch, dass nach der Remilitarisierung des Rheinlands für Frankreich dieser Schritt unmöglich war. Die einzige Hoffnung für die österreichische Unabhängigkeit bestand auch für das Foreign Office ab Anfang 1936 in einer Aussöhnung mit Italien und die Wiederherstellung der Übereinkunft von Stresa, vgl. Wagnleiter, Britische Österreichpolitik, v.a. S. 62-72. Für Deutschland wären dies zum einen die Eisenerzquellen in der Steiermark und zum anderen die Wasserkraftwerke in Vorarlberg und Tirol. Vgl. ein Telegramm Puaux vom 20. März 1936. Es hieß dort: „Wenn die Schutzmächte Österreichs von diesem erreichen könnten, daß sie im Falle eines Konflikts zwischen dem Reich und einem von ihnen seine Grenzen verteidigenden würden, um zu verhindern, daß sich Deutschland der Fabriken und Bergwerke bemächtigte, würde es ihnen einen solchen Dienst erweisen, daß seine eigene Neutralität praktisch der bedeutendsten Militärhilfe entspräche.“ Zit. nach: Castellan, Vorspiel, S. 150. Erklärung General Jansas an den französischen Militärattaché in Wien, Salland, zit. aus einem Bericht von letzterem (Nr. 96 vom 24. Oktober 1934), zit. nach: Castellan, Vorspiel, S. 148. Vgl. DDF 1936-1939, Bd. I, Nr. 34, 11.1.1936, Laval an die Gesandten in Wien, Prag, Bukarest, Belgrad. Vgl. auch Hanns Haas, Ende der kollektiven Sicherheit, S. 19f. Vgl. hierfür Walter Hummelberger: Österreich und die Kleine Entente. Im Frühjahr und Sommer 1936, in: Das Juliabkommen von 1936. Vorgeschichte, Hintergründe und Folgen, hg. von Ludwig Jedlicka/Rudolf Neck, München 1977, S. 84-103, v.a. S. 84f. Vgl. auch Lill, Tschechoslowakei, S. 368-389. ADÖ, Bd. 10, Nr. 1575, 13.1.1936, Marek an Berger-Waldenegg.

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Vgl. DDF 1936-1939, Bd. I, Nr. 74, 17.1.1936, Naggiar (Prag) an Laval. HHStA, NPA, Fasz. 479, fol. 490, Gedächtnisprotokoll Mareks; zit. nach Hummelberger, Kleine Entente, S. 86f. Vgl. zu den Gründen des Scheiterns Hummelberger, Kleine Entene, S. 88-103. Innen- und außenpolitische Motive ließen für Österreich auch keine engere wirtschaftliche Kooperation zu, v.a. nicht gegen den Widerstand Italiens und Deutschlands. Protokoll abgedruckt in: Kerekes, Akten zur Vorgeschichte der Annexion Österreichs, S. 369-372. ADÖ, Bd. 10, Nr. 1603, 23.3.1936, Zusatzprotokolle zu den Römischen Protokollen vom 17. März 1934. Tatsächlich war Mussolini über das Kokettieren Schuschniggs mit einer Annäherung an Frankreich und die Kleine Entente so besorgt, dass seine Sorge darüber einen Grund dargestellt haben könnte, einem direkten deutsch-österreichischen Ausgleich zuzustimmen, vgl. nächstes Kapitel. Allgemeines Verwaltungsarchiv, Ministerratsprotokoll vom 19. März 1936, Nr. 1025, Geheimprotokoll zu Punkt 4 der Tagesordnung, zit. nach: Hanns Haas, Ende der kollektiven Sicherheit, S. 43. Vgl. Hanns Haas, Ende der kollektiven Sicherheit, S. 43-46. Tatsächlich widersetzte sich Schuschnigg aber auch italienischem und ungarischem Druck, im November 1936 aus dem Völkerbund auszutreten. Dass dieses Umdenken in Österreich zu Gunsten der Westmächte höchst unwahrscheinlich war, vor allem wegen der auch innenpolitischen Abhängigkeit des Austrofaschismus von Italien wurde bereits erörtert. Vgl. für die Abhängigkeit Schuschniggs von Mussolini auch das Gespräch zwischen dem ungarischen Außenminister Kánya und dem italienischen Gesandten in Budapest, Colonna, über dieses Thema: Tagesbericht über die Unterredung Kánya-Colonna, abgedruckt in: Kerekes, Akten zur Vorgeschichte der

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Annexion Österreichs, S. 368f. Auch russische Avancen über eine sowjetische Sicherheitsgarantie lehnte man ab, vgl Hanns Haas, Ende der kollektiven Sicherheit, S. 31-33, S. 46-49. Aussage Mussolinis in einem Interview mit S.S. Hauptsturmführer Roland E. Strunk, Korrespondent für den Völkischen Beobachter in Rom, vom 31. Januar 1936. Dokument abgedruckt in: Robert H. Whealey: Mussolini’s Ideological Diplomacy: An Unpublished Document, in: The Journal of Modern History 39-4 (1967), S. 432-437, hier: S. 435. So zum Beispiel mit dem am 26. Januar 1934 abgeschlossenen Freundschaftsvertrag mit Polen zur Demonstration der deutschen Friedfertigkeit. Hierunter fallen Schritte wie der Austritt aus dem Völkerbund am 14. Oktober 1933 und die daraufhin forcierte Wiederbewaffnung Deutschlands. Diese fand erst im Geheimen, ab dem Februar mit der Ankündigung des Aufbaus einer Luftwaffe und spätestens ab dem März 1935 durch die Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht auch öffentlich statt. Weinberg spricht deshalb von einer „Revolution des europäischen Bündnissystems“ in den Jahren 1933-1936, vgl. Weinberg, Foreign Policy, v.a. S. 159-179 und S. 239-263. Vgl. zum Flottenabkommen Zara Steiner: The Triumph of the Dark, European international history 19331939, Oxford u.a. 2011, S. 136-161. Für Joachim Fest besiegelte das Abkommen „den Umschwung der europäischen Verhältnisse erst wirklich“, vgl. Joachim C. Fest: Hitler. Eine Biographie, Berlin ³1997, S. 675. Hitler nannte den Tag der Unterzeichnung den „glücklichsten Tag seines Lebens“, zit. nach: Ebd., S. 675. Funke argumentiert, dass Großbritannien den Flottenvertrag auch als Gegengewicht zum französischsowjetischen Beistandspakt vom 2. Juli 1935 ansah und damit Frankreich einen Hinweis gab, bei deutschfranzösischen Kampfhandlungen das ohnehin durch Moskau gedeckte Frankreich nicht automatisch zu unterstützen, vgl. Manfred Funke: Entscheidungsjahr 1936. Mussolini, Hitler und der internationale Abessinienkonflikt, in: Forum für Politik und Geschichte 465 (2006), S. 10-17, hier: S. 12. So zum Beispiel in George Baer: The Coming of Italian-Ethiopian War, Cambridge 1967, S. 18, 34. Innenpolitische Probleme wie die wirtschaftliche Rezession oder mangelndes Identitätsgefühl mit dem faschistischen System wurden immer wieder als Gründe für das Unternehmen angeführt. Tatsächlich mögen sie eine Rolle gespielt haben, Hauptgrund war aber die Errichtung eines italienischen Kolonialreichs als Teil von Mussolinis außenpolitischer Konzeption. Äthiopien sollte nur der Anfang eines faschistischen Empire sein; Pläne zur Eroberung Ägyptens und des Sudan existierten bereits, vgl. MacGregor Knox,: Il fascismo e la politica estera italiana, in: La politica estera italiana, 1860-1985, hg. von Richard Bosworth/Sergio Romano, Bologna 1991, S. 287-330, hier: S. 303-306. Vgl. auch Brian Sullivan: More than meets the eye. The Ethiopian War Crisis of 1935-36 and the origins of the Second World War, in: The Origins of the Second World War Reconsidered, hg. von Gordon Mantel, S. 178-203, v.a. S. 193f. Das heißt nicht, dass der Krieg nicht auch sozialimperialistische Beweggründe hatte: Vgl. Nicola Labanca: Oltremare. Storia dell’espansione coloniale italiana, Bologna 2002, S. 142-154; vgl. Ulrich Beuttler: Italien und die außenpolitische Konstellation vor dem Abessinienkrieg, in: Zwischen Duce und Negus. Südtirol und der Abessinienkrieg 1935-1941, hg. von Gerald Steinacher, Bozen 2006, S. 59-86, v.a. S. 79f. Eine Zusammenfassung der Historikerdebatte über Mussolinis Beweggründe findet sich bei Mallett, Origins, S. 6-9. Vgl. Petersen, Achse, S. 384-386. Vgl. Petersen, Achse, S. 387f. Raffaele Guariglia: Ricordi 1922-1946, Neapel 1950, S. 218. Vgl. Aloisi, Journal, Eintragungen vom 10.2, 22.2 und 13.3.1935, S. 255, 256 und 259. Laut Robertson waren es die britischen Verhandlungsführer Vansittart und Simon, die das Thema vermieden, was Mussolini weiter in seinen Plänen bestätigte: Vgl. Esmonde Robertson: Mussolini as empire-builder. Europe and Africa 1932-36, London 1977, S. 130f. Vgl. Luigi Salvatorelli/ Giovanni Mira: Storia d’Italia nel periodo fascista, Turin 51964, S. 828. Diese Argumentationslinie wurde von Mussolini noch häufiger angewandt, so zum Beispiel in einer Rede vom 14. Mai: Vgl. O.O., Bd. XXVII, Florenz 1963, S. 73. Vgl. auch Petersen, S. 404f. Foreign Relations of the United States diplomatic papers (FRUS), 1935, Bd. I, 29.5.1935, Bullitt (Moskau) an Hull. Mussolini, O.O. XXVII, Rede vom 25. Mai 1935, S. 78-9, zit. nach Di Nolfo, Beziehungen, S. 265.

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Aloisi, Journal, Eintragung vom 15.2.1935, S. 255.

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Vgl. dazu Petersen, Achse, S. 405f.

Vgl. Funke, Sanktionen und Kanonen, S. 60, 69f., 83. Di Nolfo bezeichnete den Abessinienkrieg als „der letzte Kolonialkrieg“, vgl. Ennio Di Nolfo: Storia delle relazioni internationali. 1918-1992, Rom u.a. 1994, S. 192-193. Dies mag für die Zielsetzungen des Krieges stimmen, bei Mitteln und Methoden widerspricht die neueste Forschung diesem Urteil dagegen und bezeichnete den Krieg als „totalen Krieg“, vgl. Beuttler, Außenpolitische Konstellation, S. 62; vgl. Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg, Paderborn u.a. 2006. Zu den unterschiedlichen Bewusstseinsströmungen und Motiven in Großbritannien und Italien: Vgl. Petersen, Achse, S. 407-410. Survey of International Affairs, 1935, Bd. II, London 1936, S. 201. Vgl. zur Haltung Frankreichs und Großbritanniens: Gaetano Salvemini: Preludio alla seconda guerra mondiale (Opere di Gaetano Salvemini III, Scritti di politica estera, Bd. 3, hg. von Augusto Torre), Mailand 1967, S. 457, 467f. Hoare, Samuel: Neun bewegte Jahre. Englands Weg nach München, Düsseldorf 1955, S. 154. Vgl. Petersen, Achse, S. 434-435. Die Sanktionen verboten die Ausfuhr von Waffen, die Gewährung von Krediten, und den Handel mit kriegswichtigen Materialien und Produkten, zudem den Import von italienischen Erzeugnissen. Allerdings schwächte man die Maßnahmen ab, indem Güter wie Kohle, Roheisen, Stahl und vor allem Rohöl, auf den Sanktionslisten fehlten. Länder, die nicht dem Völkerbund angehörten wie Deutschland oder die USA konnten weiter ungestört mit Italien Handel betreiben, Österreich und Ungarn verweigerten sich, obwohl Mitglieder des Völkerbundes, den Sanktionen, so dass Italien sich von den ergriffenen Maßnahmen nur leicht getroffen zeigte. Vgl. zum Beispiel DDI, Serie 8, Bd. I, Nr. 247, 18.3.1935, Mussolini an De Bono. Vgl. Robert Mallett: The Italian Navy and Fascist Expansionism, 1935-1940, London 1998, appendix 2, S. 205-217. Vgl. auch Mallett, Origins, S. 44-47. Auch gegenüber österreichischen Diplomaten äußerte Mussolini: „Er könne nicht an einen Krieg mit England glauben, aber die Maßnahmen, die eine um die andere ergriffen würden, könnten so leicht eine Situation schaffen, aus der es keinen Ausweg als den Krieg geben würde […] ‚Komme es zu einem Krieg mit England, so bedeute dies eine schwere Gefahr für Österreich. Denn auf drei Seiten könne er nicht Krieg führen.‘“ Aus: APÖ, Bd. 10, Nr. 1560, 3.10.1935, Vollgruber an Generalsekretär Peter. Zum Hoare-Laval-Plan: Vgl. Petersen, Achse, S. 454-460. Für Weinberg war das Scheitern der Verhandlungen zwischen Hoare und Laval das definitive Ende der Front von Stresa, zu der es nun kein Zurück mehr gab, vgl. Weinberg, Diplomatic Revolution, S. 238. Colvin, Vansittart in Office, London 1965, S. 84. ADAP, Serie C, Bd. IV/2, Nr. 485, 7.1.1936, Hassell an das Auswärtige Amt. Die Tagebücher von Joseph Goebbels, Eintrag vom 28.7.1934, S. 85. Der Vorwurf der „treulosen Italiener“ zieht sich bei Goebbels noch bis in das Jahr 1938 durch seine Einträge über Italien, im September 1935 schrieb er: „Aber hier erntet Mussolini den Lohn dafür, daß er uns im vorigen Jahr so demütigte.“ (Eintrag 22.9.1935). Selbst 1938 in Folge des Anschlusses hieß es: „Mussolini beteiligt sich nicht an dem Protest. Italien will zeigen, dass es auch treu sein kann.“ (Eintrag, 12.3.1938). Das politische Tagebuch Alfred Rosenbergs, S. 40. St. Anthony’s College Oxford (SAC) 009444-49. 21.6.1935, Renzetti an Mussolini, zit. nach: Petersen, Achse, S. 365. Vgl. Petersen, Achse, S. 272-282. Gegenüber Paris gab Mussolini zu verstehen, dass er sowohl die nationalsozialistischen Rassentheorien, als auch die Judenverfolgung ablehnte. Zwischen Faschismus und Hitlerismus gäbe es keine weltanschauliche Gemeinsamkeit, vgl. DDF 1932-1935, Bd. IV, Nr. 113, 15.8.1933, Chambrun an Paul-Boncour. So lässt er ihm beispielsweise im November 1933 durch Göring einen persönlichen Brief überbringen, der zur Beruhigung der Lage beitrug, abgedruckt in: ADAP, Serie C, Bd. II/1, Nr. 40, 2.11.1933, Hitler an Mussolini. Vgl. auch Petersen, Achse, S. 262. Max Domarus (Hg.): Hitler, Reden und Proklamationen 1932-45, Teil I, Bd. 2, Leonberg 41988, S. 511. Es hieß darin aber auch: „Das deutsche Volk und die deutsche Regierung haben aber aus dem einfachen Solidaritätsgefühl gemeinsamer nationaler Herkunft den begreiflichen Wunsch, daß nicht nur fremden

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Völkern, sondern auch dem deutschen Volk überall das Selbstbestimmungsrecht gewährleistet wird. […] Ich selbst glaube, daß auf die Dauer kein Regime, das nicht im Volke verankert, vom Volke getragen und vom Volke gewünscht wird, Bestand haben kann.“ ADAP, Serie C, Bd. IV/1, Nr. 121, 31.5.1935, Hassell an das Auswärtige Amt ADAP, Serie C, Bd. IV/1, Nr. 120, 30.5.1935, Hassell an das Auswärtige Amt. Vgl. ebd. ADAP, Serie C, Bd. IV/1, Nr. 109, 26.5.1935, Botschaft Rom an das Auswärtige Amt. ADAP, Serie C, Bd. III/2, Nr. 403, 27.12.1934, Telegramm Dieckhoffs an die Gesandtschaft in Addis Adeba. NS-Presseanweisungen der Vorkriegszeit, hg. von Gabriele Toepser-Ziegert u.a., Bd. 3/1, München 1987, S. 74. Ebd., S. 113. Vgl. ADAP, Serie C, Bd. IV/1, Nr. 36, 3.5.1935, Aufzeichnung ohne Unterschrift, Fußnote 2. ADAP Serie C, Bd. III/2, Nr. 376, 6.12.1934, Hassell an das Auswärtige Amt. In einer deutschen Presseanweisung hieß es: „Es wird noch einmal mit Nachdruck darauf verwiesen, daß mit sofortiger Wirkung alle Angriffe auf Italien ohne Ausnahme einzustellen sind. Das bezieht sich nicht nur auf die abessinische Frage, sondern auf die gesamte italienische Politik überhaupt. Dieses Verbot ist auch in Anwendung zu bringen soweit durch österreichische Fragen die italienische Politik berührt wird.“, aus: NS-Presseanweisungen der Vorkriegszeit, Bd. 3/1, S. 320. Zum Zustandekommen, Inhalt und Auswirkungen des sogenannten „Pressewaffenstillstands“: Rademacher, Pressewaffenstillstand, v.a. S. 24-40. Vgl. Petersen, Achse, S. 413-415. Zum Botschafterwechsel: Vgl. Petersen, S. 415-420, 424-429. Vgl. auch: Gianluca Falanga: Mussolinis Vorposten in Hitlers Reich. Italiens Politik in Berlin 1933-1945, Berlin 2008. ADAP, Serie C, Bd. IV/1, Nr. 197, 8.7.1935, Köpke an Hassell. ADAP, Serie C, Bd. IV/1, Nr. 202, 10.7.1935, Hassell an das Auswärtige Amt. ADAP, Serie C, Bd. IV/1, Nr. 246, 3.8.1935, Hassell an das Auswärtige Amt. So schätzte es zum Beispiel auch der amerikanische Gesandte in Berlin, William Dodd, ein. Vgl. Dodd, Diplomat auf heißem Boden, Eintrag vom 18.7.1935, S. 298. In den Akten des Auswärtigen Amtes ist nur die Bitte eines Vertrauensmannes des äthiopischen Kaisers über den Kauf von Waffen im Wert von 3 Millionen Reichsmark überliefert und die Überlegung Bülows, diese über Auslandsniederlassungen deutscher Firmen liefern zu lassen: ADAP, Serie C, Bd. IV/2, Nr. 212, 18.7.1935, Bülow an Neurath. Laut Funke gab Hitler der Bitte statt. Der Wert der Waffen dürfte zwischen 1,7 und 3 Millionen Reichsmark gelegen haben. Vgl. hierzu Funke, Manfred: Sanktionen und Kanonen. Hitler, Mussolini und der internationale Abessinienkonflikt 1934-36, Düsseldorf 1970, S. 43f.; vgl. auch Funke, Entscheidungsjahr 1936, S. 13. Vgl. Petersen, Achse, S. 421, 435f. Vgl. ADAP, Serie C, Bd. IV/2, Nr. 298, 16.9.1935, Bismarck an Auswärtiges Amt. Es heißt dort: „Er [Leeper, Leiter der Presseabteilung des Foreign Office] wolle die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, darauf aufmerksam zu machen, wie außerordentlich wichtig für England die Haltung Deutschlands in der Frage des italienisch-abessinischen Konflikts sei.“ Vgl. Petersen, Achse, S. 450. Vgl. Petersen, Achse, S. 451-454. So spielte der gemeinsame Kampf gegen den Kommunismus eine nicht zu unterschätzende Rolle in der Annäherung der beiden Diktatoren. Ab November 1935 fanden Verhandlungen zu einem Geheimabkommen zur polizeilichen Zusammenarbeit statt, das im März 1936 abgeschlossen wurde. Vgl. Petersen, Achse, S. 439f, 479f. Jedlicka nennt dies eine „sehr direkte Beeinflussung Mussolinis, der sehr stark auf die Berichte seiner Geheimpolizei reagierte“, vgl. Jedlicka, Wehrverbände 1936, S. 110. Vgl. DDI, Serie 8, Bd. II, Nr. 226, 2.10.1935, Attolico (Berlin) an Mussolini und Nr. 229, 3.10.1935, Preziosi (Wien) an Mussolini. Vgl. DDI, 8, Bd. II, Nr. 317, 12.10.1935, Attolico an Mussolini Vgl. DDI, 8, Bd. II, Nr. 537, 31.10.1935, Attolico an Mussolini.

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Die Kohlelieferungen stiegen von 5,4 Millionen Tonnen auf 11,3 Millionen Tonnen von 1934 auf 1935, vgl. Manfred Funke: Le relazioni italo-tedesche al momento del conflitto etiopico e delle sanzioni della Società delle Nazioni, in: Storia Contemporanea 3 (1971) S. 475-494, hier: S. 488. In einem späteren Artikel korrigiert Funke die Zahlen nach unten und spricht von einer Steigerung im Jahr 1935 von 5,385 auf 8,100 Millionen Tonnen Kohle, wobei gerade im ersten Halbjahr 1936 kaum eine Steigerung zum Jahr davor stattgefunden hätte, vgl. Funke, Entscheidungsjahr, S. 16-17. Sein Schluss, dass Italien „keine materielle Unterstützung von Hitler [erhielt], die als Beweis für eine freundschaftliche Bindung beider Systeme angesehen werden konnte“ (S. 17), greift trotzdem zu kurz, da er die immense Steigerung im entscheidenden zweiten Halbjahr 1935 übersieht. Die wirtschaftlichen Verbindungen waren ein Baustein von mehreren in der Annäherung beider Diktatoren – neben den neuen außenpolitischen Gegebenheiten, die beiden Ländern nun ein Bündnis wertvoll erschienen ließen und der ideologischen Komponente, die jedoch weiterhin die kleinste Rolle spielte. Er begründete dies mit den Militärabsprachen Frankreichs und Großbritanniens, die sich gegen Italien richten würden, vgl. Esmonde Robertson: Hitler and Sanctions. Mussolini and the Rhineland, in: Europan Studies Review 7 (1977), S. 409-435, hier: S. 420. Generell hatten sich die italienisch-französischen Beziehungen im letzten Halbjahr 1935 merklich verschlechtert, was neben der französischen Unterstützung Großbritannien im Völkerbund an dem französisch-sowjetischem Beistandspakt vom 2. Mai 1935 und dem Sturz Pierre Lavals am 22. Januar 1936 lag. DDI, Serie 8, Bd. III, Nr. 131, 29.1.1936, Bericht Suvich an Mussolini.

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ADAP, Serie C, Band IV/2, Nr. 579, 22.2.1936, Hassell an Auswärtiges Amt. Robertson hat jedoch recht, dass beide Diktatoren nicht im Einvernehmen, sondern aus Opportunität handeln und nicht davor zögern würden, den anderen fallen zu lassen, wenn sie die taktische Ausgangslage in Europa zu Gunsten eines der beiden verbessert hätte, vgl. Robertson, Hitler and Sanctions, S. 426. Das Protokoll des Gesprächs, welches Suvich Hassel am 26. Februar präsentierte, beinhaltete dann auch den Zusatz „in legitimen Grenzen“, den Suvich auf Druck Hassells wieder strich, vgl. ADAP, Serie C, Bd. IV/2, Nr. 592, 26.2.1936, Aufzeichnung Hassell. Vgl. auch ebd., Nr. 598, 28.2.1936, Hassell an Auswärtiges Amt: Hassell ging zwar davon aus, dass Italien in der Frage der Remilitarisierung des Rheinlands keine Schritte gegen Deutschland unternehmen würde, vor allem nicht, wenn sie die Sanktionen des Völkerbundes gegen Italien verschärfen würden, doch hatte er den Eindruck, Italien wolle Deutschland bremsen und dass es „alles tut, um die Brücken nach England und Frankreich nicht vorzeitig abzubrechen, und folglich auch nicht wünscht, durch ein deutsches Vorgehen jetzt schon vor die Entscheidung gestellt zu werden, ob es seine Politik vom Westen fort und nach Deutschland hin neu orientieren soll.“ Die teilweise widersprüchlichen Aussagen hingen auch mit den Richtungskämpfen innerhalb der italienischen Außenpolitik zusammen, wie Attolico bestätigte: Vgl. ADAP, Serie C, Bd. IV/2, Nr. 575, 20.2.1936, Aufzeichnung Hassell. Dies machte es für die deutsche Politik schwer, die Reaktion Italiens genau abzuschätzen. ADAP, Serie C, Bd. IV/2, Nr. 603, 3.3.1936, Hassell an AA. Vgl. Petersen, Achse, S. 478. Vgl. Aloisi, Journal, Eintragung vom 21.3.1936, S. 361; vgl. DDF 1936-1939, Bd. I, Nr. 519, 27.3.1936, Chambrun an Flandin. Dies passierte dabei aber durchaus erbittert, denn Mussolini wurde über Hitlers Coup erst im letzten Moment informiert, vgl. Petersen, S. 474-477. Zudem schlug Hitler durch sein Angebot in den Völkerbund zurückzukehren Mussolini „die Waffe aus der Hand“, indem er seine Drohungen zum Verlassen ebendieses bei Aufrechterhaltung der Sanktionen entwertete, vgl. ADAP, Serie C, Bd. 5/1, Nr. 18, 7.3.1936, Hassell an Auswärtiges Amt. Vgl. Kindermann, Österreich gegen Hitler, S. 264. Vgl. Hermann Graml: Europa zwischen den Kriegen, München 1969, S. 304. DBFP II, Vol. XV, Nr. 500, 7.2.1936, Bericht Clerk. Vgl. ebd. ADAP, Serie C, Bd. V/2, Nr. 381, 18.6.1936, Hassell an das Auswärtige Amt. Tatsächlich kommentierte Hornbostel die Remilitarisierung des Rheinlands gegenüber Puaux mit den Worten: „La prochaine fois ce sera notre tour“, vgl. DDF 1936-1939, Bd. I, Nr. 308, 7.3.1936, Puaux an Flandin. Gespräch Schuschnigg-Mussolini Rom, 1934/1935, zit. nach: Schuschnigg, Requiem, S. 238-342, hier: S. 238. Jedoch vergeblich, siehe Kapitel „Das Scheitern des Donaupakts.“ Im April 1936 kam es sogar zu dem

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Versuch Schuschniggs, eine französisch-englische Garantieerklärung zu bekommen, was jedoch von Großbritannien abgelehnt wurde, vgl. DDF 1936-1939, Bd. II, Nr. 117, 25.4.1936, Puaux an Flandin: „Le Chancelier m’a déclaré, en terminent l’entretien, que la menace allemande disparaîtrait immédiatement si la France et l’Angleterre – ou même la France seule – faisaient solennellement connaître qu’une agression armée contre l’Autriche rencontrerait de leur part une résistance armée.“ Dies war nicht der einzige Grund zur Verunsicherung über den Stand der österreichischen Haltung zu Italien für Mussolini. In einem Gespräch zwischen Suvich und Berger-Waldenegg am 19. Februar 1936 drückte der italienische Unterstaatssekretär sein Unbehagen über zwei Punkte der österreichischen Lage aus: Den Rückgang der Heimwehren und das Anwachsen der legitimistischen Strömungen, vgl. ASMAE, Affari politici, Austria 1931-1945, Karton 43, Anlage an Nr. 206822, 24. Februar 1936, Suvich an Preziosi (Colloquio col Ministro Berger-Waldenegg, 19. Februar 1936), zit. nach: Angelo Ara: Die italienische Österreichpolitik 1936-1938, in: Österreich, Deutschland und die Mächte. Internationale und österreichische Aspekte des „Anschlusses“ vom März 1938, hg. von Gerald Stourzh/Birgitta Bader-Zaar, Wien 1990, S. 111-129, hier: S. 117. Vgl. DDI, Serie 8, Bd. II, Nr. 608, 13.11.1935, Cerruti (Paris) an Mussolini. Vgl. ADAP, Serie C, Bd. IV/2, 16.11.1935, Hassell an das Auswärtige Amt. Vgl. DDI, Serie 8, Bd. II, Nr. 918, 26.12.1935, Grandi (London) an Mussolini; Nr. 919, 26.12.1935, Grandi an Mussolini. 8066/579220-21, Hassell an den Prinzen von Hessen, 7.1.1936; zit. nach: Petersen, Achse, S. 467. ADAP, Serie C, Bd. IV/2, Nr. 485, 7.1.1936, Hassell an Auswärtiges Amt. ADAP, Serie C, Bd. IV/2, Nr. 485, 7.1.1936, Hassell an Auswärtiges Amt. Vgl. ADAP, Serie C, Bd. IV/2, Nr. 487, 9.1.1936, Aufzeichnung Gesandtschaftsrat Altenburg. ADAP, Serie C, Bd. IV/2, Nr. 525, 27.1.1936, Hassell an Auswärtiges Amt. Ebd. Vgl. DDF 1936-1939, Bd. I, Nr. 239, 27.2.1936, Chambrun an Flandin. Starhemberg, S. 219-221. Diese Aussage ist dabei keine reine Irreführung, sondern hing mit dem Ärger Mussolinis über die Remilitarisierung des Rheinlandes zusammen, vgl. Fußnote 396. Vgl. hierfür z.B. Ludwig Jedlicka: Ein österreichischer Militärdiplomat in Rom, 1933-1938. Oberst des Generalstabs Dr. Emil Liebitzky, in: Vom alten zum neuen Österreich. Fallstudien zur österreichischen Zeitgeschichte 1900-1975, hg. von Ludwig Jedlicka, St. Pölten u.a. 1975, S. 341-371: „Was den österreichischen Gesandten in Rom – sei es der Gesandte oder der Militärattaché – völlig unbekannt blieb, war der sich seit Anfang Jänner 1936 hinter den Kulissen vollziehende Wechsel der italienischen Außenpolitik zu der Achse Rom-Berlin.“ (S. 360). Memorandum in Auszügen abgedruckt in: Renzo De Felice: Storia dell’Italia contemporanea, Bd. 4 Crisi europea e guerra mondiale 1930-1943, Neapel 1980, S. 211. Zit. nach Jedlicka, Wehrverbände 1936, S. 109. Ähnlich äußerte sich Suvich am 19. Februar in einem Memorandum, abgedruckt in James Burgwyn: Italy, the Heimwehr and the Austro-German Agreement of 11. July 1936, in: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 38 (1985), S. 305-325, hier: S. 312. Auch gegenüber Berger-Waldenegg betonte Suvich die italienische Unterstützung: „Er möchte auch besonders betonen, dass die Freundschaft Italiens auch in der Anschlussfrage eine absolut unveränderte sei. Für Italien gebe es keine Regelung des Verhältnisses mit Deutschland ohne eine Garantie der Unabhängigkeit und Integrität Österreichs. Wir können uns in jeder Hinsicht auf Italien verlassen. Italien denke auch gar nicht daran, sich irgendwie an europäischen, speziell an Donaufragen zu desinteressieren […].“ Aus: ADÖ, Bd. 10, Nr. 1582, ohne Datum, Unterredung Außenminister Berger-Waldenegg mit italienischen Staatssekretär Suvich am 18. Februar 1936 in Florenz, Gesprächsskizze. Vgl. Jürgen Gehl: Austria, Germany and the Anschluss, 1931-1938, London u.a. 1963, S. 126. Vgl. auch Guido Zernatto: Die Wahrheit über Österreich, New York 61939, S. 153f. Jedoch hat Burgwyn recht, wenn er betont, dass in den Akten nirgends ein direkter Druck Mussolinis auf Schuschnigg beschrieben wird, mit den Deutschen in Verhandlungen zu treten. Es ist daher gut möglich, dass Mussolini die Lösung eines deutsch-österreichischen Ausgleichs im Rahmen der Römischen Protokolle am liebsten gewesen wäre, Hitler jedoch bekanntlich jegliche Art multilateraler Vereinbarung ablehnte, woraufhin Mussolini zu Gunsten der deutsch-italienischen Annäherung zurückwich, vgl. Burgwyn, Heimwehr, S. 317-325. Vgl. Burgywyn, Heimwehr, S. 314-316. Die ungarische Politik war bei weitem nicht so stark daran interessiert wie die italienische, die österreichische Eigenstaatlichkeit zu wahren. Es waren vor allem wirtschaftliche Gründe, die Gömbös nach 1933 den Anschluss ablehnen ließen, da er um den

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österreichischen Absatzmarkt fürchtete. Generell verfolgte Ungarn eine geschickt ausbalancierte Politik zwischen Deutschland, Österreich und Italien, vgl. Klaus Koch: Eine Grenzregion als Teil einer Nachbarschaft – das Burgenland in der Zwischenkriegszeit, in: Das Burgenland als internationale Grenzregion im 20. und 21. Jahrhundert, hg. von Maximilian Graf u.a, Wien 2012, S. 45-59, v.a. S. 58. Vgl. zur ungarischen Österreichpolitik auch Georg Dollinger: Ungarns Außenpolitik 1933-38 und der Anschluß Österreichs, (Phil. Diss.) Wien 1983. Vgl. hierzu Federica Niglia: Mussolini, Dollfuss e i nazionalisti austriaci. La politica estera italiana in Austria nei rapporti di Morreale, in: Nuova Storia Contemporanea 7-1 (2003), S. 63-82. Vgl. hierzu v.a. Jedlicka, Wehrverbände 1936, S. 110-118. Laut Jedlicka spielte die kommende Annäherung an Deutschland dabei eine große Rolle. Weiterhin ging es um die künftige wehrpolitische Ausrichtung der österreichischen Streitkräfte. Vgl. das folgende Kapitel zu den innenpolitischen Gründen der Entlassung Starhembergs. Schuschnigg, Im Kampf gegen Hitler, S. 185. Mussolini merkte hier auch an, „dass Italien und Deutschland gegenseitig ins Gespräch zu kommen suchen und dass sich beide Staaten freundlich gegenüberstehen.“ Aus: ADÖ, Bd. 10, Nr. 1627, 7.6.1936, Unterredung Bundeskanzler Schuschnigg mit italienischem Ministerpräsidenten Mussolini am 5. Juni in Rocca delle Caminate, Amtsvermerk. HHStA, NPA 583, Liasse Italien I/III Zl. 39.105/13.36, Amtsvermerk Peter, 7. Juni 1936, zit. nach: Burgwyn, Heimwehr, S. 323. Mussolini zeigte sich bei dem Treffen einverstanden mit Schuschniggs Plänen zur Übereinkunft mit Deutschland und ließ den österreichischen Bundeskanzler wissen, dass Italien einen Ausgleich mit Österreich sehr begrüße. Gleichzeitig betonte er aber, dass sich Österreich unter allen Umständen auf Italien verlassen könne, auch wenn kein Ausgleich zu Stande käme. Vgl. ADAP, C, Bd. V/1, Nr. 344, 23.5.1935, Hassell an Auswärtiges Amt.

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Angelo Ara spricht hier von einem „scheinbaren Erfolg“ für die italienische Regierung, weil das Abkommen „einen Grund zur Spannung zwischen Italien und Deutschland beseitigte, ohne jedoch die Existenz der österreichischen Republik, zumindest was die innere politische Lage anbetraf, in Frage zu stellen.“, aus: Ara, Die italienische Österreichpolitik, S. 119. Di Nolfo, Beziehungen, S. 266. Vgl. Petersen, Achse, S. 367. Vgl. auch Gehl: Austria, Germany and the Anschluss, S. 101-105. Neben den außenpolitischen Aspekt spielte auch die innenpolitische Komponente eine Rolle, mit Papen einen potentiellen Unruheherd aus Deutschland abschieben zu können, vor allem vor dem Hintergrund des nahenden Tods Hindenburgs. Die „österreichische Legion“ wurde dabei nur in „Hilfswerk Nordwest“ umbenannt und ins Rheinland verlegt, vgl. Gerhard Jagschitz: Zwischen Befriedung und Konfrontation. Zur Lage der NSDAP in Österreich 1934-1936, in: Das Juliabkommen von 1936, Vorgeschichte, Hintergründe und Folgen, hg. von Ludwig Jedlicka/Rudolf Neck, München 1977, S. 156-187, hier: S. 157. Vgl. Müller, von Papen, S. 90-94. Müller argumentiert, dass Papen weit mehr war als „Erfüllungsgehilfe Hitlers“, wie oftmals in der Literatur behauptet. Stattdessen hätte die neue Position eine Erweiterung des Handlungsspielraums von Papens gebracht, da er nun versuchen konnte, direkt Einfluss auf die Außen- und auch Innenpolitik Hitlers zu nehmen. Vgl. MRP, Abteilung VIII, Bd. 7, Wortlaut des Ministerratsprotokolls vom 27. Juli 1934, S. 662-676, hier: S. 663. Vgl. Müller, von Papen, S. 92f., 109. Auch Papen erkannte, dass Starhemberg und BergerWaldenegg umgekehrt die größten Hindernisse bei der Umsetzung seiner Ziele sein würden. Vgl. zur „Nationalen Opposition“ und deren Formierung unter reger Mithilfe von Papens: Müller, von Papen, S. 156-269. Innerhalb der „Nationalen Opposition“ gab es demnach verschiedene Strömungen; Seys-Inquart und Glaise-Horstenau gehörten dabei zu den sogenannten „Katholisch-Nationalen und waren selbst keine Mitglieder der österreichischen NSDAP, verfügten aber über enge Kontakte zu reichsdeutschen Regierungs- und Parteistellen, vgl. Volsansky, Pakt auf Zeit, S. 80. Zit. nach Norbert Schausberger, Österreich und die nationalsozialistische Anschlusspolitik, in: Hitler, Deutschland und die Mächte. Materialien zur Außenpolitik des Dritten Reiches, hg. von Manfred Funke, Düsseldorf 1976, S. 728-756, hier: S. 737. Vgl. Müller, von Papen, S. 94, 106. Beide Versuche, die der innerösterreichischen Einmischung samt Regierungsumbildung und die des zwischenstaatlichen Ausgleichs hingen deshalb eng zusammen. Zitiert aus dem sogenannten „Papen-Memorandum“, einer Sammlung all jener Stellen aus den Aufzeichnungen Franz von Papens zu seiner Zeit als Botschafter in Wien, zit. nach: Der Hochverratsprozess gegen Dr. Guido Schmidt vor dem Wiener Volksgericht. Die gerichtlichen Protokolle.

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Mit den Zeugenaussagen, unveröffentlichten Dokumenten, sämtlichen Geheimbriefen und Geheimakten, Wien 1947, S. 366. Vgl. Müller, von Papen, S. 95. Von Papen zeigt sich hier in Übereinstimmung mit dem deutschen Botschafter in Rom, von Hassell, mit dem er während seiner Zeit in Österreich eng kooperierte. Vgl. Müller, Papen, S. 97f. Vgl. ADAP, Serie C, Bd. III/1, Nr. 235, 8.10.1934, Papen an Hitler. Vgl. Müller, von Papen, S. 111-112. Sowohl Schuschnigg als auch Berger lehnten das Angebot ab. Diese hingen vor allem mit der Wiedereinführung der Wehrpflicht zusammen, die Starhemberg ablehnte, und gingen soweit, dass Gerüchte über einen Putsch Starhembergs und seine Ausrufung zum Reichsverweser kursierten: Vgl. Müller, von Papen, S. 114-118. Vgl. ADAP, Serie C, Bd. IV/1, Nr. 111, 27.5.1935, Papen an Hitler. Papen begründete die Gesprächsbereitschaft Schuschniggs mit dessen Angst vor dem Putschs Starhembergs und der Hoffnung auf deutsche Hilfe dagegen. Papen erwähnt auch ein Gespräch mit Buresch, in welchem dieser eine Aussöhnung mit Deutschland begrüßte, um „einer Heimwehrdiktatur und der völligen Auslieferung an italienische Einflüsse zu entgehen.“ Vgl. Müller, von Papen, S. 120. Papen versuchte auch gezielt Bedenken bei Schuschnigg gegenüber Starhemberg, seiner italienischen Abhängigkeit und seinen angeblichen Plänen einer Reichsverweserschaft zu schüren, vgl. ADAP, C, Bd. IV/1, Nr. 111, 27.5.1935, Papen an Hitler. Vgl. ADÖ, Bd. 10, Nr. 1543, Unterredung Berger-Waldenegg mit Papen, 26. Juni 1935. Wörtlich heißt es: „Nicht früher könnten wir uns in irgendwelche politischen Besprechungen mit Deutschland einlassen, als bis der deutsche Führer eine Erklärung öffentlich abgegeben hätte, die auch seine Parteileute und die deutsche Öffentlichkeit darüber belehrt, dass sich die Politik Deutschlands gegenüber Österreich tatsächlich geändert habe.“ Vgl. ADÖ, Bd. 10, Nr. 1563, Unterredung Berger-Waldeneggs mit Papen, 9. Oktober 1935. Vgl. Müller, von Papen, S. 121f. Vgl. Politisches Archiv des aus Auswärtigen Amtes, Gesandtschaft Wien, Geheimberichte Papens, Bd. 2, A 1125, Papen an Hitler vom 22.2.1936; zit. nach Müller, von Papen, S. 133. Starhemberg begründete seine Annäherung an von Papen damit, dass „er nicht weiter gezwungen werden möchte, seine Anhänger in einer Front mit Christlichsozialen und Demokraten zu sehen, mit denen ihn nichts verbinde als die Aufrechterhaltung der österreichischen Unabhängigkeit“. Ihm schwebte stattdessen eine „Front der autoritär regierten Staaten“ Deutschland, Italien, Österreich und Ungarn vor; aus: ADAP, Serie C, Bd. V/1, Nr. 90, 12.3.1936, Papen an Auswärtiges Amt. Vgl. Müller, von Papen, S. 130-133. Vgl. Reichhold, Kampf um Österreich, S. 212f. Vgl. zum Freiheitsbund: Anton Pelinka: Stand oder Klasse? Die Christliche Arbeiterbewegung Österreichs 1933-1938, Wien u.a. 1972. Als verbindendes Element von Freiheitsbund und Nationalsozialismus wirkten dabei Antisemitismus und antikapitalistische Tendenzen. Vgl. Müller, von Papen, S. 133-135. Offizieller Grund war ein Glückwunschtelegramm Starhembergs an Mussolini zur Einnahme Addis Abebas. Neben Starhemberg und Berger-Waldenegg mussten mit Dobretsberger und Strobl auch die Kräfte des „linken“ Katholizismus gehen, die sich gegen eine Annäherung an Deutschland ausgesprochen hatten, vgl. Müller, von Papen, S. 138f. Mussolini segnete die Entlassung Starhembergs ab. Er wolle „seinen Einfluss dahin geltend machen, dass sich Starhemberg in die gegebene Situation füge […].“ Aus: ADÖ, Bd. 10, Nr. 1621, 15.5.1936, Vollgruber an Schuschnigg. ADAP, Serie C. Bd. V/1, Nr. 325, 14.5.1936, Papen an Auswärtiges Amt. Vgl. ADAP, Serie C, Bd. V/1, Nr. 304, 4.5.1936, Papen an Auswärtiges Amt. Dies passierte vor allem bei dem bereits erwähnten Treffen Anfang Juni 1936, bei dem sich die Gelegenheit ergab, „entsprechend der Konsultationsverpflichtungen der Römischen Protokolle die Herstellung des Modus vivendi mit Deutschland im Detail zu erörtern.“ Schuschnigg, Im Kampf gegen Hitler, S. 185. Vgl. Müller, Von Papen, S. 144-149. Vgl. ADAP, Serie C, Bd. V/2, Nr. 389, 19.6.1936, Aufzeichnung ohne Unterschrift (Papen als Verfasser gesichert). Vgl. Müller, von Papen, S. 151.

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Vgl. ADÖ, Bd. 10, Nr. 1633, ohne Datum, Besprechung Bundeskanzler Schuschnigg mit deutschem Gesandten Papen am 1. Juli 1936 in Wien. Vgl. Peter Broucek (Hg.): Ein General im Zwielicht. Die Erinnerungen Edmund Glaises von Horstenau, Bd. 2 Minister im Ständestand und General im OKW, Wien u.a. 1983, S. 74f. Schuschnigg, Requiem, S. 300.

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Damit zusammenhängend stellt sich die auch für das Selbstverständnis Österreichs nach 1945 so wichtige und viel diskutierte Frage, wie weit der Anschluss an Deutschland 1938 erzwungen war oder von der Bevölkerung gewollt, wie weit er vielleicht sogar Ausdruck des Selbstbestimmungsrechts der Völker war. Vgl. hierzu vor allem: Botz, Gerhard: War der „Anschluss“ erzwungen?, in: Fünfzig Jahre danach – Der „Anschluss“ von Innen und Aussen gesehen, hg. von Felix Kreissler (Beiträge zum internationalen Symposion von Rouen 29. Februar-4. März 1988), Wien u.a. 1989, S. 97-119. Zum Rückhalt des Schuschnigg-Regimes 1938 schreibt Botz: „Da sich dieses Regime eben nicht nur mit einer (unter demokratischen Verhältnissen) auf 25 bis 35 Prozent zu schätzenden pronationalsozialistischen, ‚nationalen Opposition‘, sondern auch mit der Ablehnung durch das rund 35 bis 40 Prozent der Bevölkerung umfassende ehemals sozialdemokratische ‚Lager‘ konfrontiert sah, erscheint es nicht zulässig, den unausgesprochenen Analogieschluß vom ‚Opfer Österreich‘ auf das ‚Opfer aller Österreicher‘ zu ziehen. Ja es erscheint zweifelhaft, ob die Österreicher des Jahres 1938 – in einem freien Volksentscheid – grundsätzlich anders als die Saarländer am 13.Jänner 1935 abgestimmt hätten.“ (S. 107). Brief des ungarischen Geschäftsträgers in Madrid, Wodianer, an den ständigen Stellvertreter des Außenministers, Gábor Apor, 28.6.1936; aus: Ádám u.a. (Hg.), Allianz Hitler-Horthy-Mussolini, S. 128. Starhemberg, Erinnerungen, S. 269. Juliabkommen abgedruckt in: ADÖ, Bd. 10, Nr. 1640, 11.7.1936. Zu den schon erwähnten Einschränkungen der „Friedensrede“ Hitlers vom 21. Mai 1935: Vgl. Fußnote 362. Vgl. Müller, von Papen, S. 271f. AdR, NPA, Deutschland I/12 E, 51.400/13-38, Vorbereitungsmaterial für Berchtesgaden, zit. nach: Volsansky, Pakt auf Zeit, S. 73. Volsansky urteilt: „Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß die reichsdeutsche Zusage der Nichteinmischung keine ausreichende Umsetzung erfuhr, österreichische Reklamationen erfolglos blieben und im Laufe des Jahres 1937 ein erneutes Ansteigen der Kontakte zwischen den Parteistellen beider Länder zu beobachten war.“ Aus: Ebd., S. 79. So zum Beispiel Schausberger in der Überschrift seines Kapitel „Die Taktik des Trojanischen Pferdes“, vgl. Schausberger, Griff, S. 349. Müller entgegnet, dass die österreichische Seite vielmehr die Deutschen selbst bewaffnete, da sie um die Nachteilhaftigkeit des Abkommens für sie wussten, vgl. Müller, von Papen, S. 272. Vgl. Hochverratsprozess gegen Guido Schmidt, Zeugenprotokoll Dr. Kurt Schuschnigg, S. 432. Schuschnigg, Im Kampf gegen Hitler, S. 187. Vgl. auch Müller, von Papen, S. 273f. So Berger-Waldenegg in einer Sitzung des Ministerrats: „In Deutschland gibt es in allen Schichten der Bevölkerung Unzufriedene, die sich sammelten, untereinander aber noch keinen Zusammenhang hätten. Die wirtschaftliche Situation dürfe in Deutschland in etwa einem Jahr dazu führen, daß die derzeitige Wirtschaftsführung nicht mehr fortgesetzt werden könne. Bis dahin rechne man mit einer Organisation der unzufriedenen Elemente.“, aus:. MRP IX, Bd. 3, Wortlaut des Ministerratsprotokolls vom vom 28.8.1935, S. 208-256, hier: S. 212. Vgl. auch Müller, von Papen, S. 275. Jedlicka erwähnt einen echten „Reichswehrmythos“ in Österreich, vgl. Jedlicka, Ein österreichischer Militärdiplomat in Rom, S. 358f. Vgl. für die direkten Folgen Schausberger, Griff, S. 358-360. Vgl. Volsansky, Pakt auf Zeit, S. 81-3: Zwar war Glaise-Horstenaus Einfluss als „Minister ohne Portefeuille“ anfangs noch beschränkt, doch nach der endgültigen Entmachtung der Heimwehr übernahm er im November 1936 das Innenministerium und mit Odo Neustädter-Stürmer ein weiteres Mitglied der „Nationalen Opposition“ den Sektor „Öffentliche Sicherheit“. Vgl. Volsansky, Pakt auf Zeit, S. 225. BA, Zsg, Brammer, Informationsbericht Dertinger Nr. 27 vom 10. Juli 1936, S. 281f., zit. nach: Schausberger, Griff, S. 353. ADAP, Serie D, Bd. I, Nr. 233, 1.7.1937, Papen an das Auswärtige Amt.

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BA, Zsg 101/29, Informationsbericht Dertinger Nr. 28: Auswirkungen des deutsch-österreichischen Abkommens, Berlin 13. Juli 1936, S. 291; zit. nach Schausberger, Griff, S. 358. ADAP, Serie D, Bd. I, Nr. 155, 11.7.1936, Hassell an das Auswärtige Amt. Vgl. Ara, Italienische Österreichpolitik, S. 119f. So kürzlich Wolfgang Schieder: Der italienische Faschismus 1919-1945, München 2010, S. 55: „In Wahrheit war diese Gleichgewichtspolitik jedoch nur die politische Linie des Altfaschisten Dino Grandi, dem der Diktator von 1929 bis 1932 vorübergehend das Außenministerium überlassen hatte. Mussolini selbst band sich dagegen seit Hitlers Machtergreifung Schritt für Schritt an den geistesverwandten Diktator, weil er nur von ihm Unterstützung bei der Verwirklichung seiner aggressiven Imperialpläne erwarten konnte […].“ Vgl. Altgeld, Der Spanische Bürgerkrieg, v.a. S. 75-79. Altgeld hat Recht, dass die Ereignisse des Jahres 1936 noch als Merkmal der italienischen Schaukelpolitik, der Politik des „peso determinante“ gesehen werden können, eine Festlegung auf Deutschland als Kriegspartner erst durch die Machtverschiebungen des Jahres 1938, wenn nicht sogar erst durch die Kriegserfolge Deutschlands 1939/40 passierte. Vgl. auch Manfred Funke: Hitler, Mussolini und die Substanz der „Achse“, in: Nationalsozialistische Diktatur 19331945. Eine Bilanz, hg. von Karl Dietrich Bracher u.a., Bonn 1983, S. 345-369. DDF 1936-1939, Bd. II, Nr. 455, 15.7.1936, Francois-Poncet an Delbos. Vgl. ADAP, Serie C, Bd. V/2, Nr. 415, 1.7.1936, Papen an das Auswärtige Amt. Vgl. Angerer, Französische Österreichpolitik, S. 45. Vgl. auch Thomas Angerer: Erster Schritt zum Anschluss? Frankreich und das Juliabkommen, in: Geschichte und Gegenwart 7 (1988), S. 185-194. DBFP II, Vol. XVI, Nr. 453, 15.7.1936, Clerk (Paris) an Eden.

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Inhalt Free ebooks ==> www.ebook777.com Inhaltsverzeichnis Vorwort 1. Einleitung 1.1 Vorgeschichte der Anschlussidee 1919-1933 1.2 Quellenlage und Forschungsstand 1.3 Ziele und Aufbau der Arbeit 2. Außenpolitische Konzeptionen 2.1 Hitler und das Auswärtige Amt 2.2 Mussolini und das faschistische Italien 3. Deutschland und Österreich 1933/34 3.1 Hitlers „Kalter Krieg“ gegen Österreich 3.2 Dollfuß’ ambivalente Haltung gegenüber Deutschland und der NSDAP 4. Außenpolitische Abwehrversuche der österreichischen Politik 4.1 Der Versuch der Internationalisierung der österreichischen Frage 1933/34 4.2 Italien als Bündnispartner 4.3 Die Römischen Protokolle 4.4 Der Putsch vom 25. Juli 1934 4.5 Die „Front“ von Stresa 4.6 Das Scheitern des ‚Donaupaktes‘ als Beispiel für eine gescheiterte Internationalisierung der österreichischen Frage 5. Die Annäherung zwischen Hitler und Mussolini 5.1 Italiens Abessinienkrieg 1935/36 – Das Ende für Stresa 5.2 Die beginnende Annäherung von faschistischem Italien und nationalsozialistischem Deutschland 5.3 Beseitigung eines Problems: Die Verständigung über Österreich 6. Die bilaterale Lösung: Die Verhandlungen zum Juliabkommen 1936 7. Die Folgen des Juliabkommens für Österreich und Europa 8. Quellen und Literaturverzeichnis 8.1 Quellenverzeichnis 8.2 Literatur 9. Abkürzungsverzeichnis