Consumer Index Total Grocery
06/2009
GfK ConsumerScan
Discounter in der Krise?
Aktuelle Trends:
Europaweit profitieren die Discounter von der aktuellen Krise, in Deutschland stecken sie dagegen offenbar selbst darin
Vollsortimenter parieren die Preisattacken der Discounter Die LEH Food-Vollsortimenter haben in den ersten sechs
Eine Krise kann, soweit sie nicht
Tatsächlich haben die LEH-Discoun-
Monaten des laufenden Jahres
unmittelbar existenzbedrohend ist,
ter die wirtschaftlich angespannte
den Discountern erfolgreich
auch eine Chance sein. Zum Beispiel,
Situation zahlreicher Haushalte
Paroli geboten. Im Juni schnitten
weil sie den Blick auf bestehende
genutzt, um sich europaweit
sie besser ab als alle anderen
Probleme fokussiert und es so
größere Marktanteile zu sichern.
Vertriebskanäle.
ermöglicht, diese zu entschärfen.
Nahezu überall konnten sie im
Oder aber, weil erst die Krise dazu
vergangenen Jahr wie auch in den
FMCG-Sortimente weiterhin in
führt, dass neue, zusätzliche
ersten Monaten des laufenden
relativ ruhigem Fahrwasser
Zielgruppen erschlossen werden.
Jahres relevante Marktanteils-
Die bislang so stete wie erstaun-
Dies ist bei den Billiganbietern in
gewinne verzeichnen. Auch in
liche Gelassenheit der Verbrau-
den verschiedensten Märkten der
Deutschland sind sie 2008 noch
cher beim Einkauf von Gütern
Fall, und dies gilt insbesondere für
deutlich gewachsen, doch mitten
des täglichen Bedarfs hält die
die Discounter im Bereich des
in der Krise geht ihnen überra-
Krise von den meisten FMCG-
Lebensmitteleinzelhandels.
schend ein wenig die Luft aus.
Sortimenten (noch) fern. Anders im Außer-Haus-Konsum: Hier zeigt sich die Krise deutlicher.
Discounter gewinnen in Europa, aber… Marktanteile (Wert in %) 2007 (Jan - Dez)
Verbraucherpanels deutlich
2008 (Jan - Dez)
Deutschland
2009 (Jan - Mar/Apr)
Niederlande
Spanien
40
20
19
39
19
18
38
18
17
37
17
16
36
16
15
35
15
14
34
14
13
Großbritannien
GfK erhöht die Basis ihrer
Frankreich 16
15
7
15
14
6
14
13
5
13
12
4
12
11
3
11
10
2
10
9
Quelle: Europanel, ausgewählter FMCG-Warenkorb
ihrer Verbraucherpanels aufgestockt. Im GfK ConsumerScan berichten seit Januar 2009 30.000 Haushalte, im GfK ConsumerScan Individual 35.000 Verbraucher über ihre Einkäufe
Italien
8
Die GfK hat die Teilnehmerzahl
© GfK Panel Services Deutschland
von Gütern des täglichen Bedarfs. Weitere Informationen bei: Wolfgang Twardawa Tel.: 0911/395-3360 Fax: 0911/395-4093
[email protected]
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… in Deutschland keine Effekte in der Kauffrequenz erkennbar Shopper Traffic absolut in Mio. – VÄ zum Vorjahr in % – Basis: Discounter gesamt – FMCG KW 2009
01
02
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09
10
11
12
13
14
15
17
16
Nach-Osterwoche 2009
60
16
50 2
40 30 20
0 -1
-6
-1
-2
1
1
1
0
-4
-2
-4
-3
-3
10 -16 0 Nach-Osterwoche 2008 Quelle: GfK ConsumerScan
© GfK Panel Services Deutschland
In ihrem Stammland Deutschland haben die Dis-
der steile prozentuale Anstieg in der Nach-Osterwoche
counter mit einem wertmäßigen Marktanteil von
2009 (+16%) kompensiert per Saldo lediglich den
44 Prozent (2008) offenbar eine Grenze erreicht, die
Einbruch in der Shopper-Frequenz aus der Nach-Oster-
für sie sogar in der augenblicklichen Krise kaum noch
woche 2008. Real verzeichneten die Discounter gerade
zu überspringen ist. Selbst deutliche Preissenkungen in
in dieser 16. Kalenderwoche 2009 einen massiven
jedem einzelnen Monat des laufenden Jahres konnten
Rückgang der Käuferfrequenz für Fast Moving Consu-
nicht verhindern, dass sie nach einem halben Jahr per
mer Goods insgesamt. Selbst die deutliche Preissen-
Saldo im Minus sind, wenn auch nur leicht und immer
kung für Süßwaren bei Aldi Anfang März löste keine
noch weniger als die anderen Vertriebsschienen.
zusätzlichen Kaufimpulse aus; das Geschäft von Aldi mit Süßwaren war in der Osterwoche kaum höher als
Ein Grund dafür ist sicher, dass die Verbraucher in
zur Karnevalszeit Mitte Februar.
Deutschland – im Unterschied zu anderen Ländern – die Krise noch nicht so richtig an sich herangelassen
Tatsächlich ist vor allem Aldi entscheidend für das
haben. Sie sparen zwar ebenfalls bei größeren An-
relativ schlechte Abschneiden der Discounter in diesem
schaffungen (mit Ausnahme der hoch subventio-
Jahr verantwortlich, und das liegt wiederum an der
nierten Kfz), halten aber im Alltag ihr bisheriges
Shopper-Frequenz. Aldi hat in den ersten Jahren dieses
Konsum- und Einkaufsverhalten weitgehend bei. Man
Jahrzehnts stärker als andere Discounter vom Wachs-
muss in diesem Zusammenhang bedenken, dass rund
tum der Nonfood-Sortimente profitiert (siehe Chart
die Hälfte der Verbraucher überhaupt nicht von der
auf der folgenden Seite). In den besten Jahren
Krise getroffen wird, weil diese Haushalte einen
erreichte Aldi allein einen Anteil von 3,2 Prozent am
sicheren Arbeitsplatz haben und ein vergleichsweise
gesamten Nonfood-Markt. Inzwischen ist der Fre-
hohes Einkommen bzw. Ruhestandsgeld beziehen.
quenzbringer Nonfood bei den Discountern insgesamt, vor allem aber bei Aldi deutlich zurückgegan-
So sind derzeit, anders als beispielsweise bei der
gen, und das wirkt sich auch auf die Nachfrage nach
Euro-Einführung, bei den Discountern kaum Ände-
FMCG aus.
rungen in der Kauffrequenz zu beobachten. Selbst
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Discounter haben ihren Zenit bei Nonfood* überschritten Basis: Discounter gesamt – Marktanteile in % an Nonfood gesamt 1998
2000
Restliche Lidl (ab 2003) Aldi 2,7 gesamt 3,4 2,7
2002
2003
2005
2006
2007
2008
4,6
4,6
4,5
0,9
1,0
1,0
0,7
0,7
0,7
3,0
2,9
2,8
5,0
4,9
4,7
4,4 1,3
2004
0,8
0,9
1,0
0,7
0,8
0,8
1,1
0,9 3,1 1,8
3,2
3,2
3,2
2,3
Quelle: GfK ConsumerScope
* Elektro, Textil, Hartwaren
© GfK Panel Services Deutschland
Auch Lidl, in den vergangenen beiden Jahren noch
Eigenmarken zurückgefahren hat. Herstellermarken,
zweistellig gewachsen, tut sich in diesem Jahr schwer.
die in den vergangenen Jahren überproportional zum
Zwar kauften im ersten Tertial des Jahres 2009 mehr
Wachstum von Lidl beigetragen haben, büßten im
Verbraucher bei der Nummer zwei unter den Discoun-
ersten Tertial 2009 gut sieben Prozent Umsatz ein und
tern ein, allerdings gaben die Kunden insgesamt
sind damit ein wichtiger Faktor für den Umsatzrück-
weniger Geld pro Einkauf aus. Das liegt unter anderem
gang, den Lidl im laufenden Jahr erleidet. Die Handels-
daran, dass Lidl sein Markensortiment zugunsten von
marken können diesen Rückgang nicht kompensieren.
Wie erklärt sich die Entwicklung von Lidl? Basis: FMCG gesamt Veränderungsraten 1. Halbjahr 2009 vs. 1. Halbjahr 2008
UMSATZ
KÄUFERHAUSHALTE
+ 0,2%
KAUFFREQUENZ Quelle: GfK ConsumerScan
- 0,7%
AUSGABEN PRO HAUSHALT
- 0,7%
- 0,9%
BON-BETRAG
- 0,2% © GfK Panel Services Deutschland
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LEH Food-Vollsortimenter und Discounter liegen in der Krise nahe beieinander
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Neue Vertriebslinien-Einteilung im GfK Panel Die GfK hat die Vertriebslinien in ihrer Panelbericht-
Obwohl die Verbraucher seit August 2008 bei den
erstattung zum Teil neu zugeordnet. Anlass dafür
Discountern stets deutlich weniger für einen Einkauf
sind die Strukturveränderungen im Lebensmittel-
bezahlen müssen als im entsprechenden Vorjahresmo-
einzelhandel aufgrund von Zukäufen und Flächen-
nat (siehe Chart auf der folgenden Seite), lagen ihre
vergrößerungen durch die einzelnen Key Accounts.
Umsätze beinahe ebenso regelmäßig unter dem
Die Neuordnung ist im unten stehenden Vertriebs-
jeweiligen Vorjahresniveau. Nach einem halben Jahr
linienchart bereits berücksichtigt. Neben den aktu-
kumuliert sich der Umsatzrückgang auf 0,3 Prozent. Das
ellen Mai-Werten wurden auch die Marktanteile für
ist nicht gerade viel, muss ihnen angesichts der aktu-
die vergangenen Jahre neu berechnet.
ellen Krise und gemessen an den satten Zuwächsen der vergangenen Jahr aber dennoch wehtun. Vor allem Aldi
Künftig gilt folgende neue Zuordnung:
liegt nach den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres deutlich hinter dem Vorjahresergebnis zurück.
u LEH-Food Vollsortimenter (bis 4.999 qm)
Edeka-EH; Famila; Hit; Rewe, Tengelmann/ Im Juni büßten neben Aldi vor allem die großen
Kaisers; restl. Kleinfläche
SB-Warenhäuser (Verkaufsfläche > 5.000 qm) Umsätze ein. Auch sie bieten, wie Aldi, kein reines FMCG-Sorti-
u SB-Warenhäuser (ab 5.000 qm)
ment an, sondern eine vielfältige Palette an Nonfood-
Globus; Kaufland; Marktkauf; Real; Toom;
Artikeln. Die Zurückhaltung der Verbraucher auf
restl. Großfläche
diesem Sektor und die damit verbundene rückläufige Shopperfrequenz wirkt sich in beiden Fällen negativ
Bei den übrigen Vertriebsschienen – Discountern,
auf die FMCG-Nachfrage aus. Dagegen schnitten die
Drogeriemärkten und dem Fachhandel – hat sich an
LEH Food-Vollsortimenter im Juni mit einem Umsatz-
der Zuordnung nichts geändert.
rückgang von knapp einem Prozent gegenüber dem Vorjahr vergleichsweise gut ab.
Vertriebsschienenanteile im Lebensmitteleinzelhandel Nach Handelspanelsystematik – ohne Fachhandel Umsatzanteile in %
Vertriebsschienen
2006
2007
2008*
8,5
8,7
8,6
Drogeriemärkte
24,2
23,8
23,7
SB-Warenhäuser
24,8
24,5
23,7
42,5
43,0
44,0
19,6 8,6
18,7 9,2
18,9 9,7
Lidl
140,2
144,2
151,6
Mrd. Euro
+ 2,8
+ 5,1
VÄ Wert (%) 2009:2008*
VÄ 2009*
Juni
01 - 06 + 1,9
- 1,2
– 1,7
- 3,3
LEH Food-Vollsortimenter
– 0,6
- 0,7
Discounter Aldi
Achtung: neue Struktur
– 0,3
- 1,5
– 4,1
- 3,2
VÄ zum Vorjahr in %
1,4
- 1,7
– 0,7
– 0,6
* eigene Berechnungen auf Basis GfK ConsumerScan (30.000), Bonsumme FMCG Quelle: IRI Grundgesamtheiten, Stand jeweils zum Jahresende
© GfK Panel Services Deutschland
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Sowohl die Food-Vollsortimenter als auch die Discoun-
schienen – auch die FMCG-Sortimente im Juni ihr
ter liegen rein rechnerisch im Plus, wenn man die
Vorjahrsergebnis behaupten können, wenn man die
Preissenkungen im jeweiligen Handelssortiment
negative Preisentwicklung (-2,2% für FMCG ohne
berücksichtigt. Das gilt jedoch nicht für für den
Frische) berücksichtigt. Der Kalender spielt im Juni
führenden Discounter Aldi. Bei ihm ist die Umsatz-
dagegen keine Rolle (±0).
einbuße höher als der durchschnittliche Preisrückgang in der Vertriebsschiene.
In einigen Sortimentsbereichen muss man den Basiseffekt aus dem Vorjahr im Auge behalten, um die
Erstmals seit langem müssen auch die Drogeriemärkte
Umsatzentwicklung im laufenden Jahr richtig werten
wieder ein reales Umsatzminus verbuchen. Trotz Preis-
zu können. So verbuchten die Molkereiprodukte im
zuwächsen von knapp einem Prozentpunkt reichte es
ersten Halbjahr 2008 einen durch massive Preis-
für sie im Juni nicht zu einem positiven Umsatzresul-
steigerungen bedingten Umsatzzuwachs von rund
tat (-1,2%). Aufs Jahr gesehen sind sie aber nach wie
15 Prozent. Massive Preissenkungen vor allem im
vor die einzige Vertriebsschiene, die im Krisenjahr
Bereich der weißen Linie (Milch und Milchprodukte,
2009 das Vorjahresergebnis leicht übertreffen kann.
ohne Käse) führen im laufenden Jahr dazu, dass die
Insgesamt gesehen haben – wie die LEH-Vertriebs-
Mopro-Sortimente bislang deutlich im Minus sind.
Preisindex FMCG* 2008/09 Preisveränderung zum jeweiligen Vorjahresmonat in Prozentpunkten 2008 JUN
JUL
AUG
6,6
7,0
6,7
SEP
5,0
OKT
3,1
LEH+DM gesamt
NOV
1,6
2008 DEZ
2009 JAN
FEB
-1,8
Drogeriemärkte
6,4
2,0
7,0
1,2
7,2
2,5
2,3 0,0
3,4
1,6
0,6
JUN
2,4
-3,0
-2,3
-2,2
1,9
0,3
0,5
0,8
-1,0
-1,2
-1,7
-2,2
-2,7
-2,7
-1,5
2,5 0,3 -0,1
9,3
MAI
5,5
Vollsortimenter
9,4
APR
0,2 -0,6
2,0
MAR
-0,9
10,0
-2,8
7,2 Discounter
4,7
0,4 -0,2
© GfK ConsumerScan, Haushaltsindex Bezahlte Preise
* ohne Frische
-1,3
-2,7
-4,2
© GfK Panel Services Deutschland
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Höhere Preise sind auch ein Grund für die positive
über dem Vorjahresmonat als auch auf Halbjahressicht
Entwicklung der Süßwaren sowohl im Juni als auch
spürbar erholen.
über das gesamte erste Halbjahr gesehen. Hier kommt jedoch hinzu, dass Süßwaren in Zeiten der Krise
Kosmetik/Körperpflege büßte über alle Vertriebskanäle
profitieren; sind sie doch ein bezahlbarer Luxus in
hinweg im Juni ein Prozent Umsatz ein. Das Minus kam
schwierigen Zeiten.
aber vorwiegend aus dem Fachhandel; in LEH+DM ist die Entwicklung mit plus 2,1 Prozent dagegen positiv.
Ein besonderes Augenmerk verdienen auch die Home- /
GfK erweitert Verbraucherpanels für zusätzliche Analysemöglichkeiten
Bodycare-Warengruppen. Sie haben teilweise unter den Preiserhöhungen für Molkereiprodukte und andere FMCG-Warengruppen im vergangenen bzw. vorletzten Jahr gelitten, weil die Verbraucher hier Ein-
Die GfK hat die Basis für ihre Verbraucherpanels
sparungen vorgenommen haben, um höhere Ausga-
deutlich erweitert. Das 20.000er Haushaltspanel
ben an anderer Stelle zu kompensieren. Dies gilt vor
wurde auf 30.000 Haushalte, das Individualpanel
allem für die Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel. Hier
von 25.000 auf 35.000 Panelteilnehmer erhöht.
sind aber wohl keine weiteren Einsparungen möglich,
Für den Frischebereich berichten weiterhin 13.000
und so können sich diese Sortimente sowohl gegen-
Haushalte.
Consumer Index Juni 2009 Veränderungsraten (Wert) für FMCG zum Vorjahreszeitraum in % inkl. Fachhandel
Juni 2009
Gesamt FMCG
-2,0
Molkereiprodukte, weiße Linie
Süßwaren*
Sonstige Nahrungsmittel
- 5,5 -2,0
- 3,4
-11,6
- 13,3 1,3
Wasch- / Putz- / Reinigungsmittel
Kosmetik / Körperpflege*
Papierwaren
1,2
-6,4
- 0,1 -2,7
1,2
-9,7
- 4,9 -5,1
2,7 1,0
Home- / Bodycare
3,0
2,2
Heißgetränke (inkl. Milchkonzentrate)
Alkoholhaltige Getränke
- 1,4
-3,0
Getränke Alkoholfreie Getränke
3,1
-7,1
Obst / Gemüse Brot / Backwaren
- 0,3 1,6
Fleisch / Wurstwaren
Molkereiprodukte, gelbe Linie
- 0,8
-1,3
Frischeprodukte
- 0,7
-2,5
Food
- 0,5
-1,9
Food & Getränke
Jan. - Juni
- 0,7 6,8
-1,0
Quelle: GfK Haushaltspanel ConsumerScan (30.000); * GfK ConsumerScan Individual (35.000)
1,8 - 1,9
2,4
1,3
© GfK Panel Services Deutschland
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Warengruppentrends in der Krise – zwei Beispiele
Seite 7
Positive Effekte gibt es auch im Bereich der Körperpflege. So entwickelten sich die Home Colorationen in den letzten sechs Monaten deutlich besser (+7,8%) als
Bei den Gütern des täglichen Bedarfs war das Einkaufs-
das Segment Färben beim Friseur (+4,4%). Ein Grund
verhalten der Verbraucher im ersten Halbjahr insge-
dafür ist der relativ große Anteil der „Zuwanderer”,
samt gesehen ziemlich stabil. Dass sie besser abschnei-
die sich die Haare vorher beim Friseur haben färben
den würden als beispielsweise langlebige Gebrauchs-
lassen, jetzt aber auf Do-it-Yourself umgestiegen sind.
güter, war zu erwarten, aber das Ausmaß an Kontinui-
Dabei handelt es sind eher um junge Menschen, deren
tät und Stabilität kommt alles in allem doch ein wenig
wirtschaftliche Situation auch infolge der Krise nicht
unerwartet und ist für Hersteller und Handel durch-
so gut ist.
weg erfreulich. Zumal sich Krisenerscheinungen anderenorts für die Fast Moving Consumer Goods wie
Wie der aktuelle GfK Konsumklimaindex zeigt, schwin-
auch für den LEH vielfach positiv auswirken.
det bei den Konsumenten der Konjunkturpessimismus zunehmend, nachdem einige Wirtschaftsinstitute ein
Ein Beispiel ist der Getränkekonsum. Während der
Ende der ökonomischen Talfahrt signalisiert haben. Die
Inhouse Konsum in den ersten sechs Monaten des
Inflation ist gering, und stabile oder sogar sinkende
laufenden Jahres im Vergleich zum Vorjahr – vor allem
Preise sorgen dafür, dass die Anschaffungsneigung
witterungsbedingt – stagniert, ist der Außer-Haus
weiter steigt. Neben den günstigen Preisen spielt auch
Konsum regelrecht eingebrochen. Laut GfK Trink
die Tatsache eine wichtige Rolle, dass der Arbeitsmarkt
Trends (Altersgruppe 16-39 Jahre) ging die mengen-
bislang noch nicht eingebrochen ist. Allerdings dürfte
mäßige Nachfrage nach Getränken in der Gastrono-
der Härtetest sowohl für das Konsumklima als auch für
mie im ersten Halbjahr 2009 gegenüber dem Vorjah-
die Konsumenten selbst noch bevorstehen, sollten die
reszeitraum um rund ein Fünftel zurück. Die
Arbeitslosenzahlen im Spätherbst stärker steigen.
Einnahmen sanken in diesem Bereich ebenfalls um fast 20 Prozent.
Getränke außer Haus 1. Halbjahr 2009 : 2008
MENGE
- 19,8% WERT
- 19,4%
Quelle: GfK TrinkTrends plus 16-39 Jahre © GfK Panel Services