Sabine Behrens Regierungspräsidium Karlsruhe Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung an Gymnasien Heidelberg

E.T.A. Hoffmann: Der goldne Topf Materialien zur analytischen Umsetzung im Unterricht

Deutsch - neue Pflichtlektüren und Aufgabenformate im Abitur 2019 Regionale Fortbildung, März 2017

Didaktischer Kommentar - Vorbemerkungen In der folgenden Übersicht werden die Aspekte einer Unterrichtseinheit zu E.T.A. Hoffmanns Erzählung „Der goldne Topf“ dargestellt. Die verschiedenen Aufgaben behandeln wesentliche Aspekte der Übersicht und bauen z.T. aufeinander auf, so dass die Reihenfolge der Aufgaben einem möglichem Unterrichtsgang entspricht. In der Übersicht wird auf die entsprechenden Aufgaben verwiesen. Einige Aspekte, v.a. Epochenspezifisches und die Motivik, eignen sich besonders für eine integrative Umsetzung und werden an entsprechende Inhalte angebunden. Dem Leseprozess, bei dem die Schülerinnen und Schüler (SuS) die gesamte Erzählung als häusliche Lektüre lesen, sind Aufgaben vorangestellt, die sie auf die Lektüre vorbereiten und bereits die Zielrichtung des Unterrichtsgangs anlegen, indem auf die Diskrepanz zwischen bürgerlicher Alltagswelt und märchenhafter Phantasiewelt hingelenkt wird. In die inhaltliche Erarbeitung ist die ausführliche, aspektgeleitete Interpretation ausgewählter Textstellen eingebunden, um so auf die entsprechende Interpretationsaufgabe im Abitur vorzubereiten. Den Angaben zu Textstellen ist die von den meisten Schulen auch im Abitur verwendete ReclamAusgabe zugrunde gelegt. In der Regel wird neben der Seitenzahl auch die jeweilige Vigilie angegeben, so dass die Textstellen auch in anderen Ausgaben ohne Mühe zu finden sind. Das Symbol F verweist auf Hinweise, die im Sinne einer Binnendifferenzierung bei Bedarf zusätzliche Hilfestellungen bieten. Die Aufgaben begleitet ein didaktischer Kommentar im Anhang, in dem sich Lösungshinweise zu den Aufgaben finden.

2

Übersicht - Aspekte einer Unterrichtseinheit v Einstieg w Vorbereitung auf die Lektüre, Entwicklung von Fragestellungen / Themenfindung (FS. 5, 6, 8, 10)

v Figuren w Anselmus’ Entwicklung I: Zwischen bürgerlicher Alltagswelt und märchenhafter Phantasiewelt (F S. 11) w Dresdner Bürger - märchenhafte Figuren (F S. 12) w Figur des Philisters (F S. 12) w Frauenfiguren: Veronika - Serpentina (F S. 14-15) w Lindhorsts doppelte Existenz (F S. 16) w Das Äpfelweib als Gegenspielerin Lindhorsts w Anselmus’ Entwicklung II: Vom Tollpatsch zum Poeten, vom Kopisten zum romantischen Dichter (F S. 22-24)

v Dualismus der zwei Welten w Phantastisches und Desillusionierung (F S. 17-18)

v Die Erzählung von Atlantis w Ein romantischer Schöpfungs-und Erlösungsmythos (F S. 19-21) w Das triadische Geschichtsmodell

v Motive und Symbole w Goldener Topf (vs. Veronikas Terrinen) (F S. 14, S. 21) w Spiegel / Kristalle

v Erzählstruktur w Raum und Zeit (F S. 6) w Volksmärchen - Kunstmärchen - Wirklichkeitsmärchen (F S. 6-7) w Vigilien / Inhaltszusammenfassungen (F S. 5) w Rolle des Erzählers (F S. 25)

w Ansprachen an den Leser (F S. 26)

v Epochenkontext w Rolle der Poesie und Phantasie in der Romantik (F S. 23, 24, 26)

v Entstehung und Rezeption (F S. 7) v Bezüge zu weiteren Texten w Novalis: Heinrich von Ofterdingen, Blüthenstaub, Hymnen an die Nacht (F S. 24) w Goethe: Das Märchen 3

Übersicht - Umsetzung im Unterricht 5

Einstieg I - Erste Eindrücke formulieren

6

Einstieg II - Ein Märchen aus der neuen Zeit

7

Ein Märchen aus der neuen Zeit - E.T.A. Hoffmanns Idee

8

Handlung, Themen und Motive

10

Ein Buchcover auswählen

11

Anselmus’ Entwicklung I: Zwischen bürgerlicher Alltagswelt und märchenhafter Phantasiewelt (Textstelle: Unter dem Holunderbaum)

12

Personen:

14

Frauenfiguren: Veronika - Serpentina

15

Veronika - Anselmus - Serpentina: Die Dreiecksbeziehung

16

Lindhorsts doppelte Existenz

17

Die Evokation des Wunderbaren

18

Wunderbares und Desillusionierung

19

Die Erzählung von Atlantis - ein romantischer Schöpfungs- und Erlösungsmythos, Das Motiv des goldenen Topfes

22

Anselmus’ Entwicklung II: Vom Tollpatsch zum Poeten, vom Kopisten zum romantischen Dichter (Textstelle: Anselmus in der Kristallflasche)

25

Die Rolle des Erzählers und Lesers

27

Didaktischer Kommentar / Lösungshinweise

40

Literaturverzeichnis

Dresdner Bürger - märchenhafte Figuren, Der Philister

4

Einstieg I - Erste Eindrücke formulieren E.T.A. Hoffmann hat seine Erzählung „Der goldne Topf“ anstatt in Kapitel in 12 Vigilien (= Nachtwachen) unterteilt. Im Notizenstil wird den Vigilien jeweils eine stichwortartige Zusammenfassung der Handlung vorangestellt:

Erste Vigilie 1 Die Unglücksfälle des Studenten Anselmus. - Des Konrektors Paulmann Sanitätsknaster und die goldgrünen Schlangen. Zweite Vigilie Wie der Student Anselmus für betrunken und wahnwitzig gehalten wurde. – Die Fahrt über die Elbe. – Die Bravour-Arie des Kapellmeisters Graun. – Conradis Magen-Likör und das bronzierte Äpfelweib. Dritte Vigilie Nachrichten von der Familie des Archivarius Lindhorst. – Veronikas blaue Augen. – Der Registrator Heerbrand. Vierte Vigilie Melancholie des Studenten Anselmus. – Der smaragdene Spiegel. – Wie der Archivarius Lindhorst als Stoßgeier davonflog und der Student Anselmus niemandem begegnete. Fünfte Vigilie 2 Die Frau Hofrätin Anselmus. – Cicero de officiis. – Meerkatzen und anderes Gesindel. – Die alte Liese. – Das 3 Aequinoctium. Sechste Vigilie Der Garten des Archivarius Lindhorst nebst einigen Spottvögeln. – Der goldne Topf. – Die englische Kursivschrift. – Schnöde Hahnenfüße. – Der Geisterfürst. Siebente Vigilie Wie der Konrektor Paulmann die Pfeife ausklopfte und zu Bett ging. – Rembrandt und Höllenbreughel. – Der Zauberspiegel und des Doktors Eckstein Rezept gegen eine unbekannte Krankheit. Achte Vigilie Die Bibliothek der Palmbäume. – Schicksale eines unglücklichen Salamanders. – Wie die schwarze Feder eine Runkelrübe liebkosete und der Registrator Heerbrand sich sehr betrank. Neunte Vigilie Wie der Student Anselmus zu einiger Vernunft gelangte. – Die Punschgesellschaft. – Wie der Student 4 Anselmus den Konrektor Paulmann für einen Schuhu hielt, und dieser sich darob sehr erzürnte. – Der Tintenklecks und seine Folgen.

Aufgaben: 1.) Lesen Sie die stichwortartigen Zusammenfassungen der Vigilien eins bis neun. Formulieren und begründen Sie Ihre Erwartungen an die Erzählung. 2.) Versuchen Sie, angedeutete inhaltliche Linien nachzuvollziehen und mit eigenen Worten wiederzugeben. Welcher Eindruck entsteht?

1

In der Studentensprache ein billiger Tabak Von Cicero als Mahnschrift für seinen studierenden Sohn verfasste Abhandlung „Über die Pflichten“ 3 Tagundnachtgleiche 4 eulenähnlicher Vogel 2

5

Einstieg II - Ein Märchen aus der neuen Zeit E.T.A. Hoffmann gab seiner Erzählung den Untertitel „Ein Märchen aus der neuen Zeit“. Aufgaben: 1.) Markieren Sie märchenhafte Elemente in den Inhaltszusammenfassungen der Vigilien (s. AB 1). 2.) Welche Elemente der Inhaltszusammenfassungen passen nicht zu der Märchenform? Beschreiben Sie die Diskrepanz. 3.) Rekapitulieren Sie die Merkmale des traditionellen Volksmärchens. Überprüfen Sie nun, inwieweit Ihre Ergebnisse auf den Erzählanfang anwendbar sind.

5

10

15

Am Himmelfahrtstage, nachmittags um drei Uhr, rannte ein junger Mensch in Dresden durchs Schwarze Tor, und geradezu in einen Korb mit Äpfeln und Kuchen hinein, die ein altes hässliches Weib feilbot, so dass alles, was der Quetschung glücklich entgangen, hinausgeschleudert wurde, und die Straßenjungen sich lustig in die Beute teilten, die ihnen der hastige Herr zugeworfen. Auf das Zetergeschrei, das die Alte erhob, verließen die Gevatterinnen ihre Kuchen- und Branntweintische, umringten den jungen Menschen und schimpften mit pöbelhaftem Ungestüm auf ihn hinein, so dass er, vor Ärger und Scham verstummend, nur seinen kleinen, nicht eben besonders gefüllten Geldbeutel hinhielt, den die Alte begierig ergriff und schnell einsteckte. Nun öffnete sich der festgeschlossene Kreis, aber indem der junge Mensch hinausschoss, rief ihm die Alte nach: »Ja renne – renne nur zu, Satanskind – ins Kristall bald dein Fall – ins Kristall!« – Die gellende, krächzende Stimme des Weibes hatte etwas Entsetzliches, so dass die Spaziergänger verwundert stillstanden, und das Lachen, das sich erst verbreitet, mit einem Mal verstummte. – Der Student Anselmus (niemand anders war der junge Mensch) fühlte sich, unerachtet er des Weibes sonderbare Worte durchaus nicht verstand, von einem unwillkürlichen Grausen ergriffen, und er beflügelte noch mehr seine Schritte, um sich den auf ihn gerichteten Blicken der neugierigen Menge zu entziehen. Wie er sich nun durch das Gewühl geputzter Menschen durcharbeitete, hörte er überall murmeln: »Der arme junge Mann – Ei! – über das verdammte Weib!« – Auf ganz sonderbare Weise hatten die geheimnisvollen Worte der Alten dem lächerlichen Abenteuer eine gewisse tragische Wendung gegeben, so dass man dem vorhin ganz Unbemerkten jetzt teilnehmend nachsah.

Volksmärchen

Erzählbeginn von „Der goldne Topf“

4.) Spekulieren Sie: Was mag Hoffmann bewogen haben, von dem traditionellen Volksmärchen abzuweichen und „ein Märchen aus der neuen Zeit“ zu schreiben?

6

Ein Märchen aus der neuen Zeit - E.T.A. Hoffmanns Idee E.T.A. Hoffmann selbst äußerte sich am 19. August 1813 in einem Brief an seinen Verleger zu der Grundidee des Märchens: „Feenhaft und wunderbar, aber keck ins gewöhnliche alltägliche Leben tretend und seine Gestalten ergreifend 5 soll das Ganze werden."

Er begründet seine Idee an anderer Stelle, in seiner Sammlung von Erzählungen und Aufsätzen „Die Serapionsbrüder“, indem er einem Charakter der Erzählung „Die Braut“ folgende Worte in den Mund legt: „Ich meine, dass die Basis der Himmelsleiter, auf der man hinaufsteigen will in höhere Regionen, befestigt sein müsse im Leben, dass jeder nachzusteigen vermag. Befindet er sich dann, immer höher und höher hinaufgeklettert, in einem fantastischen Zauberreich, so wird er glauben, dies Reich gehöre auch in sein Leben 6 hinein und sei eigentlich der wunderbar herrlichste Teil desselben.“ „Sonst war es üblich, ja Regel, alles, was nur Märchen hieß, ins Morgenland zu verlegen, und dabei die Märchen der Dscheherezade zum Muster zu nehmen. Die Sitten des Morgenlandes nur eben berührend, schuf man sich eine Welt, die haltlos in den Lüften schwebte und vor unsern Augen verschwamm. Deshalb gerieten aber jene Märchen meist frostig, gleichgültig und vermochten nicht den innern Geist zu entzünden und die 7 Fantasie anzuregen.“

Aufgaben: 1.) Formulieren Sie mit eigenen Worten, welche Intention Hoffmann mit seinem „Märchen aus der neuen Zeit“ verfolgte und welche Bedenken er gegenüber der traditionellen Märchenform hatte. 2.) Hoffmanns Erzählung wird auch als „Wirklichkeitsmärchen“ bezeichnet. Verfassen Sie auf der Grundlage des bisher Erarbeiteten einen kurzen Lexikoneintrag, was man unter einem „Wirklichkeitsmärchen“ versteht. Wirklichkeitsmärchen

3.) Vor welche Probleme könnte das Vorhaben den Autor, den Leser und die Charaktere stellen, wenn Wunderbares und Phantastisches mit dem gewöhnlichen, alltäglichen Leben verknüpft werden soll?

5

Aus einem Brief Hoffmanns vom 19.08.1813 an seinen Verleger, zit. n.: Paul-Wolfgang Wührl (Hg.): Erläuterungen und Dokumente. E.T.A. Hoffmann: Der goldne Topf. Stuttgart 1982, S. 113. 6 Aus: E.T.A. Hoffmann: Die Serapionsbrüder. 3. Band, 6. Kap. Zit. n.: http://gutenberg.spiegel.de/buch/-3106/58. 7 Ebd.

7

Handlung, Themen und Motive

8

Aufgaben: 1.) Bringen Sie die Bilder in die richtige Reihenfolge und finden Sie Bildüberschriften. 2.) Rekapitulieren Sie die Handlung mit Hilfe der Bilder. 3.) Formulieren Sie anhand der Bilder Themen und Fragestellungen und benennen Sie Motive, die im Rahmen der Unterrichtseinheit behandelt werden sollten.

9

Ein Buchcover auswählen

Aufgaben: 1.) Erläutern Sie, welche Inhalte, Themen und Motive auf den Buchcovern dargestellt sind. 2.) Wählen Sie ein Cover aus, das Sie für besonders geeignet bzw. ungeeignet halten, und begründen Sie Ihre Einschätzung. Zusatzaufgaben: Gestalten Sie ein eigenes Cover. / Formulieren Sie einen Klappentext. 10

Anselmus’ Entwicklung I: Zwischen bürgerlicher Alltagswelt und märchenhafter Phantasiewelt Anselmus’ „Abenteuer unter dem Holunderbaum“ (S. 17) - eine Textstelle interpretieren Textstelle: („Hier wurde der Student Anselmus [...]“, S. 9, - Ende der 1. Vigilie, S. 11) Aufgaben: Kontextuierung: 1.) Beschreiben Sie den Zustand, in dem sich Anselmus befindet, als er sich unter einem Holunderbaum niederlässt. Analyse und Interpretation der Textstelle: 2.) Gliedern Sie die Textstelle („Hier wurde der Student Anselmus [...]“, S. 9, - Ende der 1. Vigilie, S. 11) thematisch und finden Sie Überschriften für die einzelnen Teile. Legen Sie eine Spannungskurve an. 3.) Beschreiben und vergleichen Sie Anselmus’ Wahrnehmung der Natur, bevor und nachdem er die Schlange mit den blauen Augen erblickt, und entwickeln Sie eine Deutungshypothese. 4.) Die Sprache der Natur - Untersuchen Sie die sprachlichen Mittel, mit denen die Natur, einschließlich der drei Schlangen, spricht, und beschreiben Sie die Wirkung dieser Sprechweise. Reflexion: 5.) Unmittelbar nach seinem Erlebnis unter dem Holunderbaum unternimmt Anselmus in Gesellschaft eine Gondelfahrt auf der Elbe, bei der er sich aber nur bedingt entspannen kann, da ihm „beinahe die Sinne“ vergehen: „denn in seinem Innern erhob sich ein toller Zwiespalt, den er vergebens beschwichtigen wollte.“ (S. 15) Erläutern Sie, worin dieser Zwiespalt seit seinem Erlebnis unter dem Holunderbaum besteht und wodurch er ausgelöst wird. (s. S. 12-18) Funktion der Textstelle für den weiteren Verlauf: 6.) Untersuchen Sie, welche Bedeutung das „Abenteuer unter dem Holunderbaum“ für Anselmus’ weitere Entwicklung hat.

11

Personen: Dresdner Bürger - märchenhafte Figuren Aufgaben: 1.) Die Zweiteilung in bürgerliche Alltagswelt und märchenhafte Phantasiewelt betrifft auch die einzelnen Personen. Ordnen Sie die Personen den beiden Welten zu. Wo fällt eine Zuordnung schwer und woran liegt das? Finden Sie in Zweifelsfällen eine geeignete Möglichkeit der graphischen Darstellung in der Tabelle. Dresdner Bürger

märchenhafte Figuren

2.) Untersuchen Sie anhand der folgenden Zitate und gegebenenfalls weiterer geeigneter Textstellen die Werte und Einstellungen der Repräsentanten der bürgerlichen Welt. Bei welchen Charakteren lässt sich ein Hang zum Phantastischen ausmachen und wie drückt sich dieser aus? „»Der Herr ist wohl nicht recht bei Troste«, sagte die Bürgersfrau“ (S. 12) Ein Familienvater: „»Lamentier’ der Herr nicht so schrecklich in die Finsternis, und vexier’ Er nicht die Leute, wenn ihm sonst nichts fehlt, als dass Er zu viel ins Gläschen geguckt - geh’ Er fein ordentlich zu Hause und leg’ Er sich aufs Ohr!«“ (S. 13) „»Ei, ei, Herr Anselmus«, fiel der Konrektor Paulmann ein, »ich habe Sie immer für einen soliden jungen Mann gehalten, aber träumen - mit hellen offenen Augen träumen, und dann mit einem Mal ins Wasser springen wollen; das - verzeihen Sie mir, können nur Wahnwitzige oder Narren!«“ (S. 16) „»Und, teuerste Mademoiselle, werter Konrektor!«, nahm der Registrator Heerbrand das Wort, »sollte man denn nicht auch wachend in einen gewissen träumerischen Zustand versinken können? So ist mir in der Tat selbst einmal nachmittags beim Kaffee in einem solchen Hinbrüten, dem eigentlichen Moment körperlicher oder geistiger Verdauung, die Lage eines verlornen Aktenstücks wie durch Inspiration eingefallen, und nur noch gestern tanzte auf gleiche Weise eine herrliche große lateinische Frakturschrift vor meinen hellen offenen Augen umher.« «Ach, geehrtester Registrator«, erwiderte der Konrektor Paulmann, «Sie haben immer solch einen Hang zu den Poetics gehabt, und da verfällt man leicht in das Fantastische und Romanhafte.«“ (S. 16) „Dem Konrektor Paulmann entging die glückliche Änderung des Studenten Anselmus nicht, er gewann ihn wieder lieb, und bat ihn der harten Worte wegen, die er vorhin gegen ihn fallen lassen, um Verzeihung.«Ja!«, fügte er hinzu, «man hat wohl Beispiele, dass oft gewisse Phantasmata dem Menschen vorkommen und ihn ordentlich ängstigen und quälen können, das ist aber körperliche Krankheit, und es helfen Blutigel, die man salva venia, dem Hintern appliziert [...]«“ (S. 17) Nach der Erzählung Lindhorsts, 3. Vigilie: „Zum zweiten Male brachen die Anwesenden in ein schallendes Gelächter aus, aber dem Studenten Anselmus wurde ganz unheimlich zumute, und er konnte dem Archivarius

12

Lindhorst kaum in die starren ernsten Augen sehen, ohne innerlich auf eine ihm selbst unbegreifliche Weise zu erbeben.“ (S. 25) „»Mit dem Anselmus ist nun einmal in der Welt nichts anzufangen«, sagte der Konrektor Paulmann; »alle meine guten Lehren, alle meine Ermahnungen sind fruchtlos, er will sich ja zu gar nichts applizieren, unerachtet er die besten Schulstudia besitzt, die denn doch die Grundlage von allem sind.« Aber der Registrator Heerbrand erwiderte, schlau und geheimnisvoll lächelnd: »Lassen Sie dem Anselmus doch nur Raum und Zeit, wertester Konrektor! das ist ein kurioses Subjekt, aber es steckt viel in ihm, und wenn ich sage: viel, so heißt das: ein Geheimer Sekretär oder wohl gar ein Hofrat.« (S. 36)

3.) Die romantischen Dichter gebrauchten den Begriff des Philisters zur Bezeichnung einer bürgerlichen Existenzform. Lesen Sie die Textauszüge und erläutern Sie mit eigenen Worten, wodurch sich der Philster auszeichnet. Stellen Sie Bezüge zu „Der goldne Topf“ her.

„Unser Alltagsleben besteht aus lauter erhaltenden, immer wiederkehrenden Verrichtungen. Dieser Zirkel von Gewohnheiten ist nur Mittel zu einem Hauptmittel, unserm irdischen Dasein überhaupt, das aus mannigfaltigen Arten zu existieren gemischt ist. Philister leben nur ein Alltagsleben. Das Hauptmittel scheint ihr einziger Zweck zu sein. Sie tun das alles, um des irdischen Lebens willen; wie es scheint und nach ihren eigenen Äußerungen scheinen muß. Poesie mischen sie nur zur Notdurft unter, weil sie nun einmal an eine gewisse Unterbrechung ihres täglichen Laufs gewöhnt sind. In der Regel erfolgt diese Unterbrechung alle sieben Tage, und könnte ein poetisches Septanfieber heißen. Sonntags ruht die Arbeit, sie leben ein bißchen besser als gewöhnlich und dieser Sonntagsrausch endigt sich mit einem etwas tiefern Schlafe als sonst; daher auch montags alles noch einen raschern Gang hat. Ihre parties de plaisir müssen konventionell, gewöhnlich, modisch sein, aber auch ihr Vergnügen verarbeiten sie, wie alles, mühsam und förmlich.“ Aus: Novalis: Blüthenstaub-Fragmente (1797-1798), Nr. 77.

“Denjenigen, der sich ganz der Nützlichkeit verschreibt, nennen die Romantiker Philister. Ein Romantiker ist stolz darauf, keiner zu sein, und ahnt doch, dass er, wenn er älter wird, es kaum vermeiden kann, selbst einer zu werden. Der Ausdruck „Philister“ kommt aus dem Studentenjargon und bezeichnet damals abschätzig den Nicht-Studenten oder ehemaligen Studenten, der im normalen bürgerlichen Leben steckt ohne die studentischen Freiheiten. Für die Romantiker wird der „Philister“ zum Inbegriff des Normalmenschen schlechthin, von dem sie sich angrenzen wollen. Der Philister ist nicht schon jemand, der das Normale, Regelhafte schätzt - das wird auch der Romantiker zuzeiten tun -, sondern einer, der das Wunderbare, Geheimnisvolle, heruntererklärt und auf Normalmaß zu bringen versucht. Der Philister ist ein Mensch des Ressentiments, der das Außerordentliche gewöhnlich und das Erhabene klein zu machen versucht. Es handelt sich also um Leute, die sich das Staunen und die Bewunderung verbieten. Es ist der Umkreis ihrer lieben Gewohnheiten, in welchen sie sich ewig herumdrehen, nicht nur fehlt es Ihnen an Phantasie, Ihnen ist auch jeder suspekt, von dem sie glauben, dass er zu viel davon hat.” Aus: Rüdiger Safranski: Romantik. Eine deutsche Affäre. München 2007.

4.) Erläutern Sie folgendes Zitat des romantischen Dichters Clemens Brentano über die Philister mit Bezug zu „Der goldne Topf“: „Nie sind sie berauscht gewesen, ohne zu trinken, und dann immer sehr besoffen [...].“ 5.) Erörtern Sie: Inwieweit schließt sich E.T.A. Hoffmann als Spätromantiker der Kritik der romantischen Dichter an der Figur des Philisters in „Der goldne Topf“ an oder nicht? 6.) Widersacher - Doppelgänger: Einige der Personen weisen signifikante Parallelen zu und Unterschiede mit je einer anderen Person auf. Stellen Sie entsprechend Paare zusammen und diskutieren Sie, ob es sich jeweils um eine Art Doppelgänger oder eher um Widersacher handelt.

13

Frauenfiguren: Veronika - Serpentina Aufgaben: 1.) Vergleichen Sie Veronika und Serpentina und tragen Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit Textbelegen in die Tabelle ein. Veronika

F 2. Vigilie, 5. Vigilie, 6. Vigilie, 7. Vigilie Serpentina

2.) Serpentina erhält als Mitgift bei ihrer Hochzeit einen goldenen Topf, Veronika verlobt sich mit Heerbrand bei einer, von ihr zubereiteten, „dampfenden Suppenschüssel“ (11. Vigilie). Untersuchen Sie die Bedeutungen der beiden Gefäße und formulieren Sie anschließend, ausgehend von den Ergebnissen aus Aufgabe 1 und der Bedeutung der beiden Topf-Motive, ein vergleichendes Fazit zu den beiden Frauenfiguren. Fazit:

14

Veronika - Anselmus- Serpentina: Die Dreiecksbeziehung Aufgabe: Anselmus zwischen den beiden Frauen: Untersuchen Sie, welche Bedeutung Veronika und Serpentina für Anselmus besitzen, und tragen Sie in das Schaubild durch eine Zickzacklinie ein, zu welcher der beiden Frauen er sich in der jeweiligen Textstelle hingezogen fühlt. Was sind die Gründe für die Hinwendung an die jeweils andere andere Frau? An welchen Stellen ist die Zuordnung nicht ganz eindeutig und woran liegt das?

Veronikas Bedeutung für Anselmus 5. Vig. S. 36-37, S. 46, 9. Vig. S. 80

1. Vig., S.10 2. Vig., S.14 2. Vig., S. 16

Serpentinas Bedeutung für Anselmus 1. Vig. S. 10, 6. Vig. S. 53 ff., 8. Vig. S. 62 ff., 10. Vig. S. 83

2.Vig., S. 17 4.Vig., S. 30 ff. 6. Vig., S. 47ff. 7. Vig., S. 62

V

8. Vig., S. 66-67

S

9. Vig., S. 73-77 9.Vig, S. 80 10. Vig., S. 83 ff.

Veronikas Bedeutung für Anselmus:

Serpentinas Bedeutung für Anselmus:

w Was bedeutet seine Entscheidung für Serpentina am Ende für Anselmus? 15

Lindhorsts doppelte Existenz Aufgaben: 1.) In der zweiten Vigilie beschreibt der Registrator Heerbrand Lindhorst als einen “wunderliche[n] merkwürdige[n] Mann“. (S. 18). Tragen Sie die „Merkwürdigkeiten“ in das Schaubild ein.

F 2. Vig. S. 18-19, 3. Vig., 4. Vig. S. 32-35, 8. Vig. S. 65, 67, 72

2.) w Tragen Sie Elemente der bürgerlichen und der märchenhaften Existenz Lindhorsts in die Tabelle ein. bürgerliche Existenz

märchenhafte Existenz

w Erläutern Sie, wie Lindhorsts doppelte Existenzform begründet wird. Welche Existenzform wird als begehrenswerter dargestellt? Begründen Sie. F 8. Vig. S. 67 ff. w Lindhorsts Name ist ein Kompositum aus zwei Bestandteilen, die auf etwas verweisen: Die erste Silbe „Lind“ erinnert an den Lindwurm, die Endsilbe „horst“ an Adlerhorst. Was könnte der Name Lindhorst in diesem Zusammenhang und unter Berücksichtigung der zuvor Erarbeiteten bedeuten?

F Lindwurm: althochdeutsch „lint“ = Schlange, schlangen- und drachenartiges Fabelwesen 16

Die Evokation des Wunderbaren

5

10

15

20

25

30

35

„» [...] Und nun Adieu! lieber Herr Anselmus, ich gehe etwas rasch, deshalb will ich Ihnen nicht zumuten, mit mir nach der Stadt zurückzukehren. – Adieu! auf Wiedersehen, morgen um zwölf Uhr.« – Der Archivarius hatte dem Studenten Anselmus ein kleines Fläschchen mit einem goldgelben Liquor gegeben, und nun schritt er rasch von dannen, so, dass er in der tiefen Dämmerung, die unterdessen eingebrochen, mehr in das Tal hinabzuschweben als zu gehen schien. Schon war er in der Nähe des Koselschen Gartens, da setzte sich der Wind in den weiten Überrock und trieb die Schöße auseinander, dass sie wie ein Paar große Flügel in den Lüften flatterten, und es dem Studenten Anselmus, der verwunderungsvoll dem Archivarius nachsah, vorkam, als breite ein großer Vogel die Fittige aus zum raschen Fluge. – Wie der Student nun so in die Dämmerung hineinstarrte, da erhob sich mit krächzendem Geschrei ein weißgrauer Geier hoch in die Lüfte, und er merkte nun wohl, dass das weiße Geflatter, was er noch immer für den davonschreitenden Archivarius gehalten, schon eben der Geier gewesen sein müsse, unerachtet er nicht begreifen konnte, wo denn der Archivarius mit einemmal hingeschwunden. »Er kann aber auch selbst in Person davongeflogen sein, der Herr Archivarius Lindhorst«, sprach der Student Anselmus zu sich selbst, »denn ich sehe und fühle nun wohl, dass alle die fremden Gestalten aus einer fernen wundervollen Welt, die ich sonst nur in ganz besondern merkwürdigen Träumen schaute, jetzt in mein waches reges Leben geschritten sind und ihr Spiel mit mir treiben. – Dem sei aber, wie ihm wolle! Du lebst und glühst in meiner Brust, holde, liebliche Serpentina, nur du kannst die unendliche Sehnsucht stillen, die mein Innerstes zerreißt. – Ach, wann werde ich in dein holdseliges Auge blicken – liebe, liebe Serpentina!« – - So rief der Student Anselmus ganz laut. – »Das ist ein schnöder, unchristlicher Name«, murmelte eine Bassstimme neben ihm, die einem heimkehrenden Spaziergänger gehörte. Der Student Anselmus, zu rechter Zeit erinnert, wo er war, eilte raschen Schrittes von dannen, indem er bei sich selbst dachte: »Wäre es nicht ein rechtes Unglück, wenn mir jetzt der Konrektor Paulmann oder der Registrator Heerbrand begegnete?« – Aber er begegnete keinem von beiden.“ (S. 35-36)

Aufgaben: Textgrundlage Aufgaben 1.) - 2.): Abschnitt: Z. 5 „und nun schritt er“ - Z. 21 „sprach der Student Anselmus zu sich selbst“) 1.) Untersuchen Sie, wie die Verwandlung Lindhorsts in einen Geier erzähltechnisch gestaltet wird.

Fw

Unterstreichen Sie Aspekte, die Lindhorst als einem Menschen zuzuordnen sind, rot und die Aspekte, die zu dem Geier gehören, grün. In welchem Verhältnis stehen die verschiedenfarbig markierten Aspekte zueinander? w Markieren Sie Ausdrücke, die beide Aspekte zueinander in Beziehung setzen. Welche Art der Beziehung drücken sie aus? Was bedeutet es, dass die Ausdrücke ab Z. 13 wegfallen?

2.) Untersuchen Sie, ob es sich bei der Verwandlung Lindhorsts in einen Geier um einen objektiv geschilderten Vorgang handelt oder um Anselmus’ subjektive Wahrnehmung.

F

Unterstreichen Sie Ausdrücke, die auf eine subjektive Wahrnehmung Anselmus’ hinweisen, schwarz.

3.) Verfassen Sie nun eine Interpretation des gesamten Textauszugs.

F Schreiben Sie einen Basissatz. Skizzieren Sie kurz den Inhalt der Textstelle. Formulieren Sie dann sämtliche Ergebnisse der Aufgaben 1.) - 2.) aus. Formulieren Sie am Ende ein Fazit. Hausaufgabe: Führen Sie eine ähnliche Untersuchung der Verwandlung des Türklopfers in das Äpfelweib durch (Textstelle: 2. Vig. S.20 „Kurz! - Punkt halb zwölf“ - Ende der Vigilie). 17

Wunderbares und Desillusionierung

Arbeitsteilige Gruppenarbeit: Gruppe 1: Anselmus’ erstes Erlebnis unter dem Holunderbaum und die Gondelfahrt (2. Vig.) Gruppe 2: Veronikas Gespensterfurcht und Angelikes Verlobter (5. Vig S. 39 „Unterdessen war es beinahe drei Uhr“ S. 41 „die Alte über den Anselmus und über ihre Hoffnungen zu befragen.“) Gruppe 3: Veronika bei Frau Rauerin (5. Vig. S. 41 „Es war eben Mittwoch“ - Ende der 5. Vig., 7. Vig.) Gruppe 4: Im Tollhaus? (9. Vig. S. 76 „Der Registrator Heerbrand fand sich wirklich nach Tische ein“ - S. 81 „Nun Adieu, Herr Anselmus“, 11. Vig.)

Aufgaben: 1.) Notieren Sie stichwortartig, was in Ihrer Textstelle Wunderbares, Phantastisches geschieht. 2.) Untersuchen Sie, welche rationalen Erklärungen für das Wunderbare gegeben werden und von wem. Gibt es indirekte Andeutungen des Erzählers? Notieren Sie Ihre Ergebnisse stichwortartig. 3.) Diskutieren Sie: Sind die phantastischen Erfahrungen nur eine Täuschung? Formulieren Sie ein kurzes Fazit Ihrer Diskussion. 4.) Präsentieren Sie Ihre Ergebnisse im Plenum.

18

Die Erzählung von Atlantis - ein romantischer Schöpfungs- und Erlösungsmythos Die Handlung des Märchens wird an drei Stellen, nämlich in der dritten, achten und zwölften Vigilie, durch eine Binnenhandlung unterbrochen, in der drei verschiedene Personen das Binnenmärchen von Atlantis erzählen. In der zwölften Vigilie verwischen dabei die Grenzen zwischen den Handlungsebenen. Aufgaben: 1.) Notieren Sie die drei Erzähler und finden Sie passende Überschriften für die drei Teile des Binnenmärchens.

F Sie können folgende Themen und Motive bei der Titelwahl berücksichtigen: die Liebe, die Familiengeschichte, die Natur, Atlantis Dritte Vigilie

Achte Vigilie

Zwölfte Vigilie

Erzähler: Überschrift:

2.) Vergleichen Sie den Auszug des ersten Teils der Atlantis-Erzählung mit dem Auszug aus dem biblischen Schöpfungsmythos in der Genesis in Bezug auf Inhalt und Sprache. „»Der Geist schaute auf das Wasser, da bewegte es sich und brauste in schäumenden Wogen und stürzte sich donnernd in die Abgründe, die ihre schwarzen Rachen aufsperrten, es gierig zu verschlingen. Wie triumphierende Sieger hoben die Granitfelsen ihre zackicht gekrönten Häupter empor, das Tal schützend, bis es die Sonne in ihren mütterlichen Schoß nahm und es umfassend mit ihren Strahlen wie mit glühenden Armen pflegte und wärmte. Da erwachten tausend Keime, die unter dem öden Sande geschlummert, aus dem tiefen Schlafe und streckten ihre grüne Blättlein und Halme zum Angesicht der Mutter hinauf, und wie lächelnde Kinder in grüner Wiege ruhten in den Blüten und Knospen Blümlein, bis auch sie, von der Mutter geweckt, erwachten und sich schmückten mit den Lichtern, die die Mutter ihnen zur Freude auf tausendfache Weise bunt gefärbt. [...]«“ Aus: Dritter Vigilie

„1.1 Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. 2 Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. 3 Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. 4 Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis 5 und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag. 6 Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, die da scheide zwischen den Wassern. 7 Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah so. 8 Und Gott nannte die Feste Himmel. Da ward aus Abend und Morgen der zweite Tag. 9 Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondere Orte, dass man das Trockene sehe. Und es geschah so. 10 Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war. 11 Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das

19

Samen bringe, und fruchtbare Bäume auf Erden, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist. Und es geschah so. 12 Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringt, ein jedes nach seiner Art, und Bäume, die da Früchte tragen, in denen ihr Same ist, ein jeder nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war. 13 Da ward aus Abend und Morgen der dritte Tag.“ Aus: Die Bibel in der Lutherübersetzung. Das erste Buch Mose (Genesis): „Die Schöpfung“

3.) Der erste Teil des Binnenmärchens erzählt von der Liebe des Jünglings Phosphorus zur Feuerlilie, deren Wesen durch diese Liebe zerstört wird. Vervollständigen Sie folgendes Schaubild zur Darstellung der Ereignisse.

Jüngling Phosphorus

herrliche Feuerlilie

Kuss

Drache

Funke:

Phosphorus

w Das Binnenmärchen lässt sich symbolisch verstehen. Überlegen Sie: Welches Licht bringt der Lichtbringer Phosphorus der Feuerlilie durch seinen Kuss? Welcher Zustand der Lilie lässt sich als naiver, vorbewusster Zustand beschreiben und welcher als reflektiert und bewusst? Welcher Zustand ist harmonischer? w Zusatzaufgabe: Erörtern Sie, inwieweit man die Geschehnisse als ,Sündenfall’ bezeichnen kann.

20

4.) Lesen Sie die Informationen zum triadischen Geschichtsmodell in der Romantik und überprüfen Sie, inwieweit es auf das Binnenmärchen anwendbar ist. Vervollständigen Sie das Schaubild zur Veranschaulichung Ihrer Ergebnisse.

Das triadische Geschichtsmodell - die Vorstellung eines goldenen Zeitalters Viele Romantiker verarbeiteten ein dreistufiges (,triadisches’) Geschichtsmodell in ihren Texten. Die erste Stufe bezeichnet dabei eine Art goldenes Zeitalter, in der sich Mensch und Natur und alle Wesen in einem Zustand vollkommener Harmonie befinden. Dieser ursprüngliche Zustand ist noch nicht durch das Bewusstsein bzw. das Denken geprägt, so dass eine vollkommene Einheit aller Wesen und der Natur besteht. Einige Dichter setzen diesen idealen Zustand in der griechischen Antike an, andere im christlichen Mittelalter und wieder andere benutzen den auf den griechischen Philosophen Platon zurückgehenden Mythos von Atlantis als Chiffre zur Bezeichnung dieses goldenen Zeitalters. Auf der zweiten Stufe zerstört das Bewusstsein und Denken die ursprüngliche Harmonie und Einheit: In der Reflexion erkennt der Mensch, dass er sich von der Natur und anderen Wesen unterscheidet. Er entfremdet sich von der Natur und, da er nun vergeblich versucht, seine eigene Identität durch die Selbstreflexion zu ergründen, schließlich auch von sich selbst. Das goldene Zeitalter scheint verloren. Diese zweite Stufe bezeichnet die trostlose Gegenwart, die die Romantiker durch ein kaltes Vernunft- und Nützlichkeitsdenken geprägt sahen. In dieser öden Gegenwart herrscht die Sehnsucht nach dem verlorengegangenen goldenen Zeitalter. Die dritte Stufe bedeutet die Rückkehr in das goldene Zeitalter und die Wiedererlangung der verlorenen Einheit. Die Poesie als schöpferische Vorstellungskraft soll dazu beitragen, das goldene Zeitalter wenigstens bildlich wiederherzustellen. Der Dichter wird also zu einer Art Schöpfer und Erlöser. Die Poesie bildet nicht mehr eine Welt ab, sondern bringt selbst eine Welt hervor. Die Reflexion und das Denken werden dabei nicht wieder abgelegt, sondern ergänzt durch das Gefühl, v.a. durch die Kraft der Liebe.

5.) Das Motiv des goldenen Topfes - Erläutern Sie auf der Grundlage des zuvor Erarbeiteten die Bedeutung des Motivs des goldenen Topfes.

F 6. Vig. S. 54, 8. Vig. S. 70, 12. Vig. S. 100-101

21

Anselmus’ Entwicklung II: Vom Tollpatsch zum Poeten, vom Kopisten zum romantischen Dichter I. Vom Tollpatsch zum Poeten Aufgaben: 1.) Vergleichen Sie die Darstellung Anselmus’ zu Beginn der Erzählung (1. Vig. S. 5-9 „und nun muss ich in der Einsamkeit meinen Sanitätskanaster“) mit jener am Ende. (12. Vig. S. 97, S. 99 „Rühren sich nicht“ - 101 „auf deinem Rittergut in Atlantis!“). 2.a)

Erläutern Sie Lindhorsts und Serpentinas Beitrag zu Anselmus’ Entwicklung:

F 4. Vig. S. 29-30, 35, 8. Vig. S. 66-67, 9. Vig. S. 73, 12. Vig. S. 101 b) ... und im Gegenzug Anselmus’ Beitrag zu Lindhorsts möglicher Entwicklung.

II. Gefangen in der Kristallflasche Textstelle: 9. Vig. S. 81-82 - 10. Vig. S. 89 Aufgaben: 1.) Erläutern Sie die Situation, in der sich Anselmus in der Illustration befindet.

F w

Wie kommt er in diese Situation? w Wie empfindet er die Situation, Kreuzschüler? w Wie entgeht er der Situation?

wie

die

2.) Angenommen, Registrator Heerbrands Aussage, Veronikas Erzählung vom Sieg des Salamanders und von Anselmus’ Verbindung mit der grünen Schlange sei nur eine „poetische Allegorie“ (S. 95), also ein Sinnbild zur Darstellung eines Gedankens, gelte auch für Anselmus’ Gefangenschaft in der Flasche: Was könnte dies ,Sinnbild’ bedeuten?

F w

Anselmus macht einen Klecks beim Kopieren der Manuskripte, als er sich für Veronika und gegen Serpentina entscheidet. Rekapitulieren Sie von der Beschäftigung mit den beiden Figuren, für welche Lebensweise die beiden Mädchen stehen, und erläutern Sie, warum Anselmus nicht mehr zum sorgfältigen Kopieren der merkwürdigen Manuskripte in der Lage ist.

w Erläutern Sie Anselmus’ Aussage: „«[...] die schauten niemals die holde Serpentina, sie wissen nicht was Freiheit und Leben in Glauben und Liebe ist, deshalb spüren sie nicht den Druck des Gefängnisses, in das sie der Salamander bannte, ihrer Torheit, ihres gemeinen Sinnes wegen, aber ich Unglücklicher werde vergehen in Schmach und Elend, wenn sie, sie ich so unaussprechlich liebe, mich nicht rettet.«“ (S. 84/85) Formulieren Sie eine Interpretationshypothese zur Deutung der Flaschenepisode.

22

III. Vom Kopisten zum romantischen Dichter Der Vorgang des Schreibens und die Schrift spielen für Anselmus eine wichtige Rolle: w Anselmus schreibt für den Archivarius Lindhorst arabische Manuskripte ab. (6. Vig. S. 52) w Orient: für die Romantiker mythisches Ursprungsland der Schrift und der Poesie w Ein durch Unachtsamkeit entstandener Tintenklecks verbannt Anselmus in die Kristallflasche. w Der Name ,Serpentina’ verweist auf die figura serpentinata (von ,serpentina’ = Schlangenflinie), die in der Renaissance eine ideale Schönheitslinie (in der Natur bei Pflanzen, aber auch in der Kultur, z.B. bei Kunstwerken) bezeichnete. Die Form ähnelt einer sich bewegenden Schlange und soll wie der Buchstabe ,S’ aussehen. Sie kann als Symbol für das Schönschreiben, die Kalligraphie, gelten.8 w Der vormalige Student Anselmus ist am Ende ein Dichter. (12. Vig. S. 97) Aufgaben: 1.) Erläutern Sie, wodurch sich die Tätigkeit des Abschreibens von der Tätigkeit des Dichtens bzw. der schriftstellerischen Produktion unterscheidet. 2.) Der Archivarius begreift das Abschreiben als Anselmus’ „Lehrzeit“ (S. 54), offenbar bei seiner Entwicklung zum Dichter, zu Serpentinas Ehemann und zum Besitz des goldenen Topfes. Erläutern Sie anhand der folgenden Textausschnitte, was das Besondere am Abschreiben der „in besonderen Zeichen“ (S. 64) geschriebenen Werke ist und welche Rolle Serpentina dabei spielt. (s. 8. Vig.) „»Lieber Herr Anselmus«, sagte der Archivarius Lindhorst, »Sie haben nun schon manches Manuskript schnell und richtig zu meiner großen Zufriedenheit kopiert; Sie haben sich mein Zutrauen erworben; das Wichtigste bleibt aber noch zu tun übrig, und das ist das Abschreiben oder vielmehr Nachmalen gewisser in besonderen Zeichen geschriebener Werke, die ich hier in diesem Zimmer aufbewahre und die nur an Ort und Stelle kopiert werden können. – Sie werden daher künftig hier arbeiten, aber ich muss Ihnen die größte Vorsicht und Aufmerksamkeit empfehlen; ein falscher Strich oder, was der Himmel verhüten möge, ein Tintenfleck auf das Original gespritzt, stürzt Sie ins Unglück.« – Anselmus bemerkte, dass aus den goldnen Stämmen der Palmbäume kleine smaragdgrüne Blätter herausragten; eins dieser Blätter erfasste der Archivarius, und Anselmus wurde gewahr, dass das Blatt eigentlich in einer Pergamentrolle bestand, die der Archivarius aufwickelte und vor ihm auf den Tisch breitete. Anselmus wunderte sich nicht wenig über die seltsam verschlungenen Zeichen, und bei dem Anblick der vielen Pünktchen, Striche und Züge und Schnörkel, die bald Pflanzen, bald Moose, bald Tiergestalten darzustellen schienen, wollte ihm beinahe der Mut sinken, alles so genau nachmalen zu können. Er geriet darüber in tiefe Gedanken. »Mut gefasst, junger Mensch!« rief der Archivarius, »hast du bewährten Glauben und wahre Liebe, so hilft dir Serpentina!«“ (8. Vig. S. 64-65) „Anselmus, wunderbar gestärkt durch dies Tönen und Leuchten, richtete immer fester und fester Sinn und Gedanken auf die Überschrift der Pergamentrolle, und bald fühlte er wie aus dem Innersten heraus, dass die Zeichen nichts anders bedeuten könnten als die Worte: Von der Vermählung des Salamanders mit der grünen Schlange. – Da ertönte ein starker Dreiklang heller Kristallglocken. – »Anselmus, lieber Anselmus«, wehte es ihm zu aus den Blättern, und o Wunder! an dem Stamm des Palmbaums schlängelte sich die grüne Schlange herab. – »Serpentina! holde Serpentina!« rief Anselmus wie im Wahnsinn des höchsten Entzückens [...]“ (8. Vig. S. 66) „Ein Kuss brannte auf seinem Munde, er erwachte wie aus einem tiefen Traume, Serpentina war verschwunden, es schlug sechs Uhr, da fiel es ihm schwer aufs Herz, dass er nicht das mindeste kopiert habe; er blickte voll Besorgnis, was der Archivarius wohl sagen werde, auf das Blatt, und o Wunder! die Kopie des geheimnisvollen Manuskripts war glücklich beendigt, und er glaubte, schärfer die Züge betrachtend, Serpentinas Erzählung von ihrem Vater, dem Liebling des Geisterfürsten Phosphorus im Wunderlande Atlantis, abgeschrieben zu haben.“ (8. Vig. S. 72) 8

S. Uwe Wirth: „Die figura serpentinata und die Macht der Kalligraphie.“ In: Detlef Kramer: E.T.A. Hoffmann: Leben - Werk Wirkung. 2., erweiterte Auflag., Berlin / Boston 2012, S. 124-125.

23

3.) Der Literaturwissenschaftler Wührl interpretiert Anselmus’ Niederschrift des zweiten Teils der Atlantis-Erzählung als zumindest zum Teil eigenen schöpferischen Akt und Serpentinas Hilfe als Symbol der poetischen Intuition (= Eingebung).9 Erörtern Sie, inwieweit Sie Wührls These zustimmen können. 4.) Am Ende stellt der Erzähler fest: „Ist denn überhaupt des Anselmus Seligkeit etwas anderes als das Leben in der Poesie, der sich der heilige Einklang aller Wesen als tieftstes Geheimnis der Natur offenbaret?“ (12. Vig. S. 102) Erläutern Sie unter Berücksichtigung der folgenden Informationen und Textauszüge und Ihrer Kenntnisse des triadischen Geschichtsmodells, welche Bedeutung der Poesie im obigen Zitat zukommt.

Die Poesie meint in der Romantik nicht einfach das Dichten von Versen, sondern ist abgeleitet von dem griechischen Ausdruck ,poiesis’ (griech. Bewirken. Herstellen, Hervorbringen) und meint die Schöpfungskraft, Vorstellungskraft, die Phantasie.

„Die Fantasie setzt die künftige Welt [...]. Wir träumen von Reisen durch das Weltall: ist denn das Weltall nicht in uns? [...] Nach Innen geht der geheimnißvolle Weg. In uns, oder nirgends ist die Ewigkeit mit ihren Welten, die Vergangenheit und Zukunft. Die Außenwelt ist die Schattenwelt [...].“ (Aus: Novalis: „Blüthenstaub-Fragment Nr. 16.“ In: Hans-Joachim Mähl und Richard Samuel (Hrsg.): Novalis. Werke in einem Band. München, Wien 1984, S. 431.)

„Entflohen war der beschwörende Glauben, und die allverwandelnde, allverschwisternde Himmelsgenossin, die Fantasie.“ (Aus: Novalis: „Hymnen an die Nacht, Athenäum.“ In: Hans-Joachim Mähl und Richard Samuel (Hrsg.): Novalis. Werke in einem Band. München, Wien 1984, S. 165.)

5.) Über welche Eigenschaften muss der zukünftige Bräutigam Serpentinas verfügen? Er muss ein _______________________________________ haben.

9

S. Paul-Wolfgang Wührl: E.T.A. Hoffmann, Der goldne Topf - Die Utopie einer ästhetischen Existenz. Paderborn 1988, S. 86.

24

Die Rolle des Erzählers und Lesers I. Erzählform und Erzählverhalten Aufgabe: Bestimmen Sie Erzählform und Erzählverhalten in den folgenden Auszügen. 1.) „Am Himmelfahrtstage, nachmittags um drei Uhr, rannte ein junger Mensch in Dresden durchs Schwarze Tor, und geradezu in einen Korb mit Äpfeln und Kuchen hinein, die ein altes hässliches Weib feilbot, so dass alles, was der Quetschung glücklich entgangen, hinausgeschleudert wurde, und die Straßenjungen sich lustig in die Beute teilten, die ihnen der hastige Herr zugeworfen. Auf das Zetergeschrei, das die Alte erhob, verließen die Gevatterinnen ihre Kuchen- und Branntweintische, umringten den jungen Menschen und schimpften mit pöbelhaftem Ungestüm auf ihn hinein, so dass er, vor Ärger und Scham verstummend, nur seinen kleinen, nicht eben besonders gefüllten Geldbeutel hinhielt, den die Alte begierig ergriff und schnell einsteckte.“ (1. Vig. S. 5)

Erzählform: Erzählverhalten:

2.) „Veronika überließ sich aufs neue jener Träumerei, indessen war es, als träte immer eine feindselige Gestalt unter die lieblichen Erscheinungen, wie sie aus dem künftigen häuslichen Leben als Frau Hofrätin hervorgingen, und die Gestalt lachte recht höhnisch und sprach: »Das ist ja alles recht dummes, ordinäres Zeug und noch dazu erlogen, denn der Anselmus wird nimmermehr Hofrat und dein Mann; er liebt dich ja nicht, unerachtet du blaue Augen hast und einen schlanken Wuchs und eine feine Hand.« – Da goss sich ein Eisstrom durch Veronikas Innres, und ein tiefes Entsetzen vernichtete die Behaglichkeit, mit der sie sich nur noch erst im Spitzenhäubchen und den eleganten Ohrringen gesehen.“ (5. Vig. S. 39)

Erzählform: Erzählverhalten:

3.) Sowie der Student Anselmus in die Büsche und Bäume hineinblickte, schienen lange Gänge sich in weiter Ferne auszudehnen. – Im tiefen Dunkel dicker Zypressenstauden schimmerten Marmorbecken, aus denen sich wunderliche Figuren erhoben, Kristallenstrahlen hervorspritzend, die plätschernd niederfielen in leuchtende Lilienkelche; seltsame Stimmen rauschten und säuselten durch den Wald der wunderbaren Gewächse, und herrliche Düfte strömten auf und nieder. Der Archivarius war verschwunden, und Anselmus erblickte nur einen riesenhaften Busch glühender Feuerlilien vor sich.“ (6. Vig. S. 48)

Erzählform: Erzählverhalten: 4.) Wohl darf ich geradezu dich selbst, günstiger Leser, fragen, ob du in deinem Leben nicht Stunden, ja Tage und Wochen hattest, in denen dir all dein gewöhnliches Tun und Treiben ein recht quälendes Missbehagen erregte und in denen dir alles, was dir sonst recht wichtig und wert in Sinn und Gedanken zu tragen vorkam, nun läppisch und nichtswürdig erschien? (Beginn 4. Vig.)

Erzählform: Erzählverhalten: 25

II. Ansprachen an den Leser Aufgaben: In der vierten (S. 28-29), siebten (S. 57-58) und zehnten (S. 82-83) und zu Beginn der zwölften Vigilie wendet sich der Erzähler an den Leser. 1.) Beschreiben Sie, wie der Leser erzähltechnisch einbezogen wird, und erläutern Sie mögliche Gründe für dieses Verfahren. 2.) Was ist für den Erzähler der ideale Leser und warum braucht er einen solchen Leser?

III. Schreibschwierigkeiten des Erzählers und ihre Lösung Aufgaben: 1.) Erläutern Sie, mit welchen Schwierigkeiten sich der Erzähler bei der Vollendung seiner Erzählung konfrontiert sieht und wie diese Schwierigkeiten gelöst werden. 2.) Lindhorst schreibt ein Billett an den Erzähler. - Erläutern Sie, was an dieser Tatsache (erzähltechnisch) ungewöhnlich ist und erörtern Sie, was das für die Unterscheidung zwischen den verschiedenen Erzählebenen, Fiktion, Fiktion in der Fiktion und Realität, bedeutet. 3.) In einem „schönen goldenen Pokal“ serviert Lindhorst dem Erzähler ein alkoholisches Getränk. Warum wird diese Tatsache betont? 4.) Am Ende hat Anslemus „die Bürde des alltäglichen Lebens abgeworfen“ (S. 101), der Erzähler dagegen bleibt in seinem „bedürftigen Leben befangen“ (S. 101). Zum Trost bemerkt Lindhorst: „Waren Sie nicht soeben selbst in Atlantis, und haben Sie denn nicht auch dort wenigstens einen artigen Meierhof als poetisches Besitztum Ihres innern Sinns?“ (S. 101-102)

Erläutern Sie, was Lindhorst mit seiner rhetorischen Frage meint.

26

Didaktischer Kommentar und Lösungshinweise Didaktischer Kommentar: Einstieg, „Ein Märchen aus der neuen Zeit“, Hoffmanns Idee Einstieg I - Erste Eindrücke formulieren Aufgaben 1.) und 2.) Der Einstieg dient dazu, die SuS bereits vor der eigentlichen Lektüre auf die Erzählung einzustimmen und sie auf die Besonderheiten aufmerksam zu machen: Anhand der Inhaltszusammenfassung erkennen sie, wie die Aneinanderreihung disparater Inhalte und groteske märchenhafte Elemente Komik erzeugen. Inhaltliche Linien wie die Erlebnisse des Protagonisten Anselmus, eine vermutliche Liebesbeziehung zu Veronika, ein Märchen um einen Salamander, eine Feder und eine Runkelrübe, Alkoholkonsum lassen sich antizipieren. Insgesamt entstehen durch die lakonische Darstellung des Inhalts eine Komik und der Eindruck des Grotesken, eines Begriffes, der an dieser Stelle eingeführt werden kann.

Einstieg II - Ein Märchen aus der neuen Zeit Die Behandlung der Gattungsfrage bereits zu Beginn bietet sich durch den Untertitel „Ein Märchen aus der neuen Zeit“ an und weist darauf hin, dass weder mit einer rein realistischen Erzählung noch mit einem traditionellen Märchen zu rechnen ist. Aufgabe 3.)

-

Volksmärchen Unbestimmtheit von Orts- und Zeitangaben, v.a. beim typischen Märchenbeginn

-

Erzählbeginn von „Der goldne Topf“ Beginn mit pedantisch genauen Orts- und Zeitangaben: „Am Himmelfahrtstage, nachmittags um drei Uhr“, „in Dresden“ (Z. 1)

-

typisierte Charaktere, oft ohne individuelle Namen

-

altes Weib, aber: Anselmus

-

Phantastische, unwirkliche Ereignisse

-

Fluch, demzufolge Anselmus als Strafe für seine Ungeschicklichkeit in ein Kristall fällt

-

Formelhafte Wendungen, Zaubersprüche

-

Fluch der alten Frau

-

märchentypische Charaktere wie z.B. die gute Fee, die böse Hexe

-

furchteinflößende alte Frau

-

Märchenheld / -heldin, der / die Bewährungsprobe bestehen muss

-

Anselmus’ Fehltritt, der ihm vermutlich Probleme bereiten wird

-

altertümliche Sprache

-

„feil bot“ (Z. 2), „Gevatterinnen“ (Z. 5)

-

(von E.T.A. Hoffmann geschrieben, zum stillen Lesen gedacht)

(- mündlich überliefert, später aufgeschrieben, ursprünglich mündlich vorgetragen)

F Die Merkmale des Volksmärchens sollten den SuS aus den Klassen 5 und 6 bekannt sein. Schwächeren SuS kann bei Bedarf eine Übersicht über die Merkmale des Volksmärchens bereitgestellt werden. 4.) Die Aufgabe dient dazu, die SuS eine Metaebene einnehmen zu lassen, auf der sie eine mögliche erzähltechnische Intention reflektieren. Sie werden so auf den nächsten Schritt, bei dem sie sich mit Äußerungen Hoffmanns zu seiner Intention auseinandersetzen, vorbereitet. 27

Ein Märchen aus der neuen Zeit - E.T.A. Hoffmanns Idee Neben dem Begriff des Wirklichkeitsmärchens kann an dieser Stelle auch der Begriff des Kunstmärchens eingeführt werden. Insgesamt führt die Bezeichnung ,Wirklichkeitsmärchen’ aber präziser in die spezielle Thematik der Erzählung ein. Die SuS sollten darauf hingewiesen werden, dass neben der wegen der Abweichungen nicht ganz treffenden Gattungsbezeichnung des Märchens auch der neutralere Begriff der Erzählung verwendet werden kann. Aufgaben 1.) und 2.) Wirklichkeitsmärchen Wunderbares verschmilzt mit Alltäglichem. Die phantastische Welt soll im gewöhnlichen Alltagsleben verankert sein, so dass jeder Mensch die Möglichkeit hat, das Phantastische zu erleben und in seinem gewöhnlichen Leben als Bereicherung zu empfinden. Das Wirklichkeitsmärchen will nicht abgehoben von den Bedürfnissen und Empfindungen der Menschen sein, wie es bei traditionellen Märchen oft der Fall ist, sondern die Menschen emotional berühren, indem eine Wirklichkeit geschaffen wird, in der sie ihr eigenes Leben wiedererkennen.

F Die in Aufgabe 1.) mündlich oder stichwortartig formulierten Ergebnisse sollen hier zu einem Text ausformuliert werden. Aufgabe 5.) Die Aufgabe lenkt bereits auf das zentrale Problem der Nachvollziehbarkeit bzw. Glaubwürdigkeit hin: Erzähltechnisch ist es eine Herausforderung, Wunderbares und Alltägliches überzeugend und nachvollziehbar zu verbinden; die Charaktere , denen Wunderbares widerfährt, könnten durch die Erlebnisse verwirrt werden und bei anderen Personen auf Unglauben oder gar Misstrauen treffen.

Didaktischer Kommentar: Handlung, Themen und Motive / Ein Buchcover auswählen Die Aufgaben können alternativ nach der häuslichen Lektüre zur Inhaltssicherung und zu einer ersten Reflexion zentraler Themen und Motive als Grundlage für die weitere Beschäftigung mit der Erzählung eingesetzt werden.

Didaktischer Kommentar: Anselmus’ Entwicklung I: Zwischen bürgerlicher Alltagswelt und märchenhafter Phantasiewelt / Eine Textstelle interpretieren: Unter dem Holunderbaum Die Textstelle kann als Initiationserlebnis Anselmus’, das ihn in die Welt des Phantastischen einführt und seine weitere Entwicklung bestimmt, gelten. Als Vorlage für die Holunderbaumszene kann die berühmte Holunderszene in Kleists „Käthchen von Heilbronn“ gesehen werden (4. Akt, 2. Auftritt). Die Figur Käthchens verkörpert darin die „natürliche[...] Grazie des Menschen vor dem Sündenfall der Reflexion im Stunde paradiesischer Unschuld und Lieblichkeit“10. Aufgabe 1.) -

Anselmus ist frustriert und deprimiert, da er durch seine Ungeschicklichkeit nicht seine ursprünglichen Pläne verwirklichen und sich am Himmelfahrtstag im Linkischen Bad mit anderen jungen Leuten, insbesondere Mädchen, amüsieren kann.

10

Gert Keding, 1981, zit. nach: Horst Pulkowski: Vom Träumen unter dem Holunderbusch. Das Holundermotiv in der deutschen Literatur. Heilbronn 2011, S. 139.

28

-

Er ist entmutigt und verzweifelt, da er sich für einen vom Pech verfolgten Menschen hält, dem nichts gelingt.

-

Insbesondere von gesellschaftlicher Anerkennung sieht er sich durch seine Ungeschicklichkeit ausgeschlossen.

Aufgabe 2.) Mögliche Gliederung: 1. Seltsames Geflüster im Holunderbusch (S. 10, Z. 14 - S. 10, Z. 3) 2. Drei grüngoldene Schlangen im Holunderbusch? (S. 10, Z. 4-15) 3. Die Sehnsucht Anselmus’ beim Anblick der Schlange mit den dunkelblauen Augen (S. 10, Z. 1528) 4. Der sprechende Holunderbusch (S. 10, Z. 29-S. 11, Z. 2) 5. Wachsende Sehnsucht - zum Leben erwachte Natur (S. 11, Z. 3-13) 6. Abrupte Beendigung des Schauspiels (S. 11, Z. 14-27) Bei der Spannungskurve sollte deutlich werden, dass sich der Spannungshöhepunkt an der Stelle befindet, als Anselmus die Schlange mit den blauen Augen erblickt. Aufgabe 3.) Bevor Anselmus die Schlange mit den blauen Augen erblickt, versteht er die Natur nicht (er „horchte und horchte“, S. 10, Z. 24, und „wusste selbst nicht wie“, Z. 25) und führt rationale Erklärungen für seine seltsamen Wahrnehmungen an: Es ist „nur der Abendwind“ (S. 10, Z. 2), „die Abendsonne“ (S. 10, Z. 14) und „es war, als“ (S. 10, Z. 22). Nachdem er die Schlange erblickt, versteht er die Sprache der Natur, die jetzt in deutlichen Worten zu ihm spricht (S. S. 10, Z. 28 ff.), und zweifelt nicht mehr daran, dass sie tatsächlich redet. Offenbar versetzt die durch die Schlange mit den blauen Augen ausgelöste Sehnsucht und die Liebe zu ihr Anselmus dazu in die Lage, die Sprache der Natur zu verstehen. Im Text wird die Liebe als die Kraft genannt, die die Natur zum Sprechen bringt (s. S. 10, Z. 31 ff.). Aufgabe 4.) -

Die Natur flüstert, lispelt und tönt wie Kristallglocken.

wirkt geheimnisvoll und verwirrend

-

Die Sprache der drei Schlangen: lyrische Redeweise mit verschiedenen Stilmitteln wie Alliterationen, Anaphern, Assonanzen, onomatopoetischen Ausdrücken, Ellipsen, Parallelismen, Personifikationen / Anthropomorphisierungen Gefühl der Eindringlichkeit, Musikalität, ähnelt Naturlauten

- Sprache des Holunderbusches, des Abendwindes, der Sonnenstrahlen: ähnelt menschlicher Sprache, parallelistisch aufgebaut mit Konditionalsatz bzw. Temporalsatz: Liebe als Bedingung für Sprache der Natur, Inversionen zur Betonung der individuellen sprachlichen Form (Duft, Hauch, Glut, unterschiedliche Sinneswahrnehmungen), Anthropomorphisierung der Natur

29

Aufgabe 5.) Anselmus ist zwischen der Phantasiewelt, die sich ihm unter dem Holunderbaum erschlossen hat, und der vernunftbetonten Alltagswelt hin- und hergerissen. Ausgelöst wird der Zwiespalt einerseits durch das Lichtspiel im Wasser, das ihn an sein Erlebnis unter dem Holunderbaum erinnert, und andererseits durch die Nüchternheit der Alltagsrealität, auf die die ihn umgebenden Personen beharren und der auch die attraktive Veronika zuzuordnen ist. Aufgabe 6.) Im Folgenden gerät Anselmus immer mehr in den Bann des Phantastischen, was zu verschiedenen Konflikten führt.

Didaktischer Kommentar: Personen:

Dresdner Bürger - märchenhafte Figuren

Aufgabe 1.) -

märchenhafte Figuren Serpentina und ihre Schwestern

- der Archivarius Lindhorst

-

der Salamander

-

-

das aus der Verbindung zwischen einer schwarzen Feder und einer Runkelrübe hervorgegangene Äpfelweib

-

Dresdner Bürger nicht namentlich genannte Dresdner Bürger (Bürgersfrau, Familienvater, Spaziergänger)

- Konrektor Paulmann

die alte Liese

-

Anselmus: zwischen beiden Ebenen hin- und hergerissen, wird am Ende zu märchenhafter Figur

-

Registrator Heerbrand („Hang zu den Poetics“)

-

Veronika (Versuch, Anselmus’ Zuneigung durch Magie zu erlangen)

Aufgabe 2.) Die der bürgerlichen Alltagswelt zugeordneten Charaktere weisen den Glauben an Phantastisches ab und weisen entsprechende Wahrnehmungen als Wahnvorstellungen oder Folgen von Alkoholkonsum oder Krankheit von sich. Wahrnehmungen des Phantastischen werden als störend und Zeichen von Lebensuntüchtigkeit empfunden. Heerbrand und Veronika sind für irrationale Wahrnehmungen empfänglich, die aber als Tagträumereien von recht banalen Alltagssituationen (z.B. von verlegten Akten) in die Realität integriert werden. Aufgabe 5.) Die Frage wird auch in der Forschung z.T. kontrovers diskutiert. In der Tatsache, dass Anselmus am Ende das bürgerliche Leben ganz abwirft, kann eine Bevorzugung der phantastischen Welt gesehen werden. Andererseits wirkt der Protagonist oft komisch, wenn er am Alltagsleben scheitert und auch in der phantastischen Welt nicht immer ein Held ist (wie z.B. in der Flaschenepisode). Den Repräsentanten der bürgerlichen Alltagswelt bleibt zwar die Sphäre des Phantastischen meist 30

verwehrt, andererseits erscheint die Kritik daran durchaus berechtigt. Beide Haltungen können am Ende zu einem erfüllten Leben führen (s. Veronikas Verlobung mit Heerbrand und Anselmus’ Vermählung mit Veronika). Insgesamt erscheint die Position überzeugender, dass Hoffmann keine Partei ergreift. Vielmehr beharrt er darauf, dass die Duplizität des Menschen, der sowohl in der Welt der poetischen Einbildungskraft als auch in der bürgerlichen Welt beheimatet ist, akzeptiert werden muss. Aufgabe 6.) Veronika - Serpentina (Doppelgänger und Widersacher, s.u.), Heerbrand und Anselmus (Doppelgänger und Widersacher: Parallelen: Beziehung zu den Frauen, beruflicher Aufstieg, allerdings in den unterschiedlichen Welten, Rivalität um Veronikas Zuneigung?), Lindhorst - Äpfelweib (Widersacher), Paulmann - Lindhorst (Widersacher in den beiden Welten, Väter der beiden Frauen, väterliche Berater Anselmus’)

Didaktischer Kommentar: Frauenfiguren: Veronika - Serpentina Aufgabe1.) Veronika bürgerliches Mädchen aus Dresden

Serpentina schöne Mädchen (Serpentina nur bisweilen Menschengestalt) mit schönen dunkelblauen Augen

goldgrüne Schlange aus Atlantis

helle klare Stimmen Tochter des Konrektors Paulmann

Töchter angesehener Väter

führt bürgerliches Leben, jedoch mit Neigung zum „Ungewöhnlichen, Romanhaften“ (7. Vigilie) träumt von sozialem Aufstieg zur Hofrätin, einem luxuriösen, bürgerlichen Leben und gesellschaftlichem Ansehen durch Hochzeit mit Anselmus, orientiert sich aber schnell um, als eine Zukunft mit Anselmus aussichtslos erscheint, und wendet sich dem gerade Hofrat gewordenen Heerbrand zu

Tochter des Archivarius Lindhorst märchenhafte Existenz, jedoch bisweilen Mädchengestalt

lieben Anselmus bzw. wollen sich mit ihm vermählen

Leben mit Anselmus in Atlantis, Schritt zu Lindhorsts Erlösung

Aufgabe 2.) Veronika: hausbacken, bodenständig, egozentrisch, standesbewusst, strategisch Serpentina: magische Figur, geheimnisvoll, zu wirklicher Liebe fähig 31

Aufgabe 3.) Veronika - Anselmus- Serpentina: Die Dreiecksbeziehung

Veronikas Bedeutung für Anselmus 5. Vig. S. 36-37, S. 46, 9. Vig. S. 80

Serpentinas Bedeutung für Anselmus

1. Vig. S.10

1. Vig. S. 10, 6. Vig. S. 53 ff., 8. Vig. S. 62 ff., 10. Vig. S. 83, 12. Vig. S. 101

2. Vig. S.14 2. Vig. S. 16 2.Vig. S. 17 4.Vig. S. 30 ff. 6. Vig. S. 47ff.

V

7. Vig. S. 62

S

8. Vig. S. 66-67 9. Vig. S. 73-77 9.Vig. S. 80 10. Vig. S. 83 ff.

Veronikas Bedeutung für Anselmus: -

Eine Zukunft mit Veronika wird mit Anselmus’ sozialen Aufstieg assoziiert. (S. 46) Veronika hilft Anselmus, auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren, und befreit ihn von Phantasiegespinsten (S. 46, S. 80)

Serpentinas Bedeutung für Anselmus: -

-

löst Sehnsucht in ihm aus „Gefühl der höchsten Seligkeit und des tiefsten Schmerzes“ (S. 10) Serpentina hilft Anselmus beim Kopieren der Schriften (S. 53), Mitgift des goldenen Topfes, der Wunderbares und ewiges Glück verspricht (S. 54) neues Leben, begreift „Wunder einer höheren Welt“ (S. 63) Die Liebe zu ihr rettet ihn aus der Gefangenschaft in der Flasche. (S. 83 ff.) Glaube an Serpentina erschließt ihm das Wesen der Natur und ermöglicht ihm ein Leben in Atlantis

32

Didaktischer Kommentar: Lindhorsts doppelte Existenz Aufgaben 1.) und 2.) Lindhorst: bürgerliche Existenz: angesehener Dresdner Bürger, merkwürdiger alter Mann, Archivarius, Chemiker; märchenhafte Existenz: Salamander, Schlangen als Töchter, kann durch Schnippen der Finger Feuer erzeugen, Verwandlung in Geier, Geisterfürst Die doppelte Existenz wird in der Atlantis-Erzählung als Strafe für das Vergehen des Salamanders begründet: Lindhorst wird aus Atlantis ausgewiesen und muss bis zu seiner Erlösung ein Leben in der von ihm als dürftig empfundenen Alltagswelt führen. Sein Name vereinigt Irdisches (Wurm) und Himmlisches (Adler) und verweist so auf die beiden Pole seiner Existenz. Er erinnert an das feindliche Prinzip in Form des Drachens und an die (nicht als böse dargestellten) Schlangenfiguren.

Didaktischer Kommentar: Die Evokation des Wunderbaren Aufgabe1.) -

Rasches Schreiten Lindhorsts erinnert in der Dämmerung an Schweben

-

Durch Wind auseinandergetriebene Schöße seines Überrocks erinnern an die Flügel ausbreitenden Vogel

-

Geier = Archivarius

-

Ausdrücke des Vergleichs: so dass , wie, als (ob)

-

Dass die Ausdrücke des Vergleichs wegfallen, kann so verstanden werden, dass Lindhorst und der Geier nicht mehr miteinander verglichen und dadurch noch unterschieden werden, sondern Eins geworden sind: Lindhorst ist der Geier.

Aufgabe 2.) Es handelt sich um die subjektive Wahrnehmung Anselmus’, der den Eindruck des davoneilenden Lindhorst in das Bild eines zum Flug abhebenden Geiers übersetzt: es kam ihm so vor (s. Z. 9/10), er starrte in die Dämmerung und merkte (s. Z. 14-16), er hatte ... gehalten für ... (s. Z. 16-17), es müsse sein (Z. 17)

Didaktischer Kommentar: Wunderbares und Desillusionierung Aufgabe 2.) Folgende Rationalisierungsversuche können festgehalten werden: Wahnsinn / Krankheit („»Der Herr ist wohl nicht recht bei Troste!«“, S. 12, „»Dergleichen Anfälle [...]«“, S. 15, S. 17, „»[...] Doch bin ich wohl schon gestern recht krank geworden und habe mir das alles nur eingebildet [...]«“, S. 61, „»Aber bin ich denn in einem Tollhause? Bin ich selbst toll?«“, S. 78) Traum / Tagtraum (S. 16, „»So war denn wohl alles nur ein ängstlicher Traum, der mich gequält hat?«“, S. 61), [S. 73] Sentimentalität / Hang zum Phantastischen („» [...] Hang zu den Poetics [...]«“, S. 16, »Romanenstreiche, Romanenstreiche«“, S.39, S. 55) 33

Alkoholgenuss („» [...] wenn Ihm sonst nichts fehlt, als dass er zu viel ins Gläschen geguckt«“,S. 13, „Nun musste er selbst recht herzlich über die Wirkungen des Punsches lachen [...]“, S. 79) [S. 46], Optische Täuschungen (Lichtspiegelungen, s. S. 15, S. 17, S. 43, „[...] und wenn Veronika recht genau hinsah, waren es doch nur große Bücher mit vergoldetem Schnitt“, S. 62) [S. 49] Die Rationalisierungsversuche werden ausschließlich von den dem bürgerlichen Alltag zuzuordnenden Charakteren (Dresdner Bürger, Paulmann, Heerbrand, Veronika), von Anselmus selbst und teilweise dem Erzähler unternommen, nicht von den eher märchenhaften Figuren (Äpfelweib, Lindhorst, Serpentina). Aufgabe 3.) Ob es sich bei den phantastischen Erscheinungen um eine Täuschung handelt, ist eine Frage der Perspektive: Aus der Perspektive der vernünftigen Bürger sind sie eine Täuschung, aus der Perspektive der für das Phantastische offenen Gemüter sind sie wahr.

Didaktischer Kommentar: Die Erzählung von Atlantis - ein romantischer Schöpfungsund Erlösungsmythos Aufgabe 1.): Dritte Vigilie

Achte Vigilie

Zwölfte Vigilie

Erzähler:

Archivarius Lindhorst

Serpentina

Der Erzähler

Überschrift:

Die gefährliche Liebe zwischen dem Jüngling Phosphorus und der Feuerlilie

Die gefährliche Liebe zwischen dem Salamander und der grünen Schlange

Anselmus’ und Serpentinas Liebeglück in Atlantis

Die Herkunft / Familiengeschichte Lindhorsts

Die Vertreibung des Salamanders aus dem Geisterreich Atlantis

Rückkehr der Tochter Lindhorsts zusammen mit Anselmus nach Atlantis

Urzustand: Harmonie mit der Natur / Weltentstehung

Zerstörung der Natur / Trennung zwischen Mensch und Natur / Entfremdung des Menschen von der Natur

„Einklang aller Wesen“ (S. 101): Wiedergefundene Harmonie mit der Natur

Paradiesisches Tal

Unglückliche Zeit nach Vertreibung aus Atlantis

Serpentinas und Anselmus’ Seligkeit auf ihrem Rittergut in Atlantis

34

Aufgabe 2.) Inhalt

Sprache

Atlantis-Erzählung Der Geist als Schöpfer, Gott wird nicht genannt

-

-

Zunächst bedrohlicher, düsterer Raum in der Tiefe

-

Ödnis und Finsternis in der Tiefe

-

Sonne als Lebensspenderin und Mutter der Natur, gleichberechtigt als weiblicher Part neben dem SchöpferGeist

-

Licht als Schöpfung Entstehung der Zeit

-

Entstehung der Pflanzenwelt / Natur, Natur ist beseelt

-

Entstehung der Natur, Natur ist nicht beseelt

-

Personifizierungen: Landschaft, Sonne als Mutter, Pflanzenwelt: Anthropomorphisierung der Natur

-

Vergleiche („wie gierige Kinder“) zur Veranschaulichung

-

Polysyndetischer, Satzbau, oft durch ,und’ verbunden: Geschehens

hypotaktischer die Konjunktion Gewaltigkeit des

-

Polysyndetischer, teils parataktischer, teils hypotaktischer Satzbau, oft durch die Konjunktion ,und’ verbunden: Gewaltigkeit des Geschehens

-

Parallelismen („da bewegte es sich“, „Da erwachten“): Eindrücklichkeit, Zeitliche Schilderung der Vorgänge

-

Parallelismen („Und Gott sprach. - Da [...]“): Eindrücklichkeit, zeitliche Schilderung der Vorgänge

-

Häufige Wiederholungen (z.B. der Konjunktion ,und’): Eindrücklichkeit des Geschehens

-

Adjektive („wüst“, „leer“, „finster“): Eindruck des Unheimlichen, Bedrohlichen zu Beginn der Schöpfung

-

-

Viele Adjektive und Partizipien, die die Ungeheuerlichkeit und Bedrohlichkeit der Geschehnisse zu Beginn veranschaulichen („schäumenden“, „donnernd“, „gierig“, „glühenden“ ...)

Eindringliche, gewaltige, hymnische pathetische, biblische Sprache, aber: Personifizierung der Natur

Biblischer Schöpfungsbericht

Gott, bzw. der Geist Gottes als Schöpfer

Gottes,

Eindringliche, gewaltige, pathetische, hymnische Sprache, aber: keine Personifizierung der Natur

Aufgabe 3.): Nach dem Kuss des Phosphorus verwandelt sich die Lilie in ein fremdes Wesen. Nachdem der Drache das fremde Wesen einfängt, ist es wieder die Lilie, ihr Wesen ist aber durch den Funken des Gedankens, den Phosphorus in sie warf, zerrissen. Phosphorus befreit die Lilie, und diese ist fortan die Königin des Tals. 35

w Es ist das Licht des Denkens, des Bewusstseins bzw. der Reflexion, das Phosphorus in die Lilie wirft. Der vorbewusste, naive Zustand wird als harmonischer erfahren, der reflektierte, bewusste Zustand als Selbstentfremdung und Entfremdung von der übrigen Natur. w Es ist eine Art Sündenfall des Bewusstseins, der den Zustand der paradiesischen Harmonie zerstört, ähnlich wie im biblischen Schöpfungsbericht, in dem die Erkenntnis von Gut und Böse und die Reflexion des eigenen Zustandes die Vertreibung aus dem Paradies bedeutet. Allerdings liegen der Atlantis-Erzählung eher philosophische, dem biblischen Schöpfungsbericht religiöse Gedanken zugrunde. Aufgabe 4.) Vorbewusster Zustand, vollkommene Harmonie Atlantis als goldenes Zeitalter

Entfremdung durch Bewusstsein (Lilie), Vertreibung aus Atlantis (Salamander)

Rückkehr des goldenen Zeitalters: Anselmus und Serpentina in Atlantis

Aufgabe 5.): Das Motiv des goldenen Topfes:

Symbol von Atlantis als Ort der Harmonie zwischen allen Wesen und Mensch und Natur, der Poesie / der poetischen Lebensweise im Gegensatz zu der Lebensweise der ,Philister’, des Sieges des Glaubens, der Liebe und der Phantasie über feindliche Prinzipien, immerwährenden Glückes

Didaktischer Kommentar: Anselmus’ Entwicklung II: Vom Tollpatsch zum Poeten, vom Kopisten zum romantischen Dichter I. Vom Tollpatsch zum Poeten Aufgabe 1.): Beginn: Anselmus als ungeschickt, tollpatschig, nicht gut in der bürgerlichen Welt etabliert / anerkannt Ende: erfolgreich und glücklich in Atlantis als der Welt der Phantasie: Dichter, Verbindung mit Serpentina, Wohlergehen, Besitzer des goldenen Topfes Aufgabe 2.) Beide führen ihn in die Welt der Phantasie und Poesie ein; Lindhorst durch seine Erzählungen und indem er ihn mit alten, geheimnisvollen Schriften konfrontiert, Serpentina durch ihre Liebe und indem sie ihm hilft, die Schriften zu verstehen und so zu kopieren. Aufgabe 3.) Die Vermählung Anselmus’ mit Serpentina ist ein erster Schritt zur Erlösung Lindhorsts von seinem bürgerlichen, irdischen Dasein: Sind alle drei Töchter angemessen vermählt, kann Lindhorst nach Atlantis zurückkehren.

36

II. Gefangen in der Kristallflasche Aufgabe 2.): In dem Moment, in dem Anselmus Serpentina zu Gunsten von Veronika verrät, leugnet er auch die Welt der Poesie und Phantasie und ist nicht mehr dazu in der Lage, die Schriften zu kopieren. Anselmus’ Gefangenschaft in der Flasche kann als Sinnbild für die Beschränktheit und Beengtheit des bürgerlichen, alltäglichen Lebens verstanden werden, die Anselmus empfindet, die die Kreuzschüler aber nicht empfinden, da sie die andere Welt, die Welt der Phantasie und Poesie, nicht geschaut haben.

III. Vom Kopisten zum romantischen Dichter Aufgabe 1.): Beim Abschreiben handelt es sich, anders als bei schriftstellerischer Produktion, um keinen eigenen schöpferischen Akt, sondern um eine reine Einübung der technischen Fertigkeit des Schönschreibens. Aufgabe 2.): Die besonderen Schriften sind in geheimnisvollen, komplizierten Zeichen geschrieben und ähneln Palmblättern. Das Abschreiben ist besonders schwierig und gefährlich und erfordert einen bestimmten Raum. Nur der Glaube an und die Liebe zu Serpentina versetzt Anselmus dazu in die Lage, die Schriften zu kopieren. Dabei hilft ihm Serpentina, indem sie ihm den Inhalt der Schriften, nämlich die Geschichte ihres Vaters, erzählt. In einer Art traumhaften und rauschhaften Zustand kopiert Anselmus auf Serpentinas Erzählung hin die Schriften, ohne dass ihm dies bewusst wird. Dieser Zustand erinnert an das ,automatische Schreiben’. Aufgabe 3.) Als sich Anselmus ganz auf die Schriften einlässt, wird ihm plötzlich deren Sinn klar. Im Folgenden kopiert er die Manuskripte mühelos (An anderer Stelle heißt es, fast ohne auf das Original zu schauen, 6. Vig. S. 53). Seine Offenheit für das Phantastische, sein Glauben und seine Liebe befähigen ihn dazu, Literatur zu produzieren. Hierfür steht Serpentina nur symbolisch. Aufgabe 4.): Durch die Poesie als Kraft der Phantasie ist Anselmus dazu in der Lage, dem als dürftig empfundenen alltäglichen Leben zu entfliehen und die ursprüngliche Harmonie und Einheit aller Wesen, ebenso wie zwischen Mensch und Natur, wiederherzustellen. Der (romantische) Dichter verwandelt die Welt mit der Macht der Poesie, die also nicht nur eine berufliche Tätigkeit bezeichnet, sondern eine Lebenshaltung: Die Subjektivität, die innere Haltung ist das Wesentliche, nicht die äußere Welt. Aufgabe 5.) Der Dichter muss ein kindliches, poetisches Gemüt haben.

37

Didaktischer Kommentar: Die Rolle des Erzählers und Lesers I. Erzählform und Erzählverhalten 1.) Erzählform:

Er-Erzähler

Erzählverhalten: auktorial 2.) Erzählform:

Sie-Erzähler

Erzählverhalten: personal (Veronikas Perspektive) 3.) Erzählform:

Er-Erzähler

Erzählverhalten: personal (Anselmus’ Perspektive) 4.) Erzählform:

Ich-Erzähler

Erzählverhalten: auktorial

II. Ansprachen an den Leser Aufgabe 1.): Der Leser wird unter Verwendung des Personalpronomens „du“ direkt vom Erzähler angesprochen. Er wird aufgefordert, durch Fragen und rhetorische Fragen, sich in Situationen und Personen der Erzählung hineinzuversetzen, seine Phantasie anzustrengen und mit den Charakteren mitzuleiden. An einer Stelle wird er sogar zur Mitwirkung an der Handlung aufgefordert: Er soll Veronikas Schutzengel sein. Aufgabe 2.): Der ideale Leser ist der „günstige“, „geneigte Leser“, wie der Erzähler mehrfach betont: Er muss dazu bereit sein, sich auf die ungewöhnlichen, phantastischen geschilderten Ereignisse einzulassen.

III. Schreibschwierigkeiten des Erzählers und ihre Lösung Aufgabe 1.) Der Erzähler hat, nachdem er elf Vigilien erfolgreich zu nächtlichen Stunden vollendet hat, Probleme, die zwölfte Vigilie, die von Anselmus’ glücklichem Leben an der Seite Serpentinas in Atlantis handeln soll, zu verfassen. Anselmus’ Glück macht ihn zu sehr auf sein im Alltäglichen gefangenes Leben aufmerksam (s. Beginn der zwölften Vigilie). Erst als Lindhorst ihm dabei hilft, in einer Vision Anselmus in Atlantis zu schauen, kann er die zwölfte Vigilie vollenden, indem er das Geschaute niederschreibt. Aufgabe 2.) Die Erzählebenen verwischen sich: Eine erzählte Figur wendet sich an ihren Erzähler und lädt ihn zur Teilnahme an dem Erzählten ein. Auch der Erzähler ist fiktiv, aber innerhalb der Fiktion ist er real und behauptet die Wahrhaftigkeit seiner Erzählung. Die Grenzen zwischen Fiktion und Realität sind ohnehin aufgelöst.

38

Folgende Ebenen sollten den Schülern bewusst werden: Erzählung: „Der goldne Topf“

Autor (E.T.A. Hoffmann) schreibt: Fiktion)

Erzähler (fiktive Figur) schreibt

erzählte Geschichte

Auflösung der Erzählebenen

Aufgabe 3.): Wie schon bei den geschilderten phantastischen Ereignissen findet auch hier eine ironische Brechung und eine Desillusionierung statt: Der Hinweis auf den Konsum eines alkoholischen Getränks erklärt die Vision des Erzählers rational und weist ihn als einen unzuverlässigen Erzähler aus, was umso bedeutender ist, wenn man bedenkt, dass er die gesamte Geschichte geschrieben hat, auf deren Fiktionalität damit explizit hingewiesen wird. Andererseits wurde deutlich, dass die Frage danach, was Wirklichkeit und was Vorstellung ist, irrelevant ist und die Subjektivität und Phantasie ihr eigenes Recht beanspruchen. Die SuS sollten an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass die Thematisierung des Erzählvorgangs und der Hinweis auf die Fiktionalität des Erzählten kennzeichnend für die Literatur der Romantik sind. In diesem Zusammenhang kann auch der Begriff der romantischen Ironie eingeführt werden. Aufgabe 4.): Lindhorsts Aussage führt zu einer Gesamtdeutung der Erzählung: Atlantis als das goldene Zeitalter der Harmonie aller Wesen steht als Zufluchtsort dem Erzähler und im Grunde allen für die phantastische Welt offenen Menschen als Erzeugnis ihrer eigenen Vorstellungskraft bisweilen zur Verfügung. Die vollständige Verwandlung des eigenen Lebens in Poesie bleibt dagegen eine Utopie, hierin besteht die Ironie von Hoffmanns Erzählung: Anselmus wird am Ende zu einer rein märchenhaften, fiktiven Figur und somit zu einer weiteren „Allegorie“. Den realen Personen, wie dem (fiktiven) Erzähler und dem Leser, bleibt nur die oben genannte Möglichkeit: ein gelegentlicher Ausflug in die Welt der Phantasie und Poesie.

39

Literaturverzeichnis Quellen: Hoffmann, E.T.A: Der goldne Topf. Ein Märchen aus der neuen Zeit. Reclam / Stuttgart 2004. E.T.A. Hoffmann: Die Serapionsbrüder. 3. Band, 6. Kap. Zit. n.: http://gutenberg.spiegel.de/buch/3106/58. Novalis. Werke in einem Band. Hg. v. Hans-Joachim Mühl und Richard Samuel. München, Wien 1984.

Literaturverzeichnis: Fiebich, Peggy: Gefährten im Unglück: Die Protagonisten narrativer Texte von E.T.A. Hoffmann sowie von Novalis, Goethe und Kleist. Würzburg 2006. Kremer, Detlef (Hrsg.): E.T.A. Hoffmann. Leben - Werk - Wirkung. Berlin / Boston 2012, zweite, erweiterte Auflage. Meier, Albert: Klassik - Romantik. Stuttgart 2008. Neubauer, Martin: Lektüreschlüssel für Schülerinnen und Schüler. E.T.A. Hoffmann. Der goldne Topf. Stuttgart 2005. Oesterle, Günter: E.T.A. Hoffmann.: Der goldne Topf. In: Interpretationen. Erzählungen und Novellen des 19. Jahrhunderts. Bd. 1. Stuttgart 1988, S. 181-220. Pulkowski, Horst: Vom Träumen unter dem Holunderbusch: Das Holundermotiv in der deutschen Literatur. Heilbronn 2011. Safranski, Rüdiger: E.T.A. Hoffmann. Das Leben eines skeptischen Phantasten. Frankfurt a.M. 2000. Schmidt, Jochen: Der goldne Topf. Ein Schlüsseltext romantischer Poetologie. In: E.T.A. Hoffmann. Romane und Erzählungen. Interpretationen. Hg. v. Günter Sasse. Stuttgart 2004, S. 43-59. Wührl, Paul-Wolfgang (Hrsg.): Erläuterungen und Dokumente. E.T.A. Hoffmann. Der goldne Topf. Stuttgart 1982. Ders.: E.T.A. Hoffmann. Der goldne Topf. Die Utopie einer ästhetischen Existenz. Paderborn, München, Wien, Zürich 1988.

Sonstiges Illustrationen von: Karl Thylmann, Edmund Schaefer, Theodor Hosemann, Hans Georgi, Richard Techner, Walter Wellenstein s.: http://www.uni-bielefeld.de/lili/personen/seiler/Novelskurz/02hoff/bilder/druck/bilder.pdf

40