Erfahrungsbericht Erasmus

Erfahrungsbericht Erasmus Studienrichtung an der Universität Graz: Übersetzen Studienlevel: MA Gastinstitution/Gastland: Universidad Valencia/Spanie...
Author: Benedict Bösch
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Erfahrungsbericht Erasmus Studienrichtung an der Universität Graz: Übersetzen

Studienlevel: MA

Gastinstitution/Gastland: Universidad Valencia/Spanien Facultad de Filología, Traducción y Comunicación

Aufenthaltsdauer: 9. September 2013 bis 31. Jänner 2014 (Wintersemester 2013/2014)

1. Beschreibung der Gastuniversität (Studienjahreinteilung, Größe, Lage,…) Die Universität Valencia ist eine sehr große Universität mit zirka 60.000 Studenten und ist über mehrere Standorte verteilt, die sich aber fast alle im selben Stadtviertel befinden. Das Universitätsviertel liegt etwas außerhalb der Altstadt und ist relativ weitläufig, aber man braucht nicht notwendigerweise viel Geld für Busse/U-Bahn ausgeben. Ich bin die meiste Zeit zu Fuß gegangen, oder mit dem Rad gefahren (Kann man sich über den City-Bike-Verleih Valenbisi ausborgen.). Das Studienjahr ist in 2 viermonatige Semester eingeteilt, die jeweils im September und Februar anfangen. Anschließend an die Semester gibt es eine vorlesungsfreie Prüfungszeit.

2. Vorbereitung auf den Aufenthalt (Anmeldung an der Gastuniversität, erforderliche Sprachkenntnisse, Erstellung des Learning Agreements und des Vorausbescheides, Betreuung von Seiten der Gastuniversität vor dem Aufenthalt) Die Anmeldung an der Universität Valencia erfolgt online und ist sehr einfach auszufüllen. Zudem gibt es online auch Kurslisten, aus denen man schon zuvor die Kurse für das Learning Agreement und den Vorausbescheid auswählen kann. Man hat allerdings vor Ort noch genügend Zeit, sich über andere Kurse zu informieren und ein geändertes Learning Agreement bestätigen zu lassen. Nachdem die Universität Valencia eine sehr große Universität ist und jedes Jahr sehr viele ERASMUS-Studenten empfängt, verlief die Organisation mit der Universität und der Fakultät ausgezeichnet. Ich erhielt schon vor der Abreise nützliche Informationen und Anweisungen und direkt vor Ort wird einem auch sehr kompetent geholfen. Allerdings sollte man bedenken, dass man zumindest grundlegende Spanischkenntnisse besitzen sollte, bevor man sich an der Universität Valencia bewirbt, da der universitäre Alltag hauptsächlich auf Spanisch abläuft.

3. Anreise (Tipps, Abholung von Gastuniversität organisiert?) Ich bin eine Woche vor Semesterbeginn angereist, was ausgereicht hat, um alles Organisatorische zu erledigen, aber ich würde trotzdem empfehlen, schon 2 Wochen früher anzureisen, da ich schlussendlich etwas unter Druck stand, schnell eine Wohnung zu finden. Wenn man keine ausreichenden Spanischkenntnisse hat, kann man schon ab August am Sprachzentrum (Centro de Idiomas) vorbereitende Intensiv-Spanisch-Kurse besuchen, die für ERASMUS-Studenten sehr günstig angeboten werden. Eine mögliche Abholung durch einen ERASMUS-Buddy oder Betreuer wurde mir nicht angeboten, wobei der Flughafen direkt ans U-Bahnnetz angebunden ist, und es somit keine Probleme geben sollte, sich zu orientieren. Ich hatte nur Orientierungsprobleme bei der ersten Anmeldung im Büro für Internationale Beziehungen, weil dieses etwas versteckt in einem Innenhof liegt und man nicht sofort erkennt, dass das Gebäude zur Universität gehört.

4. Unterkunft (Wie haben Sie Unterkunft gefunden? Wie zufrieden waren Sie? Was können Sie zukünftigen ERASMUS Studierenden empfehlen?) Die Unterkunft findet man sehr leicht entweder übers Internet, oder es gibt auch an allen Zäunen und Lichtmasten im gesamten Viertel rund um die Universität unzähligen Anzeigen für freie Zimmer und Wohnungen. Ich persönlich habe mich erst vor Ort umgesehen und mir einige Zimmer angeschaut, bevor ich mich schlussendlich entschied. Ich war mit meiner Wohnung recht zufrieden, da sie neu renoviert war, und ich hatte sehr nette Mitbewohner, aber im Generellen sollte man sich von der Qualität der spanischen Wohnungen nicht allzu viel erwarten. Die Studentenwohnungen sind meistens recht billig gemacht, und man sollte besonders darauf achten, dass es eine Heizung gibt, oder dass man für die Wintermonate vom Vermieter einen Heizstrahler zur Verfügung gestellt bekommt. Ich hatte nichts davon und musste mir erst selbst eine Decke für den Winter und einen Heizstrahler kaufen.

5. Vorbereitender bzw. begleitender Sprachkurs (Haben Sie einen besucht? Wenn ja welchen? – Dauer, Kosten, Anmeldung…) Es gibt die Möglichkeit, beides am Sprachzentrum der Universität zu besuchen. Über den vorbereitenden Sprachkurs kann ich nichts sagen, aber ich habe zur Auffrischung einen begleitenden Sprachkurs absolviert. Dieser startet etwas später als das Semester an der Universität und kostet für ERASMUS-Studenten ungefähr 70 Euro, und zusätzlich knapp 20 oder 30 Euro für das Kursbuch. Um sich anzumelden, geht man direkt zum Sprachzentrum und meldet sich für den Einstufungstest an, die Resultate bekommt man ein paar Tage später. Sobald man die Resultate hat, kann man sich offiziell für einen Sprachkurs anmelden. Die Lehrer am Sprachzentrum sind alle sehr nett und die Atmosphäre ist entspannt. Ich fand den Sprachkurs perfekt, um Spanisch zu üben und dabei direkt Feedback vom Lehrer zu bekommen.

6. Einführungswoche bzw. -veranstaltung für Erasmus Incoming Studierende (Wenn ja, wann hat diese stattgefunden? War sie verpflichtend?) In der ersten Woche des Semesters gibt es verpflichtende Einführungsveranstaltungen für alle ERASMUS-Studenten, in denen die Universität vorgestellt wird und alles Organisatorische erklärt wird. Zusätzlich zu einer allgemeinen Einführungsveranstaltung durch den Rektor werden an den einzelnen Fakultäten nochmals Veranstaltungen abgehalten. Wer zu diesen beiden Veranstaltungen geht, sollte danach eigentlich keine Fragen mehr haben, da wirklich alles bis in Detail besprochen wird. Voraussetzung hierfür ist, dass man etwas Spanisch kann, denn diese Veranstaltungen werden nur auf Spanisch gehalten. Wenn man kein Spanisch kann, findet man fast alle Informationen nochmals in einem Booklet, dass man am Anfang von Büro für Internationale Beziehungen bekommen hat und man kann seinen Erasmus-Betreuer fragen.

7. Anmelde- und Einschreibeformalitäten an der Universität und im Land (Anmeldebescheinigung für EU-BürgerInnen/Visum notwendig?) Besondere Bescheinigungen oder ein Visum sind für EU-Bürger nicht notwendig. Die Anmeldung an der Uni erfolgt online. Sobald man im Valencia angekommen ist, muss man sich beim Büro für Internationale Beziehungen anmelden, wo einem dann alles erklärt wird, wie es weiter funktioniert. An meiner Fakultät musste ich mit meinen Wunschkursen zu einem zugeteilten Termin ins Fakultätssekretariat kommen, wo dann ein Mitarbeiter die Einschreibung in den Kursen durchgeführt hat. Man sollte sich am besten ein paar Reserve-Kurse parat halten, da es nicht sicher ist, dass man in seine Wunschkurse hineinkommt. Wenn man angemeldet ist, bekommt man seine Zugangsdaten für das Uni-Online-Programm und das Uni-Mail und muss einen Art Studienbeitrag von etwas weniger als 30 Euro bezahlen, und mit der Einzahlungsbestätigung wieder kommen. Wenn der Studentenausweis abholbereit ist, wird man normalerweise per E-Mail verständigt.

8. Kursangebot und besuchte Kurse (Infos zu Kurssuche und -angebot, ECTS-Credits, „study workload“ pro Semester, Benotungssystem, Unterrichtssprache, englischsprachiges Angebot, spezielles Angebot für ERASMUS Studierende, Besuch von Kursen aus anderen Studienrichtungen/Fakultäten) Kurse können online über die spezifische Seite der Studienrichtung/Fakultät gesucht werden. Grundsätzlich stehen ERASMUS-Studierenden die gleichen Lehrveranstaltungen offen, wie allen anderen Studenten, aber es gab an meiner Fakultät zusätzlich spezielle Kurse nur für ERASMUS-Studenten. Da ich an der Fakultät für Philologie studierte, denke ich aber, dass das eine Ausnahme war, da die angebotenen Kurse hauptsächlich auf Spanisch-Studenten ausgerichtet waren. Die Universität nutzt auch das ECTS-System, was für die Anrechnung sehr praktisch ist. Als ERASMUS-Studentin hatte ich keine vorgeschriebene „study workload“, zumindest nicht von der Universität Valencia. Meine Lehrveranstaltungen wurden vorwiegend auf Spanisch gehalten, wobei es von den meisten Lehrveranstaltungen aber auch eine Katalanische Variante gab. Das Angebot an englischsprachigen

Kursen ist recht gut, zumindest in meinem Studium, und soweit ich das mitbekommen habe, auch an der Wirtschaftsfakultät. In der Organisation waren die Lehrveranstaltungen ähnlich wie Kurse an der KF-Universität, also mit beschränkter Teilnehmerzahl und Anwesenheitspflicht. Die Lehrveranstaltungen, die ich besuchte, fanden jeweils zwei Mal pro Woche für zwei Stunden statt.

9. Anerkennung (Was wurde anerkannt? Gab es Probleme? Wenn ja welche?) Bei der Auswahl meiner Lehrveranstaltungen für das Semester war ich an keine Vorgaben gebunden, da ich nur Freie Wahlfächer absolvieren wollte. Diese wurden alle anerkannt. Ich denke aber, dass es auch kein Problem gewesen wäre, zumindest einen Teil der Lehrveranstaltungen als Pflichtgegenstände anrechnen zu lassen. Hier sollte man auf die Kursbeschreibung achten, so kann man gleich noch vor der Anmeldung überprüfen, ob die Kursinhalte mit dem Kurs zusammenpassen, den man sich in Graz anrechnen lassen will.

10. Lebensunterhaltskosten (Wohnen, Bücher, Lebensmittel, öffentl. Verkehr,…) Die Stadt ist trotz ihrer Größe sehr gemütlich und alles in der Umgebung der Universität und des Stadtzentrums ist sehr gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel sind im Vergleich zu Graz erschwinglich und die Lebenserhaltungskosten im generellen sind niedriger. Wenn ich ein öffentliches Verkehrsmittel verwendet habe, war das bevorzugt die U-Bahn, da ich in unmittelbarer Nähe von einer Station gewohnt habe. Eine 10-er Karte für die inneren Bezirke kostet weniger als 10 Euro. Die Busse sind etwas komplizierter, da sie von verschiedenen Unternehmen betrieben werden und man unterschiedliche Fahrkarten braucht. Außerdem sind die Fahrtrouten und Fahrzeiten auch nicht immer ganz klar. Für Bücher habe ich insgesamt ungefähr 70 Euro ausgegeben, wobei das ja immer vom Studium abhängig ist. Die monatlichen Lebenserhaltungskosten für Wohnung und Lebensmittel sind um einiges niedriger als in Österreich, aber wurden bei mir nicht durch das ERASMUS-Stipendium alleine gedeckt. Ich habe meine zusätzlichen Kosten durch selbsterspartes Geld bezahlt. Für ein akzeptables Zimmer muss man mit 200 bis 250 Euro rechnen, dazu noch, je nach Kaufverhalten, 50 bis 100 Euro für Lebensmittel und andere alltägliche Dinge. Kulturelle Aktivitäten, Reisen, Essen außer Haus und Weggehen am Abend sind auch nochmal zusätzlich dazuzurechnen. Von der Infrastruktur her ist das Universitäten-Viertel sehr gut erschlossen. Es gibt zahlreiche Supermärkte, Apotheken, Banken, Frisöre, Restaurants, Bars und auch sonst alles, was man brauchen könnte.

11. Betreuung an der Gastuniversität und soziale Integration (Buddy System, ESN, Veranstaltungen für ERASMUS Studierende) Ein richtiges Buddy-System gab es nicht, man wird zwar als ERASMUS-Student einem Betreuer zugeordnet, aber diese sind meist nur am Anfang Ansprechpartner für organisatorische Fragen. An der Universität kann man jederzeit ohne Bedenken im Sekretariat nachfragen oder auch bei den Professoren direkt, die fast alle sehr

freundlich und hilfsbereit sind. Das Freizeitangebot von ESN und anderen ähnlichen Organisationen ist riesig, es gibt kaum einen Tag an dem es keine ERASMUSVeranstaltung gibt. Hier lauert allerdings die Gefahr, dass man mit anderen ERASMUS-Studenten nur Englisch spricht und sein Spanisch nicht verbessert. Ich persönlich unternahm viel mit spanischen Studenten und anderen ERASMUSStudenten, die auch Spanisch sprachen, weil ich es vermeiden wollte, Deutsch oder Englisch zu verwenden. Dadurch habe ich mein Spanisch wirklich sehr verbessert.

12. Resümee und Tipps – Was sollte man unbedingt wissen? Mein Auslandssemester in Spanien war für mich eine unvergessliche Zeit. Anfangs hatte ich leichte Schwierigkeiten, mich einzuleben, da die spanische Mentalität sehr anders ist als die österreichische, aber nach ein paar Wochen fühlte ich mich sehr wohl und hätte mir am Ende des Semester noch gewünscht, ein paar Wochen anhängen zu können. Valencia ist eine unglaubliche Stadt und ihre Einwohner sind die freundlichsten, die mir je begegnet sind, deshalb würde ich jedem, empfehlen, dort ein Semester zu machen – vorausgesetzt, dass man schon etwas Spanisch kann. Denn die Valencianos sind zwar freundlich, aber Englisch ist nicht ihre Stärke.