Erfahrungsbericht ERASMUS

Erfahrungsbericht ERASMUS 1. Vorbereitung In meinem Studiengang sind zwei Semester im Ausland verpflichtend, weshalb ich im Vorraus keine besondere Re...
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Erfahrungsbericht ERASMUS 1. Vorbereitung In meinem Studiengang sind zwei Semester im Ausland verpflichtend, weshalb ich im Vorraus keine besondere Recherche dazu anstellte ob es für mich überhaupt sinnvoll war ins Ausland zu gehen. Schnell war für mich klar nach Frankreich zu gehen, um meine französisch Kenntnisse zu verbessern. Generell halte ich es für sinnvoll als Vorbereitung an der eigenen Uni noch einen Französischkurs zu machen, um das Schulfranzösisch aufzubessern. In Oldenburg gibt es einen Französischkurs extra für Rechtsfranzösisch, der ebenfalls den Studierenden aus meinem Studiengang offen steht. In diesen habe ich mal reingeschnuppert, allerdings hatte ich nicht das Gefühl, dass mir dieser mehr als der bereits absolvierte B2.1 Kurs in Bremen gebracht hätte. Auch im Nachhinein bzw. vor Ort hatte ich nicht den Eindruck, dass ein spezieller Rechtsfranzösischkurs notwendig ist. Das wichtigste Vokabular schnappt man schnell auf oder kann man sich ja auch selber vorher raussuchen. Über die UM1 und Montpellier habe ich mich vorallem bei ehemaligen ERASMUS-Studierenden, die ich persönlich kannte, informiert, da ich besonders die Internetseite der UM1 vor meinem Aufenthalt sehr unverständlich fand. Bewerbungsfristen musste ich vorallem bezüglich des ERASMUS-Programms wahren, die einem aber auch gut mitgeteilt wurden. 2. Formalitäten Für die Uni musste ich einige Unterlagen mitbringen, die einem vorher mitgeteilt wurden. U.a. ist da auch die Rede von einem Brief, den man nach Hause geschickt bekommen soll. Wie bei vielen kam diese Annahmeerklärung der UM1 bei mir nie an. Das ist jedoch nicht weiter problematisch, sobald man in Montpellier angekommen ist, kann man zum BRI (Bureau des Relations Internationales) gehen und sich das vor Ort ausstellen lassen. Generell ist es gut aktuelle Passbilder dabei zu haben. In Frankreich gibt es das berühmt berüchtigte CAF, ein Wohngeld was auch ausländischen Studieren offen steht. Um dieses zu beantragen muss man sich ein Formular runterladen und ausfüllen. Es lohnt sich auf jeden Fall mit diesem Formular und seinen Unterlagen zur CAF-Stelle zu gehen und das dort zu besprechen, da man meistens etwas übersieht. Selbst dann ist noch nicht gewährleistet, dass man alles eingereicht hat. Bei mir kam noch nach ca. 3 Monaten ein Brief, dass ich eine internationale Geburtsurkunde einreichen müsse. Das Geld bekommt man nur auf ein französisches Konto überwiesen. Das Wohngeld berechnet sich nach dem Mietpreis, ich hatte das Gefühl, dass man ungefähr soviel CAF erhalten hat, dass die Miete bei 300€ lag. Ein Bankkonto einzurichten ist in Frankreich nicht weiter schwierig. Die meisten Banken scheinen spezielle Studierenden-Kontos zu haben, die ein Jahr umsonst sind. Ich war bei der SOCIETE GENERAL, viele andere waren bei der LCL. Einige VermieterInnen verlangen eine extra

Versicherung für das Zimmer. Solch eine Versicherung kann man oft für ca. 1€ bei Eröffnung des Bankkontos abschließen, was somit auf jeden Fall günstiger ist als diese bei einer extra Versicherung abzuschließen. Für meine neue SIM-Karte hatte ich Lebara als Anbieter, die vorallem günstige Konditionen ins Ausland haben (z.B. nach 15 cent Verbindungsgebühr nur 1 cent pro Minute ins deutsche Festnetz.) Als EU-BürgerIn muss man ansonsten keine Behördengänge unternehmen. 3. Allgemeine Informationen zur Partnerhochschule Die UM1 hat verschiedene Fachbereiche, einer davon ist die faculté de droit et de science politique an der ich war. Diese Fakultät ist nicht bei der UM1 bei Rive du lez angesiedelt, sondern in der rue de l'université in der Altstadt. Die TRAM-Haltestelle heißt Louis Blanc. Ich bin aber eigentlich nie mit der Bahn sondern hauptsächlich mit dem Fahrrad gefahren, da ich erstens keine Abonnement für die Bahn hatte und zweitens von meinem Wohnort keine gute Verbindung war. Allgemein ist die Uni aber durch die Linien 1 und 4 gut angebunden. Die Fakultät hat drei Gebäude, wobei Vorlesungen hauptsächlich in Bâtiment 1 und 2 stattfinden, in Bât. 3 befindet sich eine kleine Bibliothek. Die hab ich nie benutzt, da wir für die Prüfungen keine extra Unterlagen brauchten und ich lieber zu hause lerne. Möchte man aber in einer Bibliothek lernen, empfiehlt sich eher die große Bibliothek bei Rive du lez. In der Fakultät selber gibt es eine Cafeteria mit ganz gutem Angebot, in Stoßzeiten muss man länger anstehen. In Boutonnet gibt es eine Mensa (mit dem Fahrrad keine zehn Minuten), die ich selber aber nur sehr selten besucht habe, da dass vegetarische Angebot sehr gering war. Bezahlen kann man sowohl bar als auch mit seiner Studentenkarte, auf die man Geld laden kann. Über die UM1 kann man auch Sport machen. Die Anmeldung hierfür ist leider etwas kompliziert, da man sich vorher ein ärztliches Attest holen muss, dann die 40€ Teilnahmegebühr bezahlen muss und dann nochmal zu der Stelle wo man dann den Aufkleber bekommt, der einen als TeilnehmerIn ausweist. Für mich haben sich die 40€ Pauschalpreis auf jeden Fall gelohnt, da ich jedes Semester an Fitnesskursen teilnahm und im zweiten Semester mehrmals klettern war. Besonders zu empfehlen ist der Pass Culture, der 9€ kostet. Mit diesem bekommt man Theater-, Oper- und Symphoniekonzerte für 5€ und Kino für 2,70€. Die Karten muss man vorab bei der Pass Culture Stelle kaufen, entweder Montags an der Fakultät oder sonst täglich bei Boutonnet im CROUS-Gebäude. Es gibt an der Uni W-LAN auf das man zugreifen kann wenn man sich einloggt, worauf ich selber aber nie zugegriffen habe. Für die Freizeitorganisation gibt es die Asso ERASMUS, die Ausflüge und Partys organisiert. Wenn man der facebook-Gruppe beitritt ist man gut informiert, ich selber habe diese Angebote aber eigentlich nie in Anspruch genommen. Am Anfang war es jedoch ganz nett, um neue Leute kennen zu lernen.

4. Akademisches Leben Vor Beginn der Vorlesungen, gab es einen Einführungstag mit Stadtführung. Gerade für die Stadtführung hat es sich gelohnt, sich dafür anzumelden. Als ERASMUS-Studierender, darf man nur die Vorlesungen und nicht die Seminare / AGs (TD) besuchen. Das ist aber nicht besonders nachteilhaft, da man als ERASMUS-Studierender immer 6 CP pro Kurs bekommt, was die Franzosen nur für Vorlesung und TD zusammen bekommen. Selbst für nur zweistündige Vorlesungen gibt es 6 CP. Die Vorlesungen waren für uns teils etwas entäuschent, da die Lehrenden dies sehr wortwörtlich nehmen und eigentlich nur ihre Notizen mehr oder minder frei vorlesen. Einer von sechs Professoren hat bei mir in den zwei Semestern wirklich die Tafel benutzt, PowerPoint scheint gar nicht verwendet zu werden. Manche ProfessorÌnnen geben am Anfang des Semesters einen Ablaufplan mit Literaturliste, ansonsten bekommt man gar keine Unterlagen. Deshalb schreiben die Franzosen praktisch jedes Wort des Lehrenden mit und lernen dies dann auswendig. Als ausländischer Studierender kann man dies natürlich nicht. Am besten ist es am Anfang zu versuchen einfach viel zu verstehen und sich nach dem Kurs bei einem französischen Mitstudierenden die Notizen auf einen USB-Stick geben zu lassen. Leider sind diese Notizen aber auch nicht immer richtig oder vollständig, weshalb es sich auf jeden Fall empfielt selber aufzupassen und sich Notizen zu machen. Die Prüfungen an dieser Fakultät sind für ERASMUS-Studierende immer mündlich und ungefähr 515 Minuten lang. Dies ist generell vorteilhaft, da so Grammatik und Rechtschreibung nicht bewertet werden. Die Benotung ist sehr uneinheitlich: manche vergeben gute und andere sehr strenge Noten. Meistens bekommt man nach der Frage Vorbereitungszeit während im gleichen Raum jemand anderes abgefragt wird. Manchmal gibt es aber auch keine Vorbereitunszeit. Leider sind manche ProfessorInnen sehr unzuverlässig und so gab es Fälle von welchen, die die Prüfung drei Stunden später als anberaumt haben anfangen lassen. Allgemein wird eine Uhrzeit genannt, zu der alle Studierenden für diese Prüfung zu erscheinen haben und dann werden sie nacheinander reingebeten. Das kann zu langen Wartezeiten führen. Die ProfessorInnen sind sowohl von der Qualität ihrer Vorlesungen als auch in ihrer Notengebung sehr unterschiedlich, es lohnt sich unter Studierenden nachzufragen welche ProfessorInnen zu empfehlen sind. Ich kann auf folgende verweisen: M. Sudre (gute Vorlesung, renommiert, strenge Notengebung), Mme Sordino (Vorlesung & Notengebung ok, gutes Buch zu eigener Vorlesung Allgemeines Strafrecht geschrieben), M. Chevallier (gute Notengebung), Mme Picheral (sollte man wohl meiden, ich habe die Vorlesung gewechselt).... Betreut wird man vom BRI. Insbesondere muss man die angebenden Abgabetermine für die Prüfungsanmeldung beachten, aber darauf wird auch per E-Mail hingewiesen. Ich persönlich hatte keine Probleme mit der Betreuung. Was ich sehr schade fand war, dass es an der Fakultät keinen begleitenden Französischkurs gibt. An einer anderen Uni (UM3 Paul Valéry) gibt es dies schon, ob man auch als UM1 Studierender

daran teilnehmen kann war für mich unklar, da ich unterschiedliche Informationen von Studierenden bekam aber sowieso zu spät davon erfahren hatte. Dieser Sprachkurs ist recht teuer. 5. Unterkunft Ich habe in Montpellier privat in einer WG mit zwei französischen Studierenden gewohnt. Viele meiner Freunde haben ebenfalls in WGs aber auch einige in Studentenwohnheimen gewohnt. Ich habe mich von vorneherein gegen Studentenwohnheime entschieden, da es dort nur Einzelzimmer und keine WGs gibt, aber sie sind natürlich die günstigste Variante. Zur Fakultät ist das in Boutonnet am nähsten. Zu Besuch war ich sowohl in les Arceaux als auch in Triolet. Triolet ist für Studierende der Paul Valéry praktisch, aber die Zimmer und die Gemeinschaftsküchen sind kleiner als in les Arceaux. Private WGs sucht man am besten vor Ort, weshalb man dann aber auch früher kommen muss. Ich war Ende August da und das war schon relativ spät, viele suche ab Anfang August neue MieterInnen. Die WGs werden meistens über die VermieterInnen belegt und nicht die MitbewohnerInnen entscheiden. Im Internet gibt es vorallem zwei praktische Seiten: einmal appartager.fr (kostenpflichtig, nur für Wohnungen / WGs) und leboncoin.fr (umsonst, für alles mögliche). Ich habe meine Wohnung über zweiteres gefunden. Wenn man zur Wohnungssuche in Montpellier ankommt kann man als erstes in der Jugendherberge wohnen, aber ich war froh nach zwei Nächten in eine Privatunterkunft für eine Woche zu kommen. Generell ist der Wohnungsmarkt in Montpellier teurer als in Bremen, das CAF gleicht das etwas aus. Dafür muss man aber auch unbedingt einen eigenen Mietvertrag mit dem/der VermieterIn haben 6. Öffentliche Verkehrsmittel Es gibt in Montpellier einen gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr mit Bussen und vier Straßenbahnen. http://www.montpellier-agglo.com/tam/index2.php Für Ausflüge lohnt es sich auch beim Herault Transport nachzuschauen, die sowohl an den Strand, in interessante Städte und die Berge fahren (mit 10er Karte für 1€). In Montpellier kann man sich bei der TaM Abonnements holen oder wenn man nicht regelmäßig fährt 10er Karten. Der öffentliche Nahverkehr ist billiger als in Bremen. Auch wenn Montpellier nicht unbedingt fahrradfreundlich ist (wenige Radwege), es lässt sich doch recht gut fahren und ich fand es am schnellsten. Ich habe mein Fahrrad beim marché aux puces in Mosson (jeden Sonntag Vormittag) gekauft. Das war zwar ein sehr schönes aber auch ein reparierungsbedürftiges Fahrrad. Eine andere viel genutzte Variante ist sich ein Fahrrad für ein Jahr bei TaM zu leihen, was 60€ kostet. Dieses kann man wie ein eigenes Fahrrad benutzen und mít zu sich nach Hause nehmen. 7. Studentenjobs Ich kenne selber keinen Studierenden der in Montpellier gearbeitet hat und die Arbeitssituation ist zur Zeit auch recht schwierig.

8. Nach der Rückkehr Bisher habe ich noch von keinen Anrechnungsschwierigkeiten gehört. Ich habe mein Learning Agreement auch immer sofort abgesprochen, um mich davor zu bewahren. 9. Besondere Erlebnisse im Gastland Von Montpellier aus kann man wirklich viel unternehmen und man sollte die Wochenende auf jeden Fall nutzen, um die Gegend zu erkunden. Als längeren Ausflug bleibt mit gut in Erinnerung ein Wanderwochenende in den Pyrenäen, schon für einen Tag lohnt es sich in die Cevennen zu fahren. Von Montpellier aus sieht man immer den Pic Saint Loup, den wir ganz zum Schluss noch bestiegen haben, aber eigentlich kann man dies nicht empfehlen wenn man wie wir mit dem Bus dahin fährt, da man dann erst sehr lange zum Berg laufen muss. Wir sind meistens zum Strandabschnitt le petit travers am Canon-plage gefahren. Für einen Tagesausflug kann man mit Herault Transport auch zum Strand les Aresquiers fahren, wo es sehr viele Muscheln gibt. Doch da muss man von der Haltestelle noch eine Stunde zu Fuß laufen. Wenn man zwei Semester in Montpellier ist und sich auch andere Städte angucken möchte lohnt es sich eine carte jeune (50€) für den Zug beim sncf zu kaufen. Damit bekommt man immer mindestens 25% und kann bis zu 60% bekommen. Eine Alternative zum Zug gibt es mit covoiturage.fr (wie mitfahrgelegenheit.de) 10. Fazit Ich habe meine zwei Semester in Montpellier sehr genossen und kann es auf jeden Fall weiterempfehlen. Auch speziell für Jura ist die Uni gut, da sie zum einen in Frankreich renommiert ist und zum anderen im Vergleich zu anderen Unis ERASMUS-Studierenden meistens gute Noten gibt (durch die mündlichen Prüfungen). Besonders die vielen Ausflüge werden mir im Gedächnis bleiben. Ich denke ich habe einen guten Eindruck gewonnen wie es ist als AusländerIn in einem Land zu leben. Auch wenn Frankreich nicht so weit weg ist und zur EU gehört gibt es doch einige Unterschiede im Alltag und durch die Sprache fällt man immer auf. Auch wenn ich mit meinem Französisch nach dem Aufenthalt nicht 100% zufrieden bin, hat es sich natürlich enorm verbessert und durch die Vorlesungen ist mein Rechtsfranzösisch teils besser als meine Alltagsvokabeln.