Einnahmen sind wichtig

Dänemark 2009 PN/148 - 865 - Einnahmen sind wichtig Umsatzsteigerung mittels Ankündigungsschreiben Detlef Fürth Als die dänische Post am 01.04.1851...
Author: Kathrin Peters
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Einnahmen sind wichtig Umsatzsteigerung mittels Ankündigungsschreiben Detlef Fürth

Als die dänische Post am 01.04.1851 ihr erstes Postwertzeichen ausgab, hätte sie sich sicherlich nicht träumen lassen, welch gewaltige Zusatzeinnahmen sich in weiterer Zukunft einmal durch den Verkauf derartiger Wertzeichen an Sammler (statt an Postkunden) würden generieren lassen. In den ersten knapp 70 Jahren gab es nur Briefmarken entsprechend des postalischen Bedarfs, erst nach der für Dänemark in Nordschleswig („1. Zone“) glücklich ausgegangenen Volksabstimmung Anfang 1920 erschienen, am 05.10.1920 die ersten Sondermarken zur Wiedervereinigung. In den Folgejahren gab es dann die ersten Zuschlagsmarken („Rotes Kreuz“, 1921 und „Krebsbekämpfung“, 1929), die ersten Zusammendrucke („300 Jahre Postwesen“, 1924), die ersten Heftchen mit Zusammendrucken (Briefmarke + Reklamefeld) und ein paar weitere Sondermarken. Auf die Bedürfnisse der offenbar wachsenden Sammlerschaft reagierte die Post am 01.11.1926 mit der Eröffnung eines speziellen Sammlerschalters (Postvæsenets Salgskontor for Frimærkesamlere), angesiedelt im Postamt København V. Nach dem Kauf einer Rotationsdruckmaschine und der Übernahme der Produktion in Eigenregie (bis 1933 ließ die Post ihre Briefmarken in der Druckerei Thiele herstellen) begann die Post ab 1935 mit der Ausgabe von Sonderbriefmarken in bisher nicht gekannter Menge. Jeder Sammler kann sich durch einen Blick in den Katalog selber ein Bild davon machen. Da auch heute noch postfrische Marken aus jener Zeit zu erschwinglichen Preisen zu haben sind, es also genügend große Mengen davon gibt, kann man davon ausgehen, dass es damals

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schon viele aktive Sammler gab, die diese Marken kauften. Die Post erwirtschaftete also Einnahmen, ohne die damit bezahlten Leistungen erbringen zu müssen. Sicherlich darf man auch annehmen, dass der Post diese Tatsache sehr wohl bewusst war. Welche Schlussfolgerungen waren daraus zu ziehen? Einerseits war ihr wohl klar, dass man die Sammlerschaft nicht inflationär mit immer mehr Ausgaben „bombardieren“ durfte (was heute allerdings gar nicht mehr klar zu sein scheint), andererseits wären weitere Einnahmesteigerungen aus den Taschen der Sammler nicht unerwünscht. Die eine Konsequenz der Überlegungen ist den meisten DänemarkSammlern bekannt: Zum 200. Todestag von Vitus Bering erschien am 27.11.1941 nicht nur ein Sondermarkensatz (drei bildgleiche Wertstufen), sondern es gab auch noch zwei extra gefertigte Ersttagsstempel, nämlich einen in København V, dem Sammlerpostamt, und einen weiteren in Horsens, dem Geburtsort Berings. Die Post erhoffte sich davon sicherlich, dass zumindest ein Teil der Sammler bereit war, auch für diese zweite Form der Darreichung neu erscheinender Marken Bares auf den Tresen des Hauses zu legen. Bis heute gibt es zu jeder Neuausgabe – von der Ausgabe von Ergänzungswerten zu bestehenden Dauerserien einmal abgesehen – einen speziell angefertigten Ersttagsstempel, mit dem ein Teil der frisch verkauften Marken entwertet (aus Sicht der Post: wertlos gemacht) wird. Die andere Konsequenz der Überlegungen hingegen ist nur den wenigsten Sammlern bekannt: Die Ausgabe der Bering-Marken war nach bisherigem Kenntnisstand auch die erste dänische Briefmarkenausgabe, für deren Verkauf die Post vorab weltweit mittels Versand von extra gedruckten Drucksachenkarten an die ihr bekannten Sammler Werbung betrieb. Da der Druck auf der Karte viersprachig getextet war, war sie natürlich universell einsetzbar. Wie man sieht, verwendete die Post selber keine Briefmarken zur Frankatur, sondern nutzte bereits eine Freistempelmaschine.

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Ob auch für die nächsten Ausgaben wiederum derartige Werbekarten verschickt wurden, ist mir bis auf weiteres noch unbekannt. Die nächste mir bekannte Karte trägt einen Freistempel vom 18.01.1950 und wirbt für die beiden am gleichen Tag ausgegebenen Marken zu 50 Öre und 1 Krone mit POSTFÆRGE-Aufdruck. Da der Text nur in dänischer Sprache vorhanden ist, war der Einsatz der Karte nur eingeschränkt möglich.

Ab 09.10.1949 gab es die Möglichkeit, Aerogramme weltweit per Luftpost zum normalen Auslandsbriefporto zu verschicken. Die Luftpostzuschläge für „normale“ Briefsendungen lagen zu der Zeit zwischen 15 Öre/20 g (Europa) und 100 Öre/5 g (Australien). Man konnte die von der Post dementsprechend verausgabten Ganzsachen nutzen oder auch privat hergestellte Aerogramm-Formulare. Um allerdings in den Genuss des ermäßigten Aerogramm-Portos zu gelangen, mussten die privaten Formulare auf der Adressseite unten links in einem Dreieck einen Freigabevermerk der Postverwaltung tragen „Godkent / Aerogram / Post- og Telegraf“. Die Werbeabteilung der Post nutzte diese neue Möglichkeit gerne. Das erste mir bekannte Werbeaerogramm trägt einen Freistempel vom 12.07.1950, sieht äußerlich aber ansonsten genauso aus wie die mit eingedrucktem Wertstempel verkauften Ganzsachen. Da der Wertstempel jedoch fehlt, ist wie vorgeschrieben der Freigabevermerk im Dreieck vorhanden. Die Werbung für die Neuausgaben findet sich im Inneren des Aerogramms, in diesem Fall ist es die neue grönländische Dauerserie mit Frederik IX. bzw. einer Schiffszeichnung vom 15.08.1950. Auch die Briefmarken mit der Landesbezeichnung „Grönland“ gab es am Sammlerschalter in Kopenhagen zu kaufen! Beide Motive werden auch bildlich vorgestellt

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durch Abbildung der 5-Öre- und der 1-Kr.-Marke. Der Text ist nunmehr nur noch in englischer Sprache vorhanden. Leider klaffen noch größere Lücken in der Sammlung, aber vermutlich galt Anfang der 50er Jahre folgende Werbedirektive: Sammler im Inland erhielten dänisch sprachige freigestempelte Drucksachenkarten. Eine Abbildung der neuen Marke(n) gab es immer dann, wenn die Markenzeichnung neu war. Sämtlicher Text steht auf der Rückseite, die Abbildung überwiegend auch, manchmal auch vorderseitig. Sammler im Ausland erhielten englisch sprachige freigestempelte Aerogramme, Text und Abbildung innenliegend. War keine Abbildung nötig, wurde auch kein Aerogramm verwendet, sondern die Sammler erhielten englisch sprachige freigestempelte Drucksachenkarten. Irgendwann zwischen dem 31.12.1953 und dem 13.10.1954 (wie gesagt, die Lücken!) muss jemandem im Postwesen aufgefallen sein, dass es ziemlich unsinnig ist, wenn die Post (Abteilung Werbung) sich von der Post (Abteilung Genehmigungen) die Erlaubnis holen muss, Aerogramme, die genau den postalischen Aerogrammen entsprechen, auch zu ermäßigten Aerogramm-

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Portosätzen frankieren zu dürfen. Das gezeigte Aerogramm (Ausschnitt) ist momentan das früheste, das ohne den Genehmigungsvermerk auskommt. Daneben bietet das Jahr 1954 noch ein weiteres ungelöstes Rätsel: Geworben wurde ja für jede einzelne neu produzierte Marke, unabhängig von ihrem eigentlichen Verwendungszweck. Offeriert wurden also neben der normalen Frankaturware auch die Portomarken und die Postfähremarken sowie die Marken für Grönland. Am 19.10.1954 jedoch verschickte das dänische Verkaufskontor an Empfänger im Inland eine dänisch sprachige Drucksachenkarte mit Werbung für den Bezug von FDCs der am 08.11.1954 neu erscheinenden schwedischen (!) Dauermarken (Motive: Höhlenzeichnungen). Dieser Versuch einer grenzüberschreitenden Vermarktung scheint allerdings gescheitert zu sein, denn weitere Aktionen dieser Art sind mir bisher nicht bekannt.

Offenbar zur Jahreswende 1960/61 wurde die Nutzung von Aerogrammen für die Werbung eingestellt. Das letzte bekannte stammt vom 10.09.1960, die erste vorliegende englischsprachige Karte mit Bild stammt vom 06.04.1961. Freigestempelt ist sie nun nicht mehr mit 12-Öre-Drucksachen-, sondern mit 35-Öre-Postkartenporto, vermutlich wegen der für Postkarten kostenlosen Luftpostbeförderung innerhalb Europas. Eine weitere Neuerung liegt in verschiedenen Exemplaren aus dem Zeitraum März 1962 bis März 1963 vor. Hierbei handelt es sich um recht große (ca. 15 × 14 cm) dänisch sprachige Karten, gerichtet an Empfänger in Schweden. Im Text wird ihnen vom Verkaufskontor angeboten, FDCs der neuen Marken an sie zu versenden, wenn rechtzeitig der entsprechende Preis auf das schwedische Postgirokonto 4101 des Verkaufskontors in Stockholm eingezahlt wird. Es handelte sich also um ein Angebot mit mehr Bequemlichkeit für schwedische FDCKunden, wobei für einen Frankaturwert von z.B. 0,40 DKK dann 0,60 SKK einzuzahlen waren. Wollte der Schwede hingegen postfrische Neuheiten, musste er weiterhin per Postanweisung oder Auslandsbanküberweisung auf das dänische Postgirokonto des Kontors einzahlen.

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Fortsetzung folgt

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