Eine ganz besondere Freundschaft

Eine ganz Freundschaft besondere Heute möchte ich meine eigenen Worte mal ganz knapp halten, weil dieser wunderschöne Blogartikel von Gerda Heubeck ...
Author: Frauke Schulz
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Eine ganz Freundschaft

besondere

Heute möchte ich meine eigenen Worte mal ganz knapp halten, weil dieser wunderschöne Blogartikel von Gerda Heubeck alles aussagt, was man mit einem persönlichen Geschenk ausdrücken kann.

Eine ganz besondere Freundschaft „Das muss aber eine besondere Freundin sein“ sagte Christoph zu mir, als ich ihm mein Ansinnen erzählte. “Ist sie dir das wirklich wert?“ Diese Aussage überraschte mich ein wenig; tatsächlich hatte ich darüber nie wirklich nachgedacht. „Schon“, erwiderte ich etwas irritiert. „Sie war meine erste richtige beste Freundin – Klar ist sie mir das wert. “ Wir waren zusammen im Staatlichen Schülerheim in Straubing. Fast unser ganzes zweites Lebensjahrzehnt haben wir zusammen in diesem Internat gelebt, die meiste Zeit davon im selben Zimmer. – beinahe so wie Schwestern. So wurden wir sehr gute Freundinnen. Als unsere Wege sich nach dem Abitur trennten, sahen wir uns nicht mehr oft. Elisabeth war bei meiner Hochzeit dabei und ich – mehr als 20 Jahre später – bei ihrer. Sie ruft mich fast jedes Jahr zum Geburtstag an, ich vergesse Ihren mit der gleichen Regelmäßigkeit. Und alle 4-5 Jahre besucht sie uns, wenn sie in der Nähe ist. Trotzdem verbindet uns diese wunderbare Art von Freundschaft, die so einmalig ist: Wir hören oft sehr lange nichts voneinander, doch wenn wir uns dann sehen oder sprechen, ist es, als wären wir nie getrennt gewesen.

Ein ganz besonderes Geschenk zum 50. Geburtstag Zu ihrem 50. Geburtstag, zu dem sie mich eingeladen hatte wollte ich ihr deshalb ein besonderes Geschenk machen. Wir hatten beide in unserer späten Schulzeit den Kunst Leistungskurs belegt und wir haben, wie vermutlich viele künstlerisch Tätige, ein Faible für jede Art von Schreib- und Zeichengeräten. Jedenfalls schrieb meine Freundin Elisabeth bis zum Abitur mit ihrem Füller, in einer Zeit, in der die meisten Mitschüler sich wahllos irgendwelche Kugelschreiber griffen, um sich Notizen zu machen, oder es gleich ganz ließen. Was also wäre besser geeignet, ihr eine Freude zu machen als ein schöner neuer Füller. Wohl wegen der räumlichen Nähe zu Christoph (ich wohne auch in der Gemeinde Rettenbach) , unserer beider regen Facebooknutzung und nicht zuletzt, weil ich mit seiner Frau Christine gemeinsam im Kirchenchor singe, hatte ich den Werdegang seiner Stift-Manufaktur in den letzten Jahren mit Spannung verfolgt und auch schon ein schönes Unikat bei ihm erworben. Deshalb war es naheliegend, den Füller für Elisabeth nicht einfach zu kaufen, sondern speziell für sie anfertigen zu lassen. Das Material sollte Holz sein. „Warum also nicht ein Holz, das Entstehung unserer Freundschaft in irgendeiner Weise symbolisiert“ dachte ich mir. Das Schülerheim, das wir zusammen besucht hatten gibt es schon seit 1991 nicht mehr, aber das Gebäude steht noch und wird vom Finanzamt München als Außenstelle genutzt. Ich hoffte, dass sich hier noch irgend ein Stück Holz finden ließe, das man für die Herstellung verwenden könne. Ich verbrachte einen halben Tag damit, die Telefonnummer des dortigen Hausmeisters herauszufinden, da ich nicht wusste, dass sich der Straßenname in der Zwischenzeit geändert hatte. So war im Internet nichts zu finden und selbst in angrenzenden Häusern wusste niemand mehr etwas von einem Schülerheim. Als ich dann endlich, Herrn

Schubert, den Hausmeister am Apparat hatte, und ich ihm von meinen Plan erzählt hatte, versicherte mir dieser, dass kein altes Inventar mehr vorhanden wäre. „Und im Garten, vielleicht ein altes Stück Holz?“ stammelte ich enttäuscht. Weil ich so bettelte, sagte er schließlich, dass ich vorbeikommen könne und er mit mir nachsehen würde, ob etwas Passendes zu finden sei. Gesagt, getan. Ich stieg noch zur selben Stunde ins Auto und fuhr nach Straubing, wo Herr Schubert sich sofort Zeit für mich nahm. Ich kam mir vor wie in alte Zeiten zurückversetzt, das Gebäude hatte sich weder von außen noch im Eingangsbereich wirklich verändert. Sogar die Kapelle war noch so, wie ich sie in Erinnerung hatte. „Ein Finanzamt mit Hauskapelle“ dachte ich und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Und von wegen: Es ist nichts mehr da! Im Keller, in der alten, von uns damals gerne, doch jetzt nicht mehr genutzten Kegelbahn, standen noch jede Menge Tische, vermutlich vom Speisesaal, in einem Kellerraum stapelten sich jede Menge Regale. Aber leider waren die Möbel alle aus dünnem Sperrholz und mit Kunststoff beschichtet, also nicht wirklich geeignet. Glücklicher Weise erinnerte sich der Hausmeister dann noch an die Türgriffe, die von den großen Glastüren im Eingangsbereich abmontiert worden waren und nun in der Werkstatt lagerten.

Er zeigte sie mir und ich war sofort restlos begeistert. Ich strich fasziniert mit der Hand über das alte, verstaubte Stück. Schönes, ausreichend dickes Holz, mit interessanten Gebrauchsspuren aus der Schülerheim-Zeit. Die metallerne Halterung am Griff war noch vorhanden und als ich das Griffbrett so sah, kam mir sofort die Idee, daraus eine Ablage für die Stifte machen zu lassen. „Perfekt! – Kann ich da vielleicht auch noch das Gegenstück dazu haben?“ Herr Schubert griff noch einmal in das Regal und hielt mir einen zweiten Türgriff hin, sichtlich amüsiert von meiner hellen Begeisterung.“ Man hilft ja gern, wenn man kann“, murmelte er, nach dem ich mich geschätzte zehnmal bei ihm bedankt hatte. Ich war seelig! Schnell machte ich mich auf den Heimweg und wenige Stunden später stand ich bei Christoph in der Werkstatt, um ihn um seine Unterstützung zu bitten. Ich erzählte ihm die ganze Geschichte und als er das Holz für die Ablage betrachtete sagt er spontan: „Da machen wir aber nicht viel, man soll ja die Gebrauchspuren aus eurer gemeinsamen Zeit noch sehen. Stell

dir vor, wie oft ihr beide diesen Griff in der Hand hattet.“ Ich lächelte. Ich wusste, er hatte verstanden.

So hatte ich mir das vorgestellt – Danke, Christoph Christoph hat für mich ein ganz besonderes Schreibset gefertigt. In allerbester Qualität, ohne Schnickschnack, aber vor allem so verarbeitet, dass dieses Set unsere Freundschaft in idealer Weise wiederspiegelt, denn zusätzlich machte er noch einen Stift für mich aus demselben Holz. Ich brachte meiner Freundin zum 50. ein einzigartiges Geburtstagsgeschenk, dessen ideologischen Wert meine Freundin sofort erfasst hat und über das sie sich unglaublich gefreut hat.

Teil des Geschenks war auch ein „Making-of“ Fotobüchlein mit Bildern der Erstellung. Darin ist unter anderem zu lesen: Noch reichlich das Holz war zu meinem Glück, so bekam auch ich noch ein wertvolles Stück. Und wenn ich nun schreibe mit meinem neuen Stift dann denk‘ ich ans Schülerheim zurück – und an dich. Sie sind so wie auch wir zwei uns schon immer zeigen: Aus dem gleichen Holz geschnitzt – und doch ganz eigen.

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