EHRENAMTLICHE ARBEIT IN VORARLBERG Studie im Auftrag der Vorarlberger Landesregierung

Endbericht

Projektleitung:

o.Univ.Prof. Dr. Christoph Badelt

Projektbearbeitung:

Mag. Eva Hollerweger Mag. Werner Bachstein

Wien, im Oktober 1999

Kontaktadresse: Abteilung für Sozialpolitik Reithlegasse 16 A-1190 Wien Tel.: 01-31336/5873 Fax: 01-31336/5879

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KURZFASSUNG

Vorarlberg ist ein Bundesland, in dem die ehrenamtliche Arbeit schon immer eine ganz beträchtliche gesellschaftliche und wirtschaftliche Rolle gespielt hat. Diese allgemeine Lebenserfahrung wird durch die vorliegende Studie quantitativ belegt und konkretisiert. Mehr als 58% der Vorarlberger Bevölkerung sind in irgendeiner Form ehrenamtlich aktiv. Ehrenamtlichkeit tritt in Vorarlberg in vielen Erscheinungsformen auf. Neben den Aufgabengebieten wurden unterschiedliche Ausprägungsformen hinsichtlich Zeiteinsatz und Organisationsgrad analysiert. Die wichtigsten Arbeitsbereiche der ehrenamtlichen Arbeit sind die sozialen Dienstleistungen, die Nachbarschaftshilfe, der Sport sowie das Kulturwesen. Aber auch Katastrophenhilfe, religiöse und politische Arbeit, sowie Umwelt-, Natur- und Tierschutz sind erwähnenswerte Tätigkeitsfelder von Ehrenamtlichen. Insgesamt sind Männer in etwas stärkerem Ausmaß als Ehrenamtliche tätig als Frauen, in einzelnen Arbeitsfeldern, wie insbesondere in den sozialen Diensten und in den religiösen Diensten, ist dieses Bild jedoch ganz anders: Hier sind zu mehr als 2/3 der Fälle Frauen ehrenamtlich engagiert. Der durchschnittliche Zeitaufwand, den VorarlbergerInnen für ehrenamtliche Arbeit erbringen, liegt gegenwärtig bei 6,88 Stunden pro Woche. In Einzelbereichen (wie insbesondere bei den sozialen Diensten und in der Katastrophenhilfe, bei Existenz von Notfällen), liegen diese Werte aber auch deutlich darüber. Zudem gibt es erhebliche Unterschiede im Verhalten Ehrenamtlicher hinsichtlich des investierten Zeiteinsatzes. Während manche Ehrenamtliche ihr Engagement sehr oft ausüben und viel Zeit dafür aufwenden, sind andere Personen nur gelegentlich für ein paar Stunden ehrenamtlich tätig. Hochgerechnet ergibt sich für Gesamtvorarlberg ein wöchentliches Arbeitsvolumen zwischen 730.000 (Minimalvariante) und 1,040.191 (Maximalvariante) Stunden an eingesetzter Arbeitszeit. Umgerechnet in die Arbeitszeit fiktiver ganztags beschäftigter Personen bedeutet dies, dass die ehrenamtliche Arbeit in Vorarlberg einem Arbeitseinsatz von 21.000 bis 30.000 Vollzeitarbeitsplätzen entspricht. Dies kommt zwischen 13 und 18,4 Prozent des gegenwärtigen Vorarlberger Arbeitskräftepotentials Erwerbstätiger gleich. Abgesehen von diesem Gesamtbild illustrieren die empirischen Ergebnisse der Studie eine Vielzahl interessanter Zusammenhänge: So werden auch Menschen, die

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erwerbstätig sind oder Kinder zu versorgen haben, als besonders in der Ehrenamtlichkeit engagierte Bevölkerungskreise identifiziert. Zudem sind viele Ehrenamtliche in mehreren Tätigkeitsfeldern aktiv, d.h. beispielsweise in mehreren Vereinen oder auch zusätzlich in der Nachbarschaftshilfe. Ein großer Teil der ehrenamtlichen Arbeit findet „informell“, also außerhalb von Organisationen, statt. Dies trifft insbesondere für die sozialen Dienste und die Nachbarschaftshilfe zu. Weiters bestätigen die Vorarlberger Ergebnisse, dass traditionellerweise Frauen öfters in ausführenden und Männer in leitenden ehrenamtlichen Tätigkeiten zu finden sind. Nahezu alle Bevölkerungsschichten des Landes sind in irgendeiner Weise in der ehrenamtlichen Arbeit engagiert. Dieses Ergebnis widerlegt die immer wieder geäußerte Sorge, wonach die ehrenamtliche Arbeit z.B. „nur am freien Lande“, „nur in den kleinen Gemeinden“, „nur von Frauen“, „nur von Nichterwerbstätigen oder Pensionisten“ etc. geleistet wird. Andererseits belegt es das hohe Maß an sozialem Zusammenhalt, welches dieses Bundesland prägt und auf den die Gesellschaftspolitik zweifellos aufbauen kann. In Vorarlberg gibt es auch ein unausgeschöpftes Potential an Ehrenamtlichkeit. Zum einen sind bereits ehrenamtlich Tätige bereit, noch mehr Aufgaben zu übernehmen. Andererseits interessieren sich auch Personen, die derzeit kein Engagement ausüben, für ehrenamtliche Tätigkeiten insbesondere in den Bereichen der Nachbarschaftshilfe, sozialen Diensten, Umwelt-, Natur- und Tierschutz sowie Kultur Unterhaltung und Bildung. Viele der Personen, die nicht ehrenamtlich aktiv sind, begründeten dies damit, noch nicht darauf angesprochen worden zu sein. Auch die Belastung durch andere Dinge wird als Hindernis für ein Engagement gesehen. Empirisch lässt sich eine Vielfalt an Beweggründen identifizieren, warum ehrenamtliche Arbeit geleistet wird. Der Spaß an der Tätigkeit ist Vorarlberger Ehrenamtlichen am wichtigsten, aber auch der Wunsch, anderen zu helfen, Menschen zu treffen und Freunde zu gewinnen sowie aktiv zu bleiben, Fähigkeiten und Kenntnisse einzubringen sind Gründe für ein ehrenamtliches Engagement. Jüngere Ehrenamtliche schätzen insbesondere auch die Möglichkeit Qualifikationen zu erwerben, während für ältere Personen die religiöse Überzeugung eine bedeutendere Rolle spielt. Ehrenamtlichkeit ist demnach nicht nur altruistisch motiviert, vielmehr erkennen Ehrenamtliche auch den eigenen Nutzen an der jeweiligen Tätigkeit. Ingesamt steht die Vorarlberger Bevölkerung Ehrenamtlichkeit sehr positiv gegenüber. Ehrenamtliche Arbeit wird als wichtiger Beitrag für die Gesellschaft und

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den Sozialstaat erachtet. Auch das Feedback zur Aktion der Vorarlberger Landesregierung „Ehrenamt – unverzichtbar, unbezahlbar“ war durchwegs positiv. Dieses Ergebnis ist darüber hinaus auch eine Herausforderung für die Politik des Landes, mit dem „Schatz“ der ehrenamtlichen Arbeit sorgfältig umzugehen: Die kritischen bzw. problematischen Aspekte des Ehrenamts sollten in der Öffentlichkeit berücksichtigt und überdies Wege überlegt werden, das vorhandene Potential noch weiter auszubauen oder auch zu sichern. Dabei ist insbesondere das Problem der Verteilung der ehrenamtlichen Arbeit zu thematisieren. Ehrenamtlichkeit kann immer nur von Menschen geleistet werden, die wirtschaftlich und sozial anderweitig abgesichert sind. Eine unreflektierte Forderung nach verstärktem ehrenamtlichen Engagement könnte daher einer Forderung nach verstärkter Abhängigkeit bestimmter Bevölkerungsgruppen – beispielsweise ehrenamtlicher Frauen – gleichkommen. Maßnahmen zur Förderung ehrenamtlichen Engagements sollten daher im Hinblick auf diese problematischen Aspekte getroffen werden.

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EINLEITUNG UND ZIELSETZUNG DER STUDIE

Ehrenamtliche Arbeit ist in jüngster Zeit zunehmend in das Blickfeld des politischen und wissenschaftlichen Interesses gerückt. Dabei werden immer wieder Behauptungen aufgestellt bzw. Hoffnungen geäußert, deren Realisierungsgrad erst nach sorgfältigen empirischen Untersuchungen beurteilt werden kann. Ein Grund für die Fülle an Behauptungen und Diskussionen zum Thema Ehrenamt ist die große Bandbreite an Tätigkeiten und Tätigkeitsfelder, die ehrenamtliche Arbeit umfasst. Daher sind nur wenige Aussagen zur ehrenamtlichen Arbeit verallgemeinerbar. Umso wichtiger sind empirisch gewonnene Informationen, die eine differenzierte Betrachtung und Auseinandersetzung ermöglichen. Informationen dieser Art gibt es in Österreich fast ausschließlich auf der Ebene einzelner Organisationen. Lediglich zwei Studien bieten einen umfassenderen Überblick und sind daher als Grundlage für politische Diskussionen geeignet: eine Studie von Badelt aus dem Jahr 1985, in der das Ausmaß ehrenamtlicher Arbeit in Österreich erstmals erfasst wurde. Die zweite Studie ist die Dokumentation ehrenamtlicher Arbeit in großen Wohlfahrtsorganisationen von Bachstein (1997). Die erstgenannte Erhebung liegt nun schon nahezu 15 Jahre zurück und beinhaltet daher nicht die Entwicklungen der letzten Jahre. Damals ergab sich ein Anteil von 53% aller ÖsterreicherInnen zwischen 16 und 70 Jahren, der ehrenamtlich tätig war. Ein Großteil der ehrenamtlichen Tätigkeiten wurde außerhalb von Organisationen (z.B. in der Nachbarschaftshilfe) geleistet. Über diesen Anteil ehrenamtlicher Arbeit sagt auch die jüngere Studie von Bachstein nichts aus, da sie sich lediglich auf Tätigkeiten in Organisationen bezieht. Beide Studien berücksichtigen auch keine regionalen Aspekte. Ziel der vorliegenden Studie ist es daher diese Lücken zu schließen: Sie soll erstens ein detailliertes Bild des Ausmaßes und der Formen ehrenamtlicher Arbeit spezifisch für Vorarlberg zeichnen. Ein wesentlicher Teil der vorliegenden Arbeit basiert auf einer empirischen Erhebung, die in Zusammenarbeit mit einem Meinungsforschungsinstitut1 vor Ort durchgeführt wurde. Zweitens sollen die Ergebnisse einer kritischen Analyse aus gesellschafts- aber auch sozialpolitischer Sicht unterzogen und drittens mögliche politische Konsequenzen aufgezeigt werden.

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Brainpool, Zorn & Schwab KEG, Bregenz

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Konkret wird dabei auf folgende Fragen näher eingegangen: • Wie groß ist das Volumen und die gesellschaftliche Bedeutung der ehrenamtlichen Arbeit in Vorarlberg? • In welchen Bereichen sind Ehrenamtliche in welchem Ausmaß tätig? • Unterscheiden sich Personen, die ehrenamtlich tätig sind, hinsichtlich demographischer bzw. sozioökonomischer Merkmale von Personen, die nicht ehrenamtlich aktiv sind? • Warum engagieren sich bestimmte Personen ehrenamtlich? • Was hindert Leute in Vorarlberg daran sich ehrenamtlich zu betätigen? • Welche Meinung herrscht in der Öffentlichkeit über ehrenamtliche Arbeit? • Wie ist die Aktion „Ehrenamt – unverzichtbar, unbezahlbar“ bei der Vorarlberger Bevölkerung angekommen? • Welche Rolle kann ehrenamtliche Arbeit in der Zukunft in Vorarlberg spielen und welche Fördermöglichkeiten bieten sich für die politischen Entscheidungsträger an?

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DEFINITION/ABGRENZUNG DER EHRENAMTLICHEN ARBEIT

Die Literatur und der alltägliche Sprachgebrauch kennt verschiedene Verständnisse des Wortes „ehrenamtliche Arbeit“. Viele davon geben zu Missverständnissen Anlass. In dieser Arbeit wird ein Begriffsapparat verwendet, der auch eine sozialökonomische Betrachtung des Phänomens erlaubt. Unter „ehrenamtlicher Arbeit“ wird deshalb eine Arbeitsleistung verstanden, der kein monetärer Gegenfluss gegenübersteht (die also „unbezahlt“ geleistet wird) und deren Ergebnis KonsumentInnen außerhalb des eigenen Haushalts zufließt (vgl. Badelt 1999a, S. 433 und Badelt 1985, S. 60). Die Definition enthält drei wesentliche Komponenten. Zum einen grenzt sie Ehrenamt von bezahlter Arbeit ab. Was auf den ersten Blick einleuchtend erscheint, erweist sich in der Realität als nicht immer so eindeutig. Aufwandsentschädigungen wie Telefon- oder Fahrtkostenersatz, regelmäßige Geschenke oder dergleichen entsprechen sicher keiner regulären Bezahlung, können jedoch ein Ausmaß annehmen, das einen gewissen Graubereich an „Halb-Ehrenamtlichkeit“ entstehen lässt. Die zweite Komponente bezieht sich darauf, dass das Ergebnis ehrenamtlicher Arbeit immer (auch) anderen (KonsumentInnen) zugute kommt. Arbeitsleistungen, die lediglich der Befriedigung individueller Eigenbedürfnisse dienen, werden demnach nicht als ehrenamtliche Arbeit bezeichnet (vgl. Badelt 1999a, S. 435)2. Dass sich auch in diesem Fall die Grenze nicht so leicht ziehen lässt, zeigt das Beispiel eines Laienorchesters auf. Sobald das Orchester Konzerte gibt, kommt die Leistung auch anderen zugute. Die MusikantInnen betätigen sich also ehrenamtlich. Dies trifft nicht zu, wenn sie nur zum eigenen Vergnügen spielen. Der dritte Aspekt der Definition beinhaltet die Abgrenzung ehrenamtlicher Arbeit gegenüber der Haus- und Erziehungsarbeit im eigenen Haushalt. Diese wird hier – obwohl sozialpolitisch ebenfalls sehr bedeutend – bewusst ausgeklammert. Auch dabei lassen sich Grenzfälle aufzeigen, die eine eindeutige Zuordnung nicht unbedingt rechtfertigen. So ist eine Frau, die ihre Mutter im eigenen Haushalt pflegt nach dieser Definition nicht ehrenamtlich tätig, wohnt die Mutter jedoch im Haus nebenan, dann fällt die Tätigkeit unter das Untersuchungsobjekt dieser Studie. Im Vergleich zu anderen Definitionen von Ehrenamt ist die hier verwendete relativ weit gefasst (vgl. Beher et al. 1998, S. 23). Sie umfasst neben formeller ehrenamtlicher Arbeit, die als ehrenamtliche Arbeit innerhalb einer (Nonprofit) Organisation 2

Hinter dieser Begriffswahl steht die ökonomische Vorstellung, dass mit ehrenamtlicher Arbeit Produktionsleistungen erbracht werden.

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definiert ist, auch informelle, wie beispielsweise die Nachbarschaftshilfe. Insgesamt wird unter informeller ehrenamtlicher Arbeit eine Arbeit verstanden, die außerhalb von Organisationen geleistet wird. Auch Motive werden nicht als Abgrenzungskriterium herangezogen. Ehrenamtliche Arbeit muss gemäß dieser Definition nicht aus altruistischen Motiven erfolgen. Vielmehr können verschiedenste Beweggründe für ein ehrenamtliches Engagement ausschlaggebend sein (vgl. Badelt 1999, S. 433 f.). Dieser Zugang wird aus theoretischen wie aus pragmatischen Gesichtspunkten gewählt. Aufgrund der Komplexität menschlicher Motivstrukturen ist eine Abgrenzung nach Motiven nur sehr schwer möglich, sie wäre daher Gegenstand psychologischer Untersuchungen. Für eine sozialökonomische Betrachtung des Phänomens Ehrenamtlichkeit ist eine solche Abgrenzung nicht zweckmäßig. Die gewählte Definition ermöglicht es einen umfassenden Überblick über das Phänomen Ehrenamtlichkeit zu geben. Schon in der Alltagserfahrung ist zu beobachten, dass ehrenamtliche Arbeit in verschiedensten Lebensbereichen stattfindet. Gerade darin liegt ja auch der große gesellschaftliche Wert dieses Phänomens. Bei einer empirischen Untersuchung stellt sich nun die Frage, wie die Vielfalt dieser Tätigkeiten in eine klare Struktur eingeordnet werden kann. Für die empirische Erhebung wurden die ehrenamtlichen Tätigkeiten deshalb in acht Bereiche eingeordnet. Diese Zuordnung erfolgte im Hinblick auf eine möglichst anzustrebende Vergleichbarkeit mit anderen empirischen Arbeiten (z.B. Badelt 1985). Konkret wurden folgende Bereiche definiert, welche im Fragebogen dann noch durch eine Liste von Beispielen konkretisiert und für den Laien verständlich gemacht wurden: • • • • • • • •

Soziale Dienste Kultur, Unterhaltung, Bildung Umwelt, Natur- und Tierschutz Sport Katastrophenhilfe Religiöse Dienste Politische Arbeit und wirtschaftliche und politische Interessenvertretung Nachbarschaftshilfe

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Naturgemäß können auch bei dieser Abgrenzung Zuordnungsschwierigkeiten entstehen. Besonders deutlich wird dies etwa bei der Abgrenzung zwischen „sozialen“ und „religiösen Diensten“, wenn eine konkrete Tätigkeit beide Aspekte in sich vereint. Der oben erwähnte Beispielkatalog beim Fragebogen diente deshalb u.a. dem Zweck, solche Zuordnungsfragen leichter zu lösen (siehe Anhang 4).

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ABLAUF DER UNTERSUCHUNG FORSCHUNGSMETHODE

UND

ANGEWANDTE

Basis für die vorliegende Studie sind Daten, die in Form einer Befragung empirisch erhoben wurden. Verschiedene Überlegungen führten zu der Entscheidung eine Befragung durchzuführen: Die Heterogenität ehrenamtlicher Arbeit impliziert, dass es kaum systematische Aufzeichnungen über die geleisteten Tätigkeiten gibt. Selbst Organisationen können häufig keine genauen Angaben über die Zahl ihrer ehrenamtlichen MitarbeiterInnen und die von ihnen geleisteten Arbeitsstunden machen (vgl. Bachstein 1997). Da Ehrenamtliche naturgemäß bei keiner behördlichen Stelle gemeldet werden, lässt sich ferner kaum feststellen, welche Organisationen Ehrenamtliche beschäftigen. Zudem sollen in der Studie auch jene Ehrenamtlichen berücksichtigt werden, die außerhalb von Organisationen, also beispielsweise in der Nachbarschaftshilfe tätig sind. Eine Befragung der Vorarlberger Bevölkerung war deshalb die beste Möglichkeit sämtliche Ausprägungsformen ehrenamtlicher Arbeit zu erfassen. Außerdem sind die ehrenamtlichen Personen selbst offensichtlich die verlässlichste Quelle für Informationen über den eingesetzten Zeitaufwand, die Art der Tätigkeiten und die Motive. Die Befragung ermöglichte es überdies auch jene Personen zu erreichen, die nicht ehrenamtlich tätig sind und mehr über die möglichen Hindernisse herauszufinden. So konnte einem weiteren wesentlichen Ziel der Studie Rechnung getragen werden. Als Grundgesamtheit wurde die Vorarlberger Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 75 herangezogen. Die Größe der Stichprobe betrug 500 Personen. Diese Zahl stellte sich als tauglicher Kompromiss zwischen widerstrebenden Zielvorstellungen heraus: Repräsentativität und Genauigkeit der Untersuchung war gegen den Zeitdruck und die Kostenrestriktionen abzuwägen. Für die empirische Erhebung wurde ein standardisierter Fragebogen entwickelt. Dieser enthält fast ausschließlich geschlossene Fragen3. Aufgrund der Länge und der Komplexität des Fragebogens konnte als geeignete Erhebungsmethode lediglich die persönliche Befragung in Betracht gezogen werden. Bereits beim Pretest zeigte sich, dass durch die relativ weite Auslegung des Begriffs „Ehrenamt“ einigen Personen gar nicht klar war, dass sie sich im Sinne der gewählten Definition ehrenamtlich betätigen. Es ist jedoch wichtig, dass die verwendete Definition des Begriffs der ehrenamtlichen Arbeit den Befragten klar verständlich gemacht werden

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Bei geschlossenen Fragen wird zwischen vorgegebenen Antwortmöglichkeiten gewählt.

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kann. Dies spielt insbesondere für die Ermittlung des quantitativen Umfangs ehrenamtlicher Arbeit eine wesentliche Rolle, die auf der Selbsteinschätzung durch die Ehrenamtlichen beruht. Die persönliche Befragung ermöglichte es den Befragten einen umfangreichen Beispielkatalog vorzulegen, der verschiedene Tätigkeiten in den einzelnen Bereichen anführte um so dieser Problematik entgegenzuwirken (siehe Anhang 4). Die einleitende Frage diente demnach dazu, mit Hilfe des Beispielskatalogs ehrenamtlich tätige Personen zu „identifizieren“ und herauszufiltern. Für die Ehrenamtlichen setzte der Fragebogen mit detaillierten Fragen zu ihrer Tätigkeit und den Motiven fort. Personen, die nicht ehrenamtlich tätig waren, wurden hingegen nach den Hindernissen befragt. Beiden Personengruppen wurden Meinungsfragen zu ehrenamtlicher Arbeit und zur Aktion „Ehrenamt – unverzichtbar, unbezahlbar“ gestellt. Der Fragebogen umfasst insgesamt fünf Gruppen von Fragen (siehe Anhang 3): • Fragen zur Person • Fragen zum zeitlichen Umfang und zur Art der ehrenamtlichen Tätigkeit im jeweiligen Tätigkeitsbereiche • Fragen nach den Motiven ehrenamtlicher Arbeit bzw. nach den Hindernissen • Meinungsfragen zu ehrenamtlicher Arbeit und Ehrenamtlichen • Feedback-Fragen zur Aktion „Ehrenamt – unverzichtbar, unbezahlbar“ Der Nachteil einer persönlichen Befragung sind die damit verbundenen sehr hohen Kosten. Diese werden vorwiegend durch die Personalkosten der InterviewerInnen verursacht, die die Befragung durchführen. Die Kosten der Befragung sind insbesondere dann erheblich, wenn eine Zufallsstichprobe gezogen wird. Dabei müssen die zu befragenden Personen in der Regel zuerst kontaktiert werden um einen Gesprächstermin zu vereinbaren. Diese Methode ist zudem sehr zeitaufwendig, was dem politisch vorgegebenen Wunsch die Studie in wenigen Monaten abzuschließen, widersprach. Aufgrund der zeitlichen und finanziellen Restriktionen erfolgte die Auswahl der Stichprobe daher durch das Quotaverfahren. Dabei handelt es sich um kein zufallsgesteuertes Verfahren im eigentlichen Sinn. Die Auswahl der befragten Personen erfolgt durch die InterviewerInnen anhand vorgegebener Quotenmerkmale, deren Verteilung in der Grundgesamtheit bekannt ist. Bei der vorliegenden Studie waren dies die Merkmale Alter, Geschlecht und Region, deren Verteilung in der Vorarlberger Bevölkerung durch das Österreichische Statistische Zentralamt (ÖSTAT) regelmäßig erhoben wird. Repräsentativität ist also nur hinsichtlich dieser Merkmale gewährleistet (siehe Tabelle A 1-3). Da die

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InterviewerInnen bei der Auswahl lediglich die Quoten berücksichtigen müssen, ansonsten aber freie Hand haben4, kann es bei den anderen Merkmalen zu Verzerrungen kommen. Das Verfahren lässt daher im engsten wissenschaftlichen Sinn keinen statistisch gesicherten Schluss auf die Grundgesamtheit zu, wodurch auch die Berechnung von Konfidenzintervallen nicht möglich ist. Seitens der Meinungsforschungsinstitute wird das Quotaverfahren jedoch – bei sorgfältiger Durchführung – als den zufallsgesteuerten Auswahlverfahren gleichwertig eingestuft und daher auch häufig angewendet (vgl. Stier 1996, S. 126). Um die Qualität der Ergebnisse zu verbessern kann ein allfällig verzerrend wirkender Einfluss der InterviewerInnen durch verschiedene Maßnahmen bei der Durchführung Befragung reduziert werden. Dies führt zu mehr Verlässlichkeit der gewonnenen Aussagen. So sollte die Zahl der Interviews pro InterviewerIn eher gering sein, eine sorgfältige Schulung der InterviewerInnen durchgeführt werden, gewisse Personengruppen, wie Familienangehörige sollten als Befragte ausgeschlossen werden (vgl. Althoff 1993, S. 38f.). In enger Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut wurde vereinbart diesen Anforderungen weitgehend zu entsprechen. Zweifelsohne bietet das Quotaverfahren erhebliche Zeit- und Kostenvorteile, die bei der Entscheidung für diese Methode maßgeblich waren. Die Befragung fand zwischen Anfang März und Ende Mai 1999 statt. Die ermittelten Daten wurden vom Meinungsforschungsinstitut in Form einer SPSS-Datei zur Verfügung gestellt. Anschließend erfolgte die Auswertung und Interpretation der Ergebnisse. Neben den empirisch erhobenen Fakten wurden dabei auch Erkenntnisse anderer Studien berücksichtigt, sofern diese passenden Erklärungen bzw. Vergleichsmöglichkeiten lieferten.

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Das Quotaverfahren ist demnach eine Zwischenform „aus bewusster und willkürlicher Auswahl“ (vgl. Althoff 1993, S. 35), es wird aber in der Praxis von Wirtschaft und Politik sehr häufig verwendet, weil perfektionistische Zufallsstichproben meist nicht im Bereich der verfügbaren Finanzen liegen und überdies bei entsprechend vorsichtiger Interpretation der Ergebnisse auch nicht zu wesentlich besseren Ergebnissen führen.

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BESCHREIBUNG DER STICHPROBE

4.1 Qualität und Tauglichkeit des Datenmaterials Im folgenden sollen wichtige Anhaltspunkte für die Repräsentativität der Stichprobe gegeben werden. Die Tabellen A 1 – A 13 beschreiben die statistischen Merkmale der Stichprobe, deren Verteilung in der Vorarlberger Bevölkerung durch Erhebungen des Österreichischen Statistischen Zentralamts (ÖSTAT) zum Teil5 bekannt sind. Aufgrund der Anwendung des Quotaverfahrens, stimmt – wie bereits erwähnt – die Verteilung der Merkmale Alter, Geschlecht und Region mit der Verteilung in der Stichprobe überein (Tabelle A 1 – A 3). Hinsichtlich des Familienstandes fehlen für eine exakte Beurteilung der Repräsentativität der Stichprobe die geeigneten Vergleichsinformationen zur Grundgesamtheit. Zum einen beziehen sich die Mikrozensus-Daten auf die gesamte Vorarlberger Bevölkerung, während sich die Befragung nur an Personen zwischen 15 und 75 Jahren richtete. Außerdem sind die für die Befragung sinnvollen Kategorien (siehe Tabelle A 4) nicht mit jenen des Mikrozensus (ledig, verheiratet, verwitwet, geschieden) ident. Für die vorliegende Untersuchung war die Erfassung der tatsächlichen Lebensform interessanter als der rechtliche Familienstatus, wie er im Mikrozensus verwendet wird. Daher wurde die Kategorie „verheiratet oder in Lebensgemeinschaft“ gebildet. Der Anteil der Personen in dieser Kategorie liegt mit 64,6 Prozent höher als der Anteil der Verheirateten nach Angaben des Mikrozensus (45,6%). Dies ist durchaus plausibel, da sich auch Ledige, Geschiedene oder Verwitwete in einer Lebensgemeinschaft befinden können (vgl. ÖSTAT 1999, S. 5). Die Zahl der im Haushalt lebenden Kinder geht aus Tabelle A 5 hervor. Auch hier lassen sich aufgrund der unterschiedlichen Kategorien keine exakten Vergleiche mit den Mikrozensus-Daten ziehen. Bezogen auf die Frauen mit Kindern sind die Zahlen jedoch sehr gut. Demnach sind etwas mehr als 50 Prozent der Frauen in Vorarlberg kinderlos, etwa 20 Prozent haben ein Kind, 19 Prozent haben zwei Kinder, 8,7 Prozent haben 3 Kinder und 2,5 Prozent mehr als 3 Kinder (vgl. ÖSTAT 1999, S. 238). Das stimmt in etwa mit den Zahlen der Stichprobe überein – die Zahl der Frauen mit 3 Kindern ist etwas unterrepräsentiert (siehe Tabelle A5). Bei der Bildung (Tabelle A 6) ist der Anteil der Personen mit Pflichtschulabschluss als höchste abgeschlossene Schulbildung mit 20,6 Prozent wesentlich geringer als 5

Nicht immer stimmen die vom ÖSTAT verwendeten Kategorien mit den hier verwendeten überein, da für die Untersuchung teilweise andere Kategorien zweckmäßiger erschienen. Dies war beispielsweise beim Familienstand der Fall. Auch die Erwerbsquote lässt sich mit den vorliegenden Kategorien nicht genau ermitteln.

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im Mikrozensus (39,1%). Dafür enthält die Stichprobe prozentuell mehr Personen mit Lehrabschluss, was sich im wesentlichen wieder ausgleicht. Im Verhältnis zum oberen Bildungsbereich (ab der Matura) – und das scheint für die Ergebnisse zur Ehrenamtlichkeit wesentlich – stimmen die Zahlen sehr gut überein. Die Erwerbsquote der über Fünzehnjährigen liegt in Vorarlberg laut Mikrozensus bei 61,4 Prozent. In der Stichprobe ist die Erwerbsquote mit etwa 64, 2 Prozent6 etwas höher (Tabelle A 7). Allerdings ist die Zahl der Teilzeitbeschäftigten (Tabelle A 8) bei den unselbständig Erwerbstätigen im Sample um ca. 5 Prozentpunkte höher als im Mikrozensus. Der Anteil der unselbständig Erwerbstätigen (Tabelle A 9) stimmt mit den Daten aus dem Mikrozensus überein, bei den Selbständigen ist der Bereich Land- und Forstwirtschaft geringfügig unterrepräsentiert, was für die Ergebnisse allerdings nicht von großer Relevanz sein dürfte. Insgesamt kann die Qualität der Stichprobe in bezug auf die Erwerbstätigkeit als sehr gut bezeichnet werden. Die Frage nach dem Einkommen ist in der Regel sehr heikel, da die Gefahr der Antwortverweigerung relativ groß ist. Um diesem Problem entgegen zu wirken wurden Einkommensgruppen gebildet. Tabelle A 11 zeigt die Einstufung der befragten Personen nach dem monatlichen Netto-Einkommen. Neben dem persönlichen Einkommen ist auch das Haushaltseinkommen von Bedeutung. Deshalb wurde nach einem weiteren Einkommen im Haushalt gefragt. 88,8 Prozent gaben an einer Religionsgemeinschaft anzugehören, davon sind etwa 30 Prozent regelmäßige Kirchgänger (Tabelle A 12). Insgesamt kann die Stichprobe hinsichtlich der überprüften Merkmale als sehr gut bezeichnet werden. Sie liefert daher eine brauchbare Basis für jene Antworten, die in der Studie gegeben werden sollten.

4.2 Signifikanz der Ergebnisse Bei den Auswertungen der Ergebnisse wurde in der Regel der statistische Zusammenhang zwischen bestimmten Merkmalen überprüft. Dabei wurden unterschiedliche Tests angewendet, die überprüfen, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Zusammenhang zufällig ist. Bei einer Wahrscheinlichkeit p < 0,05 wird von einem signifikanten Zusammenhang gesprochen.

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Die Erwerbsquote für die Stichprobe konnte nicht exakt berechnet werden, da die Zahl der Personen, die sich in Karenz befinden, durch die Art der Fragestellung nicht explizit feststellbar ist.

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In der Regel beruhen die gemachten Aussagen auf der Auswertung von Kreuzklassifikationen. Zur Überprüfung der statistischen Zusammenhänge zwischen verschiedenen Merkmalen wurde der Chi²-Test angewendet. Es kann an dieser Stelle gleich vorweg genommen werden, dass viele Zusammenhänge das statistische Signifikanzkriterium nicht oder nicht hinreichend erfüllten. Wenn in der Folge dennoch Aussagen zu verschiedenen Zusammenhängen gemacht werden, so beruhen diese oft nur auf theoretisch plausibler Basis und beziehen sich auf die in der Stichprobe beobachteten Zusammenhänge. Sie haben im statistischen Sinn – wenn nicht ausdrücklich von Signifikanz gesprochen wird – nur tentativen Charakter. Aber auch bei Vorliegen signifikanter Zusammenhänge ist die Frage der Kausalität auf Grund von theoretischen Überlegungen zu beurteilen. Frage 2 des Fragebogens (siehe Anhang 3) bezog sich auf den Stundeneinsatz, der ehrenamtlichen Personen in der Woche vor der Durchführung der Befragung. Da die angegeben Werte keiner Normalverteilung folgen, wurde für die Überprüfung von Zusammenhängen zwischen dem Zeiteinsatz und verschiedenen sozioökonomischen Merkmalen der U-Test nach Mann und Whitney angewendet. Die Fragen 7, 9, und 12 des Fragebogens (siehe Anhang 3) wurden in Form von Ratingskalen gestellt. Die Befragten wurden gebeten zu beurteilen, inwieweit eine vorgegebene Aussage auf sie zutrifft oder nicht. Hinsichtlich des Skalenniveaus von Ratingskalen herrscht Uneinigkeit (vgl. Stier 1996, S. 74f.). In der Regel wird jedoch davon ausgegangen, dass Ratingskalen lediglich Ordinalskalenniveau erreichen. Bei ordinalen Daten ist das arithmetische Mittel nicht definiert. Die Berechnung des Mittelwerts, wie er in den Tabellen A 25 , A26 und A29 angeführt ist, ist daher streng statistisch gesehen nicht zulässig, hilft aber dennoch zu einem intuitiven Verständnis der Antworttendenzen. Zur Überprüfung der Signifikanzen wurde der Kolmogorov-Smirnov-Test herangezogen. Dieser wird bei Vorliegen ordinaler Daten angewendet, wenn bei der zu testenden Variable eine begrenzte Anzahl von Kategorien vorliegt, wie das bei den erwähnten Fragen der Fall ist (vgl. Bühl und Zöfl 1998, S. 282). Die Zusammenhänge wurden wiederum auf eine Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent überprüft.

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EHRENAMTLICHKEIT UNTERSUCHUNG

IM

SPIEGEL

DER

EMPIRISCHEN

5.1 Einleitung Ehrenamtliche Betätigung ist für Menschen nur eine von vielen Möglichkeiten ihre meist als knapp empfundene Zeit zu verwenden. Das wirft die Frage auf, warum einige Menschen ehrenamtlich arbeiten, andere jedoch nicht. Die Gründe dafür können sehr vielschichtig sein – von äußeren Rahmenbedingungen, wie unterschiedlichen Möglichkeiten durch infrastrukturelle Gegebenheiten, über private Rahmenbedingungen, beispielsweise durch die familiäre Situation bis hin zu persönlichen Einstellungen und Motiven gibt es eine Reihe von Erklärungsfaktoren. In der Literatur wird häufig zwischen altruistischen und eigennutzorientierten Motiven unterschieden. Bei altruistischen Motiven steht der Nutzen anderer Personen im Vordergrund. Ehrenamtliche stellen ihre Arbeitskraft zur Verfügung um Personen oder Institutionen zu unterstützen, die diese Hilfe benötigen. Andererseits kann Ehrenamtlichkeit auch den eigenen Nutzen erhöhen. Soziale Integration, Persönlichkeitsentwicklung, Zufriedenheit sind Beispiele für eigennutzorientierte Motive, die ausschlaggebend für ehrenamtliches Engagement sein können. In der Realität ist Ehrenamtlichkeit jedoch meist nicht nur auf ein einziges Motiv, sondern auf eine Kombination mehrerer Motive zurückzuführen (vgl. Badelt 1999, S. 444ff.). In den folgenden Ausführungen wird dargestellt, inwieweit bestimmte Erklärungsfaktoren in Summe einen wesentlichen Einfluss auf das ehrenamtliche Engagement in Vorarlberg haben. Dabei geht es nicht nur um das ehrenamtliche Engagement an sich, sondern auch um die verschiedenen Ausprägungsformen hinsichtlich des investierten Zeiteinsatzes, des Organisationsgrades und der unterschiedlichen Einsatzfelder, in denen Ehrenamtlichkeit stattfindet. Mit den Fragen zur Person im Statistik-Teil des Fragebogens (siehe Anhang 3) wurden die persönlichen Rahmenbedingungen der befragten Personen ermittelt. In Kapitel 5.2 wird analysiert, ob und wie sich diese Rahmenbedingungen auf den Beteiligungsgrad Ehrenamtlicher auswirken. Kapitel 5.3 beschreibt das Verhalten der Vorarlberger Ehrenamtlichen in bezug auf den Zeiteinsatz. Auch hier wird untersucht, inwieweit bestimmte demographische und sozioökonomische Faktoren einen Einfluss haben. Kapitel 5.4. beschäftigt sich mit Ehrenamtlichkeit innerhalb und außerhalb von Organisationen. In Kapitel 5.5 wird mit Hilfe der Erkenntnisse über die Strukturen und Besonderheiten des ehrenamtlichen Sektors eine Hochrechnung ehrenamtlicher Arbeit in Vorarlberg vorgenommen.

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Welche Rolle bestimmte Motive für Ehrenamtliche spielen, wurde in Frage 7 (siehe Anhang 3) gefragt. Die Ergebnisse werden in Kapitel 5.6 dargestellt. Bei Personen, die nicht ehrenamtlich tätig sind, wurden mit Frage 9 die möglichen Hindernisse erhoben. Die vorgegebenen Antwortmöglichkeiten hinterfragen sowohl persönliche Rahmenbedingungen als auch Einstellungen hinsichtlich ehrenamtlicher Tätigkeiten. Die Ergebnisse werden in Kapitel 5.7 dargestellt. Kapitel 5.9 beschreibt schließlich das Meinungsbild, das in der Vorarlberger Bevölkerung zu Ehrenamtlichkeit besteht.

5.2 Zahl der Ehrenamtlichen - Beteiligungsgrad 58,2 Prozent der befragten Personen waren in den zwölf Monaten vor der Befragung7 ehrenamtlich tätig (siehe Tabelle A 13). Wie Abbildung 1 zeigt, ist der Anteil (Beteiligungsgrad) der Ehrenamtlichen bei den Männern mit 61,0 Prozent etwas höher als jener bei den Frauen (55,4 Prozent) (siehe auch Tabelle A 14). ABBILDUNG 1:

Anteil der Ehrenamtlichen an den befragten Personen (nach Geschlecht)

100,0% 90,0% 80,0% 70,0% 60,0%

(Nicht-Ehrenamtliche)

50,0%

Ehrenamtliche

40,0% 30,0%

58,2%

55,4%

61,0%

gesamt

Frauen

Männer

20,0% 10,0% 0,0%

Der Beteiligungsgrad wurde in einer österreichweiten Studie für das Jahr 1982 in ähnlicher Form schon einmal erhoben (auf Vergleichbarkeit wurde bei vorliegender Studie geachtet). Damals waren österreichweit 53 Prozent der Bevölkerung zwischen 16 und 70 Jahren8 ehrenamtlich tätig, bei den Frauen lag der Anteil bei 49 Prozent, bei den Männern bei 59 Prozent (vgl. Badelt 1985, S. 166).

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Die Befragung wurde zwischen Anfang März und Ende Mai 1999 durchgeführt.

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Bei vorliegender Studie wurden Personen im Alter zwischen 16 und 75 Jahren befragt.

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Ehrenamtliches Engagement umfasst eine Vielzahl an Tätigkeiten in verschiedensten Einsatzfeldern. Um ein genaueres Bild über die ehrenamtliche Arbeit in Vorarlberg zu bekommen wurde bei der Befragung nicht nur nach Ehrenamtlichkeit an sich gefragt, sondern zwischen Aktivitäten in verschiedenen Einsatzbereichen differenziert. 40,5 Prozent der Ehrenamtlichen sind demnach nicht nur in einem Tätigkeitsbereich engagiert, sondern in bis zu fünf Bereichen. Bei Betrachtungen der Ergebnisse nach Tätigkeitsfeldern kommt es daher zu Doppel- und Mehrfachzählungen einzelner Ehrenamtlicher (siehe Tabelle A 15). Folglich muss zwischen den ehrenamtlichen Personen und den sogenannten „beobachteten Fällen von Ehrenamtlichkeit“ unterschieden werden. Beispielsweise werden Ehrenamtliche, die in drei Bereichen aktiv sind, als eine Person, jedoch als drei „beobachtete Fälle“ von Ehrenamtlichkeit gezählt. Abbildung 2 zeigt den jeweiligen Anteil der einzelnen Tätigkeitsbereiche an den beobachteten Fällen an Ehrenamtlichkeit. Sie vermittelt daher eine Art Mengengerüst der ehrenamtlichen Arbeit in Vorarlberg. Nach den empirischen Ergebnissen sind die Sozialen Dienste und die Nachbarschaftshilfe als die wichtigsten Einsatzfelder zu erkennen. Eine geringere Rolle spielen die Tätigkeitsbereiche Umwelt-, Natur- und Tierschutz sowie politische Arbeit (siehe auch Tabelle A 16). ABBILDUNG 2:

Fälle von Ehrenamtlichkeit nach Bereichen

17,9%

21,5% Soziale Dienste Kultur, Unterhaltung, Bildung Umw elt-, Natur- und Tierschutz

6,2%

Sport Katastrophenhilfe 8,1%

16,0%

Religiöse Dienste Politische Arbeit Nachbarschaftshilfe

8,5% 6,2% 15,7%

Die erwähnten Zahlen geben Auskunft darüber, wieviele Personen im jeweiligen Bereich tätig sind. Sie gewinnen jedoch noch an Aussagekraft, wenn auch das zeitliche Ausmaß der Tätigkeiten berücksichtigt wird, wie das in Kapitel 5.3 dargestellt wird.

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Nachfolgend werden die demographischen und sozioökonomischen Charakteristika Ehrenamtlicher untersucht um festzustellen, ob es Zusammenhänge zwischen den Merkmalen und dem Beteiligungsgrad Ehrenamtlicher gibt. • Geschlecht Während insgesamt 52,6 Prozent der Ehrenamtlichen männlich sind (und 47,4 Prozent weiblich), sieht die Verteilung von Männern und Frauen in den einzelnen Tätigkeitsbereichen sehr unterschiedlich aus (siehe Abbildung 3). In den sozialen und religiösen Diensten sind überwiegend Frauen tätig, die Bereiche Katastrophenhilfe, politische Arbeit, Umwelt-, Natur- und Tierschutz, sowie Sport werden hingegen stark von Männern dominiert (siehe auch Tabelle A 17). Signifikant sind die Unterschiede für die Bereiche soziale Dienste, Umwelt, Sport, Katastrophendienste, religiöse Dienste, und politische Arbeit. ABBILDUNG 3:

Fälle von Ehrenamtlichkeit nach Bereichen und Geschlecht

Soziale Dienste

71,3% 48,0%

Kultur, Unterhaltung, Bildung Umwelt, Natur- und Tierschutz Sport Katastrophenhilfe

Nachbarschaftshilfe 0,0%

52,0%

27,6%

72,4%

29,7%

70,3%

20,0%

Frauen Männer

80,0%

Religiöse Dienste Politische Arbeit

28,7%

65,8% 27,6%

34,2% 72,4%

45,2%

20,0%

54,8%

40,0%

60,0%

80,0%

100,0%

• Alter Anders als oft vermutet wird, zeigen die empirischen Ergebnisse keine klaren Muster über ein Altersprofil der Ehrenamtlichen. Bei der mittleren Altersgruppe (30-44 Jahre) und der dritten Altersgruppe (45-75 Jahre) ist der Anteil Ehrenamtlicher tendenziell höher als im Gesamtdurchschnitt. Bei den Männern sind vor allem die 30-44 Jährigen verstärkt ehrenamtlich tätig. Frauen sind eher in höherem Alter ehrenamtlich aktiv (Tabelle A 18).

19

Das gewonnene Bild ist in all seiner Ambivalenz nicht überraschend, da empirische Untersuchungen in Deutschland vergleichbare Botschaften vermittelten. Demnach sind Personen im Alter von 40 bis 70 Jahren am aktivsten. Jüngere Männer sind anteilsmäßig weniger engagiert, wobei als Gründe familiäre Belastungen in der Aufbauphase der Familie, die Positionierung im Beruf sowie das altersbedingte Freizeitverhalten vermutet wurden. Bei Frauen ist die Entwicklung ähnlich, allerdings erreichen sie den höchsten Beteiligungsgrad erst später (zwischen 60 und 70 Jahren) als Männer (vgl. Ehling und Schmidt 1999, S. 414). In den einzelnen Tätigkeitsbereichen gibt es kaum Besonderheiten hinsichtlich des Alters. Der Bereich Sport dürfte für Personen zwischen 30 und 44 Jahren attraktiver sein als für ältere Leute. Bei den Katastrophenhilfsdiensten sind tendenziell jüngere Leute (zwischen 16 und 29 Jahren) verstärkt vertreten. In den Bereichen soziale Dienste und Nachbarschaftshilfe sind ältere Personen (zwischen 45-75 Jahren) in höherem Maße engagiert (siehe Tabelle A 19). • Erwerbstätigkeit Eine wesentliche Voraussetzung für ehrenamtliches Engagement ist frei verfügbare Zeit. Es könnte daher vermutet werden, dass der Beteiligungsgrad Erwerbstätiger geringer ist als jener von Personen, die keiner bezahlten Arbeit nachgehen. Verschiedene Studien belegen jedoch das Gegenteil. Erwerbstätige sind eher ehrenamtlich tätig als Nicht-Erwerbstätige (vgl. z.B. Badelt 1985, S. 166; Gaskin und Smith 1995, S. 30; Ehling und Schmidt 1999, S. 419). Auch die empirischen Ergebnisse für Vorarlberg zeigen einen solchen Einfluss des Erwerbsstatus auf das ehrenamtliche Engagement, allerdings nicht in dieser Deutlichkeit. Die Rate der Ehrenamtlichen ist nämlich bei den Erwerbstätigen nur geringfügig höher als bei den Nicht-Erwerbstätigen (Tabelle A 20). Im Bereich der sozialen Dienste sind vorwiegend Nicht-Erwerbstätige ehrenamtlich aktiv. Dies dürfte jedoch daran liegen, dass in diesem Bereich vorwiegend Frauen tätig sind und die Erwerbsquote bei Frauen im allgemeinen geringer ist als bei Männern. Ähnlich ist die Situation im Bereich „Sport“. Dort sind Erwerbstätige in verstärktem Ausmaß vertreten. Zugleich ist dies ein Bereich, in dem mehrheitlich Männer engagiert sind. Dass auch bei den Männern vorwiegend Erwerbstätige im Sportbereich tätig sind, dürfte seine Ursache wiederum im geringeren Beteilungsgrad älterer Männer in diesem Bereich haben. • Familienstand und Kinder Ähnlich wie bei der Erwerbstätigkeit könnte angenommen werden, dass familiäre Verpflichtungen einem ehrenamtlichen Engagement im Wege stehen. Die empirischen Ergebnisse zeigen jedoch auch hier eher das Gegenteil: Verheiratete

20

bzw. in Lebensgemeinschaft lebende Menschen sind in höherem Maße ehrenamtlich engagiert als Personen ohne PartnerIn (Tabelle A 21). Auch das Vorhandensein von Kindern im Haushalt hat nach den erzielten Ergebnissen keinen negativen Einfluss auf den Beteiligungsgrad Ehrenamtlicher, weder bei den Männern noch bei den Frauen. Selbst wenn es Kinder im Haushalt gibt, die noch sehr klein (bis sechs Jahre) sind, hat dies scheinbar keine Auswirkungen auf die Tatsache, ob jemand ehrenamtlich tätig ist oder nicht (Tabelle A 22). Kinder begünstigen eher die Bereitschaft ein ehrenamtliches Engagement zu übernehmen. Personen mit Kindern weisen einen signifikant höheren Anteil an Ehrenamtlichkeit auf als Leute ohne Kinder. Kinder sind sogar oft der Anlass für eine ehrenamtliche Tätigkeit, beispielsweise für eine Aktivität im Elternverein (vgl. Ehling und Schmidt 1999, S. 418). • Schulbildung Verschiedene Studien kamen zu dem Ergebnis, dass Personen mit höherer Ausbildung eher dazu neigen, sich ehrenamtlich zu betätigen als Personen mit einem geringeren Bildungsgrad (vgl. z.B. Gaskin und Smith 1995, S. 30; Ehling und Schmidt 1999, S. 421). Dies konnte durch die empirischen Ergebnisse für Vorarlberg tentativ bestätigt werden: Menschen mit Matura oder Hochschulabschluss weisen einen höheren Beteiligungsgrad auf als Personen mit Pflichtschul- oder Lehrabschluss (Tabelle A 23). • Einkommen Die erwähnten Ergebnisse bei der Schulbildung ließen auch auf einen verstärkten Beteiligungsgrad bei Personen mit höherem Einkommen schließen, da Menschen mit einer höheren Schulbildung in der Regel auch mehr verdienen. Allerdings spielt nicht nur das persönliche Einkommen ein Rolle, sondern auch das Haushaltseinkommen. Tatsächlich weisen nach den empirischen Ergebnissen Personen der höchsten Einkommenskategorie (über ÖS 25.000,- monatliches Nettoeinkommen) den höchsten Beteiligungsgrad auf. Andererseits sind auch Personen der untersten Einkommenskategorie (bis ÖS 4.000,- monatliches Nettoeinkommen) überdurchschnittlich oft ehrenamtlich tätig. Dies ist jedoch nur dann der Fall, wenn noch eine weitere Person mit Einkommen im Haushalt lebt. Bei AlleinverdienerInnen der zwei unteren Einkommenskategorien (bis ÖS 4000,- bzw. zwischen ÖS 4001,- und ÖS 10.000,- monatliches Nettoeinkommen) bzw. bei Personen ohne eigenes Einkommen, in deren Haushalt es auch keinen Zweitverdiener bzw. keine Zweitverdienerin gibt, ist der Beteiligungsgrad am geringsten (Tabelle A 24).

21

• Religionszugehörigkeit Personen, die einer Religionsgemeinschaft (unabhängig davon, welche) angehören, weisen einen signifikant höheren Beteiligungsgrad auf als Personen ohne kirchliche Bindung. Dies trifft insbesondere auf regelmäßige Gottesdienstbesucher zu, die in signifikant höherem Maße ehrenamtlich tätig sind als Personen, die nicht regelmäßig in die Kirche gehen (Tabelle A 25). Welche Rolle die religiöse Überzeugung als Beweggrund für ehrenamtliche Arbeit spielt, wird im Kapitel 5.6. noch ausführlicher erläutert. • Regionale Unterschiede Ehrenamtlichkeit wird in der öffentlichen Meinung immer wieder als ein Phänomen gezeichnet, das eher in ländlichen Regionen von Bedeutung ist. Die empirischen Ergebnisse können diese Aussage allerdings nicht bestätigen. So konnte zwischen ländlichen und städtischen Regionen kein signifikanter Unterschied hinsichtlich des Beteiligungsgrades festgestellt werden. Im Gegenteil: In der Stichprobe sind sogar Personen, die in der Stadt wohnen, eher stärker in ehrenamtlicher Arbeit engagiert als die typische Landbevölkerung (Tabelle A 26). Ehrenamtlichkeit ist demnach auch in Vorarlberg kein Phänomen spezifischer Bevölkerungsgruppen. Dennoch dürften sich verschiedene Rahmenbedingungen förderlich auf ein ehrenamtliches Engagement auswirken, wie beispielsweise Erwerbstätigkeit und im Haushalt lebende Kinder. Dies scheint angesichts der zeitlichen Belastung auf den ersten Blick vielleicht etwas verwunderlich. Es könnte jedoch eine Bestätigung dafür sein, dass Ehrenamtlichkeit durch das soziale Netzwerk einer Person geprägt wird. Ehrenamtliches Engagement wird in vielen Fällen durch den persönlichen Kontakt zu ehrenamtlichen Freunden, Bekannten oder Verwandten initiiert (vgl. Pearce 1993, S. 67). Die Entscheidung für ehrenamtliches Engagement hängt demnach von verschiedensten Faktoren ab. Nicht immer sind es die gleichen Gründe ein solches auch beizubehalten: Insbesondere Organisationen sind an einem längerfristigen Engagement Ehrenamtlicher interessiert, da der Organisation durch Ehrenamtliche auch Kosten entstehen können und Regelmäßigkeit der ehrenamtlichen Arbeit für die Organisation auch ein wichtiges Kriterium der Arbeitsqualität ist.

Entschädigungen Mit Frage 5 wurde untersucht, inwieweit Ehrenamtliche für ihre Tätigkeit Entschädigungen erhalten und um welche es sich dabei handelt. Tatsächlich gaben 37,8 Prozent der Ehrenamtlichen an, eine Entschädigung in irgendeiner Form zu

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erhalten. Am häufigsten wurden Naturalien/Warengutscheine sowie geringfügige Entschädigungen genannt (siehe Tabelle A 27). Als sonstige Entschädigungen (die Befragten wurden gebeten diese zu spezifizieren) wurde Essen, gemeinsamer Ausflug, Dankeschön, Händeschütteln, strahlende Kinder und Eltern, Sitzungsgeld, Jahresabschlussfeier, Blumenstrauß, Skitag, Aufwandsentschädigung, sporadisch Geld, Gratiseintritt, Kaffee und Kuchen angegeben. Die Aufzählung zeigt verschiedenste Formen materieller und immaterieller Entschädigungen, die Ehrenamtliche für ihr Engagement erhalten. Auf die Tauschkomponente ehrenamtlicher Arbeit wird im Kapitel 5.6. über die Motive noch näher eingegangen.

5.3 Zeitliches Ausmaß ehrenamtlicher Arbeit Für die Beurteilung der ökonomischen Bedeutung ehrenamtlicher Arbeit ist nicht nur die Zahl der Ehrenamtlichen von Bedeutung, sondern auch die von ihnen aufgewendete Zeit. Die Vielfältigkeit des ehrenamtlichen Sektors äußert sich auch im unterschiedlichen zeitlichen Ausmaß, in dem ehrenamtliche Tätigkeiten ausgeübt werden. Dies ist zum einen Ausdruck der unterschiedlichen Anforderungen, die an bestimmte Tätigkeiten gestellt werden: so erfordert die Betreuung einer kranken Person möglicherweise kurzfristig (oder auch langfristig) einen sehr zeitintensiven Einsatz, während der Kassier eines Sportvereins vielleicht regelmäßig nur ein paar Stunden pro Woche oder Monat für seine ehrenamtliche Tätigkeit aufwendet. Andererseits spiegelt das Verhalten Ehrenamtlicher hinsichtlich der von ihnen eingesetzten Zeit auch die Möglichkeiten und Grenzen sowie die Bereitschaft dieser Personen wider ihre Freizeit für ein ehrenamtliches Engagement zur Verfügung zu stellen. So lässt beispielsweise die Tatsache, dass viele Ehrenamtliche erwerbstätig sind, eine begrenzte Möglichkeit hinsichtlich des zeitlichen Einsatzes vermuten. Dies ist auch im Hinblick auf eine gezielte Förderpolitik des Ehrenamts zu berücksichtigen. Nicht alle Aufgaben eignen sich uneingeschränkt für den Ausbau ehrenamtlichen Engagements. In nachfolgenden Ausführungen wird daher das Verhalten Ehrenamtlicher hinsichtlich ihres Zeiteinsatzes analysiert. Die Analyse bildet zudem die Grundlage für die Hochrechnung, mit welcher das Volumen ehrenamtlicher Arbeit in Vorarlberg geschätzt werden soll. Mit Frage 1, 2 und 6 wurden verschiedene Aspekte des zeitlichen Aufwands ehrenamtlicher Arbeit erfasst: die Häufigkeit, das Stundenausmaß und die Regelmäßigkeit.

23

5.3.1 Stundenausmaß Die Frage (Frage 2) nach dem Stundenausmaß bezog sich konkret auf die sieben Tage vor dem Zeitpunkt der Befragung. Der Vorteil dieser Art von Fragestellung ist, dass sich die befragten Personen an diesen Zeitraum meist noch sehr gut erinnern und daher eine exakte Stundenanzahl relativ zuverlässig nennen können. Sie müssen somit ihre eingesetzten Stunden nicht über einen längeren Zeitraum schätzen9. Andererseits setzt die hier angewendete Fragestellung voraus, dass die Woche der Befragung einer durchschnittlichen Jahreswoche entspricht. Auch dabei kann es zu Verzerrungen kommen, wie sich sehr gut am Beispiel des Katastrophendienstes zeigte. Ein Teil der Befragung (ca. 40 Personen) wurde zeitlich um ca. drei Wochen versetzt durchgeführt. In der Zwischenzeit kam es in Vorarlberg zu größeren Unwettern, was zu einem Anstieg des durchschnittlichen Zeitaufwands um fast drei Stunden führte. Der Zeitpunkt der Befragung spielt naturgemäß im Bereich Katastrophendienst eine wesentliche Rolle. Die durchschnittliche Stundenanzahl pro Woche (unabhängig vom Bereich) und ehrenamtlicher Person liegt in Vorarlberg bei 6,88 Stunden (Tabelle A 28). Dabei ist erwähnenswert, dass die angegebenen Stundenzahlen eine Spanne von 0 bis 82 Stunden pro Woche betragen. Der Stundeneinsatz variiert demnach zwischen den einzelnen Ehrenamtlichen beträchtlich. Ehrenamtliche im Bereich Katastrophenhilfe wendeten im Durchschnitt die meiste Zeit für ihre Tätigkeit auf, wobei die Zahl von 9,65 Wochenstunden aufgrund der erwähnten Probleme etwas relativiert werden muss. Selbst bei einer Reduzierung der durchschnittlichen Wochenstunden um die erwähnten drei Stunden ist dies nach wie vor jener Bereich, für den die meiste Zeit aufgewendet wurde. Auch für Tätigkeiten im Bereich der sozialen Dienste wurde mit durchschnittlich 6,2 Stunden sehr viel Zeit investiert. Der Bereich der sozialen Dienste ist demnach nicht nur hinsichtlich des Beteiligungsgrades Ehrenamtlicher ein sehr wichtiges Aufgabenfeld, sondern auch in bezug auf die eingesetzte Zeit. Vergleichsweise wenig Zeit investierten Ehrenamtliche in den Bereichen Nachbarschaftshilfe, religiöse Dienste und Kultur. Die österreichweite Studie von Badelt zeigt den durchschnittlichen Zeitaufwand pro Woche aus dem Jahre 1982. Um einen Vergleich zu ermöglichen wurde bei der vorliegenden Studie auf eine ähnliche Fragestellung geachtet. Lediglich der Bereich

9

Bei Schätzungen dieser Art kommt es leicht zu Verzerrungen.

24

„Sport“ wurde als eigener Bereich ergänzt und nicht, wie bei der älteren Studie, dem Bereich „Umwelt und Erholung“ untergeordnet (vgl. Badelt 1985, S. 168). Bei der österreichweiten Studie von 1985 war der durchschnittliche Zeitaufwand pro Woche und ehrenamtlicher Person mit 7,28 Stunden etwas höher als bei der vorliegenden Studie für Vorarlberg (6,88 Stunden). Allerdings war der Beteiligungsgrad Ehrenamtlicher mit 53 Prozent der Bevölkerung etwas geringer als jener in Vorarlberg (58,2 %), wie in Kapitel 5.1. bereits erläutert wurde. Tabelle 1 zeigt den durchschnittlichen Zeitaufwand für die einzelnen Tätigkeitsfelder im Vergleich. Die weitaus größte Differenz ergibt sich im Bereich der Katastrophenhilfe. Selbst wenn mögliche Verzerrungen durch die erwähnten Sonderprobleme berücksichtigt werden, ist der durchschnittliche Zeitaufwand in Vorarlberg wesentlich höher als dies im Jahre 1982 im österreichischen Durchschnitt der Fall war. Im Bereich der religiösen Dienste beträgt der durchschnittliche zeitliche Mehraufwand in Vorarlberg mehr als eine Stunde pro Woche, ansonsten sind die Unterschiede eher geringfügig. TABELLE 1: EHRENAMTLICHE – ZEITAUFWAND - VERGLEICH durchschnittlicher Zeitaufwand pro Woche in Stunden Tätigkeitsbereiche

Studie Österreich 1982

Studie Vorarlberg 1999

ƒ

soziale Dienste

5,79

6,20

ƒ

Kultur, Unterhaltung, Bildung

3,51

2,73

ƒ

Umwelt, Natur- und Tierschutz

--°

3,34

ƒ

Sport

--°

3,80

ƒ

Katastrophenhilfe

2,94

9,65

ƒ

religiöse Dienste

1,65

2,68

ƒ

politische Arbeit, IV*

2,98

3,00

ƒ

Nachbarschaftshilfe

3,10

2,51

7,28

6,88

irgendeine Tätigkeit

° In dieser Studie waren die Bereiche Umwelt und Sport zusammengefasst als Bereich „Umwelt und Erholung“. Der durchschnittliche Zeitaufwand pro Woche betrug 4,90 Stunden. * wirtschaftliche und politische Interessensvertretung

Durch die unterschiedliche Definition von Ehrenamtlichkeit ist ein Vergleich des Zeitausmaßes mit den Ergebnissen anderer empirischer Untersuchungen nur sehr bedingt möglich. Aus der relativ weiten Auslegung des Begriffs in der vorliegenden Arbeit resultiert auch eine vergleichsweise höhere durchschnittliche Stundenzahl pro

25

Woche (vgl. z.B. Gaskin und Smith 1995, S. 31). Es macht daher wenig Sinn die Absolutwerte verschiedener Studien gegenüberzustellen. Allerdings können Zusammenhänge zwischen dem Zeitaufwand und demographischen sowie sozioökonomischen Merkmalen verglichen werden. • Geschlecht In Vorarlberg wenden Frauen im Durchschnitt mit 6,54 Stunden pro Woche etwas weniger Zeit für ihre ehrenamtliche Arbeit auf als Männer (7,19 Stunden pro Woche) (Tabelle A 29). Dieser Unterschied ist jedoch nicht signifikant. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch die europaweite Studie (vgl. Gaskin und Smith 1995, S. 31). • Erwerbstätigkeit Noch geringer ist die Differenz im durchschnittlichen Zeitaufwand zwischen erwerbstätigen und nicht erwerbstätigen Ehrenamtlichen. Anders als intuitiv zu erwarten hat die Erwerbstätigkeit keinen merkbaren Einfluss auf den für ehrenamtliches Engagement investierten Zeitaufwand. Dies gilt auch für Teilzeitbeschäftigte, die nicht signifikant mehr Zeit als Vollbeschäftigte in die ehrenamtliche Arbeit investieren (Tabelle A 30). Dieses Ergebnis steht im Widerspruch zu anderen empirischen Arbeiten, wie z.B. Gaskin und Smith 1995, S. 30. • Alter Nach einer deutschen Studie sind Jugendliche zeitlich am stärksten engagiert, gefolgt von den über 60jährigen (vgl. Ehling und Schmidt 1999, S. 414). Die vorliegenden Ergebnisse für Vorarlberg zeigen kein besonders zeitintensives Engagement von Jugendlichen – im Gegenteil: Personen im Alter zwischen 15 und 29 Jahren investierten mit durchschnittlich 4,4 Stunden pro Woche die wenigste Zeit in ihr ehrenamtliches Engagement. Signifikant höher war der Zeiteinsatz älterer Personen (zwischen 45 und 75 Jahren). Er betrug durchschnittlich 10,3 Stunden pro Woche (Tabelle A 31). • Familienstand und Kinder Ehrenamtliche, die in Familien mit Kindern im Alter bis zu sechs Jahren leben, wendeten im Durchschnitt mit 5,2 Stunden weniger Zeit für ehrenamtliche Arbeit auf als andere Personen (Tabelle A 32). Allerdings ist dieses Ergebnis nicht signifikant. Bei der deutschen Studie zeigen sich diese Zusammenhänge deutlicher. Nach Ehling und Schmidt haben die Beteiligung an ehrenamtlichem Engagement und der Zeitaufwand der Engagierten unterschiedliche Ursachen. Für den Zeitaufwand ist vor allem die tatsächlich zur Verfügung stehende Zeit maßgebend, während für den Beteiligungsgrad vor allem die Einbindung in soziale Gefüge eine Rolle spielen

26

dürfte, die insbesondere auch durch Kinder gefördert wird (vgl. Ehling und Schmidt 1999, S. 414f.). Derart präzise Aussagen können mit den vorliegenden Daten jedoch nicht gemacht werden, da die Stichprobe zu gering ist. 5.3.2 Häufigkeit Wesentlich für die Berechnung des Umfangs ehrenamtlicher Arbeit sind Informationen über die Häufigkeit der durchgeführten Tätigkeiten. Mit Frage 1 wurden die Personen gefragt, wie oft sie im letzten Jahr ehrenamtlich tätig waren. Da bei Schätzungen über einen längeren Zeitraum immer eine gewisse Gefahr von Schätzfehlern besteht, wurden Antwortkategorien vorgegeben um den Befragten die Einschätzung zu erleichtern (siehe Anhang 3). Insgesamt waren 55 Prozent der befragten Ehrenamtlichen zumindest in einem der Tätigkeitsbereiche mehr als 30 Tage im Jahr aktiv, was einem durchschnittlichen Einsatz mindestens alle ein bis zwei Wochen gleichkommt. Dieser Personenkreis wird in der Folge als „häufig ehrenamtlich“ tätig bezeichnet. Ehrenamtliche, auf die dieses Kriterium nicht zutrifft, die also in keinem der Aufgabenfelder mehr als 30 Tage tätig waren, werden in der Folge als „gelegentlich ehrenamtlich“ bezeichnet. Die Häufigkeit fließt in die Berechnung der durchschnittlichen Wochenstunden pro Person (Frage 2) insofern ein, als manche Personen zwar während des letzten Jahres, nicht aber in den letzten sieben Tagen aktiv waren. Dadurch reduziert sich der durchschnittliche Wochenstundensatz. Ein solcher Effekt kann zwar bei Personen, die sich sehr oft ehrenamtlich betätigen, ebenso auftreten wie bei solchen, die das nur gelegentlich tun, allerdings ist die Wahrscheinlichkeit bei seltenem Engagement höher. Tatsächlich übten 41,2 Prozent der „gelegentlich ehrenamtlich“ tätigen Personen in der Woche vor der Befragung keine ehrenamtliche Tätigkeit aus. Dies trifft nur auf 5,6 Prozent der „häufig ehrenamtlich“ aktiven Personen zu. Nach Aufgabenfeldern betrachtet sind nur in den Bereichen Katastrophenhilfe (65%), Sport (59,4%) und soziale Dienste (50,5%) mehr als 50 Prozent „häufig ehrenamtlich“ tätig. Es fällt auf, dass dies auch die drei Tätigkeitsfelder mit der höchsten durchschnittlichen Wochenstundenzahl sind (siehe Tabelle A 28). Dies lässt sich zum Teil durch die Fragestellung erklären (siehe oben), jedoch liegt es auch an der Art der Tätigkeiten. Ehrenamtliche Betätigungen im Bereich Sport werden in der Regel häufiger aber kürzer durchgeführt als beispielsweise solche in sozialen Diensten. Engagement im Bereich Umwelt wird selten durchgeführt, ist jedoch meist relativ zeitintensiv. Nachbarschaftshilfe wird von relativ vielen Leuten geleistet, in der Regel jedoch relativ selten und kurz.

27

„Häufig ehrenamtlich“ tätige Personen sind auch öfter in mehreren Tätigkeitsfeldern aktiv als “gelegentlich ehrenamtlich“ tätige. Es gibt demnach besonders engagierte Leute, die nicht nur besonders oft, sondern auch in mehreren Tätigkeitsbereichen ehrenamtlich aktiv sind (Tabelle A 33). Aus sozialpolitischer Perspektive ist es interessant zu wissen, ob „häufige“ ehrenamtliche Arbeit in bestimmten Bevölkerungsgruppen besonders stark oder schwach ausgeprägt ist. Empirisch zeigen sich diesbezüglich keine signifikanten Zusammenhänge. In der Stichprobe ist der Anteil der Ehrenamtlichen, die „häufig ehrenamtlich“ tätig sind, bei Frauen etwas geringer als bei Männern (Tabelle A 34). Erwerbstätige sind wiederum öfter „häufig ehrenamtlich“ aktiv als Nicht-Erwerbstätige (Tabelle A 35). Hinsichtlich des Alters ist die mittlere Altersgruppe (30-44 Jahre) überdurchschnittlich oft „häufig ehrenamtlich“ tätig (Tabelle A 36). 5.3.3 Regelmäßigkeit In der Literatur wird immer wieder angemerkt, dass sich die Wünsche und Bedürfnisse Ehrenamtlicher im Verlauf der Zeit verändert haben und verändern. Während mit dem „klassischen Ehrenamt“ meist eine Tätigkeit assoziiert wurde, die mit einer jahrelangen Mitgliedschaft in einem Verein verbunden war, so gibt es Hinweise darauf, dass Personen heute nicht mehr so stark gewillt sind sich langfristig zu binden, sondern eher kurzfristige Aufgaben übernehmen, bei der sie ihre Fähigkeiten einbringen und ausbauen können. Der Großteil der ehrenamtlichen Tätigkeiten wird regelmäßig ausgeübt (siehe Tabelle A 37). Dies gilt insbesondere für die Bereiche „Soziale Dienste“, Sport und Katastrophenhilfe. In allen anderen Bereichen werden auch öfter zeitlich begrenzte, einmalige Tätigkeiten, beispielsweise in Form von Projekten ausgeführt (siehe Tabelle A 38). Jene Personen, die nur “gelegentlich“ ehrenamtlich tätig sind, übernehmen auch signifikant öfter zeitlich begrenzte, einmalige Tätigkeiten. Ein gewisses Potential an Ehrenamtlichkeit wird demnach von Personen geleistet, die gelegentlich für bestimmte, zeitlich begrenzte Aktivitäten zur Verfügung stehen, aber offensichtlich nicht bereit oder in der Lage sind längerfristige Funktionen zu übernehmen. 5.3.4 Potentielles Mehrengagement Ehrenamtlicher Von politischer Seite besteht der Wunsch das ehrenamtliche Engagement auszubauen und „brachliegendes“ Potential zu aktivieren. Die Fragen 8 und 10 des Fragebogens dienten der Überprüfung, inwieweit ein solches Potential vorhanden ist. Demnach könnten sich 21,6 Prozent der Ehrenamtlichen vorstellen, noch mehr ehrenamtliche Aufgaben zu übernehmen. Diese Zahl muss allerdings vorsichtig

28

betrachtet werden, da es als sozial wünschenswert erscheint die Frage positiv zu beantworten. Ehrenamtliche die „gelegentlich ehrenamtlich“ tätig sind beantworteten die Frage etwas öfter positiv als „häufig ehrenamtlich“ aktive Personen. In Kapitel 5.7 wird auch das Potential von Personen, die nicht ehrenamtlich tätig sind, dargestellt.

5.4 Ehrenamtlichkeit innerhalb und außerhalb von Organisationen Ehrenamtliche Aktivitäten können, wie bereits erläutert, innerhalb oder außerhalb von Organisationen erfolgen. Häufig wird in Studien zum Thema Ehrenamtlichkeit nur jene Arbeit untersucht, die in Organisationen stattfindet, also formelle ehrenamtliche Arbeit. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es jedoch Ehrenamtlichkeit als Gesamtphänomen darzustellen, das auch informelle ehrenamtliche Arbeit inkludiert. Gerade durch die oftmalige Vernachlässigung ehrenamtlichen Engagements außerhalb von Organisationen ist eine Unterscheidung zwischen den beiden Formen ehrenamtlicher Arbeit sinnvoll und wichtig. Mit Frage 2 wurden die befragten Personen gebeten ihre Aktivität unter diesem Aspekt einzuordnen. Dabei wiesen die einzelnen Tätigkeitsbereiche sehr unterschiedliche Relationen auf: Ehrenamtliche in den Bereichen Nachbarschaftshilfe und soziale Dienste sind überwiegend außerhalb von Organisationen aktiv, alle anderen Tätigkeiten, insbesondere Katastrophenhilfsdienste und politische Arbeit, werden vorwiegend innerhalb von Organisationen durchgeführt (siehe Tabelle A 39). Wie aus Tabelle A 40 ersichtlich, wird für Tätigkeiten innerhalb von Organisationen in der Regel mehr Zeit aufgewendet als für privates ehrenamtliches Engagement. Lediglich für die Bereiche soziale Dienste, Umwelt und Nachbarschaftshilfe trifft dies nicht zu. Die aufgezeigten Relationen hinsichtlich formeller und informeller ehrenamtlicher Arbeit stellen allerdings nur grobe Tendenzen dar, da die Größe der Stichprobe zu gering ist um derart detaillierte Aussagen mit Sicherheit treffen zu können. Ähnliche Ergebnisse liefert jedoch auch die österreichweite Studie von Badelt (1985). Nachbarschaftshilfe und soziale Dienste sind ebenfalls jene Einsatzfelder, in denen Tätigkeiten überwiegend privat durchgeführt werden, während Ehrenamtliche in den anderen Bereichen vorwiegend innerhalb von Organisationen aktiv sind.

29

Insgesamt übten in Vorarlberg 203 Ehrenamtliche (das sind 69,8% der Ehrenamtlichen) zumindest eine ihrer Tätigkeiten innerhalb einer Organisation (z.B. eines Vereins) aus. Im Hinblick auf die Inhalte der ehrenamtlichen Arbeit ist es nicht überraschend, dass Männer ihre Tätigkeiten häufiger innerhalb eines Vereins oder einer anderen Organisation ausüben als Frauen. Personen zwischen 45-75 Jahren sind öfter ausschließlich privat ehrenamtlich tätig, wohingegen Ehrenamtliche zwischen 30 und 45 Jahren überdurchschnittlich oft in Organisationen aktiv sind. Auch innerhalb von Organisationen können ehrenamtliche Tätigkeiten sehr unterschiedlicher Natur sein. Abhängig von der Organisationsstruktur finden sie auf allen Ebenen der Hierarchie von Organisationen statt (vgl. Badelt 1999, S. 436). Leitende Positionen wie die des Vereinsobmanns bzw. der Vereinsobfrau, der Geschäftsführung oder des Vereinsvorstandes sind in der Regel auch mit hohem Ansehen verbunden. Daneben gibt es jene Ehrenamtlichen, die die – weniger prestigeträchtigen – ausführende Tätigkeiten erledigen. Dabei kann es sich um Schreibarbeiten, Putzarbeiten, Beteiligung an Sammlungen, Betreuungsaufgaben oder dergleichen handeln. Bezeichnenderweise übernehmen Männer häufig leitende oder verwaltende Aufgaben, während die ausführenden Tätigkeiten meist von Frauen durchgeführt werden. Dies wurde auch durch die Vorarlberger Ergebnisse bestätigt. Mit Frage 4 wurden die befragten Personen gebeten mit Hilfe eines Beispielkatalogs ihre Aktivitäten als ausführende Tätigkeit, Verwaltungsarbeit oder leitende Funktion einzuordnen. Nur 16 Prozent der ehrenamtlichen Frauen, die in einer Organisation ehrenamtlich tätig sind, haben eine leitende Position inne. Bei den Männern liegt der Anteil bei 30,6%, ist also fast doppelt so hoch (Tabelle A 42). Insgesamt wurde der überwiegende Teil der Tätigkeiten unter „ausführende/durchführende Tätigkeit“ eingeordnet. In den Bereichen „Sport“, „Kultur“ und „politische Arbeit“ gaben Ehrenamtliche auch häufig eine leitende Funktion an (siehe Tabelle A 41).

5.5 Hochrechnung: Volumen ehrenamtlicher Arbeit in Vorarlberg 5.5.1 Methodische Vorbemerkung Auf Basis der bisherigen Analysen soll nunmehr eine Quantifizierung des Volumens der ehrenamtlichen Arbeit in Vorarlberg vorgenommen werden. Diese erfolgt in Form einer Hochrechnung, in der die Zahl der Wochenstunden, die Ehrenamtliche in Summe leisten, berechnet wird. Die Hochrechnung verknüpft

30

demnach die Zahl der Ehrenamtlichen mit dem von diesen erbrachten Zeiteinsatz. Neben einer Differenzierung nach Tätigkeitsbereichen wird auch der jeweilige quantitative Wert informeller und formeller ehrenamtlicher Arbeit berechnet, wobei die Zahlen, wie oben bereits erwähnt, nur tentativen Charakter haben. Die solcherart angestellten Berechnungen ermöglichen einerseits eine Gegenüberstellung der quantitativen Bedeutung ehrenamtlicher Arbeit in den einzelnen Tätigkeitsbereichen. Andererseits wird auch eine Vergleichsmöglichkeit mit konventionellen ökonomischen Maßgrößen geschaffen. Daher wurde das Arbeitsvolumen Ehrenamtlicher in der Zahl „fiktiver ganztägig beschäftigter Personen“ ausgedrückt. Durch sie wird zum Ausdruck gebracht, wievielen Erwerbstätigen mit einer 40 Stundenwoche das ehrenamtlich getätigte Arbeitsvolumen entspricht. Die Hochrechnung erfolgt auf zweifache Art und Weise10. Die Maximalvariante stützt sich auf die Zahl jener Personen, die in irgendeiner Form im letzten Jahr ehrenamtlich tätig waren und auf den durchschnittlichen Stundeneinsatz, der von diesen Personen aufgebracht wurde. Es wird daher auch die ehrenamtliche Arbeit jener Personen berücksichtigt, die sich nur selten engagieren. Dies ist insofern nicht unrealistisch, als 41 Prozent der Personen, die nur „gelegentlich ehrenamtlich“ (also an weniger als 30 Tagen im Jahr) tätig sind, während der Woche vor der Befragung nicht ehrenamtlich tätig waren und daher mit null Stunden in die Berechnung des durchschnittlichen Stundeneinsatzes pro Woche eingingen. Eine gewisse Überschätzungsgefahr ist jedoch durch die Befragungssituation gegeben. Personen könnten sich aus Gründen der sozialen Erwünschtheit als „gelegentlich ehrenamtlich“ aktiv bezeichnet haben, obwohl sie keine ehrenamtlichen Arbeit geleistet haben. Durch die Vorgabe von spezifischer Antwortkategorien wird ein solches Verhalten erleichtert, da die befragte Person nicht mit eigenen Worten erklären muss, welche Tätigkeiten sie gemacht hat, sondern lediglich eine Antwortkategorie anzugeben hat. Zwar bietet das Quotenverfahren insofern einen gewissen Vorteil, als die Befragung anonym durchgeführt werden kann, dennoch ist mit einem solchen Effekt zu rechnen. Auch die Unterscheidung zwischen bloßer Mitgliedschaft in einem Verein und ehrenamtlicher Tätigkeit als Leistung, die anderen Personen zugute kommt, könnte durch den vorgegebenen Antwortkatalog etwas vernachlässigt worden sein. Um diesen Effekt auszuschalten wurde auch eine Minimalvariante berechnet, die lediglich jene Ehrenamtlichen miteinbezieht, die „häufig“, also an mehr als 30 Tagen,

10

Zu den Problemen einer Hochrechnung mit den vorliegenden Daten siehe Kapitel 3.

31

ehrenamtlich tätig waren. Das Arbeitsvolumen aller anderen Ehrenamtlichen, demnach jener, die an weniger als 30 Tagen im Jahr ehrenamtlich tätig waren, wird mit null bewertet. Die Minimalvariante bildet daher eine untere Schranke der Hochrechnung. Einerseits stützt sich die Berechnung nur auf jene Personen, die im Durchschnitt mindestens jede zweite Woche ehrenamtlich tätig waren, andererseits ist eine Sicherheitsschranke auch durch jene „häufig ehrenamtlich“ Tätigen gewährleistet, die in der Woche vor Befragung nicht ehrenamtlich tätig waren. 5.5.2 Maximalvariante Die Hochrechnung des Arbeitsvolumens jener Personen, die in irgendeiner Form ehrenamtlich tätig sind, führt zu dem Ergebnis, dass von der Vorarlberger Bevölkerung (zwischen 16 und 75 Jahren) wöchentlich 1,040.191 Stunden für ehrenamtliche Tätigkeiten aufgewendet werden. Dies entspricht einem Arbeitsvolumen von 30.050 fiktiven ganztags tätigen Personen, was einer Größenordnung von fast 18,4% der Vorarlberger Erwerbstätigen gleichkäme. Details sind in Tabelle 2 dargestellt. Das weitaus größte Arbeitsvolumen wird im Bereich der sozialen Dienste geleistet. An zweiter Stelle stehen die Katastrophendienste, wobei die Zahl – wie bereits erläutert – etwas relativiert werden muss, da der Zeitpunkt der Befragung einen Einfluss auf das Ergebnis hatte. Rang drei und vier nehmen die Bereiche Sport und Nachbarschaftshilfe ein. Bedeutend geringer ist das Arbeitsvolumen in den Bereichen Religiöse Dienste, Umwelt und Politische Arbeit. Betrachtet man lediglich die innerhalb von Organisationen durchgeführten Aktivitäten, so ergibt sich ein völlig anderes Bild. Nur ca. 23 Prozent des Arbeitsvolumens im Bereich der sozialen Dienste wird innerhalb von Organisationen durchgeführt. Das jeweilige Arbeitsvolumen der Bereiche Katastrophenhilfe, Sport und Kultur hat daher einen größeren Anteil am Gesamtvolumen der formell durchgeführten Tätigkeiten als jenes der sozialen Dienste.

32

TABELLE 2: HOCHRECHNUNG – MAXIMALVARIANTE

Tätigkeitsbereiche

Zahl der wöchentliches fiktive Ehrenamtlichen Arbeitsvolumen Ganztagstätige in Stunden

formell

informell

Sowohl als auch

ƒ

soziale Dienste

52.477

328.632

9.494

2.192

6.927

375

ƒ

Kultur, Unterhaltung, Bildung

38.968

106.513

3.077

2.477

135

465

ƒ

Umwelt, Natur-, Tierschutz

15.068

50.399

1.456

495

345

616

ƒ

Sport

38.449

146.261

4.225

3.632

203

390

ƒ

Katastrophenhilfe

20.783

200.556

5.794

5.794

-

-

ƒ

religiöse Dienste

19.744

52.997

1.531

991

390

150

ƒ

politische Arbeit, IV*

15.068

45.203

1.306

1.276

30

-

ƒ

Nachbarschaftshilfe

43.644

109.631

3.167

-

2.957

210

ƒ

Summe

1,040.191

30.050

16.857

10.987

2.206

* wirtschaftliche und politische Interessensvertretung

5.5.3 Minimalvariante Die Berechung des ehrenamtlichen Arbeitsvolumens jener Personen, die häufig ehrenamtlich, also an mehr als 30 Tagen im Jahr, aktiv waren, führt zu einem wesentlich geringeren Ergebnis: 730.004 Stunden pro Woche werden von „häufig ehrenamtlich“ tätigen Personen in Vorarlberg geleistet. Dies entspricht einem Arbeitsvolumen von 21.089 ganztagstätigen Personen (Tabelle 3). In Relation zum Arbeitsvolumen bezahlter Arbeitskräfte in Vorarlberg ergäbe dies etwa 13 Prozent der Erwerbstätigen.

33

TABELLE 3: HOCHRECHNUNG – MINIMALVARIANTE

Tätigkeitsbereiche

Zahl der Wöchentliches Fiktive Ehrenamtlichen Arbeitsvolumen Ganztagstätige in Stunden

Formell

Informell

Sowohl als auch

ƒ

soziale Dienste

26.498

269.660

7.790

1.651

6.034

105

ƒ

Kultur, Unterhaltung, Bildung

16.626

84.171

2.432

1.966

105

360

ƒ

Umwelt, Natur-, Tierschutz

3.637

29.096

841

300

300

240

ƒ

Sport

22.861

126.257

3.647

3.137

180

330

ƒ

Katastrophenhilfe

13.509

114.307

3.302

3.302

-

-

ƒ

religiöse Dienste

8.313

30.655

886

435

300

150

ƒ

politische Arbeit, IV*

3.117

28.577

826

826

-

-

ƒ

Nachbarschaftshilfe

10.911

47.281

1.366

-

1.366

-

ƒ

Summe

730.004

21.089

11.618

8.285

1.186

* wirtschaftliche und politische Interessenvertretung

Die Minimalvariante kann, wie oben erläutert, als Sicherheitsschranke für fälschlich angegebenes ehrenamtliches Engagement angesehen werden. Geht man jedoch davon aus, dass die von den befragten Personen getätigten Aussagen zu ihrem ehrenamtlichen Engagement stimmen (und somit das ermittelte Arbeitsvolumen der Maximalvariante zutrifft), so spiegelt die Differenz zwischen den berechneten Werten der Minimal- und Maximalvariante ein interessantes Phänomen ehrenamtlicher Arbeit wider. Ein wesentlicher Teil, nämlich fast 30 Prozent der ehrenamtlichen Tätigkeiten wird in Form gelegentlichen Engagements geleistet. Dieser Anteil variiert zwischen den einzelnen Tätigkeitsbereichen beträchtlich (siehe Tabelle 4). Nachbarschaftshilfe wird überwiegend nur „gelegentlich“ ausgeübt, während Tätigkeiten in den Bereichen Sport, soziale Dienste und Kultur zu einem hohen Maß „häufig“ durchgeführt werden. Daher verliert der Bereich der Nachbarschaftshilfe in der Minimalvariante quantitativ an Bedeutung, während die sozialen Dienste anteilsmäßig einen höheren Wert einnehmen (siehe Tabelle 5).

34

TABELLE 4: ANTEIL DER GELEGENTLICH GELEISTETEN EHRENAMTLICHEN ARBEIT AM ARBEITSVOLUMEN NACH BEREICHEN

Tätigkeitsbereiche ƒ

soziale Dienste

18,0%

ƒ

Kultur, Unterhaltung, Bildung

21,0%

ƒ

Umwelt, Natur- und Tierschutz

42,3%

ƒ

Sport

13,7%

ƒ

Katastrophenhilfe

43,0%

ƒ

religiöse Dienste

42,1%

ƒ

politische Arbeit, IV*

36,8%

ƒ

Nachbarschaftshilfe

56,9%

ƒ

ehrenamtliches Arbeitsvolumen gesamt

29,8%

* wirtschaftliche und politische Interessenvertretung

TABELLE 5: ANTEIL DER TÄTIGKEITSBEREICHE AM GESAMTARBEITSVOLUMEN EHRENAMTLICHER ARBEIT Maximalvariante Tätigkeitsbereiche

wöchentliches Arbeitsvolumen in Stunden

Minimalvariante relativ

wöchentliches Arbeitsvolumen in Stunden

relativ

ƒ

soziale Dienste

328.632

31,6%

269.660

36,9%

ƒ

Kultur, Unterhaltung, Bildung

106.513

10,2%

84.171

11,5%

ƒ

Umwelt, Natur- und Tierschutz

50.399

4,8%

29.096

4,0%

ƒ

Sport

146.261

14,1%

126.257

17,3%

ƒ

Katastrophenhilfe

200.556

19,3%

114.307

15,7%

ƒ

religiöse Dienste

52.997

5,1%

30.655

4,2%

ƒ

politische Arbeit, IV*

45.203

4,3%

28.577

3,9%

ƒ

Nachbarschaftshilfe

109.631

10,5%

47.281

6,5%

ƒ

Gesamtarbeitsvolumen

1,040.191

100%

730.004

100%

* wirtschaftliche und politische Interessensvertretung

Die Ergebnisse zeigen demnach sehr gut den unterschiedlichen Zeitaufwand, den Ehrenamtliche in den verschiedenen Bereichen leisten. Je nach Berücksichtigung des durchschnittlichen Zeitsatzes und der Häufigkeit kommt man zu stark variierenden Ergebnissen. Ehrenamtliche Personen im Bereich der sozialen Dienste

35

wenden durchschnittlich sehr viel Zeit pro Woche auf und dies auch relativ häufig. Zudem ist dies der Bereich mit dem höchsten Beteiligungsgrad, was sich insgesamt in einem sehr hohen Anteil am Gesamtarbeitsvolumen dieses Bereiches auswirkt. Katastrophenhilfsdienste werden sehr oft nur gelegentlich durchgeführt, sind aber in der Regel sehr zeitintensiv. Trotz des relativ geringen Beteiligungsgrades bilden sie daher einen wesentlichen Anteil des Gesamtarbeitsvolumens ehrenamtlicher Arbeit. Nachbarschaftshilfe wird von relativ vielen Leuten geleistet allerdings meist sehr kurz und in vielen Fällen nur „gelegentlich“. Ein vergleichbares Arbeitsvolumen (in der Maximalvariante) weist der Kulturbereich auf, allerdings werden Tätigkeiten dort häufiger ausgeführt, wodurch die Differenz in der Minimalvariante zu erklären ist. Die Ergebnisse zeigen auch die starke Bedeutung informeller ehrenamtlicher Arbeit. Eine Vernachlässigung dieser Tätigkeiten würde eine Reduzierung des Gesamtarbeitsvolumens um etwa 45 Prozent bedeuten. Besonders massiv zeigt sich dies in den Breichen der Nachbarschaftshilfe und der sozialen Dienste, die sogar überwiegend außerhalb von Organisationen durchgeführt werden.

5.6 Motive Wie in Kapitel 5.1 bereits angedeutet, kann ehrenamtliche Arbeit durch verschiedenste Beweggründe motiviert sein. Die Frage, warum eine Person ehrenamtlich tätig ist, ist nicht leicht zu beantworten. Motive sind nicht direkt beobachtbar, können daher nur indirekt gemessen werden. Dabei kann es jedoch zu methodischen Problemen kommen, da sich Ehrenamtliche ihrer Motive nicht unbedingt bewusst sein müssen bzw. diese möglicherweise nicht angeben wollen (z.B. aus Gründen der sozialen Erwünschtheit). Außerdem können sich Motive im Laufe der Zeit ändern. Häufig ist der Beweggrund, ein ehrenamtliches Engagement zu beginnen, ein anderer als dieses Engagement längerfristig fortzusetzen (vgl. Pearce 1993, S. 62). Mit der Frage 7 des Fragebogens wurden einige persönliche Erklärungsfaktoren für ehrenamtliches Engagement näher untersucht. Basierend auf den in der Literatur diskutierten Motiven für ehrenamtliches Engagement und in Abstimmung mit Motivfragen bereits durchgeführter Studien wurde eine Reihe von Sätzen formuliert, die verschiedene Motive repräsentieren sollen. Die befragten Personen wurden gebeten in Ratingskalen zu beurteilen, inwieweit diese Faktoren für sie relevant sind. Die Auflistung repräsentiert naturgemäß nur einen Teil der Beweggründe und hat daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit, die aufgrund der erwähnten Komplexität von Motiven auch gar nicht zu erreichen ist.

36

Die Liste der Beweggründe umfasst dabei sowohl altruistische Motive („Anderen zu helfen gibt dem Leben einen Sinn“, „Ich kann meine Fähigkeiten und Kenntnisse einbringen“), als auch eine Reihe von Motiven, die den Eigennutzen ehrenamtlicher Arbeit betreffen (z.B. „Es macht mir Spaß“ „Ich treffe Menschen und gewinne Freunde“) (Tabelle A 43). Mitunter wird in der Literatur neben der altruistischen und der Eigenwert- auch die Tauschwertkomponente ehrenamtlichen Engagements in Betracht gezogen (vgl. Badelt 1999, S.446). Ehrenamtliche erhalten zwar kein monetäres Entgelt, dennoch können sie für ihre Arbeit gewisse Gegenleistungen erhalten, wie beispielsweise Informationen, berufliche Qualifikationen (wobei die Grenze zur Eigenwertkomponente fließend ist). Auch dieser Aspekt wurde bei der Liste von Motiven berücksichtigt (z.B. „Es gibt mir die Möglichkeit dazuzulernen“). Zudem wurde nach der Bedeutung der politischen und religiösen Überzeugung für ein ehrenamtliches Engagement gefragt. Nicht immer lässt sich eine genaue Zuteilung der formulierten Motiv-Sätze zu den drei erwähnten Komponenten ehrenamtlicher Arbeit treffen, worin sich die Komplexität von Motiven widerspiegelt. Tatsache ist jedoch, dass alle drei Komponenten eine wesentliche Bedeutung für ehrenamtliches Engagement haben, wie aus Tabelle A 25 ersichtlich ist. Die wichtigste Rolle spielt dabei der Spaß an der Tätigkeit. Aber auch die Möglichkeit anderen zu helfen, Menschen zu treffen und aktiv zu bleiben wurde von über 50 Prozent der befragten Ehrenamtlichen als „voll und ganz zutreffend“ beurteilt (Tabelle A 43). Weniger ausschlaggebend für ehrenamtliches Engagement dürften die eigene politische und religiöse Überzeugung sein. Sie wurden häufig als „überhaupt nicht“ zutreffend bewertet. Ehrenamtliche Arbeit wird auch nicht so sehr als Alternative zur Erwerbstätigkeit gesehen. Nur wenige Personen stimmten dem Satz „Es ist für mich die einzige Möglichkeit zu arbeiten.“ zu. Die empirische Überprüfung der Motivlage erfolgte auf eine Art und Weise, die eine weitgehende Vergleichbarkeit mit der internationalen Literatur gewährleistet. In einer Studie wurden die Ergebnisse von elf europäischen Ländern zusammengefasst (vgl. Gaskin und Smith 1995, S. 50). Sie zeigten, dass Spaß das meist genannte Motiv für Ehrenamtlichkeit war. An den weiteren Stellen standen das Treffen von Menschen und Gewinnen von Freunden, die Zufriedenheit mit den Ergebnissen der ehrenamtlichen Arbeit (diese Antwortmöglichkeit fehlte bei der vorliegenden Studie) und die Möglichkeit, aktiv zu bleiben. Mit Ausnahme des jeweils an Stelle zwei gereihten Motivs (das Motiv „Anderen zu helfen gibt dem Leben einen Sinn“, das in der vorliegenden Studie Platz zwei einnimmt, kommt in der internationalen Studie nicht vor) stimmt die Reihenfolge, in der die Motive nach Wichtigkeit gesetzt wurden, bei den Vorarlberger und europaweiten Daten überein.

37

Die europaweite Studie zeigt für einige Länder stark variierende Gewichtungen bei den Motiven auf. Belgische Ehrenamtliche führten beispielsweise die Chance aktiv zu bleiben und soziale Anerkennung als wichtigsten Motive an. Spaß nimmt hingegen eine sehr geringe Bedeutung ein. Nachfolgend wird überprüft, ob in Vorarlberg neben regionalen Aspekten auch andere (z.B. demographische) Merkmale unterschiedliche Motivstrukturen bewirken. • Motive und Alter Wie bereits in Kapitel 5.2 bereits erläutert wurde, kann das soziale Umfeld einer Person einen gewissen Einfluss auf die Entscheidung haben sich ehrenamtlich zu engagieren. Verschiedene Lebensabschnitte gehen in der Regel mit Veränderungen des sozialen Umfelds einher. Auch können sich die Motive einer Person im Laufe der Zeit verändern. Nach der gewonnenen empirischen Evidenz gewichteten jüngere Leute die Möglichkeit dazuzulernen signifikant höher als ältere Personen. Ehrenamtliche Arbeit wird also als Chance gesehen bestimmte Qualifikationen zu erwerben. Ältere Menschen handeln eher aus religiöser Überzeugung als junge Leute. Außerdem sehen sie ehrenamtliche Arbeit als Möglichkeit ihre Probleme mit anderen zu bereden, sowie als mögliche Alternative zur Erwerbstätigkeit (Tabelle A 44). Davon abgesehen gibt es jedoch bezüglich der Gewichtung von Motiven nur wenig Unterschiede zwischen verschiedenen Altersgruppen. Die bedeutendere Rolle der religiösen Überzeugung für ältere Leute wurde auch von der europaweiten Studie festgestellt, ebenso wie der verstärkte Wunsch jüngerer Personen, etwas dazuzulernen (vgl. Gaskin und Smith 1995, S. 51). • Motive und Geschlecht Die erwähnte unterschiedliche Verteilung von ehrenamtlichen Männern und Frauen in den einzelnen Tätigkeitsbereichen könnte ein Hinweis auf unterschiedliche Motive für ehrenamtliches Engagement sein. Aufgaben in den Bereichen der sozialen und religiösen Dienste sind möglicherweise anders motiviert als Tätigkeiten in den von Männern dominierten Bereichen. Allerdings zeigen auch hier die Ergebnisse im statistischen Sinn kaum signifikante Differenzen. Die religiöse Überzeugung spielt bei Frauen eine wesentlich höhere Rolle. Signifikant höher gewichtet wurde auch das Motiv für Ehrenamt als „einzige Möglichkeit zu arbeiten“, obwohl dieses Motiv insgesamt als kaum zutreffend eingeschätzt wurde. Das Motiv „Anderen zu helfen gibt dem Leben einen Sinn“ nimmt bei beiden Geschlechtern Rang zwei ein, wurde jedoch von den Frauen

38

signifikant höher bewertet. Überhaupt schätzten Frauen acht der dreizehn aufgezählten Motive mehr zutreffend ein als Männer (Tabelle A 44). Auch bei der europaweiten Studie gab es kaum Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Männer gewichteten den Spaß bei der ehrenamtlichen Tätigkeit höher als Frauen. Ebenso war die Zufriedenheit mit den Ergebnissen der ehrenamtlichen Arbeit (dieses Motiv wurde im Fragebogen der vorliegenden Studie nicht angeführt) für Männer bedeutsamer (vgl. Gaskin und Smith 1995, S. 51). • Motive und Arbeitsfelder der ehrenamtlichen Arbeit Sozialer Bereich Ehrenamtliche im sozialen Bereich unterscheiden sich von den anderen Ehrenamtlichen hinsichtlich ihrer Gewichtung der religiösen Überzeugung, die signifikant höher lag. Außerdem wurde Ehrenamtlichkeit als einzige Möglichkeit zu arbeiten höher gewichtet als von Ehrenamtlichen in anderen Bereichen (Tabelle A 45). Katastrophenhilfsdienste Personen, die im Katastrophendienst tätig sind, sehen diese Tätigkeit eher als Erweiterung ihrer Lebenserfahrung als andere Ehrenamtliche (Tabelle A 45). Religiöse Dienste Dies ist jener Tätigkeitsbereich, in dem Ehrenamtliche die meisten signifikanten Unterschiede zu allen anderen Bereichen aufweisen. Wie anzunehmen war, spielt die religiöse Überzeugung eine wesentlichere Rolle. Ehrenamtliche Arbeit wird jedoch auch eher als Möglichkeit gesehen die eigenen Probleme mit anderen zu bereden. Auch das Motiv „Es ist für mich derzeit die einzige Möglichkeit zu arbeiten.“ wurde von den Personen in diesem Bereich höher gewichtet (Tabelle A 45). Politische Arbeit und Interessenvertretung Ehrenamtliche in diesem Bereich gaben häufiger die Motive „Ich möchte etwas bewegen“ und „Es entspricht meiner politischen Überzeugung“ als zutreffend an (Tabelle A 45). Insgesamt zeigen die Ergebnisse zwar einige Besonderheiten bestimmter Personengruppen hinsichtlich ihrer Motive, allerdings sind die Differenzen nicht massiv. Veränderte Motive sind vielmehr auch in Zusammenhang mit gesellschaftlichen Entwicklungen zu sehen. Gerade an der Geschichte der Ehrenamtlichkeit können solche Veränderungen gut verfolgt werden. Während Ehrenämter ursprünglich vor allem politisch motiviert waren – sie wurden durch den

39

absolutistischen Obrigkeitsstaat an das aufstrebende (männliche) Bürgertum verliehen, um dieses symbolisch an der Macht zu beteiligen (vgl. Boeßenecker 1999, S. 88) – steht heute, zumindest in einigen Aktionsfeldern, immer mehr der „SpaßFaktor“ im Vordergrund. Veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen haben demnach Auswirkungen auf die Motive, aber auch auf soziale Erwünschtheit bestimmter Motive. Noch vor einigen Jahren wäre es vielleicht verpönt gewesen, Spaß als Motiv für eine Tätigkeit anzuführen, was nicht unbedingt bedeuten muss, dass die ehrenamtlichen Personen keinen Spaß an ihrer Tätigkeit hatten. Andererseits können veränderte Rahmenbedingungen auch tatsächlich neue Motive hervorrufen. So wird Ehrenamtlichkeit in der Öffentlichkeit oft als Möglichkeit diskutiert, Qualifikationen zu erwerben, die die Chancen auf einen bezahlten Arbeitsplatz erhöhen.

5.7 Hindernisse sich ehrenamtlich zu engagieren Dem politischen Wunsch nach verstärktem ehrenamtlichen Engagement der Bevölkerung steht die immer wieder geäußerte Sorge eines geringer werdenden Sozialkapitals gegenüber. Die Frage, wie Menschen zu ehrenamtlichem Engagement motiviert werden können, wirft eine weitere Frage auf: Was hindert Menschen daran, ehrenamtlich aktiv zu werden? Die Gründe können wiederum vielfältig sein, wobei manche Hindernisse leichter beseitigt werden können als andere. Informationsdefizite können beispielsweise besser behoben werden als eine negative Einstellung zu ehrenamtlicher Tätigkeit oder mangelndes Interesse. Ziel der Frage 9 des Fragebogens (siehe Anhang 3) war es einige dieser Hindernisse zu hinterfragen. Sie wurde wiederum in Form vorgegebener Aussagen gestellt, die von den befragten Personen in einer Ratingskala als mehr oder weniger zutreffend einzustufen waren. Im Hinblick auf die soziale Erwünschtheit ehrenamtlicher Arbeit sind Fragen dieser Art stets etwas problematisch. Meinungen, die in der Gesellschaft als positiv eingestuft werden, könnten beim Rating ebenfalls als zutreffend deklariert werden (vgl. Stier, 1996, S. 77). Die befragten Personen gewichteten die Aussagen: „Ich bin durch andere Dinge zu belastet.“ und „Ich bin niemals gefragt oder gebeten worden.“ am stärksten. Eine geringere Rolle spielen Verhinderung durch Krankheit/Behinderung, schlechte Erfahrung und mangelnde Kinderbetreuungsmöglichkeiten (Tabelle A 46). Mangelnde Kinderbetreuungsmöglichkeiten wurden von Frauen signifikant höher bewertet als von Männern, während Männer die zeitliche Vereinbarung mit dem

40

Beruf als größeres Hindernis einschätzten als Frauen. Davon abgesehen gibt es in der Einstufung der Hindernisse zwischen Männern und Frauen keine signifikanten Unterschiede (Tabelle A 47). Mit Frage 10 wurden jene Personen, die kein ehrenamtliches Engagement ausüben, gefragt, ob sie sich vorstellen könnten ehrenamtliche Aufgaben zu übernehmen. 56,9 Prozent stimmten dieser Frage zu (siehe Tabelle A 48). Erfahrungsgemäß ist die Hürde zwischen positiver Beantwortung der Frage und tatsächlichem Engagement jedoch beträchtlich, wie seitens von Nonprofit Organisationen bestätigt wird (vgl. z.B. Hollerweger 1997, S. 63). Diese Zahl muss daher äußerst vorsichtig betrachtet werden. Dennoch gibt sie Hinweis auf ein mögliches Potential an zusätzlicher Ehrenamtlichkeit. Interessant scheint dies in Verbindung mit den Hindernissen. Personen, die sich durch andere Dinge (z.B. Beruf) zu belastet fühlen, werden weniger leicht zu aktivieren sein als solche, die einfach nie darauf angesprochen und gebeten wurden, sich ehrenamtlich zu betätigen. Mögliche Maßnahmen zur Förderung ehrenamtlichen Engagements werden in Kapitel 6 ausführlicher diskutiert. Die beliebtesten Bereiche eines potentiellen Engagements sind Nachbarschaftshilfe, soziale Dienste, Umwelt und Kultur (Tabelle A 48). Die Bereiche Soziale und Religiöse Dienste, Kultur und Nachbarschaftshilfe werden eher von Frauen favorisiert, die Bereiche Umwelt, Sport, Katastrophenhilfe und Politische Arbeit eher von Männern (Tabelle A 49). Nur 13,4 Prozent der Personen, die sich die Übernahme von ehrenamtlichen Aufgaben vorstellen könnten, würden eine regelmäßige Tätigkeit vorziehen. 50,7 Prozent hingegen bevorzugen einmalige, zeitlich begrenzte Projekte (siehe Tabelle A 50).

5.8

Meinungsbild in der Bevölkerung

Die Meinung der Bevölkerung gegenüber ehrenamtlicher Arbeit (siehe auch Tabelle A 51) kann einen wesentlichen Einfluss auf die Beweggründe für den Entschluss ehrenamtlichen Engagements haben. Die VorarlbergerInnen stehen ehrenamtlicher Arbeit im allgemeinen eher positiv gegenüber. Jene Aussagen, die ehrenamtliche Arbeit bzw. die Ehrenamtspolitik von Staat und Organisationen eher negativ werten („Ehrenamtliche nehmen Arbeitsplätze weg“ und „Wenn der Staat all seinen Verpflichtungen nachkäme, bräuchten wir keine Ehrenamtlichen.“ sowie „zu oft werden von Organisationen Ehrenamtliche eingesetzt, um bezahlte Kräfte zu

41

ersetzen.“) wurden nur von wenigen Personen „voll und ganz“ zutreffend eingestuft. Genau diese Aussagen wurden von Nicht-Ehrenamtlichen signifikant als eher zutreffend eingeschätzt als von Ehrenamtlichen. Den Aussagen „Ohne Ehrenamtlichkeit kann der Staat in der derzeitigen Form nicht existieren“ und „Jeder hat die moralische Pflicht ehrenamtlich tätig zu sein“ haben Ehrenamtliche signifikant mehr zugestimmt. Grundsätzlich haben Ehrenamtliche ein besseres Bild von Ehrenamtlichkeit als Nicht-Ehrenamtliche, was nicht sehr verwundert (Tabelle A 52). Seitens der Landesregierung findet derzeit eine Aktion zur Würdigung und Förderung der Ehrenamtlichkeit in Vorarlberg statt. Um entsprechendes Feedback zu erhalten wurden drei Fragen in den Fragebogen (Frage13-15) inkludiert. 37,8 Prozent der Befragten gaben an von der Aktion der Vorarlberger Landesregierung „Ehrenamt – unverzichtbar, unbezahlbar!“ gehört zu haben. Von ihnen hielten 84,7 Prozent die Aktion für sinnvoll, 14,2 Prozent fanden sie nicht sinnvoll und 1,1 Prozent hatte keine Meinung dazu. Die Begründung dieser Meinung sowie Verbesserungsvorschläge wurden in Form von offenen Frage gestellt (siehe Anhang 2). Die Antworten auf die Frage „Warum halten Sie die Aktion „Ehrenamt unbezahlbar – unverzichtbar“ für sinnvoll diese Aktion für sinnvoll?“ können im wesentlichen in vier Kategorien eingeordnet werden: • • • •

Anerkennung und Lob soziales/moralisches Denken Bekanntmachung der Ehrenamtlichen Förderung des Bewusstseins

Die an der Aktion geäußerte Kritik bezog sich vorwiegend auf die durch die Aktion entstandenen Kosten sowie auf den Vorwurf, dass nur ein Teil der Ehrenamtlichen und Vereine berücksichtigt wurde. Als Verbesserungsvorschläge wurden Öffentlichkeitsarbeit und Werbung, eine bessere Unterstützung Ehrenamtlicher, sowohl in finanzieller Hinsicht als auch durch Schaffung besserer Bedingungen, genannt. Weiters wurde vorgeschlagen bestimmte Bevölkerungsgruppen wie Jugendliche und Arbeitslose verstärkt zu motivieren. Insgesamt ist das Feedback auf die Aktion überwiegend positiv. Die Auswertung der offenen Fragen illustrieren überdies, dass die Vorarlberger Bevölkerung über ein relativ hoch entwickeltes Problembewusstsein hinsichtlich Ehrenamtlichkeit verfügt.

42

6

AUSBLICK: EHRENAMTLICHE ARBEIT AUS SOZIAL- UND GESELLSCHAFTSPOLITISCHER SICHT

6.1 Wichtige Ergebnisse der empirischen Erhebung Vorarlberg ist ein Bundesland, in dem die ehrenamtliche Arbeit schon immer eine ganz beträchtliche gesellschaftliche und wirtschaftliche Rolle gespielt hat. Diese allgemeine Lebenserfahrung kann durch die vorliegende Studie auch quantitativ belegt und konkretisiert werden. Die Ergebnisse zeigen, dass mehr als 58% der Vorarlberger Bevölkerung in irgendeiner Form ehrenamtlich aktiv sind. Die wichtigsten Arbeitsbereiche der ehrenamtlichen Arbeit sind die sozialen Dienstleistungen, die Nachbarschaftshilfe, der Sport sowie das Kulturwesen. Aber auch Katastrophenhilfe, religiöse und politische Arbeit, sowie Umwelt-, Natur- und Tierschutz sind erwähnenswerte Tätigkeitsfelder von Ehrenamtlichen. Insgesamt sind Männer in etwas stärkerem Ausmaß als Ehrenamtliche tätig als Frauen, in einzelnen Arbeitsfeldern, wie insbesondere in den sozialen Diensten und in den religiösen Diensten, ist dieses Bild jedoch ganz anders: Hier sind zu mehr als 2/3 der Fälle Frauen ehrenamtlich engagiert. Der durchschnittliche Zeitaufwand, den Vorarlberger/Innen für ehrenamtliche Arbeit erbringen, liegt gegenwärtig bei 6,88 Stunden pro Woche. In Einzelbereichen (wie insbesondere bei den sozialen Diensten und in der Katastrophenhilfe, bei Existenz von Notfällen), liegen diese Werte aber auch deutlich darüber. Hochgerechnet ergibt sich für Gesamtvorarlberg ein wöchentliches Arbeitsvolumen zwischen 730.000 (Minimalvariante) und 1,040.191 (Maximalvariante) Stunden an eingesetzter Arbeitszeit. Umgerechnet in die Arbeitszeit fiktiver ganztags beschäftigter Personen bedeutet dies, dass die ehrenamtliche Arbeit in Vorarlberg einem Arbeitseinsatz von 21.000 bis 30.000 Vollzeitarbeitsplätzen entspricht. Dies kommt zwischen 13 und 18,4 Prozent des gegenwärtigen Vorarlberger Arbeitskräftepotentials Erwerbstätiger gleich. Abgesehen von diesem Gesamtbild illustrieren die empirischen Ergebnisse der Studie eine Vielzahl interessanter Zusammenhänge: So werden auch Menschen, die erwerbstätig sind oder Kinder zu versorgen haben, als besonders in der Ehrenamtlichkeit engagierte Bevölkerungskreise identifiziert. Zudem sind viele Ehrenamtliche in mehreren Tätigkeitsfeldern aktiv, d.h. beispielsweise in mehreren Vereinen oder auch zusätzlich in der Nachbarschaftshilfe. Dies bedeutet, dass Menschen, die bereits durch Beruf und Familie sehr eingebunden sind, zusätzlich noch Zeit finden, sich ehrenamtlich für die Gesellschaft einzusetzen.

43

Ein großer Teil der ehrenamtlichen Arbeit findet „informell“, also außerhalb von Organisationen, statt. Dies trifft insbesondere für die sozialen Dienste und die Nachbarschaftshilfe zu. Weiters bestätigen die Vorarlberger Ergebnisse, dass traditionellerweise Frauen öfters in ausführenden und Männer in leitenden ehrenamtlichen Tätigkeiten zu finden sind. Vielfältige Auswertungen über die sozialstrukturellen Besonderheiten der ehrenamtlich Beschäftigten in Vorarlberg zeigen, dass nahezu alle Bevölkerungsschichten des Landes in irgendeiner Weise in der ehrenamtlichen Arbeit engagiert sind. Dieses Ergebnis kann von seiner gesellschaftspolitischen Wichtigkeit her nicht genug betont werden: Einerseits widerlegt es die immer wieder geäußerte Sorge, wonach die ehrenamtliche Arbeit z.B. „nur am freien Lande“, „nur in den kleinen Gemeinden“, „nur von Frauen“, „nur von Nichterwerbstätigen oder Pensionisten“ etc. geleistet wird. Andererseits belegt es das hohe Maß an sozialem Zusammenhalt, welches dieses Bundesland prägt und auf den die Gesellschaftspolitik zweifellos aufbauen kann. Dieses Ergebnis ist darüber hinaus aber auch eine Herausforderung für die Politik des Landes, mit dem „Schatz“ der ehrenamtlichen Arbeit sorgfältig umzugehen: Die kritischen bzw. problematischen Aspekte des Ehrenamts sollten in der Öffentlichkeit berücksichtigt und überdies Wege überlegt werden, das vorhandene Potential noch weiter auszubauen oder auch zu sichern.

6.2 Die Rolle der ehrenamtlichen Arbeit als gesellschaftspolitisches Phänomen Nicht zuletzt im Zusammenhang mit der politischen Propagierung der „Zivil- bzw. Bürgergesellschaft“ ist das politische Phänomen der ehrenamtlichen Arbeit wieder in das Zentrum des Interesses gerückt. Unterstützt wird dieses Interesse durch den offensichtlichen wirtschaftlichen Wert, der mit der ehrenamtlichen Arbeit verbunden ist. Denn die unbezahlt geleisteten Arbeitsstunden repräsentieren einen beträchtlichen Produktionswert, der zu mehr Wohlstand in unserer Gesellschaft beiträgt. Dieser zusätzlich geschaffene Wohlstand müsste bei vielen Formen des ehrenamtlichen Engagement in irgendeiner Weise ersetzt werden, wäre er nicht gleichsam „von selbst“ vorhanden. Auch ist es kein Zufall, dass die ehrenamtliche Arbeit gerade in einer Zeit thematisiert wird, in der die sozialstaatlichen Strukturen zunehmend in Frage gestellt und auf den Prüfstein der finanziellen Umsetzbarkeit gestellt werden.

44

Es gehört zu den paradoxen Seiten der ehrenamtlichen Arbeit, dass sie aus ganz verschiedenen politischen Richtungen und aus unterschiedlichen sachlichen Gründen bejaht werden kann. Damit ist auch eine Art Springbild gesellschaftlicher Werte verbunden: Starke Idealisierung und strikte Ablehnung liegen eng beieinander. Zunächst besteht kein Zweifel, dass ehrenamtliche Arbeit nicht nur aus Altruismus oder Edelmut betrieben wird, sondern auch beachtliche Vorteile für den oder die Ehrenamtlichen selbst hat. In diesem Sinn kann ehrenamtliche Arbeit auch aus einer emanzipatorischen Komponente begründet werden. Darüber hinaus wird ehrenamtliche Arbeit als Ausdruck gesellschaftspolitischer Ideale wie Bürgerautonomie, Unabhängigkeit, Freiheit oder Solidarität gesehen. Werte dieser Art werden durch ehrenamtliches Engagement weit mehr gelebt, als durch die bloße Propagierung in wortgewandten Schriften. Ehrenamtliche Arbeit ist auch ein Zeichen dafür, dass sich die gesellschaftspolitischen Prinzipien der Subsidiarität und der Solidarität in konkreten gesellschaftlichen Mustern der Partizipation niederschlagen können. Ob dies so weit geht, dass gleich die Idee des „Kommunitarismus“ als Modell für die gesellschaftliche Entwicklung eines Landes propagiert werden muss, kann verschieden bewertet werden. Tatsache ist, dass mit einer aufstrebenden ehrenamtlichen Arbeit berechtigte Hoffnungen auf ein Wiedererstarken der Solidarität als gesellschaftliches Handlungsprinzip verknüpft sind. Dies entspricht auf der gesellschaftspolitischen Ebene einer neuen Aufgabenverteilung zwischen Staat und Bürger, welche in der Literatur durch das Konzept der „Neuen Subsidiarität“ gekennzeichnet worden ist. In Vorarlberg weisen die Studienergebnisse jedoch auch auf traditionelle Werte hin. Sich ehrenamtlich zu engagieren hängt – gerade bei älteren Menschen – stark mit der religiösen Überzeugung zusammen. Ehrenamtliche Arbeit wird darüber hinaus auch vielfach als Antwort auf die zunehmende Relevanz „neuer“ gesellschaftlicher Bedürfnisse gesehen, die zu den materiellen Nöten benachteiligter Bevölkerungsgruppen dazukommen. Ehrenamtliche Arbeit ist vielleicht keine endgültige, doch aber eine weitgehende Lösung für Probleme wie soziale Not, Isolierung oder mangelnde gesellschaftliche Integration. Hilfs- und Betreuungsbedürftigkeit älterer Menschen wird durch ehrenamtliches Engagement von Familienangehörigen oder Nachbarn auf unspektakuläre Weise gelöst, ohne dass ähnliche Effekte durch bezahlte und professionelle Arbeit erzielbar wären. Die Diskussionen rund um die Ehrenamtlichkeit verdeutlichen die gesellschaftspolitische Relevanz auch in bezug auf Bewertung unterschiedlichster Arbeitsformen in einer Erwerbsgesellschaft. Während bezahlte Arbeit nach wie vor

45

hohe gesellschaftliche Anerkennung genießt, wird der ideelle Wert ehrenamtlichen Engagements noch immer zu gering geschätzt. Wertediskussionen über ehrenamtliche Arbeit bedingen somit eine gleichzeitige Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Erwerbsarbeit. Wie in dieser Studie gezeigt wurde, kann es aus einer Vielfalt von Motiven zu ehrenamtlicher Arbeit kommen: Soziale Integration, Wissenserwerb, Sinnstiftung, Vorbereitung auf reguläre Beschäftigung und vor allem die Freude bzw. der Spaß an der Tätigkeit sind wichtige genannte Faktoren. Es wäre daher verfehlt ehrenamtliches Engagement mit Altruismus gleichzusetzen. Gerade dann, wenn auch die persönlichen Vorteile der Ehrenamtlichen klargestellt werden, kann die Politik eine realistische und langfristig haltbare Unterstützung der ehrenamtlichen Arbeit betreiben. Auch darf nicht vergessen werden, dass ehrenamtliche Arbeit nicht automatisch mit der Unterstützung von Vereinen und Organisationen gleichzusetzen ist. Die empirischen Ergebnisse haben einmal mehr gezeigt, dass ehrenamtliche Arbeit zu einem beträchtliche Teil auch außerhalb jeglicher Organisationen stattfindet. So wichtig daher das Vereinsleben auch in der Vorarlberger Gesellschaft ist, so sehr sollte davor gewarnt werden, das Phänomen des ehrenamtlichen Bürgerengagements lediglich auf die Vereinsaktivitäten einzuengen. Eine Politik, die diese Sichtweise praktiziert, liefe Gefahr, wesentliche Teile des ehrenamtlichen Potentials einer Gesellschaft zu beschneiden. Mit der Vielfalt der ehrenamtlichen Arbeit und der Vielfalt der hinter der Arbeit stehenden Motive ist auch eine bunte Palette von Arbeitsformen zu beobachten, welche zwischen der völlig unentgeltlichen Arbeit und der regulären Erwerbsarbeit stehen. Die Praxis zeigt immer wieder, dass gelegentliche Geschenke oder Zuwendungen, aber auch andere Vorteile nicht nur den Ehrenamtlichen motivieren können einen Leistung dauerhaft und verlässlich zu erbringen, sondern es unter Umständen auch den Leistungsempfängern leichter machen können Dienste oder Hilfen anzunehmen. Gerade die Erfahrungen, welche im Land Vorarlberg mit dem Formen des Pflegegelds gemacht worden sind, bevor die entsprechende Lösung bundesweit eingeführt wurde, zeigen die Sinnhaftigkeit eine Vielfalt von Arbeitsformen zuzulassen und sie im Sinne von gesellschafts- und sozialpolitischen Zielen zu nützen. Politisch gesehen wäre es daher nicht sinnvoll Arbeitsformen, die auch geringfügige Formen der Entgeltlichkeit vorsehen, sofort aus einer moralischen Perspektive abzuqualifizieren. Vielmehr ist es für eine lebendige Sozialstruktur von großem

46

Vorteil die breite Palette einschlägiger Aktivitäten zur Kenntnis zu nehmen und in den Dienst gesellschaftlicher Ziele zu stellen.

6.3 Politische Förderungsmöglichkeiten der ehrenamtlichen Arbeit Politische Entscheidungsträger, welche die ehrenamtliche Arbeit in ihren vielen Facetten als wünschenswerten und wertvollen Bestandteil des Gesellschaftssystem betrachten, tun gut daran, Unterstützungs- und Förderungsmöglichkeiten dieses gesellschaftlichen Phänomens zu überlegen. Eine Politik im Dienste der Ehrenamtlichkeit bedeutet nicht eine genuine Form des bürgerschaftlichen Engagements zu verstaatlichen oder auch staatlicherseits zu vereinnahmen. Sie sollte sich vielmehr darauf beziehen, auf der praktischen Ebene Vorkehrungen zu treffen, d.h. notwendige Rahmenbedingungen schaffen, dass ehrenamtliche Arbeit stattfinden kann. Dazu gehört es auch, mit offenen Augen die gesellschaftlichen und politischen Probleme zu lösen, die indirekt mit ehrenamtlicher Arbeit verbunden sind. Eine pro-aktive Strategie gegenüber der Ehrenamtlichkeit hat eine Reihe von sehr praktischen Dimensionen. Einige wichtige sollen hier zum Abschluss zusammengefasst werden: • Eine erste Gruppe gesellschaftspolitischer Maßnahmen besteht darin, Gelegenheiten zur ehrenamtlichen Arbeit zu schaffen oder zu fördern. Dies kann bei der Information über die Möglichkeiten zur ehrenamtlichen Arbeit beginnen, setzt sich über die Bereitstellung entsprechender Infrastruktur (Räumlichkeiten, Bürounterstützung, etc.) fort und kann - im engen und sorgfältig geprüften Rahmen - auch finanzielle Zuwendungen beinhalten, welche an Organisationen oder Ehrenamtliche gegeben werden. • Ein in der sozialpolitischen Praxis vielbewährtes Prinzip dieser Art sind die sogenannten „Matching Grants“, deren Logik darin besteht, beispielsweise einer Organisation soviel an Geldzuwendungen zu geben, wie an Produktionswerten durch Gratisarbeit geschaffen wird. Aber auch die Übernahme von direkten Kosten der ehrenamtlichen Arbeit (z.B. Fahrtkosten, Sachkosten der Arbeit) kann eine erfolgreiche Politik zur Erleichterung und Förderung der ehrenamtlichen Arbeit sein. • Eine weitere Schwerpunktsetzung der öffentlichen Politik kann darin bestehen, Hindernisse aus dem Weg zu räumen, damit ehrenamtliche Arbeit an der Basis entstehen kann. Solche Hindernisse können auf der persönlichen Ebene liegen, wie auch in der Empirie gezeigt wurde: Dies beginnt bei den oftmals gerade von Frauen genannten Hindernisgründen wie mangelnde Kinderbetreuungsein-

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richtungen und endet bei Problemen des öffentlichen Verkehrs oder der sozialen Infrastruktur. • In manchen Fällen geht es auch um die Beseitigung politischer Hindernisse. Auch wenn in Vorarlberg diese Gefahr ohnehin kaum existiert, sei darauf verwiesen, dass ein überbordendes Engagement der öffentlichen Hand deaktivierend auf die einzelnen Bürger wirkt. Es gilt daher immer wieder zu überprüfen, welche öffentlichen Aufgaben tatsächlich durch staatliche Einrichtungen erledigt, bei welchen Tätigkeiten zur Sicherstellung der Leistungsqualität bezahlte, professionelle Arbeitskräfte eingesetzt werden müssen und wo ehrenamtliches Engagement zusätzlich unterstützend wirken kann. • Um das vorhandene Potential an Ehrenamtlichen auch tatsächlich zu aktivieren, müssen die veränderten Motivlagen dieser Menschen berücksichtigt werden. Unter anderem scheinen kurzfristige Projekte viel attraktiver als „lebenslange“ Vereinsfunktionen zu sein. Mit der Unterstützung von „Freiwilligenagenturen“, die eine wichtige Schnittstelle zwischen den Anforderungen der Nachfrage und des Angebots ehrenamtlicher Arbeit sind, könnte Abhilfe geleistet werden. • Eine weitere Möglichkeit der Förderung ehrenamtlicher Tätigkeit wäre die bewusste und zum Teil bereits diskutierte Anerkennung als ein Qualifikationsmerkmal beispielsweise im öffentlichen Dienst – im Sinne der vermehrt geforderten sozialen Kompetenz. Wie die Ergebnisse zeigen, kann dieser Aspekt speziell für Jugendliche ein wichtiger Motivationsfaktor sein. • Schließlich kann es in Einzelfällen auch um die Beseitigung von rechtlichen Barrieren gehen. Dazu zählen komplizierte Konstellationen von Versicherungen, Haftungsfragen und ähnlichen Aspekten. Zur Förderung der ehrenamtlichen Arbeit gehört aber auch die Schaffung und Propagierung eines entsprechenden politischen Umfelds. Nicht alles, was von Seiten der Politik zur Förderung der ehrenamtlichen Arbeit getan werden kann, liegt nach der österreichischen Verfassung in den Kompetenzen einer Landesregierung. Ein gutes Beispiel dafür ist die soziale Absicherung von Ehrenamtlichen, die verhindern kann, dass insbesondere weibliche Ehrenamtliche ein Leben lang gesellschaftlich relevante Arbeit leisten und dafür keinerlei Form der direkten sozialen Absicherung erhalten. Gerade in Vorarlberg gibt es zahlreiche erfolgreiche Versuche dieses Problem zumindest für einzelne Lebensphasen zu lösen (wie z.B. die Familienzuschüsse oder auch die Unterstützung von pflegenden Angehörigen). Dennoch steht hier ein weit

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größeres Problem zur Lösung an, das insbesondere dort relevant wird, wo das öffentliche Pensions- und Krankenversicherungssystem Lücken offen lässt. Die Querverbindungen zu einer modernen, bürgerorientierten Familienpolitik sind dabei nicht zu übersehen. Zur Klärung und Gestaltung des politischen Umfelds der ehrenamtlichen Arbeit zählt ferner eine offensive Strategie zur Bekämpfung von möglichen Ungerechtigkeiten, die sich bei einer einseitigen Konzentration der Sozialpolitik auf ehrenamtliche Arbeit einstellen könnten. So gilt es zu verhindern, dass ehrenamtliche Arbeit als langfristiger Ersatz für reguläre Beschäftigung gesehen wird, mit der eben nicht nur materielle Vorteile, sondern auch eine langfristige soziale Absicherung und die wirtschaftliche Unabhängigkeit verbunden sind. Dies gilt um so mehr, als sich in einer Erwerbsgesellschaft die Menschen vor allem über die bezahlte Arbeit definieren. Ehrenamtliche Arbeit könnte sonst zu einer systematischen Benachteiligung von Frauen führen, die allzu leicht in eine Rolle gedrängt werden könnten, mit der eine Perpetuierung von Diskriminierung verbunden ist. In der Politik ist daher auch das Problem der Verteilung der ehrenamtlichen Arbeit, vor allem zwischen den Geschlechtern, zu thematisieren. Diese ist in der Praxis eng mit der Verteilung der bezahlten Arbeit verbunden. So sehr daher die ehrenamtliche Arbeit einen unverzichtbaren und wirtschaftlich relevanten Stellenwert in der Gesellschaft hat, so sehr darf auch nicht vergessen werden, dass Ehrenamtlichkeit immer nur von Menschen geleistet werden kann, die ihre wirtschaftliche und soziale Absicherung aus einer anderen Quelle erhalten. Eine ökonomische Grundsicherung aller Gesellschaftsmitglieder (unabhängig von Geschlecht, Erwerbsstatus oder familienrechtlichen Unterhaltsansprüchen) wäre damit die beste Basis für eine verlässliche und weit verbreitete ehrenamtliche Arbeit.

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