Dokumentation der Kick-Off Veranstaltung

Dokumentation der Kick-Off Veranstaltung 24. – 26. November 2008, Kongresszentrum Alpbach 1 Teilnehmer/innen und Akteur/innen der Tagung Vertreter/in...
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Dokumentation der Kick-Off Veranstaltung 24. – 26. November 2008, Kongresszentrum Alpbach 1

Teilnehmer/innen und Akteur/innen der Tagung Vertreter/innen der NMS-Standorte und Funktionsträger/innen (lt. Teilnahmeliste) BMUKK : MR Dr. Helmut Bachmann, MR Mag. Helmut Stemmer Entwicklungsbegleitungsteam: Prof. Dr. Wilfried Schley, Univ.-Prof. Dr. Michael Schratz, Christoph Hofbauer M.A., Tanja Westfall-Greiter M.A., Madeleine Wolf M.A., Johanna Schwarz M.A., MMag. Elisabeth Kleißner Projektsupport: Mag. Barbara Eller,Thomas Nárosy MBA MAS Dokumentation: Evelin Leutgöb

NMS Entwicklungsbegleitung Kick-Off Veranstaltung, Alpbach, 24. – 26. 11. 2008

Montag, 24. November 2008 Begrüßung und Orientierung Unter dem musikalischen Motto „ … and here I am!“ eröffnet Christoph Hofbauer die Kick-Off Veranstaltung zur Entwicklungsbegleitung der Neuen Mittelschule: Herzlich willkommen in Alpbach! Ich freue mich, dass wir ein so überwältigendes Lebenszeichen setzen können. Es ist das Entwicklungsvorhaben des BMUKK – das Entwicklungsvorhaben unserer Zeit!

Fünf Bundesländer haben in diesem Schuljahr begonnen – in unterschiedlicher Größenordnung, in unterschiedlicher Geschwindigkeit – im nächsten Projektjahr werden wir uns verdreifachen. Ungleichzeitigkeit muss ein wichtiges Kennzeichen der Entwicklung in der Neuen Mittelschule sein und bleiben. Wir beginnen hier in einem Netzwerk zu arbeiten – gemeinsam zu lernen, das Lernen als Systembewegung auf verschiedenen Ebenen wahrzunehmen.

Meine Aufgabe im Team liegt hauptsächlich im Bereich der Schulentwicklung und des Projektmanagements, Tanja Westfall-Greiter wird für die Ebene der Unterrichtsentwicklung verantwortlich sein. Unsere Mentoren Wilfried Schley und Michael Schratz sowie ein Support– und Moderationsteam werden in den nächsten Tagen die Entwicklung begleiten und unterstützen.

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Was für Schulen!? Gute Schule in Österreich Es ist viel da in der österreichischen Schullandschaft, Schätze, die wir heben und zugänglich machen wollen. Gute Schule braucht Qualität – aber wie und in welcher Form? Als sehr nützlich im Zusammenhang mit Qualitätssicherung und Sichtbarmachung haben sich die sechs Qualitätsbereiche guter Schule erwiesen, die wir vom Deutschen Schulpreis übernommen haben. Qualitätsbereiche - Theseninterview Im Folgenden sind die Teilnehmer/innen eingeladen, anhand von Thesen zu den Qualitätskriterien aus den sechs Bereichen Ergebnisse, Vielfalt, Unterricht, Verantwortung, Schulentwicklung und Schulleben zu einem strukturierten Austausch zu kommen.

Hinweis: Die Thesen sind unter www.edumoodle.at/nms zugänglich.

Strategien der Entwicklungsbegleitung Wohin führt unser Weg? Wilfried Schley und Michael Schratz, mit der wissenschaftlichen Leitung im NMS-Entwicklungsteam betraut, skizzieren ihre Vision für die gemeinsame Arbeit in den nächsten Jahren: Wir wollen kein weiters Top-DownInstrument schaffen, sondern einen Platz als Ihre Partner in einem Entwicklungsprozess gewinnen.

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Unsere Aufgabe ist es, in einen Austausch auf Augenhöhe zu kommen und zu entdecken, was die Qualität des neuen Lernens in der Neuen Mittelschule ausmacht. Die Wirklichkeit des Lernens passiert im Hier und Jetzt, durch Menschen, die schon viel Erfahrung mit Lehren und Lernen haben. „Als Wissenschaftler stehe ich voller Achtung vor dem, was schon an den Schulen möglich ist, vor Sachen, von denen ich nicht einmal geträumt hätte.“ (Michael Schratz über seine Erfahrungen als Mitglied der Jury des Dt. Schulpreises)

Wilfried Schley: Wir sind seit ca. 30 Jahren gemeinsam in der Schulentwicklung tätig. In konzentrischen Kreisen haben wir uns dem Geschehen angenähert, sind an den eigentlichen Kern gekommen. Noch ist es nicht nachhaltig gelungen, das unterrichtliche Setting maßgeblich zu verändern.

Lernen ist kein Produkt sondern eine Aktivität, die nur vom Subjekt selber aufgenommen werden kann. Eine subjektive Bereitschaft zum Lernen muss entwickelt werden. Leadership for Learning Wie können wir unseren Blick sensibilisieren, auf die innere subjektive Wirklichkeit unserer Schüler/innen richten? Im Zusammenhang mit Individualisierung ist es manchmal angemessener von „Personalisierung“ zu sprechen: Schüler/innen in ihren Lernstilen zu begreifen und sich im Unterricht darauf einzustellen. Lernen braucht auch Lernumgebungen, die stimulieren. Wer das Unterrichten nicht lassen kann, wird beim Individualisieren unter Stress geraten. Wir wollen keine fertigen Produkte liefern! Lehrer/innen können größtenteils voneinander und untereinander lernen. Michael Schratz: Die schöpferische Kraft der Gestaltung von Schule und Unterricht lebt von Energie und Leidenschaft. Oder wie der Kanadier Michael Fullan es ausdrückt: It`s energy not time, that matters!

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Wilfried Schley verdeutlicht, welche Energie-Zustände Systeme prägen: Der Zustand der angenehmen Trägheit macht sich vielfach auch im Unterricht breit, wenn alte Muster wiederholt und angewendet werden. Viele landen auch in einem Zustand der resignativen Trägheit wie etwa in der permanenten Suche von Schuldigen.

Ärgerliche und wütende Kommentare zu neuen Projekten wiederum sind Ausdruck einer korrosiven Energie. Uns geht es um die erforderliche schöpferische Kraft, die im Feld der produktiven Energie zu finden ist. Wie können wir in einen produktiven Austausch gelangen? Neue Mittelschulen sind wie ihre Schüler/innen hochgradig individuell. Wir benötigen eine gemeinsame professionelle Sprache, um in der Differenzbetrachtung festzustellen: Was machen andere anders als wir? Wir brauchen einen Ausbruch aus Traditionen, die Individualisierung hochhalten, aber auf der Ebene der Lehrkräfte kaum kooperatives Agieren einfordern.

Dienstag, 25. November 2008 Blick über den Tellerrand Ein Blick auf nationale und internationale Initiativen im Bildungsbereich soll unterschiedliche Ansätze zugänglich machen und neue Perspektiven eröffnen.

Schweizer Modellprojekt zur Reform des 9. Schuljahres Madeleine Wolf, Innovationsgutachterin im Kanton Zürich, leitet ein Pilotprojekt zur Reform des 9. Schuljahres: Ausgangspunkt waren die festgestellten Mängel an Kernkompetenzen sowie überfachlichen Kompetenzen bei Jugendlichen. Deutlich sichtbar wurden diese Defizite an der Nahtstelle zur beruflichen Bildung im 9. Schuljahr.

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Initiiert wurde ein Projekt, das alle Beteiligten ins Boot holen sollte und dazu eine Reihe von Maßnahmen definiert. Was sind die Bewältigungsstrategien? Die Schulen mussten sich für das Projekt bewerben und ihre Motivation zur Teilnahme bekannt geben. Alle Tools wurden gemeinsam mit den Schulleitungen und den Lehrpersonen geplant, neue Kooperationsformen wurden eingegangen.

Kernelemente des Projektes sind: Lernstandsdiagnose, Standortdossier und Standortgespräch, Lernateliers sowie Begleitmaßnahmen. Besonders das gemeinsame Standortgespräch hat sich als sehr wirksame Intervention erwiesen, das auch von bildungsfernen Eltern sehr gut angenommen wurde. Ein Lernkontrakt mit dem Fokus auf drei wesentliche Ziele wird gemeinsam geschlossen und in einem Portfolio dokumentiert. Entscheidend ist es, möglichst viel Verantwortung in die Hand der Jugendlichen zu legen. Nach drei Jahren wurde das Projekt evaluiert. Deutlich wurde die hohe Zustimmung unter den Schulpartner/innen. Die empirische Überprüfung zeigt, dass der größte Erfolg bei Jugendlichen, die bisher Schwierigkeiten hatten, erreicht werden konnte. Aktuell steht die flächendeckende Einführung im Kanton Zürich bevor.

ISV – Innovative Schulen im Netzwerk Auch in der österreichischen Schullandschaft ist schon viel da, viele bewusste und unbewusste Schätze, die es gilt sichtbar und nutzbar zu machen. Dieser Aufgabe stellt sich das Netzwerk „Innovative Schulen im Verbund“ im nunmehr dritten aktiven Projektjahr. Die Kraft dieses Netzwerkes liegt im gegenseitigen Geben und Nehmen, in einem bewussten Blick über den Tellerrand.

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Selbstbewusste Schulentwicklung braucht Akteur/innen vor Ort, die in systemübergreifenden Arbeitsformen die Ebenen miteinander verbinden und ermöglichen, dass das Lernen rund um das Kind gebaut wird. Die Attraktivität des Sich-Selbst-Bewusstmachens und des Wirksamwerdens ist sichtbar und mit den Jahren immer stärker gewachsen. Eine besondere Kraft liegt darin, dass kritische Freunde in die gleiche Blickrichtung schauen und bewusstes und strukturiertes Reflektieren möglich wird. Welches die richtigen Schritte sind, kann nur am Standort selbst bestimmt werden. An der Prozessverbindlichkeit wird gemeinsam gearbeitet. Das darüberliegende Schirmprojekt net-1 verbindet weitere, auch inhaltsorientierte Projekte des Auftraggebers MR Mag. Richard Stockhammer zu einem größeren Ganzen. Wir haben definitiv Neuland in Österreich betreten und der Aufbruch zu neuen Ufern ist selten linear. Die Weisheit der Vielen ist sicher passender für eine Weiterentwicklung am Standort als eine zentralistische Vorgabe. Fünf Komponenten, die den ISV charakterisieren: -

Beziehungskompetenz ist Basis für Wissenskompetenz Lernen als Eigenbewegung Entwicklungen verlaufen zyklisch Standorthospitationen Innenansichten/Schulporträts

Der ISV ist ein Entwicklungsprojekt, das auf die sechs Qualitätsdimensionen guter Schule fokussiert. Rund um diese Bereiche haben die Schulen ihr Profil entwickelt und sichtbar gemacht. Wir sind uns dessen bewusst, dass Lernen ein Prozess ist, der die Ebene Kind Standort und System beinhaltet. Wir müssen uns in diesem Projekt auch selbst als Lernende betrachten. Wir sind am Weg – wir sind beim ersten Kapitel des Buches! Weitere Informationen zu den Netzwerken net-1 und ISV sowie zu den Innenansichten innovativer Schulen sind unter folgenden Links zugänglich: Plattform Gemeinsam lernen: www.gemeinsamlernen.at Innenansichten innovativer Schulen und Informationen zur Methodik Schulporträt unter dem Menüpunkt Management & Monitoring & mehr > ISV > Innenansichten ISV-Teamwebsite: http://isv-gemeinsamlernen.bmukk.gv.at Projekthomepage net-1: http://net-1-gemeinsamlernen.bmukk.gv.at

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Differenzierung und Individualisierung international betrachtet Tanja Westfall-Greiter, Wahlösterreicherin mit amerikanischen Wurzeln und Vermittlerin zwischen den Kulturen, blickt auf sprachliche Barrieren und kulturelle Unterschiede unserer Schulsysteme. Begriffe, die sich nicht (einfach) übersetzen lassen: €

Schule



Lehrer/in



Individualisierung



Differenzierung

Schulsysteme und Kulturen unterscheiden sich erheblich voneinander, eine einfache Übersetzung der oben genannten Begriffe reicht daher nicht aus, um ein gemeinsames Verständnis sicherzustellen. So wird beispielsweise Individualisierung im Englischen als etwas nicht Realisierbares gesehen, Personalisierung des Lernens wäre hier der bessere Begriff. Spricht man von Differenzierung, so ist in den USA ganz selbstverständlich innere Differenzierung damit gemeint, in Österreich dagegen ist häufig die weit verbreitete äußere Differenzierung angesprochen. Je mehr äußere Differenzierung ein System hat, desto weniger innere Differenzierung wird benötigt. In diesem Spannungsfeld liegt eine Herausforderung für die Neue Mittelschule. Zur Denkweise der inneren Differenzierung habe ich einiges anzubieten: seit einiger Zeit arbeite ich mit dem Modell der Amerikanerin Carol Ann Tomlinson, die das Geschehen im Klassenzimmer als ein Zusammenspiel von drei Zahnrädern darstellt, und habe begonnen, es für den österreichischen Kontext anzupassen (siehe dazu Unterlagen in der Tagungsmappe). Wir können auf Differenzierung eingehen, in dem wir hinsichtlich der Lerninhalte, Lernprozesse, Lernprodukte und des Lernumfeldes differenzieren und dabei einige Prinzipien berücksichtigen.

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Wissensaudit „ Keiner versteht den anderen ganz, weil keiner bei demselben Wort genau dasselbe denkt wie der andere.“ (Johann Wolfgang von Goethe) Aktuell ist ein Paradigmenwechsel im Umgang mit dem Nicht(Wissen) beobachtbar. Es geht um ein Bewusstmachen der unterschiedlichen Wahrnehmung, dies ist besonders beim personalisierten Lernen von großer Bedeutung.

Das Wissensaudit im Lernatelier dient dazu, herauszufinden, was wir über das Lernen unserer Schüler/innen wissen. Die Methode „World Café“ ermöglicht es, in einem semiformalen Raum das Wissen Vieler zu nutzen. Drei der vier Felder werden von den Teilnehmer/innen bearbeitet und anschließend die Erkenntnisse zu Kernaussagen verdichtet.

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Blitzlichter aus dem World-Café Wir wissen, was wir wissen: €

Für die Neue Mittelschule, für Individualisierung braucht es mehr als die traditionellen Gelingensfaktoren: ein Mehr an Miteinander, systemisches Lernen und organisationales Lernen.



Wir wissen, dass Schüler/innen Angebote für personalisierte Lernformen brauchen und zielorientierte Rückmeldung. Jeder Mensch kann und will lernen!



Manchmal irritiert uns unser Wissen um das Lernen der Schüler/innen. Es braucht Vielfalt im Unterricht. Kinder lernen aus Neugierde und Interesse. Die Beziehungsebene und ein positives Lernumfeld sind ganz wichtig.

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Wir wissen nicht, was wir wissen: €

Lernen verläuft sehr oft auch unbewusst. Solange dieses Wissen nicht bewusst ist, ist es eine zentrale Aufgabe für uns, diesen Wissensschatz zu heben. Erst dann kann dieses Wissen angewendet werden, führt zu Erfolgserlebnissen und erhöht die Motivation, wodurch wiederum eine Erfolgsspirale in Gang gesetzt wird.



Wir können auf unser verborgenes Wissen vertrauen – das Eisbergmodell fürs Wissen: kleine Oberfläche, Verstecktes unter Wasser.



Es gibt versteckte Fähigkeiten und Fertigkeiten von Schüler/innen, Eltern und Lehrer/innen, die wir heben müssen.

Wir wissen, was wir nicht wissen: €

Wir kennen oftmals die Lerntypen der Kinder nicht, wissen nichts über die Tagesverfassung und die Gefühlslage, mit denen sie in den Unterricht kommen.



Es ist uns bewusst, was wir nichts wissen über das soziale Umfeld und über frühe Lernerfahrungen und die Motivationslage.



Ausgehend von der These, dass Schüler/innen dann lernen, wenn sie Zeit, Raum und Thema frei bestimmen können, ist uns bewusst, dass wir diese Bedingungen nicht wissen. Wie brechen wir das System auf, damit diese Bedingungen für die Schüler/innen erfüllt werden können?

Fachforen - Integrative Zusammenschau Drei parallel eingerichtete Foren bieten für die Teilnehmer/innen die Möglichkeit, auf drei Ebenen (Lehrperson, Schulleitung, Funktion Region/Land) Mitgebrachtes zu präsentieren und verdichtete Erkenntnisse zu formulieren.

1. Fachforum Funktionsträger/innen in den Regionen und Ländern Moderation: Michael Schratz und Tanja Westfall-Greiter Erkenntnisse aus der Funktionsebene Land/Region – Vorarlberg - Ergebnisse sichtbar machen und als Entwicklungsimpuls einsetzen - Prozessorientierung hat großes Gewicht - Jede Schule entwickelt sich individuell, hat Recht auf Begleitung vor Ort - Diagnostische Fähigkeiten der Lehrer/innen benötigen (Entwicklungs)Hilfe

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Erkenntnisse aus der Funktionsebene Land/Region – Burgenland - Veränderte Unterrichtspraxis erfordert veränderte Beurteilungsformen - Entwicklungsförderliche Evaluationskultur auf allen Ebenen - Verbindlichkeit bringt Wertschätzung Erkenntnisse aus der Funktionsebene Land/Region – Wien - Besoldungsreform ermöglicht neues Dienstrecht - NMS ist Magnet für bildungsinteressierte Eltern

2. Fachforum Einzelstandorte bzw. Schulleitungen Moderation: Christoph Hofbauer und Johanna Schwarz Sechs Schulstandorte boten in diesem Forum Einblick in ihre Konzepte und Schwerpunkte, präsentierten einen Ausschnitt auf ihrem Weg. Deutlich wurde auch hier die Vielfalt und Ungleichzeitigkeit im Entwicklungsprozess. Hinweis: Die verdichteten Ergebnisse sind unter www.edumoodle.at/nms zugänglich.

3. Fachforum Lehrpersonen Moderation: Elisabeth Kleißner und Madeleine Wolf Die Teilnehmer/innen dieses Forums konnten in einer ersten Präsentationsrunde einen Überblick über die Vielfalt der Standort-Modelle gewinnen. In einer Vertiefungsrunde war die nähere Auseinandersetzung mit einem Angebot möglich. Erkenntnisse: Einbettung und Zuordnung der Modelle und Themen zu den sechs Qualitätsbereichen.

Hinweis: Weitere Fotodokumente sind unter www.edumoodle.at/nms zugänglich.

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Von großen und von kleinen Steinen … … und was sie mit der Neuen Mittelschule zu tun haben: Wie ist es möglich, mit vielen Elementen das Gefäß zu füllen, das sich Neue Mittelschule nennt? Warum bleiben die großen Brocken über? Wir beginnen oftmals mit den kleinen Steinen – beginnen wir jedoch mit den großen Elementen, lassen sich alle unterbringen.

Bestimmte Aufgaben kann man nur ganzheitlich lösen, wir brauchen dazu gemeinsame Grundlagen.

Was für den Erfolg der Neuen Mittelschule wesentlich erscheint: (Hinweis: verdichtete Darstellung, Protokoll der Plenumsrunde unter www.edumoodle.at/nms zugänglich) -

flexibler Umgang mit Zeitressourcen (45min-Einheiten) Gleichberechtigung von Ziffern- und Verbalbeurteilung praxisorientierte Schulungen für flexibel einsetzbare L/L-Teams (AHS u. APS) gemeinsame Ausbildung für AHS und APS-Lehrer/innen gesicherte Ressourcen und ausreichend Unterstützung für die Lehrer/innen Wege zur Motivation des gesamten Kollegiums finden neue Struktur – neue Lernkultur Transparenz der Rückmeldungen in alle Richtungen Schaffen einer förderlichen, tragenden Lernumgebung Vernetzung im Land auf Ebene der Schulleitung und der Lehrer/innen Qualität nicht durch Überforderung gefährden – kleine Schritte gehen Politik darf nicht gegen Standorte/gegen das Projekt arbeiten NMS als lernendes System verstehen

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Mittwoch, 26. November 2008 Fokus Lernen – vom „ICH“ zum „SELBST“ Alles Leben ist Problemlösen! Kinder und Jugendliche brauchen Herausforderungen.- Die Schule auch. In Anlehnung an diese Forderung des Neurowissenschaftlers Gerald Hüther vermittelt Wilfried Schley, worauf erfolgreiche Lernprozesse basieren. Es gilt die Ressourcen, die die Schüler/innen bereits mitbringen, zu aktivieren und regressive Phasen im Entwicklungsprozess zu vermeiden.

Oftmals hat die Stagnation oder sogar ein Rückschritt im Lernzuwachs damit zu tun, dass wir nicht an die Gefühlsebenen unserer Schüler/innen herankommen. Neue Mittelschulen als Stätten des Lernens im positiven Kontext sollen auch die Selbstwirksamkeitsentwicklung der Schüler/innen maßgeblich vorantreiben. Das Selbstbewusstsein wächst in Beziehung. Unser „Selbst“ braucht Feedback, offene Fragen, dialogische Prozesse.

Kontinent der Individualisierung Wir entscheiden darüber, was wir lernen, indem wir analoge oder dialogische Formen der Darstellung wählen.

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Mit dem Kontinent der Individualisierung wurde von Michael Schratz ein offenes Instrument geschaffen, das den Zugang Vieler ermöglicht. Eine „Insel der Lust am Lernen“ oder ein „Sozialgebirge“ lösen innere Bilder aus und eröffnen Bereiche, die sonst nie erreicht werden könnten. Welchen Teil des Kontinents wollen wir als Erstes erkunden? Unmöglich kann alles auf einmal erforscht werden.

Wichtig ist es, sich zunächst auf einen Bereich, etwa die „Diagnostikküste“ zu konzentrieren und einen Weg zur kontextspezifischen Umsetzung zu finden.

Leadership for Learning an der NMS Wir haben die Aufgabe, das gewonnene Wissen weiterzugeben. Erfahrungswissen, das auch die nächsten Generationen von NMS-Schulen beeinflussen kann. Unsere Hauptzielsetzung ist die Aktivierung der Schüler/innen und ihre Partizipation sowie eine Dialogorientierung im Lernprozess selber. Unsere Lernateliers sollen produktive Stätten zum Austausch von Konzepten und Erfahrungen werden. Im klassischen Unterricht liegt der Fokus oftmals mehr auf der Vorbereitung als auf den Schüler/innen. Wenn wir wissen wollen, wie Schüler/innen lernen, müssen wir auch herausfinden, wie Lehrer/innen lernen und darauf achten, wie Systeme lernen. Eine Top-Down-Strategie erscheint wenig erfolgreich, da sie wenig Spielraum lässt und kaum Änderungen im Unterricht bewirkt. Kluge Systeme, die die Unterrichtsebene erreichen wollen, versuchen, die Menschen an der Basis miteinzubeziehen. Das System muss lernen, wie es zu einem gemeinsamen Entwicklungsprozess kommt. Je stärker ein System darauf vertraut, dass vor Ort gelernt werden kann, desto weniger Interventionen von der übergeordneten Systemebene sind notwendig. Mit John F. Kennedy gesprochen: Leadership und Lernen sind völlig miteinander verbunden.

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Modellversuche NMS – Projektstruktur MR Dr. Helmut Bachmann berichtet in seiner Funktion als Projektverantwortlicher im BMUKK über die Projektstruktur auf dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen: Auch das neue Regierungsprogramm sichert die Entwicklungsarbeit des Modellversuches Neue Mittelschulen ab. Die Entwicklung im Bildungsbereich läuft intensiv weiter.

Im Zentrum des Entwicklungsprozesses stehen die Schulen, die an den Standorten zeigen: anspruchsvolle Pädagogik ist möglich. Dadurch wird eine Änderung des Bildungssystems vorbereitet, bei den freiwilligen Akteur/innen liegt eine große Verantwortung.

Entscheidend ist der Aufbau auf die Schulautonomie, in den Rahmenmodellplänen liegt großer Spielraum. Die Landesschulräte wiederum haben große Autonomie bei der Auswahl der Standorte. Die Autonomie auf Landesebene garantiert, dass die Neue Mittelschule dort gut ins System passt und anschlussfähig ist. Aktuell zeigt sich großes Interesse, in die Entwicklungsarbeit einzusteigen. Im Schuljahr 2009/10 werden mindestens 201 Pilotschulen am Modellversuch teilnehmen und damit eine aufsteigende Anzahl an beteiligten Klassen.

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Aktualisierte Informationsmaterialien und Unterstützungsstrukturen: Zur Verfügung stehen eine Mappe, die individuell zusammengestellt und am Standort angereichert werden kann, sowie ein Film, der für die Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden kann. Die NMS-Website (www.neuemittelschule.at ) wurde inhaltlich aktualisiert und grafisch neu gestaltet. Schulen sind eingeladen, eigene Beiträge in elektronischer Form zu übermitteln. Die Kernbotschaft lautet: die Neue Mittelschule möchte pädagogisch inhaltlich anknüpfen an positive Traditionen im System. Wir als Projektverantwortliche im BMUKK versuchen, Ihre Arbeitsbedingungen positiv zu beeinflussen und den Entwicklungsprozess zu unterstützen. Es gibt Approbationsrichtlinien, auf die die Standortmodelle aufbauen. Damit ist gewährleistet, dass unterschiedliche Modelle zusammengeführt werden können. Um die Arbeit an den Standorten zu erleichtern, wurden Richtlinien für die Entwicklungsarbeit ausgearbeitet. Die Entscheidung, in welcher Form die Entwicklungsarbeit unterstützt wird, wird in den Ländern getroffen. Es entstehen unterschiedliche Strukturen, die das Besondere der jeweiligen Region abbilden. Wichtigste Säule ist die Schule selber. Zeitressourcen sollten es möglich machen, zusätzliches Personal zu integrieren, die Schule damit zu öffnen. Individuelle Lösungen werden in manchen Gemeinden bereits gefunden. Es ist uns bewusst, dass die erforderliche Entwicklungsstruktur im Moment nur rudimentär vorhanden ist. Wünschenswert wäre eine Situation wie beispielsweise in Finnland, wo Lehrer/innen vielfältige Unterstützung etwa durch Psycholog/innen und Sozialarbeiter/innen erfahren. Schule wird dadurch zu einem wichtigen Element in der Gemeinde. Sie leisten auch in dieser Hinsicht Pionierarbeit! Der Beweis, dass eine neue Lernkultur möglich ist, schafft Zugang zu zusätzlichen Ressourcen. Die Idee der Entwicklungsbegleitung war es – in Anlehnung an die erfolgreiche Arbeit der Leadership Academy – vorhandene Potenziale zu nutzen und überregionalen Austausch zu ermöglichen. Entstehen soll ein Entwicklungsnetzwerk, in dem das Wissen ständig wächst. Ich freue mich, dass auf dieser Veranstaltung die Aufbruchsstimmung deutlich spürbar ist. Nehmen Sie diese Atmosphäre mit an die Standorte, der Entwicklungsprozess lebt davon sowie auch von der professionellen Unterstützung der hier anwesenden Akteur/innen. Danke für Ihren bisherigen Einsatz und weiterhin viel Kraft für Ihre Arbeit!

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Die anschließende Plenumsrunde gibt Gelegenheit, offene Fragen zu erörtern. Deutlich wird das Interesse der NMS-Akteur/innen nach einer Stärkung der Standorte auch in Hinsicht der Personalhoheit und der verbesserten Unterstützung durch Sozialarbeiter/innen und Psycholog/innen. Auf die Frage nach geplanten Änderungen hinsichtlich gemeinsamer Lehrer/innenausbildung, verweist MR Dr. Bachmann auf die Absichtserklärung der BM Schmid und Hahn. Die Forderung nach alternativer Leistungsbeurteilung und förderlicher Leistungsbewertung wird als wesentliches Entwicklungsziel der NMS betrachtet. Die geltende Regelung ist als politischer Kompromiss zu sehen. Im Rahmen der laufenden Entwicklungsbegleitung wird der Wunsch geäußert, mehreren Personen eines Schulstandortes die Teilnahme an den geplanten Lernateliers zu ermöglichen. MR Dr. Bachmann sichert zu, dass grundsätzlich allen interessierten Kolleg/innen eine Teilnahme ermöglicht werden soll, über das Ausmaß entscheidet „was am Standort möglich erscheint“.

E-Learning-Netzwerke in Österreich MR Mag. Helmut Stemmer verweist in seiner Präsentation auf die steigende Bedeutung der elektronischen Unterstützung für innovatives Lehren und Lernen: Für viele Schulen ist ihre Arbeit ohne E-Learning nicht mehr vorstellbar! Verschiedene Netzwerke haben sich – auch in Kooperation unterschiedlicher Schultypen – entwickelt.

Blitzlichter auf E-Learning-Initiativen des BMUKK ermöglichen einen Überblick über das Unterstützungsangebot, das auch für Österreichs Schulen zur Verfügung steht.

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Der herrschende Paradigmenwechsel an Österreichs Schulen bedeutet eine Herausforderung für Lehrpersonen wie Schulleitung, dieser Situation wird durch ein begleitendes Fortbildungsangebot Rechnung getragen. Besonders auf Ebene der Schulleitung gilt es, Bewusstsein zu schaffen, dass E-Learning-Elemente mit Elementen der Schulentwicklung gekoppelt werden müssen. E-Learning bietet die große Chance, die Erfahrungswelten der Kinder und Jugendlichen in die Schule zu integrieren. Wo dies verabsäumt wird, droht Gefahr, dass wir viele „verlieren“. IT-Basiswissen ist im Berufsleben in weiten Bereichen Voraussetzung für Vermittelbarkeit und unabdingbar in unserer modernen Wissensund Informationsgesellschaft - auch im Sinne eines „No one left behind“ - Denkens. Für das Projekt NMS wurde vom BMUKK ein besonderes Unterstützungspaket geschnürt, um das Potenzial von E-Learning und Blended Learning für Schüler/innen und Lehrer/innen nutzbar zu machen. (Informationen dazu wurden den Tagungsteilnehmer/innen in Druckversion zur Verfügung gestellt.) Die Schulen müssen dort abgeholt werden, wo sie stehen, individuelle Fortbildungsangebote sollen dies ermöglichen. Wenn Schulen sich auf den Weg machen, finden sich erfahrungsgemäß auch Lösungen für die angesprochene Ressourcenproblematik.

Thomas Nárosy verweist auf das Angebot der Lernplattform edumoddle (www.edumoodle.at/nms), die unter dem Motto „Bleiben Sie sichtbar!“ auch nach Tagungsende virtuelle Präsenz ermöglicht. Starthilfe für noch wenig erfahrene User/innen bieten die zur Verfügung stehenden Unterlagen sowie die im Rahmen der Tagungspausen bereits zahlreich stattgefundenen Einführungsgespräche.

Die Dokumentation der Kick-Off Veranstaltung, weiterführende Dokumente sowie Fotoimpressionen sind im NMS-Bereich von edumoodle verfügbar.

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Next Steps – Feedback Ein Fahrplan über die Entwicklungsbegleitung im Schuljahr 2008/09 (Bestandteil der Tagungsmappe) bietet detaillierte Informationen über geplante Aktivitäten und Termine und ist auch in Plakatform verfügbar. Neu dazu kommen die Reflexionsund Netzwerktage (15. – 17. April 2009), die eine Vernetzung zwischen NMSSchulen der 1. und 2. Generation ermöglichen sollen. Zum Abschluss der Tagung sind die Teilnehmer/innen eingeladen, dem Entwicklungsbegleitungsteam Feedback zu geben, um auch auf dieser Ebene Lernen und Weiterentwicklung zu ermöglichen. Das Tagungsteam wiederum bedankt sich für die Offenheit und Bereitschaft, sich auf einen gemeinsamen Prozess einzulassen und für das große Engagement aller NMS-Akteur/innen: „Wir freuen uns auf einen dialogischen Austausch und auf unsere Zusammenarbeit in den nächsten Jahren! Alle sind eingeladen mitzuarbeiten, in einem liberalen Konzept werden sich die besten Ideen durchsetzen!“

Am Bild (von links nach rechts): Johanna Schwarz, Tanja Westfall-Greiter, Elisabeth Kleißner, Madeleine Wolf, Christoph Hofbauer, Barbara Eller, Wilfried Schley, Michael Schratz

Auf den Weg mitgeben möchten wir Gedanken zu der „Weisheit der Gänse“: Jeder Flügelschlag eines Vogels erleichtert den Flügelschlag eines Vogels, der direkt hinter ihm fliegt. Durch die V-Formation erreicht der gesamte Vogelschwarm mindestens 71 Prozent mehr, als wenn der Vogel alleine fliegen würde. Menschen, die Mitglied eines Teams sind und dieselbe Richtung eingeschlagen haben, kommen schneller und leichter an ihr Ziel, weil sie im gegenseitigen Vertrauen auf einem gemeinsamen Weg sind (…). Nachzulesen in: Schratz, Michael: Qualität sichern. Schulprogramme entwickeln. Kallmeyersche Verlagsbuchhandlung, Seelze 2003 (S. 108)

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