DIPLOMARBEIT. Dezentrale Wasserversorgung in der dritten Welt

DIPLOMARBEIT Dezentrale Wasserversorgung in der dritten Welt ausgeführt zur Erlangung des akademischen Grades Diplom-Ingenieur (FH) unter der Leitun...
Author: Günter Engel
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DIPLOMARBEIT

Dezentrale Wasserversorgung in der dritten Welt

ausgeführt zur Erlangung des akademischen Grades Diplom-Ingenieur (FH) unter der Leitung von:

Prof. Dr.-Ing. Hartmut Pietsch

Name Studierender:

Violeta Buchner

Matrikelnummer:

06399505

Ort:

München

Datum:

17.10.2009

Danksagung

Seite I

Danksagung

Während des Studiums und der Erarbeitung der vorliegenden Diplomarbeit haben mich viele Personen begleitet und unterstützt. Ohne die Unterstützung, Diskussionen und Anregungen wäre diese Diplomarbeit nicht denkbar gewesen. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken.

Mein besonderer Dank gilt Prof. Dr.-Ing. Hartmut Pietsch, der mich motivierte, meine Abschlussarbeit über dieses Thema zu schreiben und mir mit freundlicher Unterstützung und Betreuung stets zur Seite stand.

Der größte Dank gilt meinen Eltern, die immer an mich geglaubt haben, mich auf meinem bisherigen Lebens- und Ausbildungsweg begleitet haben, mir diesen ermöglicht und mir immer helfend mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben. Auch bei meinem Freund möchte ich mich recht herzlich für die Geduld, die Kritik und die zahlreichen Stunden des Zuhörens bedanken.

Ohne Eure Unterstützung wäre all dies nicht möglich gewesen.

Inhaltsverzeichnis

Seite II

Inhaltsverzeichnis

Danksagung............................................................................................................ I Inhaltsverzeichnis ................................................................................................. II Abkürzungsverzeichnis ...................................................................................... IV 1 Einleitung ........................................................................................................... 1 2 Kurzfassung ...................................................................................................... 4 3 Was ist Wasser?................................................................................................ 6 4 Entstehung und Vorkommen von Wasser .................................................... 14 4.1 Vorkommen und Verfügbarkeit ............................................................ 15 4.2 Der Wasserkreislauf ............................................................................ 18 5 Die Bedeutung von Wasser ............................................................................ 21 5.1 Der Mensch und Wasser ..................................................................... 22 5.2 Wasserverbrauch ................................................................................ 23 5.2.1 Private Haushalte .................................................................. 24 5.2.2 Landwirtschaft........................................................................ 26 5.2.3 Industrie und Wirtschaft ......................................................... 28 5.3 Virtuelles Wasser................................................................................. 29 6 Die Problematik in der dritten Welt................................................................ 32 6.1 Was sind Entwicklungsländer? ............................................................ 33 6.1.1 Ökonomische Merkmale ........................................................ 34 6.1.2 Ökologische Merkmale .......................................................... 35

Inhaltsverzeichnis

Seite III

6.1.3 Demographische Merkmale ................................................... 35 6.1.4 Gesundheitliche Merkmale .................................................... 37 6.1.5 Sozio-kulturelle Merkmale...................................................... 38 6.1.6 Politische Merkmale ............................................................... 39 6.2 Wasserknappheit und Wassermangel ................................................. 40 6.3 Ursachen und Auswirkungen ............................................................... 42 6.3.1 Natürliche Verteilung der Wasserressourcen......................... 43 6.3.2 Veränderung des Klimas........................................................ 45 6.3.3 Bevölkerungswachstum ......................................................... 48 6.3.4 Fehlende Abfall- und Abwasserbeseitigung ........................... 50 6.3.5 Armut und Ungleichheit ......................................................... 55 6.3.6 Politisches Unvermögen ........................................................ 59 6.3.7 Wasserübernutzung und Großbauprojekte ............................ 61 6.3.8 Religion und fehlendes Know-How ........................................ 63 6.4 Wasser und Konflikte........................................................................... 65 6.5 Die Millenniumsziele ............................................................................ 66 7 Dezentrale Wasserversorgung in der Entwicklungshilfe............................. 70 7.1 Grundsätze der Entwicklungshilfe ....................................................... 71 7.2 Techniken zur dezentralen Wasserversorgung ................................... 78 7.2.1 Die EMAS-Grundwassergewinnung ...................................... 78 7.2.2 Die EMAS-Regenwassergewinnung und -aufbereitung ......... 84 7.2.3 Von der EMAS-Pumpe ins Haus............................................ 86 7.2.4 Die Nebelauffangmethode ..................................................... 87 8 Zusammenfassung und Ausblick .................................................................. 89 Abbildungsverzeichnis ....................................................................................... 90 Tabellenverzeichnis ............................................................................................ 92 Literaturverzeichnis ............................................................................................ 93

Abkürzungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis bzw.

beziehungsweise

ca.

circa

DGE

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.

d.h.

das heißt

EMAS

Escuela Móvil Aguas y Saneamiento Básico

e.V.

eingetragener Verein

EVI

Economic Vulnerability Index

FAO

Food and Agriculture Organisation

HAI

Human Assets Index

IPCC

Intergovernmental Panel of Climate Change

LDC

Less Developed Countries

MDG

Millenium Development Goal

Mio.

Millionen

NGO

Non Governmental Organisation

RaPO

Rahmen-Prüfungsordnung

UNEP

United Nations Environment Programme

UNICEF

United Nations International Children’s Emergency Fund

UNO

United Nations Organisation

US

United States

vgl.

vergleiche

z.B.

zum Beispiel

Seite IV

Einleitung

Seite 1

1 Einleitung

Für alle Lebewesen auf der ganzen Welt gilt der Ausspruch „Wasser ist Leben“. Die Auswirkungen, die fehlendes Wasser auf die Menschen hat, kann man an vielen aktuellen Beispielen weltweit beobachten.

Bei Basra im Irak befand sich einst eines der größten Feuchtgebiete der Erde – so fruchtbar, dass Bibelforscher hier sogar das Paradies vermuteten. Über Jahrtausende war diese Region zwischen Euphrat und Tigris im Südirak eine fruchtbare Marschlandschaft. Doch nun droht das Zweistromland zur Wüste der Zukunft zu werden, denn seit zwei Jahren leidet die Region unter anhaltender Dürre. So bringt im „Paradies“ nun nicht mehr der Fluss, sondern der Tankwagen das Wasser. Und das auch nur für diejenigen, die es sich leisten können, im Schnitt 15$ für 500l Trinkwasser auszugeben. Früher bezogen die Einheimischen ihr Wasser aus dem Fluss, heute müssen sie dafür bezahlen. Der Euphrat ist Grenzfluss zwischen dem Irak und Iran. Seit der Nachbarstaat Iran den EuphratZufluss Karun umgeleitet hat, fehlt das so dringend benötigte Wasser. Die spärlichen Wasserreste, die der Fluss noch führt, werden zu allem Überfluss noch mit den Industrieabfällen der Raffinerien verseucht. Dies nimmt den Menschen nicht nur das Trinkwasser, sondern auch jegliche Lebensgrundlage für die vielen ansässigen Fischer.

In Kenia war die Region um den Mau-Wald einst die grüne Lagune des Landes. Seit einigen Jahren ist sie jedoch zum größten ökologischen Problem Kenias geworden. Entlang der staubigen Wege findet man nur noch trockene Felder auf denen vereinzelt ein paar braune und vertrocknete Maispflanzen stehen. Seit mehr als 2 Jahren bleibt der Regen in dieser Region aus. Die letzte Regenzeit blieb fast überall komplett aus, davor regnete es nicht so viel wie sonst üblich. Hauptverantwortlich für diese Trockenheit ist der Kahlschlag der Wälder. Inzwischen ist etwa ein Drittel der Bäume im Mau-Wald verschwunden, was verheerende Folgen auf die Region hatte.

Einleitung

Seite 2

Denn mit der Abholzung der Bäume blieb der Regen aus. Über den Wipfeln der Bäume hatte sich sonst kühle Luft gebildet. Die stieß mit warmer Luft vom einigen hundert Kilometer entfernten Victoria-See zusammen. Die Folge: Regen.

Aber jetzt gibt es keine kühlen Luftmassen und folglich auch keinen Regen mehr. Die zwölf Flüsse, die im Mau-Wald entspringen, führen kaum noch Wasser. Drei Flüsse sind komplett ausgetrocknet. Dadurch können sie auch die Seen der Umgebung nicht versorgen. Nun will die Regierung große Summen ausgeben, um neue Bäume zu pflanzen. Fragt sich nur: Wohin? Denn dort, wo die Wälder abgeholzt wurden, haben Siedler, die sich nicht vertreiben lassen wollen, ihre Felder angelegt – haben sie das Land doch einst von der Regierung bekommen. Über die Entschädigung der Siedler mit neuem Land wird in der Regierung schon seit Monaten diskutiert – Monate, in denen die Flüsse weiter austrocknen. Die Versorgung von mehr als fünf Millionen Menschen mit Wasser ist gefährdet.

Kenia zeigt auch, wozu es führen kann, wenn nicht genug Wasser für alle Menschen vorhanden ist: immer wieder kommt es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen unter den Einheimischen. Im September kam es zum bisher blutigsten Zwischenfall, seit Kenia unter der extremen Dürre leidet: Hirten griffen ihre Nachbarn an. Es ging um Weideland und Zugang zu Wasser. Am Ende dieser Auseinandersetzung waren mehr als 30 Menschen und fast 300 Rinder tot. Die letzten grünen Flecken der Region sind zu hart umkämpften Gebieten in der Bevölkerung geworden. Für die Monate Oktober und November wird Regen vorhergesagt. Nicht auszudenken, was passiert, sollte dieser erneut ausbleiben oder zu heftig ausfallen: Überschwemmungen wären nach der Dürre die nächste Katastrophe für Kenia.

Es gäbe noch viele weitere Beispiele auf der ganzen Welt, die zeigen, wie wichtig Wasser für uns ist. Auch aufgrund meiner Herkunft und meiner Einsätze im Rahmen von Entwicklungsprojekten habe ich erfahren, was es bedeutet, zu wenig oder verseuchtes Wasser zu haben. In Bolivien gibt es – wie in allen Entwicklungsländern – außerhalb der Städte keine zentrale Wasserversorgung.

Einleitung

Seite 3

Die dort lebenden Menschen müssen täglich weite und beschwerliche Wege auf sich nehmen, um an Wasser zu kommen. Dieses ist häufig durch Abfälle und Abwässer verdreckt und so der Auslöser für Krankheiten. Nach dem Tsunami Ende 2004 in Sri Lanka war ich vor Ort und habe die Not und das Leid der Menschen gesehen. Das größte Problem dort war und ist immer noch das fehlende saubere Wasser, das so dringend benötigt wird, damit das Land wieder aufstehen kann.

Die Frage ist nun, wie den betroffenen Menschen aus der Wasserkrise geholfen werden kann. Leider allzu oft scheitern Entwicklungsprojekte und die einheimische Bevölkerung ist mit den gleichen oder sogar schlimmeren Problemen wie vor der sogenannten Entwicklungshilfe konfrontiert. Diese Arbeit ist entstanden, um hinter die Kulissen der Wasserproblematik zu blicken und deren Ursachen zu erläutern. Gleichzeitig sollen Lösungen gezeigt werden, die erwiesenermaßen über Jahre hinweg Menschen geholfen haben, ihre Wasserprobleme selbst in den Griff zu bekommen.

Kurzfassung

Seite 4

2 Kurzfassung

Diese Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert. Zu Beginn wird der Stoff Wasser genauer beschrieben. Hierbei werden insbesondere die physikalischen und chemischen Eigenschaften erläutert. Mit deren Hilfe wird erklärt, warum Wasser aufgrund seiner teilweise einzigartigen Eigenschaften so wertvoll und unverzichtbar für die Lebewesen dieser Welt ist.

Danach wird versucht, die Frage zu klären, wie Wasser eigentlich entstanden ist. Es werden Fragen wie „Wie viel Wasser gibt es auf der Welt?“ oder „Wo gibt es am meisten Wasser?“ beantwortet. Gleichzeitig wird auf die verschiedenen auf der Erde vorhandenen Formen von Wasser näher eingegangen. Durch die Beschreibung des natürlichen Wasserkreislaufs wird erklärt, warum es seit Jahrtausenden auf der Erde immer etwa gleichviel Wasser gibt und sich das Wasser in regelmäßigen Abständen wieder erneuert.

Im Anschluss daran wird die Bedeutung von Wasser für den Menschen genauer beschrieben. Hierzu werden die verschiedenen Bereiche, in denen Wasser verbraucht wird – Haushalt, Landwirtschaft und Industrie – genauer betrachtet. In diesem Rahmen werden auch die weltweit unterschiedlichen Schwerpunkte beim Thema Wasserverbrauch aufgezeigt. Zum Ende dieses Kapitels wird noch das Thema virtuelles Wasser betrachtet. Hier wird deutlich, dass für die Herstellung von beliebigen Gütern – seien es Lebensmittel, Kleidung oder andere Industriegüter – Unmengen von Wasser benötigt werden, die an anderer Stelle wieder fehlen.

Die spezielle Wasserversorgungsproblematik in der dritten Welt wird in einem weiteren Kapitel genauer durchleuchtet. Zuerst wird hierbei die Frage geklärt, was ein Entwicklungsland überhaupt ist. Dazu werden Definitionen und Merkmale erläutert, mit deren Hilfe Länder bewertet und entsprechend eingestuft werden.

Kurzfassung

Seite 5

Zudem wird geklärt, wie man eigentlich Wassermangel oder Wasserknappheit definiert und wo auf der Welt Wasser fehlt. Danach werden die Ursachen und die Auswirkungen des Wassermangels beschrieben und deren Zusammenspiel untereinander dargestellt. Die Vorstellung der sogenannten Milleniumsziele macht deutlich, dass sich die westliche Welt zumindest Ziele zur Beseitigung der weltweiten Wasserprobleme gesetzt hat.

Warum diese Ziele jedoch aller Voraussicht nach nicht realisiert werden können hat

vielerlei

Gründe.

Der

Hauptgrund

dafür

ist

jedoch

eine

verfehlte

Entwicklungspolitik. Deswegen wird auf die Durchführung von Entwicklungsprojekten im letzten Kapitel genauer eingegangen. Zum Schluss werden noch einige Möglichkeiten gezeigt, mit deren Hilfe nachweislich Menschen dabei geholfen wurde, ihre Wasserprobleme dauerhaft zu lösen. In diesem Rahmen werden einige Techniken von EMAS, wie beispielsweise die Trinkwassergewinnung aus Grund- und Regenwasser, erläutert und die Nutzung von Nebel als Trinkwasserquelle erklärt.

Was ist Wasser?

Seite 6

3 Was ist Wasser? Wasser hat für das Leben auf der Erde eine entscheidende und grundlegende Bedeutung. Diese ist in den besonderen Eigenschaften des Wassers begründet. Wasser besitzt spezielle physikalische, elektrische, optische und chemische Eigenschaften die in erster Linie auf dem Aufbau des Wassermoleküls beruhen. Aus diesen charakteristischen Eigenschaften resultieren Verkettungen und Wechselwirkungen

der

Wassermoleküle

untereinander

über

Wasserstoff-

brückenbindungen oder elektrische Dipolkräfte, die Wasser zu dem einzigartigen Stoff machen, als den wir ihn kennen und auf die im folgenden noch ausführlicher eingegangen wird.

Das Molekül des Wassers heißt H2O – es besteht also aus zwei Wasserstoffatomen (H) und einem Sauerstoffatom (O). Wie in Abbildung 1 dargestellt, ist das Wassermolekül geometrisch gewinkelt, wobei die beiden OH-Bindungen einen Winkel von exakt 104,45° einschließen.

O H

H

Abbildung 1: Wassermolekül

Durch diese gewinkelte Anordnung der Atome im Wassermolekül kommt es zu einer unsymmetrischen Verteilung der elektrischen Ladungen im Molekül, also zur Bildung eines Dipols: Die Sauerstoffseite hat eine stärkere negative Ladung, während auf der Wasserstoffseite eine höhere positive Ladung vorhanden ist.

Was ist Wasser?

Seite 7

Durch diesen Dipolcharakter ziehen sich benachbarte Moleküle gegenseitig an und bilden so Ketten und größere Gruppen. Diese Ketten und Gruppierungen heißen Wasserstoffbrückenbindungen und sind ursächlich für die meisten der im Folgenden aufgeführten außergewöhnlichen Eigenschaften des Wassers.

Durch die Verkettung der Wassermoleküle aufgrund der vorherrschenden Anziehungskräfte ergibt sich eine große Oberflächenspannung des Wassers. Diese erlaubt es Insekten wie z.B. einem Wasserläufer, sich auf dem Wasser fortzubewegen ohne zu sinken und nimmt mit steigender Temperatur ab. Wasser ist schon alleine deswegen ein besonderer Stoff, weil es als einziger bekannter Stoff in der Natur in allen drei Aggregatszuständen in nennenswerten Mengen vorkommt: fest, flüssig und gasförmig. Der jeweilige Zustand ist vom Umgebungsdruck und der –temperatur abhängig. Abbildung 2

[1]

zeigt ein

vereinfachtes Phasendiagramm von Wasser, in dem die Aggregatszustände von Wasser (fest = Eis; flüssig = Wasser; gasförmig = Wasserdampf) in Abhängigkeit

Druck

von Temperatur und Druck dargestellt sind:

221 bar

Kritischer Punkt

Wasser A

B

1 bar

Eis Tripelpunkt

0°C

Wasserdampf

100°C

Abbildung 2: vereinfachtes Phasendiagramm von Wasser

374°C

Temperatur

Was ist Wasser?

Seite 8

Im obigen Phasendiagramm sind vier charakteristische Punkte des Wassers eingezeichnet: Der Tripelpunkt, der kritische Punkt, sowie die Punkte A und B. Der Punkt A heißt Schmelzpunkt und der Punkt B Siedepunkt. Diese beiden Punkte geben die Temperaturen an, bei denen – bei einem Normdruck von 1,013 bar – Eis zu Wasser wird (0 °C) und Wasser zu Wasserdampf (100 °C).

Der Tripelpunkt beschreibt den Punkt, bei dem alle drei Phasen des Systems im Gleichgewicht sind: 611,657 ± 0,010 Pa und 273,16 K (0,01 °C). An diesem Punkt kommt Wasser zu gleichen Mengen als Flüssig- und Feststoff, sowie als Gas vor. Bei Temperaturen und Drücken unterhalb des Tripelpunktes wird Eis nicht erst flüssig und anschließend zu Wasserdampf. Hier gibt es kein flüssiges Wasser – das Eis geht direkt in den gasförmigen Zustand oder umgekehrt über. Dieser Vorgang wird als Sublimation bzw. in Gegenrichtung als Resublimation bezeichnet.

Der kritische Punkt stellt das obere Ende der Dampfdruckkurve dar und beschreibt den Punkt (2,21·107 Pa und 374,15 °C), bei dem sich die Dichtewerte vo n flüssigem und gasförmigem Wasser angleichen. Ein Unterschied zwischen Wasser und Wasserdampf ist ab hier nicht mehr existent.

Sowohl beim Schmelz-, als auch beim Siedepunkt unter Normdruck zeigt das Wasser seine besondere Stellung gegenüber anderen Stoffen. Nimmt man beispielsweise die Molmasse anderer chemisch ähnlicher Verbindungen zum Vergleich, so müsste Wasser einen Siedepunkt von -80 °C besitzen und somit bei Raumtemperatur als Gas vorliegen. Die tatsächliche Siedetemperatur liegt jedoch mit 100 °C um ganze 180 K höher. Dasselbe lässt sic h beim Schmelzpunkt von Wasser beobachten, der entsprechend der molaren Masse bei etwa -100 °C liegen müsste, tatsächlich aber bei 0 °C liegt. Bei m Vergleich der Bereiche, in denen Wasser als Flüssigkeit vorkommt, stellt man fest, dass die tatsächliche Spanne von 100 K erheblich größer ist, als die aufgrund der Molmasse angenommene Spanne von 20 K.

Was ist Wasser?

Seite 9

Doch auch von dieser Regelung gibt es noch Ausnahmen: auch unter 0 °C bei Normdruck kann Wasser noch als Flüssigkeit vorliegen. Es handelt sich dann um unterkühltes Wasser. Dies ist insbesondere der Fall, wenn das Wasser sehr rein und auch sehr still ist. Hier kann Wasser ohne die Bildung von einer ausreichenden Menge von Eiskristallen bis zu -40 °C flüssig b leiben. Ab dieser Temperatur reicht dann schon eine Anhäufung von nur 70 Wassermolekülen zur Bildung von Eis. Und auch der Siedepunkt ist nicht endgültig: Wasser lässt sich auch über diesen Punkt hinaus erhitzen, was man als Siedeverzug bezeichnet. Bis zu einer Temperatur von 110 °C kann Wasser erhitzt werden, o hne dass es zur Verdampfung kommt. [2]

Auch im Wasser gelöste Stoffe verändern ihren Siede- und Schmelzpunkt. So weist Wasser eine molare Schmelzpunkterniedrigung von 1,853 K·kg/mol und eine molare Siedepunkterhöhung von 0,513 K·kg/mol auf. Eine weitere Besonderheit beim Erstarren des Wassers ist der nach seinem Entdecker benannte Mpemba-Effekt: unter speziellen Bedingungen gefriert heißes Wasser schneller als kaltes. Dies ist der Fall, wenn zwei gleiche Mengen warmen und kalten Wassers in gleichen Gefäßen unter gleichem Druck und gleichen Umgebungsbedingungen unter eine Temperatur abkühlt, die dem Gefrierpunkt von Wasser bei diesem Druck entspricht. So kann man in einem bestimmten Bereich von Abkühlungsgeschwindigkeiten beobachten, dass das zu Versuchsbeginn wärmere Wasser zu einem früheren Zeitpunkt gefriert, als das ursprünglich kühlere Wasser. [3]

Wasser besitzt im Vergleich zu anderen Flüssigkeiten eine sehr hohe spezifische Wärmekapazität (4187 J/kg·K). Das bedeutet, dass für die Erhitzung von einem Kilogramm Wasser um ein Kelvin 4,2 kJ notwendig sind, woraus folgt, dass Wasser sehr viel Energie aufnehmen kann, ohne dass sich seine Temperatur dabei deutlich erhöhen würde. Zum Vergleich: Quecksilber (0,139

kJ

/kg·K),

Schwefelsäure (1,386 kJ/kg·K) oder Ethanol (2,428 kJ/kg·K) haben eine weit geringere spezifische Wärmekapazität. Auch im festen (2,06 (1,87

kJ

kJ

/kg·K) und im gasförmigen

/kg·K) Zustand hat Wasser eine mit anderen Stoffen vergleichsweise hohe

spezifische Wärmekapazität. [4]

Was ist Wasser?

Seite 10

Es gibt also keine andere Flüssigkeit, die Wärme so gut speichern kann, wie Wasser. Diese besondere Fähigkeit der Wärmespeicherung hat eine bedeutende Auswirkung: sie reguliert die Temperaturen von Tag und Nacht. Das Wasser in Ozeanen und in der Atmosphäre nimmt die Wärme der Umgebung langsam auf und gibt sie entsprechend langsam wieder ab. Darum sind die Temperaturunterschiede auf der Erde zwischen Tag und Nacht relativ gering.

Eine weitere Eigenheit des Wassers, die sich wiederum durch die Bildung der Wasserstoffbrückenbindungen erklären lässt, ist seine Dichteanomalie. Das bedeutet, da Wasser seine größte Dichte (1000 kg/m3) bei 3,98 °C hat, dass bei einer weiteren Temperatursenkung sich die Dichte wieder verringert, d.h. sich der Stoff wieder ausdehnt. Eine solche Anomalie ist nur von wenigen Stoffen bekannt, da sich im Regelfall die Dichte bei einer Senkung der Temperatur stets erhöht.

Abbildung 3: Dichte von Wasser und Eis über der Temperatur

Bei 3,98 °C ist der Zustand erreicht, in dem das üb er die Wasserstoffbrückenbindungen gebildete Gitternetz das geringste Volumen einnimmt und somit die größte Dichte hat – wie in Abbildung 3 [2] dargestellt.

Was ist Wasser?

Seite 11

Sinkt die Temperatur noch weiter ab, wird durch einen stetigen Wandel der Kristallstrukturen mehr Volumen benötigt. Aber auch bei einem Anstieg der Temperatur vergrößert sich das Volumen aufgrund des benötigten Bewegungsfreiraums der Moleküle.

Beim Gefrieren des Wassers ist im Diagramm eine sprunghafte Dichteverringerung – also Volumenzunahme – des Wassers um etwa 9% zu sehen. Dass in diesem Punkt sehr große Kräfte auftreten lässt sich in der Praxis immer wieder in Form von berstenden Rohren, Mauerwerken oder Straßenbelägen beobachten. Die Dichteanomalie verhindert auch, dass Gewässer im Winter von unten her zufrieren, da die dichtesten Wasserschichten nach unten sinken und es so ermöglichen, dass Pflanzen und Tiere in Grundnähe überleben können.

Aufgrund der bereits beschriebenen Dipolarität der Wassermoleküle ist Wasser ein hervorragendes polares Lösungsmittel für viele Stoffe. Die Wasserlöslichkeit eines Stoffes steigt mit seiner Polarität. Zusätzlich ist die Wasserlöslichkeit von der Temperatur abhängig, wobei die Löslichkeit von Gasen mit zunehmender Temperatur abnimmt. Feststoffe hingegen lösen sich bei Temperaturanstieg meistens besser in Wasser. Durch die Auflösung von ionischen Stoffen in Wasser kann eine Erwärmung, beispielsweise durch Mischung von Schwefelsäure und Wasser, oder eine Abkühlung, zum Beispiel durch Auflösung von Salz in Wasser, eintreten. Das gute Lösungsvermögen des Wassers hat jedoch auch den Nachteil, dass Schadstoffe, chemische Abfälle oder verseuchtes Abwasser sich im Wasser ausbreiten und in fließenden Gewässern weitertransportiert werden.

In reinem Zustand ist Wasser geruchs-, geschmacks- und farblos. Bei größeren Wassermengen bekommt das Wasser eine blaue Farbe. Dies ist jedoch nur eine scheinbar blaue Färbung und kommt daher, dass Wasser verstärkt rote und grüne Lichtanteile absorbiert. Mit zunehmender Strecke, die ein Lichtstrahl durch Wasser zurücklegt, werden also immer mehr rote und teilweise auch grüne Lichtanteile absorbiert. Die blauen Lichtanteile hingegen werden reflektiert, wodurch das eigentlich durchsichtige Wasser einen Blauschimmer bekommt.

Was ist Wasser?

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Wenn Licht aus der Luft ins Wasser eintritt, wird ein Teil davon reflektiert, der andere Teil wird gebrochen. Je flacher der Einfallswinkel des Lichtes ist, desto mehr davon wird reflektiert. Die Lichtbrechung führt zu optischen Täuschungen, so dass Objekte unter Wasser an einem anderen Ort gesehen werden, als sie tatsächlich sind. Dies gilt auch beim Blick aus dem Wasser heraus in den Luftraum. Die große Lichtdurchlässigkeit des Wassers ermöglicht überhaupt erst die Existenz von Algen und Pflanzen im Wasser.

Auch optische Effekte in der Atmosphäre sind an die Brechungseigenschaften des Wassers geknüpft. So wird zum Beispiel ein Regenbogen durch Wassertropfen hervorgerufen, in denen das Licht gebrochen wird. Auch die Abdunkelung der Erde durch Wolken geht auf die Lichtbrechung und die Totalreflexionen an und in den Wassertropfen zurück, die dadurch einen Teil des Lichts von der Erde weg ablenken.

Reines Wasser hat eine äußerst geringe elektrische Leitfähigkeit und wird gelegentlich als Nichtleiter bezeichnet. Wenn jedoch dem Wasser Salze, Säuren oder Basen hinzugefügt werden, so steigt seine Leitfähigkeit um ein vielfaches an. Schon normales Leitungswasser erreicht je nach Mineralgehalt die bis zu 10.000fache elektrische Leitfähigkeit von destilliertem Wasser. Die elektrische Leitfähigkeit von Stoffen wird in S/m (Siemens pro Meter) angegeben. Bei Leitungswasser liegt die elektrische Leitfähigkeit bei etwa 0,05 S/m, bei Meerwasser entsprechend des höheren Salzgehaltes bei ca. 5 S/m. Im Vergleich hierzu haben die meisten Metalle eine elektrische Leitfähigkeit im 7- bis 8-stelligen S/m–Bereich. Nicht nur die physikalischen Eigenschaften des Wassers sind beeindruckend. Auch in der Chemie spielt Wasser, das eine molare Masse von 18,01528 g/mol besitzt, eine wichtige Rolle.

[2]

So würden beispielsweise viele Reaktionen ohne

die Anwesenheit von Wasser wesentlich langsamer und mit höherer Aktivierungsbarriere ablaufen. Sogar durch die überall vorhandene Luftfeuchtigkeit werden viele Reaktionen ermöglicht bzw. beschleunigt, was praktisch nicht auffällt, da eigentlich überall Spuren von Feuchtigkeit in der Luft vorhanden sind.

Was ist Wasser?

Seite 13

Wasser kann mit verschiedenen Stoffen Reaktionen eingehen mit auch ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Beispielsweise können sich die H2O-Moleküle mit Anhydriden zu Säuren oder Basen verbinden. Bei der Verbindung mit unedlen Metallen entstehen Metalloxide, welche jedoch Basenanhydride sind und sich in der Regel gleich wieder in Wasser zu Basen lösen. Die jedoch wohl wichtigste Reaktion des Wassers ist die für Pflanzen und andere Lebewesen lebensnotwendige Photosynthese. So werden die für die Pflanzen wichtige Stärke und für den Menschen Sauerstoff geliefert. Bei der Photosynthese reagiert Kohlenstoffdioxid mit Wasser durch Energiezufuhr – in der Natur ist dies Sonnenlicht. Wie in folgender Gleichung

[2]

(Netto-Reaktionsgleichung für die oxygene Photo-

synthese) zu sehen ist sind die Produkte der Reaktion wie bereits erwähnt Glucose – also Traubenzucker – und Sauerstoff:

6 CO2 + 6 H2O  C6H12O6 + 6 O2 Destilliertes Wasser hat einen pH-Wert von 7, ist also neutral. Da aber in der Natur reines Wasser ohne gelöste Stoffe nicht vorkommt, besitzt Wasser dort einen pHWert zwischen 5 und 7 – ist also eine leicht saure Lösung. Grund hierfür ist, dass sich an der Luft Gase im Wasser lösen, die den pH-Wert beeinflussen. Beispielsweise wird durch die Bildung von Kohlensäure bei der Reaktion von CO2 aus der Luft mit Wasser der pH-Wert gesenkt. Wenn der pH-Wert unter 5,5 sinkt, kommt es zu verheerenden Schädigungen der Natur, wie es zum Beispiel beim sauren Regen, für den hauptsächlich die Luftverschmutzung verantwortlich ist, der Fall ist.

Wasser hat also eine ganze Menge sonderbarer und einzigartiger Eigenschaften, die jedoch nicht zuletzt für jegliches Leben auf der Erde zwingend notwendig sind. Doch wie entsteht eigentlich Wasser und wo kommt es her? Und wie viel Wasser gibt es überhaupt auf unserem Planeten?

Entstehung und Vorkommen von Wasser

Seite 14

4 Entstehung und Vorkommen von Wasser Vom Weltall aus gesehen zeigt sich unsere Erde als blauer Planet: sie ist zu 71% von Wasser bedeckt (vgl. Abbildung 4). Die Erde ist überzogen von Meeren, Flüssen und Seen, durchzogen von unterirdischen Wasseradern und Wasserspeichern. Würde das Gesamtvolumen des weltweit vorhandenen Wassers von 1.384.000.000 Kubikkilometern gleichmäßig über die Erdoberfläche verteilt, läge jeder Punkt der Erde 2,7 Kilometer unter Wasser. [5]

Abbildung 4: Unsere Erde – der blaue Planet

Um die Entstehungsgeschichte von Wasser zu verstehen, ist es wiederum notwendig, seine chemische Formel aus der Verbindung von Wasserstoff und Sauerstoff zu betrachten: H2O. Doch um herauszufinden, woher diese beiden zur Wasserbildung

notwendigen

Elemente

ursprünglich

stammen,

Entstehungsgeschichte des Universums betrachtet werden.

muss

die

Entstehung und Vorkommen von Wasser

Seite 15

Die Kerne der Wasserstoffatome – also die Protonen – haben sich beim Urknall innerhalb einer Millionstel Sekunde aus dem Feuerball heraus kondensiert. Nachdem die Temperatur einige Zeit später gefallen war, konnten sich die Protonen mit Elektronen verbinden und so Wasserstoffatome bilden – die erste Komponente des Wassers war somit vorhanden. Wasserstoff bildet gleichzeitig die Grundlage für die Entstehung schwererer Elemente durch den Einfang weiterer Protonen und Neutronen, und in einer Folge von Kernreaktionen, die als C-N-O-Zyklus bezeichnet wird, entstand schließlich Sauerstoff - der zweite Baustein des Wassers. Nun konnten sich diese beiden reaktionsfreudigen Elemente im Universum zu Wasser verbinden.

Auf der Erde selbst erschienen die Ozeane jedoch erst Millionen Jahre nach der Bildung unseres Planeten, der zuerst eine Kugel aus geschmolzenem Magma war. Die darin gefangenen Gase wurden nach dem Abkühlen dieses Gesteinsmaterials freigesetzt, und eine Uratmosphäre aus Kohlendioxid, Stickstoff und Wasserdampf entstand. Alles Wasser der Erde befand sich zunächst noch am Himmel, doch vor ca. 4 Milliarden Jahren war die Temperatur der Erde ausreichend gesunken, um in einer gewaltigen Urflut unsere heutigen Ozeane herabregnen zu lassen. [6]

4.1 Vorkommen und Verfügbarkeit Seit der Urzeit hat sich die Wassermenge auf der Erde nicht vergrößert. Von den 1.384 Millionen Kubikkilometern Wasser auf der Erde sind jedoch 97,5% Salzwasser. Doch auch von den restlichen 34,6 Millionen km3 Süßwasser – das auf den ersten Blick als Trinkwasser, zur Bewässerung und für industrielle Zwecke zur Verfügung steht – ist nur ein Bruchteil für den Menschen nutzbar: ungefähr 69% davon sind in Polar-, Meer- und Gletschereis gebunden. Weitere knapp 30% sind sauberes Grundwasser, welches jedoch zur Hälfte in Tiefen unter 800 m liegt. Grundwasser ist Wasser, das von Natur aus in unterirdischen Grundwasserbecken gespeichert ist, oder Boden und Fels durchfließt und durchtränkt, sowie Quellen und Brunnen speist. [7]

Entstehung und Vorkommen von Wasser

Seite 16

Weitere 0,9% des Süßwassers fallen auf Bodenfeuchtigkeit, Grundeis, Dauerfrost und Sumpfwasser. Im Endeffekt bleiben 0,3% (oder 100.000 km3) des Süßwassers als sich erneuerndes Frischwasser aus Seen und Flüssen übrig.

[5]

Unter

sich erneuerndem Wasser versteht man Wasser, das in bestimmten Zeiträumen durch den Wasserkreislauf ständig erneuert wird. Etwa das Wasser von Flüssen, in Grundwasserbecken oder anderen Quellen, die durch Niederschläge oder den Abfluss wieder aufgefüllt werden. Die Erneuerungsfähigkeit des Wasservorrats hängt von der natürlichen Auffüllgeschwindigkeit wie auch der menschlichen Entnahmegeschwindigkeit ab. Sobald Wasser schneller entnommen wird, als es nachgeliefert werden kann, kann es nicht als sich erneuernd gelten.

[7]

Auf die

Vorgänge bei der Erneuerung von Wasser wird später noch genauer eingegangen. Um sich die Verteilung des Wassers auf der Erde besser vorstellen zu können, eignet sich folgender Vergleich: Wenn die weltweiten Wasservorräte in einer Badewanne Platz hätten, dann würde der Teil, der dauerhaft genutzt werden kann, kaum einen Teelöffel füllen. Die Verhältnisse der Wasserressourcen auf der Erde sind in Abbildung 5 [7] nochmals veranschaulicht: Globales Wasser

Frischwasser (2,5 % des globalen Wassers) 0,3 % erneuerbares Frischwasser aus Seen und Flüssen: 3 93.000 km

30 % Sauberes Grundwasser: 3 10.530.000 km

Wasser gesamt

97,5 % 0,9 % Salzwasser 69 % Gletscher und ewiges Eis: 3 24.060.000 km

Abbildung 5: Wasserressourcen auf der Erde

Bodenfeuchtigkeit, Grundeis, Dauerfrost, Sumpfwasser: 3 342.000 km

Entstehung und Vorkommen von Wasser

Seite 17

Ein großer Teil des theoretisch nutzbaren Süßwassers auf der Erde ist also das sogenannte sich nicht erneuernde Wasser. Darunter versteht man Wasser in Grundwasserbecken oder anderen natürlichen Speichern, das nicht oder nur so langsam nachgeliefert wird, dass die Wassermenge auf Dauer abnimmt, wenn über die Maßen Wasser entnommen wird.

[7]

Wenn es darum geht, wie viel

Süßwasser dem Menschen zur Verfügung steht, dann zählt nicht die Gesamtmenge des Süßwassers der Erde, sondern die Geschwindigkeit, mit der die Süßwasservorräte durch den Wasserkreislauf erneuert oder nachgeliefert werden. Es unterliegt einem Kreislauf, der von der Sonne angetrieben wird und ergießt jährlich etwa 113.000 km3 Wasser in Form von Regen und Schnee auf die Landoberfläche der Erde. Zieht man von dem sich regelmäßig erneuernden Süßwasser die Vorräte in nahezu unbewohnten Regionen, wie dem Polargebiet, Grönland und der Antarktis, sowie das in die Atmosphäre verdunstende Wasser ab, ergibt sich im Durchschnitt ein jährliches Wasserangebot von knapp 41.000 km3, wodurch die Grundwasservorräte aufgefüllt werden können oder das durch Flüsse ins Meer zurückgelangt.

[7]

Damit steht Wasser im weltweiten Durchschnitt

immer noch in ausreichenden Mengen zur Verfügung. Die Problematik hierbei ist jedoch, dass die nutzbaren Wasservorräte sowohl geographisch als auch saisonal höchst ungleich verteilt sind, wie Tabelle 1 [8] verdeutlicht:

Angebot in km3

Angebot in km3

Welt

40.673 Nord-/Mittelamerika

6.945

Asien

10.485

Kanada

2.901

Haiti USA

11 2.478

China Indien

2.830 1.908

Indonesien

2.530 Südamerika

Saudi-Arabien Afrika Ägypten Gabun Libyen Ehem. Zaire

2 4.184

Brasilien

10.377 6.950

Peru

40

58 Europa

2.321

164 1 1.019

Norwegen Portugal Ungarn

Tabelle 1: Wasserangebot ausgewählter Länder

413 66 115

Entstehung und Vorkommen von Wasser

Seite 18

Wasser ist also in vielen Regionen der Erde schon von Natur aus knapp. Die Verfügbarkeit von Wasser ist weitgehend vom Klima abhängig. Insbesondere von der

zeitlichen

und

räumlichen

Verteilung

der

Niederschläge

und

dem

Verdunstungsbedarf der Atmosphäre, der von der Durchschnittstemperatur bestimmt wird. Auf die Problematik der Wasserverfügbarkeit wird in Kapitel 6.3 noch genauer eingegangen.

Alle Formen von Wasser in der Atmosphäre, in den Ozeanen sowie auf und unterhalb der Landoberfläche sind in einem hydrologischen Kreislauf miteinander verbunden, der durch die Sonnenenergie aufrecht erhalten wird. Dadurch wird es in bestimmten Abständen regelmäßig erneuert. Die Erneuerungsrate weicht jedoch je nach Wasserart erheblich voneinander ab: während das Wasser in Flüssen im Durchschnitt alle 16 Tage und das Wasser in der Atmosphäre wöchentlich komplett erneuert wird, braucht eine vollständige Erneuerung von Gletschereis, tief liegenden Grundwasservorräten und Weltmeeren mehrere Tausend Jahre. [8]

Die intensive Nutzung von Wasservorräten mit langen Erneuerungszyklen stellt einen spürbaren Eingriff in den natürlichen Kreislauf dar, weil diese Reserven, ähnlich wie Kohle, Öl und Gas, quasi nicht erneuerbar sind. Der Naturhaushalt bleibt auf lange Sicht nur dann im Gleichgewicht, wenn der laufende Verbrauch überwiegend aus dem sich ständig erneuerbaren Teil des Erdwasserzyklus gedeckt werden kann.

4.2 Der Wasserkreislauf Diese ständige Erneuerung des Wassers ist durch den natürlichen Wasserkreislauf beschrieben. Darunter versteht man allgemein den Kreislauf, in dem Wasser aus den Weltmeeren und anderen Wasserflächen verdunstet, sich als Wasserdampf in Wolken sammelt und als Regen oder Schnee wieder auf die Wasseroberfläche fällt oder ihnen als Abfluss- oder Grundwasser zufließt. [7]

Entstehung und Vorkommen von Wasser

Seite 19

Der natürliche Wasserkreislauf beginnt bei der Sonne, dem eigentlichen Motor dieses Kreislaufs. Die Sonnenenergie erwärmt das Wasser der Meeresoberfläche und auf dem Festland – so werden täglich im Durchschnitt 1.035 km3 Wasser aus den Ozeanen (875 km3) und vom Land (160 km3) verdunstet. [5]

Da der so entstandene Wasserdampf leichter als Luft ist, steigt er in der Atmosphäre nach oben. Je höher er steigt, desto stärker kühlt er ab. Da kalte Luft aber weniger Feuchtigkeit aufnehmen und speichern kann als warme Luft, entstehen Wolken. Wenn die Wolken mit kondensiertem Wasser gesättigt sind, setzen Niederschläge in Form von Regen, Schnee oder Hagel ein und bringen so das Wasser zur Erde zurück.

Wenn das Wasser wieder auf die Erdoberfläche trifft kann es einen von zwei möglichen Wegen nehmen. Abhängig von der Regenintensität sowie der Porosität, der Durchlässigkeit, der Dicke des Bodens und der vorher darin enthaltenen Feuchtigkeit, fließt ein Teil des Wassers – der so genannte Oberflächenabfluss – direkt in die Bäche und Wasserläufe und von dort zurück in die Meere.

Der Rest versickert im Boden und bildet die Bodenfeuchtigkeit, die direkt verdampft oder über die Pflanzenwurzeln zu den Blättern aufsteigt und dort abgegeben wird. Der übrige Wasseranteil im Boden sickert noch weiter hinunter, sammelt sich in der so genannten Sättigungszone und bildet dort das Grundwasserreservoir.

Von da aus fließt es wiederum ins Meer zurück und der Wasserkreislauf kann von neuem beginnen. Der Weg des Wassers aus dem Meer über Luft und Land wieder zurück ins Meer dauert in der Regel nur wenige Monate. In Abbildung 6 Wasserkreislauf grafisch veranschaulicht:

[9]

ist der

Entstehung und Vorkommen von Wasser

Seite 20

Abbildung 6: grafische Darstellung des Wasserkreislaufs

Nun ist bekannt, wo das Wasser herkommt, wie es sich auf der Welt verteilt und wie es sich immer wieder selbst erneuert. Im Folgenden wird nun beschrieben, welche vielseitige Bedeutung das Wasser für den Menschen hat und warum er heute mehr denn je davon abhängig ist.

Die Bedeutung von Wasser

Seite 21

5 Die Bedeutung von Wasser Es ist ein historisches Kennzeichen der Wassernutzung, dass nahezu alle Anstrengungen unternommen wurden, bevor man über die genauen Zusammenhänge, besonders des natürlichen Wasserkreislaufs, Bescheid wusste. Woher das Wasser kam und wohin es ging war den allergrößten Zeitraum der Menschheitsgeschichte unbekannt. Dieser Kenntnislücke wurde mit Naturmythologie und später auch mit der Naturphilosophie begegnet.

Seit der Existenz der Menschheit ist die Nutzung des Wassers durch eine vergleichsweise geringe Zahl von Grundmotiven geprägt. Von den ersten sesshaft werdenden Menschen bis zur Neuzeit stand im Zentrum immer ein Konflikt zwischen einem zu viel und einem zu wenig an Wasser. Ihm war man dabei fast immer ausgeliefert, ob durch Dürren die Ernte einging oder Hochwasser Leben und Besitz bedrohte. Das Wasserrecht diente als eine der ersten Rechtsformen zur Mitbegründung der ersten Zivilisationen Mesopotamiens und Ägyptens sowie jener, die in den Flusstälern Chinas und Indiens entstanden. Das Ziel dieses Rechts war es, allen Nutzungsansprüchen gerecht zu werden und dabei jedem Menschen den ihm zustehenden Teil des Wassers zu garantieren.

Auch in den Religionen kommt dem Wasser eine Sonderstellung zu, besonders dort, wo die Frage des Überlebens von der Lösung der zahlreichen Wasserprobleme abhängt. Dieser religiöse Aspekt war wohl in den frühen wasserbaulichen Kulturen viel stärker ausgeprägt, als es heute der Fall ist. Oft wird die reinigende Kraft des Wassers beschworen, zum Beispiel bei den Moslems in Form der rituellen Fußwaschung vor dem Betreten einer Moschee oder im Hinduismus beim rituellen Bad im Ganges. Die christliche Taufe wurde bis ins späte Mittelalter durch Untertauchen oder Übergießen mit Wasser als Ganzkörpertaufe vollzogen.

Der Leitspruch „Wasser ist Leben“ war und ist für den Großteil der Menschen in den agrargestützten Gesellschaften nicht nur ein Motto, sondern gelebtes Prinzip.

Die Bedeutung von Wasser

Seite 22

5.1 Der Mensch und Wasser Der Grad der Abhängigkeit von natürlichen Schwankungen der Niederschlagsmenge sowie von Hoch- und Niedrigwasser ist hierbei zwar allgemein recht groß, wird jedoch zu einem überwiegenden Anteil durch die lokalen Klimaverhältnisse bestimmt. Dies bedingte im Laufe der Geschichte eine Vielzahl von unterschiedlichen Wasserkulturen, deren spezifische Wasserprobleme spezifische Anfordernisse stellten.

So beeindruckend die frühen wasserbaulichen Anlagen dabei aber auch waren, letztlich war und ist man auch heute noch abhängig vom Wasser und somit von der Natur. Die Abhängigkeit vom Wasser erscheint für uns jedoch, zumindest in den Industrieländern, an Bedeutung verloren zu haben. Dennoch ist der Stellenwert des Wassers heute höher denn je einzuschätzen, wenn er sich auch unserer Wahrnehmung durch den Wandel der Lebensweise, moderne Techniken und einen zumindest bedingt nachhaltigen Umgang mit dem Wasser oft entzieht.

Der menschliche Körper besteht zu fast 70% aus Wasser. Schon diese Zahl allein genügt, um erahnen zu können, dass Wasser innerhalb unseres Organismus eine Reihe wichtiger Aufgaben zu erfüllen hat: zum Einen ist Wasser Baustein sämtlicher Zellen in unserem Körper. Es dient Eiweißkörpern als Quellungswasser und bildet so die Grundsubstanz unserer Zellen. Das bedeutet, dass beispielsweise alle Haut-, Drüsen-, Muskel- oder Gehirnzellen nur dann funktionstüchtig sind, wenn sie genügend Wasser enthalten.

Zudem werden über Wasser wichtige Inhaltsstoffe – in erster Linie sind dies Mineralstoffe – aufgenommen. Dies sind unter anderem die Mengenelemente Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium, Chlorid oder Phosphor. Doch auch Spurenelemente wie Chrom, Kupfer, Eisen, Mangan, Selen oder Fluorid, von denen der Körper nur geringe Mengen benötigt, sind in Wasser enthalten. Außerdem dient Wasser dem Organismus als Lösungsmittel uns sorgt so dafür, dass alle wichtigen Substanzen in den Körperflüssigkeiten gelöst vorliegen.

Die Bedeutung von Wasser

Seite 23

In seiner Eigenschaft als Transportmittel sorgt Wasser dafür, dass Nährstoffe, körpereigene Substanzen und Stoffwechselprodukte im Blutplasma zu ihrem Bestimmungsort transportiert werden. Und schließlich ist Wasser noch an der Regulation des Wärmehaushalts in unserem Körper – beispielsweise durch die Abgabe von Schweiß – beteiligt.

Unser Körper ist also auf eine ausreichende Versorgung mit Wasser angewiesen. Ein Mangel an Wasser führt beim Menschen zu gravierenden gesundheitlichen Problemen (zum Beispiel Dehydratation), da in diesem Fall die Funktionen des Körpers, die auf das Wasser angewiesen sind, eingeschränkt werden. So führt bereits ein Wasserverlust von etwa 15% zum Tod. [8]

Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) beträgt der normale Flüssigkeitsbedarf ca. zwei Liter pro Tag. Empfehlenswert ist jedoch ein täglicher Wasserkonsum von etwa drei Litern, wobei der Flüssigkeitsbedarf bei körperlicher Arbeit bei heißen Temperaturen oder in anderen Extremsituationen auf bis zu 10 Liter pro Tag ansteigen kann. Wasser ist damit für den Menschen das wichtigste "Lebensmittel" und die ausreichende Versorgung mit sauberem Trinkwasser für das menschliche Leben ein absolutes Grundbedürfnis.

5.2 Wasserverbrauch In den vergangenen hundert Jahren hat sich der weltweite Wasserverbrauch etwa verzehnfacht und ist damit deutlich schneller gestiegen als die Bevölkerungszahl, die sich während dieser Zeit nur etwas mehr als vervierfacht hat. Der Wasserverbrauch wird in drei Hauptbereiche unterteilt: Haushalt, Industrie und Landwirtschaft. Hierbei gibt es jedoch große regionale Unterschiede. Global betrachtet entfallen heute, wie in Abbildung 7 grafisch dargestellt, über zwei Drittel (69%) der gesamten Wasserentnahme auf die Landwirtschaft, ca. 23% verbraucht die Industrie und etwa 8% fließen in die privaten Haushalte. [7]

Die Bedeutung von Wasser

Seite 24

8%

23%

Landwirtschaft Industrie private Haushalte

69%

Abbildung 7: Verteilung des weltweiten Wasserverbrauchs

5.2.1 Private Haushalte

Im Schnitt 8% des weltweiten Wasserverbrauchs gehen an private Haushalte. Im kontinentalen Vergleich scheint der Wasserverbrauch im Haushalt auf den ersten

Anteil [%] am Gesamtwasserverbrauch

Blick recht ähnlich zu sein, wie auch Abbildung 8 zeigt: 14

13

12 10

8

9

9 8

8

6 6 4 2 0 Weltw eit

Nord- und Zentralamerika

Südamerika

Afrika

Abbildung 8: Wasserverbrauch in privaten Haushalten in %

Asien

Europa

Die Bedeutung von Wasser

Seite 25

Doch der Wasserverbrauch in privaten Haushalten ist je nach Region nochmal großen Schwankungen unterworfen. Generell macht der Wasserverbrauch der Haushalte in Ländern einen größeren Teil des Gesamtverbrauchs aus, die vorwiegend Regenfeldbau betreiben oder deren Industrie kaum entwickelt oder nur wenig wasserintensiv ist. In Australien, Lettland und Gabun etwa entfallen über 60% des gesamten Wasserverbrauchs auf die privaten Haushalte. [7]

Im Allgemeinen gilt jedoch, dass mit wachsendem Lebensstandard auch der private

Wasserverbrauch

steigt.

Dementsprechend

groß

sind

auch

die

Unterschiede zwischen den reichen und den armen Ländern: Ein US-Bürger verbraucht im Durchschnitt täglich etwa 300 Liter Wasser für häusliche Zwecke. Dagegen müssen Inder mit 25 Litern pro Tag, die Einwohner Benins gar mit nur rund 4 Litern pro Tag auskommen. [7]+[10] Gerade in den armen Ländern verbergen sich jedoch hinter den Durchschnittszahlen oft große Unterschiede innerhalb der Länder: Stadtbewohner verbrauchen in der Regel viel mehr Wasser als Landbewohner und auch bei vorhandenen Hausanschlüssen ist ein sprunghafter Anstieg des Wasserverbrauchs zu beobachten. In Deutschland lag laut Statistischem Bundesamt der tägliche Prokopfverbrauch im Jahr 2007 bei 122 Litern, die sich im Einzelnen auf die verschiedenen Lebensbereiche wie in der folgenden Grafik [11] dargestellt verteilen:

3%

3% 2%

4%

Toilettenspülung Baden und Duschen

6%

Wäschewaschen 32%

6%

Geschirrspülen Körperpflege Gartensprengen

14%

Saubermachen 30%

Kochen und Trinken Autowäsche

Abbildung 9: Aufteilung des Wasserverbrauchs pro Kopf

Die Bedeutung von Wasser

Seite 26

Doch nicht nur Wasser in seiner reinen Form ist für den Menschen wichtig, es ist gleichzeitig die Grundlage der Nahrungsmittelversorgung in einer weiter zunehmenden Weltbevölkerung.

5.2.2 Landwirtschaft

Hierbei wird Wasser für zwei große Bereiche verwendet: zum Einen in der Landwirtschaft zur Bewässerung und zum Anderen in der Viehzucht. Trotz eines im weltweiten Vergleich recht hohen Regenaufkommens und einer deswegen so gut wie nicht vorhandenen Bewässerung von Feldern, beträgt in Deutschland laut Statistischem Bundesamt die künstlich bewässerte Fläche ca. 240.000 Hektar, auf der hauptsächlich Futterpflanzen, Gemüse, Zierpflanzen, Obst und Wein angebaut werden – dies entspricht einer Fläche, die fast so groß wie das Bundesland Saarland ist. [12]

Mit der Bewässerung in der Landwirtschaft werden neben der Bodenanfeuchtung noch weitere Ziele verfolgt wie zum Beispiel Düngung, Schädlingsbekämpfung, Abwasserbehandlung und Frostschutz. In der Landwirtschaft haben sich dabei zwei Gruppen von Bewässerungstechnologien entwickelt: die Stau- und Rieselverfahren sowie die Beregnungsverfahren. Stau- und Rieselverfahren stellen die einfachste und kostengünstigste Form der Bewässerung dar, Beregnungsverfahren sind erheblich teurer in der Anschaffung, sind jedoch deutlich effektiver in der Anwendung.

Besonders in der Landwirtschaft, die ja am weltweiten Wasserverbrauch mit rund 69% den mit Abstand größten Anteil hat, gibt es riesige regionale Schwankungen. Während in Deutschland der Anteil der Landwirtschaft am Wasserverbrauch lediglich 3% beträgt, entfallen auf denselben Bereich in Afrika rund 85% des Verbrauchs. In Ländern wie Afghanistan oder Sudan übersteigt der von der Landwirtschaft benötigte Wasseranteil sogar die 90%.

[7]

Dieser hohe Wasser-

verbrauch ist zum größten Teil den klimatischen Bedingungen geschuldet.

Die Bedeutung von Wasser

Seite 27

Doch auch die Methoden zur Bewässerung, sowie ertragreicheres Saatgut, das mehr Wasser benötigt als traditionelle Sorten, tragen zur Steigerung des Bedarfes an Wasser bei. Weltweit wurden im Jahr 2003 rund 273 Millionen Hektar (das entspricht einer Fläche von fast achtmal Deutschland) künstlich bewässert. Diese Fläche entspricht 20% der landwirtschaftlichen Nutzfläche weltweit, trägt aber zur weltweiten Nahrungsmittelproduktion rund 40% bei.

[13]

Dass der Anteil Europas

an dieser künstlichen Bewässerung im globalen Vergleich eher gering ist, zeigt Abbildung 10

[14]

in der der Anteil des Wasserverbrauchs in der Landwirtschaft am

Gesamtwasserverbrauch dargestellt ist:

Abbildung 10: Wasserverbrauch in der Landwirtschaft in %

Neben der Verwendung zu Bewässerungszwecken wird Wasser auch in der Viehzucht zum Tränken landwirtschaftlicher Nutztiere eingesetzt. Der Wasserbedarf von landwirtschaftlichen Nutztieren kann neben der Aufnahme von Trinkwasser auch über den Wassergehalt der Futtermittel bestimmt werden. So kommt beispielsweise eine Kuh auf einen täglichen Wasserbedarf von 4 – 5 Liter pro kg aufgenommene Trockenmasse.

[12]

Bezieht man dies auf die verkaufs-

fertigen Produkte, so verbraucht laut der Food and Agriculture Organisation (FAO) die Produktion von einem kg Rindfleisch insgesamt 15.000 Liter, von einem kg Lammfleisch 10.000 Liter und von einem kg Geflügel 6.000 Liter Wasser. [12]

Die Bedeutung von Wasser

Seite 28

Und der Wasserbedarf in der Landwirtschaft wird noch weiter steigen: bei einer prognostizierten Bevölkerungszahl von 8 Milliarden im Jahr 2025 ist eine jährliche Ertragssteigerung von 2% für die gesamte Landwirtschaft notwendig, um in den Entwicklungsländern die Ernährung zu sichern. [8]

5.2.3 Industrie und Wirtschaft

Neben seiner wichtigen Rolle in der Produktion von Lebensmitteln ist Wasser auch ein sehr wichtiger Faktor in der Industrie, sowie für Entwicklung und Wirtschaft. Für die Wirtschaft sind vor allem Flüsse zum Transport von Gütern, Badegewässer als wichtiger Faktor für den Tourismus und an Fischen reichhaltige Gewässer von großer Bedeutung. In der Industrie findet Wasser vor allem als Kühl-, Löse- und Reinigungsmittel Verwendung. Hier wird es wegen seiner hohen Wärmekapazität bevorzugt im Kühlmittelkreislauf von Wasserkühlungen und in Kraftwerken als Kühlwasser benutzt. Der größte Teil des zur Kühlung verbrauchten Wassers wird nach der Reinigung in einer Kläranlage wieder in die Gewässer zurückgegeben und geht so nicht verloren. Auch Wasserdampf wird in der Technik beispielsweise zum Antrieb von Dampfmaschinen und Dampfturbinen benutzt.

Je nach Industrialisierungsgrad ist auch hier der Wasserverbrauch regional sehr unterschiedlich. Beispielsweise verbraucht die Industrie in Europa 54% des Wassers, in Afrika dagegen nur 5%.

[15]

Dieses Wasser wird hauptsächlich zur

Kühlung, Verarbeitung, Reinigung und Abfallbeseitigung eingesetzt. Von Branche zu Branche gibt es auch hier wieder große Unterschiede im Wasserverbrauch. In Deutschland haben fossile und nukleare Kraftwerke nach Daten des Statistischen Bundesamtes von 1998 einen Anteil von 74% an der Gesamtwassernutzung. Spitzenreiter bei der Nutzung von Wasser für industrielle Zwecke sind mit rund 85% Anteil am Gesamtwasserverbrauch Belgien und Finnland, dicht gefolgt von Deutschland.

[7]

In Abbildung 11

[14]

ist der Wasserverbrauch für industrielle

Zwecke anteilig am Gesamtwasserverbrauch im globalen Vergleich dargestellt:

Die Bedeutung von Wasser

Seite 29

Abbildung 11: Wasserverbrauch in der Industrie in %

5.3 Virtuelles Wasser Bezieht man zusätzlich zum pro Person direkt verbrauchten Wasser jedoch das sogenannte virtuelle Wasser in die Rechnung mit ein, so steigt der tägliche Prokopfverbrauch explosionsartig an. Als virtuelles Wasser wird das Wasser bezeichnet, welches zur Erzeugung eines Produktes aufgewendet wird. Zusammen

mit

dem

Wasser,

das

in

sämtlichen

Nahrungsmitteln

und

Industrieprodukten des täglichen Bedarfs steckt, steigt der Wasserverbrauch eines Bewohners in Deutschland auf über 4000, in den USA gar auf über 8000 Liter pro Tag.

[15]

Schuld daran ist vor allem der wachsende Appetit auf Nahrungsmittel aus

aller Welt. Erdbeeren aus Spanien, Kaffee aus Brasilien, Trauben aus Südafrika, Rindfleisch aus Argentinien - mit diesen Waren werden indirekt auch große Mengen an Wasser importiert, da in diesen Ländern zu einem großen Teil künstlich bewässert wird. Es gibt sogar Länder, die von virtuellem Wasser abhängig sind. So importieren Israel oder Malta wasserintensive Nahrungsmittel wie beispielsweise Salat, um das knappe im eigenen Land vorhandene Wasser nicht für den landwirtschaftlichen Gebrauch nutzen zu müssen. [7]

Die Bedeutung von Wasser

Seite 30

Was hinter diesem gewaltigen Anteil an virtuellem Wasser steckt, wird im Folgenden an einigen Beispielen [16] verdeutlicht:

-

1 kg Kopfsalat entspricht 133 Litern Wasser und mit einem Ei verspeisen wir virtuell 135 Liter Wasser

-

Beim Genuss einer Tasse Kaffee werden nicht nur die 125 Milliliter Wasser konsumiert, die man zum Aufbrühen benötigt. Inklusive virtuellem Wasser stecken in jeder Tasse Kaffee insgesamt 140 Liter

-

Hinter einem Liter Milch stecken 1.000 Liter Wasser

-

Um ein Kilo Baumwolle – also etwa die Menge für ein T-Shirt – zu produzieren, werden bis zu 20.000 Wasser benötigt

-

Zur Herstellung eines Kilos Kunststoff werden im Schnitt 240, für ein Kilo Papier 390 Liter verbraucht

-

Etwa 3.000 Liter Wasser stecken in einem Kilogramm Reis, ca. 15.000 Liter verbergen sich hinter der gleichen Menge Rindfleisch

-

Die Herstellung eines Paars Lederschuhe hat ganze 8.000 Liter Wasser benötigt, was jedoch nichts im Vergleich zur Herstellung eines Autos ist: 450.000 Liter

Für den Anbau von Nahrungsmitteln in wasserarmen Ländern wird natürlich unverhältnismäßig mehr Wasser benötigt als in gemäßigten Klimazonen. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass das United Nations Environment Programme (UNEP) einen weiteren Anstieg der weltweiten Wassernachfrage prognostiziert (vgl. Abbildung 12). So wird für die Landwirtschaft ein zusätzlicher Wasserbedarf von 20% vorhergesagt. Für die Industrie wird ein Anstieg von 50% und für private Haushalte sogar ein Mehrbedarf von 80% erwartet.

[17]

In wasserärmeren

Regionen werden in diesem Zusammenhang für die Zukunft heftige Verteilungskämpfe erwartet, wobei schon heute in manchen kriegerischen Auseinandersetzungen die Sicherung von Wasservorkommen eine bedeutende Rolle spielen dürfte.

Die Bedeutung von Wasser

Seite 31

Abbildung 12: Prognostizierter Anstieg des weltweiten Wasserverbrauchs

Da durch die Globalisierung zunehmend auch ein indirekter Wasserexport – vor allem aus Ländern der Dritten Welt – stattfindet, fehlt durch diese Produktionssteigerungen zunehmend das Wasser für die Versorgung der einheimischen Bevölkerung. Da aber die Versorgung mit sauberem Trinkwasser und die hygienisch einwandfreie Entsorgung der Abwässer wichtige Bedingungen für den Erhalt der Gesundheit sind, ist in diesen Ländern vermehrt mit gesundheitlichen Problemen zu rechnen. Rund 80% aller Krankheiten in den Dritte-Welt-Ländern sind auf mangelnden Zugang zu sauberem Trinkwasser zurückzuführen, von dem derzeit weltweit mehr als 1,2 Milliarden Menschen – also etwa 1/5 der Weltbevölkerung – betroffen sind. Gefährdet sind vor allem die Armenviertel der schnell wachsenden Metropolen in den Entwicklungsländern, wo große Menschenmengen auf relativ kleinem Raum konzentriert sind. Jährlich sterben etwa 5 Millionen Menschen an bakteriellen Durchfallerkrankungen, an Cholera, an Bilharziose, an Malaria und anderen wasserbezogenen Krankheiten. Mehr als 80% der davon Betroffenen sind Kinder unter fünf

Jahren. Vor allem

in

Kombination mit

Unterernährung und

Infektionskrankheiten wie etwa Masern sind wasserbedingte Erkrankungen für Kinder häufig tödlich. Hinzu kommen weitere 500 Millionen Menschen, denen neben dem gefährlichen Mangel an sauberem Trinkwasser auch keine sanitären Einrichtungen zur Verfügung stehen. [8]

Die Problematik in der dritten Welt

Seite 32

6 Die Problematik in der dritten Welt In über 30 Ländern herrscht Wassermangel und schon in zwanzig Jahren werden rund 50 Länder mit insgesamt drei Milliarden Einwohnern betroffen sein. Doch auch in Ländern, in denen statistisch gesehen genug Wasser zur Verfügung steht, haben viele Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser. Diese Länder sind alle ein Teil der Dritten Welt.

Die Dritte Welt umfasst eine Gruppe von ca. 130 wirtschaftlich unterentwickelten Staaten, die sich vorwiegend auf der Südhalbkugel unserer Erde befinden und Defizite im Bereich der Gesundheit, der Bildung, des Sozialwesens, der Infrastruktur sowie in der Politik aufweisen. Diese Staaten werden als Entwicklungsländer bezeichnet und umfassen ca. 76 Prozent der Weltbevölkerung. Die weltweite Verteilung der Entwicklungsländer geht aus Abbildung 13 [18] hervor:

LDC Staaten

Abbildung 13: Die Dritte Welt

Entwicklungsländer

Fortgeschrittene Entwicklungsländer

Die Problematik in der dritten Welt

Seite 33

6.1 Was sind Entwicklungsländer? Bei allen in der Weltkarte rot gekennzeichneten Ländern handelt es sich um DritteWelt-Länder,

die

in

die

Gruppen

„Fortgeschrittene

Entwicklungsländer“,

„Entwicklungsländer“ und LDC (Less Developed Countries) Länder eingeteilt werden. Zur Einstufung eines Landes als LDC Land, werden von der UNO vier Kriterien bewertet: [19]

-

Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von durchschnittlich unter 900 US-Dollar in 3 Jahren

-

Economic Vulnerability Index (EVI) – er beschreibt die Verwundbarkeit von Gesellschaften und orientiert sich an den Exporten, der Instabilität der Exporterlöse, der Agrarproduktion und dem Anteil von verarbeitender Industrie und Dienstleistungen am BIP.

-

Human Assets Index (HAI) - er liefert Aussagen über soziale Merkmale wie Gesundheit und Bildung und macht Angaben zum Kalorienverbrauch pro Kopf in % des Minimalbedarfs, zur Kindersterblichkeitsrate, zur Alphabetisierungsrate unter Erwachsenen und zur Einschulungsrate in Sekundarschulen.

-

Eine Einwohnerzahl von maximal 75 Mio. Menschen

Allen Entwicklungsländern sind aber strukturelle Probleme gemeinsam. Diese Probleme sind in bestimmten Merkmalen begründet, die sich in Gruppen einteilen lassen.

Vorrangig

sind

hier

ökonomische,

ökologische,

demographische,

volksgesundheitliche, sozio-kulturelle und politische Merkmale zu nennen.

Die Problematik in der dritten Welt

Seite 34

6.1.1 Ökonomische Merkmale

Ein großer Teil der ökonomischen Merkmale entsteht als direkte Folge der geringen Wertschöpfung in den Entwicklungsländern. So ist meist ein hoher Anteil der Bevölkerung in den Entwicklungsländern im primären Sektor tätig, wo volkswirtschaftlich keine große Wertsteigerung erzielt wird. Die einseitige Exportpalette (z.B. landwirtschaftliche Güter oder Bodenschätze) und die außenwirtschaftliche Ausrichtung auf die Industrieländer sind auch in der kolonialen Vergangenheit begründet. Als weitere ökonomische Merkmale sind beispielsweise zu nennen: -

geringes Pro-Kopf-Einkommen

-

extrem ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilung

-

einseitige Exportpalette

-

hohe Auslandsverschuldung

-

hohe Arbeitslosigkeit

-

unzureichende Infrastruktur

In Abbildung 14

[19]

sind alle Länder gekennzeichnet, deren Einwohner über ein

durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen von weniger als 745 $ pro Jahr verfügen:

Abbildung 14: Länder mit durchschnittlichem Pro-Kopf-Einkommen < 745 $

Die Problematik in der dritten Welt

Seite 35

6.1.2 Ökologische Merkmale

Viele Entwicklungsländer sind in besonderem Ausmaß von ökologischen Problemen betroffen. So kommen das UN-Umweltprogramm UNEP und das World Watch Institute zu dem Schluss, dass in den Entwicklungsländern 90% des weltweiten Artensterbens, der Bodenerosion und der Waldrodung stattfinden. Da die natürlichen Ressourcen der Entwicklungsländer zu ihren wichtigsten Reichtümern und damit zur eigenen Existenzgrundlage zählen, treffen Umweltkrisen die Entwicklungsländer besonders hart. Die gravierendsten ökologischen Merkmale sind zum Beispiel:

-

Umweltzerstörung durch unkontrollierte Verstädterung

-

Vernichtung der Tropenwälder

-

Grundwasserbelastung durch unzureichende Umweltstandards

-

Gesundheitsgefährdende Luftverschmutzung in Ballungsgebieten

-

Bodendegradation (z.B. Versalzung)

-

Desertifikation (fortschreitende Wüstenbildung)

-

Bedrohung der biologischen Vielfalt

6.1.3 Demographische Merkmale

Der Großteil der Entwicklungsländer ist außerdem durch bestimmte demographische Merkmale gekennzeichnet. Wenn man die derzeit Entwicklung von Sterbe- und Geburtenrate in vielen Entwicklungsländern beobachtet stellt man fest, dass ihre Bevölkerungsdynamik sich durch eine hohe Geburtenrate und eine hohe, jedoch stark rückläufige Sterberate (zum Beispiel durch bessere medizinische Versorgung) charakterisieren lässt. Dies führt zu einem starken und oft unkontrollierbaren Bevölkerungswachstum, welches mit einer extremen Verjüngung der Bevölkerungsstruktur einhergeht. Weltweit sieht die Verteilung dieser natürlichen Wachstumsrate wie in Abbildung 15 [20] dargestellt aus:

Die Problematik in der dritten Welt

Seite 36

Abbildung 15: weltweites Bevölkerungswachstum

Die

Darstellung

der

Altersstruktur

eines

Entwicklungslandes

durch

eine

Bevölkerungspyramide ist gekennzeichnet durch eine sehr hohe oder sogar steigende Geburtenrate. Dies geht einher mit einer geringen Lebenserwartung und einer früh einsetzenden, hohen Sterberate über alle Lebensalter hinweg. Abbildung 16 zeigt eine für ein Entwicklungsland typische Bevölkerungspyramide am Beispiel Liberias aus dem Jahr 2005: [21]

Anteil in Jahren 100 und älter 95 – 99 90 – 94 85 – 89 80 – 84 75 – 79 70 – 74 65 – 69 60 – 64 55 – 59 50 – 54

Männer

45 – 49

Frauen

40 – 44 35 – 39 30 – 34 25 – 29 20 – 24 15 – 19

Anteil der Altersgruppen in Prozent

10 – 14 5–9 0–4

10

8

6

4

2

0

2

4

6

Abbildung 16: Bevölkerungspyramide eines Entwicklungslandes (Liberia, 2005)

8

10

Die Problematik in der dritten Welt

Seite 37

Zusammengefasst sind die wichtigsten typischen demografischen Merkmale eines Entwicklungslandes folgende:

-

hohe Geburtenrate

-

hohe Säuglings- und Kindersterblichkeit

-

hohes Bevölkerungswachstum

-

geringe durchschnittliche Lebenserwartung

-

grenzüberschreitende Migration

-

unkontrollierte Binnenmigration

6.1.4 Gesundheitliche Merkmale

Der gesundheitliche Zustand der Bevölkerung in Entwicklungsländern ist oft problematisch. Dies äußert sich beispielsweise in der eben genannten geringen Lebenserwartung und einer hohen Säuglingssterberate. Wegen mangelnder Hygiene in Slums (z.B. fehlende Abwasserreinigung) ist die Bevölkerung in Armenvierteln besonders anfällig für Krankheiten und Epidemien wie zum Beispiel Cholera, deren weltweite Verbreitung in Abbildung 17

[19]

gezeigt ist. Andere

volksgesundheitliche Merkmale von Entwicklungsländern sind beispielsweise:

-

unzureichende und/oder ungesunde Ernährung

-

Mangel an sauberem Trinkwasser

-

fehlende Abwasserreinigung

-

Gesundheitsmängel und unzureichende medizinische Versorgung

-

Mängel in der schulischen Gesundheitserziehung

-

unkontrollierte Ausbreitung von Pandemien (z.B. Aids)

Die Problematik in der dritten Welt

Seite 38

gemeldete Fälle sporadisches Auftreten

Abbildung 17: Verbreitung der Cholera auf der Welt (Stand 2004)

6.1.5 Sozio-kulturelle Merkmale

Unter sozio-kulturellen Merkmalen versteht man das Zusammenwirken von gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Verhaltensweisen. Ein soziokulturelles

Merkmal

einiger

Entwicklungsländer

ist

beispielsweise

die

Benachteiligung der Frauen, wodurch Entwicklungspotentiale blockiert werden. Auch das entwicklungshemmende wirtschaftliche Verhalten einer reichen Oberschicht kann ein sozio-kulturelles Merkmal sein. Weitere sozio-kulturelle Merkmale sind zum Beispiel:

-

starke Orientierung auf Primärgruppen

-

geringe soziale Mobilität

-

Kinderarbeit

-

unzureichende Bildung, hohe Analphabetenquote

-

Schatzbildung der Oberklasse statt Re-Investition

Die Problematik in der dritten Welt

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6.1.6 Politische Merkmale

Die politischen Probleme der Entwicklungsländer werden seit Ende der 80er-Jahre wieder verstärkt berücksichtigt. Die politischen Merkmale sind dabei nicht nur die Folge des staatspolitischen Unvermögens der Regierung in einem Entwicklungsland, sondern auch der mangelnden Effizienz und Stabilität der politischen Institutionen, sowie der fehlenden Präsenz des Staates in den Provinzen. Das Funktionieren eines politischen Systems hängt weiterhin auch von der politischen Kultur eines Landes ab. Dazu kommt die Korruption, durch welche Staatseinnahmen nicht für Entwicklungsprogramme im eigenen Land, sondern für unsachgemäße Zwecke verwendet werden. Andere politische Merkmale sind:

-

Verletzungen der Menschenrechte

-

Autoritärer Staat (z.B. Militärdiktaturen)

-

Bürgerkrieg oder bürgerkriegsähnliche Zustände

-

gewaltsame Konflikte mit umliegenden Staaten und hohe Rüstungsausgaben

-

geringe Akzeptanz der politischen Institutionen in der Bevölkerung

-

geringe Besteuerung der Spitzeneinkommen

Viele der eben genannten Merkmale haben indirekt oder direkt mit Wasser zu tun. Deswegen verwundert es auch nicht, dass Wasserknappheit in einem Land eben genau diese Folgen hat und es somit zu einem Entwicklungsland machen. Allgemein wird von Wasserknappheit gesprochen, wenn Wasser entweder nicht in ausreichender Menge und/oder nicht in ausreichender Qualität zur Verfügung steht. Von diesem Problem sind 20% aller Menschen weltweit betroffen, südlich der Sahara betrifft dieses hat sogar jeder Zweite keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Die Problematik in der dritten Welt

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6.2 Wasserknappheit und Wassermangel Per Definition ist Wasserknappheit nicht gleich Wassermangel. Eine exakte Definition des Begriffs Wasserknappheit ist kaum möglich, denn er steht für einen Zustand, der mit regionalen, ökonomischen und sozialen Bedingungen in Beziehung steht. Ein gebräuchlicher, von hydrologischer Seite entwickelter, Indikator für Wasserknappheit orientiert sich an der Relation von der Bevölkerungszahl

zur

verfügbaren

Menge

an

erneuerbarem

Wasser.

Unterschreitet die Menge an Wasser, die jeder Person pro Jahr zur Verfügung steht, die Grenze von 1.700 m3, wird von Wasserknappheit gesprochen. Verfügt jede Person sogar über weniger als 1.000 m3 Wasser im Jahr, ist das Land von Wassermangel betroffen. Tabelle 2 [22] zeigt eine Übersicht über die Einteilung von Wasserknappheit und Wassermangel:

Menge an Wasser [m3] pro Person und pro Jahr Wasserknappheit liegt nur selten vor und ist lokal begrenzt

> 1.700

Wasserknappheit

1.000 – 1.700

Wassermangel (Gesundheitsbedingungen und Wirtschaft deutlich beeinflusst)

500 – 1.000

Extremer Wassermangel (lebensbedrohliche Ausmaße)

< 500

Tabelle 2: Grenzen für Wasserknappheit und Wassermangel

Allerdings sind das nur ungefähre und keine exakten Grenzwerte. Wann Wasserknappheit einsetzt, ist regional verschieden und hängt vom Klima, der wirtschaftlichen Entwicklung und anderen Faktoren ab, die im Folgenden noch genauer erläutert werden. Wasserknappheit kann auch gemildert werden durch umfassende Programme zur Wassererhaltung und durch eine bessere Technik.

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Dennoch sind die Grenzwerte für Mangel und Knappheit ein brauchbares Werkzeug,

wenn

man

die

möglichen

Auswirkungen

von

Bevölkerungs-

veränderungen auf die pro Kopf verfügbaren Wasservorkommen erörtern will. Verfügbarkeit meint in diesem Zusammenhang, dass das Wasser als solches vor Ort vorhanden ist und im Prinzip genutzt werden könnte. Bei der Betrachtung dieser weltweiten Verfügbarkeit von Wasser (vgl. Abbildung 18) wird deutlich, dass in vielen Ländern Wassermangel und –knappheit herrscht, aber auch einige Länder – darunter ein Großteil Europas – nur knapp über dieser Grenze von 1.700 m3 pro Jahr und Kopf liegen. [7]

Wassermangel

Wasserknappheit

gerade ausreichende Wasserversorgung

Abbildung 18: Wassermangel und Wasserknappheit weltweit

Die Verfügbarkeit von Wasser sagt aber nichts darüber aus, ob die Menschen faktisch Zugang dazu haben, d.h. über die Mittel und Möglichkeiten verfügen, es tatsächlich zu nutzen. Es variiert also die Fähigkeit von Ländern – sowohl auf der Ebene der Individuen als auch auf der der Institutionen – mit knappen Wasservorräten hauszuhalten. Dementsprechend kommen manche Länder besser mit einem sich verknappenden Angebot an verfügbarem Süßwasser zurecht als andere. Dies sieht man zum Beispiel an Israel, das allgemein als verhältnismäßig wohlhabend gilt. Hier kommt man mit erheblich weniger Wasser aus, da pro Person jährlich nur rund 400 m3 Süßwasser zur Verfügung stehen.

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Dagegen können Länder, die Wasser im Überfluss besitzen, aufgrund regionaler Unterschiede oder besonders hohem Wasserbedarf, große Probleme mit der Wasserversorgung haben. Doch trotz solcher Abweichungen gelten oben genannte Grenzen als weltweit nützliche Grenzwerte für Wassermangel, da sie helfen können, die Dringlichkeit von Problemen abzuschätzen, die mit der Verfügbarkeit von Süßwasser zusammenhängen. Sie können auch einen Einblick verschaffen, wie natürliche Grenzen das Wechselspiel von Umwelt und Bevölkerung beeinflussen.

Warum

die

Reaktionen

der

Länder

auf

Wasserknappheit

nach

diesen

Grenzwerten teilweise so unterschiedlich ausfallen hat mehrere Gründe: zum Einen beziehen sich die hier vorliegenden Daten über die pro Kopf verfügbare Wassermenge ausschließlich auf sich erneuerndes Süßwasser. Dieses ist definiert als nicht salzhaltiges Wasser, das sich jährlich durch Niederschläge erneuert und in Bächen und Flüssen ins Meer fließt. Nicht berücksichtigt wird Wasser, das durch die Sonneneinstrahlung oder durch Pflanzen in die Atmosphäre

verdunstet.

Nicht

mit

eingerechnet

sind

außerdem

auch

Grundwasservorräte, die sich – einen menschlichen Zeithorizont zugrunde gelegt – nicht durch Niederschläge wieder auffüllen. Darüber hinaus spiegeln diese Daten auch die jahreszeitlich bedingten Schwankungen der verfügbaren Wassermenge nicht wider. In den Tropen etwa fallen zur Regenzeit immense Wassermengen vom Himmel, die oftmals verheerende Flutkatastrophen auslösen, sich aber kaum für eine spätere Verwendung speichern lassen. Wenige Monate später verwandelt die Trockenzeit Flüsse und Bäche in Rinnsale und führt zu einer drastischen Verknappung des verfügbaren Wassers.

6.3 Ursachen und Auswirkungen Die Einstufung ganzer Länder als „von Wasserknappheit betroffen“ ist eigentlich methodisch unpräzise, da Wasserknappheit ein regional begrenztes Phänomen ist, das innerhalb eines Landes variieren kann.

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Das sieht man am Beispiel Brasilien, wo in den meisten Regionen Wasser im Überfluss vorhanden ist, besonders im Nordosten des Landes aber die Menschen mit Trockenheit und lang anhaltenden Dürreperioden zu kämpfen haben. Es gibt außerdem noch eine ganze Reihe anderer Gesichtspunkte, die im Zusammenhang mit der Wasserpolitik eines Landes stehen und so über die tatsächliche Wasserversorgung der Bevölkerung entscheiden. Hier sind beispielsweise ein hohes Bevölkerungswachstum, eine fehlende Abwasserbeseitigung, die zur Wasserverschmutzung führt, Armut oder Wasserübernutzung zu nennen, was meist mit negativen Folgen für die Gewässer einhergeht. Das Problem der Wasserversorgung wird also durch viele Einflussfaktoren bestimmt und so haben auch wie bereits erwähnt einige Länder, in denen Wasser eigentlich in großen Mengen vorhanden ist, größte Versorgungsprobleme. Deswegen werden im Folgenden verschiedene Faktoren, die im Zusammenhang mit der Problematik unzureichender Wasserversorgung in der Bevölkerung stehen, genauer durchleuchtet.

6.3.1 Natürliche Verteilung der Wasserressourcen Zu allererst sind die natürliche Verteilung und Erneuerung der Wasserressourcen und deren regionale und saisonbedingte Unterschiede zu nennen. Wie bereits bekannt ist, ist die Erdoberfläche zu fast zwei Drittel mit Wasser bedeckt, aber nur rund 3% davon sind Süßwasser und somit für den Menschen genießbar. Der größte Teil des Süßwassers lagert in gefrorenem Zustand an den Polkappen und in Gletschern oder im Grundwasser. Weniger als 1% ist in Flüssen, Seen und Sümpfen direkt zugänglich für den Menschen. Im hydrologischen Kreislauf zwischen Ozeanen, Atmosphäre und Boden werden die Wasserreserven ständig erneuert, die Erneuerungsraten differieren jedoch erheblich. Der größte Teil der erneuerbaren Reserven fällt als Niederschlag über den Ozeanen und dünn besiedelten Gebieten oder fließt ungenutzt ins Meer zurück.

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In Abbildung 19

[23]

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ist die weltweite Verteilung der Klimazonen dargestellt. In den

gelb gekennzeichneten Gebieten herrscht arides Klima vor. Das bedeutet, dass dort die jährliche potentielle Verdunstung den Niederschlag übersteigt. Es gibt sogar Gebiete wie die Atacama-Wüste in Chile, wo es tatsächlich nie regnet. In den grün dargestellten Gegenden herrscht humides Klima. Dabei handelt es sich um ein Klima, in dem die jährlichen Niederschläge größer sind als die Verdunstungskapazität – es herrscht ein Überangebot an Wasser. So fallen beispielsweise in manchen Regionen des tropischen Regenwaldes mehr als 5 Meter Regen pro Jahr.

arid semi-arid humid Abbildung 19: Klimazonen der Erde nach jährlicher Niederschlagsmenge

Die hellgrün eingefärbten Gebiete sind durch ein semi-arides Klima charakterisiert. In diesen Regionen fällt zwar im Schnitt – bedingt durch die geographische Lage – mehr Regen als in ariden Zonen, dennoch ist die meiste Zeit des Jahres die Niederschlagsmenge im Vergleich zur Verdunstungskapazität zu niedrig. In den Tropen etwa fallen saisonal bedingt zur Regenzeit immense Wassermengen vom Himmel, die oftmals verheerende Flutkatastrophen auslösen, sich aber kaum für eine spätere Verwendung speichern lassen. Wenige Monate später verwandelt die Trockenzeit Flüsse und Bäche in Rinnsale und führt zu einer drastischen Verknappung des verfügbaren Wassers.

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Also können in ariden oder semi-ariden Gebieten, wie vielen afrikanischen Ländern oder dem Nahen und Mittleren Osten, aufgrund ihrer geographischen Lage oder saisonaler Niederschlagsschwankungen natürliche Wasserknappheiten auftreten. Das Hauptproblem in Ländern mit saisonbedingter Wasserknappheit – gepaart mit kurzzeitigem Wasserüberfluss – ist die trockenheitsbedingte Zerstörung

der

Vegetationsdecke

und

Verhärtung

des

Bodens,

die

seine

Wasserspeicher- und damit Pufferkapazität reduzieren. Deshalb folgen auf Dürren Fluten und umgekehrt, was die Extremformen einer unsicheren Wasserversorgung darstellt und verheerende Auswirkungen auf die menschliche Entwicklung hat. So waren beispielsweise im Jahr 2005 über 20 Millionen Menschen am Horn von Afrika, also zum Beispiel in Somalia und Äthiopien, von einer schlimmen Dürre betroffen. Zur gleichen Zeit wurde Mosambik – das nur gut 1.000 km südlicher liegt – von Überschwemmungen heimgesucht, die sein Bruttonationaleinkommen um schätzungsweise 20% schrumpfen ließen, da viele Existenzen und Vermögenswerte zerstört wurden.

Der Leidtragende dieser extremen lokalen Unterschiede in der natürlichen Wasserverteilung ist die Bevölkerung. Selbstverständlich nützt es Ländern im Nahen Osten, in denen Wasserknappheit herrscht, nichts, dass Brasilien und Kanada im Schnitt über weit mehr Wasser verfügen als sie jemals verbrauchen könnten. Genauso wenig nützt es den Menschen in den Dürregebieten im Nordosten Brasiliens, dass ihren Landsleuten im Durchschnitt mehr Wasser zur Verfügung steht als in den meisten Ländern der Welt.

6.3.2 Veränderung des Klimas

Ein weiterer Faktor, der künftig zur Verschlimmerung der Wasserproblematik führen könnte, ist die Veränderung unseres Klimas. Es gilt mittlerweile als gesichert, dass ein globaler Temperaturanstieg nicht mehr zu verhindern und dass der Mensch sehr wahrscheinlich als Hauptverursacher zu betrachten ist. Der Klimawandel droht die Unsicherheit der Wasserversorgung in noch nie da gewesenem Ausmaß zu verschärfen.

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Selbst mit Vereinbarungen zur Verringerung der Kohlendioxidemissionen durch internationale Zusammenarbeit ist der gefährliche Klimawandel inzwischen kaum mehr abzuwenden und die gravierendsten Konsequenzen werden die Länder und Menschen zu tragen haben, die nicht dafür verantwortlich sind.

In Teilen Afrikas südlich der Sahara muss aufgrund von Wettermustern, die auf den Klimawandel zurückzuführen sind, mit Ernteeinbußen von bis zu 25% gerechnet werden.

[26]

Unterdessen bedrohen die beschleunigte Gletscher-

schmelze und die geringeren Regenfälle wichtige Nahrungsmittelanbausysteme in Südasien. Und die Geschwindigkeit der Eisschmelze steigt. In den kommenden Jahrzehnten könnten die ersten Gletscher verschwunden sein. Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist insgesamt ein Rückgang um 50% zu verzeichnen. Beispielsweise sind die Gletscher am Kilimandscharo um 80% zurückgegangen.

[22]

Das schnelle

Abschmelzen eines Gletschers führt zu kurzfristig höherem lokalen Wasserdargebot, das auch Überschwemmungen hervorrufen kann, dann jedoch rasch wieder abnimmt. Flüsse, die im Sommer ihren höchsten Stand hatten und vielleicht zur Trinkwasserversorgung herangezogen wurden, werden dann kleine Rinnsale sein, und eine Wasserverknappung kann die Folge sein.

Die Ausdehnung der arktischen Meereisdecke hat etwa um 15% abgenommen, ihre Dicke ist in dieser Zeit um 40% geschrumpft.

[22]

Der im Frühjahr 2007

vorgestellte vierte Report des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) stellt in Aussicht, dass die Arktis in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts eisfrei und bis zu 90% der Permafrostböden aufgetaut sein könnten. Ein Abschmelzen der Eismassen auf Grönland oder den Polkappen würde zu weiteren Wasserproblemen führen. Denn wenn die Küstenregionen durch den aus dem Schmelzen der Eismassen resultierenden angestiegenen Meeresspiegel überflutet werden, kann das Meerwasser auch in die Grundwasserleiter gelangen und zu deren Versalzung führen. Brunnen, aus denen man heute noch Süßwasser fördern kann, könnten dann Salzwasser führen.

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Szenarien, die das zukünftige Klima beschreiben, sind jedoch uneinheitlich. Hierzu gibt es unterschiedliche globale Klimamodelle, die alle komplexe Folgen erkennen lassen. Die Prognose von lokalen Niederschlägen und Niederschlagsmustern ist stark vom Modell und den zugrunde gelegten Parametern abhängig, so dass verschiedene Modelle zu teils ungleichen Aussagen gelangen und eine exakte Vorhersage von Niederschlägen schwierig ist. Beispiele der vorhergesagten Folgen der Klimaveränderung beinhalten das Abschmelzen von Gletschern und Eisschilden und den damit verbundenen Anstieg des Meeresspiegels, häufige Starkregen in gemäßigten Zonen oder eine Verdopplung der Anzahl sehr starker Hurrikans in der Karibik und dem Pazifik. [22]

In einigen Entwicklungsländern ist damit zu rechnen, dass in den kommenden Jahrzehnten extreme Dürren und Hochwasser verstärkt auftreten werden, was zu großen

wirtschaftlichen

Verlusten

sowie

zu

sozialen

und

ökologischen

Katastrophen führen kann. Die merklich geringere Wasserverfügbarkeit in Ostafrika, der Sahelzone und im südlichen Afrika infolge geringerer Niederschläge und höherer Temperaturen wird demnach einen starken Rückgang der Produktivität bei Grundnahrungsmitteln zur Folge haben. Hochrechnungen, die für regenbewässerte Gebiete in Ostafrika durchgeführt wurden, ergaben mögliche Produktivitätsverluste von bis zu 33% bei Mais, über 20% bei Sorghumhirse und 18% bei Hirse.

[26]

Durch diese Beeinträchtigung der Nahrungsmittelproduktion

sind weitere 75 bis 125 Millionen Menschen von Hunger bedroht. Die Armen sind dem Klima und somit dem Wetter für gewöhnlich besonders stark ausgesetzt und von den natürlichen Ressourcen direkt abhängig. Wenn die Trockengebiete trockener und die Feuchtgebiete feuchter werden und extremere Wetterereignisse immer häufiger auftreten, werden sie noch anfälliger für Hunger, Armut und Umweltzerstörung. Die Ungleichheit wird noch stärker zunehmen. Die Hauptlast wird die Landwirtschaft zu tragen bekommen. In manchen Regionen wird eine geringere Wasserverfügbarkeit in Verbindung mit veränderten Niederschlagsmustern die Erträge bis 2050 um ein Viertel oder noch mehr verringern. Die Unterernährung könnte demzufolge weltweit um bis zu 15% zunehmen. [26]

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Bereits heute gelten weltweit etwa 840 Millionen Menschen als unterernährt. Das Resultat der Unterernährung, deren Ursachen Armut, verschmutztes Wasser und unzureichende sanitäre Einrichtungen sind, ist eine Unterentwicklung der Menschen, insbesondere der Kinder. Abbildung 20

[25]

zeigt den prozentualen

Anteil der unterentwickelten Kinder unter 5 Jahren im Jahr 2008:

über 40 % 30 % - 40 % 20 % - 30 % unter 20 % keine Daten

Abbildung 20: Anteil unterentwickelter Kinder weltweit im Jahr 2008

Allein im Nordosten Kenias drohen aktuell drei Millionen Menschen in Folge einer seit Jahren anhaltenden Dürre zu verhungern. Ganze Hirtengemeinschaften haben ihre Herden und andere Besitztümer verloren, wodurch sie noch anfälliger für zukünftige Risiken geworden sind. Aufgrund der Dürre fiel das kenianische Bruttoinlandsprodukt zwischen 1998 und 2000 um mehr als 16%. Problematisch wirkt sich vor diesem Hintergrund auch die starke Zunahme der Bevölkerung aus.

6.3.3 Bevölkerungswachstum

Zwischen 1940 und 2000 hat sich die Weltbevölkerung von 2,3 auf 6,0 Milliarden Menschen mehr als verdoppelt. Gleichzeitig verdoppelte sich der Wasserverbrauch von jährlich 400 auf 800 m3 pro Kopf, was im Endeffekt einer Vervierfachung des weltweiten Wasserverbrauchs entspricht.

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Im internationalen Vergleich fällt auf, dass in den meisten afrikanischen Ländern eine überdurchschnittlich hohe Wasserknappheit herrscht. Dies liegt jedoch auch an einer dort vergleichsweise hohen Bevölkerungszahl in Trockengebieten: etwa 75% der afrikanischen Bevölkerung lebt unter ariden oder semi-ariden Bedingungen.

[24]

Die Bevölkerungszunahme ist in diesen sehr trockenen

Gebieten, in denen Wasser ohnehin eine knappe Ressource ist und Nahrungsmittel importiert werden müssen, besonders groß.

Und dieses teilweise explosionsartige Bevölkerungswachstum wird in Zukunft noch größere Probleme bereiten. Dem seit Jahrtausenden relativ konstanten Wasserdargebot steht nämlich ein stetig steigender Wasserbedarf einer wachsenden Weltbevölkerung gegenüber. Schon heute leben etwa 1,2 Milliarden Menschen in Regionen, die nicht genügend natürliche Wasservorräte haben.

Dazu kommen über 1,6 Milliarden Menschen, die in Gebieten mit ökonomischer Wasserknappheit leben. Hier ist zwar eigentlich genug Wasser vorhanden, aber es fehlt an der Infrastruktur, es aus den Flüssen oder dem Grundwasser abzuschöpfen. Hier gibt es keine Wasserleitungen, keine Brunnen und Zisternen oder die vorhandenen Einrichtungen sind so alt und marode, dass ein Großteil des kostbaren Wassers im Erdreich versickert.

Für das Jahr 2050 wird ein Anstieg der Weltbevölkerung von derzeit etwa 6,6 Milliarden Menschen auf über 9 Milliarden vorhergesagt.

[20]

Einige der höchsten

prognostizierten Wachstumsraten betreffen Bevölkerungen in trockenen Ländern, von denen ja die meisten schon heute unter schwindenden Wasserreserven leiden. Abbildung 21

[25]

zeigt die Prognose für die künftige prozentuale Zunahme

bzw. Abnahme der weltweiten Bevölkerung bis ins Jahr 2080:

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Zunahme [%]

Abnahme [%]

Abbildung 21: weltweiter Bevölkerungszuwachs bzw. -rückgang

Die steigenden Bevölkerungszahlen gehen mit einer Zunahme an Haushalten, Industrie und Landwirtschaft einher. Das heißt, das Bevölkerungswachstum erhöht nicht nur den Wasserbedarf, sondern beschleunigt auch die umweltbedingten Störungen des Wasserkreislaufs, da auch die Nahrungsmittel- und Energieproduktion zunehmen. Dazu gehören beispielsweise die Abholzung von Wäldern, eine Zunahme der Abfälle oder Schädlingsbekämpfungs- und Düngemittel. Zusätzlich muss noch der erhöhte Bedarf an Nahrungsmitteln der Bevölkerung gedeckt werden. Länder wie China, Indien oder Mexico haben den wachsenden Bedarf an Nahrungsmitteln in den letzten Jahrzehnten teils nur durch die Übernutzung der natürlichen Wasserressourcen befriedigen können.

6.3.4 Fehlende Abfall- und Abwasserbeseitigung Neben einem enormen Bevölkerungswachstum wird die zunehmende Wasserverschmutzung von Grund- und Oberflächenwasser durch eine fehlende Abfallund Abwasserbeseitigung zu einem immer größeren Problem. Rund 95% der weltweiten Abwässer aus privaten Haushalten, industriellen Anlagen und der Landwirtschaft werden ungeklärt abgeleitet.

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Etwa 40% der Weltbevölkerung verfügen über keine oder keine adäquate Abwasserentsorgung. Nicht einmal 10% der Bevölkerung ist an eine Kläranlage angeschlossen. [22]

Die möglichen Quellen für eine Gewässerverschmutzung sind sehr vielfältig: von punktueller Einbringung wegen schadhafter Installationen bis zu diffusem Eintrag. Schadstoffe werden auch durch Niederschläge von den Straßenoberflächen in die Oberflächengewässer gespült. Die häufigsten Gewässer belastenden Schadstoffe sind Krankheitserreger und Mikroben, Nährstoffe aus Düngemitteln, Schwermetalle und giftige Substanzen wie zum Beispiel Pestizide. In vielen Gewässern finden sich außerdem besonders beständige organische Verbindungen, wie z.B. Arzneimittel, Steroide und Desinfektionsmittel. Einzelne dieser Substanzen können über Jahrzehnte weitgehend unverändert im Ökosystem verbleiben und so den Menschen Schaden zufügen.

In den Entwicklungsländern sind für die Wasserverschmutzung vorrangig Bakterien und andere krankheitsauslösende Organismen, organische Substanzen und Arsen verantwortlich. Die zunehmende Verschmutzung ist jedoch nicht nur für den Menschen gesundheitsgefährdend, sie beschleunigt zudem die Degradation von Ökosystemen und verringert deren ökologische Leistungsfähigkeit. Der Eintrag von Stickstoff und Phosphor über Düngemittel in die Gewässer erfolgt in landwirtschaftsintensiven Gebieten in großen Mengen und führt zu extremer Belastung. Durch das überhöhte Nährstoffangebot (Eutrophierung) wird ein Massenwachstum von Algen ausgelöst, die zwar einerseits große Mengen an Sauerstoff produzieren, aber andererseits eine noch größere Menge Sauerstoff für die Zersetzung benötigen. Fäulnisprozesse, Fischsterben und Verlust der biologischen Vielfalt sind die Folge davon. Durch Eutrophierung können die Ökosysteme ganzer Meere nachhaltig verändert werden. So gilt beispielsweise das schwarze Meer als eutrophisches System. 650.000 Tonnen Stickstoff und mehr als 50.000 Tonnen Phosphor, sowie 2,5 Milliarden Kubikmeter meist ungeklärte Abwässer, finden ihren Weg ins schwarze Meer. [22]

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Die

durch

Abwässer

und

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Abfälle

entstehende

Verschlechterung

der

Wasserqualität ist besonders in den Entwicklungsländern bedrohlich, da in diesen Ländern der Anteil der Menschen, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben oder nicht mit sauberen Sanitäranlagen versorgt sind, extrem hoch ist und die meisten Abwässer ungereinigt in die Oberflächenwässer geleitet werden. So haben weltweit mehr als 2,6 Milliarden Menschen noch immer keinen Zugang zu geeigneter Sanitärversorgung. Die Bedarfsdeckungsquoten in vielen der ärmsten Länder der Welt sind erschreckend gering: Nur etwa ein Drittel der Menschen in Afrika südlich der Sahara und in Südasien haben Zugang zu Sanitärversorgung – in Äthiopien sogar nur etwa ein Siebtel der Bevölkerung.

[26]

Dass diese fehlende

sanitäre Grundversorgung ein weltweites Problem ist verdeutlicht Abbildung 22 [27], in der die Verfügbarkeit sanitärer Einrichtungen für die Bevölkerung dargestellt ist:

Abbildung 22: Bevölkerung, die über sanitäre Einrichtungen verfügt

Keinen Zugang zu Wasser zu haben bedeutet, dass Menschen dazu gezwungen sind, Gewässer aller Art zu nutzen, die mit menschlichen oder tierischen Fäkalien verschmutzt sind, oder diese mit Tieren zu teilen. Keinen Zugang zu Sanitärversorgung zu haben heißt, dass Menschen dazu genötigt sind, ihr Wasser zum Trinken, Kochen und Waschen aus Flüssen, Seen, Be- und Entwässerungsgräben beziehen, die mit Fäkalien von Menschen und Tieren verunreinigt sind.

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Die „fliegenden Toiletten“ von Kibera, einem Elendsviertel von Nairobi, illustrieren drastisch, was fehlende Sanitärversorgung bedeutet. Weil die dort lebenden fast eine Million Menschen keine Toiletten zur Verfügung haben, verrichten sie ihr Geschäft in Plastiktüten, die sie anschließend auf die Straße werfen (vergleiche Abbildung 23). [28]

Abbildung 23: fliegende Toiletten von Kibera, Nairobi

In Jakarta und Manila wurden die bestehenden Kanalisationssysteme durch die rasche Verstädterung völlig überfordert, da nicht ausreichend in ihre Modernisierung investiert wurde. Dies hatte zur Folge, dass überall auf Grubenlatrinen zurückgegriffen wurde, die nun das Grundwasser verseuchen, Flüsse verpesten, Wasserquellen verunreinigen und die öffentliche Gesundheit gefährden. So sind etwa 80% der Krankheiten in ärmeren, südlichen Ländern auf unsauberes Wasser im Zusammenhang mit unzulänglichen sanitären Einrichtungen zurückzuführen.

Nach Angaben der UN erkranken jährlich beispielsweise vier Millionen Menschen durch verschmutztes Wasser an Durchfall. Weltweit sterben an dieser Krankheit täglich etwa 6.000 Menschen, die meisten davon Kinder. [22]

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Dadurch ist normaler Durchfall die Krankheit, die weltweit aufgrund von wasser-, sanitär- und hygiene-technisch bedingten Mängeln die meisten Todesopfer fordert. Im Jahr 2004 waren dies über 2 Millionen Menschen, wie auch Abbildung 24

[25]

verdeutlicht:

Mittel- und Südafrika 1.024.000 Südasien 733.000 Ostasien und Pazifik 177.000 Mittlerer Osten und Nordafrika 82.000 Lateinamerika und Karibik 64.000 Europa und Zentralasien 34.000 ertragsstarke Länder 12.000

Abbildung 24: Tote aufgrund von Durchfallerkrankungen im Jahr 2004

Infektionskrankheiten, die auf unsauberes Trinkwasser zurückzuführen sind, können von Bakterien, die beispielsweise die Legionärskrankheit, Cholera oder Typhus verursachen, oder Viren, die für Hepatitis oder Meningitis verantwortlich sind, ausgelöst werden. Daneben beherbergt verschmutztes Wasser auch eine Vielzahl von Parasiten, die dem Menschen erheblich schaden können. So sterben jährlich eine Million Menschen an Malaria, deren Mücken in verdreckten Wassertümpeln die optimalen Brutstätten finden. Auch Würmer befallen jedes Jahr Millionen von Menschen und verursachen ebenfalls Krankheiten wie Bilharziose oder Elephantiasis. Gerade in ländlichen Gegenden, besonders in Afrika, ist das vom Menschen, teils ohne vorherige Desinfektion oder Entkeimung, genutzte Wasser Entstehungsort und Verbreitungsweg für Infektionskrankheiten. Ein weiteres Problem fehlender sauberer Sanitäreinrichtungen ist die daraus resultierende Ungleichheit zwischen Männern und Frauen. Wenn die Schule keine geeigneten Hygieneeinrichtungen hat, ist es weniger wahrscheinlich, dass junge Mädchen, insbesondere nach der Pubertät, zum Unterricht gehen.

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Es wird geschätzt, dass Mädchen in Afrika südlich der Sahara in rund der Hälfte aller Fälle die Schule aufgrund dürftiger Wasser- und Sanitärversorgung abbrechen. Studien aus Indonesien, Kambodscha und Vietnam zeigen, dass Frauen übereinstimmend eine Toilette als eine ihrer ersten Prioritäten für ein gesundes Leben in Würde ansehen, doch sie werden selten nach ihrer Meinung gefragt. [26]

Allein durch die Installation einer Spültoilette im Haus erhöht sich die Wahrscheinlichkeit um fast 60%, dass ein peruanisches Kind seinen ersten Geburtstag erlebt. Auch Daten aus Ägypten zeigen, dass das Risiko, dass ein Säugling stirbt, in Haushalten mit Toiletten um 57% sinkt. Eine bessere sanitäre Grundversorgung und eine geeignete Infrastruktur zur Versorgung kappt die Verbindung zwischen schmutzigem Wasser und ansteckenden Krankheiten.

[26]

Die Wasser- und Sanitärversorgungskrise ist in erster Linie eine Krise der Armen.

6.3.5 Armut und Ungleichheit Mehr als 1/6 der Weltbevölkerung ohne Sanitärversorgung lebt von weniger als zwei US-Dollar am Tag. Schon allein diese Zahl verdeutlicht das Hauptproblem: die Armut ist häufig ursächlich für die fehlende Versorgung mit sauberem Wasser und Sanitäranlagen. Die Art und Weise, wie der Zugang zu einer adäquaten Wasser- und Sanitärversorgung in vielen Ländern verteilt ist, spiegelt die Verteilung des Wohlstands wider. Von den reichsten 20% der Weltbevölkerung haben durchschnittlich etwa 85% Zugang zu Leitungswasser im eigenen Haushalt, während es bei den ärmsten 20% der Bevölkerung nur 25% sind. [26]

Die Ungleichheit reicht aber noch weiter. In vielen Entwicklungsländern gilt übereinstimmend die absurde Regel, dass den ärmsten Menschen nicht nur weniger – und weniger sauberes – Wasser zur Verfügung steht, sondern dass sie dafür auch mit die höchsten Preise zahlen, die es auf der Welt überhaupt gibt. So geben die ärmsten Haushalte in El Salvador, Jamaika und Nicaragua im Durchschnitt mehr als 10% ihres Einkommens für Wasser aus.

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Die Bewohner der Slums von Jakarta, Manila oder Nairobi zahlen fünf bis zehn Mal mehr für die gleiche Menge Wasser als die Menschen, die in wohlhabenderen Gegenden derselben Städte leben. [26]

Dazu kommt, dass die Bewohner von wohlhabenden Gegenden der Städte Asiens, Lateinamerikas und Afrikas südlich der Sahara Zugang zu mehreren Hundert Litern Wasser am Tag haben, die ihnen zu niedrigen Preisen von den öffentlichen Versorgungsunternehmen ins Haus geliefert werden. Im Gegensatz dazu steht den Slumbewohnern und armen Haushalten in den ländlichen Landesteilen weit weniger Wasser zur Verfügung als die 20 Liter pro Person und Tag, die zur Deckung der einfachsten menschlichen Grundbedürfnisse nötig sind. So liegt beispielsweise in Daressalam und Mumbai der Wasserverbrauch pro Kopf in den Außenbezirken, die an das Versorgungsnetz angeschlossen sind, um das 15-fache höher als in den Slumgebieten dieser Städte. [26]

Je ärmer man ist, umso mehr muss man für sauberes Wasser zahlen. Diejenigen, die ihr Wasser von Tankwagen beziehen, kostet ein Liter Wasser sehr viel mehr, als ihre reicheren Landsleute oder als die städtische Bevölkerung der entwickelten Welt. Doch woran liegt es, dass die Armen weniger Zugang zu sauberem Wasser erhalten und mehr dafür bezahlen? Viele Menschen – speziell die Armen – werden durch ihre Armut, ihre eingeschränkten gesetzlichen Rechte oder eine öffentliche Politik, die den Zugang zur Infrastruktur von Wasser zum Leben und von Wasser als Lebensgrundlage beschränkt, systematisch vom Zugriff auf Wasser ausgeschlossen.

Arme Haushalte werden seltener an das Leitungsnetz angeschlossen und erhalten ihr Wasser häufiger aus diversen unaufbereiteten Quellen. Dies liegt häufig auch daran, dass diese Gebiete mit niedrigeren Einkommen in der Regel in den ländlichen Gegenden weit entfernt von den Städten liegen. Die Bereitstellung von Versorgungsleitungen für die verstreut lebende ländliche Bevölkerung gestaltet sich schwieriger und ist pro Kopf auch mit höheren Kosten verbunden, als für die städtische Bevölkerung.

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Haushalte, die nicht an das Versorgungsnetz angeschlossen sind, haben es nun – im Gegensatz zu den Reichen, die ihr Wasser normalerweise von einem einzigen Versorger beziehen – mit Dienstleistern zu tun, wenn sie ihr Wasser nicht aus ungeklärten öffentlichen Quellen beziehen wollen. Hier gibt es eine verwirrende Vielfalt an diversen Zwischenhändlern, von denen sie ihr Wasser käuflich erwerben können: Betreiber von Zapfstellen, fliegende Wasserhändler, Tankwagenfahrer oder Wasserträger.

Einige der Wasserverkäufer beziehen das Wasser aus dem städtischen Versorgungsnetz und verkaufen es dann zu einem höheren Preis an die armen Slumbewohner, die keinen Zugang zu Leitungswasser haben. Je weiter die Menschen von der Versorgungsquelle entfernt sind, desto mehr steigen die Preise. Wenn Wasser den Weg über Zwischenhändler nimmt, von denen jeder Transport- und Vertriebskosten aufschlägt, treibt dies den Preis in die Höhe. Infolgedessen ist das Wasser, das ein Wiederverkäufer liefert, oft zehn bis zwanzig Mal teurer, als das Wasser der öffentlichen Versorgungs-betriebe.

Die einzige Alternative ist, sich das Wasser aus ungeklärten öffentlichen Quellen zu holen, die oft kilometerweit entfernt liegen. So ist es in vielen Ländern die Aufgabe von Frauen und Mädchen die Familie mit Trinkwasser zu versorgen. Häufig verbringen sie so viele Stunden des Tages damit, Wasser zu holen mit entsprechenden Konsequenzen für Gesundheit, Bildung und Einkommenschancen.

Wenn also die Versorgungsunternehmen so viel günstigere Direktpreise anbieten und die Gesundheit von Frauen und Mädchen geschont werden könnte, warum lassen sich dann arme Haushalte nicht an das Versorgungsnetz anschließen? Oft ist der Grund dafür, dass sie sich die Anschlussgebühr einfach nicht leisten können – selbst in den ärmsten Ländern kann diese mehr als umgerechnet 100 US-Dollar betragen. In Manila entspricht die Anschlussgebühr an die Wasserversorgung für die ärmsten 20% der Haushalte etwa drei Monatseinkommen, in vielen kenianischen Städten sind es sogar sechs Monatseinkommen.

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In den ländlichen Gebieten gibt es überhaupt keine zentrale Wasserversorgung an die sich die Menschen dort anschließen lassen könnten, da die Installation unbezahlbar und unrentabel wäre. Dies ist auch der Grund dafür, dass viele Menschen aufgrund der fehlenden Perspektive in die Großstädte abwandern, wo sie jedoch in den Slums landen und erneut mit der Wasserproblematik konfrontiert werden.

Die Preispolitik der Versorgungsunternehmen verschärft diese Probleme noch. So wird beispielsweise in Dhaka in Bangladesch für den Wasserverbrauch ein Pauschalpreis verlangt. Dieser liefert jedoch keinen Anreiz zum Wassersparen, sondern macht es für die Wohlhabenden und Reichen – die über private Wasseranschlüsse verfügen – im Gegenteil nur einfacher und billiger, noch mehr Wasser zu verbrauchen. Ein Tarif, der mit der verbrauchten Wassermenge ansteigt, würde Mittel generieren, durch die das Versorgungsnetz ausgeweitet und die Infrastruktur der öffentlichen Versorgungsbetriebe verbessert werden könnte. Doch auch hier ist Vorsicht geboten: es gibt heute bereits viele Versorgungsunternehmen, die gestaffelte Tarife anwenden, wobei der Preis in Abhängigkeit von der Verbrauchsmenge steigt und so Fairness und Effizienz gewährleisten soll. In der Praxis haben diese Tarife jedoch oft den Effekt, dass die ärmsten Haushalte in die höchsten Tarifgruppen geraten. Der Grund dafür ist, dass die Zwischenhändler, die die armen Haushalte beliefern, Wasser in riesigen Mengen einkaufen und damit den höchsten Preis bezahlen.

Es ist zu befürchten, dass sich diese Ungleichheit noch wesentlich verschärft: Im indischen Bundesstaat Gujarat zum Beispiel, wo sinkende Grundwasserspiegel den Lebensunterhalt von mehreren hunderttausend Menschen bedrohen, deren Lebenssituation ohnehin schon prekär ist, beherrschen jetzt sogenannte Wasserbarone den Wassermarkt. Großgrundbesitzer haben Tiefbrunnen gebaut und entziehen den Nachbardörfern Wasser, um es dann zu einem hohen Preis an genau diejenigen wieder zu verkaufen, deren Brunnen sie durch ihr Vorgehen geleert haben. In anderen Teilen Indiens pumpen wohlhabende Landwirte rund um die Uhr Wasser auf ihre Felder, während gleich nebenan Kleinbauern auf sporadische Regenfälle angewiesen sind.

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Zu lösen wären diese Probleme nur durch die Politik vorgegebenen Gesetze und Regeln. Doch schon sieht man sich dem nächsten Problem ausgesetzt.

6.3.6 Politisches Unvermögen

Wie bereits erwähnt wird Wasserknappheit auch durch politische Prozesse und Institutionen verursacht, die die Armen benachteiligen. Was die Versorgung mit sauberem Wasser anbetrifft, sieht das Muster in vielen Ländern so aus, dass die Armen weniger bekommen, mehr bezahlen und die Hauptlast der mit Wasserknappheit verbundenen Kosten für die menschliche Entwicklung tragen müssen. Die Wasserknappheit ist dort das Ergebnis politischer Maßnahmen, die durch Subventionierung und Schleuderpreise einen übermäßigen Wasserverbrauch gefördert haben.

Denn die Themen Wasser- und Sanitärversorgung haben in der Politik vieler Entwicklungsländer längst nicht den Stellenwert, wie ihn beispielsweise die Verteidigung, die Wirtschaft oder der Handel haben. Mehr noch als bei der Wasserversorgung wird bei der Versorgung mit sanitären Anlagen ein Mangel an politischer Führerschaft deutlich, der sich im Zusammenwirken institutioneller Fragmentierungen, schwacher nationaler Planung und geringem politischen Ansehen widerspiegelt. So machen die öffentlichen Ausgaben für die Wasser- und Sanitärversorgung typischerweise weniger als 0,5% des Bruttoinlandsproduktes aus.

[26]

Untersuchungen zeigen dass diese Zahl durch die Militärausgaben bei

weitem in den Schatten gestellt wird. So beträgt zum Beispiel in Äthiopien der Militärhaushalt das Zehnfache des Budgets für die Wasser- und Sanitärversorgung, in Pakistan das 47fache.

Ein weiteres Problem liegt darin, dass der Zugang zu Wasser als produktiver Ressource einen Zugang zur Infrastruktur voraussetzt – aber auch der ist zwischen den Ländern und innerhalb der einzelnen Länder höchst ungleich verteilt. So wirkt sich auch der Wohnort hemmend auf den Zugang zum Netz aus.

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In vielen Städten verweigern die Versorgungsunternehmen Haushalten einen Wasseranschluss, die keinen offiziellen Grundbuchtitel vorweisen können und grenzen damit einige der ärmsten Haushalte aus. In anderen Ländern ist man in Großstädten aufgrund Wassermangels dazu übergegangen, Wasserrechte von landwirtschaftlichen Betrieben käuflich zu erwerben. Die Städte bieten in diesen Fällen einen deutlich höheren Preis, als mit der Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen verdient werden könnte. In Folge dessen liegt fruchtbares Farmland brach, da es nicht mehr bewässert werden darf. Auch Bauern in anderen Regionen müssen sich mit immer weniger Wasser für die Bewässerung ihre Felder begnügen, weil angrenzende Städte rechtlich oder finanziell in einer besseren Ausgangslage sind, um mehr Wasser für ihre Bewohner zu erhalten.

Im Bereich der Wasserversorgung dominieren die staatlichen Versorgungsträger. Sie liefern in Entwicklungsländern mehr als 90% des Leitungswassers und lassen aus den eben genannten Gründen die Armen häufig im Stich. Dass auch die Privatwirtschaft auf diesem Bereich kein Allheilmittel bietet, um alle Menschen gleichermaßen mit Wasser zu versorgen haben beispielsweise Argentinien, Bolivien oder die Philippinen gezeigt, wo infolge der Privatisierung die Wasserpreise in die Höhe geschossen sind. Dort sind teilweise noch mehr Vorsicht,

mehr

Regulierung

und

ein

noch

größeres

Engagement

für

Verteilungsgerechtigkeit gefordert. In Bolivien wurde sogar nach blutigen Auseinandersetzungen die Privatisierung rückgängig gemacht. Doch unabhängig davon, ob die Wasserversorgung in privaten oder öffentlichen Händen ist, werden in diesen Ländern zur besseren Versorgung der nicht am Wassernetz angeschlossen armen Bevölkerung staatliche Mittel benötigt.

Größere Erfolgschancen haben da politische Maßnahmen in den wasserknappen Ländern. Durch die Erhöhung des „Ertrags pro Tropfen“ mit Hilfe neuer produktivitätssteigender Techniken wie zum Beispiel Tröpfchenbewässerung oder der Verwendung speziellen Saatguts könnte es gelingen, die Wassersysteme zu entlasten. Die Abschaffung widersinniger Subventionen, die den übermäßigen Wasserverbrauch noch fördern, wäre ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.

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Die betriebene Politik eines Entwicklungslandes wird darüber entscheiden, wie es mit der Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Wasser und Sanitäranlagen weitergehen wird. Die Ausweitung der Bewässerungskapazität ist hierbei ein wichtiger Faktor, da sie für Regionen, die überwiegend auf Regenfeldbau angewiesen sind, das Potenzial für Produktivitätssteigerungen und Risikoeindämmung birgt. Dabei wird es eine der Hauptaufgaben sein, eine Übernutzung der Wasserressourcen und weitere Umweltschädigungen durch Großbauprojekte zu vermeiden.

6.3.7 Wasserübernutzung und Großbauprojekte

Die zentrale Süßwasserquelle für den Menschen ist das Grundwasser. Besonders Mega-Cities decken ihren Bedarf fast ausschließlich über Grundwasservorräte: Mexiko Stadt bezieht 70% seines Wasserbedarfs aus Grundwasser. Die weltweiten Grundwasserentnahmen haben sich seit 1950 mehr als verdreifacht. [B76]

Übermäßiger Wasserverbrauch äußert sich mit am deutlichsten in

Flusssystemen, die nicht mehr zum Meer gelangen, zusammenschrumpfenden Seen und absinkenden Grundwasserspiegeln um bis zu mehrere Meter pro Jahr.

Beispielsweise wurde in Mexiko Stadt in den 1980er Jahren, nachdem die Stadt von 1,6 auf 12,9 Millionen Menschen angewachsen war, so viel Grundwasser entnommen, dass sich das Erdreich jährlich um ca. 30 Zentimeter senkte.

[8]

In

Teilen Indiens fällt der Grundwasserspiegel jährlich um mehr als einen Meter ab. Durch das Absinken des Grundwasserspiegels bekommen Straßendecken Risse, Wasser- und Abwasserleitungen brechen auf, es kommt zunehmend zu Meerwassereinbrüchen und Überflutungen. Auch Seen und Flüsse haben unter nicht nachhaltigem Wasserverbrauch zu leiden. Zum Beispiel sinkt der Wasserspiegel des Naiwaschasees in Kenia, weil die Bauern sein Wasser auf ihre Felder leiten und aufgrund unzureichender Bewässerungstechnik so literweise Wasser verschwendet wird. Und der einst viertgrößte See der Welt, der Aralsee in Mittelasien, hat die Hälfte seiner Fläche verloren, weil seine Zuflüsse zur Bewässerung benutzt werden.

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Wird mehr Wasser, Grundwasser oder Oberflächenwasser entnommen, als regeneriert werden kann, so spricht man von einer Übernutzung der Ressource Wasser. Staaten in küstennahen Regionen haben wegen der starken Übernutzung der Grundwasservorräte mit dem Eindringen salzhaltigen Wassers in die Grundwasserleiter zu kämpfen. So sind zum Beispiel in Israel und zunehmend auch im Gaza-Streifen die Brunnen für die Trinkwasserversorgung und zur Bewässerung der Felder unbrauchbar geworden. Abbildung 25 welchen

Erdteilen

der

Wasserverbrauch

die

[24]

natürlichen,

verdeutlicht, in erneuerbaren

Wasservorkommen übersteigt:

hoch

gemäßigt

niedrig

geringe oder keine Übernutzung

angemessen

Abbildung 25: weltweite Übernutzung der Wasservorkommen

In den grün gekennzeichneten Gebieten können sich die Wasservorräte im Verhältnis zum Wasserverbrauch ausreichend regenerieren. In allen anderen Gegenden wird entsprechend der farblichen Kennzeichnung mehr Wasser verbraucht, als regeneriert wird. Die bereits genannten Folgen dieser Übernutzung führen im Endeffekt zu Wasserknappheit.

Für die agroindustrielle Nutzung galt die Erschließung und Modifikation von Flussbecken lange als notwendige Maßnahme. Große Ströme wurden umgeleitet, begradigt und aufgestaut.

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Heute werden mehr als 50.000 Staudämme weltweit zur Sicherung der Trinkwasserversorgung und zur Energiegewinnung betrieben, und mehr als 1.700 befinden sich im Bau.

[22]

Besonders in ariden und semi-ariden Vegetationen, wie

der Sahel-Zone (z.B. Manantali- und Diama-Staudamm), werden mit dem Bau eines Staudamms große Hoffnungen auf eine sichere Trinkwasserversorgung verbunden. Oft werden die berechneten Kapazitäten jedoch nicht erreicht und die Probleme nicht gelöst. Im Gegenteil: durch das Aufstauen des Wassers wird der natürliche Wasserfluss gestört. Leidtragend sind die Siedlungen, die sich unterhalb des Staudamms befinden und auf das Wasser des Flusses angewiesen sind.

Schwerwiegende Folgen hat die Errichtung eines Staudamms auch auf das marine Leben und das Ökosystem der Flussregion. Nur noch wenig Wasser erreicht die Flussmündung. So sank z.B. beim Bau des Assuan-Staudamms die Wassermenge, die das Nildelta erreicht, von 38% auf 2%.

[8]

Es drohen

Verlandung, gestörte Sedimentation, Verlust der biologischen Vielfalt und eine dauerhafte Veränderung von Wasserkreisläufen. Die klimatischen Verhältnisse werden verändert, denn das aus Stauseen verdampfende Wasser beeinflusst lokale Niederschlagsmuster. Großbauprojekte und Staudämme begünstigen außerdem eine verstärkte Verbreitung von Krankheitserregern. Nach dem Bau des Assuan-Staudamms in Ägypten hat z.B. das Risiko, an Bilharziose oder Malaria zu erkranken, deutlich zugenommen. [22]

6.3.8 Religion und fehlendes Know-How

Hinzu können noch religiöse Barrieren kommen. So ist es beispielsweise im hinduistischen Glauben zwingend notwendig, dass die Sonne immer auf die Wasserquelle scheint. Deswegen werden diese Quellen und Brunnen auch nicht abgedeckt, um sie vor möglicher Austrocknung oder Verschmutzung infolge der fehlenden Müllbeseitigung zu schützen. In Folge dessen leiden die auf dieses Wasser angewiesenen Menschen an Wasserverschmutzung.

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Der von Wasserknappheit betroffenen Bevölkerung fehlt es an Möglichkeiten, die Krise zu beenden und sich mit sauberem Wasser und Sanitäranlagen zu versorgen. Auch aktuelle Bewässerungssysteme sind ineffektiv, da das meiste Wasser verdunstet. Dabei gibt es einfache andere Techniken, welche die Wassereffizienz erheblich steigern könnten. Den bedürftigen Bevölkerungsgruppen fehlt jedoch bisher erstens das Problembewusstsein, um von den gewohnten Methoden abzuweichen und zweitens das nötige Know-How, um sich selbst zu helfen und so einen Weg aus der Wasserversorgungskrise zu finden. Doch da die entsprechenden Strukturen fehlen, um den benachteiligten Menschen in den Entwicklungsländern nachhaltige Entwicklungshilfe zukommen zu lassen, wird die Wasserknappheit in den nächsten Jahren weiter zunehmen. In Abbildung 26 [25] ist die weltweit prognostizierte Wasserknappheit im Jahre 2025 dargestellt:

geringe oder keine Wasserknappheit nahende physikalische Wasserknappheit physikalische Wasserknappheit ökonomische Wasserknappheit nicht abgeschätzt

Abbildung 26: weltweite Wasserknappheit im Jahr 2025 nach Ursache

Unterschieden

wird

in

dieser

Darstellung

nach

Art

und

Ursache

der

Wasserknappheit. Ökonomische Wasserknappheiten sind hauptsächlich durch eine fehlende Infrastruktur im Land begründet. Ursächlich für die Wasserknappheit in den gelb und orange gekennzeichneten Gebieten sind die physikalischgeographischen Gegebenheiten, also die Differenz zwischen Wasserangebot und –nachfrage.

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Letztendlich wird die Verfügbarkeit von sauberem Wasser und adäquater Sanitärversorgung entscheidend für die Entwicklung der Entwicklungsländer sein. Denn

obwohl

die

genaue

Beziehung

zwischen

Wasserversorgung

und

wirtschaftlicher Entwicklung bislang noch unklar ist, fällt auf, dass der größte Wasserbedarf in den frühen Entwicklungsphasen eines Landes auftritt. Mit fortschreitender Entwicklung finden die Menschen selbst Möglichkeiten, durch Erhaltung und Wiederverwendung Wasser zu sparen.

6.4 Wasser und Konflikte Es ist bekannt, dass die Knappheit von Ressourcen bestehende Spannungen zwischen Völkern verschärfen und Anlass zu neuen Konflikten geben kann. Wasser stellt da keine Ausnahme dar. Durch knappe Wasserressourcen kann erhöhtes Konfliktpotential entstehen, wenn sich angrenzende Staaten ohnehin schon knappe Wasservorkommen teilen müssen. Auseinandersetzungen um die Verteilung von Wasser sind meist in größere Konflikte der Region eingebunden und werden von territorialen, wirtschaftlichen, demografischen und auch militärischen Gesichtspunkten getragen. Zwischenstaatliche Kriege um Wasser sind aber noch eher die Ausnahme, die Regel sind multilaterale Kooperationen zwischen Anrainerstaaten oder eine grenzüberschreitende Wassernutzung. Die Water Treaties Datenbank der Universität Oregon listet 400 Wasserabkommen auf. Zu den seit langem über die Nutzung gemeinsamer Wasserressourcen verhandelnden Ländern gehören die Nil-Anrainerstaaten, Pakistan und Indien, die das Wasser des Indus gemeinsam nutzen oder die Türkei, Syrien und der Irak als Anrainerstaaten des EuphratTigris-Becken. [22] 37 akute Konflikte um Wasser sind in den letzten fünfzig Jahren registriert worden, davon 30 im Nahen Osten. Bei 21 dieser Konflikte kam es zu militärischen Operationen, in 18 Fällen war Israel beteiligt. Bei den meisten kriegerischen Auseinandersetzungen geht es fast nie ausschließlich um Wasser und Lösungen werden oftmals durch territoriale Streitigkeiten verhindert.

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Beispielsweise ist Wasser zwar nicht der Grund für Israel gewesen, die syrischen Golan-Höhen zu besetzen, jedoch der Hauptgrund, nicht wieder abzuziehen. Die Golan-Höhen sind Einzugsgebiet des Sees Genezareth, von dem Israel ein Drittel seines Wassers bezieht. Außerdem kontrolliert Israel seit einem Krieg von 1976 den größten Teil des Flusses Jarmuk mit seinen Quellen und lässt Jordanien kaum genug Wasser für die Bedürfnisse seiner wachsenden Bevölkerung. Obwohl Jordanien mit täglich 83 Litern pro Kopf den niedrigsten Wasserkonsum im Nahen Osten hat, verbraucht das Land bereits heute 15% mehr, als die wenigen Niederschläge und der Jarmuk liefern können.

[7]

Einige Forscher meinen sogar,

dass in einem Jahrzehnt Wasser, als kostbares und knappes Gut, Öl als Hauptanlass für Konflikte und Friedensbemühungen verdrängen könnte.

All die eben genannten Folgen eines zu hohen Wasserverbrauchs und einer Verschlechterung

der

Wasserqualität

machen

deutlich,

dass

eine

gute

Wasserpolitik, die die Weichen für eine nachhaltige Nutzung stellt, zentral für die Milderung oder Abwendung von Wasserknappheiten und -krisen ist. Handlungsbedarf besteht auch, um besser auf Änderungen bei Niederschlagsmengen und verteilung, Verdunstungsraten etc. reagieren zu können.

6.5 Die Millenniumsziele Im September 2000 sind deswegen die Staats- und Regierungschefs der 189 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen zu einem Gipfeltreffen in New York zusammengekommen. Sie verabschiedeten die Millenniums-Deklaration, welche die globalen Herausforderungen und die Agenda für die internationale Politik zu Beginn

des

21.

Jahrhunderts

beschreibt.

Aus

dem

Entwicklungs-

und

Umweltkapitel wurden acht international vereinbarte Ziele in einer Liste zusammengestellt und mit konkreten Zielvorgaben und Indikatoren belegt: die so genannten Millennium Development Goals (MDGs) zukunftsfähige und nachhaltige Weltentwicklung.

[29]

stehen für eine

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Der Schlüssel zum Erreichen der im Folgenden genannten Ziele ist die Bereitstellung von Trinkwasser und sanitären Anlagen. Hierbei ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Versorgung mit sauberem Wasser und Sanitärdienstleistungen dauerhaft ist und die Anlagen von den Menschen vor Ort selbst instand gehalten werden können. Dies ist auch expliziter Inhalt eines der Ziele: im Rahmen des MDG 7 verpflichtet sich die internationale Staatengemeinschaft dazu, bis 2015 den Anteil der Menschen zu halbieren, die keinen Zugang zu sauberem Wasser haben. Ebenso soll der Anteil der Menschen halbiert werden, die über keine sanitäre Basisversorgung verfügen.

Im MDG 1 ist festgehalten, dass die Zahl der Menschen, die weniger als 1 $ pro Tag verdienen um die Hälfte reduziert werden soll. Außerdem soll die Anzahl der Hunger

leidenden

eingeschlossen

Menschen

Frauen

und

halbiert

werden

Jugendliche,

und

sollen

für

alle

produktive

Menschen, Arbeitsplätze

eingerichtet werden. Durch Zugang zu sauberem Trinkwasser und eine verlässliche Versorgung bei erschwinglichen Kosten kann die Zahl der Krankheitstage vermindert werden und so die Arbeitsproduktivität und das Einkommen erhöht werden.

Ziel von MDG 2 ist es, für alle Jungen und Mädchen eine volle Grundschulausbildung sicherzustellen. Da es traditionell besonders die Mädchen sind, die täglich bis zu 60 Liter Wasser für ihre Familien nach Hause tragen und die deswegen keine Zeit zum Besuch von Schulen finden, würde eine gesicherte Wasserversorgung im Speziellen ihnen einen Unterrichtsbesuch ermöglichen. Auch der Einbau von sanitären Anlagen in den Schulen würde eine Teilnahme am Unterricht nachweislich erhöhen. So können auch die in MDG 3 enthaltenen Ziele erreicht werden, die eine Gleichstellung von Mann und Frau fordern. Außerdem wird dort gefordert, dass Frauen und Mädchen in der Schulerziehung grundsätzlich nicht benachteiligt werden dürfen, was heute leider noch zu oft der Fall ist.

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Die MDGs 4 bis 6 fordern eine deutliche Verbesserung der Gesundheitssituation in den Entwicklungsländern. Ein Ziel ist es, die Sterblichkeitsrate von Kindern unter 5 Jahren um 2/3 zu senken (MDG 4). Desweiteren soll der Muttertod um 3/4 gesenkt werden und allgemein der Zugang zur entsprechenden medizinischen Versorgung sichergestellt werden (MDG 5). Außerdem soll die Verbreitung von HIV, Malaria und anderen Krankheiten gestoppt werden und bis zum Jahr 2010 allen HIV-Betroffenen Zugang zu entsprechenden Behandlungsmethoden ermöglicht werden (MDG 6). Sauberes Trinkwasser, eine sanitäre Grundversorgung und Hygiene schützen vor Durchfall, sowie Haut- und Augenerkrankungen. Verbessertes Wassermanagement reduziert Moskito-Lebensräume und somit zum Beispiel Malariaaufkommen.

Wie schon erwähnt besagt MDG 7, dass der Anteil der Menschen, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben und ohne sanitäre Einrichtungen auskommen müssen, halbiert werden soll. Zusätzlich sind hier noch der Schutz und die Erhaltung von Naturräumen geregelt. So wird bereits 2010 ein deutlicher Rückgang der Vernichtung der Artenvielfalt erwartet. Dazu werden Gesetze zur umweltverträglichen Entwicklung in die Politik und die Programme der Länder integriert, um verlorengegangene Umweltressourcen wieder herstellen zu können. Diese werden vor allem durch eine weitere Ausdehnung der landwirtschaftlich genutzten Flächen gefährdet, die die natürlichen Wasserreservoirs und – regenerationsräume bedrohen.

Abschließend wird in MDG 8 angekündigt, die globale Zusammenarbeit zur Entwicklung weiter auszubauen und ein offenes, auf Vorschriften basierendes, vorausschauendes und nicht diskriminierendes Handels- und Finanzsystem zu entwickeln. Außerdem sollen spezielle Bedürfnisse der am wenigsten entwickelten Länder aufgezeigt werden. In Zusammenarbeit mit Pharma-Konzernen soll in Entwicklungsländern Zugang zu bezahlbaren unverzichtbaren Medikamenten sichergestellt werden.

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Aus den vorangegangenen Ausführungen ist nicht schwer zu erkennen, dass das Erreichen sämtlicher Ziele eng verbunden ist mit dem Millenniumsziel Wasser. Der Leitgedanke ist hierbei die nachhaltige Bewirtschaftung der Ressource Wasser. Diese bedeutet vor allem, dass die natürlichen Wasserressourcen in einer Weise genutzt werden, dass sie auch den künftigen Generationen noch zur Verfügung stehen. Die nachhaltige Erschließung der Wasservorräte erfordert daher die Berücksichtigung des Wasserkreislaufs, damit die sich erneuernden Wasservorräte langfristig nicht vermindert werden. Zusätzlich muss der einheimischen Bevölkerung das fehlende Know-How zur Wassergewinnung zur Verfügung gestellt werden. Doch unter welchen Gesichtspunkten wird eine nachhaltige Entwicklungshilfe durchgeführt und welche Methoden zur Wassergewinnung kommen in einem Entwicklungsland überhaupt in Frage?

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7 Dezentrale Wasserversorgung in der Entwicklungshilfe

Grundsätzlich gibt es eine Vielzahl an Techniken, mit deren Hilfe Trinkwasser gewonnen werden kann. Einige dieser Techniken dienen zur Bereitstellung und Förderung des Wassers, andere bereiten das gewonnene Wasser auf, um es für den Menschen nutzbar zu machen. Die einfachste Möglichkeit, an Trinkwasser zu kommen ist sicherlich die Gewinnung aus Oberflächengewässern wie Seen oder Flüssen, die durch Niederschläge regelmäßig erneuert werden. Diese Quellen sind jedoch – speziell in Entwicklungsländern – häufig durch Abfälle, Abwässer oder die gemeinsame Nutzung mit Tieren verschmutzt und stellen deshalb eine potentielle Gefahr für die Gesundheit der Menschen dar. So müssen häufig andere Möglichkeiten zur Versorgung mit sauberem Wasser gesucht werden.

In den ölreichen Golfstaaten ist in den letzten Jahren die Entsalzung von Meerwasser immer mehr zur Hauptquelle der Trinkwassergewinnung geworden. Da die Installation solcher Entsalzungsanlagen aber extrem teuer ist und für den Betrieb derselben ungeheure Mengen Öl oder Gas benötigt werden, kommt auch diese Möglichkeit der Trinkwassergewinnung für die allermeisten Entwicklungsländer nicht in Frage. Eine andere Variante zur Wassergewinnung ist die Nutzung von Luftfeuchtigkeit und Nebel. Diese Methode hat sich speziell in Küstenregionen wie Chile und Peru aufgrund ihrer Einfachheit etabliert und wird später noch genauer beschrieben.

Eine Methode, die vielerorts auf der Welt genutzt werden kann ist die Wasserversorgung mit Grundwasser. Ein entscheidender Vorteil ist, dass das Grundwasser in der Regel sehr sauber ist, da es durch das Absickern durch verschiedene Gesteins- und Sandschichten gefiltert und gereinigt wurde. Neben seiner weltweit guten Verfügbarkeit hat die Wassergewinnung aus Grundwasser noch den entscheiden Vorteil, dass einfache Techniken entwickelt wurden, mit deren Hilfe man dezentral über 50% der Menschheit mit sauberem Wasser versorgen kann.

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Für viele Millionen Menschen auf unserer Erde ist aber das Grundwasser nicht brauchbar, weil es mit natürlichen Schwermetallen wie beispielsweise in Bangladesch mit Arsen verseucht ist, zu hohe natürliche Fluorwerte aufweist, stark salzhaltig ist oder einfach durch den Menschen mit Nitraten und Pflanzenschutzmitteln verseucht wurde. Dann kann eigentlich nur noch auf das von Dächern gesammelte Regenwasser zurückgegriffen werden.

7.1 Grundsätze der Entwicklungshilfe Das Trinkwasserproblem in den Entwicklungsländern ist recht komplex. Manchmal spielen religiöse Riten, wie die wasserintensiven Waschungen in Indien eine große Rolle, oft sind es wirtschaftliche Interessen auf verschiedenen Ebenen und nicht selten ist es das soziale Verhalten ethnischer Gruppen, die einen Durchbruch in der

Wasserversorgung verhindern. Obgleich es nicht wenige

Städte geschafft haben, bei ihrer Wasserversorgung mit dem rasanten Bevölkerungswachstum mitzuhalten, sind dennoch viele Städte darunter, die Wasser schlichtweg einmal pro Woche oder nur stundenweise pro Tag liefern.

Der Hauptgrund liegt da meist in der Uneinigkeit über das Konzept. Finanzkräftige Partnerländer aus Europa oder Nordamerika sehen in der Anwendung ihres Konzeptes

von

den

Wasserversorgungen

zentralen, die

beste

in

ihren

Lösung.

Ländern

Zudem

nahezu

sichert

es

perfekten bezahlten

Technologietransfer und den Export der benötigten Güter wie Rohrmaterial, Schieber und vieles andere. Mit einer kleinen „Spese“ oder einem Stipendium im Ausland lässt sich dann ein Regierungsbeamter oder technischer Berater im Entwicklungsland noch leichter davon überzeugen, dass die Lösungen der Partnerländer die richtigen sind. Das Problem liegt darin, dass für diese Art der zentralen Wasserversorgung immer finanzielle Mittel und so ein entsprechender Geldfluss vorhanden sein müssen und daraus ein entsprechend hoher Wasserpreis resultiert. Viele Menschen der ärmeren Wohnviertel sind nicht gewillt diesen Preis zu bezahlen.

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In Bolivien kam es infolge dessen beispielsweise 2005 zu einem Volksaufstand, worauf die Wasserversorgung wieder reprivatisiert wurde. Mittelfristig reicht anschließend das Geld für den Unterhalt nicht mehr aus und das Rohrnetz verkommt langsam.

Ein Beispiel für fehlende Nachhaltigkeit ist häufig auch die Durchführung der sogenannten Soforthilfe, wie es beispielsweise nach den Erdbeben in Sri Lanka geschah. Hochmoderne Umkehrosmoseanlagen inklusive Stromaggregat wurden dorthin geliefert. Mit großem Aufwand und hervorragender Publizität wurde dann das Wasser von den Umkehrosmoseanlagen mit UNICEF Lastwagen im Dorf verteilt. Diese modernen Anlagen sind jedoch sehr störanfällig und unterliegen außerdem einem hohen Wartungsaufwand. Da der einheimischen Bevölkerung hierzu das notwendige Know-How fehlt, verschlechterte sich die Wasserqualität nach dem Abreisen der Hilfsorganisationen schnell wieder. Heute liegen die Anlagen in irgendwelchen Depots herum und verkommen langsam. Nach dem Abziehen der Organisationen sind die Länder dann aufgrund der fehlenden Nachhaltigkeit der Projekte leider oft nicht nur mit den gleichen Problemen wie früher konfrontiert: die Situation hat sich für viele Menschen noch verschlimmert. Es ist also verständlicherweise nicht zielführend, dem Entwicklungsland im FünfJahres-Rhythmus den neuesten Stand der Technik zur Verfügung zu stellen und somit die eigene Wirtschaft anzukurbeln.

Im Dorf Kudawella an der Südspitze der Insel wurden gleichzeitig zu einem winzigen Bruchteil der Kosten Handbohrungen in mehreren Dorfteilen gemacht und Wasser in der gleichen guten Qualität gefunden. Die Durchführung dieser Bohr-Projekte hatte auf die Bevölkerung eine andere Auswirkung, als die Installation der modernen Anlagen: die Bohrungen konnten von jedem selbst ausgeführt werden und auch die Wartung der Brunnen stellt keinen vor Probleme. Einige haben sich infolge der Schulungen selbständig gemacht und verkaufen als Dienstleister ihre Brunnen.

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Auf dem Land sieht die Wasserversorgung noch schlimmer aus. Obgleich die Statistiken z.B. in Bolivien besagen, dass ca. 50% der ländlichen Bevölkerung sicher mit sauberem Wasser versorgt sind, ist diesen Statistiken nicht viel Glauben zu schenken. Es mag zwar stimmen, dass 50% einen Wasserhahn im Hause haben, aber aus ganz vielen fließt leider kein Wasser, weil das System nicht funktioniert. Bei Brunnen sind es in der Regel die Pumpen, die nicht richtig gewartet werden, und deshalb bald kaputt gehen. Oft will niemand den Strom dafür bezahlen und so geschieht es, dass die Leute nicht selten mit ihren schmutzigen Eimern zum offenen Brunnen gehen und trübes Wasser schöpfen. Von den Verwaltungsgemeinden werden individuelle Lösungen gemieden, weil diese schlicht und einfach zu billig sind. Es gibt hier zu wenige Möglichkeiten, sich daran selbst oder die Parteikasse zu bereichern. Die Kontrolle der Bürger wäre zu groß, weil jeder die Materialpreise leicht erfragen kann und jeder die durchzuführenden Arbeiten selbst verrichten kann.

Zum Anderen ist das gesamte Bildungssystem für Ingenieure auf zentrale Wasserversorgungen ausgerichtet und es existieren kaum Fachkräfte, die die Gemeindeverwaltungen im Bau von dezentralen Wasserversorgungen beraten könnten. Zudem ist diese Art der Wasserversorgung, wie schon erwähnt, für die angehenden Fachkräfte nicht besonders lukrativ. Europäische Fachkräfte, die in dezentralen Wasserversorgungen beraten könnten, gibt es leider kaum. Auch in den entwickelten Ländern sind dezentrale Systeme durch allerlei Verordnungen – nicht selten wegen wirtschaftlichen Interessen z.B. Anschlusszwang – stark verdrängt und fast ausgerottet worden.

Die wirtschaftliche Zusammenarbeit steht bei den meisten westlichen Partnerländern an erster Stelle und zielt auf eine win-win Situation ab, die bedeuten würde, neue Märkte zu erschließen und damit für die Entwicklungsländer Abhängigkeiten zu schaffen. Würden konsequent günstige do-it-yourself Lösungen gefördert, würde daraus für die westlichen Länder keine win-win Situation mehr entstehen, was aus deren Sicht für die Zusammenarbeit kontraproduktiv wäre. Damit es wirklich demokratisch aussieht gibt man den Entwicklungsländern lieber zweckgebundene Finanzhilfen. So entsteht ein System des Geldrückflusses.

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Ein weiteres Problem stellen die meist komplexen Strukturen von Entwicklungshilfeorganisationen und Non Governmental Organisations (NGO’s) dar. Aufgrund der hohen Kosten für Personal, Verwaltung und eingesetzter Techniken benötigen die NGO’s wesentlich mehr Geld, um entsprechende Projekte in die Tat umsetzen zu können. So kommt nur ein geringer Anteil der zur Verfügung gestellten Gelder bei der Bevölkerung in den Entwicklungsländern an.

Verschlimmert wird die Situation, wenn in ethnisch stark strukturierten ländlichen Gemeinden Gelder ausgegeben werden. Zum Beispiel bei den Aimaras in Bolivien spielt das Prinzip „entweder alle oder keiner“ immer noch eine große Rolle. Deshalb ist es sehr leicht sie von einem zentralen Wassersystem zu überzeugen. Es gibt dort sogar Dörfer, in denen das schon 3mal hintereinander gelungen ist. Sie haben drei Wasserhähne im Hof – aus 3 verschiedenen zentralen Systemen – aber aus keinem kommt Wasser. Geduldig gehen sie alle wieder zum See oder zum dreckigen offenen Schachtbrunnen um Wasser zu schöpfen. Nur langsam setzt sich die Überzeugung durch, dass es am besten wäre, wenn jeder seine eigenen Regenwasserzisternen oder einen Bohrbrunnen mit Handpumpe besitzt.

Was geschieht in der Denkweise eines wenig gebildeten Menschen, der bei ernsten Wasserproblemen von irgendwem, sei es der Verwaltungsgemeinde, einer NGO, der Regierung oder sonst wem eine relativ komplizierte Lösung vorgesetzt bekommt? Was geschieht im Inneren der Menschen, wenn nach wochenlangen harten, unbezahlten Grabarbeiten aus dem zweiten, ja dritten Rohrnetz auch noch kein Wasser kommt? Zum einen funktioniert das Prinzip des „alle oder keiner“ nicht, zum anderen stellt sich das Gefühl der Ohnmacht, des widerholten Misserfolges, des untauglichen Menschen ein. Wenn ein Vater oder eine Mutter wochenlang an einem Wasserprojekt – und sei es nur als freiwilliger Grabarbeiter – beteiligt ist und das Ganze sich dann als umsonst herausstellt, was denken darüber deren Kinder? Mein Vater ist ein Versager, wir sind Versager, wir schaffen es nie an den Bequemlichkeiten dieser Welt teilzuhaben. Ständige Entmutigung kratzt am Stolz und an der Würde des Menschen.

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Das Gegenteil wäre der Fall, wenn z.B. die Familie gemeinsam eine Zisterne gräbt, um das Regenwasser aufzufangen oder zusammen mit dem örtlichen Brunnenbohrer

einen Bohrbrunnen erstellt. Dann ist die Frau stolz auf ihrem

Mann, weil er das Wasserproblem gelöst hat, die Kinder sind stolz auf den Vater, weil sie schon eigenes Wasser haben und die Nachbarn eventuell noch nicht und der Mann ist stolz, weil er Anerkennung und Respekt aus seiner Familie erfährt. Erfährt eine größere Gruppe dieses Gefühl der Anerkennung, dann ist sie auch eher

bereit

an

abstrakteren

Projekten,

wie

zum

Beispiel

Aufforstung,

Regenwasserinfiltrationsgräben etc. mitzuarbeiten. Als Gesamtes betrachtet wäre das einfach ausgedrückt: Entwicklung.

Wenn nach allgemein gültiger Aussage die Menschenwürde unantastbar ist, warum wird dann aufgrund wirtschaftlicher und finanzieller Interessen damit gespielt? Leider gibt es zum Thema Menschenwürde keine klare Definition und somit legt sie jeder so aus wie es ihm passt. Besonders schlimm ist es, wenn die Gemeinden die Dinge geschenkt bekommen. In einem sozialistischen System mit einem Gutteil gebildeter Menschen mag das zu einem gewissen Grad funktionieren. In einem armen multiethischen Entwicklungsland wie Bolivien aber eher nicht. Dafür resignieren die Leute, sie verlieren Eigeninitiative und werden immer mehr in den Sog der Abhängigkeit von Regierung, NGO‘s und anderen Geberorganisationen gezogen. Hinzu kommt das Auftreten der Entwicklungshelfer vor Ort, deren Bezugspersonen in der Regel hauptsächlich Regierungsbeamte sind, wodurch der Kontakt zu den eigentlich Bedürftigen fehlt. So kommt auch die Entwicklungshilfe in erster Linie bei der Regierung an. Die Mittel, die bei der übrigen Bevölkerung ankommen, hinterlassen bei dieser eher den Eindruck von der

Ankunft

eines

Weihnachtsmannes

als

der

Durchführung

von

Entwicklungsarbeit.

Man sagt, sinnvolle Entwicklungshilfe ist die Hilfe zur Selbsthilfe. Aber was verstehen wir darunter? Wenn Deutschland Geld gibt, dass damit deutsche Produkte und Dienstleistungen bezahlt werden und die Gelder dann wieder zurück nach Deutschland fließen, wem helfen sie dann?

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Wenn die Regierung oder eine Gemeindeverwaltung eines Entwicklungslandes populäre Werke baut, um sich dafür die Wählerstimmen bei der nächsten Wahl zu sichern und somit im Amt zu bleiben und weiterhin von Umsatz und Korruption zu profitieren? Oder gar, dass man finanziell arme Menschen so ausbildet, dass sie selber und durch eigene Kraft ihren Lebensunterhalt aufbringen können? Jeder legt „Hilfe zur Selbsthilfe“ so aus, wie es ihm passt.

Verbindet man jedoch den Begriff „Hilfe zur Selbsthilfe“ mit dem Begriff der Würde des Menschen, dann bleibt eigentlich nur letzteres übrig. Es steht auch sinngemäß geschrieben, „Lehre das Fischen aber verschenk keine Fische“. Das widerspricht zum einen dem menschlichen Gefühl des Mitleids und auch der ethischen Auffassung, in Not geratenen Menschen zu helfen, muss aber im Namen der menschlichen Würde durch die Vernunft überwunden werden.

Sinnvolle Entwicklungshilfe bedeutet also „Hilfe zur Selbsthilfe“ und diese richtig interpretiert. Es ist erforderlich sich mit den Menschen, ihrer Gesellschaft und dem sozialen Umfeld vor Ort auseinanderzusetzen, um erfolgreiche Entwicklungsarbeit leisten zu können. Hilfe zur Selbsthilfe bedeutet, den Menschen die Möglichkeiten und das Wissen zu geben, um ihre Probleme selbst erkennen und lösen zu können. Zur Lösung der Wasserprobleme der Dritte-Welt-Länder sind schnelle, praktische, einfache und nachhaltige Lösungen erforderlich, um in naher Zukunft wenigstens die Grundversorgung mit sauberem Trinkwasser sicherstellen zu können.

In der Praxis sollte es also zum Beispiel bei einem Brunnenbohr-Projekt im Optimalfall so aussehen, dass der Entwicklungshelfer mit leeren Händen und nur dem Wissen um mögliche Problemlösungen vor Ort ankommt und sich im ersten Schritt einen Überblick über die Lage, die Gegebenheiten und die Kultur verschafft. Als nächstes muss die Problemlösung den vorgefundenen Umständen, wie beispielsweise Bodenbeschaffenheit oder zu beschaffende Werkstoffe und Werkzeuge, angepasst werden. Den Einheimischen muss nun – getreu der Zielsetzung „Hilfe zur Selbsthilfe“ – durch Ausbildung beigebracht werden, wie sie sich selbst unter den gegebenen Umständen helfen können.

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Das Ziel einer nachhaltigen Entwicklungshilfe muss sein, es jedem einzelnen unter noch so schwierigen Bedingungen möglich zu machen, sich selbst mit Trinkwasser zu versorgen. Eine praktizierte nachhaltige Entwicklungshilfe bietet vielseitige Vorteile für die Menschen vor Ort: das Allerwichtigste, was auch den Menschen das Interesse an dieser Art von Entwicklungshilfe gibt, ist der Umstand, dass die Trinkwasseranlagen von wirklich jedem angefertigt und instand gehalten werden können und so die Würde eines jeden einzelnen unangetastet bleibt. Für den

Erfolg

einer

Entwicklungshilfe

von

außen

ist

in

vielen

Kulturen

mitentscheidend, ob die Menschen vor Ort ihre Selbstachtung und ihr Selbstwertgefühl behalten oder später wieder auf externe Hilfe angewiesen sind.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Tatsache, dass alle Materialien und Werkzeuge kostengünstig vor Ort erworben werden können und somit die Grundlage zu einem einfachen Bau, einer verständlichen Installation und einer verhältnismäßig günstigen Instandhaltung gegeben ist. Nicht außer Acht zu lassen ist außerdem der Umstand, dass die Einheimischen durch die persönliche Anfertigung der Anlagen einen anderen Bezug dazu haben und somit auch gewährleistet ist, dass die Anlage mit der notwendigen Sorgfalt behandelt wird.

Auch für die Umwelt und die sozialen Umstände vor Ort ist das Stichwort Nachhaltigkeit von Bedeutung. So muss sichergestellt sein, dass durch die verwendeten Technologien und Methoden der Umwelt nach Möglichkeit kein Schaden zugefügt wird. Und dies eben nicht nur kurzfristig, etwa bei der Installation der Anlagen, sondern auch auf lange Sicht gesehen, beispielsweise bei der Nutzung von Grundwasserreserven: hier muss von vornherein durch eine nachhaltige Nutzung einer Übernutzung vorgebeugt werden. Nicht zuletzt wird eine dezentrale Versorgung mit Trinkwasser zur Entlastung von Frauen und Kindern, sowie zur Entwicklung des ganzen Landes, beitragen: da die harte Arbeit des Wasserschleppens – in der Regel von Frauen und Kindern verrichtet – durch die Wasserversorgung vor Ort entfällt, gibt es weniger gesundheitliche Probleme und die so gewonnene Zeit kann für die schulische Bildung genutzt werden.

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7.2 Techniken zur dezentralen Wasserversorgung Im Folgenden werden nun zwei verschiedene Technologien vorgestellt, mit deren Hilfe nachweislich den Menschen vor Ort dabei geholfen werden konnte, ihre Wasserprobleme selbst zu lösen. Bei der Umsetzung der jeweiligen Techniken wurden von Anfang an – gemäß der eben angeführten Punkte nach dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ – die betroffenen Menschen und die Umstände vor Ort bei der Suche und der Auswahl von nachhaltigen Lösungen mit einbezogen. Die langjährige Erfahrung zeigt, dass durch die Erarbeitung dieser nachhaltigen Techniken der Erfolg der Projekte begründet ist. Zu Beginn werden aus dem Programm der EMAS-Techniken die Grundwassergewinnung, die Regenwassergewinnung und –aufbereitung, sowie die Versorgung von Haushalten vorgestellt. Im Anschluss daran wird die Technik des Nebelauffangens am Beispiel der Küste Chiles beschrieben.

7.2.1 Die EMAS-Grundwassergewinnung

EMAS steht für Escuela Móvil Aguas y Saneamiento Básico, was auf Deutsch bedeutet: Mobile Schule für Wasser- und Sanitärgrundversorgung. EMAS hat es sich seit 1991 unter dem Motto „Wasser für alle“ zur Aufgabe gemacht, es jedem einzelnen unter noch so schwierigen Bedingungen möglich zu machen, sich selbst mit Trinkwasser zu versorgen. Das Konzept EMAS basiert auf einfachen Technologien wie der manuellen Bohrung von tiefen Brunnen, selbstgebauten Handpumpen, Wassergewinnung aus Quellen, Wassertanks aus Beton, sanitären Anlagen und vielem mehr. Der Benutzer lernt, diese einfachen Technologien selbst zu bauen und instand zu halten. Ein sehr wichtiger Faktor in diesem Konzept ist die Ausbildung von Brunnenbauern, die somit Lieferanten für Trinkwasser auf lokaler Ebene sind. Deswegen werden weltweit Menschen in ländlichen Gebieten und vor allem in Gegenden mit zerstreuter Bevölkerung darin ausgebildet, mit Hilfe von einfachen Techniken und Hilfsmitteln selbst Brunnen zu bohren.

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Durch ihre Ausbildung können die Menschen in erster Linie sich selbst helfen und außerdem ihr Wissen gemäß „Angebot und Nachfrage“ in ihrer Region vermarkten. Die Anfertigung eines Brunnens mit Hilfe der EMAS-Technologien erfolgt in zwei einfachen Schritten: 1. Bohren des Brunnenlochs 2. Einbringen der Brunnenrohre und der Pumpe Die durchschnittliche Wasserfördermenge eines EMAS Brunnens beträgt 60Liter pro Minute. Mit der EMAS-Bohrmethode kann man in steinlosen Böden Tiefen bis zu 100 m erreichen. Dieses Bohrsystem ist sehr hilfreich bei der Beurteilung der Bodenverhältnisse und der Ergiebigkeit vorhandener Wasserreservoirs vor Ort, um später bei größeren Wasserreserven den Brunnen noch vergrößern zu können. Zur Durchführung der Bohrung sind nur drei Personen notwendig, die täglich eine Bohrung von bis zu 30 Metern Tiefe schaffen können. Die benötigte Ausrüstung wiegt nicht mehr als 200 kg und ist deshalb sehr flexibel einsetzbar. Die

für die

Anfertigung

einer

Brunnenbohrung

hauptsächlich

benötigten

Werkzeuge sind: -

Ein Eisengerüst von 4 Metern Höhe, das als Bohrturm und Kran dient, um die Bohrrohre einzuführen und wieder herauszuholen. Der Bohrturm bietet den Drehpunkt für einen Hebel, mit dessen Hilfe der Bohrende bei einer größeren Bohrtiefe beim Herausziehen des Bohrgestänges unterstützt wird.

-

Bohrgestänge

für

eine

ausreichende

Tiefe

mit

entsprechenden

Verbindungsstücken. Außerdem einen Bohrkopf und zwei Zangen, einen Wasserschlauch und eine Pumpe für den Schlamm. -

Als Hilfswerkzeuge braucht man einen Schraubstock, um die Bohrrohre beim Verbinden und Auseinanderbauen festzuhalten, zwei Schraubzwingen, ein Stück feines Netz um den Schlamm zu sieben, zwei Eimer und eine Drahtbürste.

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In Abbildung 27

[30]

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ist die Durchführung einer Bohrung nach der EMAS-Technik

dargestellt:

Abbildung 27: Anfertigung einer Brunnenbohrung mit der EMAS-Technik

Die Person A hat die Aufgabe, die Bohrrohre mit dem Bohrkopf mit Hilfe des Hebels zwischen 10 und 40 cm aus dem Bohrloch zu heben und danach wieder fallen zu lassen, damit sich der Bohrkopf in der Erde eingräbt. Zu Beginn des Bohrvorgangs genügt es, das Bohrgestänge mit Hilfe eines Seils und einer Umlenkrolle wieder herauszuziehen. Ab einer Tiefe von 10 Metern wird aufgrund des erhöhten Gewichts des Bohrgestänges der Hebel benötigt. Die Länge des Bohrgestänges muss der Bohrtiefe ständig angepasst werden. Die einzelnen Rohre können leicht miteinander verschraubt werden. Die Person B hat die Aufgabe zu bohren. Ist der Bohrkopf in den Boden des Bohrlochs fest hineingestoßen, wird dieser um 180° gedreht und dringt so weiter in das Erdreich ein. Die Person C pumpt zeitgleich mit einer Handpumpe, die mit dem Bohrgestänge verbunden ist, Wasser in den Brunnen, wodurch die Wände des Bohrlochs verfestigt werden.

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Das Bohrwasser, das aus Wasser und Lehm besteht, tritt durch den Handgriff in das Bohrgestänge ein, fließt durch das Rohr und tritt am Bohrkopf aus. Dort mischt es sich mit dem gelösten Erdreich und steigt wieder bis zur Oberfläche, wo es in den Bohrwasserspeicher fließt und den Kreislauf von vorn beginnt. Es ist sehr wichtig, darauf zu achten, dass entsprechend der Bodenbeschaffenheit eine unterschiedliche Wasserdichte gewählt werden muss. Wenn beispielsweise in Lehmböden gebohrt wird, benutzt man normales Wasser und wenn in Sandböden gebohrt wird, benutzt man dickflüssigeres Wasser, um die feinen Bestandteile binden und aus dem Bohrloch fördern zu können. Hat man einmal das Wasserreservoir erreicht ist noch eine zusätzliche Bohrungstiefe von ca. 4 Metern notwendig, um ausreichend Wasservorräte zu erschließen. Danach beginnt man mit der Spülung des Brunnens. Dazu injiziert man sauberes Wasser. Von unten wird der Schlamm nach oben gedrückt. Wenn das Wasser klar ist, bedeutet es, dass der Brunnen sauber ist. Nach dem anschließenden Entfernen des Bohrgestänges ist die Bohrung des Brunnenloches abgeschlossen. Im nächsten Schritt werden die Brunnenrohre zur Einbringung in das Bohrloch vorbereitet. Hierzu werden Kunststoffrohre mit einem Durchmesser von ca. 11/2 Zoll aus PVC verwendet. Das erste – also später das unterste – Rohr wird an einem Ende erwärmt und anschließend umgebogen, so dass es dicht ist. Anschließend werden am gleichen Ende des Rohres mit einer Säge Schlitze eingesägt, durch die später das Wasser eindringt. Danach wird am unteren Ende des Rohres, in das die Schlitze gesägt wurden, ein Filter aus Polyestergewebe gezogen, um im Wasser gelöste feine Sandpartikel zurückzuhalten. Die Brunnenrohre werden jetzt in die Brunnenbohrung eingeführt. Nun wird ein dünneres Rohr bzw. Schlauch in das Brunnenrohr bis zum Ende eingeführt und sauberes Wasser hineingepumpt. So werden der Stoff des Filters und das Innere des Brunnenrohres gespült und gereinigt. Dann schüttet man Sand zwischen die Wand der Brunnenbohrung und das Brunnenrohr, um das Brunnenrohr zu fixieren und den Raum zwischen der Wand des Wasserreservoirs und dem Filter zu füllen.

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Der letzte Schritt bei der Anfertigung eines EMAS Brunnens ist die Aktivierung des Brunnens. Während der Bohrung hat sich eine Lehmschicht am Rand des Wasserreservoirs

gebildet.

Diese

Lehmschicht

kann

das Einfließen

des

Grundwassers in den Brunnen verhindern und muss deshalb entfernt werden. Dazu wird das System des umgekehrten Rammbocks benutzt. Man führt dazu ein Rohr von 1/2 Zoll in den Brunnen mit einem Rückhalteventil an seiner Spitze ein. Wenn das Rohr ca. einen halben Metersehr schnell hinein geschoben und wieder herausgezogen wird, fließt das Wasser durch die Bildung von starkem Über- und Unterdruck nach oben ab. Gleichzeitig löst sich der angelagerte Lehm und wird durch den Filter und das Brunnenrohr nach oben gespült. Das Prinzip dieser Methode ist in Abbildung 28 [30] dargestellt:

Schnelles Hineinschieben und Herausziehen

Lehmschicht

Rohr mit Rückhalteventil an Spitze Aquifer

Filter

Stopfen

Abbildung 28: Aktivierung des Brunnens

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Der Brunnen ist nun fertig gestellt und kann jetzt sauberes Trinkwasser fördern. Nun muss noch die Pumpe mit Pumpengestänge in den Brunnen eingeführt werden. Die EMAS-Pumpe ist eine Kolbenpumpe und besteht aus zwei ineinander gesteckten PE-Rohren, die in ihrer Länge der Brunnentiefe entsprechend angepasst werden (vergleiche Abbildung 29) [30]. PE-Rohr

Rückschlagventil

Ansaugen

Rückschlagventil

Ausstoßen

Eingangsventil

Abbildung 29: Schematische Darstellung der EMAS-Pumpe

Am unteren Ende des Rohres mit dem größeren Durchmesser befindet sich das Einlassventil (mit einer Glaskugel als Rückflussverhinderer) und am unteren Ende des dünneren Rohres befindet sich das Kolbenventil (ebenfalls mit einer Glaskugel als Rückflussverhinderer). Bewegt man das innere Rohr auf und nieder, wird das Wasser in ihm nach oben gedrückt. Mit der EMAS-Pumpe können je Hub ca. 0,5 Liter Wasser aus einer Tiefe von bis zu 50 Metern gefördert werden.

Am dünneren Rohr der Pumpe dient ein T-Stück mit zwei seitlichen Verlängerungen als Griff. Von den beiden Verlängerungen ist eine Seite verschlossen, an der anderen kann das hochgepumpte Wasser austreten. Nun wird die Pumpe in den Brunnen eingeführt und am oberen Ende des Brunnenrohres fixiert. Mit Hilfe des Griffs kann jetzt das innere Rohr der Pumpe bewegt werden. Somit wird die Pumpe betätigt und Wasser gefördert. Der EMASBrunnen ist fertig.

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Für unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten gibt es auch unterschiedliche Bohrmethoden. Zum Beispiel machen grobkörniger Sand und steinige Böden manchmal eine normale Spülbohrung (wie eben beschrieben) unmöglich. Um kleine Steine durch das Spülbohrsystem zum schwimmen zu bringen, muss wie bereits erwähnt die Wasserdichte durch Zusätze wie Erdpulver erhöht werden, was aber nicht immer möglich ist. Eine andere Möglichkeit ist es, das System umgekehrt funktionieren zu lassen, also die Durchführung einer Saugbohrung. Normalerweise tritt das Bohrwasser durch das Bohrgestänge ein: jetzt schüttet man Bohrwasser in den Eingang des Bohrlochs. Gleichzeitig wird das Bohrwasser mit dem schmutzigen Material durch die Bohrrohre herausgesaugt. Außerdem gibt es für verschiedene Böden noch unterschiedliche Bohrköpfe: für Zementböden und sehr harte Böden benutzt man Bohrköpfe mit einer Diamantspitze, für Sand und Lehm die klassische Form mit spitzen Stahlzähnen.

7.2.2 Die EMAS-Regenwassergewinnung und -aufbereitung In Gegenden, wo das Grundwasser aufgrund seiner schlechten Qualität nicht nutzbar ist oder es aufgrund von der felsigen und steinigen Beschaffenheit des Bodens nicht möglich ist, einen Bohrbrunnen zu erstellen, kann Regenwasser als Trinkwasserquelle verwendet werden. Wie in Abbildung 30

[30]

veranschaulicht,

wird es durch das Hausdach, das als Auffangfläche dient, aufgefangen und durch einen Filter in unterirdische Ferrozementtanks geleitet, in denen das Wasser gesammelt wird. Mit der EMAS-Pumpe kann das Wasser dann nach Bedarf entnommen werden. Diese Methode ist auch in Gegenden mit durchschnittlich geringem Niederschlag erfolgreich anwendbar: mit einem jährlichen Niederschlag von nur 20 cm (z.B. in aridem Klima) auf einer Oberfläche von 10 x 10 Metern fallen 20.000 Liter Wasser. Für eine Familie von 5 Personen, die einen durchschnittlichen Verbrauch von 10 Litern pro Kopf hat, macht dies einen täglichen Verbrauch von 50 Liter. Teilt man die 20.000 Liter durch 50 Liter pro Tag, so reicht man mit dieser Wassermenge 400 Tage, d. h. für mehr als ein Jahr. Das bedeutet, dass sogar in Gegenden, in denen kaum Niederschläge fallen über entsprechend große Flächen ein ausreichender Trinkwasservorrat angesammelt werden kann.

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Filter

EMASPumpe

Abbildung 30: Regenwassergewinnung und –aufbereitung

Weil die Dächer in der Regel durch Blätter, Staub oder Vögel stark verschmutzt sind, wird vor dem Eintritt des aufgefangenen Wassers in die Tanks ein Filter installiert. Als Filter wird ebenfalls ein kleiner Ferrozementtank verwendet (vergleiche Abbildung 31)

[30]

. Diese kleinen Ferrozementtanks bestehen aus

einem Eisengeflecht, das als Gerippe dient und einer Zementschicht, die dafür sorgt, dass die Tanks undurchlässig gegenüber Flüssigkeiten sind. An diesem wird oben ein Eisenring befestigt. Daran wird wiederum ein Stück synthetischer Stoff wie ein Sack befestigt. Der Filter, in dem sich jetzt sämtliche Verschmutzungen sammeln, muss nur regelmäßig geleert werden.

Filter mit synthetischem Stoff

Abbildung 31: Regenwasserfilter

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Zum Speichern des gesammelten Regenwassers werden ca. 2 bis 3 unterirdische Ferrozementtanks mit einem Volumen von 4.000 bis 8.000 Liter verwendet. Zur Herstellung

dieser

einfachen

und

preiswerten

Ferrozementtanks

werden

entsprechend große Löcher in die Erde gegraben, die mit einer dünnen Schicht aus Zementmörtel verkleidet werden. Anschließend werden die Tanks mit einer Schicht aus Flüssigzement wasserundurchlässig gemacht. Um das Wasser aus den Tanks und zum Haus zu fördern wird die EMAS-Pumpe verwendet. Die Pumpe kann auch für den Transport in weiter entfernte Häuser benutzt werden. Die Leitung kann bis zu 300 m lang, bei einer Förderhöhe von ca. 30 m sein.

7.2.3 Von der EMAS-Pumpe ins Haus Die EMAS-Pumpe fördert das Wasser aus der Quelle – ob Brunnen oder Tank – zum Haus. Da der Druck ausreichend groß ist, kann das Wasser in einen im Haus höher gelagerten Verteilungstank gepumpt werden. Dieser Tank dient als Vorratsbehälter und ist wie der kleine Tank zur Filterung des Regenwassers aus Eisendrahtgeflecht und Zement hergestellt. Wie in Abbildung 32

[30]

dargestellt

können an diesen Tank nun über Leitungen Wasserhahn oder Dusche angeschlossen werden. So steht im ganzen Haus sauberes Wasser in ausreichender Menge zur Verfügung.

Tank

Spüle in der Küche

Abbildung 32: Wasserverteilung im Haus

Dusche

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Dank der EMAS Techniken wurden seit 1991 in Lateinamerika, Mittelamerika, Afrika und Südasien über 500.000 Brunnen gebohrt. Dadurch konnte die Lebensqualität von ca. 2.000.000 Menschen deutlich verbessert werden. In den letzten Jahren wurden über 200.000 selbständige Trinkwasserversorger und über 500 Ausbilder in Kursen ausgebildet.

7.2.4 Die Nebelauffangmethode

Länder mit Wassermangel, die an Küsten liegen haben eine weitere Möglichkeit, Trinkwasser zu gewinnen: das Auffangen von Nebel. In Abbildung 33

[31]

sind alle

Regionen markiert, in denen inzwischen die Methode des Nebelauffangs und die daraus resultierende Wassergewinnung praktiziert wird. So zum Beispiel auch in der Atacama-Wüste in Chile, wo Wassermangel an der Tagesordnung ist. Obwohl die Region direkt an der Pazifikküste liegt, ist sie einer der trockensten Landstriche der Welt. Wenn jedoch morgens das kalte Wasser der dort vorherrschenden Meeresströmung auf die warme Luft vom Festland stößt, entsteht Nebel. Dieser zieht am Vormittag über das Land.

Abbildung 33: Nebelauffang auf der Erde

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Seit Ende der 80er Jahre hat man dieses Nebelwasser für die Menschen nutzbar gemacht. In der Nähe des kleinen Fischerdorfs Chungungo auf einem Hügel unweit der Küste hat eine kanadische Hilfsorganisation Netze aufgestellt, die den Nebel fangen. Wenn der Nebel durch die Netze zieht, kondensiert er an den Maschen. Tropfen für Tropfen fließt er in eine Rinne und anschließend in ein großes Becken. Von dort fließt das Wasser über Rohre ins Dorf. Mit 72 Netzen, die jeweils eine Fläche von 48 m2 haben, gelingt es so etwa 12.000 Liter Trinkwasser pro Tag zu sammeln. Rund 30 Liter stehen jeder Person in Chungungo täglich zur Verfügung. Die Wartung der Anlage ist sehr einfach, alle Materialien sind in Chile preiswert erhältlich. Die Hilfsorganisation hat nach wenigen Jahren ihre Arbeit beendet. Heute führen die Bewohner des Dorfes die Anlage in Eigenregie. Die sogenannten Atrapanieblas (deutsch: Nebelfänger) sind Netze, in denen Nebeltropfen kondensieren, um dezentral und nachhaltig Trinkwasser zu gewinnen (vergleiche Abbildung 34)

[32]

. Diese Technik ist durch den Nebeltrinker-

Käfer inspiriert. Der Küstennebel trifft dabei auf die quer zur dominanten Windrichtung stehenden Netze. Das gewonnene Wasser rinnt über ein Leitungssystem abwärts und wird oberhalb des Dorfes gesammelt. Der Aufbau der ersten Netze erfolgte 1987 und der spätere Ausbau auch durch finanzielle Unterstützung der Europäischen Union und der kanadischen Regierung. Seitdem ist die Region Selbstversorger mit sauberem Trinkwasser.

Abbildung 34: Nebelfänger an der Küste Chiles

Zusammenfassung und Ausblick

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8 Zusammenfassung und Ausblick

Wasser ist nicht nur ein Teil unserer Umwelt, sondern die wichtigste Ressource des Menschen überhaupt. Ohne Wasser wäre Leben auf der Erde nicht denkbar. Erschreckenderweise leben aber weltweit aktuell 1,2 Milliarden Menschen in Regionen, die nicht genügend natürliche Wasservorräte haben. Weitere 1,6 Milliarden Menschen leben in Gegenden, in denen zwar eigentlich ausreichend Wasser zur Verfügung steht – es fehlt dort aber an der Infrastruktur, dieses Wasser unter der Bevölkerung zu verteilen oder die vorhandenen Wasserreserven sind derartig verschmutzt, dass sie nicht nutzbar sind. 2,6 Milliarden Menschen auf der Welt haben keinen Zugang zu adäquater Sanitärversorgung. Aus diesen Gründen sterben täglich 6.000 Menschen an den Folgen von Krankheiten, die durch verschmutztes Wasser verursacht werden – die meisten davon sind Kinder.

Diese Zahlen führen ganz klar vor Augen, dass schnellstens zumindest eine Grundversorgung mit sauberem Trinkwasser für die Bevölkerung in den Entwicklungsländern sichergestellt werden muss. Die Entwicklungspolitik muss gemäß dem Leitgedanken „Hilfe zur Selbsthilfe“ handeln. Hilfe zur Selbsthilfe bedeutet, dass den Menschen die Möglichkeiten und das Wissen gegeben wird, ihre Probleme selbst erkennen und lösen zu können. Die Lösungen müssen einfache, praktische und nachhaltige „do-it-yourself“-Lösungen sein. Dazu müssen regional angepasste Techniken verwendet werden, für die alle benötigten Werkzeuge und Materialien vor Ort beschaffbar sind und die so leicht verständlich und anwendbar sind, dass der Bau und auch die Wartung der Anlagen niemandem Probleme bereiten.

Nur so ist es möglich, die von den Vereinten Nationen festgelegten Milleniumsziele zu erreichen und die Wasserknappheit auf der Welt zu beenden.

Abbildungsverzeichnis

Seite 90

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wassermolekül .................................................................................. 6 Abbildung 2: vereinfachtes Phasendiagramm von Wasser .................................... 7 Abbildung 3: Dichte von Wasser und Eis über der Temperatur............................ 10 Abbildung 4: Unsere Erde – der blaue Planet ...................................................... 14 Abbildung 5: Wasserressourcen auf der Erde ...................................................... 16 Abbildung 6: grafische Darstellung des Wasserkreislaufs .................................... 20 Abbildung 7: Verteilung des weltweiten Wasserverbrauchs ................................. 24 Abbildung 8: Wasserverbrauch in privaten Haushalten in % ................................ 24 Abbildung 9: Aufteilung des Wasserverbrauchs pro Kopf .................................... 25 Abbildung 10: Wasserverbrauch in der Landwirtschaft in % ................................ 27 Abbildung 11: Wasserverbrauch in der Industrie in %.......................................... 29 Abbildung 12: Prognostizierter Anstieg des weltweiten Wasserverbrauchs ......... 31 Abbildung 13: Die Dritte Welt ............................................................................... 32 Abbildung 14: Länder mit durchschnittlichem Pro-Kopf-Einkommen < 745 $....... 34 Abbildung 15: weltweites Bevölkerungswachstum ............................................... 36 Abbildung 16: Bevölkerungspyramide eines Entwicklungslandes (Liberia, 2005) 36 Abbildung 17: Verbreitung der Cholera auf der Welt (Stand 2004) ...................... 38 Abbildung 18: Wassermangel und Wasserknappheit weltweit ............................. 41 Abbildung 19: Klimazonen der Erde nach jährlicher Niederschlagsmenge .......... 44 Abbildung 20: Anteil unterentwickelter Kinder weltweit im Jahr 2008................... 48 Abbildung 21: weltweiter Bevölkerungszuwachs bzw. -rückgang......................... 50 Abbildung 22: Bevölkerung, die über sanitäre Einrichtungen verfügt ................... 52 Abbildung 23: fliegende Toiletten von Kibera, Nairobi.......................................... 53 Abbildung 24: Tote aufgrund von Durchfallerkrankungen im Jahr 2004............... 54 Abbildung 25: weltweite Übernutzung der Wasservorkommen ............................ 62 Abbildung 26: weltweite Wasserknappheit im Jahr 2025 nach Ursache .............. 64 Abbildung 27: Anfertigung einer Brunnenbohrung mit der EMAS-Technik........... 80 Abbildung 28: Aktivierung des Brunnens ............................................................. 82 Abbildung 29: Schematische Darstellung der EMAS-Pumpe ............................... 83 Abbildung 30: Regenwassergewinnung und –aufbereitung ................................. 85

Abbildungsverzeichnis

Seite 91

Abbildung 31: Regenwasserfilter.......................................................................... 85 Abbildung 32: Wasserverteilung im Haus ............................................................ 86 Abbildung 33: Nebelauffang auf der Erde ............................................................ 87 Abbildung 34: Nebelfänger an der Küste Chiles................................................... 88

Tabellenverzeichnis

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Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Wasserangebot ausgewählter Länder ................................................. 17 Tabelle 2: Grenzen für Wasserknappheit und Wassermangel ............................. 40

Literaturverzeichnis

Seite 93

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Eidesstattliche Erklärung

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Eidesstattliche Erklärung (gemäß § 35, Abs. 7 RaPO)

Name, Vorname des Studenten:

Buchner Violeta

Matrikelnummer:

06399505

Hochschule:

Hochschule München

Fachbereich:

Fakultät 05

Studiengang:

Versorgungstechnik

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Diplomarbeit zum Thema Dezentrale Wasserversorgung in der dritten Welt

selbstständig und nur mit den angegebenen Hilfsmitteln verfasst habe. Wörtlich oder sinngemäß übernommene Zitate aus fremden Quellen sind als solche kenntlich gemacht. Die Arbeit hat noch nicht anderweitig in gleicher oder ähnlicher Form zu Prüfungszwecken vorgelegen und ist auch noch nicht veröffentlicht worden.

……………………….... Ort, Datum

.………..…………………………… Unterschrift Studierender

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