Die Rolle von Fremdverstehen und Landeskunde im Englischunterricht der Grundschule

Pädagogik Sigrid Opl Die Rolle von Fremdverstehen und Landeskunde im Englischunterricht der Grundschule Examensarbeit Friedrich- Alexander- Unive...
Author: Eugen Bader
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Pädagogik

Sigrid Opl

Die Rolle von Fremdverstehen und Landeskunde im Englischunterricht der Grundschule

Examensarbeit

Friedrich- Alexander- Universität Erlangen- Nürnberg

Erziehungswissenschaftliche Fakultät Lehrstuhl für Didaktik des Englischen Schriftliche Hausarbeit zur Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Grundschulen (nach LPO 1)

Thema: „Die Rolle von Fremdverstehen und Landeskunde im Englischunterricht der Grundschule“

Vorgelegt durch: Sigrid Opl

Datum der Abgabe: 05.10.2004

Inhaltsverzeichnis Einleitung..............................................................................................................S. 1 I Theorie................................................................................................................S. 3 1.

Fremdverstehen.........................................................................................S. 3 1.1

Definitionen....................................................................................S. 3

1.2

Differenz Verstehen- Fremdverstehen...........................................S. 6

1.3

Zusammenhang Fremdsprachenlernen- Fremdverstehen...............S. 8 1.3.1 Verhältnis Kultur- Sprache......................................................S. 9 1.3.2 Rolle der Perspektiven............................................................ S. 10 1.3.2.1 Bedeutung der Innenperspektive.................................S. 11 1.3.2.2 Bedeutung der Außenperspektive................................S. 12 1.3.2.3 Annäherung von Innen- und Außenperspektive..........S. 14

2. Begründungen und Funktionen der Landeskunde im Englischunterricht der Grundschule..........................................................................................S. 15 2.1 Zusammenhang Sprache und Wesensart.............................................S. 15 2.2 Kultureller Ansatz................................................................................S. 17 2.3 Interkultureller Ansatz.........................................................................S. 19 3. Thematiken des Fremdverstehens und der Landeskunde im Bereich Fremdsprachen im Lehrplan der Grundschule................................S. 22 II Praxis.................................................................................................................S. 28 1. Untersuchung..............................................................................................S. 28 1.1 Untersuchungsanlage............................................................................S. 28 1.2 Forschungsfeld......................................................................................S. 30 1.3 Untersuchungsplan................................................................................S. 31 1.4 Aufbau und Erläuterung des Fragebogens............................................S. 32 1.5 Testlauf und daraus resultierende Änderungen.....................................S. 34 1.6 Befragte Kinder.....................................................................................S. 36 2. Auswertung des Fragebogens.......................................................................S. 37 2.1 Allgemeiner Teil.....................................................................................S. 37 2.1.1 Kenntnisse englischsprachiger Länder........................................S. 37

2.1.2 Kontakte mit englischsprachigen Menschen...............................S. 40 2.1.3 Reiseerfahrungen in englischsprachige Länder...........................S. 45 2.1.4 Motivation und Interessen für englischsprachige Länder............S. 47 2.1.5 Spracherfahrung der Kinder.........................................................S. 55 2.1.6 Einschätzung der Intonation englischer Sprache.........................S. 71 2.1.7 Kenntnisse englischsprachiger Begrüßung..................................S. 73 2.1.8 Kenntnisse englischsprachiger Lieder.........................................S. 75 2.2 Brauchtum/ Traditionen........................................................................S. 78 2.2.1 Weihnachten in Deutschland. ......................................................S. 78 2.2.2 Kenntnisse von Weihnachten in englischsprachigen Ländern .........................................................................................S. 79 2.2.3 Kenntnisse von Thanksgiving/ Erntedank ...................................S. 85 2.2.4 Kenntnisse von Halloween...........................................................S. 90 2.3 Medien..................................................................................................S. 97 2.3.1 Kenntnisse von Fernsehsendungen/ Filmen in englischer Sprache..........................................................................................S. 97 2.3.2 Kenntnisse englischsprachiger Audio- Medien..........................S. 100 2.3.3 Kenntnisse englischsprachiger Bücher.......................................S. 102 2.3.4 Von den Kindern festgestellte Unterschiede zwischen englischsprachigen und deutschen Medien.................................S. 108 3. Rückschlüsse der Ergebnisse und didaktisch - methodischer Ausblick bzw. Konsequenzen für den Englischunterricht in der Grundschule... .......................................................................................S. 113 III Schlussbetrachtung.......................................................................................S. 120 IV Quellenverzeichnis........................................................................................S. 121 4.1 Literatur......................................................................................................S. 121 4.2 Elektronische Medien.................................................................................S. 122

V Eidesstattliche Versicherung...............................................................................S. 124 VI Anhang...........................................................................................................S. 125

Einleitung

„Jede neue Sprache ist wie ein offenes Fenster, das einen neuen Ausblick auf die Welt eröffnet und die Lebensauffassung weitet.“ (Frank Harris)

“No culture can survive if it attempts to be exclusive.” (Mahatma Ghandi)

Sprachen und Kultur sind seit jeher untrennbar miteinander verbunden. Das Zitat von Harris geht noch weiter und vergleicht Sprache - in diesem Falle soll es nun auf Fremdsprachen bezogen sein - mit einem offenen Fenster. Ein meiner Meinung nach nur zu treffender Vergleich. Mit Hilfe der Sprache kann man hinausblicken in die Welt, sie betrachten, seinen Horizont erweitern und das Leben bereichern. Und genau diese Welt besteht wiederum aus vielen verschiedenen Kulturen, die auf einem Erdball - mehr oder weniger - in Frieden zusammenleben aber auch immer weiter zusammenrücken. Womit das Zitat von Ghandi zum Tragen kommt: all diese Kulturen können nur überleben, wenn sie nicht jede einzelne für sich das Recht in Anspruch nimmt, die alleinige, exklusive Kultur zu sein, die allen Gesellschaften zu Grunde liegt. Sie würden schlichtweg zum Scheitern verurteilt sein. Diese Arbeit soll auf diesen recht eindrucksvollen Zitaten aufbauen. Die Fremdsprache, um die es sich handelt, ist Englisch. Sie ist das Fenster, das Kindern schon früh, nämlich in der Grundschule (oder auch schon früher, in ihrer Lebensumwelt), einen Blick auf neue Kulturen erlaubt. Dabei sollen die Kinder so bald wie möglich lernen, dass es nicht nur ihre eigene Kultur gibt, die gepflegt und entdeckt werden will, sondern auch andere Kulturen, dass es sich lohnt, auch auf sie einen Blick zu werfen. Dabei sollen die Kinder herangeführt werden, sowohl die fremde Sprache als auch damit einhergehend die Lebensgewohnheiten, Bräuche, Traditionen, Sprachen,

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Eigenarten, Länder und vieles mehr, zu erkunden. Somit wird bereits früh einer Entwicklung ethnozentrischen Denkens entgegengewirkt, der Horizont der Kinder geöffnet, Akzeptanz, Toleranz und Offenheit als (hoffentlich) selbstverständlich erachtet. Welchen Beitrag die Grundschule, respektive der Englischunterricht ab Jahrgangsstufe drei gerade in diesen Bereichen leisten kann, ist Thema dieser Arbeit. Wie wichtig die Vermittlung von der Kunde fremder Kulturen und Lebenswelten ist, wie wichtig dabei die Fähigkeit ist, nicht nur sich selbst im eigenen Kontext zu sehen sondern diesen auch zu verlassen und herauszutreten, mit Hilfe des Fensters ‚englische Sprache’ hinauszublicken in die Welt und Neues zu entdecken, steht dabei im Mittelpunkt. Dabei soll in Betracht gezogen werden, mit welchem Wissen die Kinder der Grundschule in den Englischunterricht eintreten und welche Bilanz sich in diesen Bereichen nach zwei Jahren Englischunterricht ergibt. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei allen Personen bedanken, die mich im Verlauf dieser Arbeit auf liebenswürdige, engagierte und allzeit hilfsbereite Art und Weise unterstützt haben: Frau Antje Döllinger und das Kollegium der Grundschule der Pestalozzischule, Herrn Karl- Heinz Wendel und das Kollegium der Grundschule Altenberg und Herrn Dr. Heiner Böttger- vielen Dank!

Oberasbach, im Oktober 2004

Sigrid Opl

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I Theorie 1. Thema Fremdverstehen 1.1

Definitionen

Der Begriff „Fremdverstehen“ wird in der Fachliteratur teils sehr kontrovers definiert und diskutiert. Im Folgenden soll nun ein Auszug dieser Definitionen gegeben werden mit dem anschließenden Versuch einer eigenen Definition der Autorin. Das Giessener Graduierten- Kolleg „Didaktik des Fremdverstehens“ hat eine ganze Reihe von Forschungsarbeiten und Publikationen herausgegeben. Darin findet sich in verschiedenen Bänden unterschiedliche Teilaspekte beleuchtende Definitionen des Begriffs ‚Fremdverstehen’. Hier ein Auszug: Fremdverstehen besagt, dass wir etwas nicht im eigenen, sondern im fremden Kontext zu verstehen suchen, d.h. eine andere Perspektive einnehmen und eine Distanz zum Eigenen gewinnen. Es impliziert die Bereitschaft und Fähigkeit zu Perspektivenwechsel, Perspektivenübernahme und Koordinierung unterschiedlicher Sichtweisen. (Bredella/ Meißner/ Nünning/ Rösler 2000: XIIf) Eine weitere Definitionsmöglichkeit gibt Christiane Kallenbach in einem Beitrag der Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht. Sie sieht den Begriff als Lernziel in einem Lehr-/ Lernkontext und definiert ihn folgendermaßen: Es geht um den Erwerb von Wissen im Hinblick auf ‚das Fremde’, um eine Annäherung an die Perspektive anderer. Dieses Wissen kann aber nur dann konstruktiv zum Tragen kommen, wenn dieser Prozess begleitet wird von einem Erkenntnisgewinn im Hinblick auf die eigene Person. Hier geht es um die Einsicht, dass Verstehen keineswegs nur ein auf den anderen gerichteter Prozess ist, sondern sich immer auch und gerade rückbezieht auf eigene Standpunkte und vertraute Auffassungen, auf die Beschränkungen des eigenen Weltbildes (Kallenbach 1996).

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Herbert Christ gibt in seinem Artikel „Fremdverstehen und interkulturelles Lernen“ der selbigen Zeitschrift eine, wie er es nennt, „Arbeitsdefinition“ des Begriffes: Von Fremdverstehen sprechen wir dann, wenn zwei Partner, die einander verstehen wollen, unterschiedliche, kulturell bedingte Referenzrahmen haben. Das ist z.B. immer dann (aber nicht nur dann) der Fall, wenn sie verschiedene Sprachen als Muttersprachen sprechen und sich folglich in einer ihnen fremden Sprache verständigen müssen. (...) Nehmen wir (diesen Fall) also als den Normalfall des Fremdverstehens (Christ 1996). Robert Lado, ein Linguist, spricht vom „Verstehen des Anderen“. Dies beinhaltet seiner

Meinung

nach:

„sprachliches

Verstehen

durch

Kenntnis

des

außersprachlichen Verhaltensraumes, in dem sich Sprache ereignet und auf den sie ursprünglich bezogen ist, (...) und Kenntnis vom und Verständnis für den Anderen im Dienste einer Verständigung über die Kulturunterschiede hinweg“ (Lado 1973, zitiert bei Erdmenger 1996: 22). Betrachtet man nun diese teils unterschiedlichen Sichtweisen der verschiedenen Autoren, so fällt auf, dass sie in gewissen Punkten durchaus übereinstimmen bzw. Schnittmengen bilden, in anderen Punkten jedoch stark auseinander differieren. Den Definitionen von Bredella, Meißner, Nünning, Rösler und Kallenbach liegt der Gedanke des Einnehmens einer anderen Perspektive zu Grunde. Es gilt, die vorhandenen Unterschiede zu überbrücken mittels Einnehmen verschiedener Perspektiven. Diese perspektivische Sichtweise ist also von zentraler Bedeutung im Bereich des Fremdverstehens, wie sich auch im Verlauf dieser Arbeit noch zeigen wird. Bei Lado und auch bei Kallenbach geht es ganz zentral um den Wissenserwerb bzw. die Kenntnis des Fremden, wenn sie von der Thematik des Fremdverstehens sprechen. Kallenbach geht sogar so weit, dass sie die These aufstellt, ohne Fremdverstehen sei ein Wissen über andere Kulturen, bzw. das Fremde eigentlich konstruktiv gar nicht möglich. Vor allem, weil Fremdverstehen für sie auch immer mit einem Erkenntnisgewinn im Hinblick auf die eigene Persönlichkeit einhergeht. Bei Christ wiederum zeigt sich ein ganz anderes Verständnis des Begriffs Fremdverstehen. Für ihn ist der ‚Normalfall’ des Fremdverstehens, wenn sich zwei Menschen unterschiedlicher Herkunft,

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unterschiedlicher Muttersprachen begegnen und sich auf eine gemeinsame Fremdsprache zur Verständigung einigen müssen. Sprächen sie Englisch, so würde Englisch hier als „lingua franca“ (Handelssprache) fungieren. Also eine ganz andere Sichtweise dieses Begriffes. In dieser Arbeit soll sich aber nun verstärkt der Auffassung von Fremdverstehen gewidmet werden, die es als eine Grundlage für mehrere fachdidaktische Aspekte des Englischunterrichts, besonders an der Grundschule, sieht. Als Grundlage, die in den Kindern gelegt und gefördert werden muss, wenn es beispielsweise um die Thematik der interkulturellen Erziehung geht. Ohne Fremdverstehen wäre dies wohl gar nicht oder nur schwer möglich. „Schon bei Nostrand (1966) sind Fremdverstehen und interkulturelle Kommunikationsfähigkeit als sich gegenseitig bedingende Kompetenzen beschrieben.“ (Gehring, 1999: 56). Auch den Erwerb von Wissen über „das Andere“ oder „das Fremde“ sieht die Autorin als ganz wesentlichen Bestandteil des Englischunterrichts in der Grundschule an, da nur so ein Verständnis in den Kindern erreicht werden kann, wie wichtig das Verstehen ist, das es ermöglicht, in fremden Tatsachen Eigenes und im Eigenen auch fremde Aspekte aufdeckt. Diese Fähigkeit ist auch ganz zentral und entscheidend, wenn es um die Förderung der Empathiefähigkeit bei Kindern geht, also den Perspektivenwechsel, die Perspektivenübernahme und -koordination. Und diese Empathiefähigkeit ist es, die in der Grundschule von grundlegender Bedeutung ist, gerade auch im Umgang mit multikulturellen Identitäten und zur Förderung interkultureller

Kompetenz,

die

ja

zum

einen

„die

Bewusstwerdung

eigenkultureller Verstehensvoraussetzungen und andererseits das Verstehen der fremden Kultur aus der Sicht ihrer Angehörigen“ (Bredella/ Christ 1995: 38). Diese

Fähigkeiten

„setzen

(darüber

hinaus)

ein

Bewusstsein

von

Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen den Kulturen voraus“ (Bredella/ Meißner/ Nünning/ Rösler 2000: XXXVIII).

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1.2

Differenz Verstehen - Fremdverstehen

Im Folgenden soll nun gezeigt werden, was eigentlich das Besondere am Fremdverstehen ist. Ob es sich hierbei um eine höhere Ebene des Verstehens handelt, ob man sich bei der Beschreibung eher an den Begriffen Nähe/Ferne orientieren kann oder ob es Fremdverstehen nur zwischen verschiedensprachigen Menschen gibt, soll nun erklärt werden. Auch, ob nicht alles Verstehen eigentlich Fremdverstehen ist, ist eine Frage, die nach einer Antwort verlangt. Der Unterschied von Verstehen und Fremdverstehen wird in der Fachliteratur kontrovers diskutiert. Teils wird der Begriff des Fremdverstehens als eine sogenannte Tautologie angesehen. Dies wird begründet durch die Tatsache, dass ja eigentlich

„alles Verstehen, wenn es diesen Namen überhaupt verdient,

Verstehen eines Fremden (ist).“ Weiterhin heißt es: „Das gilt selbst noch für das Verstehen des eigenen Ichs, bei dem ein Teil des Ichs noch unbekannte Teile des Ichs zu verstehen sucht“ (Bredella/ Meißner/ Nünning/ Rösler 2000: XXII). Verstehen ist so betrachtet eigentlich immer ‚Fremdverstehen’. Selbst wenn es um das Innerste, das eigene Ich geht, gilt es, das Fremde in mir zu verstehen. Dass es aber einen signifikanten Unterschied zwischen Verstehen und Fremdverstehen gibt, und was das Besondere an dieser ganzen Thematik ist, zeigt Herbert Christ an einem recht anschaulichen Beispiel. Im Folgenden bezieht sich die Autorin auf die Aussagen von Herbert Christ in seinem Artikel „Fremdverstehen

und

interkulturelles

Lernen

in

der

„Zeitschrift

für

interkulturellen Fremdsprachenunterricht (online)“ aus dem Jahr 1996. Ein Autofahrer eines europäischen Landes bzw. Kontinents fährt nach Großbritannien.

Dort

angekommen

findet

er

Straßen,

Hinweisschilder,

Verbotsschilder, Tankstellen, Raststätten usw. vor, sprich all das, was er bereits vom Kontinent her kennt. Um sich im Straßenverkehr zurecht zu finden, muss er also genau die gleiche Verstehensleistung aufbringen, wie er es auch zu Hause tut. Er muss sich also mit Hilfe von ganz konventionellen Zeichen orientieren, er muss auf andere Verkehrsteilnehmer achten, Hinweisschilder beachten, Straßenkarten lesen, tanken usw.. In diesem Rahmen hat er also Probleme im Bereich des Verstehens, die er bereits kennt.

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Hinzu kommen jedoch noch Probleme, die neu für ihn sind, wenn er ein erstmaliger Besucher Großbritanniens ist. Zuallererst lautet nämlich hier die Generalanweisung: ‚Links fahren!’. Zum anderen gibt es die Generalinformation: ‚es wird nicht in Kilometern, sondern in Meilen gerechnet!’. Für den Autofahrer ändern sich hier also zwei ganz entscheidende Momente seines

autofahrerischen

Bezugsrahmens:

zwei

grundlegende

Orientierungsmerkmale sind anders. Daraus ergibt sich, dass sein gesamter automobilistischer Bezugsrahmen umgebaut werden muss. Dieses Beispiel zeigt, dass der Bezugs- und Referenzrahmen für unser Verstehen eine essentielle Bedeutung hat: •

der gewohnte Rahmen gibt einem Menschen Sicherheit



er hilft bei der Orientierung



er erlaubt, neue Informationen einzuordnen und Vergleiche zu ziehen.

Zu diesem andersartigen, kulturellen Referenzrahmen kommt aber auch noch ein ganz signifikanter zusätzlicher Unterschied hinzu: die fremde Sprache. Ferner die Art und Weise, wie man mit ihrer Hilfe Wissen, Erfahrungen, Hoffnungen, Zu-/ Abneigung etc. zum Ausdruck bringen kann.

Dies nennt Christ den

„Referenzrahmen der besonderen Art“ (Christ, 1996). Wie schon zuvor angedeutet stellt sich die Frage ob nicht eigentlich alles Verstehen Fremdverstehen ist. An dieser Stelle zeigt sich deutlich dass der eigentliche Begriff des ‚Fremdverstehens’ in der Fachdidaktik seine Berechtigung hat, denn „wenn wir Menschen oder Dokumente einer fremden Kultur in einer fremden Sprache zu verstehen suchen, (und) dabei Orientierungen, die wir beim Sprechen in der Muttersprache als selbstverständlich ins Auge nehmen, fehlen, und durch diese Schwierigkeiten besondere Fähigkeiten notwendig werden“ (Bredella/Christ 1995: 11) Leistet man nun den Transfer ins Klassenzimmer, so zeigt sich schnell, dass es sich hier ganz ähnlich verhält. Auch hier muss der Mensch, in diesem Fall das Kind, seinen gewohnten Bezugsrahmen verlassen und sich auf etwas ganz Neues einstellen, etwas, das es zum ersten Mal in seinem Leben nicht mit der Sicherheit

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