Die Entwicklung des Kriminalromans in der Schweiz

Masarykova Univerzita Filozofická fakulta Ústav germanistiky, nordistiky a nederlandistiky Die Entwicklung des Kriminalromans in der Schweiz Die Hint...
Author: Benjamin Falk
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Masarykova Univerzita Filozofická fakulta Ústav germanistiky, nordistiky a nederlandistiky

Die Entwicklung des Kriminalromans in der Schweiz Die Hintergründe der Entstehung und der Entwicklung des Genres

Magisterská diplomová práce

Vedoucí práce: PhDr. Kovář Jaroslav, CSc. Vypracoval: Richtarčík Lukáš

Brno 2013

Ich erkläre hiermit, dass ich diese Arbeit selbständig ausgearbeitet habe und dabei nur die im Literaturverzeichnis angeführten Quellen verwendet habe. ………………………………… Richtarčík Lukáš Brno, Mai 2013

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An dieser Stelle möchte ich mich herzlichst beim Herrn PhDr. Kovář Jaroslav, CSc. für seine wertvollen Ratschläge und Geduld bedanken, die zur Entstehung dieser Arbeit beigetragen haben.

~3~

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis ....................................................................................................................... 4 1.

Einleitung ............................................................................................................................ 5

2.

Autoren der Vergangenheit und der Moderne .................................................................... 6 2.1.

Roger Graf ................................................................................................................... 6

2.2.

Paul Lascaux .............................................................................................................. 10

2.3.

Friedrich Dürrenmatt ................................................................................................. 13

2.4.

Friedrich Glauser ....................................................................................................... 17

3.

Literarische Epochen, in denen die erwähnten Autoren ihre Werke veröffentlichten ...... 19

4.

Die Entstehung des Krimi-Genres in der Schweiz ........................................................... 21

5.

Die Form des Genres in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts ................................. 23

6.

Die Entwicklung des Genres bis hin zu Paul Lascaux und Roger Graf ............................ 25

7.

Exkurs: Der schweizer Film im Zusammenhang mit dem Krimigenre ............................ 30

8.

Unterschiede ..................................................................................................................... 33 8.1.

9.

Weitere Unterschiede ................................................................................................ 35

Verwendete rhetorische Stilmittel der Moderne und der Vergangenheit ......................... 36 9.1.

Metonymie vs. Metapher ........................................................................................... 37

10.

Zusammenfassung ......................................................................................................... 40

11.

Verwendete Literatur ..................................................................................................... 41

Primärliteratur ....................................................................................................................... 41 Sekundärliteratur .................................................................................................................. 41 Internetquellen ...................................................................................................................... 42

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1. Einleitung

Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung eines populären Genres in einem abgegrenztem Raum und Zeit. Die Entstehung eines Genres in einem bekannten Land, das in jeder Hinsicht seine Bevölkerung verwöhnt. Der schweizerische Kriminalroman und seine Anfang sind also das Thema dieser Arbeit. Im Allgemeinen beschäftigt sich die Arbeit am Anfang mit der Abgrenzung der Termini und verschafft dem Leser einen Überblick in den gelesenen Werken. Der Anfang ist also zuerst den Autoren und ihren Werken gewidmet. Demnächst beschäftigt sich die Arbeit mit den jeweiligen Epochen, in welchen die Werke entstanden sind, damit der Leser auch einen Einblick in die Hintergründe bekommt und mit der sozial-gesellschaftlicher Situation bekannt gemacht wird. Die Anfänge des Genres werden in diesem Teil der Arbeit auch erwähnt und der Leser verschafft sich damit den ganzen Überblick über die Entstehung des Genres in diesem abgegrenzten Gebiet. Die eigentliche Komparation der jeweiligen Werke und des Schaffens der Autoren gibt die verwendeten Sprachmittel wider und zeigt ihre Funktionen in der zeitlichen Entwicklung. Das alles und auch die praktische Umsetzung findet der Leser am Ende der Arbeit, wo er außerdem noch die benutzte Literatur findet. Diese Arbeit soll also im Allgemeinen dem Leser das Genre als eine komplexe und sich immer entwickelnde Einheit darstellen. Er soll die eigentlichen Gründe dieser Entwicklung und auch die Unterschiede zu der deutschen Entwicklung dieses Genres verstehen. Die markantesten Differenzen sind erst nach der Komparation zu sehen und zu lesen.

~5~

2. Autoren der Vergangenheit und der Moderne 2.1.

Roger Graf

Roger Graf wurde in Zürich am 27. November 1958 geboren. Über meine Geburt gibt es nicht viel zu berichten, sie verlief offenbar problemlos.1

Grafs Eltern trennten sich als er 2 Jahre alt war. Seither lebte er mit seiner Mutter und deren Bruder, seiner Schwester und seiner Großmutter zusammen. Graf stammt aus einer italienischen Familie, die in Italien lebte (Orta San Giulio). Während des Zweiten Weltkrieges wurde seine Familie nach Deutschland deportiert, wo sie am Bodensee in der Kriegsindustrie arbeiteten. Danach wurden sie nach Italien abgeschoben und mit Hilfe von Verwandten in die Schweiz geholt. Seine Schulzeit gestaltete sich als schwierig, weil er ein Linkshänder ist, und weil man ihn in der Schule als einen Außenseiter bezeichnen könnte. Dies, aber, war kein Hindernis für seine literarische Karriere, die schon mit zwölf Jahren anfing. Am Anfang schrieb er nur Gruselgeschichten und erstaunte seine Mitschüler mit phantasievollen Geschichten. In meiner Jugend war ich ständig hin- und hergerissen, zwischen dem Wunsch, die Jugend möge endlos dauern, und dem Wunsch möglichst rasch erwachsen zu werden. Eine endlose Jugend wünschte ich mir, weil ich in der Welt der Erwachsenen keinen Platz sah für meine Spiele und meine Phantasien. Wie konnte ich damals ahnen, dass man mit Lügengeschichten im Reich der Erwachsenen berühmt werden kann? 2

Seit dem Jahre 1975 bis zum Jahre 1977 machte Graf seine Lehre als Sportartikelverkäufer. In den achtziger Jahren bemüht sich Graf erneut auf dem Gebiet der Literatur. 1981 verfasst Roger Graf für das Radio DRS sein erstes Hörspiel. Eine Insel, die es nicht gibt. Seit 1982 bis 1984 arbeitete Graf für diverse Zeitschriften als Filmkritiker. Heute muss ich sagen, dass es ein Fehler war, Filmkritiker zu werden. Die journalistische Arbeit hat mir das Schreiben verleidet. Zudem war es quälend, schlechte Schweizer Filme anzuschauen und irgendetwas Positives darüber zu schreiben, weil man es ja grundsätzlich gut fand, dass es Schweizer Filme gab. 3

1

www.rogergraf.ch /Biografie 30.03.2013 www.rogergraf.ch /Biografie 30.03.2013 3 www.rogergraf.ch /Biografie 30.03.2013 2

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Im Jahre 1988 begannen dann die Arbeiten an seinen berühmtesten Hörspiel: Die haarsträubende Fälle des Philip Maloney. Dieses Hörspiel ging dann ein Jahr später auf Sendung und erntete dabei die erwünschte Anerkennung. Ja, die erste Folge entstand aus einer Laune heraus. Ein Vierteiler. Eine Parodie auf klassische amerikanische Detektive. Philip Marlowe - Philip Maloney. Simpel und ohne Konzept, ein Hauruckunternehmen. Die erste Folge kam an, ich schrieb weiter... 4

In den nächsten Jahren bemühte sich Graf sein Werk weiterzuführen. Zwei Kartenspiele gab er heraus, das erste Maloney-Buch und weitere Folgen der Hörspielserie. 1993 erschien ein weiteres Hörspiel in vier Folgen: Verrückte Helden. Sein erster Kriminalroman erschien im Jahre 1994 in dem Ricco Bilger Verlag, mit dem Titel Ticket für die Ewigkeit. Daraufhin folgten mehrere Lesungen in der ganzen Schweiz. Es folgten weitere Kriminalromane, wie zum Beispiel Tödliche Gewissheit im Jahr 1995. 1996 erschien in den Buchläden Grafs wohl bekanntester Kriminalroman, der eine Trilogie mit dem Helden Marco Biondi startete. Zürich bei Nacht hieß er. Marco Biondi erhält den Auftrag, einen verschwundenen Obdachlosen aufzuspüren, und findet stattdessen die Spuren zweier alter Freunde aus autonomen Jugend-Zeiten, in denen alles möglich schien. Auch Mord?5

Sowohl in diesem Jahr erhält Roger Graf den 1. Burgdorfer Krimipreises für Tödliche Gewissheit, als bester deutschsprachiger Kriminalroman für das Jahr 1995. Graf wir außerdem in diesem Jahr auch Mitglied des Schweizer Schriftstellerverbandes und des Syndikats deutschsprachiger

Krimiautoren.

Während

der

nächsten

Jahre

erscheinen

weitere

Kriminalromane und Erzählungen aus Grafs Werkstatt. Die wohl bekanntesten sind unter anderen Kurzer Abgang und Der Lauscher, sowohl wie auch im Jahre 1997 veröffentlichte Roman Tanz an der Limmat. In den Jahren 1994 – 2000 waren in den schweizerischen Sendern weitere ungefähr 90 neue Fälle von Graf bekanntester Figur und Detektiv Philip Maloney ausgestrahlt. Die Fälle waren auch von mehreren Taschenbüchern und verkauften CDs gefolgt. Insgesamt sind es heutzutage über 300 Folgen des Detektivs.

4

www.rogergraf.ch /Biografie 30.03.2013 http://www.krimi-couch.de/krimis/roger-graf-zuerich-bei-nacht.html - 02.04.2013 – so lautet der Kommentar zu dem Kriminalroman in den Medien.

5

~7~

Zu den letzten Werken von Roger Graf, den Werken der letzten zehn Jahre, zählen vor allem solche Titel wie Der Womper, Zum Kuckuck, Die Frau am Fenster, Haarige Zeiten und Der Mann am Gartenzaun, was das bisher letzte Werk von Graf, das im Jahre 2008 veröffentlicht wurde. In den letzten zwei Jahren beschäftigt sich Roger Graf mit Lesungen durch die ganze Schweiz, wobei er seine Erfolge von dem letzten Jahrzehnt auskostet.

Zürich bei Nacht – Zusammenfassung

Zürich bei Nacht ist der wohl bekannteste Kriminalroman vom Roger Graf, der als ein Nachkomme von Friedrich Dürrenmatt betrachtet wird. Die Geschichte des Romans spielt sich in der schweizerischen Stadt ZÜRICH ab. Der Hauptdarsteller, ein Privatdetektiv, der sein Werk nur als ein Hobby betrachtet, Marco Biondi stellt einen vom Leben gelangweilten Menschen dar. Seinen Unterhalt bezahlt er von Drehbüchern einiger einfacher Fernsehserien. Die meiste Zeit aber widmet er sich seinem Hobby. Er stellt, wie er es so liebenswürdig nennt, Nachforschungen aller Art an. Sein Leben verwickelt sich aber, als ihn Katharina Boxler anruft und ihn, in demselben Kapitel, engagiert. Sie möchte, dass Marco ihren Bruder auffindet und ihn zu ihr zurückholt. Marco stellt sich der Herausforderung und übernimmt den Fall, weil sie die Polizei nicht einschalten möchte. Was am Anfang als ein leichter Fall aussieht, stellt sich später als eine große Herausforderung dar. Das Leben von Martin, den Bruder von Katharina, ist aber alles andere als normal. Seit einem Unfall leidet er an Kopfschmerzen und deshalb trinkt er viel. Außerdem bewegt er sich in der Umgebung von Pennern und Obdachlosen, Junkies und Dealern rum. Das verwickelt die Auflösung des Falles noch mehr und bereitet Marco eine schwierige Zeit vor. Marco beginnt seine Suche nach Martin und begibt sich in die Umgebung von dem Abschaum der Gesellschaft. Das Milieu der schwarzen Seite der Gesellschaft stellen Parkanlagen, verweste Häuser, die verlassen wurden, Bars und Discos dar. Die ersten Schritte führen ihn in die Bäckeranlage, die ein großer Park ist. Die Penner beschäftigen sich mit seiner Anwesenheit nicht, aber nach einigen Flaschen Bier werden sie erzähllustig. Marco erfährt von ihnen über Martins Freundin Anna und beginnt seine Suche nach ihr. Er wird auch fündig. Von ihrer Mutter erfährt er, dass sie nicht mehr lebt. Autounfall. Mit der Hilfe seiner

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Freundin Fabienne, die bei der Polizei arbeitet, besichtigt er den Ort, wo Anna gestorben ist. Martin und Anna lebten eine Zeitlang in einem Abbruchhaus. Marco besichtigt das Haus und kennt Mirjam kennen. Sie erzählt ihm weiteres über Martin, nebenbei auch über ihr eigenes mühseliges Leben. Die Ausbeute dieser Aktion ist ein Schlafsack und ein altes Kofferradio. Dazu kommen noch einige leere Flaschen, Dreck und ein Kissen, das niemand freiwillig anfassen würde. Die Ausbeute (Radio und Schlafsack) nimmt Marco mit zu Katharina, sowie auch Mirjam, die er aus Mitleid nicht in dem Haus lassen kann. Ein Telefonanruf verändert Marcos Situation. Nach dem er erfährt, das Anna Tod ist, findet er keine weiteren Anhaltspunkte, die er bei der Ermittlung von dem vermissten Martin Boxler benutzen könnte. Der Anruf kommt wie gerufen, auch wenn die Stimme unheimlich und geheimnisvoll klingt. Die Dinge spitzen sich zu, als er den schleierhaften Phil kennenlernt. Die Tipps, die er von ihm kriegt, sind oft verwirrend und unvollständig. Aber Marco verfolgt jede Spur, auch wenn er oft daran zweifelt. Die Wendung der Geschehnisse kommt, als Marco ein Echo von seiner Freundin Fabienne bekommt. Da wurde eine Leiche auf einem Ufer aus dem Züricher See ausgespült. Nach der Beschreibung und der Skizze erkennt Marco den Martin Boxler. Der Fall scheint gelöst zu sein, leider bleibt da nur die Pflicht dieses Ende der Schwester von Martin zu berichten. Die Entsetzung über die Information breitet sich in der Wohngemeinschaft von Katharina und Melanie breit. Melanie bittet Marco in diesem Fall weiter zu ermitteln, was sich als keine so gute Idee für Marco entpuppt. Ein weiteres Treffen mit Phil und sein weiteres Geschenk bereitet Marco eine weitere harte Zeit. In dem Nachlass von Martin findet er ein Foto. Ein Foto das alles verändert. Seit diesem Augenblick entwickelt sich die Geschichte in eine ungeahnte Richtung. Das was am Anfang nur als ein leicht gesehener Job war, entwickelt sich für Marco zu einem Kampf mit seiner Vergangenheit, wobei er mit ihr ständig konfrontiert wird. Neue Kenntnisse treiben auf die Oberfläche hoch und alte Bekannte erscheinen wieder auf der Szene. Aus drei ehemaligen guten Freunden werden Menschen, die miteinander nichts mehr zu tun haben wollen, die aber einst den gleichen Traum teilten. Die Begegnung mit Linus (einem ehemaligen Freund von Marco) treibt alte Gedanken und Gefühle auf. Nicht nur Gefühle zu dem alten Drehbuch, um das sich eigentlich die ganze Geschichte dreht, sondern auch Gefühle für Nicole, eine große Liebe in Marcos Leben, die aber Linus heiratete.

~9~

Das Ende der ganzen Story erscheint in seiner vollen Pracht. Marco erfährt die ganze Wahrheit über seine alte Freunde Linus und Christoph. Christoph, ein Einzelgänger, der mit seiner Vergangenheit und Taten nicht klar wird und deshalb Selbstmord begeht, die einst ihre Grenzen überschreiten wollten, hatten ein Mädchen vergewaltigt und nebenbei auch ermordet. Dies liest Marco in dem letzten Eintrag von Christoph in seinem Tagebuch. Diese Information wurde leider Martin zum Verhängnis, der Linus erpressen wollte. Linus wird am Ende von der Polizei verhaftet und Marco muss sich damit abfinden, dass er einen guten Freund eingelocht hat.

Was will ich von einem Krimi mehr, als dass er mich von Anfang bis Ende fesselt und mich nicht loslässt, bis ich das letzte Wort gelesen habe? „Zürich bei Nacht“ hat dies auf bekömmliche Weise für mich getan. Der Handlungsfaden ist einfach und spannend. Das Milieu, in welchem die Handlung spielt, wirkt authentisch und treffend wiedergegeben. Die Sprache ist bildhaft und oft so witzig, dass ich spontan lachen musste. Ein Genuss, den ich als Berner mit Arbeitsplatz in Zürich jedem empfehle, der sich Zürich nähern möchte.6

2.2.

Paul Lascaux

Paul Lascaux, mit bürgerlichem Namen Paul Ott, wurde am 16.05.1955 in Romanshorn geboren, wuchs in Goldach und St. Gallen auf und seit 1974 ist er in Bern wohnhaft. An der Universität Bern studierte er Germanistik und Kunstgeschichte. Seit den achtziger Jahren ist er an der Uni Bern tätig. Seine Krimi-Laufbahn begann in der Mitte der achtziger Jahre. Seine Geschichten und Erzählungen spielen sich in oder in der Nähe von Bern ab.7 Nebenbei ist Paul Ott auch als Journalist tätig. Zu seinen bekanntesten literarischen Werken gehören vor allem: Arbeit am Skelett (1987) – sein Debüt als Krimiautor Totentanz (1996) 6

http://www.krimi-couch.de/krimis/roger-graf-zuerich-bei-nacht.html Online Bewertung des Buches von einem zufriedenen Leser. 02.05.2013 7 http://www.krimi-couch.de/krimis/paul-lascaux.html Lexikon der deutschsprachigen Krimi-Autoren. München: Verlag der Criminale, 2005.

~ 10 ~

Der Lückenbüsser (2000) – mit dem Untertitel: Ein Internet-Krimi Europa stirbt (2001) – kurze Erzählungen aus dem kriminalen Genre Paul Lascaux hat unter seinem richtigen Namen (Paul Ott) noch mehrere andere Krimi-Erzählungen oder Romane herausgegeben, die für diese Arbeit momentan nicht wichtig sind. Paul Lascaux hat außerdem noch eine Übersicht mit den Krimi-Autoren der Schweiz herausgegeben, wo er sich mit der Entwicklung des Genres auseinandersetzt. Dieses Sachbuch mit dem Titel: Mord im Alpenglühen (2005), ist auch für diese Arbeit richtungsgebend und einige Passagen beinhalten auch die Entdeckungen und andere Informationen, die dieses Buch enthält. Deshalb werden diese Kenntnisse dem Leser auf den dazugehörigen Stellen präsentiert und nicht in einer Zusammenfassung, wie bei anderen Autoren, die in dieser Arbeit genannt werden.

Der Lückenbüsser – Zusammenfassung

Die Handlung des Romans spielt sich in der nächsten Umgebung von Bern ab. In dem Waldstück von Ostermundingen wird eine zerschundene Leiche einer jungen Frau gefunden. Der Ermittler, der junge Störfahnder, wie ihn seine Kollegen gerne nennen, Bernhard Spring, steht am Anfang vor einer komplizierten Frage: Wer und wieso hat diese junge Frau in so einem jämmerlichen Zustand im Wald verlassen? Springer stellt dabei einen merkwürdigen Ermittler dar, der zwar seinen Intellekt und sein Können zu der Klärung von Mordfällen einsetzt, selber aber kein Blut, Leichen und offene Verletzungen sehen kann. Nach einer flüchtigen Besichtigung des Tatortes wird er noch nebenbei von seinem Vorgesetztem kontaktiert, ob er noch in einem anderen Fall ermitteln kann. Bei dem zweiten Fall handelt es sich dabei um das Verschwinden von einer Kollegin, die geheim in dem Fall einer Sekte auf eigene Faust ermittelt. Bernhard Spring wird dabei vor einen rätselhaften Mord und noch so mysteriöses Verschwinden einer Kollegin gestellt. Die Untersuchungen verschieben sich von dem ersten Tatort in die Wohnung von der Kollegin, wo er außer einer ungewöhnlichen Sammlung von Steinen und einem Computer auch noch einen hungrigen Kater findet. Spring freundet sich mit der Katze mithilfe von einer Dose Katzenfutter an und während der Ermittlungen bleibt er in der Wohnung der Kollegin.

~ 11 ~

Da es sich in der Person von Spring um einen jungen Ermittler handelt, bereitet ihm die Technik keine Schwierigkeiten. Der iMac (die Bezeichnung des Computers) wird ruck zuck durchstöbert. Spring gelangt während des Ermittelns an ein Forum, wo junge Menschen über ihre Zukunftspläne schreiben und erstellt sich aus diesem Grund ein Pseudonym: Lückenbüsser. Dem Lückenbüsser gelangt es aus dem Forum nützliche Informationen herauszufiltern, über eine Organisation, die ein Paradies auf Erden verspricht. Bei dieser Organisation handelt es sich um eine internationale Sekte, die aus ihren Mitgliedern ihr Vermögen aussaugt und ihnen das ewige Paradies verspricht. Dank zwei Kameraden von der Kollegin gelangt es Spring das Hauptquartier der Sekte in der Schweiz ausfündig zu machen. In der letzten Minute stürmt Spring und eine Anzahl an Polizisten einen Bauernhof in der Nähe von Bern. Die Polizistin wird von dem Oberhaupt der Sekte gefoltert, wenige Minuten später aber von dem Ermittler Spring und den anderen Polizisten gerettet. Dem Bösewicht gelangt es in der Nacht zu fliehen, aber Spring verfolgt ihn und es kommt zu einer wilden Verfolgungsjagd durch die Serpentinen der Landstraße, wo in einer Kurve das Sektenoberhaupt das Leben unter einem Laster verliert. Die Krimigeschichte endet mit einem glücklichen Ende, wobei der Ermittler Spring der geretteten Kollegin ein Goldnugget für ihre Sammlung überreicht.

Dieser Krimi bietet einen netten Einblick in den (Polizei-)Alltag und die Lebensart in der Schweiz. Er ist nüchtern-sachlich geschrieben, etwas schwermütig und trocken, aber mit einem gewissen, nötigen Schuss Humor. Es liest sich recht flüssig und zügig, man kommt an einem Tag – bzw. in wenigen Stunden – gut durch. In der ersten Hälfte des Buches kommt es mal vor, dass die Erzählung – so wie der Fall selber – nur schleppend vorankommt, aber jeder Fahndungsschritt und jede Einzelheit, die Spring herausfindet, ist wichtig, und die zweite Hälfte ist sowieso spannend. Besonders gelungen finde ich, wie die Ermittlungsschritte und -Erfolge von Spring trotz aller Sachlichkeit dennoch ansprechend rüberkommen. Obwohl er routiniert arbeitet, werden alle Ergebnisse zu einem überzeugenden Spannungsbogen zusammengebaut. Das hat mich am meisten beeindruckt. Deshalb ist nicht erst die Einkreisung und Entlarvung des Täters zum Schluß spannend. Zweiter wichtiger Pluspunkt dieses Buches: Der Leser erfährt Schritt für Schritt alle Fakten genauso wie der Fahnder, so dass einem bis zum Schluss keine wichtigen Einzelheiten vorenthalten werden. Das Buch ist in 20 Abschnitte unterteilt, die jeweils einen Edelstein-Namen als Überschrift haben. Das hängt bestimmt damit zusammen, dass die vermisste Ariane Beer Edelstein-Sammlerin ist. Zwischen

~ 12 ~

den Kapiteln bzw. Textabschnitten gibt es in kursiver Schrift immer wieder Texte, die zunächst geheimnisvoll anmuten, aber mit dem Fall zu tun haben. Mehr verrate ich nicht. Die Arbeit des Fahnders Spring hat zwar mit dem Internet zu tun; aber der Autor beschreibt alles so, dass auch ein Laie mitdenken kann. Dass die Entwicklung der Computertechnik inzwischen weitergegangen ist, tut dem Lesegenuss keinen Abbruch. Im Gegenteil, man kann zurückdenken an Zeiten, in denen 56k-Modems für die Einwahl ins Internet noch Standard waren... :-)8

2.3.

Friedrich Dürrenmatt

Friedrich Dürrenmatt gilt als einer der wohl bekanntesten Schriftsteller des deutschen Sprachraums. Dürrenmatt wurde am 5. Januar 1921 in Konolfingen, Kanton Bern, in der Familie eines reformierten Pfarrers geboren. Während seiner Kindheit besuchte er zuerst das Berner Freie Gymnasium, später dann das Humboldtianum. Er bezeichnet diese Zeit selbst als die übelste Zeit seines Lebens 9 . Dürrenmatt selbst war kein hervorragender Schüler. Sein Verhalten in der Schule, man könnte ihn heutzutage als ein Sorgenkind bezeichnen, und seine Noten waren weit von dem, was man sicher von ihm erwartet hätte, entfernt. Besessen von Bildern, wollte er Maler werden. Um zu den Bildern Distanz zu gewinnen, studierte er Philosophie und begann zu schreiben. Doch blieb er der Malerei treu; sein bildkünstlerisches Schaffen hat den Umfang eines Lebenswerks. 10 Unter seinen Werken finden wir viele bekannte Titel, wie die Komödie Der Besuch der alten Dame (1956), die das Groteske mit dem Theaterspass verbindet, lediglich aber zu einem Gewissensschock des Zuschauers führt. Zu weiteren Bühnenstücken gehören vor allem Die Physiker (erschien im Jahr 1962), Der Meteor (1966), so wie auch das Welttheater im Kopf Achterloo (1983). Was die Prosa betrifft, wurde sie mit dem Werk Der Tunnel weiterbestimmt, der in dem Band von Erzählungen Die Stadt (1952) erschienen ist. In den nächsten Jahren entstanden die bekanntesten Kriminalromane von Friedrich Dürrenmatt. Aus Basel und seiner

8

http://www.ciao.de/Der_Luckenbusser_Ein_Internet_Krimi_Lascaux_Paul__Test_2815994 Buchkritik. 02.05.2013 9 http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Dürrenmatt - 02.04.2013 10 Lexikon der Schweizer Literaturen. Basel: Lenos Verlag, 1991. Seite 103 – die wohl beste Bezeichnung für das künstlerische Schaffen und die Vorliebe von Friedrich Dürrenmatt.

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Umgebung stammt der Roman Der Richter und sein Henker aus dem Jahr 1952. In dem Kriminalroman beschreibt Dürrenmatt offen die Verhältnisse und die umgebende Region, wie in dem Kapitel, wo er die Villa in Lamboing bezeichnet. Der zweite Roman Der Verdacht (1953) wurde zuerst als eine Art Fortsetzungsgeschichte konzipiert. Im Jahre 1958 verhalf Dürrenmatt zu seinem Ruhm das Drehbuch für einen Spielfilm mit dem Titel Es geschah am helllichten Tag. Danach verfasste er seinen weiteren berühmten Kriminalroman Das Versprechen, dessen Vorbild gerade der schon erwähnte Film wurde. Zu den letzteren Kriminalwerken gehört noch der im Jahre 1985 erschienene Roman Justiz. In seinem literarischen Schaffen widmete sich Friedrich Dürrenmatt mehreren Genres. Seine Werke enthalten Hörspiele, Kriminalromane, viele bekannte Theaterstücke und Prosastücke. Am 14. Dezember 1990 starb Friedrich Dürrenmatt im Alter von 69 Jahren. Nach seinem Tod erschienen noch mehrere Werke, wobei sich noch ein Fragment eines Kriminalromans befindet, Der Pensionierte.

Das Versprechen – Zusammenfassung

Das Versprechen wurde von Friedrich Dürrenmatt im Jahre 1958 verfasst. Die Handlung des Romans spielt sich nach einer Konferenz in Chur ab. Der Autor trifft dort einen ehemaligen Polizei-Kommandanten Dr. H., dem seine Vorlesung zwar gefiel, aber immer noch Zweifel über die Arbeit des Schriftstellers hatte. Der Kommandant fährt den Autor deshalb zu einer Tankstelle, wo ein alter Mann auf einer Bank über sein Leben dahintreibt. Dr. H. lässt sich von dem Alten bedienen und der Dr. und der Schriftsteller fahren weiter, wobei sich der Autor nach dem Ort, an dem sie vorhin anhielten, erkundigt. Der Dr. H. erzählt ihm deshalb die Geschichte, die vor einigen Jahren passierte, und die alles dies erklärte. Der alte Mann an der Tankstelle war einst sein fähigster Mann, Matthäi. Er galt als ein Genie in seinem Bereich, hart, unbarmherzig. Ein Oberleutnant in den Rängen der Polizei. Trotz seiner Fähigkeiten, konnte er nie der Nachfolger von Dr. H. sein können. Er wäre nicht von der Mannschaft akzeptiert worden, deshalb hat man versucht ihn nach Jordanien zu schicken, weil die dort heimische Polizei eine Reorganisation brauchte. Diese Möglichkeit kam jedem wie gerufen.

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Das einzige was zwischen Matthäi und seiner „Beförderung“ stand waren ein paar Tage und ein Zwischenfall. Matthäi wurde zu einem ganz brutalen Fall gerufen. Im Mägendorf wurde die Leiche eines kleinen Kindes gefunden. Der Hausierer, der diesen Fund gemacht hat, alarmierte die Polizei. Der Tatort wird gesichert. Die Zeugen verhört. Matthäi übernimmt den unwilligen Posten des Boten der Nachricht. Er besucht die Familie des kleinen ermordeten Mädchens. Die Eltern brechen zusammen, als sie die Nachricht hören und die Mutter verpflichtet Matthäi den Mörder auf alle Fälle zu finden. Matthäi verspricht es ihr. Der Hausierer wird demnächst nach Zürich transportiert, was den Dorfbewohnern nicht gefällt. Sie versuchen das Recht in ihre eigenen Hände anzunehmen. Auch diesmal zeigt sich die Genialität des Kommissars. Mit eindeutigen Beweisen überzeugt er die Menge den Hausierer der Polizei zu überlassen. Das Verhör des Hausierers von Gunten wird gleich nach der Anreise gestartet. Am Ende gesteht er die ganze Tat, was er aber nur unter dem Druck des Nachfolgers von Matthäi tut. Matthäi ist nicht von der Schuld des Mannes überzeugt, aber der Oberleutnant tut nichts, weil er am nächsten Morgen nach Jordanien abreist. Die ganze Szene endet mit dem Selbstmord des Hausierers, der sich in der Zelle an seinem Gürtel erhängt. Matthäi reist am nächsten Tag noch einmal nach Mägendorf. Die Mutter des ermordeten Mädchens dankt ihm für die Einhaltung seines Versprechens. Matthäi zweifelt an dem Abschluss es Falles und als er in das Flugzeug, das ihn zu seinem neuen Posten in Jordanien befördern soll, einsteigen möchte, ändert er seinen Beschluss und kehrt um. Die Veränderung in seinem Charakter ist jedem sichtlich. Das Gespräch zwischen ihm und dem Psychologen Locher. Die Argumente, welche er dem Psychologen vor die Nase schiebt, sind so überzeugend, dass der Arzt ihn entlässt und ihn nicht hospitalisiert, wie es geplant war. Matthäi ermittelt allein weiter. Aus der Zeichnung des kleinen Mädchens macht er eindeutige Entschlüsse, die ihn nach Kanton Graubünden führen. Dort begegnet er kleinen Jungs, die an einem Ufer fischen. Einer dieser Jungs erklärt ihm, wie man Forellen fängt. In diesem Moment bekommt Matthäi eine brillante Idee. Er sucht sich den richtigen Ort und den richtigen Köder für seine Jagd auf den Mörder. Der Ort ist schnell gewählt. Eine Tankstelle zwischen Graubünden und Zürich. Den Köder stellt ein kleines Mädchen seiner Haushaltsfrau da. Was mit einer einfachen Idee beginnt, stellt sich als ein Spiel mit dem Leben eines Kindes heraus. Matthäi sorgt dafür, dass jedes vorbeifahrende Auto das Mädchen sieht. Er verspricht sich davon den Mörder bei frischer Tat zu erwischen. Was ihm auch eine gewisse Zeit gelingt,

~ 15 ~

da das Kind nicht in die Schule ging, sondern an eine Lichtung, wo sie den Mörder trifft, der ihr kleine Stücke Schokolade in der Form von Igeln gibt. Matthäi wittert die Gefahr und alarmiert die Polizei. Dr. H, Matthäi und ein paar Polizisten observieren die Lichtung einige Tage, aber nichts geschieht. Wütend und enttäuscht kehrt Matthäi zu der Tankstelle zurück. Die Polizisten ziehen ab. Er versucht aber den Mörder alleine zu schnappen und scheidet an der Tankstelle dahin, nur weil er die Wahrheit herausfinden möchte. Stur wie ein Bock verbringt er sein Rest des Lebens an der Tankstelle und verliert dabei den Verstand. Erst am Ende erfährt der Ich-Erzähler, dass der Dr. H. auch den wahren Täter kennt, der aber seit einiger Zeit nicht mehr unten den Lebenden sei. Ein Geistig-Behinderter aus Zürich, der immer die Fahrt nach Chur wegen einer Lieferung Eier vollbrachte, hat die Taten verübt. Seine Mutter habe es nach einer gewissen Zeit anhand seines Verhaltens herausgefunden und nach seinem Tod an ihren Todesbett dem Dr. H. gestanden. Leider ist es nicht mehr möglich den sturen Matthäi von dieser Wahrheit zu überzeugen und so endet einst ein erfolgreicher Ermittler als ein psychisch ausgepowerter Tankstellenbesitzer.

„Das Versprechen“ ist ein Roman, der den Leser in seinen Bann zieht. Zunächst als Auftragsarbeit gegen Kinder-Sexualverbrechen konzipiert, entwickelt die Geschichte eine Dramatik, die das Schicksal eines Polizisten entlarvt, mit dem es langsam bergab geht. Die interessante Erzählperspektive über Dritte und das traurige fatalistische Ende hinterlassen einen bitteren Beigeschmack. Tipp: Unbedingt die Verfilmung mit Gerd Fröbe ansehen! Meine Bewertung: 98%11

11

http://www.krimi-couch.de/krimis/friedrich-duerrenmatt-das-versprechen.html Online Bewertung des Buches von einem zufriedenen Leser. 02.05.2013

~ 16 ~

2.4.

Friedrich Glauser

F.Glausers Leben war geprägt vom ständigen Wechsel zwischen Internierung und Entlassung, Entziehungskuren und den Versuchen ein bürgerliches Leben zu führen.12

Friedrich Glauser wurde im Jahre 1896 in Wien geboren. In einem jungen Alter von 4 Jahren verlor er seine Mutter (sie ist gestorben) und dieses Ereignis hat ihn stark getroffen. In seiner Kindheit besuchte er verschiedene Schulen und Erziehungsheime in der Schweiz und Österreich. Im Jahre 1913 wurde Glauser in das schweizerische Erziehungsheim in Glarisegg verwiesen, wegen seines ersten Selbstmordversuches. In den folgenden Jahren absolvierte Glauser eine Rekrutenschule und eine Unteroffiziersschule. Seine erste Veröffentlichung wird schon in das Jahr 1915 datiert. 1918 wurde bei Glauser die Lungentuberkulose diagnostiziert, die später mit Morphium behandelt wurde und sein danach folgendes Leben beeinflusste. Die entstandene Morphiumsucht begleitete Glauser sein Leben lang. In den Jahren 1921-1923 war er Legionär in Algerien. Er versuchte sich als Gelegenheitsarbeiter in Paris durchzuschlagen und hat es auch als freier Schriftsteller versucht. Bei seinen Internierungen lernte er die Krankenschwester Berthe Bendel kennen, die er später im Jahre 1938 heiraten wollte. Am Vorabend der Hochzeit brach er zusammen und starb in den frühen Morgenstunden. Friedrich Charles Glauser war ein vielseitiger Schriftsteller. Neben Romanen schrieb er mehr als hundert Essays, Erzählungen, autobiographische Aufzeichnungen und Aufsätze.13 Seine bekanntesten Krimiromane oder Erzählungen wurden zuerst in Zeitungen, später auch als eigenständige Korpora, abgedruckt. Zu den bekanntesten Kriminalromanen gehören vor allem: Wachtmeister Studer (1936) – dieser Roman trägt noch den Untertitel: Schlumpf, Erwin, Mord Matto regiert (1936)

12

Lexikon der deutschsprachigen Krimi-Autoren. München: Verlag der Criminale, 2005. Seite 95.

13

Lexikon der deutschsprachigen Krimi-Autoren. München: Verlag der Criminale, 2005. Seite 95.

~ 17 ~

Die Fieberkurve (1938) – Wachtmeister Studers neuer Fall Der Chinese (1939) – Wachtmeister Studers dritter Fall Die Speiche (1941) - Wachtmeister Studers vierter Fall

Wachtmeister Studer - Zusammenfassung

Wachtmeister Studer von der Berner Kantonspolizei nimmt am Anfang Erwin Schlumpf fest. Schlumpf wurde wegen Raubmord an dem Handelsreisenden Wendelin Witschi angezeigt und in eine Zelle gesperrt. Das Opfer wurde in dem naheliegenden Wald von Gerzenstein aufgefunden. Raubmord war es aus folgenden Grunde: der Handelsreisende hatte 300 Franken bei sich, die nicht gefunden waren, und der Täter wurde bei der Bezahlung mit einem Hunderter in einem Restaurant verdächtig, wobei er einen erheblich niedrigeren Lohn einsackte. Außerdem ist Schlumpf vorbestraft, und so stellt er einen perfekten Verdächtigen dar. Studer geht am Anfang zum Schlumpf in die Zelle, wo er ihn halbtot auffindet. Schlumpf hat versucht sich zu erhängen. Studer schafft es ihn wieder ins Leben zu holen. Studers erster Verdacht erscheint in den folgenden Szenen als überstürzt. Er glaubt an die Unschuld Schlumpfs. Bei der Ermittlung vertraut er seiner Intuition. Er versinkt ganz schnell in die Tiefe des Dorflebens in Gerzenstein, wo er nur mit Ablehnung in den Kontakt tritt. Niemand möchte über die Ereignisse, die der Tat bevorstanden, reden. Mindestens nicht mit einem „Tschugger“, so die Bezeichnung für einen Nichteinheimischen aus dem Dorf. Wie gedacht findet Wachtmeister kleine Indizien, die seine Hypothese beweisen. Die Zusammenstellung von Noten, die der Tote und der „Täter“ bei sich hatten. Schlumpf Unschuld bezeugt auch die neuentdeckte Tatsache, dass er mit der Tochter des Toten verlobt war. Neue und neue Beweise tauchen auf die Oberfläche auf. Am Ende erfährt Studer, dass der Tote einen Gläubiger hatte, Baumschulbesitzer Ellenberger, der eine zwielichtige Rolle in der ganzen Geschichte spielte. Die Ergebnisse der Ermittlungen von Studer ergeben dann am Ende, das Schlumpf Witschi nicht umgebracht hatte, sondern der umstrittene Baumschulbesitzers Ellenbergers

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Freund, Aeschbacher. Vor der Verhaftung machen noch die beiden eine Spritztour mit Ellenbergers Wagen. Der Fahrer, Aeschbacher, erläutert dem Wachtmeister die ganze Zusammenhänge und warnt den Ermittler vor dem nächsten Geschehen. Studer erkennt dann die Gefahr und springt aus dem Auto raus, wobei er sich Verletzungen holt. Aeschbacher mit seinem Auto rasen davon und in einer Kurve fliegt er mit seiner Karre raus von der Straße und kommt um. Heute, 2006, ist es schon erstaunlich, wie zeitlos dieser Mann geschrieben hat. Ohne Computer, Mail, Fax, Flugzeuge und DANN-Analysen gelingt es den knorrigen Studer geradezu „Columbo“-esk, die Untiefen menschlichen Verhaltens auszuloten, herauszuspüren und daraus des Rätsels Lösung zu filtern. Nichts wirkt dabei konstruiert oder „über“menschlich. Wie bei allen großen Schriftstellern ist dabei der Kriminal-Fall nur Vehikel, um die Geschichte Ziel und Tempo zu geben – die wahre Spannung kommt aber aus den Charakteren, deren Wünschen, Zweifeln, Konflikten und Sorgen. Glauser ist zurecht einer der Großen im Bücherregal.14

3. Literarische Epochen, in denen die erwähnten Autoren ihre Werke veröffentlichten

Expressionismus und Dada-Zürich, Nachkriegszeit (1945) und Die neue Generation

Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges führt zu einer Spannung in der neutralen Schweiz. Die deutschsprachige und die französischsprachige Teile des Landes drohen das innerschweizerische Klima zu gefährden. Diese Situation führt deswegen auch zu einer Isolation der schweizerischen Literaturszene, weil der ausländische Einfluss die Neutralität und die Souveränität des Landes bedrohen. Die traditionellen Werte aber kommen auch trotz des Einflusses in den Vordergrund und die Literatur orientiert sich wieder an das tonangebende Bürgertum. Das Zürich von 1916 war vom Krieg umtobt. Inmitten der Verwüstungen, inmitten eines Meeres von Feuer, Eisen und Blut war es ein Zufluchtshafen. Und nicht nur das, sondern auch ein

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http://www.krimi-couch.de/krimis/friedrich-duerrenmatt-das-versprechen.html Online Bewertung des Buches von einem zufriedenen Leser. 02.05.2013

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Treffpunkt allen Rebellentums, eine Oase des denkenden Menschen, ein Spionagezentrum, eine Bruststätte künftiger Ideologien und eine Heimat für Dichter und freiheitsliebendes Vagabundentum. (Marcel Janco)15

Cabaret Voltaire. So die Bezeichnung des Cabarets, wo die Dadaistische Ideologie in der Literatur entstand. Die Gründer dieser Stilrichtung waren Hugo Ball, Emmy Hennings, Marcel Janco, Tristan Tzara, Hans Arp und Richard Huelsenbeck. Diese Beteiligten haben schon lange vor dem Treffen in dem Cabaret Voltaire die Dynamik dieser neuen literarischen und künstlerischen Bewegung mit Hilfe der Korrespondenz diskutiert. Der Erfolg von Dada wurde anhand von mehreren Faktoren beeinflusst. Die Offenheit sowie die Internationalität, aber auch die Zusammenarbeit verschiedener Kunstgalerien haben der Dada Bewegung den ersten Impuls gegeben. Der wichtigste Aspekt aber ist die Zusammenarbeit zweier Aspekte: der Literatur und der Kunst, die den Einfluss auch in der politischen Szene verbreitete. Der Zauber des Dadaismus besteht in seiner simplen Form. Die Ablehnung den üblichen Normen, die Künstler inklinieren eher zum Anarchismus oder Nihilismus, die Werke werden in dem Namen des freien Geistes erstellt, dies betrifft nicht nur die Literatur sondern auch die anderen Kunstkategorien. Nach dem Ende des Krieges verstreuen sich die Vertreter der Bewegung in die ganze Welt. Der einzige der der Bewegung in ihrer reinen Form treubleibt ist Friedrich Glauser, als ein Verfasser von literarischen Werken, noch nicht als Kriminalromanautor bekannt, und auch nur ganz am Rande. Die Dadaisten finden diese neue Kunst im Gestus des Verlachens aller alten, traditionellen und bürgerlichen Kulturformen als Reaktion auf die Zerstörung der menschlichen Ordnung durch den Krieg. Der Dadaismus spricht die implizite Sinnloserklärung durch den Krieg in künstlerischer Form als Entwertung und Verlachung der bürgerlichen Kultur aus und unterzieht sich selbst in einer genialen Wendung der gleichen Kritik.16

Eine weitere Bewegung, die diese stürmischen Zeiten in der Schweiz formiert hatte, ist der Expressionismus (lateinisch: expressio - ‚Ausdruck‘). Wie auch der Dadaismus, ist auch diese Stilrichtung eine Art Antwort auf die europäische Situation während des Ersten Weltkrieges. Zu den Themen des Expressionismus gehören vor allem Krieg, Zerfall, Angst, 15

Rusterholz, Peter; Solzbach, Andreas. Schweizer Literaturgeschichte. Stuffgart-Weimar: Verlag J.B. Metzler, 2007. Seite 184 16

Rusterholz, Peter; Solzbach, Andreas. Schweizer Literaturgeschichte. Stuffgart-Weimar: Verlag J.B. Metzler, 2007. Seite 186

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Weltuntergang, also Themen und Ereignisse, die die schweizerischen Dichter oder Schriftsteller nie gekannt haben. Der Expressionismus tretet auf die schweizerische Literaturszene erst nach dem Weltkrieg, wobei er sich neben dem Dadaismus und seinem avantgardistischen Teil behaupten muss. Die Voraussetzungen der schweizerischen Repräsentanten sind die gleichen wie bei ihren deutschen Kollegen, leider sind diese nur auf die ähnliche Motive und Themen begrenzt. Das Ende dieser Bewegung in der Schweiz hängt mit der Remigration der Vertreter dieser Bewegung, nach dem Ende des Weltkrieges, in ihre Heimatländer zurück. Die Nachkriegszeit im Jahre 1945 brachte der Schweiz keinen Neuanfang, so wie es in Deutschland war. Der Neuanfang war nicht nötig, da sich die Schweiz ihre Souveränität behalten hat. Die literarische Szene ist zurück zu den alten Werten zurückgekommen. Die Pflege der klassizistischen und realistischen Traditionen kam in den Vordergrund. Die Werke von Glauser wurden deshalb mit Verachten angesehen und deshalb ist auch ihre Zeit erst später zum Vorschein gekommen. Solche Bewegungen, wie auch der Dadaismus war, wurden längst vergessen und von den gelehrten Kreisen nur als eine Epoche der Literatur zur Kenntnis genommen. Die Literatur hat sich in eine Art Winterschlaf gesetzt und auf das Kommen einer neuen Generation gewartet.

4. Die Entstehung des Krimi-Genres in der Schweiz

Wie erratische Blöcke stehen Pioniere des Schweizer und damit des deutschsprachigen Krimis überhaupt in einer frühlingshaften Bergarchitektur. Es sind Einzelgänger, die eine kleinräumige Landschaft mit wüsten Verbrechen füllen, die aber

der untergründigen Verunsicherung einen

standhaften Detektiv gegenüberstellen, einen Vertreter von Recht und Ordnung, der mit einer Welt kämpft, deren Moral und menschliche Werte in der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg zu zerfallen drohen.17

Die Beginne des Schweizer Kriminalromans werden anhand der zitierten Quelle von Paul Ott in die Zeit zwischen den zwei Weltkriegen datiert. Selbstverständlich wird die Entstehung nicht nur in diesen Zeitraum zurückgeführt. Die eigentlichen Beginne reichen 17

Ott, Paul. Mord im Alpenglühen. Der Schweizer Kriminalroman – Geschichte und Gegenwart. Nord Park Verlag, Wuppertal. 2005, Seite 33.

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schon in das 18. Jahrhundert, wo man ein großes Interesse für die Delikte anzeigte. Der Roman, wie wir Ihn heute kennen, hat sich ursprünglich, auch in dem deutschsprachigen Raum, aus Verbrechersberichten entwickelt. Eine Sammlung von solchen Berichten stammt aus dem Jahre 1735 und wurde von einem Autor mit dem Namen Pitaval verfasst. Später in dem 19. Jahrhundert haben sich die Berichte in selbständige Stories entwickelt und die Autoren haben die Ermittler in den Vordergrund gestellt. Polizisten oder Detektive waren also die Träger der Geschichte, wobei die meisten Geschichten aus der Sicht ihrer Helfer erzählt werden. Solche Namen wie: E.T.A. Hoffmann, Edgar Allan Poe oder Arthur Conan Doyle, sind in der heutigen Zeit als Legenden angesehen und angebetet. Ihre Romane haben nicht nur den Raum, sondern auch die Zeit überschritten und werden in der ganzen Welt noch heute gelesen und publiziert. Fragt man einen Jugendlichen nach einem Detektiv, dann kommt als die erste Antwort: Sherlock Holmes. Die einzig bildende Kraft, die das Genre in den Jahrzehnten gestaltet hat ist also der Mensch und seine Neugier nach Unbekanntem. In dem 19. Jahrhundert waren es also Verbrechensberichte oder Krimireportagen, die das Genre in der Schweiz bekannt gemacht haben. In diesem Zeitraum kann man aber über das Krimi-Genre noch nicht sprechen, weil es noch keine einheitliche Form angenommen hatte. Die Faszination der Menschen ermöglichte aber einigen Schriftstellern, dass diese verschiedenen Reportagen von Verbrechen in Bänden sammelten und publizierten. So auch der Bericht von Johann Ludwig Meyer: Schwärmerische Greuelszenen oder Kreuzigungsgeschichte einer religiösen Schwärmerin in Wildenspuch, aus dem Kanton Zürich. Der Autor beschreibt in diesem Bericht, wie eine Familie mit sechs Kindern dem Religiösen Wahn verfällt. Die Töchter geraten bei dem Studium in eine fast irrsinnige Gemütsstimmung und außer einer Tochter, die bei der Teufelsaustreibung stirbt, wird noch einer der Söhne schwer verwundet. Dass der Leser dann noch über eine freiwillige Kreuzigung der Anführerin liest, muss ihn nicht mehr überraschen. Spannend

an der

Geschichte ist für den Leser auch die Auflistung der religiösen Texte, die im Haus gefunden wurden. Die Berühmtheit der Mörder erregte dabei in der Öffentlichkeit ein weit verbreitetes Interesse. Die Berichte der Mordtaten und der anschließenden Gerichte nahmen an diesem Interesse auch Teil. Deshalb werden die folgenden Gräueltaten auch mit einem erhöhtem Interesse verfolgt. 1845 die Ermordung des luzernischen Ratsherrn. Verschiedene Raubmorde in den nächsten Jahrzehnten. Überfälle. Rachefeldzüge. Und so weiter, bis am Ende des Jahrhunderts ein Werk publiziert wird, das den Namen Der Neue Pitaval trägt und die

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interessantesten Kriminalfälle von dem Jahre 1845 bis in das Jahr 1890 umfasst. Dieses Werk wird als ein Band von mehreren Autoren publiziert und gehört dabei zu den letzten Bänden von Berichten, die in dem Namen des Krimi-Genres herausgegeben wurden. Mit der ersten literarischen Auffassung des Genres werden wir erst im Jahre 1866 konfrontiert. Das Werk Der Arzt als Giftmischer oder das Rechtsgefühl des Nichtjuristen, wurde von einem anonymen Autor verfasst, bietet aber dem Leser eine Geschichte auf fast 200 Seiten. Der einzige Nachteil dieser Erstauffassung liegt in der Wahl der Namen für die Hauptfiguren,

die

in

einigen

Fällen

komisch

oder

sogar

verwirrend

Wirken

(Untersuchungsrichter heißt Pfiffikus und die Hauptfigur trägt den Namen Doctor Cain Homicid Schlange). Diese unglückliche Wahl der Namen, wenn auch gut gemeint, weil einige davon schon den Charakter der Figur bezeichnen, hatte zur Folge, dass der Leser einige Passagen dieses Werken entweder komisch oder gar nicht versteht. In den nächsten Jahren entwickelte sich das Genre im Schneckentempo, weil einige von den Autoren noch zu den älteren gesetzwidrigen Berichten inklinierten. Die meisten Autoren aber haben das Potenzial der Erzählung entdeckt und das Krimigenre begann seine Konturen anzunehmen. So zum Bespiel der Autor John Fred Vuilleumier hat die Schicksale der Sträflinge aufgezeichnet und in selbständigen Erzählungen beschrieben. Das Ergebnis ist das Werk Die Verteidigung (1924), das den Mordprozess eines amerikanischen Täters beschreibt.

5. Die Form des Genres in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts

Die dreißiger Jahre sind in Europa mit vielen historischen Ereignissen verbunden, die auch ihren Weg in die verschiedenen Teile der europäischen Literatur eingedrungen sind. Die schweizerische Literatur, vor allem aber der schweizerische Kriminalroman, blieb von den Ereignissen verschont und hat seinen einen Weg der Entwicklung gefunden. Die geistige Landesverteidigung (GLV) wurde ins Leben berufen, eine Organisation die nicht nur das Land, sondern auch die Literatur vor dem Einfluss des Nationalsozialismus schützen sollte. Das Konzept der GLV lässt sich im Wesentlichen in vier Punkte fassen: Es geht erstens um die Betonung der geistig-kulturellen Eigenständigkeit der Schweiz, zweitens den Rückgriff und die

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Besinnung auf das historische Erbe, drittens eine Aktivierung der Demokratie und viertens die Abwehr von fremden äußeren Einflüssen.18

Die literarische Szene, die von solchen Einflüssen belagert wurde, konnte sich trotzdem ihre Würde und Niveau halten. Vor allem in dem schweizerischen Kriminalroman können wir aus dieser Zeit diese zwei Aspekte sehen, weil dieser Zeitabschnitt den ersten schweizerischen Kriminalromanautor hervorgebracht hat, Friedrich Charles Glauser. Außer Glauser hat das Krimischaffen auch andere Autoren bekannt gemacht, Carl Albert Loosli, Stefan Brockoff, Wolf Schwertenbach. Den grössten Eifluss auf die Entwicklung des Genres hatte auf lange Sicht Friedrich Glauser.19

Inhaltlich gibt in diesem Genre keine einheitlichen Strömungen. Die Traditionslinien der früheren Zeit finden ihren eigenen Weg, alte Vorbilder werden noch immer kopiert, wie die Werke von Arthur Conan Doyle, George Simenon, und neue Sci-Fi Elemente werden in dem Genre auch an die schweizerischen Normen angepasst. Zugleich entstehen aber auch neue Normen, wie zum Beispiel die Technologiekritik von Adrien Turel, die erst später eingeführt werden oder ihren eigenen Weg in das Genre finden. Zu den häufigsten Themen gehören vor allem Raube von Schmuck, Entführungen (vor allem schöne junge Frauen), falsche Identitäten, Spione und falsche Identitäten. Gaunerbanden und internationale Verbrecher sind dabei auch keine Ausnahme. Die Schriftsteller der dreißiger Jahre verlassen dabei solche Klischees wie Unterirdische Labors oder Verstecke unter Wasser, weil diese bei dem Publikum, das eigentlich Erzählungen und Geschichten aus der Realität aufsucht, nicht gut ankommen. Das Genre unterlief in den dreißiger Jahren mehreren Veränderungen. Friedrich Glauser legte einen großen Wert auf die Schilderung des Milieus, auf die präzise Schilderung seiner Charaktere, vor allem bezeichnete er seine Figur, den Wachtmeister Studer, der vorbildhaft wirken sollte, und auf die Atmosphäre, die in der Erzählungen herrschte. Wolf Schwertenbach führte die Tradition des unpolitischen Ermittlers weiter, schilderte ihn aber als

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Rusterholz, Peter; Solzbach, Andreas. Schweizer Literaturgeschichte. Stuffgart-Weimar: Verlag J.B. Metzler,

2007. Seite 211. 19

Ott, Paul. Mord im Alpenglühen. Wuppertal: Nord Park Verlag, 2005. Seite 33.

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einen Superdetektiv. Und zuletzt Stefan Brockhoff erweiterte das Genre, dass es sich nicht nur mit den traditionellen Aspekten des Genres beschäftigte, sondern auch andere Aspekte wie zum Beispiel Liebe und Abenteuer hinzufügte, sodass wir das Genre nicht nur als ein Detektivroman/Kriminalroman ansehen müssen, sondern als eine Mischung von Genres, wobei die Kriminalhandlung im Vordergrund steht. Das große Vorbild Friedrich Glauser hat seine sechs Kriminalromane zwischen den Jahren 1934 und 1938 verfasst, in denen er seine eigenen Lebenserfahrungen verarbeitete. Das Leben zwischen den Internierungen in verschiedenen Anstalten wie der Psychiatrie, Selbstmordversuchen und vor allem die Morphiumsucht. Das tragische Ende fand er nach einer Flucht aus einer Klinik, einen Tag vor der Hochzeit mit seiner Krankenschwester, die er in Italien heiraten wollte. Seit 1916 bewegte sich Friedrich Glauser in den Kreisen der Züricher Dadaisten. Dieses Milieu hat dann später auch seine Geschichten in Figuren beeinflusst, düstere fast anarchistische Umgebungen. Die Vorlage für den Wachtmeister Studer bot George Simeon mit seiner Figur Kommissar Maigret an. Später wurde Bruder-Studer zur Vorlage von Dürrenmatts Kommissär Bärlach. Die Kombination dieser drei Ermittler bietet den heutigen Vertretern des Genres ein Vorbild und sie werden auch oft in schweizerischen Verfilmungen dargestellt (mit dem schweizerischen Film befasst sich ein weiteres Kapitel dieser Arbeit).

6. Die Entwicklung des Genres bis hin zu Paul Lascaux und Roger Graf

Nach dem 2. Weltkrieg kam die Literatur in der Schweiz nicht in einer gleichen Situation wie die Literatur in Deutschland. Das Schaffen vieler schweizerischer Schriftsteller blieb von dem Krieg unbeeinflusst und kehrte recht schnell zu den alten Traditionen zurück. Viele Werke behandelten einheimische Themen, wo das Lokalkolorit im Hintergrund seinen vorbestimmten Platz fand. In dieser Nachkriegszeit fing auch das Schaffen zweier wichtiger schweizerische Autoren: Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt. Literatur aus der Schweiz nach 1945 kennt keine Stunde Null, sie kennt nicht Bruch von Neuanfang. Sie steht im Zeichen des Erhaltens, des Bewahrens, der Pflege der realistischen und

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klassizistischen Traditionen, obgleich Bahn brechende moderne Autoren und Autorinnen früh vorangegangen waren.20

Das kriminale Literaturschaffen von Dürrenmatt, der einzige aus diesem Duo, der Kriminalromane verfasste, kann man an die Bärlach-Matthäi Trilogie eingrenzen. Dürrenmatts Schaffen beinhaltet auch andere bedeutsame Werke, wie die Theaterstücke Die Physiker oder auch das Stück Die Ehe des Herrn Mississippi. Die drei bekanntesten Kriminalromane, kann man als eine Parodie an die Gesellschaft ansehen. Dürrenmatt lässt seinen Helden freie Bahn und verbindet in seinem Schaffen in vielen Fällen den Zufall mit einem Rätsel, in unserem Falle den Mord einer Person. Der Zufall sorgt zum Beispiel dafär, dass am Ende des Romans Der Richter und sein Henker sich der Hauptkommisar Bärlach indirekt an dem Hauptverdächtigen rächt, indem er an ihn seinen Kollegen Tschanz hetzt, der ihn dann umbringt, und so zum Henker des Werkes wird. Bärlach nimmt in diesem Falle nur die Position eines Zuschauers. Dürrenmatts Hauptfigur Bärlach konfrontiert dabei seinen Kollegen nur mit den Fakten, die zur Verhaftung des Hauptverdächtigen nicht ausreichen und überlässt dabei den freien Raum für die Entscheidung, die sein Kollege Tschanz einfach findet. Das Böse besiegt das Böse. So die Theorie, die der Nihilist Bärlach vertritt. Die Periodisierung können wir in dem Schaffen von Dürrenmatt auch in seinem zweiten Kriminalroman verfolgen. Dürrenmatt setzt dabei wieder der hochbegabten Kommissar Bärlach in eine Situation, die nur sein Glück oder vielleicht Schicksal bestimmen kann. Der todkranke Bärlach lässt sich dabei in eine Privatklinik versetzen, wo sich angeblich der berüchtigte KZ-Arzt Nehle verstecken solle. Das Schicksal würde ein rasches Ende nehmen, solange Bärlach auch in diesem Falle einen starken deux ex machina nicht hätte. Den zwei Meter hohen Juden Gulliver, der in der letzten Minute den Kommissar rettet. Anhand dieser zwei Romane kann sich der Leser ein einheitliches Bild schaffen und die Werke Dürrenmatts als Parodie an die Justiz und das politische System ansehen. Der dritte Roman der Reihe, Das Versprechen, wurde schon im zweiten Kapitel dieser Arbeit beschrieben. Auch in diesem Roman bietet uns Dürrenmatt einen Einblick ins Leben eines erfolgreichen Ermittlers, der am Ende seiner Karriere an einem Fall scheitert und bei der

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Rusterholz, Peter; Solzbach, Andreas. Schweizer Literaturgeschichte. Stuffgart-Weimar: Verlag J.B. Metzler,

2007. Seite 241

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Ermittlung um den gesunden Verstand kommt. Dürrenmatt möchte in diesem Werk eigentlich zeigen, dass das ständige streben nach Vollkommenheit und Erfolg zu einem anderen Ende führen kann, als wir uns zuerst dachten. Nach dem behandelten Genre dieser Arbeit wird es also von Dürrenmatt nicht wiederentdeckt oder sogar weitergeführt. Dürrenmatt hat sich für dieses Genre wegen seiner Macht entschieden, der Macht die eigentlichen gesellschaftlichen Themen in einem beliebten Genre zu behandeln, um die Machtlosigkeit der Gesellschaft gegenüber dem Schicksal und Zufall zu schildern. Insofern ist schon Dürrenmatts erster Kriminalroman als ein Requiem auf den Kriminalroman zu verstehen wie sein dritter, der diesen Untertitel trägt, den schon der erster endet nicht mit dem eindeutigen Sieg des Detektivs und des Rechts, sondern stellt beides in Frage.21

Die weitere Entwicklung der Literatur in der Schweiz brachte die größten Veränderungen in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Nicht nur die politische Szene versuchte ihren Einfluss in der Kultur zu erweitern, sondern auch internationale Themen schafften es, die Entwicklung der Literatur zu beeinflussen. Viele der modernen Themen, die nach den siebziger Jahren auftreten, wurden schon in den späten sechziger Jahren konzipiert. Nutzung von Atomkraft, sogenannte Überfremdung, expandierende Industrie, aber auch die Existenzängste, werden in diesen Jahren von mehreren Schriftstellern behandelt. Das Hauptthema, das auch so ein kleines Land wie die Schweiz beeinflusst hatte, war der Kalte Krieg, der Europa in zwei Teile spaltete. Das Misstrauen der Bevölkerung gegenüber den Einwanderern steigerte sich und es kam auch häufiger zu Meinungsäußerungen und Demonstrationen. Das viersprachige Land gilt in diesen Jahren als nicht literarisch Produktiv und die Kultur musste gefördert werden. Die Stoffe, die die Künstler behandelten, waren nach der Sicht der Kulturvertreter welthaltig; sie beschrieben die Enge des Landes, die geographische, und vor allem geistige Kräfte die in diesem Lande herrschten; wer eine Anerkennung erreichen wollte, musste in seinem Schaffen emigrieren; also musste er Stoffe behandeln, die auch eine internationale Bedeutung hatten. Die einzigen, die sich diesem Muster nicht beugten, waren die schon früher erwähnten Schriftsteller Max Frisch und Friedrich 21

Rusterholz, Peter; Solzbach, Andreas. Schweizer Literaturgeschichte. Stuffgart-Weimar: Verlag J.B. Metzler,

2007. Seite 292.

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Dürrenmatt. Diese beiden schafften es sich dem Rahmen zu entziehen und auch im Ausland eine Anerkennung mit den einheimischen Themen und Stoffen zu erreichen. In unserem Fall spielte Friedrich Dürrenmatt in dieser Zeit eine wichtige Rolle, für das KrimiGenre in der Schweiz. Der gesellschaftskritische Autor beteiligte sich aktiv mit Essays und Vorträgen an der politischen Szene. Der Konflikt zwischen zwei Gesellschaftssystemen hat große Teile seines Werks geprägt. In Die Ehe des Herrn Mississippi und in Die Physiker ist dieser Gegensatz durch zentrale Figuren vertreten. Man wird ihm aber weder Klischees linker oder rechter political correctness vorwerfen können. Seine differenzierte Diskussion komplementärer Defizite und Qualitäten unterschiedlicher Gesellschaftsmodelle bleiben deshalb auch nach 1989 aktuell.22

Dürrenmatts Schaffen kann man eigentlich mit dem Kalten Krieg verbinden, weil seine erste Erzählung im Jahre 1945 veröffentlicht wurde und sein Licht mit seinem Tod, ein Jahr nach dem Fall der Berliner Mauer, verging. Die Hochkonjunktur und der gesellschaftliche Wandel, vor allem die Umsiedelung der Bevölkerung aus den Bergregionen näher zu den Städten, beeinflusste die literarische Entwicklung und das Genre wurde mit Wandel auch geprägt. Die Einwanderung ausländischer Arbeitskräfte

beschleunigte ein gewisses Maß an Verlust der nationalen

Identität. Die Werke die entstanden haben sich mehr mit diesem Thema beschäftigt und auch in dem Krimigenre tauchten ausländische Figuren auf, die sich in den Geschichten entweder als Opfer oder als Täter behaupten mussten. Die Leser haben alte Werke von Glauser wieder neuentdeckt, wie zum Beispiel das Werk Der Chinese. Die moderne Konsumgesellschaft freute sich einer Mehrung ihres Wohlstandes und begann diesen Wohlstand auch zu genießen. Die Literatur hat nicht an diesen Bedarf zu reagieren, sie beschäftigte sich auch mit dem Verschwinden der traditionellen Normen und sie deckte auch den Bedarf an religiösen Themen, die die Identität der Gesellschaft auch bildeten. Zürcher Jugendunruhen 23 , die die achtziger Jahre des zwanzigsten

Jahrhunderts

beeinflussten, haben ihren eigenen Durchbruch in die Literaturgeschichte geschafft. Der 22

Rusterholz, Peter; Solzbach, Andreas. Schweizer Literaturgeschichte. Stuffgart-Weimar: Verlag J.B. Metzler,

2007. Seite 308. 23

Während die Protestgeneration von 1968 eine Veränderung der ganzen Gesellschaft propagierte, verweigerte

sich die 1980er Bewegung weitgehend dem polit. Dialog und setzte sich damit vom theoretisch orientierten Widerstand der Studenten von 1968 ab. Ein Grossteil der bürgerl. Politiker und der Presse wertete die jugendl.

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Kampf gegen die Eingrenzung, gegen die Betonbehausungen, für mehr Freiräume, für die Jugendkultur. Diese Unruhen haben auch das Krimigenre beeinflusst. Der Schriftsteller Roger Graf verweist an diese Unruhen in seinem Werk Zürich bei Nacht. Dieses Thema wird aber nicht das zentrale Ereignis, das in dem ganzen Buch geschildert wird. Nur seine Hauptfigur Marco Biondi erinnert sich an eine Zeit, wo er auch an diesen Unruhen teilgenommen hatte und die Stadt terrorisierte. Ob diese Erinnerungen eine autobiographische Erinnerungen des Schriftstellers sind oder nicht, können wir nur behaupten oder den Autor selbst fragen. Die weitere Entwicklung der Situation brachte auch in die Literatur Stabilität. Die politische Szene beruhigte sich, die Studenten begannen nach zwei Jahren von Demonstrationen wieder an dem wissenschaftlichen Boden weiterzuarbeiten. Die Unruhen aber blieben weiter. Viel mehr könnte man die als weiterbleibende Ängste bezeichnen. Die Schweiz wurde an alte Probleme aufmerksam gemacht. Neue Themen tauchten auf, die diskutiert werden mussten. AIDS, Atomkraft-Energie, Wettrüsten der Supermächte. Der Wettbewerb brachte eine neue Gefahr ans Licht: Mittelstreckenraketen, die erneute Kriegsängste an die Oberfläche hervorbrachten. Verschiede Friedensdemonstrationen, die mit der ausländischen Politik zusammenhängten komplizierten die ganze Situation. Kein schweizerischer Autor behandelte dieses Thema in seinen Werken nicht. Außer Christa Wolf die in einem Tagebuch die Katastrophe in Tschernobyl bezeichnete. Das Ende der achtziger und der Anfang der neunziger Jahre brachte eine erneute Erleichterung in der literarischen Szene. Der Fall der Mauer und auch der Zerfall der Sowjetunion fanden in der Population eine positive Reaktion. Die neunziger Jahre brachten in der Schweiz eine wichtige Veränderung – die Schweiz musste sich mit ihrer Vergangenheit, so wie die ehemalige DDR, auseinandersetzen. Es wurde in vielen Fällen der Bespitzelung ermittelt. Der Beitritt zu dem Europäischen Wirtschaftsraum, hat das Land wieder in zwei Teile gespaltet, dies hatte sich auch in der Literatur des Landes wiederspiegelt. Die Krimiszene blieb aber von diesen Problemen verschont und orientierte sich eher an den Leser, der ein Entkommen aus den alltäglichen Problemen suchte. In diesem Zeitabschnitt fing auch die erneute Renaissance für den Opus magnum – großen Roman. Die vorherigen zwei Jahrzehnte waren mit der kurzen Prosen gekennzeichnet, was man auch an den Werken von,

Protestbewegung als das Werk von wenigen theoretisch geschulten Anstiftern und einigen hundert irregeleiteten Mitläufern und "Chaoten" und forderte eine konsequente Durchsetzung der Rechtsordnung gegen die häufig unbewilligten Demonstrationen.

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zum Beispiel, Paul Lascaux sehen kann, der sich in seinem Schaffen zuerst mit den kurzen Krimierzählungen beschäftigte, später eher zu der längeren Form der Gattung inklinierte. Die erstaunlich grosse Zahl umfangreicher Romane bekundet am Jahrhundertende noch einmal die vielfältigen Begabungen, die es innerhalb der schweizerischen Literatur immer noch gibt.24

Und die Aussichten? Die neue Generation der neunziger Jahre musste sich mit komplizierten Umständen der Vergangenheit nicht beschäftigen. Auch die Presse und die literarische Szene begrüßten die neuen Schriftsteller mit offenen Armen. Die Dominanz der Eventkultur, also das auch die Literatur Spaß beim Lesen hervorrufen soll, ist in dem letzten Jahrzehnt sichtbar. Die moderne schweizerische Gesellschaft sehnt sich in dieser Zeit auch nach ihrer Vergangenheit und kehrt zu ihren Anfängen zurück. Viele der Werke, die zuerst in die deutsche Sprache übersetzt waren, wurden in der letzten Zeit auch mit dem schweizerischen Dialekt konfrontiert (einige Dialoge werden in den Werken in diesem Dialekt geführt), jedoch die Unterschiede in den Regionsvariatäten des Dialekts ermöglichen das Benutzen dieser Form nicht. Die Versuche die aber gestartet werden, werden nicht vergessen. Was die Zukunft des Krimigenres angeht, sind sich viele schweizerische Kritiker sicher, dass die Schweiz eine Krimination wird. In der heutigen Zeit sind auf der literarischen Szene mehrere bedeutsame Schriftsteller tätig, deren Werke ihren Weg in die Herzen der Population finden, aber auch finden werden.

7. Exkurs: Der schweizer Film im Zusammenhang mit dem Krimigenre

Seit der Entstehung des Filmes und der ersten Vorführung der Gebrüder Lumier, sind die Schweizer wie besessen von dieser Neuheit. Die Entwicklung der Software und die Einführung der Kamera faszinierte das kleine Land in der Mitte Europa, das sich immer als eine Insel betrachtete. Der Kinozauber, so die Bezeichnung für diese Neuheit, hat sich den Weg in die Herzen der Massen gebahnt. Trotzdem blieb die schweizerische Fanpopulation an

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Rusterholz, Peter; Solzbach, Andreas. Schweizer Literaturgeschichte. Stuffgart-Weimar: Verlag J.B. Metzler,

2007. Seite 387.

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der internationalen Produktion abhängig, Schweiz hatte in den frühen dreißiger Jahren noch keine eigene Produktionswerkstatt. Trotz des Mangels an einem Filmstudio, schaffte vor allem die französische Schweiz zwei Filme schon in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts, La Vocation d´Andre Carel und Visages d´enfant. Ihre poetischen Passagen sind noch in der heutigen Zeit sehenswert, für diese Arbeit aber nicht wichtig. Der Aufstieg des Nationalsozialismus in den dreißiger Jahren brachte eine ganz wichtige Frage ans Licht. Das eidgenössische Parlament hat sich im Jahre 1937 mit der Notwendigkeit einer eigenen schweizerischen Filmproduktion befasst. Die danach entstandene Filmkammer konnte sich aber mit diesem Thema nicht befassen, weil die notwendigen Mittel dazu fehlten und das Projekt musste an das Ende des anstehenden Krieges warten. Friedrich Glauser konnte also nicht miterleben, wie die Verfilmungen seines Wachtmeister Studers die Zuschauer in den Kinos der Schweiz verblüfften. Der erste Film wurde zwar schon im Jahre 1939, unter dem Namen Wachtmeister Studer, veröffentlicht, aber der Autor konnte es nicht mehr miterleben. In der Hauptrolle konnten die Zuschauer den einzigartigen Heinrich Gretler25 sehen, der mit dem Autor, also mit Glauser, befreundet war. Die weiteren Verfilmungen ließen sich aber eine längere Zeit und das schweizerische Publikum wartete auf die weiteren Filme fast dreißig Jahre. Erst im Jahre 1979 wurde ein weiterer Roman von Glauser verfilmt, Der Chinese. Daran folgte noch die Verfilmung Matto regiert und die Verfilmung unter der Regie von Sabine Boss, Kein Zurück - Studers neuster Fall, die eine freie Adaptation an die Filmserie ist, also nicht direkt von Friedrich Glauser verfasst wurde.

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- http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D9173.php - 21.04.2013

- der bekannteste schweizer Schauspieler der dreißiger Jahre. Gretler wurde im Jahre 1897 in Zürich geboren, wo er auch nach 80 Jahren starb. In den zwanziger Jahren spielte er in einigen deutschen Produktionen in Berlin, dies waren aber eher kleinere Rollen. Nach dem Aufstieg des Nationalsozialismus kehrte Heinrich Gretler in die Schweiz zurück. Bis zu seinem Lebensende wirkte er in 120 Filmen und zu seinen bekanntesten Rollen gehörte die Mitwirkung in den Verfilmungen wie: Nathan der Weise, Wilhelm Tell, Der Hauptmann von Köpenick, Der zerbrochene Krug und sogar spielte er den Alp-Öhi in Heidi (1952). Vor allem wirkte Heinrich Gretler in den heimischen Filmen, die aus der schweizerischen Produktion stammten. Die Grabstätte, in der er bestattet wurde, befindet sich in der heutigen Zeit auf dem Züricher Friedhof.

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Kaum ein Land besitzt augenblicklich ein reicheres Filmschaffen als die Schweiz.26 Die Filme wurden in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts von den jüngeren Generationen verfolgt und popularisiert. Die Anzahl der Krimiverfilmungen nahm in dieser Zeit des neuen Schweizer Filmes zu. Die schweizerischen Regisseure haben auch viele von Glausers Romanen verfilmt. Dürrenmatt schrieb sogar seinen Roman Das Versprechen erst als einen Filmtext, weil er den Auftrag von der schweizerischen Filmgesellschaft bekommen hatte. Erst später nach einigen Korrekturen und Veränderungen hat der berühmte Autor das Werk auch als einen literarischen Roman herausgegeben. Der neue Schweizer Film war in seinen Anfängen als ein unbeschriebenes Blatt oder Fläche zu betrachten, tabula rasa. Die Möglichkeiten der Filmemacher öffneten sich deshalb in dieser Zeit in die Breite, das einzige, das sie behindert hat um weiter zu expandieren, waren die Kosten, die in dieses Projekt gesteckt wurden. Am Anfang hat man nur mit Dokumentarfilmen gezählt, die das Land den Ausländern vorstellen würden. Die Regisseure ergriffen aber die Chance und erweiterten die Pläne des Schweizerischen Filmstudios und filmten Stücke, in denen im Hintergrund auch die Landschaft und die Gesellschaft gezeigt wurden, die Handlung des Filmes aber eine völlig andere war als gedacht. Die Anfänge waren schwer. Keine Möglichkeiten, wo man die Verfilmungen vorführen konnte und auch zu wenig Zuschauer in den Gemeindehäusern oder Mehrzwecksälen. Bis die Initiative ein Lichtspieltheater errichtete dauerte am Anfang eine gewisse Zeit. In Bern, einem der Zentren der kriminalen Aktivität, errichtete man das erste in einem Keller – daher die Bezeichnung Kellerkino. In den Anfangsphasen des Schaffens setzte man auf den schweizerischen Dialekt einen großen Wert, bis man zu einem Zeitpunkt kommt, wo die schweizerischen Filmemacher begriffen haben, dass sich der Schweizer Dialekt keiner großen Popularität in dem Ausland erfreut. Die heutigen Filmemacher der Schweiz befinden sich in einer Art Krise, die nur von einer geringen Anzahl von Regisseuren abgelehnt wird. Die Konsummentalität der Schweiz lässt sich aber nicht unterkriegen, aber die Ansprüche des Filmes werden mit der sinkenden Popularität immer grösser, was die Filmemacher nicht mehr ständig erfüllen können. Die 26

Rusterholz, Peter; Solzbach, Andreas. Schweizer Literaturgeschichte. Stuffgart-Weimar: Verlag J.B. Metzler, 2007. Seite 328. -

So lautet die Einleitung in der Monographie Film in der Schweiz von Wolfram Schútte und Peter W. Jahnsen

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modernen jungen Filmemacher stoßen an Grenzen, die es einigen von denen gelingt zu überschreiten. Sie haben den revolutionären Geist von Tradition, Geschichte, Politik und Befindlichkeit aufgenommen und versuchen noch dabei das Experimentelle zu vertreten, was uns der Film im großen Rahmen anbietet.

8. Unterschiede

Die Tendenzen und auch die Sprache haben sich in dem beschriebenen Jahrhundert deutlich verändert. Die politische Situation hat sich beruhigt, die Schweiz wird nicht von unnötigen Kriegen gefährdet und die Population verändert sich ständig, abhängig von der Migration von verschiedenen Nationalitäten. Auch heute behält die Schweiz ihre Souveränität und die Eingliederung in die Kommunität ist schwieriger als gedacht. Die schweizerische Mentalität und auch die Verhaltensweise deuten einen ständigen Konflikt zwischen der Regierung des Landes und der Population an. Dies bietet einen guten Stoff für Schriftsteller, die sich mit dem Land und dem Thema der Kriminalistik beschäftigen möchten. Die Entwicklung bringt deswegen viele Vorteile für einen Krimiautor. Der Einfluss aus Amerika und die neu entdeckten Vorgangsweisen bei den Untersuchungen des Tatorts oder bei der Entlarvung des Täters bieten dem Schriftsteller jede Menge Möglichkeiten, wie sein Hauptdarsteller seine Fälle lösen kann. Solche Begriffe wie Kriminologie, ModusOperandi, Victimologie, dies alles trägt in der heutigen Zeit zu der Festnahme des Täters und der Schriftsteller sollte sich diesen Begriffen beugen, um mit der Zeit Schritt zu halten. Was bedeuten aber diese Begriffe? Die Kriminologie ist die Wissenschaft, die sich mit der Kriminalität, also mit den Delikten, die zwischen den Menschen entstehen, beschäftigt. Die Victimologie ist in der letzten Zeit ein sehr häufig verwendeter Teil der Kriminologie, der sich mit der Untersuchung der Opfer und ihrer Lebensweise beschäftigt. Mit Modus-Operandi bezeichnet die moderne Kriminologie die Vollendung der Tat, also das Verfahren, wie die Tat in die Praxis umgesetzt wurde. Diese und viele andere Bezeichnungen und Termine werden in der modernen Suche nach den Tätern verwendet. Was aber diese Termini mit dem Kriminalroman zu tun haben? In dem schweizerischen Krimi sehen wir solche Verwendung von Terminen überhaupt nicht. Die

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Autoren distanzieren sich vor der Verwendung von Anglizismen und auch die Öffentlichkeit sieht diese Verwendung als ein Eindringen in ihre eigene Kultur. Was aber an Begriffen in der schweizerischen Literatur fehlt, gleicht sie mit anderen Vorgangsweisen aus. Das kriminale Genre ist zwischen den Menschen aus mehreren Gründen beliebt. Nicht nur, weil die meisten Leser eine Art Entspannung bei dem lesen finden, sondern auch deswegen, weil kein anderes Genre die Details so aufzählt wie der Kriminalroman. Die Beschreibungen von Tatorten, Personen, dunklen Straßen, beleuchteten Bars, ziehen den Leser so in die Atmosphäre, die der Schriftsteller dem Leser vorstellen möchte, in die er ihn einziehen möchte. Dem Film gelingt es auf eine andere Art und Weise die Umgebungen oder Handlungen zu beschreiben. Dies kann sich der Leser, beziehungsweise Zuschauer, schon vorstellen, um welche Unterschiede es dabei geht. Die literarischen Vorlagen bieten dem Film die benötigten Grundlagen und Anweisungen, die man zur Verfilmung brauch. Die Atmosphäre und auch das Verhalten der Figuren, dies alles wird dem Zuschauer anhand von sichtbaren Impulsen dargestellt. Weitere Unterschiede finden wir vor allem in den Werken von unseren vier Hauptvertretern des kriminalen Genres. Der zeitliche Abstand ist auch in diesen Werken sichtbar. In der Vergangenheit ging es bei dem Ermittler um eine Person, die in der einer Beziehung zur Polizei stand. Glauser aber auch Dürrenmatt haben einen Ermittler dargestellt, der entweder ein Kommissar oder ein Wachtmeister waren. Das Lösen von Verbrechen haben sie als ihre Pflicht angesehen. Dieses hängt mit der Tatsache zusammen, dass bis in die sechziger und siebziger Jahren der vergangenen Jahrhunderts niemand außer der Polizei die Fälle gelöst hatte. Erst in den frühen siebziger Jahren sind in die Schweiz Privatdetektive durchgedrungen (selbstverständlich waren diese Privatdetektive nicht die ersten, als erster wird der berühmte Sherlock Holmes gehalten, der leider bei seinen ersten Besuch ums Leben in einem Wasserfall umgekommen ist). Sogar auch moderne Schriftsteller wie zum Beispiel Paul Lascaux lassen in ihren Werken Fahnder an den Fall ran, der ein Außenseiter in der Ermittlungsmaschinerie ist. Paul Lascaux lässt aber ausser Polizisten auch Privatpersonen in den Vordergrund erscheinen. In seinem Werk Europa stirbt lässt er sogar einen Schullehrer in dem Fall eines toten Säuglings ermitteln. Einen einzigartigen Detektiv hat auch Roger Graf in seinem Werk Zürich bei Nacht dargestellt. Der Privatdetektiv Marco Biondi stellt einen unkonventionellen Privatdetektiv dar,

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der dazu noch eine unbedeutende Spielsucht vorweist 27 . Marco ist dank seinen Methoden immer einen Schritt hinter dem Täter, und sogar führt ihn auch der eine Schritt in eine entgegensetzte Richtung, als näher zu dem Täter. Nur durch Zufall gelingt es ihm am Ende den ganzen Fall zu klären, aber auch trotzdem muss sich am Ende der Täter selbst stellen, weil auch der Detektiv keinerlei Beweise für seine Hypothesen vorlegen kann. Also auch anhand der Handlungen der Hauptdarsteller kann sich auch der Leser einen Einblick in die Vorgehensweisen der Figuren verschaffen.

8.1.

Weitere Unterschiede

Zu einem weiteren Unterschied zwischen den erforschten Werken stellt auch die verwendete Sprache dar. In den älteren Ausgaben von Friedrich Glauser, aber auch von Friedrich Dürrenmatt findet der deutsche Leser viele Dialektwörter, die dem Buch sein schweizerisches touch28 verleiht. Wörter wie Hausierer oder Caffe-Creme. Aber nicht nur Wörter, sondern längere Passagen des Textes deuten an die Verwendung vom Dialekt hin. »O du liebs Engeli, Rosmarinstengeli, Alliweil, alliweil, blib i dir treu . . . «29

27

Der Anruf kam, als das null zu eins fiel. Ich hatte gerade eine Druckperiode des Gegners überstanden und freute mich auf das glückliche Unentschieden, als neben meinem Computer das Telefon klingelte und gleichzeitig ein Spieler namens Smith meinen Torhüter bezwang. Während ich den Hörer abnahm und mich meldete, vergingen die letzten Spielsekunden, und mein Team musste die erste Heimniederlage der Saison hinnehmen. … … Ein starker Verteidiger war nicht zu haben. Nur mittelmäßige Kicker zu überhöhten Preisen. Mein Starstürmer fiel noch vier Wochen aus; der Idiot hatte sich die Hand gebrochen. Ich nahm eine kleine Umstellung und brachte den erst zwanzigjährigen Miller als rechten Außenverteidiger. Der Kerl hatte Zukunft. Ich spielte zwei Partien. Ein Sieg und ein Unentschieden. Das war nicht schlecht. Als ich das Büro verließ, tat ich das als Manager einer Mannschaft, die in der englischen Premier League Platz sieben belegte. -

Graf, Roger. Zürich bei Nacht. Zürich: Haffmans Verlag, 1996. Seite 5-7.

-

Anfang und das Ende des ersten Kapitels des Buches

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touch – englisches Wort mit dem man auch den Stil bezeichnen kann. In einer Wortwörtlichen Übersetzung bezeichnet dieses Wort einen Kontakt oder Berührung. 29 Glauser, Friedrich. Wachtmeister Studer. Zürich: Diogenes Verlag. 1989. Seite 13.

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»Scho wieder z´wäg? « fragte der Doktor und griff nach Schlumpfs Handgelenk.30

»Bitzli´z wenig Effet.«31

Solche oder Ähnliche Beispiele für den Dialekt findet der Leser des Romans an verschiedenen Stellen der Geschichte, vor allem an den Stellen, wo der Ermittler sich in einer Umgebung bewegt, die mit diesem Dialekt verbunden ist. Beisl, Dorfgegend, Land. In den Situationen, wenn der Ermittler mit hochrangingen Personen einen Dialog führen muss, oder diese Autoritäten um Hilfe bittet, finden wir die genannten Passagen von dem Dialekt nicht mehr. Auch so versuchten die älteren Schriftsteller die schweizerische Mentalität zum Vorschein zu bringen und das nationale Bewusstsein in ihre Werken einzubauen. Wie sieht es aber aus, wenn wir uns die moderneren Werke ansehen und analysieren? Die moderne Literatur findet für den Dialekt in der heutigen Zeit keinen Platz. Falls der Schriftsteller auch einen Erfolg außerhalb der schweizerischen Grenzen, in dem deutschsprachigen Raum haben möchte, muss er sich den Konventionen beugen und seine Werke in der hochdeutschen Sprache verfassen. In den Werken von Paul Lascaux oder Roger Graf finden wir den Dialekt in keinem einzigen Dialog.

9. Verwendete rhetorische Stilmittel der Moderne und der Vergangenheit

Die allgemeinen Definitionen der rhetorischen Sprachmittel sind nicht der Ziel dieser Arbeit. Diese Arbeit orientiert sich an das praktische Verwenden dieser Mittel in den gelesenen und behandelten Werken, die in dem letzten Jahrhundert an einem abgegrenzten Ort entstanden und verwendet wurden. Für die Übersicht wurde eine einheitliche Reihenfolge von verwendeten Werken bestimmt. Die Reihenfolge besteht darin, dass die Schriftsteller anhand ihres Wirkens

30

Glauser, Friedrich. Wachtmeister Studer. Zürich: Diogenes Verlag. 1989. Seite 14.

31

Glauser, Friedrich. Wachtmeister Studer. Zürich: Diogenes Verlag. 1989. Seite 37.

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verglichen wurden und der Reihenfolge von dem ältesten bis zu dem jüngsten angepasst wurden. Beispiel der Reihenfolge: 1. Friedrich Glauser 2. Friedrich Dürrenmatt 3. Paul Lascaux 4. Roger Graf Die Werke von den vier Autoren wurden demnächst detailliert untersucht und die benötigten Sprachmittel wurden rausgesucht. Das Untersuchungsbereich wurde auf die ersten fünf Kapitel jedes Buches abgegrenzt, also das Bereich umfasst am Ende einhundert vierundzwanzig Seiten.

9.1.

Metonymie vs. Metapher

Diese zwei Sprachmittel werden in den modernen, aber auch älteren, Werken am häufigsten verwendet, weil sie die entstandene Atmosphäre weiter verwickeln und den Leser zwingen über die Verhältnisse zwischen den Zusammenhängen nachzudenken. Beide Mittel verwenden zur Beschreibungen die Ähnlichkeit zwischen zwei oder mehreren Gegenständen oder Situationen, die eine aber beschreibt diese Zusammenhänge anhand der äußerlichen Kontiguität (Metonymie), das andere anhand der innerlichen Ähnlichkeiten (Metapher).

Metonymie 1. Friedrich Glauser, Der Chinese: Aus dem Nebel, der filzig und gelb und fett war wie ungewaschene Wolle, tauchten Mauern auf, die roten Ziegel eines Hausdaches leuchteten. Dann stach durch den Dunst ein Sonnestrahl und traf ein rundes Schild: es glühte auf wie Gold – nein, es war kein Gold, sondern irgenein anderes, viel

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unedleres Metall, zwei Augen, eine Nase, ein Mund waren auf die Platte gezeichnet; von seinem Rande …32

2. Friedrich Dürrenmatt, Das Versprechen: In den Fensterscheiben wurde es heller, der Regen ließ nach, und plötzlich war die Sonne wieder da. Nur der Wind heulte noch und rüttelte am Gemäuer. Von Gunten war froh, als draußen die Wagen vorfuhren. 3. Paul Lascaux, Der Lückenbüsser: «Das sieht nach einer bösen Geschichte aus, Bernhard», sagte Dr. Peter Raduner. 4. Roger Graf, Zürich bei Nacht -

In Grafs Werk kann der Leser keine Metonymie in den ersten Kapiteln finden. Trotzdem schafft es Graf die Aufmerksamkeit des Lesers mit Beschreibungen zu bannen, mit Hilfe von Details und Gefühlen von dem Ermittler.

Die Verwendung von der Metonymie in dem Kriminalen Genre wird in der modernen Zeit anhand der untersuchten Titel eher einzigartig. Die Schriftsteller der Vergangenheit, wie Glauser oder Dürrenmatt, legten noch einen hohen Wert auf die Sprachmittel, die sie meistens in der indirekten Rede verwendet haben, also zur Beschreibung von Tatsachen oder der Umgebung. Die moderneren Autoren legen keinen so hohen Wert an diese Mittel. Deshalb hat der Leser auch größere Schwierigkeiten diese Mittel in dem Werk zu finden. Diese Tatsache aber nimmt dem Gesamtwerk nichts von seiner Schönheit, die Beschreibungen ermitteln dem Leser die Umgebung in der sich der Ermittler oder das Opfer befinden und können sich so die Umgebung besser vorstellen. Die Metonymie ist eine von verschiedenen Möglichkeiten, die dem Verfasser zur Verfügung stehen, um solche Orte des Geschehens zu beschreiben.

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Glauser, Friedrich. Der Chinese. Zürich: Diogenes Verlag, 1989. Seite 7.

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Metapher In den vier beschriebenen Werken wurden ausser Metonymie auch Metapher und andere Sprachmittel gesucht. Nach einer gründlichen Analyse der Werke und deren Inhalt, muss man feststellen, dass die Werke von Glauser und Dürrenmatt sich den Sprachmittel bedienen und die meisten Beschreibungen der innerlichen Prozesse und Gefühle werden mit Hilfe von diesen Mittel bezeichnet. Die jüngeren Werke von den moderneren Autoren bücken sich dem Zeitalter in dem sie entstanden sind und entsprechen dem Bedarf der Öffentlichkeit, die sich nach leicht verständlichen Texten sehnt.

Ergebniss Die Entwicklung des Genres unterliegt einem ständigen Wandel der Gesellschaft, in der er entsteht. Die Leser sehnen sich in der Vielzahl nach „leichter“ Literatur, die zwar an einer Seite unterhaltsam und Interessant ist, an der anderen Seite aber leicht zu verstehen ist. Dies bereitet den Schriftstellern der modernen Zeit Kummer und Sorgen, weil sie sich an einer Hand künstlerisch dursetzen wollen, an der anderen aber wollen sie, dass ihre Werke in der Lesergesellschaft populär sind. Das heißt, dass der Verfasser eines Romans das Gelichgewicht zu finden hat.

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10. Zusammenfassung Das beliebteste Genre der Schweiz unterliegt ständigen Veränderungen, die mit der Zeit entwickelt werden. Der Leser muss sich ständig diesen Veränderungen beugen. Die Anfänge haben gezeigt, dass die Geschichten über Mörder, Schurken oder Diebe sich der Beliebtheit ihres Publikums sicher sein können. Das Genre bietet dem Leser viele Einblicke in die komplizierte Arbeit der Ermittler, die in den meisten Fällen völlig verwirrt oder verloren sind, aber mit ihrem Können ständig beweisen, dass das Gute über dem Bösen siegen kann. Schweizerischer Kriminalroman ist in dem letzten Jahrhundert durch viele Veränderungen durchgegangen. Seine Anfänge waren kompliziert und wurde oft mit einer negativen Reaktion konfrontiert. Aus selbständigen Berichten über Verurteilungen und Gerichtsentscheidungen, entwickelte sich mit der Zeit ein selbständiges Genre. Viele äußere Einflüsse haben ihn formiert. Andere Literatur, veränderliche Politik, zwischenmenschliche Beziehungen, zwei Weltkriege. Alles dies bot dem Genre reichlich Stoff, der nur darauf wartete, von Schriftstellern verarbeitet zu werden. Studer musste sich mit dem nihilistischen Nazi-Doktor auseinandersetzen. Matthäi wartete auf den einen Kindermörder. Spring benutzte für die Suche nach der Sekte die modernste Technik in ihrer puren Form. Marco Biondi dagegen erinnerte sich an die Züricher Jugendunruhen, die er selbst erlebt hatte. Dies sind die Stoffe und Themen, die die Schriftsteller in ihren Werken verewigen und die auch in der Geschichte des Genres eine wichtige Rolle spielen. Anhand der äußerlichen Veränderungen können wir auch die innere Entwicklung beobachten. Die Anfänge waren mit der klassischen Literatur in einem engen Bund, die aber die Fakten und Tatsachen nicht genau beschreiben konnte. Deshalb dringen in die moderne Fassung des Genres nicht so viele Sprachmittel durch, was die Verfasser der Werke aber nicht stört, weil sie sich anderen Mitteln bedienen. Die klassischen Sprachmittel haben Fakte ersetzt, detaillierte Beschreibungen der Umgebungen und natürliches Verfassen der innerlichen Vorgänge erfassen den modernen Leser, der sich in der modernen Zeit der Informationen nur mit Details umgeben möchte. Die Schriftsteller verändern das kriminale Genre je nach Bedarf und Nachfrage der Leser, damit die ihre Sucht nach unerklärlichen und mysteriösen Verfahren stillen können. Das Genre unterläuft also ständigen Veränderungen, und entwickelt sich wie ein lebendiges und selbständiges Individuum, das seinen Platz an der Sonne sucht.

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11. Verwendete Literatur

Primärliteratur

Graf, Roger. Zürich bei Nacht. Zürich: Haffmans Verlag, 1996. Graf, Roger. Tanz an der Limmat. Zürich: Haffmans Verlag, 1997. Dürrenmatt, Friedrich. Das Versprechen. Zürich: Diogenes Verlag, 1985. Dürrenmatt, Friedrich. Der Richter und sein Henker. Berlin: Volk und Welt, 1973. Lascaux, Paul. Der Lückenbüsser. München: Verlag der Criminale, 2000. Lascaux, Paul. Europa stirbt. München: Verlag der Criminale, 2001. Glauser, Friedrich. Der Chinese. Zürich: Diogenes Verlag, 1989. Glauser, Friedrich. Wachtmeister Studer: Roman Mit einem Nachwort von Hugo Loetscher. Zürich: Diogenes Verlag, 1989. Zopfi, Emil. Steinschlag. Zürich: Limmat Verlag, 2010.

Sekundärliteratur

Ott, Paul. Mord im Alpenglühen. Wuppertal: Nord Park Verlag, 2005. Rusterholz, Peter; Solzbach, Andreas. Schweizer Literaturgeschichte. Stuffgart-Weimar: Verlag J.B. Metzler, 2007. Schaub, Martin. Film in der Schweiz. Zürich: Pro Helvetia, 1997. Knapp, Gerhard P. Grundlagen und Gedanken zum Verständnis erzählender Texte. Frankfurt am Main: Moritz Diesterweg Verlag, 1983. Ich kannte den Mörder wusste nur nicht wer er war. Innsbruck: StudienVerlag, 2004. Lexikon der Schweizer Literaturen. Basel: Lenos Verlag, 1991.

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Lexikon der deutschsprachigen Krimi-Autoren. München: Verlag der Criminale, 2005. Škvorecký, Josef. Nápady čtenáře detektivek. Praha: Interpress Magazin, 1990. Grym, Pavel. Sherlock Holmes a ti druzí. Praha: Nakladatelství Vyšehrad, 1988. Cigánek, Jan. Umění detektivky. Praha: Státní nakladatelství dětské knihy, 1962. Holcr, Květoň a kolektiv. Kriminologie. Praha: Nakladatelství Leges, 2009. Esselborn-Krumbiegel, Helga. Von der Idee zum Text. Paderborn: Ferdinand Schöningh Verlag, 2002.

Internetquellen

Graf, Roger. Biografie [online]. Sprache: Deutsch [cit. 30. März 2013]. Zugänglich von:

Zürich bei Nacht. Rezension des Buches [online]. Sprache: Deutsch [cit. 02. April 2013]. Zugänglich von:

Lascaux, Paul. Lebenslauf und seine Werke [online]. Sprache: Deutsch [cit. 02. April 2013]. Zugänglich von:

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Crime Scene: Switzerland. Geschichte des Kriminalromans in der Schweiz [online]. Sprache: Englisch [cit. 11. April 2013]. Zugänglich von:

Wachtmeiste Studer. Bewertung des Filmes aus dem Jahre 1939 [online]. Sprache: Deutsch [cit. 12. April 2013]. Zugänglich von:

Der Chinese. Friedrich Glauser. Eine kurze Inhaltsangabe [online]. Sprache: Deutsch [cit. 25. April 2013]. Zugänglich von: < http://www.limmatverlag.ch/Default.htm?/glauser/glauser.chinese.htm>

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