Michael Löwe

Das letzte Aufbegehren der Erde Roman

LESEPROBE

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Alle Personen und Namen innerhalb dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

… Freunde und sich selbst zu Thomas und Paul befanden sich auf dem Rückweg nach Krummhörn. Das letzte Stück auf der A 31 vor Leer war wie immer um die Feierabendzeit vom heimwärts strebenden Berufsverkehr geprägt. Paul merkte schon die ganze Zeit, dass Thomas etwas auf dem Herzen hatte, und sprach ihn darauf an. "Also Thomas, was ist los mit Dir? Du druckst schon die ganze Zeit so herum. Raus mit der Sprache!" Thomas schaute seinen Beifahrer kurz an, stieß hörbar die Luft aus und suchte nach den richtigen Worten. "Hast Du Dir eigentlich schon einmal Gedanken darüber gemacht, was passiert, wenn das Chaos losgeht, Paul? Ich meine, wenn Kriminelle versuchen werden, unsere Höfe anzugreifen, um sich mit Gewalt zu nehmen, was wir uns geschaffen haben, um zu überleben - wie werden wir uns verteidigen? Oder werden wir uns dann ergeben. Und selbst wenn wir teilen, wer sagt uns, dass sie nicht alles haben wollen. Und eine Überlebens garantie haben wir auch nicht, wenn die Gesetze außer Kraft treten. Darüber mache ich mir schon geraume Zeit Gedanken!" Paul schaute schweigend aus dem Seitenfenster auf die vorüberfließenden Felder. Sie hatten inzwischen Emden hinter sich gelassen und passierten auf der Landesstraße die Ortschaften Rysum, Loquard und Campen. Sie bogen bereits bei Groothusen Richtung Krummhörn ab, als Paul endlich das Wort ergriff. "Tine und ich haben uns schon häufiger über dieses Thema unterhalten. Der Gedanke macht uns ziemlich Angst, von marodierenden Banden überfallen zu werden und dabei hilflos zu sein. Ich habe nicht viel, um uns zu verteidigen. Eine alte Pistole, noch von meinem Vater aus dem Krieg und ein Jagdgewehr. Aber ich glaube kaum, dass das viel bringt, wenn es darauf ankommt. Die sind ja heutzutage wesentlich effektiver bewaffnet." Thomas nickte mit ernstem Gesicht, bog von der schmalen Landstraße auf den Weg zu Onnos Hof und hielt vor dem Wohnhaus. "Wir werden uns also etwas einfallen lassen müssen, oder!? Ich habe mir auch schon etwas überlegt. Das werde ich gleich erzählen, wenn Onno bei uns ist." Onno hatte den Wagen gehört und kamen ihnen entgegen. Nach kurzer Begrüßung teilte Onno den Freunden Freuden strahlend mit, dass Wiebke inzwischen einen gesunden, strammen Jungen geboren hatte. Es war eine Hausgeburt und Tine hatte geholfen, den Stammhalter zur Welt zu bringen. M utter und Kind waren wohlauf. Thomas und Paul beglückwünschten Onno und umarmten ihn herzlich, dann gingen sie zu Wiebke und dem Kind, um auch ihr zu gratulieren. Der Junge bekam einen klassischen Namen: Konstantin. Nach kurzem Gespräch zogen sich die M änner zurück, um die frischgebackene M utter in Ruhe stillen zu lassen. Die M änner begaben sich auf einen Spaziergang zum Deich hin. Thomas erzählte Onno von seinem Gespräch mit Paul während der Fahrt. Onno bestätigte, dass auch er sich öfter Gedanken um die Sicherheit seiner Familie machte. Thomas hatte einen Plan, den er seinen Freunden nun mitteilte. "Also, ich habe mich ein wenig im Internet schlaugemacht. In Belgien gibt es relativ problemlos Waffen jeglicher Art zu erschwinglichen Preisen. Nicht ganz legal, aber bei der zu erwartenden Zukunft der einzige Weg, um uns entsprechend auszurüsten. Wir müssen uns schließlich wehren können. Ich werde nach Belgien fahren und uns mit ausreichend Verteidigungsmaterial eindecken. Seid Ihr dafür?" Onno und Paul nickten. Thomas sprach nur aus, was sie dachten. Sie wahren froh, dass er die Initiative ergriffen hatte.

"Wir werden uns finanziell natürlich beteiligen. Willst Du wirklich alleine fahren. Wir könnten mitkommen." Thomas dankte seinen Freunden, beteuerte aber, dass er das alleine durchziehen wolle. "Ihr müsst bei Euren Familien bleiben und Euch auch ein bisschen um meinen Hof kümmern, bitte! Ich weiß ja nicht, ob alles so glattgeht, wie ich es erhoffe. Deshalb ist es besser, ich fahre alleine, dann werdet Ihr nicht damit reingezogen." Thomas war in Antwerpen und wanderte etwas unsicher von Hafenkneipe zu Hafenkneipe. In einer Spelunke übelster Art fand er, was er suchte - oder besser, wen er suchte. Gestalten, denen die Unterwelt ins Gesicht geschrieben war. Thomas unterschied sich momentan optisch nicht so sehr von den M itzechern. Er hatte seine Haare streng nach hinten gegelt und sich eine Woche nicht rasiert. Sein imposantes Aussehen bekräftige er noch mit einer alten Jeans und einer ziemlich speckigen Lederjacke, deren Kragen er hochgeschlagen hatte. Thomas von Leuven stellte sich an den Tresen und bestellte auf französisch ein "Stella Artois", was auch sonst, denn viel mehr Auswahl gibt es in Belgien an Biermarken nicht. Der Wirt musterte ihn, zapfte das Bier und antwortete auf Deutsch, als er es vor Thomas auf den Tresen stellte. "Bist Deutscher, was? Höre ich an Deiner Aussprache. Was suchst Du hier? Du bist mit Sicherheit nicht ohne Grund in dieser Gegend!" Thomas hatte von einem befreundeten Richter mal gehört, dass sich viele Verbrecher ihre Waffen günstig in Belgien kaufen, und auch er war jetzt aus diesem Grund hier. Jedoch wollte er kein Verbrechen begehen, sondern im Gegenteil sich davor schützen. Er hoffte es zwar nicht, aber man musste immer einkalkulieren, dass randalierende und marodierende Grüppchen sich in die einsame Gegend der Bauernhöfe verirrten. Er wollte kein Risiko eingehen und er hatte seine Familie zu schützen. Noch druckste Thomas etwas herum, aber der Wirt war nicht blöd. "Gerade heraus! Was willst Du? Drogen, Waffen, Diamanten, M ädchen, Jungen? Alles im Programm!" Was sollte schon passieren, und irgendwann musste Thomas ja mal mit der Sprache heraus. "Ich suche Waffen, mehrere, für die Absicherung eines Objekts! Pistolen, Gewehre, M aschinenpistolen. All' so was eben." Der M aitre rief nach einem M ann, der an einem der Tische pokerte. Der M ann hieß Jean-Luc, war ein etwa 35 Jahre alter Franzose "im Exil" und sprach ein leidliches Deutsch. Er hatte einen dunkelbraunen Teint, schwarze lang gelockte Haare, trug einen schwarzen Anzug und darunter ein weißes T-Shirt. Nachdem der Kneipier ihm erklärt hatte, was Thomas wollte, forderte er ihn auf, etwa eine Stunde zu warten, bis er zurückkäme. Als Jean-Luc nach 90 M inuten zurück war, setzten sie sich in eine stille Ecke. Er schob Thomas einen selbstgemachten, aber ziemlich professionell wirkenden Katalog zu, indem Waffen aller Art zu finden waren, als wäre Thomas beim Großhändler. Thomas stellte Fragen über Effizienz und Preise der einzelnen Feuerwaffen. Wofür Thomas die Waffen brauchen würde, interessierte den Waffenhändler nicht. Thomas entschied sich für fünf halbautomatische Kalaschnikow-Schnellfeuergewehre AK-47, zwanzig Pistolen der M arke PK 380 und ein MG 3, das wohl aus den Beständen der Bundeswehr stammte. Außerdem erwarb von Leuven noch eine Kiste mit Eierhandgranaten. Er wollte nicht wissen, woher die Waffen stammten und verabredete mit dem Franzosen einen Termin für den nächsten M ittag. Sie wollten dann zu einer alten Kiesgrube außerhalb von Antwerpen fahren; dort sollte Thomas die Ware besichtigen und auch in die Anwendung eingewiesen werden, zumal er die Waffen auf ihre Funktionsfähigkeit überprüfen wollte, bevor er den horrenden Preis bezahlte.

Alles lief nach Wunsch! In einer schnellen Waffenkunde unterwiesen und ausgerüstet in einer Unmenge von verschiedenen Waffen, die er Thomas in seinem großen Geländewagen verstaute, fuhr er zurück nach Ostfriesland. Die Grenzen waren ja offen, aber trotzdem hatte von Leuven während der ganzen Rückfahrt ein mulmiges Gefühl in der M agengegend - sowohl bei der Einreise in Deutschland als auch auf der gesamten Strecke. Schließlich befand er sich mit dem illegalen Waffenkauf auf dem Pfad der Kriminalität. Ein schlechtes Gewissen hatte Thomas nicht. Schließlich beabsichtigte er ja mit diesen Waffen kein Verbrechen zu begehen, sondern nur seine Familie, schützen.

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