Christoph Hilsberg, Jugend in der Kirche

Christoph Hilsberg, Jugend in der Kirche © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580240 — ISBN E-Book: 9783647580...
Author: Emma Bader
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Christoph Hilsberg, Jugend in der Kirche

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Christoph Hilsberg, Jugend in der Kirche

Christoph Hilsberg

Jugend in der Kirche Konzepte für Gemeinden, Teamer, Mitarbeiter in der Jugendarbeit

Vandenhoeck & Ruprecht © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580240 — ISBN E-Book: 9783647580241

Christoph Hilsberg, Jugend in der Kirche JUGEND IN DER KIRCHE

Mit 6 Abbildungen Illustriert von Rebecca Meyer Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-525-58024-0 ISBN 978-3-647-58024-1 (E-Book) Umschlagabbildung: www.digitalstock.de © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen / Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Oakville, CT, U. S. A. www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Printed in Germany. Satz: textformart, Göttingen Druck und Bindung: E Hubert & Co, Göttingen Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.

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Motti Wer mit dem Herzen vertraut, wird von Gott angenommen; und wer mit dem Mund bekennt, wird gerettet. Darum heißt es: Wer sich auf ihn verlässt, wird nicht zugrunde gehen. Römer 10,10–11

Unsere Kirche, die in diesen Jahren nur um ihre Selbsterhaltung gekämpft hat, als wäre sie ein Selbstzweck, ist unfähig, Träger des versöhnenden und erlösenden Wortes für die Menschen und für die Welt zu sein. Darum müssen die früheren Worte kraftlos werden und verstummen, und unser Christsein wird heute nur in zweierlei bestehen: Im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen. Dietrich Bonhoeffer

Kann Jesus heute ein Vorbild sein? Ich denke schon. Alle suchen doch geradezu nach Beispielen von Nachfolge. Martin Luther-King, Bischof Desmond Tutu, Franz von Assisi, Hildegard von Bingen – sie werden gerade auch von jungen Menschen bewundert, weil sie glaubwürdig sind. Uneigennützig. Überzeugend. Im Glauben verwurzelt. Es gibt eine Art Sehnsucht nach Gott, nach Religion, nach Spiritualität. Es geht darum, zu zeigen, wie christlicher Glaube ganz konkret gelebt wird, im Singen, in Gemeinschaft, im Eintreten für Menschen am Rande, die Obdachlosen und Alten, die Behinderten und Einsamen. Zur Nachfolge Jesu gehört immer das Eintreten für andere. Margot Käßmann

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Inhalt 11

Vorwort

13

Einführung: Mit Jugendlichen zusammen einen Weg fürs Leben mit Gott suchen

A Anfragen an die Gemeinde 19

1  Jugendliche fragen – was antworten Sie?

20

2  Was haben Sie anzubieten – was können Sie einbringen?

22

3  Die „Jugend von heute“ – wen laden Sie ein?

24

  Konkret: Der gemeinsame Start

B Grundzüge einladender Jugendarbeit 31

1  Die Nachfrage der Jugend

32

2  Angebote der Gemeinde

34

3  Ein Beispiel

36

  Konkret: Bilden Sie ein Board!

39

4  Ehrenamtliche Mitarbeit und Verantwortung

41

5  Häufige Fehler in der Jugendarbeit

43

6  Gegenseitigkeit: Wer gibt und wer nimmt?

46

7  Die zwei Säulen

47

8  Die acht großen „W“

48

  Konkret: Zu prüfen und festzulegen

51

9  Sonderthema: Fahrten und Freizeiten

55

10  Jugendarbeit und christliche Prägung

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Christoph Hilsberg, Jugend in der Kirche C Young Life – ein Beispiel aus der Praxis 66 68 70 75

1  Junges Leben auf der Suche nach Sinn   Konkret: Sechs Leitsätze von YLB 2  Konsequenzen: Angebote auf 12 Ebenen   Konkret: Gottesdienst in, mit und von der Gruppe

77

3  Beispiel: Wie sich Jugendforen entwickeln

81

4  Bestehende Gruppen als Ankerpunkt

83

  Konkret: Elemente des Programms

D Transfer – Konzepte für Gemeinden 91

1  Eine realistische Vision von „Konfer“

95

2  Ein modernes Konfer- bzw. Firm-Projekt

95

2.1 Planung

96 97

  Konkret: Start up 2.2 Umsetzung

101

2.3  Weiterarbeit – Werbung – Förderung

103

3  Junge Gemeinde – die Konfirmanden im Blick

104

4  Jugendarbeit in Landgemeinden

107

5  Jugendarbeit und Elternarbeit

109

  Konkret: Themen, die Teen-Eltern auf den Nägeln brennen

110

  Konkret: Themen für Teens und ihre Eltern

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Christoph Hilsberg, Jugend in der Kirche E Verantwortung 114

1  Pubertät – alles ganz anders

118

2  Die Peergroup – großer Einfluss, großes Risiko

121

3  Teens brauchen …

122

4  Christliche Jugendarbeit – Chancen, Aufgaben, Verantwortung

F Anhang 129

Themen für Veranstaltungsreihen und Veranstaltungen

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Vorwort Was hier dargestellt und empfohlen wird, ist keine Utopie. Es beruht auf Jahrzehnte langer wunderbarer Erfahrung mit Jugendlichen. Jede Gemeinde kann zusammen mit Jugendlichen und Eltern Schritt für Schritt gute Jugendarbeit wachsen lassen. Die zentrale Aufgabe und Chance sind Konfirmandenbzw. Firmunterricht: Erleben hier junge Menschen in ihrem gesamten Werden und Wachsen Gottes Botschaft als wirklich wichtig für ihr Leben? Werden sie am Ende „ausgesegnet?“ Oder wachsen sie in die Junge Gemeinde bzw. Gemeinde-Jugend hinein? Gibt es eine aktive Junge Gemeinde, die über „Offene Jugendarbeit“ hinausgeht? Konfirmanden- bzw. Firmunterricht einerseits und Junge Gemeinde bzw. Pfarrgemeinde-Jugend andererseits bedingen und fördern sich gegenseitig. Viele Veranstaltungen sind offen für sämtliche Jugendliche, auch alle, die bislang nichts mit Gemeinde zu tun hatten. Werden sie überhaupt eingeladen? Selbst dann, wenn eine Gemeinde aus finanziellen Gründen keinen hauptamtlichen Mitarbeitenden für die Jugendarbeit hat, ist lebendige Jugendarbeit möglich. Hierzu möchte diese Schrift Mut machen und Wege aufzeigen.

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Einführung: Mit Jugendlichen zusammen einen Weg fürs Leben mit Gott suchen Die Zukunft der Gemeinden und damit der gesamten Kirche liegt bei der Jugend. Und: Die Jugend ist Gegenwart. Zigtausende von Jugendlichen und jungen Erwachsenen nehmen an evangelischen wie katholischen Kirchentagen teil. Sie bringen sich dort in Gottesdienste ein, diskutieren ernsthaft und leisten vielfach engagiert aktive Dienste. Sie suchen nach Werten und sind an der christlichen Botschaft interessiert. Und doch finden nur so wenige Jugendliche und junge Erwachsene den Weg in die Gemeinden. Noch weniger kommt es vor, dass sie das Gemeindeleben aktiv mitgestalten. Anders herum scheint es auch so, dass sich nur wenige Gemeinden für die Jugend interessieren. Konfirmation und Firmung – und das war’s? Zeigen sich den Jugendlichen Alternativen, die leichter und besser zugänglich sind? Sekten? Der Islam? Was fehlt …? Jugendliche suchen Gemeinschaft, Gesprächspartner, Orientierung, den Sinn des Lebens. Natürlich wollen sie auch Spaß, Freude am Dasein, einen gewissen „Kick“ im Abenteuer. Selbstzweifel überwindet man im Erleben eigener Fähigkeiten in Kreativität und Engagement für andere. Fragen und Probleme des Lebens brauchen hochwertige Antworten. Jugendliche werden  – wie die Senioren (!)  – von Gemeinden oft unterschätzt. Gemeinden können all dies bieten. Jugendarbeit muss sich für Jugendliche lohnen. 13 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580240 — ISBN E-Book: 9783647580241

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Dort, wo sich jüngere und ältere Erwachsene der Gemeinde mit Liebe und Engagement zusammen mit Jugendlichen für Jugendliche einsetzen, sie sich gegenseitig ernst nehmen, blüht in aller Regel auch die Jugend der Gemeinde. Auch Gemeinschaft in gewisser Romantik ist wieder in. Was geht? Gemeinden haben vielfältige Aufgaben. Gute Jugendarbeit ist eine der wichtigsten. Die erwachsenen Gemeindeglieder müssen sich das Recht erwerben, von Jugendlichen gehört zu werden. Leider nehmen viele diese Aufgabe wenig oder überhaupt nicht wahr. Andererseits gibt es Gemeinden, die sogar ohne hauptamtlich dafür angestellte Mitarbeiter hervorragende Jugendarbeit leisten. Gemeindeglieder unterstützen ehrenamtlich mit Rat und Tat die Pastoren und TeamerInnen. Ihnen sind die christliche Botschaft und die Jugend eigenes Engagement wert. Beispiele effizienter Jugendarbeit werden hier benannt. Gemeinden müssen nicht alles allein machen. Referenten „von außen“ für wichtige Fragen des Lebens in unserer Gesellschaft lassen sich in den meisten Gemeinden finden – wenn nach ihnen gefragt wird. Zu Jugendforen, Jugendseminaren, Jugendworkshops und größeren Einzelveranstaltungen können sich Gemeinden zusammenschließen. Offenheit und Kooperation – gerade hier können die Älteren von den Jüngeren lernen.

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ANFRAGEN AN DIE GEMEINDE

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Selbstverständlich wissen Sie es  – Sie, die Erwachsenen in den Gemeinden, die haupt- und ehrenamtlich Verantwortlichen und Mitgestaltenden: Die Jugend ist der Nachwuchs der Gemeinde und also deren Zukunft. Und selbstverständlich ist Ihnen klar: Sie sollten diesen Nachwuchs hineinwachsen lassen in die Gemeinde. Allmählich setzt sich außerdem die Erkenntnis durch: Jugend ist nicht nur Zukunft. Jugend ist Gegenwart. Ist sie aber gegenwärtig in Ihrer Gemeinde? Als Gemeinde? Empfindet sie sich als willkommen? Als vollwertig angenommen? Als umworben? Und: Erkennen Jugendliche überhaupt, was „Gemeinde“ ist und was es ihnen bringen könnte, sich einzubringen? Über 70 % der älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen wissen laut Umfragen zum Beispiel nicht, was wir eigentlich zu Weihnachten, geschweige denn Ostern oder Pfingsten feiern. Lässt Sie diese Erkenntnis kalt? Das Wissen um das Geheimnis von Ostern und Weihnachten ist in den Gemeinden zu Hause. Und anders als andere Geheimnisse ist es eines mit Strahlkraft, eines, das in die Welt darf und soll, Evangelium  – warum wird es dann verschwiegen? Was kann und sollte in der Gemeinde geschehen, damit Jugendarbeit zu ihrem Herzstück wird? Wie kann Gemeinde einer interessierten Jugend eine lohnende Heimstatt bieten? Was können Gemeindeglieder und Gemeindeleitung tun? Die zentrale Frage lautet: Hat die Gemeinde ernsthaftes Interesse an guter Jugendarbeit? 17 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580240 — ISBN E-Book: 9783647580241

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Wunderbar, wenn eine Gemeinde einen hauptamtlichen Mitarbeiter für Jugendarbeit hat, der/die als sein zentrales Anliegen die christliche Botschaft vertritt! Aber gerade in Zeiten fehlender Finanzen findet eine wirklich interessierte Gemeinde immer Wege zu guter Jugend­ arbeit auch ohne ihn bzw. sie. Die beispielhaft dargestellte Arbeit von Young Life Berlin e. V. wurde ausschließlich von älteren Jugendlichen und Eltern ohne einen hauptamtlich angestellten Mitarbeiter durchgeführt. Die Gemeinde selbst ist gefordert: Jugend als Aufgabe der ganzen Gemeinde. Darin liegen Chancen für Gemeinden und Chancen für Kirchen.

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1  Jugendliche fragen – was antworten Sie? In einer Zehlendorfer Gemeinde waren Konfirmand/innen mit ihren Eltern kurz vor der Konfirmation zur gemüt­ lichen Gesprächsrunde bei Kaffee und Kuchen eingeladen. Plötzlich wurde diese Runde ziemlich ungemütlich, denn einige der Jugendlichen formulierten sehr konkret und eloquent die Frage: „Wir wissen doch vier Wochen vor unserer Konfirmation noch immer nicht: Warum eigentlich sollen wir Glied dieser Kirche sein und unsere Mitgliedschaft in dieser Gemeinde bestätigen und bejahen?“ Diese Frage war keineswegs nur an den Pfarrer und seine Mitarbeiter, sondern ebenso an die Eltern gerichtet, die ihre Kinder in den Konfirmandenunterricht geschickt hatten. Die Allgemeinplätze der Antworten waren ziemlich peinlich. Niemand sprach vom Wert der Botschaft und des Glaubens – bis die Jugendlichen sehr direkt danach fragten. Wie würde jede/r von uns erwachsenen Gemeindegliedern den Jugendlichen verständlich und glaubhaft antworten können? Was ist uns Erwachsenen selbst an der christlichen Botschaft, an Kirche und Gemeinde so wichtig, dass wir dieses Jugendlichen unbedingt vermitteln möchten? Wie können wir Jugendliche heute für die christliche Botschaft und damit auch für Kirche und Gemeinde interessieren und zur Mitarbeit gewinnen? Stichwort Glaub­ würdigkeit: Wenn solche Fragen uns selbst wirklich wichtig sind, warum behalten wir sie für uns? Welchen Wert der eigenen Gemeinde können wir Jugendlichen vermitteln? 19 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580240 — ISBN E-Book: 9783647580241

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2  Was haben Sie anzubieten – was können Sie einbringen? Hier nur einige der Fragen, die zu klären sind, unabhängig davon, ob es sich um Großstadt- oder Dorfgemeinden handelt: ▶▶ Welche Angebote gibt es in der Gemeinde, die speziell auf die Bedürfnisse von Jugendlichen zugeschnitten sind? ▶▶ Wie können allgemeine Gemeindeaktivitäten für Jugendliche geöffnet und attraktiv gemacht werden? ▶▶ Welche Verantwortung kann mit Jugendlichen geteilt bzw. Jugendlichen übertragen werden? ▶▶ Welche Ansprechpartner stehen Jugendlichen zur Verfügung? ▶▶ Woran können Menschen (und damit auch Jugendliche), die der Gemeinde eher fernstehen, eigentlich erkennen, dass sie der Gemeinde willkommen sind? ▶▶ Wenn die Eltern es nicht vorleben – wie können Jugendliche von sich aus Zugang zur Gemeinde finden? ▶▶ Was müsste sich in der Gemeinde, z. B. in Gottesdiensten, in Gruppen, an Festen oder auch im Verhalten der Erwachsenen gegenüber Jugendlichen ändern, damit diese heimisch werden und mitwirken können? ▶▶ Wie und wo können interessierte Jugendliche artikulieren, welche Vorstellungen sie von Gemeinde haben und welche Erwartungen oder Ängste sie begleiten? ▶▶ Wo können Jugendliche ihre eigenen Vorstellungen kreativ einbringen? 20 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580240 — ISBN E-Book: 9783647580241

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▶▶ Was gehört zu einer lebendigen Gemeinde dazu – und was davon wäre in den Augen von Jugendlichen besonders attraktiv? ▶▶ Können Jugendliche ohne Scheu ihre Kumpel oder Freund/ Freundin mitbringen? ▶▶ Sind die Erwachsenen in der Gemeinde bereit, Jugend­ liche anzunehmen und anzuerkennen, so wie sie „nun einmal sind“? Tipp

Veranstalten Sie ein Gemeindeforum zu diesen Fragen (vgl.

 Konkret). Es bildet den Anfang eines Prozesses, in dem die Gemeinde sich öffnet und zu einer Gemeinde mit Jugend entwickelt.

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3  Die „Jugend von heute“ – wen laden Sie ein? Wissen Sie eigentlich, wie die Jugendlichen in Ihrer Gemeinde „ticken“, was sie suchen, brauchen, erträumen und worauf sie Wert legen? Hilfreich für jeden an Jugendarbeit interessierten Erwachsenen ist die Kenntnis der umfangreichen Verbandsstudie der FU Berlin im Auftrag der aej (Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugendverbände in Deutschland) über die Arbeit der Evangelischen Jugend von 2007: „Realität und Reichweite der Jugendverbandsarbeit am Beispiel der aej“. Unter www.evangelischejugend.de/Jugendstudien.417.0.html kann diese Studie ebenso heruntergeladen werden wie eine neuere, die zwar auf Baden-Württemberg fokussiert, aber durchaus ver­ allgemeinerbar ist: „Lage und Zukunft der Kinder- und Jugendarbeit in Baden-Württemberg“. Unter dem Titel „Ohne uns geht gar nichts“ definiert die Evangelische Jugend selbst ihre Meilensteine auf dem Weg durch das 21. Jahrhundert (www.evangelische-jugend.de/ Glaube-und-Leben-in-der-evangelischen-Kinder-undJugendarbeit.12.0.html). Dazu kommen weitere Studien, wie die Shell-Jugendstudie (aktuell von 2010) und eine EKD-weite Konfirmandenstudie. Dies alles freilich braucht eine „Lesehilfe“: „Die Jugend erfreut sich als Forschungsgegenstand seit langem eines großen Interesses. Kinder und vor allem Jugendliche gehören zu den am intensivsten und gründlichsten ausgeforschten Alterskohorten.

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Hinter diesen Bemühungen, die ja nicht nur Sachverstand und Energie erfordern, sondern auch viel Geld kosten, sind einerseits handfeste Fremd-Interessen zu vermuten: pädagogische und wirtschaftliche genauso wie politische und bisweilen auch kirchliche. Jugendliche zu verstehen, bedeutet dann zu wissen, wie man mit ihnen am effektivsten umgeht. Die Anstrengungen, Jugendlichkeit auszuleuchten und Kinder bzw. Jugendliche, ihre Lebenslagen und ihre Lebensauffassungen zu analysieren und verstehen zu wollen, können allerdings auch im Interesse von Kindern und Jugendlichen liegen. Das setzt voraus, dass die neu ge­ wonnen Erkenntnisse dazu führen, Jugendliche nicht nur kalkulierend zu verstehen, sondern Verständnis für ihr Leben zu entwickeln  – und wenn sie zu einem entsprechend neu justierten Handeln im Interesse der Kinder und Jugendlichen in Gesellschaft und Kirche, von Politik und civil society und eben auch von Pädagog(inn)en, Eltern und anderen Personen im Nahbereich führen. Kinder und Jugendliche mit diesem Sinn verstehen zu wollen, erfordert allerdings Sorgfalt in der Anlage und der Methodik von Jugendstudien. Flache Etikettierungen ganzer Jugendgenerationen werden Jugendlichen genauso wenig gerecht wie Deutungen von Jugendlichkeit aus der Erwachsenenperspektive. Wichtig ist es, soweit dies irgend möglich ist, methodisch die Perspektive von Kindern und Jugendlichen einzunehmen und ihre Lebensinteressen ernst zu nehmen.“ (www.evangelischejugend.de/Grundfragen-und-Perspektiven.416.0.html; s. a. den Download „Jugend in den Blick nehmen“ a. a. O.)

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Christoph Hilsberg, Jugend in der Kirche   KONKRET: DER GEMEINSAME START

Um neue Wege zu finden, lädt die Gemeinde zu einem Forum ein: „Jung und Alt: gemeinsam Zukunft gestalten“. Eingeladen werden – je nach örtlicher Gegebenheit – alle alten und neuen KonfirmandInnen, die Jugendlichen der Gemeinde, die Jugendlichen der umliegenden Schulen (über die Religionslehrer bzw. durch Verteilen ent­ sprechender Flyer). Jeder kann Freunde mitbringen. Eingeladen werden alle Erwachsenen der Gemeinde, insbesondere die Eltern der Konfirmand/innen und der Jungen Gemeinde. Jeder kann Freunde mitbringen. – Dieses Wort Jesu macht Mut:

Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. (Mt 18,20)

Und so kann der Ablauf aussehen Es geht um die Fragen: Was erwarten Jugendliche und junge Erwachsene? Was erwarten Eltern? Was erwartet und bietet die Gemeinde? Und: Wie kann die Gemeinde idell, personell und finanziell die Jugendarbeit unterstützen? (Organisatorische Fragen werden in einem Vorbe­ reitungsgespräch unter den vorgesehenen Moderatoren abgeklärt und bestimmt.) Gruppe 1 Die Erwachsenen bilden eine Gruppe (im günstigsten Fall mehrere Gruppen à max. 8 Personen) und diskutieren 24 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580240 — ISBN E-Book: 9783647580241

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diese Fragen untereinander (Ein Gemeindeglied übernimmt jeweils die Funktion des Moderators und Berichterstatters). Gruppe 2 Die Jugendlichen bilden entsprechend eine (oder mehrere)  Gruppen und diskutieren diese Fragen unterein­ ander (Ältere Jugendliche übernehmen die Funktion des Moderators und Berichterstatters). Plenum In gemeinsamer Runde soll nach kurzer Berichterstattung aus den Gruppen versucht werden, mit den Jugendlichen ernsthaft ins Gespräch zu kommen über die Frage, wie auch in dieser Gemeinde gemeinsam Jugendarbeit ver­ bessert bzw. aufgebaut und der Jugend ein zentrales Forum geschaffen werden kann. Weiterarbeit Daraus ergibt sich die gemeinsame Aufgabe, konkrete Angebote zukünftiger Jugendarbeit zu planen und zu organisieren, mit den Jugendlichen zusammen eine gute Plattform für die Jugend innerhalb der Gemeinde zu schaffen, sie maßgeblich in die Gemeinde zu integrieren und sie an den Aufgaben der Gemeinde zu beteiligen.

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