ONCKEN MAGAZIN JOHANN-GERHARD-ONCKEN KIRCHE HAMBURG NR. 2 / 2016

Beziehungen HIER STEHT DIE RUBRIK

1

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VORWORT

3

Inhalt 3 VORWORT 38 IMPRESSUM

14

Titelthema

6

BEZIEHUNGEN – VITAMIN B FÜR DIE SEELE

Titelthema

BEZIEHUNGEN – EIN GEBEN UND NEHMEN

10

Titelthema

AUF DEM WASSER UND AUF DEM LAND

16

Titelthema

MAN KANN NICHT NICHT KOMMUNIZIEREN

20

Titelthema

JAJA, DIE LIEBE …

4

INHALT

22

Titelthema

SINGLES & GEMEINDE

24

28

Gemeinde

BEZIEHUNGSWEISE EIN OFFENER BRIEF

30

Gemeinde

GUTE AUSSICHTEN

Titelthema

WIE DER TOD BEZIEHUNGEN VERÄNDERT

26

Do it yourself

DAMALS WIE HEUTE: FREUNDSCHAFTSARMBÄNDER

34

Menschen aus der Gemeinde

INTERVIEW MIT MIRJAM FUCHS

36

Rückblick

VIER ROLLEN UND EINE GITARRE FÜR EIN HALLELUJAH INHALT

5

6

BEZIEHUNGEN – EIN GEBEN UND NEHMEN

BEZIEHUNGEN – EIN GEBEN UND NEHMEN

BEZIEHUNGEN – EIN GEBEN UND NEHMEN

7

Beziehungen ganz allgemein Beziehungen prägen das Leben – in

Zwischenmenschliche Beziehungen

Partnerschaftliche Beziehungen

allen

Beispiel

Menschen sind Beziehungswesen.

Eine besonders schöne Form der

wissen Taucher: Es gibt eine Bezie-

Wir haben nicht nur eine Beziehung

menschlichen Beziehung ist die

hung zwischen Tauchtiefe und Um-

zu uns selbst, sondern auch zu an-

Partnerschaft. Eine Partnerschaft ist

gebungsdruck.

deren.

bedeutet

eine gleichzeitig sexuelle und so-

wissen: Es gibt eine Beziehung zwi-

immer Mitmensch sein“, so Martin

ziale Beziehung zwischen zwei

schen Drehmoment, Leistung und

Buber. Wir brauchen andere und an-

Menschen. Eine Partnerschaft be-

Geschwindigkeit. Wir sprechen von

dere brauchen uns. Nicht nur, weil

deutet aber immer auch Arbeit.

den verschiedensten Beziehungen:

wir evolutionär betrachtet in Ge-

Nicht umsonst gibt es gerade auf

Vater-Sohn-Beziehungen,

die

meinschaft eine höhere Überleben-

diesem Gebiet so viele Ratgeber in

Beziehung,

schance aufweisen als alleine, son-

Buchläden,

transatlantische Beziehungen, bio-

dern wir brauchen den Austausch

oder Dokus im Fernsehen. Eine

logische nachweislich untersuchte

und die Vertrautheit mit anderen

Partnerschaft ist für die einen der

Beziehungen

Meeres-

Menschen für unser Wohlbefinden.

Himmel auf Erden, für andere eine

milben und Meeresschwämmen,

Das drücken z.B. unsere zwischen-

Katastrophe. Wir wissen theore-

Geschäftsbeziehungen, Handelsbe-

menschlichen Beziehungen oder

tisch alle, dass eine Liebesbezie-

ziehungen, Liebesbeziehungen, ein-

Freundschaften aus. Der Mensch

hung oder die prickelnde Erotik

seitige und wechselseitige Bezie-

braucht Freunde. Warum sehen sich

nach Jahren nachlassen kann. Liebe

hungen, offene Beziehungen, die

z.B. Tausende Serien wie „Friends“

und Erotik sind keine Garantie für

Beziehung zwischen Struktur und

oder „The Big Bang Theory“ im TV

eine dauerhaft glückliche Bezie-

System oder zwischen Ratio und

an? Bei diesen Serien sind die ein-

hung. Über die Jahre nagen die An-

Religio. Das Leben ist Beziehung. Es

zelnen Geschichten der jeweiligen

forderungen des Alltags am Liebes-

findet in Begegnungen und Trans-

Episode gar nicht so wichtig, viel

glück. Bei vielen zerbricht es. Doch

aktionen statt und damit ist es

mehr die Tatsache, dass wir einer

einige schweißt es auch ganz eng

immer auch Veränderung.

Gruppe von guten Freunden dabei

zusammen. Was rückt an die Stelle

zusehen, wie sie sich gegenseitig

nach, wenn die Leidenschaft und

Aber was ist eine Beziehung genau?

durchs Leben begleiten.

die Freude an der gemeinsamen

„Beziehung ist eine Verbindung

„Ohne Freundschaft kein Glück“,

Sexualität nachlassen? Das Erfolgs-

(oder Kontakt) zwischen Einzelnen

behauptete Aristoteles schon vor

rezept für eine glückliche lange Be-

oder Gruppen, aber auch ein innerer

2400 Jahren. Soziale Beziehungen

ziehung ist schwer zusammenzu-

Zusammenhang oder ein wechsel-

gehören zu den wichtigsten Quellen

stellen – zu unterschiedlich sind die

seitiges Verhältnis“, so definiert der

unseres Handelns. Soziale Bezie-

Menschen und ihre Lebensum-

Duden. Beziehung ist also Relation.

hungen vertiefen unsere Freude am

stände. Fragt man ältere Paare nach

Wer eine Beziehung eingeht, steht

Dasein, fangen uns in Krisen auf

den Zutaten, antworten sie oft mit:

so im Verhältnis zu jemandem oder

und trösten uns im Schmerz. Ge-

„Respekt“, „Achtung“, „Wertschät-

etwas. Daher ist der Begriff „Bezie-

rade Freunde nehmen einen wich-

zung“, „den anderen so akzeptieren,

hung“ systemisch zu verstehen. Die

tigen Stellenwert im menschlichen

wie er ist“.

Systemtheorie betrachtet die Welt

Leben ein. Freundschaften kann

als Gesamtheit, in der einzelne Ele-

man sich aussuchen. Es ist gut, wenn

mente zueinander in Beziehung

wir uns mit Menschen umgeben,

stehen. So gesehen hat jeder von uns

die uns Gutes wollen.

Bereichen.

Zum

Und

deutsch-französische

Autofahrer

zwischen

in gewisser Weise eine Beziehung zu allem.

8

BEZIEHUNGEN – EIN GEBEN UND NEHMEN

„Mensch

sein

Ausleihbibliotheken

Die Beziehung Gott-Welt

zelnen. Die aus meiner Sicht wichti-

Gott hat sechs Tage gebraucht, um

Kirche als Beziehungsgeschehen

diese Welt zu erschaffen, liest man

Kirche oder Gemeinde wird im

im Konflikt umgehen. Auch das ist

in der Bibel. Davon abgesehen, dass

Neuen Testament der Bibel mit un-

im Kern eine Frage, die einer per-

biblische Zeitangaben oftmals sym-

terschiedlichen Bildern beschrie-

sönlichen Antwort bedarf.

bolisch zu verstehen sind, wird doch

ben. Kirche ist wie eine Herde, dabei

deutlich, dass hinter dieser Welt ein

ist Jesus der Hirte. Kirche ist wie ein

Diese Ausgabe des Oncken Maga-

größerer

steht.

Bauwerk, dabei ist Jesus der Grund-

zins beschreibt beim Thema Bezie-

Hier geht es um die Beziehung zwi-

stein. Gemeinde ist wie ein Leib,

hungen unterschiedliche Aspekte.

schen Gott und Welt. Diese Bezie-

dabei ist Jesus das Haupt. Diese

Ziel dieser Ausgabe ist es, die Bezie-

hung ist unglaublich spannend. Im

Bilder

Ge-

hung zu einem selbst, zu anderen

Christentum wird eine Gottheit

meinde immer auch Beziehungsge-

und zu Gott zu stärken und zu fes-

verehrt, die zur Welt eine Art Lie-

schehen ist. Gott hat eine Beziehung

tigen.

besbeziehung unterhält. Diese Lie-

zur Gemeinde und die Menschen

besbeziehung gipfelt in der Tat-

der Gemeinde haben immer eine

Frank-Eric Müller

sache, dass Gott Mensch wurde. Das

Beziehung untereinander. Die Be-

Pastor

gibt es in keiner anderen Religion!

ziehung von Christen unterein-

Martin Luther übersetzte so „und

ander kann sehr harmonisch sein.

das Wort ward Fleisch und wohnte

Dann ist sie geprägt von gegensei-

unter uns“ (Joh.1,14). Gott, der das

tiger Anerkennung, Wertschätzung,

Wort ist (weil er sagt und daraus

Hilfsbereitschaft, oder Respekt. Das

etwas entsteht (Schöpfung)), wird

griechische Wort Koinonia be-

Mensch. Er wird einer von uns. Hier

schreibt diesen Zustand. Koinonia

geht es um eine Verbindung zwi-

bedeutet Gemeinschaft durch Teil-

schen Jenseits und Diesseits, zwi-

habe. Das erleben wir in unserer Ge-

schen Himmel und Erde, zwischen

meinde auch. Wir kennen aber auch

unsterblich und sterblich, zwischen

Situationen, in denen Christen un-

Schöpfer und Geschöpf. Mit an-

tereinander im Konflikt stehen.

deren Worten: Gott hat ein so

Hintergrund kirchlicher Konflikte

großes Interesse an seiner Bezie-

können Neid, Machtverlust oder

hung zur Welt, dass er Welt-Mensch

-wille, fehlende Sicherheit, persönli-

wurde. Und weil er das Wort ist,

cher Ärger oder Kontrollverlust

kommuniziert er mit uns. Er will

sein. Irgendwie merken dann alle

unbedingt

„da knirscht was im Getriebe“.

Schöpfungswille

diese

Beziehung.

verdeutlichen,

dass

gere Frage ist, wie wir miteinander

Gott-Welt-Beziehung ist so gesehen

Wenn Menschen zusammen ar-

Kommunikation.

beiten, gestalten und leben, gehören Konflikte dazu. Natürlich muss man fragen, wie solche Konflikte vermieden werden können. Hilfreiche Strategien einzusetzen ist Aufgabe der Gemeinde, aber auch des Ein-

BEZIEHUNGEN – EIN GEBEN UND NEHMEN

9

AUF DEM WASSER UND AUF DEM LAND 10

BEZIEHUNGEN – AUF DEM WASSER UND AUF DEM LAND

Vor einigen Jahren machte ich mit

Kartoffeln. Wieder andere sitzen im

und tust, ein Vorbild sein, ein Vor-

Freunden und meiner Familie eine

Ausguck und geben die Richtung an

bild in deiner Liebe, in deinem

Kanutour, u.a. auch auf der Schwen-

oder schrubben das Deck, setzen

Glauben, in deiner Reinheit.“

tine. Dabei ging es auf kleinen

oder flicken die vom Wind gezeich-

Ja, junge Menschen haben viel

Flüssen durch fast urwaldähnliche

neten Segel. Jeder einzelne, ob alter

Spannkraft,

Landschaften und breite Seen und

„Seebär“ oder neu dazu gekommene

und Ideen. Ihre Einfälle scheinen

Flüsse. Dabei wechselten wir immer

„Landratte“, alle haben ihre Aufgabe

manchmal geradezu absurd und un-

wieder die Teams, so dass wir mal

und alle sind aufeinander ange-

möglich – einfach anders. Sie leben

ein Teeny-Boot, ein reines Erwach-

wiesen. Das Miteinander ist ent-

in einer Welt, die so anders ist als die

senenboot

scheidend.

von vor 30 Jahren und diese Welt

Boote hatten.

Wenn man in der Bibel nach dem

prägt junge Menschen.

Am Anfang war es leicht. Gut ge-

Miteinander von Jung und Alt

Junge Menschen zu sehen, in ihren

launt ging es mal in den Busch, mal

forscht, dann fallen einem viele Per-

manches Mal verrückten Ideen

an das Ufer, bis wir uns als Teams

sonen ins Auge, z.B. Mose und Josua,

ernst zu nehmen und ihnen in Liebe

eingepaddelt hatten. Nach sechs

Paulus und Timotheus, Eila und Sa-

zu begegnen, das ist es was sie brau-

Stunden war allerdings der Punkt

muel oder Naomi und Ruth. Sie alle

chen.

erreicht, an dem es nicht mehr

hatten eines gemeinsam: sie lebten

Manchmal würde ich Kindern oder

weiter zu gehen schien. Mein Boot

und arbeiteten im Team von unter-

Jugendlichen

drehte sich entweder oder es kam

schiedlichen Generationen. Josua,

geben. Nicht, um mich einzumi-

keinen Zentimeter gegen den Wind

der als junger Mann von Gott be-

schen, sondern um ihnen zu helfen,

an, der unaufhörlich über den See

rufen die Führung des Volkes Israel

sie weiter zu bringen. Schließlich

pfiff. Ich war mit den Nerven und

übernahm, nachdem

ge-

habe ich einen Teil der Erfahrungen

Kräften am Ende.

storben war. Eila, der Samuel im

selber schon gemacht und möchte

Irgendwann war es eine Wohltat,

Tempel großzog und in die Verant-

sie vor möglichen Fehlern warnen.

einen Erwachsenen im Boot zu

wortung mit einbezog, ihm sogar

Ja, es ist nicht so einfach den Um-

haben, der von hinten mit festen

eine Hilfe war Gottes Stimme zu

gang miteinander zu leben. Damals

Paddelschlägen das Kanu voran-

hören, Ruth, die trotz aller guten Ar-

in meinem Kanu gab es schon so

trieb und gleichzeitig in die richtige

gumente ihrer Schwiegermutter bei

manche

Richtung lenkte. Endlich am Ziel

ihr blieb und sie versorgte, obwohl

wusste ich als Teeny (der das 1. Mal

angekommen waren wir müde,

ihr Mann verstorben war.

in einem Kanu saß) natürlich wie es

glücklich und ich um eine Erfah-

Immer wieder wird dieses Mitein-

ging. Da brauchte ich doch nicht auf

rung reicher: Es ist wichtig, mit wem

ander der Generationen in der Bibel

Erwachsene zu hören (jetzt weiß

man in einem Boot sitzt!

beschrieben. Ein Miteinander das

ich, es hätte mir manchen mitge-

Diese, zugegeben nicht sehr hoch-

(auch wenn es nicht erwähnt wird)

nommenen Zweig im Gesicht er-

trabende Erkenntnis, geht mir bis

bestimmt nicht immer reibungslos

spart).

heute nach. Wenn ich die Gemeinde

gewesen sein dürfte. Aber ein Mitei-

Junge

mit der Mannschaft auf einem Boot

nander, das von Respekt und der

Möglichkeit, selber Erfahrungen zu

oder Schiff vergleiche, dann fällt mir

Sicht für den Anderen geprägt war.

machen. Hinzufallen und wieder

zunächst auf: Es gibt ganz unter-

Den anderen sehen und respek-

aufzustehen. Meine Rolle als Ältere

schiedliche Personen auf dem Boot.

tieren. Das ist es auch, was Paulus

ist jetzt, ihnen die Hand zu reichen

Da gibt es alte „Seebären“, die schon

Timotheus und indirekt der Ge-

und beim Aufstehen zu helfen. Zu

so manche Stürme hinter sich ge-

meinde

helfen, die nächsten Schritte zu

bracht haben und das Ruder fest in

schreibt.

gehen und - wenn gewünscht - mit

der Hand halten, andere sind neu

„Niemand soll dich wegen deiner

Rat und Tat zur Seite zu stehen.

dabei und halten sich noch eher in

Jugend verachten! Du musst aber

Gleichzeitig ist es, wie in Timotheus

der Kombüse auf und schälen die

den Gläubigen in allem, was du sagst

beschrieben, die Aufgabe der Ju-

und

mal

gemischte

in

Mose

1.Timotheus

4,12

Kreativität,

gerne

Diskussion.

Menschen

Energie

Ratschläge

Schließlich

brauchen

BEZIEHUNGEN – AUF DEM WASSER UND AUF DEM LAND

die

11

gend, in Liebe auf Ältere zuzugehen.

Beziehungen zwischen jungen und

deren kennenzulernen und zu er-

Ihnen zuzuhören, sie mit einzu-

älteren Menschen, das bedeutet für

leben,

binden und sich begleiten zu lassen.

mich: Ergänzung, Zuhören, Rat-

Perspektive im Hier und Jetzt Wirk-

Immer wieder durfte ich in meiner

schläge bekommen und geben. Sich

lichkeit werden kann.

Vergangenheit Menschen treffen,

bewusst einlassen auf die Welt einer

„ … Ihr jungen Männer und Frauen,

die deutlich älter waren als ich, die

anderen Generation. Das bedeutet,

ihr Alten mit den Jungen!

mich an die Hand genommen

sich zu Kindern runter zu beugen

 Loben sollen sie den Namen

haben, mich begleitet haben und

und bei Älteren sich manches Mal

Jahwes! Denn nur sein Name ist

fürs Leben geprägt haben, nicht nur,

eine Geschichte geduldig anzu-

immer erhöht. Über Himmel und

aber auch meine Eltern.

hören und daraus zu lernen.

Erde ragt sein Ruhm!“ Ps. 148, 12.13

Ohne diese Menschen in der Ge-

Gemeinde als Schiff ist auf genau

meinde wäre ich vielleicht nie in die

dieses Miteinander angewiesen. Ein

Mirjam Fuchs

ehrenamtliche

Miteinander, das von Liebe und Ge-

Pastoralreferentin

hätte

nie

die

Arbeit

gegangen,

Möglichkeit

be-

duld geprägt ist. Ein Miteinander,

kommen, Verantwortung zu über-

das sich manchmal im Reden oder

nehmen und später in den vollzeitli-

im Schweigen ausdrückt. Ein Mitei-

chen Dienst zu gehen.

nander, das einlädt, die Welt des An-

dass

eine

himmlische

Basar

12. November 11-17 Uhr Am Samstag, den 12. November

Hausmarmeladen und adventliche

Untergeschoss aufegebaut und für

findet in den Räumen der Oncken

Geschenke an. Der Kindersachen-

die Eltern steht ein Café zur Verfü-

Gemeinde wieder unser diesjäh-

Flohmarkt ist diesmal auf allen

gung. Ein besonderes Highlight ist

riger Basar statt. In der Zeit von

Ebenen des Gemeindehauses ver-

das Kerzenziehen in den Räumen

11.00 bis 17.00 Uhr bieten viele

teilt. Hier können eigene Verkaufs-

des QUO VADIS. Ab Oktober

Stände

stände bezogen werden. Der Win-

stehen spezielle Einladungsflyer

terspielsplatz für Kinder ist im

zur Verfügung.

Handwerkskunst, Patch-

work-Arbeiten,

handgemachte

Beziehungsweise Ist es denn nicht möglich, sich täglich nahe zu sein, ohne alltäglich zu werden – voneinander entfernt zu sein, ohne sich zu verlieren … ? Beziehungsweise sich maßlos zu lieben, ohne sich lieblos zu maßregeln – einander gewähren zu lassen, ohne die Gewähr zu verlieren … ? Beziehungsweise einander sicher zu sein, ohne sich abhängig zu machen – einander Freiheit zu gewähren, ohne sich unsicher zu werden … ? Beziehungsweise … Jochen Mariss

13

BEZIEHUNGEN – VITAMIN B FÜR DIE SEELE

Ich muss zugeben, dass ich bei dem Stichwort „Bezie-

sind oft „Beziehungen“: Hochzeiten, Scheidungen, Af-

hungen“ zunächst an Liebesbeziehungen denke. Das

fairen, Trennungen von Prominenten … Auch hier wird

könnte daran liegen, dass in den meisten Medien oder

Beziehung mit Liebesbeziehung gleichgesetzt.

auch Internetplattformen diese Begriffe gleichgesetzt

Aber bei näherer Betrachtung steckt doch sehr viel mehr

werden. Immer wieder taucht hier das Wort „Bezie-

dahinter. Ich selbst führe genaugenommen jede Menge

hung“ auf. Bei Facebook kann man seinen „Beziehungs-

Beziehungen. Natürlich zunächst einmal zu meinem

status“ angeben: Ist man verlobt oder Single? Verhei-

Mann und meinem Sohn, zu meiner Familie. Aber auch

ratet, oder auf der Suche? Oder eben schlicht „in einer

zu meinen Freunden. Auch bei meiner Arbeit als Logo-

Beziehung“. In den vielen Fernsehsendungen oder Zeit-

pädin spielen Beziehungen eine wichtige Rolle. So muss

schriften ist es nicht anders. Die führenden Themen

ich beispielsweise zu meinen Patienten zu Beginn eine

14

BEZIEHUNGEN – VITAMIN B FÜR DIE SEELE

Rolle. So fühlt sich mein Sohn beispielsweise erst dann wohl, wenn er sein Lieblingskuscheltier bei sich hat. Es bedeutet für ihn Sicherheit oder auch Trost. Ist es nicht da, schläft er nicht ein. Auch zwischen Völkern und Ländern bestehen Beziehungen. In den Nachrichten ist oft von dieser Form der Beziehung die Rede. Sätze wie „Die diplomatischen Beziehungen zu diesem oder jenem Land sollen gefestigt werden.“ oder „Die Beziehung zwischen Land X und Staat Y sind derzeit unterkühlt“ sind nicht nur allgegenwärtig, sondern von großer Tragweite. Diese Art von Beziehung bestimmt das politische Klima und letztlich auch unseren Alltag. Beziehungen sind meist sehr nützlich. Besonders wenn sie gut sind. Wie oft hat schon das berühmte VITAMIN B weitergeholfen! Bei der Wohnungs- oder Jobsuche, beim Autokauf oder wenn es darum geht, auf einen Rat oder Hilfe angewiesen zu sein. Wie oben erwähnt, gibt es eine Menge Beziehungen in meinem Leben. Ich bin vieles: Ehefrau, Mutter, Tochter, Schwester, Schwiegertochter, Arbeitskollegin, Freundin und vieles mehr. Jede einzelne Beziehung die damit einhergeht ist einzigartig und nicht immer selbstverständlich. Und je besser sie ist, desto wertvoller ist sie und bereichert mein Leben. Eine gute Beziehung ist für mich eine gleichberechtigte. Wenn ich mich verstanden und wohl bei jemandem fühle oder mich einfach ganz auf jemanden verlassen kann. Jemand mit dem ich lachen und weinen kann und bei dem ich mich wohl oder sogar zuhause fühle. Wie wunderbar ist es da, wenn ich als Christin sicher sein kann, dass Gott eine Beziehung mit jedem Menschen haben will. Nicht aus Eigennutz oder Zweckmäßigkeit. Es geht nicht um Gegenleistungen. Er will eine Beziehung zu uns aus purer Liebe. Ich bin dankbar für diese Einladung und dieses Geschenk, zu wissen, dass er Beziehung bzw. ein Vertrauensverhältnis aufbauen um mich in sie hineinversetzen und die Therapie entsprechend planen zu können. Oft hängt sogar ein Großteil des Therapieerfolges davon ab. Auch andere, fachliche Beziehungen wie zu Ärzten, Pflegepersonal, Angehö-

es mit jedem von uns gut meint. Und was aus dieser unvorstellbar liebevollen Beziehung erst wachsen kann, ist wundervoll – voller Wunder. Dina Schüller

rigen oder Kollegen in anderen Praxen, erleichtern mir oft die Arbeit enorm. Aber Beziehungen bestehen nicht nur zwischen Menschen. Sie können sogar zwischen Mensch und Objekten bestehen. Auch dann spielen sie eine wichtige

BEZIEHUNGEN – VITAMIN B FÜR DIE SEELE

15

MAN KANN NICHT NICHT KOMMUNIZIEREN

16

BEZIEHUNGEN – KOMMUNIKATION

„Man kann nicht nicht kommunizieren.“

Schuldzuweisungen, die dazu führen, dass Kommuni-

Dieser von dem wohl berühmtesten Kommunikations-

kation schlussendlich unmöglich wird.

forscher Paul Watzlawick (Professor an der Universität Palo Alto) geprägte Satz ist wohl der bis heute bekann-

Axiom 4: Digital und analog

teste der gesamten Kommunikationsforschung.

Nochmal Watzlawick: „Menschliche Kommunikation

Die Kommunikationsprozesse im Alltag hat Paul Watz-

ist digital und analog.“ Paul Watzlawick meint, dass

lawick nahezu sechs Jahrzehnte lang erforscht. Ende der

nicht nur das gesprochene Wort, sondern auch die non-

60er Jahre erschien sein bahnbrechendes Werk mit dem

verbalen Äußerungen, etwa ein Wegblicken oder ein

scheinbar verwirrenden Titel „Wie wirklich ist die Wirk-

Wegschauen, Kommunikation seien. Für ihn ist das ge-

lichkeit?“ In diesem Buch entwickelte Paul Watzlawick

sprochene Wort digitale Kommunikation, das Nonver-

seine Theorien zur Kommunikationssystematik, die

bale (Gestik, Mimik)  hingegen analoge Kommunika-

man in fünf kommunikationspsychologischen Leit-

tion. Erst wenn die digitale und die analoge

sätzen (Axiomen) zusammenfassen kann.

Kommunikation übereinstimmen, kann eine Botschaft vermittelt werden.

Axiom 1: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Paul Watzlawick geht davon aus, dass, sobald zwei Per-

Axiom 5: Symmetrisch oder komplementär

sonen einander wahrnehmen können, sie automatisch

Watzlawick: „Zwischenmenschliche Kommunikations-

miteinander kommunizieren, da jegliches Verhalten

abläufe sind entweder symmetrisch oder komple-

kommunikativen Charakter habe. Da es nun kein Ge-

mentär.“ Paul Watzlawick meint damit, dass die Bezie-

genteil von Verhalten gibt, man sich also nicht nicht ver-

hung zwischen zwei Menschen auf dem Prinzip der

halten kann, weil man sonst tot wäre, ist es auch unmög-

Gleichheit oder Unterschiedlichkeit beruht. In komple-

lich nicht zu kommunizieren.

mentären Beziehungen ergänzen sich unterschiedliche Verhaltensweisen und bestimmen damit die Kommu-

Axiom 2: Inhalt und Beziehung

nikation. Der eine Partner differenziert sich als anders

Paul Watzlawick hat die Beziehungsfrage in einem Satz

vom anderen. Bei symmetrischen Beziehungsformen

zusammengefasst:„Jede Kommunikation hat einen In-

hingegen findet das Gegenteil statt, der eine versucht,

halts- und einen Beziehungsaspekt, wobei Letzterer

sich dem anderen anzugleichen. Paul Watzlawick be-

den Ersteren bestimmt.“ Erst durch die Beziehungen

zieht sich hier auf die Doppelthese von Augustinus, der

zwischen Absender und Empfänger einer Botschaft ent-

zwei Anschauungsmöglichkeiten von Welt definiert

stehen Bedeutungen. Die Art, wie zwei Kommunikati-

hat: entweder die Erklärung von Welt durch Identifika-

onspartner miteinander umgehen, ist die Basis, ob es zu

tion mit ihr oder die Erklärung von Welt durch Distan-

einem Verständnis kommt oder nicht.

zierung von ihr. In vier Jahrzehnten pädagogischer Tätigkeit als Lehrer

Axiom 3: Die Interpunktion

und Hochschullehrer sind mir die Leitsätze Watzla-

Das Punkt- oder Kommasetzen ist zentral in unserer

wicks ein tragfähiges Handwerkszeug geworden.

Kommunikation. Das heißt, dass jeder Kommunikationspartner den Ablauf einer Kommunikation unter-

Aus meiner Studienzeit stammt das bissige Wort:

schiedlich gliedert. In der Praxis beobachtet man, dass

„Wenn alles schweigt und einer spricht, so nennt man

jemand anstatt zuzuhören bereits die Antwort auf das,

das halt Unterricht“. Durch die kooperative Lernent-

was er gar nicht hört, vorbereitet und damit im Kommu-

wicklung und ein zunehmendes Denken vom Kind aus,

nikationsprozess einen anderen Punkt setzt als das Ge-

hat der bissige Satz in Teilen seine Gültigkeit für die

genüber, das eine Bezug nehmende Antwort auf seine

Schule verloren.

eigene Frage erwartet. Daraus ergeben sich irrationale

Aber in und für die Kirche? Wer kommuniziert hier wie, BEZIEHUNGEN – KOMMUNIKATION

17

wann, wo, mit wem, wie lange, worüber und wozu? Was

teten

hat sich da verändert…? Trotz aller Verunsicherungen

Baptistengemeinde, welche sich auf den zweiten Blick

und Einbrüche seit Mitte der 60er Jahre.

als auserwählt, fundamentalistisch und in ihrer Ausprä-

Fragen

geriet

ich

in

eine

liebevolle

gung immer enger erwies. Massentaufen, ein Zuwachs Die Hoffnung des kirchlichen Neuanfangs nach dem

von 100 auf 350 Gottesdienstbesucher in kurzer Zeit.

Kriege 1945 hatte sich ja alsbald als Täuschung erwiesen.

Ich war dabei. Und dabei: fehlende Kommunikation auf

Hitler besiegt oder gescheitert - je nach Perspektive. Die

Augenhöhe. Ein betoniertes Kind-Erwachsenen-Ver-

weitgehend kirchenkritische Arbeiterbewegung zer-

hältnis unter 30- bis 40-jährigen. Bekennerdrang anstatt

schlagen. Was in den ersten Nachkriegsjahren in Gefan-

Barmherzigkeit. Und wenn dann nicht sein kann, was

genenlagern, Studentengemeinden, kirchlichen Akade-

nicht sein darf, bleibt Versöhnliches immer mehr aus.

mien und Kirchentagen enthusiastisch bis rauschhaft

Gefragt waren Unterwerfung statt Diskurs, ständiges

geschah und gefeiert wurde, hatte den Eindruck erwe-

und immerzu neu gesteigertes Glaubensbekenntnis an-

cken können/sollen, als stünde dem Christentum eine

statt Diskussion. Platt machende Zuschreibungen wie

neue Epoche bevor. Diese knappe „erweckliche“ Pe-

„Du bist so und so“ oder „wenn - dann“ Drohungen ver-

riode stellte sich als bloße Episode heraus.

hinderten zunehmend nahezu jede humane Kommunikation. Meine Bitten um Mediation endeten in er-

Die alten Kommunikationsmuster wollten nicht mehr

neuten Schuldzuweisungen. Heute sitzen von 350 nur

greifen. Eine ehrliche Kommunikation über die eigene

noch 35 Gläubige in jener Kapelle.

Schuld während der NS-Zeit blieb aus. Stattdessen wurden allein in Hamburg über 40 Kirchen neu gebaut,

Schweren und nach gegangenem Schritt erleichterten

die heute oder schon bald niemand mehr braucht.

Herzens haben meine Frau und ich diese Gemeinde verlassen und frohen Herzens die Oncken-Kirche kennen-

Was blieb war die Frage nach Gott, nicht nach seinen

gelernt. Mit Pastor Klaus-Dieter Hoppe und seiner Frau

„Jüngern“ und schon gar nicht nach der Institution

Sieglinde trafen wir auf zwei Menschen, für die bedin-

Kirche. Erste und nicht unbedingt unlogische Ant-

gungslose Annahme kein Bekehrungswerkzeug war.

worten erhielt ich als Student Anfang der 70er Jahre

Ein Mann, der meinen theologischen Ausbilder Fulbert

durch theologische Bücher wie: „Atheistisch an Gott

Steffensky und dessen historisch - kritische Theologie

glauben“, „Gott ist tot?“ oder „Menschlich sein - mit oder

ebenso schätzt wie das Praktizieren meditativer Stille-

ohne Gott?“ Und die anderen Menschen? Entweder

arbeit. Und der „zweite Mann“, Pastor Helge Frey, ver-

hatten sie den Glauben hinter sich gelassen (= Mehr-

heiratet mit einer selbstbewussten jungen Katholikin

heit) oder sie flohen aus der Welt in etwas, was sie

mit weitem Blick und Herzen. Eine Gemeinde zwischen

Glauben nannten (= Minderheit). Eine Kommunika-

reflektierter Tradition, Friedensarbeit, interreligösem

tion zwischen den beiden Gruppierungen fand kaum

Dialog und der Versöhnung von Psychologie und

statt. Das habe ich als bekennender Atheist bedauert.

Glauben, von Aufklärung und Kirche. Hier war der Ort,

Und das habe ich, als nach 1985 ins christliche Lager Ge-

an dem wir uns einbringen konnten ohne vorschnelles

wechselter, noch schmerzlicher vermisst. Dabei ent-

Reglement. Ohne ein ständiges oder vorschnelles „Du

decke ich neben dieser in der Großwetterlage pessimis-

musst doch auch“. „Wenn Du nicht, dann“. Ich habe auf-

tischen Expertise kleine Hoffnungspflänzchen hier und

geatmet, auch wenn ich von Anfang an wusste: Ich

dort …

werde nicht jedermanns Darling sein. Muss ich auch nicht. Geht auch nicht. Gott sei Dank. Hoffe sehr, dass

Also 1985: Ich frage nach Gott. Die mir gegebenen Antworten reichen nicht aus. Nach einer existenziellen Lebenskrise und vielen schmerzenden und unbeantwor18

BEZIEHUNGEN – KOMMUNIKATION

das so bleiben kann.

Und dennoch wünsche ich mir mehr innerkirchliche

stets abgenommen. Die Frage nach Gott, kombiniert

und zwischen den Kirchen stattfindende Kommunika-

mit der Frage nach einem würdevollen und gleichbe-

tion. Vier Situationen, fast Klassiker von Watzlawick,

rechtigten Leben, hat eher zugenommen …

bewegen mich in letzter Zeit sehr:

Dieser Trend hält an, gerade wenn Kirche Neues wagt.

Eine liebe Schwester organisiert einen interessanten

Beispiel: Eine Gruppe unserer Gemeinde ist in die

Gemeindenachmittag mit OPEN DOORS zu dem the-

Flüchtlingsarbeit eingestiegen und Geschwister un-

matischen Schwerpunkt „Nordkorea“. Auf dem Weg in

serer adventistischen Nachbargemeinde sind einfach

unser Gemeindecafé zur Veranstaltungspause fallen

dazugekommen …

mir viele koreanische Geschwister in unserem gemeinsamen Gemeindehaus auf, die kleine Aufgaben erle-

Dr. Michael Ackermann

digen. Nichts davon hat mit unserer Nordkorea-Veranstaltung zu tun. Abschließend befragt erfahre ich, dass „unsere“ Koreaner nichts von unserer Veranstaltung gewusst haben … Zwei Wochen später: Ein Bruder raunt mir zu: „Unsere Alten behaupten, die Jungen lägen ihnen so am Herzen. Aber das merken die nicht“. Wenn das so sein sollte, dann brauchen beide Gruppen ein Kommunikationstraining „by doing their job“ als Kommunikation ohne Vorbehalte und auf Augenhöhe. Eine andere Schwester klagt zur selben Zeit: „Unser Pastor kann nicht anders. Das ist eben seine Sprache“. Da halte ich es mit Ludwig Wittgenstein, der sagt: „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“. Also mit dem Pastor sprechen und (ihm und mir) neue Türen öffnen … Ein Letztes: Aus den Forschungen zu meinem letzten Buch „Eine Kirche wird Moschee“ (Hamburg 2016) weiß ich, dass 40% der Hamburger Kirchen in absehbarer Zeit umgewidmet oder abgerissen werden müssen, woran die Muslime übrigens (diesmal wenigstens) keine Schuld tragen. Da ich (noch) für 150 Schulen in Hamburg zuständig bin, komme ich in unserer Stadt gut herum und entdecke neben leerstehenden und entwidmeten Kirchengebäuden auch solche, welche sich bis zu drei sehr unterschiedliche Denominationen

Literatur: Paul Watzlawick: Menschliche Kommunika-

teilen (Beispiel: eine evangelisch-lutherische, eine

tion (mit Janet H. Beavin und Don D. Jackson) Verlag H.

freikirchliche und eine afrikanische Gemeinde) und

Huber 1969

dann kommt oftmals noch ein kultureller Träger hinzu

Ludwig Wittgenstein: Vorlesungen und Gespräche

(Beispiel: Privattheater)… Es geht also… Denn der Kom-

über Ästhetik, Psychologie und Religion. Vandenhoeck

munikationsbedarf über organisierte Kirche hat bei den

& Ruprecht 1966

Menschen innerhalb des letzten halben Jahrhunderts

Heinz Zahrnt: Gott kann nicht sterben. dtv 1973 BEZIEHUNGEN – KOMMUNIKATION

19

... Jaja

Bei dem Wort „Beziehung“ denken viele zunächst an Liebesbeziehungen. Vielleicht dann gleich folgend an Ehe, Familie, Gottes Segen und gemeinsam alt werden... Happy Ending und so ... Mir geht es auch so – zumindest denke ich an Liebesbeziehungen.

An

Gottes

Segen zu denken fällt mir dahingegen leicht.

nicht

so

Manchmal

be-

neide ich die Menschen, die sich Gottes Segens in ihrer Liebesbeziehung so sicher sind. Ich bin mir das (noch) nicht. Nun gut, ich habe auch keine Liebesbeziehung, aber bei einer theoretisch-vorgestellten Beziehung wird die Sache in meinem

frommen

Herzen und Kopf dann doch kompliziert. Das alles ist Resultat einer

Mehrere Möglichkeiten bleiben nun: Sich von Gott ab-

frommen Kindheit – was da gesät

wenden, sich ändern, abstinent leben,...

wird, ist echt schwer aus Kopf und Herz zu verbannen.

Ich habe mittlerweile alles drei probiert. Sich von Gott

Groß darüber geredet wurde zwar nicht. Aber dass Gott

abzuwenden hat garnicht funktioniert. Sich zu ändern

das, wonach ich mich seit frühesten Jahren sehne, nicht

auch nicht. Vielmehr hatte ich beim Treffen mit Men-

gut heißt, das war ganz klar. Diverse „ganz eindeutige“ Bi-

schen des anderen Geschlechts Gewissensbisse, weil ich

belstellen gibt’s da ja auch schön obendrauf... und schon

sie ja irgendwie anschwindelte! Abstinent zu leben ist

ist das Elend perfekt: Ich kann mir Zärtlichkeit, seitdem

keine Option für den Rest des Lebens. Ich sehne mich

ich denken kann, nur mit einem Menschen gleichen Ge-

wie viele nach einem Du; nach jemandem, über den ich

schlechts vorstellen. Und das ist Gott „ein Gräuel“. Punkt.

wie Adam ausrufen kann: „Da ist endlich einer wie ich!“

Aus.

Meine Gedanken kreisen auch heute noch oft nur um

20

BEZIEHUNGEN – JAJA, DIE LIEBE …

dies eine Thema – selbst bei Predigten zu ganz anderen

drängen lassen und „Heilung“ erfahren haben, dabei aber

Sachen. Sagt der Pastor: „Gott macht alles neu“, schon

zutiefst unglücklich waren... Menschen, die von ihren El-

denke ich: „ja, was ‚n Mist, warum macht er mich nicht he-

tern verstoßen und aus Gemeinden oder Ämtern ent-

terosexuell...?“

lassen wurden nach ihrem Outing.

Auch gut gemeinte Aussagen á la „Gott liebt den Sünder

Es ist heilsam, andere gläubige Schwule und Lesben zu

und haßt die Sünde“ oder „Homosexuelle sind von Gott

treffen. Wem es auch so geht, der sei zu einem Treffen mit

geliebt, aber der Lebensstil ist falsch“ erzeugen in mir

mir herzlichst eingeladen: [email protected]

nicht das, was intendiert ist. Von solchen Aussagen bleibt

Wer seinen bisherigen Tellerrand erweitern möchte –

schlicht: „Gott haßt“ bzw. „ich bin falsch“. Meine

auch wenn

Empfindungen sind nicht irgendeine Marotte oder ein „Lebensstil“, so wie ein Hobby. Heterosexuelle empfinden ihre Liebe wohl auch nicht als „Lebensstil“ oder als vom Rest der Persönlichkeit abgekoppelt. Als ich das erste mal eine Auslegung der „eindeutigen“ Bibelstellen las, in der diese genau betrachtet und in den historischen Kontext gestellt wurden, habe ich endlich mal erlebt, von Gott geliebt zu sein. Ich hab zwar immer schon so vor

... die Liebe

mich hingeplappert, dass Gott mich liebt. Aber dass Gott meine Geschwister doch irgendwie mehr liebt weil diese heterosexuell sind, war mir auch klar. Und nun wurden mir diese Bibelstellen in ein neues Licht gestellt: Da geht’s um Vergewaltigung, Prostitution, Mißbrauch von Kindern etc... Also garnicht um das, wonach ich mich sehne! Auch die Ehe, bei der manch Evangelikaler plötz-

er sich

lich katholischer als der Papst wird, kann man mit ganz

noch nicht

anderem Blick sehen. Jeder darf die Bibel so interpre-

so sicher ist, ob er das alles gut heißen

tieren wie er will – man darf sich gerne auch die konserva-

kann, darf mich auch gern kontaktieren.

tiven Rosinen rauspicken und sie so auslegen, dass es

Ich weiß selbst, wie schwer es ist, von frühester Kindheit

dem eigenen Weltbild entspricht... aber endlich habe ich

an Gelerntes neu zu entdecken.

mich davon nicht mehr so eindeutig verurteilt gesehen!

Wer mir erzählen will, dass ich in der Hölle brutzeln

Vor kurzem war ich bei einem mehrtägigen Treffen von

werde, möge mir bitte nicht schreiben. Ich kenne sämt-

schwulen und lesbischen Christen mit eher konserva-

liche Argumentationen zu genüge und brauche endlich

tiver Frömmigkeit. Ich habe Menschen getroffen, denen

seelische Heilung.

es so geht wie mir. Die Gott lieben, und die Gewissensbisse und Glaubenszweifel kennen wie ich: Menschen,

N.N. (Autor der Redaktion bekannt)

die sich zum Teil sogar in heterosexuelle Ehen haben BEZIEHUNGEN – JAJA, DIE LIEBE …

21

Singles & Gemeinde

Hamburg ist damit eine Stadt, in der Singles nicht die Ausnahme, sondern eine entscheidende Größe sind. Wenn ich von „Singles“ rede, dann ist damit eine erwachsene Person gemeint, die in keiner festen partnerschaftlichen Beziehung lebt. Damit wird deutlich: Single ist nicht gleich Single. Da gibt es den 20jährigen, mitten im Studium, der im Unistress keine Lust auf Beziehung hat, den Mittvierziger, der gerade eine Scheidung hinter sich hat oder auch die 80-jährige Rentnerin, die nach 50 Jahren glücklicher Ehe um ihren verstorbenen Mann trauert. Single ist nicht gleich Single. Selbst wenn man zwei Singles Mitte 30 trifft, dann ist jeder unterschiedlich. Der eine sehnt sich nach einer Partnerschaft, in der er Erfüllung und einen Ausweg aus der Einsamkeit erhofft, der Andere genießt das freie Leben und die Ungebundenheit. Klar ist, genauso wie man Partnerschaften nicht miteinander vergleichen kann, genauso wenig kann man das Singleleben vergleichen oder „über einen Kamm scheren“. Was bleibt - Single sein ist eine heutzutage weit verbreitete Lebensform, die es so nicht immer gab. Noch vor 100 Jahren waren Singles in Deutschland eher die Ausnahme. Geschweige denn zu biblischen Zeiten. Der Wandel ist deutlich zu sehen und hat natürlich viel mit dem gesellschaftlichen und sozialen Umfeld zu tun. Zu der Zeit, in der Jesus gelebt hat, gab es weder Renten noch Krankenversicherungen. Die Rechte der Frau waren nicht vergleichbar mit denen von heute und so war die Familie die so-

Auf meiner Entdeckungstour über Hamburg bin ich im

ziale und rechtliche Absicherung des Einzelnen in der Ge-

Internet auf interessante Fakten gestoßen: Angefangen

sellschaft. Die Abhängigkeit von der Familie und damit

von der geografischen Lage: 53° 33‘ N, 10° 0‘ O, dem

einem Versorgungsnetzwerk gab nur wenigen Privile-

höchsten Berg Hamburgs - Harburger Berge: 116,1 m über

gierten die Option, bewusst Single zu sein. Heutzutage,

NN und dem höchsten Turm, dem Heinrich-Hertz-Turm,

mit allen Rechten und Absicherungen, ist es für einen

der 278 Meter hoch ist.

Single weitaus leichter, seinen Alltag zu gestalten und ein

Der Fakt, der mich aber am meisten bewegt hat ist, dass

erfülltes und abgesichertes Leben zu führen. Dennoch

laut Statistischem Amt für Hamburg und Schleswig-Hol-

bleiben besondere Herausforderungen.

stein 54,4% aller Haushalte Einzelpersonenhaushalte sind.

Entscheidungen müssen allein getragen werden, Hausar-

Natürlich bedeutet das nicht, dass in jeder dieser Woh-

beit kann nicht aufgeteilt werden. Eine Arbeitsteilung

nungen eine alleinstehende Person wohnt, viele sind be-

nach Begabungen ist alleine nicht möglich. Dazu kommt

stimmt in einer Partnerschaft, leben allerdings getrennt.

der fehlende alltägliche und für viele selbstverständliche

22

BEZIEHUNGEN – SINGLES & GEMEINDE

Austausch, keiner der im Krankheitsfall selbstverständ-

Ich glaube, dass es genau das ist. Eine Spannung! Eine

lich und automatisch Tee ans Bett bringt oder die Medika-

Spannung zwischen Freiheit und Einsamkeit. Ein Leben

mente aus der Apotheke holt. Das Leben als Single ist/

in Selbstbestimmung und Abhängigkeit (was wenn man

kann einsames (sein).

als Alleinverdiener arbeitslos wird?).

„Stopp!“ möchte man rufen:

Ich bin überzeugt davon, dass beides stimmt. Ja, das Leben

Eine Beziehung löst nicht all die Probleme, auch in einer

eines Singles hat viele Vorteile, die auch für das Reich

Beziehung kann man alleine sein.

Gottes genutzt werden können und gleichzeitig ist jeder

Ja das stimmt, dennoch, als Single ist die Gefahr größer.

Single auch auf Gemeinschaft, Ergänzung und Korrektur

Das ist die Stelle, an der viele am liebsten 1.Mose 2,18 zi-

angewiesen.

tieren „Dann sagte Jahwe, Gott: „Es ist nicht gut, dass der

Wie gut, dass Gott die Gemeinde erfunden hat. Wie gut,

Mensch so allein ist. Ich will ihm eine Hilfe machen, die

dass in der Gemeinde Menschen zusammenkommen, die

ihm genau entspricht.“

Leben und Alltag teilen können. Wie gut, dass Gott unter-

Ja, es ist nicht gut. Wir Menschen sind auf Beziehung ange-

schiedliche Begabungen in eine Gemeinde hineingelegt

legt. Auf ein Gegenüber, das uns entspricht. Ein Gegen-

hat und Menschen mit unterschiedlichen Familien-

über das Leben teilt, im Regen mit einem nass wird und in

ständen.

der Sonne Eis isst. Ja, wir Menschen sind Beziehungs-

So wird Gemeinde zu einem Ort, an dem Singles Gemein-

wesen.

schaft erleben können. In Freundschaften, die tief gehen,

Es kann sein, dass du das sehr fragwürdige Experiment

gute und schlechte Zeiten teilen können. Die Gemeinde

von Friedrich II. kennst. Dieser wollte die Ursprache der

als ein Ort, an dem der „Mythos“ Beziehung entmystifi-

Menschen erforschen und verbot den Ammen der dazu

ziert werden kann, da authentische, lebensnahe Bezie-

vorhandenen Kinder sie anzusprechen oder irgendeine

hungen vorgelebt werden können und Singles so erleben

Interaktion mit den Säuglingen jenseits von der körperli-

können, dass auch Beziehung nicht nur Freude ist.

chen Grundversorgung. Das Ergebnis schrieb er wie folgt

Gleichzeitig ist die Gemeinde der Ort an dem „Ersatzgroß-

nieder: „Sie vermochten nicht zu leben ohne das Hände-

eltern“ sind, die für (fremde) Kinder beten. Singles, die

patschen und das fröhliche Gesichterschneiden und die

Ehepaaren Partnerzeiten ermöglichen können, dadurch,

Koseworte ihrer Ammen.“

dass sie auf Kinder aufpassen können.

Ja, wir Menschen sind Gemeinschaftswesen und das ist

Ja, Gemeinde kann ein Ort sein, an dem Alleinsein aufhört

von Gott in uns angelegt. Gleichzeitig schreibt Paulus

und Gemeinschaft in guten und schlechten Tagen erlebt

über sich als Single: „ Ich sage das als Zugeständnis, nicht

werden kann.

als Gebot. Ich wünschte zwar, alle Menschen wären so wie

Wie in jeder Beziehung und Gemeinschaft bedeutet das

ich, doch dem einen hat Gott diese besondere Gabe ge-

Arbeit. Arbeit, sich auf den anderen einzulassen, sein Haus

schenkt, dem anderen jene. Zu den Unverheirateten und

zu öffnen, Begabungen zu teilen und Spannungen auszu-

Witwen sage ich: Es ist gut, wenn sie ehelos bleiben wie

halten.

ich.“ 1.Kor.7, 6-8.

Gemeinde als ein Ort, an dem jeder, ob verheiratet, in einer

Paulus lebte ganz für Gott. Sein Leben war allein auf ihn

Partnerschaft oder als Single, vorkommt und um- und ver-

und die gute Nachricht von Jesus fokussiert. Für diese

sorgt wird, damit das Beste aus der eigenen Lebenssitua-

reiste er bis nach Spanien, saß im Gefängnis und lehrte

tion herausgeholt werden kann.

und lebte ständig auf der Reise. Er gründete und begleitete

Bist du bereit dazu? Es lohnt sich!

viele Gemeinden und prägt durch seine Briefe Christen bis heute.

Mirjam Fuchs

Was für eine Spannung! Einerseits der Mensch als Beziehungswesen, andererseits Paulus, der die Lebensform des Singles als Optimum beschreibt. BEZIEHUNGEN – SINGLES & GEMEINDE

23

WIE DER TOD BEZIEHUNGEN VERÄNDERT

24

BEZIEHUNGEN – WIE DER TOD BEZIEHUNGEN VERÄNDERT

Die Beziehungen in einer Familie

hatten gerade wieder einen Kurz-

mit anderen Kindern oder Jugendli-

sind sehr komplex. Diese Bezie-

zeitpflege-Aufenthalt im Kinder-

chen zusammen kommen können,

hungsdynamik erweitert sich, wenn

hospiz. Es sollte etwas Erholung für

die die gleichen Erfahrungen ge-

z.B. ein Kind in der Familie lebensli-

die ganze Familie werden. Da ver-

macht haben. Einfühlsam und der

mitierend erkrankt ist und dann

schlechterte sich der Gesundheits-

Situation angemessen wird das

stirbt. Schauen wir in diese Situa-

zustand von Ben und er verstarb in

Thema Tod und die Gestaltung des

tion aus der Sicht eines Kindes.

der 3. Nacht.

eigenen Lebens behandelt. Ziel ist

Yvonne ist 10 Jahre alt, findet Schule

Yvonne hatte mit der Trauerbeglei-

immer, dass die Geschwister Ihre

mittelprächtig, hat 2 enge Freun-

terin schon öfter über das Thema ge-

ganz persönliche Einstellung zum

dinnen und ist in der Clique beliebt.

sprochen. Aber jetzt, in Wirklich-

Tod ihres Geschwisters finden und

Yvonne hat einen 2 Jahre älteren

keit, war das ganz anders. Es war wie

eine Beziehung zum verstorbenen

Bruder, Ben. Dieser ist krank, lebens-

ein Loch, in dem sie sich befand. Die

Geschwister aufbauen, die vor allem

begrenzt erkrankt. Seine Stoffwech-

Welt schien still zu stehen. Wie gut,

in ihrem Inneren vorhanden ist. Es

selerkrankung kann zu jeder Zeit

dass sie noch einige Tage im Kinder-

wird oft davon gesprochen, dass der

zum Tode führen.

hospiz bleiben konnten. Yvonne tat

Verstorbene im Herzen weiterlebt.

Yvonne kennt das von Anfang an.

es gut, den Sarg für Ben zu bemalen.

Das drückt die neue Situation aus,

Sie kennt die Momente, wenn die

Er liebte Pipi Langstrumpf, Del-

dass man einen geliebten Bruder

Eltern ganz aufgeregt wieder einmal

phine und Eisenbahnen. Das malte

nicht mehr berühren kann, ihn aber

mit Ben ins Krankenhaus in die No-

sie für ihren Bruder. Und das tat gut.

in seinem Herzen bei sich trägt.

taufnahme fahren. Wenn Sie mal

Wenn Sie in Zukunft gefragt wird,

einen tollen Ausflug geplant hatten,

Wechseln wir die Perspektive und

ob sie Geschwister hat, wird sie ant-

dann ging es Ben plötzlich schlecht

sprechen über das, was in der Trau-

worten: Ich hatte einen Bruder, aber

und es wurde nichts mit der Fahrt.

erbegleitung deutlich wird. Das

der ist mit 12 Jahren verstorben.

Schon oft hatte Yvonne wegen Ben

bisher berichtete ist der Trauerbe-

Aber wer weiß, vielleicht wird noch

zurückstecken müssen. Aber er war

gleitung bekannt. Die Familie, die

ein Nachzügler geboren.

ja krank und da konnte keiner was

seit 5 Jahren 2- bis 3-mal im Jahr zur

für. Ärgerlich war es trotzdem.

Kurzzeitpflege im Kinderhospiz

Andererseits liebte es Ben, mit

war, ist gut bekannt.

seiner

kuscheln.

Der Tod des Jungen ist ein Ein-

Wenn sie ihn dann am Nacken

schnitt im Familienleben und in der

kraulte konnte er unglaublich laut

Balance der Beziehung der Famili-

lachen. Ben war schon ein beson-

enmitglieder. Jeder in der Familie

derer Bruder, der sich seines Lebens

muss für sich persönlich den Tod

richtig freuen konnte.

verarbeiten. Und dann gilt es als Fa-

Yvonne wusste, dass sie eine spezi-

milie diese kritische Situation zu be-

elle Familie waren. Ihre Freun-

wältigen. Bleiben wir bei Yvonne.

dinnen bedauerten sie manchmal.

Geschwisterkinder sind in der Regel

Dann sagte sie immer: Das braucht

in ihrer sozialen Entwicklung reifer

ihr nicht, wir lieben uns doch alle.

als die Gleichaltrigen. Yvonne hat

Yvonne merkte, dass die Eltern ihr

durch das Miterleben des Krank-

gegenüber ein schlechtes Gewissen

heitsweges ihres Bruders eine Er-

hatten, da sie oft zu kurz kam. Dann

fahrung gemacht, die sie prägt. In

wurde ihr mal ein Wunsch erfüllt,

welcher Weise, wird die Zukunft

was sie ganz in Ordnung fand.

zeigen.

Dann kam der Tag X, vor dem sie alle

In der Trauerbegleitung werden An-

schon öfter gesprochen hatten. Sie

gebote gemacht, dass Geschwister

Schwester

zu

Hartmut Ast

BEZIEHUNGEN – WIE DER TOD BEZIEHUNGEN VERÄNDERT

25

DO IT YOURSELF FREUNDSCHAFTSARMBÄNDER

Erinnerst Du Dich noch an die Zeit, in der man jeder Freundin ein Freunschaftsarmband geknüpft hat und man im Gegenzug ein Schönes zurück bekommen hat? Ich hatte damals wie heute viel Freude dabei und möchte Dir hier die „Macramé“ Technik vorstellen. Für die Macramé-Bänder benötigst Du einen schönen Knopf, Anhänger oder Perlen und insgesamt 4 Stickgarn-Stränge. Die zwei Basisstränge sollten eine Länge von 40 Zentimetern haben und die zwei Knüpfstränge eine Länge von 140 Zentimetern.

26

DO IT YOURSELF – FREUNDSCHAFTSARMBÄNDER

(1) Deinen Knopf befestigstDu in der Mitte der beiden Basisstränge, wie in den Bildern zu sehen. Klebe die Bänder nun oben und unten mit Klebeband auf einer Tischplatte fest, sodass Dein Band beim Knüpfen nicht verrutscht. Fädel einen der beiden Knüpfstränge unter dem Basisstrang durch, sodass er an beiden Seiten gleich lang ist. (2) Führe den ersten Strang von links über den Basisstrang und lege ihn wieder hin. Den rechten Strang führst Du nun über den linken Strang nach unten. (3) Führe den rechten Strang im nächsten Schritt unter dem linken Strang durch und auch unter dem Basisstrang, sodass er auf der linken Seite in der Schlaufe wieder nach oben geführt wird. (4) Wenn Du diesen Knoten nun etwas enger ziehst, sollte er aussehen wie eine umgedrehte Brezel. Zieh den Strang nun ordentlich fest und schieb ihn, wenn er aus Versehen etwas weiter unten geknotet wurde, wieder in Richtung des Knopfes. Jetzt wiederholst Du diesen Knoten von der anderen Seite: Führe Deinen rechten Strang über den Basisstrang zurück, lege den linken Strang wieder über ihn und führe ihn unter dem rechten Knüpfstrang und Deinem Basisstrang wieder auf der anderen Seite nach oben. Wiederhole den Knoten jetzt so lange, bis der geknüpfte Strang ca. 6cm lang ist. Dann verknotest Du das Ende mit einem Doppelknoten und schneidest das überstehende Band ab. Auf der anderen Seite des Knopfes verfährst Du genauso. Ist Dein Band auf beiden Seiten fertig geknüpft, kannst Du es einfach so um Deinen Arm knoten oder Du knüpfst Dir mit dem MacraméKnoten einen Verschluss. Ob mit Perlen, auffälligen Knöpfen oder unterschiedlichen Bändern, wenn Du das Knüpfsystem einmal drin hast, dann heißt es kreativ sein und ausprobieren. Viel Spaß! Jennifer Shrestha

DO IT YOURSELF – FREUNDSCHAFTSARMBÄNDER

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Beziehungs-Weise OFFENER BRIEF AN MIRJAM FUCHS VON JÜRGEN SCHÜTTE

Da sind die Worte: Gott kann! Sie sind Kernstück der biblischen Berichte und somit Teil Deiner theologischen Profession. Sie sind aber gleichzeitig Ausdruck persönlicher Glaubenserfahrungen, also eines Beziehungserlebens mit Gott. So bleiben die gesprochenen Worte nicht ein theologisches Zitat, sie werden vielmehr zu einem persönlichen Bekenntnis oder – wie man früher sagte – zu einem Zeugnis. Bei Dir verbindet sich theologische Kompetenz mit persönlichem Glauben. Was für eine wunderbare Symbiose!

Moin liebe Mirjam,

Das ist der Arbeitansatz, den Du aus Frankenberg mit-

diese Zeilen schreibe ich Mitte Juli. Wenn sie als Artikel

werden kann: Basis für das Gelingen von Arbeit mit

im Oncken Magazin erscheinen, wirst Du schon ein

Menschen ist Beziehungsarbeit. Von dieser Prämisse

paar Monate bei uns sein. Für einen Begrüßungsbrief

wusste ich schon durch unsere Vorgespräche. Ich fand

ist es also zu spät. Nennen wir ihn also Liebesbrief. Das

sie damals bereits überzeugend. Nun erlebe ich in

trifft die Sache besser und klingt ja auch viel schöner … :)!

Deinem Tun, eigentlich eher in Deinem Sein, die Di-

bringst und der getrost auf Hamburg übertragen

mension und damit auch den Wert dieses Ansatzes. Den Die vielen Gespräche im Vorfeld und nun auch in der

vielen Schnellrestaurants und Schnellverfahren, dem

ersten Phase Deines Dienstes haben uns ordentlich zu-

schnellen Geld und den schnellen Nummern, dem

sammengebracht. Ich bilde mir ein, Dich schon ganz gut

Coffee to go und den Beziehungen to go setzt Du ein

zu kennen. Nächstes Jahr werde ich dann wohl fest-

entschlossenes Stopp entgegen. Stopp einem hekti-

stellen, dass ich ein Jahr zuvor noch überhaupt nichts

schen Aktionismus. Stopp dem Ausblenden von Nach-

von Dir gewusst habe. Auf die Zeit dazwischen freue ich

haltigkeit. Stopp einem Mainstream, bei dem der

mich. Auf das weitere Kennenlernen, auf die Gespräche,

Mensch nur noch Erfüllungsgehilfe von in Zeitfenster

die Gebete, das gemeinsame Tun.

gepressten Aufgaben ist. Stattdessen: Der Mensch ist Wert an sich. Begründet in der Würde, die ihm sein

Es sind einige Dinge, die mich bereits in dieser ersten

Schöpfer verliehen hat. Damit machst Du Ernst. Du

Zeit beeindruckt haben. Sie alle lassen sich zusammen-

sagst: Ich brauche Zeit. Zeit, um Eindrücke zu sammeln,

fassen unter der Art und Weise, wie Du Beziehungen

Kontakte zu knüpfen, herauszufinden, wie die unter-

erlebst und lebst, kurz: Deiner Beziehungs-Weise.

schiedlichen Menschen so ticken, kurz: Ich brauche

28

GEMEINDE – OFFENER BRIEF

Zeit, Beziehungsentwicklungen eine Chance zu geben.

Übersetzungswerk. Mehr noch geht es ihm um die

Erwartungen nach schnellen Ergebnissen setzt Du ein

Menschen. Er will, dass das Volk verstehen lernt. Ein

„Ja, aber erstmal …“ entgegen. Das habe ich begriffen.

Emanzipationsgedanke. Bildung war für ihn eine Vor-

Mehr noch: Ich habe es schätzen gelernt.

aussetzung, um mündig Entscheidungen treffen zu können. Auch Glaubensentscheidungen. Luther: Ein

Da ist Deine Ehrlichkeit. Immer liebevoll, nie verlet-

Reformer auch im pädagogischen Denken.

zend, aber immer klar in der Aussage. Beziehungen leben vom Miteinander aber auch vom Gegenüber. Und

Ähnliches ließe sich auch über unseren Urvater Jo-

das kann dann auch mal Widerspruch bedeuten. Das ist

hann-Gerhard Oncken berichten. Aber das mute ich Dir

nicht immer bequem. Aber Bequemlichkeit ist ja auch

jetzt nicht auch noch zu. Wir können mit diesen Überle-

nicht Dein Auftrag. Auf meine Frage nach Deinen ersten

gungen gerne noch 18 Jahre warten. Dann feiert unsere

Erlebnissen in Hamburg sagst Du, Dir sei aufgefallen,

Johann-Gerhard-Oncken-Kirche ihren 200sten Ge-

dass Du bisher noch kaum in die Häuser eingeladen

burtstag. Na ja, vielleicht schaffen wir es ja doch ein biss-

worden seist. In Frankenberg hättest Du es so kennen

chen früher … :)?

gelernt, in Hamburg noch nicht. Das war frei von jeder Erwartung oder gar Larmoyanz und ganz und gar ohne

Wenn Du nun bei uns theologisch/pädagogisch tätig

Wertung. Es war schlicht die Feststellung einer neuen

bist, dann stehst Du also in einer Reihe anderer großer

Erfahrung. Dennoch hat sie bei mir Betroffenheit her-

Persönlichkeiten, die diesen Weg in ihrer Zeit schon

vorgerufen. Oder weniger dick aufgetragen: Nachdenk-

vorgegangen sind. Die heutigen Herausforderungen

lichkeit. Und ich frage mich: Wie soll ich Dich emp-

sind anders als zu Luthers und zu Onckens Zeiten, aber

fangen? Anders ausgedrückt: Wie soll ich meine

vielleicht weniger anders als wir manchmal denken.

Wohnung je in einen derart aufgeräumten Zustand überführen, dass sie für Dich empfangsbereit wäre :)?

Liebe Mirjam, Deine Beziehungs-Weise ist für uns eine

Darüber sprechen wir noch mal, ja?

große Bereicherung. Ich bin froh und dankbar, dass Du



nun bei uns bist. Lass uns den begonnenen Weg ge-

Wenn ich nun einen Blick nach vorne wage, dann geht

meinsam weitergehen. Betend und arbeitend. Ora et la-

das nicht ohne Blick zurück. Wie sagte der Historiker

bora! Auf dass die Symbiose Theologie/Glaube durch

Guido Knopp doch gleich? Nur wenn wir die Vergan-

die Symbiose Alltag/Glaube ergänzt wird. Zur Ehre

genheit verstehen, können wir die Zukunft verantwor-

Gottes und zum Besten der Menschen. In der Gemeinde

tungsvoll gestalten. Recht hat er, wie ich finde.

und auch außerhalb. Oder wie es auf der 175-Jahr-Jubiläums-Münze unserer Gemeinde viel eleganter einge-

Wir stehen kurz vor dem Reformations-Gedenkjahr.

prägt ist: pro gloria dei et bono publico.

Den Thesenanschlag Luthers im Jahr 1517 verstehen wir heute als Ausdruck einer Reformidee, die schließ-

Ich wünsche Dir, ich wünsche uns eine von Grund auf

lich zur Kirchentrennung geführt hat. Deren evangeli-

gesegnete Zeit, eine fruchtbare Zusammenarbeit und

sche Linie prägt uns bis heute. Im kommenden Jahr

auch hier und da das beglückende Erlebnis, Ernte zu er-

wird dieser Gedanke im Mittelpunkt des öffentlichen

leben, wo wir gesät haben.

Bewusstseins stehen. Lass uns darüber bitte nicht vergessen, dass Luther nicht nur theologisch gewirkt hat

Herzlich

sondern auch pädagogisch. Dazu gehört der gern zitierte

Dein Jürgen

Satz, man müsse dem Volk aufs Maul schauen (1530), mit dem er die Sprachgestaltung seiner Bibelübersetzung rechtfertigt. Es geht ihm also nicht nur um ein GEMEINDE – OFFENER BRIEF

29

30

GEMEINDE – GUTE AUSSICHTEN

Gute Aussichten! Zusammen Unterwegssein, „neues“

Immer wieder staunten wir dabei

Gute Aussichten haben wir auch für

Land erschließen, Gott in der Ge-

über Gottes Schöpfung, sei es über

das Jahr 2017, denn auch in dem Jahr

meinschaft erleben, sich und andere

den majestätischen Sternenhimmel

werden wir eine Freizeit haben.

besser

oder die Schönheit des Sonnenun-

Diesmal geht es vom 17.-27. Mai

ging es bei der der diesjährigen Frei-

terganges über der Ostsee.

nach Schottland. Von Sightseeing

zeit der Jungen Gemeinde in Däne-

Auch während unseren Andachten

bis Outdooraktivitäten wird alles

mark.

beschäftigten wir uns damit wie

dabei sein.

Wir, das sind 11 Erwachsene, ein

Gott uns begegnet und wie er unser

Wenn Du Dich zur „Jungen Ge-

Kind und 2 Hunde, brachen am 21.

Leben gestalten möchte in der per-

meinde“ zählst, Freude an inten-

August auf, um auf Lolland ge-

sönlichen Begegnung und in der

siver Gemeinschaft, Abenteuern

meinsam Zeit zu verbingen. Allein

Gemeinde. Wir betrachteten die

hast und Gott besser kennenlernen

die Hinfahrt war schon ein Ver-

erste Gemeinde (Apg.) und über-

möchtest, bist Du herzlich einge-

gnügen, wann picknickt man schon

legten, wo

laden dabei zu sein.

mal mitten auf einer Verkehrsinsel?

schaften heute in unserer Gemeinde

Nähere Informationen findest Du

Am

zum Ausdruck kommen.

auf der Anmeldung, die Ende 2016

wurden wir von einem gemütlichen

Viel zu schnell verging die Zeit und

in der Gemeinde ausliegen wird.

Reetdachhaus begrüßt, in dessen

so hieß es am 29. August Abschied

Wir freuen uns auf dich!

Garten alte Pflaumen-, Mirabellen-,

nehmen von unserem Feriendo-

und Birnbäume mit köstlichen

mizil. Den Koffer voll guter Erinne-

reifen Früchten standen.

rungen, neuen Erfahrungen und

Unsere freien Tage nutzten wir, um

vielen

wilde Tiere im Safaripark zu besu-

ging es nach Hamburg zurück.

chen, im Mittelaltercenter in fremde

Wir sind sehr dankbar für alle Ge-

Welten

bete und Unterstützungen vor und

kennenzulernen.

Ferienhaus

Darum

angekommen,

einzutauchen

und

weißen Sandstrand zu liegen.

am

die

Charaktereigen-

intensiven

Mirjam Fuchs

Begegnungen

während der Freizeit.

GEMEINDE – GUTE AUSSICHTEN

31

32

GEMEINDE – GUTE AUSSICHTEN

GEMEINDE – GUTE AUSSICHTEN

33

MENSCHEN AUS DER GEMEINDE INTERVIEW MIT MIRJAM FUCHS

Nach meiner Zeit an der Biblisch-Theologischen Akademie in Wiedenest und einem Praktikumsjahr im Forum Wiedenest, war ich bis Mai 2016 Pastoralreferentin für den Bereich Kinder und Jugendarbeit in der Kirche am Bahnhof in Frankenberg.

Was sind Deine theologischen Überzeugungen? Ich glaube, dass es viele Glaubenssätze gibt, die mein Leben prägten und prägen. Wenn ich es auf meine Kernüberzeugung runterbrechen würde, kämen vier Sätze Am besten stell ich mich kurz vor. Mein Name ist

raus, die ich in meinem Leben immer wieder neu ent-

Mirjam Fuchs.

decke, und erlebe.

Aufgewachsen bin ich in einer kleinen Stadt im Nieder-

· Gott ist gut. (Unabhängig davon wie ich mich gerade

bergischen Land, im Städtedreieck Düsseldorf/Wup-

fühle.)

pertal/Essen. Meine Familie hat mich sehr geprägt. Ich

• Gott ist da! – er ist treu, immer und überall.

habe früh gehört, dass Gott mich liebt und so habe ich

• Gott liebt mich! – so wie ich bin, das gibt mir die Frei-

schon als Kind die Entscheidung getroffen, mit Gott in

heit mich seinem Willen nach zu verändern. Jesus hat

einer Freundschaft zu leben.

aus Liebe alles getan, damit ich eine Beziehung zu Gott

Schon als Kind konnte ich viele Erfahrungen in meiner

haben darf.

Gemeinde machen, Freundschaften aufbauen und er-

• Gott ist anders als ich denke! – er ist größer, treuer, lie-

leben was es heißt, Teil einer Gemeinde zu sein. Nach

bevoller, souveräner, genialer als ich es mir vorstellen

meinem Abitur machte ich eine Ausbildung als Kran-

kann. Er ist Gott und ihn zu denken sprengt meinen

kenschwester. Für mich war dieser Beruf etwas ganz be-

Horizont, ich kann und darf ihn aber erleben und mit

sonderes, da ich viel mit Menschen zu tun hatte, für die

ihm leben.

ich da sein konnte und denen ich in einer, für sie oft schwierigen Situation, helfen konnte. Fünf Jahre arbei-

Was ist Dir an Gemeinde wichtig?

tete ich als Krankenschwester, als Gott mir aufs Herz legte, eine weitere Ausbildung an der Biblisch-Theologi-

Ich liebe Gottes Gemeinde! Allein zu sehen, wie sehr

schen Akademie in Wiedenest zu beginnen.

Gott sich Gemeinde wünscht und mit welchen genialen

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GEMEINDE – MENSCHEN AUS DER GEMEINDE

Bildern er die Gemeinde vergleicht, beeindruckt mich

Was macht für Dich Beziehungen allgemein aus?

immer wieder neu. Das Bild der Braut aus Epheser 5,27 ist für mich da ein Ausdruck, der mir besonders ans Herz

Mir ist gegenseitiger Respekt und Vertrauen ein hoher

geht. Gott liebt seine Gemeinde vor Ort aber auch welt-

Wert in jeder Beziehung. Das gilt in Freundschafen ge-

weit wie ein Mann seine Braut.

nauso wie in der Gemeinde. Diese zwei Dinge sind für

An Gemeinde ist mir wichtig, dass es ein Miteinander

mich die wichtigsten Bausteine auf denen dann vieles

von Menschen ist, an denen Gottes Liebe deutlich wird.

wachsen kann. Liebe, Freundschaft, gelingende Teams,

Menschen, die Gott im Mittelpunkt haben und bei

etc.

denen dadurch die Liebe zu anderen Menschen wächst. Diese Liebe drückt sich für mich in Worten aus, die an-

Welche Qualitäten müssen für Dich Bezie-

dere aufbauen, näher zu Jesus bringen und ermutigen

hungen in der Gemeinde haben, damit sie ge-

aber auch in Taten, die von Liebe motiviert sind.

lingen?

In einem Lied „Herr du gibst uns Hoffnung“ von Peter Strauch heißt es:

Die Grundlage für Beziehungen in der Gemeinde un-

„Herr du gibst uns Hoffnung, du änderst unser Leben.

terscheidet sich für mich nicht sehr. Auch hier gehören

Großes wird groß, Kleines wird klein. Du willst uns ge-

Respekt und Vertrauen zur Basis. Viel entscheidender

stalten uns Geist und Leben geben. Herr wir brauchen

ist da, wer der Initiator der Beziehung ist. Letztlich hat

dich! Du lässt uns nicht allein.“

Gott uns als sine Kinder zusammengestellt. Das richtet

Sich als Gemeinde von Gott prägen und verändern zu

uns gemeinsam auf ihn aus und führt letztlich zuein-

lassen, die Dinge in den richtigen Verhältnissen sehen

ander. Da, wo wir uns auf Gott ausrichten und unsere

lernen. Dabei Fehler machen dürfen und dennoch zu

Liebe zu ihm wächst, da wächst auch die Liebe zu An-

wissen, jeder ist in der Gemeinde willkommen, so wie

deren. Das setzt frei, authentisch zu sein, weil jeder so

er ist.

sein darf, wie er ist und sich gleichzeitig von Gott verändern lässt.

Was sind hier Deine Aufgaben? Vielen Dank! Authentisch Gottes Liebe weitergeben. Junge Men-

Die Fragen stellte Reinhold Krause

schen (aber nicht nur sie) im Glauben zu begleiten und gemeinsam mit ihnen und der Gesamtgemeinde Gottes Reich bauen. Konkret bedeutet das, Mitarbeiterteams aufbauen, Arbeiten zu initiieren und mitzugestalten, Vernetzung mit anderen Christen und so aktiv Gemeindeleben mitzugestalten.

Wie ist Deine Beziehung zu Gott? Das ist schwer in Worte zu fassen. Für mich ist es das Bild, dass ich auf dem Schoß meines Vaters sitze und seinen Herzschlag höre und mich seinem Herzschlag anpasse. Das tue, was sein Herz bewegt. Im Lied „Sei mein Pilot“ wird das so ausgedrückt: „Leben, im Beat seines Herzens, meinen Herzschlag auf dich eingestellt.“ GEMEINDE – MENSCHEN AUS DER GEMEINDE

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VIER ROLLEN UND EINE GITARRE FÜR EIN HALLELUJAH! SAMUEL HARFST UND SAMUEL KOCH BEGEISTERTEN IN DER CHRISTUSKIRCHE

Am 18. Juni 2016 hatten wir die Ehre

Sein unerschütterlicher Humor und

Leben schauenden Samuel Koch.

gemeinsam mit unseren Geschwis-

die Glaubenstiefe gaben zuerst ihm,

Mit dem deutschsprachigen Mu-

tern aus der Oncken-Gemeinde

seiner Familie und Freunden Hoff-

siker Samuel Harfst verbindet ihn

Gastgeber für zwei besonders gute

nung. Dem Leben in einer „Rolle-

eine Freundschaft, die zur Zeit

Freunde zu sein.

vorwärts“ zugewandt wurden seine

seiner Reha in einer Schweizer

Samuel Harfst und Samuel Koch in-

Erlebnisse zur Inspiration für viele

Klinik begann. Die Freunde entfes-

spirierten in ihrem zweistündigen

Menschen. An dem Abend erzählt

selten auf der Bühne tiefgründige

Programm durch ihre selbstver-

und liest er von seinem Umgang mit

Wortwechsel wie olympische Ping-

ständliche Art mit dem nicht selbst-

Herausforderungen und Barrieren

Pong-Spieler. Sie unterhielten sich

verständlichen umzugehen.

seines täglichen Lebens.

über das Leben und folgten dabei

Einem Millionenpublikum sind die

Mir persönlich zeigte schon die Vor-

keinem Programm, sondern stellten

schicksalhaften

von

bereitung auf die Veranstaltung, wie

fest, dass sie eigentlich nur auf der

jenem Samstagabend bei „Wetten

viele Dinge zu bedenken sind und

Bühne in ihrem freundschaftlichen

dass…?!“ noch im Gedächtnis. Der

wie viele Nadelöhre ausgemessen

Gedankenaustausch

sportliche Samuel Koch hatte ge-

sein müssen, um zu gewährleisten,

blieben. Dann wieder versetzten die

wettet mit Hilfe von Sprungstelzen

dass Samuel Koch überhaupt eine

Klänge und poetischen Texte des

über mehrere fahrende Autos zu

Möglichkeit hat die Bühne zu be-

Liedermachers Harfst, das Pub-

springen. Die Wette ging wider aller

treten. Sein Alltag ist umständlicher

likum in ein leichtes Schweben.

Erwartung schief und Samuel Koch

und komplizierter als der meine.

Eine Atmosphäre, die bis in die

verunglückte so schwer, dass er bis

Doch dass es sich öfter zu leben

Ruhe nach dem letzten erster-

heute

auf

lohnt, als man gemeinhin zu denken

benden Ton den Raum umfing. Das

ständige Hilfe seines Umfelds und

vermag, ist Teil seiner Lebensphilo-

Publikum, das zum Großteil aus

eines Assistenten angewiesen ist.

sophie.

Hamburg und Umgebung kam, teil-

Fünf Jahre später hat Koch sein

Die 434 Gäste, junge und ältere

weise aber auch bis aus Dortmund,

Schauspielstudium erfolgreich ab-

Menschen,

ausver-

Kiel, Berlin und Hannover eigens

solviert und zwei biographische

kauften

erlebten

für diesen Abend angereist war, be-

Werke veröffentlicht.

aber nicht nur den verschmitzt ins

wegte die Tragik von Kochs Lebens-

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Ereignisse

querschnittsgelähmt

RÜCKBLICK – KONZERTLESUNG SAMUEL & SAMUEL

in

unserer

Christuskirche

ungestört

geschichte und der Einklang der

fiel der Abend noch viel besser, als er

muel Harfst und auch Samuel Koch,

beiden im Umgang mit ihren

erwartet hatte.

seiner Band und seinen Technikern

Schicksalsschlägen und ihrer Bezie-

Die Aufrichtigkeit mit der Samuel

ein Anliegen uns mitzuteilen, dass

hung zu ihrem Schöpfer. Da wech-

Koch von sich erzählte beeindruckte

sie diesen Abend als die beste Kon-

selten sich tiefe Ruhe und nach-

nicht nur die jungen sondern auch

zertlesung empfanden, die sie bis-

denkliche Fragen über den Glauben

die älteren Menschen.

lang gemeinsam gestaltet hätten.

ab mit ironisch-freundschaftlich ge-

Ein älterer Zuschauer meinte im

An dieser Stelle ist zu sagen, dass es

würzten Schlagabtauschen, spon-

Anschluss: „Das war Jesus pur.

auch der Verdienst der vielen hel-

tane Themen kamen auf, wie sie

Schon das Buch tropft vor Liebe für

fenden Hände unserer Gemeinden

eben zwischen Freunden zustande

die Menschen und das Leben. Tief

(Oncken und Altona) ist und das

kommen, wenn sie sich mal wieder

bewegt gehe ich nach Hause.“

allen voran Miriam Krause aus der

auf einen Abend gemeinsam treffen

Besonders die Mischung aus Le-

Grindelallee der Dank gebührt. Ihre

können - absolute Wohnzimmerat-

sung (aus Samuel Kochs Biographie

Idee war es Samuel & Samuel nach

mosphäre.

„Rolle vorwärts“ selbst gelesen und

Hamburg zu holen. Wir sind glück-

Und das kam beim Publikum gut an.

erzählt)

(Samuel

lich, dass wir hier unsere Räume

Eine Zuschauerin betonte im An-

Harfst aktuelles Album „Chroniken

und Hände geben konnten, um hun-

schluss, dass ihr die Räumlichkeit

einer Liebe“) wurde sehr positiv be-

derten von Menschen einen Abend

das Gefühl gab Teil des Gesprächs-

wertet. Dabei war der Ablauf des

voller Inspiration zu ermöglichen.

kreises zu sein. Weiter sagte sie:„Die

Abends zwar grob geplant, doch

Samuel Harfst (Mitte) mit seiner

Chemie zwischen diesen beiden

immer wieder gaben sich die ent-

Band begeisterte mit tiefgründigen

Menschen lässt Raum sich mit hin-

spannten Künstler Zeit, um Themen

Gedanken, handgemachter warmer

eingenommen zu fühlen und die Er-

aufzugreifen oder Lieder zu singen,

Musik und lyrischen Texten in

lebnisse zu teilen.“

die ihnen in den Sinn gerieten, wäh-

Musik gehüllt.

Einen Konfirmanden aus Haus-

rend sie plauderten. Das Improvisa-

bruch begeisterte der Humor Sa-

tionstalent des Duos trug umso

muel Kochs, er war aber eigentlich

mehr zur Heimeligkeit des Abends

wegen der Musik von Samuel Harfst

bei.

gekommen.

Die Künstler fühlten sich nicht nur

Nicolas aus unserer Gemeinde ge-

sichtlich wohl bei uns. Es war Sa-

und

Konzert

Robin Zabel

RÜCKBLICK – KONZERTLESUNG SAMUEL & SAMUEL

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IMPRESSUM

unplugged

GOTTESDIENST 14.10. BEZIEHUNGSWEISE 11.11. GEBET: MACHTVOLL GUT 9.12. X-MAS SPECIAL 19.30 UHR: SNACK 20.15 UHR: BEGINN DES GOTTESDIENSTES

ORT: GRINDELALLEE 101 20146 HAMBURG

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