Alles ist aus dem Wasser entsprungen!

VL Humanmedizin Wasser 02.01.2017 Zentrum für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene Krankenhaushygiene „blauer Montag“ Trinkwasser-, Badewasser...
Author: Karl Maurer
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VL Humanmedizin Wasser

02.01.2017

Zentrum für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene Krankenhaushygiene

„blauer Montag“

Trinkwasser-, Badewasser-, Abwasserhygiene Vorlesung 5. Fachsemester Humanmedizin Herbstsemester 2016/17

Jena, 02. Januar 2017 OÄ Dr. Helke Dobermann

Rat von Nürnberg ordnete im 14. Jahrhundert an, dass Färber nur am Montag ihre Indigostoffe in den Flüssen spülen durften  Flüsse waren buchstäblich blau und konnten an diesem Tag zu keinen anderen Zwecken hergenommen werden, so dass manches Gewerbe ruhen musste  Regensburg belegte Mitte des 15. Jahrhunderts die Färber mit einem generellen Verbot, Stoffe im Fluss zu spülen und die Farben in den Stadtbach zu gießen 02.01.2017

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blauer Planet

Alles ist aus dem Wasser entsprungen!

blaue Farbe = Frische, Reinheit     

70% der Erdoberfläche = 1,4 Milliarden km3 35 Millionen km3 (2,5%) Süßwasser 12.000 km3 ( 0,035 %) durch Menschen nutzbar 2.000 m3 für jeden Menschen deckt Trinkwasserbedarf (120 l) für 40 Jahre

Alles wird durch das Wasser erhalten!

Wasser wird nicht verbraucht, sondern nur gebraucht 02.01.2017

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Agenda

Trinkwasser

Wasserhygiene

Wasser,  das im häuslichen Bereich zum Trinken und für andere Lebensmittelzwecke,

Trinkwasserhygiene anorganische und organische Schadstoffe Mikrobiologie des Trinkwassers

 zur Körperpflege und -reinigung  sowie zur Reinigung von Gegenständen, die nicht nur vorübergehend mit Lebensmitteln oder dem menschlichen Körper in Kontakt kommen,

Abwasserhygiene Badewasserhygiene

bestimmt ist 02.01.2017

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• (durch Gebrauch) verunreinigtes Wasser oder • gesammeltes Regenwasser, welches von befestigten Fläche abfließt  durch Kanalisation gesammelt und transportiert  in Kläranlagen behandelt und danach in als Vorfluter dienende Gewässer oder  durch Versickerung, Verrieselung oder Verregnung ins Grundwasser eingeleitet 02.01.2017

natürlicher Wasserkreislauf

Wärmestrahlung der Sonne  Verdunstung  Kondensation zu Wolken  Niederschlag  Aufnahme durch Pflanzen, Tiere, Menschen  Abfluss als Oberflächen- und Grundwasser ins Meer 02.01.2017

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Trinkwasser

Siedlungs-/ zivilisatorischer Wasserkreislauf

Wassergewinnung in Deutschland  70% Grund- und Quellwasser  30% aus kleinem Siedlungswasserkreislauf ! technische Möglichkeiten des Klärwerkes und natürliche Reinigungsleistung des Bodens sind begrenzt, insbesondere hinsichtlich Salzen und gut wasserlöslichen Spurenstoffen

aus Grundwasser, Oberflächenwasser aus Talsperren oder durch Uferfiltration gewonnenes Rohwasser wird teilweise im Wasserwerk aufbereitet  Nutzung durch Industrie, Gewerbebetriebe und Haushalt  Rückgabe an Umwelt, meist in verschmutzter Form  Verdunstung 02.01.2017

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Trinkwasser-ProKopf-Verbrauch

Güteeigenschaften Trinkwasser gesundheitsverträglich, aber auch rein und naturbelassen, kühl und appetitlich

121 Liter/Einwohner Rückgang durch  verändertes Verbraucherverhalten  Einsatz Wasser sparender Haushaltsgeräte und Armaturen 02.01.2017

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EG-Trinkwasserrichtlinie 1998 Infektionsschutzgesetz IfSG 2000 Trinkwasser darf weder Krankheitserreger noch andere Stoffe in Konzentrationen enthalten, die gesundheitsschädigend sein können

Trinkwasserverordnung TrinkwV 2012 Festlegung von Grenzwerten für 53 mikrobiologische, chemische und physikalische Parameter 02.01.2017

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Trinkwasserqualität

Grenzwert für Blei ab 01.12.2013: 0,01 mg/l

Beanstandung mikrobiologische Parameter Eisen, Mangan Trübung, pH-Wert

Veränderung der Bodenbeschaffenheit,

Schwermetalle

häusliche Trinkwasserinstallation

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landwirtschaftlich bedingte Stoffeinträge Mängel der Trinkwasseraufbereitung

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auch für Säuglinge und Kleinkinder unbedenklich  kann nur in einer bleifreien Installation verlässlich eingehalten werden 

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Bleifrei ist Super

Nickelallergie

Bleigehalte des Trinkwassers zwischen 0,01 und 0,025 mg/l beeinträchtigen vor und während der ersten Lebensjahre die Intelligenzentwicklung

 erhöhte Gehalte an Kupfer und Nickel im Trinkwasser sehr selten nachgewiesen

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 Ursache: Missachtung der anerkannten Regeln der Technik beim Einbau von Leitungsmaterialien oder Armaturen !

aber Wasser, das länger 30 min in verchromten Armaturen gestanden hat, sollte von Personen, die gegen Nickel vorsensibilisiert sind, nicht zum Händewaschen oder zur Körperpflege genutzt werden

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Trinkwasser hat als Lebensmittel ein „Verfallsdatum“

Wasserleitung

 in Trinkwasser, das länger 4 Stunden in der Leitung gestanden hat, können sich Inhaltsstoffe aus Installationsmaterial angereichert haben  auf jeden Fall ist Stagnationswasser zur Verwendung bei der Ernährung von Säuglingen ungeeignet 02.01.2017

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hartes Wasser ist nicht ungesund aber zur Deckung des täglichen Bedarfs an Kalzium und Magnesium müsste man 10 Liter trinken

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Uran im Trinkwasser  Uranhaltige Gesteine in Mittelgebirgslagen von Thüringen, Südsachsen und Nordbayern Grenzwert: 10 µg/l schützt alle Bevölkerungsgruppen, einschließlich Säuglinge als besonders empfindliche Personengruppe, lebenslang vor der giftigen Wirkung vor Uran auf das empfindlichste Organ Niere

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Kategorien der Höchstwerte (1/2) Vorsorgewerte vermeidbare Belastung so gering halten, wie das nach allgemein anerkannten Regeln der Technik möglich ist

Indikator- oder Warnwerte zeigen frühzeitig unerwünschte oder potenziell schädliche Veränderungen an

gesundheitlicher Leitwert (Grenzwert) lebenslange Aufnahme nach Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis unbedenklich 02.01.2017

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Radioaktivität im Trinkwasser  natürliches Vorkommen von Radionukliden (Uran, Radium, Radon, Blei, Polonium) vergleichsweise häufig im Erzgebirge, Bayerischen Wald, Alpen, Hochschwarzwald  Freisetzung nach künstlicher Erzeugung in Medizin, Forschung und Technik für Trinkwasserversorgung flächendeckend bedeutungslos  ungewollte, unfallmäßige Freisetzung bei der technischen Nutzung führt primär zur Belastung der Luft und sekundär des Oberflächenwassers (Talsperren) 02.01.2017

 davon Trinkwasser 0,009 mSv/a

zum Vergleich: • • •

Langstreckenflug (50h): 0,3 mSv 14-tägiger Wanderurlaub in 3000m Höhe: 0,009 mSv Mammographie: 0,2-0,6 mSv

 regelmäßige Untersuchung des Wassers an über 400 Stellen auf Radionuklide 02.01.2017

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Kategorien der Höchstwerte (2/2)

Strahlenbelastung  durchschnittliche natürliche Radioaktivität: 2,1 mSv/a  durchschnittliche künstliche Radioaktivität: 1,9 mSv/a  abhängig vom Wohnort 1 - 6 mSv/a

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 Überschreitung eines Grenzwertes bedeutet oft keine Gesundheitsgefahr, wenn sie „deutlich kürzer“ als lebenslang (max. 10 Jahre) und nicht „zu hoch“ ist

Ausnahmen:  Blei  Nitrat  mikrobiologische Parameter 02.01.2017

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unzureichend aufgenommenes Ammonium, Nitrat, Phosphat sowie Pflanzenschutzmittel und Biozide werden über Niederschläge ins Grundwasser ausgewaschen

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Grundwasser hat ein langes Gedächtnis

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Mikrobiologie des Trinkwassers

kein Leben ohne Wasser, Nitrat – häufigste Umweltschadstoff im Trinkwasser

kein Wasser ohne Leben

 wichtigster Stickstofflieferant für den Aufbau von Eiweißen in den Pflanzen, sehr gut wasserlöslich

Juli 2012: • 280.000 Menschen im Raum Erfurt müssen Trinkwasser vorsorglich abkochen

Grenzwert: 50 µg/l Überschreitungsrate Trinkwasser 1999: 1,1% Überschreitungsrate Trinkwasser 2010: < 0,1%  geringerer Eintrag über Landwirtschaft  Einführung weiterreichender Aufbereitungsverfahren  Verdünnung mit weniger belastetem Wasser

Juni 2015 • coliforme Keime im Trinkwassernetz des Wasserversorgers Fürstenwalde  Abkochempfehlung: Wasser für Nahrungsaufnahme, Flüssigkeitszufuhr und Zähneputzen einmal sprudelnd aufkochen und abkühlen lassen

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Mikrobiologie des Trinkwassers

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Trinkwasserverordnung TrinkwV 2001, Anlage 1

„Trinkwassers darf keine Mikroorganismen in Konzentrationen enthalten, die die menschliche Gesundheit gefährden können“

menschliche und tierische Fäkalien:  Salmonellen, Shigellen, Noroviren, Campylobacter, EHEC, Vibrionen  E. coli, Enterokokken, coliforme Keime  fehlender Nachweis der typischen fäkalen Organismen impliziert Fehlen von Krankheitserregern = Anzeige- oder Indikatororganismen 02.01.2017

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Wasser ist Leben. Und Wasser lebt. weitere mikrobiologische Indikatorparameter

Pseudomonas aeruginosa (1/2) aeruguno = luftliebend

Anlage 3 TrinkwV Abschluss der Aufbereitung im desinfizierten Wasser

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Trinkwasser zur Abgabe in geschlossenen Behältnissen

20/ml

100/ml

100/ml

36 oC

k.A.

100/ml

20/ml

„Coliforme“

0/100ml

0/100ml

0/250ml

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oC

Zapfhahn des Verbrauchers

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 besonders gutes Wachstum an gut belüfteten Grenzflächen zwischen Wasser und Luft

Synonym: Bakterium pyocyanom (blaugrüner Eiter)  grüne Pigmentbildung ist typisches Merkmal von Ps. aeruginosa  aromatisch-süßlichem Geruch nach Lindenblüten (O-Aminoacetophenon)

geringe Ansprüche an Nährstoffangebot und Kulturbedingungen  ubiquitäres Vorkommen (Boden, Wasser, Darm von Tier und Mensch)

bilden innerhalb kürzester Zeit alle bekannten Resistenzmechanismen aus  häufigster Vertreter unter 4MRGN 02.01.2017

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Pseudomonas aeruginosa (2/2) fakultativ pathogen Immunschwäche u/o Defekte Haut/Schleimhaut als begünstigende Faktoren

     

Pneumonie bei cystischer Fibrose, AIDS Wundinfektion bei Brandverletzten Infektion diabetischer Fuß-Ulcera Harnwegsinfektionen bei Dauerkatheterträgern Keratitis bei Kontaktlinsenträgern Otitis externa bei Schwimmern

Konfrontation eines gesunden Menschen, auch mit hohen Konzentrationen, ohne pathogene Bedeutung 02.01.2017

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Pseudomonas aeruginosa

Pseudomonas aeruginosa (2/2) Pseudomonaden im Trinkwasser  breites Temperaturspektrum - vermehren sich zwischen 25 und 42 oC und sterben bei geringfügig höheren Temperaturen (45 oC)ab  Vorkommen im Biofilm  Vorkommen nicht indiziert durch E.coli, coliforme Bakterien oder Legionellen  keine sichere Korrelation zur Gesamtkeimzahl

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Pseudomonas aeruginosa gehört mit Staphylococcus aureus zu den häufigsten Erregern schwer verlaufender nosokomialer Infektionen (Übertragung weniger über Trinken als Kontakt mit Kathetereintrittsstellen oder Wunden)  Empfehlung des Umweltbundesamtes nach Anhörung der Trinkwasserkommission des Bundesministeriums für Gesundheit: hygienisch-mikrobiologische Untersuchung im Kaltwasser von Wasserversorgungsanlagen, aus denen Wasser für die Öffentlichkeit bereitgestellt wird 2006

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1892: Choleraepidemie in Hamburg  Einführung regelmäßiger Überwachungs-maßnahmen  Indikatorkonzept hat sich bewährt bei der Überwachung von kaltem Wasser !

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in Systemen zur Trinkwassererwärmung Selektionsvorteil für Mikroorganismen, die höhere Temperaturen besser ertragen oder sogar zur Vermehrung benötigen

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Betreiber von Großanlagen zur Trinkwassererwärmung (>400l) oder Bereitstellung zur gewerblichen und/oder öffentlichen Nutzung

Legionellen HelmholtzInstitut 2015: Wachstum bis 60 oC

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Werte für Legionellen (KBE) Krankenhäuser,  Hochrisikobereiche (halbjährlich)

Gefahrenwert: >/= 1/100ml Zielwert (= technischer  Maßnahmewert): 1.000/100ml

Sanierungsmaßnahmen

(jährlich)

Gefahrenwert: >10.000/100 ml

Gefahrenabwehr durch  Desinfektion u/o Dusch‐ verbot, Nachuntersuchung

Prüfwert: >/= 100/100 ml

(ggf. aller drei Jahre, wenn  Zielwert eingehal.) VL Hygiene ‐ Wasser

Nutzungseinschränkung  oder endständige Filtration

Krankenhäuser sowie  andere medizinische  und  Pflegeeinrichtungen, Normalbereiche übrige Bereiche

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Maßnahmen

Zielwert: 0/100 ml

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Kontrolle innerhalb 4 Wo.

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Legionellen im Trinkwasser

Technischer Maßnahmewert: 100 KbE/100ml

Grenzwert Risikobereiche: kein Nachweis in 100 ml 02.01.2017

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Legionellose

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30.000 Wasserproben aus 4.400 öffentlichen Gebäuden 2003-2009

jährlich ca. 600 Meldungen, 30 000 Erkrankungen vermutet  79%

community acquired reiseassoziiert nosokomial  1,2% in Pflegeeinrichtungen  17%

 2,8%

Übertragungsweg: Einatmen kontaminierter Aerosole (Durchmesser < 5 µm) subklinische Aspiration von kontaminiertem Wasser unspezifische Erregereliminierung durch mukoziliäre Clearance spezifische zelluläre Immunabwehr  Legionellose häufiger und mit schwererem Verlauf bei Patienten mit unterdrückter zellulärer Immunantwort (Transplantatempfänger, Kortikosteroid-Therapie, AIDS) 02.01.2017

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„Trojanisches Pferd“ Amöbe  Legionellen haben evolutionär das Wachstum in größeren Zellen erworben  wachsen besonders gern in Amöben, die in fast allen Süßwasserbiotopen vorkommen  Amöben resistent gegenüber üblichen Trinkwasserdesinfektionsverfahren

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Wasserleitung assoziierte Biofilme 90 % der wasserassoziierten Mikroorganismen leben im Biofilm • Protozoen (Acanthamoeba) • Pilze (Aspergillus ssp.) • Viren • humanpathogene Bakterien Pseudomonas aeruginosa, Legionelle pneumophilia, nicht-tuberkulöse Mykobakterien, Sphingomonas paucimobilis, Klebsiellen, Acinetobacter baumannii, Chrysobakterium

! 02.01.2017

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in Wasserproben nur planktonische Anteil detektiert

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Biofilmmikrobielle Lebensgemeinschaften an Grenzflächen mit einer wässrigen Phase Konditionierung: Ablagerung von organischen und anorganischen Partikeln und Nährstoffen auf Oberfläche, z.B. der Innenfläche von Wasserrohren

1 Anheftung von Mikroorganismen 2 Vermehrung und Ausscheidung Schleim- bzw. mineralische Matrix (EPS) 3 unvorhersehbares Ablösen einzelner Teile und Festsetzung an anderer Stelle 02.01.2017

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EPS - extrazellulär polymere Substanzen  Polysaccharide, Polypeptide  mineralische Anteile, wenn Oberfläche Scherkräften ausgesetzt (Kalkschicht, Zahnstein) = Grundlage der kooperierenden Gemeinschaft  ermöglichen Aggregation der Mikroorganismen  geben Biofilm Struktur  schützen vor äußeren Einflüssen, z.B. Desinfektionsmittel  Reservoir für Nährstoffe  Aufbau synergistischer Wechselwirkungen 02.01.2017

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Zusammensetzung der Biofilmgemeinschaften variiert

wichtigste Einflussfaktoren:  Werkstoffe (organische Substanzen fördern Biomasseentwicklung und Spektrum, da bestimmte Mikroorganismen in nährstoffarmem Wasser nicht vorkommen)    

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Trinkwasserbeschaffenheit Wassertemperatur Wasserhärte Desinfektionsmittel

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Wasserführende Systeme, die als LegionellenInfektionsquelle gesichert sind

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Legionellenhaltige Aerosole 3-5 µm

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VBNC-Zustand viable but nonculturable Trinkwasser = oligotrophes Habitat; 0,3mg/l Chlor; 0,2 mg/l Chlordioxid, UV-Bestrahlung, Erhitzung = Stress

 nur Erhaltungsstoffwechsel  kein Baustoffwechsel = kein Wachstum auf Standardnährboden der Routinediagnostik  Unterschätzung der Anwesenheit fakultativ pathogener Mikroorganismen und Überschätzung der Effektivität von Desinfektions- und sonstigen Sanierungsmaßnahmen 02.01.2017

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Nachweis von Legionellen/ Pseudomonaden – Was tun?

vermehrungsbegünstigende Umgebungsbedingungen:

 Ablagerungen in Trinkwassererwärmern, Verteilerbalken, Leitungssystemen und Armaturen  Verwendung von Gummi oder Silikon in Dichtungen, Membranausdehnungsgefäßen, Duschschläuchen  stagnierendes Wasser in Leitungsteilen mit mangelhafter oder ganz fehlender Zirkulation (tote Leitungsstränge)

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Ursachen für Maßnahmewertüberschreitung

 häufigste Ursachen für Maßnahmewert-Überschreitung

Leerstand

 Leerstand  Energiesparmaßnahmen  unsachgemäße Sanierung des Trinkwassersystems  kein hydraulischer Abgleich

Quelle: Projekt Biofilm-Management Förderkennzeichnen 02WT1153-57 02.01.2017

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Ursachen für Maßnahmewertüberschreitung

Energiesparmaßnahmen  wesentlicher Beitrag zur Erreichung der vereinbarten Klimaziele wird in Energieeinsparungen im Gebäudebereich gesehen   

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 Legionellenschaltung? Aufheizung Warmwasservorrat einmal täglich auf 60 oC

 Vermehrungsrate der Legionellen nur für kurzen Zeitraum reduziert, keine Abtötung

Wärmedämmung von Gebäuden moderne Heiztechnik Energieeinsparung bei der Warmwasserbereitung energetisch optimal: 35-45 oC aber Abtötung von Legionellen: 70 oC

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lange Leitung und kuschelig warm

20-42 oC, Absterben ab 45 oC 02.01.2017

25-55 oC, Absterben 70 bis 100oC

Energieeinsparung bei der Warmwasserbereitung, aber nicht auf Kosten eines erhöhten Risikos für Legionelleninfektionen:

 Isolierung von (freiliegenden) Verteilleitungen und Wärmespeichern  hydraulischer Abgleich von Zirkulationsleitungen  ggf. Nutzung sparsamer Zirkulationspumpen  effiziente und sparsame Wärmeerzeugung (Brennwertkessel)  ggf. Verwendung von Warmwasserspararmaturen  ggf. Reduzierung Komfortanspruch ? Anzahl der mit warmen Wasser versorgten Zapfstellen ? Warmwasserverbrauch in Wellness-Badewanne, Massageduschen 02.01.2017

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Ursachen für Maßnahmewertüberschreitung

Ursachen für Maßnahmewertüberschreitung

unsachgemäße Sanierung des Trinkwassersystems

fehlender hydraulischer Abgleich

Betreiber hat dafür Sorge zu tragen

hydraulischer Abgleich  Druckverlust an allen Strängen gleich einstellen, damit gleichmäßiges Durchfließen sichergestellt ist,  d.h. Strömungswiderstand an Entfernung vom Warmwasserbereiter anpassen

 dass sich das Trinkwasser auf seinem Weg vom Wasserzähler zu den Zapfstellen im Gebäude nicht verschlechtert und dass auch dort die Grenzwerte und Anforderungen der Trinkwasserversorgung eingehalten werden

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Möglichkeiten der Trinkwasserdesinfektion (1/4) (Quelle: Gesundheitsamt Karlsruhe 2016)

Vorteile

Nachteile

thermische Desinfektion

 sichere Legionellenabtötung bzw. Inaktivierung, auch im Biofilm  keine Chemikalienzusätze

       

intermittierende Aufheizung des Heizkessels>70oC 02.01.2017

 Legionellenminimierung im Trinkwassererwärmer VL Hygiene - Wasser

Möglichkeiten der Trinkwasserdesinfektion (2/4) (Quelle: Gesundheitsamt Karlsruhe 2016)

Maßnahme

(jede Entnahmestelle mit 70 oC heißem Wasser über 3 min beaufschlagen)

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keine Biofilmentfernung rasche Wiederverkeimung Verbrühungsgefahr am Austritt Rohrmaterial z.T. nicht hitze- und korrosionsbeständig hoher Organisations-, Energie- und Personalaufwand problematisch bei Rund-um-die UhrBetrieb (Krankenhaus, Hotel) mögliche Erwärmung der Kaltwasserseite mit nachfolgender Aufkeimung Nicht bzw. nur aufwändig mit Solarenergie, Wärmepumpen etc. kombinierbar

Maßnahme

Vorteile

Nachteile

Chlorung oder Chlorelektrolyseverfahren

 sichere Abtötung einzelner Legionellen bei Dauereinwirkung  keine oder verzögerte Biofilmneubildung  langfristiger Abbau von Biofilmen  Depotwirkung

 evtl. Bildung von gebundenem Chlor (Geruch) und halogenierten Kohlenwasserstoffen (gesundheitsschädlich)  Legionellen in Biofilmen und Einzellern werden ungenügend abgetötet  Korrosionsgefahr

Chlordioxid

 wie bei Chlorung oder Chlorelektrolyseverfahren, dabei 4x wirksamer als Chlorbleichlauge)  bildet keine halogenierten Kohlenwasserstoffen oder gebundenes Chlor

 Bildung von gesundheitsschädlichem Chlorit möglich  Legionellen in Biofilmen und Einzellern werden ungenügend abgetötet  Korrosionsgefahr

 kaum/keine Wirkung im Leitungsnetz

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Möglichkeiten der Trinkwasserdesinfektion (3/4) (Quelle: Gesundheitsamt Karlsruhe 2016)

Möglichkeiten der Trinkwasserdesinfektion (4/4) (Quelle: Gesundheitsamt Karlsruhe 2016)

Maßnahme

Vorteile

Nachteile

UV-bestrahlung, ggf. mit Ultraschallbehandlung

 sichere Abtötung frei schwimmender Legionellen  keine Chemikalienzugabe

 Legionellen in Biofilmen, Partikeln und Einzellern werden ungenügend abgetötet  keine Depotwirkung  kein Biofilmabbau im System

(zuverlässige Vereinzelung und Auslösung aus Biofilm nicht sicher bestätigt)

Peroxidverbindungen  Abtötung und insbes. oder Hochchlorung bei Peroxidverbindungen Ablösung (10 mg/l freies Chlor an von Biofilmen Endabnahmestelle über  kein permanenter 6 h) Chemikalieneintrag ins Trinkwasser 02.01.2017

 nicht zulässig zur Dauerdesinfektion, d.h. Stilllegung der Trinkwasserinstallation während der Desinfektion  anschließende Spülung notwendig  sehr großer Aufwand  Korrosionsgefahr

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Maßnahme

Vorteile

Nachteile

Filter (endständige Sterilfilter; direkt als Armatur)

 „Sterilität im Filtrat“ (als Maßnahme in Bereichen mit immunsupprimiert en Personen zu empfehlen)

    

oszillierendes Impulsspülverfahre n Luft/Wasserspülung

 nach bisherigen  kostenintensiv und aufwändig  keine Depotwirkung Erfahrungen sehr effektiv zur Reinigung

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Keine Erfolgsgarantie für Sanierung

keine Depotwirkung kein Biofilmabbau im System Druckabfall möglich kostenintensiv Wechselintervall je nach Herstellerangaben (durchschnittlich 4 Wochen); Membrandefekte kaum erkennbar

Biofilm-Management

 beste Ergebnisse mit Impulsspülverfahren zur Beseitigung des Biofilms und Hochchlorung Wasser

!

trotzdem Gefahr des Überlebens in Kunststoffverbindern, Rückschlagventilen, Absperrventilen, Probenahmearmaturen

Werkstoffe Betriebsbedingungen

Vermeidung von unzureichend durchflossenen Räumen (Todräumen) im System

 Biofilmmanagement bereits in Planungsphase 02.01.2017

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Abwasserhygiene - Spurenstoffe

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Spurenstoffe im Abwasser Deutsches Ärzteblatt 111 (2014), 314-315

38.000 Tonnen Medikamente jährlich ( )

Nachweis im Bereich von µg/l bzw. ng/l

erheblicher Anteil (?)

5 Stück Würfelzucker im Berliner Wannsee = Zuckerkonzentration von 1ng/l 02.01.2017

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nicht bestimmungsgemäße Entsorgung Ausscheidung

Abwasser 150 verschiedene Arzneistoffe in Konzentrationen deutlich unterhalb der Wirksamkeitsgrenzen beim Menschen, aber Wirkung auf Fische, Algen, Mikroorganismen 02.01.2017

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Wirkung Arzneimittelspuren auf Umwelt, Beispiele (1/2)

Tranquilizer Benzodiazepine Flussbarsche werden mutiger  werden häufiger gefressen  und fressen mehr Zooplankton in Flüssen  vermehrte Algenblüte  Verschiebung im Ökosystem 02.01.2017

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Spurenstoffe im Wasser

Wirkung Arzneimittelspuren auf Umwelt, Beispiele (2/2)

Kontrazeptivum Ethinylestradiol

Medikamente nicht über die Toilette, sondern über den Hausmüll entsorgen bzw. Rückgabe an Apotheke

Verweiblichung der männlichen Fische weltweites Amphibiensterben (mitverantwortlich)  Verschiebung im Ökosystem

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Badewasser

Spüle und Toilette sind keine Abfalleimer !

hydrophile und persistente Stoffe können als Spurenstoffe in Wasserkreisläufen lange verharren

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 Schwimm- oder Badebeckenwasser in Gewerbebetrieben, öffentlichen Bädern sowie in sonstigen nicht ausschließlich privat genutzten Einrichtungen muss so beschaffen sein, dass durch seinen Gebrauch eine Schädigung der menschlichen Gesundheit, insbesondere durch Krankheitserreger nicht zu besorgen ist §37 Abs.2 IfSG

 keine Badebecken sind Wannen, deren Füllung nur je einer Person zur Verfügung gestellt wird 02.01.2017

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Mikrobiologische Anforderungen an das Beckenwasser Parameter

Parameterhöchstwert

Pseudomonas aeruginosa

0/100 ml

Escherichia coli

0/100 ml

Koloniezahl (36 oC) DIN 19643:2012-11: Aufbereitung von Schwimm- und Badebeckenwasser 02.01.2017

100/ml

Legionellen (nur in Beckenwasser von Warmsprudelbecken sowie Becken mit zusätzlichen aerosolbildenden Wasserkreisläufen und Beckenwassertemperatur über 22 oC) 02.01.2017

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< 1/100 ml

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Fazit 2/3

Fazit 1/3

Wasser gut = Kaffee gut ?  149 Liter Kaffee trinkt im Durchschnitt jeder Deutsche jährlich, mehr als Bier oder Mineralwasser!  Geschmack abhängig von Anbaugebiet, Klima, Bodenqualität, Röstung, Mahlgrad … und Wasserqualität Reinigung der Brüheinheit, der Leitungen, des Behälters, der milchführenden Teile… ca. 30 Cent für 100 l Trinkwasser täglich 02.01.2017

Der beste Kaffee kommt aus einer sauberen Maschine 02.01.2017

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Fazit 3/3

Wasserkreislauf Wasser wird nicht ver-, sondern gebraucht

Zum Nach- und Weiterlesen (= Bildnachweis)

Ben Wagin, Installation Galerie Weltbaum II, 1989 Berlin, S-Bahnhof Savignyplatz

www.gesetze-im-internet.de/trinkwv_2001 www.dvgw.de (Deutscher Verein das Gas- und Wasserfaches) www. biofilm-hausinstallation.de www.umweltbundesamt.de • Ratgeber: Trink was – Trinkwasser aus dem Hahn • Ratgeber: Rund um das Trinkwasser • Informationsbroschüre: Start ins Leben – Einflüsse aus der Umwelt auf Säuglinge, ungeborene Kinder und die Fruchtbarkeit

02.01.2017

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VL Hygiene - Wasser

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