GESUNDHEIT BEHINDERUNG

S AC H I NF OR MAT IO N

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Mit dem Begriff „Behinderung“ assoziieren wir häufig seh-, hör- oder geistig behinder te Menschen, RollstuhlfahrerInnen oder alte pflegebedürftige Menschen. Eine allgemein gültige Definition der Begriffe „Behinderung“ bzw. „Menschen mit Behinderung“ gibt es nicht. Je nach thematischem Zusammenhang und Zielsetzung werden verschiedene Definitionen verwendet.

Viele Behinder tenorganisationen bemühen sich darauf aufmerksam zu machen, dass man zwischen Beeinträchtigungen und Behinderungen unterscheiden sollte. Beeinträchtigungen können im körperlichen, geistigen oder seelischen Bereich eines Menschen liegen. Man ist zum Beispiel beeinträchtigt, wenn man seine Beine nicht bewegen kann und auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Behinder t ist man in seinem eigenständigen Leben aber durch Benachteiligungen und Einschränkungen, die von seinem Umfeld verursacht werden – wenn zum Beispiel Stiegen für RollstuhlfahrerInnen den Zugang zu einem Gebäude unmöglich machen. Das heißt,

Die Möglichkeit einer erfüllenden Erwerbstätigkeit ist für Menschen mit Behinderung ebenso wichtig wie für Menschen ohne Behinderung.

dass die tatsächliche Behinderung erst durch die Gesellschaft und die Rahmenbedingungen, die sie schafft, entsteht.

Nach einer Erhebung aus dem Jahr 1995 weiß man, dass in Österreich  etwa 4.600 Menschen leben, die an beiden Augen blind sind  etwa 9.100 Menschen leben, die an beiden Ohren taub sind und  etwa 24.000 Menschen leben, die auf den Gebrauch eines Rollstuhls angewiesen sind.

Schwerhörigkeit kann dazu führen, dass sich Menschen zurückziehen und den Umgang mit anderen meiden. Hörgeräte ermöglichen ihnen einen unbeeinträchtigten Kontakt.

Etwa 381.000 Personen erhielten im Dezember 2001 eine Invaliditäts-, Berufsunfähigkeits- oder Erwerbsunfähigkeitspension. Die durchschnittliche Alterspension (Stand Dezember 2001) war um 22,7% höher als die durchschnittliche Invaliditäts-, Berufsunfähigkeits- oder Erwerbsunfähigkeitspension. Behinder t zu sein heißt daher auch mit einem höheren Armutsrisiko zu leben.

BEHINDERUNG UND ARBEITSMARKT Menschen mit Behinderung stoßen am Arbeitsmarkt häufig auf Vorur teile und Ablehnung. Das betrifft sowohl die Phase der Berufsausbildung als auch die Zeit des Erwerbslebens. Es ist daher nicht verwunderlich, dass viele Menschen mit Behinderung geringere

Die Gebärdensprache ist ein Kommunikationsmittel der Gehörlosen. Noch viel zu häufig sind Gehörlose bei Veranstaltungen ausgegrenzt, weil auf das Beiziehen eines Gebärdendolmetsch oder andere Unterstützungen vergessen wird.

berufliche Qualifikationen haben als Menschen ohne Behinderung und in Niedriglohnbranchen arbeiten. G ES U NDHEIT BEHINDERUNG

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SACH I N F O R M ATION

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Beschäftigungspflicht: In Österreich müssen ArbeitgeberInnen, die 25 oder mehr ArbeitnehmerInnen beschäftigen, pro 25 ArbeitnehmerInnen entweder eine/n „begünstigte/n Behinder te/n“ einstellen (Beschäftigungspflicht) oder eine Ausgleichstaxe von Euro 198,- pro Monat (Stand 2004) zahlen.

ZUSAMMENFASSUNG: Menschen mit Behinderung erfahren Einschränkungen und Ausgrenzungen in ihrem privaten und in ihrem beruflichen Leben. Zahlreiche Benachteiligungen sind dabei auf die fehlende Rücksichtnahme der Gesellschaft zurückzuführen. Die Beschäftigungspflicht und auch die Aktion „Lehre ohne Barriere“ sind Beispiele dafür, wie man am Arbeitsmarkt Menschen mit Behinderung unterstützen kann. INFO SERVICE: Informationen zum Thema Behinderung bzw. Unterstützung für Betroffene bieten das BM für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz (www.bmsg.gv.at) sowie zahlreiche Vereine und Behindertenorganisationen wie zum Beispiel das „Bizeps - Zentrum für selbstbestimmtes Leben“, siehe Gellschaft Service.

„Begünstigt Behinder te“ sind Personen, deren Behinderungsgrad mindestens 50% beträgt und die österreichische StaatsbürgerInnen, StaatsbürgerInnen eines EWRVer tragsstaates oder anerkannte Flüchtlinge sind. Behindertengerechter Arbeitsplatz: Ob ein Arbeitsplatz behinder tengerecht ist, wird von der Arbeitsinspektion (BM für Wir tschaft und Arbeit) überprüft. Für zahlreiche Maßnahmen zur Adaptierung bzw. Schaffung eines behinder tengerechten Arbeitsplatzes gibt es finanzielle Förderungen. Integrative Betriebe: Personen, die aufgrund der Ar t und Schwere ihrer Behinderung am freien Arbeitsmarkt keine Beschäftigung finden, haben die Möglichkeit in integrativen Betrieben (frühere Bezeichnung: geschützte Werkstätten) zu arbeiten. Eine gewisse Leistungsfähigkeit ist die Voraussetzung für die Mitarbeit. Integrative Betriebe sind vor allem im Bereich der industriellen Fer tigung angesiedelt (z.B. Holz- oder Metallverarbeitung).

Eigene Parkplätze für RollstuhlfahrerInnen sollten fixer Bestandteil aller öffentlichen Parkplätze sein.

Beschäftigungstherapie: Die Beschäftigungstherapie bietet Menschen mit sehr geringer Leistungsfähigkeit die Möglichkeit, unter fachkundiger Anleitung ihre Fähigkeiten mit sinnvollen Beschäftigungen zu fördern und weiterzuentwickeln. Aktion „Lehre ohne Barriere“: Seit September 2003 gibt es für Jugendliche mit Behinderung zwei neue Wege der Berufsausbildung, die verlänger te Lehre und die Teilqualifizierung. Bei der verlänger ten Lehre kann die Lehrdauer um bis zu zwei Jahre verlänger t werden. Die Teil-qualifizierung bietet die Möglichkeit in einem Zeitraum von ein bis drei Jahren Teile eines oder mehrerer Lehrberufe zu erlernen.

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D I DAKT IS C H E U MS ET ZU NG

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Behinder te oder beeinträchtigte Menschen sind eine Minderheit in unserer Gesellschaft. Viele Erwachsene haben Schwierigkeiten im Umgang mit behinder ten Menschen und über tragen diese Unsicherheit auf ihre Kinder. Ziel des projektorientier ten Arbeitens zum Thema „Meine Sinne“ soll es sein, einerseits Vorur teile abzubauen und andererseits sich der eigenen Sinne und ihrer Bedeutung für das tägliche Leben bewusst zu werden.

LERNZIELE:  Bewusst machen eigener Erfahrungen mit behinder ten Menschen.  Die Verschiedenheit anderer erkennen und sie in ihrem Anderssein verstehen.  Sensibilisieren der Fähigkeiten zur Wahrnehmung mit allen Sinnen.

Eine mit verschiedenen Materialien beklebte Holzplatte wird zum Tastmemory. © Malli

WEGSCHAUEN ODER HELFEN? ORT: Schulklasse. ZEITAUFWAND: eine Unterrichtsstunde. MATERIALIEN: Bilder, Zeitungsausschnitte usw. von behinder ten Menschen. KOSTEN: keine. UMSETZUNG: Die Bilder und Zeitungsausschnitte dienen als stumme Impulse. In einem Klassengespräch berichten die SchülerInnen über Erfahrungen, die

Der Umgang mit behinderten Mitmenschen erfordert viel Einfühlungsvermögen und Verständnis.

sie mit behinder ten Menschen gemacht haben. Dabei sollen folgende Fragen durchdacht werden: Wie reagierst du, wenn du auf der Straße einen behinder ten Menschen siehst? Was fühlst du? Hast du schon einmal einem behinder ten Menschen geholfen? Lassen sich alle helfen? Wie kann ich richtig helfen? Welche besonderen Einrichtungen für Behinder te kennst du? Auf welche Hindernisse und Schwierigkeiten stoßen behinder te Menschen im täglichen Leben?

MEINE SINNE

Der Tastwurm sieht nicht nur dekorativ aus, er lässt sich auch gerne anfassen und erfühlen. © Malli

ORT: Schulklasse. ZEITAUFWAND: ca. zwei Unterrichtstunden. MATERIALIEN: Taststraße: Schachteln (Deckeln der Kopierpapierschachteln eignen sich dafür), diverses Material zum Befüllen (Erde, Sand, Styroporflocken, Kokosmatte, Fellreste, verschiedene Flaschenverschlüsse, Zahnstocher in eine Styroporplatte gesteckt, Moos, Wasser und/oder Tapetenkleister

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DI DAK TIS C HE UM SET ZU N G

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(dafür die Schachtel mit Folie auslegen) usw.) Bausteine suchen: Holzbausteine, 2 kleine Kübel, 2 Tücher zum Augen verbinden. Ich zeichne etwas: Zeichenblätter, Filzstifte. Riechfläschchen: kleine Glasfläschchen oder Filmdosen, Duftöle, Watte. Weckersuche: Küchenwecker, Tuch zum Augen verbinden.

KOSTEN: gering. UMSETZUNG: Taststraße: Die gefüllten Schachteln werden nebeneinander aufgestellt. Jeweils zwei Kinder spielen miteinander. Ein Kind hat die Augen verbunden und greift mit den Händen in eine Schachtel nach der anderen. Es sagt seinem Par tner, was es gerade er tastet. Danach Rollentausch. Bausteine suchen: Zwei Kinder spielen gegeneinander. Jeder hat einen kleinen Kübel und bekommt eine Ar t von Bausteinen zugeteilt (einer zum Beispiel die Würfel, Aus vielen Düften zwei gleiche herauszufinden erfordert eine gute Nase und Konzentration. © Malli

der andere die Quader). Die beiden SpielerInnen bekommen die Augen verbunden und der/die SpielleiterIn ver teilt die Bausteine bunt gemischt zwischen den SpielerInnen. Jeder muss jetzt möglichst schnell versuchen, seine Bausteine zu er tasten und in den Kübel zu geben. Was ist anders? Zwei SpielerInnen stehen einander gegenüber und betrachten den Par tner genau. Dann drehen sich beide um und verändern etwas an ihrer Erscheinung (Hemd aufknöpfen, Pulli aus der Hose ziehen etc.). Auf ein Zeichen dre-

Mit den Fingern lesen – nicht so einfach, aber mit ein bisschen Übung gelingen einfache Wörter. © Malli

hen sie sich wieder um. Wer bemerkt zuerst die Veränderung an seinem Gegenüber? Gehen ohne zu sehen: Einem Kind werden die Augen verbunden. Ein anderes Kind nimmt das „blinde“ Kind an der Hand und führ t es behutsam durch den Raum. Wie ist das, wenn man sich ganz auf den Par tner verlassen muss? Ich zeichne etwas, das du nicht siehst: Ein Kind steht hinter einem anderen und hält ihm ein Blatt Papier auf den Rücken. Es malt langsam mit Filzstift ein einfa-

wird und gleichzeitig auf einem Blatt vor ihm mitzeichnen. Sehen die beiden Bilder ähnlich aus? Riechfläschchen: Herstellung: In die Glasfläschchen etwas Watte stopfen. Die Watte in jeweils zwei Fläschchen mit dem gleichen Duftöl tränken. An der Unterseite der Fläschchen Farbpunkte zur Kontrolle anbringen. Spielvorschlag: Die Kinder versuchen allein oder in der Gruppe gleich riechende Fläschchen zusammenzufinden. Weckersuche: Die MitspielerInnen sitzen in einem großen Kreis. Ein Kind bekommt die Augen verbunden. Ein Küchenwecker wird auf eine Minute eingestellt und irgendwo in den Kreis gestellt. Das „blinde“ Kind muss versuchen, den Wecker innerhalb dieser Zeit zu finden. GESUN DH EIT BEHINDERUNG

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ches Bild (Haus, Baum, Blume etc.). Das andere Kind muss spüren, was gezeichnet

A R B EIT S B LAT T

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BLINDENSCHRIFT Material: 30 Korkplatten (ca. 8 cm x 10 cm), Polsternägel, Overheadstift, Vorlage mit Blindenschrift, kleine Klebeetiketten mit den Buchstaben des normalen Alphabets. Vorbereitungen durch die Lehrperson: Buchstaben der Blindenschrift als Vorlage kopieren. Die Grundform der Buchstaben mit Overheadstift auf die Korkplatten vorzeichnen. Auf kleine Klebeetiketten die Buchstaben des Alphabets schreiben. Herstellung: Die Kinder wählen einen Buchstaben. Sie kleben das Buchstabenetikett auf die Korkplatte. Dieser Buchstabe wird laut der Vorlage in Blindenschrift mit Polsternägeln auf der Korkplatte gesteckt. Möglichkeiten der Anwendung: Kinder er tasten blind die Buchstaben und versuchen sie zu „lesen“. Ein Kind legt kurze Wör ter (die Klebeetiketten mit den normalen Buchstaben sind dabei hilfreich) und ein anderes Kind versucht das Wor t in Blindenschrift zu lesen.

Wusstest du, dass hörbehinderte Menschen von den Lippen ablesen können? Versuch es einmal – das ist gar nicht so einfach! G ES U NDHEIT BEHINDERUNG

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A R BEIT S BLATT

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TASTWURM Der Tastwurm wird aus großen Styroporkugeln hergestellt, die mit verschiedenen Materialien beklebt sind. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt: nahezu alle Materialien lassen sich auf den Kugeln befestigen. Der fer tige Wurm wird als Schulhausdekoration so aufgehängt, dass die SchülerInnen ihn vorsichtig streicheln können und dabei die verschiedenen Materialien fühlen. Material: große Styroporkugeln, ca. 15 cm Durchmesser (Anzahl hängt davon ab, wie lang der Wurm werden soll), Sisalschnur zum Verbinden der Kugeln, Weißleim zum Bekleben, ev. Draht zum Befestigen des Materials, Fingerfarben zum Bemalen des Kopfes, div. Materialien zum Bekleben, Bast für den Schwanz. Anfertigung: Eine Styroporkugel als Kopf mit Fingerfarben bunt bemalen. Die anderen Kugeln mit verschiedenen Materialien bekleben (siehe Beispiele unten). Mit Hilfe einer großen Webnadel und Sisalschnur die fer tigen Kugeln auffädeln. Als Schwanz eine Quaste aus buntem Bast befestigen.

Beispiele für Gestaltungsmöglichkeiten:  Zahnstocher eng in die Kugel stecken.  Mit Plüsch-, Stoff-, Leder- oder Juteresten bekleben.  Eine Kugel mit Sisalschnur eng umkleben.  Eine große Woll- oder Bastquaste anfer tigen und statt einer Styroporkugel verwenden.  Große Holzperlen mit Draht an der Kugel befestigen.  Topfreiniger aus Metall oder Kunststoff in der Mitte auseinander schneiden und die Kugel damit bekleben.  Eine Kugel mit kleinen Schleifpapierstücken bekleben.  Mit Schafwolle ummanteln.  Nägel nicht zu dicht in eine Kugel stecken.  Mit Christbaumgirlanden umwickeln. usw. GESUN DH EIT BEHINDERUNG

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