4: Eigentum Wirtschaftsordnung Internationale Gerechtigkeit

§ 4: Eigentum – Wirtschaftsordnung – Internationale Gerechtigkeit Themen und Tendenzen der Ethik, SoSe 2005 24. Mai 2005 Lehrstuhl für Ethik ▪ Theol...
Author: Jörn Adenauer
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§ 4: Eigentum – Wirtschaftsordnung – Internationale Gerechtigkeit Themen und Tendenzen der Ethik, SoSe 2005

24. Mai 2005

Lehrstuhl für Ethik ▪ Theologische Fakultät ▪ Prof. Dr. Reiner Anselm Lehrstuhl für Ethik ▪ Theologische Fakultät ▪ Prof. Dr. Reiner Anselm 2

Überblick 1. Einleitung: Aspekte zum Verhältnis von Wirtschaftsordnung und christlicher Ethik 2. Wirtschaftsordnung und Wirtschaftsethik im Nachkriegsdeutschland 3. „Eigentum in sozialer Verantwortung“ (1962) 4. Entwicklungslinien der wirtschaftsethischen Diskussion im Protestantismus seit 1960 5. Gemeinwohl und Eigennutz (1991) 6. Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit – das Gemeinsame Wort zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland von 1997 7. Aktuelle Fragestellungen 24. Mai 2005

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1. Einleitung: Aspekte zum Verhältnis von Wirtschaftsordnung und christlicher Ethik 1. Wirtschaftsethik – ein vernachlässigtes Thema im Protestantismus Staats- und Herrscherfixierung des Protestantismus Kritik gegenüber dem „Mammon“ Ständische Orientierung entwirft Wirtschaftsethik als Individualethik Kirchliche Funktionseliten rekrutieren sich im Protestantismus kaum aus Wirtschaftsmilieus Wendepunkt erst im Umkreis der „Sozialen Frage“: Zuerst sozialdiakonische Zugangsweise (Wichern), dann auch sozialpolitische Themen (ESK)

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1. Einleitung: Aspekte zum Verhältnis von Wirtschaftsordnung und christlicher Ethik 2. Verbindungslinien zwischen Protestantismus und Wirtschaftsordnung Max Weber: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus (1903) Beispiel: Bismarcks Sozialgesetzgebung als „Blaupause“ lutherischen Staatsdenkens Paradigma des Protestantismus: „Dritter Weg“ zwischen Sozialismus und Kapitalismus bzw. Marktwirtschaft Marktwirtschaft: Gemeinwohl durch Eigennutz, nicht durch Staatstätigkeit Klassische Positionen: Adam Smith, A.F. von Hayek, Milton Friedmann Sozialismus: Gleichheit vor Freiheit; Staat soll steuern Klassische Positionen: Robert Owen, Wilhelm Weitling, Karl Marx 24. Mai 2005

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2. Wirtschaftsordnung und Wirtschaftsethik im Nachkriegsdeutschland 1. Die Wurzeln in den Freiburger Widerstandskreisen Constantin von Dietze 1941: Welche Wirtschaftsordnung entspricht dem Christentum? „Politische Gemeinschaftsordnung“ (1942) Grundgedanke: Strukturäquivalente zwischen Christentum und Wirtschaftsordnung „Sittliche Persönlichkeit“ „Das Recht gehört zu den Ordnungsaufgaben, die aus dem Personsein des Menschen folgen“ - „Die Wirtschaft hat den lebenden und künftigen Menschen zu dienen, ihnen zur Erfüllung ihrer höchsten Bestimmungen zu helfen.“

„Echte Gemeinschaft“ Ordo-Liberalismus 24. Mai 2005Paradigma des Lehrstuhl für Ethik ▪ Theologische Fakultät ▪ Prof. Dr. Sozialismus Reiner Anselm und Protestantismus: „Dritter Weg“ zwischen

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2. Wirtschaftsordnung und Wirtschaftsethik im Nachkriegsdeutschland 2. Ordo-Liberalismus (Freiburger Schule) Vertreter: Walter Eucken, Franz Böhm, Alfred Müller-Armack Organ: Ordnung der Wirtschaft (ab 1937) „Ordo“ (ab 1948) Ordnungen: deskriptiv – Ordo: normativ „Ordo die Freiheit des Planens unter der Herrschaft eines gültigen und verlässlichen Gesetzes unter Ausschluss von Willkür politischer oder wirtschaftlicher Machtträger“ (T. Roser)

Wertbindung der Wirtschaft

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2. Wirtschaftsordnung und Wirtschaftsethik im Nachkriegsdeutschland 3. Otto Dibelius: Christlicher Sozialismus Rede auf dem Berliner Kirchentag 1947 „Nicht Verstaatlichung, sondern Wirtschaftsführung in christlicher Verantwortung ist das Ziel... der Staat soll helfen, lenken und planen; er soll der Selbstsucht Schranken setzen und den Schwachen gegen die Vergewaltigung durch den Starken schützen; aber selber wirtschaften soll er so wenig wie möglich“

Gesprächsfaden zwischen Protestantismus und Nationalökonomie reißt ab

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2. Wirtschaftsordnung und Wirtschaftsethik im Nachkriegsdeutschland 4. Eckdaten des Ordo-Liberalismus Rahmensetzung durch den Staat (u.a. Vertragsfreiheit, Tarifautonomie, Konsumentensouveränität) Sozialer Ausgleich als Marktergänzung: „Soziale Marktwirtschaft“ Geldwertstabilität als Staatsaufgabe Infrastruktur Erbe des Ordo-Liberalismus: Öffnung der Ökonomie für ethische Fragestellungen Weder normativistischer noch naturalistischer Fehlschluss Sachgerecht – menschengerecht (Arthur Rich) 24. Mai 2005

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3. Die Diskussion um die Eigentumsfrage im Kontext der Eigentumsdenkschrift von 1962 1. Voraussetzungen der Eigentumsdenkschrift Symbolkraft des Eigentums Zwischenbilanz und erste Reflexion der Leistungen des Wiederaufbaus Hohes Tempo des Wiederaufbaus auf Grund einer hohen Kapitalbildung Damit verbunden jedoch Probleme der ungleichen Eigentumsverteilung und eine sich verstärkende Kluft zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern Eberhard Müller: Verhärtung der Fronten überwinden durch das Hören aufeinander im Horizont des gemeinsamen Hören auf das Wort Programm der Denkschriften nimmt das Konzept der Evangelischen Akademien auf 24. Mai 2005

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3. Die Diskussion um die Eigentumsfrage im Kontext der Eigentumsdenkschrift von 1962 2. Reaktionen auf die Eigentumsdenkschrift „Priester des Zwangssparens“ „Verhilft der herrschenden Klasse zu einem guten Gewissen, ohne dass sie ihre Meinung ändern müsste“ „Das alte volkskapitalistische Verdummungskonzept ... wird durch die Denkschrift kanzelfähig gemacht“

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3. Die Diskussion um die Eigentumsfrage im Kontext der Eigentumsdenkschrift von 1962 3. Grundaussagen der Eigentumsdenkschrift Gliederung: Das Eigentum und der Eigentümer vor Gott Eigentum in der industriellen Gesellschaft Eigentumentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland Die Aufgabe der breiteren Eigentumsverteilung Eigentum in einem mündigen Volk. Grundtendenz: Versuch eines Ausgleichs zwischen polarisierten Positionen

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3. Die Diskussion um die Eigentumsfrage im Kontext der Eigentumsdenkschrift von 1962 3. Grundaussagen der Eigentumsdenkschrift Grundtendenz: Versuch eines Ausgleichs zwischen polarisierten Positionen Beispiel aus der Eingangspassage: Der Mensch ist mit oder ohne Eigentum berufen, in der Freiheit der Kinder Gottes zu stehen. Diese Freiheit des Menschen in Christus darf nicht so mißdeutet werden, als wäre das Eigentum ohne Bedeutung für das Menschsein. Im Umgang mit dem Eigentum soll der Mensch also nach Gottes Willen in einer Spannung leben zwischen der Freiheit zur Aneignung und zum Verzicht.

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3. Die Diskussion um die Eigentumsfrage im Kontext der Eigentumsdenkschrift von 1962 3. Grundaussagen der Eigentumsdenkschrift Wichtige Weichenstellungen: Aufgabe der Ethik: Austarieren der Freiheit zur Aneignung und der Freiheit zum Verzicht Das Leitbild einer Polarisierung von Arbeit und Kapital ist einer modernen, arbeitsteiligen Gesellschaft unangemessen, und zwar sowohl in einem deskriptiven, als auch in einem normativen Sinn Forderung nach Maßnahmen, die gesellschaftliche Kohäsion und gesellschaftlichen Ausgleich ermöglichen.

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3. Die Diskussion um die Eigentumsfrage im Kontext der Eigentumsdenkschrift von 1962 3. Grundaussagen der Eigentumsdenkschrift Folgerungen - Forderungen: „Will man in Zukunft das Eigentum breiter streuen, ohne gleichzeitig die Grundlagen für eine stetige Erhöhung der realen Lohneinkommen zu gefährden, so müssen die Empfänger von Lohneinkommen in wachsendem Maße selbst Eigentum an Produktionsmitteln bilden und dieses ständig vermehren. Das ist nur möglich, wenn Lohn- und Gehaltsempfänger, die Anteilsrechte am Produktivvermögen in die Hand bekommen, dieses in der Regel nicht zur Steigerung ihres Konsums veräußern, sondern behalten“ (Ziff. 18)

Konkretionen: Sparanreize, vermögenswirksame Leistungen, politische Initiativen zur Umverteilung – nicht aber zur Enteignung

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3. Die Diskussion um die Eigentumsfrage im Kontext der Eigentumsdenkschrift von 1962 4. Weiterführung der Eigentumsdenkschrift

Konkretion der Forderungen: Empfehlungen zur Eigentumspolitik (1964) Ökumenisch erarbeitete Stellungnahme Förderung des Sparens, u.a. steuerfreie vermögenswirksame Lohnbestandteile, Investivlohn Soziale Privatisierung von Produktivvermögen der öffentlichen Hand

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3. Die Diskussion um die Eigentumsfrage im Kontext der Eigentumsdenkschrift von 1962 4. Weiterführung der Eigentumsdenkschrift

Problematik: Fixierung der Gerechtigkeitsthematik auf den Sektor industrieller Arbeit Ausweitung der Diskussion in der Landwirtschaftsdenkschrift: „Die Neuordnung der Landwirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland als gesellschaftliche Aufgabe“ (1965) Grundaussage: Verbesserung der Einkommenssituation von Landwirten nicht durch Erhöhung der Lebensmittelproduktion, sondern durch Erhöhung der Produktivkraft Folgen: Tiefgreifender Wandel im Berufs- und Familienbild, Aufgabe von Flächen

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3. Die Diskussion um die Eigentumsfrage im Kontext der Eigentumsdenkschrift von 1962 4. Weiterführung der Eigentumsdenkschrift Argumentationsrichtung der Denkschrift:

Verpflichtung der Eigentümer auch im Fall der Nicht-Produktivität Theologische Legitimität des Wandels: „Christen sind offen für Neues ...Christus ist der Herr auch der industriellen Gesellschaft. Wir sind nicht ausgeliefert an gottferne Gewalten. Im Gegenteil: Vor Gott sind die gewaltigen Kräfte der Technik und die gesellschaftlichen Umwälzungen der Gegenwart Mittel, die rasch wachsende Menschheit zu erhalten. Nötig ist Realismus und Solidarität“

Notwendigkeit von Anpassungshilfen zur Eingliederung der Landwirtschaft in die Prozesse industriell-arbeitsteiliger Gesellschaft Forderung nach Begleitung, Unterstützung und nach einem Konzept zur Raumnutzung 24. Mai 2005

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3. Die Diskussion um die Eigentumsfrage im Kontext der Eigentumsdenkschrift von 1962 5. Hintergrundannahmen in der Eigentumsdiskussion Naturrechtslehre als Argumentationsrahmen Schöpfungstheologische Begründung eines Ausgleichs: Eigentum als Lehensgabe Gottes Weiterentwicklung zur Vorstellung vom Eigentum als Institution

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4. Entwicklungslinien der wirtschaftsethischen Diskussion im Protestantismus seit 1960 1. Rückblende: Zum Status kirchlich-theologischen Engagements in Wirtschaftsfragen Wirksamkeit protestantischer Soziallehre unter Verzicht auf eine dezidiert theologische Begründung Verifikation des Ergebnisses aus Troeltschs „Soziallehren der christlichen Kirchen und Gruppen“ (1912): Die Religion bildet einen eigenständigen Bereich, der über den Weg der „Begleitgedanken“ Eingang findet in die Gestaltung des sozialen Raums Gegenposition: Wirtschaft als Feld theologischer Bewährung Ulrich Duchrow: Weltwirtschaft heute. Ein Feld für die Bekennende Kirche, 1986

Diese Position entfaltet verhältnismäßig wenig Wirksamkeit 24. Mai 2005

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4. Entwicklungslinien der wirtschaftsethischen Diskussion im Protestantismus seit 1960 2. Ausblick: Verzicht auf gegenseitige Absolutheitsansprüche Arthur Rich: Wirtschaftsethik, 1984 / 1991: Verbindung und Unterscheidung von Sachgerechtem und Menschengerechtem Unterscheidung von Individual-, Personal- und Sozialethik Individualethik: Stabilisierung der Persönlichkeit von der Trias „GlaubeLiebe – Hoffnung her Personalethik: allgemein einsichtige Kriterien des Verhaltens (Vertragstreue etc.) Sozialethik: Maximen sozialer Entscheidung Folge: Differenzierte Zuordnung von Glaubensaussagen und Sachlogik 24. Mai 2005

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4. Entwicklungslinien der wirtschaftsethischen Diskussion im Protestantismus seit 1960 2. Ausblick: Verzicht auf gegenseitige Absolutheitsansprüche Neue Öffnung der Ökonomie zu ethischen Themen Unternehmensethik Grenzen ökonomischer Steuerung vor dem Hintergrund der Globalisierung Wiederentdeckung kultureller Faktoren Umgang mit religiösen Traditionen als Integrations- bzw. Desintegrationsfaktor in globalen Unternehmen

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4. Entwicklungslinien der wirtschaftsethischen Diskussion im Protestantismus seit 1960 2. Ausblick: Verzicht auf gegenseitige Absolutheitsansprüche Genereller: Ethik nicht als Fremdkörper, sondern als integraler Bestandteil des Wirtschaftens Motivationssteigerung, „leading by values“ Grenzen des rational-choice-Konzepts Viktor Vanberg, James M. Buchanan und Hansjörg Siegenthaler: Kulturalistische Wende in der Ökonomie Theologische Rezeption bei Eilert Herms Beitrag des Christentums zur Wirtschaftsethik: Freiheit der Weltgestaltung 24. Mai 2005

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4. Entwicklungslinien der wirtschaftsethischen Diskussion im Protestantismus seit 1960 2. Ausblick: Verzicht auf gegenseitige Absolutheitsansprüche Theologische Rezeption bei Eilert Herms Beitrag des Christentums zur Wirtschaftsethik: Freiheit der Weltgestaltung Perspektivität der eigenen Wahrnehmung Diese Perspektivität ist jedoch selbst bezogen auf ein umfassendes, universalistisches Konzept

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4. Entwicklungslinien der wirtschaftsethischen Diskussion im Protestantismus seit 1960 3. Sachbezogene Themen wirtschaftsethischer Reflexion Ethisch relevante Voraussetzungen wirtschaftlichen Handelns Themen der Ethik von Produkten Themen der Ethik des Verhaltens auf dem Markt Themen der Ethik des Verhaltens im Unternehmen

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4. Entwicklungslinien der wirtschaftsethischen Diskussion im Protestantismus seit 1960 3. Sachbezogene Themen wirtschaftsethischer Reflexion Ethisch relevante Voraussetzungen wirtschaftlichen Handelns Welche kulturellen Voraussetzungen steuern wirtschaftliche Entwicklungen? Wie prägen wirtschaftliche Entwicklungen kulturelle Rahmenbedingungen?

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4. Entwicklungslinien der wirtschaftsethischen Diskussion im Protestantismus seit 1960 3. Sachbezogene Themen wirtschaftsethischer Reflexion Themen der Ethik von Produkten Bedarfsweckungswirtschaft oder Bedarfsdeckungswirtschaft Konsumentensouveränität Produkthaftung

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4. Entwicklungslinien der wirtschaftsethischen Diskussion im Protestantismus seit 1960 3. Sachbezogene Themen wirtschaftsethischer Reflexion Themen der Ethik des Verhaltens auf dem Markt Vertrauen als Grundkategorie wirtschaftlicher Beziehungen Gleichberechtigung der Wirtschaftssubjekte: Wie kann das Interesse der anderen in die Perspektive des Eigeninteresses eingehen? Themen der Ethik des Verhaltens im Unternehmen

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4. Entwicklungslinien der wirtschaftsethischen Diskussion im Protestantismus seit 1960 3. Sachbezogene Themen wirtschaftsethischer Reflexion Themen der Ethik des Verhaltens im Unternehmen Personalführung Personal als Bestandteil des Unternehmens, nicht nur als Kostenfaktor auffassen Umgang mit kulturellen Differenzen

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5. Die Wirtschaftsdenkschrift „Gemeinwohl und Eigennutz“ von 1991 1. Voraussetzungen Fortschreibung der Demokratiedenkschrift unter Aufnahme von Kritikpunkten Programmatischer Titel, aber dennoch eher evolutionäre Ausrichtung am Bestehenden „Versuch einer umfassenden Verständigung der evangelischen Kirche über die Strukturen des wirtschaftlichen Handelns innerhalb der Sozialen Marktwirtschaft der Bundesrepublik Deuschland in Verbindung mit biblischen Grundorientierungen christlicher Verantwortung dar. Die darin entwickelten Einsichten stehen vor dem Hintergrund der maßgeblichen gegenwärtigen Herausforderungen an die Zukunftsfähigkeit wirtschaftlichen Handelns und der speziellen Herausforderung im vereinten Deutschland und werden auf bestimmte Aufgaben hin konkretisiert.“ (16)

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5. Die Wirtschaftsdenkschrift „Gemeinwohl und Eigennutz“ von 1991 2. Gliederung Herausforderungen an die Zukunftsfähigkeit wirtschaftlichen Handelns Wirtschaftliches Handeln in der Bundesrepublik Deutschland: Strukturen, Leistungen, Probleme Wirtschaft als Ort christlicher Verantwortung Ergebnisse, Folgerungen, Perspektiven

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5. Die Wirtschaftsdenkschrift „Gemeinwohl und Eigennutz“ von 1991 3. Zur Struktur der Argumentation Ansatz bei der Analyse der Gegenwart Orientierung am Gegebenen, Suche nach Affinitäten zwischen Christentum und Wirtschaftsordnung: Markt als Äquivalent zur Freiheitsvorstellung Verhalten in der Wirtschaftsordnung als Ausdruck christlicher Veranwortung

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5. Die Wirtschaftsdenkschrift „Gemeinwohl und Eigennutz“ von 1991 4. Wichtige Aussagen Herausforderungen an die Zukunftsfähigkeit wirtschaftlichen Handelns Natürliche Lebensgrundlagen Gerechtigkeit im internationalen Maßstab Gerechtigkeit im nationalen Maßstab Demokratie und wirtschaftliche Macht Herausforderungen durch die Wiedervereinigung

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5. Die Wirtschaftsdenkschrift „Gemeinwohl und Eigennutz“ von 1991 4. Wichtige Aussagen Wirtschaftliches Handeln in der Bundesrepublik Deutschland: Strukturen, Leistungen, Probleme Soziale Marktwirtschaft als „Dritter Weg“ Aufgabe des Staates: Garantie individueller Freiheiten (Abwehr- und Anspruchsrechte

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5. Die Wirtschaftsdenkschrift „Gemeinwohl und Eigennutz“ von 1991 4. Wichtige Aussagen Wirtschaft als Ort christlicher Verantwortung „Fragen der Wirtschaftsordnung sollen damit nicht in den Rang von Bekenntnissen erhoben werden. Aber auch wo sie Sache ökonomischer und politischer Klugheit und sozialen Verantwortungsbewusstseins sind, können sie nicht von Fragen getrennt werden, die Christen in Verantwortung vor Gott gestellt sind“

Drei Ebenen der Verantwortung: Bestimmende Weltsicht, Wirtschaftsordnung, persönliche Verantwortung

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5. Die Wirtschaftsdenkschrift „Gemeinwohl und Eigennutz“ von 1991 4. Wichtige Aussagen Wirtschaft als Ort christlicher Verantwortung Haushalterschaft im Lebensraum der Erde Feiertag und Arbeit Armut und Reichtum Eigentum Nächstenliebe Gerechtigkeit und Gemeinwohl Die Macht der Sünde in der Übermacht des Ökonomischen Die christliche Hoffnung und die Freiheit von der Sorge 24. Mai 2005

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5. Die Wirtschaftsdenkschrift „Gemeinwohl und Eigennutz“ von 1991 5. Perspektiven der Weiterarbeit Falsche Alternativen überwinden: Sozialismus oder Kapitalismus Ökonomie oder Ökologie Zurückdrängung der Dominanz wirtschaftlich-materialen Denkens Partizipation

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Überblick 1. Einleitung: Aspekte zum Verhältnis von Wirtschaftsordnung und christlicher Ethik 2. Wirtschaftsordnung und Wirtschaftsethik im Nachkriegsdeutschland 3. „Eigentum in sozialer Verantwortung“ (1962) 4. Entwicklungslinien der wirtschaftsethischen Diskussion im Protestantismus seit 1960 5. Gemeinwohl und Eigennutz (1991) 6. Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit – das Gemeinsame Wort zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland von 1997 7. Aktuelle Fragestellungen 24. Mai 2005

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6. Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit (1997) 1. Anlass und Verfahren Innerprotestantisch: Kritik an der Marktgläubigkeit der Wirtschaftsdenkschrift Zunächst: Papier der kath. Bischofskonferenz, dann evangelische Beteiligung Arbeitsgruppe erstellt eine Diskussionsgrundlage Konsultationsprozess: Entwurf wurde in verschiedenen Gruppen und Foren diskutiert, Überarbeitung durch eine Clearing-Stelle Aufbau: Sehen – Urteilen - Handeln

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6. Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit (1997) 2. Grundaussagen „Sehen“ Arbeitslosigkeit Krise des Sozialstaats Ökologische Probleme Europäische Integration Globalisierung

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6. Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit (1997) 2. Grundaussagen „Urteilen“ „Die Besinnung auf das Menschenbild und die Grundwerte, auf denen die Soziale Marktwirtschaft gründet, ist die unerläßliche Voraussetzung für eine nachhaltige Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lage. Hier liegt der genuine Beitrag der Kirchen. Denn das Menschenbild des Christentums gehört zu den grundlegenden geistigen Prägekräften der gemeinsamen europäischen Kultur und der aus ihr erwachsenen wirtschaftlichen und sozialen Ordnung“

Konkretisierung: Bedingungslose Würde des Menschen Gottes Handeln motiviert zur Hinwendung zum Nächsten (Doppelgebot der Nächstenliebe) Gottes Einsatz für die Schwachen fordert die Option für die Armen 24. Mai 2005

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6. Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit (1997) 2. Grundaussagen „Urteilen“ Gerechtigkeit als soziale (austeilende) Gerechtigkeit verstehen, die strukturelle Diskriminierungen abbaut Solidarität und Subsidiarität Nachhaltigkeit

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6. Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit (1997) 2. Grundaussagen „Urteilen“ - die Konkretisierung der Prinzipien im Blick auf die Institutionen politisch-wirtschaftlicher Ordnung Menschenrechte Freiheitliche-soziale Demokratie Ökologisch-soziale Marktwirtschaft Neubestimmung des Arbeitsbegriffs Aufbau einer Sozialkultur Internationale Solidarität

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6. Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit (1997) 2. Grundaussagen „Handeln“ - fünf Imperative: Arbeitslosigkeit abbauen Den Sozialstaat reformieren Den ökologischen Strukturwandel voranbringen Die europäische Einigung vertiefen und erweitern Verantwortung in der Einen Welt wahrnehmen

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6. Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit (1997) 3. Probleme Rolle der Kirche und der Status der getroffenen Aussagen sind nicht hinreichend geklärt Adressaten bleiben unklar Staatsfixierung der Argumentation

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7. Ausblick und aktuelle Fragestellungen Neubestimmung der Handlungssubjekte in der Wirtschaftsethik Überwindung der Staatsfixierung Ausrichtung an der Zivilgesellschaft Neubestimmung der Orientierungspunkte Armut – Reichtum Freiheit – Gleichheit Rechte - Pflichten Neubestimmung des Gegenstandsbereichs Theorie - Empirie

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