17 Dortmunder Nachtschicht Statistische Auswertung des expuls

Zeitung für den CdE Kurse Winter- und NeujahrsAkademie 2016/17 Dortmunder Nachtschicht Statistische Auswertung des exPuls CdE e.V. Club der Ehemalige...
Author: Martina Beutel
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Zeitung für den CdE

Kurse Winter- und NeujahrsAkademie 2016/17 Dortmunder Nachtschicht Statistische Auswertung des exPuls CdE e.V. Club der Ehemaligen der Deutschen SchülerAkademien

Winter 2016 25. Jahrgang / Nummer 46

Inhalt und Impressum

Inhaltsverzeichnis

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Veranstaltungsankündigungen: Seminar 2016

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Veranstaltungsankündigungen: Winterund Neujahrsakademie 2016/17

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Veranstaltungsankündigungen: CdE-Skifreizeit 2017

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Veranstaltungsankündigungen: PfingstAkademie 2017

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Veranstaltungsankündigungen: FamilienAkademie 2017

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Veranstaltungsankündigungen: SommerAkademie 2017

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Veranstaltungsankündigungen: MultiAka 2017

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Veranstaltungsbericht: Akademie mit Kind

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Veranstaltungsbericht: Segeln 2016

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CdElokal: Dortmunder Nachtschicht

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CdElokal: Escape Room Aachen

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CdE: Der Verein in Zahlen. Teil 3

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Fundstücke: Liegefotos

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Fundstücke: Partitur zu „Tote Vögel“

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Fundstücke: Rezepte

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Ungelöste Fragen: Was ist Gerechtigkeit

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Berufsleben: Pharmapunk

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Befreundete Vereine: MHN

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Unterwegs: Schweden

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Textwelt: Hat der alte Doktorvater …

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Textwelt: Die Verpflichtungen des Herrn Müller

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Textwelt: Pfingstakademie 2016

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Lieblingsstücke: El Presidente

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Kleinkunst: Dichtung, die

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Kleinkunst: Koprophonium Teil 2

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Kleinkunst: Aus den Archiven des Ministeriums. Teil 2

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Rätselecke: Fotorätsel

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exPuls · Winter 2016

Impressum exPuls – Zeitung für den CdE e.V. Herausgeber: CdE e.V. c/o RA Manger Goseriede 13 30159 Hannover V. i. S. d. P.: Viktoria Ronge Stintzingstr. 25 91052 Erlangen Redaktion: Eva-Maria Frittgen, Julya Berzen, Helena Gußen, Dr. Achim Hildenbrandt, Thomas Nolden, Viktoria Ronge Layoutvorlage: Wolfram Krause, Marc Schäfer Auflage: 4400 Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 31. Januar 2017 Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht notwendigerweise die Meinung des Herausgebers oder der Redaktion wieder. Für unverlangt eingesandtes Material wird keine Haftung übernommen. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Fotos und Zeichnungen: Melanie Jäger, Tobias Kilian, Annkatrin Lennert, Jost Migenda, Alexander Mühlhausen, Alessandra Piscopello, Michael Reichert, Maybritt Schillinger, Ute Schütte, Ole Schwen, Mathis Wölke, Marcus Zuber

Editorial — Seminar 2016

Editorial Liebe CdEler, vor euch liegt wieder ein prall gefülltes Heft, das über das Vereinsleben und viele andere spannende Themen berichtet. Mit 56 Seiten ist dies sogar die längste exPuls-Ausgabe, die es jemals gab. Ein Fakt, auf den wir zurecht stolz sind. Vor allem wenn man bedenkt, dass wir uns vor drei Jahren noch mit dem Gedanken getragen haben, die Zeitung mangels Personal und Artikeln für immer einzustellen. Diese 56 Seiten sind somit vor allem euer Verdienst. Danke, dass ihr uns wieder viele interessante Beiträge geliefert habt und dass ihr Veranstaltungen organisiert, die wir hier bewerben. Dank auch an alle, die uns durch ihr Feedback mitgeteilt haben, dass wir mit dem Konzept, welches wir jetzt schon seit drei Ausgaben fahren, irgendwie richtig liegen. Eines ist die Rekordausgabe jedoch für uns nicht – ein Grund zum Ausruhen. Wir werden auch in Zukunft versuchen, unser Niveau nicht nur zu halten, sondern es kontinuierlich weiter zu verbessern. Dinge zu tun gibt es noch genug. So ist zum Beispiel unser Satzsystem mit dem schönen Namen ConTEXt ziemlich genial aber nicht besonders bekannt. Bei den meisten Artikel reichen unsere Kenntnisse zwar aus, wenn allerdings einmal ungewöhnliche Dinge gedruckt werden sollen (z. B.

die Statistiktabellen der letzten Ausgaben), dann ist meist eine längere Internetrecherche nötig. Wir hoffen deshalb, möglichst bald das wesentlich verbreitetere Programm LATEX für die Erstellung nutzen zu können. Dafür ist aber noch viel zu tun, etwa die Implementierung eines neuen Grundlayouts. Dankenswerterweise hat sich allerdings auch dafür schon ein Freiwilliger aus dem CdE gefunden. Bis es soweit ist, werden wir allerdings weiterhin tapfer mit dem alten System arbeiten, um euch mit neuen Ausgaben zu versorgen, ganz egal ob wir nun 44, 56 oder in der nächsten Ausgabe vielleicht sogar noch mehr Seiten setzen müssen. Viel Spaß und Ausdauer bei Lesen wünschen euch

PS: Auf Anregung einiger Mitglieder wird unser exPuls ab dieser Ausgabe übrigens CO2 -neutral gedruckt werden.

CdE-Seminar Liebe CdEler, am zweiten Adventswochenende ist es wieder soweit: Wir treffen uns vom 2. bis 4. Dezember 2016 zum diesjährigen CdE-Seminar. Diesmal allerdings an einem neuen Veranstaltungsort, dem „Haus am Turm“ in Essen. Beginnen werden wir am Freitag mit dem Abendessen gegen 18 Uhr, am Sonntag ist das Ende für 12 Uhr mit Option auf ein anschließendes gemeinsames Mittagessen geplant. Das Seminar richtet sich in erster Linie an CdEler, die sich im Studium oder bereits im Berufsleben befinden, ihre aktuellen Forschungsarbeiten einem bunten und interdisziplinären Publikum präsentieren und diese angeregt mit anderen CdElern diskutieren möchten. Auch allgemeine Vorträge über euer Berufsleben oder über Finanzierungsmöglichkeiten für Studium und Forschung sind gerne gesehen. Neben den Vorträgen werden wir auch Zeit für Exkursionen einplanen, beispielsweise zur

Zeche Zollverein, zur Villa Hügel oder zum Museum Folkwang. Der Teilnahmebeitrag wird im Falle einer Förderung durch das BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) voraussichtlich bei 43 Euro liegen, ansonsten bei 85 Euro. Aufgrund der Förderrichtlinien des BMBF können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Anmeldungen entgegen nehmen. Wir würden aber gerne bereits jetzt abschätzen können, wie viele Teilnehmende am neuen Veranstaltungsort zu erwarten sind. Daher würden wir euch bitten, euch unter seminar16[at]aka.cde-ev.de zu melden, falls ihr plant, am Seminar teilzunehmen. Ihr werdet später dann auch als erste über den Anmeldestart unterrichtet. Bei weiteren Fragen erreicht ihr uns unter seminar16[at]aka.cde-ev.de. Viele Grüße von Dimitri Scheftelowitsch, Lars Koppers und Philip Weyrauch

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Winter 2016/17 – Kurse beide Hälften

Winter- und Neujahrsakademie 2016/17 Es war einmal … Bald findet wieder die Winterund NeujahrsAkademie statt. Dieses Mal wollen wir euch im Schloss Windischleuba auf eine wundersame Märchenreise entführen. Die WinterAkademie kostet dieses Jahr 194 Euro. Sie geht vom 27. Dezember 2016 bis zum 1. Januar 2017 und schließt an die NeujahrsAkademie an, die vom 1. bis zum 6. Januar 2017 stattfindet und dieses Mal 193 Euro kostet. Es kann aller-

dings sein, dass die NeujahrsAkademie wie letztes Jahr vom BMBF gefördert wird. Anmelden für die Märchenreise könnt ihr euch vom 31. Oktober bis zum 15. November 2016. Dafür stellen sich hier einige der zahlreichen Guten Feen, die euch auf der Reise begleiten, mit ihren Kursen vor. Michael, Philip, Philipp, Maria, Julian, Niklas, Farina

Kurse Beide Hälften 1. Gerechtigkeit und die Erkenntnis des Guten – Platons Staat

2. Dudelsack von Henning Manske, Tara Butler

von David Lorch, Patrick Lahr, Eva Maria Frittgen Was ist Gerechtigkeit? Liegt sie in der Verteilung von Gütern und dem Einhalten von Verträgen? Geht es um die Verteilung von Chancen für ein bestimmtes Lebensmodell? Oder ist Gerechtigkeit einfach nur eine Worthülse, die von Gruppen und Personen genutzt wird, um persönliche Interessen zu verfolgen? Der Versuch der Beantwortung dieser Fragen wird uns zu Platons Werk „Der Staat“ führen. Im ersten Buch wollen wir den Tugenddialog zur Gerechtigkeit analysieren, um anhand der Widerlegungen von Sokrates Gesprächspartner Vorstellungen von Gerechtigkeit zu prüfen. Anschließend werden wir im Werk zu Platons Vorstellung von der Ausbildung der Philosophenherrscher und den Linien-, Sonnen- und Höhlengleichnissen springen. Hier wollen wir verstehen, ob und wie das Gute, und damit die Gerechtigkeit und die anderen Tugenden, erkannt werden kann. Dies soll uns in der Rückschau auf den ersten Teil eine weitere Reflexion auf die Gerechtigkeit ermöglichen. Intensive Textvorbereitung und die Bereitschaft, ein Referat zu halten, werden vorausgesetzt. Der Kurs findet über beide Hälften statt und kann nur komplett besucht werden. Patrick studiert Volkswirtschaftslehre in Bonn, ist im CdE jedoch ausschließlich philosophisch aktiv. Eva-Maria hat Medizin studiert und liebt die Weisheit seit sie denken kann. David hat Mathematik studiert und ist jetzt bei Pokémon Go im Team ’Weisheit’. 4

Du spielst schon diverse Instrumente und möchtest dich mal an etwas ganz Neuem versuchen? Oder du hältst dich für unmusikalisch und meinst, keinen Sinn für Instrumente zu haben? Völlig egal, welche musikalische Vorgeschichte du hast: Dieser Kurs ist etwas für dich, denn wir fangen ganz von vorn an und lehren euch, dem märchenhaften Dudelsack bezaubernde Klänge zu entlocken! Über beide Akademiehälften hinweg werden wir auf sogenannten Practice Chantern, also kleinen Übungströten, die die Spielpfeife des Dudelsacks imitieren, üben. Diese müsstet ihr zusätzlich selbst kaufen (ca. 20 Euro). Wir können aber eine Sammelbestellung organisieren, bei der ihr Geld spart. Doch auch das Spielen auf dem richtigen Dudelsack wird nicht zu kurz kommen. Wir freuen uns auf einen fabelhaften Musikkurs! Ein paar Sätze über uns: Henning studiert nun nach Abitur und FÖJ auf Lehramt und spielt seit viereinhalb Jahren Dudelsack. Tara studiert in Heidelberg Astrophysik und spielt seit sechs Jahren Dudelsack. Gemeinsam haben wir auf der vergangenen Sommerakademie ein kleines Dudelsackkonzert gegeben.

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Winter 2016/17 – Kurse beide Hälften

probieren bereithalten. Spezielle Vorkenntnisse oder Materialien benötigt ihr nicht, ihr solltet lediglich Interesse am Debattieren, die Bereitschaft zum Ausprobieren und Schreibutensilien mitbringen. Jonas und Kai debattieren bereits seit einiger Zeit im Duo und sind unter dem eindrucksvollen Namen „Zerstörer und Kaninchenbaby“ in die Analen der Debattiergeschichte eingegangen. Ein Besuch in nur einer Hälfte der Akademie ist möglich. 4. Schlösser – aber keine Schlüssel von Roland Köbler

3. Debatieren am lebenden Gegenstand von Jonas Frey, Kai Kortus „Dieses Haus würde aus gesundheitlichen Gründen den Konsum von Schokolade auf sämtlichen Veranstaltungen des CdE verbieten.“ Entsetztes Schweigen, gefolgt von einem chaotischen Wirrwarr von Wortmeldungen, nur unterbrochen von Fliehenden, die sich kurzentschlossen die vermeintlich letzten Schokoladenvorräte für den späteren Verkauf auf dem Schwarzmarkt unter den Nagel reißen? Oder einfach nur ein Anstoß für eine zivilisierte Debatte, die sich logisch argumentativ und vor allem weitgehend gewaltfrei mit dem Für und Wider der Thematik auseinandersetzt. Wer endlich mal einen Anwendungsbezug für seine rhetorische Wortgewalt, seine theoretisch erworbenen Kenntnisse über die „Macht der Worte“ oder seine Diskursaffinität finden möchte, ist in diesem Kurs genau richtig. Denn auch die Kunst des verbalen Duellierens folgt Regeln, die – einmal gelernt – dem edlen „Sport“ den rechten Schliff verleihen. Der Kurs wird euch in je einer Akademiehälfte mit einem der beiden gängigen Debattierformate (BP/OPD) vertraut machen und auch genügend Raum zum Aus-

Hast du schon mal einen Schlüssel verlegt oder verloren? Oder dich mal selbst ausgesperrt? Interessiert dich, wie Schlösser funktionieren, wie sicher sie sind, und was Schlüsseldienste eigentlich tun? Wir werden uns im Kurs damit beschäftigen, wie verschiedene Schlösser technisch funktionieren, wie „sicher“ sie sind, und wie teils erschreckend einfach es mit etwas Übung ist, sie ohne den passenden Schlüssel zu öffnen – selbstverständlich zerstörungsfrei, d. h. ohne die Schlösser zu beschädigen. Zudem werden wir uns ansehen, was Schlüsseldienste tun, und wie man ohne Schlüsseldienst auskommt, wenn man sich ausgesperrt hat. Voraussetzungen: Die Bereitschaft, sich in Geduld und Fingerfertigkeit zu üben, etwas Verantwortungsbewusstsein und idealerweise ein Pickset (kann über den Kursleiter für 30–60 Euro erworben werden). Der Kurs findet zweimal statt – einmal in der 1. und einmal in der 2. Hälfte. Roland hat Elektro- und Informationstechnik in München studiert und ist fasziniert von der kreativen Nutzung der Technik.

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Winter 2016/17 – Kurse 1. Hälfte

1. Hälfte 31. Text Mining

praktisch ausprobieren. Gut ausgestattet mit Inspiration wagen wir uns dann an unser eigenes IGNobelpreis-verdächtiges Paper.

von Lars Koppers Du kannst diesen Text lesen, ein Computer tut sich damit deutlich schwerer. Aber was ist, wenn du jetzt alle Kursangebote jeder jemals stattgefundenen CdE-Akademie lesen und analysieren möchtest? In diesem Kurs wollen wir uns damit beschäftigen, wie man große Textmengen, die ursprünglich für menschliche LeserInnen gedacht waren, mit dem Computer analysieren kann. Von einfachen Worthäufigkeitsanalysen über das Erfassen von Stimmungen (Sentiment) bis zur Verwendung von Topic-Modellen bekommen wir einen kleinen Einblick in das Text Mining. Im Kurs arbeiten wir mit der Statistik-Software R. Allgemeine Grundkenntnisse in einer beliebigen Programmiersprache wären wünschenswert. 32. For Science \o/ von Ulrike Endesfelder, Jan Leike Hast du dich schon mal gefragt, wo die Flusen im Bauchnabel herkommen? Warum der Duschvorhang sich beim Duschen immer nach innen drängt? Oder was die optimale Haremgröße ist? Zum Glück gibt es ernsthafte Wissenschaftler, die sich diese und andere Fragen stellen und wissenschaftlich untersuchen. Die besten und kuriosesten werden jährlich mit dem IG-Nobelpreis ausgezeichnet; wir wollen eine Selektion der preisgekrönten Arbeiten unter die Lupe nehmen und manche auch

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33. „Sei einem Mann beim Aufladen einer Last behilflich, hilf ihm aber nicht beim Abladen.“ von Frederick Riemenschneider Schon Cicero bemerkte, dass Sokrates die Philosophie als erster vom Himmel herunterrief und sie in den Städten ansiedelte. Doch was hat die Philosophie dann davor gemacht, wenn sie am Himmel war? Warnung: Dieser Kurs ist KEIN Philosophiekurs im herkömmlichen CdE-Sinn. In diesem Kurs werden wir uns mit den sogenannten Vorsokratikern beschäftigen und ihren Theorien auf den Grund gehen. Dabei werden wir zwangsläufig großen Spaß haben, da viele dieser Anschauungen sehr absurd wirken. Vorwissen oder gar Altgriechisch-Kenntnisse sind nicht notwendig. Die Fähigkeit, alle klugen Gedanken für eine befristete Zeit fortzuwerfen, wäre allerdings nicht verkehrt. Frederick amüsiert sich in seinen LKs Latein, Mathe und Altgriechisch. 35. Pen & Paper – mal anders von Nele Helweg, Stefan Reichert Es ist inzwischen Unialltag, dass auch in niedrigen Semestern ab und zu Paper gelesen werden müssen. Jeder Student wird dabei frustriert aufstöhnen, doch was ist das eigentlich – ein Paper? Ein Paper ist ein ominöser und berüchtigter Artikel, aus dem der Leser (oft vergeblich) einen scheinbar geheimen Sinn herauszulesen sucht. Es handelt sich dabei um das Forschungsergebnis einer Gruppe von Wissenschaftlern, die ihre Arbeit stolz der Öffentlichkeit präsentieren wollen. Leider stellen sie sich dabei sprachlich meist selbst ein Bein, denn im aufregenden Wissenschaftsalltag gehen Nebensächlichkeiten wie verständliche Ausdrucksweise schnell unter. Gerade im Dickicht der Vorgaben und Konventionen, an die es sich zu halten gilt, sofern man seine Forschung einem breiteren Publikum als der Forschungsgrup-

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Winter 2016/17 – Kurse 1. Hälfte

pe nebenan zugänglich machen will, ist es schwierig, auf klare Wortwahl und stichhaltige Argumentation zu achten. Sobald auch noch erklärende Graphiken eingebunden werden sollen, gibt so mancher Schreiberling entnervt auf und wälzt die Last des Verstehens auf den Leser ab; schließlich können auch einfache Sachverhalte kompliziert und unverständlich ausgedrückt werden. Dieser Kurs will dies ändern und vermitteln, wie man seine Arbeitsergebnisse sinnvoll und einleuchtend strukturieren kann, ohne fachliche Abstriche machen zu müssen. Stefan ist Chemiker und hat vor Kurzem seine Bachelorarbeit geschrieben; Nele ist Physikerin und steht kurz vor derselben. Der Kurs richtet sich daher vornehmlich an Naturwissenschaftler. Gute Englischkenntnisse werden vorausgesetzt. 35. Analytische Einführung in die Ethik von Max Daniel, Alexander Koch, Stefan Walzer „Was soll ich tun?“ Nicht nur Kant hat versucht, eine Antwort auf diese Frage zu geben. Neben seinem kategorischen Imperativ wären etwa Benthams Utilitarismus oder Aristoteles’ Tugendethik zu nennen. Anstatt historische Primärtexte dieser und anderer Autor*innen zu lesen, werden wir uns im Kurs – anhand von Birnbachers /Analytische Einführung in die Ethik/ – einen systematischen Überblick verschaffen. Die Eingangsfrage werden wir dabei in spezifischere Problemstellungen auflösen: Was meinen wir eigentlich mit „sollen“? Können ethische Gebote „wahr“ oder „falsch“ sein? Kommt es bei der ethischen Beurteilung einer Handlung nur auf deren Folgen oder auch auf andere Aspekte an? Was unterscheidet gute von schlechten Handlungsfolgen? Nach dem Kurs kennst du nicht nur die wichtigsten Antworten und Argumente zu diesen Fragen, sondern kannst diese auch auf konkrete Kontroversen – etwa die Zulässigkeit des Fleischessens – anwenden. Zu Kursleitern und Teilnahmevoraussetzungen siehe beim Kurs „Effektiver Altruismus“. Die Kurse ergänzen sich gut, können aber auch einzeln besucht werden.

36. Der schwarze Tod – ein durchweg düsteres Kapitel? von Sabrina Rüschenbaum, Gabriel Guckenbiehl Der schwarze Tod, die Pest – Inbegriffe für unsägliches Leid zu vielen Zeiten der Menschheitsgeschichte. In diesem Kurs wollen wir der tödlichen Krankheit ins Auge sehen. Dabei werden wir medizinische und historische Aspekte betrachten. Neben geschichtlicher Einordnung, der klinischen Symptomatik und der Ursachenforschung soll bewertet werden, wie der schwarze Tod Veränderungen in der Geschichte zum Negativen, aber auch zum Positiven, bedingt hat. Gabriel promoviert an der Universität Bremen im Bereich Optimierung und Logistik und ist seit der Schulzeit begeistert von Geschichte. Sabrina schreibt ihre Doktorarbeit über das Immunsystem der Leber und spricht im CdE gerne über tödliche Krankheitserreger. 37. Götter und Mythen des Alten Orients von Mathis Kreitzscheck Der Begriff „Alter Orient“ umreißt geographisch das Gebiet von Kleinasien über Syrien, Mesopotamien und Palästina und zeitlich die Jahrtausende der Keilschriftverwendung, also etwa 3500 v. Chr. bis 100 n. Chr. In dieser Gegend und Zeit haben sich vor allem in sumerischer und akkadischer Sprache Texte erhalten, die uns in die Götterwelt der dort ansässigen Kulturen blicken lassen. Wir wollen im Kurs diese Welt in Ausschnitten erforschen und dabei einen Schwerpunkt auf die Anthropologie und Theologie mythischer Stoffe legen. Konzipiert ist der Kurs als kulturelle Kontextstudie für den auf der zweiten Hälfte folgenden Kurs „Gott, Götter, Gottesbilder: Religions- und Theologiegeschichte des Alten Testaments“, kann aber problemlos auch unabhängig davon besucht werden. Voraussetzung für die produktive Teilnahme ist vorbereitende Lektüre (übersetzter Texte) und (je nach Teilnehmerzahl allein oder im Team) Übernahme eines einleitenden Referats zu einer Kurseinheit. Mathis (25) hat Theologie, Altorientalistik und Griechische Philologie in Göttingen und Chicago studiert und bereitet sich auf sein Examen vor.

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Winter 2016/17 – Kurse 2. Hälfte

kennenzulernen und Erfahrungen zu sammeln, die uns auch im alltäglichen Leben von Nutzen sein können. 101. Museologie von Julya Berzen 102. Fotobücher basteln von Skadi Dinter 38. Wie eine Gruppe laufen lernt von Paul Skiba

103. Massage

Wie schaffen es Menschen in Kooperation zu treten, obwohl sie sich zunächst überhaupt nicht kannten? Welche Schritte sind notwendig, um eine Aufgabe bearbeiten zu können, und was kann dem entgegenwirken? Mit diesen und ähnlichen Fragen wollen wir uns mit Hilfe der Erlebnispädagogik auseinandersetzen. In diesem Kurs werden wir diverse Übungen aus dem Bereich des Sozialkompetenztrainings durchführen, um uns von der Praxis her der Theorie zu nähern. Dabei werden wir immer wieder unsere Komfortzone verlassen, um uns selber besser

von Leonard Klemz 104. NFC von Wolfgang Böttcher 105. Fotos und Nachbearbeitung von Alexander Mühlhausen

2. Hälfte 71. Effektiver Altruismus von Max Daniel, Alexander Koch, Stefan Walzer Du möchtest die Welt verbessern und deine begrenzten Ressourcen dabei bestmöglich einsetzen? Die gute Nachricht: Du bist nicht alleine! An der Schnittstelle von Ethik, Wissenschaft und Aktivismus hat sich unter dem Namen „Effektiver Altruismus“ eine globale Bewegung mit genau diesem Ziel formiert. Die schlechte Nachricht: Selbst gemeinsam werden wir nicht alle ethischen Probleme lösen können – und die daher unvermeidliche Priorisierung ist ziemlich kompliziert. Im Kurs werden wir es trotzdem versuchen und dabei auch verstehen lernen, aus welchen philosophischen und empirischen Gründen sich besonders viele mit der EA-Bewegung verbundene Organisationen mit den Bereichen globale Armut, Tierleid und Technologierisiken beschäftigen. 8

Dieser Kurs ergänzt sich gut mit unserem Kurs in der ersten Hälfte. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, jedoch die vorbereitende Lektüre einiger Texte. Wir freuen uns, wenn du ein kurzes Referat halten würdest. Alex und Stefan promovieren in Informatik. Max hat Mathematik studiert und arbeitet nun bei der Stiftung für Effektiven Altruismus. 72. Über sieben Brücken musst du gehen – Graphentheorie für Anfänger von Dorothee Henke Gibt es eine Tour durch das Schloss Windischleuba, auf der man an jedem Raum genau einmal vorbeikommt? Wie finde ich den kürzesten Weg zur Akademie? Und wie bildet man aus den Akademieteilnehmern am besten Pärchen?

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Winter 2016/17 – Kurse 2. Hälfte

Wir werden Antworten auf diese Fragen suchen und uns mit Brücken, Bäumen, Wäldern und Ohrenzerlegungen beschäftigen. Wir werden kürzeste Wege, optimale Flüsse und perfekte Matchings suchen und vielleicht noch mehr. Der Kurs basiert auf Teilen der Vorlesungen „Algorithmische Mathematik I“ und „Einführung in die Diskrete Mathematik“ an der Universität Bonn. Vorkenntnisse oder Vorbereitung sind nicht nötig, aber es ist hilfreich, sich schon einmal über den Schulstoff hinaus mit Mathematik beschäftigt zu haben bzw. ambitioniert zu sein, das zu tun. Wer schon eine Vorlesung über Graphentheorie gehört hat, wird wahrscheinlich nicht viel Neues lernen. Dorothee studiert im ersten Master-Semester Mathematik an der Universität Bonn und hat sich in der Diskreten Mathematik spezialisiert. 73. Datenbanken: Entwurf und Abstraktion

Datentabellen entworfen und benutzt werden. Nach einem kurzen Überblick geht es um Regeln für den Datenbankentwurf (sog. Normalisierung) und deren Grenzen. Ein wichtiger Aspekt des Entwurfs ist die Visualisierung, die auch Thema sein wird. Im praktischen Teil werden wir einen kurzen Blick auf die Abfragesprache SQL werfen. Das wird aber nur ein Aufschlag zum zweiten Schwerpunkt, der Darstellung der Daten als Objekte (ORM). Das ist weitestgehend unabhängig von der verwendeten Programmiersprache und sollte mit beliebigem Hintergrund verständlich sein. Der Kurs findet nur in der zweiten Hälfte statt. Vorkenntnisse in objektorientierter Programmierung sind hilfreich, können aber auch als Vorbereitung auf den Kurs erarbeitet werden. Philipp entwickelt Webanwendungen und muss sich dazu mit Datenbanken herumschlagen. 75. Kunststoffe – ein märchenhafter Werkstoff

von Philipp Cordes von Stefan Reichert Die digitale Welt wird als Tabelle gespeichert. Im Kurs wollen wir der Frage nachgehen, wie solche

Kunststoffe werden global verwendet und sind in nahezu jedem Gerät verbaut. Dennoch stellen sie die Welt vor eine Herausforderung: Wie können Kunststoffe entsorgt werden und wie kann man sie umweltverträglicher herstellen? Mit diesen Fragestellungen werden wir uns im Kurs genauer beschäftigen. Dabei werden wir sowohl auf den Abbau von Kunststoffen eingehen, als auch auf Wege zu alternativen Synthesen und neuen Produkten. Ein Beispiel, welches wir als Gegenstand aktueller Forschung besprechen wollen, ist die Herstellung von Solarzellen aus Polymeren. Zudem werden wir uns mit der Synthese von alternativen Kunststoffen beschäftigen, unter anderem von schwefelbasierten Polymeren. Um all dies verstehen zu können, werden wir uns natürlich auch mit der generellen Darstellung von Polymeren beschäftigen, ausgehend von radikalischen bis hin zu metallkatalysierten Polymerisationsreaktionen. Stefan studiert Chemie in Bayreuth und hat sich in seiner Bachelorarbeit mit leitfähigen Polymeren beschäftigt. Der Kurs knüpft an das Chemiewissen der Oberstufe an. Gute Englischkenntnisse werden vorausgesetzt.

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Winter 2016/17 – Kurse 2. Hälfte 77. R – eine freie Statistik-Programmiersprache von Anna-Carolina Haensch

76. Gott, Götter, Gottesbilder: Religionsund Theologiegeschichte des Alten Testaments von Mathis Kreitzscheck Das Alte Testament ist das umfangreichste erhaltene Zeugnis der Religion des antiken Israel. Als kanonischer Text des Judentums und des Christentums ist es außerdem bis heute Quelle von Theologie und Kult. Im Kurs wollen wir die facettenreichen Gottesvorstellungen dieses Buches in Ausschnitten betrachten, indem wir verschiedene Texte, hauptsächlich des Alten Testaments, lesen, untersuchen und diskutieren werden. Worin drücken sich Gottesvorstellungen aus? Wie wandeln sie sich? Inwiefern ist JHWH ein kanaanäischer Gott? Wie kam das mit dem Monotheismus? Solchen und ähnlichen Fragen wird sich der Kurs widmen. Der Kurs schließt an die kulturgeschichtlichen Einsichten des Kurses „Götter und Mythen des Alten Orients“ auf der ersten Hälfte an, kann aber (mit eventuell ein wenig Extra-Lektüre) auch problemlos unabhängig davon besucht werden. Voraussetzung für die produktive Teilnahme ist vorbereitende Lektüre (übersetzter Texte) und (je nach Teilnehmerzahl allein oder im Team) Übernahme eines einleitenden Referats zu einer Kurseinheit. Mathis (25) hat Theologie, Altorientalistik und Griechische Philologie in Göttingen und Chicago studiert und bereitet sich auf sein Examen vor.

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Wolltest du schon immer mal irgendwelche dich interessierende Daten auswerten, wusstest aber nicht wie? Du hast keinen Bock mehr auf den Hickhack mit SPSS oder STATA-Lizenzen? Dann komm zur zweiten Hälfte der WinterAka in den R-Kurs. R ist eine freie (kostenlose!), sehr populäre Programmiersprache mit zahlreichen Erweiterungspaketen für alle neueren Entwicklungen in der Statistik. Für den Kurs werden keine Vorkenntnisse erwartet und er ist auch für Schüler und Schülerinnen geeignet. Im Kurs werden dann Datenstrukturen, grundlegende Funktionen, beschreibende Statistiken und grafische Darstellungen behandelt. Wenn wir Zeit und Lust haben, können wir dann gerne auch (gewünschte) Spezialgebiete vertiefen. Carolina Haensch kommt eigentlich aus den Sozialwissenschaften und studiert seit 2014 in Bamberg den Master Statistik. Im Winter schreibt sie ihre Masterarbeit beim IAB in Nürnberg über die Ergänzung von fehlenden Werten. R spricht sie täglich und mit viel Begeisterung. 78. Es werde Licht von Nele Helweg Es werde Licht! Es gibt wohl kaum ein Phänomen in der Natur, das die Menschheit seit jeher so grundlegend fasziniert hat wie das Licht: Sterne, Feuer, Glühwürmchen – Lichterscheinungen sind überall anzutreffen. Jede hat ihre ganz eigene Ursache und Erklärung und gerade das macht dieses Thema so spannend. In diesem Kurs wollen wir alles, was mit Licht zu tun hat, näher beleuchten: Ob Fluoreszenz oder Phosphoreszenz, Spektroskopie oder Photoeffekt, Laser oder Dioden – der Themenvielfalt sind hier keine Grenzen gesetzt. Je nach Interesse der Teilnehmer können verschiedene Schwerpunkte gesetzt werden, um das Thema Licht aus physikalischer, chemischer oder ganz anderer Sichtweise zu verstehen. Dabei werden wir auch vor dem einen oder anderen Experiment nicht zurückschrecken. In diesem Kurs ist jeder willkommen, der die Erleuchtung in zweierlei Hinsicht sucht und naturwissenschaftliche Neugier an den Tag legt. Nele studiert im siebten Semester Physik an

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CdE-Skifreizeit 2017

der Uni Hamburg und zählt daher zu den ganz hellen Leuchten. Zudem hat sie sich bereits im Rahmen ihrer DSA glänzendes Wissen zum Thema Licht angeeignet. 79. Go von Stephan Hagner, Martin Krebs Go ist ein altes asiatisches, strategisches Brettspiel mit einfachen Regeln, aber dennoch einer sehr

großer Spieltiefe. Der Kurs richtet sich an Interessierte, die das Spiel erlernen wollen oder schon ein wenig Erfahrung haben (bis 10 kyu). Wir werden mit den Spielregeln anfangen und dann verschiedene Aspekte genauer anschauen (Eröffnung, Steine fangen, Leben & Tod, Endspiel). Und natürlich werden wir sehr viel spielen! Stephan unterrichtet Mathematik und Informatik in Nürnberg. Martin promoviert über Ozeanmodellierung in Kiel. Beide sind seit Jahren begeisterte Go-Spieler.

CdE-Skifreizeit 2017 Liebe Fahrer von ein oder zwei Brettern, die den Berg hinabrutschen! Bald ist es endlich wieder so weit: vom 4. März bis zum 11. März 2017 findet die nächste CdE-Skifreizeit statt. Wir werden diesmal die traumhafte „Ski- und Gletscherwelt Zillertal 3000“ begleiten. Insgesamt 196 km bestens präparierte Pisten in allen Schwierigkeitsgraden warten auf uns. Da das Skigebiet auf bis zu 3250 m hinauf reicht, ist auch für die Schneesicherheit gesorgt! Ski- und Snowboarder sämtlicher Könnensklassen sind genauso willkommen wie alle, die den alpinen Wintersport erstmals ausprobieren wollen (der erprobte CdE-Skiunterricht wird ihren Anfängerstatus allerdings, so sie wollen, bald zunichtemachen). Auch Profi-Fahrer kommen auf ihre Kosten: Im Skigebiet befinden sich zahlreiche Tiefschnee- und Buckelpisten, sowie die mit 78 % Steigung steilste Piste Österreichs, „Harakiri“. Ehrgeizige Wintersportler können ihre Ausdauer bei der Gletscherrunde mit 15 000 Höhenmetern und 72 Abfahrtskilometern auf die Probe stellen. Wir werden, wie es sich in den letzten Jahren bewährt hat – für die, die 2016 dabei waren, braucht wohl nur (pars pro toto für alle Nachtischleckereien) an die Apfelküchle erinnert werden! – in unserer eigenen Selbstversorgerhütte wohnen. Neben jeder Menge Pistenspaß werden uns durchsungene, -tanzte und -spielte Abende die Zeit unvergesslich machen. Und natürlich wird es Gelegenheit geben, mit schneebezuckerten Bommelmützen zur Nachtwanderung aufzubrechen. Freunde, die (noch) nicht CdE-Mitglieder sind, können gerne mitgebracht werden. Aus rechtlichen Gründen müssen alle Teilnehmer zum Beginn der Skifreizeit volljährig sein.

Kosten wird der Ausflug in die weiße Pracht für Jungspunde der Jahrgänge 1998 und 1999, dank günstigerer Skipässe 470 Euro, für alle anderen 515 Euro, bei je 175 Euro Anzahlung. Darin sind Verpflegung (einschließlich CdEadäquater Mengen Schokolade), Unterkunft und Skipässe enthalten. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass die Skifreizeit trotz konservativer Kalkulation teurer werden sollte, behalten wir uns eine Nachforderung vor. Sollte sie dagegen günstiger ausfallen, wird eine Rückerstattung veranlasst. Meldet euch rasch, spätestens bis zum Sonntag, den 4.12.16, über die CdE-Datenbank an; die Plätze sind begrenzt! Wir freuen uns auf euch! Bei Fragen könnt ihr euch gerne an uns wenden; Kontaktdaten findet ihr in der Datenbank. Eure Skiorgas Martina Lämmle, Viktoria Gussen, Johannes Klug

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PfingstAkademie 2017 — FamilienAkademie 2017

PfingstAkademie 2017 Liebe CdEler, die CdE PfingstAkademie 2017 wirft ihre Schatten voraus! Vom 2. bis 5. Juni 2017 werden sich wieder unzählige CdEler im Feriendorf am Eisenberg bei Kirchheim (Hessen) voll Begeisterung und Elan versammeln, um alles zu lernen, was die Welt an Spannendem zu bieten hat. Ob sprachlich, sportlich, wissenschaftlich, kreativ, entspannend, kulinarisch, handwerklich, philosophisch oder musikalisch, von „Konferenzdolmetschen“ bis „Technologie der Kosmetika und Waschmittel“: Für jeden ist das Richtige dabei, oder? Damit dieser Traum eines jeden CdElers wahr werden kann, brauchen wir dich als Kursleiter! Falls du Interesse hast, ein Thema etwa 10 bis 15 Teilnehmern in drei Kurseinheiten mit insgesamt 8 1/2 Stunden näher zu bringen, dann schicke eine

E-Mail mit Titel und Beschreibung (max. 150 Wörter) des Kurses an pa17[at]aka.cde-ev.de zur Veröffentlichung in der CdE-Datenbank und im exPuls. Die Beschreibung sollte eventuell nötige Vorkenntnisse und gerne auch eine Kurzbeschreibung der/des Kursleiter(s) enthalten. Falls dir 150 Wörter nicht genügen, so kannst du uns auch eine zweite, längere Beschreibung (max. 250 Wörter) für die CdE-Datenbank zukommen lassen. Bitte teile uns auch gleich deine Raum-/Materialwünsche mit. Wir bitten um Einsendung der Angebote bis zum 15. Dezember 2016. Auf dein Kursangebot freut sich das OrgaTeam bestehend aus Frederik, Jana, Jennifer, Jonas, Leonard, Lisa-Marie, Michael, Michael und Tara

FamilienAkademie 2017 Wir laden herzlich zur FamilienAkademie 2017 ein! Sie richtet sich speziell, aber nicht ausschließlich, an Familien, Paare und ältere CdEler. Sie findet von Freitag, den 23. Juni bis Montag, den 26. Juni 2017 auf dem Ferienhof Käsrah in Reichelsheim im Odenwald statt. Der Hof selbst bietet diverse Tiere, einen Spielplatz und einen beachtlichen Fuhrpark mit Kettcars, Rollern, Tret-Treckern, Bobbycars usw. Das Programm soll eine Mischung aus Vorträgen (für die Erwachsenen) und Programmpunkten für die Kinder (voraussichtlich vom Baby bis zum Grundschulalter) beinhalten. Hier bauen wir auf rege Beteiligung seitens der Teilnehmer. Eine Exkursion werden wir ebenfalls einplanen. Eingeladen sind wie immer alle CdEler, die gerne eine entspannte, kurzweilige Zeit mit anderen CdElern und deren Partnern und Kindern verbringen wollen. Partner und Kinder sind natürlich auch dann willkommen, wenn sie keine CdEMitgliedschaft haben bzw. noch nie auf einer Akademie waren! Als Unterbringung stehen zahlreiche Ferienwohnungen sowie einige Gästezimmer zur Verfügung. Einige Babybetten sind vorhanden. Vom Hof bekommen wir Frühstück und Abendessen, das Mittagessen organisieren wir selbst; hier gibt es ver-

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schiedene Möglichkeiten, die wir passend zum übrigen Programm auswählen werden. Der Preis für die ganze Akademie hängt von der Familiengröße, Alter der Kinder, der Art der Unterbringung und der Verpflegung ab. Die Preise für die Ferienwohnungen/Gästezimmer könnt Ihr der Webseite des Hofes entnehmen. Der gesamte Hof ist für uns vorreserviert. Wer dabei sein möchte, schicke uns bitte bis zum 15.01.2017 eine unverbindliche Voranmeldung an almuth.rieck[at]gmx.de mit folgenden Angaben: Name Anzahl Erwachsene ggf. Anzahl und Geburtsdatum der Kinder gewünschte Art der Unterbringung (Typ Ferienwohnung bzw. Zimmer) ggf. Aktivitäts-/ Vortragsangebot Wir werden anhand der Voranmeldungen ein konkretes Angebot einholen, das wir jeweils an Euch weiterleiten. Anschließend habt Ihr bis zum 28. Februar 2017 Zeit, Euch bei uns verbindlich anzumelden. Wir freuen uns auf Euch! Almuth und Thomas

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SommerAkademie 2017 — MultiAka 2017

SommerAkademie 2017 Ahoi, ihr Landratten! August 2014. 50° 520 51,29900 N, 9° 300 40,00700 O (Schottische Highlands). Nach einem Sommer voller Regen, haben wir Schotten gemerkt, dass es so nicht weiter gehen kann. Deshalb haben wir beschlossen, Schottland zu verlassen und uns ein prächtiges Schiff gebaut, um als Piraten die sieben Weltmeere zu erkunden, insbesondere aber die Karibik. 3 Jahre später. 50° 520 51,29900 N, 9° 300 40,00700 O (Karibik). Das Wetter ist super, aber irgendwie ist es zu ruhig hier. Das müssen wir ändern! Deshalb werden wir vom 5. August bis zum 13. August 2017 die Eisenberginsel (aka Feriendorf Eisenberg in der Nähe von Bad Hersfeld) ansteuern, um dort auf eine Horde wissbegieriger Matrosen zu stoßen und eine Arrrrkademie zu veranstalten. Um diese erfolgreich durchführen zu können, müssen wir jedoch noch ein paar Helfer anheuern. Möchtest du für 33 Stunden Teil der Crew

werden und als erfahrener Seebär (aka Kursleiter) die jungen Matrosen in die Kunst des Schiffe Enterns, des Knoten Knüpfens, des Berechnens von Kanonenflugbahnen oder des Tanzen des Piratentanzes einführen? Egal ob Mathematik, Tanzen, Biologie, künstlerische Aktivitäten oder Philosophie, wenn du eine Idee hast, wie du die Matrosen so gut ausbilden kannst, dass wir die Nichtsnutze nicht über die Reling schmeißen müssen, sondern sie als Piraten rekrutieren können, melde dich einfach mit einer Kursbeschreibung bei uns. Diese sollte für den exPuls 150 Wörter nicht überschreiten, für die Datenbank darf der Text auch gerne länger sein. Schickt eure Flaschenpost mit der Kursbeschreibung oder weiteren Fragen einfach an sommer17[at]aka.cde-ev.de. Christina Schmidt, Christina Schröck, Christoph Blotenberg, Gabriel Guckenbiehl, Niklas Müller, Philip Weyrauch, Sabrina Rüschenbaum und Saskia Busse

Multinationale Akademie 2017 Kursleitersuche Du sprichst Polnisch, Tschechisch oder Slowakisch? Oder sogar alle drei Sprachen? Du kennst dich in der Quantenphysik so gut aus wie kein anderer? Du bist Geisteswissenschaftler geworden und möchtest allen zeigen, wie schön es ist, Geisteswissenschaftler zu sein? Dann merke dir schon mal die Multinationale Akademie 2017 vor und schicke uns dein Kursangebot an multi17[at]aka.cde-ev.de. Natürlich bleibt neben den Kursen auch genug Zeit für eine Vielzahl an KüAs und man kann

neue Leute aus Mittel- und Osteuropa kennenlernen. Leider können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit Sicherheit sagen, wo die Multinationale Akademie 2017 stattfinden wird, da uns noch ein Orga aus einem osteuropäischen Land fehlt, der sich um die Unterkunft kümmern kann. Eure Orgas, Bernhardt, Joschua, Lia, Max und Piotr

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Akademie mit Kind

Veranstaltungsberichte Hier findet ihr auch weiterhin Berichte über unsere Akademien, Freizeiten und andere Veranstaltungen.

Wir freuen uns auf eure Erfahrungsberichte!

Akademie mit Kind Ein Erfahrungsbericht Franziska Synatschke-Czerwonka Kurz vor Adrians Geburt Anfang 2011 stellte sich für uns die Frage, ob wir an der PfingstAkademie, die etwa drei Monate nach dem errechneten Geburtstermin lag, teilnehmen wollten. Genauer gesagt, stellte sich die Frage eigentlich nicht. Die PfingstAkademie war seit etwa zehn Jahren fester Bestandteil unseres jährlichen Kalenders, viele Freunde treffen wir nur einmal im Jahr dort. Und da wir in den Jahren davor auf den Akademien einige junge Eltern mit kleinen Kindern erlebt hatten, war für uns klar, dass wir auch mit Adrian zur PfingstAkademie fahren würden. Seitdem haben wir mit ihm vier PfingstAkademien, eine SommerAkademie und zwei Seminare besucht. Seit 2011 sind wir bei allen FamilienAkademien dabei gewesen. Die PfingstAkademie 2015 haben wir ausgelassen, da kurz vorher Frederik geboren wurde und es uns mit Adrian und einem Baby zu anstrengend war. Die PfingstAkademie 2016 hat aber auch Frederik mitgemacht. Was hat sich für uns auf der Akademie durch unsere Kinder geändert? Wir müssen uns mehr abstimmen, gerade abends bei Vorträgen oder dem Literaturabend kann vielleicht nur einer von uns zuhören oder aktiv teilnehmen. Bis morgens um fünf am Lagerfeuer sitzen oder bis zum Morgengrauen

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tanzen haben wir mit Adrian in der Regel nicht mehr gemacht, da wir meist schon mit Schlafdefizit zur Akademie gefahren sind und der kleine Wecker morgens viel zu früh seinen Dienst tut. Die Kursauswahl ist etwas eingeschränkter, unserer Erfahrung nach eignen sich aber viele Kurse für eine Teilnahme mit Kind. Sei es ein Open Street Map Kurs – dafür ist ein Tragetuch ein wichtiges Hilfsmittel, da vermutlich kein Kinderwagen geländegängig genug für die zu kartierenden Wege rund um den Eisenberg ist – oder ein Tortenbackkurs, ein Kurs zur rechnergestützten Feldtheorie, Kräuterkunde und Kräutersammeln oder (Hilfs)orga. Gerade als (Hilfs)orgas können Kinder ziemlich früh Aufgaben wie z. B. Leuchtstäbchen verteilen übernehmen. Auf der PfingstAkademie 2012 haben wir mit Adrian einen Bildbearbeitungskurs angeboten. Während einer von uns vorne am Flipchart erklärt hat, hat der andere auf Adrian aufgepasst. Hilfestellung zu leisten während die Teilnehmer selber Bilder bearbeitetet haben, ging auch mit Adrian auf dem Arm. Am einfachsten ist eine Kursleitung, wenn die Kinder aktiv eingebunden werden können. Aber auch ein Fachkurs ist möglich, solange man sich abwechseln kann oder einen Großteil des Kurses in Gruppenarbeit organisiert ist. Das Feriendorf selber bietet gute Bedingungen, um Kinder mitzubringen. Die großen Matratzenlager in den Höfen sind zum Schlafen mit kleinen Kindern nicht unbedingt geeignet, aber mit den Einzel- bzw. Doppelzimmern auf den Höfen und den Zimmern auf dem Goldbornhof haben wir gute Erfahrungen gemacht. Der BabyphoneEmpfang auf dem Eisenberg ist nicht besonders gut. Mit einem leistungsstarken Funkgerät hatten wir allerdings ganz gute Chancen, uns frei bewegen zu können – ein entsprechendes Sprinttraining vorausgesetzt, um schnell genug quer durch das ganze Feriendorf zu kommen. Unsere Lösung, um Adrian und Frederik trotz des ganzen Trubels zum Schlafen zu bringen, ist aber doch meistens das Tragetuch ge-

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Segeln 2016

wesen. Für ältere Kinder bietet das Feriendorf mit Badesee, fest installierten Sandspielzeugen am Badesee, Klettergarten im Wald und Kletterwand an der Pelikanhalle, Minigolf und diverse Möglichkeiten in der Pelikanhalle viele Beschäftigungsmöglichkeiten. Und alleine der Wald rund um die Höfe bietet sich für viele Spiele an. Da das Gelände sehr weitläufig ist, ist es bei älteren Kindern sinnvoll, einen Treffpunkt zu vereinbaren und ein Handy mitzugeben. Das Feriendorf hat eine begrenzte Anzahl an Kinderhochstühlen und Kinderbetten. Das reduziert insbesondere bei der Bahnanreise das zu transportierende Gepäck enorm. Der Partner, sofern er oder sie nicht CdEMitglied ist, kann natürlich auch als externer Teilnehmer an den Akademien teilnehmen. Kleine Kinder sind im Feriendorf frei, für größere Kinder verlangt das Feriendorf einen Beitrag. Nach Rücksprache mit dem Orga-Team haben wir Adrian als externen Teilnehmer angemeldet, als für ihn ein Teilnehmerbeitrag erhoben wurde. Davor haben wir bei der Anmeldung im Kommentarfeld angegeben, dass wir ihn bzw. Frederik mitbringen. Einige der Älteren erinnern sich vielleicht noch an die recht emotionale Diskussion auf dem Aktivenforum, ob Kinder zu Akademien mitkommen sollten oder nicht. Diese kam auf, nachdem die ersten Male Kinder dabei waren. Inzwischen hat sich diese Diskussion gelegt, Kinder sind auf Akademien kein ungewöhnlicher Anblick mehr und

es gibt auch erste Versuche, eine Kinderbetreuung auf die Beine zu stellen. Um mit Kindern an einer Akademie teilzunehmen, ist allerdings gegenseitige Rücksichtnahme notwendig. So wie wir ab und zu Gruppen, die sich nachts im Vorraum unseres Zimmers recht lautstark unterhalten, bitten, in den Speisesaal umzuziehen, damit unsere Kinder (und wir) schlafen können, ist es für uns selbstverständlich, dass wir mit einem unruhigen Kind beim bunten Abend oder dem kulturellen Abend nicht in der Pelikanhalle bleiben. Dem Kursleiter gegenüber, der viel Zeit und Arbeit in die Vorbereitung seines Kurses gesteckt hat, ist es fairer, vor der Anmeldung kurz nachzufragen, ob er oder sie etwas dagegen hat, wenn ein Kind mit im Kurs ist. Aber, wie bei so vielem im CdE, sind wir in den letzten Jahren eigentlich immer auf viel Verständnis und – wo nötig – Rücksichtnahme der anderen Teilnehmer gestoßen. Für Adrian und Frederik waren die Atmosphäre und die vielen neuen Menschen jedes Mal unheimlich aufregend. Adrian hat sich schon überlegt, was er gut genug kann, um es anderen beizubringen, damit wir ihn das nächste Mal wieder mit auf eine Akademie nehmen. Vielleicht gibt es ja auf einer der nächsten PfingstAkademien einen Kurs zum Thema Holzbearbeitung – zum Beispiel mit einer einfachen Werkzeugkiste für (jüngere) Teilnehmer mit wenig Erfahrung und Holzverbindungstechniken für (ältere) Teilnehmer mit mehr Erfahrung.

CdE-Segeln 2016 Anna-Lena Lamprecht und Maike Paetzel Am 24. Juli wurde die CdE-Flagge wieder gehisst. 20 CdEler und vier Besatzungsmitglieder machten sich mit dem Zweimast-Schoner „Twister“ auf eine zwölf Tage dauernde Reise von Cherbourg nach Kiel. Das Wetter hatte von sonniger Windstille bis zu regnerischem Sturm alles zu bieten. Was die Neuund Altmatrosen auf ihrer 613 Seemeilen langen Überfahrt so alles erlebten, davon kann am besten das diesjährige Segellied erzählen:

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Segeln 2016

Segellied 2016 (Text: die CdE-Segler 2016, Melodie: Santiano – „Es gibt nur Wasser“) Zwanzig von uns geh’n in Frankreich an Bord. Floris, Ruben, Merlijn sind längst schon dort. Das Schiff heißt Twister und wir segeln bald fort. Alle Luken dicht! Wir starten in Cherbourg und kaufen dort ein. Zehn Einkaufswagen voll – passt das denn auch rein? Wir segeln zwei Nächte durch und schlafen nicht ein. Dover nicht in Sicht. Refrain: Es gibt nur Wasser, Wasser, Wasser überall, und wir suchen uns’ren Hafen. Es gibt nur Wasser, Wasser, Wasser überall, und wir dürfen nicht mal schlafen. Wir parken um, um, um – von Pier zu Pier. Wir parken um, um, um – fest stecken wir. Wir parken um, um, um – wir bleiben hier. Wir parken um. Marielle fährt von Oostende nach Haus’. Die Promenade lockt echt keinen mehr ’raus, doch die Waffeln sind wirklich ein Schmaus. Die pinke Katze rockt! Segeltheorie am Abend macht Spaß. Dabei wird man zum Glück nicht mal nass. ’Ne Möwe sitzt auf ’nem Balkon hinter Glas, ihr Abflug ist geblockt. Refrain: Und wieder Wasser, Wasser, Wasser überall. Das nächste Ziel heißt Scheveningen. Und wieder Wasser, Wasser, Wasser überall. Es muss uns ohne Wind gelingen. Wir haben Wind, Wind, Wind – und liegen am Strand. Wir haben Wind, Wind, Wind – wir laufen im Sand. Wir haben Wind, Wind, Wind – Frisbee in der Hand. Wir haben Wind.

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Der Weg zur Dusche scheint uns unendlich lang, dabei ist’s nur immer am Hafen entlang. Ein Ausflug nach Den Haag gleich nebenan, und wieder Leinen los! In der Werft von Ijmuiden Romantik pur. Der Generator stellt sich nicht mehr stur. In Amsterdam gibt’s Grachten und Kultur. Wo gibt’s den Kibbeling bloß? Refrain: Noch mehr Wasser, Wasser, Wasser überall. In der Küche ist’s nicht witzig. Noch mehr Wasser, Wasser, Wasser überall. Bei dem Klüver vorne sitz’ ich. Wir machen brumm, brumm, brumm – und den Motor an. Wir machen brumm, brumm, brumm – Wind gegen an. Wir machen brumm, brumm, brumm – und laufen Texel an. Wir machen brumm. Krebs-Golf mit Dirk macht alle zum Kind. Musik am Kai, wir tanzen geschwind’. Nach Helgoland! Jetzt haben wir Wind. Alle Segel hoch! Klettertour vom Schiff, die Robben schau’n zu. Wir schau’n die Insel an, spiel’n Twister dazu. Die Segler lesen vor und alle hör’n zu. Die Bunkertreppe hoch! Refrain: Es gibt nur Sonne, Sonne, Sonne überall und wir baden auf der Düne. Es gibt nur Sonne, Sonne, Sonne überall und der Pier wird zur Tanzbühne. Wir kaufen Rum, Rum, Rum – und zwar steuerfrei. Wir laufen rum, rum, rum – mit Knieper dabei. Es regnet rum, rum, rum – wir sagen goodbye. Wir segeln rum.

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Segeln 2016

Die Takelage futsch, Klospülung im Arsch. Wir spül’n per Eimer also: Seewasser marsch! „Junge, Junge, Scheißschiff“ ruft Floris barsch. Rette sich, wer kann! In der Schleuse fällt dann unser Motor aus. Wir haben Angst: Kommen wir nicht mehr nach Haus’? Die Stortemelk zieht uns da Gott-sei-dank ’raus. Beim Klabautermann! Refrain: Wir ham’ kein Wasser, Wasser, Wasser mehr an Bord. In Brunsbüttel ohne Landgang. Wir kriegen Wasser, Wasser, Wasser in Laboe, und wir grill’n die ganze Nacht lang.

Das Segeln 2017 ist bereits in Planung. Details werden demnächst auf den üblichen CdE-Kanälen bekannt gegeben.

Jetzt ist es rum, rum, rum – und kein Segeln mehr. Jetzt ist es rum, rum, rum – die Kajüten leer. Jetzt ist es rum, rum, rum – und wir trauern sehr. Jetzt ist es rum. Das war das Segeln, Segeln, Segeln 2016 und wir werden’s sehr vermissen. und auch beim Segeln, Segeln, Segeln 2017 woll’n wir die Flagge wieder hissen. Kommt doch mit rum, rum, rum – im nächsten Jahr. Kommt doch mit rum, rum, rum – wir seh’n uns da. Kommt doch mit rum, rum, rum – das wird wunderbar. Kommt doch mit rum!

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Route 2016

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Dortmunder Nachtschicht — Escape Room Aachen

CdElokal Auch ganz in deiner Nähe treffen sich regelmäßig CdEler zu gemeinsamen Ausflügen, gemütlichen Abenden oder ausgefallenen Aktionen (siehe Kar-

te auf der Rückseite des exPuls). Hier ist Platz für Berichte, Einladungen und Städtevorstellungen aus unseren Lokalgruppen.

Dortmunder Nachtschicht Lars Koppers Wer nachts um zwei auf „Zeit der FabelwesenBastarde“ souverän mit „Zehn Uhr dreißig, bzw. Halbelf“ antwortet, oder das Nato-Alphabet auswendig gelernt hat, ist bei der Dortmunder Nachtschicht (http://dortmunder-nachtschicht.de) sehr gut aufgehoben. Auch in diesem Jahr fand der „Denksport im Schatten der nächtlichen Fördertürme“ wieder mit CdE-Beteiligung statt. Neben dem Team der Lokalgruppe Ruhr startete auch der CdE-Ruhr-Phönix (das Team um unsere Bochumer Quidditsch-SpielerInnen) und die „Perverse Garbe“, ein weiteres CdE-Team, das wir erst zufällig am Start trafen. Bei der nächtlichen RätselSchnitzeljagd konnte sich das Team der Lokalgruppe sogar an die Spitze des gesamten Feldes setzen, auch wenn es nachher nur für den fünften Platz

reichte: Bei der Bearbeitung der Zusatzrätsel war die Gruppe dann etwas zu phantasievoll (Stichwort: Bibel-Code). Da das Lösungswort eines jeden Rätsels der Ort ist, an dem sich das nächste Rätsel befindet, sind Ortskenntnis und ein guter Stadtplan wichtig, aber auch Spezialwissen kann hilfreich sein. So glänzte ein vereinsbekannter Pinguinbesitzer und Bommelmützenliebhaber durch sein fundiertes Wissen in den Themenfeldern Alkohol (Was ergibt Cassis und Sekt?) und deutsche Schlager (als Kinderzeichnungen dargestellt). Auf der alten Internetseite des Veranstalters (http://dortmunder-nachtschicht.de/nachtschicht/) gibt es die alten Rätsel zum Nachlesen. Die Lokalgruppe Ruhr wird auch in Zukunft an den Nachtschichten teilnehmen und freut sich über Verstärkung.

Zombieapokalypse – Rettet euch nach Aachen! Aachen ist toll. Aber es regnet Lena Berster, Viktoria Kiesel Ein gefährlicher Virus hat 93 % der Weltbevölkerung infiziert. Menschen mit verfaultem Fleisch und offenen Wunden taumeln durch die Straßen auf der Suche nach Gehirn. Wir haben überlebt – bis jetzt. Es soll noch einen Ort geben, der nicht den Zombies zum Opfer gefallen ist: Aachen. Doch es gibt nur einen Weg in die zombiesichere Zone. Eingeschlossen in einem kleinen, dunklen Raum an der Stadtmauer müssen wir unsere Menschlichkeit unter Beweis stellen: Nur durch logisches Denken, Teamwork und Einsatz unserer Sinne können wir es schaffen, ins Innere der Stadt zu gelangen. Zu sechst betreten wir das sagenumwo18

bene Testgelände – unsere letzte Chance. Der Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Im Escape Room an der Schanz in Aachen haben wir 60 Minuten, den Weg in die Freiheit zu finden. Durch mehr oder weniger gezieltes HinweisSuchen und Rätsel-Lösen arbeiten wir uns Schritt für Schritt durch den Raum bzw. die Räume. Für Schlösser mit Zahlen- oder Buchstabenkombinationen erschließen wir aus vorhandenen Gegenständen auf vielfältige Weise den Code; für normale Schlüssellöcher an Kisten und Schränken suchen wir die Schlüssel. Die Aufgaben waren abwechslungsreich und gut lösbar und wir haben mit viel Spaß den Weg nach draußen gefunden. Der Besuch ist empfeh-

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Escape Room Aachen

lenswert. Leider kann man so einen Escape Room nicht mehrmals besuchen, da man die Rätsel und Verstecke schon kennt. Dafür ist der Besuch wei-

terer Escape Rooms (zum Beispiel in Köln) angedacht.

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Wie man den exPuls liest

Der Verein in Zahlen. Teil 3 Wie man den exPuls liest Lars Koppers Habt ihr die letzten Ausgaben des exPuls gelesen? Ganz? Und in welchen Ausgaben waren noch einmal Artikel über Schach und/oder Go? Und wen kann ich ansprechen, wenn ich ein mathematisches Problem habe? Und wann waren die Hochzeiten des CdE-Kabaretts? Wenn ich versuche, diese Fragen zu beantworten, könnte ich natürlich alle Ausgaben des exPuls durchblättern. Oder ich versuche mich im Text mining. Hinter dem Begriff Text mining verbirgt sich ein Werkzeugkoffer mit Methoden aus der Statistik und der Informatik, die alle zum Ziel haben, große Mengen an Text, die ursprünglich für menschliche Leserinnen und Leser gedacht waren, automatisch auszuwerten. Die Ausgaben 21 bis 45 des exPuls enthalten 678 Artikel und über 37500 verschiedene Wörter. Das Wort „cdeler“ taucht 270-mal, der „cde“ selbst 509-mal und „schokolade“ 69-mal auf. Möchte man mit diesen Texten arbeiten, ist etwas Vorverarbeitung notwendig. Für diese Analyse wurden die Texte in ihre Abschnitte geteilt, um bei den Kursvorstellungen die einzelnen Kurse als eigene Texte zu erfassen. Daraus ergeben sich jetzt 1537 einzelne Texte. Im nächsten Schritt wurden Zahlen, Satzzeichen und LaTeX-Code (die Analyse basiert auf den

Das Thema „Schach/Go“ enthält, neben Begriffen zu diesem Thema, sowie den Namen einiger einschlägig bekannten CdE-Schach/Go Spielern auch Worte wie „knoten“ und „jugger“. Hier zeigt sich 20

LATEX-files) entfernt, alle Buchstaben in Kleinbuchstaben umgewandelt und die häufigsten Füllwörter (der, die, das, und, oder, …) entfernt. Auf weitere Vorverarbeitung wurde verzichtet. Wir wollen unsere obigen Fragen nun mit einem Topic-Model der „Latent dirichlet allocation“ beantworten. Dieses Modell sortiert jedes Wort in jedem Text automatisch in ein Thema, das wir vorher nicht vorgegeben haben. Auf Grund von mathemagics entstehen so inhaltlich sinnvolle Themen, die wir anhand der häufigsten Wörter in den Themen identifizieren können. So ist das Thema mit den häufigen Wörtern „rätsel“, „nachtschicht“ und „dortmunder“ wohl den zahlreichen Berichten über die Dortmunder Nachtschicht geschuldet. Dass unser Modell einige vereinfachende Annahmen macht, z. B. dass die Reihenfolge von Wörtern in einem Text keine Bedeutung hat und die Einzelthemen schon mal mehrere Themen enthalten, verschweigen wir hier lieber. Nach etwas Rechenzeit erhalten wir ein Modell mit 50 Themen und die Zuordnung aller Wörter in allen Texten zu den einzelnen Themen. An Hand der für die Themen spezifischsten Wörter, identifizieren wir schnell die erhofften Themen „Schach/Go“ und „Mathematik“.

ein Problem dieser einfachen Analyse: Die Themen sind nicht vorgegeben und das Modell ist dafür bekannt, dass es auch gerne mal ein paar Themen mischt. So sind die ersten drei Artikel, die zu

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Wie man den exPuls liest

dem Thema passen auch alles Kursankündigungen für einen Juggerkurs. Neben weiteren Spielekursen (Munchkin, Spieleentwicklung, Rollenspiel) findet sich auch eine Ankündigung für einen Gokurs unter den Ergebnissen. Dass auch das Wort „jongliereinheiten“ in dem Text vorkommt mag einem der Kursleiter geschuldet sein. Hier stellen wir fest: Wissen wir sehr konkret was wir suchen, hilft auch eine Wortsuche weiter. Wollen wir ein eher allgemeines Konzept suchen (Spielekurse), kann ein TopicModell weiter helfen. Das Thema Mathematik basiert anscheinend auch auf Kursbeschreibungen. Hier finden wir neben mathematischen Fachbegriffen auch Wörter wie „vorkenntnisse“ und „studiert“. Außerdem fal-

len ein paar Namen ins Auge: „klaus“, „thomas“, „gottfried“, „dimitri“ und „daniel“ scheinen etwas mit Mathematik zu tun zu haben. Und was ist jetzt mit dem Kabarett? Schaut man sich das Kabarett-Thema („kabarret“, „soloprogramm“, „politik“, „wwwtilmanluckede“) aufgeteilt nach den einzelnen Ausgaben an (siehe Abbildung), sieht man, dass in Ausgabe 31 ganze 131 Worte diesem Thema zugeordnet wurden. Insgesamt ist dieses Thema aber immer wieder wichtig, offensichtlich immer wenn ein Kabarett-Kurs angeboten wird. Natürlich kann man mit den exPuls-Texten noch viel mehr machen. Interessenten sei der Text Mining Kurs auf der WinterAkademie nahe gelegt.

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Liegefotos — Partitur zu „Tote Vögel“

Fundstücke Hier sammeln wir kleine, nützliche oder inspirierende Anleitungen, Gedanken und Inhalte, die wir in Kursen oder KüAs auf unseren Akademien ent-

deckt haben. Hast du auch etwas entdeckt? Dann schreib uns.

Liegefotos Mathis Wölke, Kurs PfingstAkademie 2016 Fotografiert man auf diese ungewöhnliche Art und Weise, geschieht dies von oben auf Personen, die auf dem Boden liegen. Die veränderte Perspektive bewirkt, dass der Boden scheinbar zur Wand wird und umgekehrt. Durch diesen Trick lassen sich sonst nur sehr schwer darstellbare Situationen

„Quidditch“: v. l. n. r. Sophie Paschen und Beatrice Cala; Fotograf: Mathis Wölke

auf einfache Weise einfangen, wie auf den beiden Fotos zu sehen ist. Zu beachten ist lediglich noch die vermeintlich andere Richtung der Gravitation, welche erfordert, dass zum Beispiel Haare so gelegt werden, dass sie auf dem Foto nach unten hängen und nicht etwa nach oben.

„Karten spielen“: v. l. n. r. Mathis Wölke und Sophie Paschen; Fotograf: Felix Draxler

Partitur zu „Tote Vögel“ Musiktheorie-Kurs SommerAkademie 2016 Im Zuge des Musiktheorie-Kurses auf der SommerAkademie 2016, möchten wir, die Teilnehmer und Kursleiter, einen kurzen Überblick über das von uns arrangierte Volkslied „Alle Vögel sind schon da“ geben. Diese bekannte Melodie nahmen wir im Kurs als Grundlage, unsere erarbeiteten satztechnischen Fähigkeiten anzuwenden und dann beim bunten Abend im Form einer Aufführung auch praktisch umzusetzen. Die Partitur „Tote Vögel“ wird im Folgenden abgedruckt und bis zu einem gewissen Grade erläutert werden. 22

Das Stück beginnt mit von Tenor und Bass ausgesetzten Bordunquinten, die durch den markanten Achtelrhythmus, sowie die Textierung „Piep“ einen schönen Klangteppich unter die wohlbekannte Melodie legen. Ab Takt 3 wechselt die Melodie in den Tenor um im Sopran und Alt Platz zu schaffen für ein lustiges hin und her kleiner abfallender Terzen, die das fröhliche Zwitschern zweier Kuckucke nachahmen. Ab Takt 8 wird offensichtlich, dass im Alt die Melodie von „Die Vogelhochzeit“ aufgegriffen und zeitgleich zum diminuierten „Alle Vögel sind schon da“-Thema gesungen wird. In Takt 9

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Partitur zu „Tote Vögel“

finden wir im Sopran einen fröhlich singenden Vogel, der durch die Sechzehntel-Verzierungen zum Leben erweckt wird, während nach und nach durch die folgende Harmonik klar wird, dass dieser Zustand heiterer Gelassenheit nicht lange anhalten wird. In Takt 10 befinden wir uns, nachdem wir mit dem Stück in D-Dur gestartet sind, in der Sv, g-Moll. Äußerst dramatisch folgt nun in Takt 10 und 11 in den Männerstimmen eines der bekanntesten „Star Wars“-Themen, der Imperial March. Zeitgleich wünschen sich die einzelnen Stimmen, beginnend mit dem Bass, fortgeführt von Alt und Sopran und abgeschlossen durch den Tenor, ein „frohes Jahr“, welches den verzweifelten Versuch der Vögel darstellt, ihrem angekündigtem, unheilvollen Schicksal zu entgehen. Dies findet sich auch in den folgenden Takten wieder. Zwischen Takt 12 und 13 begegnen dem Hörer erneut erschreckend bekannte Klänge: Die große Terz nach unten, angekündigt durch drei pochende Schläge, stehen stellvertretend für Beethovens 1. Satz seiner 5. Sinfonie (die auch liebevoll „Schicksalssinfonie“ genannt wird). Doch als wäre dies nicht schon genug „foreshadowing“, schaltet sich in Takt 13 auch noch der Sopran ein, der mit dem bekannten Thema „Spiel mir das Lied vom Tod“ den lyrischen Text „miau miau miau miau“ vertont. Der Text „wollen noch nicht sterben“ unterstreicht die existenziellen Ängste der Vögel, sowie ihren Willen, sich gegen das ihnen prophezeite Ende aufzulehnen. Mit etwas Witz und Ironie wird schließlich, zum Ende des ersten Teils, in Takt 16, „Der tote Bote“ aufgegriffen und sorgt somit für eine Überleitung zum zweiten Teil des Stücks. Der zweite Teil beginnt nach dem kurzen, schicksalhaften Ausflug nach Moll wieder in Dur. Jäger springen fröhlich feldaus und feldein. Dies ist allerdings erst einmal das letzte Auftauchen der Melodie gewesen. Mit einer verkürzten und um Septim und None ergänzten Zwischendominante zur Subdominantparallele, also einem vollverminderten Vierklang, werden Amseln erdrosselt, doch dabei bleibt es nicht: Nach der Auflösung zur Subdominantparallele e-Moll folgt direkt der nächste Vollverminderte: Dieses Mal ist es nur der verkürzte Dominantseptnonakkord, der sich auch zur Tonika auflöst, der Basslauf verhindert aber, dass man zur Ruhe kommt, indem er sofort nach h-Moll weiterleitet; es handelt sich um eine h-melodisch-MollTonleiter, die auf der Septime (Ais) beginnt und endet. Im Wesentlichen fußt diese auf einem sehr intuitiven mixolydischen Lauf vom Grundton der

Dominante aus, der durch die Alteration von g und a scheinbar fälschlicherweise „zu hoch“ endet, dort aber direkt harmonisch aufgefangen wird. So folgt auf „erstarrt“ auch schon der nächste Vollverminderte: Der verkürzte Dominantseptnonakkord zur neuen Tonika h-Moll, der die Modulation in die Tonikaparallele der Grundtonart D-Dur forciert. Fermate, überzogenes Crescendo und eine Generalpause geben der Stelle den Rest. Das Drama erreicht nun, nach drei Vollverminderten in vier Takten seinen fatalen Höhepunkt im Unisono „Vogelleichen werden verscharrt“. Die traurige Wahrheit hat die lustigen Vögel des Kinderliedes endgültig eingeholt, es herrscht keinerlei Zweifel mehr an ihrem Schicksal. Die Stelle erinnert an eine markante Bassstelle aus Mozarts Requiem mit dem Text: „Rex tremendae majestatis“. Nach diesem völligen dramaturgischen Umschwung bleibt der Basston H liegen, während die anderen Stimmen nach dem Vorbild von Bachs Toccata und Fuge in d-Moll mit einem gebrochenen Vollverminderten das Stück weiterführen. Auf den mehrmals wiederholten Text „Keine einz’ge Vogelart?“ wird nun einige Takte lang nach d-Moll moduliert. Dabei taucht in jeder Stimme einmal das rhythmische Motiv „punktierte Achtel, Sechzehntel, Achtel, Achtel“ auf, das eine recht gängige Leittonmodulationssequenz beschreibt. Zwei Takte innerhalb der Strecke bis zur dritten Strophe bestehen zudem aus vier Vierteln in allen Stimmen. Hierdurch wird die Unaufhaltsamkeit der beschriebenen Geschehnisse betont. Mit „wird in Zukunft singen“ (hier noch harmonisch Dur; das fis im Tenor hat hier eine besondere Funktion) gelangt das Stück nach schließlich d-Moll, wo die dritte Strophe anknüpft. In dieser dritten Strophe erfahren wir mehr über die genauen Umstände der Vögel. Das vermollte Thema wird textlich unterlegt mit „Wie die Jäger tanzen“, was mehr Rückschlüsse über die vermutliche Todesursache der Vögel zulässt. Die Freude, die die Jäger an dieser Stelle verspüren, vermutlich über die erfolgreiche Jagd, drückt sich in der melodisch durch Sechzehntel-Koloraturen vertonten Zeile „singen, springen, scherzen“ aus. In Takt 41 wird dem Hörer jedoch erneut die Kehrseite der Situation aufgeführt. Es geht nun um das Leid der Vögel, welches durch synkopische Rhythmen in Alt und Tenor eine besondere Aufmerksamkeit erfährt. Die Komponisten haben sich einen kleinen Spaß erlaubt, indem sie nun – genau andersherum als in der zweiten Strophe – zwar die Tonika in Moll, aber die Subdominante in Dur set-

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Partitur zu „Tote Vögel“

zen, also die dorische Skala auf d bemühen. Zusätzlich fällt der Bass in Takt 42 chromatisch abwärts vom Grundton der Dominante zur Mollterz der Tonika, was symbolisch auch für den Niedergang der Vögel gewertet werden kann. In Takt 45 startet das uns allzu bekannte vermollte Thema erneut im Alt, wird jedoch bei diesem letzten Durchgang ergänzt durch die im Sopran erklingende Melodie aus „Ungarischer Tanz Nr. 5“ von Brahms. Die gewählte Harmonik ist hier stark an einer chromatischen Basslinie orientiert, was für zusätzliche Spannung sorgt. Nach der letzten eingeworfenen Aussage des Soprans: „Alle Vögel sind nun tot“ würde man erwarten, dass das Stück beendet wird, jedoch finden wir uns auf Schlag 3 in Takt 48 in einem Trugschluss, dem Tonikagegenklang in B-Dur, wieder. Es folgt eine Generalpause, deren Wirkung durch eine Fermate unterstrichen wird, und schließlich beginnt in Takt 49 das bedrückende Ende des Stücks. Auf Schlag 1 befindet sich ein neapolitanischer Sextakkord, Ausdruck größten Schmerzes und Leidens, welcher gefolgt wird von einer nicht minder dramatischen hart verminderten Doppeldominante und einem kadenzierenden Dominant-Quartsextakkord mit nachschlagender Septime. Dieser, das Finale buchstäblich vor-

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bereitende Klang findet jedoch keinen eindeutigen Abschluss. In Takt 50 entsteht durch eine leere Quinte ein sehr schwebender Klang, welcher durch einen äußerst unentschlossenen Sopran in den Takten 51 bis 54 abwechselnd mit einer Dur- und einer Mollterz aufgefüllt wird. Auf Schlag 1 in Takt 54 scheint man sich auf das schlechte Ende der Vögel geeinigt zu haben, alle Stimmen enden in d-Moll. Doch auf Schlag 4 wirft der Sopran ein völlig skalenfremdes „Kuckuck“ ein, welches einer weiteren Erklärung bedarf. Hört man den letzten Ruf des Kuckucks, so könnte man davon ausgehen, dass das Stück wider Erwarten, mit einem fröhlichen Ende, dem Überleben des Kuckucks, aufwartet. Diese Tatsache ist erst einmal völlig überraschend, gaben sich doch sowohl Katz’ als auch Jäger die Mühe, den Vögeln den Garaus zu machen. Tatsächlich steckt hinter dem Überleben des Kuckucks jedoch ein sehr grausames Schicksal. Durch das alleinige Auftreten des Kuckucks, ist dieser, auf lange Sicht, ebenfalls zum Tode verurteilt, liegt es doch in der Natur dieser Vögel, die Nester anderer Vögel zu nutzen um selbst Kinder zu produzieren. Der Kuckuck ist nach der Ausrottung aller anderen Vogelarten nicht mehr in der Lage, selbst zu reproduzieren und somit ebenfalls dem Abgrund des Vergessens geweiht.

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Partitur zu „Tote Vögel“

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Rezepte

Rezepte für jedermann Backen – auch vegetarisch oder vegan Alessandra Piscopello Die nachfolgenden Backrezepte sind Klassiker, die ich schon von klein auf von meiner Mutter kenne. Damit niemand auf ihre Leckereien verzichten muss, habe ich mit ihr zusammen versucht, sie mit

nur kleinen Abänderungen für so viele Leute wie möglich schmackhaft zu machen. Dieses Mal für: Veganer! Es ist verblüffend, wie einfach sich konventionelle Rezepte in vegane umwandeln lassen. Probiert selbst!

Hefezopf Wer nicht der größte Fan von cremigen Torten ist, aber trotzdem ab und zu gerne etwas aus dem eigenen Backofen naschen will, für den ist ein fluffigsüßer Hefezopf genau das Richtige! Zutaten: 250 g 1/2 Pck. 1 TL 25 g 125 ml 50 g

Mehl Hefe Vanillezucker Zucker Milch Margarine

Zeit: 105 Minuten, davon Arbeitszeit: 15 Minuten Die Milch und die Margarine etwas erwärmen und miteinander verrühren. Dann zu allen anderen Zutaten in eine Schüssel geben und vermengen, bis ein Teig entsteht. Diesen sodann ungefähr eine Stunde gehen lassen. Schließlich aus dem Klumpen einen Zopf formen und diesen bei Bedarf mit Hagelzucker oder ähnlichem bestreuen. Den Zopf im Backofen bei 180 Grad Umluft 30 – 45 Minuten backen, bis er goldbraun ist. Bei Bedarf Stäbchenprobe durchführen. Vegan? Einfach die Milch durch Fruchtsaft ersetzen, z. B. Birnensaft. Den schmeckt man im Nachhinein nicht raus! Eine Milchalternative, wie z. B. Reismilch, funktioniert ebenso gut. Bei der Margarine einfach darauf achten, dass sie vegan ist.

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Rezepte

Haferflocken-Cookies Ob auf der Arbeit, in der Uni oder nach dem Sport: manchmal braucht man einen kleinen PowerSnack! Dass dieser nicht nur lecker, sondern auch einfach nachzumachen sein kann, zeigt mein nachfolgendes Rezept!

Vegan? Die Milch auch hier einfach durch eine vegane Alternative ersetzen. Bei den Schokosplittern einfach auf eine Zartbitterschokolade achten! Ab etwa 60 % Kakaoanteil sind die meisten Tafeln ganz automatisch vegan. Wer möchte, kann natürlich auch vegane Schokolade aus Reismilch oder ähnlichem kaufen.

Zutaten: 125 g Haferflocken 100 g Erdnussbutter (ungesüßt) 1 TL Vanillezucker 1 TL Backpulver 75 g Mehl 50 g Zucker 1 Prise Salz 1 TL Speisestärke / Flohsamenschalen gemahlen 100 ml Milch evtl. Rosinen, getrocknete Cranberries, Schokosplitter o. ä. (je nach Geschmack) Zeit: 35 Minuten, davon Arbeitszeit: 15 Minuten Zunächst den Ofen auf 175 Grad bei Umluft vorheizen. Dann werden alle Zutaten in eine Rührschüssel gegeben und mit den Händen vermengt. Anschließend kleine Kügelchen formen und sie zwischen den Handflächen etwas platt drücken. Schließlich die Cookies auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech geben und im vorgeheizten Ofen für etwa 20 Minuten backen.

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Philosophie – Was ist Gerechtigkeit

Ungelöste Fragen Gibt es etwas Spannenderes als ungelöste Fragen? Wir wollen solchen künftig an dieser Stelle nachgehen. Dich beschäftigt schon länger eine bislang un-

gelöste Frage aus Natur- oder Geisteswissenschaft? Dann erkläre hier deine Frage und teile deine Begeisterung mit anderen!

Philosophie – Was ist Gerechtigkeit? Raul Heimann Was sind ungelöste Fragen der Philosophie? Gibt es solche Fragen überhaupt? Wenn ja, sind sie angesichts der Vielfalt an Antworten in der zweieinhalbtausendjährigen Geschichte der Philosophie möglicherweise prinzipiell unbeantwortbar? Oder sind alle philosophischen Fragen im Grunde schon längst gelöst? Um diesen Fragen nachzugehen, muss zunächst geklärt werden, was eigentlich philosophische Fragen sind. Zwar gibt es unter den Philosophen, wie bei den meisten Fragen, auch hier keine einhellige Meinung, doch würden die meisten wohl die Fragen des Alltags von denen der Philosophie unterscheiden. Die eben gestellte Frage nach den ungelösten Fragen der Philosophie ließe sich selbst eine (ungelöste?) philosophische Frage nennen. Diese Selbstreflexivität wäre ein durchaus typisches Unterscheidungsmerkmal der Philosophie. Aber es bliebe ungeklärt, was das Philosophische und vor allem Interessante an ihr wäre. Es liegt daher näher, die Natur und die Schwierigkeit philosophischer Fragen am Beispiel der Gerechtigkeit konkreter zu erfassen. Dieses Beispiel eignet sich deshalb, weil die Gerechtigkeit im Alltag und in der Philosophie eine zentrale Rolle spielt. Im Alltag und in der Politik fragen wir nach konkreten Lösungen für konkrete Probleme, z. B.: „Welcher Steuersatz wäre für besserverdienende Akademiker gerecht?“ Dagegen fragen die Philosophen abstrakter: „Was ist Gerechtigkeit?“ Der Unterschied beider Fragen lässt sich folgendermaßen beschreiben. Der Alltag geht stets von bestimmten Verständnissen der Gerechtigkeit aus und beurteilt von diesen her die konkreten zwischenmenschlichen Probleme. Die Philosophie wendet ihren Blick von den Alltagsproblemen zurück auf die unterstellten Gerechtigkeitsvorstellungen. Sie versteht sich vor allem als ein Aufklärungsprojekt. Der Sinn dieses Projektes erhellt sich bei einem genaueren Blick auf den Alltag. Jeder Mensch hat schon als Kind ein Gerech-

tigkeitsgefühl und der Appell an die Gerechtigkeit gehört zum Standardrepertoire eines jeden Politikers. Doch nicht nur im Kindergarten, auch in der Politik verdeutlicht der dauernde Streit, dass es höchst unterschiedliche Auffassungen darüber gibt, was gerecht ist. Der Alltag bedarf einer Orientierung in Gerechtigkeitsfragen. Auf dieses grundlegende menschliche Bedürfnis versucht die Philosophie rational zu antworten. Es erstaunt daher nicht, dass die Frage nach Gerechtigkeit zum Grundbestand der Philosophie gehört. Seit Sokrates diese Frage erstmals vor zweieinhalbtausend Jahren stellte, haben fast alle großen Philosophen zu ihr Stellung bezogen, z. B. Platon, Aristoteles, Augustinus, Thomas v. Aquin, Hobbes, Kant, Hegel, Nietzsche, um nur einige zu nennen. Auch die gegenwärtige akademische Philosophie diskutiert das Thema lebhaft. Für einen Eindruck von deren Fragestellungen und Problemen sei ihre Debatte hier in aller Kürze vorgestellt. Der Zweite Weltkrieg war auch für die Philosophie eine Zäsur. Denn vor dem Hintergrund der verheerenden Folgen der politischen Ideologien herrschte eine allgemeine Skepsis gegen großangelegte Theorieentwürfe. Erst der amerikanische Philosoph John Rawls entfachte die philosophische Diskussion um Gerechtigkeit erneut mit seinem Werk „A Theory of Justice“ (1971). Dies gelang ihm, indem er die allgemeine Frage nach Gerechtigkeit als Maßstab des menschlichen Zusammenlebens einschränkte auf die Frage nach der Art, wie politische Institutionen Rechte, Pflichten und Güter verteilen sollen. Diese Frage nach der sozialen Gerechtigkeit bestimmt seither die philosophische Debatte, innerhalb derer unzählige alternative Entwürfe hervorgebracht wurden. Der gegenwärtig verbreitetste Grundansatz lässt sich als „prozessuales Paradigma“ bezeichnen. Gerechtigkeit gilt hier ganz formal als das Ergebnis eines Aushandlungsprozesses zwischen freien, gleichen und vernünftigen Individuen. Gerecht sind dann solche politischen Institutionen, die diese ausgehandelte Ord-

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Philosophie – Was ist Gerechtigkeit

nung für alle Beteiligten herstellen und aufrechterhalten. Uneinigkeit gibt es innerhalb dieses Paradigmas in zwei zentralen Fragen: Was ist das für die Gerechtigkeit entscheidende Merkmal der Menschen: die Gleichheit (Egalitarismus) oder die Freiheit (Libertarismus)? Wie ist der Aushandlungsprozess zu verstehen: als ein hypothetischer Prozess mit idealen Menschen (Vertragstheorien) oder als ein realer innerhalb sozialer Strukturen (Diskurstheorien)? Gegen die rein formale Bestimmung der Gerechtigkeit, die inhaltlich auf die individuellen Vorstellungen vom Guten der Individuen angewiesen ist, wenden sich die Vertreter des sog. „materialen Paradigmas“. Diese meinen, Gerechtigkeit ließe sich nur durch den Bezug zu den von allen Individuen einer Gemeinschaft geteilten Vorstellungen vom Guten bestimmen. Gerecht ist danach eine Güterverteilung, die allen Mitgliedern ein Leben gemäß dieser Vorstellungen ermöglicht. Auch innerhalb dieses Paradigmas gibt es Differenzen, vor allem zu der Frage, wodurch sich eine Gemeinschaft überhaupt bestimmt: durch eine geteilte Kultur (Kommunitarismus) oder durch eine gemeinsame Natur (Essentialismus)? Zwischen den beiden genannten Paradigmen entbrannte ein anhaltend und energisch geführter Streit über die Frage, ob dem Recht oder dem Guten der Vorrang gebühre (die sog. LiberalismusKommunitarismus-Debatte). Dieser Streit mündete schließlich wieder in die allgemeine Skepsis über Gerechtigkeit: wenn sich die Philosophen nicht einigen können, dann ist die Gerechtigkeit möglicherweise eine Illusion. Da Illusionen dieser Art den Grundstein für unmenschliche Ideologien bilden, lehnt das sog. „skeptische Paradigma“ jede Form von normativen Gerechtigkeitstheorien ab. Stattdessen analysieren sie mit soziologischen und rechtstheoretischen Mitteln die Geltungsbedingungen der Gesetze. Aber auch dieses Paradigma ist nicht frei von inneren Widersprüchen, z. B. in der Frage, wie die alltägliche Rede von Gerechtigkeit verstehbar bleiben kann: als rechtsinterner Maßstab (Rechtspositivismus) oder als unerkennbare, transzendente Idee (Dekonstruktivismus)? Schon dieser ganz kurze Überblick über die Grundzüge der modernen Gerechtigkeitsdebatte zeigt, dass die Philosophen bisher keine allgemein überzeugende Antwort auf die Frage nach Gerechtigkeit finden konnten. Jeder Theorieentwurf provoziert einen Gegenentwurf und jeder Versuch einer Begründung wird durch Gegengründe aufgehoben. Während die Debatte innerhalb eines Paradigmas noch vor 32

dem Hintergrund geteilter Grundannahmen geführt wird, scheint der Streit zwischen den Paradigmen beim unversöhnlichen Nebeneinander von sich wechselseitig ausschließenden Positionen stehen zu bleiben. Wie gehen die Philosophen mit dieser unangenehmen Patt-Situation um? Für gewöhnlich gibt es zwei Reaktionen. Viele Theoretiker entscheiden sich angesichts des Orientierungsbedarfs der Praxis für eine Position in einem Paradigma und verteidigen sie dogmatisch gegen die Einwände anderer Theoretiker. Einige sehen vor allem die Unvereinbarkeit der Positionen sowie das Gleichgewicht der Begründungen und bezweifeln grundsätzlich die Möglichkeit einer allgemeingültigen Gerechtigkeitstheorie. Beide Reaktionen sind problematisch. Zwar haben die Dogmatiker aus ihrer je eigenen Sicht nicht unbedingt ein Problem, insbesondere, wenn sie gut bezahlt werden. Aber für Außenstehende bleibt angesichts der Vielheit an Positionen die Orientierungslosigkeit in Gerechtigkeitsfragen bestehen und wird sogar vertieft. Die Philosophie droht zum Instrument der Rechtfertigung und Durchsetzung der je eigenen Weltanschauung herabzusinken. Ganz auf die Frage nach Gerechtigkeit zu verzichten, wie der Skeptiker es versucht, hilft auch nicht weiter. Denn dies übergeht nicht nur den Orientierungsbedarf des Alltags, sondern auch den inhärenten Wahrheitsanspruch jeder einzelnen Gerechtigkeitstheorie. Bleibt also nur übrig, die Entscheidungen darüber, was gerecht ist, der Gesellschaft und ihren politischen Institutionen zu überlassen? Faktisch läuft die moderne Debatte wohl darauf hinaus. Aber damit wäre der Alltag wieder auf sich selbst zurück verwiesen. Die Philosophie wäre nach einem ungeheuerlichen intellektuellen und personellen Aufwand wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückgekehrt. Bleibt die Frage nach Gerechtigkeit prinzipiell unlösbar – trotz oder gerade wegen der vielen Antworten? Auch wenn dieser Schluss nahe liegt, so erscheint es wenig überzeugend, die Philosophie vor ihrer eigenen Frage kapitulieren zu lassen. Wo, wenn nicht in der Philosophie, lassen sich die grundlegenden Fragen des menschlichen Lebens rational stellen und beantworten? Es mag keine einfache Antwort auf die Frage nach Gerechtigkeit geben, doch bleibt die Notwendigkeit, diese Frage immer wieder aufs Neue zu stellen, bestehen. Vielleicht bietet eine Besinnung auf den Anfang der Philosophie einen Ansatz zu ihrer Beantwortung. Sokrates, der sein Leben der philosophischen Suche

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CdE im Internet

nach Gerechtigkeit widmete, verstand seine Frage selbst als eine Antwort. Aufgabe der Philosophen wäre es demnach, statt nach den besseren Antworten nach den besseren Fragen zu suchen.

Literatur: Felix Heidenreich, Theorien der Gerechtigkeit. Eine Einführung, Opladen & Farmington Hills, 2011

CdE im Internet Website: http://www.cde-ev.de/ CdElokal: http://www.cde-ev.de/node/19 exPuls-Redaktion: expuls[at]cde-ev.de Online-Redaktion: redaktion[at]cde-ev.de Online-Adressendatenbank: https://db.cde-ev.de CdE-Mitgliedschaft: http://www.cde-ev.de/node/7 Mailinglisten: dsa[at]lists.schuelerakademie.de, aktivenforum[at]cde-ev.de Informationen zu den Mailinglisten: http://www.cde-ev.de/node/27

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Pharmapunk

Berufsleben Während viele CdEler noch zur Schule gehen oder studieren, stehen andere schon fest im Berufsleben. Was sie dort tun und welche Erfahrungen sie auf ih-

rem Weg dorthin gemacht haben, erzählen sie hier. Auch für diese Rubrik freuen wir uns besonders über Beiträge für kommende Ausgaben!

Mein Leben als Pharmapunk Ute Schütte „Aha, dann bist Du jetzt also ein Pharmapunk“, so antwortete ein Kommilitone auf meine Beschreibung der Stelle, die ich demnächst in Frankfurt antreten würde. Nach meinem Pharmaziestudium in Münster und einer Doktorarbeit in der Krebsforschung in Bonn hatte ich mich entschlossen, in der Ausgründung einer Frankfurter Innenstadtapotheke anzuheuern und in den nächsten Jahren Startup-Luft zu schnuppern. Mein Arbeitsplatz: ein Laborkeller in der Nähe der Apotheke (und wer jetzt an „Breaking Bad“ denkt, liegt gar nicht so sehr daneben!). Meine Aufgabe für die nächste Zeit: die Produktion des firmeneigenen Nahrungsergänzungsmittels ausbauen und professionalisieren, Ideen für neue Produkte und Projekte sichten und vielversprechende Ansätze weiterentwickeln, Kooperationen mit Universitäten und Forschungsinstituten wiederbeleben und Förderanträge schreiben. Nicht ganz die Karriere in der internationalen Pharmaindustrie, die ich mir bis dahin ausgemalt hatte, aber eine Tätigkeit, bei der ich viel sehen und lernen würde und die Möglichkeit hätte, etwas Neues mit aufzubauen. Kurzum: Ich hätte mich geärgert, wenn ich diese Gelegenheit ungenutzt hätte verstreichen lassen. Nun sind zwei Jahre vergangen und unsere kleine Firma ist aus dem Kellerlabor in neue Herstellungs- und Büroräume gezogen. Die Produktionskapazitäten haben sich vervielfacht und die ersten Drittmittelanträge sind eingereicht. Gerade habe ich meine ersten studentischen Praktikanten betreut und es zeichnet sich ab, dass demnächst eine naturwissenschaftliche Doktorandin unser Team verstärken wird, die ich in Kooperation mit einem Arbeitskreis an der Uni betreuen werde. Mein Arbeitsalltag setzt sich zusammen aus der Koordination der Herstellung unserer Produkte, der Arbeit an Entwicklungsprojekten sowie der Kommunikation mit Projektpartnern. Inhaltlich 34

beschäftige ich mich nun mit marinem Kollagen, genauer mit dem Kollagen einer bestimmten mediterranen Schwammspezies, welches interessante pharmazeutische Eigenschaften hat. So bildet es beispielsweise Filme, die dafür sorgen können, Wirkstoffe an einer bestimmten Stelle des Magen-DarmTraktes freizusetzen. Ungewöhnlich, aber wahr: die Erforschung dieser Eigenschaften fand in besagter Frankfurter Apotheke im Analytiklabor durch zwei externe Doktoranden statt.

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Pharmapunk

wieder zu dem zurückgekehrt, was ich während meines Pharmaziestudiums gelernt habe, denn ich beschäftige mich nun so viel mit pharmazeutischer Technologie, wie noch nie in meinem Leben! Das Pharmaziestudium vermittelt einen breiten Katalog an Disziplinen: pharmazeutische Chemie, Biologie und Technologie sind neben Pharmakologie und klinischer Pharmazie Examensfächer. Was ich früher manchmal als Nachteil empfunden habe (à la „Ich kann alles ein bisschen, aber nichts richtig“), stellt sich nun häufig als Vorteil heraus, denn ich habe so etwas wie eine naturwissenschaftliche Generalistenausbildung genossen und durch das dicht getaktete Studium auch mitbekommen, vor neuen Herausforderungen keine Angst zu haben – man kann alles lernen. Wer also ein Studium sucht, das eine breite Ausbildung bietet und das keineswegs nur einen Berufsweg nach dem Abschluss vorzeichnet (denn Apotheker können nicht nur Aspirin verkaufen), dem sei das Pharmaziestudium wärmstens empfohlen. Und wer die Gelegenheit bekommt, seine Kreativität und seinen Gründergeist auszuleben: Traut Euch! Ein so spannender und vielseitiger Job ist in der Industrie selten zu finden.

Nach einem Ausflug in die Molekularbiologie während meiner Doktorarbeit bin ich nunmehr

Adressen Vorstand des CdE e.V. vorstand[at]cde-ev.de Rückmeldungen, Adressanfragen und Finanzen Sina Knobloch, verwaltung[at]cde-ev.de Finanzen: Jost Migenda CdElokal Anna Wieshammer, Jost Migenda, cdelokal[at]cde-ev.de

Deutsche SchülerAkademie Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH Kortrijker Str. 1, 53177 Bonn 02 28 / 9 59 15 – 40, info[at]bildung-und-begabung.de Artikel für den exPuls bitte an expuls[at]cde-ev.de

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MHN

Befreundete Vereine Wusstest du, dass der CdE e.V. mit aktuell zwölf anderen Vereinen rund um die Jugend- und Erwachsenenbildung befreundet ist? Hier stellt sich in jeder

Ausgabe einer dieser Vereine vor und erklärt, wie auch CdEler im Verein mitmachen und ihn unterstützen können.

Hallo, wir sind das MHN! Leonie Hintz Das was? MHN? Ihr habt noch nie von uns gehört? Wie gut, dass wir uns jetzt kennenlernen können ;) Wer sind wir? MHN steht für MinD-Hochschul-Netzwerk. Entstanden ist das MHN 2001 als ein Projekt von Mensa in Deutschland e.V. (MinD, https:// www.mensa.de), des deutschen Ablegers des weltweit größten Vereins für hochbegabte Menschen. Ein heller Kopf ist für uns jedoch kein Selbstzweck – mindestens ebenso wichtig sind uns Interesse, Engagement und Vielseitigkeit. Gegründet wurde das MHN mit dem Grundgedanken eine interdisziplinäre Plattform zu schaffen, wo die Teilnehmer ihr Wissen und ihre Erfahrungen miteinander teilen und sich darüber austauschen können. Das MHN versteht sich in erster Linie als ein „MitmachNetzwerk“: Die Mitgliedschaft ist kostenlos; doch funktioniert das MHN nur, wenn alle Beteiligten Einsatz zeigen. Unsere Ziele sind: •

Förderung des kritischen Denkens, um Zusammenhänge zu hinterfragen • Förderung der Neugier und Diskussionskultur unter jungen Menschen • Förderung des interdisziplinären Austauschs von Wissen, Kenntnissen und Erfahrungen Wer ist denn da so dabei? Das MHN vereint über 2000 interessante und interessierte Schüler, Studenten, Doktoranden und junge Berufstätige, deren Neugier sich über ihre jeweiligen Fachgrenzen hinweg erstreckt. Im Prinzip sammeln sich bei uns Leute aus dem Umfeld der Hochschule, denen der Tellerrand ihres (Studien)Alltags ein bisschen zu nah ist. Wer keine Angst vor geistigen Herausforderungen hat, bereit ist mit Gleichgesinnten bis tief in die Nacht zu diskutie36

ren und sich dabei nicht von Fachgrenzen oder Smalltalk-Konventionen einengen lassen will, trifft im MHN auf spannende Menschen. Was machen wir? Unsere größte Veranstaltung ist die MinDAkademie, die jeden Herbst an einem verlängerten Wochenende stattfindet. Von morgens bis tief in die Nacht hat man Gelegenheit, Vorträgen zuzuhören, bei Workshops mitzumachen, eigene Themen zu diskutieren, kreative Ideen umzusetzen und noch vieles mehr. Wir sind immer ca. 200 Leute aus den unterschiedlichsten Fachgebieten und nur wer sich große Mühe gibt, nimmt von hier keine Anregungen mit. Dieses Jahr treffen wir uns zu dem Thema „Wege – Kreuzungen – Wendepunkte“ vom 30. September bis 03. Oktober 2016 in der Jugendherberge in Mannheim. Weitere Informationen findet Ihr unter http://mind-akademie.de. Darüber hinaus organisieren wir regelmäßig Wochenendseminare zu Themen wie Wissensmanagement, Konflikttraining, Rhetorik, Nachhaltigkeit oder Projektmanagement. Hinzu kommen Freizeitveranstaltungen wie das MinD-Camp, OutdoorWorkshops, Kreativwochenenden, Theatersport, Chorworkshops oder unser Spieleseminar. In jeder Region gibt es zudem lokale Treffen. Das können gemeinsame Besuche von Vorträgen oder Podiumsdiskussionen sein, auch (Pub-)Quizabende erfreuen sich großer Beliebtheit, sowie natürlich Stammtische, die in regelmäßigen Abständen stattfinden.

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MHN

Wir und der CdE? Habt Ihr Euch in den letzten Minuten gefragt, warum wir uns ausgerechnet im exPuls vorstellen? Es gibt schon seit einigen Jahren eine lose Verbindung zum CdE, die aber nicht sehr belebt ist. Einige CdE-Mitglieder waren schon auf unseren Veranstaltungen und sind auch beim MHN aktiv dabei. Aber da sowohl der CdE als auch das MHN sich den interdisziplinären Austausch auf die Fahnen

geschrieben haben und die Mitglieder gerne mal „über den Tellerrand schauen“, möchten wir (die jeweiligen Vorstände) die Kooperation wieder etwas lebendiger gestalten. Und wie kann das konkret aussehen? Unsere überregionalen Veranstaltungen sind offen für alle Interessierten und auf unserer Webseite (https://mind-hochschul-netzwerk.de/) zu finden. Auch ließen sich sicher auf lokaler Ebene gemeinsame Treffen organisieren. Wenn Ihr jetzt also neugierig seid und uns über diesen Beitrag hinaus kennenlernen möchtet, schaut doch einfach mal auf unserer Webseite vorbei oder meldet Euch bei mir, wenn Ihr Fragen habt. Ich würde mich freuen, den einen oder anderen CdEler auf einer MHN-Veranstaltung begrüßen zu können. Leonie Hintz MHN-Vorstand Kooperationen leonie.hintz[at]mind-hochschul-netzwerk.de

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Schweden

Unterwegs Ungewöhnliche Menschen gehen oft ungewöhnliche Wege, im Alltag wie auf Reisen. In dieser Rubrik findest du künftig den ein oder anderen nicht

ganz alltäglichen Reisebericht. Wenn auch du eine Geschichte von fern der Heimat zu erzählen hast, dann schreib uns.

Wikinger, Piraten, Musher und Gourmetköche Paul Engelmann Schweden – das Land der Elche und Fleischbällchen … dort sind die Wälder grüner und die Seen klarer, du träumst in einer malerischen BullerbüIdylle und erlebst magische Mittsommernächte und die atemberaubende Schönheit der blauesten Augen auf dem weitem Erdenrund. Kein Wunder, dass ich dahin wollte. Und nicht nur mal eben kurz – ein ganzes Jahr sollte es schon sein. Aber wie – FSJ, Au-pair oder Work-and-travel? Das war mir zu bürokratisch! Ich wollte Abenteuer haben. Abenteuer! Ich hatte mir fest vorgenommen, vom verzärtelten Zivilisationsknaben zu einem echten harten Kerl zu werden. Kostprobe gefällig? „[…] Dass das Deck drauf war, bedeutete nicht unbedingt, dass das Schiff jetzt auch richtig zu war. Es mangelte nämlich an Dichtung. Dafür benötigte man jedoch keinen Skalden, sondern gutes Linnen und eine kräftige Muskulatur in den Fingerlein. Letztere hat sich nun unter Garantie so gut entwickelt, dass ich wie der Seewolf eine rohe Kartoffel zerquetschen könnte. Det janze läuft nämlich so ab: […]“ Dieses Zitat (wie auch die folgenden) entstammt meinem epischen Reisebericht, den ich vor allen anderen Dingen aus meiner brennenden Wohnung retten würde. Und worum es in dem Auszug ging? Prima Smalltalk auf Partys übrigens: „Building a bloody pirate ship!“ So, wie komme ich auf Piratenschiffe zu sprechen? Nun, ich habe das Netz nach coolen Projekten gesucht, die mal etwas total anderes sind und bin tatsächlich auf ein Projekt gestoßen, das Piraten, Wikinger und Gourmetküche auf die phänomenalste Weise verbindet: Frösåkers brygga. Einen kleinen, spontanen Anruf später war ich auch schon da. Ich kam nicht als bezahlter Arbeiter, ich kam zu einhundert Prozent als Freiwilliger. Und nach dem Motto lief auch mein gesamtes Abenteuerjahr ab: Ich arbeitete und bekam Kost und Logis. Kein Geld. Kein Vertrag. Nur Vertrauen. 38

Und so etwas rentiert sich auch. Man wird quasi Teil der Familie aus Gastgebern und anderen verrückten Vögeln aus der ganzen Welt, welche die Idee nach einem echt authentischen Erlebnis umtreibt. Jetzt mehr dazu: „[…] Nun wies ich die Ruderer an, die Ruder durch die Ösen in Position zu bringen und suchte nach der Steuerpinne. Immer genau in dem Moment, da ich mich am Heck niederließ, offenbarte mir ein Großteil der Crew, dass sie spontan entschieden haben, nicht rudern zu können oder zu wollen. Für ein gerechtfertigtes Kielholen blieb mir jedoch nie Zeit, da der Wind das Boot zuverlässig gegen irgendein Hindernis, wie die Kogge oder eine ankernde Segelyacht, drückte und ich uns mit einem Ruder abstoßen musste, sowie gleich darauf selbst auf einer Ruderbank Platz nehmen, um den faulen Landratten zu zeigen, dass man sogar alleine für ausreichend Vortrieb sorgen kann, wenn man sich richtig anstellt. […]“ Ich hätte nie gedacht, dass man so viel auf einmal sein kann. Bin ich vor wenigen Augenblicken noch Bootsbauer gewesen und habe eine mittelalterliche Kogge restauriert, habe ich mich gleich darauf in WikingerKlamotten umgezogen und den waschechten Nordmann gemimt. Der Ort, wo ich gelebt habe, war nämlich ein kleines, feines Wikingerdorf mit Zelten, Schmiede, Steinmetzerei und auch einem Ha-

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Schweden

fen. Von dort aus habe ich regelmäßig Touristen auf den großen Mälarensee hinausgenommen. In echten Ruderbooten aus Holz natürlich. In den meisten Fällen ging das auch gut – und wenn jemand ins Wasser fiel, musste ich die nächste Runde Met ausgeben. Nicht schlimm. Das Bemerkenswerte an den Schweden ist nämlich, dass sie alles bedeutend leichter nehmen als die Deutschen. Zum Beispiel: „[…] Etwas ähnliches ereignete sich dann auch, bloß erwischte es eines der Boote, welches bedauerlicherweise die Hälfte seines Buges verlor. Nach durchaus nachvollziehbarer Frustration darüber, setzte sich jedoch sehr rasch [unseres Häuptlings] mit der Muttermilch aufgenommener Optimismus durch. Er ließ uns eilig ein wenig Teer und Werkmaterial besorgen und im Eilverfahren schraubten und hämmerten wir den Bug einfach wieder an. Tadaaa! Und für einen Laien ließ sich wirklich kaum ein Unterschied bemerken. […]“ Habe ich eben Teer gesagt? Das ist dasselbe Zeug aus der Redewendung „Teeren und Federn“. Und in unserer harten Männergesellschaft war das tatsächlich eine Art Aufnahmeprüfung. Nur haben wir nicht Vögel gerupft, sondern Flachs genommen. Und die Sache lief eher mehr produktiv ab. „[… zum tausendsten Mal hörte ich] wie gut das Boot jetzt doch röche und wie es den Teer doch liebe. Wenn es danach ginge, müssten mir sämtliche Boote der Anlage bereits einen Heiratsantrag gemacht haben. Außerdem bekam ich allmählich Probleme mit dem Teer, der mich nicht nur vollständig verklebt hatte, sondern auch mit dem Rumpfwasser (Wasser im Boot!) das rutschigste Gemisch aller Zeiten ergab, in welchem ich seit fünf Stunden meine Sandalen badete, die nun garantiert wasserfest sind. […]“ Seitdem hatte ich keinen einzigen Mückenstich mehr. Wahrscheinlich haben die Biester genauso gute Nasen wie Menschen. Zu besonderen Gelegenheiten hat sich aber auch ein richtiger Pirat gewaschen. Mit Stahlwolle. Denn für Folgendes braucht man (fast) saubere Hände: „[…] wer das noch nach Zutaten geschichtete Fischgruau ohne Zögern, sondern mit hochgekrempelten Ärmeln und bloßen Händen umwühlte, oder wusste, dass man hartgekochte Eier […] nicht mit mühseligem Fingerfummeln aus der Schale pellt, sondern sie kurzum guillotiniert und anschließend auslöffelt und im permanenten Mega-Multitasking parallel [des Chefkochs] empfängerunfreundliche Befehle entgegennimmt, ausführt oder an beschäftigungslos erkannte Fraktionen weiterleitet und dann auch noch die nervöse Brautmutter beruhigt, dass unter unserer Regie na-

türlich alles zum Besten stehe. […]“ Von einem Tag auf den anderen schritt ich vom Achterdeck der „Roter Teufel“ in eine blitzblanke Hochglanzküche. Mein Häuptling, Herr und Meister war nämlich in seinem früheren Leben Sternekoch gewesen, hatte dann aber mehr Spaß am wilden Wikingerleben gefunden. Zu herausragenden Anlässen aber, wie Hochzeiten und Firmenkonferenzen, machten wir aus der großen Langhalle ein fabelhaftes Restaurant und kreierten lukullische Menus. Selbstverständlich habe ich ganz klein als Tellerwäscher angefangen, doch zum Glück konnte ich mich Schritt für Schritt an die Kochtöpfe der Haute cuisine heranarbeiten und durfte den Chefs über die Schulter schauen und von ihnen lernen. Zum Winter überlegte ich mir etwas ähnlich Wahnsinniges. Wohnen im Zelt machte bei dem Wetter keinen Spaß mehr, deswegen verschlug es mich dorthin, wo es noch viel kälter ist. Nach Lappland – Polarkreis! Und was kann man da machen? Schlittenhunde trainieren, tagelang in der weißen Wildnis herumziehen und Nordlichter bewundern. Jeder Tag ein unvergleichliches Erlebnis Aug in Aug mit der schier unberührten Natur. Ich könnte stundenlang von diesen Erfahrungen schwärmen, nur reicht nie die Zeit oder der Platz dafür. Bin ich froh, mich gut erinnern zu können und alles auf Papier gebannt zu haben. Jetzt habe ich eine Menge erzählt und es wäre noch eine Menge mehr. Dennoch hoffe ich, dass ihr Gefallen an meinem Bericht gefunden habt. Ich wünsche mir, euch inspiriert zu haben, dass ihr auch so etwas erleben wollt. Es ist wirklich einfacher, als man es sich vorstellt – man muss es nur versuchen. Wenn ihr Fragen habt, fragt gerne! Und im Nachhinein kann ich euch versichern: Das war die beste Entscheidung im meinem ganzen Leben! Wie oft hat man es schon, dass der Boss kommt und sagt: „Boys, I bought you some cannons!“ – Random pirate day halt.

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Hat der alte Doktorvater …

Textwelt Hier ist Raum für Literarisches aus eigener Feder. Ob Gedicht, Kurzgeschichte, Songtext oder Essay –

wir freuen uns auf eure kreativen Zuschriften!

Hat der alte Doktorvater … – Vorlesungen Halten 101 (Crashkurs) Stefan Walzer Als Promotionsstudent muss man schonmal den Professor in der Grundlagenvorlesung vertreten. Beim ersten Male war mir ganz feierlich zumute: In der linken Hand ein Stück Kreide, in der rechten einen Presenter – die Insignien des hohen Amtes – fühlte ich mich gleich einem Zauberlehrling, den man allein zurücklies, den großen Apparat der Vorlesung zu dirigieren, der in den Köpfen der zugehörigen Studentenhorde die magischen Symbole zum Tanzen bringen sollte. Und so wäre es an der Zeit gewesen, das Material gewissenhaft vorzubereiten und mir ein jedes Zauberwort sorgfältig zurechtzulegen, auf dass die über Jahre gewachsene und bis ins kleinste Detail abgestimmte Veranstaltung auch Kraft meiner bescheidenen Leitung ihren rechten Lauf nehme und das hohe Lernziel nicht verfehle. Stattdessen habe ich ein Gedicht (um)geschrieben. Hat der alte Doktorvater sich auf Konferenz begeben und ich werd’ die Alma Mater treu an seiner statt beleben! Die Sätze seiner Lehre, sind der Studenten Qual für sie unfassbar schwere, für mich längst trivial! Schwalle, schwalle, Zeil’ um Zeile, ohne Eile, das ist wichtig. Term massiert! – bedeutungspralle – qed! – der Satz ist richtig. Und nun kommt ihr Foliensätze, wohlvertraut die Vektorräumchen steht seid Jahren gleich im Netze tanzet nun nach meinem Däumchen. 40

Auch lockt mich die Tafel führ’ drauf elegant – lass das Plangeschwafel! – den Beweis frei Hand! Schwalle, schwalle, Zeil’ um Zeile, ohne Eile, das ist wichtig. Term massiert! – bedeutungspralle – qed! – der Satz ist richtig. Schon ein Doppelindex! Wie die Formel schwillt! Wie sich jede Tafel voll mit Termen füllt! Kürz dich, beta! Dein Verschwinden zu begründen würd’ gereichen, doch das Zeichen spottend steht da weiß auf schwarz und will nicht weichen. Ach der Schritt, worauf die Terme dort im Nenner weg sich heben und Kraft Induktionsannahme f von n plus 1 ergeben! Muss mich sammeln! Kann ich’s schaffen? Seh’ sie klaffen! Wissenslücke! Hundert Ohren hör’n mein Stammeln, zweifelnd Miene, bohrend Blicke! Lässt mich hängen, blöde Birne! Unsinn stammeln, Haare raufen! Spür’ ich über meine Stirne doch schon Schweiß in Strömen laufen! Ohn’ Erbarmen spottend steht da großer Quark! Doch nicht verzagen! Werd’ den Fall für grades beta eben separat erschlagen.

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Die Verpflichtungen des Herrn Müller

Sauber unterschieden, fällt’s Problem entzwei und nun find’ ich Frieden und ich atme frei. Doch da seh ich, beide Fälle – was zur Hölle?! – beide schwierig! Doppelt ratlos, hilflos steh ich tausend Augen glotzen gierig!

helft mir! Sagt! Wie kann ich’s wenden? Vorne streckt ein Händchen, (hinten alles döst) und ein mutig Stimmchen: spricht: „Ich hab’s gelöst!“ „In der Ecke! Dort das beta ist ein eta so ist’s besser diese Macke, glaub ich, hatte schon das Skript vom Herrn Professor.“

Terme schwirren Zeichen flirren, hört mein Flehen, ihr Studenten! Kann’s alleine nicht entwirren,

Die Verpflichtungen des Herrn Müller Manuel Bärenz Herr Müller war mit seiner neuen Arbeit relativ zufrieden. Die Arbeitszeiten waren flexibel, die Bezahlung anständig und seine Aufgabe leicht zu bewältigen. Es mochte sich zwar eine gewisse Monotonie breit machen, da er ständig das Selbe tat, aber das störte Herrn Müller nicht zu sehr. Er war kein Mensch gewaltiger Träume oder ein kreativer Kopf voller Tatendrang, er bevorzugte eine einfache, klar umrissene Arbeit, deren Ergebnis man sofort sah. Herr Müller tötete Menschen. Natürlich nicht irgendwelche wahllos ausgesuchten Passanten, nein, Herr Müllers Arbeit war eine durchaus seriöse, schließlich war er städtischer Beamter. Er tötete auch nicht etwa zum Tode Verurteilte, wie es in rückständigen Ländern getan wird, zu denen Herrn Müllers Heimatland selbstverständlich nicht gehört, sondern schlichtweg alle Menschen, die auf seiner Liste standen. Diese Liste bekam er von der Stadt per Amtspost regelmäßig jeden Montag zugestellt, mit Namen, Geburtsdaten und Anschriften der zu tötenden Personen. Herr Müller war natürlich zu Dienstantritt von einem Sachverständigen in die sachgemäße (oder personengemäße) Handhabung von Schusswaffen eingeführt und von einem zertifizierten Prüfer geprüft worden. Eine kleine, schwarze Amtspistole mitsamt Dämpfer hatte man ihm in ei-

nem Paket zugestellt, und neue Patronen erhielt er regelmäßig zum dritten Tag jedes Monats. Mit der Pistole und der Liste ging Herr Müller, der ein sehr ordentlicher Mann war, werktags um sechs Uhr dreißig aus dem Haus und suchte die Leute auf, die auf seiner Liste standen. Er klingelte an der jeweiligen Tür und wurde in der Regel sofort hereingelassen, nachdem er sich als Beamter der Stadt ausgewiesen hatte. Er informierte den Betreffenden darüber, dass seine Erschießung angeordnet worden war. Meistens erfragte der zu Erschießende an dieser Stelle weitere Informationen, zum Beispiel über Grund oder Rechtfertigung des Vorgangs, die Fragen wurden von Herrn Müller korrekterweise jedoch stets abgewiesen, mit einem höflichen Hinweis darauf, dass die Erteilung derartiger Informationen seine Befugnisse und Zuständigkeiten überschritten, er war eben nur für die Erschießung zuständig, ja sogar die vorherige Information über die Erschießung sei aus reiner Eigeninitiative geschehen, ebensogut hätte Herr Müller ohne ein Wort den Betreffenden erschießen können, da hätte er seine Arbeit auch gewissenhaft erledigt und niemand hätte einen Grund gehabt, sich zu beschweren. Aus Erfahrung (derlei Gespräche endeten in den seltensten Fällen mit beiderseitiger Zufriedenheit, wenn sie denn überhaupt endeten) brach Herr Müller das Gespräch üblicherweise an dieser Stelle ab und erschoss die Person mit der schallgeschützten Pistole. Herr Müller war darin mittlerweile sehr ge-

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Die Verpflichtungen des Herrn Müller

übt, er traf immer sauber in den Kopf, sodass der zu Erschießende schnell starb und keine unnötigen Schmerzen erleiden musste. Eine Patrone genügte im Regelfall für eine Person, daher konnte Herr Müller am Monatsende regelmäßig die meisten der zehn Zusatzpatronen, die ihm aus reiner Kulanz zu der berechneten Menge zugeteilt wurden, unbenutzt wieder zurückgeben. Der Mensch war also getötet worden, wie es die Anweisung vorsah, und lag nun auf dem Boden, meistens im Eingangsbereich der Wohnung, seltener tragischerweise auf einem teuren Teppich oder auf Holzdielen, wo unvermeidlich schwer zu beseitigende Blutflecken entstanden. In diesen Fällen hinterließ Herr Müller diskret eine Visitenkarte des Bürgeramtes, Abteilung Fragen und Beschwerden, mit dem umseitigen Hinweis, dass das Anrecht auf eine vierzigprozentige Beteiligung städtischerseits an der Reinigung des Teppichs oder Bodens bestünde. Die Leiche beseitigte Herr Müller nie, er war bei Dienstantritt ausdrücklich darauf hingewiesen worden, dass er auch dazu nicht zuständig sei. Herr Müller hatte also seine Arbeit getan und konnte den nächsten Menschen aufsuchen. Bevor er das tat, vermerkte er jedoch mit einem Haken die ordnungsgemäße Durchführung der Erschießung, oder mit einer Null und Angabe von Gründen (meistens Abwesenheit oder Verweigerung des Türöffnens) eine nicht durchgeführte Erschießung. Die so ausgefüllte Liste schickte er in der darauffolgenden Woche an einen Sachbearbeitenden zurück. Um fünf Uhr hatte Herr Müller meistens bereits etwa zehn Menschen getötet und gönnte sich den wohlverdienten Feierabend. Die Liste umfasste in der Regel vierzig Menschen, was dazu führte dass Herr Müller sie oft schon Donnerstag Nachmittags oder doch zumindest Freitag mittags abgearbeitet hatte und sich dem Wochenende zuwenden konnte. Das war die Arbeit des Herrn Müller. Die Menschen auf der Liste kannte Herr Müller in der Regel nicht näher. Ebenfalls kannten die Menschen ihn nicht, und es blieb auch nie eine Gelegenheit, dass der Eine den Anderen näher hätte kennenlernen können, das lag in der Natur von Herrn Müllers Arbeit, da er sie richtig tat, traf er jeden zu Erschießenden nur einmal. Er sah auch nie den Selben Namen zweimal, nehmen wir zum Beispiel an, ein Mensch hätte sich zum Zeitpunkt der anberaumten Erschießung nicht zu Hause befunden, dann hätte man sich ja zumindest nicht wundern müssen, wenn dieser Mensch einige Wochen später 42

auf der aktuellen Liste stände. Das passierte jedoch nie, oder zumindest konnte sich Herr Müller an eine solche Begebenheit nicht erinnern. Selten musste Herr Müller Personen erschießen, die er flüchtig kannte, so zum Beispiel eine Kassiererin des Supermarktes in dem Herr Müller einzukaufen pflegte, oder ein älterer Herr aus seiner Nachbarschaft. Nur einmal war es ein Freund von Herrn Müller gewesen, kein enger Freund, so dass Herr Müller starke Trauer empfunden hätte, aber zumindest einer, mit dem er mehr als nur oberflächliche Worte ausgetauscht hatte. Bei diesem Anlass hatte Herr Müller sich die Freiheit genommen, den Freund zu umarmen und einige persönliche Worte zum Abschied zu sagen. Am darauffolgenden Wochenende, an dem Herr Müller normalerweise seine verwitwete Mutter besuchte, erzählte er ihr von dieser nun doch tragischen, oder zumindest ironischen Begebenheit. Sie reagierte mit Unverständnis, hatte ihr Sohn ihr doch bisher noch nichts von seiner genauen Tätigkeit erzählt, seitdem er versetzt wurde, Herr Müller hatte sogar das Gefühl, dass sie seine Erzählung für einen Scherz hielt, was er ihr beinahe übel nahm, hatte er doch mit Scherzen und derlei Albernheiten nun wirklich gar nichts am Hut. Sie fragte ihn daraufhin, wieso er das tat, was die Begründung sei, die moralische, versteht sich, und ein reinen Verweis auf Vorschriften oder dienstliche Anweisungen akzeptiere sie nicht. Herr Müller begann in den folgenden Tagen darüber nachzudenken und gelangte zu dem Schluss, dass der Ersteller der Liste diese Begründung sicherlich kannte, ansonsten hätte das Erstellen der Liste ja gar keinen Sinn, und seine Arbeit wäre zwecklos. Es ist kaum möglich, dachte Herr Müller sich, dass sich eine offizielle Instanz so gründlich irren könnte. Was denn nun der genaue Grund war, musste ihm gar nicht bekannt sein, allein das Wissen um oder doch zumindest das vernünftige Vertrauen in seine Existenz genügte, um Herr Müllers Arbeit zu rechtfertigen. Eines Tages stand seine Mutter auf der Liste. Herr Müller atmete tief ein und seufzte, bevor er sich an dem Tag auf den Weg machte. Wie er ihr nun den Grund für diese Erschießung vermitteln konnte, wusste Herr Müller beim besten Willen nicht. Die Begründung, die sich in seinem Kopf gebildet hatte, war eine von dieser Sorte, die sich immer dann am sinnvollsten anfühlt, wenn man am wenigsten danach fragt. Bei genauerem Nachdenken

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Pfingstakademie 2016

fielen Herrn Müller eine Reihe Leute ein, die ihn gefragt hatten, wieso sie denn erschossen würden. Er erinnerte sich sogar, wenn er ehrlich war, an ein gewisses Gefühl der Erleichterung, diese Frage nicht beantworten zu müssen und das Gespräch mit einem Schuss beenden zu können. Herr Müller beschloss, entgegen seiner Gepflogenheiten seine Mutter einfach ohne ein Wort zu erschießen. Es war so am einfachsten für alle Beteiligten. Nach getaner Arbeit fühlte er zum ersten Mal einen Widerwillen gegen seine Arbeit. Die Frage nach der Begründung nagte nun an ihm stärker als zuvor, und eine gewisse Neugier, was denn nun der Grund für das Töten war, hatte sich in ihm festgesetzt. Herr Müller beschloss kurzerhand, der nächsten abgearbeiteten Liste ein persönliches Schreiben anzufügen, in dem er – selbstverständlich aus reinem privaten Interesse – nach dem genaueren Grund fragte, nach dem die Leute ausgewählt wurden, die erschossen werden mussten, natürlich ohne die Legitimation an sich zu hinterfragen. Herr Müllers Schreiben wurde nie beantwortet. Es vergingen einige Wochen, da erhielt Herr Müller eine wesentlich kürzere Liste als sonst üblich, sie enthielt genau genommen nur einen einzigen Namen: Den von Herrn Müller selbst. Eine gewisse Verwunderung machte sich bei ihm breit, hatte er doch bisher angenommen, dass die zu Er-

schießenden stets den Grund für die Erschießung kannten, und Herrn Müller fragten, um ihn in der Ausführung seiner Arbeit zu verunsichern und zu behindern um der Erschießung zu entgehen. Er konnte jedoch bei sich selbst beim besten Willen keinen Grund zur Erschießung feststellen. Herr Müller zuckte mit den Achseln, runzelte die Stirn, stellte sich vor den Spiegel und setzte die Pistole an seine Schläfe. Er betrachtete sein Spiegelbild und dachte nach. Schließlich schüttelte er den Kopf, setzte die Waffe ab und bemerkte, begleitet mit einem kleinen Lachen, „Ich bin ja ein Dummkopf.“ Er ging zur Liste, zeichnete hinter seinem Namen ein Häkchen, steckte die Liste in den Rückumschlag und warf den in den Briefkasten. „Wer hätte denn sonst nach meinem Tod die Liste ausgefüllt?“, meinte er zu sich und sicherte sich selbst zu, dass man in diesem speziellen Fall kulant damit sein würde, dass er die Liste vor der Beendigung seiner Arbeit bereits ausgefüllt zurückschickte. Herr Müller griff schließlich zur Pistole und erschoss sich selbst.

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Pfingstakademie 2016 Paul Engelmann

4. Denn schon seit Wochen freuen wir Uns auf das große Treffen hier. Vierhundertneun sind wir an Zahl – Rekordverdächtig allemal!

1. In Hessen steht der Eisenberg Und im Kalender der Vermerk, Dass wir an Pfingsten jetzt im Mai Auf der Aka sind dabei. 2. Schon früh hat man sich eingeschrieben, Um sich nach eigenem Belieben Einen Hausschlafplatz zu reservieren, Um im Zelt nicht zu erfrieren. 3. Denn leider ist uns ungewollt Das Wetter eher wenig hold. Doch mag es auch in Strömen gießen, Kann’s unsre Laune nicht verdrießen.

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Pfingstakademie 2016

5. Von allen mögen wir am meisten, Was die Orgas heldisch leisten. Nicht möglich wäre ohne sie Die pfingstliche Akademie. 6. Im Endeffekt nicht minder gerne Kommen wir aus weiter Ferne, Um alte Freundschaften zu binden Und neue noch dazu zu finden. 7. Haben wir nach langer Reise Auf Straße oder Bahngeleise Uns auf dem Berge eingefunden, Wollen wir das Areal erkunden. 8. Dieses ist nicht grade klein Und lädt zum Verlaufen ein. Man fasst es schnell in einen Satz: „Hier gibt es eine Menge Platz!“

Auf seiner weichen Isomatte, Weil er es lieber wärmer hatte. 12. Ganz anders ist’s um die bestellt, Die nächtigen im Großraumzelt Mit Schlafsack, Anorak und Schal, Denn frostig ist es recht brutal. 13. Mehr wird’s nicht als knapp zehn Grad, Da hört man lieber auf den Rat, Anstatt im Freien rumzusitzen Viel von Ort zu Ort zu flitzen. 14. Und dazu gibt es jederzeit Mannigfaltige Gelegenheit. Es finden ja die Kurse statt, Für die man sich erboten hat. 15. So geht man etwa zu der ART, Die Physik mit Kunst verpaart Und mit Einsteins Steckenpferd Das eigentlich Unmögliche erklärt. 16. Wie viel ein Alzheimerpatient Noch an Erinnerungen kennt, Zeigt Kurs Sprache nebenbei Abgesehen von der Laberei.

9. Und viele Höfe unter Eichen, Die einer wie dem andren gleichen Und zu allen Überflüssen Den gleichen Namen tragen müssen. 10. Buche, Fichte geht ja noch Oder Steinsgebiß, jedoch Werd’ ich rasch zum Fatalist, Ob’s Lischer oder Löschert ist! 11. Darinnen liegt mit viel Routine Der CdEler als Sardine 44

17. Dass fit nicht immer „strongest“ meint, Hat mancher Dino schon beweint. Und was lernt der Mensch daraus? Bist du blöd, so stirbst du aus! 18. Mit CRISPR/Cas, grün, rot und weiß Bringt Biotechnik den Beweis, Was mit den richtgen Farben dran, Das Genemendeln alles kann. 19. Was weiß man vom Caprivi-Zipfel? Es ist der Länderkunde höchster Gipfel, Zu wissen, dass dies Element Vier Länder voneinander trennt.

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Pfingstakademie 2016

20. Willst du dein Selbstbewusstsein optimieren, Hilft es sicher zu studieren, Dass man ganz fix Eindruck schindet, Wenn man sich selbst „awesome“ findet. 21. Man wird in unsrem saubren Land Mit dem MRSA bekannt, Der sich selbst ins Fäustchen lacht, Wenn man zu viel Antibiosen macht. 22. Dulle, Däuser, Schell und Unter – Du lernst Vokabeln rauf und runter Und klasse Kniffe ohne Frage Beim großen Doppelkopfgelage. 23. Endlich gibt es ein paar Helden, Die sich als Bahnexperten melden. Sie ermitteln mit Geschick Den optimalsten Zugfahrtrick.

Und spielt mit Frisbee oder Ball, Bis lautstark kracht Gewitterhall. 29. Derweil die Regentropfen rinnen, Verlegt man die KüA nach drinnen, Zockt Karten oder singt ein Lied, Bis die Dämmerung aufzieht. 30. Doch zum Schlafen ist die Nacht An diesen Tagen nicht gemacht. Munter wird die Zeit vertrieben Und gesellig wachgeblieben. 31. So lohnt es sich, um Spaß zu buchen, Den Bunten Abend zu besuchen, Wo alle vor Ideen sprühen Und zu großer Kunst erblühen.

24. Da ärgert sich Lord Voldemort: Seit neustem ist der Magiersport Auch für Muggel freigegeben, Die Quidditch aus der Taufe heben. 25. [Dass ich hier nicht alle nenne, Heißt nicht, dass ich nicht alle kenne, Oder sie nicht spannend waren – Nur gilt es am Papier zu sparen.] 26. Nach absolviertem Pflichtprogramm Steht man in der Schlange stramm Und wartet in der Menschenmasse, Dass sich ne Mahlzeit fassen lasse. 27. Der CdEler dieser Welt Hat die Ernährung umgestellt Und isst als täglich Brot gerade Nichts anderes als Schokolade. 28. Damit sich nicht die Pfunde mehren, Will er sich beim Sport bewähren

32. Wieder sind wie jedes Jahr Chor und Orchester wunderbar, Was sie nach kurzem Proben nur Musizieren mit Bravour! 33. Es können auch die Tänzer zeigen, Dass mehr geht als nur Ringelreigen. Bachata geht und Musical – Artistisch wie originell! 34. Mit Einfallsreichtum furios Legen auch die Impros los. Nie wieder wird für Groß und Klein Rosmarin dasselbe sein.

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Pfingstakademie 2016

35. Dazu gibt’s heitre Oratoren, Die lachgasgleich für unsre Ohren Die komisch-kongenialen Seiten Von Orient und Schach aufzeigen.

42. Das ist nicht Tee und auch nicht Wasser, Nein, unser Trunk ist weitaus krasser: Wir stürzen uns, um wach zu sein, Das schwarze Zeug in Litern rein.

36. Die Rettungscrux ist auch beendet – Der CdE hat Geld gespendet. Ab jetzt bereut kein Sanitäter: „Sorry! Ruf zurück, bis später!“

43. Zum frühen Frühstück fehlt obschon Die greifbare Motivation, Weil uns ständig unter Lallen Die Augenlider nieder fallen.

37. Im Anschluss an die wilden Nummern Hört man fette Boxen wummern. Jetzt feiern wir zu mega Bässen, Dass wir das Schlafen glatt vergessen.

44. Vielleicht ist, was uns bedrückt, Die Stunde, die da näher rückt. Unvermeidbar ist zum Schluss, Dass die Aka enden muss.

38. Stattdessen ist um kurz nach Drei Der Hunger wieder mit dabei. Kein Problem, wie abgesprochen, Kann man zu jeder Uhrzeit kochen.

45. Bevor der Alltag uns entzweit, Gedenken wir der schönen Zeit Und danken jenen Leuten, Die den CdE bedeuten.

39. Nach unsrem Nachtmahl voller Wonne Ist der Biorhythmus für die Tonne. Und ist der erstmal ruiniert, Lebt sich’s völlig ungeniert.

46. Die Busse rollen heimatwärts Und jeder spürt den Trennungsschmerz. Den Tränen wollen wir widerstehen Und freuen uns auf das Wiedersehen.

40. Da kann man auch zu querer Stunde Wandern eine große Runde Bis zum Bergesgipfel rauf, Denn dort geht die Sonne auf. 41. Erst wird Höhenluft getankt Und dann schlapp zu Tal gewankt, Denn irgendwie bedarf’s den Mann Nach etwas, das er trinken kann.

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El Presidente

Lieblingsstücke Was CdEler gern lesen, hören, sehen oder spielen, erfährst du hier. Auch du kannst gern ein Buch, Musikstück, Kunstwerk, Film, Gesellschafts- oder

Computerspiel vorstellen und anderen CdElern erklären, was dir daran gefällt.

Einmal leben wie El Presidente Marcus Herbig Du wolltest schon immer mal der Diktator einer Bananenrepublick sein? … ähm … ich meine … Du wolltest schon immer mal zum volksnahen Präsidenten einer aufstrebenden jungen Nation gewählt werden? Dann ist das Brettspiel Junta sicher etwas für dich. Junta bereitet bis zu sieben Spielern Spaß und manchmal auch Zwist. Das Spielgeschehen handelt in einer kleinen Inselrepublik und hat zum Ziel, möglichst viel Geld aus der Entwicklungshilfe auf die Schweizer Bankkonten der Spieler zu transferieren. Jeder Spieler wird in seiner politischen Funktion als Oberhaupt einer wichtigen Familie von verschiedenen Volksgruppen unterstützt und kann mit ihrer Hilfe Einfluss auf die Abstimmungen nehmen. Doch Vorsicht, manchmal stimmen auch die Toten noch einmal mit ab oder ein paar Wahlzettel tauchen mehrfach auf. Jede Abstimmung verläuft in zwei Wahlgängen, es sei denn, der Strom fällt mal wieder aus. Alle Spieler wählen, nach einer entsprechenden Wahlkampfrede, aus ihrer Mitte den Präsidenten. Der neue Machthaber verteilt nun die Ämter der drei Armeegeneräle, der Luftwaffe, der Marine und, einen der wichtigsten Posten, denn auf der Insel kann es auch mal etwas turbulenter zugehe, den Minister für innere Sicherheit. Anschließend zieht El Presidente die Entwicklungshilfe in Form von acht Geldscheinen mit zufälligen Geldwert ein und verteilt sie zu seinem Vorteil … ähm … zum Wohle der Nation verdeckt unter den Spielern auf. Selbstverständlich wird darüber abgestimmt, ob der Haushalt so angenommen wird; und sollte er einmal abgelehnt werden, so hilft ein loyaler Minister für innere Sicherheit sicher nach und schickt die Polizei als Meinungsverstärker ins Parlament. Nach diesem anstrengenden Arbeitstag stehen für jeden Spieler verschiedene Möglichkeiten der Freizeitgestaltung bereit: zu Hause oder bei der Freundin entspannen oder sich in wichtigen Lokalitäten aufhalten, wie der Bank (ja, für Bankgeschäfte) im

Hauptquartier (um weiter zu „Arbeiten“, z. B. an einem Putsch) oder im Nachtclub (ist doch offensichtlich, oder?). Aber auch hier lauert Gefahr, denn es können Attentäter geschickt werden. Aber keine Angst, stirbt man, so setzt man nur eine Runde aus und kommt dann als nachgerücktes Oberhaupt seiner Familie zurück. Auch um die dadurch freiwerdenden Ämter wird sich gut gekümmert: Die übernimmt ein Cousin des Präsidenten, und er hat viele Cousins. Sollte die politische Lage im Land doch mal etwas aus dem Ruder laufen, so kann es zu einem Putsch kommen. Dann wird das Spielfeld mit Armee, Demonstranten, Aufrührern, Studenten und anderem Personen, die bereit sind, für ihre Ideale zu kämpfen, gefüllt und in sieben Runden gekämpft. Nach dem Putsch geht es entweder mit dem alten Präsidenten weiter, wobei vermutlich der Rebellenführer den Kopf verloren hat, oder es gibt einen neuen El Presidente aus den Reihen der Rebellen. Wie lange dieser wohl an der Macht bleibt? Außer einen paar Grundregeln und dem groben Ablauf gibt die Spielanleitung nicht viel her, aber die erste Regel lautet auch „Es gibt keine Regeln“. Jegliche Bestechung, Intrige, jeglicher Hinterhalt und alle Absprachen, in allen Sprachen (z. B. Deutsch, Russisch, Spanisch, Esperanto) und Formen (Flüstern, Anschreien, wildes Gestikulieren, Handymessenger), sind erlaubt und erwünscht. Ein spannendes Brettspiel bei dem man in ca. zwei Stunden spielerisch auch die dunklen Seiten seine Mitspieler besser kennenlernt.

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Dichtung, die

Kleinkunst Auch für Kabarett und Satire gibt es wieder einen Platz im Heft! Spottet, lacht und tanzt – und

vergesst nicht, es für uns aufzuschreiben.

Aus der Enzyklopädie „Mathis erklärt die Welt“ Heute: Dichtung, die Mathis Kreitzscheck „Bei Dichtung handelt es sich um das geistige Ejakulat einer meist in der mittleren Pubertät einsetzenden Bewusstseinsspaltung. Einmal damit infiziert, bricht Dichtung bei jungen Teenagern mit ähnlicher Frequenz aus dem Gesicht hervor wie eitrig entzündete Pickel – und drückt man beide aus, ist was rauskommt, qualitativ kaum voneinander zu unterscheiden. Der Zustand ist chronisch – Dichtung kann sich neurosengleich in die Alltagshandlung des Heranwachsenden verankern und sich neben den anderen Zwangshandlungen wie der Verbreitung eines egozentrischen Weltbildes, ICQ-Signaturen in denen sich Rechtschreibfehler und Weltschmerz die Hand geben und lächerlichen pseudo-aufklärerischen Positionen etablieren.“ Kurzum, Dichtung ist zu Beginn meistens „Ichtung“ – denn um niemand anderen geht’s und wer meint, beim Dichten ginge es um Dich, der lügt – deswegen manchmal auch Lyrik. Ich muss es wissen, ich hab mir Dichtung früh eingefangen und was war das furchtbar! Man hat als 15-jähriger ja eigentlich besseres zu tun. Aber man denkt: Ha, jetzt Goethe ich aber mal ab hier kann ja nicht so schwer sein aber dann Löte ich lieber ab – bis um vier Uhr morgens. Womit wir auch die beiden größten Feinde der Dichtung bereits benannt hätten: den Reim und die Entertaste. Die Entertaste ist für die Dichtung, was das Transubstanziationsdogma für die Katholische Kirche ist. Ich drücke auf Enter und – „zack!“ – wird aus Prosa Dichtung. Aus „Letzten Samstag war ich einkaufen und hab mein Auto auf dem Kundenparkplatz abgestellt“ wird: letzten Samstag war ich im Super-Markt 48

hab mein Auto auf dem Kundenplatz geparkt. Mit nur einem Drück wird aus einem Kommafehler ein Enjambement. Ziemlich dämlich, denn Dichtung ist verdichtete Sprache und keine auseinandergerissene, sonst hieße es Dehnung. Löscht man sich noch die Groß- und Kleinschreibung zurecht, hat man moderne Dichtung – glaubt man. Modern ist, was ich nicht verstehe und klassisch, was sich reimt. Der Reim: Von ihm gibt es ja viele Erscheinungsformen: Endreim, Stabreim, Mittelreim, Pressreim, Kreuzreim, Matthias Reim und besonders letzterer hat der Dichtung geschadet wie kaum ein anderer. Der Reim – ist die schlechte Ausrede besoffener Zeilendrescher, warum sie ihre Frau wieder geschlagen haben, Der Reim – ist die Urlaubsvertretung des Versmaßes. Der Reim!!! – wenn nochmal irgendwer von euch meint oder hört, er stamme aus dem Land der Dichter und Denker, oder gar von Deutscher Leitkultur spricht . . . LEITKULTUUUUUR! Als der Germane im Wald saß und zum ersten Mal beim Puzzlespielen mit lateinischen Buchstaben grunzend gemerkt hat, dass es Wörter gibt, die mit dem gleichen Buchstaben anfangen und sogar welche, die hinten gleich klingen, da hatte der Semit seit 3000 Jahren in der Wüste an der Metrik und Schärfung von Sinneinheiten gearbeitet und Metaphern geschaffen, von denen „Lass mich deinen Acker pflügen“ nur in der zweiten Liga der Anzüglichkeiten spielt. Irgendwann kam dann dankbarerweise der Grieche beim Germanen vorbei. Der dachte beim Wort Versmaß bis dato nur an eine schnöselige Bezeichnung für „Schuhgröße“. Und der Grieche meinte: „Ja komm … also lass uns doch wenigs-

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Dichtung, die

tens mal Silben messen … nein … okay, ah …okay …Betonungen …auch gut.“ In diese Fußstapfen tritt man dann mit 15, wenn man zwischen der wöchentlichen Dusche und sich abwechselnd auf Plakate von Christina Aguillera und Bastian Schweinsteiger einen Runterholen tatsächlich ein paar Zeilen absondert – aber davon hat man in dem Alter ja keine Ahnung. Und wenn jetzt jemandem die andauernden Referenzen auf Körperflüssigkeiten auf die Nerven gehen: Die meisten an Dichtung leidenden Menschen sind nie aus der analen Phase herausgekommen, deswegen Po-esie. Oder manchmal Dichdung! Wenn nicht zufällig Heilung eintritt, dann muss man aus der Not Limonade machen oder wie das heißt. Als Erstes: Dichtung hat Grammatik. Das kann man deklinieren: „Mich-tung“ „Dich-tung“ „Ihn/sie/estung“ Geht wie Kunst, nur ist Kunst plural, weil sie alle angeht: „K-uns-t“ „K-eucht-t“ „K-sie-t“ Alles im Akkusativ – das ist ein Objektkasus, also wer meint, dass Dichtung Sprachspiel ist, weil man mit Sprache spielt, der hat etwas grundsätzlich missverstanden. Dichtung ist Sprachspiel, weil Dich die Sprache spielt. Zweitens: In diesem Spiel muss man ein extrem guter Verlierer sein. Um es mit Jochen Malmsheimer zu sagen: „Gedichte sind per se Dreck, wenn man sie selbst geschrieben hat.“ In vielleicht 5 % der Fälle lässt man sich von Dichtung schreiben. Das ist aber eine mythische Aussage (s. dazu den Eintrag Mythos in meiner Enzyklopädie). Außerdem ist die Dichtung dann beleidigt und man muss richtig ackern, dass mehr als ein Zweizeiler draus wird. Drittens: Nur weil es moralisch verwerflich ist, gibt es keinen Grund, die Entertaste nicht zu benutzen. Viertens: Versmaß Egal was euch die Rotweintrinker aus dem vorletzten Jahrhundert erzählen wollen, Deutsch ist wohl eine der unpraktischsten Sprachen zum dichten. Ein Beispiel: der Beginn von Goethes Zauberlehrling.

Hat der alte Hexenmeister sich doch einmal wegbegeben! Und nun sollen seine Geister auch nach meinem Willen leben. Lesen wir das noch mal: Hat der álteHexenmeíster sich doch eínmalwegbegébén! Und nun sóllen seine Geíster auch nach meínem Willen Lébén. Falsch betont sagt ihr. Lyrische Anapäste mit aufgelöstem zweiten Breve und spondeischer Klausel – sag ich. Von Natur aus packen wir sowieso erstmal fast alles in einen Jambus. Das ist ein Riesenproblem, wenn ich wohlklingende Wörter, die in moderner Dichtung unumgänglich sind, wie etwa „Gehirngespladder“, in ein Versmaß packen will, das nicht unbetont-betont-unbetont-betontunbetont ist. Gehírngespládder Es gibt zwei Möglichkeiten bzw. „Es gíbt zwei Mö´glichkeíten“ – jambischer Trimeter. Ohne, dass ich was gemacht habe. Es gibt zwei Möglichkeiten dieser Tatsache zu begegnen. Entweder ich lasse alle tendenziell unbetonten Wörter wie Artikel, Konjunktionen, Präpositionen usw. weg oder ich packe so viele davon und das ein oder andere „o“, „ach“, und „weh“ in meinen Satz rein um die entsprechende Betonungsabfolge hinzubekommen. In diesem Sinne: vier Zeilen Dichtung über Dichtung. Und zwar in den einzigen beiden Versmaßen, die dem deutschen Geist wirklich angemessen sind: Erst Marschanapäste und wenn man das lang genug gemacht hat Hinkjamben. Dabei dürft ihr Zeugen meiner Fähigkeit, Endreim und Entertaste zu verwenden, werden. — hoch im Baum überm Hang wachsen Verse grün und ich reck und ich reck meine Hände reif an dem Ast sind voll Saft meine Zeilen schön mit der Spitze der Finger nach Lyrik greif es bricht der Zweig und sieh ein Wort tropft ab zersplittert Holz der Füße Halt rutscht fort und tief hinunter Gras voll Fallobst, Wurzeln roh Getier und Bruch, Gedichtstatort

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Koprophonium Teil 2

Koprophonium Teil 2 Tessi Ihr Lieben, es meldet sich eure Tessie zurück nach einem anstrengenden und aufwühlenden Dienst. Mein Debüt-Text aus der letzten Ausgabe wurde von der Redaktion – meiner Ansicht nach zu Recht! – als „deftig“ bezeichnet. Völlig gegensätzlich dazu habe ich mir mein heutiges Erlebnis zum Anlass genommen, etwas zu schreiben über das Sterben. Kontraste über Kontraste, so ist das Leben. Ich habe heute mit dem Enkel einer 94jährigen ein Therapiebegrenzungsgespräch geführt. Dieser Enkel ist der gesetzliche Betreuer seiner Oma, die nach einem Schlaganfall im Pflegeheim lebt, nicht mehr sprechen und nicht mehr laufen kann. Auch das mit dem Essen und Trinken hat vor dem gestrigen Tag nicht mehr so richtig geklappt, als sie aus dem Rollstuhl fiel, sich den Oberschenkelknochen brach und in mein Krankenhaus gebracht wurde. Die Orthopäden sahen in der Verletzung einen dringenden Grund für eine Operation und da kommen wir als „Sandmänner“ ins Spiel – für die OP braucht’s ja auch eine Narkose. Es war mein erstes solches Gespräch. Normalerweise machen das nicht die Assistenzärzte, sondern irgendwer von den „Großen“, aber es war kein anderer verfügbar, wie das so oft ist, und deswegen … wie es halt manchmal so läuft. Ich nenne das „umstandsadaptierte Prinzipienflexibilität“. Der Enkel war glücklicherweise realistisch, reflektiert und zugänglich und musste nicht erst überzeugt werden, dass nicht mehr jede Maßnahme, begonnen mit einer Herzdruckmassage über die hohen Register der Intensivmedizin mit Organersatzverfahren bis hin zur Langzeitbeatmung, auch medizinisch gesehen Sinn ergibt. Er wolle seiner Oma aber „die Chance geben, sich zu erholen und noch ein bisschen Lebensqualität zu haben“, so erklärte er mir. Nun führen wir ja immer wieder Diskussionen über die Rationierung im Gesundheitswesen. Ich habe auch erst jüngst in der ZEIT wieder einen Artikel gelesen, wo es darum geht, weniger teure Hightechmedizin zu machen und stattdessen Schwerkranken und Sterbenden mehr Pflege und Zuwendung zukommen zu lassen. Das klingt doch auch in seiner Pauschalität erst mal wunderbar, oder nicht? Vor allem für uns, die wir nicht in der Rol50

le des bevollmächtigten Angehörigen sind – oder gar in der des Patienten. Vom Sofa aus lassen sich solche Themen leicht diskutieren. Aber wie leicht fällt uns das Verweigern der verteufelten Apparatemedizin dann, wenn es plötzlich unsere Lieben sind, über die entschieden werden muss? Was hättet ihr entschieden, wenn das eure Oma wäre? Herzdruckmassage? Intensivtherapie? Der Blickwinkel ändert Argumente und Ansichten. Mir persönlich fällt es in diesem Beispiel recht leicht, die Patientin „loszulassen“. Ihre noch zu erwartende Lebensspanne ist aufgrund ihres hohen Alters und ihre von außen wahrnehmbare Lebensqualität durch unveränderlich vorhandene Vorerkrankungen limitiert. Dennoch hat der Enkel ausschließlich die Reanimation als Akutmaßnahme abgelehnt, die Patientin wird morgen, so sie die OP an sich überlebt, den fleißigen Händen unserer Intensivstation zugeführt, um notfalls alles zu erhalten, was unsere Trickkiste sonst noch beinhaltet. Von meiner Sofaposition aus hätte ich persönlich für meine Oma anders entschieden. Ohne den Druck, mit dieser Entscheidung dann aber auch leben zu müssen, versteht sich. Ich finde, wenn man pauschal nach weniger Hightech und mehr Zuwendung schreit, lässt man gerne einige Punkte außer Acht, die ich einfach als lose Sammlung zum Nachdenken mal zusammenstellen mag: Schließen Hightech und Zuwendung sich wirklich kategorisch aus? Oder verstecken wir uns gerne hinter ersterem, obwohl wir auch letzteres damit in Einklang bringen könnten, wenn es uns persönlich nicht so viel kosten würde? Für mich gibt es im beruflichen Alltag kaum etwas, was ich als ähnlich anstrengend empfinde wie solche Gespräche, die auch an die persönliche Substanz gehen, die uns diese fremden Menschen als Individuen nahe bringen und die deswegen das Treffen des schmalen Grats zwischen Empathie und Professionalität von uns erfordern. Mein piepender und blinkender Narkosomat eilt mir hier nicht zur Hilfe, um eine nur durch ein Konglomerat von Schläuchen überbrückte Distanz herzustellen zwischen mir und diesem Menschen, der mir sein Leben anvertraut hat. Würde ich mir diese Bürde jedes Mal bewusst machen, wenn ich sie schultere, könnte ich sie wahrscheinlich nicht tragen. Für mich persönlich schließen sich Hightech und menschliche Zuwendung nicht aus. Mei-

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Koprophonium Teil 2

ner Beobachtung nach bedarf es aber, um beides leisten zu können, einer Atmosphäre und auch praktisch-organisatorischer Rahmenbedingungen, die an deutschen Kliniken aufgrund pekuniärer Gründe selten so vorhanden sind. Was keine Entschuldigung ist, aber ein Erkläransatz, wenn auch vielleicht ein ausgelutschter, der ein schales „Gschmäckle“ hinterlässt. Ich halte es jedenfalls für kurzsichtig, diese beiden Kategorien gegeneinander auszuspielen und esso darzustellen, als gäbe es auch theoretisch das Eine nur auf Kosten des Anderen. Denn eigentlich wollen die Menschen ja doch beides und sie wollen sich nicht dazwischen entscheiden müssen. Denn Patienten, die sich einer schweren, nicht heilbaren Krankheit gegenübersehen und die dabei wachen Verstandes und entscheidungsfähig sind, entscheiden sich sehr häufig dafür, auch eine strapazenreiche Therapie über sich ergehen zu lassen, um dadurch noch Lebenszeit zu gewinnen, auch unter erheblichen Einbußen bei der Lebensqualität. Ich habe mehr Beispiele gesehen, wo dann die Patientenverfügungen über Bord geworfen und doch nochmal Chemo gewünscht wurde als solche, wo Patienten wirklich untherapiert die Klinik verlassen haben. Nochmal zum Thema Sofaposition also. Und zum Thema „Lebenswert“. Wir reden hier über das Leiden der Patienten oder viel eher darüber, wie wir von außen dieses einschätzen. Worüber man ungern redet, sind die Angehörigen, die darüber Entscheidungen zu fällen haben. Die zurückbleiben, wenn der Patient unter welchen Umständen auch immer verstorben ist, und die diese Umstände beeinflusst haben, beeinflussen mussten. Sie müssen mit all dem weiterleben. Sie sind dabei erst einmal und primär allein, denn sehr bald nach dem Ableben des Patienten ist die behandelnde Einrichtung nicht mehr zuständig, falls sie sich überhaupt jemals zuständig gefühlt hat. In den meisten Fällen, die ich auf der Intensivstation erlebe, geht es bei diesen Therapieabbruchentscheidungen nicht mehr um eine echte Langzeitprognose für die meist betagten Patienten. Es geht oft allenfalls um Monate unter sehr limitierter Lebensqualität. Und die Angehörigen leiden häufig unter dieser Gesamtkonstellation, ebenso wie unsere Patienten, oder sogar noch mehr. Medizinische Therapie kann vielfältige physische und psychische Leiden in unseren Patienten lindern, aber sie kann sie nicht immer völlig eliminieren. Selbst einen Patienten ins „künstliche Koma“ zu versetzen, was eine sehr einschneidende Ultima ratio darstellt, bedeutet

zwar, dass sein Bewusstsein weite Teile von Selbst und Umgebung nicht mehr aufnimmt, aber es bedeutet nicht, dass sämtliche Reize unterbunden werden, die nicht weiterhin biochemisch messbare Reaktionen zur Folge hätten. Ob man einen individuellen Zustand mit dem hochemotionalen Begriff des „Leidens“ bezeichnen darf, ist sicherlich subjektiv und auch nicht immer zielführend. Ich will hier auch wirklich nicht den Eindruck vermitteln, hier würden Menschen gequält und Maßnahmen, um negative Empfindungen zu mildern, würden absichtlich oder unabsichtlich unterlassen. Man muss so etwas dazu sagen, ältere Kollegen berichten, sie wären heute im Alltag mit viel mehr Misstrauen seitens von Laien konfrontiert als noch vor 10 Jahren. Ängste helfen uns hier aber nicht weiter, viel mehr sollten wir über solche Themen viel unemotionaler sprechen. Können wir nur meistens nicht, weil das Thema Tod uns alle so sehr betrifft wie kaum ein anderes. Ein Rest dessen jedenfalls, ein Schatten eines gewissen Diskomforts, bleibt unter den ganzen Schmerzmitteln und Beruhigungsmitteln meinem ganz eigenen Gefühl nach häufig übrig. Und das merken auch die Angehörigen und sie quälen sich damit, denn es herrscht die irrige Vorstellung, dass Medizin in der Lage sein muss, Leiden am Lebensende komplett auszuschalten, sonst sei sie nicht richtig gemacht. Diese Vorstellung ist für mich Teil besagter Sofaethik für Leute, die das Glück hatten, noch nie am eigenen Leib konfrontiert worden zu sein. Wer schon einmal eine Intensivstation von innen gesehen hat, weiß, dass heimelig und beschützt oder gar intim nicht unbedingt passende Attribute sind. Aber man könnte den Angehörigen deutlicher machen, dass das nicht in ihrer Verantwortung liegt. Ich habe sehr oft den Eindruck, dass Angehörige solch schwerwiegende Entscheidungen über Therapielimitierung oder -abbruch treffen, ohne dabei miteinzubeziehen, dass sie damit, im Gegensatz zum Patienten, oft noch Jahre und Jahrzehnte weiterleben müssen. Sie versuchen, ethisch nach dem Sofaethikkodex zu handeln, der sich aber eigentlich nicht mehr mit der auf sie einstürzenden Realität in Einklang bringen lässt. Ich habe manchmal den Eindruck, dass diese Diskussionen über Therapielimitierung und „ethisches Sterben“ dazu führen, dass die Angehörigen sich weniger trauen, zu sagen, dass sie Zeit brauchen. Zeit, um zu realisieren , sich zu verabschieden und sich selbst ihre Hilflosigkeit zu verzeihen. Zeit, in der ihre Lieben

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Aus den Archiven des Ministeriums. Teil 2 — —

„weiterleiden“, in der sich nichts ändert, wo doch heute alles an sichtbaren Maßnahmen und deren quantifiziertem Erfolg gemessen wird und entsprechend schnell gehen muss. Auch, wenn es unsere Gesellschaft viel Geld kostet, bin ich froh, dass unser System es noch zulässt, dass meine 94-jährige Patientin morgen operiert wird. Ob sie es überlebt, kann noch keiner sagen, und wenn ja, mit welcher kurz- und mittelfristigen Lebensqualität. Aber ihr Enkel, der kaum älter ist als ich und auf dem die Last dieser heutigen Entscheidungen liegt und der diese sein jun-

ges Leben lang wird tragen müssen, hatte für mich deutlich spürbar das gute Gefühl, nicht der Henker seiner Oma zu sein, sondern ihr eine Chance gegeben zu haben, so vage diese auch sein mag. Wie viel Geld ist uns dieses Gefühl wert? Wie viel Seelenheil der Angehörigen ist uns im Interessenskonfliktfall eine eventuelle Leidensverlängerung für unsere Patienten wert? Was wiegt für mich als Arzt schwerer und kann ich das überhaupt entscheiden? Und wenn nein, wer dann? Tessie

Aus den Archiven des Ministeriums. Teil 2 Ole Schwen und Simon Kempny Anlässlich einer Auf- und Umräumaktion im Keller des Ministeriums stieß man vor einiger Zeit auf bisher unbekannte Korrespondenz zwischen verschiedenen nachgeordneten Dienststellen vorwiegend in Norddeutschland, über deren Arbeit bislang wenig bekannt war. Wir setzen hiermit die Veröffentlichung der bei einer ersten Sichtung besonders relevant erscheinenden Fundstücke fort. Die Herausgeber

Werter Herr Kollege, ich hoffe, Sie haben Ihre Muskel- und sonstigen allfälligen Kater nach der Fortbildungswoche mit skilastigem Rahmenprogramm gut überstanden. Der letzte Vortrag wurde ja jäh unterbrochen, als Kollege Wolleitner mit dem Pistenbulli die Glasfront des Tagungshotels fragmentierte; dadurch konnten wir die Qualitätsprobleme der Befestigungsvorrichtungen von Bommeln an Skihelmen leider nicht mehr abschließend diskutieren. Wir sollten diesbezüglich noch ein Gutachten bei der zuständigen Dampfkessel-Überwachungs-Societät in Auftrag geben, ob die am Markt befindlichen Erzeugnisse dem dereinst beschlossenen Pflichtenheft genügen. Was halten Sie eigentlich von den Maßnahmen zur Festigung der emotionalen Bindung an das Haus? Ich fand sie, wie auch den spärlich ausgeschenkten Wein, heuer etwas trocken geraten. Erfrischend kurz war hingegen die Festrede der Ministerin anlässlich der Verleihung des grauen Ehrenbommels an Pensionalrat Hans-Joachim für seinen

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Ratgeber „Jung bleiben mit Bommel“. Im Übrigen scheint sich im Hause herumgesprochen zu haben, dass Sie auf dem Ziehweg eine Snowboarderin abgeschleppt haben. Mir ist zu Ohren gekommen, dass die Ministerin hier Sorgen um unsere Außenwirkung hat und Sie demnächst zu einer Stellungnahme auffordern wird. In der Hoffnung auf ein baldiges Wiedertreffen verbleibe ich hochachtungsvoll Ihr Ole Schwen

— Orandum est, ut sit bommela sana super corpore sano! (Caesar, De bello iberico)

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Geschätzter Amtsgenosse, Muskelkater plagte mich nach der Rückkehr aus den Bergen trotz der rekordverdächtigen Tageskilometerleistungen, wozu ich meine Abteilung anhielt, keiner. Allein wegen der Brettln sollte ich gelegentlich bei der Chefin des Zerrinnungsreferats – verzeihen Sie die Flapsigkeit, aber so nennen wir hier in der Vertretung die Koordinierungsstelle Heißwachs und Finanzen – vorstellig werden; Kommerzialrätin Schefflhuber findet eigentlich immer eine Lösung, seien es Haushalts-, seien es Laufflächenlöcher. Das von Ihnen angesprochene (auch hier umlaufende) Gerücht, meine Person betreffend, beruht selbstverständlich auf einer böswilligen Verzerrung der Tatsachen! Von abschleppen kann überhaupt keine Rede sein. Vielmehr war es so, dass ich, um die Schneedecke zu schonen und nicht durch Aufkanten der Ski weiter abzutragen, nach einem Bremsklotz Ausschau hielt und dabei einer schiebenden Snowboarderin am Pistenrand angesichtig wurde. Milder gestimmt, als die Ihnen sicherlich bekannte apokryphe letzte Strophe des „Hinterglemmer Skigesangs“ 1 nahelegt, bot ich ihr, heransausend, meinen linken Stock dar; sie ergriff ihn und übernahm somit einen Teil meiner überschüssigen kinetischen Energie. Die Kommunikation zwischen uns beschränkte sich darauf, dass

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ich sie – sie trug Puschelmütze! – auf die Unvorschriftsmäßigkeit ihrer Kopfbedeckung hinwies. (Überhaupt sollte die Ministerin sich mehr mit ihrer eigenen Außenwirkung beschäftigen. Im Vertrauen: Es war wohl kein Zufall, dass ihre Festrede für Hans-Joachim so kurz ausfiel, und auch keine übertriebene Menschenliebe. Zumindest keine unspezifische: Ich sah sie, kurz nachdem sie die Bühne verlassen hatte, mit ihrem jungen, gutaussehenden Praktikanten auffällig unauffällig in Richtung ihrer Suite verschwinden.) Ihre Hoffnung auf ein Wiedersehen „in monte ferri aut alio loco“ teilend, bin ich stets Ihr Simon Kempny

— „Sein Nam’ ist Bommel!“/„Auch der meinige!“ (Schiller, Bommelstein)

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exPuls Nr. 33 (2009), S. 12; dazu Anm. der Hrsg.: Einem von unbekannter Hand beschriebenen Zettel, der sich in den Akten unter „Verschlusssachen“ fand, zufolge, dürfte die in Bezug genommene Strophe wie folgt gelautet haben: „Wer ist’s, der die Pisten verschandelt,/den Ziehweg verstopft, gar so gemein?/Es kann die Zerstörung der Fahrwege nur/das Werk der Snowboarder sein.“

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Fotorätsel

Rätselecke Die Auflösung zu unseren Rätseln findest du ab S. 55. Gern kannst du für kommende Ausgaben

selbst erstellte Rätsel einreichen.

Fotorätsel Jost Migenda Frage: Was hat das dunkle Haus auf dem Foto mit dem CdE zu tun?

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Fotorätsel

Fotorätsel Lösung Jost Migenda

Gnsry arora qrz Rvatnat fgrug „Qrgyri Znatre“.) (Schlüssel: rot13)

Antwort: Rf vfg hafre Irervaffvgm. (Nhs qre hagrera

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CdElokal

Kontaktdaten und Informationen zu den Lokalgruppen gibt’s in der Print-Ausgabe bzw. online unter http://www.cde-ev.de/node/19

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