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ETWAS BESSERES ALS WEIHNACHTEN

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Auflage jeder Ausgabe: 42 182 000 IN 195 SPRACHEN

DECEMBER 1, 2012

¨ ¨ DER WACHTTURM soll Jehova, den allmachtigen Gott und hochsten Herrscher, ehren. Der Name der Zeitschrift erinnert an ¨ ¨ Wachtturme in alter Zeit, die als Beobachtungsposten dienten. Der Wachtturm beobachtet Weltereignisse und erklart sie im ¨ Licht biblischer Prophezeiungen. Er macht seinen Lesern mit einer guten Botschaft Mut: Gottes Konigreich — eine reale ¨ ¨ Regierung im Himmel — wird auf der Erde bald ein Paradies schaffen, in dem es nichts Boses mehr gibt. Er fordert den Glauben ¨ ¨ ¨ an Jesus Christus, der fur uns gestorben ist, damit wir ewig leben konnen, und der heute als Konig im Himmel regiert. Der ¨ ¨ Wachtturm wird von Jehovas Zeugen herausgegeben und erscheint regelmaßig seit 1879. Er ist unpolitisch und stutzt sich konsequent auf die Bibel. ¨ ¨ Diese Zeitschrift wird im Rahmen eines weltweiten gottesdienstlichen Werks zur Verfugung gestellt, das ¨ durch freiwillige Spenden unterstutzt wird. Sie ist nicht zum ¨ Verkauf bestimmt. Die verwendete Bibelubersetzung ist, wenn nicht anders angegeben, die Neue-Welt-Ubersetzung der Heiligen Schrift — mit Studienverweisen.

TITELTHEMA 3 Weihnachtsstimmung

7 Zusammensein mit der Familie

4 Erinnerung an Jesus Christus

8 „Frieden auf Erden“

5 Die Freude am Schenken ¨ 6 Hilfe fur Menschen in Not

9 Sie haben etwas Besseres gefunden

RUBRIKEN 10 11 16 21 22 30

Fragen unserer Leser: Warum feiern manche kein Weihnachten? ¨ Wie man Gott naherkommt: Steht mein Name im „Gedenkbuch“ Gottes? Die Bibel hat die Antwort: Warum schickte Gott Jesus auf die Erde? ¨ Hatten Sie es gewusst? Ein Brief aus Benin ¨ ¨ Fur Gesprache mit den Kindern: Jotham hielt fest zu Gott, obwohl er es zu Hause nicht leicht hatte

AUSSERDEM IN DIESER AUSGABE 12

Endlich wirklich frei!

18 „Habe ich schon einmal gelebt?“ ¨ 24 Schonheitspflege und Kosmetik in biblischer Zeit ¨ 27 „Die Geschichte lugt nicht“

Weihnachtsstimmung I N DER Vorweihnachtszeit verbreiten Lieder, Filme ¨ und Fernsehsendungen eine frohliche, erwar¨ tungsvolle Atmosphare: Weihnachtsstimmung soll einkehren. Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste an Weihnachten? Ist es . . . ˘

die Erinnerung an Jesus Christus die Freude am Schenken ¨ ˘ die Hilfe fur Menschen in Not ˘ das Zusammensein mit der Familie ˘ der Frieden auf Erden? ˘

„Im Trubel dieser Jahreszeit wird man leicht mitgerissen. Die ¨ ublichen Weihnachtstraditionen sind nur noch Punkte auf einer Abhakliste; Zeiten mit Freunden ¨ und Verwandten mussen oft anderen Terminen weichen. Das ‚Fest der Freude‘ wird nicht selten zum Stresstest“ (BRAD HENRY, EHEMALIGER GOUVERNEUR VON OKLAHOMA [USA], 23. DEZEMBER 2008)

Wie der nebenstehend zitierte Gouverneur feststellte, finden es viele, die Weihnachten feiern, nicht leicht, auch nur eines dieser Ziele zu errei¨ chen. Oft uberwiegen Hektik und Stress und es geht ¨ ¨ hauptsachlich ums Geschaft. Steht man also auf verlorenem Posten, wenn man die Liebe und die Freude sucht, die Weihnachten kennzeichnen sollten? Die Bibel legt allen ans Herz, sich an Jesus Christus zu erinnern, gern zu geben, Menschen in Not ¨ zu helfen und sich Zeit fur die Familie zu nehmen. Auch lehrt sie uns, mit anderen Frieden zu halten. In dieser Artikelserie soll es nicht darum gehen, weshalb manche kein Weihnachten feiern,1 sondern um die Fragen: ¨ ˘ Was ist fur viele der Grund, warum sie Weihnachten feiern? ˘ Woran liegt es, dass die Erwartungen oft ¨ enttauscht werden? ¨ ˘ Welche biblischen Grundsatze haben Millionen geholfen, etwas Besseres als Weihnachten zu finden? 1 In dem Artikel „Fragen unserer Leser: Warum feiern manche ¨ kein Weihnachten?“ auf Seite 10 wird erklart, aus welchen bibli¨ schen Grunden sich manche gegen Weihnachten entscheiden. DER WACHTTURM ˙ 1. DEZEMBER 2012

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Erinnerung an

Jesus Christus „Tut dies immer wieder zur Erinnerung an mich“ (LUKAS 22:19) Warum manche Weihnachten feiern. „Weihnachten wird wegen Jesus gefeiert“, sagen ¨ viele. Fur sie ist es das Fest der Geburt Christi. Das Problem dabei? ¨ Weihnachtslieder und Weihnachtsbrauche haben oft wenig mit Jesus zu tun. Millionen feiern Weihnachten, obwohl sie gar nicht an ihn glauben. Manche sind noch nicht einmal davon ¨ ¨ ¨ uberzeugt, dass er uberhaupt gelebt hat. Fur die ¨ Geschaftswelt ist Weihnachten eher ein Anlass, Waren an den Mann zu bringen, als an Jesus zu erinnern. ¨ Biblische Grundsatze, die Orientierung bieten. Der Menschensohn ist gekommen, um seine See¨ le als ein Losegeld im Austausch gegen viele zu geben (Markus 10:45). Jesus sagte den eingangs zitierten Satz „Tut dies immer wieder zur Erinnerung an mich“ ganz offensichtlich nicht am Tag seiner Geburt, sondern am Abend, bevor er ¨ starb. Er fuhrte damals eine einfache Feier zum Gedenken an seinen Tod ein. Wieso wollte Jesus aber, dass sich seine Nachfolger eher an seinen Tod erinnern als an seine Geburt? Weil gehorsame Menschen durch seinen Opfertod ewiges Le¨ ben haben konnen. In der Bibel steht: „Der ¨ Lohn, den die Sunde zahlt, ist der Tod, die Gabe aber, die Gott gibt, ist ewiges Leben durch Chris-

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¨ tus Jesus, unseren Herrn“ (Romer 6:23). Jedes ¨ Mal wenn sich der Todestag Jesu jahrt, erinnern sich seine Nachfolger an ihn — doch sie sehen ihn dann nicht als hilfloses Kind in der Krippe, sondern als „Retter der Welt“ (Johannes 4:42). ¨ Christus hat fur euch gelitten, euch ein Beispiel hinterlassend, damit ihr seinen Fußstapfen genau nachfolgt (1. Petrus 2:21). Wie ehrt man Jesus und wie kann man seiner gedenken? Indem man sich damit befasst, was er uns als vollkom¨ mener Mensch vorgelebt hat. Indem man daru¨ ber nachdenkt, wie sein Mitgefuhl, seine Geduld und sein Mut, das Richtige zu tun, zum Ausdruck kamen. Und indem man versucht, sein Vorbild ins eigene Leben hineinwirken zu lassen. ¨ ¨ Das Konigreich der Welt ist das Konigreich unseres Herrn und seines Christus geworden, und er ¨ ¨ wird fur immer und ewig als Konig regieren (Of¨ fenbarung 11:15). Wenn man uber Jesus nachdenkt, sollte man sich auch fragen, was er heu¨ te tut. Jesus herrscht als Konig im Himmel. Eine ¨ Prophezeiung in der Bibel sagt uber ihn: „Mit Gerechtigkeit wird er die Geringen richten, und mit Geradheit wird er Zurechtweisung erteilen ¨ ¨ mussen zugunsten der Sanftmutigen der Erde“ (Jesaja 11:4). Diese Beschreibung passt nicht ¨ zu einem Neugeborenen; sie gehort zu einem ¨ machtigen Herrscher.

¨ Belgien: rue d’Argile-Potaardestraat 60, B-1950 Kraainem. Danemark: PO Box 340, DK-4300 Holbæk. Deutschland: 65617 Selters. Finnland: PO Box 68, FI-01301 Vantaa. Frankreich: BP 625, F-27406 Louviers Cedex. Griechenland: Kifisias 77, GR 151 24 Marousi. Großbritannien: The Ridgeway, London NW7 1RN. Italien: Via della Bufalotta 1281, I-00138 Rom RM. Kroatien: PP 58, HR-10090 Zagreb-Susedgrad. Niederlande: Noordbargerstraat 77, NL-7812 AA Emmen. Norwegen: Gaupeveien 24, NO-1914 Ytre Enebakk. Polen: ul. Warszawska 14, 05-830 Nadarzyn. Portugal: Apartado 91, P-2766-955 Estoril. Schweden: PO Box 5, SE-732 21 Arboga. Slowakei: PO ´ Box 2, 830 04 Bratislava 34. Spanien: Apartado 132, 28850 Torrejon de Ardoz (Madrid). Ungarn: Budapest, Pf 20, H-1631. Vereinigte

Staaten von Amerika: 25 Columbia Heights, Brooklyn, NY 11201-2483. 5 2012, Druck und Verlag: Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft der Zeugen Jehovas, e. V., Selters/Taunus. Deutsche Ausgabe. Verantwortliche Redaktion: Ramon Templeton, Selters/Taunus. 5 2012 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania. Alle Rechte vorbehalten. Printed in Germany. Vol. 133, No. 23

Semimonthly

GERMAN

Die Freude am

Schenken ¨ „Begluckender ist Geben als Empfangen“ (APOSTELGESCHICHTE

20:35)

Warum manche Weihnachten feiern. Wie Jesus sagte, macht Geben sowohl den ¨ ¨ Geber als auch den Empfanger glucklich. Des¨ halb spielt fur viele das Schenken an Weihnachten eine ganz große Rolle. Laut einer Umfrage waren zum Beispiel die Iren im vergangenen Jahr trotz der Wirtschaftskrise be¨ ¨ reit, pro Haushalt uber 500 Euro fur Weihnachtsgeschenke auszugeben. Das Problem dabei? Viele finden, dass das Schenken zu Weihnach¨ ten eher Stress erzeugt als glucklich macht. ¨ Der Grund? Man fuhlt sich oft gezwungen, Geschenke zu kaufen, die man sich gar nicht leisten kann. Und da alle zur selben Zeit in die ¨ ¨ ¨ Geschafte stromen, machen das Gedrange ¨ in den Laden und die Warteschlangen an den Kassen das Einkaufen zu einer nervenaufreibenden Angelegenheit. ¨ Biblische Grundsatze, die Orientierung bieten. ¨ Ubt euch im Geben (Lukas 6:38).1 Jesus wollte nicht, dass man nur zu einer bestimm¨ 1 In vielen Bibelubersetzungen steht nur „gebt“. Die ur¨ sprungliche griechische Verbform deutet jedoch auf eine fortlaufende Handlung hin. Um auch diese Nuance wie¨ ¨ derzugeben, heißt es in der Neuen-Welt-Ubersetzung: „Ubt euch im Geben.“

ERSCHEINT JETZT IN 195 SPRACHEN. Acholi, Afrikaans, Albanisch, Amharisch, Ancash-Quechua, Arabisch, Armenisch, Armenisch (Westarmenisch), Aserbaidschanisch, Aserbaidschanisch (kyrillische Schrift), Ayacucho-Quechua, Aymaranisch7, Baule, Bemba, Bengali, Bikol, Birmanisch, Bislama, Bulgarisch, Cebuano, Cewa, Chinesisch (traditionell)7 (Tonaufnahmen nur in Hochchinesisch), Chinesisch (vereinfachte Schriftzei¨ chen), Cuzco-Quechua, Danisch7, Deutsch267, Efik, Eng¨ lisch267, Estnisch, Ewe, Fidschi, Finnisch7, Franzosisch687, ¨ ¨ Ga, Ganda, Georgisch, Gilbertesisch, Griechisch, Gronlan´ disch, Guaranı68, Gujarati, Gun-Gbe, Haitianisch, Haussa, He¨ braisch, Hiligaynon, Hindi, Hiri-Motu, Igbo, Iloko, Indonesisch, ¨ Islandisch, Italienisch67, Japanisch67, Kambodschanisch, Kan-

ten Zeit im Jahr Geschenke macht, weil es von einem erwartet wird. Seine Nachfolger sollten spontanes Geben zu einer festen Gewohnheit, zu einem Bestandteil ihres Lebens, machen. Jeder tue so, wie er es in seinem Herzen beschlossen hat, nicht widerwillig oder aus ¨ Zwang, denn Gott liebt einen frohlichen Geber (2. Korinther 9:7). Kurz gesagt, niemand soll¨ te sich zum Geben gezwungen fuhlen. Wer ¨ sich verpflichtet fuhlt, einer bestimmten Person zu einer bestimmten Zeit etwas Bestimmtes zu schenken — wie es zu Weihnachten oft vorkommt —, der ist wohl kaum ¨ der „frohliche Geber“, von dem Paulus schreibt. Wenn vorerst die Bereitschaft da ist, so ist sie ¨ besonders annehmbar gemaß dem, was jemand ¨ hat, nicht gemaß dem, was jemand nicht hat (2. Korinther 8:12). Gott verlangt nicht, dass ¨ sich Christen fur teure Geschenke in Schul¨ ¨ den sturzen. Wenn jemand gemaß dem gibt, was er hat, sind seine Geschenke nicht einfach annehmbar, sondern „besonders annehmbar“. ¨ Ein schoner Gegensatz zu dem Slogan „Jetzt ¨ kaufen, spater zahlen“, mit dem zu Weihnachten geworben wird.

nada, Kaonde, Karifa, Kasachisch, Katalanisch, Kikuyu, Kinyaruanda, Kirgisisch, Kituba, Kongo, Koreanisch67, Kroatisch, Kwangali, Kwanyama, Lettisch, Lingala, Litauisch, Lozi, LubaKatanga, Luba-Lulua, Luena, Lunda, Luo, Makedonisch, Makua, Malagassi, Malayalam, Maltesisch, Marathi, Marschallesisch, Maya, Mbundu, Mixe, Mizo, Mongolisch, Morisyen, ¨ ¨ Mossi, Ndebele, Ndonga, Nepali, Ngabere, Niederlandisch67, Niue, Nord-Puebla Nahuatl, Norwegisch7, Nyaneka, Nzima, Oromo, Palau, Pangasinan, Panjabi, Papiamentu (Aruba), Papiamentu (Curacao), Pedi, Persisch, Polnisch67, Ponapeanisch, ¸ Portugiesisch2687, Quechua (Bolivien)7, Quichua, Rarotonga¨ nisch, Rumanisch, Rundi, Russisch67, Ruund, Salomonen-Pidgin, Samoanisch, Sango, Schwedisch7, Serbisch, Serbisch (la-

teinische Schrift), Seychellen-Kreolisch, Shona, Singhalesisch, Slowakisch, Slowenisch, Soko, Sotho, Spanisch267, Sranantongo, Swahili, Swazi, Tagalog7, Tahitisch, Tamil, Tatarisch, Tehuantepecano-Zapotekisch, Telugu, Tetela, Tetun, Thai, Tigrinja, Tiv, Tok Pisin, Tonga (Sambia), Tonganisch, Totonakisch, Trukesisch, Tschechisch7, Tshwa, Tsonga, Tswana, Tumbuka, ¨ Turkisch, Tuvaluanisch, Twi, Tzotzil, Ukrainisch, Umbundu, Ungarisch67, Urdu, Venda, Vietnamesisch, Walamo, Wallisianisch, Waray-Waray, Xhosa, Yapesisch, Yoruba, Zande, Zulu. ¨ 2 Auch in Brailleschrift erh altlich. ¨ 6 Auch als Audio-CD erh altlich. ¨ 8 Auch als CD-ROM in MP3-Format erh altlich. ¨ 7 Tonaufnahmen auch erh altlich auf www.jw.org.

¨ Hilfe fur Menschen in Not ¨ „Wer gutigen Auges ist, wird gesegnet werden, denn er hat von seiner Speise ¨ dem Geringen gegeben“ (SPRUCHE 22:9) Warum manche Weihnachten feiern. Jesus half Armen, Kranken und anderen, de¨ nen es schlecht ging. Diesem Beispiel moch¨ ten viele folgen. Die beste Zeit dafur ist nach ihrer Meinung Weihnachten, wo sich Wohl¨ tatigkeitsorganisationen vermehrt um Spen¨ den bemuhen. Das Problem dabei? ¨ Zu Weihnachten sind viele damit beschaftigt, einkaufen zu gehen, Freunde und Verwandte zu besuchen oder selbst Besuch zu empfangen. Da bleibt oft nur wenig Zeit, Kraft oder ¨ ¨ Geld fur Arme und Bedurftige. Bestenfalls ¨ reicht es fur eine Spende. ¨ Biblische Grundsatze, die Orientierung bieten. Enthalte das Gute nicht denen vor, denen es ge¨ buhrt, wann immer es in der Macht deiner ¨ Hand liegt, es zu tun (Spruche 3:27). Armut, Hunger und Not gibt es nicht nur in der Weihnachtszeit. Wenn man jemand sieht, der Hilfe braucht, und man es in der Hand hat, ihm zu helfen, warum dann auf einen Feier¨ tag warten? Wer ein Herz fur andere hat und Gutes tut, wird von Gott gesegnet. An jedem ersten Tag der Woche lege jeder von euch bei sich zu Hause etwas als Ersparnis beiseite, wie er Gedeihen haben mag (1. Korinther 16:2). Diesen Rat gab der Apostel Paulus Glau¨ ¨ bensbrudern seiner Zeit, die Arme unterstut¨ zen wollten. Vielleicht konnte man es heute ebenso machen und Geld „beiseitelegen“, um ¨ es regelmaßig Einzelpersonen oder einer Or6

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ganisation zukommen zu lassen, die das Geld ¨ ¨ vernunftig einsetzt. So tut man Bedurftigen Gutes, ohne das eigene Budget zu sprengen. Vergesst nicht, Gutes zu tun und die Dinge mit anderen zu teilen, denn solche Schlacht¨ ¨ opfer sind Gott wohlgefallig (Hebraer 13:16). Außer „mit anderen zu teilen“, sollte man, wie es hier heißt, auch daran denken, „Gutes zu tun“, also aktiv zu helfen. Zum Beispiel ist es klug, ¨ wenn Eltern ihren Kindern beibringen, Alteren zur Hand zu gehen, Kranken durch eine Karte, einen Anruf oder einen Be¨ such Freude zu machen oder sich ehrlich fur Kinder zu interessieren, die wenig haben oder behindert sind. So lernen die Kinder, das gan¨ ¨ ze Jahr uber hilfsbereit und großzugig zu sein.

Es ist gut, wenn Eltern ihren Kindern beibringen, ¨ Alteren, Kranken und Kindern, die benachteiligt sind, zu helfen. ¨ So lernen sie, das ganze Jahr uber ¨ hilfsbereit und großzugig zu sein

Zusammensein mit der

Familie „Siehe! Wie gut und wie lieblich ¨ es ist, wenn Bruder in Einheit beisammenwohnen!“ (PSALM 133:1) Warum manche Weihnachten feiern. ¨ Die Israeliten waren „Bruder“, weil sie alle zu ¨ der Familie gehorten, die von Jakob, auch Israel genannt, abstammte. Wenn sie zu den Festen in Jerusalem zusammenkamen, war es „gut“ und „lieblich“. Auch heute freuen sich ¨ viele Familien auf gemeinsame schone Stunden zur Weihnachtszeit. Das Problem dabei? In der Onlineausgabe der Zeitschrift Focus ¨ ¨ heißt es uber Weihnachten: „Haufig brechen ¨ in der ‚schonsten Zeit des Jahres‘ alte Konflikte wieder auf und bringen die weihnachtliche Harmonie ins Wanken.“ ¨ Biblische Grundsatze, die Orientierung bieten. ¨ Erstattet Eltern und Großeltern bestandig eine ¨ ¨ gebuhrende Vergutung (1. Timotheus 5:4). ¨ ¨ ¨ Dazu gehort, Angehorige nach Moglichkeit ¨ regelmaßig zu besuchen. Falls sie nicht in der ¨ ¨ Nahe wohnen, konnte man ja auf anderem Weg in Kontakt bleiben, zum Beispiel brief¨ lich, per Telefon oder Internet. Regelmaßige ¨ Kommunikation hilft, Missverstandnisse auf ein Minimum zu reduzieren. ¨ In euren eigenen Gefuhlen inniger Zuneigung habt ihr engen Raum. So werdet weit (2. Korinther 6:12, 13). Verwandte, die man nur ¨ ¨ einmal im Jahr sieht, konnen besonders fur Kinder schnell zu Fremden werden. Die Ju¨ gend hat oft das Gefuhl, dass sie mit Oma

und Opa oder entfernten Verwandten nichts mehr verbindet. Deswegen sollte man seine Kinder anhalten, „weit“ zu werden und auch ¨ zu alteren Verwandten eine emotionale Bindung zu entwickeln.1 Wenn Alt und Jung re¨ gelmaßig zusammen sind, lernen Kinder, ein¨ ¨ fuhlsamer zu sein und altere Menschen zu ¨ schatzen. ¨ Ein Wort zur rechten Zeit, o wie gut! (Spruche 15:23). Wie kann man verhindern, dass ¨ das Verhaltnis in der Familie durch irgendwel¨ che Missverstandnisse oder Streitpunkte be¨ lastet wird? Eine Moglichkeit ist, berechtigte Anliegen „zur rechten Zeit“ anzusprechen. ¨ Kommunikation ist wie Schmierstoff fur zwischenmenschliche Beziehungen. Wer regel¨ maßig mit anderen in der Familie spricht, tut sich leichter, auf sie zuzugehen, um heikle ¨ Themen unter vier Augen zu klaren. Dann sind die Zeiten, die man miteinander ver¨ bringt, auch wirklich gut und schon. 1 Mehr dazu in den Artikeln „Warum sollte ich meine Großeltern besser kennenlernen?“ und „Wie kann ich meine Großeltern besser kennenlernen?“ im Erwachet! vom 22. April und 22. Mai 2001 (herausgegeben von Jehovas Zeugen). DER WACHTTURM ˙ 1. DEZEMBER 2012

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„Frieden auf Erden“ „Herrlichkeit Gott in den ¨ Hohen droben und Frieden auf Erden unter Menschen guten Willens“ (LUKAS 2:14) Warum manche Weihnachten feiern. ¨ ¨ Geistliche Wurdentrager wie etwa der Papst ver¨ ¨ kunden Jahr fur Jahr Botschaften des Friedens. Man hofft, dass zu Weihnachten die Engelsbotschaft „Frieden auf Erden unter Menschen guten Willens“ Wirklichkeit wird. Manche machen in dieser Zeit spezielle Wallfahrten. Das Problem dabei? ¨ Der Frieden zu Weihnachten halt — wenn ¨ ¨ uberhaupt — nur fur kurze Zeit. Das war zum Beispiel im Dezember 1914 der Fall, als in Eu¨ ropa der Erste Weltkrieg wutete. Britische und ¨ deutsche Soldaten stiegen aus den Schutzen¨ graben und feierten miteinander Weihnachten. Sie teilten Essen, Bier und Zigaretten und spielten sogar Fußball. Die Waffen ruhten jedoch nicht lange. Ein britischer Soldat schrieb von der Front, ein Deutscher habe zu ihm gesagt: „Heute herrscht Frieden zwischen uns. ¨ ¨ Morgen wirst du wieder fur dein Land kamp¨ fen und ich fur meines.“ ¨ Biblische Grundsatze, die Orientierung bieten. Ein Kind ist uns geboren worden, sein Name ¨ ¨ wird genannt werden: Furst des Friedens. Fur die ¨ ¨ Fulle der furstlichen Herrschaft und den Frieden ¨ wird es kein Ende geben (Jesaja 9:6, 7). Was fur ¨ ¨ eine schone Prophezeiung uber Jesus Christus! Jesus kam nicht auf die Erde, um einen Tag im Jahr Frieden zu bringen. Als Herrscher im Himmel wird er echten Frieden schaffen, der nie enden wird. 8

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Durch mich habt ihr Frieden. In der Welt habt ihr Drangsal, doch fasst Mut! Ich habe die Welt ¨ besiegt (Johannes 16:33). Jesus fordert schon heute den Frieden unter seinen Nachfolgern. Es stimmt zwar, dass es Christen in dieser Welt nicht leicht haben. Doch durch die Bibel wis¨ sen sie, warum es Leid gibt und wie Jesus fur dauerhaften Frieden sorgen wird. Das gibt ihnen inneren Frieden. Da sich Jehovas Zeugen an Jesu Worte halten, genießen sie trotz unterschiedlicher Natio¨ ¨ nalitat, Hautfarbe, ethnischer Zugehorigkeit und Sprache auch den Frieden untereinander. ¨ Besuchen Sie doch einmal einen Konigreichs¨ saal und uberzeugen Sie sich selbst davon. Vielleicht sind Sie dann, wie viele andere, auch der Meinung, dass dieser Frieden besser ist als alles, was Weihnachten bieten kann.

Obwohl Jehovas Zeugen aus den unterschiedlichsten Kulturen kommen, herrscht unter ihnen Einheit und Frieden. Besuchen Sie ¨ doch einmal einen Konigreichssaal ¨ und uberzeugen Sie sich selbst davon

Sie haben etwas Besseres gefunden EVE

¨ MILLIONEN Christen haben fur sich beschlossen, kein ¨ Weihnachten zu feiern. Haben sie deswegen das Gefuhl, ¨ dass ihnen etwas entgeht? Fuhlen sich ihre Kinder benachteiligt? Hier einige Kommentare von Zeugen Jehovas aus aller Welt. ˘

Erinnerung an Jesus Christus: „Bevor ich Zeugin Jehovas ¨ wurde, bin ich selten in die Kirche gegangen. Hochstens zu Weihnachten oder zu Ostern. Aber nicht einmal da habe ich so richtig an Jesus gedacht. Jetzt feiere ich kein Weihnach¨ ten mehr. Dafur gehe ich zweimal die Woche zu unse¨ ¨ ren Zusammenkunften im Konigreichssaal, und ich kann ¨ ¨ anderen sogar erklaren, was in der Bibel uber Jesus steht“

REUBEN

(EVE, AUSTRALIEN). ˘

Freude am Schenken: „Ich finds ¨toll, wenn ich einfach so ein Geschenk bekomme. Ich mag Uberraschungen! Ich bast¨ le aber auch gern Karten und male Bilder fur andere. Dann freuen sie sich ein bisschen, und ich freu mich auch“

(REUBEN, NORDIRLAND).

¨ Hilfe fur Menschen in Not: „Wenn jemand krank ist, ko¨ chen wir gern etwas fur ihn. Manchmal bringen wir auch Blumen vorbei oder einen Kuchen oder ein kleines Ge¨ schenk, um ihn aufzumuntern. Das Schone ist, dass wir das ¨ zu jeder Zeit im Jahr machen konnen“ (EMILY, AUSTRALIEN).

˘

EMILY

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Zusammensein mit der Familie: „Wenn sich unsere Familie trifft, lernen die Kinder ihre Omas, Opas, Onkel, Tanten, ¨ Cousins und Cousinen in einer lockeren Atmosphare kennen. Weil wir dabei nicht an irgendwelche Feiertage gebunden sind, entsteht kein Druck, und alle wissen, dass der Besuch von Herzen kommt“ (WENDY, KAIMANINSELN).

˘ Frieden: „Zu Weihnachten ist so ein Trubel, da denken nicht viele an Frieden. Jetzt, wo ich erfahren habe, was die Bibel uns verspricht, bin ich innerlich gelassen. Ich weiß ¨ ¨ namlich, dass meine Kinder eine gluckliche Zukunft vor sich haben“ (SANDRA, SPANIEN).

WENDY

SANDRA

FRAGEN UNSERER LESER Warum feiern manche kein Weihnachten? ˇ Rund 2 Milliarden Menschen auf der ganzen Welt feiern jedes Jahr am 25. Dezember Weihnachten. Mindestens 200 Millionen begehen das Fest der Geburt Christi am 7. Januar. Millionen ¨ andere wiederum feiern Weihnachten uberhaupt nicht. Wie kommt das? ¨ Ein Grund konnte sein, dass sie einer nicht ¨ christlichen Religion angehoren, wie dem Judentum, dem Hinduismus oder dem Schintoismus, um nur einige zu nennen. Vielleicht sind sie auch Atheisten, Agnostiker, Freidenker oder nicht reli¨ giose Humanisten und verbannen die Weihnachtsgeschichte ins Reich der Mythologie. ¨ Uberraschenderweise lehnen sogar eine ganze Anzahl Christen Weihnachtstraditionen ab. Wa¨ ¨ rum? Hier nur vier Grunde, die fur sie eine Rolle spielen: Erstens: Sie glauben nicht, dass Jesus im Dezember oder Januar geboren wurde. In der Bibel wird kein konkretes Datum genannt. Es heißt lediglich: „Es waren auch Hirten in derselben Gegend, die draußen im Freien lebten und in der ¨ ¨ Nacht uber ihre Herden Wache hielten.“ Plotzlich stand ein Engel bei ihnen und sagte: „Euch ist heute in Davids Stadt ein Retter geboren worden, welcher Christus, der Herr, ist“ (Lukas 2:8-11). ¨ Es gibt gute Anhaltspunkte dafur, dass Jesus etwa Anfang Oktober geboren wurde. Wie der eben zitierte Bibeltext zeigt, verbrachten die Hir¨ ten mit ihren Herden die Nachte noch auf den Feldern. Dezember und Januar sind in der Gegend ¨ von Bethlehem die kaltesten Monate. Deswegen werden die Herden in dieser Zeit zum Schutz vor ¨ der Witterung nachts in Stalle getrieben. Ein zweiter Grund: Jesus wies seine Nachfolger ¨ ausdrucklich an, seines Todes zu gedenken und nicht seiner Geburt; sie sollten dazu ein einfaches Gemeinschaftsmahl veranstalten (Lukas 22:19, ¨ 20). Ubrigens wird Jesu Geburt im Markus- und ¨ im Johannesevangelium gar nicht erwahnt. 10

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Ein dritter Grund: Es gibt keine geschichtlichen ¨ ¨ Beweise dafur, dass die fruhen Christen Jesu Geburt feierten. Sie gedachten vielmehr seines To¨ des (1. Korinther 11:23-26). Erst uber 300 Jahre nach Christi Geburt begann man in der Christenheit offiziell, am 25. Dezember Weihnachten zu feiern. Interessanterweise wurden Weihnachtsfeiern in England Mitte des 17. Jahrhunderts per Parlamentsbeschluss verboten. Und im amerikanischen Bundesstaat Massachusetts erging ein gerichtliches Verbot. Warum? In dem Buch The Battle for Christmas heißt es: „Jesu Geburt auf ¨ den 25. Dezember zu legen, lasst sich weder bi-

Jesus wies seine Nachfolger ¨ ausdrucklich an, seines Todes zu gedenken und nicht seiner Geburt ¨ blisch noch historisch begrunden.“ Wie weiter er¨ ¨ klart wird, war Weihnachten fur die Puritaner „nichts anderes als ein heidnisches Fest mit christlichem Anstrich“. Damit kommen wir zum vierten Grund: dem ¨ unschonen Ursprung des Weihnachtsfestes. Seine Wurzeln lassen sich bis ins heidnische Rom zu¨ ruckverfolgen, wo es verschiedene Feste zu Ehren des Gottes Saturn (Gott des Ackerbaus) und des Sonnengottes Sol invictus (Mithras) gab. Die Eth¨ ¨ nologen Christian Ratsch und Claudia Muller¨ Ebeling fuhren in dem Buch Weihnachtsbaum ¨ und Blutenwunder aus: „Die alten Feste zur Wiederkehr der Sonne wurden auf Christi Geburt ¨ ubertragen.“ ¨ Angesichts dieser Uberlegungen ist es sicher einleuchtend, warum Christen, die ihren Glauben ernst nehmen, kein Weihnachten feiern.

¨ WIE MAN GOTT NAHERKOMMT

Steht mein Name im „Gedenkbuch“ Gottes?

B

EMERKT es Jehova, wenn man ihm Freude ma¨ chen mochte? Ja. Und er bekommt nicht nur mit, wenn man Gutes tut oder gut von ihm redet, sondern sogar, wenn man gut von ihm denkt. Außerdem wird er seine Diener und das, was sie ge¨ tan haben, nie vergessen. Warum konnen wir da sicher sein? Die Antwort auf diese Frage ist in Maleachi 3:16 nachzulesen. Maleachi prophezeite im 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Damals herrschten in Israel ka¨ ¨ tastrophale religiose und moralische Zustande. Die ¨ Priester vernachlassigten ihre Pflichten und im Volk rissen Gott entehrende Praktiken ein wie Zauberei, Ehebruch und Betrug (Maleachi 2:8; 3:5). In diesem Sumpf gab es jedoch einen Kern von Israeliten, die Gott treu blieben. Wie verhielten sie sich? Maleachi berichtet: „Zu jener Zeit redeten die¨ jenigen miteinander, die Jehova furchten.“ Gottesfurcht ist nichts Negatives. Der Prophet spricht hier von Israeliten, die tiefen Respekt vor Gott hatten verbunden mit einer gesunden Furcht, ihm zu ¨ missfallen. Diese gottesfurchtigen Menschen rede¨ ten „miteinander“. Sie mussen somit zusammen¨ gekommen sein, um gut uber Jehova zu sprechen ¨ und einander aufzubauen. Ansonsten hatten sie vielleicht den Mut verloren oder sich von dem verkommenen Umfeld, in dem sie lebten, anstecken lassen. Die Ehrfurcht der treuen Israeliten vor Jehova zeigte sich noch auf andere bemerkenswerte Weise: Sie dachten an seinen¨ Namen, wie die Bibel sagt. In einer anderen Ubersetzung heißt es, dass sie „seinen Namen achteten“. Diese Menschen ehrten Jehova also sogar in ihren Gedan¨ ken. Sie waren voll Dankbarkeit und Wertschat¨ zung fur ihn und seinen großen Namen und ¨ dachten tief in ihrem Herzen daruber nach. Bekam Jehova das mit?

¨ Maleachi schreibt: „Jehova merkte unablassig ¨ auf und horte zu.“ Von seinem erhabenen Wohnsitz im Himmel neigte sich Jehova gewissermaßen ¨ herunter und horte auf jedes gute Wort, das sei¨ ¨ ne Diener in ihren Gesprachen uber ihn sagten. Er verfolgte auch aufmerksam alle ihre innersten Gedanken (Psalm 94:11). Er tat aber noch mehr. ¨ Der Prophet erklart: „Ein Gedenkbuch begann vor ihm geschrieben zu werden.“ In diesem Buch stehen alle, die Jehova treu und ergeben gedient haben. Interessanterweise wird das Buch „Gedenkbuch“ genannt.1 Das sagt uns, dass Jehova seine treuen Diener und alles, was sie zu seinem Lob und seiner Ehre getan, gesagt oder gedacht haben, nie vergessen wird — nicht die kleinste ¨ Kleinigkeit. Jehova hat dafur einen bestimmten Grund. Er verspricht, jeden, dessen Name unaus¨ loschlich in sein Gedenkbuch eingetragen ist, mit ewigem Leben zu belohnen (Psalm 37:29).2 ¨ ¨ Wie schon, dass Jehova alles schatzt, was wir ¨ tun, um ihm so zu dienen, wie es ihm gefallt! Was in Maleachi 3:16 steht, sollte uns nachdenklich ¨ stimmen. Wir konnten uns fragen: Steht mein Name im „Gedenkbuch“ Gottes? Das wird er, ¨ wenn wir Tag fur Tag unser Bestes tun, so zu handeln, zu reden und zu denken, dass Jehova sich gern daran erinnert. ¨ ¨ 1 Das hebraische Wort fur „gedenken“ bedeutet mehr, ¨ als sich etwas nur ins Gedachtnis zu rufen. Es kann einschließen, dass man im Hinblick auf das, woran man sich erinnert, etwas tut. ¨ ¨ 2 Naheres uber das ewige Leben, das Gott verspricht, steht in Kapitel 3 des Buches Was lehrt die Bibel wirklich? (herausgegeben von Jehovas Zeugen).





















































































































































¨ VORSCHLAG FUR DAS BIBELLESEN IM DEZEMBER ˛ Nahum 1 bis Maleachi 4























































































































































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ENDLICH

WIRKLICH FREI! ¨ ERZAHLT VON MARIA KILINA U.S. Army photo

¨ ¨ „Euch will wohl keiner haben“, meinte der Gefangniswarter mit einem ¨ ¨ hamischen Grinsen. „Tja, dann musst ihr eben hierbleiben.“ Das war ¨ 1950, gerade einmal funf Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, in einem ¨ nordkoreanischen Gefangnis. Wie war unsere kleine russische Familie, die ¨ niemandem Boses wollte und immer hart gearbeitet hatte, hierhergeraten?

I

N MEINEN Papieren steht, dass ich 1924 in Schmakowka geboren wurde. Dieses kleine ¨ Dorf liegt im außersten Osten von Russland, dicht an der chinesischen Grenze. ¨ Mein Vater und meine großen Bruder wurden eines Tages verschleppt — wir haben sie nie wie¨ der gesehen. Mutter stand plotzlich mit einer Schar kleiner Kinder da, und es war ihr schier ¨ nicht moglich, alle satt zu bekommen. Ein Nachbar schlug vor, uns Kleine in ein russischorthodoxes Waisenhaus zu bringen und zu be¨ haupten, sie hatte uns im Stich gelassen. Meine Mutter ließ sich darauf ein, weil wir ¨ sonst wahrscheinlich verhungert waren. Heute bin ich Mitte 80 und bin froh und dankbar, dass sie das damals getan hat. Damit hat sie uns wohl das Leben gerettet. Trotzdem geht es mir immer noch nach, dass sie uns damals fortgegeben hat. 1941 zog ich nach Korea und heiratete Iwan, einen lieben Mann aus Russland. 1942 kam dann in Seoul unsere Tochter Olja zur Welt, 1945 unser Sohn Kolja und 1948 unser Schora. ¨ Mein Mann fuhrte einen kleinen Laden und ich ¨ verdiente etwas Geld mit Naharbeiten. Zu Hause redeten wir Russisch, aber die Kinder wurden auch mit Japanisch groß, da Seoul eine Zeit lang von den Japanern besetzt war. Bis 1950 lebten Russen, Amerikaner und Koreaner in der Stadt recht friedlich nebeneinander. Sie alle gingen in unserem kleinen Familienbetrieb ein und aus. 12

DER WACHTTURM ˙ 1. DEZEMBER 2012

In Gefangenschaft in Nordkorea

¨ Doch dann anderte sich alles schlagartig. Mitte 1950 fiel die nordkoreanische Armee in Seoul ein. Wir konnten nicht fliehen und wurden mit ¨ anderen auslandischen Zivilisten festgenommen. Dreieinhalb Jahre lang mussten wir zusammen mit britischen, russischen, amerikanischen und ¨ franzosischen Kriegsgefangenen kreuz und quer durch Nordkorea marschieren. Wir schliefen, wo immer wir irgendwie Schutz fanden, und versuchten, den Bomben zu entkommen. ¨ Ab und zu wurden wir in beheizbaren Hausern untergebracht und bekamen auch genug zu es¨ sen. Meist ubernachteten wir aber in kalten, ver¨ lassenen Gebauden und es gab nur Hirse. Viele ¨ ¨ starben an Unterernahrung und Vernachlassigung. Meine Kinder so leiden zu sehen, trieb mich an den Rand der Verzweiflung. Dazu kam, ¨ dass es fruh Winter wurde. Ich weiß noch, wie ich die ganze Nacht am Feuer gesessen und Stei¨ ne aufgewarmt habe, um sie unter meine Kinder zu legen, damit sie nicht so frieren mussten. ¨ Als es warmer wurde, zeigten uns Dorfbewohner, welche wild wachsenden Pflanzen essbar waren. Und so sammelten wir Himbeeren, Trau¨ ¨ ben, Pilze und alle moglichen Grunpflanzen. Von den Einheimischen schlug uns wirklich kein bisschen Hass entgegen, nur großes Mitleid. Ich ¨ ¨ ließ mir zeigen, wie man Frosche fangt, damit wir noch etwas anderes zu essen hatten. Es brach ¨ mir fast das Herz, wenn mich meine Kinder stan¨ dig um Frosche anbettelten.

Im Oktober fand der Marsch nach Manp’o statt. Kranke und Kleinkinder sollten auf Ochsenkarren transportiert werden. Olja und Iwan mussten schon einmal mit einer Gruppe zu Fuß vorausgehen. Voller Angst, dass wir uns nicht ¨ wiedersehen wurden, wartete ich mit den beiden Kleinen tagelang auf die Ochsenkarren. Irgendwann kamen sie dann auch. ¨ Die Kranken wurden wie Getreidesacke auf die Ochsenkarren gestapelt . . . es war ein schrecklicher Anblick! Ich trug den kleinen Schora auf ¨ dem Rucken und wollte Kolja auf den Rand eines Karrens setzen, aber er fing sofort herzzerreißend zu weinen an: „Mama! Mama! Ich will bei dir bleiben! Lass mich nicht allein!“ Also versuchte Kolja mit seinen kurzen Beinen, mit uns Schritt zu halten. Er hielt sich mit seinem ¨ Handchen krampfhaft an meinem Rock fest, damit er ja nicht verloren ging. Auf diesem tagelangen Todesmarsch wurden viele Gefangene erschossen und einfach liegen gelassen. Scharen von ¨ Krahen folgten uns und pickten an den Leichnamen herum. Nach vielen bangen Tagen fanden wir Iwan und Olja endlich wieder. Weinend fielen wir uns in die Arme. Auch in dieser Nacht ¨ ¨ blieb ich wach und warmte Steine fur meine Kinder. Aber ich war innerlich ruhig, denn nun waren alle wieder bei mir. 1953 brachte man uns dann in das Grenzgebiet ¨ zwischen Nord- und Sudkorea am 38. Breitengrad, und das Leben wurde etwas leichter. Wir er¨ hielten saubere Haftlingskleidung, Schuhe, ¨ Brot und sogar Sußigkeiten. Nach kurzer Zeit kamen die Briten frei und dann die Franzosen. Aber unsere Familie war staatenlos. Als die letzten Gefangenen entlas¨ sen wurden, blieben wir ubrig. Uns liefen ¨ nur so die Tranen und wir brachten keinen Bissen herunter. Das war genau der Mo¨ ¨ ment, als der koreanische Gefangniswarter uns mit seinen herzlosen Worten noch den Rest gab.

Mein Geburtsort Schmakowka (Region Primorje) ¨ im außersten Osten von Russland

EINE BEWEGENDE GESCHICHTE Ende 1954 schrieb Maria Kilina auf, was sie in Nordkorea durchgemacht hatte. Ihre ergreifende Geschichte wurde von einem russischen Mitarbeiter der australischen Botschaft ins ¨ Englische ubersetzt und erschien vom 16. bis zum 28. Januar 1955 als 12-teiliger Bericht in einer amerikanischen Zeitung. Der erste Teil fing so an: „Ich bin keine Schreiberin. Und wahrscheinlich gelingt es mir auch nicht, meine Geschichte so wiederzugeben, ¨ wie das ein Schriftsteller tun wurde. Aber ich kann ¨ sie vollstandig und der Wahrheit entsprechend aufschreiben.“ Und genau das tat sie. Der nebenstehende Artikel ¨ ¨ erzahlt in kurzen Zugen ihre Lebensgeschichte ¨ und wie sich fur sie (einige Jahre nachdem sie in die USA eingewandert war) alles zum Guten wendete.

Ein neues Leben in den Vereinigten Staaten Nicht lange danach brachte man uns ¨ vollig unerwartet durch die entmilitarisier¨ te Zone nach Sudkorea. Wir wurden vom HANDGESCHRIEBENES MANUSKRIPT MEINES LEBENSBERICHTS UND DER ERSTE TEIL, DER IN DER ZEITUNG ERSCHIEN

gewachsen war, kannte ich die kirchliche Litur¨ gie in- und auswendig. Aber nie im Traum hatte ich gedacht, einmal selbst eine Bibel zu besitzen. Doch dann brachte Bernie uns eine und meinte: ¨ „Diese Bibel ist fur euch, weil ich euch einfach mag.“ Er machte uns auch mit Ben bekannt, der aus Weißrussland kam und Russisch konnte. Ich hatte eine Menge Fragen zur Bibel, und Ben und seine Frau beantworteten sie mir mit ¨ viel Geduld. Allerdings war ich fest davon uberzeugt, dass Jehovas Zeugen den Text der Heiligen ¨ Schrift verfalscht hatten. Besonders gestoßen habe ich mich daran, dass in ihren Publikatio¨ nen stand, Maria hatte noch weitere Kinder gehabt. Da hatte ich in der Kirche etwas ganz anderes gelernt! Ich rief eine polnische Freundin an und fragte sie, was denn in ihrer polnischen Bibel in Mat¨ thaus 13:55, 56 steht. Als sie mir den Vers vorlas, ¨ war ich sprachlos. Jesus hatte wirklich jungere Geschwister! Meine Freundin bat auch eine Bekannte, die in der Kongressbibliothek in Washington arbeitete, die Stelle in allen vorhandenen Bibel¨ ¨ ubersetzungen nachzuschlagen. Uberall stand ¨ dasselbe: Jesus hatte Bruder und Schwestern! In meinem Kopf waren noch viele andere ¨ Fragen: Warum mussen Kinder sterben? Wieso

Hochzeitsbild von Iwan und mir (1941)

Zusammen mit meinem Mann und zwei unserer Kinder (1954)

U.S. Army photo

¨ amerikanischen Militar vernommen und bekamen die Erlaubnis, in die USA einzureisen. Zuerst ging es mit dem Schiff ins kalifornische San ¨ Francisco, wo uns eine Wohltatigkeitsorganisa¨ ¨ tion unterstutzte. Spater zogen wir nach Virginia. Dort hatten wir Bekannte, die uns netterweise halfen, Fuß zu fassen. Schließlich siedelten wir nach Maryland um. Ein neues Leben begann. Wir kamen uns vor wie in einer anderen Welt. Das fing schon bei so simplen Sachen wie einem Staubsauger an. Als Einwanderer mussten wir ¨ auch viel und hart arbeiten. Und eins erschutterte mich: Dass so manche, die sich bereits gut in¨ tegriert hatten, Neuankommlinge regelrecht ausnutzten. Wir waren noch gar nicht lange im Land, als uns ein russisch-orthodoxer Priester sagte: „Ihr seid jetzt auf gesegnetem Boden. Wenn ihr es zu etwas bringen wollt, dann haltet euch von euren Landsleuten fern.“ Ich war entsetzt und konnte es nicht fassen. Sollten wir uns nicht gegenseitig helfen? 1970 stand auf einmal ein Zeuge Jehovas vor ¨ ¨ der Tur und wollte mit uns uber die Bibel sprechen. Er hieß Bernie Battleman und schien vom gleichen Schlag wie wir zu sein: entschlossen und direkt. Wir unterhielten uns stundenlang. Da ich ja in einem orthodoxen Waisenhaus auf-

gibt es Kriege? Warum verstehen sich Menschen nicht, selbst wenn sie dieselbe Sprache sprechen? Was ich dazu in der Bibel las, faszinierte mich. Zum Beispiel war ich froh, zu erfahren, dass es ¨ nicht an Gott liegt, wenn Menschen leiden mussen, und dass ich gute Freunde, die durch die Kriegswirren ihr Leben verloren hatten, wieder¨ sehen wurde. Nach und nach wurde Jehova im¨ mer realer fur mich. Eines Abends stand ich vor meinen Heiligen¨ bildern und flehte Gott um Hilfe an fur mei¨ nen Sohn, der gerade vollig traumatisiert aus ¨ dem Vietnamkrieg zuruckgekehrt war. Aber was machte ich da eigentlich? Wieso betete ich denn zu leblosen Ikonen statt zu dem lebendigen Gott, Jehova? Ich zerriss die Heiligenbilder und merkte dabei, dass sie nichts anderes waren als buntes Stanniolpapier. Ich hatte sie in der Kirche gekauft, doch an dem Abend warf ich sie weg. Es fiel mir nicht leicht, mich von der Kirche zu trennen, die mir von Kindesbeinen an so vertraut war. Aber was ich aus der Bibel gelernt hatte, bedeutete mir mittlerweile mehr als alles an¨ dere auf der Welt. Ein Jahr spater ging ich mit meiner Tochter und meinem Mann zum russisch-orthodoxen Priester. Ich hatte seitenweise Fragen aufgeschrieben und mir Bibeltexte dazu vermerkt. Als ich sie ihm vorlas, meinte er nur ¨ kopfschuttelnd: „Sie sind verloren.“ Wir sollten ihm nie wieder unter die Augen treten. ¨ Fur Olja, die recht wissbegierig war und immer wusste, was sie wollte, war das der entschei¨ dende Ausloser, sich ebenfalls intensiv mit der ¨ Bibel zu beschaftigen. Bald ging sie mit mir zu ¨ den Zusammenkunften von Jehovas Zeugen. 1972 ließ ich mich taufen, Olja ein Jahr danach.

Unser Familienmotto

¨ Unser Motto war immer: Was zahlt, ist die Gegenwart, nicht die Vergangenheit. Deshalb ¨ scheuen wir auch nie vor etwas Neuem zuruck, ¨ wenn wir davon uberzeugt sind, dass es richtig ist. Als meine Tochter und ich Gott mehr und mehr kennen- und lieben lernten, wollten wir unser neues Wissen unbedingt an andere weitergeben. Ich muss zugeben, dass ich bei meinen

In meinem Garten in Maryland (um 1990)

¨ ¨ Gesprachen an den Turen oft sehr direkt und ¨ nicht unbedingt feinfuhlig war und sich meine Begleiter manchmal einschalten mussten, um die Situation zu retten. Aber mit der Zeit lernte ich, auf die unterschiedlichsten Menschen einzugehen, egal woher sie kamen. Waren doch viele von ihnen wie ich auf der Suche nach einem besseren Leben. Wie oft haben Olja und ich gesagt: „Wenn der Eiserne Vorhang je fallen sollte, gehen wir nach Russland, um dort den Menschen von Gott zu ¨ ¨ erzahlen.“ Als er dann tatsachlich fiel, machte ¨ Olja diesen Traum fur uns beide wahr. In den 90er-Jahren zog sie nach Russland und setzte ¨ dort 14 Jahre lang ihre ganze Zeit fur Gott ein. Sie konnte mit vielen die Bibel studieren und ¨ durfte auch im russischen Zweigburo der Zeugen Jehovas dabei helfen, biblische Literatur aus dem ¨ Englischen ins Russische zu ubersetzen. Mittlerweile bin ich ans Bett gefesselt, und meine Kinder tun alles, um mir das Leben so an¨ genehm wie moglich zu machen. Ich bin Gott dankbar, dass mein Leben, nach all dem, was ich als junger Mensch durchgemacht habe, doch so reich geworden ist. Ich habe am eigenen Leib er¨ lebt, was der Hirte David in einem Psalm uber ¨ Gott sagte: „An gut bewasserte Ruheorte geleitet ¨ er mich. Meine Seele erquickt er. Er fuhrt mich auf den Spuren der Gerechtigkeit um seines Namens willen“ (Psalm 23:2, 3).1 ¨ 1 Maria Kilina starb am 1. Marz 2010, als dieser Bericht in Arbeit war. DER WACHTTURM ˙ 1. DEZEMBER 2012

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DIE BIBEL HAT DIE ANTWORT

Warum schickte Gott Jesus auf die Erde?

Dieser Artikel greift Fragen auf, die auch Sie sich vielleicht schon einmal gestellt haben, und er zeigt, wo Sie in Ihrer Bibel die Antwort finden. Jehovas ¨ Zeugen wurden sich gern mit Ihnen ¨ uber diese Fragen unterhalten.

1. Wo war Jesus, bevor Gott ihn auf die Erde schickte? Vor seiner Geburt in Bethlehem lebte Jesus als Geist¨ person im Himmel. Er war das erste Schopfungswerk Gottes und wurde als Einziger direkt von Gott erschaffen. Daher wird er passenderweise als Gottes einziggezeugter Sohn bezeichnet. Im Himmel war Jesus oft Gottes Sprecher und er wird deshalb „das WORT“ ge¨ nannt. Außerdem war er als Gottes Helfer an der Schopfung von allem anderen beteiligt (Johannes 1:2, 3, 14). Bevor Menschen erschaffen wurden, hatte Jesus schon unvorstellbar lange mit Gott im Himmel gelebt. (Lesen Sie Micha 5:2; Johannes 17:5.)

2. Wie kam Gottes Sohn vom Himmel auf die Erde? ¨ Jehova ubertrug das Leben Jesu durch heiligen Geist in den Mutterleib Marias. Bei Jesu Zeugung war dem¨ nach kein menschlicher Vater beteiligt. Engel verkundeten die Geburt Jesu einigen Hirten, die draußen im Freien lebten und in der Nacht bei ihren Herden Wache hielten (Lukas 2:8-12). Jesus wurde also nicht im tiefen Winter geboren, sondern wahrscheinlich Anfang Okto¨ ber, wo es noch warm war. Einige Zeit spater brachten Maria und ihr Mann Joseph den kleinen Jesus in ihre Heimatstadt Nazareth und zogen ihn dort groß. Joseph wur¨ de Jesus ein guter Vater. (Lesen Sie Matthaus 1:18-23.) ¨ Als Jesus ungefahr 30 Jahre alt war, ließ er sich taufen, ¨ ¨ und Gott erklarte offentlich, dass Jesus sein Sohn ist. ¨ Dann machte sich Jesus daran, alles auszufuhren, wozu ¨ Gott ihn auf die Erde gesandt hatte. (Lesen Sie Matthaus 3:16, 17.)

3. Warum schickte Gott Jesus auf die Erde? Jesus sollte die Menschen mit der Wahrheit vertraut ¨ ¨ machen. Er sprach uber Gottes Konigreich, eine Regie¨ rung im Himmel, die weltweit fur Frieden sorgen wird, ¨ und uber die Aussicht, ewig zu leben (Johannes 4:14; ¨ 18:36, 37). Jesus sprach auch viel daruber, wie man wirk¨ ¨ lich glucklich werden kann (Matthaus 5:3; 6:19-21). Er lebte den Menschen seine Lehren vor. Zum Beispiel zeigte er ihnen, wie man selbst dann Gottes Willen tun kann, wenn es einem schwer gemacht wird. Wenn man ihn ¨ schlecht behandelte, zahlte er nicht mit gleicher Munze ¨ zuruck. (Lesen Sie 1. Petrus 2:21-24.) Jesus lehrte seine Nachfolger, andere zu lieben und ¨ fur sie Opfer zu bringen. Obwohl er eine besondere Stellung bei seinem Vater im Himmel hatte, gehorchte er ¨ ihm demutig und kam als Mensch auf die Erde. Damit hat er uns wie kein anderer vorgelebt, was Liebe ist. (Lesen Sie Johannes 15:12, 13; Philipper 2:5-8.)

4. Was ist durch Jesu Tod ¨ moglich geworden?

¨ Gott schickte Jesus auch auf die Erde, damit er fur un¨ ¨ sere Sunden starb (Johannes 3:16). Wir sind alle Sunder, ¨ und als unvollkommene, sundige Menschen werden wir krank und sterben. Der erste Mensch, Adam, dagegen war ¨ ¨ vollkommen. Er war ohne Sunde und hatte nie krank wer¨ den und sterben mussen. Durch seinen Ungehorsam ge¨ ¨ genuber Gott bußte er jedoch seine Vollkommenheit ein. ¨ Wir haben von Adam die Sunde geerbt, und der „Lohn“ ¨ ¨ der Sunde ist der Tod. (Lesen Sie Romer 5:12; 6:23.) ¨ ¨ Jesus starb nicht fur seine eigenen Sunden, denn er war ¨ ¨ vollkommen. Er starb fur unsere Sunden. Durch Jesu Tod ¨ konnen wir ewiges Leben bekommen und von Gott gesegnet werden. (Lesen Sie 1. Petrus 3:18.)

Mehr dazu finden Sie in Kapitel 4 und 5 dieses Buches (herausgegeben von Jehovas Zeugen)

WAS LEHRT DIE BIBEL wirklich?

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„Habe ich schon einmal gelebt?“ „Wenn es wahr ist, dass die Lebenden ¨ aus den Toten entstehen, so mussen wohl unsere Seelen dort in der Unterwelt weilen“ (SOKRATES, ZITIERT VON PLATON, GRIECHISCHER PHILOSOPH, 5. JAHRHUNDERT V. CHR.).

¨ „Da die Seele ohne den Korper bestehen ¨ und in einem Korper existieren kann, [kann] sie . . . auch in einem anderen ¨ ¨ Korper sein und von einem Korper in ¨ ¨ einen anderen Korper ubergehen“ (GIORDANO BRUNO, ITALIENISCHER PHILOSOPH, 16. JAHRHUNDERT).

„Nichts ist todt: die Menschen stellen sich todt, . . . und da stehen sie und sehen aus dem Fenster, wohl und gesund, in irgend einer neuen und seltsamen Vermummung“ (RALPH WALDO EMERSON, AMERIKANISCHER ESSAYIST UND POET, 19. JAHRHUNDERT).

„Wschon einmal gelebt?“ Auf diese Fragen ha-

ER bin ich wirklich? Habe ich irgendwann

ben Menschen zu allen Zeiten nach Antworten gesucht, ob im asiatischen oder westlichen Kulturraum — und sich mit der Vorstellung einer Reinkarnation oder Seelenwanderung ange¨ freundet. Typisch fur diese Anschauung ist der Gedanke, beim Tod eines Menschen verlasse eine ¨ ¨ unkorperliche „Seele“ den Korper und werde in ¨ ¨ einem anderen Korper wiedergeboren. So konne die „Seele“ in Gestalt von Mensch, Tier oder Pflanze mehrere Existenzen durchlaufen.

¨ Einige finden dieses Konzept recht uberzeugend, aber kann man wissen, ob da etwas dran ist? Sagt die Bibel auch etwas dazu? Doch zuerst die Frage: Wo hat diese Vorstellung ihren Ursprung?

Die Reinkarnationslehre: Woher stammt sie?

¨ Historiker und Gelehrte bestatigen: Schon die Bewohner des alten Babylon, einer Stadt, die gegen Ende des 3. vorchristlichen Jahrtausends ¨ gegrundet wurde, spielten mit dem Gedanken, die Seele des Menschen sei unsterblich. Morris Jastrow jr. schrieb: „Die babylonischen Theologen [befassten sich] ernsthaft mit dem Problem der Unsterblichkeit. . . . Der Tod galt als Tor zu ei¨ nem anderen Leben.“ Er erklarte: „Am Beginn ¨ der ursprunglichen Theorie einer endlosen Existenz, in welcher Form auch immer, stand zweifellos das Problem, dass sich der Mensch partout ¨ nicht vorstellen konnte, fur immer ohne Bewusstsein zu sein“ (The Religion of Babylonia and Assyria). Ausgehend von Babylon fassten die Lehren von der Transmigration und Wiedergeburt der Seele auch in anderen alten Kulturen Fuß. Indische Philosophen formulierten ein ausgefeiltes System von Glaubensvorstellungen, in deren Mittelpunkt das Karma stand, das Gesetz von Ursache und Wirkung und der ewige Kreislauf der Wiedergeburten. Einflussreiche griechische Denker fanden ebenfalls an der Reinkarnation Gefal¨ len und machten sie popular. Damit zur Gegenwart: Gerade im Westen hat das Interesse an der Reinkarnation sprunghaft zugenommen. Ob Prominente oder junge Leu¨ ¨ te — fernostliche religiose Lehren und Praktiken ziehen viele in ihren Bann. Heute gibt es eine ¨ wahre Flut von Buchern und Websites, die Personen ein Forum geben, die schon einmal gelebt ¨ haben wollen. In etlichen Landern erfreut sich ¨ ¨ die sogenannte Ruckfuhrungs- oder Reinkarna¨ tionstherapie immer großerer Beliebtheit. Dabei werden die Klienten unter Hypnose in ihre ver¨ ¨ ¨ meintlichen fruheren Leben zuruckgefuhrt, um ¨ zu ergrunden, ob ihrer Gesundheit und ihrem Verhalten irgendwelche Muster aus der Vergangenheit zugrunde liegen.

Reinkarnation: Was ist dran? So weit die Wurzeln der Reinkarnation auch ¨ zuruckreichen, eine Frage bleibt: Was ist an dieser Lehre dran? Vor allem Christen werden sich ¨ bestimmt dafur interessieren, was das Fundament ihres Glaubens, die Bibel, dazu sagt (Johannes 17:17). Da Jehova Gott alles Leben erschaffen hat, auch uns Menschen, und „ein Offenbarer von Geheimnissen“ ist, kann er uns Einblick in ¨ Details uber Leben und Tod geben, von denen ¨ ansonsten kein Mensch etwas wusste. Was sagt denn sein Wort, die Bibel, zu diesem Thema? (Daniel 2:28; Apostelgeschichte 17:28). ¨ ¨ Lasst man die Bibel fur sich selbst sprechen, ¨ wird Gottes Antwort vollig klar. Nehmen wir einmal 1. Mose 3:19, wo Gott sich an Adam und Eva ¨ wendet, die sein Gebot ubertreten hatten. Er sagte: „Im Schweiße deines Angesichts wirst du Brot ¨ essen, bis du zum Erdboden zuruckkehrst, denn aus ihm wurdest du genommen. Denn Staub bist ¨ du, und zum Staub wirst du zuruckkehren.“ Adam wurde aus Staub geschaffen und mit dem Tod wurde er wieder zu Staub. Gottes Worte wa¨ ren unmissverstandlich. Wer stirbt, wird nicht als ¨ jemand anders wiedergeboren, sondern hort schlicht auf zu existieren.1 Mit Tod und Leben ¨ ¨ verhalt es sich wie mit Hitze und Kalte, Trocken¨ heit und Nasse, Licht und Dunkel — sie sind ab¨ solute Gegensatze. Die Toten sind also wirklich tot. Ist das nicht einfach und logisch? ¨ ¨ Erinnerungen an fruhere Leben mussen sich ¨ also anders erklaren lassen. Was sich in der menschlichen Psyche abspielt, das Unterbewusstsein eingeschlossen, wird immer noch nicht voll¨ ¨ standig verstanden. Das gilt auch fur die Auswirkungen von Medikamenten oder Traumata. Im Gehirn ist eine gewaltige Informationsmenge ge¨ speichert. Traume und Fantasien, die sich aus ¨ ¨ diesem riesigen Datenspeicher nahren, konnen ¨ so lebhaft sein, dass sie leicht fur real gehalten ¨ ¨ ¨ werden. In Einzelfallen konnen auch bose Geist¨ ¨ ¨ wesen ubernaturliche Phanomene bewirken, die etwas Unwirkliches als real erscheinen lassen (1. Samuel 28:7-19). 1 Mehr dazu: Was lehrt die Bibel wirklich?, Kapitel 6: „Wo sind die Toten?“ (Herausgeber: Jehovas Zeugen). DER WACHTTURM ˙ 1. DEZEMBER 2012

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Der Wunsch, zu leben und zu wissen, was die ¨ Zukunft bringt, ist ganz naturlich. Doch woher ¨ kommt er? Interessanterweise sagt die Bibel uber ¨ den Schopfer: „Die Ewigkeit hat er den Menschen ins Herz ¨ gelegt“ (Prediger 3:11, Neue evangelistische Ubersetzung). Kein Wunder also, dass der Mensch sich so danach sehnt, endlos zu leben! Wenn Jehova Gott den Menschen mit diesem Wunsch erschaffen hat, sollte er dann nicht logi¨ scherweise auch offenbaren, wie er in Erfullung

Was wirklich Hoffnung gibt Anstatt sich aus vermeintlichen Erinnerungen ¨ ¨ an fruhere Leben ein fragwurdiges Bild zurechtzuzimmern, hier ein Vorschlag: Wer ¨ bereit ist, ein wenig Zeit zu investieren, konnte ¨ einmal recherchieren, was die Bibel uber die Auferstehung sagt. Ihre Antworten befriedigen nicht nur den Verstand, sie bieten auch in Zeiten der Trauer echten Trost. Nach 44 gemeinsamen Jahren verlor Theodore seine geliebte Rosemarie. Trotz seiner tiefen Trauer sagte er: „Ich weiß, dass Rosemarie an dem sichersten Ort ist, den es ¨ gibt — im Gedachtnis Jehovas. Die Berichte der ¨ Bibel uber die Auferstehung sind so real und ¨ von so vielen Augenzeugen bestatigt, dass ich ¨ es kaum erwarten kann, Jesus sagen zu horen: ‚Rosemarie, komm heraus!‘, so wie bei Lazarus.“ Costas und Maria waren fassungslos, als ihr ¨ kleines Tochterchen mit nur 20 Monaten an den Folgen eines Gendefekts starb. Maria sagt: „Der Tod unserer kleinen Evi hat uns schrecklich wehgetan! Seither sehen wir das Thema Leid, Tod und Auferstehung mit ganz anderen Augen. Bibelverse wie Jesaja 33:24; 35:5, 6 und ¨ Offenbarung 21:4, 5 beruhren uns jetzt viel tiefer. Jehova schenkt uns die felsenfeste Hoffnung auf eine Auferstehung. Er ist wirklich ein liebevoller Vater.“ Was die Bibel zum Thema Leben und Tod ¨ sagt, kommt direkt von unserem Schopfer. ¨ Lernen auch Sie die unerschutterliche Hoffnung kennen, die Theodore, Costas und Maria nach ¨ ¨ vorn schauen lasst. Sie stutzt sich auf ein ¨ unverruckbares Fundament — auf das Wort ¨ Gottes. Und Gott lugt nie (Titus 1:2).

¨ gehen kann? Dieses Geheimnis luftet die Bibel: ¨ Der Schopfer stellt Menschen, die treu auf seiner Seite stehen, ewiges Leben im Paradies auf der Erde in Aussicht. „Die Gerechten selbst werden die Erde besitzen, und sie werden immerdar darauf ¨ ¨ wohnen“, schrieb Konig David unter gottlicher Inspiration in Psalm 37:29. Eine grundlegende Lehre ¨ der Bibel, die untrennbar mit Gottes unabanderlichem Vorsatz verbunden ist, ist die Auferstehung der Toten (Apostelgeschichte 24:15; 1. Korinther 15:16-19).

¨ Die Auferstehung: gut begrundet

¨ Die Bibel enthalt acht Augenzeugenberichte ¨ daruber, dass Menschen auferweckt wurden und ¨ auf der Erde weiterlebten.1 In allen Fallen handelte es sich um Auferweckungen, nicht um Reinkarnationen. Die Betreffenden wurden von ¨ ihren Angehorigen und Freunden alle sofort wiedererkannt. In keinem einzigen Fall mussten die ¨ ¨ Angehorigen die Neugeborenen in der naheren und weiteren Umgebung unter die Lupe nehmen ¨ und herumratseln, ob eines der Kinder vielleicht die wiedergeborene Seele des geliebten Verstorbenen sei (Johannes 11:43-45). Zu wissen, was die Bibel verheißt, tut einfach gut: Die allermeisten Verstorbenen werden auferweckt werden, und zwar hier auf der Erde in Gottes neuer Welt, die bald das ungerechte, ¨ ¨ bose System von heute ablosen wird (2. Petrus 3:13, 14). Jehova, der Gott, der sogar die Namen aller Sterne kennt, bewahrt jetzt, in diesem Augenblick, die Lebensmuster von Milliarden Menschen in seinem grenzenlosen, vollkommenen ¨ Gedachtnis auf wie einen Schatz (Psalm 147:4; Offenbarung 20:13). Wenn er in seiner neuen Welt nach und nach ganze Generationen Verstor¨ bener wieder ins Leben zuruckholt, werden sie ¨ in der Lage sein, ihre Familiengeschichte zuruckzuverfolgen und ihre Vorfahren kennenzulernen. ¨ Kann man sich uberhaupt etwas Bewegenderes, Faszinierenderes vorstellen?! ¨ ¨ 1 Hier die acht Belegstellen: 1. Konige 17:17-24; 2. Konige 4:32-37; 13:20, 21; Lukas 7:11-17; 8:40-56; Johannes 11:38-44; Apostelgeschichte 9:36-42; 20:7-12. Beim Lesen ¨ fallt auf, dass diese Auferweckungen vor vielen Augenzeugen stattfanden. Ein neunter Bericht beschreibt die Auferstehung Jesu Christi: Johannes 20:1-18.

¨ HATTEN SIE ES GEWUSST?

SALZABLAGERUNGEN AM TOTEN MEER

EINE DRACHME

Lag Jesus falsch, als er davon sprach, dass Salz seine Kraft verliert? ˇ Jesus sagte in der Bergpredigt zu seinen gungen durch andere Mineralien aufNachfolgern: „Ihr seid das Salz der Erde; wies; das Salz konnte also aus dieser wenn aber das Salz seine Kraft verliert, Verbindung ausgewaschen werden und ¨ wie wird seine Salzkraft wiederhergestellt ubrig blieb eine geschmacklose Subwerden? Es taugt zu nichts weiter, als hi- stanz“. Man kann daher nachvollziehen, ¨ nausgeworfen und von den Menschen warum Jesus sagte, dieser Ruckstand tau¨ zertreten zu werden“ (Matthaus 5:13). ge zu nichts weiter, als hinausgeworfen ¨ Salz ist ein Konservierungsmittel. Jesus zu werden. Weiter wird ausgefuhrt: „Obwollte mit seinem Vergleich also wahr- wohl das Salz vom Toten Meer aufgrund ¨ ¨ scheinlich ausdrucken, dass seine Junger seiner Verunreinigungen minderwertiger andere vor geistigem und moralischem war als die meisten anderen Meersal¨ ¨ ¨ Verfall schutzen konnten und sollten. ze, war es wegen seiner Verfugbarkeit ¨ In einer Enzyklopadie heißt es zu der (man konnte es einfach am Ufer aufsam¨ ¨ Bemerkung Jesu uber den Verlust der meln) die Hauptversorgungsquelle fur ¨ Salzkraft, dass „Salz aus der Gegend des Palastina“ (The International Standard Toten Meeres im Allgemeinen Verunreini- Bible Encyclopedia). ¨ Was bedeutete fur die Menschen in biblischer Zeit der Verlust einer Drachme? ¨ ¨ Zudem waren die Hauser der einfaˇ Jesus erzahlte einmal in einem Gleichnis von einer Frau, die zehn Drachmen chen Leute damals so gebaut, dass sie ¨ ¨ ¨ besaß und eine davon verlor. Sie zunde- moglichst wenig Licht und Warme hite eine Lampe an und fegte ihr Haus sorg- neinließen. Sie hatten kaum Fenster, ¨ ¨ ¨ ¨ faltig, bis sie die Munze fand (Lukas wenn uberhaupt welche. Die Raume 15:8-10). Zur Zeit Jesu entsprach eine waren normalerweise mit Stroh oder Drachme fast einem ganzen Tagesver- anderem getrockneten Pflanzenmaterial ¨ ¨ dienst. Ein solches Geldstuck zu verlieren ausgestreut. Wenn da eine Munze herunwar somit keine Bagatelle. Die beschrie- terfiel, konnte man sie nur schwer wiebene Szene war allerdings noch aus an- derfinden. In einem Kommentar zu Jesu ¨ ¨ deren Grunden realitatsnah. Gleichnis heißt es: „Ging ein relativ ¨ Wie in einschlagiger Literatur nachzu- kleiner Gegenstand wie etwa ein Geld¨ ¨ lesen ist, trugen Frauen Munzen oft als stuck an so einer Stelle verloren, war es ¨ ¨ Schmuck. Jesus konnte also auf eine Mun- das Naheliegendste, erst einmal eine ¨ ze angespielt haben, die zu einem wert- Lampe anzuzunden und das Haus aus¨ vollen Erbe oder einer Mitgift gehorte. zufegen.“ Wie dem auch sei, man kann sich gut vorstellen, dass eine Frau, die eine solche ¨ ¨ Munze verlor, uberall verzweifelt nach ihr suchte. DER WACHTTURM ˙ 1. DEZEMBER 2012

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EIN BRIEF AUS

BENIN

Worauf habe ich mich da bloß eingelassen?!

E

S WAR ein typischer Morgen in Westafrika: Die ¨ Luft war erfullt mit dem Duft der Reis- und ¨ Soßenkuchen. Frauen balancierten unglaubliche Lasten auf dem Kopf. Herzhaftes Lachen mischte sich mit lautstarkem Feilschen. Mit jeder Stunde wurde die Sonne greller und heißer. Beim Anblick einer yovo, einer Weißen, legten ¨ einige Kinder sofort mit ihrem ublichen Lied und Tanz los. Das Lied begann mit „Yovo, yovo, bon soir“ und endete mit der Bitte um eine kleine ¨ ¨ Gabe fur die schwungvolle Auffuhrung. Ein Junge sang nicht mit. Als ich weiterging, folgte er ¨ ¨ mir und machte mit den Handen Zeichen. Fur ¨ mich sah das wie Gebardensprache aus. In den USA hatte ich gelernt, in der Amerikanischen Ge¨ bardensprache (ASL) zu buchstabieren, doch in ¨ Benin ist die Amtssprache Franzosisch. Irgendwie gelang es mir, die acht Buchsta¨ ¨ ben meines Namens zu gebarden — und plotz¨ lich strahlte der Junge ubers ganze Gesicht. Er

schnappte sich meine Hand und lotste mich ¨ durch einige schmale Straßchen zu seinem Zu¨ hause, einem typischen Ziegelbau mit zwei Raumen. Die ganze Familie lief zusammen und woll¨ ¨ te sich in Gebardensprache mit mir verstandigen. ¨ Was nun? Ich gebardete meinen Namen und schrieb auf einen Zettel, dass ich eine Missionarin bin, die die Bibel lehrt, und ich versprach, zu¨ ¨ ruckzukommen. Mittlerweile waren einige horende Nachbarn dazugestoßen und nickten eifrig. Ich weiß noch, wie ich dachte: „Worauf habe ich mich da bloß eingelassen?!“ ¨ Wieder zu Hause grubelte ich nach: „Es muss doch jemand geben, der diesen Menschen hilft ¨ zu erfahren, dass Gott versprochen hat, Gehor¨ lose wieder horend zu machen“ (Jesaja 35:5). Ich recherchierte etwas und stellte fest, dass in Benin ¨ ¨ nach einer offiziellen Zahlung 12 000 Gehorlose ¨ ¨ und Horgeschadigte leben. Und als ich las, dass ¨ ¨ in den Gehorlosenschulen nicht die Franzosische ¨ Gebardensprache verwendet wird, sondern ASL, traute ich meinen Augen kaum. Umso trauriger war ich, als ich feststellte, dass keiner der Zeugen Jehovas hier ASL beherrschte. Frustriert sagte ich ¨ zu einer Glaubensschwester: „Ich wunschte, es ¨ kame jemand, der ASL kann, um hier zu helfen.“ ¨ Sie gab zuruck: „Du bist doch hier, oder?“ ¨ Da hatte sie naturlich recht. Also bestellte ich mir einen Selbstlernkurs und die von Jehovas Zeugen herausgegebenen DVDs in ASL. Meine

¨ ¨ Gebete um Unterstutzung wurden erhort, als eine Zeugin, die gut ASL konnte, von Kamerun nach Benin zog. Meine Versuche sprachen sich schnell herum. ¨ Jemand sagte mir, ich musse unbedingt Brice besuchen, einen Schildermaler. Sein „Atelier“ ¨ aus zusammengenahten Palmwedeln war in der ¨ schwulen Hitze erfrischend luftig. Vom jahrelan¨ gen Reinigen der Pinsel leuchteten die Wande in allen Farben des Regenbogens. Er staubte zwei ¨ Stuhle ab und sah mich erwartungsvoll an. Ich holte meinen tragbaren Player raus und legte eine DVD ein. Brice rutschte mit seinem Stuhl dicht an den kleinen Monitor heran. „Ich verste¨ he das! Ich verstehe das!“, gebardete er. Die Kinder aus der Nachbarschaft reckten ihre kleinen ¨ Halse, um zu sehen, was da los war. Ein Junge platzte heraus: „Warum schauen die einen Film ohne Ton an?“ Jedes Mal wenn ich Brice wieder besuchte, ¨ drangten sich mehr Leute um den DVD-Player. Schon bald besuchten Brice und andere unsere

¨ ¨ Zusammenkunfte und ich versuchte, fur sie zu dolmetschen. Dabei habe ich eine Menge gelernt. ¨ Die Gruppe wurde immer großer; manche kamen sogar von sich aus auf mich zu. Ich weiß noch, ¨ wie sich mein altes Auto einmal achzend und ¨ ¨ schnaufend durch zig Schlaglocher qualte, weil ¨ ich standig Ziegen und Schweinen ausweichen ¨ ¨ musste. Plotzlich horte ich direkt hinter mir einen Knall. O nein, nicht schon wieder eine Panne! Von wegen Panne: Der Schlag kam von ei¨ nem Gehorlosen, der hinter meinem Wagen herlief und verzweifelt versuchte, sich irgendwie bemerkbar zu machen! ¨ Mit der Zeit entstanden auch in anderen Stadten ASL-Gruppen und irgendwann wurde sogar bei unseren Jahreskongressen das Programm in ¨ ¨ Gebardensprache prasentiert. Ich war unter denjenigen, die gebeten wurden, zu dolmetschen. Als ¨ ich auf die Buhne trat und wartete, bis der Red¨ ner anfing, wanderten meine Gedanken fur ei¨ nen Moment zuruck in meine Zeit als frischgebackene Missionarin. Damals dachte ich: „Wie kann ich mich wohl am besten in Afrika einsetzen?“ Der Blick ins Publikum sagte mir, dass ich die Antwort gefun¨ den hatte — als Missionarin fur ¨ Gehorlose. Die Frage „Worauf habe ich mich da bloß eingelassen?!“ stel¨ le ich mir langst nicht mehr. DER WACHTTURM ˙ 1. DEZEMBER 2012

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¨ Schonheitspflege und Kosmetik in biblischer Zeit ¨ ¨ Nach einem genusslichen Bad verteilt sie herrlich duftendes Ol auf ihrer noch ¨ ¨ feuchten Haut. Dann offnet sie ein bunt verziertes Kastchen, in dem sie ein ganzes ¨ Sortiment an Kostbarkeiten aufbewahrt: kleine Flaschen, Topfchen und Flakons aus Glas, ¨ ¨ Elfenbein, Stein und Perlmutt, gefullt mit Olen und Parfums. In der Luft liegt der Duft von Balsam, Kardamom, Zimt, Weihrauch, Honig, Myrrhe und vielem mehr. ¨ ¨ ¨ ¨ Dem Kastchen entnimmt sie Tiegel, Schalen und hubsch gearbeitete Loffelchen. Damit ruhrt ¨ ¨ sie die Schminke an, die sie heute auftragen mochte. Wahrend sie sich in ihrem bronzenen ¨ Spiegel beschaut, widmet sie sich in aller Ruhe ihrer Schonheitspflege.

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RAUEN scheinen schon immer sehr viel Wert auf ihr Aussehen gelegt zu haben. Grab- und Wandmalereien sowie Mosaike weisen ¨ darauf hin, dass Kosmetikprodukte im alten Agypten und in Mesopotamien weit verbreitet waren. ¨ Die stark¨ geschminkten, mandelformigen Augen der Agypterinnen, die auf zahlreichen Darstellungen zu sehen sind, haben schon die Blicke vieler auf sich gezogen. Und wie war es bei den Frauen im alten Israel? Verwendeten sie Kosmetik? Wenn ja, welche? In diesem Fall kann man zwar nicht auf ¨ Grab- oder Wandmalereien zuruckgreifen, doch die Bibel liefert einige Anhaltspunkte. Zusam¨ men mit verschiedenen archaologischen Fun¨ den, die in Landern der Bibel gemacht wur¨ den, erhalt man so zumindest eine kleine Vorstellung von dem Gebrauch von Kosmetik in damaliger Zeit.

Kosmetikutensilien ¨ Bei Ausgrabungen in Israel wurden unzahli¨ ¨ ge Gegenstande zutage gefordert, die mit der ¨ Schonheitspflege zu tun haben. Darunter Schalen und Schminkpaletten aus Stein, auf denen kosmetische Grundsubstanzen zerrieben und ¨ ¨ gemischt wurden; langliche, zylinderformige 24

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¨ Parfumflaschen; Salbentopfe aus Alabaster und Handspiegel aus polierter Bronze. Man entdeck¨ te auch einen Elfenbeinloffel, in dessen Griff ¨ auf der einen Seite Palmblatter geschnitzt waren und auf der anderen Seite ein von Tauben umrahmter Frauenkopf. Bei den Wohlhabenden scheinen verzierte Muscheln zum Aufbewahren von ¨ Kosmetik beliebt gewesen zu sein. Auch in Agypten und Ka¨ naan wurden kleine Schminkloffel aus Elfenbein und Holz gefunden. Manche hatten besonders aufwendige Formen. Einige waren zum Beispiel ¨ wie schwimmende Madchen gearbeitet. Diese Funde belegen eindeutig, dass der Gebrauch von Kosmetik damals weit verbreitet war.

Schminken der Augen ¨ In der Bibel wird eine Tochter Hiobs erwahnt, ¨ ¨ die Keren-Happuch hieß. In Hebraisch konnte der Name „Horn der schwarzen [Augen]schmin¨ ¨ ke“ bedeutet haben, was ein Doschen oder Kast¨ chen beschreibt, in dem Kajalpulver oder ahnliches Make-up aufbewahrt wurde (Hiob 42:14). ¨ Er kann eine Anspielung auf ihre Schonheit gewesen sein. Andererseits legt er aber auch den Gedanken nahe, dass Kosmetik schon eine sehr lange Geschichte hat.

SCHMINKPALETTE AUS KALKSTEIN (ISRAEL)

¨ KOSMETIKGEFASS AUS ELFENBEIN (ISRAEL)

Bemerkenswerterweise wird das Schminken der Augen in der Bibel immer mit Frauen in Verbindung gebracht, die einen schlechten Ruf ¨ hatten. So zum Beispiel mit der intriganten Konigin Isebel oder der als Prostituierte dargestell¨ ten Stadt Jerusalem, deren Untreue gegenuber Gott von den Propheten Jeremia und Hesekiel ¨ beschrieben wird (2. Konige 9:30; Jeremia 4:30; ¨ Hesekiel 23:40). Im abtrunnigen Israel scheint sich das starke Schminken der Augen und die ¨ ausgiebige Schonheitspflege besonders bei den ¨ Frauen der Oberschicht eingeburgert zu haben. Darauf lassen die zahlreichen Glas- und Stein¨ gefaße mit feinen Schminkgriffeln zum Auftragen von Augen-Make-up schließen, die man in Israel gefunden hat. ¨ ¨ Duftendes Ol fur heilige Zwecke ¨ und den alltaglichen Gebrauch ¨ Schon in den Anfangen des alten Israel wur¨ de Parfum auf Olivenolbasis hergestellt und verwendet. Im 2. Buch Mose findet man ein Re¨ ¨ zept fur die Zubereitung des heiligen Salbols, das die Priester im Tempel benutzten. Gemischt wurde es aus Myrrhe, Zimt und anderen aromatischen pflanzlichen Substanzen ¨ (2. Mose 30:22-25). Archaologen glauben bei DER WACHTTURM ˙ 1. DEZEMBER 2012

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All artifacts: Erich Lessing/Art Resource, NY

In biblischer Zeit benutzten ¨ Frauen Kosmetik fur Augen, ¨ Gesicht und Korper

PARFUMFLASCHE AUS TON (ISRAEL)

Ausgrabungen in Jerusalem auf eine Werkstatt aus dem 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung ¨ ¨ gestoßen zu sein, in der Duftol und Rau¨ cherwerk fur den Tempel hergestellt wurden. ¨ ¨ Die Bibel erwahnt oft wohlriechende Ole, die ¨ man entweder fur heilige Zwecke oder im Alltag verwendete (2. Chronika 16:14; Lukas 7:37-46; 23:56). ¨ ¨ ¨ Parfumiertes Ol war in den Landern der Bi¨ bel ein beliebtes Mittel zur Korperpflege, da ¨ Wasser knapp war. Es schutzte die Haut nicht nur vor der heißen und trockenen Luft, sondern pflegte sie auch (Ruth 3:3; 2. Samuel 12:20). Als ¨ die junge Judin Esther auf ihre Begegnung mit ¨ Konig Ahasverus vorbereitet wurde, bekam sie ¨ ¨ eine zwolfmonatige Schonheitskur: sechs Mo¨ nate Massagen mit Myrrhenol und weitere sechs ¨ Monate mit Balsamol (Esther 2:12). ¨ Parfums und aromatische Ole wurden so teuer gehandelt wie Gold und Silber. Zu den ¨ Kostbarkeiten, die die Konigin von Scheba aus ¨ ¨ ihrer weit entfernten Heimat fur Konig Salomo ¨ mitbrachte, gehorten Gold, Edelsteine und Bal¨ ¨ ¨ samol (1. Konige 10:2, 10). Als Konig Hiskia den ¨ Abgesandten Babylons voll Stolz seine Schatze ¨ prasentierte, zeigte er ihnen nicht nur sein Gold, sein Silber und sein gesamtes Waffen¨ lager, sondern auch „das Balsamol und das gute ¨ Ol“ (Jesaja 39:1, 2). Man konnte immer nur relativ ¨ geringe Mengen duftender Essenzen und Ole aus den ver¨ ¨ ¨ schiedenen Bluten, Fruchten, Blattern, Harzen und Rinden gewinnen. In der Bibel kommen Pflanzen und Stoffe wie Aloe, Balsam, Bdelliumharz, Kalmus, Kassia, Myrrhe, Narde, Safran, Weihrauch (duftendes Harz) und Zimt vor. Einiges davon wuchs im Jordantal. Andere Stoffe ¨ mussten eingefuhrt werden. Sie kamen zum ¨ ¨ Beispiel uber die beruhmte Weihrauchstraße ¨ aus Indien und Sudarabien.

¨ Das geheimnisvolle Balsamol ¨ ¨ Wie bereits erwahnt, taucht Balsamol in den ¨ ¨ ¨ Berichten uber Konigin Esther, die Konigin von ¨ Scheba und Konig Hiskia auf. 1988 entdeckte ¨ man in einer Hohle bei Qumran an der West26

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¨ kuste des ¨ Toten Meeres einen kleinen Krug mit etwas Ol, das eine ganze Reihe von Fragen auf¨ warf. War das vielleicht das beruhmte Balsam¨ ¨ ol? Noch ist das Geheimnis nicht geluftet. ¨ Auch Neuzuchtungen des einst so begehrten Balsamstrauchs sind bis heute ohne Erfolg geblieben. ¨ ¨ Vieles spricht dafur, dass die Straucher, aus ¨ ¨ denen man das in der Bibel erwahnte Balsamol herstellte, in der Gegend um En-Gedi angebaut wurden. Bei Ausgrabungen dort stieß man auf ¨ ¨ ¨ Ofen, Topfe und verschiedene Gegenstande aus Metall und Knochen, die man in das 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung datiert; sie ¨ ahneln Utensilien zur Parfumherstellung, die man auch an anderen Orten fand. Wie in Fachkreisen angenommen wird, hat der Balsamstrauch, aus dessen Pflanzensaft man den Duftstoff gewann, seine Heimat in Arabien oder ¨ Afrika. Balsamol war so kostbar, dass man Anbaumethode und Herstellung geheim hielt. Balsam spielte sogar bei politischen Schach¨ zugen eine Rolle. Wie beispielsweise der Geschichtsschreiber Josephus berichtet, eignete ¨ sich der romische Feldherr Marcus Antonius eine der wertvollen Balsamplantagen an, um sie ¨ ¨ dann der agyptischen Konigin Kleopatra als Ge¨ ¨ schenk zu uberlassen. Und der romische Histo¨ ¨ ¨ riker Plinius erwahnt, dass judische Kampfer ¨ ¨ wahrend des judischen Krieges im 1. Jahrhun¨ dert versuchten, samtliche Balsampflanzen zu ¨ vernichten, damit diese nicht den Romern in ¨ die Hande fielen. ¨ Die Bibel und die Archaologie vermitteln uns ¨ ein gewisses Bild von Schonheitspflege und Kosmetik in alter Zeit. Statt rundweg zu verurtei¨ len, dass man sich schminkt und schon zurecht¨ macht, empfiehlt die Bibel, dabei vernunftig und bescheiden zu sein (1. Timotheus 2:9). Der Apostel Petrus hebt hervor, was „in den Augen ¨ Gottes von großem Wert ist“, namlich ein „stil¨ ler und milder Geist“. In Anbetracht der standig wechselnden Mode ist das sicher eine ¨ ausgezeichnete Empfehlung fur Frauen, die Gott gefallen wollen — ob jung oder alt (1. Petrus 3:3, 4).

„DIE ¨ GESCHICHTE LUGT NICHT“

Am 14. Juni 2007 gab das nationale Postunternehmen Estlands die hier abgebildete ¨ Gedenkbriefmarke heraus und erklarte dazu: „Mit dem Briefmarken-Gedenkblatt soll an ¨ die Opfer des Volkermords an der estnischen ¨ Bevolkerung zur Zeit Stalins erinnert werden.“ Zwischen 1941 und 1951 wurden Zehntausende Esten zwangsverschleppt.

¨ IE Geschichte lugt nicht.“ Diese Redensart, die es nicht nur in Estland gibt, soll besagen, dass man die Vergangenheit nicht ungeschehen machen kann. Aber eins kann man: Man kann aus ihr lernen. Vor langer Zeit ¨ schrieb der weise Konig Salomo: „Dies alles habe ich gesehen, als ich beobachtete, was auf dieser Welt geschieht — einer Welt, in der einige Menschen Macht besitzen und die anderen ¨ darunter leiden mussen“ (Prediger 8:9, Hoff¨ nung fur alle). Dass diese Worte aus der Bibel traurige Reali¨ tat sind, ist deutlich an dem zu sehen, was sich vor gut einem halben Jahrhundert in Estland und in vielen anderen Teilen Osteuropas abspielte. Dort mussten zahllose Menschen unter dem damaligen Machtregime unschuldig leiden. Sie wurden weit weg in Arbeitslager deportiert oder einfach zwangsumgesiedelt. Nach Aussage von estnischen Historikern wurden aus diesem kleinen Land zwischen 1941 ¨ und 1951 uber 46 000 Zivilisten deportiert — die meisten wegen ihrer politischen Gesinnung, an¨ dere wegen ihrer Volkszugehorigkeit oder ihrer gesellschaftlichen Stellung. Bei Jehovas Zeugen war das allerdings anders: Sie wurden wegen ih-

„D

¨ ¨ rer religiosen Uberzeugung zur Zielscheibe des Regimes.

¨ Generalangriff auf glaubige Menschen ¨ In einer Studie, die 2004 im Universitatsver¨ lag Tartu erschien, erklarte die Historikerin Aigi Rahi-Tamm: „Zwischen 1948 und 1951 wurden insgesamt 72 Zeugen Jehovas und Personen aus ¨ ihrem Umfeld verhaftet. Doch hatte man fur die Nacht des 1. April 1951 eine Massendeportation geplant, zu der es dann auch kam, und zwar nicht nur im Baltikum, sondern auch in Moldawien, der Westukraine und Weißrussland.“ Schon vor 1951 waren Jehovas Zeugen in Estland verhaftet, psychisch unter Druck gesetzt, ¨ verhort und eingesperrt worden. Doch nun holte man offensichtlich zu einem Rundumschlag gegen sie aus, mit dem Ziel, Estland von ihnen ¨ zu „saubern“. Das Datum dieser Aktion, der 1. April 1951, erscheint auch auf der Gedenkmarke. Die Zahl 382 zeigt an, wie viele Zeugen Jehovas mitsamt ihren Kindern und einigen Nachbarn und Verwandten, die selbst keine Zeugen waren, an jenem Apriltag zwangsverschleppt wur¨ den. Bereits tagsuber war es landesweit zu DER WACHTTURM ˙ 1. DEZEMBER 2012

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Verhaftungen gekommen. Noch in derselben ¨ Nacht wurden die Verhafteten — ohne Rucksicht auf ihr Alter — dann in Viehwaggons zusammengepfercht und nach Sibirien abtransportiert. Ella Toom1, die zu der Zeit 25 war, erinnert ¨ sich noch gut an die damaligen Verhormethoden: „Ein Beamter versuchte mir Angst einzujagen und verbot mir, weiter zu predigen. Bei ei¨ nem Verhor fragte er mich: ‚Wollen Sie leben? Oder wollen Sie lieber nach Sibirien und dort mit Ihrem Gott sterben?‘ “ Ella ließ sich davon ¨ jedoch nicht einschuchtern und predigte weiter. Schließlich wurde sie nach Sibirien zwangsverschleppt und musste fast sechs Jahre in mehreren Arbeitslagern zubringen. Unter den Hunderten, die ohne jede Gerichtsverhandlung deportiert wurden, war auch Hiisi Lember, eine andere junge Zeugin Jehovas. Wie hat sie den 1. April 1951 in Erinnerung? „Die Be¨ amten tauchten urplotzlich mitten in der Nacht auf und befahlen uns: ‚Packen Sie Ihre Sachen! Sie haben eine halbe Stunde Zeit.‘ “ Im Dunkel ¨ der Nacht wurde Hiisi mit ihrer sechsjahrigen Tochter dann zum Bahnhof gebracht und in ei¨ nen altersschwachen Zug gesteckt. Wahrend er ¨ von Bahnhof zu Bahnhof achzte, kamen immer mehr Zeugen dazu. „Man stieß uns in einen ¨ Viehwaggon. Zum Gluck war der Tierdung auf ¨ dem Boden gefroren, sonst hatten wir uns kaum 1 Den Lebensbericht von Ella Toom kann man im Erwachet! vom April 2006, Seite 20—24 nachlesen.

Unvorstellbares Ausmaß des Terrors ¨ „Das Ausmaß des Terrors, unter dem alle Volker des Landes gelitten haben, ist unvorstellbar. . . . ¨ Dieser 30. Oktober ist ein Gedenktag fur ¨ Millionen ruinierter Existenzen, fur Menschen, die ohne Gerichtsverfahren und Urteil erschossen ¨ wurden, fur Menschen, die in Lager oder ins ¨ Exil geschickt wurden, die ihrer Burgerrechte beraubt wurden, nur weil sie der ‚falschen‘ ¨ Beschaftigung nachgingen oder eine ‚zweifelhafte soziale Herkunft‘ hatten. . . . Man muss sich das einmal vorstellen: Millionen Menschen fielen Terror und falschen Anschuldigungen zum Opfer“

¨ (DMITRI MEDWEDEW, PRASIDENT DER RUSSISCHEN ¨ FODERATION, 2009).

¨ ¨ auf den Fußen halten konnen. Wir waren zusammengepfercht wie Vieh.“ ¨ ¨ Die zwei Wochen Zugfahrt in den uberfullten und dreckigen Waggons waren ein einziger Albtraum. Jung und Alt wurden auf jede erdenkli¨ che Weise erniedrigt und jeder Wurde beraubt. Einige weinten und wollten einfach nichts essen. Doch die Zeugen halfen einander: Sie teilten das bisschen Essen, das sie hatten, sprachen sich gegenseitig Mut zu und sangen gemeinsam ihre re¨ ligiosen Lieder. Auf sie wartete „lebenslange ¨ Verbannung“, es war eine Reise ohne Ruckfahrschein — so hatte man es ihnen gesagt. Hiisi weiß noch genau, wie gut ihr in dieser schlimmen Zeit die selbstlose Liebe und Hilfsbe¨ reitschaft ihrer Glaubensbruder getan hat. „Einmal kamen wir auf einem Bahnhof neben einen ¨ Zug aus Moldawien zu stehen und horten durch ¨ die Wand eine mannliche Stimme fragen, wer wir sind und wohin wir fahren. ‚Wir wissen nicht, wohin es geht‘, antworteten wir. ‚Wir sind ¨ Zeugen Jehovas aus Estland.‘ Das horten Zeugen ¨ im Nachbarzug zufallig mit und warfen uns durch einen Spalt im Waggon einen großen Laib ¨ Brot und ein paar Dorrpflaumen zu.“ Hiisi er¨ zahlt weiter: „Da begriffen wir, dass es sich um eine groß angelegte Aktion gegen Zeugen Jehovas in allen Sowjetrepubliken handelte.“ ¨ In dem Zug waren auch die beiden Tochter einer Zeugin: Corinna und Ene. Ihre Mutter (von ¨ der sie letztlich uber 6 Jahre getrennt waren) hat¨ te man bereits einige Zeit fruher verhaftet und in ein Arbeitslager gebracht. In jener schlimmen Aprilnacht wurden nun auch die beiden Teenager von zu Hause abgeholt und in einen Vieh¨ waggon verladen. Corinna erzahlt: „Im Zug trafen wir eine Zeugin, die selbst zwei Kinder hatte. ¨ Sie versprach, fur uns zu sorgen, und wollte uns ¨ in ihre Familie aufnehmen.“ Dafur ist Corinna ihr heute noch dankbar. Schließlich kam die Endstation — irgendwo in ¨ der eisigen sibirischen Steppe. Einen Tag spater tauchten Vorarbeiter aus den umliegenden Kol¨ chosen auf, um sich Arbeitskrafte auszusuchen. Es ging zu wie auf einem Sklavenmarkt. Corin¨ na weiß noch, wie sich die Manner stritten: „Du

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1 ELLA TOOM 2 HIISI LEMBER MIT IHRER TOCHTER MAAJA 3 ENE UND IHRE SCHWESTER CORINNA

¨ hast doch schon einen Fahrer fur deinen Traktor. Das ist jetzt meiner.“ Oder: „Ich habe schon zwei Alte genommen. Jetzt bist du dran.“ Es war erniedrigend! Corinna und Ene waren wirklich sehr tapfere ¨ Madchen. „Wir haben unsere Mutter entsetzlich ¨ ¨ ¨ vermisst“, erzahlten sie spater, „und hatten uns ¨ nichts mehr gewunscht, als wieder in ihren Armen zu liegen.“ Trotz alledem hielten sie weiter fest zu Jehova Gott und trugen vieles mit Humor. Corinna meint: „Eigentlich war es gut, dass Mutter uns nicht so sehen musste. Denn manchmal schickte man uns zum Arbeiten in die Eises¨ ¨ kalte — und das ohne vernunftige Kleidung.“ Keine Frage: Sowohl in Estland als auch in an¨ deren Landern haben unschuldige Menschen schreiende Ungerechtigkeit erlebt, und auch Jehovas Zeugen waren davon betroffen. (Siehe links „Unvorstellbares Ausmaß des Terrors“.) Doch trotz der unmenschlichen Behandlung und all dem Leid, das sie erlebt haben, setzen

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sich Jehovas Zeugen nach wie vor mit Engagement ein und ihre Freude ist ungebrochen.

¨ Eine Zukunft, die nicht schoner sein kann ¨ Die Bibel lasst keinen Zweifel daran, dass Jehova Gott Ungerechtigkeit hasst. Sie sagt: „Je¨ ¨ der, der Unrecht verubt, ist fur Jehova, deinen ¨ Gott, etwas Verabscheuungswurdiges“ (5. Mose 25:16). Zwar hat Gott eine ganze Zeit lang Un¨ gerechtigkeit und Boses zugelassen, aber der Tag ¨ steht vor der Tur, an dem er mit alldem Schluss machen wird. „Nur noch eine kleine Weile“, so ¨ heißt es in den Psalmen, „und der Bose wird nicht mehr sein; und du wirst dich sicherlich ¨ umsehen nach seiner Statte, und er wird nicht ¨ da sein. Die Sanftmutigen aber werden die Erde besitzen, und sie werden wirklich ihre Won¨ ne haben an der Fulle des Friedens“ (Psalm 37:10, 11). Vor der Menschheit liegt also eine Zukunft, ¨ wie sie nicht schoner sein kann! Die Vergangenheit kann man nicht ungeschehen machen, ¨ aber die eigene Zukunft lasst sich sichern. Wie? Indem man eine enge Freundschaft zu Gott aufbaut und sich informiert, wie man die Zeit mit¨ erleben kann, in der es uberall auf der Erde wirklich gerecht zugehen wird (Jesaja 11:9). DER WACHTTURM ˙ 1. DEZEMBER 2012

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¨ ¨ FUR GESPRACHE MIT DEN KINDERN

Jotham hielt fest zu Gott, obwohl er es zu Hause nicht leicht hatte

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ENN ein Vater oder eine Mutter auf einmal nicht mehr dem wahren Gott, Jeho¨ ¨ va, dienen mochten, kann das fur ihre Kinder sehr schlimm sein. Genau das erlebte Jotham. ¨ Wir wollen einmal sehen, was fur Probleme er zu Hause hatte. ¨ Der Vater von Jotham hieß Usija. Er war Ko¨ nig von Juda und der machtigste Mann im Land. Usija hatte schon viele Jahre regiert, bevor Jotham geboren wurde, und er war ein gu¨ ¨ ter Konig. Doch spater, als Jotham noch ziem¨ lich jung war, wurde Usija stolz und ubertrat das Gesetz Gottes. Deshalb schlug Gott ihn mit Aussatz, einer schrecklichen Krankheit. Was hat Jotham jetzt wohl gemacht? —1 Jotham hielt weiter fest zu Jehova. Vielleicht hat ihm seine Mutter, Jeruscha, dabei gehol¨ fen. Trotzdem war es fur ihn sicher nicht einfach, Jehova treu zu bleiben, nachdem sein Vater nicht mehr in den Tempel, das Haus Jehovas, durfte. ¨ Was ware, wenn dein Vater oder deine ¨ ¨ Mutter aufhoren wurden, Jehova zu dienen? ¨ ¨ Das ware bestimmt sehr schlimm fur dich, ¨ oder? — Es ist trotzdem ganz gut, daruber nachzudenken. David hat dazu etwas in der Bibel aufgeschrieben. Schauen wir uns das mal an. Davids Vater hieß Isai. Er war ein guter Mann und diente Jehova. Ganz bestimmt liebte David seinen Vater. Doch David lernte Jehova noch mehr zu lieben als seinen Vater. Woher wissen wir das? 1 Der Gedankenstrich nach einer Frage ist als Hinweis gedacht, eine Pause zu machen und das Kind antworten zu lassen.

Schlag deine Bibel doch mal in Psalm 27:10 auf. David schrieb hier: „Falls mein eigener Vater und meine eigene Mutter mich verließen, ¨ wurde ja Jehova selbst mich aufnehmen.“ Was wollte David damit sagen? Auch wenn sein ¨ ¨ Vater oder seine Mutter aufhoren wurden, ¨ Jehova zu dienen — er wurde weiter fest zu Jehova halten. ¨ Und du? Wurdest du weiter fest zu Jehova halten, auch wenn dein Vater oder deine Mutter es nicht mehr tun? — Das ist eine ¨ ¨ wichtige Frage. Sie hat namlich mit dem großten Gebot in der Bibel zu tun. Dieses Gebot heißt: „Du sollst Jehova, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Sinn.“ ¨ Wir mussen Jehova also auch dann treu bleiben, wenn es schwierig ist. Wer will denn, ¨ dass du aufhorst, Jehova zu dienen? — Gottes Feind, Satan, der Teufel. Jesus bezeichnete ihn als den „Herrscher dieser Welt“. In der Bibel steht auch, dass er der „Gott dieses Sys¨ tems“ ist. Mussen wir vor dem Teufel Angst haben? — Nein, das brauchen wir nicht. Jehova ist ¨ schließlich viel starker als der Teufel, daran ¨ mussen wir immer denken. Wenn wir Jehova ¨ vertrauen, wird er uns beschutzen. Lies in deiner Bibel doch mal nach, wie Jehova David half, als der furchterregende Riese Goliath vor ihm stand. Genauso kann Jehova dich be¨ ¨ schutzen, wenn du fest zu ihm haltst.

LIES IN DEINER BIBEL

2. Chronika 26:16-21; 27:1, 2 ¨ Matthaus 22:37 Johannes 12:31; 2. Korinther 4:4 ¨ Hebraer 13:5, 6 1. Samuel 17:41-54 31

Was sollte Ihrer Meinung nach die Weihnachtszeit auszeichnen? Gibt es vielleicht etwas Besseres als Weihnachten? SEITE 3—9

Warum schickte Gott seinen Sohn auf die Erde? SEITE

16, 17

Nicht wenige berichten, schon einmal gelebt zu haben. Was ist da dran? SEITE 18—20

¨ Haben Frauen in biblischer Zeit auch etwas fur ¨ ihre Schonheit getan? SEITE 24—26

¨ Mochten Sie gern besucht werden? ¨ ¨ Selbst in unserer unruhigen Welt kann man wahres Gluck finden, wenn man weiß, was die Bibel uber Gott sagt, ¨ ¨ ¨ uber sein Konigreich und uber die wunderbaren Dinge, die er den Menschen in Aussicht stellt. Wenn Sie gern wei¨ ¨ ¨ tere Informationen hatten oder von jemandem besucht werden mochten, der Ihnen kostenlos die Bibel naherbringt, ¨ schreiben Sie bitte an Jehovas Zeugen und verwenden Sie die nachstgelegene der auf Seite 4 angegebenen Adressen.

www.jw.org

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