~1~ Haben Sie Liebesangst? Liebesangst bezieht sich nicht auf Menschen, deren Leben misslungen ist, im Gegenteil. Dieses Problem betrifft oft gerade jene, die auf vielen Ebenen ihres Lebens sehr erfolgreich sind. Aber wenn es um die Liebe geht, verfallen sie immer wieder in ein Muster, in dem die Liebe nicht standhält oder nicht zu der gewünschten Beziehung führt. Wenn Sie das Muster wiedererkennen, dass Ihnen die Liebe im Leben immer wieder aus den Händen gleitet, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch Sie Liebesangst haben. Sind Sie oft verliebt, und diese Liebe wird nie erwidert? Verlieben Sie

sich eher selten, aber wenn, dann in den falschen Menschen? In jemanden, der nicht zu haben ist oder schon eine Beziehung hat, oder, aus welchem Grund auch immer, nicht in der Lage ist, intim zu werden? Sind Sie immer damit beschäftigt, Bildern nachzujagen, wie der ideale Partner, die ideale Partnerin aussehen müsste? Bleiben Sie in kurzfristigen Beziehungen hängen oder laufen Sie sofort weg, sobald es auf eine echte Verbindung ankommt? Dann deuten verdächtig viele Symptome auf Liebesangst hin. Es kann auch sein, dass Sie zwar eine Beziehung haben, aber darin nicht die Gegenseitigkeit erleben, nach der Sie verlangen. Ihnen fehlt die echte Intimität oder Nähe. In einer solchen Beziehung verhalten sich die Partner eher wie Geschwister. Sie können beste Freunde und besonders

effektive Manager der Familie sein, aber Intimität zwischen ihnen als Paar ist kaum zu entdecken. Diese Partner schaffen Distanz, indem sie nebeneinanderher leben, zum Beispiel, indem sie völlig verschiedenen Interessen nachgehen, sich in Arbeit, Sport oder Computer verlieren. Wenn die Intimität weit genug aus dem Blick gerückt ist, suchen sie durch eine Hintertür Kontakt zu »Artgenossen«, eventuell in einer eigenen Beziehung, bei denen die Intimität ebenfalls ausgeblutet ist. Sie können sich fragen, warum es immer Sie trifft, dass Ihr Partner sich standhaft weigert, eine echte Verbindung einzugehen oder Nähe zuzulassen. Sie neigen dazu, all Ihre Zeit und Energie in das Funktionieren Ihrer Partnerschaft zu stecken, aber Sie stellen immer wieder fest, dass Sie ein totes Pferd antreiben. Es erfordert Mut, sich dann

zu fragen, ob Sie vielleicht auch selbst ein Problem damit haben, echte Intimität zuzulassen. Der starke Drang, sich mit einem anderen verbinden zu wollen, der das ablehnt, kann eine unbewusste Methode sein, eigene Ängste zu verdecken. Diese unbewusste Angst wirkt weiter als Saboteur, der sie immer wieder in dieselbe peinliche Rolle drängt. Wenn Sie Schwierigkeiten mit Intimität haben, neigen Sie oft auch sehr stark dazu, Ihren Single-Lebensstil, Ihre Freiheit und Unabhängigkeit beizubehalten. Wahrscheinlich brauchen Sie Raum, auch außerhalb von Liebesbeziehungen. Sie werden nicht leicht sesshaft oder gehen keine echte Verbindungen ein; stattdessen bleiben Sie auf der Suche nach dem »perfekten« Partner. Natürlich gibt es Gründe, warum Sie Angst

haben, eine Verbindung einzugehen, oder warum Sie eine Beziehung beenden wollen, zum Beispiel, wenn Sie einen starken Kinderwunsch haben und der/die andere nicht, wenn Sie sich in Ihrer persönlichen Entwicklung gebremst fühlen oder Sie einander nichts mehr zu sagen haben. Das sind legitime Gründe. In diesem Buch geht es um das immer wiederkehrende Muster, sich nicht verbinden zu können, weil immer wieder die Angst die Liebe verdrängt. Darin gibt es viele Abstufungen. Es gibt Menschen, die eine langfristige Beziehung eingehen und in dieser Beziehung die Angst vor Verbindung maskieren können. Sie fühlen sich dabei nicht wohl, kompensieren das aber auf andere Weise. Es gibt Menschen, bei denen allein der Gedanke an eine intime Beziehung große Angst auslöst oder die bei den ersten Liebesgefühlen so von Angst überwältigt